Stetten am kalten Markt
Stetten am kalten Markt (Stetten a. k. M.) ist eine Gemeinde und eine Ortschaft im Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg. Überregional ist Stetten mit dem Truppenübungsplatz Heuberg, dem Lager Heuberg und der Alb-Kaserne als Militärstandort bekannt.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Tübingen | |
Landkreis: | Sigmaringen | |
Höhe: | 768 m ü. NHN | |
Fläche: | 56,47 km2 | |
Einwohner: | 4724 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 84 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 72510 | |
Vorwahl: | 07573 | |
Kfz-Kennzeichen: | SIG, SLG, STO, ÜB | |
Gemeindeschlüssel: | 08 4 37 107 | |
Gemeindegliederung: | 5 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Schlosshof 1 72510 Stetten am kalten Markt | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Maik Lehn | |
Lage der Gemeinde Stetten am kalten Markt im Landkreis Sigmaringen | ||
Geographie
Geographische Lage
Die Gesamtgemeinde Stetten am kalten Markt liegt mit ihrer Gemarkungsfläche von 5637 Hektar (Stand: 30. Juni 2014)[2] auf einer Höhenlage zwischen 640 und 866 Metern über dem Meeresspiegel. Die Gemeinde gehört zum ehemals badischen Teil des Heubergs und zum Naturpark Obere Donau. Durch den Stettener Ortsteil Storzingen fließt die Schmeie.
Gemeindegliederung
Zur Gemeinde gehören der Kernort Stetten am kalten Markt und die Ortsteile Nusplingen, Frohnstetten, Storzingen und Glashütte mit den Orten Unterglashütte und Oberglashütte.
Die Gemeinde Stetten am kalten Markt besteht aus den Gemeindeteilen Frohnstetten (mit dem Dorf Frohnstetten und dem Gehöft Schmeienhöfe), Glashütte (Baden) (mit den Dörfern Oberglashütte und Unterglashütte), Stetten am kalten Markt (mit den Dörfern Stetten am kalten Markt und Nusplingen, dem Gehöft Steighöfe und den Häusern Auf dem Berg (Berghäuser), Heilstätte Heuberg, Kläranlage und Lager Heuberg) und Storzingen (mit dem Dorf Storzingen und dem Gehöft Neuhaus).[3]
Stetten, Nusplingen und Glashütte gehörten zum Land Baden, Frohnstetten und Storzingen gehörten bis 1849 zum Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen und danach zu den Hohenzollerischen Landen und waren somit preußisch.
Die Wüstung Weinitz im Hardt war ein Weiler auf der Gemarkung von Frohnstetten, der im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) abgegangen ist.
Wappen | Ortsteil | Einwohner (Stand: 30. Juni 2014)[2] | Fläche (Stand: 30. Juni 2014)[2] |
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Stetten am kalten Markt (Kernort) | 3051 | 2593 ha | |
Nusplingen (Wohnplatz) | 226 | – | |
Frohnstetten | 1089 | 1459 ha | |
Glashütte | 350 | 846 ha | |
Storzingen | 352 | 739 ha |
Schutzgebiete
Stetten am kalten Markt hat Anteil am Landschaftsschutzgebiet Donau- und Schmeiental und an den FFH-Gebieten Oberes Donautal zwischen Beuron und Sigmaringen, Schmeietal und Truppenübungsplatz Heuberg. Auch das Vogelschutzgebiet Südwestalb und Oberes Donautal liegt teilweise auf Stettener Gemarkung.
Stetten gehört außerdem mit dem größten Teil der Gemeindefläche zum Naturpark Obere Donau.[4]
Geschichte
Funde im heutigen Gemeindegebiet belegen eine Besiedlung um 800 bis 600 vor Christus durch die Kelten.[5] Der aus alemannischer Zeit stammende Ort ist als Stetten by Kaltenmark im Jahr 799 als Besitz des Klosters Reichenau urkundlich erwähnt und kam im 13. Jahrhundert an die Grafschaft Hohenberg. Im Jahr 1283 wird Stetten als befestigter Ort bezeichnet (oppidum).
