Olympiastadion Berlin
Das Olympiastadion Berlin befindet sich im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf im Ortsteil Westend. Es ist Teil des Olympiageländes (ursprünglich: Reichssportfeld) und wurde von 1934 bis 1936 für die Spiele der XI. Olympiade (1.–16. August 1936) mit einem Fassungsvermögen von 100.000 Zuschauern an der Stelle des zuvor dort befindlichen Deutschen Stadions errichtet. Heute ist das Olympiastadion Heimspielstätte des Fußballvereins Hertha BSC aus der Fußball-Bundesliga, der heute auch Hauptnutzer des Stadions ist. Es bietet momentan 74.475 Sitzplätze, davon 38.020 auf dem Unterring und 36.455 auf dem Oberring.[1]
Anlage
Das Olympiastadion ist zentraler Bestandteil des axial aufgebauten Olympiageländes (ehemals: Reichssportfeld), zu dem auch das Sportforum, das Hockey-Olympiastadion, das Olympia-Reiterstadion, das Olympia-Schwimmstadion, die Waldbühne, das Maifeld, der Glockenturm und die Langemarckhalle, sowie die Stadion-Terrassen gehören. Die Ost-West-Achse erstreckt sich vom Olympischen Platz, an dem sich der Haupteingang befindet, über das Stadion bis zum Glockenturm. Das ebenfalls in ost-westlicher Richtung angelegte Stadionoval ist westlich durch eine Öffnung über dem Marathontor unterbrochen und eröffnet eine virtuelle Sichtachse über das Maifeld zum Glockenturm. In der Öffnung befindet sich die auf einem Dreifußständer gelagerte Feuerschale für das olympische Feuer und an den Wänden der beiden Pylonen an dem Durchbruch, dem sogenannten Marathonplateau, wurden die Namen der Goldmedaillengewinner der olympischen Wettbewerbe verewigt. Der Haupteingangsbereich am Osttor – eigentlich Olympisches Tor – wird durch zwei 35 Meter hohe Türme, dem Preußenturm im Nordosten und dem Bayernturm im Südosten hervorgehoben, zwischen denen die olympischen Ringe aufgehängt sind. An der Grenze zum Maifeld stehen weitere vier derartige Türme symmetrisch zur Ost-West-Achse angeordnet, Sachsenturm und Friesenturm nördlich und Frankenturm und Schwabenturm südlich der Achse. Die weniger ausgeprägte Nord-Süd-Achse verläuft von der Flatowallee (ehemals: Reichssportfeldstraße) über den Eingang am Südtor, durch das Stadion und das Olympia-Schwimmstadion.[2]
Das Stadion
Das Olympiastadion wurde teilweise als Erdstadion ausgeführt, bei dem nur der auf zahlreichen Stahlbetonpfeilern gelagerte Oberring über das Erdniveau hinaus ragt. Ober- und Unterring sind am Marathontor unterbrochen, gegenüber auf der Ostseite, links im Norden und rechts im Süden, befinden sich große Anzeigentafeln. Alle sichtbaren Außenwände und Pfeiler wurden mit Werkstein verkleidet, zumeist mit fränkischem Muschelkalk, nur in einigen Bereichen wie am Marathontor kam der hellere Gauinger Travertin zum Einsatz. Der Tribünenbereich befindet sich an der Südseite des Stadions. In seinem Zentrum war die ebenerdig erreichbare „Führerloge“ untergebracht. Innerhalb des Pfeilerkranzes wurden zwei Umgänge angelegt, von denen Durchlässe den Zugang zum Unterring bzw. zum Oberring ermöglichen. Das Olympiastadion ist 303,48 m lang und (von Pfeiler zu Pfeiler) 228,31 m breit.
