Berliner Morgenpost
Die Berliner Morgenpost ist eine 1898 gegründete Tageszeitung aus Berlin. Sie erscheint täglich und gehört seit 2014 zur Funke Mediengruppe. Die verkaufte Auflage beträgt 45.090 Exemplare, ein Minus von 75 Prozent seit 1998.[3]
Berliner Morgenpost | |
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Beschreibung | Tageszeitung |
Sprache | Deutsch |
Verlag | Berliner Morgenpost GmbH[1] (Deutschland) |
Hauptsitz | Berlin |
Erstausgabe | 20. September 1898 |
Erscheinungsweise | täglich |
Verkaufte Auflage | 45.090 Exemplare |
(IVW 4/2021, Mo–So) | |
Reichweite | 0,31 Mio. Leser |
(MA 2020 I) | |
Chefredakteurin | Christine Richter[2] |
Geschäftsführer | Görge Timmer[2] |
Weblink | morgenpost.de |
Artikelarchiv | Mai 2002 ff. |
ZDB | 749437-3 |
Geschichte
Ullstein Verlag
Die erste Ausgabe erschien am 20. September 1898. Ihr Gründer und Verleger war Leopold Ullstein. Erster Chefredakteur war Arthur Brehmer, der nicht nur der neuen Zeitung zum überragenden Erfolg verhalf, sondern mit seinen innovativen Ideen die Berliner Zeitungslandschaft nachhaltig veränderte. Der Fokus lag fortan in lokalen, mitunter heiklen Themen, z. B. über zwielichtige Finanzmarktteilnehmer oder Reportagen (oft von Brehmer selbst geschrieben) mitten aus dem Berliner Halbwelt- und Verbrechermilieu (z. B. die Erfolgsserie Über das dunkle Berlin) – über Orte, von denen jeder Normalberliner gehört, zu denen er aber keinen Zutritt hatte.
Die Zeitung wurde über ein wöchentliches Abonnement von 10 Pfennig (1,6 Pfennig pro Tag inklusive Zustellung) bezogen und durch eigene Boten ausgetragen (Üblich war bis dahin ein monatlicher Bezug bei Tageszeitungenzu zu Preisen zwischen 5 und 10 Pfennig pro Tag). Die Quittungen bestanden aus Bilderserien, die bei Kindern sehr beliebt waren. Die Zeitung zeichnete sich durch eine einfache und direkte Sprache aus, die Leser wurden methodisch durch Leserumfragen und -diskussionen sowie volkstümliche Kolumnen zur Mitarbeit erzogen, Leser-Mitteilungen von journalistischem Wert wurden angemessen honoriert. Die Zeitung versuchte politisch weitgehend neutral und nicht regierungsnah zu berichten, bei einer zeitweise leichten sozialdemokratischen Tendenz. 1899 hatte sie bereits rund 160.000 Abonnenten und damit das Konkurrenzblatt Berliner Lokal-Anzeiger von August Scherl weit übertroffen.[4][5]
Während in den 1920er Jahren fast alle Zeitungen einen klar erkennbaren Meinungsjournalismus betrieben, zeichneten sich die Redakteure der Berliner Morgenpost bis zum Ende der Weimarer Republik durch interpretativen Journalismus aus, bei dem auf Neutralität und politische Ausgewogenheit geachtet wurde. Das Blatt erhielt während dieser Zeit einen starken Zulauf von Lesern und Anzeigenkunden. Nachweislich wechselten Tausende Abonnenten wegen einer einseitigen Berichterstattung und zunehmenden Politisierung insbesondere von der Berliner Volks-Zeitung, der Berliner Morgen-Zeitung sowie vom Berliner Tageblatt zu Ullstein-Blättern, wodurch sich die Berliner Morgenpost mit einer Auflage von nachweislich 614.680 Exemplaren zur auflagenstärksten Zeitung in der Weimarer Republik entwickelte. Bis zuletzt praktizierten die Redakteure des Ullstein Verlags einen unparteiischen Journalismus.[6][7][8]
Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde der Ullstein Verlag 1933 schrittweise „arisiert“ und 1937 in Deutscher Verlag umbenannt. Mehrere jüdische Mitarbeiter wurden entlassen, in die Emigration getrieben oder später in Konzentrationslager deportiert, wie beispielsweise Paul Hildebrandt (1870–1948) und Elise Münzer (1869–1942).[9] 1939 wurden die Berliner Morgen-Zeitung, 1943 die Berliner Allgemeine Zeitung und 1944 der Berliner Lokal-Anzeiger sowie die Berliner Volks-Zeitung mit der Berliner Morgenpost vereinigt.[10] Die Berliner Morgenpost blieb auch während der NS-Zeit eine der auflagenstärksten Zeitungen und zählte zu den wenigen, die bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs erschienen. 1944 hatte sie eine Auflage von werktags 582.300 und sonntags 772.300 Exemplaren.[11]
Nach Kriegsende wurden 1945 alle deutschen Zeitungen vom Alliierten Kontrollrat verboten. Zeitungen ohne Lizenz blieben bis zur Gewährung der Pressefreiheit 1949 verboten. Im September 1952 erfolgte durch Rudolf Ullstein, einem Sohn des Verlagsgründers, eine Neugründung der Berliner Morgenpost, die im wiederhergestellten Ullstein Verlag erschien.