1343 kam die Ortschaft an die Herren von Jungingen, 1350 an die Herren von Magenbuch. Die Landeshoheit lag seit 1381 de facto beim Haus Habsburg.[6] Unter dieser österreichischen Oberhoheit erlebte Stetten seine Blüte unter den Herren von Hausen. Diese hatten die Ortschaft seit 1432 inne und erbauten im 16. Jahrhundert das Schloss (heute Rathaus).
In der napoleonischen Zeit kam Stetten zunächst an Württemberg, 1810 an Baden. Der heutige Ortsteil Frohnstetten war 1806 an Hohenzollern-Sigmaringen gelangt. 1910 wurde in Stetten der badische Truppenübungsplatz Heuberg eingerichtet.
In den Gebäuden eines früheren „Großkinderheimes“ nahe dem Lager Heuberg auf dem Areal des Truppenübungsplatzes wurde eines der ersten Konzentrationslager der Nationalsozialisten in Deutschland eingerichtet. Es existierte von März bis Dezember 1933. Etwa 15.000 Gegner des Nationalsozialismus wurden hier festgehalten, so z. B. der spätere erste Nachkriegsvorsitzende der SPD Kurt Schumacher sowie der Initiator der Auschwitzprozesse Fritz Bauer. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Heuberg Ausbildungslager für die bisher als „wehrunwürdig“ geltenden politischen Gegner des Regimes bzw. Kriminelle, die hier in der „Bewährungseinheit“ genannten Strafdivision 999 für den Kriegseinsatz in Sondereinheiten ausgebildet wurden, die den Rückzug regulärer Wehrmachtstruppenteile unter einkalkulierter eigener Vernichtung decken sollten. Allein 39 solcher „Bewährungssoldaten“ wurden innerhalb eines Jahres auf dem Heuberg ermordet. Seit 1983 erinnert ein von der SPD Baden-Württemberg errichtetes Mahnmal des Bildhauers Reinhard Bombsch bei der Drei-Tritten-Kapelle an die NS-Opfer des Heubergs. Auf dem Russenfriedhof wird seit 1986 auch der Opfer der Strafdivision 999 mit einem Gedenkstein gedacht. An eine unbekannte Zahl umgekommener sowjetischer Kriegsgefangener eines Kriegsgefangenenlagers, das ebenfalls auf dem Areal bestand, erinnert ein Gedenkstein mit einer eher verschleiernden Inschrift.[7]
Von einer Startrampe auf dem Ochsenkopf des Truppenübungsplatzes startete am 1. März 1945 der Luftwaffenpilot Lothar Sieber in einer Bachem Ba 349 „Natter“ zum ersten bemannten Senkrechtstart eines Raketenflugzeugs. Sieber kam beim Absturz in der Nähe des Ortsteils Nusplingen ums Leben, seine sterblichen Überreste wurden am 3. März 1945 mit militärischen Ehren auf dem Friedhof von Stetten a. k. M. beigesetzt.
1966 wurde der Bundeswehrstandort Stetten am kalten Markt um die Alb-Kaserne erweitert.
Mit Inkrafttreten der Kreisreform des Landes Baden-Württemberg wurde zum 1. Januar 1973 der badische Landkreis Stockach aufgelöst, Stetten wurde dem Landkreis Sigmaringen zugeordnet.
Namensursprung
Um den Namensursprung des Ortsnamens rankt sich eine Sage, die besagt, dass angeblich mitten im Juni eine Geiß auf dem Marktplatz von Stetten erfroren sein soll und so dem Ort seinen Namen gab. Die Geschichte von der im Juni erfrorenen Ziege auf dem Stettener Marktplatz ist eine Mär. Sollte je eine weibliche Hausziege in Stetten bei der Vermarktung zu Tode gekommen sein, so lag das sicher nicht am „kalten Markt“. Wahrscheinlicher ist, dass der Besitzer ein krankes Tier in der Hoffnung feilbot, dass es erst nach dem Verkauf das Zeitliche segnet.[8][9]
Eingemeindungen
Nusplingen wurde bereits zum 1. April 1936 durch die Nationalsozialisten zwangseingemeindet,[10] Storzingen kam am 1. Januar 1972 auf eigenen Wunsch hinzu. Die heutige Gemeinde wurde am 1. Januar 1975 durch die Vereinigung der Gemeinden Stetten am kalten Markt, Glashütte (Baden) und Frohnstetten neu gebildet.[11][A 1]
Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohner |
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1961 | 4941 |
1970 | 5930 |
1991 | 5289 |
1995 | 5549 |
2005 | 5345 |
2010 | 5091 |
2015 | 4798 |
2020 | 4724 |
Die Angaben von 1961 und 1970 beziehen sich auf das heutige Gebiet der Gemeinde.
