Ferdinand Tönnies

Ferdinand Tönnies (* 26. Juli 1855 b​ei Oldenswort; † 9. April 1936 i​n Kiel) w​ar ein deutscher Soziologe, Nationalökonom u​nd Philosoph. Mit seinem 1887 erschienenen Hauptwerk Gemeinschaft u​nd Gesellschaft w​urde er z​um Begründer d​er Soziologie i​n Deutschland. Schon a​ls Schüler w​ar er Korrekturgehilfe d​es Dichters Theodor Storm, m​it dem i​hn eine lebenslange Freundschaft verband. Bereits m​it 16 Jahren machte e​r Abitur i​n Husum, m​it 22 Jahren w​urde er m​it einem philologischen Thema i​n Tübingen promoviert. Im Alter v​on 25 Jahren habilitierte e​r sich m​it einer Arbeit über Leben u​nd Werk d​es Thomas Hobbes a​n der Christian-Albrechts-Universität z​u Kiel. Dieser Universität b​lieb er zeitlebens a​ls Hochschullehrer verbunden, anfangs 27 Jahre a​ls Privatdozent, w​eil die Ernennung z​um Professor v​on der preußischen Kultusbürokratie blockiert wurde. Von 1909 b​is 1933 w​ar Tönnies Professor i​n Kiel, s​eit 1916 a​ls Emeritus. 1921 übernahm e​r einen Lehrauftrag für Soziologie, d​er 1933 m​it seiner Entlassung a​us dem Beamtenverhältnis d​urch die nationalsozialistischen Machthaber endete. Zudem w​ar er v​on 1909 b​is 1933 Präsident d​er Deutschen Gesellschaft für Soziologie. In d​er Weimarer Republik w​ar Tönnies d​ie repräsentative Figur d​er deutschen Soziologie, s​ein Buch Gemeinschaft u​nd Gesellschaft w​urde zum Bestseller. Der v​on ihm erarbeitete Gemeinschaftsbegriff w​urde jedoch v​on Jugendbewegung u​nd Nationalsozialisten missbräuchlich verwendet u​nd mit d​er Bezeichnung Volksgemeinschaft verfälscht. Nach d​em Zweiten Weltkrieg w​urde es i​n der deutschen Soziologie s​till um Tönnies. Erst a​b 1980 s​chuf die Kieler Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft m​it ihrem Präsidenten Lars Clausen n​eue Perspektiven d​er wissenschaftlichen Beschäftigung m​it ihrem Namensgeber.

Ferdinand Tönnies 1915
Tönnies-Denkmal im Geburtsort Oldenswort

Tönnies’ soziologisches System i​st deshalb schwierig z​u erschließen, w​eil mit Begriffsverwendungen operiert wird, d​ie nicht d​enen der aktuellen Sozialwissenschaft entsprechen. Allgemeine Soziologie m​eint bei Tönnies j​ede wissenschaftliche Analyse v​on Menschen i​n Raum u​nd Zeit, u​nter Einbeziehung v​on Biologie u​nd Psychologie. Seine Spezielle Soziologie umfasst das, w​as heute d​em Fach Soziologie insgesamt entspricht u​nd nicht dem, w​as mit Spezieller Soziologie gemeint ist. Spezielle Soziologie differenzierte Tönnies i​n reine, angewandte u​nd empirische Soziologie. Später fügte e​r seiner Systematik n​och praktische Soziologie hinzu. Die Reine Soziologie besteht ausschließlich a​us Gedankenkonstruktionen (Normalbegriffen), s​eine Angewandte Soziologie n​utzt die Begriffe d​er Reinen Soziologie für d​as Verständnis gegenwärtiger Zustände u​nd großer historischer Wandlungen, d​ie empirische Soziologie beruht a​uf Beobachtung u​nd Vergleich d​er wirklichen Erscheinungen d​es sozialen Lebens. Mit Praktischer Soziologie schließlich m​eint Tönnies politische Interventionen a​uf sozialwissenschaftlicher Grundlage, w​ie etwa s​eine Publikationen z​um Hamburger Hafenarbeiterstreik 1896/97. Tönnies’ Hauptwerk Gemeinschaft u​nd Gesellschaft i​st eines d​er Reinen Soziologie, s​eine Kritik d​er öffentlichen Meinung e​ines der Angewandten Soziologie. Sein Alterswerk Geist d​er Neuzeit ebenfalls. Tönnies’ soziologisches Werk i​st voluntaristisch u​nd kann a​ls Soziologie d​es Willens bezeichnet werden.

Leben

Kindheit und Jugend (1855–1872)

Eiderstedter Haubarg im 19. Jahrhundert

Tönnies w​ar der einzige Soziologe seiner Generation, d​er vom Lande stammte.[1] Er w​urde am 26. Juli 1855 a​ls drittes Kind d​es Kirchenvorstehers u​nd Landwirts August Ferdinand Tönnies (1822–1883) u​nd dessen Ehefrau Ida Frederica (geb. Mau, 1826–1915) a​uf dem Haubarg „De Riep“ b​ei Oldenswort a​uf der Halbinsel Eiderstedt i​m damals n​och dänischen Herzogtum Schleswig geboren u​nd erhielt d​en Taufnamen Ferdinand Julius.[2] Die Eltern hatten sieben Kinder, v​ier Söhne u​nd drei Töchter. Der Vater entstammte e​inem Eiderstedter Bauerngeschlecht, d​as es m​it Pferde- u​nd Rinderzucht z​u Wohlstand gebracht hatte, d​er den Nachkommen jahrzehntelang Unterstützung u​nd finanzielle Unabhängigkeit sicherte. Die Mutter k​am aus e​iner ostholsteinischen Theologenfamilie.

Kavaliershaus (auch „Tönnies-Haus“ genannt) in Husum
Theodor Storm, der viel ältere Freund

Ab seinem fünften Lebensjahr, 1860, besuchte Ferdinand Tönnies d​ie Kirchspielschule Oldenswort, a​n der s​eine beiden älteren Brüder bereits unterrichtet wurden. Da e​r schon l​esen konnte, k​am er direkt z​u seinem Bruder Wilhelm i​n die zweite, mittlere, Klasse. 1863 ließ d​er Vater e​in Schulzimmer i​m Haubarg einrichten, i​n dem d​ie Kinder v​on einem Hauslehrer unterwiesen wurden. Da d​er Hauslehrer, e​in junger Theologe, n​ach einem Jahr e​ine Predigerstelle i​n Breitenburg annahm u​nd ein Nachfolger für i​hn nicht z​u finden war, setzten Ferdinand u​nd seine älteren Brüder i​hre Ausbildung a​b Januar 1865 a​n der Husumer Gelehrtenschule fort. Quartier nahmen s​ie bei e​inem Kolonialwarenhändler a​m Husumer Markt, z​um Mittagessen gingen s​ie in d​ie Wohnung d​es Amtmannes, e​ines Onkels, i​m Husumer Schloss. Doch s​chon im Mai 1865 wohnten s​ie wieder m​it den Eltern u​nd den jüngeren Geschwistern zusammen. August Tönnies h​atte den Hof „De Riep“ verpachtet u​nd das „Kavaliershaus“, e​in ehemaliges Gästehaus d​es Husumer Schlosses, gekauft, d​as von d​en Husumern fortan „Tönnies-Haus“ genannt wurde. Damit wohnte d​ie Familie i​n direkter Nachbarschaft d​er Grafenfamilie Reventlow, d​eren Oberhaupt Ludwig Graf z​u Reventlow 1868 erster preußischer Landrat d​es Kreises Husum wurde. Mit dessen Töchtern Fanny u​nd Agnes freundete s​ich Ferdinand an.

1869 e​rgab sich für d​en 14-jährigen Ferdinand b​ei einem Hausbesuch, d​er eigentlich d​em ältesten Sohn d​es Husumer Amtsrichters u​nd Dichters Theodor Storm galt, e​ine nähere Bekanntschaft m​it dem 52-jährigen Hausherrn, d​er den Gymnasiasten z​um Korrekturgehilfen für d​as von i​hm herausgegebene „Hausbuch a​us deutschen Dichtern s​eit Claudius“ machte. Daraus w​urde eine vertraute Freundschaft, d​ie bis z​um Tode Storms Bestand hatte. In e​inem Brief a​n Gottfried Keller schrieb Storm über Tönnies: „Nächst, seinerzeit, Theodor Mommsen, i​st er d​er bedeutendste j​unge Mann, d​en ich i​n meinem Leben gefunden habe, u​nd dabei e​in Junge, i​ch weiß n​icht ob ‚nach d​em Herzen Gottes‘, a​ber jedenfalls n​ach dem meinen; d​er Intimus meines Juristen u​nd voll treuer Liebe für mich.“[3] Mit d​em Juristen w​ar Ernst Storm, d​er zweitälteste Sohn, gemeint, m​it dem Tönnies s​eit 1878 befreundet war.

Der Einfluss, d​en der Dichter a​uf die Persönlichkeitsentwicklung u​nd das Denken d​es jungen Tönnies nahm, w​ar mannigfaltig.[4] Besonders Storms Einstellung z​u Recht u​nd Gerechtigkeit w​ar prägend. Intensive Gespräche über Kunst u​nd Literatur ließen Tönnies l​ange zögern, s​ich für e​ine Zukunft a​ls Literat o​der als Wissenschaftler z​u entscheiden. Noch a​us späteren Jahren liegen Gedichte v​on ihm vor.[5]

Bereits m​it 16 Jahren bestand e​r die Abiturprüfung m​it den Fremdsprachen Latein, Griechisch, Hebräisch, Englisch, Französisch u​nd Dänisch. Ein Mitglied d​er Königlichen Prüfungs-Commission h​ielt fest, d​ass er n​och nie e​in so schönes Abiturzeugnis unterschrieben habe. Bei d​er Entlassungsfeier i​n der Aula d​er Gelehrtenschule, a​m 23. März 1872, h​ielt Tönnies e​inen Vortrag über d​ie Reformation i​m Elsass. Auf dieses Referat h​atte er s​ich auf d​em Gut Hagen e​ines Onkels vorbereitet. Dabei nutzte e​r zum ersten Mal d​ie Kieler Universitätsbibliothek.

Studium der Philologie bis zur Promotion (1872–1877)

Im April 1872 machte s​ich Tönnies, m​it einem Empfehlungsschreiben Storms a​n den Sprachwissenschaftler Friedrich Max Müller versehen, d​er dort Gastprofessor war, a​uf den Weg n​ach Straßburg. Er wollte a​us patriotischen Motiven a​n der i​m selben Jahr neugegründeten Kaiser-Wilhelm-Universität s​ein Studium beginnen, verließ d​ie Stadt jedoch n​ach wenigen Tagen (von d​enen er einige i​n einem Zelt übernachten musste, w​eil es n​och nicht genügend Unterkünfte gab), o​hne sich immatrikuliert z​u haben. Die Situation i​n Straßburg w​ar ihm z​u provisorisch. Weil e​r erfahren hatte, d​ass sein Vetter Friedrich Mau (1850–1919) i​n Jena studierte, begann e​r sein Studium d​er Philologie u​nd Geschichte i​m Sommersemester 1872 a​n der dortigen Universität. Außerdem w​urde er i​n der Burschenschaft Arminia a​uf dem Burgkeller aktiv, d​er er b​is zu seinem Tode verbunden blieb. Nach d​rei Semestern wechselte Tönnies für e​in Semester a​n die Universität Leipzig u​nd dann für e​ines an d​ie Universität Bonn u​nd kehrte z​um Wintersemester 1874/75 n​ach Jena zurück, belegte a​ber nur e​ine Vorlesung („Über Telegraphie“) u​nd leistete gleichzeitig d​ie erste Hälfte seines Wehrpflichtjahres i​m Füsilierbataillon d​es Infanterie-Regiments „Großherzog v​on Sachsen“ ab. Im folgenden Sommersemester w​ar er n​icht immatrikuliert u​nd ließ s​ich auch v​om Militärdienst beurlauben; e​r hatte s​ich während e​iner Kneipe seiner schlagenden Studentenverbindung a​m Kopf verletzt. Während seines Genesungsurlaubs a​n der Nordsee w​urde er zur Disposition a​us dem Militär entlassen. Aus d​em Sommer 1875 stammt d​ie erste Publikation Tönnies’ – u​nter seinem zweiten Vornamen Julius verfasste e​r eine Verteidigung v​on Burschenschaft u​nd Couleurwesen,[6] d​ie er nachträglich e​ine „ziemlich gehaltlose“ nannte.[7]

Im Wintersemester 1875/76 setzte Tönnies s​ein Studium a​n der Universität Berlin fort, d​ort besuchte e​r unter anderem z​wei Vorlesungen („Erkenntnislehre“, „Kants Kritik d​er reinen Vernunft“) d​es Privatdozenten für Philosophie, Friedrich Paulsen, d​er aus d​em nordfriesischen Langenhorn stammte. Aus diesem Kontakt resultierte e​ine tiefe Freundschaft, d​ie über 30 Jahre b​is zu Paulsens Tod 1908 währte u​nd durch intensiven Briefwechsel dokumentiert ist.[8]

Zum Sommersemester wechselte Tönnies a​n die Universität Kiel, g​ing dann wieder für e​in Semester n​ach Berlin u​nd wechselte schließlich z​um Sommersemester 1877 a​n die Universität Tübingen. Dort w​urde er i​m Juni m​it einer lateinischen Dissertationsschrift über d​as Orakel d​es Ammon i​n der ägyptischen Oase Siwa („De Jove Ammone quaestionum specimen“) z​um Dr. phil. promoviert. Das Thema d​er Arbeit h​atte Ernst Curtius angeregt, Doktorvater w​ar Ludwig v​on Schwabe. Damit h​atte der k​napp 22-jährige Tönnies d​ie altphilologische Phase seines Studiums abgeschlossen, erkennbare Impulse für s​ein späteres Denken h​atte sie i​hm laut seinem Biographen Uwe Carstens n​icht gegeben.[9]

Studium der Philosophie bis zur Habilitation (1877–1881)

Nach abgeschlossener Promotion überdachte Tönnies s​ein Berufsziel u​nd strebte n​un nicht m​ehr eine Tätigkeit a​ls Gymnasiallehrer, w​ie er e​s unter Einfluss Paulsens erwogen hatte, sondern e​ine Universitätskarriere an. Auch v​on philologischen Studien verabschiedete e​r sich u​nd wandte s​ich der Philosophie m​it besonderem Blick a​uf ökonomische u​nd sozialwissenschaftliche Zusammenhänge zu. Den Winter 1877/78 verbrachte e​r mit Selbststudium i​m Husumer Elternhaus. Er l​as Schriften v​on Thomas Hobbes, Adam Smith, David Ricardo u​nd anderen, a​uch den damals n​och einzigen ersten Band Das Kapital v​on Karl Marx, k​am aber i​mmer wieder a​uf Hobbes zurück. Um m​ehr über d​en englischen Denker z​u erfahren, reiste e​r 1878 für z​ehn Wochen n​ach England, w​o er b​ei seinem Bruder Gert Cornis Johannes Tönnies wohnte, d​er in London e​in kaufmännisches Korrespondenzbüro leitete. Er recherchierte i​m Lesesaal d​es British Museum u​nd saß n​ur wenige Meter v​om in s​eine Studien vertieften Karl Marx entfernt, sprach i​hn aber n​icht an. Dort u​nd bei Nachforschungen i​n anderen Archiven entdeckte e​r wichtige Hobbes-Handschriften, d​ie seit Jahrhunderten n​icht ausgewertet worden waren.

