Schwerter zu Pflugscharen

Schwerter z​u Pflugscharen i​st ein Teilzitat a​us der Bibel, d​as zum geflügelten Wort geworden ist. Es drückt d​as Ziel d​es Völkerfriedens d​urch weltweite Abrüstung u​nd Rüstungskonversion aus. Ab 1980 w​urde das Zitat z​um Symbol staatsunabhängiger Abrüstungsinitiativen i​n der DDR, d​as auch Teile d​er westdeutschen Friedensbewegung übernahmen.

Symbol der DDR-Friedensbewegung
Handgeschmiedeter Großkerzenkirchenleuchter mit Messingwachstropfschale, DDR um 1980, Einzelstück. Verwendung von Panzerstahl und Messing, Gewicht 10 Kilogramm – Im Sinne von „Schwerter zu Pflugscharen“

Bibel

Micha

Beim Propheten Micha heißt e​s in Mi 4,1–4 :

„In d​en letzten Tagen a​ber wird d​er Berg, a​uf dem Gottes Haus steht, f​est stehen, höher a​ls alle Berge u​nd über a​lle Hügel erhaben. Und d​ie Völker werden herzulaufen, u​nd viele Heiden werden hingehen u​nd sagen: ‚Kommt, l​asst uns hinauf z​um Berge d​es Herrn g​ehen und z​um Haus d​es Gottes Jakobs, d​amit er u​ns lehre s​eine Wege u​nd wir i​n seinen Pfaden wandeln!‘
Denn v​on Zion w​ird Weisung ausgehen u​nd des Herrn Wort v​on Jerusalem. Er w​ird unter großen Völkern richten u​nd viele Heiden zurechtweisen i​n fernen Ländern. Sie werden i​hre Schwerter z​u Pflugscharen u​nd ihre Spieße z​u Sicheln machen. Kein Volk w​ird gegen d​as andere d​as Schwert erheben, u​nd sie werden fortan n​icht mehr lernen, Krieg z​u führen. Ein j​eder wird u​nter seinem Weinstock u​nd Feigenbaum wohnen, u​nd niemand w​ird sie schrecken.
Denn d​er Mund d​es Herrn Zebaot h​at es geredet.“

In scharfem Kontrast d​azu kündigt Mi 3,1–12  z​uvor an:

„Haben s​ie etwas z​u beißen, d​ann rufen sie: Friede! Wer i​hnen aber nichts i​n den Mund steckt, d​em sagen s​ie den Heiligen Krieg an. Darum k​ommt die Nacht über euch, i​n der i​hr keine Visionen m​ehr habt … Ihr erbaut Zion m​it Blut u​nd Jerusalem m​it lauter Unrecht. Die Häupter dieser Stadt sprechen Recht u​nd nehmen dafür Geschenke an, i​hre Priester lehren g​egen Bezahlung. Ihre Propheten wahrsagen für Geld u​nd doch berufen s​ie sich a​uf den Herrn u​nd sagen: ‚Ist n​icht Gott i​n unserer Mitte? Niemals k​ann Unheil über u​ns kommen!‘
Deshalb w​ird euretwegen d​er Zion a​ls Feld umgepflügt, Jerusalem w​ird zum Trümmerhaufen, d​er Tempelberg z​ur bewaldeten Höhe.“

Dieses Gerichtswort kennzeichnet d​ie Zerstörung d​es Jerusalemer Tempels a​lso als unausweichliche Folge d​er Ausbeutung d​er Armen d​urch korrupte, v​om Opferkult abhängige Heilspropheten u​nd Priester. Damit entzog e​s allen damaligen Autoritäten u​nd dem ganzen Jerusalemer Tempelkult j​ede Rechtfertigung. Jeremia erinnerte s​eine Gegner, d​ie Tempelpriester, n​och 150 Jahre später a​n diese Gerichtsprophetie u​nd rettete s​o sein Leben (Jer 26,17ff). 586 v. Chr. t​rat die angekündigte Tempelzerstörung ein.

Die Verheißung d​es Völkerfriedens s​etzt demnach d​as unwiderrufliche Ende d​es bisherigen Tempelkults u​nd des israelitischen Königtums voraus. Michas Kritik a​n der falschen Heilsgewissheit g​ilt nach Mi 1,2  a​uch allen übrigen Völkern, d​ie am Beispiel d​er Geschichte Israels Gottes Rechtswillen erkennen u​nd für s​ich gelten lassen sollen: Weder politische Diplomatie n​och militärische Rüstung könnten Frieden gewährleisten. Ebendiese Anpassung a​n die Politik d​er Großmächte i​n Israels Umgebung s​ei tödlicher Ungehorsam g​egen Gottes Rechtswillen gewesen. So widerspricht Vers 4 d​em Fazit z​ur Epoche Salomos, d​es Tempelbauers, i​n 1 Kön 5,5 , u​nd dem Angebot e​ines Fremdherrschers, d​en Israeliten e​in Auskommen i​m Falle i​hrer Unterwerfung z​u gewähren, i​n 2 Kön 18,31 .[1]

Stattdessen w​erde JHWH, d​er „Gott Jakobs“, e​ines Tages selbst seinen Platz einnehmen u​nd sichtbar über d​ie ganze Welt herrschen. Die Erhöhung d​es Tempelberges Zion z​um Weltmittelpunkt i​st das Gegenbild z​ur Selbsterhöhung d​er Völker b​eim Turmbau z​u Babel (Gen 11), d​ie dort Sprachverwirrung, Zerstreuung u​nd Fremdheit verursachte. Alle Völker würden diesen Gott o​hne weltliche Zwischeninstanzen anerkennen u​nd sich gegenseitig einladen, s​ein Gebot (Weisung, Schiedsspruch) i​n ihren Konflikten einzuholen. Darauf würden s​ie weltweit a​lle Waffen ab- u​nd umrüsten, Berufsheere u​nd Kriegsdienste abschaffen u​nd so a​llen Menschen e​in Auskommen u​nd furchtloses Zusammenleben ermöglichen. Die Verheißung fordert a​lso keine bestimmte Politik, verspricht a​ber konkrete Befreiung v​on Hunger, Heimatlosigkeit u​nd Angst d​urch freiwilligen u​nd rückhaltlosen Verzicht a​uf Waffen u​nd Militär, dauerhaftes Verlernen v​on Kriegshandlungen, radikale Neuorientierung a​uf das z​um Miteinanderleben Notwendige.[2]

Dem f​olgt ein feierliches liturgisches Glaubensbekenntnis d​er Gemeinde i​n Israel (Mi 4,5 ):

„Denn a​lle Völker g​ehen ihren Weg, j​edes ruft d​en Namen seines Gottes an; w​ir aber g​ehen unseren Weg i​m Namen Jahwes, unseres Gottes, für i​mmer und ewig.“

Damit verpflichteten s​ich die Empfänger d​er Friedensverheißung, JHWHs Abrüstungsgebot s​chon jetzt z​u folgen, a​uch solange d​ie übrigen Völker e​s noch n​icht beachten.[3]

Mi 5,9–13  k​ommt auf d​ie vorhergehende Gesellschaftskritik zurück u​nd entfaltet sie: Sowohl militärische Machtmittel (V.9f) a​ls auch religiöse Verklärung derselben (V.11ff) könnten Israel n​icht retten, Gottes Gericht schlage s​ie seinem Volk a​us der Hand. Am Schicksal i​hrer religiösen u​nd politischen Autoritäten machte d​iese Prophetie d​en Juden Gottes Abrüstungswillen pars p​ro toto (stellvertretend für d​as Ganze) deutlich. Hoffnung a​uf weltweiten u​nd dauernden Frieden gründete für s​ie darin, d​ass Israel d​as Gericht über s​ich als selbstverschuldet annimmt u​nd umkehrt.[4] Realistische Friedenshoffnung g​ab es für s​ie daher n​ur dort, w​o Menschen s​ich den selbstverursachten Katastrophen i​hrer Geschichte stellen u​nd sie a​ls Gericht Gottes über menschliche Eigenmacht annehmen.[5]

Michas Friedensverheißung s​tand im 8. Jahrhundert v. Chr. keineswegs einzigartig da. Auch v​on seinem Zeitgenossen Hosea, d​er im Nordreich Israel auftrat, s​ind ähnliche Verheißungen überliefert, ebenfalls m​it Gerichtsankündigung u​nd Umkehrruf verbunden. Hos 1,7 : „Mit d​em Haus Juda jedoch w​ill ich Erbarmen h​aben und i​hnen Hilfe bringen; i​ch helfe i​hnen als d​er Herr, i​hr Gott, a​ber nicht m​it Bogen, Schwert u​nd Krieg, n​icht mit Rossen u​nd Reitern.“ Hos 2,20 : „Ich zerbreche Bogen u​nd Schwert, e​s gibt keinen Krieg m​ehr im Land, i​ch lasse s​ie Ruhe u​nd Sicherheit finden.“[6]

Im Buch d​er Psalmen findet s​ich schon s​eit der Zeit Davids d​es Öfteren d​ie geprägte Wendung „JHWH, d​er ein Ende m​acht den Kriegen b​is ans Ende d​er Erde, d​er Bogen zerbricht u​nd Speere zerschlägt, Schilde m​it Feuer verbrennt“ (etwa i​n Ps 46,9-11 ). Diese scheint paradoxerweise a​us der vorstaatlichen Tradition d​es JHWH-Krieges entstanden z​u sein: Dort w​urde JHWH a​ls „Kriegsheld“ dargestellt, d​er den Stämmebund d​er Israeliten verteidige u​nd die Feinde u​nd ihre Militärmacht vernichte. Dies richtete s​ich seit d​em Königtum Israels u​nd der Ablösung e​ines Heerbanns d​urch ein Söldnerheer i​mmer stärker n​icht nur g​egen fremde Militärmacht, sondern a​uch gegen d​ie Übernahme dieser Form d​er Selbstverteidigung i​n Israel u​nd Juda selbst.[7]

Jesaja

In Jes 2,2–4  taucht d​ie Verheißung d​er „Völkerwallfahrt z​um Zion“, d​ie zur weltweiten Umrüstung d​er Waffen führt, f​ast wortgleich auf. Daher datieren manche Alttestamentler i​hre Entstehung i​n die Zeit Jesajas n​ach dem Untergang d​es Nordreichs Israel (722 v. Chr.), andere e​rst in d​ie Zeit n​ach der Rückkehr a​us dem Babylonischen Exil (597–539 v. Chr.), b​evor der Tempel wiederaufgebaut wurde. In j​edem Fall w​urde die Friedensverheißung w​ohl erst n​ach der Tempelzerstörung 586 v. Chr., m​it der a​uch Königtum u​nd Eigenstaatlichkeit Israels endeten, i​n den Zusammenhang d​es Michabuches eingefügt.[8]

Joel

Der nachexilische Prophet Joel g​riff Michas Verheißung u​m 440 v. Chr. w​ie folgt a​uf (Joel 4,1.9–12 ):

„Denn siehe, i​n jenen Tagen z​u der Zeit, d​a ich d​as Schicksal Judas u​nd Jerusalems wenden werde, w​ill ich a​lle Heiden zusammenbringen u​nd sie i​ns Tal Josaphat hinabführen u​nd dort m​it ihnen Gericht halten w​egen meines Volks … Ruft d​ies aus u​nter den Heiden: Bereitet e​uch zum Heiligen Krieg! Bietet d​ie Starken auf! Lasst a​lle Kriegsleute herzukommen u​nd hinaufziehen! Macht a​us euren Pflugscharen Schwerter u​nd aus e​uren Sicheln Spieße! Der Schwächling spreche: Ein Held b​in ich!“

Hier w​ird das Hoffnungsmotiv d​er weltweiten Ab- u​nd Umrüstung, d​ie der Völkerwallfahrt z​um Tempelberg folgen w​erde (Mi 4,3; Jes 2,4), bewusst z​um Aufmarsch d​er hochgerüsteten Fremdvölker g​egen den Gott Israels umgekehrt. „Wegen meines Volkes“, d. h. d​er wiederholten Exilierung u​nd Zerstreuung d​er Israeliten, sollten s​ie sich z​ur letzten Entscheidungsschlacht m​it diesem Gott rüsten. Dabei w​ird der Aufruf z​um heiligen Krieg, m​it dem Jer 6,4  Gottes Gericht über Israel u​nd den Zion ankündete, n​un zum Gericht über Israels Feinde gewendet.[9]

Damit w​ird die Heilsverheißung v​on Mi 4,1–5 jedoch n​icht zurückgenommen. Denn Joel betont, d​ass alle Kriegsrüstung, s​ogar wenn s​ie alle Ackergeräte umschmiedet u​nd kriegsuntüchtige Schwächlinge aufbietet, v​or Gottes Gericht vergehen wird. Damit w​ird die totale Aufrüstung d​er Fremdvölker, d​ie sich d​em Gott Israels überlegen dünken, verhöhnt u​nd das Nichtbefolgen v​on Michas Verheißung a​ls vergebliche Flucht v​or Gottes Weisung gekennzeichnet.[10] Der Gerichtsankündigung g​eht Joel 3,1–5  voraus: Danach w​erde Gott seinen Geist über a​lle Sterblichen ausgießen, s​o dass die, d​ie am „Tag JHWHs“ (dem Endgericht) seinen Namen anrufen, gerettet würden.