- Im Jahr 1961 lebten von den 4941 Einwohnern in Frohnstetten 900, in Glashütte (Baden) 359, in Stetten am kalten Markt 3329 und in Storzingen 353.
- Im Jahr 1970 lebten von den 5930 Einwohnern in Frohnstetten 1051, in Glashütte (Baden) 393, in Stetten am kalten Markt 4067 und in Storzingen 419.
Religion
Der größte Teil der Bevölkerung ist römisch-katholisch, außerdem besteht eine evangelische Kirchengemeinde.
Politik
Gemeinderat
Die Kommunalwahl am 25. Mai 2014 führte zu folgendem amtlichen Endergebnis.[12] Die Wahlbeteiligung betrug 58,0 % (2009: 56,9 %). Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.
Partei / Liste | Stimmenanteil | Sitze | Ergebnis 2009 |
Freie Wähler | 43,7 % | 7 | 57,6 %, 8 Sitze |
CDU | 34,6 % | 4 | 39,9 %, 6 Sitze |
Initiative Lebenswertes Stetten am kalten Markt | 21,7 % | 3 | 0 %, 0 Sitze |
Interessengemeinschaft Stettener Bürger | 0 % | 0 | 2,5 %, 0 Sitze |
Bürgermeister
- 1945–1957: Dominikus Gallus
- 1957–1966: Wilhelm Klek
- 1966–1991 Horst Lupfer
- 1991–2015: Gregor Hipp (CDU)
- seit 2015: Maik Lehn (CDU)[13]
Partnerschaften
Seit 1982 besteht eine Städtepartnerschaft mit Montlhéry in der Nähe von Paris (Frankreich). Als äußeres Zeichen der Partnerschaft befindet sich auf dem „Platz von Montlhéry“ in Stetten ein Stein vom La tour de Montlhéry, dem Turm und Wahrzeichen der Partnerstadt.[14]
Wappen
Das Wappen von Stetten am kalten Markt zeigt einen von Silber und Rot gevierten Schild mit einem durchgehenden facettierten Kreuz in verwechselten Farben.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die Kommune ist dem Tourismusverband „Donaubergland“ angeschlossen.
Museen
Am 21. September 2013 eröffnete die Militärgeschichtliche Sammlung des Standortes Stetten am kalten Markt im Gebäude der ehemaligen Offiziersspeiseanstalt und ist nun öffentlich zugänglich.[15] Die Militärgeschichtliche Sammlung des Standortes Stetten a. k. M. im Lager Heuberg war zuvor eine dienstliche Einrichtung der Bundeswehr mit 700 Quadratmetern Ausstellungsfläche, die über 90 Jahre Militärgeschichte der Garnison von der Kaiserzeit bis zur Bundeswehr zeigte. Ausgestellt sind Uniformen, Fahrzeuge, Bilder, Bücher und Weiteres. Neben einem im Startgerüst hängenden Nachbau der Natter wurde auch die Geschichte der Bewährungseinheit 999 ausführlich dargestellt. Eine Besichtigung war nur nach Vorlage des Personalausweises an der Wache der Alb-Kaserne möglich und dies auch nur an ausgewählten Tagen im Jahr.[16]
Das Feuerwehrmuseum befindet sich zusammen mit dem Traditionskabinett des örtlichen Deutschen Roten Kreuzes seit 2018 im ehemaligen Amtshaus in der Hardtstraße.[17] Die Feuerwehr präsentiert eine umfangreiche Sammlung von historischen Feuerwehruniformen, -helmen und -abzeichen aus vielen Ländern Europas sowie feuerwehrtechnische Exponate. Das Deutsche Rote Kreuz wartet mit Exponaten, Abzeichen und Dokumenten aus der Entwicklung des Sanitätswesens, insbesondere aber auch aus der eigenen, über 100-jährigen Geschichte dies hiesigen Ortsvereins auf. Die Sammlungen sind nach Voranmeldung zu besichtigen.