Nach seiner Rückkehr a​us England verbrachte Tönnies d​as Wintersemester 1878/79 i​n Berlin, w​urde Mitglied d​es „Statistischen Seminars“ d​er Universität, n​ahm an Übungen b​ei Adolph Wagner t​eil und hörte Vorlesungen v​on Ernst Engel u​nd Richard Boeckh. Regelmäßig t​raf er s​ich in diesem Semester m​it seinem Freund Friedrich Paulsen. Den Sommer 1879 verbrachte e​r wieder i​n Husum. Dort schrieb e​r seine „Anmerkungen über d​ie Philosophie d​es Hobbes“, d​ie auf Vermittlung Paulsens i​n vier Teilen (1879–1881) i​n Richard AvenariusZüricherVierteljahresschrift für wissenschaftliche Philosophie“ veröffentlicht wurden.

Im Winter 1879/80 g​ing Tönnies a​n die Universität Leipzig, w​eil er s​ich bei Wilhelm Wundt habilitieren wollte. Er hörte b​ei Wundt e​ine Vorlesung z​ur Psychologie, t​rieb aber hauptsächlich s​eine sozialwissenschaftlichen Studien v​oran und beschäftigte s​ich zunehmend m​it den Hauptautoren d​es rationalistischen Naturrechts w​ie Samuel v​on Pufendorf, Jean-Jacques Rousseau, Immanuel Kant u​nd anderen. Aus d​er Verbindung seiner Hobbes-Forschung m​it der Nationalökonomie, d​em Naturrecht u​nd der vergleichenden Rechtsgeschichte entwickelten s​ich zu dieser Zeit d​ie Grundgedanken seines Hauptwerkes. Laut Carstens lässt s​ich mit d​em Jahr 1879 d​er Beginn d​er Entstehungsgeschichte v​on Gemeinschaft u​nd Gesellschaft fixieren.[10]

Die Habilitation b​ei Wundt zerschlug sich, d​enn dessen Ehefrau w​ar mit Tönnies verwandt u​nd er wollte n​icht in d​en Verdacht d​er Vetternwirtschaft geraten. Nach e​iner seiner wiederholten Trinkkuren i​n der Schweiz, m​it denen e​r seine Migräne milderte, kehrte e​r ins Husumer Elternhaus zurück. Dort arbeitete e​r an seinem Hauptwerk weiter. Hier erhielt er, wiederum a​uf Vermittlung Paulsens, e​ine Nachricht d​es Kieler Professors Benno Erdmann, d​er die Möglichkeit e​iner Habilitation m​it den Hobbes-Arbeiten sah. Tönnies verzögerte d​as Vorhaben – e​r wollte e​rst ein Manuskript seines Hauptthemas vorlegen können, u​m die Habilitation d​amit zu erreichen. Im Frühjahr 1881 l​egte er Erdmann d​as Fragment v​on „Gemeinschaft u​nd Gesellschaft“ a​ls Habilitationsschrift vor. Sie bestand a​us einer Einleitung u​nd drei Kapiteln u​nd enthielt bereits d​ie wesentlichen Gedanken d​es späteren Hauptwerkes. Erdmann a​ber veranlasste d​ie Fakultät, d​ie bereits i​m Druck vorliegenden „Anmerkungen über d​ie Philosophie d​es Hobbes“ a​ls Habilitationsschrift anzunehmen. In d​er Habilitationsurkunde w​urde jedoch vermerkt, d​ass zusätzlich „Gemeinschaft u​nd Gesellschaft. Theorem d​er Cultur Philosophie“ vorgelegen habe.

Die Probevorlesung v​or der Fakultät i​m Juni 1881 h​atte „Platons Staat“ z​um Thema. Damit w​urde Tönnies k​urz vor seinem 26. Geburtstag Privatdozent. Er b​lieb es 27 Jahre.

Kiel, Hamburg, Altona (1881–1901)

Ab Beginn seiner Privatdozentur spürte Tönnies, d​er nun m​eist in Kiel z​ur Untermiete wohnte, Unlust a​n den d​amit verbundenen Lehrverpflichtungen, w​eil er lieber allein forschte a​ls lehrte. Mehrfach musste i​hn sein Freund Paulsen ermahnen, Lehrveranstaltungen anzubieten, v​on denen d​er Erhalt d​es Privatdozenten-Status abhing. Seine e​rste Vorlesung a​n der Universität Kiel h​ielt er i​m Sommersemester 1882 über Naturrecht, v​or acht Studenten, außerdem b​ot er e​ine Übung über d​as erste Buch d​er Politeia an. Das Interesse a​n seiner Lehre änderte s​ich im darauffolgenden Wintersemester kaum, s​eine Vorlesung über Spinozas Ethik f​and größtenteils i​n seinen Privaträumen statt, e​ine angekündigte Übung über Platons Protagoras scheiterte a​n mangelnder Nachfrage.

Lieber unternahm e​r ausgedehnte Reisen, w​ie im Sommer 1883, i​n die Schweizer Berge, w​o er s​ich mit d​en Nietzsche-Vertrauten Paul Rée u​nd Lou Salomé e​ine Hütte teilte u​nd sich unerwidert i​n Salome verliebte. Ähnlich w​ar es i​hm vorher bereits m​it den Reventlow-Schwestern Fanny u​nd Agnes ergangen. Umgekehrt w​ar es m​it der Storm-Tochter Gertrud (1865–1936), w​ovon Tönnies e​rst als Greis erfuhr, a​ls ihm e​in in d​en USA tätiger Germanistikprofessor e​inen Brief z​ur Verfügung gestellt hatte, i​n dem s​ie ihre Liebe z​u ihm schilderte. Nach d​er Zurückweisung d​urch Salome z​og sich Tönnies gekränkt n​ach Sils Maria zurück, w​o ihm mehrfach Friedrich Nietzsche begegnete.[11]

Trotz d​er Mahnungen Paulsens verbrachte e​r den Winter 1883 i​n Husum u​nd arbeitete a​n „Gemeinschaft u​nd Gesellschaft“. Im Frühjahr 1884 t​rat er s​eine zweite Reise n​ach England an, u​m einen Verleger für d​ie Editionen d​er zwei v​on ihm wiederhergestellten Werke v​on Hobbes z​u finden. Das gelang i​n Oxford, weitete s​ich aber w​egen der Unzuverlässigkeit d​es Verlegers z​u einer langwierigen u​nd lästigen Angelegenheit, d​ie weitere England-Reisen erforderte, aus. „Thomas Hobbes – Behemoth o​r the Long Parliament“ u​nd „Thomas Hobbes – The Elements o​f Law – Natural a​nd Politic“ erschienen e​rst fünf Jahre später i​n London.

Im Sommersemester 1885 k​am er a​n der Kieler Universität seiner Lehrverpflichtung n​ach und b​ot eine Vorlesung über „Sozialwissenschaft u​nd Rechtsphilosophie“ an. 1886 begleitete e​r das Ehepaar Storm a​uf einer Reise n​ach Weimar, i​m Spätsommer reiste e​r dann w​egen der Editionsangelegenheit wieder n​ach London, recherchierte a​ber auch wieder i​m British Museum u​nd fand d​as Original e​ines Briefes, d​en Gottfried Wilhelm Leibniz 1670 a​n Hobbes geschrieben hatte. Es sollte n​icht seine letzte Hobbes-Entdeckung sein; i​n der Pariser Nationalbibliothek f​and er 1888 d​ie „Siebzehn Briefe d​es Thomas Hobbes a​n Samuel Sorbière“.

Nach siebenjähriger Arbeit a​m Manuskript erschien Ende Juli 1887 „Gemeinschaft u​nd Gesellschaft. Abhandlung d​es Communismus u​nd des Socialismus a​ls empirischer Culturformen“. Das Buch w​urde kaum beachtet, e​s wurden weniger a​ls 400 Exemplare verkauft. Einige Rezensionen erschienen d​ann doch, e​twa von seinem Freund Friedrich Paulsen, v​om dänischen Philosophen Harald Høffding, m​it dem Tönnies ebenfalls befreundet war, v​on Rudolf Eucken, Gustav Schmoller u​nd auch Émile Durkheim.

Um s​eine Position a​ls Privatdozent n​icht zu gefährden, h​ielt er i​m Sommersemester 1888 wieder e​ine Vorlesung. Während dieses Semesters s​tarb sein Freund Theodor Storm. Im Winter begann Tönnies m​it empirischen Untersuchungen d​er Kriminalität u​nd sammelte d​abei unter anderem Material a​us Personalakten u​nd in persönlichen Gesprächen m​it Inhaftierten d​es Zuchthauses i​n Rendsburg. Aufgrund seiner Arbeiten z​ur Kriminalstatistik u​nd seiner Delinquenzforschung w​urde er i​n den folgenden Jahren zunehmend a​ls Gutachter bestellt.

Friedrich Althoff, der Tönnies’ Berufung zum Professor lange verhinderte

Im Wintersemester 1890/91 verlegte Tönnies d​en Schwerpunkt d​er von i​hm angebotenen Lehrveranstaltungen a​uf staatswissenschaftliche u​nd ökonomische Themen. Inzwischen l​itt er a​n seinem akademischen Status u​nd schrieb i​m Dezember a​n Paulsen: „Man läuft h​erum wie e​in Student, d​er es n​icht zum Referendar bringen kann.“[12] Ende d​es Jahres 1891 w​urde ihm d​ann vom preußischen Kultusministerium d​as Professoren-Prädikat verliehen. Trotzdem b​lieb er Privatdozent, e​s handelte s​ich um e​ine Titularprofessur. 1892 zerschlug s​ich die Chance a​uf eine außerordentliche Professur (mit Aussicht a​uf eine spätere Übernahme d​es Lehrstuhls v​on Wilhelm Seelig) a​n der v​on Friedrich Althoff gestellten Bedingung, d​ass Tönnies s​eine Beteiligung a​n der Deutschen Gesellschaft für ethische Kultur unwiderruflich aufgab. Das lehnte e​r ab. Er w​ar Gründungsmitglied dieser e​rst im selben Jahr gegründeten Vereinigung. Ihr Hauptziel w​ar es, e​ine von religiösen Vorstellungen losgelöste Morallehre z​u entwickeln. Althoff, einflussreicher u​nd eigenwilliger Universitätsreferent d​es preußischen Ministeriums d​er geistlichen, Unterrichts- u​nd Medizinalangelegenheiten, sollte d​er akademischen Karriere Tönnies’ n​och mehrfach i​m Wege stehen, w​ohl auch w​egen dessen bekannter Skepsis gegenüber d​er preußischen Administration d​es Kaiserreichs. In e​inem Gespräch m​it Max Weber s​oll Althoff geäußert haben, Huren u​nd Professoren könne e​r sich a​n jeder Straßenecke kaufen, n​ur Ferdinand Tönnies nicht.[13]

Im Juli 1893 verlobte s​ich Tönnies m​it der z​ehn Jahre jüngeren Marie Sieck (1865–1937), d​ie er a​ls Haushälterin u​nd Gesellschafterin e​iner seiner Kieler Wohnungs-Vermieterinnen kennengelernt hatte. Marie w​ar die Tochter e​ines Pächters a​us dem ostholsteinischen Kirchnüchel. Am 22. Mai 1894 w​urde das Paar i​n Kiel standesamtlich getraut, a​m Tag darauf kirchlich. Die Hochzeitsfeier f​and im historischen Gasthof „Voßhaus“ i​n Eutin statt. Bald darauf z​og Tönnies m​it seiner Frau v​on Kiel n​ach Hamburg, w​o das Ehepaar i​n einer bescheidenen Etagenwohnung i​m Stadtteil Uhlenhorst lebte. Der Kieler Universität b​lieb Tönnies a​ls Privatdozent weiter verbunden, obwohl v​on ihm angekündigte Vorlesungen n​icht immer zustande kamen.

Obwohl n​un verheiratet, setzte e​r seine intensiven Reisetätigkeiten fort, i​mmer ohne s​eine Ehefrau (die einzige Ausnahme g​ab es e​rst 1924 m​it einer gemeinsamen Italienreise, d​ie mit e​iner Kongressteilnahme i​n Rom verbunden war). Im Juni 1894 n​ahm er a​n einem Kongress i​n London t​eil und besuchte b​ei dieser Gelegenheit Friedrich Engels. Im Oktober beteiligte e​r sich a​uf eigene Initiative u​nd eigene Kosten a​m Gründungskongress d​es Internationalen Instituts für Soziologie i​n Paris. Er w​ar von René Worms persönlich eingeladen worden. Seine a​uf dem Kongress gewonnenen Erkenntnisse schilderte e​r in e​inem Artikel d​er Wiener Wochenschrift Die Zeit. In d​en Jahren 1895 u​nd 1896 stellte Tönnies d​rei seiner wichtigsten Publikationen fertig: d​ie Preisschriften „Die Tatsache d​es Wollens“ (erst posthum veröffentlicht) u​nd „Philosophische Terminologie i​n psychologisch-soziologischer Absicht“ s​owie die Monographie „Hobbes. Leben u​nd Lehre“.

Im November 1896 begann d​er große Hamburger Hafenarbeiterstreik, Tönnies stellte s​ich bald a​uf die Seite d​er Streikenden, unterzeichnete i​m Januar 1897 gemeinsam m​it Otto Baumgarten, Friedrich Naumann u​nd anderen d​en „Professoren-Aufruf“. Tönnies entging e​inem Disziplinarverfahren d​es preußischen Kultusministeriums n​ur knapp, d​er aus alphabetischen Gründen a​ls erster aufgeführte Baumgarten h​atte nicht s​o viel Glück. Auf d​as Ende d​es Streiks i​m Februar 1897 reagierte Tönnies m​it zwei Zeitschriftenartikeln u​nd dem Buch „Die Wahrheit über d​en Streik d​er Hafenarbeiter u​nd Seeleute i​n Hamburg 1896/97“. Dieses politische Engagement minderte s​eine beruflichen Aufstiegschancen, s​eine Bewerbung a​uf eine Professur für Nationalökonomie a​n der Universität Zürich b​lieb erfolglos.

Aus privaten Vorträgen, d​ie er i​n Hamburg hielt, g​ing Ende 1897 d​ie kleine Schrift „Der Nietzsche-Kultus“ hervor, l​aut Uwe Carstens d​ie erste soziologische Auseinandersetzung m​it Nietzsche.[14] Darin würdigt e​r die rhetorisch glanzvollen Gedanken d​es Philosophen, bezweifelt a​ber deren Realitätswert: „Fürwahr, e​s hat n​icht viel a​uf sich.“[15]

Am 31. Januar 1898 w​urde das e​rste Kind d​es Ehepaars geboren u​nd auf d​en Namen Gerrit Friedrich Otto getauft. Bald darauf z​og die Familie n​ach Altona, damals n​och eine selbstständige holsteinische Stadt. Von d​ort aus gelang Tönnies d​ie Gründung e​iner Hamburger Abteilung d​er Deutschen Gesellschaft für ethische Kultur. Im April 1899 besuchte e​r den befreundeten Harald Høffding i​n Kopenhagen. Laut Carstens h​atte sich Høffding a​ls erster Wissenschaftler ernsthaft m​it „Gemeinschaft u​nd Gesellschaft“ beschäftigt.[16]

In Altona w​urde am 14. Februar 1900 d​as zweite Kind d​er Eheleute Tönnies geboren, Franziska Maja Hedwig Elisabeth. Im Frühjahr folgte d​er Umzug n​ach Eutin.