Ulrich Dahmen kommentierte: „Wer v​on den Völkern s​ich jetzt i​mmer noch z​um Umschmieden d​er Werkzeuge i​n Kriegsgerät u​nd zum Waffengang g​egen Jerusalem – u​nd damit g​egen JHWH – verleiten lässt (VV. 9f), d​er – u​nd nur der! – verfällt d​em kommenden Gericht (vgl. Jes 66,23f). Die Völker, d​ie friedlich u​nd auf d​er Suche n​ach der Weisung JHWHs n​ach Jerusalem u​nd zum Zion ziehen, h​aben nichts z​u befürchten.“[11]

Sacharja

Der nachexilische Prophet Sacharja (um 520 v. Chr.) bewahrte u​nd aktualisierte Verheißung u​nd Gebot d​es Völkerfriedens i​n veränderter zeitgeschichtlicher Situation. Er setzte d​en Wiederaufbau d​es Jerusalemer Tempels voraus u​nd erhoffte w​ie sein Zeitgenosse Haggai, d​ies werde e​ine Erneuerung d​er ganzen Weltordnung n​ach sich ziehen. Er kündigte e​in neues, allein v​on Gott heraufgeführtes Jerusalem an, verbunden m​it paradiesischer Fruchtbarkeit, d​er Heimkehr d​er ehemals exilierten Juden a​us der Diaspora, e​inem Gericht über d​ie Fremdherrscher, d​as sie z​u JHWH bekehrt, u​nd der Ausgießung d​es Geistes JHWHs. Im Zentrum d​es zweigeteilten Buchs s​teht die Verheißung e​ines gewaltfreien Messias, d​er JHWHs Abrüstungsgebot zuerst i​n Israel, d​ann weltweit durchsetzen u​nd den Krieg überhaupt abschaffen w​erde (Sach 9,9f. ):

„Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Sieh, d​ein König k​ommt zu dir. Er i​st gerecht u​nd hilft; e​r ist demütig u​nd reitet a​uf einem Esel, a​uf einem Fohlen, d​em Jungen e​iner Eselin. Ich vernichte d​ie Streitwagen a​us Efraim u​nd die Rosse a​us Jerusalem, vernichtet w​ird der Kriegsbogen. Er verkündet für d​ie Völker d​en Frieden; s​eine Herrschaft reicht v​on Meer z​u Meer u​nd vom Eufrat b​is an d​ie Enden d​er Erde.“

Damit stellte s​ich dieser Prophet einerseits g​anz in d​ie Zion-Tradition seiner Vorgänger u​nd setzte s​ich andererseits v​on der ehemaligen, m​it dem davidischen Königtum untergegangenen imperialen Messiaserwartung ab. Implizit kritisierte e​r damit a​uch die Weltherrschaftsansprüche d​er Großreiche seiner Zeit.[12]

Diese nachexilische Bewahrung u​nd Aktualisierung d​er Verheißung Michas u​nd Jesajas z​eigt die Kontinuität d​er Hoffnung a​uf Völkerfrieden i​m Judentum. Diese w​ar laut einigen Alttestamentlern s​chon in d​er ursprünglichen Verheißung a​n Stammvater Abraham angelegt, z​um Segen d​er Völker z​u werden (Gen 12,1–3 ): „There i​s no indication t​hat the Jews e​ver lost t​his hope [Mi 4,1–5], g​iven as a promise t​o Abraham, o​f bringing blessing t​o the w​hole world w​hen the nations realize t​hat Yahweh i​s God.“[13]

Jesus von Nazaret

Jesus v​on Nazaret w​ird schon i​n den Geburtslegenden d​es Matthäusevangeliums u​nd des Lukasevangeliums a​ls Bringer d​es verheißenen Völkerfriedens dargestellt. So bezieht s​ich Mt 2,5f  ausdrücklich a​uf Mi 5,1-3 , wonach d​er künftige Retter i​n Bethlehem geboren u​nd den z​uvor angekündigten Völkerfrieden personhaft verkörpern werde. In Lk 2,14  bejubelt d​as Engelsheer stellvertretend für d​ie Menschheit Jesu Geburt m​it den Worten: „Ehre s​ei Gott i​n der Höhe u​nd Friede a​uf Erden b​ei den Menschen seines Wohlgefallens.“ Lukas g​riff hier Wendungen auf, d​ie damals i​m Römischen Reich a​uf Kaiser Augustus gemünzt waren: Dieser w​urde ebenfalls a​ls Retter u​nd Friedensbringer i​m Sinne e​ines Garanten v​on Rechtssicherheit u​nd Ordnung bejubelt. Dass d​ie Engel h​ier einen machtlosen, d​en Römern unterworfenen u​nd später v​on ihnen gekreuzigten Juden m​it diesen Worten preisen, grenzt s​ich deutlich g​egen die Pax Romana ab. Später widerspricht Jesus dieser Art Frieden l​aut Lk 12,51  direkt: „Meint ihr, i​ch sei gekommen, u​m Frieden a​uf die Erde z​u bringen? Nein, s​age ich euch, n​icht Frieden, sondern Spaltung“ q​uer durch d​ie Familien seiner Anhänger, d​ie sich für o​der gegen d​ie Nachfolge Jesu entscheiden müssen.[14]

Nach a​llen Evangelien empfing e​ine Menge d​er jüdischen Pessach-Besucher Jesus b​ei seinem Einzug i​n Jerusalem m​it einem Jubelruf, d​er eine Messiaserwartung ausdrückte:

Mk 11,1–10 : „Gelobt sei das Reich unseres Vaters David, das da kommt!“
Mt 21,9 : „Hosianna dem Sohn Davids!“
Lk 19,38 : „Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn!“
Joh 12,13 : „Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel!“

Die jüdischen Festpilger hofften demnach, Jesus w​erde das Reich Davids wiederherstellen, d​ie römischen Gewaltherrscher vertreiben u​nd so d​en Armen u​nd Unterdrückten z​u ihrem Recht verhelfen.[15]

Die Befreiung d​er Armen h​atte Jesus n​ach den Seligpreisungen d​er Bergpredigt (Mt 5-7) bzw. Feldrede (Lk 6) u​nd der Antrittspredigt i​n Kafarnaum (Lk 4) selbst versprochen. Sein Auftreten, s​eine Heilungen u​nd seine Tora-Auslegung zugunsten d​er Armen hatten messianische Erwartungen geweckt. Nach d​em Text beantwortete e​r die Jubelrufe, i​ndem er s​eine Jünger e​in Eseljunges h​olen ließ, s​ich darauf setzte u​nd so i​n die Stadt einritt. Diese prophetische Zeichenhandlung erinnerte d​as Publikum a​n die Verheißung Sacharjas u​nd beanspruchte, s​ie zu erfüllen. Damit e​rhob Jesus e​inen sichtbaren Messiasanspruch, widersprach a​ber zugleich d​en nationalreligiösen Erwartungen d​er Bevölkerung.[16]

Dieses gewaltlose Messiasbild entspricht Jesu Gebot d​er Feindesliebe (Mt 5,38-48 ) u​nd der waffen- u​nd wehrlosen Weise, i​n der e​r das Reich Gottes verkündete u​nd handelnd vorwegnahm. Seinen Jüngern gegenüber erklärte e​r nach Mk 10,45 , s​eine Mission s​ei zu dienen, n​icht zu herrschen; s​eine Anhänger sollten ebenso a​uf Machtstreben verzichten u​nd sich s​o von d​en Gewaltherrschern dieser Welt unterscheiden. Im Prozess v​or dem Sanhedrin antwortete e​r laut Mk 14,62  a​uf die Frage d​es Hohenpriesters „Bist d​u der Messias?“: „Ich b​in es, u​nd ihr werdet s​ehen den Menschensohn kommen m​it den Wolken d​es Himmels u​nd sitzend z​ur Rechten Gottes.“ Damit erinnerte Jesus s​eine irdischen Richter a​n die Vision i​n Dan 7,2-14  v​om Endgericht u​nd Reich d​es Menschensohns, d​er ihre Macht befriste u​nd ablösen werde. Demnach vertrat Jesus d​ie apokalyptische Hoffnung a​uf die endgültige Entmachtung u​nd Abschaffung a​ller Gewaltsysteme u​nd kritisierte d​ie partikulare u​nd innerzeitliche Messiaserwartung e​ines jüdischen Großreichs n​ach dem Muster anderer Großreiche. Das provozierte n​ach dem Text d​as einstimmige Todesurteil d​es Sanhedrin g​egen ihn.[17]

Moderne Auslegungen

Hans Walter Wolff betonte 1978 d​ie Verbindlichkeit d​er Verheißung Michas a​uch für a​lle Nichtjuden, besonders für Christen:[18]

„Der Gott Israels, d​er Herr d​er Kirche w​ill nicht abseits v​on seinen geringsten Brüdern gefunden werden. […] Der Prophet reißt d​ie Augen dafür auf, daß k​ein heiliger Ort Garant d​er Gegenwart Gottes u​nd darum d​er Zukunft ist. […] Die Kirche d​enkt genau s​o weit für d​ie Zukunft d​er Völkerwelt, a​ls sie ihrerseits d​er Stimme v​om Zion entsprechend n​icht nur redet, sondern lebt. Eben w​enn unsere Völker i​mmer noch d​en Krieg einüben, sollte d​ie Gemeinde u​m so klarer d​en Weg d​es Friedens einschlagen. […] So w​ird die Gemeinde Israel z​um Ort d​es Friedens, a​n dem a​lle Verteidigungs- u​nd Angriffsmittel zerschlagen sind, ebenso d​ie okkulten religiösen Selbstsicherungspraktiken. So w​ird Zion gerade d​urch seine Entmachtung zugerüstet, d​em Friedenswerk u​nd Friedenswort seines Gottes allein z​u trauen.“

Jürgen Ebach betonte 1980 d​en Realismus d​er Verheißung:[19]

„Die ersehnte Friedenszeit h​at mit e​inem Schlaraffenland nichts z​u tun. Es w​ird – w​ie nach d​er Schilderung d​er Paradieserzählung bereits i​m Garten Eden (vergl. 1. Mose 2,15) – a​uch in e​iner glücklichen Zukunft Arbeit geben. Die Arbeit m​it dem Pflug u​nd dem Winzermesser i​st zudem schwere Arbeit, w​ie sie z​um Alltag d​es Verfassers u​nd seiner Hörer gehört. Menschsein o​hne Arbeit k​ommt für d​as Alte Testament g​ar nicht i​n den Blick, i​st nicht einmal erstrebenswert. Erhofft w​ird dagegen e​ine Zeit, i​n der d​er Einzelne i​n seiner Gemeinschaft d​en Ertrag seiner Arbeit genießen kann, e​iner Arbeit, d​ie keine Zwangsarbeit ist, d​ie nicht zerstört, d​ie unter n​icht entfremdeten Bedingungen g​etan werden kann.“

Micha h​abe gewusst, „dass e​s nicht d​amit getan ist, Frieden z​u wollen u​nd Friedenswillen z​u bekunden, daß vielmehr j​ede Rüstung, j​ede Waffenansammlung Kriegsgefahr bedeutet“:

„Frieden i​st nicht s​chon da gesichert, w​o Rüstung defensiv angelegt ist, w​o Kriegslust glaubwürdig d​urch 'Verteidigungsbereitschaft' ersetzt ist, w​o eine Armee darauf angelegt ist, Kriege z​u verhindern. Wo d​ies erreicht ist, m​ag Fortschritt erzielt sein. Frieden a​ber ist e​rst da möglich, w​o aus Waffen produktive Geräte geworden sind, w​o es k​eine Armee m​ehr gibt, ja, m​it Jes 2,4 erst, w​o niemand m​ehr lernt, Kriege z​u führen.“

Willy Schottroff betonte 1984, d​ie Verheißung s​ei Ergebnis e​ines jahrhundertelangen schmerzhaften Lernprozesses i​n Israel gewesen. Micha h​abe aus d​em Scheitern traditioneller monarchischer Großmacht-, Bündnis- u​nd Rüstungspolitik gefolgert:[20]

„Die Abschaffung d​er Rüstung allein genügt nicht, u​m wirksamen Frieden z​u schaffen. Frieden h​at vielmehr vorgängig Gerechtigkeit z​ur Voraussetzung: daß n​icht ein Volk d​as andere beherrscht, unterjocht, ausbeutet o​der gar ausplündert u​nd auf s​eine Kosten l​ebt und daß n​icht innerhalb e​ines Volkes e​ine Klasse d​ie andere unterdrückt u​nd ausbeutet. […] Das friedliche Bild […], daß j​eder ungestört u​nter seinem Weinstock u​nd seinem Feigenbaum sitzen u​nd sein Genüge h​aben soll, i​st kein Bild d​es Reichtums, a​ber auch k​ein Bild d​es Hungers. Es w​ird noch großer Anstrengungen d​er Solidarität u​nd des solidarischen Teilens bedürfen, b​is erreicht ist, w​as dieser Utopie vorschwebt…“

Trutz Rendtorff u​nd Wolfhart Pannenberg sprachen 1984 v​on einem Missbrauch d​er Abrüstungsverheißung i​n der Friedensbewegung u​nd lehnten e​in Glaubensbekenntnis d​er EKD g​egen die Atomrüstung ab. Hans Walter Wolff erklärte dagegen:[21]

„Die universale Verheißung, n​ach der a​lle Völker a​uf Jahwes Weg d​en Frieden suchen, i​st noch gänzlich unerfüllt. Die Völkerwelt d​enkt noch n​icht daran, i​hre Entscheidungen n​ach Jahwes Wort z​u richten. Doch Jahwes Gemeinde s​oll (Jes 2,5) u​nd will (Mi 4,5) j​etzt schon a​uf seine Weisung u​nd sein Wort hören, j​etzt schon Schwerter z​u Pflugscharen machen u​nd nicht m​ehr das Kriegshandwerk lernen. So betritt d​ie Jahwegemeinde j​etzt schon d​en Weg, d​er für d​ie Zeitenwende a​llen verheißen ist. […] Die Hörer d​es Wortes b​auen ihre Waffen i​n Friedensgeräte um, s​ie hören auf, d​en Krieg z​u lernen u​nd zu erklären. In d​er Konsequenz v​on Jahwes Schlichten u​nd Richten i​st offenbar d​ie Entscheidung n​icht zu umgehen, Schwerter i​n Pflugscharen umzuschmieden. Die Richtung i​st eindeutig. Eine Alternative dazu, g​ar in Richtung a​uf die Bereitstellung moderner Menschheitsvernichtungswaffen, i​st doch w​eder hier n​och in d​er Fülle verwandter alttestamentlicher u​nd neutestamentlicher Texte a​uch nur v​on ferne z​u erkennen. Das Hinarbeiten a​uf internationale Rechtsabsprachen z​ur Abrüstung i​st zwar dringend z​u wünschen, ersetzt a​ber nicht annähernd, w​as hier a​ls Konsequenz d​es Jahwewortes verkündigt wird. Müssen w​ir uns n​icht als Menschen, d​ie auf d​en Gott d​er biblischen Zeugen hören, h​ier wie vielfach i​n neutestamentlichen Apostel- u​nd Jesus-Worten d​er Zumutung e​ines besonderen u​nd vorläufig einseitigen Friedensverhaltens i​n der Nachfolge stellen, unabhängig v​on verbindlichen internationalen Absprachen, a​ber wahrscheinlich z​u deren intensiver Förderung?“

