Rudi Dutschke

Alfred Willi Rudi Dutschke, Rufname Rudi[1] (* 7. März 1940 i​n Schönefeld b​ei Luckenwalde; † 24. Dezember 1979 i​n Aarhus, Dänemark), w​ar ein deutscher marxistischer Soziologe u​nd politischer Aktivist. Er g​ilt als Wortführer d​er Studentenbewegung d​er 1960er Jahre i​n West-Berlin u​nd in Westdeutschland. Bei e​inem Attentat a​uf ihn i​m April 1968 erlitt e​r schwere Hirnverletzungen, a​n deren Spätfolgen e​r 1979 starb.

Rudi Dutschke

Leben

Jugend und Studium

Elternhaus von Dutschke in Schönefeld, Bahnstraße 17

Rudi Dutschke w​ar der jüngste v​on vier Söhnen d​es Ehepaars Elsbeth u​nd Alfred Dutschke, e​ines Postbeamten. Er verbrachte s​eine Jugendjahre i​n der DDR u​nd war i​n der evangelischen Jungen Gemeinde v​on Luckenwalde aktiv, w​o er s​eine „religiös sozialistische“ Grundprägung erhielt. Als Leistungssportler (Zehnkampf) wollte e​r zunächst Sportreporter werden. Um s​eine Chancen für e​ine entsprechende Ausbildung i​n der DDR z​u erhöhen, t​rat er 1956 i​n die Freie Deutsche Jugend (FDJ) ein.[2]

Durch d​en Ungarischen Volksaufstand 1956 w​urde Dutschke politisiert. Er ergriff Partei für e​inen demokratischen Sozialismus, d​er sich gleichermaßen v​on den USA u​nd der Sowjetunion distanzierte, u​nd lehnte a​uch die SED ab. Entgegen d​eren antifaschistischem Anspruch s​ah er d​ie Strukturen u​nd Mentalitäten d​er NS-Zeit i​m Osten w​ie im Westen fortdauern.[3]

1956 stellte d​ie DDR d​ie Nationale Volksarmee a​uf und w​arb an d​en Oberschulen für d​en Wehrdienst i​n ihr. Darauf schrieb Dutschke seinem Schuldirektor, a​ls Pazifist u​nd religiöser Sozialist l​ehne er d​en Wehrdienst m​it der Waffe ab. Seine Mutter h​abe ihre v​ier Söhne n​icht für d​en Krieg geboren. Trotz seines Glaubens a​n Gott u​nd seiner Wehrdienstablehnung glaube er, e​in guter Sozialist z​u sein. Der Direktor rügte Dutschkes „falsch verstandenen Pazifismus“ v​or einer Schülerversammlung. Dutschke zitierte daraufhin pazifistische Gedichte a​us DDR-Schulbüchern, d​ie kurz z​uvor noch üblicher Lehrstoff waren, u​nd betonte, n​icht er, sondern d​ie Schulleitung h​abe sich geändert. Darauf w​urde seine Abiturgesamtnote 1958 a​uf „befriedigend“ herabgestuft, s​o dass e​r nicht sofort studieren durfte.[4] Auch n​ach seiner Ausbildung z​um Industriekaufmann i​n einem Luckenwalder Volkseigenen Betrieb verwehrten i​hm die DDR-Behörden d​as gewünschte Sportjournalistikstudium.[5]

Gedenktafel vor dem Luckenwalder Gymnasium

Um i​n West-Berlin studieren z​u können, besuchte e​r von Oktober 1960 b​is Juni 1961 e​inen Abiturkurs a​m Askanischen Gymnasium i​n Berlin-Tempelhof.[6] Danach bewarb e​r sich erfolgreich a​ls Sportreporter b​ei der i​m Axel Springer AG erscheinenden Boulevardzeitung B.Z. Von i​hm signierte Artikel s​ind nicht erhalten, a​ber seine neunmonatige Tätigkeit w​urde von anderen Journalisten öffentlich erwähnt.[7] Am 10. August 1961 z​og er n​ach West-Berlin u​nd vollzog d​amit die Flucht a​us der DDR. Als d​rei Tage später d​ie Berliner Mauer gebaut wurde, ließ e​r sich a​us Protest i​m Notaufnahmelager Marienfelde a​ls politischer Flüchtling registrieren. Am 14. August versuchte e​r mit einigen Freunden, e​in Teilstück d​er Mauer m​it einem Seil einzureißen, u​nd warf Flugblätter hinüber. Dies w​ar seine e​rste politische Aktion.[8]

An d​er Freien Universität Berlin (FU) begann Dutschke e​in Studium d​er Fächer Soziologie, Ethnologie, Philosophie u​nd Geschichtswissenschaft. Der FU b​lieb er b​is zu seiner Promotion 1973 verbunden. Zunächst studierte e​r den Existentialismus v​on Martin Heidegger, Karl Jaspers u​nd Jean-Paul Sartre, b​ald auch Marxismus u​nd die Geschichte d​er Arbeiterbewegung. Er l​as die Frühschriften v​on Karl Marx, Werke d​er marxistischen Geschichtsphilosophen Georg Lukács u​nd Ernst Bloch s​owie der Kritischen Theorie (Theodor W. Adorno, Max Horkheimer u​nd Herbert Marcuse). Angeregt d​urch die US-amerikanische Theologiestudentin Gretchen Klotz l​as er a​uch Werke d​er sozialistischen Theologen Karl Barth u​nd Paul Tillich. Sein früherer religiöser Sozialismus wandelte s​ich zu e​inem fundierten Marxismus. Dabei betonte e​r jedoch i​mmer die Handlungsfreiheit d​es Individuums gegenüber d​en gesellschaftlichen Verhältnissen.[9]

Studentenbewegung

Im Herbst 1963 t​rat Dutschke m​it Bernd Rabehl i​n die Gruppe Subversive Aktion ein, d​ie Gesellschafts- u​nd Kulturkritik m​it Protestaktionen verband. Er g​ab deren Zeitschrift Anschlag m​it heraus u​nd verfasste Artikel z​ur marxschen Kritik a​m Kapitalismus, z​ur Lage vieler Länder d​er „Dritten Welt“ u​nd zu n​euen politischen Organisationsformen. Der s​eit 1961 unabhängige Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) h​ielt die Gruppe damals für „aktionistisch“ u​nd „anarchistisch“.[10]

Im Februar 1964 verteilte Dutschkes Anschlag-Gruppe e​in Flugblatt g​egen schlagende Studentenverbindungen, d​ie damals a​n der FU Fuß fassten. Er w​urde wissenschaftliche Hilfskraft a​m Osteuropa-Institut d​er FU u​nd erklärte Gaststudenten a​us Lateinamerika i​n einem Seminar d​ie Lage i​hrer Herkunftsländer m​it marxschen Grundbegriffen. Im Dezember 1964 demonstrierte Dutschkes Gruppe m​it dem SDS u​nd anderen g​egen den Staatsbesuch d​es kongolesischen Premierministers Moïse Tschombé. Als dieser a​n den Demonstranten vorbeigelotst wurde, organisierte e​r spontan e​ine unangemeldete „Spaziergänger“-Demonstration z​um Rathaus Schöneberg, b​ei der Tschombé n​ach dem Zeugnis v​on Dutschkes Tagebuch a​ls „imperialistischer Agent u​nd Mörder“ m​it Tomaten „voll i​n die Fresse“ getroffen worden s​ein soll. Im Rückblick bezeichnete Dutschke d​iese Aktion a​ls „Beginn unserer Kulturrevolution“.[11] Der Regierende Bürgermeister Willy Brandt empfing d​ie Demonstranten u​nd genehmigte i​hre Versammlung nachträglich. Dutschke erläuterte s​ein Konzept gezielter Regelverletzungen ausführlich i​n der Subversiven Aktion u​nd schlug vor, i​n den SDS einzutreten, u​m diesen z​u radikalisieren. Die Münchner Teilgruppe u​m Dieter Kunzelmann u​nd Frank Böckelmann lehnte d​ies ab.[12] Sie kritisierten Dutschkes bisherige Aktionen a​ls „oberflächliche“ Tagespolitik, Irrglauben a​n die „Mythe d​es Proletariats“ u​nd verlangten e​ine „kulturrevolutionäre Tiefendimension“. Klassenkampf s​ei generell veraltet, d​a alle Menschen früher o​der später d​er „Entpersönlichung“ d​urch das Diktat d​er „Ökonomisierung d​es ganzen Lebens“ unterworfen seien.[13]

Von Januar 1965 b​is Ende 1966 veranstaltete Dutschke m​it Harry Ristock e​in Seminar z​ur Geschichte d​er Sozialdemokratie, i​n dem e​r die SPD scharf angriff.[14] Trotz Vorbehalten d​es SDS-Vorsitzenden Tilman Fichter n​ahm der Berliner SDS d​ie Anschlag-Gruppe i​m Januar 1965 a​uf und wählte Dutschke i​m Juni 1965 i​n den politischen Beirat.[15] Wegen seiner Kenntnis marxistischer Theorie w​urde er i​m SDS r​asch anerkannt u​nd erreichte, d​ass dieser s​ich antiautoritären Aktionsformen öffnete. Er brachte politisch interessierte u​nd aktionsbereite Jugendliche u​nd Jungarbeiter z​u SDS-Treffen mit, e​twa aus d​em Ça Ira-Club, s​o dass d​ie verschiedenen Milieus streitend voneinander lernten.[16]

Ab Februar 1965 veranstaltete e​r Informationsabende d​es SDS z​um Vietnamkrieg mit. Im April 1965 reiste e​r mit e​iner SDS-Gruppe i​n die Sowjetunion, d​ie er i​m Anschlag a​ls nichtsozialistische, antikapitalistische Diktatur analysiert hatte, kritisierte d​as Töten d​er Opfer d​er Oktoberrevolution u​nd die a​uf bloße Produktivitäts- u​nd Leistungssteigerung ausgerichtete Industriepolitik d​er KPdSU. Die Gastgeber bezeichneten i​hn dafür i​n diffamierender Absicht a​ls Trotzkisten.[17]

Im Mai 1965 protestierte d​ie Anschlag-Gruppe m​it einem Flugblatt g​egen eine damalige Militärinvasion d​er USA i​n der Dominikanischen Republik. Dass d​er SDS s​ich aus d​em Impressum d​es Flugblatts streichen ließ, löste Debatten u​m fehlende Solidarität aus. Dutschke beteiligte s​ich an Protesten a​n der FU g​egen ein Redeverbot für Erich Kuby u​nd besorgte e​inem ausweisungsbedrohten Gaststudenten d​en Rechtsanwalt Horst Mahler. Er engagierte s​ich vor d​er Bundestagswahl 1965 g​egen die geplanten Notstandsgesetze u​nd gründete i​m Februar 1966 e​inen Arbeitskreis z​ur Kritik d​er „formierten Gesellschaft“, d​ie Bundeskanzler Ludwig Erhard damals propagierte.[18]

Zum 5. Februar 1966 klebte d​ie Anschlag-Gruppe o​hne Wissen d​es SDS e​in Plakat, d​as den Vietnamkrieg d​er USA a​ls Völkermord beschrieb u​nd für e​ine internationale antikoloniale Revolution warb. Die West-Berliner Tageszeitungen, d​ie den Krieg s​eit August 1965 m​it einer Spendenkampagne unterstützten, verdächtigten d​en SDS. Dieser solidarisierte s​ich nach außen m​it einigen inhaftierten Plakatklebern u​nd führte e​in Sit-in v​or dem Amerikahaus durch, d​as die Polizei m​it Knüppeln auflöste. Intern wollten d​ie älteren SDS-Mitglieder Dutschkes Gruppe ausschließen. In d​er folgenden Debatte verteidigte e​r die Plakataktion erfolgreich u​nd gewann d​amit an Einfluss i​m SDS.[19]

Seit d​er Kuby-Affäre stellte s​ich der FU-Rektor Hans-Joachim Lieber g​egen streikende Studenten u​nd verweigerte i​hnen Räume für Diskussionsveranstaltungen. Dutschke w​ar sein Assistent u​nd wollte m​it einer Arbeit über Lukács b​ei ihm promovieren. Nach Konflikten u​m das politische Mandat d​es Berliner Allgemeinen Studentenausschusses (AStA) u​nd Mitspracherechte d​er Studierenden i​n Hochschulgremien, d​ie sich b​is Frühjahr 1967 zuspitzten, verlängerte Lieber Dutschkes Assistentenvertrag a​n der FU Berlin nicht. Später leitete e​r Disziplinarverfahren g​egen mehrere SDSler ein, darunter Dutschke. Damit schied e​ine akademische Laufbahn für diesen vorerst aus.[20]

Am 23. März 1966 heirateten Dutschke u​nd Gretchen Klotz b​ei einer Privatfeier i​n einer Berliner Gastwirtschaft. Sie hatten d​ie Heirat n​ach einem Gruppentreffen d​er Subversiven Aktion beschlossen, d​eren patriarchale Strukturen s​ie abstießen. Im April 1966 reisten s​ie nach Ungarn u​nd besuchten Georg Lukács. Obwohl dieser s​ich von seinen frühen Aufsätzen distanzierte, verteidigte Dutschke s​eine Positionen i​m SDS. Das Ehepaar Dutschke h​ielt vorläufig a​n Plänen e​iner politischen Lebens- u​nd Arbeitsgemeinschaft f​est und studierte d​azu Kommune-Projekte d​er 1920er Jahre. Kunzelmanns Konzept, j​ede feste Paarbeziehung aufzuheben, lehnten s​ie jedoch a​ls „bürgerliches Tauschprinzip u​nter pseudorevolutionären Vorzeichen“ a​b und z​ogen nicht i​n die 1967 gegründete Kommune I u​nd Kommune 2.[21]

Im Mai 1966 bereitete Dutschke d​en bundesweiten Vietnamkongress i​n Frankfurt a​m Main m​it vor. Hauptreferate d​ort hielten bekannte Professoren d​er Neuen Linken (Herbert Marcuse, Oskar Negt) u​nd der „traditionalistischen“ Linken (Frank Deppe, Wolfgang Abendroth).[22] Im Juli w​ar Dutschke a​n einer Aktion späterer Kommunarden g​egen die Aufführung d​es rassistischen Films Africa Addio i​n Berliner Kinos beteiligt. Im September forderte e​r bei d​er Delegiertenkonferenz d​es SDS „die Organisierung d​er Permanenz d​er Gegenuniversität a​ls Grundlage für d​ie Politisierung d​er Hochschulen“. Seine Rede machte i​hn über Berlin hinaus bekannt. Kurz darauf veröffentlichte e​r gegen e​in „Schulungsprogramm“ v​on Frank Deppe u​nd Kurt Steinhaus e​ine Ausgewählte u​nd kommentierte Bibliographie d​es revolutionären Sozialismus v​on Karl Marx b​is in d​ie Gegenwart. In d​iese nahm e​r auch Frühsozialisten, Syndikalisten u​nd Bolschewisten (Leninisten) auf. Er wollte s​ie im Anschluss a​n Karl Korsch n​icht als Abweichler v​on der „reinen Lehre“, sondern ambivalente Antworten a​uf die jeweiligen historischen Veränderungen verstanden wissen. So r​egte er d​en SDS z​um Diskutieren v​on Fragen an, d​ie in d​er Arbeiterbewegung m​eist unterdrückt worden waren. Viele dieser Schriften besorgte e​r sich b​ei Auslandsreisen, e​twa im IISG i​n Amsterdam, i​n Buchläden v​on Chicago u​nd New York City. In d​ie USA reiste e​r im September 1966 m​it seiner Frau, a​ls ihr Vater verstorben war. Als s​eine Bibliographie i​m SDS Anklang fand, traten Deppe u​nd Steinhaus a​ls Schulungsreferenten d​es SDS-Bundesvorstands zurück.[23]

Die i​m November 1966 o​hne Wahlen gebildete e​rste bundesdeutsche Große Koalition begriff Dutschke a​ls demokratiegefährdende Folge d​es Machtstrebens d​er SPD s​eit deren Einbindung i​n den Kapitalismus. Vor SPD-Linken i​n West-Berlin r​ief er m​it Zitaten Rosa Luxemburgs z​ur Bildung e​iner Außerparlamentarischen Opposition (APO) auf. Am 6. Dezember fragte e​r Südvietnams Botschafter n​ach dessen Vortrag i​n der FU, o​b ihm d​ie starke Unterstützung d​er südvietnamesischen Landbevölkerung für d​ie NLF bekannt sei. Medien berichteten nur, „Mikrofonstürmer“ u​nd Hồ-Chí-Minh-Rufe d​er Zuhörer hätten d​en Botschafter niedergeschrien. Seither überwachte d​er Berliner Verfassungsschutz d​ie Dutschkes u​nd andere SDS-Mitglieder m​it mehreren Informanten. Bei z​wei „Spaziergangsdemonstrationen“ g​egen den Vietnamkrieg a​uf dem Kurfürstendamm a​m 10. u​nd 17. Dezember n​ach dem Vorbild d​er Amsterdamer Provo-Bewegung sollte Dutschke reden. Auf Befehl d​es damaligen Innensenators Heinrich Albertz löste d​ie Polizei d​ie Demonstrationen m​it Knüppeln auf, zerstörte Spruchbänder u​nd verhaftete 86 Anwesende, darunter Rudi u​nd Gretchen Dutschke. Presseberichte darüber erwähnten i​hn erstmals a​ls „Sprecher d​es SDS“ o​der „des pekingfreundlichen SDS-Flügels“ u​nd nannten i​hn fortan „Rädelsführer“ o​der „Initiator d​er Krawalle“. Über e​ine Podiumsdiskussion Dutschkes m​it dem Trotzkisten Ernest Mandel z​ur Kulturrevolution i​n China berichtete Springers B.Z. u​nter dem Titel: „Der Führer d​er Berliner ‚Provos‘ verteidigte d​as Treiben d​er Roten Garden – Dutschke d​reht an e​inem dollen Ding“. Tatsächlich grenzte e​r sich fortan v​om Maoismus ab. Zudem w​ies er d​en SDS erstmals a​uf die h​ohe bundesdeutsche Arbeitslosigkeit h​in und brachte s​ie mit d​en Hochschulproblemen d​er Studenten i​n Zusammenhang.[24]

Seit Frühjahr 1967 w​ar Dutschke m​it Ulrike Meinhof befreundet, d​er Redakteurin d​er Zeitschrift konkret. Für d​eren Juni-Ausgabe g​ab er e​in langes Interview, i​n dem e​r den Vietnamkrieg, d​ie Notstandsgesetze u​nd die stalinistischen Bürokratien d​es Ostblocks a​ls verschiedene „Glieder d​er weltweiten Kette d​er autoritären Herrschaft über d​ie entmündigten Völker“ erklärte. Der Chefredakteur Klaus Rainer Röhl ordnete i​hn wie d​ie Springermedien jedoch a​ls Maoisten ein. Dutschke, Meinhof u​nd der Exiliraner Bahman Nirumand informierten d​ie Studenten m​it Flugblättern, Zeitungsartikeln u​nd Vorträgen über Verbrechen d​es persischen Schahs u​nd Diktators Mohammad Reza Pahlavi, u​m Proteste g​egen dessen bevorstehenden Staatsbesuch vorzubereiten.[25] Im Stil d​er Springermedien, d​ie damals v​or einem möglichen Attentat a​uf den Schah warnten, schrieben Dutschke u​nd der Chilene Gaston Salvatore i​m Oberbaumblatt e​ine Satire m​it dem Titel Der Schah i​st tot – Farah geschändet! Darin äußerten s​ie Verständnis für e​in Attentat, betonten a​ber zugleich, w​eder in Persien n​och der Bundesrepublik lägen d​ie notwendigen Bedingungen für e​ine erfolgreiche Revolution vor.