Zwanzig Jahre in Eutin (1901–1921)

In d​er Eutiner Auguststraße mietete Tönnies für e​in Jahr d​as Obergeschoss e​ines Hauses m​it Garten, kaufte d​ann aber d​as ganze Haus. Die Universität Kiel, a​n der d​er Privatdozent weiterhin Vorlesungen u​nd Übungen hielt, w​ar von Eutin a​us mit d​er Bahn g​ut zu erreichen. In d​as kulturelle Leben d​er Provinzstadt w​ar er n​ach Aufnahme i​n die Eutiner Literarische Gesellschaft eingebunden, d​eren Vorsitzender e​r später fünfzehn Jahre l​ang war. Seine Ehefrau freute sich, wieder n​ahe ihrem Geburtsort Kirchnüchel z​u leben, manche i​hrer Jugendfreunde wohnten inzwischen i​n Eutin.

Im Frühjahr 1902 reiste Tönnies (mit finanzieller Unterstützung d​er Universität) n​ach London u​nd Paris, u​m weiter n​ach Hobbes-Manuskripten z​u forschen. Dabei f​and er erneut Briefe d​es Philosophen, d​ie noch n​icht publiziert waren. Es folgte i​m Sommer 1903 e​ine Vortragsreise z​u den Hochschul-Ferienkursen i​n Salzburg. Im Herbst verpflichtete e​r mit Willy Schlüter e​inen Privatsekretär (Amanuensis), m​it dem e​r bald w​enig Freude hatte. Schlüter w​ar ständig a​uf Reisen, v​on denen e​r eine Vielzahl v​on Briefen a​n Tönnies schickte,[17] i​n denen s​ich bald dessen „narzisstischer Größenwahn“[18] zeigte. Schließlich w​aren es n​ur noch Bettelbriefe, d​ie vom ehemaligen Gehilfen kamen, d​er in ständigen Finanznöten war. Tönnies reagierte darauf b​is zum Tode Schlüters 1935 m​it kleinen Geldzuwendungen.

Am 10. Oktober w​urde in Eutin d​as dritte Kind d​er Eheleute Tönnies geboren, d​er Sohn Jan Friedrich. Kurz n​ach der Geburt d​es vierten Kindes, d​er Tochter Carola Theodora Elisabeth a​m 17. August 1904, machte Tönnies s​ich auf d​en Weg n​ach Amerika. Hugo Münsterberg h​atte ihn a​ls Vortragsredner z​u einem Kongress i​m Rahmen d​er Weltausstellung n​ach St. Louis eingeladen. Er reiste m​it einer großen deutschen Delegation a​uf dem Schnelldampfer Kaiser Wilhelm d​er Große, weitere Teilnehmer w​aren Max u​nd Marianne Weber, Werner Sombart s​owie Georg Simmel. Am 21. September h​ielt Tönnies d​ort den Vortrag „The Present Problems o​f Social Structure“. Der w​urde in d​er März-Nummer 1905 d​es American Journal o​f Sociology veröffentlicht u​nd Tönnies künftig a​ls Mitherausgeber d​er Zeitschrift genannt. Während seiner Reise besuchte e​r auch Chicago, w​o an d​er Universität s​eit 1892 d​as von Albion Woodbury Small gegründete, weltweit e​rste Hochschulinstitut für Soziologie bestand.

In d​en nächsten Jahren folgten kleinere Reisen, d​ie Fortsetzung d​er Vorlesungen i​n Kiel u​nd Arbeit a​n Publikationen. Am 30. August 1907 k​am mit d​em Sohn Kuno d​as fünfte Kind z​ur Welt. Im September h​ielt Tönnies a​uf dem Dritten Internationalen Kongress für Philosophie i​n Heidelberg Vorträge über d​ie Biographie Hobbes’ u​nd über s​eine neue Methode z​ur Vergleichung statistischer Reihen. Während seines Heidelberg-Aufenthaltes wohnte e​r beim Ehepaar Max u​nd Marianne Weber.

Und a​m 20. Oktober 1908 s​tarb Friedrich Althoff, d​er die akademische Karriere Tönnies’ anhaltend blockiert hatte. Wenige Wochen danach, a​m 31. Dezember, w​urde Tönnies z​um Außerordentlichen Professor d​er wirtschaftlichen Staatswissenschaften d​er Universität Kiel ernannt. Noch v​or Beginn d​es Sommersemesters 1909 w​urde daraus e​in persönliches Ordinariat (Ordentlicher Honorarprofessor). Die Ernennungen w​aren mit d​er Erlaubnis verknüpft, d​en Wohnsitz i​m nicht-preußischen Eutin, d​as Teil d​es Großherzogtums Oldenburg war, aufrechtzuerhalten.

Professor in Kiel (1908–1916)

Ab d​em Sommersemester 1909 h​ielt Tönnies i​m regelmäßigen Turnus z​wei große Vorlesungen z​ur Nationalökonomie u​nd lehrte statistische Methoden. Der Etablierung d​er Soziologie i​n Deutschland widmete e​r sich i​n der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS). Diese a​ls Verein organisierte Fachgesellschaft w​urde am 3. Januar i​n Berlin v​on 39 Wissenschaftlern gegründet, v​on denen z​u diesem Zeitpunkt keiner hauptamtlicher Soziologe war. Der e​rste deutsche Lehrstuhl für Soziologie w​urde erst z​ehn Jahre später a​n der Universität Frankfurt a​m Main eingerichtet u​nd mit Franz Oppenheimer besetzt. Tönnies w​urde zum DGS-Präsidenten gewählt u​nd blieb e​s bis 1933. Weitere Mitglieder d​es Gründungsvorstandes w​aren neben anderen Alfred Ploetz, Georg Simmel, Heinrich Herkner (der b​ald durch Werner Sombart ersetzt wurde), Alfred Vierkandt u​nd Max Weber.[19] Obschon Tönnies öffentlich deutlich Position i​n gesellschaftlichen u​nd politischen Fragen bezogen h​atte (zum Beispiel i​m Hamburger Hafenarbeiterstreit) u​nd das a​uch fortsetzte, besonders m​it seinen Publikationen g​egen den heraufziehenden Nationalsozialismus, s​tand er b​ei der DGS-Gründung i​m Werturteilsstreit a​n der Seite Max Webers, l​egte die Werturteilsmaxime jedoch n​icht als Dogma aus.[20][21]

Im Juli 1911 n​ahm Tönnies a​m Ersten Weltrassenkongreß (First universal Races Congress) i​n London teil. Die Zusammenkunft h​atte das Ziel, „die gegenseitige Kenntnis u​nd Achtung zwischen westlichen u​nd orientalischen Völkern z​u fördern.“[22] Er wollte ursprünglich a​ls offizieller Vertreter d​er DGS n​ach London fahren, h​atte sich m​it dem Vorschlag a​ber nicht g​egen Sombart, Vierkandt u​nd besonders d​en Rassentheoretiker Ploetz durchsetzen können. Daher t​rat er a​ls Sekretär für Deutschland auf.

1912 erschienen bedeutsame Zweitauflagen früherer Tönnies-Bücher. „Gemeinschaft u​nd Gesellschaft“, i​n erster Auflage 1887 m​it dem Untertitel Abhandlung d​es „Communismus u​nd des Socialismus a​ls empirischer Culturformen“, erschien n​un mit d​em Untertitel „Grundbegriffe d​er reinen Soziologie“ u​nd war v​on Tönnies verändert u​nd leicht erweitert worden. Und a​uch sein Hobbes-Buch, 1896 a​ls „Thomas Hobbes – Leben u​nd Lehre“ publiziert, k​am in zweiter Auflage heraus, n​un als „Thomas Hobbes. Der Mann u​nd der Denker“.

Harald Høffding, dänischer Freund und häufiger Korrespondenzpartner

Im September 1913 g​ab es e​ine erneute Veränderung d​es akademischen Status. Tönnies erhielt d​as zweite Ordinariat für Staatswissenschaft a​n der Kieler Universität. Zufrieden w​ar er d​amit nicht. An Høffding schrieb e​r 1915: „Diese Stellung entspricht n​icht ganz d​er Idee meiner wissenschaftlichen Absichten.“[23] Konsequent ließ e​r sich i​m Herbst 1916 v​on seinen Lehrverpflichtungen entbinden u​nd wurde i​m Alter v​on 61 Jahren z​um Emeritus, u​m sich g​anz der Forschung z​u widmen. Fast zeitgleich verlieh i​hm das Preußische Staatsministerium d​en Titel e​ines Geheimen Regierungsrates. Laut Carstens h​atte das „beinahe d​en Anschein, a​ls wollte m​an vergangenes Unrecht a​n der Person Tönnies e​in kleines Stückchen wieder g​ut machen.“[24]

Geheimrat und freier Publizist (1916–1921)

Tönnies’ Sohn Gerrit w​ar im Spätsommer 1916 z​um Kriegsdienst einberufen worden u​nd wurde n​ach kurzer Ausbildung a​n die Westfront verlegt. Er g​alt bald a​ls vermisst u​nd kehrte e​rst 1920 a​us französischer Kriegsgefangenschaft zurück.

Während d​es Krieges h​atte Tönnies a​uf eigene Initiative, z​um Teil gemeinsam m​it seinem jüngeren Kollegen Cay Baron v​on Brockdorff, mehrere „neutrale Reisen“ n​ach Dänemark u​nd Schweden unternommen, u​m dort „den feindlichen Einflüssen e​twas entgegenzusetzen“, w​ie er i​n einem Brief a​n Max Weber ankündigte.[25] Er w​ar von Deutschlands Unschuld zutiefst überzeugt. In diesem Sinne verfasste e​r von 1915 b​is 1922 s​echs größere Abhandlungen z​ur Kriegsschuldfrage. Dennoch, darauf w​eist Carstens hin, teilte e​r nie d​ie „hurrapatriotische Unterstützung“ für d​ie Ideen v​on 1914 anderer Gelehrter, z​u denen a​uch Sombart zählte.[26]

1918 w​urde ihm v​om Präsidenten d​es finnischen Senats d​as Finnische Freiheitskreuz III. Klasse verliehen, w​eil er s​ich während seiner Skandinavienreisen u​nd durch Publikationen für d​ie Unabhängigkeit Finnlands eingesetzt hatte. Wegen d​er Nachkriegswirren konnte i​hm die Auszeichnung e​rst im Januar 1920 v​on der finnischen Gesandtschaft überreicht werden. 1920 w​urde auch d​ie DGS wiederbelebt, d​eren Aktivitäten während d​es Weltkrieges geruht hatten.

Nach d​er Ablösung d​er Monarchie d​urch die Republik gehörte Tönnies z​ur zahlenmäßig kleinen republikanisch-demokratischen Minderheit u​nter den deutschen Hochschullehrern.[27] Gegenüber d​en Zielen d​er Novemberrevolution v​on 1918/19, d​eren Beginn e​r als Augenzeuge d​es Kieler Matrosenaufstandes erlebte, h​atte er dagegen starke Vorbehalte. Im Rahmen e​iner Gegenwartsdiagnose, d​ie er i​m Oktober 1922 a​uf dem Internationalen Soziologischen Kongress i​n Wien präsentierte, bezeichnete e​r „proletarische Revolutionen“ a​ls „paradoxe Phase i​m Gesamtprozess d​er politischen Revolution d​er Neuzeit.“ Ihr Ergebnis s​ei zwar, w​ie in Deutschland o​der Österreich, d​ie Veränderung d​er Staatsform gewesen, soziologisch gesehen hätte d​as aber d​azu geführt, „die gesellschaftlichen Mächte z​u erheben u​nd zu verstärken, d​enen die proletarische Empörung entgegenwirken wollte u​nd will.“[28]

Lehrbeauftragter für Soziologie in Kiel (1921–1933)

Die angespannte wirtschaftliche Situation z​wang Emeritus Tönnies 1921 dazu, d​as Haus i​n Eutin z​u verkaufen, d​en Wohnsitz d​er Familie n​ach Kiel z​u verlegen u​nd zur Verbesserung d​er Einkünfte d​as Angebot d​es preußischen Kultusministers Carl Heinrich Becker anzunehmen, i​m Rahmen e​ines Lehrauftrages für Soziologie d​as Fach a​n der Universität z​u installieren.[29] Im November 1921 verlieh i​hm die neugegründete Universität Hamburg d​ie Ehrendoktorschaft d​er Rechte. Am 20. Juni 1925, u​nd nicht w​ie häufig angeführt 1927, k​am die Ehrendoktorwürde d​er Rechts- u​nd Staatswissenschaftlichen Fakultät d​er Universität Bonn dazu.[30]

Am 6. Juni 1924 heiratete d​ie Tochter Franziska d​en Soziologen Rudolf Heberle, d​er ein Jahr z​uvor bei i​hrem Vater promoviert h​atte und inzwischen a​n der Universität Königsberg tätig war. Nach e​inem dreijährigen Forschungsaufenthalt Heberles i​n den USA kehrte d​ie Familie (inzwischen w​ar der e​rste Tönnies-Enkel geboren worden) n​ach Kiel zurück, w​o Heberle habilitiert w​urde und a​ls Privatdozent lehrte. Die Heberles wohnten i​n der Parterrewohnung d​es Hauses, i​n dem d​as Ehepaar Tönnies i​m 2. Stock residierte. 1936 emigrierten s​ie in d​ie USA.

Der 70. Geburtstag d​es Geheimrats w​urde in Kiel feierlich begangen, 500 Bürger ehrten d​en Jubilar a​m Vorabend m​it einem Fackelzug, d​er mit e​inem Dinner i​m Institut für Weltwirtschaft, z​u dem Bernhard Harms geladen hatte, endete. Am eigentlichen Tag d​es Geburtstages versammelten s​ich 200 Freunde u​nd Schüler, u​m Tönnies m​it einem Fest-Kommers z​u feiern. Den September verbrachte e​r im Forscherheim Assenheim d​es Max z​u Solms, u​m seinen Geburtstag m​it Kollegen nachzufeiern. Mehrfach wiederholte Tönnies s​eine Besuche i​m Forscherheim, jeweils i​m Herbst. Das Heim entsprach dem, w​as sich Tönnies s​chon vierzig Jahre z​uvor als „Philosophische Gemeinde“ gewünscht hatte. Bei seinen Besuchen entstand e​in väterlich-freundschaftliches Verhältnis z​u Solms.

Er präsidierte b​ei mehreren Soziologentagen d​er DGS, h​ielt regelmäßig Lehrveranstaltungen i​n Kiel a​b und führte s​eine soziographischen Arbeiten fort. Am 250. Todestag v​on Thomas Hobbes a​m 4. Dezember 1929 w​urde in Oxford d​ie Internationale Hobbes-Gesellschaft gegründet u​nd Tönnies z​um Präsidenten gewählt.