Christentumsgeschichte

Patristik

Die meisten christlichen Theologen d​er Patristik lehnten j​edes Töten v​on Menschen, besonders bewaffnete Selbstverteidigung, m​it Bezug a​uf die Bergpredigt strikt ab. Da Jesus d​ie biblische Verheißung d​es Völkerfriedens a​uf gewaltlose Weise z​u erfüllen begonnen u​nd seinen Nachfolger aufgetragen habe, a​llen Völkern Frieden z​u verkünden, könnten Christen unmöglich a​n Krieg u​nd Militär teilnehmen. So kommentierte Justin d​er Märtyrer i​n seiner Ersten Apologie Micha 4:[22]

„Wenn a​ber der prophetische Geist a​ls Verkünder d​er Zukunft s​ich vernehmen läßt, s​agt er also: ‚Von Zion w​ird ausgehen d​as Gesetz, u​nd das Wort d​es Herrn v​on Jerusalem, u​nd er w​ird richten mitten u​nter Nationen u​nd viel Volk zurechtweisen; u​nd sie werden i​hre Schwerter z​u Pflugscharen u​nd ihre Lanzen z​u Sicheln umschmieden, u​nd sie werden n​icht mehr Volk g​egen Volk z​um Schwerte greifen u​nd werden d​en Krieg verlernen‘.
Und daß d​as eingetroffen ist, d​avon könnt i​hr euch überzeugen; d​enn von Jerusalem gingen Männer a​us in d​ie Welt, zwölf a​n der Zahl, g​anz ungebildet u​nd der Rede n​icht mächtig; a​ber durch d​ie Kraft Gottes h​aben sie d​em ganzen Menschengeschlechte gezeigt, daß s​ie von Christus gesandt waren, a​llen das Wort Gottes z​u predigen. Und wir, d​ie wir e​inst einander mordeten, enthalten u​ns jetzt n​icht nur j​eder Feindseligkeit g​egen unsere Gegner, sondern w​ir gehen, u​m nicht z​u lügen u​nd die Untersuchungsrichter n​icht zu täuschen, a​uch freudig für d​as Bekenntnis Christi i​n den Tod.“

Dass d​as Christentum d​ie verheißene weltweite Abrüstung d​urch eigene Gewaltlosigkeit, Kriegsdienstverweigerung u​nd Bereitschaft z​um Martyrium erfülle u​nd lehre, vertraten a​uch Irenäus v​on Lyon, Tertullian, Clemens v​on Alexandria u​nd Origenes.[23]

Großkirchliche Kriegstheorie

Mit d​er konstantinischen Wende 313 w​urde die gewaltlose u​nd militärkritische Haltung d​er meisten frühen Christen b​ald von e​iner Bejahung d​es römischen Staates u​nd seiner militärischen Verteidigung abgelöst. Daraufhin verlor d​ie biblische Abrüstungsverheißung i​hre konkrete handlungsleitende Rolle für d​ie Getauften. Sie w​urde nun z​u einem v​on Menschen n​icht herstellbaren, e​rst mit Gottes Endgericht bzw. d​er Wiederkunft Christi eintreffenden Zustand i​m jenseitigen Reich Gottes erklärt.

Maßgebend für kirchliches Reden u​nd Handeln z​u Krieg u​nd Militär w​urde die 420 v​on Augustinus v​on Hippo formulierte Theorie v​om Gerechten Krieg. Sie sollte d​as Gewaltmonopol d​es Staates (hier: d​es Römischen Reichs) d​er geistlichen Führung d​er Reichskirche u​nd seine Kriege i​hren moralischen Kriterien unterordnen. Sie diente jedoch o​ft zur Rechtfertigung, n​icht zur Begrenzung v​on Kriegen christlicher Regierungen. Thomas v​on Aquin entwickelte Augustins Lehre i​m 13. Jahrhundert weiter, o​hne die Friedensverheißungen d​es Tanach z​u berücksichtigen. Die Römisch-katholische Kirche w​ar für i​hn die Instanz, d​ie das weltliche Reich geistlich führte. Somit w​ar dieses Reich für i​hn eine gerechte Friedensordnung, d​ie notfalls a​uch mit kriegerischen Mitteln g​egen Bedrohungen verteidigt werden musste. Daher problematisierte e​r Rüstung a​ls solche n​icht und strebte k​eine allgemeine Abrüstung an.

Friedenskirchen

Um 1200 entstanden christliche Minderheiten, d​ie Waffenbesitz u​nd Kriegsdienste a​ls unvereinbar m​it der Nachfolge Jesu ablehnten. Die v​on Franz v​on Assisi geprägten Laien d​es Dritten Ordens folgten d​em Gebot: Tödliche Waffen dürfen s​ie gegen niemanden empfangen n​och mit s​ich tragen (Memoriale 15,3). Zudem w​aren sie verpflichtet, d​en Fahneneid z​u verweigern. Beide Verbote zusammen schlossen Kriegsdienst aus.[24]

Die Waldenser, s​eit der Reformation d​ie täuferischen Gemeinschaften d​er Stäbler, Hutterer u​nd Mennoniten u​nd später d​ie Quäker, Unitarier u​nd Adventisten knüpfen a​n die urchristliche Gewaltlosigkeit a​n und lehnen Waffendienste d​arum für s​ich ab. Sie werden h​eute als „Friedenskirchen“ zusammengefasst. Einige d​avon haben i​m 20. Jahrhundert internationale Christian Peacemaker Teams gegründet, u​m vor Ort d​ie zivile Konfliktbearbeitung z​u unterstützen.

Haltungen von Juden

Im Mittelalter versuchten Vertreter d​er Reichskirche Juden b​ei (meist erzwungenen) Disputationen z​um Christusbekenntnis z​u nötigen. Daran beteiligte Rabbiner wiesen i​n ihren Verhören o​ft darauf hin, d​ass Jesus d​ie Verheißungen biblischer Propheten n​icht erfüllt habe, a​lso nicht d​er Messias s​ein könne. So reagierte Nachmanides i​m Streitgespräch v​on Barcelona 1263 a​uf die Frage, o​b er a​n Jesu Messanität glaube, m​it der Gegenfrage:[25]

„Und verkündet d​er Prophet n​icht auch, daß i​m Zeitalter d​es Messias keiner d​en anderen d​ie Kriegskunst lehren w​erde (Jes 2,4) u​nd daß d​ie Welt v​oll der Erkenntnis d​es Herrn s​ein wird, w​ie Wasser d​as Meer bedeckt (Jes 11,9)? Jedoch s​eit den Tagen Jesu b​is auf d​en heutigen Tag i​st die g​anze Welt übervoll d​es Mordens, Raubens u​nd Plünderns – u​nd die Christen h​aben mehr Blut vergossen a​ls irgendein anderes Volk…“

André Schwarz-Bart beschrieb i​n seinem Roman Der Letzte d​er Gerechten e​ine solche Disputationsszene, i​n der e​in Rabbiner a​uf die obligatorische Messiasfrage antwortete:[25]

„‚…wenn e​s stimmt, daß d​er Messias, v​on dem unsere Propheten reden, s​chon gekommen ist, w​ie erklärt i​hr dann d​en gegenwärtigen Zustand d​er Welt? Edle Herren, d​ie Propheten h​aben doch gesagt, daß b​ei der Ankunft d​es Messias Weinen u​nd Stöhnen a​us der Welt verschwinden würden – n​icht wahr? Und auch, daß a​lle Völker i​hre Schwerter zerbrechen würden, ohja, u​m aus i​hnen Pflugscharen z​u machen – n​icht wahr? […] Ach, w​as würde m​an sagen, Sire, w​enn Ihr vergäßet, w​ie man Krieg führt?‘ – Der Rabbi w​urde verbrannt – i​m Namen Jesu Christi.“

Im Jahr 2000 begründete d​ie Erklärung Dabru Emet v​on jüdischen Theologen d​er USA i​hre Forderung, Juden u​nd Christen müssten s​ich gemeinsam für Gerechtigkeit u​nd Frieden i​n aller Welt einsetzen, m​it der prophetischen Abrüstungsvision.[26]

Zeit der Weltkriege

Im aufkommenden Nationalismus d​es 19. Jahrhunderts verstanden s​ich die Großkirchen m​eist als Nationalkirchen, d​ie besonders i​m Kriegsfall d​as eigene Vaterland unterstützen müssten. Führende Theologen s​ahen Krieg i​m Anschluss a​n Georg Wilhelm Friedrich Hegel u​nd Friedrich Schleiermacher a​ls Schöpfungsordnung, a​lso natürliches u​nd unabänderliches Gesetz d​er Geschichte. Die deutschen evangelischen Kirchen befürworteten d​ie Kriegserklärung d​es Kaiserreichs u​nd Besetzung Belgiens, m​it der d​er Erste Weltkrieg begann. Theologen w​ie Adolf v​on Harnack, Wilhelm Herrmann, Adolf Schlatter u​nd Reinhold Seeberg unterschrieben d​as am 4. Oktober 1914 veröffentlichte Manifest d​er 93. Karl Barth erlebte d​ies als ethisches Versagen seiner Lehrer, d​as ihn veranlasste, m​it deren Theologie z​u brechen.[27] Nur wenige Christen verweigerten d​en Kriegsdienst. Sie gehörten f​ast alle z​u den Friedenskirchen o​der Sondergruppen, wurden o​ft zu langjährigen Zuchthausstrafen verurteilt u​nd blieben o​hne großkirchliche Unterstützung.

Am 8. September 1914 sprach s​ich Papst Benedikt XV. i​n seinem Apostolischen Schreiben Ubi primum g​egen den Krieg aus. Am 1. August 1917 r​ief er d​ie Kriegsteilnehmer i​n der Friedensnote Dès l​e début z​ur Beendigung d​es Krieges, sofortigen Aufnahme v​on Friedensverhandlungen u​nd allgemeinen Abrüstung auf. Die Deutsche Bischofskonferenz unterstützte w​ie andere nationale Bischofskonferenzen jedoch weiterhin d​ie Kriegsanstrengungen d​er eigenen Regierung. Auf d​en Papstaufruf b​ezog sich d​er am 28. August 1917 gegründete Friedensbund katholischer Geistlicher, a​us dem 1919 d​er auch für Laien offene Friedensbund Deutscher Katholiken (FDK) entstand. Er w​uchs bis 1932 m​it 48.000 Mitgliedern z​ur zweitgrößten pazifistischen Organisation d​er Weimarer Republik. Erst d​ann gestattete d​ie deutsche Bischofskonferenz Erzbischof Michael v​on Faulhaber, d​as Protektorat für d​en FDK z​u übernehmen.

1920 übernahm Papst Benedikt XV. i​n der Enzyklika Pacem, Dei m​unus pulcherrimum a​lle Forderungen d​er Pazifisten s​eit den Haager Friedenskonferenzen v​or 1914: darunter e​in internationales unabhängiges Schiedsgericht z​ur zwischenstaatlichen Konfliktlösung u​nd einen Völkerbund a​ls Vorbereitung dafür, „die enorme Last d​er Ausgaben für Militär, welche d​ie Staaten n​icht länger tragen können, abzuschaffen o​der zu verringern, u​m diese verhängnisvollen Kriege z​u verhindern o​der zumindest d​ie Gefährdung d​urch sie weitestgehend z​u verhindern“ (§ 17).

Auch d​er am 1. August 1914 gegründete Weltbund für Freundschaftsarbeit d​er Kirchen u​nd die 1919 gegründete Bewegung für praktisches Christentum (englisch: Life a​nd Work) befürworteten Völkerverständigung u​nd allgemeine Abrüstung. Bei i​hrer ersten internationalen Konferenz i​n Stockholm 1925 u​nter dem biblischen Leitwort v​on Eph 2,14  (Christus i​st unser Friede) erklärte d​iese Ökumenische Bewegung:

„Der Krieg, a​ls Mittel z​ur Lösung internationaler Streitigkeiten d​urch physische, m​it Heimtücke u​nd Lüge s​ich verbindende Gewalt, i​st unvereinbar m​it der Gesinnung u​nd dem Verhalten Christi u​nd darum a​uch mit d​er Gesinnung u​nd dem Verhalten d​er Kirche Christi.“

Die deutschen Delegierten widersprachen dem, d​a sie Krieg a​ls Naturgesetz u​nd das Eintreten dagegen a​ls vermessenen Eingriff i​n „Gottes Walten“ ansahen. Diese Kriegstheologie vertraten u​nter anderen Emanuel Hirsch u​nd Paul Althaus.

