Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark
Der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark (kurz: Jahnsportpark, Jahn-Sportpark oder auch Jahnstadion) ist eine Sportanlage im Westen des Berliner Ortsteils Prenzlauer Berg im Bezirk Pankow. In der Regel wird mit dem Begriff vor allem das auf dem Areal gelegene Fußballstadion mit Leichtathletikanlage bezeichnet.
Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark | ||
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Haupttribüne 2009 | ||
Frühere Namen | ||
Berliner Sportpark (1951–1952) | ||
Daten | ||
Ort | Berlin, Deutschland | |
Koordinaten | 52° 32′ 35″ N, 13° 24′ 19″ O | |
Klassifikation | 4 | |
Eigentümer | Land Berlin | |
Betreiber | Land Berlin | |
Eröffnung | 1. Oktober 1952 | |
Renovierungen | 1964, 1970, 1986/1987, 1998 | |
Oberfläche | Naturrasen | |
Kosten | 15 Mio. DDR-Mark | |
Architekt | Rudolf Ortner | |
Kapazität | 19.708 Plätze[1] | |
Spielfläche | 110 m × 72 m | |
Heimspielbetrieb | ||
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Veranstaltungen | ||
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Lage | ||
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Lage und Ausstattung
Das im Gleimviertel gelegene rund 22 Hektar große Areal grenzt im Norden an die Max-Schmeling-Halle und die Gaudystraße, im Osten an die Cantianstraße, im Süden an die Eberswalder Straße und Topsstraße sowie im Westen an den Mauerpark (der von 1949 bis 1990 einen Teil der innerdeutschen Grenze bildete).
Auf dem Gelände befindet sich als größtes Bauwerk ein für Fußball und in geringerem Maße für Football, Leichtathletik oder andere Veranstaltungen genutztes Hauptstadion (das auch als Jahnstadion oder wegen der benachbarten Straße Cantianstadion bezeichnet wird). Es ist mit rund 24.000 Sitzplätzen (15.000 davon sind überdacht) das drittgrößte und gemessen an der Sitzplatzkapazität das zweitgrößte Stadion der Stadt nach dem Berliner Olympiastadion. Darüber hinaus gibt es einen weiteren Rasensportplatz mit Leichtathletikanlagen sowie mehrere Tennis-, Beachvolleyball- und Fußballplätze.
Geschichte
Bevor das heutige Gelände als Sportstätte diente, wurde es vom Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 der Preußischen Armee als Exerzierplatz genutzt, nachdem das Militär das Areal 1825 vom Vorbesitzer Wilhelm Griebenow erworben hatte. Daher erhielt der Platz auch seinen Spitznamen Exer. Eine weitere Bezeichnung war Platz zur Einsamen Pappel, abgeleitet von einer auf dem Exerzierfeld freistehenden Schwarzpappel, unter der am 26. März 1848 eine der ersten Volksversammlungen der aufständischen Berliner Arbeiter während der Märzrevolution stattfand.[2]
Als der Platz am Ende des 19. Jahrhunderts mittlerweile von Wohnhäusern umbaut war, wurde die militärische Nutzung aufgegeben und ein Übungsplatz errichtet, der bis 1904 die erste Spielstätte des Fußballvereins Hertha BSC (damals: BFC Hertha 1892) war. Im Jahr 1912 kaufte die Stadt Berlin den größten Teil des Geländes und ließ es ab 1913 mit maßgeblicher Unterstützung durch die Familie Mosse zur Spiel- und Sportanlage umbauen. 1920 wurde der Hauptweg nach Rudolf Mosse benannt. Die Rudolf-Mosse-Straße wurde 1935 von den Nationalsozialisten in Sonnenburger Straße umbenannt und 1951 gänzlich aufgehoben. Im gleichen Jahr erfolgte anlässlich der Weltjugendfestspiele ein erneuter Umbau nach Plänen von Rudolf Ortner,[3][4] wodurch neben weiteren Spiel-, Trainings- und Wettkampfstätten auch ein Fußball- und Leichtathletikstadion mit einem Fassungsvermögen von 30.000 Zuschauern entstand. Zunächst wurde die Anlage Berliner Sportpark genannt, 1952 entschied sich der Ost-Berliner Magistrat allerdings dazu, sie zu Ehren Friedrich Ludwig Jahns, dessen Todestag in jenem Jahr zum 100. Mal begangen wurde, in Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark umzubenennen.