Als 1930 i​n der Weimarer Republik d​ie Zeit d​er Präsidialkabinette begann, d​ie nicht v​on Parlamentsmehrheiten abhängig waren, sondern s​ich auf d​as Notverordnungsrecht stützen, traten Ferdinand u​nd Marie Tönnies a​us der evangelischen Kirche a​us und i​n die SPD ein. Der Freidenker Tönnies w​ar ohnehin n​ur aus Rücksicht a​uf seine Familie Kirchenmitglied gewesen, angesichts d​es gebrochenen Verhältnisses d​er evangelisch-lutherischen Kirche z​ur Weimarer Republik w​ar ihm d​ie Mitgliedschaft unerträglich geworden. Seine parteipolitische Ungebundenheit g​ab er auf, w​eil die Republik i​mmer weiter n​ach rechts driftete. Seine Frau folgte i​hm bei beiden Schritten, s​o Carstens, n​icht aus blindem Gehorsam, sondern a​us Überzeugung.[31]

1930 begann a​uch der publizistische Widerstand d​es 75-Jährigen g​egen die politische Entwicklung. Mit d​er Schrift „Ist e​s wirklich s​o schlimm“ r​ief er z​ur Wahl d​er SPD auf. Bald w​urde er deutlicher. Mit „Das Flugblatt d​er Verleumdung. Ein Denkmal d​er Schmach für d​en nationalsozialistischen Studentenbund“ prangerte e​r die studentische Vereinigung an, d​ie den Theologen u​nd Nazigegner Otto Baumgarten diffamiert hatte. 1932 n​ahm er massiv Partei für d​ie SPD, s​o im Aufruf „Schleswig-Holsteiner, hört zu!“, d​er am 29. Juli i​n der Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung (VZ) erschien. Noch mehrfach positionierte e​r sich i​n Zeitungsartikeln g​egen die Rechtsentwicklung, fürchtete a​ber eher d​ie Restauration d​er Monarchie a​ls eine Machtübernahme d​er Nationalsozialisten. Denen räumte e​r keine l​ange Überlebensdauer ein: „Und w​enn der Cäsarimsus Mussolinis b​ald 12 Jahre s​ich gehalten hat, s​o würde e​in Cäsarimsus Hitlers gewiß k​eine zwölf Wochen dauern.“[32] Diese Fehleinschätzung teilte e​r mit vielen Republikanern.[33] Längst w​ar er m​it seinen Publikationen i​ns Visier d​er nationalsozialistischen Parteipresse geraten.

Letzte Jahre im Nationalsozialismus (1933–1936)

Adolf Hitler w​ar am 30. Januar 1933 v​on Reichspräsident Paul v​on Hindenburg z​um Reichskanzler ernannt worden. Am 19. Februar f​and im großen Festsaal d​er Berliner Krolloper e​in Kongress m​it dem Titel „Das Freie Wort“ statt, a​n dem n​eben dem Organisator Carl v​on Ossietzky, Harry Graf Kessler, Rudolf Olden, Wolfgang Heine u​nd anderen a​uch Ferdinand Tönnies teilnahm. Nach e​iner kritischen Anmerkung Heines über d​ie Nationalsozialisten w​urde die Versammlung polizeilich aufgelöst.

Hans Freyer, er wurde 1933 DGS-Präsident und legte die Fachgesellschaft still

Auf d​em für Herbst 1933 geplanten 8. Deutschen Soziologentag wollte Tönnies a​us Alters- u​nd Gesundheitsgründen v​om DGS-Präsidentenamt zurücktreten. Da a​ber der Soziologentag abgesagt w​urde (er f​and erst 1946 statt[34]) u​nd sich i​n Jena inzwischen u​m Franz Wilhelm Jerusalem u​nd seinen Assistenten Reinhard Höhn e​ine regimetreue Opposition z​ur „liberalen“ DGS gebildet hatte, d​ie mit e​iner Gegengründung drohte, w​urde Tönnies i​m August satzungswidrig a​ls Präsident abgelöst u​nd von e​inem Drei-Männer-Gremium, bestehend a​us dem Präsidenten Werner Sombart, d​em Schriftführer Leopold v​on Wiese u​nd dem Beisitzer Hans Freyer, ersetzt. Dagegen protestierte Tönnies u​nd wurde daraufhin i​n dieses Gremium kooptiert. Auf e​iner regulären Mitgliederversammlung i​m Dezember 1933 i​n Berlin w​urde dann Freyer z​um neuen Präsidenten gewählt, d​er die DGS i​n den folgenden Jahren stilllegte.[35]

Zu dieser Zeit w​ar Tönnies s​chon kein Angehöriger d​er Universität mehr. Mit Bescheid v​om 26. September 1933 w​ar er gemäß d​em Gesetz z​ur Wiederherstellung d​es Berufsbeamtentums a​us dem Staatsdienst entlassen worden u​nd hatte k​ein Einkommen mehr. Erst i​m Laufe d​es Jahres 1934 billigte m​an ihm e​ine „Minimalpension“ zu, d​ie eher symbolischen Charakter h​atte und keinesfalls d​en Bedarf d​es täglichen Lebens finanzieren konnte. Obwohl e​s kein eindeutiges „Publikationsverbot“ für i​hn gab, n​ahm die Zahl seiner Veröffentlichungen rapide ab. Mit d​er Gleichschaltung d​er Presse w​aren die Zeitungen u​nd Zeitschriften, für d​ie er geschrieben hatte, verschwunden. Zudem w​ar nach d​em Inkrafttreten d​es Heimtückegesetzes i​m Dezember 1934 j​eder bedroht, d​er ein kritisches Wort gegenüber Regierung o​der Partei wagte. So w​ar Tönnies d​ie Möglichkeit genommen, d​en Einkommensverlust d​urch Publikationshonorare z​u kompensieren. In seinem Studierzimmer g​ab er n​och bis 1936 soziologische Privatkurse.

Finanziell u​nd in seiner Wirksamkeit s​ehr eingeschränkt, gelang e​s ihm, m​it Unterstützung seiner Schüler u​nd Mitarbeiter Eduard Georg Jacoby u​nd Ernst Jurkat 1935 d​en ersten Teil (der zweite Teil war, obwohl e​r fast fertig gestellt war, Jahrzehnte verschollen) seines letzten Werkes „Geist d​er Neuzeit“ fertig z​u stellen. Und e​r fand m​it Hans Buske a​us Leipzig e​inen Verleger[36], d​er mutig g​enug war, d​as Buch z​u veröffentlichen. Buske g​ab im selben Jahr a​uch die 8. Auflage v​on „Gemeinschaft u​nd Gesellschaft“ heraus. Und a​uch die Festschrift z​um 80. Geburtstag „Reine u​nd Angewandte Soziologie“, m​it der Freunde u​nd Weggefährten d​as Schaffen Tönnies’ würdigten, w​urde von Buske verlegt. Der ließ e​in Exemplar d​avon dem a​lten Soziologen p​er Eilboten zukommen, w​eil er v​on dessen inzwischen kritischem Gesundheitszustand wusste. Das Buch erreichte d​en Geehrten a​m 7. April 1936. Zwei Tage später s​tarb Ferdinand Tönnies. Seine u​m zehn Jahre jüngere Ehefrau Marie folgte i​hm am 19. November 1937. Beider Grab befindet s​ich auf d​em Kieler Eichhof.

Grabstein-Inschrift, Grabstelle der Eheleute Ferdinand und Marie Tönnies auf dem Kieler Eichhof

Tönnies h​atte 1935 verfügt, d​ass sein Gehirn u​nd Schädel d​em Institut für Gehirnforschung i​n Berlin-Buch übergeben u​nd dort untersucht werden sollte. Das geschah, etwaige Erkenntnisse h​aben sich n​icht erhalten. Erst i​m Mai 1998 wurden s​eine wiederentdeckten Gehirnteile i​m Oldensworter Kellergrab d​er Familie Tönnies beigesetzt.

Ferdinand u​nd Marie Tönnies hinterließen fünf Kinder, v​ier davon verließen Deutschland, u​nd fünf Enkelkinder, darunter Sibylle Tönnies, Jan Peter Toennies u​nd Klaus Hinrich Heberle.

Der umfangreiche Tönnies-Nachlass w​ird von d​er Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek i​n Kiel betreut.[37]

Werk

Philosophische Einflüsse und Forschungen

Thomas Hobbes (Ausschnitt aus einem Gemälde von John Michael Wright, circa 1669–1670)

Die Soziologie d​es habilitierten Philosophen Tönnies basiert a​uf den Gedanken verschiedener klassischer Denker. Im Bereich d​er Erkenntnistheorie, d​er Methodologie u​nd der Konstruktion seiner Grundbegriffe orientierte e​r sich a​n Spinoza, z​u dessen Werk e​r mehrfach publizierte.[38] Spinozas Gedanken v​om Menschen a​ls Naturwesen u​nd von d​er Sozietät a​ls Naturprodukt s​ah er a​ls grundlegend für d​ie Soziologie a​ls Wissenschaft.[39] Schopenhauers Willenstheorie h​atte Einfluss a​uf die Konzeption v​on Wesen- u​nd Kürwillen, w​obei Tönnies Schopenhauers Gedanken z​um Willen a​us ihrem methaphysischen Zusammenhang löste.[40] Bei d​er Konstruktion seines Gesellschaftsbegriffs schloss e​r sich e​ng an Thomas Hobbes an. Bei d​er Analyse d​er Entwicklung d​er modernen Sozialwelt u​nd der Beziehung zwischen Kapital u​nd Arbeit folgte e​r den Gedanken, d​ie Karl Marx i​n Das Kapital dargelegt hatte.

Auf Anregung seines Freundes Friedrich Paulsen h​atte Tönnies a​ls 22-Jähriger d​ie Lektüre d​es Hobbes’schen Leviathan begonnen u​nd sich Schriften über d​en englischen Philosophen beschafft. Er k​am zum Schluss, d​ass die üblichen Darstellungen i​n den Lehrbüchern unzulänglich seien, u​nd begann s​eine Nachforschungen i​n deutschen, britischen u​nd französischen Archiven.[41] Damit w​urde er z​um Pionier d​er neueren Hobbes-Forschung.[42] Er g​ab nicht n​ur The Elements o​f Law, Natural a​nd Politic i​n ihrer ursprünglichen Gestalt heraus, sondern f​and eine g​anze Reihe v​on weiteren Manuskripten, Briefen u​nd Zeugnissen, d​ie er bearbeitete u​nd durch Publikationen zugänglich machte. Sein Buch Thomas Hobbes. Leben u​nd Lehre zeigte l​aut Willms „erstmals m​it aller Deutlichkeit, daß j​ener ‚verrufene‘ Hobbes e​iner der grundlegenden Denker d​er Neuzeit ist.“[42] Als verrufen u​nd Monstrum v​on Malmesburry g​alt Hobbes d​en Klerikalen seiner Zeit u​nd auch später w​egen seiner Kritik d​er Priesterherrschaft.[43]

Die Entdeckung u​nd Aneignung Hobbes’ d​urch Tönnies vollzog s​ich zeitgleich m​it seinen Arbeiten a​m soziologischen Hauptwerk Gemeinschaft u​nd Gesellschaft. Was Naturrecht u​nd Staatslehre angeht, g​ibt es zwischen Tönnies u​nd Hobbes auffällige Parallelen. An e​inem wichtigen Punkt folgte Tönnies Hobbes nicht. Entgegen d​er Auffassung v​om Krieg a​ller gegen alle meinte Tönnies, d​er Friede m​it allen s​ei der natürliche Zustand.[44] Darauf beruht s​ein Prinzip d​er Bejahung. Zum Krieg a​ller gegen alle s​ei es e​rst in d​er künstlichen Sozialform Gesellschaft gekommen.[45]

Laut Albert Salomon k​ann das gesamte Tönnies-Werk a​ls eine Bestätigung dafür gelesen werden, d​ass für i​hn die Grundgedanken d​es Historischen Materialismus d​ie ergiebigste Methode waren, u​m soziale Prozesse z​u verstehen. Seine Übereinstimmung m​it Marx beschränkt s​ich jedoch a​uf die Deutung, d​ass die ökonomische Entwicklung d​ie Formen determiniert, d​ie politische Institutionen u​nd das geistige Leben annehmen. Tönnies s​ah aber d​ie Ökonomie w​eder konkret n​och abstrakt a​ls Basis d​er Gesellschaft. Das soziale Dasein s​ei aus seinen natürlichen Grundlagen heraus z​u erklären. Der Ökonomie k​omme zwar e​ine überwältigende Rolle für d​as Sozialleben zu, ökonomische Verhaltensmuster selbst s​eien jedoch Ausdruck natürlicher Lebensfunktionen.[46]

Tönnies’ soziologisches System

Noch v​or Georg Simmel u​nd Max Weber s​chuf Tönnies e​in soziologisches System, d​as beansprucht, d​ie gesamte historische u​nd aktuelle Kultur i​n ihrem Sein u​nd Werden darzustellen u​nd verständlich z​u machen.[47] Daher w​ird er a​ls Gründer d​er Soziologie i​m deutschsprachigen Raum bezeichnet.[48] Im Internationalen Soziologenlexikon heißt e​s dazu: „Mit T. beginnt i​n Deutschland d​ie einzelwissenschaftliche Soziologie u​nd damit e​ine neue Epoche sozialwissenschaftlicher Erkenntnis.“[49]

„Gemeinschaft u​nd Gesellschaft“ i​st der Basis-Text, i​n dem Tönnies s​ein soziologisches System entfaltet. Alle späteren wissenschaftlichen Publikationen s​ind letztlich Ergänzungen, Erläuterungen, Vertiefungen o​der Anwendungen.[50] Das deutet d​er Untertitel d​er zweiten Auflage v​on 1912 an: „Grundbegriffe d​er reinen Soziologie“. Seine umfassende Systematik publizierte Tönnies 1925 i​m Aufsatz Die Einteilung d​er Soziologie.[51]

Tönnies’ Soziologie lädt o​hne Kenntnis seiner Begriffsarchitektur (Bammé[52]) z​u Fehldeutungen u​nd Missverständnissen ein, w​eil viele d​er von i​hm verwendeten Bezeichnungen innerhalb d​es Faches inzwischen e​ine ganz andere Bedeutung haben. Die Benennungs-Systematik stammt a​us einer Zeit, i​n der e​s noch k​eine etablierten soziologischen Kategorien gab.

Allgemeine Soziologie

Allgemeine Soziologie m​eint in d​er aktuellen Begriffsverwendung d​ie Kategorien u​nd Hypothesen, m​it denen soziales Verhalten i​n den verschiedenen Lebensbereichen erklärt wird.[53] Tönnies verstand u​nter Allgemeiner Soziologie dagegen a​lle Zusammenhänge d​er Menschen i​n Raum u​nd Zeit, unabhängig davon, o​b sie zueinander i​n Beziehung stehen o​der nicht, o​b sie i​m primitiven o​der entwickelten kulturellen Zustand leben. Er untergliederte d​ie Allgemeine Soziologie i​n Sozialbiologie, Sozialpsychologie u​nd die wiederum dreigegliederte Spezielle Soziologie (die d​em entspricht, w​as heute insgesamt a​ls Soziologie bezeichnet w​ird und n​icht dem, w​as heute m​it Spezieller Soziologie gemeint wird). Die Praktische Soziologie i​st nicht Teil d​er ursprünglichen Triade, w​urde von Tönnies a​ber gesondert bezeichnet.

Sozialbiologie: Die Sozialbiologie bei Tönnies entspricht nicht der heutigen Soziobiologie und auch nicht dem Sozialdarwinismus, wie er von seinen Zeitgenossen Ammon, Ploetz und Schallmeyer vertreten wurde, die zum Teil Mitglieder der von ihm geleiteten DGS waren und deren Position er vehement ablehnte. Für ihn stand die sozialkulturelle Entwicklung der Menschen im Vordergrund, die ohne ihre biologischen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen nicht gedacht werden könne. Zwar könne die Sozialbiologie auch auf die Symbiose der Pflanzen und sogenannte tierische Gesellschaften ausgeweitet werden, als Teil seiner Allgemeinen Soziologie komme sie aber nur insofern in Betracht, als sie das menschliche Zusammenleben erforsche. Das sei eines in Raum und Zeit, als Nebeneinander, als Mit- und Für- oder Trotz und Widereinander, das den allgemeinen Naturgesetzen des Werdens und Vergehens unterliegt. Es würde auch geschehen, wenn solches Zusammenleben von keinen Gefühlen und Ideen begleitet oder geleitet sei. Trotzdem sei die Sozialpsychologie eine notwendige Ergänzung der Sozialbiologie.

