Alexei Alexejewitsch Wenediktow
Alexei Alexejewitsch Wenediktow (russisch Алексе́й Алексе́евич Венеди́ктов; * 18. Dezember 1955 in Moskau) ist ein russischer Journalist, Chefredakteur, Mitinhaber (18 %) und Moderator des Hörfunksenders „Echo Moskwy“.
Leben
Wenediktows gleichnamiger Vater, Absolvent der Pazifischen Höheren Marineschule namens S. O. Makarow, Marineoffizier Alexei Nikolajewitsch Wenediktow, war nur wenige Wochen vor Geburt seines Sohnes in stürmischer See vor der Küste Kamtschatkas ums Leben gekommen.[1] Der Großvater Nikolai diente beim sowjetischen Geheimdienst NKWD und war für seine militärischen Verdienste im Großen Vaterländischen Krieg mit dem Orden des Rotens Sterns ausgezeichnet worden.[2] Die Großmutter Nina Abramowna Dychowitschnaja war Bauingenieurin. Seine Mutter Eleonora Abramowna Dychowitschnaja war Ärztin jüdischer Herkunft und stammte aus einer prominenten Ingenieur-Generation. Zusammen mit Alexeis Schwester emigrierte sie 1983 in die USA.[3]
Wegen seiner schlechten Sicht (−10) wurde Wenedktow nach dem Schulabschluss nicht in die Armee einberufen. 1978 absolvierte er die Abendabteilung der Staatlichen Pädagogischen Universität Moskau. Im Anschluss daran arbeitete er für einige Zeit als Postbote. Wenediktow war zudem 20 jahrelang als Geschichtslehrer tätig, davon 19 Jahre in der Moskauer Schule Nr. 875.
Seine journalistische Karriere begann Wenediktow im Jahr 1990, als der Radiosender „Echo Moskwy“ an den Start ging. Vom einfachen Zeitungskolumnist stieg er 1995 zunächst zum Direktor der Informationsabteilung, 1998 schließlich zum Chefredakteur von „Echo Moskwy“. Seit 2002 ist er Präsident des Fernsehkonzerns „Echo-TV Russland“.[4] 2006 moderierte Wenediktow gemeinsam mit der bekannten Journalistin Swetlana Sorokina die kurzlebige Fernsehshow „W kruge Sweta“ (Im Kreis des Lichts) im TV-Sender Domaschny. Nach nur zwei Wochen wurde die Sendung wegen angeblicher Kritik am russischen Justizsystem eingestellt, obwohl der Chefproduzent Alexander Rodjanski beteuerte, sein Programm mische sich nicht in die politischen Themen ein.[5]
Die Aktienanteile von Echo Moskwy gehören zu 66 Prozent dem Gazprom-Media Holding, einer Tochtergesellschaft der Gazprombank.[6] Wenediktow behauptete in einem Interview im November 2014, Russlands Präsident Wladimir Putin habe einmal persönlich seine Sendung vor der Schließung durch Michail Lessin gerettet. Ihm zufolge habe es mindestens zwei ähnliche Versuche unter der Präsidentschaft von Dmitri Medwedew gegeben.[7] Aufgrund kritischer Berichterstattungen wird Wenediktow nach eigenen Aussagen vom tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow bedroht. Er und seine Familie stünden deshalb unter Personenschutz.[8]
Wenediktow wurde 2005, 2008 und 2011 in seiner Position als Chefredakteur von Echo Moskwy bestätigt.[9] 2014 wählte man ihn zum vierten Mal für weitere fünf Jahre zum leitenden Redakteur des russlandweit größten Rundfunksenders.[10] Er beschreibt seine politischen Einstellungen als konservativ und sich selbst als reaktionär, wobei Ronald Reagan und Margaret Thatcher seine „Idole in der Politik“ seien.[11]
Seit Oktober 2015 ist Wenediktow Inhaber des historischen Magazins Dilettant.[12] Er sitzt im öffentlichen Rat des Russischen Verteidigungsministeriums[13] und ist zudem Mitglied in der Stadtkammer von Moskau.[14]
Privat
Wenediktow ist seit April 1998 mit Jelena Sitnikowa verheiratet und hat einen Sohn, der auch seinen Namen trägt.[15]
Einzelnachweise
- Главный редактор радиостанции «Эхо Москвы» Алексей Венедиктов рассказал БГ о своем детстве. 1. Dezember 2011, abgerufen am 19. April 2018 (russisch).
- Венедиктов Николай Андрианович 1910г.р. Abgerufen am 19. April 2018 (russisch).
- Леонид Велехов: Алексей Венедиктов: "Я очень быстрый". 19. März 2016, abgerufen am 19. April 2018 (russisch).
- Венедиктов, Алексей. (lenta.ru [abgerufen am 19. April 2018]).
- Светлану Сорокину и Алексея Венедиктова вывели из круга. Программа „В круге света“ больше не выйдет в телеэфир. 15. September 2006, abgerufen am 19. April 2018 (russisch).
- Данила Гальперович: Алексей Венедиктов: смена гендиректора – попытка давления на редакционную политику «Эха Москвы». 19. Februar 2014, abgerufen am 19. April 2018 (russisch).
- «Я большой мальчик»: Интервью главного редактора «Эха Москвы» Алексея Венедиктова спецкору «Медузы» Илье Азару. In: Meduza. (meduza.io [abgerufen am 19. April 2018]).
- Pawel Koschkin: Alexej Wenediktow: „Ich sehe keine Voraussetzungen dafür, dass Putin geht“. 4. April 2016, abgerufen am 19. April 2018 (deutsch).
- Алексей Алексеевич Венедиктов. Биографическая справка. 14. Februar 2012, abgerufen am 19. April 2018 (russisch).
- Биография Алексея Венедиктова. 18. Dezember 2015, abgerufen am 19. April 2018 (russisch).
- Главный редактор радиостанции "Эхо Москвы" Алексей Венедиктов: "Я махровый реакционер". 27. Februar 2008, abgerufen am 19. April 2018 (russisch).
- «Я могу делать всё, что хочу». 18. Dezember 2015, abgerufen am 19. April 2018 (russisch).
- Общественный совет : Министерство обороны Российской Федерации. Abgerufen am 19. April 2018.
- Венедиктов: состав Общественной палаты Москвы сформирован полностью. 11. April 2016, abgerufen am 19. April 2018 (russisch).
- Алексей Венедиктов. Abgerufen am 19. April 2018.