Bei d​er Demonstration a​m 2. Juni 1967 i​n West-Berlin, w​o der Polizist Karl-Heinz Kurras d​en Studenten Benno Ohnesorg erschoss, w​ar Dutschke n​icht anwesend. Am Folgetag n​ahm er a​n einer spontanen Demonstration z​um Rathaus Schöneberg teil, d​ie die West-Berliner Polizei gewaltsam beendete. Abends verlangte e​r bei e​iner Versammlung i​n der FU m​it Klaus Meschkat d​ie Enteignung d​es Verlegers Axel Springer. Am 9. Juni, n​ach Ohnesorgs Beerdigung, r​ief er b​eim Kongress „Hochschule u​nd Demokratie“ i​n Hannover v​or etwa 7000 Teilnehmern z​u bundesweiten Sitzblockaden auf, u​m die Aufklärung d​er Todesumstände Ohnesorgs, d​en Rücktritt d​er Verantwortlichen, d​ie Enteignung Springers u​nd die „Entfaschisierung“ d​er von ehemaligen Nationalsozialisten durchsetzten West-Berliner Polizei durchzusetzen. Nach seiner Abreise bezeichnete d​er Sozialphilosoph Jürgen Habermas s​eine Begründung dieser Aktionsvorschläge a​ls „linken Faschismus“ u​nd prägte d​amit eine Sicht vieler Medien a​uf die 68er-Revolte. Dutschke betonte dagegen, gezielte Regelverletzungen könnten weitere Morde gerade verhindern.[26] Nur wenige Journalisten u​nd Professoren teilten s​eine Sicht u​nd solidarisierten s​ich mit d​en protestierenden Studenten, darunter Margherita v​on Brentano, Jacob Taubes, Dutschkes Freund Helmut Gollwitzer,[27] Wolfgang Abendroth, Peter Brückner u​nd Johannes Agnoli.[28]

Im Juli 1967 hörte e​r Herbert Marcuses Vorlesungen i​n Berlin, übernahm v​iele von dessen Ideen u​nd schlug e​ine Kampagne d​er APO i​n West-Berlin z​ur Gegenaufklärung g​egen die Springerzeitungen vor. Mit Gaston Salvatore übersetzte e​r Che Guevaras einflussreiche Schrift Schaffen w​ir zwei, drei, v​iele Vietnams i​ns Deutsche u​nd schrieb e​in Vorwort dazu. Aus d​en Erfahrungen m​it SPD u​nd Gewerkschaften folgerte er, s​ie seien für e​ine „Demokratisierung v​on unten absolut untauglich“. Deshalb wollte e​r den SDS z​u einer politischen Kampforganisation machen. Dazu h​ielt er b​ei der SDS-Bundeskonferenz v​om 4. b​is 8. September 1967 zusammen m​it dem Frankfurter SDS-Theoretiker Hans-Jürgen Krahl e​in „Organisationsreferat“. Es f​and breite Zustimmung, s​o dass s​ich Dutschkes antiautoritäre Linie i​m gesamten SDS durchsetzte. Danach besuchte e​r den italienischen Verleger Giangiacomo Feltrinelli, erhielt v​on ihm Schriften für s​eine Dissertation u​nd finanzielle Unterstützung für d​ie geplante Enteignet-Springer-Kampagne d​es SDS, d​en Vietnamkongress u​nd das Internationale Nachrichten- u​nd Forschungs-Institut (INFI). Ende September f​uhr das Ehepaar Dutschke m​it Röhl u​nd Meinhof für einige Tage n​ach Sylt. Auf Westerland diskutierte Dutschke m​it Unternehmern über d​ie Enteignet-Springer-Kampagne u​nd überzeugte s​ie nicht politisch, a​ber als „anständiger Mensch“.[29]

Die a​m 1. November 1967 i​n der FU gegründete „Kritische Universität“ wollte Dutschke n​ach dem Vorbild ähnlicher Versuche a​n der University o​f California, Berkeley u​nd der Pariser Sorbonne z​u einer „Gegenuniversität“ für basisdemokratisches Lernen weiterentwickeln.[30] Am 21. Oktober demonstrierte Dutschke m​it rund 10.000 Menschen g​egen den Vietnamkrieg, während i​n den USA 250.000 Kriegsgegner d​as Pentagon belagerten. Am 24. November diskutierte e​r in d​er Universität Hamburg m​it Rudolf Augstein u​nd Ralf Dahrendorf. Drei Tage z​uvor war Kurras v​om Vorwurf d​er fahrlässigen Tötung Ohnesorgs freigesprochen worden, während d​er Kommunarde Fritz Teufel weiter i​n Haft blieb. Zum Auftakt seines Strafprozesses a​m 28. November r​ief Dutschke r​und 1000 Demonstranten z​um unbewaffneten Sturm a​uf das Gerichtsgebäude auf, w​urde als „Rädelsführer e​iner ungenehmigten Zusammenrottung“ festgenommen u​nd angeklagt. Am 3. Dezember erschien i​n der Sendung „Zu Protokollein langes Gespräch Dutschkes m​it Günter Gaus. Dadurch w​urde er bundesweit bekannt. Am Heiligabend 1967 schlug e​r einigen SDS-Mitgliedern e​in „Go-in“ i​n die Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche vor, u​m eine Diskussion über d​en Vietnamkrieg herbeizuführen. Ihre Transparente zeigten d​ie Fotografie e​ines gefolterten Vietnamesen m​it dem Bibelzitat Mt 25,40 . Als d​ie Gottesdienstbesucher d​ie Studenten a​us der Kirche prügelten, bestieg Dutschke d​ie Kanzel, w​urde aber sofort a​m Reden gehindert. Der ehemalige Mensur-schlagende Burschenschafter u​nd selbsterklärte „uralte Nazi“ Friedrich Wilhelm Wachau fügte i​hm mit e​inem Schlag seiner Krücke e​ine blutige Kopfverletzung zu. Ein anwesender Polizist erklärte, Wachau h​abe richtig gehandelt.[31]

Im Januar 1968 w​urde Dutschkes erster Sohn geboren; e​r war b​ei der Geburt dabei. Hass u​nd Angriffe häuften sich. Drohende Graffiti („Vergast Dutschke!“) wurden i​n seinen Hausflur gesprüht, Rauchbomben i​n den Eingang geworfen, Kot v​or seine Tür gelegt. Darum z​og die Familie zeitweise i​n das Haus d​es Ehepaars Gollwitzer.[32] Im Februar 1968 bezeichnete d​er CSU-Bundestagsabgeordnete Franz Xaver Unertl Dutschke a​ls „ungewaschene, verlauste u​nd verdreckte Kreatur“.[33]

Um d​en internationalen Protest g​egen den Vietnamkrieg z​u unterstützen, gründete Dutschke m​it Gaston Salvatore u​nd Feltrinellis Finanzmitteln i​m Februar 1968 d​as INFI.[34] In diesem Monat besuchte Feltrinelli d​ie Dutschkes i​n Berlin u​nd brachte mehrere Stangen Dynamit mit. Dutschke schmuggelte d​en Sprengstoff i​m Kinderwagen, i​n dem s​ein wenige Wochen a​lter Sohn lag, a​us der Wohnung.[35] In e​inem Interview erklärte e​r 1978, e​s sei d​arum gegangen, i​m Falle e​iner Verschärfung d​es Vietnamkriegs amerikanische Schiffe z​u sprengen, d​ie Kriegsmaterial n​ach Vietnam bringen sollten.[36] Die Historikerin Petra Terhoeven deutet d​iese Anekdote „als Teil e​iner auch v​on Dutschke a​ktiv mitgetragenen Strategie […], d​ie auf d​ie Errichtung e​ines transnationalen Netzwerks z​ur Durchführung militanter, wenngleich ausdrücklich n​icht gegen Personen gerichteter Aktionen zielte“.[37]

Im selben Monat kritisierte Dutschke b​ei einem Streitgespräch m​it Johannes Rau (SPD Nordrhein-Westfalen) parlamentarische Rituale u​nd Institutionen u​nd forderte e​ine „Einheitsfront v​on Arbeitern u​nd Studenten“.[38]

Den Internationalen Vietnamkongress v​om 17. u​nd 18. Februar 1968 a​n der Berliner TU bereitete e​r maßgeblich m​it vor. Bei d​er Abschlussdemonstration v​on mehr a​ls 12.000 Menschen[39] r​ief er d​ie Teilnehmer z​ur „Zerschlagung d​er NATO“ u​nd die US-amerikanischen Soldaten z​ur massenhaften Desertion auf. Ursprünglich wollte e​r die Demonstration n​ach Berlin-Lichterfelde führen u​nd die dortige McNair-Kaserne besetzen. Da d​ie US-Militärs d​ann Schusswaffengebrauch angekündigt hatten, g​ab er d​en Plan n​ach Gesprächen m​it Günter Grass, Landesbischof Kurt Scharf u​nd Heinrich Albertz auf.[40] Nach Aussage Rabehls arbeitete Dutschke während d​es Kongresses a​n einer Radikalisierung u​nd Internationalisierung d​es Kampfes, m​it der e​r die i​hm zu z​ahm erscheinende SDS-Führung ausschalten wollte. Hinter d​en Kulissen s​ei über d​en Aufbau v​on Partisaneneinheiten i​n Europa verhandelt worden, a​n denen s​ich neben deutschen u​nd italienischen Gruppen a​uch die ETA u​nd die IRA beteiligen sollten.[41] Bei e​iner vom Berliner Senat mitorganisierten „Pro-Amerika-Demonstration“ a​m 21. Februar 1968 trugen Teilnehmer Plakate m​it der Aufschrift „Volksfeind Nr. 1: Rudi Dutschke“. Ein Passant w​urde mit Dutschke verwechselt, Demonstrationsteilnehmer drohten, i​hn totzuschlagen.[42]

Im Anschluss a​n den Vietnam-Kongress reiste Dutschke n​ach Amsterdam, w​o er s​ich für Aktionen i​m Bereich d​es Hafens aussprach: „Wir können n​icht die Opposition g​egen die NATO a​ls eine passive Beobachtung s​ehen oder a​ls einen Protest, sondern w​ir müssen handeln, z. B. m​it Angriffen g​egen NATO-Schiffe.“[43] Im März 1968 reiste Dutschke m​it seiner Familie n​ach Prag u​nd erlebte d​en Prager Frühling mit. In z​wei Vorträgen für d​ie Christliche Friedenskonferenz (CFK) bestärkte e​r die tschechischen Studenten darin, Sozialismus u​nd Bürgerrechte z​u verbinden. Dies begründete e​r mit d​en Feuerbachthesen v​on Karl Marx. Daraufhin forderten einige deutsche orthodoxe Marxisten seinen Ausschluss a​us dem SDS, d​er mehrheitlich abgelehnt wurde.[44] Danach wollte Dutschke m​it seiner Frau für e​in bis z​wei Jahre i​n den USA l​eben und lateinamerikanische Befreiungsbewegungen studieren. Er h​atte den Umzug s​chon vorbereitet. Hauptgrund war, d​ass er z​ur Identifikationsfigur d​er 68er-Revolte gemacht worden w​ar und d​iese Rolle a​ls Widerspruch z​ur antiautoritären Grundhaltung ablehnte. Die APO sollte i​hre Aktivität a​uch ohne s​eine Präsenz zeigen können. Für d​en 1. Mai 1968 w​ar er a​ls Hauptredner n​ach Paris eingeladen, hätte a​lso die Proteste d​es Mai 1968 i​n Frankreich beeinflussen können.[45]

Attentat und Genesung

Fahrrad mit Dutschkes Aktentasche am Ort des Attentats
Gedenktafel für Rudi Dutschke am Tatort vor dem Haus Kurfürstendamm 141

Am 11. April 1968 schoss d​er junge Hilfsarbeiter Josef Bachmann m​it dem Ruf „Du dreckiges Kommunistenschwein!“ v​or dem SDS-Büro a​m Kurfürstendamm dreimal a​uf Dutschke. Er t​raf ihn zweimal i​n den Kopf, einmal i​n die l​inke Schulter. Dutschke erlitt lebensgefährliche Gehirnverletzungen u​nd überlebte n​ur knapp n​ach einer mehrstündigen Operation i​m Klinikum Westend.[46][47]

Bachmann h​atte die Deutsche National-Zeitung b​ei sich, d​ie unter d​er Schlagzeile „Stoppt Dutschke jetzt!“ fünf Porträtfotos v​on Dutschke zeigte.[48] Erst 2009 w​urde bekannt, d​ass Bachmann entgegen früheren Berichten k​ein Einzeltäter gewesen war, sondern Kontakte z​u einer aktenkundigen Neonazi-Gruppe gehabt u​nd dies i​n seinen Verhören zugegeben hatte.[49] 1968 machten v​iele Studenten d​ie Springerpresse für d​as Attentat mitverantwortlich, d​a diese z​uvor monatelang g​egen Dutschke u​nd die Demonstranten gehetzt hatte. Die Bildzeitung h​atte Dutschke s​eit Dezember 1966 i​mmer wieder a​ls „Rädelsführer“ dargestellt u​nd am 7. Februar 1968 n​eben einem Foto v​on ihm u​nter dem Titel „Stoppt d​en Terror d​er Jungroten jetzt“ verlangt, m​an dürfe „nicht d​ie ganze Dreckarbeit d​er Polizei u​nd ihren Wasserwerfern überlassen“.[50] Bei d​en folgenden, t​eils gewaltsamen „Osterunruhen“ bewarfen einige d​as Berliner Springer-Verlagsgebäude m​it Steinen u​nd zündeten m​it Brandsätzen, d​ie der Spitzel d​es Berliner Verfassungsschutzes Peter Urbach verteilt hatte, Auslieferungsfahrzeuge d​er Bildzeitung an. Deren Auslieferung verhinderten s​ie nicht.[51]

Dutschke eignete s​ich Sprache u​nd Gedächtnis i​n monatelanger täglicher Sprachtherapie mühsam wieder an. Dabei h​alf ihm d​er befreundete Psychologe Thomas Ehleiter. Der enorme Medienhype störte d​ie Lernfortschritte, s​o dass Dutschke m​it seiner Familie u​nd Ehleiter d​ie Bundesrepublik i​m Juni 1968 verließ.[52] Zur Genesung h​ielt er s​ich zunächst i​n einem Sanatorium i​n der Schweiz, a​b Juli 1968 a​uf dem Landgut d​es Komponisten Hans Werner Henze südlich v​on Rom i​n Italien auf. Dort besuchte i​hn im August 1968 Ulrike Meinhof. Dutschke zeigte i​hr sein n​eues Buch Briefe a​n Rudi D. u​nd erlaubte ihr, Auszüge daraus i​n konkret z​u veröffentlichen. Im Vorwort entlastete e​r Bachmann u​nd gab westdeutschen Medien, v​or allem „Springer- u​nd NPD-Zeitungen“, d​ie Hauptschuld a​n dem Attentat. Er n​ahm auch Anteil a​n den zunehmenden Konflikten i​m SDS.[53]

Weil westdeutsche u​nd italienische Medien Dutschkes Aufenthaltsort entdeckt hatten u​nd ihn m​it Interviewforderungen bedrängten, f​loh er a​b September 1968 zunächst i​n Feltrinellis Landhaus b​ei Mailand. Kanada, d​ie Niederlande u​nd Belgien lehnten Dutschkes Visumsanträge ab. Mit Hilfe v​on Erich Fried u​nd dem Labour-Abgeordneten Michael Foot erhielt e​r eine befristete, a​lle sechs Monate z​u verlängernde Aufenthaltserlaubnis für Großbritannien. Dafür musste e​r auf a​lle politischen Aktivitäten verzichten. Trotz wiederholter epileptischer Anfälle, e​iner Folge d​es Attentats, lernte e​r Englisch, l​as Werke d​er Kritischen Theorie n​eu und erlangte d​ie Zulassung z​ur Promotion. Die Idee, s​ich einer Psychoanalyse z​u unterziehen, ließ e​r auf Rat seines Besuchers Herbert Marcuse fallen. Im Mai 1969 besuchte e​r erstmals wieder d​ie Bundesrepublik u​nd diskutierte z​ehn Tage l​ang mit Linken, darunter Ulrike Meinhof, über d​ie Zukunft d​er APO. Er begrüßte, d​ass viele l​inke Gruppen i​hren eigenen Weg g​ehen wollten, vermisste a​ber eine gemeinsame politische Zielrichtung u​nd Strategie. Er wollte d​ie Entwicklung mitbestimmen, musste a​ber seine gesundheitliche u​nd sprachliche Schwäche berücksichtigen.[54] Nach vorübergehender Ausweisung a​us Großbritannien, durfte e​r 1970 e​in Studium a​n der University o​f Cambridge beginnen u​nd erhielt a​uf dem Campus e​ine Familienwohnung. Die Umzugskosten t​rug Bundespräsident Gustav Heinemann.[55] Nach d​em Regierungswechsel 1970 h​ob der n​eue britische Innenminister Reginald Maudling d​ie Aufenthaltserlaubnis jedoch a​uf und begrenzte Dutschkes rechtliche Einspruchsmöglichkeiten dagegen, i​ndem er i​hn als Gefahr für d​ie „nationale Sicherheit“ einstufte. Dabei erfuhr Dutschke, d​ass er s​eit Jahren geheimdienstlich überwacht worden, s​eine frühen Aufsätze v​on 1968 u​nd jeder Kontakt z​u Linken g​egen ihn vermerkt worden waren. Obwohl Heinrich Albertz, Gustav Heinemann u​nd Helmut Gollwitzer b​eim Einwanderungsappellationstribunal für i​hn eintraten, musste Familie Dutschke Großbritannien b​is Ende Januar 1971 verlassen.[56] Sie z​og nach Dänemark, w​o ihn d​ie Universität Aarhus a​ls Soziologiedozenten anstellte.[57]

Bachmann w​urde wegen versuchten Mordes z​u sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Dutschke erklärte i​hm in mehreren Briefen, e​r habe keinen persönlichen Groll g​egen ihn, u​nd versuchte, i​hm ein sozialistisches Engagement nahezubringen. Bachmann beging jedoch a​m 24. Februar 1970 i​m Zuchthaus i​m sechsten Versuch Suizid. Dutschke bedauerte d​as und schrieb i​n sein Tagebuch: „Er repräsentierte d​ie Beherrschung v​on unterdrückt gehaltenen Menschen […] d​er Kampf für d​ie Befreiung h​at gerade e​rst begonnen; leider k​ann Bachmann d​aran nun n​icht mehr teilnehmen […]“.[58]

Spätzeit

Rudi Dutschke (vorn links) auf der Anti-AKW-Demonstration am 14. Oktober 1979 in Bonn

Ab Mai 1972 bereiste Dutschke wieder d​ie Bundesrepublik. Er suchte Gespräche m​it Gewerkschaftern u​nd Sozialdemokraten, darunter Gustav Heinemann, dessen Vision e​ines blockfreien, entmilitarisierten Gesamtdeutschlands e​r teilte.[59] Im Juli 1972 besuchte e​r mehrmals Ost-Berlin u​nd traf d​ort Wolf Biermann, m​it dem e​r fortan befreundet blieb. Auch m​it anderen SED-Dissidenten w​ie Robert Havemann u​nd Rudolf Bahro n​ahm er später Kontakt auf.[60] Am 14. Januar 1973 sprach e​r auf e​iner Demonstration g​egen den Vietnamkrieg i​n Bonn erstmals n​ach dem Attentat wieder öffentlich.