- Lage des Stadions auf dem Olympiagelände
- Sichtachse Marathontor, 2014
- Die Schale für das olympische Feuer im Marathontor, 2015
- Haupteingang (Osttor) mit den fünf olympischen Ringen und der Podbielskieiche
Außenbereich
Das Stadion ist umgeben von einem ebenen Außenbereich. Die östlichen Ecken der rechteckigen Grundform sind abgerundet. Nach Norden ist der Außenbereich durch das Olympia-Schwimmstadion begrenzt, nach Westen durch das Maifeld. Die an das Stadion direkt angrenzenden Bereiche, sowie die Zugänge vom Osttor und Südtor, vom Maifeld und der Bereich an der Mauer zum tiefergelegenen Schwimmstadion sind gepflastert. Die vier Ecken des Geländes sind als Wiese belassen. Hinter dem Preußenturm am Osttor befindet sich die Podbielskieiche, ein etwa 200 Jahre altes geschütztes Naturdenkmal, das seinen an Victor von Podbielski erinnernden Namen von einem gleichnamigen Baum des Vorgängerstadions übernahm.
Die Rundungen im Osten sind durch Skulpturen und Stelen gekennzeichnet. Von 1935 bis 1937 entstanden die Plastiken Diskuswerfer und Stafettenläufer von Karl Albiker. Von beiden – auf das Osttor zulaufende – Plastiken erinnert jeweils eine Siegerstele an die deutschen Goldmedaillengewinner der Olympischen Sommer- und Winterspiele seit 1896 nach einem Vorbild aus der griechischen Antike. Die Gedenksteine (Olympiastelen) haben architektonisch den Charakter eines äußeren Säulenpfeilerrings. Der Übergang zum Maifeld wird von zwei Skulpturen Rosseführer von Joseph Wackerle eingerahmt. Die vier Skulpturen sind ebenso wie die Verkleidung des Marathontores aus Gauinger Travertin. Sie wurden vor Ort aus einem großen Steinquader herausgehauen. Die Vorgabe für die Künstler war, die Architektur des Reichssportfelds in der Gestaltung der Skulpturen widerzuspiegeln.[3]
Am Umgang westlich des Südtors ist die Olympiaglocke aufgestellt. Vor den Zeiten mobiler Kommunikation war sie ein beliebter Treffpunkt für Zuschauer, die sich im Getümmel aus den Augen verloren hatten. Es handelt sich dabei um die zu den Olympischen Spielen 1936 im Glockenturm aufgehängte Glocke. Bei der Sprengung des ausgebrannten Glockenturms im Jahr 1947 fiel sie zu Boden und erhielt einen Riss. Zum Schutz vor Metalldiebstahl wurde sie zunächst auf dem Vorplatz des Glockenturms vergraben, 1956 wiedergefunden und ausgegraben und im Außenbereich des Olympiastadions aufgestellt.[4]
- Senkrecht-Luftbild des Stadions mit dem Olympiagelände, 2013
- Podbielskieiche beim Haupteingang des Olympiastadions, 2016
- Stafettenläufer (Staffelläufer) von Karl Albiker, 2008
- Rosseführer von Joseph Wackerle, 2009
Geschichte
Vorgeschichte
Im Jahr 1912 wurden die Olympischen Sommerspiele 1916 nach Berlin vergeben. Dafür wurde innerhalb von 200 Tagen im Inneren der 1909 entstandenen Rennbahn Grunewald das Deutsche Stadion nach Plänen des Architekten Otto March errichtet und am 8. Juni 1913 zum 25-jährigen Thronjubiläum Kaiser Wilhelms II. eingeweiht. Wegen des Ersten Weltkriegs fanden die Olympischen Spiele 1916 jedoch nicht statt. Nach dem Ersten Weltkrieg blieb Deutschland von den Olympischen Spielen 1920 und 1924 ausgeschlossen. Mit der Teilnahme deutscher Sportler an den Spielen 1928 wurde Deutschland auch wieder ein möglicher Ausrichter Olympischer Spiele.
