Energiewirtschaft
Der Begriff Energiewirtschaft umschreibt alle Einrichtungen und Handlungen von Menschen und Institutionen, die das Ziel verfolgen, die Versorgung von Haushalten und Betrieben aller Art mit konventionellen und regenerativen Energieträgern sicherzustellen. Dazu zählen Stadtgas, Erdgas, flüssigen Kraftstoffen, elektrischer Energie oder festen Energieträgern wie Kohle, Koks, Torf und Holz.
Er umfasst u. a. die Themenbereiche Energiequelle, Energiegewinnung, Energiespeicherung, Energieübertragung, Energiehandel, Vertrieb und Abrechnung von Energie sowie die Energiesicherheit.
Zu den Akteuren der Energiebranche zählen Energieerzeuger und Energieversorger sowie der Anlagen- und Systembau mitsamt deren Finanzierung und Wartung.[1]
Träger der Energiewirtschaft sind vorrangig die Energieversorgungsunternehmen (EVU). Darunter versteht man meist Unternehmen, die elektrische Energie bereitstellen, über das öffentliche Stromnetz verteilen oder die ihre Abnehmer mit Erdgas oder Fernwärme beliefern. Im weiteren Sinne kann man auch Erdölindustrie und Kohleförderer bzw. -importeure sowie die Brennstoffhändler zur Energiewirtschaft zählen.
Die Energiewirtschaft zählt neben Chemieindustrie und Landwirtschaft zu den wichtigsten Schadstoffemittenten in der globalen Wirtschaft.[2]
Allgemein
Von Energiewirtschaft im engeren Sinne kann man seit der Spätphase der industriellen Revolution sprechen. Die Anfänge bildeten die gewerbsmäßige Gewinnung von Energieträgern und die Brennstoffhändler in den Städten und industriellen Zentren, die die Privathaushalte und die Industrie mit Holz und Kohle als damalige Hauptenergieträger versorgten. Mit Aufkommen der Nutzung von Elektrizität und Gas wurde der Aufbau einer Versorgungsstruktur mit Leitungsnetzen notwendig. Sie war zunächst lokal und zentralistisch organisiert. Besonders energieintensive Unternehmen bildeten Einkaufsgemeinschaften wie die Gesellschaft für Stromwirtschaft, die als Bündler auftraten und Vorzugsverträge für ihre Mitglieder aushandelten. Es bildeten sich die hierfür typischen natürlichen Monopole heraus. Dies machte eine staatliche Marktregulierung erforderlich, um einen preislichen Machtmissbrauch seitens der Energieversorgungsunternehmen zu verhindern. Inzwischen zieht sich die staatliche Kontrolle zunehmend auf den netzgebundenen Bereich der Energiewirtschaft (gilt auch für die Gaswirtschaft) zurück, da sich die Energieerzeugung auf eine polypole Anbieterstruktur hin entwickelt. In Deutschland unterliegen die Endverbrauchertarife für Strom und Gas seit Mitte 2007 nicht mehr den zuständigen Behörden der Bundesländer. Die Bundesnetzagentur und die Landesregulierungsbehörden prüfen nur noch die Netznutzungsgebühren. Mit Einführung der Energie-Börse EEX mit Sitz in Leipzig war ein weiterer Meilenstein erreicht, eine Energiewende einzuleiten.
Energiewirtschaft in Staaten
Siehe auch
Literatur
- Wilm Tegethoff, Ulrich Büdenbender, Heinz Klinger: Das Recht der öffentlichen Energieversorgung. Kommentar. etv Energiewirtschaft und Technik Verlags-Gesellschaft, Gräfelfing u. a. 1985–2000, ISBN 978-3-925349-13-3 (ab der 13. Erg.-Lfg.), (Loseblatt-Ausgabe).
- Wilm Tegethoff: Probleme der räumlichen Energieversorgung. Vincentz, Hannover 1986, ISBN 978-3-87870-765-3 (Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Forschungs- und Sitzungsberichte der ARL 162).
- Thomas Schöne: Vertragshandbuch Stromwirtschaft. Praxisgerechte Gestaltung und rechtssichere Anwendung. Vwew Energieverlag, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-8022-0865-2.
- Ines Zenke, Stefanie Neveling, Bernhard Lokau: Konzentration in der Energiewirtschaft – Politische und rechtliche Fusionskontrolle. C.H. Beck Verlag, München 2005, ISBN 978-3-406-52432-5.
- Jens-Peter Schneider, Christian Theobald (Hrsg.): Recht der Energiewirtschaft – Praxishandbuch. 4. Auflage. C.H. Beck Verlag, München 2013, ISBN 978-3-406-63412-3.
- Heinz-J. Bontrup, Ralf-M. Marquardt: Kritisches Handbuch der deutschen Elektrizitätswirtschaft. Branchenentwicklung, Unternehmensstrategien, Arbeitsbeziehungen, 2. Aufl., Berlin 2011, ISBN 978-3-8360-8712-4, Heinz-J. Bontrup, Ralf-M. Marquardt, Chancen und Risiken der Energiewende. Arbeitspapier 252 der Hans Böckler Stiftung, Düsseldorf 2012.
- Christian Theobald, Christiane Nill-Theobald: Grundzüge des Energiewirtschaftsrechts. 3. Auflage. C.H. Beck Verlag, München 2013, ISBN 978-3-406-65123-6.
- Rolf Adam, Ludwig Einhellig, Andreas Herzig: Energiewirtschaft in der Energiewende: Können bestehende Geschäftsmodelle überleben?, Energiewirtschaftliche Tagesfragen, 62. Jg., etv Energieverlag GmbH, Essen 2012, S. 8–11; online
- Heinz-J. Bontrup, Ralf-M. Marquardt: Die Zukunft der großen Energieversorger. Konstanz 2015, ISBN 978-3-86764-636-9.
Weblinks
- Schwarzbuch Versorgungssicherheit, Greenpeace
- Presseschau und Newsletter zur Energiewirtschaft Redaktion24
- Website des Lehrstuhls für Energiewirtschaft des Karlsruher Instituts für Technologie
- Website des Instituts und Lehrstuhl für Elektrische Anlagen und Energiewirtschaft (IAEW) der RWTH Aachen
- Website des Lehrstuhls für Energiewirtschaft und Anwendungstechnik(EWK) der TU München
- Internationale Fachmesse mit Kongress zum Thema Energiewirtschaft, E-world energy & water
- Internationaler Online-Club für Fachleute aus der Energiewirtschaft, Global Energy Club
Einzelnachweise
- Akteure der Energiewirtschaft. Branchenportal der Energiewirtschaft. Hrsg. Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR)
- Valentin Crastan: Elektrische Energieversorgung 2. Energiewirtschaft und Klimaschutz, Elektrizitätswirtschaft, Liberalisierung, Kraftwerktechnik und alternative Stromversorgung, chemische Energiespeicherung. 3., bearbeitete Auflage. Berlin/Heidelberg 2012, S. 19.