Axel Springer Verlag
Mitte der 1950er Jahre geriet der Verlag in eine schwere Finanzkrise. Axel Springer erwarb 1956 eine 26 %ige Beteiligung an der Ullstein AG. Der Kauf ging mit der Vereinbarung einher, Druck- und Vertriebskapazitäten der Häuser Ullstein und Springer verstärkt gemeinsam zu nutzen.[12] 1959 erwarb Axel Springer die Aktienmehrheit.
Im Mai 1959 wurde der Grundstein zum neuen Druck- und Verlagshaus inmitten des ehemaligen Berliner Zeitungsviertels gelegt. Die Bauarbeiten erfolgten seit dem 13. August 1961 unter den Augen von DDR-Grenzsoldaten nahe der in unmittelbarer Nachbarschaft errichteten Mauer. Schon Monate vor der offiziellen Einweihung des Axel-Springer-Hochhauses im Oktober 1966 zogen die Redaktionen der Berliner Morgenpost vom Druckhaus Tempelhof in das neue Axel-Springer-Hochhaus.[13]
Mit der Übernahme durch Axel Springer verfolgte die Berliner Morgenpost fortan eine konservative und antikommunistische Richtung. Verlagsintern gab Springer vier Ziele vor, die alle Redakteure seiner Zeitungen in der Berichterstattung zu beachten und zu verfolgen hatten:
- Die Wiederherstellung der Deutschen Einheit.
- Die Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen.
- Die Ablehnung jeglicher Art von politischem Totalitarismus.
- Die Verteidigung der freien sozialen Marktwirtschaft.[14]
55 Jahre lang gehörte die Berliner Morgenpost zum Portfolio des Axel Springer Verlags. 2002 wurde die Redaktion der Berliner Morgenpost mit der Redaktion der Welt fusioniert.[15] Die Gemeinschaftsredaktion wurde 2006 mit der Redaktion der Welt am Sonntag und den Online-Redaktionen der drei Zeitungen zusammengelegt.[16] 2012 wurde auch das Hamburger Abendblatt in die Gemeinschaftsredaktion eingegliedert.[17] Im Juli 2013 kündigte der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer SE, Mathias Döpfner, den Verkauf der regionalen Tageszeitungen an die Funke Mediengruppe an, weil sich der Konzern für die digitale Zukunft aufstellen wolle.[18] Im Dezember 2013 bezog die Berliner Morgenpost eigene Räume am Kurfürstendamm.[19]
Funke Mediengruppe
Zum 1. Mai 2014 übernahm die Funke Mediengruppe die Zeitung.[20] Bis zum 31. August 2015 wurde die Berliner Morgenpost weiterhin von der Welt mit Inhalten beliefert, seitdem bezieht sie die überregionalen Inhalte von der Funke Zentralredaktion.[21] Gedruckt wird sie weiterhin von der Druckerei der Axel Springer SE in Spandau.[22]
Auflage
Bei der Berliner Morgenpost kam es in den 2010er Jahren zu erheblichen Auflagenverlusten. Die verkaufte Auflage ist in den vergangenen 10 Jahren um durchschnittlich 9,7 % pro Jahr gesunken. Im vergangenen Jahr hat sie um 10,5 % abgenommen.[23] Sie beträgt gegenwärtig 45.090 Exemplare.[24] Der Anteil der Abonnements an der verkauften Auflage liegt bei 82,6 Prozent.