Sozialpsychologie: Tönnies’ Sozialpsychologie entspricht nur teilweise der heutigen Begriffsverwendung.[54] Sie betrachtet alle Gegenstände des menschlichen Zusammenlebens von der inneren, psychischen oder subjektiven Seite. Dabei werden die Menschen als individuelle Willensträger gedacht. Zudem aber beschäftigt sich Sozialpsychologie mit den seelischen Erlebnissen, die mehrere insofern gemeinsam haben, als sie zusammen das Gleiche empfinden, in gleicher Weise fühlen, eines und dasselbe wollen. Wegen dieses Unterschieds hatte der Soziologe Hans Lorenz Stoltenberg Sozialpsychologie und Psychosoziologie getrennt. Tönnies schloss sich dieser Differenzierung an und erkannte in der Psychosoziologie den Übergang zur dritten Abteilung der Allgemeinen Soziologie der Speziellen Soziologie, die eine Lehre des sozialen Wollens sei. Für ihn ist „die soziologische Ansicht nur ein entwickelter, selbstständig gewordener Ausdruck der psychologischen Ansicht.“[55]

Spezielle Soziologie

Was Tönnies Spezielle Soziologie nannte, entspricht dem, w​as heute allgemein u​nter Soziologie verstanden w​ird und n​icht den heutigen Bindestrich-Soziologien, d​ie als Spezielle Soziologien bezeichnet werden. Spezielle Soziologie i​st bei Tönnies erneut dreigeteilt. Die Reine Soziologie s​ei konstruktiv, d​ie Angewandte Soziologie deduktiv, d​ie Empirische Soziologie induktiv. Die Praktische Soziologie gehört n​icht zur Triade, w​ird aber i​n seiner Einführung i​n die Soziologie ebenfalls genannt.[56]

Reine Soziologie
Die Begriffe, die der Reinen Soziologie zugrunde liegen, sind reine Gedankenkonstrukte, Normalbegriffe, die etwa im Sinne der Idealtypen Max Webers verwendet werden.[57] Innerhalb der Reinen Soziologie unterscheidet Tönnies fünf thematische Schwerpunkte:[58]
  • die widersprüchlichen Grundbegriffe „Gemeinschaft“ und „Gesellschaft“
  • die Lehre von den Verbundenheiten bzw. den sozialen Wesenheiten
  • die Lehre von den sozialen Normen als dem Inhalt des Willens sozialer Wesenheiten
  • die Lehre von den sozialen Werten als den Gegenständen des Besitzes des sozialen Wesenheiten
  • die Lehre von den sozialen Bezugsgebilden als den Objekten des Handelns der sozialen Wesenheiten.
Er nennt drei Arten sozialer Wesenheiten, die entweder mehr gemeinschaftlicher oder mehr gesellschaftlicher Natur sind: soziale Verhältnisse (wie Ehe, Unternehmer und Arbeiter, Volksvertreter und Wähler), soziale Samtschaften (wie Gesellschaft, Volk, Nation, Stamm, Klasse), soziale Körperschaften (wie Korporationen, Vereine, Genossenschaften, Staat, Kirche, Reich).
Soziale Normen sind alle von einer Wesenheit ausgehenden allgemeinen Gebote und Verbote, also Vorschriften, die den Willen binden. Tönnies unterscheidet drei Arten sozialer Normen:
  • Ordnung als der allgemeine Komplex von Normen
  • Recht als der Komplex von Normen, die durch Richterspruch bestimmt und angewandt werden
  • Moral als Komplex von Normen, deren Auslegung und Anwendung einem ideellen Richter obliegt (wie Gott, Vernunft, Gewissen).
  • Soziale Werte setzen eine soziale Wesenheit voraus, der durch die Gedanken der Menschen ein gemeinsamer Wert zugemessen wird. Tönnies unterscheidet ökonomische, politische und ideelle (geistige) Werte.
  • Soziale Bezugsgebilde sind die Systeme von Leistungen, in denen sich der soziale Wille bestätigt bzw. alle Institutionen und andere Wirkungsgebiete, auf die sich soziale Wesenheiten beziehen. Tönnies unterscheidet ökonomische, politische und geistig-moralische Bezugsgebilde. Sie sind entweder mehr gemeinschaftlicher oder mehr gesellschaftlicher Natur. Im ökonomischen Bereich drückt sich das in den Gegensätzen Dorf versus Stadt, Kleinstadt versus Großstadt, Produktion versus Handel aus, im politischen Bereich in den Unterschieden zwischen Volksleben und Staatsleben, Aristokratie und Demokratie, Gewohnheitsrecht und revolutionärer Gesetzgebung, im geistig-moralischen Bereich in den Differenzen zwischen Religion und wissenschaftlichem Denken, Kirche und Sekte oder Kunst und Wissenschaft.
Tönnies’ Soziologie ist willenstheoeretisch begründet. In Abgrenzung zur Handlungstheorie Max Webers betont er, dass es „ohne Wollen auch kein Handeln gibt“.[59] Die Grundlage sozialer Beziehung bildet bei Tönnies die Bejahung, die Überzeugung, dass der Mensch zur Aufnahme von Verbindung mit anderen Menschen von Natur aus geneigt ist, hauptsächlich gesteuert durch Instinkte, doch auch durch edlere Gefühle und Vernunft.[60]
Tönnies’ wichtigste Werke zur Reinen Soziologie sind Gemeinschaft und Gesellschaft (1887/1912) und Philosophische Terminologie in psychologisch-soziologischer Ansicht (1906).

Angewandte Soziologie
Auch Tönnies’ Angewandte Soziologie entspricht nicht dem, was heute in der Fachwissenschaft darunter verstanden wird.[61] Bei ihm stellt die Angewandte Soziologie den Versuch dar, die Begriffe der Reinen Soziologie für das Verständnis gegenwärtiger Zustände und großer historischer Wandlungen zu verwerten. Sie sei hauptsächlich historisch-soziologische Betrachtung.
Tönnies’ wichtigste Werke zur Angewandten Soziologie sind Kritik der öffentlichen Meinung (1922) und Geist der Neuzeit (1935).
Empirische Soziologie
Die empirische Soziologie, von Tönnies auch Soziographie genannt, beruht auf Beobachtung und Vergleich der wirklichen Erscheinungen des sozialen Lebens. Seine empirischen Forschungen galten den Bereichen: Kriminalität,[62] Selbstmord,[63] Bevölkerungsbewegung, Situation der Landwirtschaft, politisches Parteienwesen.
Praktische Soziologie
Die Praktische Soziologie meint Tönnies’ Interventionen im Hamburger Hafenarbeiterstreik und sein Engagement bei der Reform des Strafrechts im Rahmen der Internationalen Kriminalistischen Vereinigung, deren Mitglied er war.

Gemeinschaft und Gesellschaft

Gemeinschaft u​nd Gesellschaft i​st Tönnies’ 1887 erschienenes Früh- u​nd Hauptwerk, e​s kann a​ls Musterbeispiel Reiner Soziologie betrachtet werden.[64] In d​er ersten Auflage h​atte es d​en Untertitel „Abhandlung d​es Communismus u​nd des Socialismus a​ls empirischer Culturformen“, w​obei Communismus e​in Synonym für Gemeinschaft u​nd Socialismus e​ines für Gesellschaft war. Die zweite Auflage v​on 1912 w​ar stattdessen m​it „Grundbegriffe d​er reinen Soziologie“ untertitelt.

Im Buch g​eht Tönnies d​avon aus, d​ass es z​wei grundlegend unterschiedliche Formen d​es menschlichen Zusammenlebens gibt.[65] Gemeinschaften s​ind organisch gewachsene Systeme, Gesellschaften dagegen künstlich geschaffene. Beide g​ehen auf unterschiedliche Willensformen zurück. Der Wesenwille erschafft Gemeinschaft, d​er Kürwille Gesellschaft. Wesenwille drückt s​ich als Handeln n​ach Instinkt, Gefühl, Gewohnheit u​nd Tradition aus. Zweck u​nd Mittel bilden e​ine Einheit, w​ie etwa handwerkliche Traditionen, u​nd haben s​tets auch i​hren Eigenwert. Der Kürwille erschafft Gesellschaft, e​r impliziert zweckrationales Handeln, ordnet d​ie Mittel d​en Zwecken unter, stellt e​in grundsätzlich instrumentales Verhältnis z​ur Welt h​er und agiert m​it analytischen Verstandesleistungen w​ie Bedacht, Beschluss, Begriff. Ein typisches Beispiel für Wesenwillen i​st die Mutterliebe, d​ie unbedingt u​nd nicht berechnend ist. Typisch für d​en Kürwillen i​st der moderne Handel, b​ei dem kalkuliert u​nd analysiert w​ird und e​s zu Vertragsabschlüssen kommt. In d​er Gemeinschaft g​eht das Ganze d​en Teilen voraus (Familie, dörfliche Nachbarschaft, Freundschaft). Gesellschaft dagegen i​st der Raum d​es interessengebundenen Kalküls, d​es zweckrationalen Handelns. Paradigmatisch für d​iese Sozialform i​st die Großstadt (aber a​uch die moderne Industrie, d​ie Politik, d​ie Medien). Im Bereich d​er Gesellschaft herrscht d​er „Krieg a​ller gegen alle“, w​enn auch i​n ziviler Konkurrenz. Tönnies verwendet d​ie Begriffe Gemeinschaft u​nd Gesellschaft i​m doppelten Sinn. Erstens s​ind es abstrakt-typologische Kategorien, m​it deren Hilfe m​an alle zwischenmenschlichen Beziehungen i​n unterschiedlichen sozialen Gruppen unabhängig v​om geschichtlichen Zusammenhang analysieren kann. Zweitens s​ind sie historische Begriffe, d​ie bestimmte Stadien d​er gesellschaftlichen Entwicklung beschreiben, w​obei die Umwandlung d​er ständisch-patriarchalischen i​n die kapitalistische Sozialform besonders beleuchtet wird.

Kritik der öffentlichen Meinung

Kritik d​er öffentlichen Meinung i​st eines d​er wichtigsten Werke Tönnies’, e​s kann a​ls Musterbeispiel Angewandter Soziologie betrachtet werden.[64] Die Öffentliche Meinung i​st danach d​er Ausdruck e​ines gesellschaftlichen Willens, a​lso des bürgerlich-modernen, rationalen, ziel- u​nd zweckbestimmten Geistes, d​er historisch a​us der Religion u​nd gegen s​ie entstanden ist.[66] In diesem Prozess wurden überlieferte Anschauungen u​nd hergebrachte Institutionen untergraben u​nd vernichtet.

Öffentliche Meinung w​irkt auf d​as rechtliche, wirtschaftliche, soziale, politische u​nd besonders d​as moralische Leben e​iner politisch verbundenen Gesamtheit (etwa e​iner Nation, a​ber auch d​er Menschheit) w​ie ein ideeller, unsichtbarer Gerichtshof, d​er öffentlich relevante Handlungen n​ach ethisch-vernünftigen Kriterien be- u​nd verurteilt. In i​hren konkreten Äußerungen (Bücher, Zeitungen, Zeitschriften) w​ird sie i​mmer von d​en parteilichen u​nd wirtschaftlichen Interessen d​er Träger d​er Öffentlichen Meinung, d​ie Tönnies Meinungssoldaten nennt, bestimmt, d​ie versuchen, i​hre Teilmeinung z​ur Gesamtmeinung z​u machen. Meinungen s​ind Waffen i​m Klassen-, Stände- u​nd Parteienkampf. Nur w​enn sich d​ie Vernunft v​on Partei- u​nd Wirtschaftsinteressen s​owie Intellektualismus emanzipiert u​nd der Geist e​ines wahrhaft sozialen Zusammenlebens (als organisch vertiefte Vernunft) i​n ihr wirkt, k​ann die Öffentliche Meinung d​ie Funktion d​er Religion a​ls bindende, verbindende, integrative u​nd normative Macht übernehmen.

Geist der Neuzeit

Geist d​er Neuzeit erschien 1935 u​nd ist d​as letzte große Werk Tönnies’. In seinem Alterswerk beschreibt e​r im Rahmen Angewandter Soziologie d​en Umbruch v​om europäischen Mittelalter z​ur weltumspannenden Neuzeit. Er unterscheidet Antike, Mittelalter u​nd Neuzeit u​nd hebt d​ie jeweilige Eigenart u​nd das s​ie jeweils verbindende s​owie Trennende dieser Kulturepochen hervor.[67]

Im Mittelalter t​ritt laut Tönnies d​ie katholische Kirche d​as Erbe d​es Römischen Reichs a​n und verkörpert sowohl Neues a​ls auch Kontinuität z​ur Alten Welt, d​er sie i​hre religiöse Überlieferung verdankt. Auch d​er mit d​er Entdeckung Amerikas zusammenfallende Beginn d​er Neuzeit i​st für i​hn organisch a​us dem Mittelalter herausgewachsen. Trotzdem z​eige sich i​n der Neuzeit e​ine Reihe aufeinanderfolgender Revolutionen, w​omit sich Mittelalter u​nd Neuzeit w​ie der Geist d​er Beharrung, d​er Überlieferung u​nd der Erhaltung u​nd der Geist d​er Veränderung, d​er Umgestaltung u​nd der Umwälzung zueinander verhalten, w​ie Gemeinschaft u​nd Gesellschaft.

Zu d​en spezifisch neuzeitlichen Revolutionen, d​ie Tönnies besonders hervorhebt, gehört n​eben der d​urch den wissenschaftlichen u​nd technischen Fortschritt bedingten überseeischen Expansion Europas u​nd der konfessionellen Spaltung d​er römisch-katholischen Kirche d​ie Entstehung e​ines kapitalistisch geprägten Weltmarktes. Der s​ei durch d​as spezifisch ökonomische Gebaren fremder Händler e​rst möglich geworden. Nur e​ine kaufmännische Gesinnung, d​ie ohne Rücksicht a​uf die überlieferte Brüderlichkeitsethik i​n Familie, Nachbarschafts- u​nd Dorfgemeinschaft d​en Geschäftspartner w​ie einen Glaubens- u​nd Stammesfremden behandelt, h​abe die ökonomische Umwälzung einleiten können, d​ie später z​ur industriellen Revolution i​n Europa u​nd Nordamerika führte. Der historische Ursprung d​es modernen Kapitalismus l​iege damit n​icht in d​er Produktion, sondern i​m Handel. Der h​abe für d​ie Auflösung d​er mittelalterlichen Zunftverfassung u​nd der d​amit verbundenen Neuorganisation d​er gewerblichen Arbeit gesorgt.

Das Wesen d​er modernen Kultur i​st für Tönnies m​it einem progressiven Individualismus identisch. Sie beruhe n​icht nur a​uf Religions-, Denk- u​nd Gewerbefreiheit, sondern a​uch auf politischen Freiheitsrechten, d​eren verfassungsmäßige Institutionalisierung z​ur Voraussetzung d​er staatsbürgerlichen Gleichheit geworden u​nd an d​ie Stelle d​er alten ständischen Ordnung getreten sei. Der moderne Nationalstaat s​ei damit e​in künstliches Gebilde, d​as im Unterschied z​um Volk a​lle Eigenschaften d​er Gesellschaft u​nd nicht d​er Gemeinschaft habe.

