Erzbistum Riga
Das Erzbistum Riga (lateinisch Archidioecesis Rigensis, lettisch Rīgas arhidiecēze) ist ein Erzbistum der Römisch-katholischen Kirche in Lettland mit Sitz in Riga.
Erzbistum Riga | |
Basisdaten | |
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Staat | Lettland |
Diözesanbischof | Zbigņev Stankevičs |
Weihbischof | Andris Kravalis |
Emeritierter Diözesanbischof | Jānis Kardinal Pujats |
Gründung | 1918 |
Fläche | 23.587 km² |
Pfarreien | 65 (2020 / AP 2021) |
Einwohner | 1.182.100 (2020 / AP 2021) |
Katholiken | 207.560 (2020 / AP 2021) |
Anteil | 17,6 % |
Diözesanpriester | 46 (2020 / AP 2021) |
Ordenspriester | 12 (2020 / AP 2021) |
Katholiken je Priester | 3579 |
Ständige Diakone | 3 (2020 / AP 2021) |
Ordensbrüder | 14 (2020 / AP 2021) |
Ordensschwestern | 60 (2020 / AP 2021) |
Ritus | Römischer Ritus |
Liturgiesprache | Lettisch |
Kathedrale | St.-Jakobs-Kathedrale |
Anschrift | Maza Pils iela 2/a 1050 Riga, Latvia |
Website | Rīgas arhidiecēze |
Suffraganbistümer | Jelgava Liepāja Rēzekne-Aglona |
Geschichte
Mittelalter
Albrecht von Buxthoeven, der 1198 als Kanonikus vom Bremer Bischof zum Bischof von Livland ernannt worden war, traf dort Mitte 1200 mit Kaufleuten, Missionaren und einem Pilgerheer, gestützt durch eine von Papst Innozenz III. ausgestellte Kreuzzugsbulle, in der Dünamündung ein.[1] Zwanzig Kilometer von dieser entfernt gründete er 1201 die Stadt Riga und verlegte den Bischofssitz von Üxküll dorthin.[2] Von diesem Zeitpunkt an hatte er den Titel des Bischofs von Riga inne. Bei seiner Mission konnte Albert an die von Meinhard von Segeberg geleistete Vorarbeit anknüpfen. Er errichtete 1201 in Riga einen festen Bischofssitz und ein Domkapitel, für das er Prämonstratenser wählte[3]. Der von ihm 1202 initiierte Schwertbrüderorden wurde allerdings zur Konkurrenz um die Vormachtstellung in Livland.[4] 1207 wurde das Bistum Reichslehen, und 1224 wurde der Bischof von König Philipp von Schwaben zum Reichsfürsten erhoben. 1255 wurde Riga zum Erzbistum, dem die Bistümer Dorpat, Ermland, Kulm, Kurland, Ösel-Wiek, Pomesanien und Samland als Suffraganbistümer unterstellt waren. Das Bistum Reval (heute Tallinn) war dem Erzbistum Lund unterstellt.
Das Bistum besaß ein ansehnliches geistliches Territorium, in welchem der Bischof bzw. Erzbischof zugleich Landesherr war. Ab 1330 wurde das Territorium vom Livländischen Orden erobert, das Erzbistum behielt aber seine geistliche Autonomie.
Später wurden auch das Domkapitel und der Bischofssitz dem Deutschen Orden inkorporiert.
Nach 1563 wurde das römisch-katholische Erzbistum im Verlaufe der Reformation evangelisch-lutherisch.[5] Es existiert in dieser Form fort.
Das Wappen des historischen Erzbistums Riga zeigte Krummstab und Stab mit Kleekreuz besteckt, schräg gekreuzt gold in rot.
Neugründung
Am 29. September 1918, noch bevor die Republik Lettland ihre Unabhängigkeit erklärte, wurde ein neues römisch-katholisches Bistum Riga aus dem Erzbistum Mahiljou heraus errichtet.[6] Erster Bischof war der baltische Adelige Eduard Graf O’Rourke (1918–1920). Das Bistum Riga umfasste zunächst nur die Landesteile Vidzeme (Livland) und Latgale (Lettgallen).[7]
Am 19. August 1920 wurden auch die bis dato unter der Verwaltung des Bistums Kaunas stehenden Landesteile Kurzeme (Kurland) und Zemgale (Semgallen) dem Bistum Riga zugeschlagen.[8] Damit waren die kirchlichen Strukturen den Staatsgrenzen Lettlands angepasst.