Vereine
Viele Vereine haben in Stetten ihren Sitz. Einer der wichtigsten für die Region und für den Naturpark Obere Donau ist die Aktion Ruinenschutz Oberes Donautal e. V. Der Verein wurde im Jahr 1975 von Erhard Grüninger zunächst als eine Art Patenverein für alle Burgruinen im Donautal gegründet. Angesichts der Kosten ein zu hoch gestecktes Ziel. Deswegen hat sich der Verein alsbald der Sanierung der Ruine Falkenstein gewidmet. In den 1980er Jahren zählte der Verein fast 250 Mitglieder aus ganz Deutschland. Zwischen 1977 und 1989 hatte sich der damalige Vorsitzende Grüninger mit großem Engagement für die Sanierung der Falkenstein eingesetzt. Nach abgeschlossener Sanierung wurde der Verein nicht aufgelöst, sondern existierte passiv und ruhte seit der Krankheit und dem Tod Grüningers im Jahr 2000. 1993 hatte die letzte Mitgliederversammlung stattgefunden. Der Verein wurde am 5. Mai 2006 reaktiviert und wieder handlungsfähig gemacht, weil einige Sanierungsarbeiten auf der Ruine Falkenstein anfielen und die lange vorgesehene Beschilderung in Angriff genommen werden sollte. Mit der Reaktivierung wurde Wilhelm Rößler, ehemaliger Gauobmann und Funktionär des Schwäbischen Albvereins, zum Vorstand gemacht. Über die Sanierung und Beschilderung der Ruine Falkenstein (2006/2007) hinaus engagierte sich der Verein weiterhin um die Sanierung der Ruine Hausen (2007/2008) und seit 2009 der Burgruine Weckenstein.
Bauwerke
- Die Kirche St. Mauritius in Stetten ziert eine der gewaltigsten barocken Altarschöpfungen der Region. Die heutige Pfarrkirche wurde am 9. November 1631 eingeweiht. Als ihr Bauherr gilt Joachim der Jüngere, Freiherr zu Hausen und Stetten, der 1624 mit dem Bau begonnen hatte. Das Deckengebälk, das auf den Außenwänden auf Mauerschwellen aufliegt, stammt aus der Erbauungszeit um 1630.[18] Die Turmfundamente der heutigen Kirche waren vorab Chorraum einer Vorgängerkirche. Auch diese wurde durch die Herren von Hausen gefördert, ein Wappenschild der Herren von Hausen mit der Jahreszahl 1486 lässt dies vermuten. Im unteren Turmteil konnten 1993/94 Fresken eines Kreuzweg-Bilderzyklus gesichert werden. Die Malschicht war vermutlich im 14. und 15. Jahrhundert mit organischen Bindemitteln direkt auf den Putz aufgetragen worden.[19] Das Deckengebälk des alten Kirchenschiffs aus dem Jahr 1630 war im Auflagebereich zu 80 Prozent durch Hausschwamm geschädigt und musste 2010 ausgetauscht werden.[20] Die Kirche mit barockem Glockenstuhl weist Treppen mit mittelalterlichen Keilstufen auf.[21]
- Die 1938 errichtete evangelische Hindenburg-Gedächtniskirche („Blaue Kirche“) ist ein Werk des protestantischen Kirchenbau-Architekten Otto Bartning.[22]
- Die Drei-Tritten-Kapelle liegt am Rande des Truppenübungsplatzes Heuberg und ist als kleiner Wallfahrtsort bekannt. Einer Erzählung nach verdankt sie ihren Namen dem seltsamen Erlebnis eines Fuhrknechts, bei dem hier Jesus höchstpersönlich lästerndes Gesindel vertrieben haben soll.[23] Das Bauwerk stammt aus dem 17. Jahrhundert und hat 15 Bildstöcke mit Kreuzwegstationen.