Danach wurde das Stadion mehrmals erweitert und modernisiert. 1964 wurde eine Flutlichtanlage installiert, sechs Jahre später eine Tartanbahn. 1986/1987 wurde das Stadion komplett saniert. Dabei wurden unter anderem eine neue Haupttribüne errichtet, die Gegengerade überdacht und neue Flutlichtmasten errichtet.[5] Eine weitere Sanierung erfolgte 1998, als das Stadion auch seine heute charakteristischen bunten Schalensitze erhielt.
Im Jahr 2015 erfolgten anlässlich des Finales der UEFA Women’s Champions League unter anderem die Verlegung eines neuen Rasens, der Bau neuer Wasserleitungen, Brandschutzvorrichtungen, Sanitäranlagen und weitere Umbauten im Kabinentrakt.[6]
Seit 2018 engagiert sich die Initiative „Mosse Erinnern!“[7] für eine Wiederbenennung der Mosse-Straße.
Nutzung
Sportvereine
Seit der Saison 2014/15 ist der BFC Dynamo Hauptnutzer des Stadions, wie bereits von 1972 bis 1992.[8][9] Mit der Saison 2017/18 ist als zweiter Hauptnutzer die VSG Altglienicke hinzugekommen, deren Stadion mit Kunstrasenplatz nach dem Aufstieg aus der Fußball-Oberliga für die Regionalliga nicht mehr geeignet war.[10] Weiterhin tragen die Berlin Adler American-Football-Spiele im Jahn-Sportpark aus. Das Gelände des Sportparks wird im Übrigen durch den SV Empor Berlin sowie den FC Bundestag genutzt.
Seit der Saison 2021/22 ist der Sportpark das Heimstadion des FC Viktoria 1889 Berlin.[11]
Fußball
Zu DDR-Zeiten nutzte ab 1953 zunächst Vorwärts Berlin den Jahn-Sportpark als Heimspielstätte in der DDR-Oberliga. Als der Verein 1971 nach Frankfurt (Oder) delegiert wurde, übernahm der BFC Dynamo das Stadion und nutzte es bis 1992 – mit Ausnahme der Saison 1986/87 – als Heimat. In dieser Zeit feierte der BFC neun seiner zehn DDR-Meistertitel im Jahn-Sportpark und trug die meisten seiner Europapokal-Spiele, beispielsweise gegen den Hamburger Sportverein, den FC Aberdeen, Werder Bremen oder gegen den AS Monaco hier aus.
Außerdem fanden von 1971 bis 1990 zehn Länderspiele der DDR-Fußballnationalmannschaft im Stadion statt. Das Freundschaftsspiel der DDR-Auswahl am 13. März 1974 gegen Belgien (die DDR gewann 1:0 durch ein Tor von Joachim Streich) erzielte dabei die Rekordzuschauerzahl von 30.000. Darüber hinaus wurden drei Finalspiele des FDGB-Pokals (1965, 1990, 1991) im Jahn-Sportpark ausgetragen.