Aufgrund des am 30. Mai 1922 zwischen der Republik Lettland und dem Heiligen Stuhl geschlossenen Konkordates und eines am 23. April 1923 von der Saeima verabschiedeten Gesetzes wurde die bis dahin evangelisch-lutherische St.-Jakobs-Kirche in Riga den Katholiken überlassen und zur Kathedrale des Bistums Riga.[9] Daraufhin wurde das Bistum Riga am 25. Oktober 1923 zum Erzbistum erhoben.[10]
1937 wurde im südlichen und westlichen Territorium das Bistum Liepāja gegründet, von dem 1995 das südliche Territorium als Bistum Jelgava abgetrennt wurde. Im gleichen Jahr entstand auch das Bistum Rēzekne-Aglona durch Abtrennung des östlichen Teils des Erzbistums. Alle drei Diözesen sind Suffraganbistümer des Erzbistums Riga. Das heutige Territorium entspricht der lettischen Region Vidzeme bzw. Zentral-Livland.
Heute umfasst das Erzbistum eine Fläche von 23.587 km². Seit den 1990er Jahren nimmt die Zahl der Katholiken zu. Im Jahre 2015 zählte das Erzbistum Riga rund 223.000 Katholiken, das sind etwa 18 % der Bevölkerung. Entsprechend stieg die Zahl der Priester, Ordensleute und Pfarreien.
Siehe auch
Literatur
- Mario Glauert: Die Bindung des Domkapitels von Riga an die Regel des Deutschen Ordens. In: Radosław Biskup, Mario Glauert (Hrsg.): Die Domkapitel des Deutschen Ordens in Preußen und Livland. Aschendorff, Münster 2004, ISBN 3-402-00541-7, S. 269–316.
- H. Grote: Erzbischöfe von Riga. In: Stammtafeln. Leipzig 1877.
- Manfred Hellmann: Livland und das Reich. Das Problem ihrer gegenseitigen Beziehungen. In: Bayerische Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, Sitzungsberichte. Jahrgang 1989, Heft 6.
Weblinks
- Offizielle Website (lettisch)
- Eintrag zu Erzbistum Riga auf catholic-hierarchy.org
- Eintrag zu Erzbistum Riga auf gcatholic.org (englisch)
Einzelnachweise
- Vgl. Gisela Gnegel-Waitschies: Bischof Albert von Riga. Ein Bremer Domherr als Kirchenfürst im Osten (1199–1229). Nord- und osteuropäische Geschichtsstudien. Bd. 2. Hamburg 1958. S. 56.
- Vgl. Hellmann: Albert I., Sp. 285f.
- Franz Winter: Die Prämonstratenser des 12. Jahrhunderts und ihre Bedeutung für das nordöstliche Deutschland. Berlin 1865, S. 225–227.
- Vgl. Friedrich Benninghoven: Der Orden der Schwertbrüder: Fratres milicie Christi de Livonia; Böhlau, Köln, 1965
- Madis Maasing: Die Reformationsversuche im Erzbistum Riga in den 1540er und 1560er Jahren. In: Radosław Biskup, Johannes Götz, Andrzej Radzimiński (Hrsg.): Die Kirche im mittelalterlichen Livland. Wydawnictwo Naukowe Uniwersytetu Mikołaja Kopernika, Toruń 2019, S. 245–272.
- Acta Apostolicae Sedis, Jg. 1918, S. 452.
- Ernst Benz: Die römisch-katholische Kirche in Lettland 1918–1940. In: Boris Meissner, Dietrich André Loeber, Detlef Henning (Hg.): Die deutsche Volksgruppe in Lettland während der Zwischenkriegszeit und aktuelle Fragen des deutsch-lettischen Verhältnisses. Bibliotheca Baltica, Tallinn 2000, S. 162–174, hier S. 165.
- Ernst Benz: Die römisch-katholische Kirche in Lettland 1918–1940. In: Boris Meissner, Dietrich André Loeber, Detlef Henning (Hg.): Die deutsche Volksgruppe in Lettland während der Zwischenkriegszeit und aktuelle Fragen des deutsch-lettischen Verhältnisses. Bibliotheca Baltica, Tallinn 2000, S. 162–174, hier S. 166.
- Ernst Benz: Die römisch-katholische Kirche in Lettland 1918–1940. In: Boris Meissner, Dietrich André Loeber, Detlef Henning (Hg.): Die deutsche Volksgruppe in Lettland während der Zwischenkriegszeit und aktuelle Fragen des deutsch-lettischen Verhältnisses. Bibliotheca Baltica, Tallinn 2000, S. 162–174, hier S. 168.
- Rigensis erectionis in Archiepiscopatum Decretum. In: Acta Apostolicae Sedis, Jg. 1923, S. 585–586.