- Die Friedhofs- oder Sebastianskapelle in Frohnstetten ist von 1938 und hat einen neugotischen Altar, ein Kruzifix des Bildhauers Alfons Marmon, sowie Plastiken des Strübbildhauers.
- Im Ortsteil Frohnstetten befindet sich die Kirche St. Sylvester. Sie stammt aus dem Jahr 1617, hat ein Totenbeinhäuslein und einen Rokokoaltar. Ein Ehrenmal zum Gedenken der Kriegstoten befindet sich an der Hilb.
- Die Storzinger Kirche St. Zeno verfügt über ein Hochaltarblatt und weitere Gemälde von Andreas Meinrad von Ow.[24]
- Das Schloss Stetten der Herren von Hausen ist ein Spätrenaissancebau und beherbergt heute das Rathaus der Gemeinde. Es zeigt sich mit einer prachtvollen Treppe in Form eines Auditoriums. Das Rathaus und seine Treppe sind häufig Kulisse und Bühne für kulturelle Freiluftveranstaltungen.[25]
- Das so genannte Goreth-Haus, am Schlosshof 2, ist nach bauhistorischer Untersuchung ein wertvolles Renaissance-Gebäude aus dem 16. Jahrhundert und gehörte einst zum Gebäudeensemble des Schlosses und liegt diesem direkt gegenüber. 2008 gelang es der Gemeinde nach langen Verhandlungen das Bauwerk zu kaufen. Es hatte viele bauliche Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte mitgemacht. Das Obergeschoss, in dem man wertvolle Stuckdecken und Barockwände wieder gefunden hat, ist vollständig erhaltenen. Der Originaldachstuhl ist ebenfalls gut erhalten.[26][27] Das Treppenhaus durchläuft einen angesetzten Turmbau mit aufgesetztem Helmdach.[28] Nach Beginn der Sanierungsmaßnahmen 2010 sind inzwischen die Garagenanbauten beseitigt, die Fenster und Zugänge erneuert und das komplette Gebäude verputzt. Im Januar 2011 begannen die Malerarbeiten an der Außenfassade.[29]
- Die Schauenburg ist eine Burg, die bereits 1430 zerstört wurde.[30]
- Das Gasthaus Kreuz ist ein fast 500 Jahre altes Fachwerkhaus in Stettens Ortsmitte. Es war einst Amtssitz des Obervogtes und Gästehaus der Herrschaft von Hausen, später im Besitz der Fugger, konnte nach Zeiten des Leerstands und des Verfalls 1986 durch eine Bürgerinitiative vor dem Abriss gerettet werden.[31]
- Der Güring’sche Hardthof liegt zwischen Nusplingen und Unterschmeien. Der namhafte Pferdezuchtbetrieb hat preisgekrönte Sportpferde hervorgebracht.[32]
Sport
Der Skiclub 1968 e. V. Stetten am kalten Markt unterhält einen Skihang mit Lift[33] und Flutlicht[34]. Die Skisportanlage verfügt außerdem über einen Funpark mit Halfpipe, Sprungschanze und Wellenschaukeln.[35] Die Lifthütte wird bewirtet. Hinzu kommen noch präparierte Loipen: Bei der „Stetter Loipe“ handelt es sich um eine sechs Kilometer lange Rundwanderloipe und eine zehn Kilometer lange Doppelspurloipe.[36] Es gibt noch eine weitere Loipe mit drei Kilometern Länge.[35] Neben dem Skihang auf der anderen Straßenseite befindet sich auch noch der Rodelhang namens „Ohrenhälmle“ mit beachtlicher Länge, verschiedenen Schnelligkeitsgraden und Rodelmöglichkeiten.[35]
Regelmäßige Veranstaltungen
- Die Narrenzunft Bockzunft betreibt die schwäbisch-alemannische Fasnet. Die Tiermaske Bock, die auf das Wappentier der Herren von Stetten zurückgeht, ist eine Lindenholzlarve, mit originalen Widderhörnern. Eine weitere Gruppe der Zunft sind die Marktweiber, die Bürgersfrauen des 19. Jahrhunderts nachempfunden sind. Daneben gibt es Einzelfiguren wie den Johann-Jakob-Scheiffele, die Hudl-Ann und den Narrenpolizist.