Zu den bekanntesten Fußballveranstaltungen im Jahn-Sportpark seit der deutschen Wiedervereinigung zählt das Finale des Berliner Landespokals, das seit 1995 jährlich hier stattfindet. Darüber hinaus wurde das Stadion von mehreren Mannschaften genutzt, wenn das Heimstadion aufgrund zu erwartender hoher Zuschauerzahlen oder aus Sicherheitsgründen nicht nutzbar war, so z. B. von der Amateurmannschaft von Hertha BSC oder dem zu dieser Zeit im Sportforum Hohenschönhausen spielenden BFC Dynamo. 2001 fanden die Heimspiele des 1. FC Union Berlin im UEFA-Pokal gegen Haka Valkeakoski und Litex Lowetsch im Jahn-Sportpark statt, da das Stadion An der Alten Försterei nicht die Sicherheitsbestimmungen der UEFA erfüllte. Hertha BSC trug 2006 das UI-Cup-Heimspiel gegen FK Moskau und das UEFA-Cup-Qualifikationsspiel gegen Ameri Tiflis sowie in anderen Jahren noch weitere UEFA-Cup- beziehungsweise Europa-League-Qualifikationsspiele (gegen den FC Nistru Otaci, Interblock Ljubljana und Brøndby IF) hier aus, zuletzt das Spiel der dritten Qualifikationsrunde der UEFA Europa League 2016/17 gegen Brøndby IF, das mit 18.454 zahlenden Zuschauern ausverkauft war und mit 1:0 gewonnen wurde.[12]
Folgende Mannschaften nutzten das Stadion vorübergehend als Heimspielstätte:
- der Berliner AK 07 (als Berlin Ankaraspor Kulübü 07) 2006/07 in der Oberliga Nordost
- Türkiyemspor Berlin 2008/09, 2009/10 und 2010/11 in der Regionalliga Nord sowie 2011/12 in der Oberliga Nordost, weil das Willy-Kressmann-Stadion (bis 2010: Katzbachstadion) die sicherheitstechnischen Auflagen des DFB nicht erfüllte
- der 1. FC Union Berlin 2008/09 in der 3. Liga sowie die Zweite Mannschaft des 1. FC Union Berlin 2012/13 und 2013/14 in der Regionalliga Nordost
Am 14. Mai 2015 fand im Jahn-Sportpark das Finale der UEFA Women’s Champions League 2014/15 zwischen dem 1. FFC Frankfurt und Paris Saint-Germain statt.[13] Der 1. FFC Frankfurt gewann das Spiel mit 2:1.
Andere Nutzung
Zwischen 1966 und 1977 war der Jahn-Sportpark Etappenziel der Internationalen Friedensfahrt. Von 1963 bis 1989 fand im Jahn-Sportpark einmal im Jahr der Olympische Tag der Leichtathletik statt, ein Leichtathletik-Vergleich nach dem Vorbild des in West-Berlin stattfindenden Internationalen Stadionfestes (ISTAF). Während der Sanierung des Berliner Olympiastadions fand das ISTAF 2002 und 2003 im Jahn-Sportpark statt.[14] Insgesamt wurden in dem Stadion 18 Weltrekorde erzielt; unter anderem übertraf Uwe Hohn am 20. Juli 1984 als erster Speerwerfer der Welt die 100-Meter-Marke, allerdings zeigte die Anzeige nur eine Weite von 04,80 statt 104,80 an.[15]
Auch American Football wird im Jahn-Sportpark gespielt. Von 1999 bis 2003 nutzte zunächst das NFL-Europe-Team Berlin Thunder die Anlage. Seit 2004 ist das Jahn-Stadion Heimat des German-Football-League-Teams der Berlin Adler. Am 13. Oktober 2012 fand hier vor 11.242 Zuschauern das 34. deutsche Endspiel um die Meisterschaft im American Football, der German Bowl XXXIV, statt.[16] Durch die Sanierungs- und Umbaumaßnahmen war der bisher letzte German Bowl in dem Stadion der German Bowl XL 2018. Die folgenden Endspiele wurden, bzw. werden in der Commerzbank-Arena in Frankfurt am Main ausgetragen.
Auch für musikalische Veranstaltungen wurde der Jahn-Sportpark bereits genutzt; so trat beispielsweise am 4. September 1992 Michael Jackson im Rahmen der „Dangerous World Tour“ hier auf.[17]
Am 5. Mai 2001 fand im Rahmen der Speedway-Einzel-Weltmeisterschaft 2001 der Speedway-WM Grand Prix von Deutschland im Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion statt.
Vom 20. bis 26. August 2018 wurden die Para Leichtathletik-Europameisterschaften erstmals in Berlin ausgetragen.
Die Firma Apple drehte einen Teil des Werbespots für das iPad Pro im Jahr 2020 im Stadion des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks. Der Werbespot zeigt die charakteristischen bunten Sitzbänke und die markanten Pappeln im Hintergrund, um die Leistungsfähigkeit der Weitwinkel- und Ultraweitwinkelkameras zu zeigen.