Entwicklung der verkauften Auflage[25]
Chefredakteure seit 1952
1952–1953 | Wilhelm Schulze |
1953–1959 | Helmut Meyer-Dietrich |
1960–1972 | Heinz Köster |
1973–1976 | Walter Brückmann |
1976–1978 | Werner Marquardt |
1978–1981 | Wolfgang Kryszohn |
1981–1987 | Johannes Otto |
1988–1996 | Bruno Waltert |
1996–1999 | Peter Philipps |
1999–2002 | Herbert Wessels |
2002 | Wolfram Weimer |
2003–2004 | Jan-Eric Peters |
2004–2018 | Carsten Erdmann |
seit 2018 | Christine Richter |
Siehe auch
Literatur
- Dieter Opitz (Hrsg.): Das Buch. 100 Jahre Berliner Morgenpost, 1898–1998, 100 Jahre Zeitgeschehen. Ullstein, Berlin 1998.
- A. E. Westernhagen (Pseudonym von Arthur Brehmer): Zeitungs-Titanen, Franz Müller, Dresden 1938.
- So entstehen Berliner Morgenpost und BZ. Ullstein, Berlin 1955.
- Gerhard Fischer: 100 Jahre Berliner Morgenpost. In: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein). Heft 9, 1998, ISSN 0944-5560, S. 94–95 (luise-berlin.de).
Weblinks
Einzelnachweise
- Aktuelles Impressum
- Neue Chefredakteurin für Berliner Morgenpost. In: Berliner Morgenpost. 18. Mai 2018, abgerufen am 7. August 2018.
- laut IVW (Details auf ivw.de)
- Juliane Berndt: Die Restitution des Ullstein-Verlags. Berlin 2020. S. 29 f. PDF; zu den historischen Hintergründen der ersten Jahre
- Enderlein: Ullstein Chronik. 2011, S. 15.
- Karsten Schilling: Das zerstörte Erbe: Berliner Zeitungen der Weimarer Republik im Portrait. Diss. Norderstedt, 2011, S. 197–205.
- Werner Faulstich: Die Kultur der 30er und 40er Jahre. Fink Wilhelm Verlag, 2009, S. 155 f.
- Karl Schottenloher, Johannes Binkowski: Flugblatt und Zeitung: Von 1848 bis zur Gegenwart. Klinkhardt & Biermann, 1985, S. 116 f.
- Gerhard Fischer: 100 Jahre Berliner Morgenpost. In: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein). Heft 9, 1998, ISSN 0944-5560, S. 94–95 (luise-berlin.de).
- Institut für vergleichende Medien- und Kommunikationsforschung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
- David Oels: Archiv für Geschichte des Buchwesens. Band 70. Walter de Gruyter, 2015, S. 158.
- Enderlein: Ullstein Chronik 2011, S. 343.
- Enderlein: Ullstein Chronik 2011, S. 346.
- 60 Jahre Axel-Springer-Haus Hamburg. (Memento vom 4. November 2012 im Internet Archive) Axel Springer AG
- Welt und Berliner Morgenpost fusionieren. In: Die Welt, 6. Dezember 2001
- Die Welt startet Online-Offensive. In: Die Welt, 25. April 2006
- Redaktionsgemeinschaft in Berlin und Hamburg. Welt Online, 26. Oktober 2012
- Funke Mediengruppe übernimmt die Berliner Morgenpost. morgenpost.de, 25. Juli 2013
- Ein neues Zuhause am Kudamm. morgenpost.de, 14. Dezember 2013
- Funke übernimmt Springer-Titel zum 1. Mai. dwdl.de, 30. April 2014
- Funke und Springer kooperieren noch etwas länger. dwdl.de, 17. März 2015
- Wenn aus Papier die Morgenpost wird morgenpost.de, 21. Mai 2017
- laut IVW (online)
- laut IVW, viertes Quartal 2021, Mo–So (Details und Quartalsvergleich auf ivw.de)
- laut IVW, jeweils viertes Quartal (Details auf ivw.de)