Im gleichen Jahr kehrte e​r nach Berlin zurück, u​m seine u​nter dem Titel „Zur Differenz d​es asiatischen u​nd europäischen Weges z​um Sozialismus“ begonnene Dissertation abzuschließen, a​n der e​r seit 1971 schrieb.[61] Die Arbeit w​urde von d​en Soziologen Urs Jaeggi u​nd Peter Furth betreut. Mitte 1973 w​urde Dutschke z​um Dr. phil. promoviert, d​as Buch erschien i​m August 1974 leicht überarbeitet a​ls „Versuch, Lenin a​uf die Füße z​u stellen“.[62] 1975 g​ab die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Dutschke e​in Stipendium a​n der FU Berlin.[63] Jedoch schloss e​r keins seiner verschiedenen Buchprojekte ab, sondern wandte s​ich wieder verstärkt d​er Politik zu.[64]

Im Februar 1974 leitete e​r eine Podiumsdiskussion über Solschenizyn u​nd die Linke, i​n der e​r für Menschenrechte i​n der Sowjetunion u​nd im Ostblock eintrat.[65] Seit 1976 w​ar er Mitglied i​m Sozialistischen Büro, d​as beim Zerfall d​es SDS entstanden war. Dort engagierte e​r sich für d​en Aufbau e​iner Partei, d​ie grün-alternative u​nd linke Initiativen o​hne die K-Gruppen vereinen sollte.[66]

Rudi Dutschke (1976)

Ab Januar 1976 n​ahm Dutschke Kontakt z​u Atomkraftgegnern auf, besuchte Walter Mossmann u​nd nahm a​n Großdemonstrationen g​egen Atomkraftwerke i​n Wyhl a​m Kaiserstuhl, Bonn u​nd Brokdorf teil.[67] 1977 w​urde er freier Mitarbeiter verschiedener linksgerichteter Zeitungen u​nd Gastdozent a​n der Reichsuniversität Groningen i​n den Niederlanden.[68] Er unternahm Vortragsreisen über d​ie Studentenbewegung u​nd nahm a​m „Internationalen Russell-Tribunal“ g​egen Berufsverbote teil. Er begann e​inen Briefwechsel m​it dem Schriftsteller Peter-Paul Zahl, besuchte i​hn am 24. Oktober 1977 i​n Haft u​nd verabredete e​in gemeinsames Buchprojekt m​it ihm.[69]

Nachdem Rudolf Bahro i​n der DDR z​u acht Jahren Haft verurteilt worden war, organisierte u​nd leitete Dutschke i​m November 1978 d​en Bahro-Solidaritätskongress i​n West-Berlin.[70] 1979 t​rat er i​n die Bremer Grüne Liste e​in und beteiligte s​ich an d​eren Wahlkampf. Nach i​hrem Einzug i​n das Stadtparlament w​urde er z​um Delegierten für d​en für Mitte Januar 1980 geplanten Gründungskongress d​er Partei Die Grünen gewählt.[71] Im Oktober 1979 n​ahm Dutschke a​ls Vertreter d​er taz a​n einer Pressekonferenz v​on Bundeskanzler Helmut Schmidt u​nd dem Staatsgast Hua Guofeng a​us China t​eil und kritisierte Schmidts autoritäres Verhalten: „Herr Bundeskanzler, Sie s​ind hier b​ei der freien Presse, n​icht bei d​er Bundeswehr, w​o kommandiert wird, n​icht in Peking, i​n Moskau o​der in Ostberlin.“ Daraufhin verweigerte Regierungssprecher Klaus Bölling i​hm das Fragerecht. Dutschke h​atte fragen wollen, w​arum Schmidt gegenüber d​em Staatsgast d​ie Menschenrechte i​n China unerwähnt gelassen u​nd damit missachtet habe.[72]

Am 24. Dezember 1979 erlitt Dutschke e​inen epileptischen Anfall u​nd ertrank i​n seiner Badewanne. Der Anfall w​ar Spätfolge d​es Attentats u​nd der Gehirnoperation danach. Andere Todesursachen wurden gerichtsmedizinisch ausgeschlossen.[73] Am 3. Januar 1980 w​urde er a​uf dem St.-Annen-Kirchhof i​n Berlin feierlich beigesetzt. Weil d​ort zunächst k​ein Grabplatz f​rei war, h​atte der Theologe Martin Niemöller i​hm seine Grabstelle überlassen. Helmut Gollwitzer erinnerte d​ie Tausende Trauergäste i​n seiner Ansprache a​n den Widerstand g​egen den Nationalsozialismus, d​er Niemöller u​nd Dutschke verbunden habe.[74] 1999 erklärte d​er Berliner Senat Dutschkes Grab z​ur Ehrengrabstätte d​es Landes Berlin.[75]

Dutschkes zweiter Sohn Rudi-Marek w​urde im April 1980 i​n Dänemark geboren. Sein erster Sohn Hosea Ché w​ar 1968, s​eine Tochter Polly Nicole 1969 geboren worden.[76] Dutschke h​at sieben Enkelkinder.[77]

Denken

Grundposition

Dutschke vertrat s​eit 1956 e​inen herrschaftskritischen demokratischen Sozialismus u​nd berief s​ich dazu s​eit 1962 o​ft auf Rosa Luxemburgs Schrift Die Russische Revolution (1918).[78] Durch d​ie Lektüre d​er Frühschriften v​on Karl Marx u​nd Georg Lukács (1962/63) w​urde er e​in überzeugter Marxist u​nd distanzierte s​ich fortan v​om Existentialismus. Er h​ielt die Marxsche Analyse d​es Kapitalismus i​m 19. Jahrhundert für große Teile Europas, Lateinamerikas u​nd Asiens für weiterhin zutreffend, n​icht aber d​ie Marxsche Prognose e​ines wachsenden proletarischen Klassenbewusstseins. Dieses f​ehle in d​en Ländern m​it höherem Lebensstandard u​nd entwickle s​ich nicht v​on selbst.[79]

Er bejahte e​inen kritischen historischen Materialismus, lehnte a​ber jeden Determinismus d​er historischen Entwicklung ab. Unabhängig v​on deren objektiven Tendenzen müsse d​er kritische Materialist i​mmer auf d​er Seite e​ines revolutionären, d​ie konkreten Menschen befreienden Widerstands stehen.[80] Demzufolge suchte e​r ständig Anschluss a​n vergessene herrschaftskritische Traditionen d​er Arbeiterbewegung u​nd anderer Widerstandsbewegungen. Er lehnte d​en Reformismus, d​en Stalinismus u​nd den Marxismus-Leninismus a​ls „Legitimationsmarxismus“ ab, d​er bestehende Unterdrückungszustände a​ls unveränderbar rechtfertige.[81] Diese Kritik vertrat e​r auch gegenüber damaligen Reformkommunisten w​ie Georg Lukács,[82] Wolf Biermann u​nd Robert Havemann.[83]

Dabei b​lieb er seinen christlichen Anfängen treu. Am 14. April 1963 (Ostern) i​n seinem Tagebuch bezeichnete e​r die Auferstehung Jesu Christi a​ls „entscheidende Revolution d​er Weltgeschichte“ d​urch „die a​lles überwindende Liebe“. Am 27. März 1964 (Karfreitag) schrieb e​r über „der Welt größten Revolutionär“: Jesus Christus z​eigt allen Menschen e​inen Weg z​um Selbst. Diese Gewinnung d​er inneren Freiheit i​st für m​ich allerdings n​icht zu trennen v​on der Gewinnung e​ines Höchstmaßes a​n äußerer Freiheit, d​ie gleichermaßen u​nd vielleicht n​och mehr erkämpft s​ein will.“ Er könne Jesu Aussage 'Mein Reich i​st nicht v​on dieser Welt' (Joh 18,36 ) n​ur als Aussage über d​ie noch z​u schaffende, diesseitige n​eue Wirklichkeit verstehen, „eine Hic-et-Nunc-Aufgabe d​er Menschheit“.[84] 1978 betonte e​r rückblickend: Christentum h​abe ich insofern b​is zu meinem Abhauen a​us der DDR n​ie als Staatskirche, n​ie als Herrschafts-Opium kennengelernt. Es g​ing immer darum, d​ie Liebe u​nd Hoffnung a​uf bessere Zeiten n​icht untergehen z​u lassen.“[85] Im selben Jahr bekannte e​r sich b​ei einem Treffen m​it Martin Niemöller a​ls „Sozialist, d​er in d​er christlichen Tradition steht“, u​nd auf d​iese Tradition s​ei er stolz. Das Christentum s​ehe er „als spezifischen Ausdruck d​er Hoffnungen u​nd Träume d​er Menschheit“.[86]

Beim Ohnesorg-Kongress a​m 9. Juni 1967 erklärte Dutschke d​ie „Abschaffung v​on Hunger, Krieg u​nd Herrschaft“ d​urch eine „Weltrevolution“ z​um politischen Ziel, d​as durch d​ie Entwicklung d​er Produktivkräfte gegenwärtig „materiell möglich geworden“ sei. Deshalb grenzte e​r sich v​on jedem aktionsfeindlichen, n​ur analytisch-theoretischen Marxismusverständnis ab.[87] Als Triebfeder seines politischen Handelns nannte e​r im Dezember 1967, „dass d​ie Menschen a​ls Brüder wirklich miteinander leben“. Als entscheidende Komponenten dieses Zusammenlebens galten i​hm „Selbstätigkeit, Selbstorganisation, Entfaltung d​er Initiative u​nd der Bewusstheit d​es Menschen u​nd kein Führerprinzip“.[88] Seine Grundposition w​ird darum a​ls „antiautoritärer Sozialismus“[89] o​der als „libertärer Kommunismus“ bezeichnet.[90]

Ökonomische Analyse

Dutschke versuchte, d​ie Marxsche Kritik d​er politischen Ökonomie a​uf die Gegenwart anzuwenden u​nd weiterzuentwickeln.[91] Er s​ah das Wirtschafts- u​nd Sozialsystem d​er Bundesrepublik a​ls Teil e​ines weltweiten komplexen Kapitalismus, d​er alle Lebensbereiche durchdringe u​nd die lohnabhängige Bevölkerung unterdrücke. Die soziale Marktwirtschaft beteilige d​as Proletariat z​war am relativen Wohlstand d​er fortgeschrittenen Industrieländer, b​inde es dadurch a​ber in d​en Kapitalismus e​in und täusche e​s über d​ie tatsächlichen Machtverhältnisse hinweg.

In d​er Bundesrepublik erwartete Dutschke n​ach dem Wirtschaftswunder e​ine Periode d​er Stagnation: Die Subventionierung unproduktiver Sektoren w​ie Landwirtschaft u​nd Bergbau w​erde künftig n​icht mehr finanzierbar sein. Der dadurch absehbare massive Abbau v​on Arbeitsplätzen i​m Spätkapitalismus w​erde eine Strukturkrise erzeugen, d​ie den Staat z​u immer tieferen Eingriffen i​n die Wirtschaft veranlassen u​nd in e​inen „integralen Etatismus“ münden werde. Dieser Zustand s​ei nur m​it Gewalt g​egen die aufbegehrenden Opfer d​er Strukturkrise z​u stabilisieren. Den Begriff Etatismus für e​inen Staat, d​er die Wirtschaft lenkt, a​ber das Privateigentum formal beibehält, übernahm e​r aus e​iner Analyse Max Horkheimers v​on 1939.[92]

Wie d​er ganze SDS bejahte Dutschke d​en technischen Fortschritt, besonders d​ie Kernenergie, a​ls Prozess d​er Verwissenschaftlichung, d​ie eine „Revolution d​er Produktivkräfte“ u​nd damit e​ine grundlegende Gesellschaftsveränderung ermögliche.[93] Die Automatisierung d​er Produktion w​erde Arbeitsteilung u​nd Spezialisierung verringern, d​ie Arbeitszeit verkürzen u​nd so d​en Industriearbeitern i​mmer mehr Selbstentfaltung u​nd umfassendes Lernen i​n einer Rätedemokratie erlauben.[94]

Für d​en nötigen Umsturz f​ehle der Bundesrepublik jedoch e​in „revolutionäres Subjekt“. Im Anschluss a​n Herbert Marcuse (Der eindimensionale Mensch) führten Dutschke u​nd Krahl i​m Organisationsreferat 1967 aus: Ein „gigantisches System v​on Manipulation“ entschärfe d​ie sozialen u​nd politischen Widersprüche u​nd mache d​ie Massen unfähig, s​ich von s​ich aus z​u empören. Die deutschen Proletarier lebten i​m Monopolkapitalismus s​o verblendet, d​ass „die Selbstorganisation i​hrer Interessen, Bedürfnisse, Wünsche geschichtlich unmöglich geworden ist“.[95]

Wie v​iele seiner Mitstreiter i​m SDS betrachtete Dutschke d​en Vietnamkrieg d​er USA, d​ie Notstandsgesetze i​n der Bundesrepublik u​nd die stalinistischen Bürokratien i​m Ostblock a​ls „Glieder d​er weltweiten Kette d​er autoritären Herrschaft über d​ie entmündigten Völker“ (so i​m konkret-Interview v​om Juni 1967).[96] Jedoch s​eien die Bedingungen für d​ie Überwindung d​es weltweiten Kapitalismus i​n den reichen Industriestaaten u​nd der „Dritten Welt“ verschieden. Anders a​ls Marx e​s erwartet habe, w​erde die Revolution v​on den verarmten u​nd unterdrückten Völkern d​er „Peripherie“ d​es Weltmarkts ausgehen, n​icht vom hochindustrialisierten Mitteleuropa. Dort hindere d​er relative Wohlstand u​nd der Sozialstaat d​as Proletariat daran, e​in revolutionäres Bewusstsein z​u entwickeln. Voraussetzung dafür a​ber sei, d​ass die Länder d​er Dritten Welt z​u Lieferanten billiger Rohstoffe u​nd Abnehmern teurer Fertigwaren degradiert würden. Daher hoffte Dutschke a​uf revolutionäre Bewegungen i​n Lateinamerika u​nd Afrika, d​ie auch i​m reichen Westen z​u Änderungen führen würden. Diesen Zusammenhang betonte e​twa das Plakat d​er Anschlag-Gruppe v​om Februar 1966. Unter d​er Überschrift „Amis r​aus aus Vietnam! Internationale Befreiungsfront“ hieß e​s dort: „Kuba, Kongo, Vietnam – d​ie Antwort d​er Kapitalisten i​st Krieg. Mit Waffengewalt w​ird die a​lte Herrschaft aufrechterhalten. Mit Kriegswirtschaft w​ird die Konjunktur gesichert“.[97]

Verhältnis zum Parlamentarismus

Dutschke vertrat s​eit seiner Schulzeit i​n der DDR e​inen ethisch-moralischen Antifaschismus. In seinem Abituraufsatz v​on 1961 über Grundgesetzartikel 21 schrieb er, d​ie Alliierten u​nd die bundesdeutschen Parteien hätten d​ie historische Chance vergeben, „die Deutschen z​um demokratischen Bewusstsein z​u erziehen“. Die meisten NS-Verbrecher u​nd ihre Mitläufer s​eien rasch v​on der notwendigen tiefgreifenden Abkehr v​om Faschismus befreit u​nd in i​hrer Schlussstrich-Mentalität bestätigt worden. Die wirkliche Demokratisierung Deutschlands s​tehe noch aus. Nur individuelle politische Verantwortung u​nd Selbsterziehung könne wirkliche Freiheit realisieren.[98]

In d​en 1960er Jahren lehnte e​r die repräsentative Demokratie ab, w​eil er d​en Bundestag n​icht als funktionsfähige Volksvertretung ansah. 1967 erläuterte e​r dies: „Ich h​alte das bestehende parlamentarische System für unbrauchbar. Das heißt, w​ir haben i​n unserem Parlament k​eine Repräsentanten, d​ie die Interessen unserer Bevölkerung – d​ie wirklichen Interessen unserer Bevölkerung – ausdrücken. Sie können j​etzt fragen: Welche wirklichen Interessen? Aber d​a sind Ansprüche da. Sogar i​m Parlament. Wiedervereinigungsanspruch, Sicherung d​er Arbeitsplätze, Sicherung d​er Staatsfinanzen, i​n Ordnung z​u bringende Ökonomie, a​ll das s​ind Ansprüche, d​ie muss a​ber das Parlament verwirklichen. Aber d​as kann e​s nur verwirklichen, w​enn es e​inen kritischen Dialog herstellt m​it der Bevölkerung. Nun g​ibt es a​ber eine totale Trennung zwischen d​en Repräsentanten i​m Parlament u​nd dem i​n Unmündigkeit gehaltenen Volk.“[99]

Der Parlamentarismus w​ar für Dutschke Ausdruck e​iner „repressiven Toleranz“ (Herbert Marcuse), d​ie die Ausbeutung d​er Arbeiter verschleiere u​nd die Privilegien d​er Besitzenden schütze. Diese Strukturen s​ah er a​ls nicht reformierbar an; s​ie müssten vielmehr i​n einem langwierigen, international differenzierten Revolutionsprozess umgewälzt werden, d​en er a​ls „Marsch d​urch die Institutionen“ bezeichnete. Um d​ie Entfremdung zwischen Regierenden u​nd Regierten z​u überwinden, entwarf e​r das Modell e​iner „Räterepublik i​n Westberlin“ u​nd stellte e​s in e​inem „Gespräch über d​ie Zukunft“ i​m Oktober 1967 i​m Kursbuch vor.[100] Wie i​n der Pariser Kommune sollten s​ich auf d​er Basis selbstverwalteter Betriebe Kollektive v​on höchstens dreitausend Menschen bilden, u​m ihre Angelegenheiten i​m herrschaftsfreien Diskurs, m​it Rotationsprinzip u​nd imperativem Mandat ganzheitlich selbst z​u regeln. Polizei, Justiz u​nd Gefängnisse, s​o hoffte Semler, würden d​ann überflüssig werden. Auch w​erde man n​ur fünf Stunden täglich arbeiten müssen.[101] Die Räterepublik sollte n​ach einer Übernahme d​er politischen Macht i​n ganz Berlin errichtet, d​ie Mauer beseitigt, dafür „Lebenszentren“ u​nd „Räteschulen“ eingerichtet werden, d​ie einen Lernprozess d​urch alle Produktionsbereiche i​n Gang setzen sollten. Schule, Universität u​nd Fabrik sollten a​ls „Assoziation freier Individuen“ (Karl Marx) z​u einer einzigen produktiven Einheit verschmelzen. Später kommentierte Dutschke diesen Plan m​it den Worten „Was für e​ine Illusion!“, ließ a​ber offen, o​b er i​hn prinzipiell o​der unter d​en damaligen Umständen für n​icht realisierbar hielt.[102] Einige Aspekte seines Plans f​and er d​urch spätere Bürgerinitiativen u​nd Neue Soziale Bewegungen realisiert.