Sanierungs- und Umbaupläne bis 2023
Bereits mit Blick auf das Finale der UEFA Women’s Champions League 2015 investierte der Berliner Senat über zwei Millionen Euro in mehr Sicherheit, die Renovierung von Räumlichkeiten und in neuen Rasen.[18]
Perspektivisch soll die Anlage – unabhängig von Olympia-Bewerbungen – in einen InklusionsSportpark für Behinderten- und Nicht-Behindertensport umgebaut werden, da die Politik Bedarf an einer geeigneten Sportstätte mittlerer Kapazität in Berlin von bis zu 20.000 Zuschauerplätzen für Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften, den German Bowl im American Football, Deutsche Rugby-Meisterschaften aber auch für das Herbstfinale Jugend trainiert für Paralympics sieht. Die Anlage ist als Stützpunkt für den Behindertensport vorgesehen, weshalb Um- und Ausbauarbeiten als auch die Ansiedlung von Behindertensportverbänden angestrebt werden. Seit Mitte Januar 2015 liegt für das Areal eine Machbarkeitsstudie vor, worin unter anderem wegen maroder Bausubstanz (Tribünengebäude) Abriss und Neubau des Stadions empfohlen werden. Dieses Gutachten ist durch das dialogische Werkstattverfahren 2021 obsolet.[19] Auch durch Umbau und Umbau im Betrieb kann der Betrieb eines inklusiven Stadions erreicht werden. Für das Umgestaltungskonzept wurden in der Studie 150 Millionen Euro veranschlagt.[20][21] Eine Zahl, die mittlerweile korrigiert wurde auf 200 Millionen Euro, wie der Tagesspiegel am 23. März 2021 berichtete.[22]
Das größte Vorhaben im Rahmen des zukünftigen Umbaus war der ursprünglich für den Zeitraum von 2020 bis 2021 vorgesehene Abriss und Neubau des Großen Stadions mit zugehöriger Infrastruktur. Das zukünftig multifunktionale Stadion sollte eine Gesamtkapazität von 20.000 Besucherplätzen aufweisen und für internationale Leichtathletikveranstaltungen, sowie weitere Sportevents, zum Beispiel im Behindertensport, barrierefrei gestaltet sein. Dafür war eine Investition von 110 Millionen Euro vorgesehen. Am 6. Juni 2019 verkündete der Sport-Staatssekretär Alexander Dzembritzki im Berliner Sportausschuss den Ablaufplan: der Abriss beginne im Jahr 2020, 2021 würde der Neubau errichtet.[23]
In Planung stehen weiterhin: Die Anlage von neuen Spielfeldern insbesondere für Hockey, Fußball und Tennis, der Bau von zwei Dreifeld-Sporthallen mit Zuschauerplätzen, der Bau einer Tennishalle, sowie Gymnastik-, Kraft- und Physiotherapieräume, Büros für Verwaltung und Vereine, eine Doppelstock-Sporthalle, ein Clubhaus sowie ein Parkhaus.[23] Der Sportpark soll auch weiterhin im Sinne einer „Kiez-Sportanlage“ über Angebote für alle Sportlerinnen und Sportler verfügen. So gibt es bereits einen von einer bekannten großen Sportartikelfirma gesponserten neuen Playground im Kleinen Stadion. Darüber hinaus sind die Anlage eines Fitness-Parcours und eines besonderen Laufareals geplant. Für die Kosten des Umbaus der Sportanlage ab 2021 sind bisher rund 170 Millionen Euro eingeplant.[24]
Die Initiative jahnsportpark.de setzt sich für den Erhalt des Stadions als herausragendes schützenswertes Beispiel der Ostmoderne ein. Insbesondere der Erhalt der unverbauten Grünflächen und die Nutzung für individuellen Sport auf der großen Freifläche und der unversiegelten Fläche sind ihr ein Anliegen. Die Bürgerinitiative konnte mit einem offenen Brief einen Abriss- und Rodungsstopp für das Jahr 2020 erwirken. Eine neue Bürgerbeteiligung wurde als Reaktion darauf von Seiten des Senats geplant. Weitere Kritik sehen die Aktivisten in verkehrsverstärkenden Großereignissen, die das Verkehrsaufkommen im hochverdichteten Wohngebiet massiv erhöhen würde.