- Das Spectaculum ist ein historisches Fest. Es beruht auf geschichtlichen Begebenheiten und wird in großem Stil im Wechsel mit dem Sommertheater ausgerichtet. Teilnehmende und Ausführende des Spectaculums sind Stettener Bürger.[37]
- Der Stettener Oktober mit verkaufsoffenem Sonntag findet am zweiten Oktoberwochenende statt. Er wird vom Stettener Wirtschaftsverbund veranstaltet. Eröffnet wird die vielseitige Großveranstaltung am Tag zuvor mit dem Frauenlauf.[38]
Kulinarische Spezialitäten
In der Fastnachtszeit ist in Stetten am kalten Markt das Bock-Määh-Mahli erhältlich. Bei diesem Süßgebäck handelt es sich um ein Schokoladenbiskuit mit Cremefüllung und fruchtigen Kirschen darauf.[39]
Wirtschaft und Infrastruktur
Ansässige Unternehmen
Die Gemeinde Stetten bietet zahlreiche gastronomische Betriebe und Übernachtungsmöglichkeiten. Einer der größten Arbeitgeber der Gemeinde ist die primion Technology AG. Sie produziert Hard- und Softwarekomponenten zur Zutrittskontrolle und Zeiterfassung.
Verkehr
Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet. Die Gemeinde befindet sich in der Wabe 440. Im Ortsteil Storzingen befindet sich eine Station an der Zollernalbbahn (Tübingen–Aulendorf).
Garnison
Die Garnison in Stetten besteht aus dem Lager Heuberg, der Alb-Kaserne und dem Truppenübungsplatz Heuberg.
Stetten ist mit rund 2200 stationierten Soldaten einer der größten Bundeswehr-Standorte in Süddeutschland. Nach Angabe der Stadtverwaltung sind jährlich zusätzlich zu der Stamm-Garnison etwa 1300 Soldaten in Stetten gemeldet.
Der Truppenübungsplatz wurde in den Jahren nach 1910 eingerichtet. Von 1945 bis 1959 stand er unter der Verwaltung der französischen Streitkräfte (FFA). Nach der Übernahme durch die Bundeswehr blieb jedoch ein Teil des Areals bis 1997 für die FFA reserviert.
Seit 1972 gibt es in Stetten am kalten Markt ein Hallenbad. Die Schwimmhalle wurde von der Bundeswehr für die Soldaten errichtet, aufgrund eines Mitbenutzungsvertrags kann es auch von der Bevölkerung und dem Schulzentrum Stetten genutzt werden. Im Jahr 1988 wurde die Schwimmhalle mit dem 12,5 Meter breiten und 25 Meter langen Schwimmbecken saniert.[40]
Windkraft
Der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben hat mit dem Standort Storzingen eines von nur drei Vorranggebieten im Teilregionalplan Windenergie für bedeutsame Windkraftanlagen ausgewiesen.[41][42]
Photovoltaik
Mit dem Sondergebiet Photovoltaikanlage Neuhaus wurde auf einem rund elf Hektar großen Gelände beim Gehöft Neuhaus die zu diesem Zeitpunkt zweitgrößte Freiflächenanlage Baden-Württembergs mit rund 45.000 Dünnschichtmodulen von weit über 100.000 Quadratmetern im September 2008 in Betrieb genommen. Die Gesamtleistung der Photovoltaikanlage bemisst sich auf 3,3 MWp. Die Anlage wird vom Unternehmen Epuron aus Hamburg betrieben.[43]
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Gregor Hauser (1470–1520), Wiener Dombaumeister
- Liborius Stengel (1801–1835), Theologe und Hochschullehrer
- Alfred Ritter (1885–1952), Gründer der Schokoladenfabrik Alfred Ritter GmbH & Co. KG
- Max Eyrich (1897–1962), Arzt, Psychiater und Rassentheoretiker
- Ernst-Reinhard Beck (* 1945), Mitglied des Bundestags (CDU)
- Wolfgang Urban (* 1948), Diakon, Diözesankonservator und Kustos i. R. des Diözesanmuseums der Diözese Rottenburg-Stuttgart
- Michael Beck (* 1960), Oberbürgermeister der Stadt Tuttlingen (CDU)
- Wolfgang Fuhr (* 1966), Jazzmusiker
Literatur
- Erika Jeuck, Wolfgang Schaffer (Hrsg.): 1200 Jahre Stetten am kalten Markt. 799–1999. Geschichte der Gemeinde und ihrer Ortsteile, Süddeutsche Verlagsgesellschaft, Ulm 1999 ISBN 3-88294-275-4.