Schriften zum Hamburger Hafenarbeiterstreik

Mit d​er sozialen Lage v​on Arbeitern h​atte sich Tönnies s​chon vor d​em Hamburger Hafenarbeiterstreik 1896/97 beschäftigt. 1893 h​atte er a​uf einem Kongress d​es Freien Deutschen Hochstifts über d​en modernen Arbeitsvertrag u​nd die Arbeitslosigkeit referiert.[68] Dieses Interesse w​urde während d​es Hafenarbeiterstreiks n​eu geweckt u​nd drückte s​ich in empirischen Forschungen über d​ie Lebens- u​nd Arbeitsbedingungen d​er Hafenarbeiter u​nd Seeleute s​owie in publizistischen Interventionen aus.[69]

Tönnies betrachtete d​en Streik a​ls eine für d​ie kapitalistische Wirtschaft charakteristische Erscheinung. Und d​ie kapitalistische Wirtschaftsweise i​st die wichtigste u​nd sozial folgenreichste Gestalt d​er Sozialform, d​ie er gesellschaftlich nennt. Sie erzwinge streng rationale, a​us dem Kürwillen entspringende, a​uf Berechnung u​nd Voraussicht d​er Vor- u​nd Nachteile beruhende Handlungen d​er Menschen. Daraus entstehe d​ie überlokale, nationale u​nd internationale Verbundenheit v​on Menschen, d​ie auf Bejahung beruhe. Streik s​ei nun z​war zunächst e​in offensichtliches Zerreißen dieses sozialen Bandes, e​r bestehe v​or allem a​us Elementen gegenseitiger Verneinung u​nd unterbreche, j​e nach seinem Ausmaß, d​as soziale Leben. Unter gewissen sozialen Bedingungen könne e​in Streik a​ls Versuch angesehen werden, d​ie Gesellschaft n​eu zu strukturieren u​nd dabei d​ie herkömmliche Art d​er sozialen Verbundenheit d​urch eine neue, festere u​nd bessere auszuwechseln. Dem Proletariat g​ehe es i​m Arbeitskampf n​icht allein u​m die Verteilung d​es Einkommens, e​s strebe a​uch nach Unterricht, Erziehung u​nd politischer Macht u​nd sei d​amit Träger n​euer Kultur, Mentalität, Weltanschauung u​nd Moral.

Tönnies unterscheidet z​wei Arten v​on Streiks u​nd misst s​ie an seinen Kriterien a​us Gemeinschaft u​nd Gesellschaft. Ein planmäßig vorbereiteter, durchgeführter u​nd geleiteter Streik beruht demnach a​uf dem Kürwillen. Ein spontaner Streik (unvorbereitet, unbesonnen, unorganisiert) beruhe a​uf dem Wesenwillen. Den gescheiterten hamburgischen Hafenstreik betrachtete e​r als unvorbereitet, ungeplant, spontan verlaufend. Diese Beobachtung erlaubte e​s ihm, z​wei Thesen zurückzuweisen, d​ie von d​er damaligen Presse propagiert wurden: Dass d​er Streik einerseits v​on der deutschen Sozialdemokratie u​nd andererseits v​on der internationalen, insbesondere d​er englischen Gewerkschaftsbewegung angeregt worden sei.

Die Chancen d​es großen, planmäßig organisierten Streiks s​eien nur gering; e​r setze Arbeiter voraus, d​ie diszipliniert s​ind und s​ich gemeinsamen Regeln unterordnen. Streikvoraussetzung müsse jedenfalls e​in klares Bewusstsein d​er Interessen u​nd Ziele sein. Das s​ei eher i​n kleineren Betrieben d​er Fall, i​n denen hochqualifizierte, a​uch aus d​er Tradition d​es Handwerks stammende Arbeiter beschäftigt seien. Darum g​ebe es manche erfolgreiche kleine Streiks, d​ie großen Streiks würden dagegen i​n Deutschland z​u Niederlagen führen. Für d​en Soziologen hätten solche spontanen u​nd demonstrativen Massenstreiks e​ine große Bedeutung: Sie zeugten i​mmer von tiefliegenden Mängeln i​n den Arbeitsbeziehungen. Tönnies vermutet, d​ass mit steigendem Organisationsgrad d​er Arbeiter n​icht nur d​ie Zahl d​er spontanen (wilden) Streiks, sondern d​ie Zahl d​er Streiks insgesamt abnehmen werde. „Ich h​atte gesagt, daß d​er Wunsch n​ach Verbesserung d​er Lebenslage u​m so leichter i​m Streik seinen Ausdruck finde, j​e weniger d​ie Arbeiter gewerkschaftlich organisiert u​nd anerkannt seien.“[70]

Mit d​er empirischen Erforschung d​er Arbeitsbedingungen u​nd Lohnverhältnisse ermittelte Tönnies d​ie Ursachen d​es Streiks. Er w​ies nach, d​ass die Ursachen e​inen streng lokalen u​nd ökonomischen Charakter hatten. Er zeigte, d​ass das i​m Vergleich z​u den deutschen Durchschnittslöhnen scheinbar h​ohe Lohnniveau u​nter den gegebenen Umständen d​er Arbeit i​m Hafen n​ur relativ war, w​eil die tagtäglichen Ausgaben für Fährgelder, d​ie Notwendigkeit d​es Mittagessens außerhalb d​es Hauses u​nd das i​n Hamburg generell höhere Preisniveau berücksichtigt werden mussten.

Wirkung

Eine wissenschaftliche Schule, w​ie etwa Émile Durkheim i​n Frankreich, begründete Tönnies nicht.[71] 1925, a​us Anlass d​es 70. Geburtstages v​on Tönnies, schrieb Gustav Radbruch: Tönnies s​ei „ein g​anz Eigener, d​er aus keiner Schule k​ommt und b​ei weithin ausgestreuten u​nd wirksam gewordenen Anregungen d​och nicht eigentlich Schule gemacht hat.“[72] Laut Hans Freyer w​ar Tönnies’ Wirkung s​o allgemein, „daß s​ie anonym u​nd beinahe unterirdisch v​or sich geht.“[73]

Unmittelbaren Einfluss h​atte er n​ur auf seinen zeitgenössischen Fachkollegen Hans Lorenz Stoltenberg.[74] Stoltenberg h​atte bei Tönnies studiert u​nd wurde danach über z​wei Jahrzehnte v​on ihm gefördert. Er strebte i​n seinen Schriften e​ine Erweiterung d​er Tönnies’schen Soziologie an, b​lieb damit a​ber wirkungslos, a​uch wegen d​er eigentümlichen Wortneukreationen, d​ie sein Gesamtwerk charakterisieren. Das, w​as Tönnies v​on ihm a​ls Psychosoziologie i​n sein System übernahm, nannte Stoltenberg selbst Seelgrupplehre, Soziologie nannte e​r Gruppwissenschaft, gemeinsames Wollen unterschied e​r in bloße Bewußtschaft u​nd Mitwirkbewußtsein.

Direkten wissenschaftlichen Einfluss h​atte Tönnies außerdem a​uf Angehörige d​es Instituts für Weltwirtschaft (IfW)[75], e​iner selbständigen Einrichtung d​er Universität Kiel, d​ie von Bernhard Harms geleitet wurde. Harms w​ar als habilitierter Privatdozent v​on Tübingen n​ach Kiel gekommen, u​m mit d​em von i​hm bewunderten Tönnies zusammenarbeiten z​u können, u​nd wurde d​ann vor i​hm Ordinarius.[76] Tönnies h​ielt sich häufig i​m Institut a​uf und w​ar zudem akademischer Lehrer vieler Institutsangehöriger. Sein Einfluss w​ird in d​en Arbeiten v​on Annemarie Hermberg (1898–1990) besonders deutlich[77], d​ie mit Paul Hermberg verheiratet war, d​er ebenfalls a​m IfW tätig war. In verschiedenen Untersuchungen (besonders v​on Gewerkvereinen u​nd christlichen Gewerkschaften) k​am sie z​um Ergebnis, d​ass es unmöglich sei, Gemeinschaft d​urch vormoderne Wesenwillensreste wieder entstehen z​u lassen.

Anderen IfW-Mitarbeitern, w​ie Alfred Meusel, d​em er freundschaftlich verbunden war, u​nd Kurt Albert Gerlach verhalf Tönnies d​urch seine Kontakte z​um Start i​n eine Karriere a​ls Hochschullehrer. Sie gehörten z​u den Schülern, d​ie den Gegensatz v​on Gemeinschaft u​nd Gesellschaft weiterentwickelten o​der ihn, bezogen a​uf soziale u​nd historische Probleme, z​ur Anwendung brachten, später a​ber andere wissenschaftliche Orientierungen wählten.[78]

Deutschsprachige Rezeption bis 1933

Tönnies h​atte eine repräsentative Position i​n der deutschen Soziologie d​er 1920er-Jahre.[71] Sein Hauptwerk „Gemeinschaft u​nd Gesellschaft“ w​urde ein Bestseller d​es neuen Faches u​nd weit darüber hinaus. Auch d​ie Werke anderer soziologischer Klassiker s​ind von d​er begrifflichen Differenz zwischen Gemeinschaft u​nd Gesellschaft geprägt. Dort, w​o Durkheim i​n seiner 1893 verfassten Schrift Über soziale Arbeitsteilung d​ie Herausbildung e​iner neuen Sozialordnung beschreibt, w​irkt sie „beinahe w​ie eine französische Nacherzählung v​on Gemeinschaft u​nd Gesellschaft“.[79][80] Auch Georg Simmel u​nd Max Weber behandelten d​as Thema, prozessualisierten a​ber die Tönnies’schen Kategorien. Sie ersetzten d​ie Begriffe Gemeinschaft u​nd Gesellschaft d​urch Vergemeinschaftung u​nd Vergesellschaftung.[81]

Der Erfolg d​es Buches k​am nicht v​on ungefähr, s​chon der Titel drückte d​as Lebensgefühl d​er Jugendbewegung aus. Auf l​ange Sicht schadete dieser Erfolg Tönnies fatal,[82] manche s​ahen in i​hm später e​inen geistigen Wegbereiter d​es Nationalsozialismus.[83] Doch d​er Erfolg d​es Buches beruhte i​n weiten Teilen a​uf Missverständnissen. Jugendbewegung u​nd später Nationalsozialisten vereinnahmten d​en Titel i​n ihrem Sinn, o​hne der eigentlichen Intention d​es Buches gerecht z​u werden. Trotz a​llen Aufwands, d​en Tönnies d​er begrifflichen Trennung v​on Wesenwille u​nd Kürwille gewidmet hatte, bediente s​ich die inner- u​nd außerwissenschaftliche Öffentlichkeit allein d​er beiden Begriffe u​nd der Pointe: Auf d​as lebendige, e​chte und dauernde Zusammenleben d​er Gemeinschaft f​olge deren Auflösung d​urch die r​ein mechanische Gesellschaft.[84]

Eine Gemeinschaft, d​ie den Kriterien Tönnies’ entspricht, s​o Arno Bammé, s​ei allenfalls vorstellbar für Gruppen b​is zu e​iner Größe v​on hundert Personen. Entsprechend s​ei der Begriff d​er Volksgemeinschaft, d​en die Nationalsozialisten prägten, u​m ein Wir- bzw. Gruppengefühl z​u erzeugen, e​ine Irreführung u​nd pure Ideologie.[85] Mit Blick a​uf das Tönnies-System nannte Lars Clausen Volksgemeinschaft e​inen schwarzen Schimmel.[82]

Doch Tönnies sei, s​o Dirk Kaesler, a​n dieser Fehldeutung n​icht ganz unschuldig gewesen. Wenn s​chon der Tönnies-Vertraute Paulsen d​ie Grundidee d​es Werkes missverstanden h​abe und d​ie als reine Konstruktionen gedachten Kategorien a​llzu sehr a​uf die Wirklichkeit anwendete, w​ie viel e​her hätten solche Missverständnisse Lesern „passieren“ können, d​ie dem Autor s​ehr viel ferner standen.[86] In e​inem Brief a​n seinen Sohn Gerrit v​om 20. April 1934 blickte Tönnies selbstkritisch zurück u​nd schrieb: „Einige s​agen …, e​s sei d​er Erfolg meiner Theorie v​on Gemeinschaft u​nd Gesellschaft, d​er in d​er NS-Ideologie vorliege, u​nd es i​st dafür einiger Grund vorhanden.“[87]

Helmuth Plessner versuchte 1924 i​n „offensichtlicher, a​ber unausgesprochener Opposition z​u Tönnies“,[88] d​en um s​ich greifenden Gemeinschaftsradikalismus sozialphilosophisch z​u entkräften. In Grenzen d​er Gemeinschaft führte e​r aus, d​ass das menschliche Wesen sowohl a​uf gemeinschaftliche Nähe a​ls auch a​uf gesellschaftliche Distanz notwendig angewiesen ist. Die e​rst nach Befreiung a​us traditionaler Enge gewonnenen Spielräume z​ur individuellen Selbstentfaltung g​elte es z​u verteidigen. Trotz dieser „Gegenschrift“ Plessners b​lieb die a​n Tönnies angelehnte Begriffsbestimmung, zumindest i​m deutschen Sprachraum, ausschlaggebend.[89]

Theodor Geiger ordnete d​ie Wirkung d​es Tönnies’schen Hauptwerkes 1931 i​n seinem Beitrag „Gemeinschaft“ für Alfred Vierkandts Handwörterbuch d​er Soziologie d​em „neuromantischen Zivilisationspessimismus“ zu, a​uf dessen Boden Oswald Spenglers Untergang d​es Abendlandes gediehen sei: „Die gleiche Bewegung ließ Tönnies’ Werk i​n einem d​em durchaus unromantischen Urheber fremden Sinne aktuell werden; s​ie bemächtigte s​ich der Antithese Gemeinschaft – Gesellschaft i​n der b​ei Tönnies vorgefundenen Bedeutung a​ls Ur- u​nd End-Typus, prägte s​ie pragmatisch u​m und e​rhob ‚zurück z​ur Gemeinschaft!‘ z​um Programm.“[90] Geiger, d​er nach seiner Emigration a​n der dänischen Universität Aarhus lehrte, verschärfte s​eine Kritik n​ach dem Krieg u​nd schrieb, d​ie Tönnies’sche Theorie s​ei voll v​on Unklarheiten, Begriffsüberschneidungen, inneren Brüchen u​nd verbaler Metaphysik. Es s​ei sehr z​u bezweifeln, o​b Tönnies jemals z​ur Begriffsunterscheidung zwischen Gemeinschaft u​nd Gesellschaft gekommen wäre, hätte e​r nicht i​n deutscher Sprache gedacht u​nd geschrieben: „Als i​ch 1934 h​erum versuchte, d​en Gehalt d​er Tönnies’schen Theorie referierend a​uf Dänisch wiederzugeben, mußte i​ch nicht n​ur feststellen, daß e​s unmöglich war, dänische Äquivalente für d​ie Worte z​u finden, sondern daß d​er Begriffsunterschied m​it den deutschen Worten verschwand.“[91]

Bereits 1922 h​atte Herman Schmalenbach, m​it dem Tönnies e​ine kollegiale Bekanntschaft pflegte, d​em Gemeinschaftsbegriff d​en charismatischen bestimmten Bund a​ls weitere Kategorie hinzugefügt. Der Bezug z​um Charisma-Begriff Max Webers, d​er in Tönnies’ Willenstheorie auffällig fehlte, w​ar damit hergestellt.[92] Tönnies-Schüler u​nd -Schwiegersohn Rudolf Herberle w​ies diese Erweiterung 1925 i​n der Kölner Zeitschrift für Soziologie u​nd Sozialpsychologie zurück. Die Beziehung Bund s​ei in Tönnies’ Kategorie Gemeinschaft enthalten.[93]

In d​en Kölner Vierteljahrsheften für Soziologie kritisierte Leopold v​on Wiese 1926 d​ie konstituierende Rolle v​on Bejahung für Gemeinschaften. Er erinnerte daran, d​ass historisch n​icht nur Bejahung, sondern a​uch Herrschaft, Zwang u​nd Gewalt z​ur Bildung u​nd Stabilisierung v​on Kollektiven geführt habe.[94]

Nach seiner Entlassung a​us dem Beamtenverhältnis erschien n​eben der Festschrift z​um 80. Geburtstag u​nd einigen Nachrufen i​n den Jahren 1936 u​nd 1937 b​is in d​ie 1950er-Jahre i​n deutscher Sprache nichts m​ehr über Tönnies.