Die XI. Olympischen Sommerspiele 1936 wurden am 13. Mai 1931 vom Internationalen Olympischen Komitee nach Berlin vergeben. Zunächst planten die Organisatoren der Spiele, das bestehende Deutsche Stadion umzubauen. Mit den Planungen wurde Werner March, Sohn des Architekten des Deutschen Stadions Otto March, beauftragt. Nach seinen Plänen sollte das großflächige Erdstadion tiefer eingesenkt und das Schwimmbecken aus der Gegentribüne entfernt und zur Ostkurve verlegt werden. So sollten zusätzliche Zuschauerplätze gewonnen und die Zuschauer dichter an das Geschehen auf dem Spielfeld gebracht werden. Zusätzlich wollte man neben dem südlichen Tunnelzugang einen weiteren Tunnel von Osten als Zugang unter der Rennbahn zum Stadion errichten.[5]
1934–1938
Entgegen der ursprünglichen Planung, das Deutsche Stadion für die Olympischen Spiele umzubauen, ordnete der neue Reichskanzler Adolf Hitler, wegen des zu erwartenden propagandistischen Effektes für Deutschland im Oktober 1933, den Bau eines neuen Großstadions an gleicher Stelle an und beauftragte den bisher zuständigen Architekten Werner March mit den Planungen. Hitler besuchte im Oktober 1934 die Baustelle und genehmigte Marchs Entwurf. Er regte die Verwendung von Natursteinen für die Fassade an. Zusätzlich empfahl er March ein Treffen mit dem Architekten Albert Speer. Dieses Treffen fand vermutlich im November/Dezember 1934 statt. Nach Ansicht des Speer-Biografen Magnus Brechtken wurden die beiden Architekten offensichtlich schnell einig. „Weitere Treffen, Gespräche oder Einflüsse Speers“, wie von Speer in seiner Autobiografie behauptet, sind nicht bekannt.[6] Weiter erklärte Hitler den Bau nun zur Reichssache und reduzierte die Rolle der bisher zuständigen Stadt Berlin aus den Olympiaplanungen.[7] Die umschließende Rennbahn sollte dabei aufgegeben und der Pächter des Geländes, der Union-Klub, enteignet werden. Damit wurde westlich des Stadions Raum für ein großes Aufmarsch- und Versammlungsgelände gewonnen, das heutige Maifeld, auf das Hitler großen Wert legte.[8] Das olympische Bauvorhaben wurde das erste von Hitlers Großbau-Projekten. Durch die Ausweitung der vorhandenen Planung stiegen die Ausgaben von den ursprünglich kalkulierten 5,5 Millionen auf 42 Millionen Reichsmark (kaufkraftbereinigt in heutiger Währung: rund 197,2 Millionen Euro).[9] Mit den Olympischen Spielen in Deutschland wollte er der Welt in propagandistischer Weise vorführen, dass das Deutsche Reich unter seiner Führung in erster Linie ein friedliebendes, soziales und wirtschaftlich aufstrebendes Land sei.
Das Stadion wurde am 1. August 1936 anlässlich der XI. Olympischen Spiele, nach einer nur 28-monatigen Bauzeit, eröffnet.
- Karte des Reichssportfeldes mit Informationen zum Fassungsvermögen der Gebäude und Anlagen, 1936
- Hitler mit dem Olympischen Komitee am Eröffnungstag, dem 1. August 1936
- Fußballspiel bei den Olympischen Spielen, August 1936
- Nachtbeleuchtung anlässlich der Olympischen Spiele, August 1936
- Besucher vor dem Osttor, 1936. Am Preußenturm (rechts) befand sich ein Hakenkreuz.
1939–1945
Während des Zweiten Weltkriegs betrieb die Firma Blaupunkt in den Stadionkatakomben eine Produktionsanlage für Zünder. Teile der Katakomben wurden auch für den Luftschutz genutzt. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs fanden in der Nähe des Berliner Olympiastadions Kampfhandlungen statt. Am 28. April befahl Hitler aus dem Führerbunker dem Reichsjugendführer Arthur Axmann, mit seiner HJ-Division gegen die von Westen anrückenden Sowjets den Havelübergang und das Reichssportfeld zu verteidigen. Der Aktion war wenig Erfolg beschieden. Die Angaben über die genauen Umstände und die Verluste differieren stark.[10] Während Axmann in seiner Rechtfertigung nach dem Krieg nur ca. 70 Gefallene auf deutscher Seite schätzt, sprechen andere Quellen von Tausenden toten Hitlerjungen.