- Walther Genzmer (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns. Band 2; Kreis Sigmaringen. W. Speemann, Stuttgart 1948.
Weblinks
Anmerkungen
- Nach den Aufzeichnungen des Chronisten Karl Rebholz soll Nusplingen bei der Eingemeindung die geringe Summe von 30 Goldmark besessen haben. Im Verhältnis waren die anderen Stettener Ortsteile bei ihrer Eingemeindung wesentlich ärmer. Vgl. Susanne Grimm (sgr): Nusplinger machen sich Gedanken über Jubiläumsfest am 21. und 22. Mai. Vor 75 Jahren wurde Nusplingen von Stetten eingemeindet – Schwerpunkt des Festes ist die Dorfentwicklung. In: Schwäbische Zeitung vom 18. März 2011.
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2020 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- Stetten in Zahlen auf der Internetseite der Gemeinde Stetten am kalten Markt; abgerufen am 4. Juli 2015
- Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VII: Regierungsbezirk Tübingen. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004807-4. S. 795–882.
- Daten- und Kartendienst der LUBW
- Chronik. Gemeinde Stetten am kalten Markt, abgerufen am 7. Oktober 2020.
- Max Miller, Gerhard Taddey (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 6: Baden-Württemberg (= Kröners Taschenausgabe. Band 276). 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 1980, ISBN 3-520-27602-X, S. 760.
- Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 85ff.
- Susanne Grimm (sgr): Wetter. In: Wir in Stetten am kalten Markt. In: Schwäbische Zeitung vom 12. März 2011.
- zur Etymologie → Gemeinde Stetten am kalten Markt > Chronik/Geschichte
- Informationsabend: Nusplingen feiert 75 Jahre Eingemeindung. In: Südkurier vom 12. Februar 2011
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 502 und 550.
- Südkurier, Wahlportal 2014, abgerufen am 8. Juli 2015 (Memento vom 8. Juli 2015 im Internet Archive)
- Gerd Feuerstein: Bürgermeister Maik Lehn zieht Halbzeitbilanz In: Südkurier 3. Mai 2019
- Besuch in Frankreich: Partner aus Montlhéry und Stetten tauschen sich aus. Freude über „Place Stetten a.k.M.“. In: Südkurier vom 19. November 2008
- Neueröffnung Militärgeschichtliche Sammlung des Standortes Stetten am kalten Markt
- Hermann-Peter Steinmüller: Militärmuseum öffnet im Mai. In: Südkurier 19. Oktober 2012
- Gerd Feuerstein: Stettener Feuerwehrleute blicken auf bewegtes 2018 zurück In: Südkurier 15. Januar 2019
- Susanne Grimm (sgr): Sanierung. Kirche: Baustelle bleibt bis Weihnachten. In: Schwäbische Zeitung vom 15. Oktober 2010
- Ursula Mallkowsky (sky): Geschichte zum Anfassen im Turm der Pfarrkirche Stetten a.k.M. gut aufgehoben. Blechblumen aus barocker Zeit. In: Südkurier vom 13. Mai 2009
- Gerd Feuerstein (gfe): Die Suche nach dem Holzschwamm. In: Südkurier vom 7. Mai 2010
- Gerd Feuerstein (gfe): Innenrenovierung führt zu Beeinträchtigung. In: Südkurier vom 20. Oktober 2010