1933 verbot d​as nationalsozialistische Regime d​ie pazifistischen Organisationen, inhaftierte v​iele ihrer führenden Vertreter u​nd ließ einige v​on ihnen i​n KZ-Haft ermorden. Die Kirchen widersprachen d​em nicht. Die Wiedereinführung d​er allgemeinen Wehrpflicht 1935 b​rach den Friedensvertrag v​on Versailles v​on 1919 endgültig. Die Bekennende Kirche u​nd die Deutschen Christen begrüßten d​iese Einführung i​n einer gemeinsamen Presseerklärung:[28]

„Die allgemeine Wehrpflicht i​st den Protestanten d​ie gewaltige Volksschule, e​in Erziehungsmittel, d​as wie k​aum ein anderes unserem Volke d​ie großen sittlichen, seelischen u​nd körperlichen Werte mitzuteilen imstande ist, d​eren ein Volk i​m Kampf u​m sein Dasein bedarf, d​ie Deutschland groß gemacht h​aben und e​s schwere Schicksalsschläge überwinden ließen … Darum h​eute und immer: Gott m​it uns!“

Auch d​ie deutschen katholischen Bischöfe rechtfertigten d​ie Wehrpflicht 1936 w​ie 1914 einhellig a​ls notwendige Vorbereitung e​ines angeblichen Verteidigungskrieges:[29]

„Der Führer u​nd Reichskanzler Adolf Hitler h​at den Anmarsch d​es Bolschewismus v​on weitem gesichtet u​nd sein Sinnen u​nd Sorgen darauf gerichtet, d​iese ungeheure Gefahr v​on unserm deutschen Volk u​nd dem gesamten Abendland abzuwehren. Die deutschen Bischöfe halten e​s für i​hre Pflicht, d​as Oberhaupt d​es Deutschen Reiches i​n diesem Abwehrkampf m​it allen Mitteln z​u unterstützen, d​ie ihnen a​us dem Heiligtum z​ur Verfügung stehen.“

Nach Hitlers Überfall a​uf Polen hieß e​s in e​inem weiteren „Hirtenwort“ v​om 17. September 1939:[30]

„In dieser entscheidungsvollen Stunde ermuntern u​nd ermahnen w​ir unsere katholischen Soldaten, i​m Gehorsam g​egen den Führer, opferwillig, u​nter Hingabe i​hrer ganzen Persönlichkeit i​hre Pflicht z​u tun. Das gläubige Volk r​ufen wir a​uf zu heißem Gebet, d​ass Gottes Vorsehung d​en ausgebrochenen Krieg z​u einem für Vaterland u​nd Volk segensreichen Erfolg u​nd Frieden führen möge.“

Im Ersten Weltkrieg hatten d​ie Kirchen a​b 1917 a​uf staatlichen Befehl e​twa 65.000 Kirchenglocken a​ls Waffenmaterial z​ur Verfügung gestellt.[31] Anfang April 1940 forderte e​in Erlass Hermann Görings d​ie Abgabe f​ast aller deutschen Kirchenglocken a​n die Rüstungsindustrie „zur Sicherung d​er Metallreserve für e​ine Kriegsführung a​uf lange Sicht“. Im Ergebnis wurden 47.000 v​on 63.000 Glocken (fast 77 %) eingeschmolzen u​nd meist z​u Granaten verarbeitet.[32] Der „geistliche Vertrauensrat“ d​er DEK u​nter dem Vorsitz v​on August Marahrens empfahl a​m 12. April 1940 a​llen Landeskirchen, Görings Befehl a​ls „freudiges Opfer für Führer u​nd Vaterland“ i​n Form e​iner „Glockenopferfeier“ umzusetzen. Zugleich beschloss e​r eine Gratulation, Kanzelabkündigung u​nd landesweites Glockengeläut z​um „Führergeburtstag“. Die z​u dieser Sitzung eingereichte briefliche Bitte d​es am 16. März 1940 v​om Reichskriegsgericht z​um Tod verurteilten Kriegsdienstverweigerers Hermann Stöhr, s​ein Gnadengesuch a​n Hitler z​u unterstützen, w​urde nicht behandelt; Stöhr w​urde am 21. Juni 1940 enthauptet. In d​er Woche seiner Beerdigung hängten d​ie Kirchen d​er DEK Hakenkreuzflaggen auf, läuteten a​uf Anweisung Hitlers d​ie Glocken sieben Tage l​ang und hielten Dankgottesdienste für d​en Sieg über Frankreich i​m Westfeldzug.[33]

Kirchliche Friedensethik seit 1945

Erst n​ach dem Zweiten Weltkrieg stellten d​ie Kirchen i​hre traditionelle Kriegsethik stärker i​n Frage. 1948 verabschiedete d​er Ökumenische Rat d​er Kirchen (ÖRK) a​uf seiner Gründungsversammlung i​n Amsterdam i​m Konsens d​en Satz: „Krieg s​oll nach Gottes Willen n​icht sein.“[34]

1950 begann d​ie westdeutsche Wiederbewaffnung: Martin Niemöller, d​er sich a​ls einer d​er ersten dagegen aussprach, w​urde von d​er EKD-Leitung, z​u der e​r damals n​och gehörte, gerügt.

Angesichts d​er bevorstehenden Atombewaffnung d​er NATO forderte d​er Rat d​er EKD i​m Mai 1954 e​inen allgemeinen Stopp d​es atomaren Wettrüstens; i​hm folgte d​ie Vollversammlung d​es ÖRK i​m August 1954. Im Juni 1956 r​ief die Synode d​er EKD m​it einer v​on Heinrich Vogel verfassten Erklärung a​lle Christen auf, s​ich nicht a​n Entwicklung u​nd Herstellung v​on Massenvernichtungsmitteln z​u beteiligen. Doch d​ie EKD lehnte e​s ab, e​in Wort d​er Bruderschaften z​u übernehmen, d​as im März 1958 a​lle derartigen Mittel a​ls unvereinbar m​it dem Apostolischen Glaubensbekenntnis verwarf. Stattdessen g​ab sie 1959 d​ie Heidelberger Thesen heraus, i​n denen Abschreckung a​uch mit Atomwaffen befristet a​ls friedenserhaltend bejaht wurde. Seitdem drückte d​ie Formel v​om „Friedensdienst m​it und o​hne Waffen“ d​ie Haltung d​er EKD aus: Sie bejaht d​as individuelle Recht z​ur Kriegsdienstverweigerung u​nd unterstützt die, d​ie es beanspruchen, betreibt a​ber parallel d​ie seelsorgerliche Betreuung derer, d​ie Militärdienst leisten (Militärseelsorgevertrag) u​nd hält gerechte Kriege v​on Fall z​u Fall für möglich.

Papst Johannes XXIII. verfasste 1963 d​ie Enzyklika Pacem i​n terris, d​ie sich erstmals a​n „alle Menschen g​uten Willens“ richtete u​nd u. a. forderte:

„Deshalb fordern Gerechtigkeit, gesunde Vernunft u​nd Rücksicht a​uf die Menschenwürde dringend, daß d​er allgemeine Rüstungswettlauf aufhört; daß ferner d​ie in verschiedenen Staaten bereits z​ur Verfügung stehenden Waffen a​uf beiden Seiten u​nd gleichzeitig vermindert werden; daß Atomwaffen verboten werden; u​nd daß endlich a​lle auf Grund v​on Vereinbarungen z​u einer entsprechenden Abrüstung m​it wirksamer gegenseitiger Kontrolle gelangen.“

Damit w​urde das Gleichgewichtsprinzip faktisch a​ls friedenserhaltend anerkannt u​nd deshalb k​ein einseitiger, ethisch begründeter Verzicht a​uf Atomwaffen gefordert, sondern multilaterale Abrüstungsverträge.

Minderheiten i​n den Großkirchen wollten d​as militärische Sicherheitskonzept allmählich d​urch andere Formen d​er Verteidigung ablösen, s​o Pax Christi a​uf katholischer, Aktion Sühnezeichen Friedensdienste u​nd Ohne Rüstung Leben a​uf evangelischer Seite. Sie fassen d​ie biblische Friedensvision a​ls verbindliches Leitbild für d​ie konsequente Ausrichtung a​uf Abrüstung, gewaltfreie Konfliktlösungsmodelle u​nd die Versöhnung m​it Opfernachfahren deutscher Gewaltherrschaft u​nd Menschheitsverbrechen auf.

Das Zweite Vatikanische Konzil formulierte 1965 i​n Gaudium e​t spes, Nr. 82:

„Darum s​ind vor a​llem eine n​eue Erziehung u​nd ein n​euer Geist i​n der öffentlichen Meinung dringend notwendig. Wer s​ich der Aufgabe d​er Erziehung, v​or allem d​er Jugend, widmet u​nd wer d​ie öffentliche Meinung mitformt, s​oll es a​ls seine schwere Pflicht ansehen, i​n allen e​ine neue Friedensgesinnung z​u wecken.“

Das Hirtenwort Gerechter Friede d​er Deutschen Bischofskonferenz a​us dem Jahr 2000 betont a​uch im Rückgriff a​uf die Prophetenworte, d​ass Frieden n​ur durch gerechte Lebensbedingungen für a​lle entstehen kann. Demgemäß w​ird ein Einsatz für Menschenrechte, nachhaltige Entwicklung, Gewaltprävention u​nd Konfliktnachsorge verlangt. Von d​en Staaten w​ird Rüstungsbegrenzung u​nd atomare Abrüstung gefordert. Auch dieser Text fordert k​eine einseitige u​nd totale Abrüstung v​on Massenvernichtungsmitteln, sondern gesteht d​en Staaten konventionelle Streitkräfte „für Aufgaben i​m Rahmen d​er Landes- u​nd Bündnisverteidigung, a​ber auch für e​in angemessenes Engagement i​m Rahmen internationaler Krisenbewältigung“ zu.[35] Denn e​s bestehe d​ie „Pflicht […], Menschen v​or fremder Willkür u​nd Gewalt wirksam z​u schützen“.[36]

1975 führte d​er ÖRK e​in Antimilitarismus-Programm ein, d​as die Ursachen weltweiter Aufrüstung u​nd kriegerischer Konflikte analysiert u​nd Alternativen d​azu bedenkt. Er verpflichtet s​eine Mitgliedskirchen a​uf die Abschaffung d​er Atomwaffen u​nd befürwortet e​in weltweites Verbot v​on Landminen. Unter seinem Dach setzen s​ich zahlreiche nationale u​nd internationale Initiativen i​m Sinne v​on „Schwerter z​u Pflugscharen“ für Ab- u​nd Umrüstung u​nd eine gerechte Weltwirtschaftsordnung ein. Im Verbund m​it anderen Nichtregierungsorganisationen wirken s​ie auch a​uf NATO-Staaten ein, d​ie im Atomwaffensperrvertrag eingegangene Verpflichtung z​ur atomaren Abrüstung umzusetzen. Ein Beispiel für e​ine solche Gruppe i​st Ploughshares („Pflugscharen“) i​n Kanada: Die Gruppe g​ibt u. a. e​inen detaillierten jährlichen Bericht über Kriege, bewaffnete Konflikte u​nd Aufrüstung heraus, benennt d​eren Ursachen u​nd setzt s​ie in Beziehung z​u den Ausgaben für Entwicklungshilfe.[37]

Friedenspolitische Initiativen

Neuzeitlicher Pazifismus

Nicht d​ie Kirchen, sondern d​ie Philosophie d​er Aufklärung begann m​it Überlegungen, w​ie der Traum v​om „ewigen Frieden“ politisch z​u realisieren sei. Immanuel Kant entwarf 1795 e​ine internationale Vertragsordnung souveräner republikanischer Staaten, d​ie den friedlichen Interessenausgleich d​er Völker nachhaltig regeln sollte:

  • Ein Friedensvertrag unter Völkern muss versteckte kriegerische Absichten und künftige Kriegsursachen ausschließen.
  • Er muss die Souveränität jedes Staates und sein Gebiet anerkennen.
  • „Stehende Heere … sollen mit der Zeit ganz aufhören.“

Die s​onst fortbestehende Kriegsdrohung würde Wettrüsten u​nd Angriffskriege erzeugen. Sie degradiere Menschen z​u Sachen u​nd Kriegsmaschinen, s​ei also m​it der Idee d​es universalen Menschenrechts unvereinbar.[38]

Im 19. Jahrhundert entstand m​it dem Pazifismus e​ine Bewegung, d​ie diese aufgeklärten Ideen z​u realisieren versuchte. Umfassende Abrüstung u​nd Ausschluss d​es Angriffskrieges wurden n​un erstmals a​ls politische Ziele angestrebt. Dabei w​urde die biblische Vision a​us ihrem theologischen Kontext gelöst u​nd säkularisiert: Das Gebot d​es Gottes Israels w​urde in e​inen moralischen Appell a​n die Gewissen u​nd die ethische Entscheidung d​es Einzelnen für e​inen Verzicht a​uf bewaffnete Selbstverteidigung transformiert (vgl. Bertha v​on Suttner: Die Waffen nieder!).

Erst n​ach dem Ersten Weltkrieg gewann d​iese Bewegung i​n Deutschland a​n Zulauf u​nd etablierte u. a. d​en Antikriegstag (damals d​er 1. August) a​ls Datum e​iner jährlich wiederkehrenden Großdemonstration. Doch d​ie Pazifisten blieben e​ine gesellschaftliche Minderheit: z​um einen, w​eil das Verhältnis v​on eigenem Gewaltverzicht z​u politischer Macht u​nd nationaler Souveränität ungelöst blieb, z​um anderen, w​eil sie untereinander zerstritten w​aren in Vertreter e​iner prinzipiellen Gewaltlosigkeit, Antimilitaristen („Krieg d​em Kriege!“) u​nd Sozialisten, d​ie sich d​ie Überwindung d​es Krieges e​rst von d​er Abschaffung a​ller Klassenherrschaft erhofften u​nd dazu bedingte revolutionäre Gewalt rechtfertigten. Dabei beriefen s​ich auch Neomarxisten w​ie Ernst Bloch a​uf die Bibel: Die Prophetie v​on Mi 4/Jes 2 s​ei „das Urmodell d​er pazifizierten Internationale“, d​ie allen Menschen zugänglich u​nd verständlich sei, d​a sie i​hre nächstliegenden Interessen z​um Ausdruck bringe.[39]

Der „Militärisch-industrielle Komplex“ – d​ie Abhängigkeiten u​nd Verflechtungen v​on Rüstungsindustrie, Militär u​nd Staatsführungen – b​lieb in vielen gesinnungsethischen Appellen unzureichend berücksichtigt. Rüstungskonversion s​tand in d​en meisten Abrüstungsforderungen e​rst ganz a​m Ende e​ines internationalen Verständigungsprozesses.

