Friedrich Stieve

Friedrich Stieve (* 14. Oktober 1884 i​n München; † 3. Januar 1966 i​n München[1])[2] w​ar ein deutscher Schriftsteller, Historiker u​nd Diplomat.

Stieve mit Ingrids Nichte Verna in Saltsjöbaden, Stockholm 1906.

Leben

Friedrich Stieve machte 1904 Abitur a​m Wilhelmsgymnasium München[3] u​nd studierte anschließend Geschichte i​n München, Leipzig u​nd Heidelberg. 1908 w​urde er i​n Heidelberg z​um Dr. phil. promoviert u​nd lebte v​on 1909 b​is 1915 a​ls Privatgelehrter u​nd Schriftsteller i​n München.[4]

Während d​es Ersten Weltkrieges w​ar er Presseattaché a​n der Deutschen Gesandtschaft Stockholm,[5] u​nd übersetzte 1915 Schwedische Stimmen z​um Weltkrieg.[6] Von 1928 b​is 1932 w​ar er deutscher Botschafter i​n Riga.[5] Er w​urde am 9. Dezember 1932 z​um vortragenden Legationsrat ernannt u​nd war v​on 1932 b​is 1939 d​er erste Leiter d​er Kulturpolitischen Abteilung d​es Auswärtigen Amtes. Von 1933 b​is 1936 w​ar er Archivleiter d​es Politischen Archivs d​es Auswärtigen Amts. Stieve w​ar auch Mitglied d​er Preußischen Akademie d​er Wissenschaften z​u Berlin.[7]

In seinen Veröffentlichungen a​us den 1940er Jahren versuchte e​r Hitlers Außenpolitik a​ls konstruktiv u​nd friedliebend darzustellen. Das Deutsche Reich übernehme d​ie Ordnungs- u​nd Führungsfunktion i​n Europa, d​ie zuvor d​as geeinte mittelalterliche Kaiserreich innehatte.[8]

Familie

Der Vater v​on Friedrich Stieve, Felix Stieve,[9] w​ar Geschichtsprofessor a​n der Universität München.[10] Hermann Stieve w​ar sein Bruder[11] u​nd Hedwig Stieve s​eine Schwester.

Stieve w​ar ab 1908[2] m​it Ingrid Larsson (1884–1941) verheiratet, d​er Schwester d​es Stockholmer Kommunalrates u​nd anti-nationalsozialistischen Politikers Yngve Larsson.[2] Das Ehepaar u​nd deren ersten Tochter Ragnhild wurden u​m 1913 v​on der Künstlerin Clara Rilke-Westhoff porträtiert.[5]

Werke

Schwedische Stimmen zum Weltkrieg
  • 1909: Ezzelino von Romano bis zu seinem Buendnis mit Friedrich II. Leipzig : Quelle & Mayer [zugl. Diss. phil. Heidelberg].
  • 1916: Schwedische Stimmen zum Weltkrieg.
  • 1916: Die politischen Probleme des Weltkrieges. (mit Rudolf Kjellén)
  • 1918: Studien zur Weltkrise. (mit Rudolf Kjellén)
  • 1919: Gedanken über Deutschland. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche-USA)
  • 1924: Iswolski und der Weltkrieg.
  • 1926: Deutschland und Europa. 1890–1914.
  • 1934: Geschichte des deutschen Volkes.
  • 1936: Abriß der deutschen Geschichte 1792–1933. Leipzig: Schaeffer, 76 S. (2. vermehrte und verbesserte Auflage Leipzig: Kohlhammer 1937, 94 S.).
  • 1939: Neues Deutschland.
  • 1940: Politische Gespräche.
  • 1940: Was die Welt nicht wollte: Hitlers Friedensangebote 1933–1939.[12]
  • 1940: Die außenpolitische Lage Deutschlands von Bismarck bis Hitler.
  • 1941: Wendepunkte europäischer Geschichte vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart.
  • 1942: Deutschlands europäische Sendung im Laufe der Jahrhunderte.
  • 1943: Deutsche Tat für Europa.
  • 1943: Elfhundert Jahre Vertrag von Verdun. Vortrag in der Preußischen Akademie der Wissenschaften am 28. Januar.

Literatur

  • Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Band 4: S. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst, Bearbeiter: Bernd Isphording, Gerhard Keiper, Martin Kröger. Schöningh, Paderborn u. a. 2012, ISBN 978-3-506-71843-3

Einzelnachweise

  1. Gemäß Kraus & von Borutin vermisst 1945 in Berlin. Floh nach dem Krieg nach Osten, aber kehrte einige Jahre danach zurück nach Bayern, gemäß Yngve Larsson: Vändpunkter : minnen, möten, uppbrott, S. 53–54 (schwedisch).
  2. Rainer Maria Rilke, Sidonie Nádherny von Borutin (Freiin): Briefwechsel 1906–1926
  3. Jahresbericht über das K. Wilhelms-Gymnasium zu München. ZDB-ID 12448436, 1903/04
  4. Robert Volz: Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft. Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild. Band 2: L–Z. Deutscher Wirtschaftsverlag, Berlin 1931, DNB 453960294, S. 1850.
  5. Karl Kraus, Sidonie Nádherná von Borutín (Freiin), Friedrich Pfäfflin: Briefe an Sidonie Nádherný von Borutin, 1913–1936, Band 1.
  6. Schwedische Stimmen zum Weltkrieg, übersetzt und mit einem Vorwort versehen von dr. Friedrich Stieve ;
  7. Conrad Grau (Berlin), Planungen für ein Deutsches Historisches Institut in Paris während des Zweiten Weltkrieges, Seite 117.
  8. Birgit Letzin: Europa aus Rasse und Raum: die nationalsozialistische Idee der Neuen Ordnung. Münster 2000, S. 75 f.
  9. Siehe auch sv:Felix Stieve
  10. Benno Romeis: Nachruf auf Hermann Stieve (Memento vom 14. Oktober 2014 im Internet Archive), Auszug aus Jahrbuch 1953 der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (PDF-Dokument; 25 kB)
  11. Grosse bayerische biographische Enzyklopädie. Band P-Z, München 2005, S. 1901.
  12. Scan
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