- Ulrich Bayer: Die evangelische Kirchengemeinde Stetten a.k.M. von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart. In: Erika Jeuck, Wolfgang Schaffer (Hrsg.): 1200 Jahre Stetten am kalten Markt, Ulm 1999, S. 451–461
- Susanne Grimm (sgr): Drei-Tritten-Kapelle. In: Wir in Stetten am kalten Markt. In: Schwäbische Zeitung vom 12. März 2011
- Karl-Peter Neusch: Volkstrauertag. Frohnstetten gedenkt der Kriegstoten. In: Schwäbische Zeitung vom 18. November 2008
- Susanne Grimm (sgr): Rathaus. In: Wir in Stetten am kalten Markt. In: Schwäbische Zeitung vom 12. März 2011
- Susanne Grimm (sgr): Gemeinderat Stetten a.k.M. Vertagt: Sanierung des Goreth-Hauses bleibt ungewiss. In: Schwäbische Zeitung vom 24. Juni 2010
- Susanne Grimm (sgr): Haus Goreth bekommt neue Fassade. In: Schwäbische Zeitung vom 15. Oktober 2009
- Gerd Feuerstein (gfe): Markantes Gebäude wird saniert. In: Südkurier vom 4. Juni 2010
- Kurt Loescher (loe): Haus Goreth wertet das Zentrum auf. In: Südkurier vom 18. Januar 2011
- Von Fels zu Fels. S. 17–19. In: Wanderbar …die schönsten Routen. Erlebnis Kreis Sigmaringen. Landratsamt Sigmaringen, Druckerei Schönebeck, Meßkirch 2004.
- Susanne Grimm (sgr): Gasthaus Kreuz. In: Wir in Stetten am kalten Markt. In: Schwäbische Zeitung vom 12. März 2011
- Susanne Grimm (sgr): Güring’scher Hardthof. In: Wir in Stetten am kalten Markt. In: Schwäbische Zeitung vom 12. März 2011
- Dennis Knappe: Wintersport. Skilifte der Region nehmen Betrieb auf. In: Schwäbische Zeitung vom 28. November 2008
- Karlheinz Fahlbusch (kf): Winterspaß im Landkreis. Loipen sind gespurt. In: Südkurier vom 9. Januar 2009
- Skigebiete in unserer Region. In: Schwäbische Zeitung vom 4. Dezember 2010
- Ignaz Stösser (ist): Wintersportler tummeln sich auf den Pisten der Alb. In: Schwäbische Zeitung vom 15. Januar 2010
- Susanne Grimm (sgr): Spectaculum. In: Wir in Stetten am kalten Markt. In: Schwäbische Zeitung vom 12. März 2011
- Susanne Grimm (sgr): Stettener Oktober. In: Wir in Stetten am kalten Markt. In: Schwäbische Zeitung vom 12. März 2011
- Ursula Mallkowsky (sky): Süßes Markenzeichen stärkt die Narren. In: Südkurier vom 12. Februar 2009
- Susanne Grimm (sgr): Badespaß: Ohne Bundeswehr gäbe es kein Hallenbad. Im Jahr 1988 wurde die Schwimmhalle von Grund auf saniert. In: Schwäbische Zeitung vom 5. April 2011
- Gerd Ahrendt (ahr): Umstrittene Gebiete. In: Südkurier vom 10. Juli 2010
- Gerd Ahrendt (ahr), Hermann-Peter Steinmüller (hps): Gegenwind in Oberschwaben. In: Südkurier vom 10. Juli 2010
- Gerd Feuerstein (gfe): Schillernde Angelegenheit. In: Südkurier vom 9. August 2008
- Susanne Grimm: Stetten trauert um seine Ehrenbürgerin Eugenia Beil. In: Schäbische Zeitung vom 2. Juni 2019
- Gerd Feuerstein (gfe): Verabschiedung: Bürgermeister Gregor Hipp ist Ehrenbürger. In: Südkurier vom 29. März 2015
- Ehrenbürger von Stetten am kalten Markt: Horst Lupfer, abgerufen am 03. Juni 2019
- Ehrenbürger von Stetten am kalten Markt: Lothar Wiest, abgerufen am 03. Juni 2019
- Eintrag Lothar Wiest auf kinder-in-uganda.de, abgerufen am 03. Mai 2019