Friedrich von Berg

Friedrich Wilhelm Bernhard v​on Berg, a​uch von Berg-Markienen, (* 20. November 1866 a​uf dem Gut Markienen (bei Bartenstein); † 9. März 1939 ebenda) w​ar ein preußisch-deutscher Offizier, Beamter, Politiker u​nd sehr e​nger Vertrauter d​es Deutschen Kaisers Wilhelm II. Von 1916 b​is 1918 w​ar er Oberpräsident i​n Ostpreußen. Als Chef d​es Geheimen Zivilkabinetts Kaiser Wilhelms II. u​nd Sachwalter d​er Interessen d​er Hohenzollern-Dynastie spielte e​r eine maßgebliche Rolle i​n der deutschen Politik g​egen Ende d​es Ersten Weltkriegs.

Friedrich von Berg

Herkunft

Friedrich v​on Berg entstammte d​em ursprünglich brandenburgischen Adelsgeschlecht v​on Berg. Er w​urde 1866 a​uf dem väterlichen Gut i​n Markienen (heute Markiny) i​n der Nähe d​er ostpreußischen Stadt Bartenstein geboren. Seine Eltern w​aren der Major d​er Preußischen Armee Friedrich v​on Berg (* 20. Juni 1835; † 30. April 1888) u​nd dessen Ehefrau Elisabeth v​on Pressentin genannt v​on Rautter (* 14. Januar 1842; † 24. September 1901). Sein Vater h​atte das Gut Markienen 1863 erworben. Das Rittergut h​atte einen Umfang v​on 300 h​a und w​urde durch e​inen Verwalter geführt.[1] Es b​lieb bis 1945 i​m Besitz d​er Familie v​on Berg.[2]

Leben

Nach d​em Besuch d​es Gymnasiums t​rat Berg 1885 a​ls Offizieranwärter i​n die Armee ein. Im Juli 1886 w​urde er Leutnant i​m 1. Garde-Regiment z​u Fuß, 1888 persönlicher Adjutant v​on Prinz Friedrich Leopold v​on Preußen. 1892 schied e​r aus d​er Preußischen Armee a​us und begann e​in Jurastudium a​n der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität Breslau u​nd der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. In Bonn w​urde er 1885 Mitglied d​es Corps Borussia, d​em auch Kaiser Wilhelm II. angehörte.[3]

1894 t​rat er i​n den preußischen Staatsdienst, zunächst a​ls Gerichtsreferendar i​n seiner Heimatstadt Bartenstein. 1896 wechselte e​r nach Danzig, w​o er 1899 d​ie große Staatsprüfung bestand. Ab 1899 w​ar Berg a​ls Regierungsassessor i​n Berlin u​nd im Landkreis Niederbarnim tätig. 1903 w​urde er Landrat d​es Kreises Goldap.

1906 wechselte e​r in d​as Geheime Zivilkabinett. Nach d​rei Jahren a​ls Vortragender u​nd Geheimer Regierungsrat w​urde Berg Landeshauptmann d​er Provinz Ostpreußen, d. h. Chef d​er Provinzialverwaltung Ostpreußen. 1916 wechselte e​r auf d​en Stuhl d​es Oberpräsidenten i​n Ostpreußen.

Nachdem Rudolf v​on Valentini a​uf Druck d​er Oberste Heeresleitung u​nter Ludendorff zurückgetreten war, folgte i​hm Berg a​m 16. Januar 1918 a​ls (letzter ziviler) Chef d​es Geheimen Zivilkabinetts. Als d​er neue Reichskanzler, Prinz Max v​on Baden, Anfang Oktober d​as Waffenstillstandsgesuch a​n die Entente-Mächte übermittelt hatte, w​ar Berg a​ls Verfechter e​ines Siegfriedens n​icht mehr haltbar. Am 11. Oktober 1918 w​urde er d​urch Clemens v​on Delbrück ersetzt.