Auf dem Gelände des Olympiastadions befanden sich am Ende des Krieges Bombenkrater und der Glockenturm war durch Brandeinwirkung zerstört.[11]
1945–2000
In der Tribüne auf der Südseite befindet sich eine Ehrenhalle und davor die Ehrentribüne mit der ehemaligen Führerloge, die 1957 auf eine der letzten Anordnungen der britischen Militärverwaltung hin um zwei Meter verkürzt werden musste, um den Bereich, in dem sich Hitler während der Olympischen Spiele aufgehalten hat, zu entfernen und so einer möglichen neonazistischen Kultstätte vorzubeugen.[12]
Der Glockenturm wurde 1947 gesprengt und 1962 wieder aufgebaut.[13]
Am 26. September 1969 wurde im Spiel Hertha BSC gegen den 1. FC Köln mit 88.075 Zuschauern die bis dahin höchste Zuschauerzahl in einem Bundesligaspiel erreicht.
Das Stadion wurde 1974 für die im gleichen Jahr stattfindende Fußball-Weltmeisterschaft teilüberdacht.
- Briefmarke (1953) der Serie Berliner Bauten
- Ehrentribüne mit der 1957 gekürzten, ehemaligen „Führerloge“, 2015
- March-Gedenktafel von 1965 am Marathontor, 2011
- Olympiastadion mit Teilüberdachung, 1997
- Innenraum des Olympiastadions vor dem Umbau
- Das Olympiastadion von der Ostseite vor dem Umbau, 1999
Umbau 2000–2004
In den Jahren 2000–2004 wurde das Olympiastadion unter Beibehaltung des Sportbetriebs nach Entwürfen des Architekturbüros Gerkan, Marg und Partner für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 grundlegend umgebaut und modernisiert. Für die Durchführung des Umbaus wurde die Firma Walter Bau AG gewählt, die sich zu diesem Zeitpunkt bereits in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befand. Sie meldete nach Ende der wesentlichen Umbauarbeiten am 1. Februar 2005 Insolvenz an.
Die Wettkampffläche wurde um einige Ränge abgesenkt, um eine dichtere Atmosphäre für Fußballspiele zu schaffen. Bei den Umbauarbeiten waren die konservatorischen Belange des Denkmalschutzes zu beachten. Die alten Natursteine wurden einzeln sandgestrahlt; so konnte etwa 70 Prozent der historischen Bausubstanz erhalten werden. Herausragende Kennzeichen des umgebauten Olympiastadions sind das jetzt alle Ränge umfassende Dach, an dem eine durchgängige Flutlichtbeleuchtung („Feuerring“) montiert wurde, die bei Flutlichtspielen keine Schatten oder Halbschatten erzeugt. Eine blaue Tartanbahn wurde auf Wunsch und Kosten des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC in dessen Vereinsfarben aufgetragen. Die blaue Farbgebung wurde durch den Denkmalschutz kritisiert. Die Befürchtung, dass Wasservögel auf der Bahn landen könnten, hat sich nicht bestätigt.
Aufgrund dessen Vorgaben sind auch alle Ein- und Umbauten (zusätzliche Decken, Wandverkleidungen etc.) wiederentfernbar gestaltet worden, sodass sich der Zustand von vor 2000 theoretisch wiederherstellen ließe. Zusätzlich wurden neue Feuerhalter in den Umgängen des Stadions angebracht, die auf Fotografien von 1936 fehlen. Im Erdgeschoss des Stadions befindet sich seit 2004 eine christliche Kapelle, deren Wände mit Blattgold belegt sind. Das Glockengeläut wird mittels einer Tonbandaufnahme eingespielt, die in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche aufgenommen wurde.[14][15]
Nach Abschluss der Bauarbeiten fasst das Stadion jetzt 74.475 Sitzplätze.[16] Die Gesamtkosten dieses Umbaus beliefen sich auf rund 242 Millionen Euro, wovon 196 Millionen vom Bund übernommen wurden.[17] Das Olympiastadion hat nach dem Umbau von der UEFA den Status eines Fünf-Sterne-Stadions verliehen bekommen.