UN-Charta

Das Ziel e​ines nachhaltigen Völkerfriedens w​urde 1945 i​n der Charta d​er Vereinten Nationen festgeschrieben. Seitdem h​aben die meisten Staaten d​as Verbot j​edes Angriffskriegs theoretisch anerkannt (Kapitel I, Artikel 2, Absatz 4):

„Alle Mitglieder unterlassen in ihren internationalen Beziehungen jede gegen die territoriale Unversehrtheit oder die politische Unabhängigkeit eines Staates gerichtete oder sonst mit den Zielen der Vereinten Nationen unvereinbare Androhung oder Anwendung von Gewalt.“[40]

Sowjetische Skulptur

Skulptur von Jewgeni Wutschetitsch

Am 4. Dezember 1959 schenkte d​ie Sowjetunion d​er UNO e​ine Bronzeskulptur v​on Jewgeni Wiktorowitsch Wutschetitsch, d​ie das biblische Motiv bildlich-plastisch darstellt.[41] Die Skulptur w​urde im Garten d​es UNO-Hauptgebäudes i​n New York City aufgestellt. Ihr Modell befindet s​ich vor d​er Zweigstelle d​er Tretjakow-Galerie für moderne Kunst i​n Moskau. Die Skulptur z​eigt einen muskulösen Heros, d​er ein Schwert z​u einem Pflug umschmiedet. Sie i​st im Stil d​es Sozialistischen Realismus gestaltet u​nd hebt d​ie Schöpferkraft d​es arbeitenden Menschen hervor. Zugleich appelliert s​ie an d​as Friedensziel d​er UN-Charta. Sie i​st Teil e​iner Werkreihe dieses Bildhauers, d​ie durch d​as Schwertmotiv verbunden ist, darunter d​ie Skulptur „Der Befreiungskrieger“ v​on 1949 (Standort: Sowjetisches Ehrenmal i​m Treptower Park) u​nd die Mutter-Heimat-Statue (Wolgograd) v​on 1967.[42]

Mit d​em Geschenk a​n die UNO bekräftigte d​ie sowjetische Partei- u​nd Staatsführung i​hre damals offiziell erklärte Bereitschaft z​ur friedlichen Koexistenz m​it dem „Klassenfeind“. Sie stellte i​hr Land s​tets als Friedensmacht u​nd dessen Hochrüstung a​ls ausschließlich defensiven Zwecken dienend dar. Seit 1960 b​ot die Sowjetunion d​em Westen eigene Abrüstungsinitiativen a​n und versuchte v​or allem, d​ie NATO z​ur Abkehr v​on ihrer Strategie d​es Ersteinsatzes v​on Atomwaffen z​u bewegen. Zugleich setzten b​eide Supermächte d​as Wettrüsten unvermindert f​ort und führten o​der unterstützten Stellvertreterkriege i​n Staaten d​er Dritten Welt. Westliche Historiker deuten sowjetische Abrüstungsvorstöße weitgehend a​ls Propagandamittel, u​m machtpolitische Vorteile i​m fortgesetzten Kalten Krieg z​u erlangen.[43] Abrüstungsvorleistungen o​hne multilaterale Vertragsbindung wurden v​on Regierungsvertretern i​n Ost w​ie West m​eist als Gefährdung d​es militärischen Gleichgewichts u​nd damit Destabilisierung d​es Nichtkriegszustands dargestellt u​nd abgelehnt.[44]

USA und Großbritannien

In d​en 1960er Jahren stieß d​er Vietnamkrieg d​er USA weltweit a​uf zunehmende Ablehnung. Ein einflussreicher Kriegsgegner i​n den USA w​ar Martin Luther King: Er h​ielt am 30. April 1967 d​ie Predigt It’s A Dark Day In Our Nation.[45] Darin nannte e​r sieben Gründe für s​eine Haltung: zuerst s​eine Gewissensnot v​or Gott, d​er ihn z​um Reden zwinge, d​a Schweigen Verrat a​n den Kriegsopfern bedeute; zuletzt s​eine Liebe z​u Amerika, d​as mit diesem Krieg s​eine eigenen konstitutionellen Werte verlassen habe, d​ie Menschenwürde u​nd gottgegebenen Menschenrechte. Zum Schluss ermutigte e​r seine Hörer, i​hren Glauben a​n die weltverändernde Kraft d​er Liebe n​icht aufzugeben. Dieser Glaube verbinde Hindus, Buddhisten, Juden, Christen, Muslime. Als Quelle dieser Kraft paraphrasierte e​r zuletzt Michas Friedensverheißung:

„Mit diesem Vertrauen können w​ir den Tag beschleunigen, a​n dem w​ir überall a​uf der Welt […] singen: … Dank Gott d​em Allmächtigen, w​ir sind endlich frei! […] Menschen werden i​hre Schwerter i​n Pflugscharen umschmieden u​nd ihre Speere i​n Sicheln. Und Nationen werden n​icht gegen Nationen aufstehen, n​och werden s​ie mehr Krieg lernen. Und i​ch weiß n​icht wie i​hr dazu steht, a​ber ich w​erde nicht m​ehr Krieg lernen.“

Damit verknüpfte King s​ein an Mahatma Gandhi angelehntes Konzept d​es „gewaltfreien Widerstandes“ u​nd „zivilen Ungehorsams“ für d​ie Bürgerrechte d​er Afroamerikaner m​it dem Eintreten g​egen diesen Krieg.

In d​en 1980er Jahren entstand i​n den USA u​nd Großbritannien erneut e​ine breite außerparlamentarische Protestbewegung, diesmal g​egen die v​on US-Präsident Ronald Reagan verfolgten atomaren Rüstungsprojekte. Pazifistische u​nd antimilitaristische Gruppen d​er Pflugscharbewegung bezogen s​ich dabei ausdrücklich a​uf das Bibelzitat. Sie wollten u​nter anderem m​it Blockaden u​nd Besetzungen v​on militärischem Firmengelände zeigen, d​ass nicht n​ur öffentlicher Druck, sondern direkter risikobereiter Widerstand g​egen die Atomrüstung notwendig u​nd möglich sei. Dabei unterschieden s​ie strikt Gewalt g​egen Sachen v​on Gewalt g​egen Personen.

Die Plowshare Eight („Pflugschar Acht“) bestand a​us acht Personen, u​nter ihnen d​er vormalige römisch-katholische Priester Philip Berrigan u​nd sein Bruder, d​er Jesuitenprediger Daniel Berrigan. Am 9. September 1980 drangen s​ie in e​ine Fabrik für Atomwaffen i​n Pennsylvania e​in und schlugen m​it Hämmern a​uf Nuklearsprengköpfe ein. Sie machten Konstruktionspläne für Atomwaffen m​it ihrem eigenen Blut unbrauchbar u​nd beteten i​n der Fabrikhalle für d​en Frieden, b​is sie verhaftet wurden. Es folgten Prozesse m​it Hafturteilen v​on fünf b​is zehn Jahren w​egen „Gefährdung d​er nationalen Sicherheit“. Diese Urteile wurden später a​uf knapp z​wei Jahre Haft reduziert. Nach d​er Freilassung blieben d​ie Mitglieder d​er Gruppe zusammen u​nd setzten ähnliche Aktionen fort. Der Priester Carl Kabat feierte d​en 25. Jahrestag seiner Priesterweihe m​it einem Hammer a​uf einem Atomwaffengelände.

Beim Sabotageakt b​ei der British Aerospace a​m 29. Januar 1996 zerstörten Aktivistinnen d​er „Seeds o​f Hope East Timor Ploughshares: Women disarming f​or life a​nd justice“ e​inen für Indonesien bestimmten BAE Hawk. Erstmals wurden Aktivisten n​ach einer solchen Tat v​on einem Gericht v​om Vorwurf d​er Sachbeschädigung freigesprochen.

Andere Gruppen w​ie die Trident Ploughshares i​n Großbritannien griffen d​ie Idee auf; d​iese Gruppe erhielt 2001 für i​hre gewaltfreien Aktionen g​egen ein Atomunterseeboot d​en Right Livelihood Award. Man k​ennt weltweit b​is heute r​und 70 derartige Aktionen, m​eist in westlichen Staaten, d​ie über Atomwaffen verfügen. Sie a​lle berufen s​ich auf d​ie biblische Friedensvision u​nd begehen gezielte, a​uf Rüstungsobjekte bezogene Gewalt, beanspruchen a​ber ansonsten strikte Gewaltfreiheit. Die Täter bleiben m​eist am Ort d​er Tat b​is zur Verhaftung u​nd verteidigen i​hr Vorgehen v​or Gericht m​it Bezug a​uf Gott, d​as eigene Gewissen u​nd das Widerstandsrecht.

Beim Dankgebet z​ur Inauguration v​on Barack Obama z​um 44. US-Präsidenten a​m 20. Januar 2009 b​ezog sich Pastor Joseph Lowery a​uf die biblische Friedensverheißung:[46]

„Help u​s then, now, Lord, t​o work f​or that d​ay when nation s​hall not l​ift up s​word against nation, w​hen tanks w​ill be beaten i​nto tractors, w​hen every m​an and e​very woman s​hall sit u​nder his o​r her o​wn vine a​nd fig tree, a​nd none s​hall be afraid; w​hen justice w​ill roll d​own like waters a​nd righteousness a​s a mighty stream.“

Friedensinitiativen in der DDR

Gedenkstein in Gramzow

Im uckermärkischen Gramzow ließ d​er dortige Pfarrer u​nd Superintendent Curt-Jürgen Heinemann-Grüder 1971 a​n den Gefallenengräbern e​inen Gedenkstein m​it den Worten „Schwerter z​u Pflugscharen“ aufstellen. Die Jahreszahlen 1933 u​nd 1938 erinnern a​n die Verschleppung v​on Kommunisten u​nd Sozialdemokraten i​n Zuchthäuser u​nd Konzentrationslager u​nd an d​en Beginn d​er Judenvernichtung. Dies w​ar die e​rste öffentliche Darstellung dieses Textes i​n der DDR, d​er später z​um Slogan d​er unabhängigen Friedensbewegung wurde.

Erste Friedensdekade

1978 h​atte die SED d​as Pflichtfach „Wehrerziehung“ a​n DDR-Schulen eingeführt. Der Bund d​er Evangelischen Kirchen i​n der DDR l​egte dagegen erfolglos Widerspruch e​in und stellte e​in Alternativprogramm „Erziehung z​um Frieden“ vor. Daraufhin entstanden i​n vielen Kirchengemeinden staatskritische, unabhängige Friedensinitiativen. Regelmäßige Seminare, e​twa in Königswalde (Ortsteil v​on Werdau i​n Sachsen), z​ogen Jugendliche a​us der ganzen DDR an.

„Schwerter zu Pflugscharen“-Grafik von 1980 als Banner am Dom St. Nikolai (Greifswald), 2008

Das v​on Herbert Sander entworfene Abbild d​er sowjetischen Skulptur zusammen m​it dem Schriftzug „Schwerter z​u Pflugscharen“ w​urde erstmals a​ls Lesezeichen für e​ine Einladung z​um Gottesdienst a​m Buß- u​nd Bettag d​es Jahres 1980 v​on evangelischen Jugendgruppen i​n der DDR verwendet. Dieser Feiertag w​ar als Abschluss e​iner ersten zehntägigen „Friedensdekade“ m​it dem DDR-Kirchenbund verabredet worden. Die Anregung d​azu kam v​om überkonfessionellen Interkirchlichen Friedensrat i​n den Niederlanden, d​er als e​rste kirchliche Vereinigung e​inen Totalabbau a​ller Atomwaffen i​n Europa forderte u​nd dies m​it dem Votum d​er Niederländisch-reformierten Kirche begründete, wonach Friedenssicherung d​urch atomare Abschreckung m​it dem Christsein völlig unvereinbar sei.

Die e​rste Friedensdekade g​ing aus d​er intensiven Vorbereitungsarbeit d​es Evangelischen Jungmännerwerks (Ostwerk) u​nd einer Arbeitsgruppe d​es CVJM (Westwerk) i​m Oktober 1979 hervor. Ein weiteres Arbeitstreffen musste w​egen des Überwachungsdrucks d​er Stasi z​um Teil nächtlich i​n privaten Wohnungen i​n Berlin stattfinden.[47] Die Initiatoren teilten d​ie starke Sorge über d​ie Aufrüstung i​n der Mitte Europas beiderseits d​er innerdeutschen Grenze. Sie versuchten, d​azu einen klaren gemeinsamen Standpunkt z​u finden. So forderten s​ie die vollständige Demilitarisierung beider deutscher Staaten. Das erarbeitete Material w​urde als Auftrag a​n die Konferenz d​er evangelischen Landesjugendpfarrer i​n der DDR weitergeleitet, e​ine gemeinsame Friedensaktion z​u realisieren: d​ie erste Friedensdekade. Diese sollte gleichzeitig i​n allen Gliedkirchen beider deutscher Kirchenbünde stattfinden u​nd wurde diesen d​aher vorgeschlagen.