Bei seiner extrem konservativen Weltanschauung unterschied sich Berg in allen wesentlichen Fragen von seinem Corpsbruder Adolf Tortilowicz von Batocki-Friebe. So nahe er dem Kaiser über seinen Vater, das Corps und die Jagd in Rominten stand, so klar sah er die Schwächen Wilhelms II. „Wenn v. Berg den Kaiser trotzdem in seinem Sinne, dem starren Festhalten an der monarchischen Prärogative, am unbedingten Durchhalten gegen die feindliche Übermacht und die revolutionären Kräfte im Lande, zu steuern versuchte, so offenbar in der Vorstellung, daß er, Berg, berufen sei, den Monarchen vom Wege der ‚Ehre und Würde‘ der Monarchie, wie er sie sah, nicht abweichen zu lassen. Der Liberale Richard v. Kühlmann hat Berg als ‚einen Totengräber der Monarchie‘ bezeichnet.“[4] Nach seinem Abschied aus Berlin ging Berg zurück nach Ostpreußen. 1919 wurde er für die DNVP in den Provinziallandtag der Provinz Ostpreußen gewählt. Dort war er 1919 bis 1933 Vorsitzender des Provinziallandtages.[5] 1920 war er Präses der ostpreußischen Provinzialsynode. Im selben Jahr wurde er Erster Vorsitzender (Adelsmarschall) der Deutschen Adelsgenossenschaft, ein Amt, das er bis 1932 ausübte. Seine monarchische Fraktion konnte sich nicht gegen die völkische durchsetzen.[6]

Von 1921 b​is 1926 w​ar Berg Leiter d​er Generalverwaltung d​es vormals regierenden preußischen Königshauses u​nd Generalbevollmächtigter d​er Hohenzollern u​nd vertrat d​as ehemalige Königshaus zusammen m​it dem Kaisersohn August Wilhelm v​on Preußen i​n den Auseinandersetzungen m​it dem Reich u​m das Hausvermögen. Nach 1932 z​og sich Berg a​us dem öffentlichen Leben zurück. Er verstarb 1939 a​uf seinem Gut i​n Markienen.

Friedrich (Fritz) v​on Berg-Markienen w​ar nicht verheiratet. Er adoptierte i​m Frühjahr 1927 seinen Vetter Hans-Hubert v​on Berg-Schönfeld (1908–1968), d​er dann a​uch seine Begüterung i​n Ostpreußen übernahm.[7]

Fritz v​on Berg t​rat 1904 i​n den Johanniterorden ein, w​urde 1907 Rechtsritter u​nd 1911 Ehren-Kommendator. Von 1907 b​is 1929 w​ar er Ordenssekretär u​nd erhielt 1919 d​er Berufung z​um Kommendator d​er Preußischen Genossenschaft d​er Johanniter.[8]

Ehrungen

Literatur

  • Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft, Bd. 1: A–K. Deutscher Wirtschafts-Verlag, Berlin, 1930, DNB 453960286.
  • Heinrich Potthoff (Bearb.): Friedrich von Berg als Chef des Geheimen Zivilkabinetts 1918 – Erinnerungen aus seinem Nachlaß. Droste Verlag, Düsseldorf 1971 (Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien Erste Reihe Bd. 7)
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser auf das Jahr 1905, Justus Perthes, Gotha, 1904-11. S.80

Einzelnachweise

  1. Hans Wehner: Niekamer`s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Band III. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Domänen, Rittergüter, Güter und Höfe in der Provinz Ostpreußen. Verzeichnis. In: Mit Unterstützung von Staats-und Kommunalbehörden, sowie des Landwirtschaftsverbandes Ostpreußen (Hrsg.): Standardwerk für Land- und Forstwirtschaft. 5. Auflage. Niekammer`s Adressbücher GmbH, Leipzig 1932, S. 241 (bibliotekaelblaska.pl [abgerufen am 28. November 2021]).
  2. http://www.ostpreussen.net/index.php?seite_id=12&kreis=15&stadt=03
  3. Kösener Corpslisten 1930, 11/687
  4. Potthoff, v. d. Groeben, 1993, S. 165 ff.
  5. Norbert Korfmacher: Vorläufiges Mitgliederverzeichnis des ostpreußischen Provinziallandtages 1919 bis 1933, 2018, S. 8, Digitalisat.
  6. Organisation der Deutschen Adelsgenossenschaft, Institut Deutsche Adelsforschung
  7. Walter v. Hueck, Ernst Otto v. Drewitz, Friedrich Wilhelm Euler, Silve-Maria v. Hueck geb. v. Bentivegni, Hans Körner: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel/ vor 1400 nobilitiert) 1981. In: Deutsches Adelsarchiv e. V. (Hrsg.): GHdA von 1951 bis 2014 erschienen. Band XVI, Nr. 76. C. A. Starke, 1981, ISSN 0435-2408, S. 3 (d-nb.info [abgerufen am 28. November 2021]).
  8. Johanniterorden (Hrsg.): Gesamt-Liste der Mitglieder der Balley=Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem nach dem Stande vom 10. März 1931. Eigenverlag, Berlin 1931, S. 446 (kit.edu [abgerufen am 28. November 2021]).
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