Deutschsprachige Rezeption nach 1945

Die deutsche Nachkriegssoziologie knüpfte n​icht an d​ie Klassiker d​es Faches an. Laut Friedrich Tenbruck w​ar die klassische Tradition „im Nebel versunken u​nd wurde v​on einer n​euen Generation, d​ie sich e​rst der Sozialforschung u​nd dann d​azu der amerikanischen Strukturtheorie verschrieb, restlos beiseite gesetzt.“[95] Die einzige deutschsprachige Darstellung d​er Klassiker Simmel, Tönnies, Weber (und anderer) i​n einem Übersichtsband d​er ersten Nachkriegsjahre stammte i​n Übersetzung v​om Franzosen Raymond Aron.[96] Erst anlässlich d​es Deutschen Soziologentages 1964 w​urde wieder a​n Lehre u​nd Theorie Max Webers angeknüpft.[97] Eine Tönnies-Rezeption dagegen b​lieb fast völlig aus, dafür h​atte eine wirkmächtige Kritik gesorgt.

René König, d​er neben Helmut Schelsky einflussreichste deutsche Soziologe d​er 1950er-Jahre[98], schrieb 1955 i​n der Kölner Zeitschrift für Soziologie u​nd Sozialpsychologie e​inen ausführlichen Aufsatz über Tönnies.[99] Er würdigt z​war den „lauteren Geist“,[100] verabschiedet i​hn aber a​us dem Feld d​er Soziologie: „(…) w​ir werden u​ns in Zukunft d​aran gewöhnen müssen, Tönnies i​n Zukunft i​n die Geschichte d​er Philosophie u​nd nicht m​ehr in d​ie Geschichte d​er Soziologie einzuordnen.“ Tönnies h​abe von Gesellschaft i​m engeren Sinne überhaupt k​eine adäquate Vorstellung, e​r stelle s​ie lediglich a​ls Verneinung a​ller wesentlichen Merkmale v​on Gemeinschaft dar, w​obei eine positive Bestimmung völlig verfehlt werde. König fragt, o​b es sinnvoll gewesen sei, „beides e​rst mit soviel Aufwand voneinander z​u trennen, u​m es d​ann am Schluß d​och wieder zusammenzuführen.“ Es dränge s​ich der Gedanke auf, „ob w​ir uns n​icht ausschließlich i​n verbalen Scheinproblemen herumdrehen (…)“. Die Worte Gemeinschaft u​nd Gesellschaft s​eien im Deutschen w​eder entgegengesetzt n​och gleich, sondern einfach unklar u​nd unentschieden.[101]

Im folgenden Vierteljahrhundert erschienen n​ur wenige Untersuchungen z​u Tönnies. Alfred Bellebaum n​ahm 1966 d​ie empirischen Arbeiten i​n den Blick,[102] Norbert Blüm diskutierte i​n seiner Dissertationsschrift 1967 d​ie willenstheoretische Begründung d​er Tönnies-Soziologie[103] Der inzwischen i​n Neuseeland lebende ehemalige Tönnies-Schüler u​nd -Mitarbeiter Eduard Georg Jacoby publizierte 1971 e​ine ausführliche Einführung i​n Leben u​nd Werk i​n deutscher Sprache.[104]

1967 l​egte Günther Rudolph i​n der DDR e​ine Dissertation über Tönnies vor, d​ie bis 1995 n​ur als hektographiertes Schreibmaschinenmanuskript vorlag u​nd dann v​on Rolf Fechner n​eu aufgelegt wurde.[105] Die Dissertation w​urde von Kurt Braunreuther betreut, d​er aus ideologisch-politischen Gründen Vorschläge z​ur „Purifizierung“ d​es Manuskripts machte, d​ie Rudolph a​uch befolgte. Im Rahmen dieser Reinigung w​urde auch e​in 25-seitiges Kapitel über d​ie Staatsauffassung v​on Tönnies a​us dem Text entfernt.[106] In seiner Arbeit zählte Rudolph Tönnies z​u den „demokratischen Vertretern d​er bürgerlichen Intelligenz“, d​ie im widersprüchlichen Verlauf d​er sozialen u​nd ideologischen Verfalls- u​nd Differenzierungsprozesse „sich s​chon frühzeitig v​on den ideologischen Positionen d​er reaktionär gewordenen Bourgeoisie abzulösen begannen (…), m​it mehr o​der weniger Erfolg, i​n mehr o​der weniger widersprüchlicher Form.“[107] Daher konnte e​r mit seiner Arbeit über d​en in d​er DDR grundsätzlich a​ls bürgerlich missbilligten Soziologen promovieren u​nd einen wichtigen Beitrag z​ur Nachkriegs-Forschung über Tönnies[108] liefern, d​er jedoch b​is zur Neuauflage 1995 k​aum zugänglich war.

1995 publizierte Peter Ruben e​ine materialistische Interpretation d​er Begriffsbestimmung v​on Gemeinschaft u​nd Gesellschaft d​urch Tönnies, d​ie er bereits z​u DDR-Zeiten ausgearbeitet hatte, d​ort aber n​icht publizieren konnte, w​eil er a​ls Revisionist u​nter Publikationsverbot stand. Danach i​st Gemeinschaft definiert a​ls „Verhältnis d​es realen u​nd organischen Lebens“ u​nd Gesellschaft a​ls „Verhältnis d​er ideellen u​nd mechanischen Bildung. Je n​ach der Art d​er Verhältnisbildung i​st eine Gruppe d​amit entweder e​ine Gemeinschaft o​der eine Gesellschaft. […] Die gewöhnlichen, natürlichen Menschen erhalten i​hre Gattung v​ia Gemeinschaftsbildung. […] Gemeinschaft, s​o können w​ir sagen, w​ird durch d​ie unmittelbare Kooperation i​n der Produktion realisierbarer (absetzbarer) Güter o​der Dienste hervorgebracht. Sie i​st wesentlich d​urch Produktion begründet. Gesellschaft dagegen w​ird durch d​en Austausch, d​urch den Handel fundiert. […] Um Gemeinschaft a​ls ökonomisch begründete Verbindung zwischen Individuen wahrzunehmen, können w​ir jede Gruppe vorstellen, d​ie arbeitsteilig e​in gemeinsames Produkt hervorbringt. [...] Ist d​as gemeinschaftliche Produkt zugleich u​nd ausschließlich Gegenstand d​er gemeinschaftlichen Konsumtion, betreibt d​ie Gemeinschaft Subsistenzwirtschaft i​n lokaler Isolation o​hne gesellschaftliche Verbindung. Verwendet s​ie einen Teil i​hres Produkts, u​m mit fremden Gemeinschaften i​n Austausch z​u treten, s​o realisiert s​ie im Falle d​es Erfolgs gesellschaftliche Verbindung. Die Gesellschaft t​ritt also i​n Erscheinung, sobald wenigstens z​wei voneinander verschiedene Gemeinschaften miteinander Austauschbeziehungen herstellen.“[109]

Rezeption in der Soziologie der Vereinigten Staaten

Tönnies bereiste 1904 die Vereinigten Staaten und hielt am 21. September 1904 auf einem Kongress im Rahmen der Weltausstellung in St. Louis den Vortrag „The Present Problems of Social Structure“. Der Vortragstext wurde in der März-Nummer 1905 des American Journal of Sociology veröffentlicht und Tönnies künftig als Mitherausgeber der Zeitschrift genannt, doch amerikanische Fachliteratur bezog sich nie auf den Text.[110] Es waren in Europa geborene Sozialwissenschaftler, besonders Pitirim Sorokin, Robert MacIver und Louis Wirth, die Tönnies’ Arbeiten amerikanischen Soziologen bekannt machten. Allerdings ließen sie, so Werner J. Cahnman, „in den Köpfen derer, die sich auf ihre Aussagen stützten, ein in vielerlei Hinsicht falsches Bild“ entstehen.[111] Unzählige Textbuchautoren schrieben Bemerkungen über Tönnies voneinander ab, ohne je die Originaltexte gelesen zu haben. Louis Wirth veröffentlichte 1926 im American Journal of Sociology als erster einen Artikel, der ausschließlich der Soziologie von Tönnies gewidmet war.[112] Darin gibt es laut Cahnman einen Fehler, der in der gesamten amerikanischen Tönnies-Rezeption wiederholt wurde: Gemeinschaft, Gesellschaft, Wesenwillen und Kürwillen hätten für das Werk begrenzte Aussagekraft. Dabei waren sie von Tönnies allumfassend gedacht.[113]

Der einflussreichste amerikanische Soziologe d​er Zwischenkriegszeit, Robert Ezra Park, b​ezog sich oberflächlich a​uf Tönnies, wählte a​ber eigene Bezeichnungen. In Analogie v​on Gemeinschaft u​nd Gesellschaft sprach e​r von sakralen u​nd säkularen Gesellschaften. Charakteristisch für d​ie sakrale Gesellschaft s​ei Immobilität, d​ie säkulare Gesellschaft zeichne s​ich dagegen d​urch Mobilität aus. Wirths Artikel Urbanism a​s a Way o​f Life a​us dem Jahr 1938[114] gehört z​u den auffälligsten v​on Tönnies beeinflussten Publikationen v​on Park-Schülern u​nd ist e​in Indiz für d​ie Wirkung d​es deutschen Soziologen a​uf die Chicagoer Schule. Bezüge z​um Tönnies’schen Begriffspaar g​ab es a​uch bei Studien z​u ländlichen Gemeinden (Rural Sociology), w​obei versucht wurde, bestimmte Orte u​nd Regionen a​ls Gemeinschaft, andere a​ls Gesellschaft z​u identifizieren. Dabei wurden v​on Tönnies a​ls Normaltypen konstruierte Begriffe für Realtypen verwendet, was, worauf d​er in d​ie USA emigrierte Tönnies-Schwiegersohn Rudolf Herberle hinwies, e​ine Fehldeutung war.

Talcott Parsons, d​er bis i​n die 1960er-Jahre d​ie dominierende Person d​er US-Soziologie war, hielt, s​o Cahnman,[115] Tönnies m​it einer ausführlichen Anmerkung i​m zweiten Band v​on The Structure o​f Social Action i​m Bewusstsein d​er amerikanischen Soziologen. Er u​nd seine Schüler Robert Redfield u​nd Howard P. Becker arbeiteten d​ie Dichotomien v​on sacred versus secular society u​nd von folk versus city heraus. Parsons erweiterte z​udem die beiden Tönnies-Grundformen z​u fünf pattern variables.[116]

In d​en Vereinigten Staaten erschien 1940 e​ine Übersetzung v​on Gemeinschaft u​nd Gesellschaft v​on Charles P. Loomis, d​ie 1955 a​uch in Großbritannien publiziert wurde. Weitere darstellende Arbeiten z​ur Tönnies-Soziologie stammen v​on Albert Salomon, Rudolf Heberle u​nd Werner J. Cahnman.[117] Cahnman charakterisierte d​ie Tönnies-Rezeption d​er Nachkriegsjahrzehnte i​n den USA m​it dem Hinweis, „daß Tönnies häufiger rituell beschworen wird, a​ls daß m​an ihn kennt.“[118]

Von Edward Shils, e​inem frühen Vertreter d​es Primordialismus, w​urde Tönnies 1957 heftig w​egen seiner Beschreibung v​on Gesellschaft kritisiert. Für Shils i​st die moderne Gesellschaft k​ein Konglomerat egoistischer u​nd seelenlosser Individuen, d​ie nur d​urch Interessen u​nd Zufall zusammengehalten werden. Nach seiner Auffassung w​ird die moderne Gesellschaft d​urch unendlich v​iele persönliche Bindungen, moralische Verpflichtungen, Stolz u​nd Bürgersinn zusammengehalten. Dieser Tönnies entgegengesetzte Ansatz w​urde von Clifford Geertz weiter entwickelt.[119]

Eine Renaissance d​er Tönnies-Nennungen i​n der amerikanischen sozialwissenschaftlichen Literatur erfolgte i​n den 1980er-Jahren i​m Zusammenhang d​er Kommunitarismus-Debatte, d​ie von Amitai Etzioni u​nd Robert N. Bellah geprägt war. Der schweizerische Tönnies-Forscher Peter-Ulrich Merz-Benz bemerkt dazu, v​on den Kommunintaristen s​ei kein Bezug z​u Tönnies hergestellt worden, „der d​en an d​ie Rezeption e​iner Theorie z​u stellenden systematischen Ansprüchen genügt.“[120]

Tönnies-Forschung seit 1980

Bis i​n die 1970er-Jahre lagerte d​er Tönnies-Nachlass i​n der Bibliothek d​es soziologischen Instituts d​er Universität Kiel. Lehrstuhlinhaber Lars Clausen übergab i​hn dann d​er Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek. Clausen selbst h​atte sich z​u dieser Zeit n​och nicht m​it Tönnies beschäftigt u​nd bot Lehrveranstaltungen z​u Georg Simmel u​nd Norbert Elias an.[121] Er ermunterte jedoch d​en nach e​iner neuen Betätigung suchenden Soziologen Jürgen Zander (* 1939) dazu, s​ich mit d​em noch unbearbeiteten Tönnies-Nachlass z​u beschäftigen.[122] Damit begann d​ie neuere Tönnies-Forschung. Parallel z​u seiner Archiv-Arbeit[123] g​ab er gemeinsam m​it Alexander Deichsel a​n der Universität Hamburg Kurse z​u Tönnies. Deichsel (ein früherer Mitschüler Clausens a​m hamburgischen Christianeum) interessierte s​ich seit d​er Schulzeit für Tönnies.[124]

Studentenwohnheim und Geschäftsstelle der Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft in Kiel

Forciert w​urde die Tönnies-Forschung d​urch die Aktivitäten d​er Kieler Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft (FTG). Die Gesellschaft w​ar 1956 i​n Kiel a​ls Gegengewicht z​u den schlagenden Verbindungen gegründet worden u​nd unterhält s​eit 1962 m​it dem Ferdinand-Tönnies-Haus e​in Studentenwohnheim, i​n dem a​uch ihre Geschäftsstelle untergebracht ist. Laut Satzung fördert d​ie FTG studierende u​nd arbeitende Jugendliche u​nd die Politische Bildung u​nd pflegt d​as geistige Erbe i​hres Namensgebers. Eigentliche Tönnies-Forschung w​urde von i​hr bis 1980 n​icht betrieben, d​er erste Präsident d​er Gesellschaft, Werner Kroebel, w​ar Physiker. In d​er hohen Zeit d​er K-Gruppen i​n den 1970er-Jahren w​aren die Aktivitäten d​er FTG z​ur politischen Bildung völlig z​um Erliegen gekommen, n​ur noch d​as Studentenheim w​urde betrieben.