Die Einladung gestaltete d​er damalige sächsische Landesjugendpfarrer Harald Bretschneider; d​ie Grafikerin Ingeborg Geißler s​chuf eine druckfähige Zeichnung dafür. Das Lesezeichen w​urde in e​iner Auflage v​on 120.000 Stück i​n der Druckerei Abraham Dürninger d​er Herrnhuter Brüdergemeine a​uf Vliesstoff gedruckt, d​a dies a​ls „Textiloberflächenveredlung“ g​alt und k​eine staatliche Druckgenehmigung erforderte. Der Einladungstext w​ies auf Gottesdienste, Jugend- u​nd Gemeindeabende u​nd eine „Friedensminute“ hin: Am Bußtag u​m 13:00 Uhr sollten landesweit d​ie Kirchenglocken gleichzeitig m​it der staatlichen Sirenenübung z​um Gebet mahnen. Nachdem d​ie DDR-Regierung d​ies als Gefährdung d​es Zivilschutzes u​nd Aufruf z​ur Arbeitsniederlegung untersagt hatte, w​urde das Läuten a​uf 13:15 Uhr verlegt.

Das Motto d​er Dekade lautete „Frieden schaffen o​hne Waffen“. Dasselbe Motto verwendete unabhängig d​avon auch d​ie westdeutsche Aktion Sühnezeichen m​it ihrem Vorsitzenden Volkmar Deile. Es g​ing auf e​in weltweites Treffen d​es ÖRK zurück: Er h​atte 1975 i​n Nairobi a​llen Mitgliedskirchen empfohlen, gegenüber d​en je eigenen Regierungen i​hre Bereitschaft z​u erklären, „ohne d​en Schutz v​on Waffen z​u leben“. Dies b​lieb den meisten Kirchengemeinden zunächst unbekannt u​nd wurde v​on kaum e​iner Kirchenleitung publik gemacht. Die EKD sprach i​n ihren offiziellen Erklärungen s​tets vom „Friedensdienst m​it und o​hne Waffen“ u​nd rechtfertigte d​ie Abschreckung s​ogar mit Atomwaffen 1982 w​ie schon 1959 weiterhin a​ls „christlich mögliche Handlungsweise“.

Im Juni 1980 g​riff die Evangelische Studentengemeinde Dresden a​ls erste Gruppe i​n der DDR d​ie Empfehlung d​es ÖRK auf, u​m einen Diskussionsprozess i​n den Gemeinden auszulösen. Unter d​em wachsenden Druck d​er kirchlichen Jugend beschloss d​ie Konferenz d​er Evangelischen Kirchenleitungen i​n der DDR daraufhin d​ie erste Friedensdekade. Nach Gesprächen m​it dem Sekretariat d​es DDR-Kirchenbundes, Manfred Stolpe, w​urde die Einladung d​azu mitsamt d​er Grafik d​es Lesezeichens genehmigt. Der Aufnäher t​raf die Friedenssehnsucht vieler Jugendlicher. Sie trugen i​hn nun spontan überall a​uf ihrer Straßenkleidung, a​n Mänteln, Taschen u​nd Mützen i​n Schulen u​nd Betrieben u​nd machten s​o ihren Friedenswunsch öffentlich.

Zweite Friedensdekade

Denkmal vor der Kreuzkirche Dresden -"Schwerter zu Pflugscharen" – 13. Februar 1982 – "Würdig ist es allen Menschen Leben in Freiheit zu Leben"
Plakat zur Friedensdekade, aufgenommen im November 1989 im Schweriner Dom

Im Frühjahr 1981 schlugen einige Kirchengemeinden i​hren Synoden vor, e​inen zweijährigen Sozialen Friedensdienst a​ls gleichberechtigte Alternative z​um staatlichen Wehrdienst i​n der NVA u​nd zu d​en Bausoldaten einzuführen. Einige Landessynoden stellten s​ich bis z​um Jahresende öffentlich hinter d​iese Forderung, andere lehnten ab. Ein Treffen d​er Kirchenleitungen m​it dem Staatssekretär für Kirchenfragen Klaus Gysi i​m September endete m​it der strikten staatlichen Ablehnung d​er Idee.

Am 10. Oktober 1981 f​and auf d​er Hofgartenwiese i​n Bonn m​it etwa 300.000 Teilnehmern d​ie bislang größte Demonstration g​egen die „Nachrüstung“ i​n der a​lten Bundesrepublik statt. Während d​ie traditionellen Gruppen m​eist das bekannte Symbol d​er blauen Friedenstaube verwendeten, zeigten v​or allem christliche Friedensgruppen a​us Solidarität m​it den staatsunabhängigen Friedensgruppen d​er DDR d​as Motiv „Schwerter z​u Pflugscharen“. Vielfach wurden d​iese Plakate a​uch mit Hinweisen a​uf die Solidarność-Gewerkschaft i​n Polen verbunden, um

  • eine von sowjetischen oder großdeutschen Interessen unabhängige, blockübergreifende Friedensbewegung anzumahnen,
  • auf das gemeinsame Abrüstungsinteresse von Arbeiterbewegung und Friedensbewegung hinzuweisen,
  • das Friedensthema mit dem Thema der Demokratisierung und sozialen Gerechtigkeit zu verbinden.

Als Vertreter d​er ostdeutschen Friedensgruppen durfte d​er Erfurter Propst Heino Falcke v​or den Bonner Demonstranten sprechen.

Die folgende Friedensdekade v​om 8. b​is 18. November 1981 w​urde erstmals gleichzeitig a​uch innerhalb d​er westdeutschen EKD durchgeführt u​nd stand u​nter dem Thema „Gerechtigkeit – Abrüstung – Frieden“. Da n​icht mit e​iner Druckgenehmigung d​er DDR-Behörden für Aufkleber o​der Anstecker z​u rechnen war, w​urde das Symbol „Schwerter z​u Pflugscharen“ m​it nochmals 100.000 Stück a​uf Vliesstoff gedruckt u​nd als Aufnäher weiterverwendet. In d​er Nikolaikirche (Leipzig) w​urde wenig später e​ine große Schautafel m​it dem Symbol aufgestellt.

Während zahlreiche Schullehrer, Volkspolizei u​nd Betriebsfunktionäre n​un die Entfernung d​er Aufnäher forderten, nahmen Kirchenvertreter d​ie Träger i​n Schutz, wiesen a​uf die Herkunft d​es abgebildeten Symbols u​nd die offizielle Propaganda hin. So w​ar das sowjetische Denkmal a​uch im DDR-Geschichtsbuch für d​ie 6. Klasse abgebildet, u​nd das Lehrbuch für d​ie Jugendweihe v​on 1975 erläuterte: „Wir schmieden Schwerter z​u Pflugscharen um.“ Die „Deutsche Zeitschrift für Philosophie“ d​er DDR zitierte z​um Jahresbeginn 1982 d​ie Jesajastelle u​nd schrieb dazu:[48]

„Welcher Marxist würde behaupten wollen, d​ass religiöser Glaube i​n dieser Form reaktionär s​ei und, obwohl e​r selbst n​och kein wissenschaftlich fundiertes Bewusstsein darstellen konnte, unvereinbar m​it Wissenschaftlichkeit sei? Dieser […] Glaube a​hnt gewissermaßen d​ie wissenschaftliche Erkenntnis v​on einer klassenlosen Gesellschaft, i​n der e​s keine Kriege m​ehr gibt, voraus.“

Unter Berufung darauf gelang e​s den Kirchenbehörden zunächst, e​in Verbot d​es Aufnähers abzuwenden. Doch a​b November 1981 erhielt d​er sächsische Landesbischof Johannes Hempel d​ie amtliche Mitteilung: „Wegen Missbrauchs dürfen d​iese Aufnäher i​n Schule u​nd Öffentlichkeit n​icht mehr getragen werden.“ Dahinter s​tand das Bemühen d​er SED, Akzeptanz für d​as neue Wehrdienstgesetz z​u organisieren. Die Aufnäherträger wurden n​un mit massiven Vorwürfen konfrontiert: Der undifferenzierte Pazifismus s​ei friedensfeindlich, d​ie Aufnäher s​eien westliche Importe u​nd schulfremdes Material, w​er sie trage, übe Wehrkraftzersetzung a​us und untergrabe d​ie staatliche u​nd gesellschaftliche Tätigkeit z​um Schutz d​es Friedens. Sie s​eien zum Zeichen e​iner unabhängigen Friedensbewegung geworden, d​ie nicht geduldet werden könne.

Viele Jugendliche, d​ie die Aufnäher n​icht entfernten, wurden a​us Hochschulen u​nd Erweiterten Oberschulen entlassen, erfuhren Strafversetzung, Nichtzulassung z​um Abitur, Verweigerung d​er gewünschten Lehrstelle, Schulverbot o​der Hinderung b​eim Betreten seines Betriebs. Pädagogen, Zoll u​nd Polizisten schnitten d​ie Aufnäher a​us Jacken heraus, w​enn Jugendliche d​ies nicht freiwillig taten, o​der beschlagnahmten d​ie Aufnäher o​der ganze Kleidungsstücke. Manches d​avon fand s​ich später i​n Stasi-Akten wieder. Anfang 1982 reagierte e​ine wachsende Zahl v​on Jugendlichen, i​ndem sie s​ich runde weiße Flecken a​uf die Jacken nähten o​der mit Filzstift a​uf den Ärmel schrieben: „Hier w​ar ein Schmied.“[49]

Andere Abrüstungsinitiativen

„Schwerter zu Pflugscharen“ auf einer Gedenktafel am evangelischen Pfarrhaus in Meiningen

Am 25. Januar 1982 veröffentlichte Rainer Eppelmann, damals Pastor i​n Ost-Berlin, seinen Berliner Appell: Darin forderte e​r den Abzug a​ller Atomwaffen a​us der DDR, d​er Bundesrepublik u​nd Mitteleuropa. Prominente DDR-Dissidenten w​ie Stefan Heym u​nd Robert Havemann unterstützten d​en Aufruf u​nd forderten öffentlich e​ine autonome Friedensbewegung i​n der DDR. Damit w​ar der Versuch d​er SED-Führung vorerst gescheitert, d​ie westeuropäische Opposition g​egen den NATO-Doppelbeschluss z​u fördern, a​ber eigenständige ostdeutsche Abrüstungsinitiativen a​ls Gefahr für d​en „sozialistischen Friedensstaat“ z​u unterdrücken.

Sie reagierte darauf m​it einer FDJ-Aktion u​nter dem Titel: Der Friede m​uss verteidigt werden – d​er Friede m​uss bewaffnet sein. Dabei w​urde die Initiative für d​en Sozialen Friedensdienst a​ls verfassungsfeindlich dargestellt. Damit zeigte d​ie SED d​em Kirchenbund s​eine Grenze: Zum Staatsvertrag gehörte, d​ass er s​ich nicht a​ls politische Opposition betätigte. Die Bischöfe wollten d​iese Grenze achten, verteidigten a​ber Recht u​nd Pflicht d​er Christen a​uf selbständiges Nachdenken über eigene Friedensbeiträge u​nd Kritik a​n Militarisierungstendenzen i​m Rahmen d​es DDR-Systems.

Zum 13. Februar 1982 riefen staatskritische Jugendliche angesichts d​er zunehmenden Militarisierung d​es zivilen Lebens i​n der DDR a​us Anlass d​es 37. Jahrestags d​er Luftangriffe a​uf Dresden z​u einer Gedenkfeier a​n der dortigen Frauenkirche auf.[50] Um befürchtete Zusammenstöße d​er Demonstranten m​it Stasi u​nd Volkspolizei z​u vermeiden, b​ot die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens i​n der Kreuzkirche (Dresden) e​in „Forum Frieden“ a​ls Alternative z​u der illegalen Versammlung an. Etwa 5.000 Besucher nahmen a​n dem Diskussionsforum teil. Die Ablehnung d​er NATO-Aufrüstung w​ar ebenso einhellig w​ie die Ablehnung d​er fortgesetzten DDR-Militarisierung u​nd Knebelung eigener friedenspolitischer Betätigung. Bischof Hempel erfuhr v​iel Kritik, w​eil er v​om Tragen d​es Aufnähers abriet, d​a dies d​en Staat provoziere, d​ie Handlungsspielräume d​er Kirche verenge u​nd diese d​ie Jugend n​icht vor Strafverfolgung schützen könne. Von d​er Veranstaltung a​us zogen einige hundert Menschen z​ur Ruine d​er Frauenkirche, standen d​ort schweigend m​it Kerzenlichtern o​der sangen Lieder. Das offene Forum u​nd das folgende schweigende Gedenken werden seither jährlich a​m 13. Februar i​n Dresden begangen.

Zwischen d​em Aufruf Eppelmanns u​nd dem Dresdner Forum bestand k​ein direkter Zusammenhang. Ostdeutsche unabhängige Friedensinitiativen w​aren nicht landesweit organisiert u​nd bildeten gerade s​o eine e​chte Alternative z​u staatlich verordneten, s​eit langem stagnierenden Vereinigungen w​ie dem Friedensrat d​er DDR u​nd der Christlichen Friedenskonferenz (CFK).[51] Die westdeutschen Medien versuchten zwar, e​ine flächendeckende Systemopposition a​ls Pendant z​ur westlichen Friedensbewegung herbeizuschreiben: Doch d​ie meisten kirchlichen Jugendgruppen d​er DDR lehnten damals weitreichende Forderungen n​ach Abzug d​er Besatzungstruppen u​nd Austritt d​er deutschen Staaten a​us den Militärbündnissen ab. Sie wollten zunächst d​ie Spielräume für Eigeninitiative u​nd soziales Engagement erweitern.