- Blick vom Glockenturm auf das Olympiastadion während des Umbaus
- Die blaue Laufbahn um das Spielfeld, 2009
- Panorama, 2009
- Feuerhalter im unteren Umgang bzw. Unterring, 2008
- Kapelle, 2015
Seit 2004
Die offizielle Einweihung des neuen Stadions fand am 31. Juli und 1. August 2004 mit einer großen Konzertveranstaltung statt, bei der unter anderem Nena, Pink und der Dirigent Daniel Barenboim auftraten. Am zweiten Tag eröffneten die Amateure von Hertha BSC gegen den Lokalrivalen 1. FC Union Berlin die Saison der Fußball-Regionalliga Nord, zudem wurde ein Freundschaftsspiel zwischen Hertha BSC und Beşiktaş Istanbul ausgetragen. Am 8. September 2004 wurde das Länderspiel Deutschland gegen Brasilien im Berliner Olympiastadion ausgetragen (Endstand: 1:1).
Das Stadion war Spielort und der Endspielort der Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Am 13. Januar 2006 gab die FIFA bekannt, dass die von dem österreichischen Künstler André Heller geplante Eröffnungsfeier zur Fußball-Weltmeisterschaft in Berlin am 7. Juni abgesagt wird. Die 25 Millionen Euro teure Show sollte der festliche Auftakt zur Weltmeisterschaft in Deutschland sein. Mögliche Probleme mit dem Rasen im Berliner Olympiastadion für die folgenden Spiele wurden als Grund genannt. Als „Entschädigung“ für die Stadt Berlin wurde eine Feier auf der Straße des 17. Juni organisiert. Am 12. Mai 2006 wurde der „WM-Rasen“ für das Stadion direkt aus den Niederlanden geliefert, noch im gleichen Monat, in dem viele Aussteller auf dem Platz vor dem Stadion ihre Angebote zur Weltmeisterschaft vorstellten. Während der Fußballweltmeisterschaft 2006 fanden im Stadion vier Vorrundenpartien, das Viertelfinale Deutschland gegen Argentinien (5:3 n. E.) und das Finale zwischen Italien und Frankreich (6:4 n. E.) statt.
Im Jahr 2007 erhielt es den IOC/IPC/IAKS Award in Gold, den einzigen internationalen Architekturpreis für bereits im Betrieb bewährte Sport- und Freizeitbauten (Neubauten, Erweiterungen oder Modernisierungen). Gleichzeitig wurde es mit dem IOC/IPC/IAKS-Sonderpreis 2007 für behindertengerechte Sportanlagen ausgezeichnet, der die Zugänglichkeit von Sportanlagen und allen anderen Bauten fördert, um auch Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit zu geben, Sport uneingeschränkt und barrierefrei auszuüben oder dabei zuzuschauen.
Im Jahr 2009 wurden im Olympiastadion Berlin die Leichtathletik-Weltmeisterschaften ausgetragen, zu deren Austragungsort Berlin am 4. Dezember 2004 benannt wurde. Während dieser Weltmeisterschaft wurden auf der Laufbahn des Berliner Olympiastadions von Usain Bolt Weltrekorde im 100-Meter- sowie im 200-Meter-Lauf aufgestellt, die mit 9,58 und 19,19 Sekunden noch heute Bestand haben.
Am 30. Mai 2015 kam im Olympiastadion beim Finale des DFB-Pokal-Wettbewerbs 2014/15 zwischen dem VfL Wolfsburg und Borussia Dortmund erstmals in Deutschland die Torlinientechnik Hawk-Eye zum Einsatz. Das Spiel endete 3:1 für die Wolfsburger.
