Darmstädter Signal
Der Arbeitskreis Darmstädter Signal (Ak-DS) ist ein Zusammenschluss aktiver und ehemaliger Offiziere, Unteroffiziere und Zivilbeschäftigter der Bundeswehr, die sich der Friedensbewegung verbunden fühlen. Sprecher des Arbeitskreises ist Major a. D. Florian Pfaff. Die Mitglieder des Arbeitskreises verfolgen die Politik in und um die Bundeswehr kritisch, lehnen diese jedoch nicht ab. Für das Darmstädter Signal besteht die Rolle der Bundeswehr darin, die Freiheitliche demokratische Grundordnung der Bundesrepublik nach strenger Auslegung internationaler Gesetze zu verteidigen. Die innere Verfasstheit einer deutschen Armee soll daher den Prinzipien der Inneren Führung folgen. Auslandseinsätze sollen nur nach dem Scheitern aller friedlichen Konfliktlösungsversuche durch UN-mandatierte Einsätze möglich sein.[1] Durch Informationsveranstaltungen, Vorträge, interne und öffentliche Diskussionen versucht der Arbeitskreis, Missstände zu kritisieren und Alternativvorschläge zu erarbeiten.
Geschichte
Er wurde im September 1983 in Darmstadt von 20 Offizieren und Unteroffizieren gegründet. Hauptkritikpunkt eines dort erarbeiteten friedenspolitischen Aufrufs Darmstädter Signal war die mit dem NATO-Doppelbeschluss verbundene Stationierung neuer Atomraketen in Mitteleuropa. Bis heute fordert der Arbeitskreis den Abbau aller Massenvernichtungswaffen und den Abzug der US-Atomwaffen in Deutschland. Daneben wird die konsequente Umsetzung des defensiven Charakters der Bundeswehr und die Verringerung der Rüstungsexporte in Länder der sogenannten Dritten Welt gefordert. Heute gehören dem Arbeitskreis ca. 130 Mitglieder und 200 Unterstützer im Förderkreis an. Jährlich finden 2–3 Arbeitstreffen und Seminare statt, um Positionen zu erarbeiten und durch Vorträge auf neue Entwicklungen aufmerksam zu machen.[1] Sprecher des Ak-DS war Oberstleutnant a. D. Helmuth Prieß. Ein weiteres Vorstandsmitglied ist der Publizist und Oberstleutnant a. D. Jürgen Rose.
Am 15. März 1986 wurde von Unterstützern der Soldaten ein Förderkreis gegründet. Dieser unterstützt ideell und finanziell durch Spenden- und Mitgliedsbeiträge die Arbeit des Darmstädter Signals. Zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kultur sind Mitglied, darunter mehrere frühere Bundesminister, aktive und ehemalige Bundestagsabgeordnete aus verschiedenen Parteien und auch mehrere ehemalige Generale der Bundeswehr. Vorsitzende des Förderkreises waren u. a. Horst-Eberhard Richter, Gernot Erler und Konrad Gilges. Von Herbst 2013 bis Herbst 2019 hatte Generaloberstabsarzt a. D. Dr. Karl Wilhelm Demmer den Vorsitz inne.[2]
Nachdem im Herbst 2019 der langjährige Vorsitzende Hauptmann d.R. Florian Kling den Antrag auf Auflösung des Darmstädter Signals gestellt hatte, lehnten bei der Mitgliederversammlung sechs der nur neun anwesenden Stimmberechtigten den Antrag ab und beschlossen die Fortführung des Vereines. Kling trat daraufhin zurück. Pfaff wurde sein Nachfolger, Rose übernahm den Fördervereinsvorsitz. Kling bezweifelte, dass die Organisation noch eine Renaissance erleben werde, und sagte „ein Ende auf Raten“ voraus. Mitglieder sehen als Ursache der Nachwuchsprobleme des Arbeitskreises unter anderem die harsche Diskussionskultur mancher altgedienter Mitglieder, die für mögliche Neumitglieder eine abschreckende Wirkung zeige.[3]
Ziele
Auf Basis der Inneren Führung verstehen sich die Mitglieder als Staatsbürger in Uniform, zu deren Bürgerrecht entgegen früheren Armeen Deutschlands auch die politische Meinungsäußerung gehört. Die „Signaler“ sind für den Abzug der verbliebenen Atomwaffen aus Deutschland und gegen eine Teilnahme der Bundeswehr an friedenserzwingenden militärischen Kampfeinsätzen. Das Darmstädter Signal vertritt kein offizielles Meinungs- und Stimmungsbild der Bundeswehr. Sein 25-jähriges Bestehen feierte der Arbeitskreis am 27. September 2008 mit einem Festakt im Bonner Haus der Geschichte. Festredner war Egon Bahr.
Die Forderungen des Arbeitskreises:
- Absoluter Vorrang friedlicher Konfliktlösungen vor militärischen Einsätzen
- Strikte Einhaltung des Verfassungs- und Völkerrechts
- Stärkung der Vereinten Nationen und der OSZE
- Abbau aller Massenvernichtungsmittel weltweit
- Abzug der US-Atomsprengköpfe aus den Fliegerhorsten Büchel und Ramstein
- Verkleinerung der Bundeswehr auf ca. 120.000 Soldaten/-innen
- Landesverteidigung im Bündnis
- Teilnahme an friedenserhaltenden Blauhelmeinsätzen
- Keine Beteiligung an friedenserzwingenden Maßnahmen
- Kein Einsatz der Bundeswehr im Innern
- Stopp der Rüstungsexporte
- Demokratisierung der Streitkräfte
- Offene Diskussion ethischer Fragen des Soldatseins
Literatur
- Lothar Liebsch: Frieden ist der Ernstfall. Die Soldaten des „Darmstädter Signals“ im Widerspruch zwischen Bundeswehr und Friedensbewegung. Jenior, Kassel 2003, ISBN 3-934377-84-X.
- „Fall Prieß“/Darmstädter Signal/Frankfurter Soldatenurteil, Bd. 12, Abschn. „Materialsammlung Bundeswehr“ in der Sammlung Bernd C. Hesslein des Instituts für Zeitgeschichte.
- Friedensbewegung/Darmstädter Signal, Bd. 41, Abschn. „Materialsammlung Bundeswehr“ in der Sammlung Bernd C. Hesslein des Instituts für Zeitgeschichte.
Einzelnachweise
- Darmstädter Signal – Über uns
- Darmstädter Signal – Förderkreis
- Kritische Ex-Soldaten machen weiter taz, 21. Oktober 2019