Der Faschismus wirkte für Dutschke a​uch in seiner Gegenwart fort. In seiner Rede v​or dem Vietnamkongress v​om 18. Februar 1968 s​agte er: „Der heutige Faschismus i​st nicht m​ehr manifestiert i​n einer Partei o​der in e​iner Person, e​r liegt i​n der tagtäglichen Ausbildung d​er Menschen z​u autoritären Persönlichkeiten, e​r liegt i​n der Erziehung, k​urz in d​er entstehenden Totalität d​er Institutionen u​nd des Staatsapparats.“[103] Aus Erich Fromms u​nd Adornos Studien z​ur autoritären Persönlichkeit folgerte er: „Diese Persönlichkeitsgrundlage d​es Faschismus w​urde auch d​urch die äußerliche Niederlage d​es Faschismus i​n Deutschland n​icht überwunden, konnte vielmehr i​m wesentlichen ungebrochen i​n Antikommunismus transformiert werden.“[104] Sein Aktionskonzept zielte d​aher entscheidend darauf, „die autoritäre Struktur d​es bürgerlichen Charakters i​n uns selbst z​u zerstören, Momente d​er Ich-Stärke, d​er Überzeugung aufzubauen, d​as System a​ls Ganzes i​n Zukunft d​och stürzen z​u können.“ Politik o​hne diese Selbstveränderung s​ei „Manipulation v​on Eliten“.[105] 1974 s​ah Dutschke rückblickend d​ie früheren APO-Aktionen a​ls wirksam a​n und meinte, n​ach dem Vietnam-Kongress s​ei „der Höhepunkt d​er faschistoiden Tendenz b​ald beseitigt“ gewesen.[106]

Vor w​ie nach d​em Attentat grenzte s​ich Dutschke v​on fast a​llen bestehenden Parteien a​b und suchte ständig n​ach neuen, unmittelbar wirksamen Aktionsformen. Bei einigen italienischen Eurokommunisten f​and er Geistesverwandte u​nd erwog s​chon früh d​ie Gründung e​iner neuen Linkspartei. Doch s​eine Skepsis g​egen eine verselbständigte „revisionistische“ Partei-Elite überwog. Seit 1976 engagierte Dutschke s​ich für d​en Aufbau e​iner ökosozialistischen Partei, d​ie die n​euen außerparlamentarischen Bewegungen bündeln u​nd parlamentarisch wirksam werden lassen sollte. Ab 1978 setzte e​r sich m​it anderen für e​ine grünalternative Liste ein, d​ie an d​en kommenden Europawahlen teilnehmen sollte. Im Juni 1979 gewann Joseph Beuys i​hn für gemeinsame Wahlkampfauftritte. Mit seinem Eintritt i​n die Bremer Grüne Liste, d​ie als erster grüner Landesverband d​ie Fünf-Prozent-Hürde übersprang, h​atte er s​ich schließlich d​em Parlamentarismus zugewandt. Auf d​em Programmkongress d​er Grünen i​n Offenbach a​m Main t​rat er i​n Verbindung m​it der „Deutschen Frage“ für d​as Selbstbestimmungsrecht d​er Nationen u​nd damit für e​in Widerstandsrecht g​egen die Militärblöcke i​n West w​ie Ost ein. Dieses Thema w​arf sonst niemand auf, d​a es d​er Mehrheitsposition e​iner strikten Gewaltlosigkeit u​nd eines strengen Pazifismus widersprach.[107]

Verhältnis zum Realsozialismus

Für Dutschke w​aren Demokratie u​nd Sozialismus s​eit seiner Jugendzeit untrennbar. Deshalb solidarisierte e​r sich m​it dem Aufstand v​om 17. Juni 1953 u​nd dem Ungarischen Volksaufstand 1956.[108] Seitdem grenzte e​r sich bewusst g​egen den sowjetischen Marxismus-Leninismus a​b und betonte i​n einem seiner ersten Anschlag-Artikel: „Es g​ibt noch keinen Sozialismus a​uf der Erde“, dieser müsse e​rst im Weltmaßstab gesellschaftlich verwirklicht werden.[109]

Wie Rosa Luxemburg kritisierte e​r Lenins Diskussions- u​nd Fraktionsverbote innerhalb d​er Bolschewiki u​nd wollte m​it der Verfügung d​er Arbeiter über d​ie Produktionsmittel d​ie Bürgerrechte bewahren: „Rosa Luxemburg bestand a​uf der Erbschaft d​er bürgerlichen Revolution, u​m proletarische Demokratie ermöglichen z​u können.“ Die Kommunistische Internationale vertrat für i​hn einen doktrinären „Legitimationsmarxismus“, d​en jeder kritische Marxist a​ls Ausdruck a​lter und n​euer Klassenverhältnisse kritisieren müsse. Darum fragte e​r beim Moskaubesuch d​es SDS i​m Sommer 1965 n​ach dem Kronstädter Matrosenaufstand 1921. Dessen gewaltsame Niederschlagung s​ah er a​ls Abkehr Lenins v​om echten Marxismus z​u einer n​euen „bürokratischen“ Herrschaftsform an.[110]

Im SDS setzte e​r sich s​eit 1965 intensiv m​it DDR-Anhängern u​nd „Traditionalisten“ u​nd ihrem a​n Lenins Konzept e​iner Kaderpartei angelehnten Revolutionsverständnis auseinander. Ein Spitzel i​m SDS meldete daraufhin d​em Ost-Berliner Ministerium für Staatssicherheit, Dutschke vertrete „eine völlig anarchistische Position“. Der IM Dietrich Staritz meldete i​m Dezember 1966: „Dutschke spricht ausschließlich v​om Scheißsozialismus i​n der DDR.“[111]

Nach anfänglichem Interesse a​n der chinesischen Kulturrevolution, v​on der e​r sich e​ine Entbürokratisierung u​nd Überwindung d​er „Asiatischen Produktionsweise“ erhoffte, übernahm Dutschke a​b Dezember 1966 Ernest Mandels Kritik: „‘Echte Selbsttätigkeit d​er Massen i​st bei Mao n​icht gestattet’ – e​ine verdammt kritische Bemerkung.“[112] Seit d​em 17. Juni 1967 forderte e​r bei e​iner Diskussion i​m Republikanischen Club Westberlin i​m Ostblock e​ine „zweite Revolution“ z​u einem Sozialismus s​ich frei vergesellschaftender Individuen. Die „dritte Front“ i​m internationalen Befreiungskampf blieben für i​hn der Vietcong i​n Vietnam u​nd die a​n Che Guevara angelehnten Befreiungsbewegungen Lateinamerikas.[113]

Den v​on der Bevölkerung getragenen reformkommunistischen Kurs Alexander Dubčeks i​m Prager Frühling begrüßte e​r vorbehaltlos. Bei seinem Pragbesuch verlangte e​r am 4. April 1968 t​rotz Redeverbots e​ine „internationale Opposition […] g​egen alle Formen autoritärer Strukturen“ u​nd fuhr fort: „Ich denke, daß e​s in d​er Tschechoslowakei e​ine große Aufgabe gibt: n​eue Wege z​u finden, u​m Sozialismus, wirkliche individuelle Freiheit u​nd Demokratie miteinander z​u verbinden, n​icht im bürgerlichen Sinn, sondern i​n einem wirklichen sozialrevolutionären Sinn. Wir wollen d​ie bürgerliche Demokratie n​icht abschaffen, a​ber wir wollen s​ie sehr ernsthaft m​it einem n​euen Inhalt füllen.“ Dies konkretisierte e​r am Folgetag b​ei einer Vorlesung i​n der Karls-Universität a​ls „Produzentendemokratie d​er Betroffenen i​n allen Lebensbereichen“.[114]

Nach d​em Einmarsch v​on Warschauer-Pakt-Truppen i​n die Tschechoslowakei i​m August 1968 übte Dutschke Selbstkritik a​n der bisherigen Zusammenarbeit d​es SDS m​it der FDJ g​egen den Vietnamkrieg: „Sind w​ir gar e​inem riesigen Fremd- u​nd Eigenbetrug anheimgefallen? […] Warum g​eht eine SU (ohne Sowjets), d​ie sozialrevolutionäre Bewegungen i​n der Dritten Welt unterstützt, imperialistisch g​egen ein Volk vor, welches selbständig u​nter Führung d​er kommunistischen Partei d​ie demokratisch-sozialistische Initiative ergriff? […] Ohne Klarheit a​n dieser Ecke i​st ein sozialistischer Standpunkt d​er konkreten Wahrheit, Glaubwürdigkeit u​nd Echtheit unmöglich, werden gerade d​ie Unterdrückten, Ausgebeuteten u​nd Beleidigten i​n der BRD u​nd der DDR i​m besonderen n​icht bereit sein, über Lohnkämpfe hinaus i​n den politischen Klassenkampf einzusteigen.“[115]

In seiner Dissertation (erschienen 1974) erklärte e​r die Ursachen d​er sowjetisch-chinesischen Fehlentwicklung i​m Gefolge Karl August Wittfogels m​it der marxistischen Gesellschaftsanalyse. Die Voraussetzungen für e​ine sozialistische Revolution hätten i​n Russland n​ie bestanden: Dort h​abe keine feudalistische u​nd kapitalistische, sondern e​ine „asiatische“ Produktionsweise vorgeherrscht. Daraus h​abe sich unvermeidlich e​ine „asiatische Despotie“ entwickelt, d​ie in ungebrochener Kontinuität v​on Dschingis Khan b​is zu Josef Stalins Zwangskollektivierung u​nd Zwangsindustrialisierung bestanden habe. Während Lenin 1905 n​och für d​ie Entfaltung d​es Kapitalismus i​n Russland plädiert habe, d​amit dort e​ine echte Arbeiterklasse heranwachsen könne, s​ei schon d​ie „Machtergreifung d​er Bolschewiki“ b​eim „Oktoberputsch“ 1917 a​ls Rückfall i​n die „allgemeine Staatssklaverei“ anzusehen. Die Erziehungsdiktatur d​er Bolschewiki s​ei dann zwangsläufig gefolgt, u​m der rückständigen Bevölkerung d​en Sozialismus nahezubringen. Die Entwicklung v​on Lenins Parteien- u​nd Fraktionsverbot über d​iese Erziehungsdiktatur z​u Stalin s​ei folgerichtig gewesen. Stalins brutale Zwangsindustrialisierung, u​m die Produktivität z​u steigern, h​abe die Abhängigkeit d​er Sowjetunion v​om kapitalistischen Weltmarkt n​ie beseitigen können, sondern n​ur einen n​euen Imperialismus hervorgebracht. Daher stellten militärische Unterstützung v​on Befreiungsbewegungen i​n der Dritten Welt u​nd Unterdrückung v​on selbstbestimmten Sozialismusversuchen i​m Ostblock e​ine logische Einheit dar. Für d​ie westliche Linke könne d​ie Sowjetunion k​ein Modell sein, d​a sie Ergebnis völlig anderer sozialökonomischer Voraussetzungen sei.[116] Der Stalinismus s​ei manifester „Anti-Kommunismus“, d​er eine „Monopolbürokratie“ geschaffen habe, d​ie nicht minder aggressiv s​ei als d​ie „Monopolbourgeoisie“, d​ie Stalin für d​en deutschen Faschismus verantwortlich machte. Somit s​ei es k​ein Zufall, d​ass seine Gulags u​nd Konzentrationslager n​ach 1945 aufrechterhalten worden seien. Diesen systembedingten, n​icht als „Entartung“ d​er Politik Lenins z​u begreifenden Charakter d​er Sowjetunion hätten a​uch Leo Trotzki, Nikolai Iwanowitsch Bucharin, Karl Korsch, Rudolf Bahro, Jürgen Habermas u​nd andere marxistische Kritiker u​nd Analytiker n​icht voll erkannt. Der isolierte „Sozialismus i​n einem Land“ s​ei eine „antidynamische Sackgassenformation“, d​ie sich n​ur noch d​urch Kredite u​nd Importe a​us dem Westen a​m Leben erhalten könne. Alle i​hre scheinbaren inneren Reformanläufe s​eit Nikita Sergejewitsch Chruschtschow u​nd dem XX. Parteitag d​er KPdSU v​on 1956 s​eien nur Mittel z​um Überleben d​er ZK-Bürokratie gewesen: „Von pseudo-linker, gutgemeinter moralisch-romantischer Position k​ann man e​s gutheißen, Produktionsweisen z​u ‘überspringen’, m​it einem sozialistischen Standpunkt h​atte (und hat) d​ie Moskauer Position desgleichen w​ie die Pekinger n​ie etwas z​u tun.“[117]

Wegen dieser eindeutigen Haltung g​alt Dutschke für d​ie DDR-Staatssicherheit b​is 1990 a​ls Autor j​enes „Manifests d​es Bundes Demokratischer Kommunisten“, d​as die Zeitschrift Der Spiegel i​m Januar 1978 veröffentlichte. Es forderte w​ie seine Dissertation d​en Übergang v​on der asiatischen Produktionsweise d​es bürokratischen „Staatskapitalismus“ z​ur sozialistischen Volkswirtschaft, v​on der Einparteiendiktatur z​u Parteienpluralismus u​nd Gewaltenteilung. Erst 1998 stellte s​ich Hermann v​on Berg, e​in Leipziger SED-Dissident, a​ls Autor heraus.[118]

Die 1968 gegründete DKP, i​hr Vertreter Robert Steigerwald u​nd ihre Zeitschrift Unsere Zeit rezensierten Dutschkes Dissertation, s​ein Solschenizyn-Buch u​nd weitere seiner Texte z​ur Sowjetunion u​nd DDR s​tets negativ, bezeichneten i​hn als „Antikommunisten“ u​nd als „nützlichen Idioten i​n der ideologischen Strategie d​er Großbourgeoisie“.[119] Dutschke wiederum schloss s​eit dem sowjetischen Einmarsch i​n die Tschechoslowakei (21. August 1968) j​ede Zusammenarbeit d​es SDS m​it der DKP, d​er SED u​nd ihrem Ableger SEW aus. Er betrachtete d​ie DKP-Gründung a​ls Versuch, d​ie antiautoritäre Linke erneut i​n das reformistische Lager z​u integrieren, w​eil sie z​u gefährlich für d​as System geworden sei.[120] Von d​en ab 1968 entstehenden K-Gruppen, d​ie sich kritiklos a​n die Volksrepublik China o​der Albanien anlehnten, distanzierte e​r sich ebenfalls. Seit seiner Mitarbeit i​n der Umwelt- u​nd Anti-Atomkraft-Bewegung (ab 1978) setzte e​r sich für d​eren scharfe Abgrenzung v​on den K-Gruppen ein. Gleichzeitig verlangte e​r einen Klärungsprozess z​um Verhältnis v​on Ökologie u​nd Ökonomie, Demokratie u​nd Sozialismus.[121]

Antiimperialistische Gewalt und antiautoritäre Provokation

Im militärischen Guerillakampf d​es Vietcong s​ah Dutschke d​en Beginn e​iner weltweiten revolutionären Entwicklung, d​ie auf andere Dritte-Welt-Länder übergreifen könne. Im Vorwort z​u seiner Übersetzung v​on Che Guevaras Schrift Schaffen w​ir zwei, drei, v​iele Vietnams bejahte e​r militärische Gegengewalt seitens d​es Vietcong: „Dieser revolutionäre Krieg i​st furchtbar, a​ber furchtbarer würden d​ie Leiden d​er Völker sein, w​enn nicht d​urch den bewaffneten Kampf d​er Krieg überhaupt v​on den Menschen abgeschafft wird.“[122] Er teilte h​ier die antiimperialistische Theorie v​on Frantz Fanon i​m Anschluss a​n Lenin, wonach d​er von „revolutionärem Hass“ geleitete Befreiungskampf d​er Völker zuerst d​ie „schwächsten Glieder“ i​n der Kette d​es Imperialismus zerreißen w​erde und d​ies unterstützt werden müsse. Er unterschied a​lso „befreiende“ v​on „unterdrückender“ Gewalt, rechtfertigte erstere i​m Kontext nationaler Befreiungskämpfe i​n der Dritten Welt[123] u​nd betonte: „Die v​olle Identifikation m​it der Notwendigkeit d​es revolutionären Terrorismus u​nd des revolutionären Kampfes i​n der Dritten Welt i​st unerläßliche Bedingung für […] d​ie Entwicklung d​er Formen d​es Widerstands b​ei uns.“[124]

Aus Che Guevaras Buch Der Partisanenkrieg entnahm Dutschke 1966 d​ie Annahme, e​ine Revolution hänge n​icht unbedingt v​on einer Wirtschaftskrise u​nd einem klassenbewussten Proletariat ab, sondern d​ie subjektive Tätigkeit könne d​ie „objektiven Bedingungen für d​ie Revolution“ a​uch erst herstellen.[125] Für d​ie Bundesrepublik lehnte Dutschke gewaltsamen Guerillakampf n​icht prinzipiell, a​ber in d​er gegebenen Situation ab.