Für den 6. Juni 2015 war das Endspiel der UEFA Champions League zur Austragung im Berliner Olympiastadion angesetzt. Der FC Barcelona konnte sich mit 3:1 gegen Juventus Turin durchsetzen.[18]
Erneuter Stadionumbau
Die Überlegungen, durch einen Umbau in ein reines Fußballstadion nach den Wünschen von Hertha BSC und der SPD, die Leichtathletikanlage aus dem Stadion zu entfernen, hatten im Mai 2017 zu Protesten aus Reihen der Leichtathletik geführt.[19] Nicht nur dass von Leichtathletikfunktionären die Verbannung der Leichtathletik aus dem Olympiastadion kritisiert wurde, sondern auch viele deutschen Spitzensportler sprachen sich dagegen aus und auch Usain Bolt (Jamaika) hatte sich in die Diskussion zur Erhaltung „seiner Weltrekordbahn“ (100 m, 200 m) eingeschaltet.[20][21] Weiterhin wurde die Prüfung eines Bürgerbegehrens nicht ausgeschlossen, um die erst 2004 aufgewendeten Gelder und weitere Millionen für die Schaffung einer verbesserten Atmosphäre während eines Fußballspiels nicht unnötig verausgabt zu haben.[22] Neuerdings scheinen die einseitigen Umbaupläne aus finanziellen und sportlogistischen Gründen nicht mehr geplant zu sein, da im Investitionsplan des Senats bis 2021, der im September 2017 vorgelegt wurde, dafür keine Mittel vorgesehen sind und sich Hertha BSC demnach auf eigene Rechnung in Berlin ein neues Stadion bauen soll.[21][23] Im Mai 2018 stellten die Vereinsverantwortlichen von Hertha klar, dass sie kein Interesse am Umbau des Olympiastadions haben und einen Neubau auf dem Olympiagelände anstreben.[24]
Heutige Nutzung
Sportliche Nutzung
Hertha BSC trägt seit der Gründung der Fußball-Bundesliga im Jahr 1963 seine Heimspiele im Olympiastadion aus und ist derzeitiger Hauptnutzer. Tasmania Berlin, Tennis Borussia Berlin und Blau-Weiß 90 Berlin nutzten ebenfalls das Olympiastadion als Heimspielstätte während ihrer Zugehörigkeit zur 1. oder 2. Bundesliga. Seit 1985 findet im Olympiastadion jährlich das Endspiel des DFB-Pokals statt, vertraglich ist das mit dem DFB derzeit bis zum Jahr 2025 so festgelegt.[25] Bis 2009 fand dort auch das Endspiel im DFB-Pokal der Frauen statt. 1974 und 2006 wurden im Olympiastadion Spiele der Fußballweltmeisterschaft ausgetragen, 2006 auch das Finale. 2011 wurde hier die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen eröffnet. Das Stadion wird Austragungsort der Fußball-Europameisterschaft 2024 sein. Das American-Football-Team von Berlin Thunder bestritt von 2003 bis 2007 seine Heimspiele in der NFL Europe im Olympiastadion. Zusätzlich werden Leichtathletik-Wettkämpfe, wie das jährliche ISTAF, ausgetragen.
In der UEFA Europa Conference League 2021/22 trug der 1. FC Union Berlin seine Heimspiele im Olympiastadion aus, da der dritte Bauabschnitt im heimischen Stadion An der Alten Försterei noch nicht fertiggestellt wurde. Auch besteht die Alte Försterei (22.012 Plätze) überwiegend aus Stehplätzen, was nicht den Anforderungen der UEFA entspricht.[26]
Der FC Viktoria 1889 Berlin benannte das Olympiastadion als Ausweichspielstätte für die 3. Fußball-Liga 2021/22; hauptsächliche Spielstätte soll der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark sein.[27]
Andere Großveranstaltungen
Gelegentlich wird das Stadion auch für Großveranstaltungen ohne sportlichen Charakter, wie etwa Kirchentage oder Konzerte, genutzt. Am 12. Juli 2008 stellte Mario Barth den Weltrekord als „Live-Comedian mit den meisten Zuschauern“ auf, indem er vor 70.000 Zuschauern im Olympiastadion auftrat. Am 22. September 2011 zelebrierte Papst Benedikt XVI. im Rahmen seines Deutschlandbesuches eine heilige Messe im Olympiastadion. Jährlich besuchen rund 300.000 Touristen das Olympiastadion.[15]
- Sitzanordnung im Olympiastadion, 2015
- Das gefüllte Stadion beim Bundesligaspiel Hertha BSC gegen Borussia Dortmund, 21. April 2007
- Innenraum des Olympiastadions, 2015
Weitere Räumlichkeiten
Es gibt im Stadionkomplex Beflaggung am Rand des Oberrings, überdachte Sitzplätze, Logen, Ehrentribünen, Pressetribünen, VIP-Anbau, Videoüberwachung durch die Polizei, Stadionkapelle, Reportergraben, eine unterirdische Aufwärmehalle mit 100-Meter-Bahnen, Umkleidekabinen im zweiten Untergeschoss sowie Technikräume und Tiefgaragen.[28][29]
Verkehrsanbindung
Das Olympiastadion ist östlich durch den etwa 500 Meter entfernten U-Bahnhof Olympia-Stadion (zuerst: Stadion, später: Reichssportfeld, Olympia-Stadion Ost) der Linie U2 und südlich durch den etwa 300 Meter entfernt liegenden S-Bahnhof Olympiastadion mit den Linien S3 und S9 der S-Bahn an das Berliner Nahverkehrsnetz angeschlossen.[30][31]
Bei Veranstaltungen im Olympiastadion (beispielsweise bei Spielen von Hertha BSC[32] oder Fußball-Länderspielen) sowie im Olympiapark (beispielsweise beim Lollapalooza Berlin)[33] werden Sonderzüge eingesetzt, die an vier Kopfbahnsteigen des S-Bahnhofs halten.