Im Juni 2020 hat ein breites Bündnis aus 26 Berliner Sportverbänden und -vereinen eine Gegenpetition auf change.org zur Unterstützung der Pläne zur Erbauung des InklusionsSportparks, sowie weitergehender Forderungen. Dazu zählen die Nutzung einer der geplanten Dreifeld-Sporthallen als Forschungshalle für InklusionsSport, der Aufbau eines Kompetenzzentrum für InklusionsSport (KIsS) für die Aus- und Weiterbildung, sowie Entwicklung und Erprobung von inklusiven Sportarten, die Errichtung des Stadionneubaus als „inklusives Stadion“ für alle Sport- und Zuschauerbereiche, sowie weitere Forderungen zum Umwelt- und Naturschutz, sowie zur Quartiersentwicklung. In der Folge haben sich weitere Organisationen aus dem Bereich der Behindertenhilfe und -selbsthilfe der Petition des Berliner Sports angeschlossen.
2020 wurde vom Berliner Senat in einer Koalitionsvereinbarung eine Bürgerbeteiligung und ein Werkstattverfahren über die Zukunft des Sportparks beschlossen. Die Bürgerbeteiligung startete im Februar 2021.[25]
Im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen wurde von Mai bis September 2021 ein partizipatives Werkstattverfahren durchgeführt.
Drei interdisziplinäre Teams (Architektur, Landschaftsarchitektur, Stadtplanung) waren mit drei verschiedenen Aufgabenstellungen beauftragt:
- Team 1 mit Abriss des bestehenden Stadions und Neuerrichtung an der (ungefähr) selben Stelle,
- Team 2 mit inklusionsgerechtem Umbau des bestehenden Stadions,
- Team 3 mit Umnutzung des bestehenden Stadions und Neuerrichtung an anderer Stelle im Jahn-Sportpark.
Alle drei Teams mussten darüber hinaus den umfangreichen Bedarf an gedeckten und ungedeckten Sportstätten und deren Nebenräume auf dem Gelände nachweisen. Die verschiedenen Interessenvertreter der Verwaltung, des Sports, der Anwohnerschaft und der Stadtgesellschaft wurden mit je fünf Vertretern und je fünf Stellvertretern als Projektgruppe am Verfahren beteiligt.
Im Ergebnis bestand einhellig die Auffassung, dass das Konzept von Team 3 zwar interessante Einzelaspekte aufwies, insgesamt aber nicht weiterverfolgt werden sollte. Ein Konsens über die Fragen „Abriss/Neubau“ oder „Umbau“ konnte weder in den Empfehlungen der Projektgruppe noch im entscheidungsbefugten Lenkungsgremium aus den Senatsverwaltungen für Sport und für Stadtentwicklung sowie dem Bezirksbürgermeister von Pankow erzielt werden. Beide Konzepte sollen nun Grundlage eines Realisierungswettbewerbs werden, der 2022 ausgelobt werden soll. Eine Entscheidung könnte somit Ende 2022 fallen.[26][27]
Petition zum Bau eines Sportparks für alle
Ein breites Bündnis aus Berliner Sportverbänden und -vereinen und Vereinigungen der Behindertenhilfe und -selbsthilfe unterstützt den Bau des deutschlandweit ersten InklusionsSportparks und eines inklusiven Fußballstadions, mit dem sich Berlin für sportliche Großveranstaltungen, wie Leichtathletik-Europameisterschaften und andere Sportgroßereignissse, bewerben kann. Geplant sind weiterhin notwendige Verwaltungsgebäude, zwei Sporthallen, V.I.P.-Räumlichkeiten, Vereinsgastronomie für Sportvereine, sowie weitere umfassend barrierefreie ungedeckte Sportanlagen.[28]
Petition zum Baumerhalt und gegen Abriss
Eine Initiative aus Betroffenen, Sportlern, Anwohnern und Umweltschützern hat sich den Erhalt des durch Abriss und Zubauten bedrohten Grüns im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks zum Ziel gemacht.[29]
Beteiligungsverfahren
Nach Beschluss der Koalitionsfraktionen vom 2. Oktober 2020 soll ein Inklusionssportpark errichtet werden. Dazu wurde am 20. Februar 2021 eine Bürgerbeteiligung durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen initiiert. Ein dialogisches Werkstattverfahren für die Erarbeitung eines Masterplans soll zu einer Entscheidung für oder gegen einen Neubau des Cantianstadions beitragen.[30]
Umbenennungsdiskussion
Die umstrittenen antisemitischen Äußerungen des Namensgebers Friedrich Ludwig Jahn führten im Jahr 2018 zu einer Diskussion über die Umbenennung des Sportparks, insbesondere der Bezirk Pankow forderte hier bereits den Senat der Stadt Berlin auf, eine Namensänderung zu prüfen. Die Initiative „Sport ohne Turnväter“ fordert bereits seit 2011 eine Umbenennung.[31]
Flora und Fauna
Stadtlebensräume werden immer wichtiger als Naturerfahrungsräume für den Menschen[32] und haben bei nachhaltiger Entwicklung eine hohe Priorität für den Erhalt biologischer Vielfalt.[33]
So weisen das Cantianstadion und der Jahnsportpark zusammen mit dem altem Mauerpark eine bemerkenswerte Dichte geschützter Vogelarten auf: Im Ergebnis durchgeführter faunistischer Untersuchungen von relevanten Gebäude- und Gehölzstrukturen für Höhlen- und Nischenbrüter sowie Fledermäuse wurden 16 Brutvogelarten festgestellt.