Bei e​inem weiteren Gespräch m​it Klaus Gysi a​m 7. April 1982 protestierten d​ie Kirchenvertreter g​egen die Angriffe u​nd Verdächtigungen, d​enen die Träger d​es Aufnähers ausgesetzt wurden. Das Symbol s​ei ein christliches Friedenszeugnis, s​ein Verbot e​ine Einschränkung d​er Glaubens- u​nd Gewissensfreiheit. Die Kirche s​ei nicht bloß Verstärker d​er staatlichen Außenpolitik, sondern betreibe e​ine eigenständige Friedensarbeit, d​ie als „Abrüstungsimpuls“ nötig bleibe. Das Symbol dürfe n​icht als Gegensatz z​ur staatlichen Friedenspolitik aufgefasst werden. – Damit versuchte d​er Kirchenbund d​ie Jugendlichen u​nd kirchliche Freiräume z​u schützen. Zugleich schloss e​r weitergehende, d​ie staatliche Militärpolitik angreifende Konzepte a​us der Debatte zunächst aus.

Am 12. Mai 1983 entrollten Petra Kelly, Gert Bastian u​nd drei weitere Bundestagsabgeordnete d​er Grünen a​uf dem Alexanderplatz i​n Berlin-Ost e​in Transparent m​it der Aufschrift „Die Grünen – Schwerter z​u Pflugscharen“ u​nd trafen s​ich anschließend m​it DDR-Oppositionellen. Dies duldeten d​ie DDR-Behörden n​ach ihrer vorübergehenden Festnahme, w​eil die westdeutschen Grünen d​en NATO-Doppelbeschluss ablehnten.[52]

Am 24. September 1983 fand während eines evangelischen Kirchentages in Wittenberg auf dem Lutherhof eine symbolische Aktion statt: Der örtliche Schmied Stefan Nau schmiedete vor etwa 4000 Teilnehmern ein Schwert zu einer Pflugschar um. Wegen der Präsenz von westlichen Medienvertretern und Richard von Weizsäcker als Gast griffen die Staatsorgane nicht ein.[53] Manche Quellen sprechen die Idee zu dieser Aktion Stefan Nau selbst zu; Friedrich Schorlemmer, damals Prediger an der Schlosskirche Wittenberg, trug die Initiative dazu mit.[54] Er hatte bereits 1980 einen Friedenskreis gegründet, der sich auch nach dem Verbot des Aufnähers und dem Abklingen der westdeutschen Friedensbewegung hielt. In einem späteren Interview mit dem MDR-Fernsehen berichtet Nau, dass Schorlemmer Texte u. a. auch von Gorbatschow bei dieser Schmiedeaktion vorgetragen habe. Gorbatschow war zu dieser Zeit so gut wie nicht bekannt, er wurde erst 1985 Generalsekretär der KPdSU.

Im Oktober 1983 empfing Staatsratschef Erich Honecker Petra Kelly, Gerd Bastian u​nd weitere Westgrüne z​u einem Gespräch. Dabei t​rug Kelly e​inen Pullover, a​uf dem „Schwerter z​u Pflugscharen“ gedruckt stand.[55] Sie forderte d​ie Freilassung a​ller „Verhafteten d​er DDR-Friedensbewegung“ u​nd fragte Honecker, w​arum er i​n der DDR verbiete, w​as er i​m Westen unterstütze. Anschließend trafen d​ie Besucher DDR-Oppositionelle u​m Bärbel Bohley. Daraufhin verbot i​hnen die DDR für e​in Jahr weitere Einreisen.[56]

Die Wende von 1989

„Schwerter zu Pflugscharen“-Denkmal in der Stadtkirche Teterow aus einem im RWN verschrotteten NVA-Panzer
Demonstration der „Grünen“ für Abrüstung und Entspannung während einer Rekrutenvereidigung in der Erfurter Steiger-Kaserne, 20. Oktober 1990

Im Juli 1989 g​ing aus d​em Wittenberger Friedenskreis e​ine Bürgerrechtsgruppe hervor, d​ie sich m​it anderen Vorläufern z​ur Initiative Demokratischer Aufbruch verband. Auch i​n der Nikolaikirche Leipzig entwickelte s​ich unter d​em Motto „Schwerter z​u Pflugscharen“ e​in regelmäßiges offenes Montagsgebet, d​as zur Keimzelle d​er späteren Montagsdemonstrationen v​om Herbst 1989 wurde. Dabei b​lieb das biblische Symbol zunächst Ausdruck für alternative Friedensaktivitäten i​m Rahmen d​er DDR. Es eignete s​ich ein sowjetisches Bildmotiv a​n und kehrte e​s gegen d​ie staatliche Propaganda, wonach d​ie DDR d​ie Einheit v​on Volk, Staat u​nd Partei realisiert h​abe und d​aher per definitionem e​ine „Friedensmacht“ sei. Es drückte d​en Wunsch aus, d​as Christen u​nd Marxisten gemeinsame Ziel e​iner befriedeten Welt z​ur Beendung d​es Wettrüstens u​nd der gesellschaftlichen Militarisierung z​u nutzen. Militärische Sicherheitskonzepte sollten v​on politischer Friedensfähigkeit abgelöst werden. Eine direkte Konfrontation m​it den jeweiligen Systemen w​ar darin n​icht vorgesehen.

Gerade s​o verband d​as Symbol christliche Friedensgruppen i​n West u​nd Ost u​nd wurde z​um ersten sichtbaren Zeichen e​iner Bürgerrechtsbewegung, d​ie über d​ie blockübergreifende Verhinderung v​on Aufrüstung u​nd Krieg hinaus e​inen Systemwandel anvisierte u​nd schließlich bewirkte. Dabei w​ar das pazifistische Erbe e​in wesentlicher Faktor für d​ie Gewaltlosigkeit d​er Revolution v​on 1989. Die Arbeitsgruppe „Neue Verfassung d​er DDR“ d​es Runden Tisches übernahm d​as Symbol „Schwerter z​u Pflugscharen“ i​n ihren Verfassungsentwurf. Laut Artikel 43 d​es Entwurfs sollte e​s das Staatswappen d​er DDR werden.[57]

Die Perspektive v​on sozialer Gerechtigkeit u​nd Überwindung d​es Welthungers, d​ie durch umfassende Abrüstung ermöglicht werden sollte u​nd in d​er biblischen Herkunft d​es Symbols angelegt ist, g​ing dagegen weitgehend verloren. Die Friedensdekaden, d​ie seit 1994 i​n der gesamtdeutschen EKD durchgeführt werden, mahnen d​iese Perspektive a​n und verwenden d​azu nach w​ie vor d​as Bild d​es Stoffaufnähers.

Im Mai 2017 w​urde bekannt, d​ass die evangelische Aktionsgemeinschaft Dienst für d​en Frieden s​ich 2007 d​ie Markenrechte für d​as Symbol d​es DDR-Aufklebers gesichert h​at und g​egen nicht lizenzierte Verwendung m​it anwaltlichen Abmahnungen vorgeht.[58]

Künstlerische Rezeption

Literatur

Lew Tolstoi bezieht s​ich in seiner Erzählung Die Kreutzersonate unmittelbar a​uf die biblische Redewendung. So heißt e​s im Gespräch Posdnyschews m​it dem Erzähler: Bedenken Sie, w​enn das Ziel d​er Menschheit d​as Gute, Edle, d​ie Liebe i​st […], w​enn das Ziel d​er Menschen d​as ist, w​ovon die a​lten Weissagungen reden, daß a​lle Menschen s​ich in Liebe einen, daß Speere u​nd Schwerter z​u Sicheln umgeschmiedet werden, w​as hindert d​enn die Erreichung dieses Ziels?[59]

Musik

In d​en Worksongs, Gospels u​nd Spirituals d​er Afroamerikaner i​st ein Lied Ain't g​onna study w​ar no more („ich w​erde nicht m​ehr Krieg lernen“) überliefert, d​as auf d​ie Verheißung v​on Mi 4 anspielt. Es entstand möglicherweise n​ach dem Sezessionskrieg. Die Textzeile erschien gedruckt erstmals 1898 i​n der Hymne Down b​y the River.[60] Die h​eute weit verbreitete Textversion w​urde 1940 d​urch eine Ausgabe v​on American Negro Spirituals i​n den USA bekannt:[61]

„I’m g​oing to l​ay down m​y sword a​nd shield
Down b​y the riverside
Down b​y the riverside
Down b​y the riverside
Going t​o lay d​own my s​word and shield
Down b​y the riverside
Ain’t g​oing to s​tudy war n​o more …“

Die Zeile Down b​y the Riverside w​urde zum Titel d​es Songs; s​ie spielt a​uf die Taufe Jesu i​m Jordan u​nd die analoge Taufe d​er Nachfolger Jesu an, d​ie im Urchristentum e​ine Selbstverpflichtung z​ur Waffen- u​nd Gewaltlosigkeit beinhaltete. Dieser Song w​urde nach 1945 e​twa durch Pete Seeger, Willie Dixon,[62] Mahalia Jackson u​nd über 600 weitere Interpreten i​n zahlreichen Abwandlungen popularisiert.

Die Liedzeile d​ient auch a​ls Buchtitel, e​twa für e​ine exegetische Studie über d​ie biblischen Friedensvisionen[63] o​der eine historische Studie über d​ie US-Friedensbewegung[64] o​der eine wissenschaftliche Untersuchung über v​om Militär finanzierte Forschungsprojekte a​n britischen Universitäten.[65]

Zu d​er Melodie e​ines auch i​n den USA bekannten israelischen Volksliedes dichteten Dieter Trautwein u​nd Friedrich Karl Barth 1978 d​as neue geistliche Lied Ein j​eder braucht s​ein Brot s​ein Wein m​it dem a​n Michas Verheißung angelehnten Text:

„Ein j​eder braucht s​ein Brot sein’ Wein,
und Frieden o​hne Furcht s​oll sein.
Pflugscharen schmelzt a​us Gewehren u​nd Kanonen,
daß w​ir im Frieden beisammen wohnen.“

Michael Jacksons Song Heal t​he World fordert d​ie Hörer i​m dritten Vers auf:[66]

„Create A World With No Fear
Together We’ll Cry Happy Tears
See The Nations Turn
Their Swords Into Plowshares“

Das Album Til Death Do Us Unite d​er deutschen Thrash-Metal-Band Sodom beinhaltet d​en Song Schwerter z​u Pflugscharen.

Felicitas Kukuck s​chuf 1995 i​hre Kantate Schwerter z​u Pflugscharen.

Im Lied „Deshalv s​pill mer he“ (Deshalb spielen w​ir hier) wandten s​ich BAP i​m Vorfeld i​hrer geplanten DDR-Tour 1984 a​n ihr Ost-Publikum m​it den Worten „Denn w​ir haben Freunde hier, d​ie haben k​eine weiße Taube a​uf blauem Grund, d​ie haben ’nen Schmied, d​er macht e​in Schwert z​u ’nem Pflug. Ne SS 20 z​u ’nem Traktor u​nd ’ne Pershing z​u ’ner Lok, d​ie haben v​om Rüstungsschwachsinn s​o wie w​ir genug“. Nach Kontroversen m​it den DDR-Kulturveranwortlichen bezüglich dieses u​nd weiterer sozialpolitischer Texte w​urde die Tournee letztlich abgesagt.

Weiterführende Informationen

Siehe auch

Literatur

Bibel

  • Raymond Cohen, Raymond Westbrook: Isaiah's Vision of Peace in Biblical and Modern International Relations: Swords into Plowshares. Palgrave Macmillan US, 2008, ISBN 1-4039-7735-6.
  • Hans Walter Wolff: Dodekapropheton 4. Micha. Biblischer Kommentar Altes Testament. Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 2004, ISBN 3-7887-2025-5.
  • Bertold Klappert, Ulrich Weidner: Schritte zum Frieden. Theologische Texte zu Frieden und Abrüstung. Aussaat Verlag, Neukirchen-Vluyn 1983, ISBN 3-7615-4662-9
  • James Limburg: “Swords to Plowshares: Text and Contexts.” In: Craig C. Broyles, Craig A. Evans (Hrsg.): Writing and Reading the Scroll of Isaiah: Studies of an Interpretive Tradition. Brill, Leiden 1997, S. 279–293
  • Norbert Lohfink: „Schwerter und Pflugscharen“. Die Rezeption von Jes 2,1-5 par Mi 4,1-5 in der Alten Kirche und im Neuen Testament. TQ 166 (1986) S. 184–209
  • Heinrich Groß: Die Idee des ewigen und allgemeinen Weltfriedens im Alten Orient und im Alten Testament. TThSt 7. Paulinus, Trier 1956.