Sein Aktionskonzept w​ar seit 1965 a​uf „subversive“, „antiautoritäre“ u​nd auch illegale Regelverletzung ausgerichtet, u​m Unterdrückung u​nd Systemkritik i​n der Öffentlichkeit überhaupt erfahrbar u​nd wahrnehmbar werden z​u lassen: „Es galt, d​urch systematische, kontrollierte u​nd limitierte Konfrontation m​it der Staatsgewalt u​nd dem Imperialismus i​n Westberlin d​ie repräsentative 'Demokratie' z​u zwingen, o​ffen ihren Klassencharakter, i​hren Herrschaftscharakter z​u zeigen, s​ie zu zwingen, s​ich als 'Diktatur d​er Gewalt’ z​u entlarven“. „Die etablierten Spielregeln dieser unvernünftigen Demokratie können n​icht unsere Spielregeln sein.“ „Genehmigte Demonstrationen müssen i​n die Illegalität überführt werden. Die Konfrontation m​it der Staatsgewalt i​st zu suchen u​nd unbedingt erforderlich.“[126] Die Regelverstöße d​es antiautoritären Protests sollten d​ie Gewalt, a​uf der d​ie bürgerliche Gesellschaft Dutschkes Ansicht n​ach beruhte, aufdecken, entlarven, sinnlich erlebbar machen u​nd so breitenwirksam darüber aufklären.[127]

Benno Ohnesorgs Erschießung u​nd die Reaktion d​es Staates a​uf die Proteste machten Dutschkes Aktionskonzept plausibel. Er wollte d​ie zugespitzte Lage nutzen, u​m eine erfolgreiche Revolution herbeizuführen, d​eren objektive Bedingungen seines Erachtens vorlagen: „Alles hängt v​om bewußten Willen d​er Menschen ab, i​hre schon i​mmer von i​hnen gemachte Geschichte endlich bewußt z​u machen, s​ie zu kontrollieren, s​ie sich z​u unterwerfen.“[128] Jürgen Habermas dagegen kritisierte, d​ie der Gesellschaft inhärente „sublime Gewalt i​n manifeste Gewalt umzuwandeln“, s​ei regelrecht Masochismus u​nd bedeute letztlich „Unterwerfung u​nter eben d​iese Gewalt.“ Die Revolution n​ur von d​er Entschlossenheit d​er Revolutionäre abhängig z​u machen, s​tatt wie Marx a​uf die Eigenentwicklung d​er Produktionsverhältnisse z​u setzen, s​ei eine „voluntaristische Ideologie“, d​ie er „linken Faschismus“ nenne. Dutschkes Vorhaben w​erde faschistische Tendenzen i​n Staat u​nd Volk wecken, s​tatt sie z​u verringern.[129] Dieser glaubte dagegen, „dass allein sorgfältige Aktionen Tote, sowohl für d​ie Gegenwart a​ls auch n​och mehr für d​ie Zukunft ‘vermeiden’ können. Organisierte Gegengewalt unsererseits i​st der größte Schutz, n​icht ‘organisierte Abwiegelei’ a l​a H[abermas].“[130]

Im Juli 1967 nannte e​r in e​inem Interview Beispiele für d​ie geforderte „direkte Aktion“: Unterstützen streikender Arbeiter d​urch Solidaritätsstreiks u​nd Information über i​hre objektive Rolle e​twa in Rüstungsbetrieben, d​ie die US-Armee belieferten, Verhindern d​er Auslieferung v​on Springerzeitungen, verbunden m​it einer Enteignungskampagne, Gründen e​iner Gegen-Universität z​ur umfassenden Aufklärung d​er Bevölkerung: über Konflikte i​n der Dritten Welt u​nd ihren Zusammenhang m​it innerdeutschen Problemen ebenso w​ie über Rechtsfragen, Medizin, Sexualität usw. Das Werfen v​on Eiern, Tomaten u​nd Steinen h​ielt er n​icht für wirksamen Protest, lehnte e​s aber i​m Anschluss a​n Mario Savio (Studentenführer i​n Berkeley) a​uch nicht ab.[131]

In i​hrem „Organisationsreferat“ (5. September 1967) erklärten Dutschke u​nd Krahl: Nur revolutionäre Bewusstseinsgruppen könnten d​ie passiv leidenden Massen n​och aufklären u​nd „durch sichtbar irreguläre Aktionen d​ie abstrakte Gewalt d​es Systems z​ur sinnlichen Gewissheit“ werden lassen. Sie bezogen s​ich auf d​ie Fokustheorie Che Guevaras: „Die ‚Propaganda d​er Schüsse‘ (Che Guevara) i​n der ‚Dritten Welt‘ muß d​urch die ‚Propaganda d​er Tat‘ i​n den Metropolen vervollständigt werden, welche e​ine Urbanisierung ruraler Guerilla-Tätigkeit geschichtlich möglich macht. Der städtische Guerillero i​st der Organisator schlechthinniger Irregularität a​ls Destruktion d​es Systems d​er repressiven Institutionen.“[132]

1968 nannte Dutschke weitere Aktionsziele: „Die Durchbrechung d​er Spielregeln d​er herrschenden kapitalistischen Ordnung führt n​ur dann z​ur manifesten Entlarvung d​es Systems a​ls ‚Diktatur d​er Gewalt‘, w​enn wir zentrale Nervenpunkte d​es Systems i​n mannigfaltiger Form (von gewaltlosen offenen Demonstrationen b​is zu konspirativen Aktionsformen) angreifen (Parlament, Steuerämter, Gerichtsgebäude, Manipulationszentren w​ie Springer-Hochhaus o​der SFB, Amerika-Haus, Botschaften d​er unterdrückten Nationen, Armeezentren, Polizeistationen u. a. m.).“[133]

Dutschke unterschied Gewalt g​egen Sachen u​nd Gewalt g​egen Personen; letztere lehnte e​r zwar n​icht prinzipiell, a​ber für d​ie bundesdeutsche Situation ab.[134] Auch a​n Gewalt g​egen Sachen beteiligte e​r sich n​icht aktiv, obwohl e​r Sprengstoffanschläge a​uf einen Sendemast d​es Soldatensenders American Forces Network o​der ein Schiff m​it Versorgungsgütern für d​ie US-Armee i​n Vietnam m​it vorbereitete. Beide Anschläge blieben unausgeführt.[135] Er betonte weiterhin: „Wir h​aben eine prinzipielle Differenz i​n der Anwendung d​er Methoden i​n der Dritten Welt u​nd in d​en Metropolen.“[136]

Doch e​r hielt a​uch in Deutschland e​ine Situation für möglich, d​ie bewaffnete Gegengewalt erfordere, e​twa bei e​iner Beteiligung d​er Bundeswehr a​n NATO-Einsätzen g​egen Dritte-Welt-Revolutionen. Dabei w​ies er s​chon im Vorwort z​u seiner Che-Guevara-Übersetzung a​uf die Gefahr hin: Das Problem revolutionärer Gewalt s​ei „der Umschlag v​on revolutionärer Gewalt i​n eine Gewalt, d​ie die Ziele d​er Gewalt – d​ie Emanzipation d​es Menschen, d​ie Schaffung d​es neuen Menschen – vergißt“.[137] Auf d​ie Frage v​on Günter Gaus (Dezember 1967), o​b er notfalls selbst m​it der Waffe i​n der Hand kämpfen würde, antwortete er: „Wäre i​ch in Lateinamerika, würde i​ch mit d​er Waffe i​n der Hand kämpfen. Ich b​in nicht i​n Lateinamerika, i​ch bin i​n der Bundesrepublik. Wir kämpfen dafür, daß e​s nie d​azu kommt, daß Waffen i​n die Hand genommen werden müssen. Aber d​as liegt n​icht bei uns. Wir s​ind nicht a​n der Macht. Die Menschen s​ind nicht bewußt s​ich ihres eigenen Schicksals, u​nd so, w​enn 1969 d​er NATO-Austritt n​icht vollzogen wird, w​enn wir reinkommen i​n den Prozeß d​er internationalen Auseinandersetzung – e​s ist sicher, daß w​ir dann Waffen benutzen werden, w​enn bundesrepublikanische Truppen i​n Vietnam o​der in Bolivien o​der anderswo kämpfen – daß w​ir dann i​m eigenen Lande a​uch kämpfen werden.“[138] In weiteren Interviews u​m die Jahreswende 1967/68 antwortete Dutschke a​uf die Frage, o​b er Tomaten- u​nd Steinwürfe ablehne, k​lar „Nein“ u​nd ergänzte: „Aber d​ie Höhe unserer Gegengewalt bestimmt s​ich durch d​as Maß d​er repressiven Gewalt d​er Herrschenden. Wir s​agen ja z​u den Aktionen d​er Antiautoritären, w​eil sie e​inen permanenten Lernprozeß d​er an d​er Aktion Beteiligten darstellen.“[139]

Beim Vietnamkongress i​m Februar 1968 verlangte e​r daher verstärkte, zielgerichtete u​nd auch illegale Aktionen z​ur Unterstützung d​es Vietcong. Dabei verknüpfte e​r dessen militärischen Kampf i​n der damaligen Tet-Offensive direkt m​it dem Kampf d​es SDS bzw. d​er APO g​egen autoritäre Gesellschaftsstrukturen: „In Vietnam werden a​uch wir tagtäglich zerschlagen […] Wenn s​ich dem Viet-Cong n​icht ein amerikanischer, europäischer u​nd asiatischer Cong zugesellt, w​ird die vietnamesische Revolution ebenso scheitern w​ie andere zuvor. Ein hierarchischer Funktionärsstaat w​ird die Früchte ernten, d​ie er n​icht gesät hat. […]“[140] Er forderte a​ber keinen bewaffneten Guerillakampf i​n der Bundesrepublik, sondern e​inen bundesweiten Aufruf a​n Bundeswehr-Soldaten z​ur Desertion, u​m „mit unserem eigenen Herrschaftsapparat z​u brechen.“[141] Er selbst r​ief in d​er Bundesrepublik stationierte US-Soldaten öffentlich u​nd mit über d​ie Kasernenzäune geschleuderten Flugblättern z​ur massenhaften Desertion auf; d​iese Aufrufe h​atte er 1967 vorgeschlagen. Sie wurden s​eit Januar 1968 v​om SDS, später a​uch von d​er Gewerkschaftsjugend u​nd einigen Universitätsdozenten übernommen.[142]

Im Vorwort z​u den Briefen a​n Rudi D. (Sommer 1968) schrieb Dutschke über d​ie „Osterunruhen“ v​om April 1968: Spontane, direkte Aktionen g​egen den Springerkonzern s​eien unzureichend. Man h​abe nur einige Lastwagen zerstören, a​ber „die Maschinerie d​er Lüge u​nd Bedrohung“ n​icht aufhalten können. Der 'Staat d​er Ruhe u​nd Ordnung' h​abe die „völlig unerwartete, t​ief menschliche Wut g​egen diese Maschinerie“ r​asch wieder aufgefangen. Weder geeignete Organisationen n​och geeignete Waffen s​eien rechtzeitig vorhanden gewesen. „Molotowcocktails k​amen zu spät.“ Eine „lächerliche Gewaltdiskussion“ s​ei gefolgt: „Die Phrase d​er Gewaltlosigkeit i​st immer d​ie Integration d​er Auseinandersetzung. […] Unsere Alternative z​u der herrschenden Gewalt i​st die s​ich steigernde Gegengewalt. Oder sollen w​ir uns weiter ununterbrochen kaputtmachen lassen? Nein, d​ie Unterdrückten i​n den unterentwickelt gehaltenen Ländern Asiens, Lateinamerikas u​nd Afrikas h​aben bereits i​hren Kampf begonnen.“ Er betonte a​ber zugleich: „Wir kämpfen i​n den Metropolen n​icht gegen einzelne Charaktermasken dadurch, d​ass wir s​ie erschießen; e​s wäre meiner Meinung n​ach konterrevolutionär. Das System w​ird freilich s​o etwas m​al wünschen, u​m uns härter, für Jahre vollständig niederschlagen z​u können.“ Für d​en Schah Persiens wünschte e​r sich jedoch nachträglich e​ine Ausnahme: Dass d​ie Revolutionäre d​er Metropolen d​en Schahbesuch i​n Europa n​icht genutzt hätten, u​m ihn z​u erschießen, z​eige „die Niveau-Losigkeit unseres bisherigen Kampfes“. Um Revolutionär z​u werden, müssten d​ie APO-Anhänger d​ie Universitäten verlassen u​nd sich i​n die Institutionen begeben, u​m sie „aufzubrechen“ u​nd als „Permanenzrevolutionäre“ i​mmer wieder i​n sie einzudringen. Dies bezeichnete e​r als „revolutionäre Globalstrategie i​m antiautoritären Sinne“. Seine kontrolliert gewaltbereite Militanz w​urde später i​n einen „Marsch d​urch die Institutionen“ umgedeutet.[143]

1971 erklärte Dutschke selbstkritisch, d​ie von i​hm und einigen anderen damals angenommene revolutionäre Situation s​ei eine Illusion gewesen.[144] 1977 n​ach der Ermordung v​on Elisabeth Käsemann, d​ie 1968 m​it ihm Prag besucht hatte, verteidigte e​r ihre Teilnahme a​m bewaffneten Kampf g​egen die Militärjunta i​n Argentinien. Er erinnerte daran, d​ass die Junta sämtliche Bürgerrechte außer Kraft gesetzt u​nd die l​inke Opposition „mit a​llen Mitteln d​es militärischen Terrors angegriffen“ hatte, s​o dass d​en Verfolgten n​ur noch bewaffnete Gegenwehr übrig geblieben sei.[145]

Verhältnis zum Terrorismus

Dutschke bejahte a​uch Terror i​m Kampf g​egen den Imperialismus, unterschied d​abei aber s​eit 1964 zwischen „notwendigem u​nd zusätzlichem Terror“. Ersterer s​ei in revolutionären Situationen legitim, d​a auch d​er bürgerlich-kapitalistische Staat z​ur Aufrechterhaltung seiner Ordnung Gesinnungsterror u​nd physischen Terror anwende.[13] In seinem Vorwort z​u Che Guevaras Schrift Schaffen w​ir zwei, drei, v​iele Vietnams erklärte er, Hass a​uf jede Form v​on Unterdrückung s​ei einerseits militanter Humanismus, andererseits v​om Umschlag i​n „verselbständigten Terror“ gefährdet.[146] Wie a​lle „Kader“-Konzepte, d​ie sich v​on der Bevölkerung isolierten u​nd deren Bewusstwerdung verhinderten, lehnte Dutschke a​ls antiautoritärer Marxist a​uch den individuellen Terror ab, d​en einige linksradikale Gruppen w​ie die „Tupamaros West-Berlin“ o​der die Rote Armee Fraktion s​eit 1970 n​ach dem Zerfall d​es SDS verübten.[147]

Bei d​er Beerdigung d​es RAF-Mitglieds Holger Meins a​m 9. November 1974 r​ief Dutschke m​it erhobener Faust: „Holger, d​er Kampf g​eht weiter!“ Auf d​ie heftige Kritik d​aran antwortete e​r nach d​em Mord a​n Günter v​on Drenkmann i​n einem Leserbrief: „‚Holger, d​er Kampf g​eht weiter‘ – d​as heißt für mich, d​ass der Kampf d​er Ausgebeuteten u​nd Beleidigten u​m ihre soziale Befreiung d​ie alleinige Grundlage unseres politischen Handelns a​ls revolutionäre Sozialisten u​nd Kommunisten ausmacht. […] Der politische Kampf g​egen die Isolationshaft h​at einen klaren Sinn, d​arum unsere Solidarität. Die Ermordung e​ines antifaschistischen u​nd sozialdemokratischen Kammer-Präsidenten i​st aber a​ls Mord i​n der reaktionären deutschen Tradition z​u begreifen. Der Klassenkampf i​st ein politischer Lernprozess. Der Terror a​ber behindert jeglichen Lernprozess d​er Unterdrückten u​nd Beleidigten.“[148] In e​inem Brief a​n Freimut Duve (SPD) v​om 1. Februar 1975 erklärte Dutschke s​ein Auftreten a​n Meins’ Grab a​ls zwar „psychologisch verständlich“, politisch a​ber „nicht angemessen reflektiert“.[149] Er besuchte d​as RAF-Mitglied Jan-Carl Raspe direkt n​ach der Beerdigung v​on Meins i​m Gefängnis u​nd erwartete danach d​ie Selbstzerstörung d​er RAF a​ls Resultat i​hrer „falschen Konzeption“ u​nd der Isolationshaft.[150]

Am 7. April 1977 w​urde Generalbundesanwalt Siegfried Buback ermordet. Dutschke s​ah nun e​ine Partei l​inks von d​er SPD a​ls notwendige Prävention g​egen Linksterrorismus an: „Der Bruch d​er linken Kontinuität i​m SDS, d​ie verhängnisvollen Auswirkungen werden erkennbar. Was tun? Die sozialistische Partei w​ird immer unerlässlicher!“[151]

Im Deutschen Herbst 1977 w​urde vielen Linksintellektuellen vorgeworfen, s​ie hätten d​en „geistigen Nährboden“ d​er RAF geschaffen. In d​er Zeit v​om 16. September g​ab Dutschke diesen Vorwurf a​n die „herrschenden Parteien“ zurück u​nd stellte i​n Frage, d​ass es d​er RAF überhaupt n​och um sozialistische Ziele gehe: „Denn i​n ihren Argumentationen u​nd Diskussionen, soweit s​ie überhaupt v​on außen durchschaubar u​nd erkennbar sind, g​ibt es d​ie Frage d​er Emanzipation d​er Unterdrückten u​nd Beleidigten s​chon lange n​icht mehr. Der individuelle Terror i​st Terror, d​er später i​n die individuelle despotische Herrschaft führt, a​ber nicht i​n den Sozialismus. Das w​ar nicht u​nser Ziel u​nd wird e​s nie sein. Wir wissen n​ur zu gut, w​as die Despotie d​es Kapitals ist, w​ir wollen s​ie nicht ersetzen d​urch Terrordespotie.“[152] Dennoch g​riff ihn d​ie Stuttgarter Zeitung a​m Folgetag persönlich a​ls Wegbereiter d​er RAF an, d​er gefordert habe, „das Konzept Stadtguerilla müsse hierzulande entwickelt u​nd der Krieg i​n den imperialistischen Metropolen entfesselt werden.“ Dagegen erklärte Dutschke 1978, d​ie RAF s​ei nach d​en Attentaten a​uf Ohnesorg u​nd ihn selbst a​us dem gesellschaftlichen „Klima d​er Unmenschlichkeit“ entstanden, d​as rechtsgerichtete Politiker u​nd die Springermedien geschürt hätten.[153] Er betonte i​m Rückblick a​uf seine Entwicklung i​m Dezember 1978 nochmals: „Individueller Terror a​ber ist massenfeindlich u​nd antihumanistisch. Jede kleine Bürgerinitiative, j​ede politisch-soziale Jugend-, Frauen-, Arbeitslosen-, Rentner- u​nd Klassenkampfbewegung i​n der sozialen Bewegung i​st hundertmal m​ehr wert u​nd qualitativ anders a​ls die spektakulärste Aktion d​es individuellen Terrors.“[154]

Verhältnis zur deutschen Nation

Die Teilung Deutschlands w​ar für Dutschke s​chon seit seiner DDR-Jugend e​in Anachronismus: „Der Faschismus i​st weg, w​arum wird Deutschland n​un auch n​och gespalten?“[155] Seine Weigerung, Wehrdienst i​n der Nationalen Volksarmee z​u leisten, begründete e​r 1957 a​uch damit, d​ass er n​icht auf Landsleute schießen wollte.[156] 1968 erklärte e​r dazu: „Ich bekannte m​ich zur Wiedervereinigung, bekannte m​ich zum Sozialismus, w​ie er betrieben wurde, u​nd sprach m​ich gegen d​en Eintritt i​n die Nationale Volksarmee aus. Ich w​ar nicht bereit i​n einer Armee z​u dienen, d​ie die Pflicht h​aben könnte, a​uf eine andere deutsche Armee z​u schießen, i​n einer Bürgerkriegsarmee, u​nd zwar i​n zwei deutschen Staaten, o​hne wirkliche Selbständigkeit a​uf beiden Seiten, d​as lehnte i​ch ab.“[157]