Charakteristisch ist die große Anzahl gebäudebewohnender Vogelarten. Haussperlinge (85 Brutplätze), Feldsperlinge, Hausrotschwänze sowie Stare brüten in Nischen an den Tribünendächern des Stadions und der Nebengebäude.[34] Gebäudebrüter sind schon seit Jahrhunderten als sogenannte Kulturfolger des Menschen an das Leben in der Stadt angepasst und kommen somit fast ausschließlich in städtischen Lebensräumen vor. Sie sind darauf spezialisiert und angewiesen, an oder auf menschlichen Gebäudestruktukturen Nester zu bauen. Durch die verstärkte Sanierung und Wärmedämmung von Gebäuden gehen in großem Umfang die Quartiere der Tiere verloren, was zu einem Rückgang bzw. einer Stagnation der Bestände siedlungstypischer Vogel- sowie Fledermausarten führt.[35] Des Weiteren wurden Sommer- und Winterquartiere des Großen Abendseglers und der Zwergfledermaus kartiert.
Die von der Künstler-Initiative Morgenvogel gemeinsam mit den Freunden des Mauerparks e. V. zahlreich im Park angebrachten Nistkästen werden ebenfalls erfolgreich besiedelt. Die umgebenden Grünflächen dienen im Verbund zu den Brutplätzen als Lebensraum und Nahrungshabitate. Auch Bachstelzen und Turmfalken nutzen das Areal als Jagdgebiet. In den nahezu unberührten, bodennahen Bewüchsen an der Stadionmauer wurde der in Berlin als gefährdet geltende Sumpfrohrsänger dokumentiert.
Die Lebensstätten europäisch wildlebender Vogelarten sind national und europäisch gesetzlich geschützt. Ein ökologisches Ausgleichskonzept für Schutz- und Ersatzmaßnahmen liegt vor und muss bei baulichen Veränderungen rechtzeitig vor Ort umgesetzt werden. Bei Fällung der insgesamt 69 nach der BaumSchVO Berlin geschützten Bäume im UG ist ein Ausgleich von insgesamt 121 Bäumen erforderlich.[34]
Panorama
Siehe auch
Weblinks
- Daten und Fotos zum Stadion
- Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark bei berlin.de
- Herzlich willkommen in Pankow; Touristisches Wegeleitsystem (PDF; 1,03 MB) Informationsbroschüre des Bürgeramts Pankow, S. 42 f.
- Website des Jahnsportparks
Einzelnachweise
- Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark auf uefa.com
- Die Schwarz-Pappel nahe der Schönhauser Allee. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, abgerufen am 30. März 2009.
- Rudolf Ortner – Bauhausschüler, Architekt und Maler. (Nicht mehr online verfügbar.) In: meisterhaeuser.de. Stadt Dessau-Roßlau; Amt für Kultur, Tourismus und Sport, archiviert vom Original am 3. April 2009; abgerufen am 30. März 2009.
- Berlin: Cantian-Stadion soll fallen. In: moderneREGIONAL. 6. April 2019, abgerufen am 6. April 2019.
