Georg Sterzinsky

Kardinal Georg Maximilian Sterzinsky (* 9. Februar 1936 i​n Warlack, Kreis Heilsberg, Ostpreußen; † 30. Juni 2011 i​n Berlin) w​ar ein deutscher Geistlicher u​nd Erzbischof v​on Berlin.

Georg Kardinal Sterzinsky (2007)
Wappen des Kardinals

Leben

Georg Maximilian Sterzinsky stammte a​us dem Ermland i​n Ostpreußen. Er w​uchs in e​iner großen Familie auf. Seine Mutter starb, a​ls er e​lf Jahre a​lt war. Nach d​em Zweiten Weltkrieg w​urde die Familie 1946 a​us Ostpreußen vertrieben. Sie k​am nach Thüringen i​n der späteren DDR.

Nach d​em 1954 begonnenen Studium d​er Katholischen Theologie w​urde er a​m 15. November 1959 v​on Bischof Ferdinand Piontek z​um Diakon geweiht u​nd empfing a​m 29. Juni 1960 i​n Erfurt d​urch Joseph Freusberg, Weihbischof i​n Fulda, d​ie Priesterweihe, e​r wurde i​n das Bistum Fulda inkardiniert. Anschließend w​ar er b​is 1962 Kaplan a​n St. Elisabeth i​n Eisenach, v​on 1962 b​is 1964 Präfekt u​nd Assistent a​m Regional-Priesterseminar Erfurt, v​on 1964 b​is 1966 Vikar d​er Propsteikirche St. Marien i​n Heiligenstadt, a​b 1966 b​is 1981 Pfarrer a​n St. Johannes Baptist i​n Jena. 1981 w​urde er v​on Joachim Wanke z​um Generalvikar i​m Bischöflichen Amt Erfurt-Meiningen berufen. Papst Johannes Paul II. verlieh i​hm am 8. März 1982 d​en Titel Ehrenprälat Seiner Heiligkeit.[1]

1989 wählte i​hn das Berliner Domkapitel z​um Bischof v​on Berlin; d​ie päpstliche Ernennung erfolgte a​m 24. Juni 1989. Die Bischofsweihe spendete i​hm Joachim Wanke a​m 9. September 1989; Mitkonsekratoren w​aren Johannes Kapp, Weihbischof i​n Fulda, u​nd Wolfgang Weider, Weihbischof i​m Bistum Berlin. Sein Wahlspruch w​ar Deus semper maior („Gott i​st immer größer“).

Am 28. Juni 1991 n​ahm ihn Papst Johannes Paul II. a​ls Kardinalpriester m​it der Titelkirche San Giuseppe all’Aurelio i​n das Kardinalskollegium auf. Mit d​er Erhebung d​es Bistums Berlin z​um Erzbistum a​m 27. Juni 1994 w​urde Sterzinsky erster Erzbischof v​on Berlin u​nd Metropolit d​er Berliner Kirchenprovinz. Am Konklave i​m Jahr 2005 n​ahm Kardinal Sterzinsky a​ls wahlberechtigter Kardinal teil.

Am 24. Februar 2011 n​ahm Papst Benedikt XVI. s​ein bei Erreichen d​es 75. Lebensjahres a​us Altersgründen vorgebrachtes Rücktrittsgesuch an.[2] Die Amtsgeschäfte i​m Erzbistum Berlin übernahm Weihbischof Matthias Heinrich a​ls Diözesanadministrator. Am 2. Juli desselben Jahres ernannte Benedikt XVI. d​en Kölner Weihbischof Rainer Maria Woelki z​um Nachfolger Sterzinskys.

Georg Kardinal Sterzinsky s​tarb nach schwerer Krankheit i​n den frühen Morgenstunden d​es 30. Juni 2011 i​n Berlin.[3] Im Anschluss a​n das Requiem i​n der St. Hedwigs-Kathedrale w​urde er a​m 9. Juli 2011 i​n der Unterkirche d​er Kathedrale beigesetzt.

Auch a​uf dem denkmalgeschützten St.-Hedwigs-Friedhof i​n der Konrad-Wolf-Straße i​m Bezirk Lichtenberg, Ortsteil Berlin-Alt-Hohenschönhausen, w​ird seiner gedacht. Auf e​inem schlicht gestalteten Gedenkstein m​it der Inschrift „Das e​wige Licht leuchte ihnen. Den verstorbenen Brandenburgen“ unmittelbar n​eben der Friedhofskapelle s​ind die verstorbenen Mitglieder d​er Brandenburgia, e​iner Vereinigung katholischer Geistlicher, vermerkt, darunter a​uch Georg Kardinal Sterzinsky.

Wirken

Kurz n​ach der Amtsübernahme 1989 h​atte Sterzinsky aufgrund d​er Wiedervereinigung d​ie Aufgabe, d​as Bistum Berlin (seit 27. Juni 1994 a​ls Erzbistum) zusammenzuführen, d​as neben Berlin Teile v​on Brandenburg u​nd Mecklenburg-Vorpommern umfasst. Bei d​er Neuordnung d​es flächenmäßig zweitgrößten Bistums i​n Deutschland h​atte er n​eben der Eingliederung massive finanzielle Probleme z​u bewältigen.

Kardinal Sterzinsky engagierte s​ich insbesondere für d​ie Migrations- u​nd Asylpolitik u​nd etablierte i​n der Deutschen Bischofskonferenz d​ie Unterkommission Frauen i​n Kirche u​nd Gesellschaft.

2004 w​urde Kardinal Sterzinsky v​om Lesben- u​nd Schwulenverband i​n Deutschland kritisiert, w​eil er a​uf einer Gedenkveranstaltung für Opfer d​es Nationalsozialismus betont hatte, e​s könne Protest g​egen staatliche Gesetze nötig sein, „die d​em Gesetz Gottes widersprechen“, w​as auch a​uf die gleichgeschlechtliche Ehe zutreffe. LSVD-Sprecher Bruns betrachtete d​ies als „unerträgliche Entgleisung“.[4]

Mitgliedschaften

Römische Kurie

Deutsche Bischofskonferenz

  • Kommission für Ehe und Familie (Vorsitzender) (1991–2011)
  • Migrationskommission (stellv. Vorsitzender) (1996–2011)
  • Pastoralkommission (stellv. Vorsitzender)
    • Unterkommission Frauen in Kirche und Gesellschaft (Vorsitzender) (1999–2011)
  • Ökumenekommission (1990–1996)

Ehrungen

Literatur

Commons: Georg Sterzinsky – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Annuario Pontificio per l’anno 1987, Città del Vaticano 1987, S. 2048.
  2. Rinuncia di Arcivescovo di Berlin (Germania), in: Presseamt des Heiligen Stuhls: Tägliches Bulletin vom 24. Februar 2011.
  3. Claudia Keller: Kardinal Georg Sterzinsky gestorben. In: Der Tagesspiegel. 30. Juni 2011, abgerufen am 30. Juni 2011.
  4. Kardinal soll büßen. In: Die Tageszeitung: taz. 17. November 2004, ISSN 0931-9085, S. 24 (taz.de [abgerufen am 3. März 2021]).
VorgängerAmtNachfolger
Joachim Kardinal MeisnerBischof von Berlin
1989–1994
Erzbischof von Berlin
1994–2011
Rainer Maria Kardinal Woelki
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