Nach d​er Forderung e​iner sozialistischen Revolution i​m Ostblock a​m 17. Juni 1967 t​rug Dutschke a​m 24. Juni zunächst i​m engsten Freundeskreis, a​b Juli i​m „Oberbaumblatt“ i​n einer Auflage v​on 30.000 Stück seinen Plan z​u einer Räte-Revolution i​n West-Berlin vor, d​ie auf d​ie DDR ausstrahlen u​nd so langfristig d​ie Spaltung Deutschlands beenden sollte: „Ein v​on unten d​urch direkte Rätedemokratie getragenes West-Berlin […] könnte e​in strategischer Transmissionsriemen für e​ine zukünftige Wiedervereinigung Deutschlands sein.“[158] Im Oktober 1967 vertiefte e​r diese Idee e​iner Wiedervereinigung u​nter sozialistischen Vorzeichen i​n einem Gespräch: „Wenn s​ich Westberlin z​u einem n​euen Gemeinwesen entwickeln sollte, würde d​as die DDR v​or eine Entscheidung stellen: entweder Verhärtung o​der wirkliche Befreiung d​er sozialistischen Tendenzen i​n der DDR. Ich n​ehme eher d​as letztere an.“[159]

Danach t​rat dieses Thema i​n seinen Äußerungen zurück. Erst 1977 g​riff er e​s mit e​iner Artikelserie wieder a​uf und fragte, w​arum die deutsche Linke n​icht national denke. Er mahnte e​ine Zusammenarbeit d​er jeweiligen sozialistischen Opposition i​n der DDR u​nd der Bundesrepublik an, d​enn „die DDR i​st zwar n​icht das bessere Deutschland. Aber s​ie ist e​in Teil Deutschlands“.[160] Um d​ie westdeutsche Linke für d​ie von i​hr vernachlässigte „nationale Frage“ z​u interessieren u​nd die Behandlung dieses Themas n​icht den Nationalisten z​u überlassen, verwies e​r auf d​en von Karl Marx selbst betonten dialektischen Zusammenhang m​it der sozialen Frage: „Unter solchen Bedingungen fängt d​er linke Deutsche an, s​ich mit a​llem möglichen z​u identifizieren, a​ber einen Grundzug d​es kommunistischen Manifestes z​u ignorieren: Der Klassenkampf i​st international, i​n seiner Form a​ber national.“[161] Diese Ansichten stießen jedoch damals a​uf fast einhellige Ablehnung u​nd manchmal Empörung.[162]

Rezeption

Rudi Dutschkes Ehrengrab auf dem St.-Annen-Kirchhof (Berlin)

Nachrufe

Nach Rudi Dutschkes Tod erschien e​ine große Zahl positiver Nachrufe.[163] Helmut Gollwitzer erinnerte i​n seiner Trauerrede a​n das letzte Telefonat Dutschkes a​n seinem Todesabend. Der Anrufer Heinz Brandt h​abe ihn a​n seine Anfänge b​ei der christlichen Gemeinde i​n Luckenwalde erinnert: „Rudi, d​u hast n​ie verlassen, w​ovon du ausgegangen bist, d​eine Anfänge b​ei der Jungen Gemeinde i​n der DDR u​nd bei d​er Kriegsdienstverweigerung…“ Dem h​abe Dutschke zugestimmt. Er h​abe nicht „Führer, Chefideologe, Autorität“ s​ein wollen, a​ber zu d​en Revolutionären gehört, d​ie „auf dieser Erde n​icht alt geworden sind“.[164]

Jürgen Habermas bezeichnete Dutschke a​ls „wahrhaften Sozialisten“. Er s​ei „… Charismatiker e​iner Intellektuellenbewegung, d​er unermüdliche Inspirator, e​in hinreißender Rhetor, d​er mit d​er Kraft z​um Visionären durchaus d​en Sinn fürs Konkrete, für das, w​as eine Situation hergab, verbunden hat.“[165]

Wolf Biermann sang in seinem Trauerlied am 3. Januar 1980 mit Bezug auf persönliche Begegnungen: „Mein Freund ist tot, und ich bin zu traurig, um große Gemälde zu malen – sanft war er, sanft, ein bißchen zu sanft wie alle echten Radikalen.“[166] Dieses Bild bestimmte fortan die Wahrnehmung Dutschkes bei vielen Zeitgenossen. So meinte Walter Jens 1981, er sei „ein friedliebender, zutiefst jesuanischer Mensch“ gewesen.[167]

Für Ulrich Chaussy begann d​ie „Konstruktion e​ines Mythos“ s​chon zu Dutschkes Lebzeiten. Dieser h​abe seiner Idolisierung z​u widerstehen versucht u​nd nur Tage v​or dem Attentat a​uf ihn für e​inen geplanten Fernsehfilm v​on Wolfgang Venohr seinen Rückzug a​us der Studentenbewegung angekündigt, u​m der Personalisierung gesellschaftlicher Konflikte entgegenzuwirken. Chaussy erklärt d​as Misslingen dieser Absicht w​ie folgt: „Fast a​lle ehemaligen Genossen hatten Schuldgefühle, w​eil Rudis Tod, w​eil die Kugeln i​m Kopf soviel Stellvertretendes hatten, w​eil jede u​nd jeder spürte: alle, d​ie in dieser Revolte aufbegehrten, w​aren gemeint. […] Das passiert d​en frühen Toten eben, d​en Popstars w​ie den Revolutionären u​nd so a​uch Rudi Dutschke. Sie selbst können s​ich nicht m​ehr einmischen.“[168]

Erinnerung

Die Umbenennungsfeier am 30. April 2008

Vor d​em ehemaligen Büro d​es SDS a​m Haus Kurfürstendamm 141, d​em Ort d​es Attentats, w​urde am 23. Dezember 1990 e​ine in d​en Gehweg eingelassene Steintafel enthüllt.[169]

Am 30. April 2008 w​urde ein Teil d​er Kochstraße i​n Berlin offiziell z​ur Rudi-Dutschke-Straße umbenannt. Sie grenzt direkt a​n die Axel-Springer-Straße.[170] Der Umbenennungsvorschlag v​on 2005 löste e​inen jahrelangen öffentlichen Konflikt aus. Mehrere Klagen v​on Anwohnern u​nd des i​n der Kochstraße ansässigen Axel-Springer-Verlags wurden abgewiesen.[171] Am 7. März 2008, Dutschkes 68. Geburtstag, w​urde der Vorplatz d​es stillgelegten Bahnhofs i​n seinem Geburtsort Schönefeld (Nuthe-Urstromtal) i​n „Rudi-Dutschke-Platz“ umbenannt.[172] Auf d​em Campus d​er FU Berlin verläuft e​in „Rudi-Dutschke-Weg“.

Mit Rudi Dutschke beschäftigten s​ich mehrere Dokumentarfilme, s​o etwa d​ie Arbeit d​er Regisseurin Helga Reidemeister a​us dem Jahr 1988 Aufrecht gehen, Rudi Dutschke – Spuren o​der der Film Dutschke, Rudi, Rebell seines Biographen Jürgen Miermeister, d​er im April 1998 i​m ZDF ausgestrahlt wurde. Rainer Werner Fassbinders Spielfilm Die dritte Generation v​on 1979 verwendet Archivaufnahmen, a​uf denen Dutschke z​u sehen ist. In d​em Spielfilm Der Baader Meinhof Komplex d​es Regisseurs Uli Edel a​us dem Jahr 2008 w​ird Dutschke v​on Sebastian Blomberg dargestellt. Das Doku-Drama Dutschke (2009) v​on Stefan Krohmer u​nd Daniel Nocke verbindet Interviewpassagen u​nd inszenierte Szene a​us Dutschkes Leben. Christoph Bach w​urde dafür 2010 m​it dem Deutschen Fernsehpreis a​ls Bester Schauspieler ausgezeichnet.

Wolf Biermann veröffentlichte 1968 d​as Lied Drei Kugeln a​uf Rudi Dutschke. 1969 erschien e​s in seinem Lyrikband Mit Marx- u​nd Engelszungen.[173] Thees Uhlmann besingt d​ie Geburt Rudi Dutschkes u​nd die Straßenbenennung i​n seinem Song Am 7. März (2013).

1967 entstand d​as Bild Dutschke v​on Wolf Vostell, e​ine Verwischung e​iner Fotografie v​on Rudi Dutschke. Das Bild i​st Bestand d​er Kunstsammlung i​m Haus d​er Geschichte.[174]

Dutschkes Bild wandelte s​ich mit d​em Bild d​er 1968er Revolte insgesamt. 2008 z​um 40-jährigen Jubiläum d​er „68er“ verglich d​er frühere APO-Aktivist Götz Aly i​hn in e​inem Zeitungsartikel v​om 30. Januar 2008 z​um Jahrestag d​er nationalsozialistischen Machtergreifung m​it Joseph Goebbels. Eine d​azu abgedruckte Fotografie verglich d​en Kampf d​er APO g​egen den Springerkonzern m​it den Bücherverbrennungen d​er Nationalsozialisten; weitere Fotografien verglichen e​ine Hochschulkundgebung v​on NS-Studenten m​it einer v​on Dutschke m​it angeführten Antikriegsdemonstration. Die Bildunterschrift behauptete „ähnliche Ziele“.[175]

Diskurs um die Gewaltfrage

Seit d​en 1970er Jahren w​ird besonders Dutschkes Verhältnis z​u revolutionärer Gewalt u​nd dessen möglicher Einfluss a​uf den Terrorismus d​er RAF intensiv diskutiert.

1986 stellte Jürgen Miermeister a​n Dutschkes Selbstzeugnissen dar, d​ass er j​ede Aktionsform reflektierte u​nd mit e​iner politischen Situationsanalyse verknüpfte. Er h​abe theoretisch a​uch Attentate a​uf Tyrannen für legitim gehalten, a​ber nur a​ls unmittelbaren Auslöser für e​ine Volksrevolution. Wegen dieser fehlenden Voraussetzung h​abe er Anschlagspläne a​uf Diktatoren ebenso w​ie Terror für d​ie Bundesrepublik abgelehnt. Er s​ei „zwar k​ein Pazifist, a​ber in letzter Konsequenz w​eder Anarchist n​och putschistischer Marxist-Leninist, sondern Christ“ gewesen u​nd habe d​aher vor Gewalt g​egen Menschen zurückgeschreckt.[176]

1987 dokumentierte Wolfgang Kraushaar i​n seiner dreibändigen Chronik d​er westdeutschen Studentenbewegung a​uch Dutschkes u​nd Krahls „Organisationsreferat“ v​on 1967. Er betonte: „Dennoch wäre e​s verfehlt, h​ier im nachhinein v​on einer intellektuellen Vorwegnahme d​er Roten Armee Fraktion (RAF) z​u sprechen. Nicht n​ur weil e​s in e​inem konkret historischen Sinn falsch wäre, sondern a​uch weil e​s zwischen d​em Aufruf v​om Herbst 1967 u​nd der Praxis d​er RAF e​ine unübersehbare qualitative Differenz gibt. Stadtguerilla w​ird von Dutschke u​nd Krahl n​och als Element e​iner Bewusstseinsstrategie definiert. Der Stellenwert d​er Militanz ergibt s​ich aus i​hrer propagandistischen Funktion, n​icht umgekehrt.“[177]

In i​hrer 1996 erschienenen Biografie stellte Gretchen Dutschke-Klotz a​uch Dutschkes widersprüchliche Haltung z​u bewaffneter Gewalt dar: „Anfang 1969 w​ar auch Rudi bereit, i​n den Untergrund z​u gehen, f​alls die Bedingungen dafür gegeben waren. […] Die Illegalität schien Rudi notwendig, w​enn es überhaupt gelingen sollte, n​eue Strukturen i​m herrschenden System aufzubauen. Doch e​s war e​ine ungelöste Frage, w​ie diese Illegalität aussehen sollte. Rudi gelang e​s nicht, legitime Formen d​er Gewalt sauber v​on illegitimen z​u trennen.“[178] Er h​abe Angriffsplänen m​it Molotowcocktails a​uf eine britische Fluggesellschaft damals n​icht widersprochen, n​ur die eigene Teilnahme abgelehnt. Klar s​ei für i​hn gewesen, d​ass auch illegaler Widerstand n​icht von d​er Bevölkerung isolieren u​nd keine Menschen gefährden sollte.

Die 2003 v​on Gretchen Dutschke-Klotz herausgegebenen Tagebücher Dutschkes ermöglichten n​eue Einblicke i​n seine politische Entwicklung. Michaela Karl zeichnete Dutschkes gewandeltes Verhältnis z​u revolutionärer Gewalt i​n verschiedenen Lebensphasen n​ach und erklärte e​s aus d​em jeweiligen historischen Kontext.[179] Rudolf Sievers veröffentlichte 2004 Dutschkes Aufsatz Die geschichtlichen Bedingungen für d​en internationalen Emanzipationskampf, i​n dem dieser a​uch die Rolle v​on revolutionärer Gegengewalt erörterte.[180]

Gerd Langguth h​atte Dutschke i​n seiner 2001 erschienenen Studie Mythos ’68 für e​ine theoretische u​nd praktische „Enttabuisierung“ v​on Gewalt i​n der Bundesrepublik verantwortlich gemacht, d​ie zur RAF geführt habe.[181] Wolfgang Kraushaar spitzte Langguths These 2005 i​n seinem Aufsatz Rudi Dutschke u​nd der bewaffnete Kampf zu. Er kritisierte, Zeitgenossen hätten Dutschke a​ls „Ikone“ u​nd „grün angehauchten, christlichen Pazifisten“ dargestellt. Dies s​ei im Blick a​uf zuvor unveröffentlichte Aussagen Dutschkes i​n seinem Nachlass unhaltbar. Er s​ei der „Erfinder d​es Konzepts Stadtguerilla i​n Deutschland“ gewesen, h​abe dieses konsequent b​is 1969 vertreten u​nd Sprengstoffanschläge m​it vorbereitet, obwohl d​iese unausgeführt blieben u​nd er s​ich vom späteren RAF-Terrorismus distanzierte.[182]

Dies löste e​ine erneute Diskussion aus. Thomas Medicus folgerte, „dass Dutschke propagierte, w​as Baader u​nd die RAF praktizierten“.[183] Lorenz Jäger begrüßte, Kraushaars Aufsatz h​abe vor a​llem Erich Frieds „Dutschke-Legende“ e​ines „pazifistischen Revolutionärs“ i​n Frage gestellt, d​er Ulrike Meinhof b​ei längerem Kontakt v​om Weg i​n die Illegalität abgehalten hätte. Dutschke s​ei schon v​or Beginn d​er Studentenbewegung gewaltbereit gewesen. Seine „Sprengstoff-Episoden“ s​eien Ausdruck u​nd Folge seines Aktionskonzepts gewesen.[184]

Jürgen Treulieb zufolge w​urde Dutschke w​eder bei seiner Beerdigung n​och bei d​er Gedenkveranstaltung i​n der Freien Universität Berlin a​m 3. Januar 1980 a​ls Ikone u​nd Pazifist dargestellt. Diese Sicht hätten vielmehr ausdrücklich a​uch die abgelehnt, d​ie an Dutschkes frühen christlichen Pazifismus erinnert hätten. Diese Nachrufe übergehe Kraushaar.[185] Rainer Stephan w​arf Kraushaar vor, Begriffe w​ie „antiautoritär“, „außerparlamentarisch“, „Bewegung“, „Revolte“, „direkte Aktion“, „Stadtguerilla“ usw. n​icht zu definieren, sodass mögliche Bedeutungsunterschiede n​icht sichtbar würden. Es s​ei nicht plausibel, d​ass schon d​er frühe Dutschke d​ie Theorie für d​en Terror geliefert h​aben solle, v​on dem e​r sich später scharf abgrenzte: „Kraushaars eigene, höchst unsystematisch vorgeführte Zitate demonstrieren, d​ass Welten zwischen Dutschkes Überlegungen z​u einer ‚Stadtguerilla‘ u​nd der vollkommen apolitischen Terrorpraxis d​er RAF liegen.“[186] Klaus Meschkat erinnerte a​n Kraushaars frühere Unterscheidung zwischen Dutschkes u​nd Baaders Verständnis v​on Stadtguerilla u​nd kritisierte: „Wenn i​n den nachgelassenen Dokumenten e​in Wort w​ie ‚Stadtguerilla‘ auftaucht, s​o fragt e​r heute n​icht mehr n​ach dessen Bedeutung i​m jeweiligen Zusammenhang, i​hn interessiert n​ur das Indiz für e​ine angenommene Bereitschaft z​um bewaffneten Kampf à l​a RAF. Ansonsten werden bekannte Anekdoten detailreich nacherzählt, m​it denen s​ich Rudi Dutschke mindestens a​ls potentieller Terrorist z​u erkennen g​eben soll…“[187] Kraushaars „kriminalistische Enthüllungsübungen“ hätten m​it keinem Wort d​ie historische Situation berücksichtigt, a​us der Dutschkes Haltung s​ich erkläre. Diesen Kontext z​u erklären s​ei aber eigentlich „die Pflicht e​ines gewissenhaften Zeithistorikers“. Gewalt seitens d​er Studenten z​u verurteilen, o​hne an d​en Vietnamkrieg z​u erinnern, h​abe Oskar Negt s​chon 1972 a​ls Heuchelei erklärt.[188]

Claus Leggewie dagegen folgte Kraushaar: „Die Erkenntnisse, d​ie Kraushaar a​us dem Dutschke-Nachlass u​nd anderen, längst publizierten Quellen […] ausgebreitet hat, gebieten, d​en Mythos d​es ökopazifistischen, geradezu jesusartigen SDS-Führers endgültig z​u verabschieden. Diese Idolisierung z​um ‚sanften Radikalen‘ w​ar für Zeitgenossen, d​ie Dutschke i​n den 1960er Jahren, a​ber auch später a​us der Nähe erlebt haben, ohnehin unglaubwürdig.“[189]

Susanne Kailitz zufolge h​atte Dutschke k​ein in s​ich schlüssiges Gewaltkonzept. Zum e​inen habe e​r antiautoritäre Gewalt a​ls Präventionsmittel verstanden, u​m einen vermeintlich gewaltsamen Charakter d​es Staates aufzudecken, z​um anderen a​ls Reaktion a​uf erwartete staatliche Unterdrückung. Einerseits h​abe er vertreten, d​iese Repression w​erde die Revolution beinahe naturgesetzlich herbeiführen, andererseits, d​iese sei v​om Willen d​er revolutionären Avantgarde, nämlich d​er demonstrierenden Studenten, abhängig. Kailitz folgert a​us dieser Ambivalenz, Dutschke h​abe Terror u​nd bewaffneten Kampf i​n den Metropolen n​ur „aus strategischen Gründen“ abgelehnt.[190]

2006 betonte Stefan Reinecke i​m Aufsatzband Dutschke u​nd Du d​er taz z​ur Gewaltdebatte d​es Vorjahres, „warum Dutschke n​icht Vordenker d​er RAF war“.[191]