- Marc Wördehoff: UI-Cup, Saison 06/07, 16. Juli 2006, Hertha BSC – FK Moskau. 16. Juli 2006, abgerufen am 22. Januar 2009.
- Champions-League-Finale der Frauen – Ladies First. In: Berliner Zeitung, 11. Mai 2015, abgerufen am 1. Juni 2016.
- Mossestrasse. Abgerufen am 30. Dezember 2021.
- Männer mit neuer alter Spielstätte; Mitteilung auf der Website des BFC Dynamo (Memento vom 28. März 2014 im Internet Archive)
- Britt Schlehahn: Vor dem Abriss nochmal BFC Dynamo gegen BSG Chemie – Corona verhindert letztes Halali. Sportbuzzer, 17. Mai 2020, abgerufen am 1. März 2021.
- Julian Graeber: Der Aufstieg zwingt die VSG Altglienicke zum Umzug. In: Tagesspiegel Online. 8. Juni 2017 (tagesspiegel.de [abgerufen am 9. August 2017]).
- Vorübergehende Lösung für die 3. Liga: Viktoria Berlin darf im Jahnsportpark spielen. In: Kicker. Abgerufen am 14. August 2021 (deutsch).
- Ausverkauft! In: herthabsc.de. Abgerufen am 30. Juli 2016.
- Finale im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. In: uefa.com. UEFA, abgerufen am 16. Juli 2014.
- Die Geschichte des ISTAF Berlin (Memento vom 16. Januar 2013 im Internet Archive), ISTAF
- 1984 – Hohns Speerwurf für die Ewigkeit. In: sporthelden.de. André Helpensteller, abgerufen am 30. März 2009.
- Feuerwerk der Einhörner. In: Der Tagesspiegel. 14. Oktober 2012, abgerufen am 22. Oktober 2012.
- Bernd Radowicz: 4. September 1992 Michael Jackson. In: Bernds Berliner Rockwiki. Abgerufen am 31. August 2018.
- Friedhard Teuffel: Berlin macht sich fein fürs Finale. In: Der Tagesspiegel. 16. Februar 2015, abgerufen am 3. Mai 2015.
- Uwe Aulich: Jahn-Sportpark wird auch ohne Olympia neu gebaut. In: Berliner Zeitung. 8. Februar 2015, abgerufen am 3. Mai 2015.
- Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark – Der Jahn-Sportpark als vielseitige Veranstaltungsstätte. Senatsverwaltung für Inneres und Sport, abgerufen am 3. Mai 2015.
- Christian Hönicke: „Das ist ein symbolhafter Ort – den kann man nicht schnell mal umpflügen“. In: Tagesspiegel Online. 23. März 2021, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 8. November 2021]).
- Jahn-Stadion weicht einem Neubau (Allg. Presseinfo), veröffentlicht am 11. Juni 2019 in Berliner Zeitung, S. 13.
- Quelle: Senatsverwaltung für Inneres und Sport; Pressemitteilung vom 21. Juni 2018.
- Berlin-Pankow: Bürgerbeteiligung zum Jahn-Sportpark gestartet. In: Berliner Abendblatt. BVZ Anzeigenzeitungen GmbH, Berlin, 22. Februar 2021, abgerufen am 14. Mai 2021.
- Thomas Schubert: Jahn-Sportpark: Entscheidung über Stadion-Entwürfe am 29.9. In: Berliner Morgenpost. 25. November 2021, abgerufen am 10. Dezember 2021.
- Christian Hönicke: Jahn-Sportpark:Jahn-Sportpark: Berlin stoppt geplanten Umbau, Stadion-Entscheidung fällt erst Ende 2022. In: Tagesspiegel Online. 16. September 2021, abgerufen am 10. Dezember 2021.
- Petition InklusionsSportpark
- Homepage Jahnsportpark
- Der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark soll zum ersten Inklusionssportpark Berlins entwickelt werden. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, abgerufen am 5. März 2021: „zuvor muss der Umgang mit dem Stadion geklärt werden“
- Christian Hönicke: Pankow will Jahn-Sportpark umbenennen. In: Tagesspiegel Online. 20. Juni 2018, abgerufen am 4. August 2019.
- Grimm et al. 2008
- Yves et al. 2016
- Trias 2020
- BfN 2016