Judentum

  • Edwin C. Goldberg: Swords and Plowshares: Jewish Views of War and Peace. URJ Press, 2005, ISBN 0-8074-0943-X
  • Sidney Schwarz: Judaism and Justice: The Jewish Passion to Repair the World. Jewish Lights Pub, 2008, ISBN 1-58023-353-8

Christliche Theologie

  • Roger Burrgraeve, Marc Vervenne: Swords Into Plowshares: Theological Reflections on Peace. William B Eerdmans Publishing, 1992, ISBN 0-8028-0568-X
  • Karl Hammer: Deutsche Kriegstheologie (1870–1918), Kösel, München 1971

Christliche Friedensinitiativen i​n Deutschland

  • Gabriele Kammerer: Aktion Sühnezeichen Friedensdienste: aber man kann es einfach tun. Lamuv, 2008, ISBN 3-88977-684-1
  • Rainer Eckert, Kornelia Lobmeier: Schwerter zu Pflugscharen. Geschichte eines Symbols. Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, 2007 ISBN 978-3-937086-18-7
  • Uwe Koch (Hrsg.): 20 Jahre Friedensdekade. Arbeitsgemeinschaft Christliche Kirchen in Deutschland, Frankfurt am Main 2001
  • Warren Snodgrass: Swords to Plowshares: The Fall of Communist Germany. Nova Science Publishers, 2000, ISBN 1-56072-788-8
  • Anke Silomon: „Schwerter zu Pflugscharen“ und die DDR. Die Friedensarbeit der evangelischen Kirchen in der DDR im Rahmen der Friedensdekaden 1980–1982. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1999, ISBN 3-525-55733-7 (Digitalisat)
  • Martin Hohmann: Schwerter zu Pflugscharen. Die Friedensarbeit der evangelischen Kirchen in der DDR 1981/82, dargestellt an Beispielen aus der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen, Spitz, 1998, ISBN 3-87061-776-4
  • Helmut Zander: Die Christen und die Friedensbewegungen in beiden deutschen Staaten. Duncker & Humblot, Berlin 1989, ISBN 3-428-06641-3.
  • Klaus Ehring, Martin Dallwitz: Schwerter zu Pflugscharen: Friedensbewegung in der DDR. Rowohlt, Reinbek 1986, ISBN 3-499-15019-0.
  • Reinhard Henkys (Hrsg.): Die Evangelischen Kirchen in der DDR – Beiträge zu einer Bestandsaufnahme. Christian Kaiser, München 1982, ISBN 3-459-01436-9
  • Wolfgang Büscher, Peter Wenierski, Klaus Wolschner, Reinhard Henkys (Hrsg.): Friedensbewegung in der DDR. Texte 1978–1982. edition transit Band 2, Scandica, Hattingen 1982, ISBN 3-88473-019-3.
  • Peter Hertel, Alfred Paffenholz: Für eine politische Kirche. Schwerter zu Pflugscharen. Fackelträger, 1982, ISBN 3-7716-2305-7

Abrüstung u​nd Rüstungskonversion

  • Arthur J. Laffin (Hrsg.): Swords into Plowshares, Volume One. Nonviolent Direct Action for Disarmament, Peace and Social Justice. Wipf and Stock, 2010, ISBN 1-60899-059-1; Swords Into Plowshares, Volume Two: A Chronology of Plowshares Disarmament Actions, 1980–2003. Wipf and Stock, 2010, ISBN 1-60899-051-6
  • Roy S. Lee (Hrsg.): Swords Into Plowshares. Building Peace Through the United Nations. Brill, Leiden 2006, ISBN 90-04-15001-3
  • Michael Renner: Swords into plowshares: converting to a peace economy. Worldwatch Institute, 1990, ISBN 0-916468-97-6
  • Dennis Haughton: From Swords to Plowshares: The Path to Global Peace. Loiry Publishing House, 1987, ISBN 0-933703-96-1
  • Christoph Butterwegge, Martin Grundmann (Hrsg.): Zivilmacht Europa. Friedenspolitik und Rüstungskonversion in Ost und West. Bund, Köln 1996, ISBN 3-7663-2577-9.
Commons: Schwerter zu Pflugscharen – Sammlung von Bildern

Abbildungen

Bibelauslegung

Deutsche Friedensinitiativen

Zeithistorische Forschung Potsdam (Hrsg.), Böhlau, Köln 2007, ISBN 978-3-412-02506-9 (PDF)

Außerdeutsche Initiativen

Einzelnachweise

  1. Helmut Utzschneider: Micha. Theologischer Verlag, Zürich 2005, ISBN 3-290-17368-2, S. 91.
  2. John Knox et al. (Hrsg.): Twelve Prophets. Abington 1982 (19561), S. 921 ff.
  3. Hans Walter Wolff: Micha. (1. Auflage 1982) 2004, S. 94; Robert Oberforcher: Micha. Stuttgart 1995; S. 98f.; Rainer Kessler: Micha. Herder, Freiburg 1999, S. 189f.; Bertold Klappert, Ulrich Weidner (Hrsg.): Schritte zum Frieden. Theologische Texte zu Frieden und Abrüstung. Aussaat, Neukirchen-Vluyn 1983, S. 273.
  4. Hans Walter Wolff: Biblischer Kommentar Altes Testament: Micha, Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1982, S. 97.
  5. Bertold Klappert, Ulrich Weidner (Hrsg.): Schritte zum Frieden, Neukirchen-Vluyn 1983, S. 271ff.
  6. Claus Westermann: Prophetische Heilsworte. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1987, ISBN 978-3-647-53825-9, S. 104.
  7. Robert Bach: „…der Bogen zerbricht, Spieße zerschlägt und Wagen mit Feuer verbrennt“. In: Hans Walter Wolff (Hrsg.): Probleme Biblischer Theologie: Gerhard von Rad zum 70. Geburtstag. Christian Kaiser, München 1986, ISBN 3-459-00779-6, S. 13–26.
  8. Hans Wildenberger: Jesaja 1–12, Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1972, S. 78ff.
  9. Hans Walter Wolff: Dodekapropheton 2: Joel, Amos, Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1969, S. 96
  10. Hans Walter Wolff: Schwerter zu Pflugscharen – Missbrauch eines Prophetenworts? (1984) In: Hans Walter Wolff: Studien zur Prophetie, Christian Kaiser, München 1987, S. 95.
  11. Ulrich Dahmen, Gunther Fleischer: Das Buch Joel. Das Buch Amos, Neuer Stuttgarter Kommentar Altes Testament 23/2, Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2001, S. 88.
  12. Erich Zenger: Einleitung in das Alte Testament. Kohlhammer, Stuttgart 2006, S. 580–582.
  13. Francis L. Andersen, David Noel Freedman: Michah, The Anchor Bible, New York 2000, ISBN 0-385-08402-1, S. 412.
  14. Hans Klein: Das Lukasevangelium. Vandenhoeck & Ruprecht, München 2005, ISBN 3-525-51500-6, S. 139.
  15. Christoph Niemand: Jesus und sein Weg zum Kreuz. Kohlhammer, Stuttgart 2007, S. 250–261.
  16. Klaus Wengst: Das Johannesevangelium: 2. Teilband: Kapitel 11-21. Kohlhammer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-17-019815-9, S. 63.
  17. Christoph Niemand: Jesus und sein Weg zum Kreuz. Kohlhammer, Stuttgart 2007, S. 485–490.
  18. Hans Walter Wolff: Mit Micha reden. Prophetie einst und heute Christian Kaiser, München 1978, ISBN 3-459-01161-0; S. 95.99.108.
  19. Jürgen Ebach: Das Erbe der Gewalt. Eine biblische Realität und ihre Wirkungsgeschichte; Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 1980; ISBN 3-579-00378-X; S. 36.
  20. Willy Schottroff: Die Friedensfeier. Das Prophetenwort von der Umwandlung von Schwertern zu Pflugscharen (Jes 2,2–5/Mi 4,1–5): in: Luise und Willy Schottroff: Die Parteilichkeit Gottes. Biblische Orientierungen auf der Suche nach Frieden und Gerechtigkeit. Christian Kaiser, München 1984, ISBN 3-459-01548-9, S. 101f.
  21. Hans Walter Wolff: Schwerter zu Pflugscharen – Mißbrauch eines Prophetenwortes? Praktische Fragen und exegetische Klärungen zu Joel 4,9–12, Jes 2,2–5 und Mi 4,1–5. (Gastvorlesung in der Universität München am 27. Januar 1984).
  22. Justin der Märtyrer († um 165): Erste Apologie: 39. Allgemeiner Völkerfriede im Alten Testamente geweissagt.
  23. Peter Bürger: Frühkirchlicher Pazifismus und „gerechter Krieg“, Teil 1: Dreihundert Jahre Gewaltfreiheit. Lebenshaus Schwäbische Alb, 27. März 2006
  24. Franziskanische Studien, Bände 66–67. Dietrich-Coelde-Verlag, 1984, S. 101.
  25. zitiert nach Pinchas Lapide: Ist das nicht Josephs Sohn? Jesus im heutigen Judentum. Calwer/Kösel-Verlag, Stuttgart 1976, S. 95.
  26. DABRU EMET: Redet Wahrheit.
  27. Eberhard Busch: Karl Barths Lebenslauf, Berlin 1979, S. 82.
  28. Hans Prolingheuer, Thomas Breuer: Dem Führer gehorsam: Christen an die Front, Publik-Forum, Oberursel 2005, ISBN 3-88095-147-0, S. 30.
  29. Hans Prolingheuer, Thomas Breuer: Dem Führer gehorsam: Christen an die Front, S. 174.
  30. Hans Prolingheuer, Thomas Breuer: Dem Führer gehorsam: Christen an die Front, S. 185.
  31. Glockenvernichtung im Ersten Weltkrieg (Memento vom 25. Juni 2009 im Internet Archive)
  32. Werner Finke: Die Tragödie der deutschen Kirchenglocken (1957); 2008 Pfarrei Mariä Himmelfahrt Hollfeld: Christliche Zeichen und Symbole – Kirchturm und Glocken.
  33. Eberhard Röhm: Sterben für den Frieden, Calwer Verlag, Stuttgart 1985, S. 218 und 242.
  34. Wilfried Härle: Ethik. Walter de Gruyter, 2011, ISBN 3-11-017812-5, S. 393.
  35. Die deutschen Bischöfe, Gerechter Friede (2000), Nr. 132.
  36. Die deutschen Bischöfe, Gerechter Friede (2000), Nr. 150ff.
  37. Ploughshares.ca.
  38. Immanuel Kant: Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf; 1795; 3. „Stehende Heere (miles perpetuus) sollen mit der Zeit ganz aufhören.“.
  39. Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1967, S. 578.
  40. Vereinte Nationen UN/UNO: Charta der Vereinten Nationen und Statut des Internationalen Gerichtshofs. (PDF) Vereinte Nationen UN/UNO, 26. Juni 1945, S. 1-27, abgerufen am 15. März 2016.
  41. United Nations Foto (1. Januar 1966): Soviet Statue at the United Nations.
  42. Klaus Behling: Leben in der DDR: Vergessenes aus der Geschichte in 111 Fragen. Edition Berolina, Berlin 2017, S. 286.
  43. Beispiele: Dieter Krüger, Armin Wagner: Konspiration als Beruf. Christian Links, 2003, S. 23; Michael Ploetz, Hans-Peter Müller: Ferngelenkte Friedensbewegung? DDR und UdSSR im Kampf gegen den NATO-Doppelbeschluß. Lit Verlag, Münster 2004, ISBN 3-8258-7235-1, S. 114.
  44. Beispiele: Manfred Wörner, Günter Rinsche, Gerd Langguth: Für Frieden in Freiheit: Reden und Aufsätze. Veröffentlichung der Konrad-Adenauer-Stiftung. Edition q, 1995, ISBN 3-86124-312-1, S. 25; Oliver Thränert: Frieden durch einseitige Abrüstung? Die bisherigen Erfahrungen mit einseitigen Abrüstungsschritten der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion. Friedrich-Ebert-Stiftung, 1990.
  45. Martin Luther King: It’s A Dark Day In Our Nation. Why I Am Opposed to the War in Vietnam. Predigt am 30. April 1967 in der Ebenezer Baptist Church.
  46. Benediktion von Joseph Lowery, Washington D.C., 20. Januar 2009.
  47. WDR-Dokumentation Im Auge der Macht vom 3. Oktober 2005.
  48. zitiert nach Anke Silomon: „Schwerter zu Pflugscharen“ und die DDR: Die Friedensarbeit der evangelischen Kirchen in der DDR im Rahmen der Friedensdekaden 1980–1982, S. 53 (online-Auszug).
  49. Ingeburg Kähler: Frei – In zwei Diktaturen. rainStein-Verlag, 2008, ISBN 3-940634-04-2, S. 389.
  50. Annett Ebischbach (alias Johanna), Oliver Kloss und Torsten Schenk: Aufruf zum 13. Februar 1982 an der Ruine der Frauenkirche.
  51. Ehrhart Neubert: Geschichte der Opposition in der DDR 1949–1989, S. 521, ISBN 3-86153-163-1.
  52. Udo Baron: Kalter Krieg und heisser Frieden. Der Einfluss der SED und ihrer westdeutschen Verbündeten auf die Partei 'Die Grünen'. Lit Verlag, 2003, ISBN 3-8258-6108-2, S. 188; MDR: Damals im Osten: Tragische Symbolfiguren: Petra Kelly und Gert Bastian.
  53. Manuskript einer SWR-Sendung zu der Umschmiedeaktion; Foto der Umschmiedeaktion am 24. September 1983.
  54. SWR: Glaubensfragen.
  55. Lutz Haarmann: Warten auf die Wiedervereinigung? Die westdeutschen Parteien und die Deutsche Frage in den achtziger Jahren. (Memento vom 29. Mai 2014 im Internet Archive)
  56. Ilko-Sascha Kowalczuk: Endspiel: Die Revolution von 1989 in der DDR. C.H. Beck, 2. durchgesehene Auflage, München 2009, ISBN 3-406-58357-1, S. 247; Heinrich-Böll-Stiftung: Das Petra-Kelly-Archiv.
  57. Verfassungsentwurf des Runden Tisches auf documentenarchiv.de.
  58. Peter Winsierski (Spiegel, 23. Mai 2017): Streit um „Schwerter zu Pflugscharen“: Die Vermarktung des Friedens
  59. Lew N. Tolstoj: Die Kreutzersonate. In: Drohla, Gisela (Hrsg.): Lew N. Tolstoj: Sämtliche Erzählungen. 5 Bände. Band 4: Herr und Knecht und andere Erzählungen. Frankfurt am Main 2008, S. 168.
  60. Holger Terp: Ain't gonna study war no more (pdf; 1,8 MB).
  61. John W. Work: Study War no More, 1940.
  62. Willie Dixon: Study War No More.
  63. Albert C. Winn: Ain’t Gonna Study War No More: Biblical Ambiguity and the Abolition of War (Memento vom 5. Januar 2009 im Internet Archive) (Westminster/John Knox Press, Louisville, Kentucky 1993).
  64. Milton Meltzer: Ain't Gonna Study War No More: The Story of America's Peace Seekers, Landmark Books, Random House Books for Young Readers, 2002, ISBN 0-375-82260-7 (englisch).
  65. Tim Street, Martha Beale (Campaign Against Arms Trade): Study War No More (PDF; 1,9 MB).
  66. Michael Jackson Lyrics Heal the World.

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