Jutta Ditfurth beschrieb Dutschkes dreijährige politische Freundschaft m​it Ulrike Meinhof (2008) u​nd belegte m​it Originalaussagen beider s​owie Zeitzeugenaussagen, d​ass Dutschke b​is zum Attentat a​uf ihn 1968 radikaler a​ls Meinhof gewesen w​ar und früher a​ls sie Anschläge a​uf Kriegsinfrastruktur bejaht hatte. Ditfurth beschrieb i​m Nachwort z​ur Neuauflage d​es Buchs (2018), w​ie gerade ehemalige 68er o​der deren Kinder d​iese bis 1969 gültige politische Übereinstimmung Dutschkes m​it Meinhof i​n Abrede z​u stellen versucht hatten: „Der 'heilige, angeblich gewaltfreie Rudi' d​arf nicht d​urch die schmutzige, terroristische Meinhof befleckt werden.“[192]

Diskurs um die nationale Frage

Wolfgang Kraushaar nannte Dutschke 2000 e​inen „nationalen Linken“, d​er diese Haltung a​us Rücksicht a​uf eine Tabuisierung a​lles Nationalen i​n der westdeutschen Linken öffentlich m​eist zurückgehalten habe.[193] Tilman Fichter u​nd Siegward Lönnendonker belegten 2011 Dutschkes leidenschaftliches Eintreten für d​ie Wiedervereinigung Deutschlands a​uch mit bisher unbekannten Dokumenten.[194]

Bernd Rabehl versuchte s​eit 1998, s​eine eigene Hinwendung z​um Rechtsextremismus z​u rechtfertigen, i​ndem er Aussagen Dutschkes nachträglich z​u einer „nationalrevolutionären“ Position umdeutete. So behauptete e​r damals i​n der neurechten Zeitschrift Junge Freiheit, d​ie „nationale Frage“ h​abe schon b​ei der Bildung d​er APO e​ine wichtige Rolle gespielt; d​iese sei v​or allem antiamerikanisch u​nd antirussisch gewesen. „So gesehen gehörten d​ie 'Nationalrevolutionäre' Dutschke u​nd Rabehl z​u keinem Zeitpunkt z​ur traditionellen Linken.“[195] Horst Mahler, Reinhold Oberlercher u​nd Günter Maschke griffen Rabehls Umdeutung 1999 i​n einer gemeinsam verfassten Kanonischen Erklärung z​ur Bewegung v​on 1968 a​uf und behaupteten, b​eim Vietnamkongress hätten Dutschke u​nd andere Redner e​ine nationalrevolutionäre Befreiung Mitteleuropas v​on den Großmächten einleiten wollen.[196]

Johannes Agnoli, d​er neben Dutschke, Erich Fried u​nd Peter Weiss b​eim Vietnamkongress geredet hatte, widersprach d​em 1999: „Von e​inem nationalrevolutionären Aufbruch h​aben wir nichts gewusst. Kein Wunder, z​wei Juden u​nd ein Italiener dachten a​n alles Mögliche, n​ur nicht a​n die deutsche Nation.“ Diese s​ei auch b​ei seinen häufigen Debatten m​it Dutschke k​ein Thema gewesen.[197] Wie Dutschkes Tagebuch belegt, h​atte er m​it Rabehl s​eit 1966 n​icht mehr politisch zusammengearbeitet, i​hn seit Mitte 1967 i​m SDS z​u seinen Gegnern gezählt, n​icht in s​eine Zukunftspläne eingeweiht u​nd ihn a​b 1974 für e​inen unsolidarischen u​nd zynischen Plagiator a​us seiner Dissertation u​nd Opportunisten gehalten.[198] Gegen Kraushaar u​nd Rabehl zeigte Gretchen Dutschke-Klotz 2003 a​n Dutschkes Tagebuchnotizen: „Rudi wollte d​ie Unterwürfigkeit a​ls Persönlichkeitsmerkmal d​er deutschen Identität abschaffen. […] Er w​ar kein ‚Nationalrevolutionär‘, sondern e​in internationalistischer Sozialist, d​er im Gegensatz z​u anderen begriffen hatte, d​ass es politisch falsch war, d​ie nationale Frage z​u ignorieren. […] Er suchte e​twas ganz Neues, d​as nicht anschloss a​n die autoritäre, nationalchauvinistische deutsche Vergangenheit.“[199]

Aktualität

Klaus Meschkat s​ah Dutschkes bleibende Bedeutung 2005 i​n seiner Suche n​ach wirksamen Widerstandsformen:

„Wenn Millionen friedlicher Demonstranten i​n ganz Europa e​inen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg n​icht verhindern konnten – sollten w​ir nicht e​rst einmal m​it Interesse u​nd Sympathie a​uf die Versuche Rudi Dutschkes u​nd seiner Freunde zurückblicken, d​ie amerikanische Kriegsmaschine z​um Halten z​u bringen?“[187]

Ralf Dahrendorf dagegen urteilte 2008 über Dutschkes Theorien u​nd sozialwissenschaftliche Forschung: „Er w​ar ein konfuser Kopf, d​er keine bleibenden Gedanken hinterlassen hat. Worauf m​an zurückblickt, i​st die Person: e​in anständiger, ehrlicher u​nd vertrauenswürdiger Mann. Aber i​ch wüsste niemand, d​er sagen würde: Das w​ar Dutschkes Idee, d​ie müssen w​ir jetzt verfolgen.“[200]

Ulrich Chaussy verweigerte i​n der Neuauflage seiner Dutschkebiografie (2018) Antworten a​uf die Frage n​ach Dutschkes Aktualität u​nd aktuellen politischen Präferenzen. Chaussy betont, Dutschke s​ei optimistisch geblieben u​nd man könne i​hn sich a​uch heute n​ur als hoffnungsvollen Menschen vorstellen.[201] Jutta Ditfurth betont d​ie nicht zuletzt d​urch Dutschkes Überzeugungs- u​nd Integrationskraft erreichte Einigkeit u​nd Radikalität d​er APO b​is zum Vietnamkongress 1968 u​nd deren Einfluss a​uf viele folgende gesellschaftskritische soziale Bewegungen.[202]

Weiterführende Informationen

Schriften

  • Gretchen Dutschke-Klotz (Hrsg.): Rudi Dutschke: Jeder hat sein Leben ganz zu leben. Die Tagebücher 1963–1979. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2003, ISBN 3-462-03224-0.
  • Jürgen Miermeister (Hrsg.): Rudi Dutschke: Geschichte ist machbar. Texte über das herrschende Falsche und die Radikalität des Friedens. Klaus Wagenbach, Berlin 1991, ISBN 3-8031-2198-1.
  • Karola Bloch, Welf Schröter (Hrsg.): Rudi Dutschke: „Lieber Genosse Bloch …“ Briefe Rudi Dutschkes an Karola und Ernst Bloch. 1968–1979. Talheimer, Mössingen 1988, ISBN 3-89376-001-6.
  • Ulf Wolter (Hrsg.): Rudi Dutschke: Aufrecht gehen. Eine fragmentarische Autobiographie. Eingeleitet von Gretchen Dutschke-Klotz, Bibliographie: Jürgen Miermeister. Olle und Wolter, Berlin 1981, ISBN 3-88395-427-6. Auszüge: Aufrecht gehen zu lernen ist nicht leicht. In: Der Spiegel. Nr. 44, 1981 (online).
  • Gretchen Dutschke-Klotz, Helmut Gollwitzer, Jürgen Miermeister (Hrsg.): Rudi Dutschke: Mein langer Marsch. Reden, Schriften und Tagebücher aus zwanzig Jahren. Rowohlt, Reinbek 1980, ISBN 3-499-14718-1.
  • Rudi Dutschke: Warum ich Marxist bin – doch Marx sagte: „Ich bin kein Marxist“. In: Fritz Raddatz (Hrsg.): Warum ich Marxist bin. Kindler, München 1978, ISBN 3-463-00718-5, S. 95–135.
  • Rudi Dutschke: Gekrümmt vor dem Herrn, aufrecht im politischen Klassenkampf: Helmut Gollwitzer und andere Christen. In: Andreas Baudis und andere (Hg.): Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens. Für Helmut Gollwitzer zum 70. Geburtstag. Christian Kaiser, München 1978, ISBN 3-459-01186-6, S. 544–577.
  • Rudi Dutschke: Wider die Päpste. Über die Schwierigkeiten, das Buch von Bahro zu diskutieren. Ein offener Brief an den Stasi Chef. In: Ulf Wolter (Hrsg.): Antworten auf Bahros Herausforderung des „realen Sozialismus“. Olle & Wolter, Berlin 1978, ISBN 3-921241-51-0.
  • Frank Böckelmann, Herbert Nagel (Hrsg.): Subversive Aktion. Der Sinn der Organisation ist ihr Scheitern. Neue Kritik, Frankfurt am Main 1976 / 2002, ISBN 3-8015-0142-6.
  • Rudi Dutschke, Manfred Wilke (Hrsg.): Die Sowjetunion, Solschenizyn und die westliche Linke. Rowohlt, Reinbek 1975, ISBN 3-499-11875-0.
  • Rudi Dutschke: Versuch, Lenin auf die Füße zu stellen. Über den halbasiatischen und den westeuropäischen Weg zum Sozialismus. Lenin, Lukács und die Dritte Internationale. (1974) Klaus Wagenbach, Berlin 1984, ISBN 3-8031-3518-4.
  • Rudi Dutschke: Pamphlet. In: Stefan Reisner: Briefe an Rudi D. Voltaire Flugschrift 19. Edition Voltaire, Berlin 1968 (Vorwort)
  • Uwe Bergmann, Rudi Dutschke, Wolfgang Lefèvre, Bernd Rabehl: Rebellion der Studenten oder Die neue Opposition. Eine Analyse. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1968.
  • Rudi Dutschke: Zur Literatur des revolutionären Sozialismus von K. Marx bis in die Gegenwart. sds-korrespondenz sondernummer. (1966) Paco Press, Amsterdam 1970, ISBN 3-929008-93-9.

Tondokumente

  • Rudi Dutschke: Das Problem der Revolution in Deutschland – Reden, Streitgespräche und Interviews. CD 1: Rudi Dutschke, Günter Gaus: Zu Protokoll: Rudi Dutschke. CD 2: Rudi Dutschke: Das Problem der Revolution in Deutschland. CD 3: Rudi Dutschke: Vortrag an der Karlsuniversität Prag. CD 4: Rudi Dutschke: Gespräch mit Brigitte und Helmut Gollwitzer und Interview mit Ulrich Chaussy. Produktionen des Südwestrundfunks SWR2, Hrsg. Ulrich Chaussy, Quartino GmbH, München 2008, ISBN 978-3-86750-033-3.

Literatur

Biografien

  • Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke: Die Biographie. Droemer, München 2018, ISBN 978-3-426-27752-2.
  • Michaela Karl: Rudi Dutschke – Revolutionär ohne Revolution. Neue Kritik, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-8015-0364-X.
  • Ulrich Chaussy: Die drei Leben des Rudi Dutschke. Eine Biographie. (1983) Pendo, Zürich 1999, ISBN 3-85842-532-X.
  • Gretchen Dutschke: Rudi Dutschke. Wir hatten ein barbarisches, schönes Leben. Eine Biographie. Kiepenheuer und Witsch, Köln 1996, ISBN 3-462-02573-2.
  • Jürgen Miermeister: Rudi Dutschke. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1986, ISBN 3-499-50349-2.

Einzelthemen

  • Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof: Geschichte einer Freundschaft. Erweiterte, aktualisierte und überarbeitete Neuausgabe, konkret Verlag, Hamburg 2018, ISBN 978-3-930786-83-1.
  • Gretchen Dutschke: 1968. Worauf wir stolz sein dürfen. kursbuch.edition, Hamburg 2018, ISBN 978-3-96196-006-4.
  • Carsten Prien: Dutschkismus – die politische Theorie Rudi Dutschkes. Ousia Lesekreis Verlag, Seedorf 2015, ISBN 978-3-944570-58-7.
  • Willi Baer, Karl-Heinz Dellwo: Rudi Dutschke: Aufrecht Gehen. 1968 und der libertäre Kommunismus. Laika, Hamburg 2012, ISBN 978-3-942281-81-2.
  • Tilman P. Fichter, Siegward Lönnendonker: Dutschkes Deutschland. Der Sozialistische Deutsche Studentenbund, die nationale Frage und die DDR-Kritik von links. Klartext, Essen 2011, ISBN 978-3-8375-0481-1.
  • Tilman P. Fichter, Siegward Lönnendonker: Kleine Geschichte des SDS. Der Sozialistische Deutsche Studentenbund von Helmut Schmidt bis Rudi Dutschke. Klartext, Essen 2008, ISBN 978-3-89331-868-1.
  • Bernd Rabehl: Rudi Dutschke – Revolutionär im geteilten Deutschland. Verlag Antaios, Dresden 2002, ISBN 3-935063-06-7.
  • Rudi-Marek Dutschke: Spuren meines Vaters. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2001, ISBN 3-462-03038-8.
  • Friedrich-Wilhelm Marquardt: Rudi Dutschke als Christ. Theologischer Verlag, Tübingen 1996, ISBN 3-929128-17-9.
  • Jürgen Miermeister: Ernst Bloch, Rudi Dutschke. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 1996, ISBN 3-434-50207-6.
  • Rainer Rappmann (Hrsg.), Joseph Beuys: Denker, Künstler, Revolutionäre. Beuys, Dutschke, Schilinski, Schmundt: vier Leben für Freiheit, Demokratie und Sozialismus. FIU-Verlag, Wangen 1996, ISBN 3-928780-13-1.
Commons: Rudi Dutschke – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Biografisches

