Rossija Sewodnja
Rossija Sewodnja („Russland heute“, russisch Россия Сегодня; ) ist ein Medienunternehmen des russischen Staates in Moskau. Unter der Dachmarke Sputnik betreibt es ein Nachrichtenportal und Radiosender in 30 Sprachen.
Rossija Sewodnja | |
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Rechtsform | FGUP |
Gründung | Dezember 2013 |
Sitz | Moskau, Russland |
Branche | Medien |
Website | россиясегодня.рф |
Unternehmen
Das Unternehmen ging aus der ehemaligen Nachrichtenagentur RIA Novosti (früher Sowinformbüro), dem Auslandrundfunksender Stimme Russlands (früher Radio Moskau), dem Fernsehsender RT (früher Russia Today) und der an RT angeschlossenen TV-Agentur Ruptly hervor. Rossija Sewodnja wurde am 9. Dezember 2013 per Dekret des russischen Präsidenten gegründet[1] und wird von Dmitri Kisseljow geleitet.[2] Erste Chefredakteurin ist Margarita Simonowna Simonjan.
Gemäß dem russischen Wirtschaftsblatt „RBKdaily“ bekam Rossija Sewodnja für den Ausbau des internationalen Angebots für das Jahr 2015 rund 263 Millionen Euro.[3]
Geschichte
Durch Erlass Nr. 894, den der russische Präsident Wladimir Putin am 9. Dezember 2013 unterzeichnete, wurden die „Stimme Russlands“ und die Nachrichtenagentur RIA Novosti zu einer neuen, staatlichen Nachrichtenagentur mit dem Namen „Internationale Nachrichtenagentur Rossija Sewodnja“ zusammengeschlossen.[4][5][6][7]
Kisseljow, der am selben Tag mit Erlass Nr. 895 zum Generaldirektor der neuen Agentur bestellt wurde, gilt als ideologischer Hardliner und als Verfechter präsidialer autokratischer Tendenzen.[8] Kisseljow habe zwar auf einer Betriebsversammlung von RIA Novosti erklärt, „die alten Marken“ sollten auch innerhalb der neuen Organisation weitergeführt werden; das wurde aber nur auf RIA Novosti bezogen.[5] Zu den Olympischen Winterspielen im Februar 2014 wurde ein englischsprachiger Radiosender Sochi Today betrieben, der allerdings nicht von der englischen Redaktion der Stimme Russlands, sondern von dem Fernsehsender Russia Today beliefert wurde.[5]
Ausrichtung
Als Gründe für die Restrukturierung wurden Geldersparnis[5] und die Neuausrichtung der Selbstdarstellung Russlands angesichts zunehmender Spannungen mit dem Westen genannt.[9]
Die Entwicklung ist kritisch aufgenommen worden. Der Vorsitzende des Moskauer Journalistenverbandes Pawel Gussew sagte, es handele sich dabei um die „Wiederbelebung sowjetischer Prinzipien“. Kisseljow war zuletzt im Sommer 2013 durch homophobe Äußerungen aufgefallen und verglich Putin an dessen 60. Geburtstag in einem positiven Sinne mit dem Diktator Josef Stalin.[6]
Sputnik
Anstelle der mehrsprachigen Dienste der früheren Nachrichtenagentur RIA Novosti und des Auslandsrundfunks Stimme Russlands trat Ende 2014 schrittweise der neue Mediendienst Sputnik.[10] Seit Weihnachten 2014 sind das Internetportal sputniknews.com (mittlerweile ist die deutschsprachige Website umbenannt in snanews.de) und der Radiosender SNA in deutscher Sprache verfügbar.[11]
Nach eigener Aussage soll der Dienst die russische Interpretation der globalen Geschehnisse darstellen.[12] Ein Think-Tank namens Sinowjew-Klub verfasst politische Kommentare für Sputnik. Das nach dem Schriftsteller Alexander Sinowjew benannte Expertenforum verfolgt nach eigener Aussage das Ziel, mit „fundierten Analysen und Kommentaren ein gerechtes Russlandbild zu vermitteln“.[13]
Sonstiges
Am 17. Oktober 2015 war Rossija Sewodnja das Ziel eines DDoS-Angriffs, der vorübergehend den Zugriff auf die Webseiten der Nachrichtenagentur unmöglich machte.[14][15]
Weblinks
- Rossija Sewodnja (auf Russisch)
- Über die internationale Nachrichtenagentur Rossiya Segodnya (Memento vom 26. Juni 2014 im Internet Archive) (Eigendarstellung RIA in der Version Juni 2014)
Einzelnachweise
- Margarita Simonyan erfuhr die Einrichtung der Agentur, „Russia Today“ aus den Medien, lenta.ru, 9. Dezember 2013
- Putin gründet großen Propaganda-Apparat, dpa/Handelsblatt vom 9. Dezember 2013, abgerufen am 6. April 2014.
- Propaganda-Portal – Wladimir Putins zweifelhafte Zeugen, Stuttgarter Zeitung, 20. November 2014
- Voice of Russia absorbed by nascent Rossiya Segodnya newswire. In: Voice of Russia. 9. Dezember 2013, archiviert vom Original am 14. April 2014; abgerufen am 13. Dezember 2013 (englisch, Pressemitteilung).
- Kai Ludwig: Stimme Rußlands wird liquidiert (aktualisiert) (Memento vom 14. Dezember 2013 im Internet Archive). In: RBB Radio eins Medienmagazin. 9. Dezember 2013. Mit Aktualisierungen bis 13. Dezember 2013. Abgerufen am 14. Dezember 2013.
- Klaus-Helge Donath: Die Propaganda-Megamaschine. In: taz.de. 11. Dezember 2013. Abgerufen am 13. Dezember 2013.
- Russland schmiedet große Nachrichtenagentur (Memento vom 11. Dezember 2013 im Internet Archive). In: tagesschau.de. 9. Dezember 2013. Abgerufen am 13. Dezember 2013.
- Neuer Kreml-treuer Medienkonzern: Putin betraut Schwulen-Hasser mit Staatspropaganda, Focus vom 9. Dezember 2013, abgerufen am 6. April 2014.
- Fred Weir: Kremlin Spin: Does Media Overhaul Herald New Propaganda Push? (Memento vom 10. Juni 2014 im Internet Archive). In: The Christian Science Monitor. 9. Dezember 2013. Abgerufen via HighBeam Research (Zugang über The Wikipedia Library) am 14. Dezember 2013.
- http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Politik/d/5689780/moskau-will--westliche-propaganda--bekaempfen.html
- https://web.archive.org/web/20141226215901/http://de.sputniknews.com/panorama/20141224/300354128.html
- Hubertus Volmer: „Medienkrieg mit dem Westen: Russland bringt Sputnik an den Start“, n-tv, 12. November 2014. Abfragedatum: 31. Dezember 2014.
- Sinowjew-Klub, abgerufen am 8. Juli 2020.
- Hackerangriff: DDoS-Attacke legte Webseiten von „Rossiya Segodnya“ lahm. In: de.sputniknews.com. 18. Oktober 2015, abgerufen am 18. Oktober 2015.
- Rossiya Segodnya Information Agency Suffers Major DDoS Attack. In: DDoS Attacks. ddosattacks.net, abgerufen am 22. Oktober 2015 (englisch).