Auszeichnungen für den Umbau
- IAKS All-Time-Award 2015[34][35]
- BDA-Architekturpreis Nike 2007 in der Kategorie beste Raumwirkung
- IOC/IAKS Award in Gold 2007
- IPC/IAKS Sonderpreis 2007
- iF Gold Award 2007: Kapelle im Olympiastadion Berlin
- red dot award 2007: Kapelle im Olympiastadion Berlin
- Architekturpreis Berlin 2006
- Licht-Architektur-Preis 2005
- Deutscher Stahlbaupreis 2004
Siehe auch
- Liste der größten Fußballstadien der Welt
- Liste der größten Stadien der Welt
- Liste der größten Fußballstadien in Deutschland
- 9. Stadion, Nachbau des Olympiastadions im Maßstab 1:5 für das Public Viewing anlässlich der EM 2008
Literatur
- Stephan Brandt: Von der Pferderennbahn Grunewald zum Olympiastadion. Sutton Verlag, Erfurt 2015, ISBN 978-3-95400-494-2.
- Martin Kaule: Olympiastadion Berlin und Olympisches Dorf Elstal. Ch. Links Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-86153-766-3.
- Volker Kluge: Olympiastadion Berlin – Steine beginnen zu reden. Parthos-Verlag, Berlin 1999. ISBN 3-932529-28-6.
- Werner March: Bauwerk Reichssportfeld. Deutscher Kunstverlag, 1936.
- Dan Richter: Olympiastadion Berlin. Menschen und Geschichten über die große Runde. Zeitgeist Media, Gütersloh 2004, ISBN 3-926224-49-5.
- Rainer Rother (Hrsg.): Geschichtsort Olympiagelände 1909 – 1936 – 2006. Olympiastadion Berlin. Herausgegeben im Auftrag des DHM. Jovis Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-936314-66-7.
- Wolfgang Schäche, Norbert Szymanski: Das Reichssportfeld. Architektur im Spannungsfeld von Sport und Macht. bebra Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-930863-67-7.
Weblinks
- Offizielle Website des Olympiastadions Berlin
- Das Berliner Olympiastadion auf der Website von Berliner Unterwelten
- Geschichtsort Olympiagelände auf der Website der Stiftung Deutsches Historisches Museum
- Konzertliste des Olympiastadions Berlin (englisch)
Einzelnachweise
- olympiastadion.berlin: Zahlen, Daten, Fakten - Olympiastadion Berlin
- Werner March: Bauwerk Reichssportfeld. Deutscher Kunstverlag, 1936, S. 19–20. Online bei digilib.tu-graz.at
- Skulpturen im Olympia-Gelände – Modelle, Fotografien, Dokumente von Ursel Berger.
- Volker Kluge: Olympiastadion Berlin – Steine beginnen zu reden. Parthos-Verlag, Berlin 1999. ISBN 3-932529-28-6, S. 84.
- Wolfgang Schäche, Norbert Szymanski: Das Reichssportfeld. Architektur im Spannungsfeld von Sport und Macht. bebra Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-930863-67-7, S. 52–53.
- Magnus Brechtken: Albert Speer. Eine deutsche Karriere. Siedler Verlag, München 2017, ISBN 978-3-8275-0040-3, S. 79.