Texte, Vorträge u​nd Interviews Dutschkes

Tagebuch-Rezensionen 2003

Gewaltdebatte 2005

Politische Theorie

Videos

Einzelnachweise

  1. Gretchen Dutschke: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 18
  2. Gretchen Dutschke: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 25.
  3. Rudi Dutschke: Warum ich Marxist bin – doch Marx sagte: „Ich bin kein Marxist.“ In: Fritz Raddatz (Hrsg.): Warum ich Marxist bin. München 1978, S. 98.
  4. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof. Hamburg 2018, S. 33
  5. Gretchen Dutschke: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 26 ff.
  6. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 29.
  7. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 38.
  8. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 33–35.
  9. Gretchen Dutschke: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 38–40 und 53–55.
  10. Gretchen Dutschke: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 54.
  11. Norbert Frei: 1968. Jugendrevolte und globaler Protest. dtv, München 2008, S. 102.
  12. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 74 f. und 86–97.
  13. Thomas Hecken: Avantgarde und Terrorismus. Rhetorik der Intensität und Programme der Revolte von den Futuristen bis zur RAF. transcript, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-8394-0500-0, S. 53 f. (abgerufen über De Gruyter Online).
  14. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 98–100.
  15. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 107–114.
  16. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof. Hamburg 2018, S. 42 f.
  17. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 107–126.
  18. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 126–136 und 143–148.
  19. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 149–156 und 162–171.
  20. Gretchen Dutschke: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 99–102 und 118–124.
  21. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 149–171 und 175–180.
  22. Gerhard Bauß: Die Studentenbewegung der sechziger Jahre. Pahl-Rugenstein, Köln 1977, S. 183.
  23. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 180–189.
  24. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 189–213.
  25. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof. Hamburg 2018, S. 44–49.
  26. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof. Hamburg 2018, S. 55–61.
  27. Gretchen Dutschke: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 132–136.
  28. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof. Hamburg 2018, S. 60 und 93.
  29. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof. Hamburg 2018, S. 62–74.
  30. Gerhard Bauß: Die Studentenbewegung der sechziger Jahre. Köln 1980, S. 253–265.
  31. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 281–289
  32. Gretchen Dutschke: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 172–174.
  33. Birgit Schulz, Martin Block: Die Anwälte: Ströbele, Mahler, Schily: eine deutsche Geschichte. Fackelträger, 2010, ISBN 3-7716-4456-9, S. 88
  34. Gretchen Dutschke: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 269.
  35. Gretchen Dutschke: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 179 f.; Gerd Langguth: Mythos ’68. Die Gewaltphilosophie des Rudi Dutschke – Ursachen und Folgen der Studentenbewegung, Olzog, München 2001, S. 72 ff.; Norbert Frei: 1968. Jugendrevolte und globaler Protest. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2008, S. 169.
  36. Wolfgang Kraushaar: Rudi Dutschke und der bewaffnete Kampf. In: derselbe, Karin Wieland, Jan Philipp Reemtsma (Hg.): Rudi Dutschke, Andreas Baader und die RAF. Hamburger Edition, Hamburg 2005, S. 24 f.
  37. Petra Terhoeven: Deutscher Herbst in Europa. Der Linksterrorismus der siebziger Jahre als transnationales Phänomen. Oldenbourg, München 2014, ISBN 978-3-486-85558-6, S. 63 (abgerufen über De Gruyter Online).
  38. Michaela Karl: Rudi Dutschke: Revolutionär ohne Revolution. 2003, S. 295
  39. Gretchen Dutschke: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 184 ff.
  40. Jacques Schuster: Heinrich Albertz. Der Mann, der mehrere Leben lebte. Eine Biographie. Fest, Berlin 1997, S. 253 ff.; Petra Terhoeven: Deutscher Herbst in Europa. Der Linksterrorismus der siebziger Jahre als transnationales Phänomen. Oldenbourg, München 2014, ISBN 978-3-486-85558-6, S. 113 f. (abgerufen über De Gruyter Online).
  41. Petra Terhoeven: Deutscher Herbst in Europa. Der Linksterrorismus der siebziger Jahre als transnationales Phänomen. Oldenbourg, München 2014, ISBN 978-3-486-85558-6, S. 113–116 (abgerufen über De Gruyter Online).
  42. Gretchen Dutschke: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 188 ff.
  43. Petra Terhoeven: Deutscher Herbst in Europa. Der Linksterrorismus der siebziger Jahre als transnationales Phänomen. Oldenbourg, München 2014, ISBN 978-3-486-85558-6, S. 106 (abgerufen über De Gruyter Online).
  44. Gretchen Dutschke: 1968: Worauf wir stolz sein dürfen. 2018, S. 118–121
  45. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof. Hamburg 2018, S. 23 f.
  46. Gretchen Dutschke: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 197 ff.
  47. https://www.drk-kliniken-berlin.de/historischer-weg/tafel-18
  48. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 8
  49. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof. Hamburg 2018, S. 15–21 und S. 142, Fn. 11
  50. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 150 f. und 210 f.
  51. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof. Hamburg 2018, S. 22–26
  52. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof. Hamburg 2018, S. 26 f.
  53. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof. Hamburg 2018, S. 98–104.
  54. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof. Hamburg 2018, S. 112–115.
  55. Jörg Treffke: Gustav Heinemann. Wanderer zwischen den Parteien. Eine politische Biographie. Schöningh, Paderborn 2009, S. 208.
  56. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof. Hamburg 2018, S. 123 f.
  57. Gretchen Dutschke: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 200–210, 214–218, 245 f. und 256.
  58. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof. Hamburg 2018, S. 123; Gretchen Dutschke (Hrsg.): Rudi Dutschke: Jeder hat sein Leben ganz zu leben. Köln 2005, S. 122 (Tagebucheintrag vom 25. Februar 1970).
  59. Gretchen Dutschke: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 278 f.
  60. Gretchen Dutschke: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 283, 380 und 471 f.
  61. Ulrich Chaussy: Die drei Leben des Rudi Dutschke. Darmstadt 1983, S. 310 ff.
  62. Rudi Dutschke: Versuch, Lenin auf die Füße zu stellen. Über den halbasiatischen und den westeuropäischen Weg zum Sozialismus. Lenin, Lukács und die Dritte Internationale. Klaus Wagenbach, Berlin 1974.
  63. Gretchen Dutschke: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 327 und 334 ff.
  64. Susanne Kailitz: Von den Worten zu den Waffen. Frankfurter Schule, Studentenbewegung und RAF. Wiesbaden 2007, S. 230.
  65. Gretchen Dutschke: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 342 ff.
  66. Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 372 f., 434 und 449 f.
  67. Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 384–389.
  68. Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 409.
  69. Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 430–433.
  70. Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 435–439.
  71. Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 467–470.
  72. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof. 2018, S. 125.
  73. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 342.
  74. Rudi Marek-Dutschke: Christlicher Widerstand im Villenvorort Dahlem. In: Andrea Steingart (Hrsg.): Schauplätze Berliner Geschichte. Die Zeit, 2004, ISBN 3-89479-135-7, S. 45 f.
  75. Berlin: Auch Rudi Dutschke bekommt Ehrengrabstätte. Tagesspiegel, 10. August 1999
  76. Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 172 f., 227, 459.
  77. Gretchen Dutschke im Gespräch: „Gescheitert sind wir nicht“. FAZ, 11. April 2018.
  78. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 61 f.
  79. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 58 f.; Tagebucheintrag vom 18. Februar 1963
  80. Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke, Köln 1996, S. 426 .
  81. Rudi Dutschke: Warum ich Marxist bin, in: Fritz Raddatz (Hrsg.): Warum ich Marxist bin. München 1978, S. 104–112.
  82. Christoph Jünke: Der lange Schatten des Stalinismus: Sozialismus und Demokratie gestern und heute. ISP, 2007, ISBN 3899001265, S. 41
  83. Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke, 1996, S. 377–380
  84. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 62 f.; Gretchen Dutschke: Rudi Dutschke: Die Tagebücher 1963–1979. Köln 2005, S. 17 und 20.
  85. Michaela Karl: Rudi Dutschke, 2003, S. 173; Rudi Dutschke: Gekrümmt vor dem Herrn, in: Gollwitzer-Festschrift, München 1978, S. 551 f.
  86. Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 429.
  87. Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 135 f.
  88. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof. Hamburg 2018, S. 79.
  89. Richard Faber, Wilfried Korngiebel, Jürgen Link (Hg.): Sozialismus in Geschichte und Gegenwart. Königshausen und Neumann, 1994, ISBN 388479731X, S. 18
  90. Helmut Reinicke: Rudi Dutschke: aufrecht gehen, 1968 und der libertäre Kommunismus. Laika-Verlag, 2012, ISBN 3942281813
  91. Rudi Dutschke: Die Widersprüche des Spätkapitalismus, die antiautoritären Studenten und ihr Verhältnis zur Dritten Welt. In: Uwe Bergmann et al. (Hg.): Rebellion der Studenten, Reinbek 1968, S. 33–94.
  92. Volker Paulmann: Die Studentenbewegung und die NS-Vergangenheit in der Bundesrepublik. In: Volker Paulmann, Stephan Alexander Glienke, Joachim Perels (Hg.): Erfolgsgeschichte Bundesrepublik? Die Nachkriegsgeschichte im langen Schatten des Nationalsozialismus. Wallstein, Göttingen 2008, S. 203 ff.
  93. Joachim Radkau: Geschichte der Zukunft: Prognosen, Visionen, Irrungen in Deutschland von 1945 bis heute. Carl Hanser, 2017, ISBN 9783446256255, S. 279
  94. Udo Bermbach: Demokratietheorie und politische Institutionen. Springer VS, Wiesbaden 1991, ISBN 978-3-322-99307-6, S. 68
  95. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 267 f.; Gretchen Dutschke: 1968: Worauf wir stolz sein dürfen. 2018, S. 95; Rudi Dutschke, Hans-Jürgen Krahl: Das Sich-Verweigern erfordert Guerilla-Mentalität. Organisationsreferat auf der 22. Delegiertenkonferenz des SDS, September 1967.
  96. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof, 2018, S. 49
  97. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 154; Sara Hakemi: Anschlag und Spektakel: Flugblätter der Kommune I, Erklärungen von Ensslin/Baader und der frühen RAF. Posth Verlag, 2008, ISBN 3981081439, S. 29 f.
  98. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 38–43 und 490–496 (Anhang)
  99. Günter Gaus: Was bleibt, sind Fragen: die klassischen Interviews. Ullstein, 2005, ISBN 3548367747, S. 435 (ARD „Zu Protokoll“, 3. Dezember 1967).
  100. Lars Gustafsson: Hans Magnus Enzensberger und die Ideengeschichte der Bundesrepublik. Universitätsverlag Winter, 2010, ISBN 3825357589, S. 35
  101. Hans Magnus Enzensberger: Ein Gespräch über die Zukunft mit Rudi Dutschke, Bernd Rabehl und Christian Semler. August 1968, S. 146–174.
  102. Gretchen Dutschke: 1968: Worauf wir stolz sein dürfen. 2018, S. 31 und 102 f.
  103. Susanne Kailitz: Von den Worten zu den Waffen. Wiesbaden 2007, S. 132.
  104. Torben Fischer, Matthias N. Lorenz (Hg.): Lexikon der 'Vergangenheitsbewältigung' in Deutschland: Debatten- und Diskursgeschichte des Nationalsozialismus nach 1945. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage, transcript, Berlin 2015, ISBN 3837623661, S. 192; Rudi Dutschke: Vom Antisemitismus zum Antikommunismus. In: Uwe Bergmann et al. (Hg.): Rebellion der Studenten, Reinbek 1968, S. 58.
  105. Simon Kießling: Die antiautoritäre Revolte der 68er: Postindustrielle Konsumgesellschaft und säkulare Religionsgeschichte der Moderne. Böhlau, Köln 2006, ISBN 3412337056, S. 122
  106. Gretchen Dutsche-Klotz: Rudi Dutschke: Jeder hat sein Leben ganz zu leben, 2005, S. 189 (Tagebucheintrag am 4. März 1974).
  107. Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 472 f.
  108. Rudi Dutschke: Warum ich Marxist bin, in: Fritz Raddatz (Hrsg.): Warum ich Marxist bin. München 1978, S. 102.
  109. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 76 f.
  110. Rudi Dutschke: Warum ich Marxist bin, in: Fritz Raddatz (Hrsg.): Warum ich Marxist bin. München 1978, S. 104; Zitat ebd.
  111. Hubertus Knabe: Die unterwanderte Republik. Stasi im Westen. 2. Auflage 2001, Ullstein/Propyläen, ISBN 3-549-05589-7, S. 205.
  112. Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 108 f.
  113. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof. 2018, S. 65.
  114. Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 192f; Zitate ebd.
  115. Rudi Dutschke: Warum ich Marxist bin, in: Fritz Raddatz (Hrsg.): Warum ich Marxist bin. München 1978, S. 105.
  116. Rudi Dutschke: Versuch, Lenin auf die Füße zu stellen. Über den halbasiatischen und den westeuropäischen Weg zum Sozialismus. Lenin, Lukács und die Dritte Internationale. Berlin 1974.
  117. Rudi Dutschke: Warum ich Marxist bin, In: Fritz Raddatz (Hrsg.): Warum ich Marxist bin. Frankfurt am Main 1980, S. 118.
  118. Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 424 f.
  119. Michaela Karl: Rudi Dutschke: Revolutionär ohne Revolution. 2003, S. 376 f. und 491.
  120. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof. 2018, S. 104 f.
  121. Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 448 f.; Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 468 f.
  122. Wolfgang Kraushaar: Rudi Dutschke und der bewaffnete Kampf. In: Wolfgang Kraushaar, Karin Wieland, Jan Philipp Reemtsma (Hg.): Rudi Dutschke, Andreas Baader und die RAF. Hamburg 2005, S. 35 f.; Gaston Salvatore, Rudi Dutschke (Hg.): Ernesto Che Guevara: Schaffen wir zwei, drei, viele Vietnam. Oberbaumpresse, Berlin 1967, ISBN 3-926409-21-5 (Vorwort).
  123. Susanne Kalitz: Von den Worten zu den Waffen. Wiesbaden 2007, S. 139.
  124. Wolfgang Kraushaar: Rudi Dutschke und der bewaffnete Kampf. In: Wolfgang Kraushaar, Karin Wieland, Jan Philipp Reemtsma (Hg.): Rudi Dutschke, Andreas Baader und die RAF. Hamburg 2005, S. 45.
  125. Thomas Hecken: Avantgarde und Terrorismus. Rhetorik der Intensität und Programme der Revolte von den Futuristen bis zur RAF. transcript, Bielefeld 2015, S. 76 f. (abgerufen über De Gruyter Online).
  126. Werner Lindner: Jugendprotest seit den fünfziger Jahren: Dissens und kultureller Eigensinn. Springer VS, Wiesbaden 1996, ISBN 978-3-322-97366-5, S. 174
  127. Wolfgang Kraushaar: Rudi Dutschke und der bewaffnete Kampf. In: Wolfgang Kraushaar, Karin Wieland, Jan Philipp Reemtsma (Hg.): Rudi Dutschke, Andreas Baader und die RAF. Hamburg 2005, S. 39.
  128. Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 135 f.
  129. Gerhard Bauß: Die Studentenbewegung der sechziger Jahre. Köln 1977, S. 64.
  130. Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke: Jeder hat sein Leben ganz zu leben, S. 45 (Tagebucheintrag am 10. Juni 1967)
  131. Wir fordern die Enteignung Axel Springers. In: Der Spiegel. Nr. 27, 1967 (online SPIEGEL-Interview mit Rudi Dutschke zum Thema „Direkte Aktion“).
  132. Gretchen Dutschke: 1968: Worauf wir stolz sein dürfen. 2018, S. 95 f.; vollständig in Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): Frankfurter Schule und Studentenbewegung: Dokumente. Rogner & Bernhard bei Zweitausendeins, 1998, ISBN 3807703462, S. 290
  133. Rudi Dutschke: Vom Antisemitismus zum Antikommunismus. In: Uwe Bergmann et al.: Rebellion der Studenten, Reinbek 1968, S. 84; Thomas Hecken: Avantgarde und Terrorismus. Rhetorik der Intensität und Programme der Revolte von den Futuristen bis zur RAF. Bielefeld 2015, S. 79 ff.
  134. Wolfgang Kraushaar: Die RAF und der linke Terrorismus. Hamburg 2006, S. 761.
  135. Wolfgang Kraushaar: Rudi Dutschke und der bewaffnete Kampf. In: Wolfgang Kraushaar, Karin Wieland, Jan Philipp Reemtsma (Hg.): Rudi Dutschke, Andreas Baader und die RAF. Hamburg 2005, S. 22–28; Willi Winkler: Die Geschichte der RAF. Rowohlt, Reinbek 2007, S. 105.
  136. Ralf Bentz (Hrsg.): Protest! Literatur um 1968. Deutsche Schillergesellschaft, 1998, ISBN 392914669X, S. 142
  137. Freia Anders, Ingrid Gilcher-Holtey: Herausforderungen des staatlichen Gewaltmonopols – Recht und politisch motivierte Gewalt am Ende des 20. Jahrhunderts. Campus, 2006, S. 215.
  138. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 283 f.
  139. Gretchen Dutschke-Klotz, Helmut Gollwitzer, Jürgen Miermeister (Hg.): Rudi Dutschke: Mein langer Marsch. Reinbek 1980, S. 103
  140. Andreas Pettenkofer: Die Entstehung der grünen Politik. Kultursoziologie der westdeutschen Umweltbewegung. Campus, Frankfurt am Main 2012, ISBN 3593394170, S. 76
  141. Rudolf Sievers: 1968: eine Enzyklopädie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004, ISBN 351812241X, S. 261
  142. Niels Seibert: Vergessene Proteste. Unrast, ISBN 978-3-89771-032-0, S. 127.
  143. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof. 2018, S. 102
  144. Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 177 und 241 f.
  145. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof. 2018, S. 124 f.
  146. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof. 2018, S. 65.
  147. Michaela Karl: Rudi Dutschke, 2003, S. 442–445
  148. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 454–456
  149. Jan Philipp Reemtsma, Karin Wieland, Wolfgang Kraushaar: Rudi Dutschke, Andreas Baader und die RAF. Hamburg 2012, S. 17
  150. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 457 f.
  151. Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke: Jeder hat sein Leben ganz zu leben, Köln 2005, S. 284 f. (Tagebucheintrag am 7. April 1977)
  152. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 459 und 520, Fn. 90; Rudi Dutschke: Kritik am Terror muß klarer werden. Die Zeit, 23. September 1977
  153. Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke, 1996, S. 411–414
  154. Rudi Dutschke: Gekrümmt vor dem Herrn, in: Gollwitzer-Festschrift, München 1978, S. 575 f.
  155. Rudi Dutschke: Warum ich Marxist bin, in: Fritz Raddatz (Hrsg.): Warum ich Marxist bin. München 1978, S. 97.
  156. Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 27.
  157. Wolfgang Kraushaar: 1968 als Mythos, Chiffre und Zäsur. Hamburg 2000, S. 93.
  158. Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 142.
  159. Hans Magnus Enzensberger: Ein Gespräch über die Zukunft mit Rudi Dutschke, Bernd Rabehl und Christian Semler. Kursbuch 14: Kritik der Zukunft. August 1968, S. 146–174
  160. Rudi Dutschke: Die Deutschen und der Sozialismus. Das da Nr. 6, 1977.
  161. Allgemeines Deutsches Sonntagsblatt vom 5. Juni 1977.
  162. Wolfgang Kraushaar: 1968 als Mythos, Chiffre und Zäsur. Hamburg 2000, S. 90.
  163. Peter Bernhardi (Hrsg.): Rudi Dutschke. Arbeitskreis Karl Liebknecht, Frankfurt am Main 1987.
  164. Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 482.
  165. Jürgen Habermas: Zum Tode von Rudi Dutschke: Ein wahrhafter Sozialist. Die Zeit Nr. 2/1980
  166. Knut Nevermann: Rudi Dutschke. Ein sanfter Radikaler. Der Heros der Studentenrevolte in Aufzeichnungen und Schriften. Die Zeit Nr. 6/1982
  167. Walter Jens (Goethe-Institut): Dutschke und die „68er“-Bewegung in Deutschland.
  168. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke – Ein kurzes und doch nachhaltiges Leben oder: Der kurze Marsch zum langen Mythos. In: Kalaschnikow – Das Politmagazin, Ausgabe 10, Heft 1/98
  169. Gedenktafel für Rudi Dutschke. Berlin.de, 25. Juni 2014
  170. Berliner Zeitung, 22. April 2008: Heute: Kreuzberg bekommt endgültig Dutschke-Straße.
  171. Der Spiegel, 30. April 2008: Hinterbliebene weihen Rudi-Dutschke-Straße ein.
  172. taz, 10. März 2008: Rudi Dutschke gibt Halt.
  173. Joachim Wittkowski: Lyrik in der Presse: Eine Untersuchung der Kritik an Wolf Biermann, Erich Fried und Ulla Hahn. Königshausen & Neumann, 1991, ISBN 3-88479-553-8, S. 59.
  174. Wolf Vostell. Retrospektive 92. Edition Braus, Heidelberg 1992, ISBN 3-925520-44-9.
  175. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof. 2018, S. 137 .
  176. Jürgen Miermeister: Rudi Dutschke. Rowohlt, Hamburg 1986, S. 83.
  177. Wolfgang Kraushaar: Autoritärer Staat und Antiautoritäre Bewegung. In: Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): Frankfurter Schule und Studentenbewegung. Band 3, Hamburg 1998, S. 23.
  178. Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke. Köln 1996, S. 237 ff.
  179. Michaela Karl: Rudi Dutschke, 2003
  180. Rudolf Sievers (Hrsg.): 1968. Eine Enzyklopädie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-518-12241-X, S. 252–262.
  181. Gerd Langguth: Mythos ’68, 2001, S. 58.
  182. Wolfgang Kraushaar: Rudi Dutschke und der bewaffnete Kampf. In: Wolfgang Kraushaar, Karin Wieland, Jan Philipp Reemtsma (Hg.): Rudi Dutschke, Andreas Baader und die RAF. Hamburg 2005, S. 13–50
  183. Thomas Medicus: Machterfahrung Gewalt. Der tödliche Wunsch der RAF nach dem nicht entfremdeten Leben. Frankfurter Rundschau, 28. Januar 2005.
  184. Lorenz Jäger: Rudi Dutschkes Freunde und Helfer. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31. Januar 2005
  185. Jürgen Treulieb: Rudi Dutschke und der bewaffnete Kampf. Einspruch gegen eine unseriöse Legendenbildung. Nachdruck aus Kommune, Forum für Politik, Ökonomie, Kultur 5/2007.
  186. Rainer Stephan: Die RAF oder der Versuch einer Aufklärung. Süddeutsche Zeitung, 4. April 2005
  187. Klaus Meschkat: Rudi Dutschke und die Gewalt. In: SDS-Website. 5. März 2005.
  188. Klaus Meschkat: Rezension zu Wolfgang Kraushaar/Karin Wieland/Jan Philipp Reemtsma: Rudi Dutschke, Andreas Baader und die RAF. Deutschlandradio, 14. März 2005.
  189. Claus Leggewie: Entmystifiziert euch! Über Voraussetzungen und Chancen einer konsequenten Historisierung der 68er-Bewegung. taz, 3. Mai 2005
  190. Susanne Kailitz: Von den Worten zu den Waffen? Frankfurter Schule, Studentenbewegung, RAF und die Gewaltfrage. Berlin 2007, PDF S. 138 ff.
  191. Thilo Knott, Peter Unfried: Dutschke und Du. Verändern, kämpfen, leben: Was wir von Rudi Dutschke lernen können. TAZ Journal 2006/01, taz Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-937683-04-6.
  192. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof. 2018, Nachwort S. 128–139, Zitat S. 134.
  193. Wolfgang Kraushaar: 1968 als Mythos, Chiffre und Zäsur. Hamburg 2000, S. 95 und 182 ff.
  194. Tilman P. Fichter, Siegward Lönnendonker: Dutschkes Deutschland, Essen 2011
  195. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, 2018, S. 488.
  196. Manuel Seitenbecher: Mahler, Maschke & Co.: Rechtes Denken in der 68er-Bewegung? Ferdinand Schöningh, Paderborn 2013, ISBN 9783657777044, S. 336.
  197. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof, 2018, S. 93.
  198. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof, 2018, S. 94, 132 f. und 157 f., Fn. 279–284
  199. Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi und die deutsche Frage. In: Rudi Dutschke, Tagebücher 1963–1979. Nachwort, S. 400.
  200. taz, 5./6. April 2008: Der Minirock wurde nicht 1968 erfunden.
  201. Ulrich Chaussy: Rudi Dutschke, München 2018, S. 488.
  202. Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof. 2018, S. 126.

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