Dan (Bibel)
Dan ist im Alten Testament der fünftälteste Sohn des Stammvaters Jakob und Bilhas, der Dienerin Rahels. Seine Nachkommen werden als Stamm Dan bezeichnet. Die Stadt, in der dieser Stamm wohnte, hieß ebenfalls Dan.
Etymologie
Der hebräische Personenname דָּן dān, deutsch ‚Dan‘ ist die Kurzform eines Verbalsatznamens, bestehend aus Subjekt und Prädikat. Das Subjekt und zugleich theophore Element ist ausgefallen, sodass nur das Prädikat übrigbleibt. Dieses leitet sich von der Verbwurzel דין dîn „Recht schaffen / jmd. zu seinem Recht verhelfen“ ab. Der Name bedeutet daher „(Gott) hat Recht verschafft“. Langformen des Namens sind Daniel (דָּנִיֵּאל dānîje’l „Gott hat Recht verschafft“) und Abidan (אֲבִידָן ’ǎvîdān „Vater hat Recht verschafft“).
Gen 30,6 liefert eine Erklärung des Namens. Da Rahel zunächst kinderlos bleibt, gibt sie ihrem Mann Jakob ihre Magd Bilha zur Frau, damit diese ihm Kinder schenkt. Bei der Geburt Dans spricht sie: „Gott hat mir Recht verschafft; er hat auch meine Stimme gehört und mir einen Sohn geschenkt.“ Gen 49,16 liegt in den Segenssprüchen Jakobs über seine Söhne ein Wortspiel vor: „Dan schafft Recht seinem Volk“ (דָּן יָדִין עַמֹּו dān jādîn ‘ammô).
Die Septuaginta gibt den Namen als Δαν dan wieder, die Vulgata als Dan. Eine Übersetzung des Namens als „Richter“ ist falsch. Gott ist es, der Recht verschafft, nicht der Namensträger. Das hebräische Wort für Richter ist דָּיׇּן dajjān.
Biblische Erzählung
Dan ist der fünftälteste Sohn Jakobs und der älteste Sohn Bilhas (Gen 30,6 ). Er ist der Stammvater des Stammes Dan. Sein einziger in Gen 46,23 genannter Sohn ist Huschim.
In Gen 49 segnet Jakob seine Söhne. Dan wird dabei in Gen 49,16 wie folgt charakterisiert: „Dan schafft Recht seinem Volk wie nur einer von Israels Stämmen. Zur Schlange am Weg wird Dan, zur zischelnden Natter am Pfad. Sie beißt das Pferd in die Fesseln, sein Reiter stürzt rücklings herab.“ In Dtn 33 segnet Mose die Zwölf Stämme Israels, und zwar Dan in Dtn 32,22 wie folgt: „Dan ist ein junger Löwe, der aus dem Baschan hervorspringt.“ Dan wird somit als Richter und Krieger gekennzeichnet.
Manoach, der Vater Simsons, gehört zum Stamm der Daniter (Ri 13,2 ).
Ursprünglich war der Stamm Dan westlich von Jerusalem beheimatet. Er wurde später in den äußersten Norden Israels gedrängt, wo er die Stadt Leschem (Lajisch) eroberte. Diese benannte er in Dan um. Die Stadt Dan ist vermutlich identisch mit der Fundstätte Tel Dan (auch als Tell al-Kadi bekannt). Die in biblischen Texten vorkommende Wendung „von Dan bis Beerscheba“ (z. B. Ri 20,1 ) bedeutet aufgrund der nördlichen Lage Dans und der südlichen Lage Beerschebas „ganz Israel“.
Der Stamm Dan ging nach der Eroberung des Nordreichs Israel im assyrischen Exil unter und wird daher zu den verlorenen Stämme Israels gezählt.
Außerbiblisches
- Die äthiopischen Juden betrachten sich als Angehörige des Stammes Dan.
- Die Daniten, ein bluträchender Geheimbund aus der Frühgeschichte der Mormonen, benannten sich ebenfalls nach Dan.
- Die Zentralregion des heutigen Staates Israel im Großraum Tel Aviv wird nach dem historischen Siedlungsgebiet des Stammes Dan Gusch Dan genannt.
Literatur
- Hermann Michael Niemann: Die Daniten. Stuien zur Geschichte eines altisraelitischen Stammes. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985. (Digitalisat)
- Art. דָּן, In: Gesenius, 18. Aufl. 2013, S. 256.
- Martin Noth: Die israelitischen Personennamen im Rahmen der gemeinsemitischen Namengebung. Kohlhammer, Stuttgart 1928, S. 187f.241.
- Hans Rechenmacher: Althebräische Personennamen. Münster 2012, S. 146.202.