- Schäche, Szymanski 2001, S. 55–56;
Arnd Krüger: Die Olympischen Spiele 1936 und die Weltmeinung: ihre außenpolitische Bedeutung unter besonderer Berücksichtigung der USA. Berlin: Bartels & Wernitz, 1972 (= Sportwissenschaftliche Arbeiten Bd. 7). ISBN 3-87039-925-2. - Schäche, Szymanski 2001, S. 57.
- Hilmar Hoffmann: Mythos Olympia. Autonomie und Unterwerfung von Sport und Kultur. Weimar 1993, S. 17
- Schäche, Szymanski 2001, S. 123.
- Ulrich Paul: Auf dem Laufsteg über den Rasen. In: Berliner Zeitung, 30. Juli 2011, S. 22
- Rolf Lautenschläger: Hitlers Stadion. In: Die Tageszeitung, 1. August 2011, abgerufen am 11. April 2020.
- Ulrich Paul: Auf dem Laufsteg über den Rasen. In: Berliner Zeitung, 30. Juli 2011, S. 22
- herthabsc.de: Die Stadionkapelle
- Air Berlin Magazin, Sport: Das Olympische Feuer soll wieder in Berlin brennen, S. 78 f., September/Oktober 2011
- Stadion – Olympiastadion Berlin (Memento vom 30. Mai 2017 im Internet Archive), abgerufen am 2. Mai 2017.
- Das blaue Wunder von Berlin. Bei: ksta.de, 1. August 2004
- Olympiastadion 2015: Berlin bekommt Zuschlag für Champions-League-Finale. In: Spiegel Online. 23. Mai 2013, abgerufen am 26. Mai 2016.
- Hertha wird wohl aus Olympiastadion ausziehen. Auf: Tagesspiegel Online, 19. August 2017, abgerufen am 31. Mai 2018
- Pamela Ruprecht, Peter Schmitt: Stimmen zu Umbau-Plänen des Berliner Olympiastadions. Auf: leichtathletik.de, 22. Mai 2017, abgerufen am 31. Mai 2018
- Jan-Henner Reitze: Flash-News des Tages – Umbau des Berliner Olympiastadions vom Tisch? (Memento vom 20. August 2017 im Internet Archive) Auf: leichtathletik.de, 19. August 2017, abgerufen am 20. August 2017
- Peter Schmitt: Deutliche Kritik des DLV-Präsidenten an Umbau-Plänen für Berliner Olympiastadion. Auf: leichtathletik.de, 22. Mai 2017, abgerufen am 31. Mai 2018
- Hertha wird wohl aus Olympiastadion ausziehen. Auf: Tagesspiegel Online, 19. August 2017, abgerufen am 31. Mai 2018
- Für Hertha gilt ab sofort: Neubau oder nichts. In: Berliner Morgenpost, 14. August 2018
- DFB-Pokalfinale bleibt bis 2025 in Berlin. Bei: Berliner Zeitung Online, 3. Juli 2020
- Union Berlin spielt international im Olympiastadion! In: B.Z. 28. Juni 2021, abgerufen am 3. Juli 2021.
- DFB bestätigt: Viktoria Berlin erhält die Lizenz für die 3. Liga, kicker.de, abgerufen am 5. Juli 2021
- Ulrich Paul: Auf dem Laufsteg über den Rasen. In: Berliner Zeitung, 30. Juli 2011, S. 22
- Olympiastadion Berlin: Willkommen im neuen Olympiastadion Berlin. Faltblatt von 2012
- transfermarkt.de: Stadionbeschreibung Olympiastadion
- S-Bahn Berlin: S- und U-Bahn-Netz mit Regionalverkehr
- Ohne Stress ins Olympiastadion | S-Bahn Berlin GmbH. Abgerufen am 8. Dezember 2018.
- S-Bahn fährt im 3-Minuten-Takt zum Lollapalooza-Festival. Abgerufen am 8. Dezember 2018.
- IAKS All-Time Award. In: iaks.org. Abgerufen am 8. November 2015 (englisch).
- Olympiastadion Berlin GmbH: Olympiastadion Berlin erhält Auszeichnung als herausragende Sport und Veranstaltungsstätte. (Nicht mehr online verfügbar.) In: olympiastadion-berlin.de. 3. November 2015, archiviert vom Original am 28. April 2016; abgerufen am 8. November 2015.