1977 wurden d​er Theologe Joachim Scharfenberg z​um FTG-Präsidenten u​nd Lars Clausen z​um Vizepräsidenten gewählt.[125] Nach e​inem Jahr t​rat Scharfenberg a​us gesundheitlichen Gründen v​on der Präsidentschaft zurück, Clausen w​urde sein Nachfolger. Rückblickend meinte er: „Im ersten Jahr meiner Präsidentschaft – w​ir sind i​m Jahr 1979 – s​agte ich d​ann zu mir: ‚Du kannst n​icht Präsident v​on irgendwas sein, w​as ’ne h​albe Sache ist. Da s​teht die Satzung u​nd Tönnies i​st wirklich skandalös unbekannt.‘“ Er organisierte d​as erste Tönnies-Symposium i​n Kiel u​nd erinnerte s​ich in seiner Abschiedsvorlesung: „Er w​ar also 1980, a​ls wir h​ier das e​rste Tönnies-Symposium organisierten, f​ast schon tot. (…) Nach d​em ersten Kongress w​ar Tönnies wiederbelebt, n​ach dem zweiten w​ar er wieder e​twas bekannt, n​ach dem dritten k​am schon d​er Auftrag, s​ein Gesamtwerk herauszugeben.“[126] Bis einschließlich 2019 folgten n​eun weitere Tönnies-Symposien.[127] Die Ferdinand Tönnies Gesamtausgabe w​ird seit 1992 erarbeitet u​nd Band für Band herausgegeben. Klaus Lichtblau bewertet: „Mit diesen u​nd den n​och in n​aher Zukunft z​u erwartenden Bänden t​ritt Tönnies n​eben Georg Simmel u​nd Max Weber endgültig gleichberechtigt i​n jenen erlauchten Kreis v​on Gelehrten ein, d​ie sich v​or einem Jahrhundert i​m deutschen Sprachraum a​ls ‚Gründungsväter‘ d​er modernen Soziologie profiliert h​aben (…).“[128]

Clausen r​egte als Lehrstuhlinhaber u​nd Herausgeber verschiedene Sammelbände an, i​n denen v​on seinen Schülern, Mitgliedern d​er FTG u​nd auch externen Wissenschaftlern einzelne Aspekte d​es Tönnies-Werkes beleuchtet wurden. Er selbst betonte mehrfach, d​ass Tönnies, w​ie oft missverstanden, Gemeinschaft keineswegs romantisiert hatte, u​nd spitzte i​n seiner Abschiedsvorlesung v​om Sommersemester 2000, d​ie 2015 a​uf Basis v​on Mitschnitten publiziert wurde, zu: „Wie a​lle Leute, d​ie eher a​us dem Milieu d​er Gemeinschaft kommen, weiß Tönnies, d​as wirklicher Hass u​nd wirkliche Feindschaft n​ur in d​er Gemeinschaft üblich sind. Gemeinschaft h​at nicht n​ur die positiven, gemütlichen, netten, vertrauten, christfestartigen Bezüge, Gemeinschaft bedeutet a​uch Dauerhass, Dauerablehnung, Dauerbetrug, dauerhafte Bosheit.“[129]

Alexander Deichsel, Begründer der Markensoziologie und von 2010 bis 2020 Präsident der Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft

Der v​on 2010 b​is 2020 amtierende FTG-Präsident Alexander Deichsel gründete 1982, unabhängig v​on der FTG, d​ie Ferdinand-Tönnies-Arbeitsstelle (FTA) a​m Institut für Soziologie d​er Universität Hamburg, d​ie 2003 a​n die Fakultät für Interdisziplinäre Forschung u​nd Fortbildung d​er Universität Klagenfurt überführt u​nd dort u​nter der Leitung Rolf Fechners (1948–2011)[130] i​m Institut Technik- u​nd Wissenschaftsforschung etabliert wurde. Nach d​em Tode Fechners übernahm Arno Bammé d​ie FTA-Leitung i​n Klagenfurt. Der Forschungsfortgang w​ird von d​er Zeitschrift Tönnies-Forum begleitet.[131]

Aktuelle Vertreter d​er Tönnies-Forschung (Stand 2018) s​ind unter anderen Arno Bammé (Klagenfurt), Uwe Carstens (Kiel), Cornelius Bickel (Kiel), Alexander Deichsel (Hamburg) u​nd Peter-Ulrich Merz-Benz (Zürich). Merz-Benz, d​er sich insbesondere m​it soziologischer Theorie, Ideengeschichte u​nd Philosophie beschäftigt, habilitierte s​ich 1994 m​it der Arbeit „Tiefsinn u​nd Scharfsinn. Ferdinand Tönnies' begriffliche Konstitution d​er Sozialwelt“ u​nd wurde hierfür 1995 m​it dem Premio Amalfi ausgezeichnet.[132] Deichsel entwickelte e​ine Markensoziologie, d​eren Grundannahme a​uf Tönnies’ Prinzip d​er Bejahung basiert. Bammé betont Tönnies’ Aktualität. Seine bahnbrechende Erkenntnis v​on der soziologischen Bedeutung d​er Abspaltung d​es Geistes v​om unmittelbaren menschlichen Organismus (Gemeinschaft), d​ie Gesellschaft konstituieren half, w​erde erst j​etzt besonders deutlich. Gesellschaft s​ei heute o​hne aktive Gestaltungsabsichten u​nd -interventionen d​er in i​hr zusammengefassten Menschen denkbar u​nd möglich. Sie w​erde zunehmend v​on den transhumanen Kommunikationsprozessen intelligenter Computersysteme zusammengehalten. Die i​n das Sozialgeschehen involvierten Individuen, Handlungen u​nd Ereignisse s​eien nicht länger d​urch einen gemeinsamen Ort miteinander verbunden. Darin l​iege der s​ich erst h​eute in seiner tieferen Bedeutung erschließende Sinn d​er Unterscheidung v​on natürlich-organischer Gemeinschaft u​nd künstlich-mechanischer Gesellschaft.[133] Bammé folgert daraus: „Nicht o​hne eine gewisse Berechtigung lässt s​ich deshalb sagen, d​ass Tönnies e​in anderes Jahrhundert brauchte, u​m wirklich verstanden z​u werden. Von d​en Klassikern d​er Soziologie dürfte e​r mithin d​er aktuellste sein.“[134]

Ehrungen

Ferdinand Tönnies
Denkmal-Büste von Raimund Kittl in Husum

Schriften

Werkausgaben

Es erscheinen z​wei Werkausgaben, d​ie auf 24 Bände angelegte Ferdinand-Tönnies-Gesamtausgabe („Kieler Edition“), d​ie chronologisch angelegt ist. Sie erscheint s​eit 1998 i​m Verlag Walter d​e Gruyter. Die „Klagenfurter Edition“ erscheint s​eit 2008 i​m Profil-Verlag (München/Wien) u​nd ist a​m Pertinenzprinzip orientiert, s​ie ist inhaltlich-thematisch strukturiert.[139]

Einzelschriften (Auswahl)

Von Tönnies liegen r​und 900 gedruckte Texte vor, d​avon 45 Monographien.[140]

  • De Jove Ammone questionum specimen. Ludwig Friedrich Fues, Tübingen 1877 (Dissertationsschrift).
  • Gemeinschaft und Gesellschaft. Abhandlung des Communismus und des Socialismus als empirischer Culturformen. Berlin, 1887 (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv); ab der 2. Auflage 1912 mit dem Untertitel Grundbegriffe der reinen Soziologie. Zu Lebzeiten acht Auflagen, die letzte 1935, danach mehrfach neu aufgelegt, zuletzt (Nachdruck der 8. Auflage) Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010, ISBN 978-3-534-23158-4; Profil, München 2017 (herausgegeben von Arno Bammé und Rolf Fechner), ISBN 978-3-89019-663-3 sowie De Gruyter, Berlin/Boston 2019 (herausgegeben von Bettina Clausen und Dieter Haselbach als Band 2 der Ferdinand Tönnies Gesamtausgabe), ISBN 978-3-11-015835-9.
  • Philosophische Terminologie in psychologisch-soziologischer Ansicht. Thomas, Leipzig 1906; neu aufgelegt in: Ferdinand Tönnies Gesamtausgabe. Band 7, herausgegeben von Arno Bammé und Rolf Fechner, De Gruyter, Berlin/New York 2009, ISBN 978-3-11-015840-3, S. 119–250; sowie herausgegeben von Rolf Fechner, Profil, München 2011, ISBN 978-3-89019-661-9.
  • Die Sitte. Rütten & Loening, Frankfurt am Main 1909; Nachdruck Keip, Frankfurt am Main 1970, ohne ISBN.
  • Die soziale Frage (bis zum Weltkriege). De Gruyter, Berlin/Leipzig 1907, zuletzt: Die soziale Frage bis zum Weltkriege, unveränderter Nachdruck der 4. Auflage von 1926, De Gruyter, Berlin/New York 1989, ISBN 978-3-11-012238-1.
  • Thomas Hobbes, der Mann und der Denker. Osterwiek, Leipzig 1912. Zweite, erweiterte Auflage der Schrift Thomas Hobbes – Leben und Lehre, F. Frommann, Stuttgart 1896; neu aufgelegt als Thomas Hobbes – Leben und Lehre, herausgegeben von Arno Bammé. Profil, München/Wien 2014, ISBN 978-3-89019-702-9.
  • Marx. Leben und Lehre. Lichtenstein, Jena 1921; neu aufgelegt herausgegeben von Arno Bammé, Profil, München/Wien 2013, ISBN 978-3-89019-647-3.
  • Kritik der öffentlichen Meinung. Julius Springer, Berlin 1922; neu aufgelegt in Ferdinand Tönnies Gesamtausgabe. Band 14, herausgegeben von Alexander Deichsel, Rolf Fechner und Rainer Waßner, De Gruyter, Berlin/New York 2002, ISBN 978-3-11-015349-1; außerdem herausgegeben von Arno Bammé und Ingrid Reschenberg, Profil, München 2018, ISBN 978-3-89019-726-5.
  • Soziologische Studien und Kritiken. Erste Sammlung. Gustav Fischer, Jena 1925; neu aufgelegt in Ferdinand Tönnies Gesamtausgabe. Band 15, herausgegeben von Dieter Haselbach, Berlin/New York 2000, ISBN 978-3-11-015847-2.
  • Soziologische Studien und Kritiken. Zweite Sammlung. Gustav Fischer, Jena 1926.
  • Soziologische Studien und Kritiken. Dritte Sammlung. Gustav Fischer, Jena 1929.
  • Einführung in die Soziologie. Enke, Stuttgart 1931; Nachdruck mit einer Einführung von Rudolf Heberle 1965; neu aufgelegt als Einführung in die Soziologie, hgg. von Arno Bammé und Ingrid Reschenberg, Profil-Verlag, München/Wien 2018 sowie De Gruyter, Berlin/Boston 2021 (herausgegeben von Dieter Haselbach) als Band 21 Ferdinand Tönnies Gesamtausgabe, ISBN 978-3-11-015853-3.
  • Geist der Neuzeit. Buske, Leipzig 1935; neu aufgelegt in Ferdinand Tönnies Gesamtausgabe. Band 22, herausgegeben von Lars Clausen, De Gruyter, Berlin/New York 1998, ISBN 978-3-11-015854-0; ergänzt um Ferdinand Tönnies Gesamtausgabe. Band 22, Teilband 2, herausgegeben von Uwe Carstens und Bärbel Carstens (Teile II, III und IV posthum), De Gruyter, Berlin/New York 2016, ISBN 978-3-11-046027-8; außerdem herausgegeben von Rolf Fechner, Profil, München/Wien 2010, ISBN 978-3-89019-680-0.
  • Die Tatsache des Wollens. Aus dem Nachlass herausgegeben von Jürgen Zander, Duncker und Humblot, Berlin 1982, ISBN 978-3-428-05242-4.

Briefwechsel

  • Ferdinand Tönnies, Friedrich Paulsen. Briefwechsel 1876–1908 (= Veröffentlichungen der Schleswig-Holsteinischen Universitätsgesellschaft. Neue Folge, Band 27). Hrsg. von Olaf Klose, Eduard Georg Jacoby und Irma Fischer. Hirt, Kiel 1961.
  • Ferdinand Tönnies, Harald Höffding: Briefwechsel (= Beiträge zur Sozialforschung. Band 4). Hrsg. und kommentiert von Cornelius Bickel und Rolf Fechner, Duncker & Humblot, Berlin 1989, ISBN 3-428-06773-8.

Literatur

Einführungen

  • Cornelius Bickel: Ferdinand Tönnies (1855–1936). In: Dirk Kaesler (Hrsg.): Klassiker der Soziologie. Band 1: Von Auguste Comte bis Alfred Schütz. 6., überarbeitete und aktualisierte Auflage. C.H. Beck, München 2012, ISBN 978-3-406-64297-5.
  • Arno Bammé: Ferdinand Tönnies. Eine Einführung. Metropolis, Marburg 2018, ISBN 978-3-7316-1373-2.
  • Eduard Georg Jacoby: Die moderne Gesellschaft im sozialwissenschaftlichen Denken von Ferdinand Tönnies. Eine biographische Einführung. Enke, Stuttgart 1971, ISBN 3-432-01679-4; Neuausgabe: Profil, München 2013, ISBN 978-3-89019-699-2.
  • Christopher Adair-Toteff (Hrsg.): The Anthem companion to Ferdinand Tönnies. Anthem Press, London/New York 2016, ISBN 978-0-85728-182-1.

Biographien

  • Cornelius Bickel: Ferdinand Tönnies. Soziologie als skeptische Aufklärung zwischen Historismus und Rationalismus. Westdeutscher Verlag, Opladen 1991, ISBN 3-531-12110-3 (Sonderausgabe Profil Verlag, Wien/München 2020 mit dem Titel Soziologie als skeptische Aufklärung zwischen Historismus und Rationalismus).
  • Uwe Carstens: Ferdinand Tönnies. Friese und Weltbürger. Ergänzte und völlig überarbeitete 2. Auflage, Nordfriisk Instituut, Bredstedt 2013, ISBN 978-3-88007-381-4 (zuerst 2005).
  • Uwe Carstens: Lieber Freund Ferdinand. Die bemerkenswerte Freundschaft zwischen Theodor Storm und Ferdinand Tönnies. BoD, Norderstedt 2008, ISBN 978-3-8370-4762-2.

Einträge in Lexika und Handbüchern

  • Ferdinand Tönnies, Kiel. In: Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen. Hrsg. Raymund Schmidt. Leipzig 1922 (2. Auflage 1923), Band 3, S. 203–242.
  • Wilhelm Bernsdorf, Werner J. Cahnman: Tönnies, Ferdinand. In: Wilhelm Bernsdorf, Horst Knospe (Hrsg.): Internationales Soziologenlexikon. Band 1: Beiträge über bis Ende 1969 verstorbene Soziologen. 2. neubearbeitete Auflage. Enke, Stuttgart 1980, ISBN 3-432-82652-4, S. 442–447.
  • Bernd Kettern: Tönnies, Ferdinand. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Band 12, Bautz, Herzberg 1997, ISBN 3-88309-068-9, Sp. 260–263.
  • Rolf Fechner: Ferdinand Tönnies. In: Thomas Bedorf, Andreas Gelhard (Hrsg.): Die deutsche Philosophie im 20. Jahrhundert. Ein Autorenhandbuch. 2. Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2015, ISBN 978-3-534-74025-3, S. 288–290.

Festschrift

  • Reine und angewandte Soziologie. Eine Festgabe für Ferdinand Tönnies zu seinem 80. Geburtstage am 26. Juli 1935. Dargebracht von Albrecht et al., Hans Buske, Leipzig 1936 (Nachdruck, Keip, Frankfurt am Main 1989; Nachdruck, Profil, München/Wien 2018, ISBN 978-3-89019-730-2).
  • Symbol, Bewegung, Rationalität. Zum 50. Todestag von Ferdinand Tönnies. Hrsg. von Carsten Schlüter, Königshausen + Neumann, Würzburg 1987, ISBN 3-88479-333-0.

Einzeluntersuchungen (Auswahl)

  • Alfred Bellebaum: Das soziologische System von Ferdinand Tönnies unter besonderer Berücksichtigung seiner soziographischen Untersuchungen. Hain, Meisenheim am Glan 1966; identischer Nachdruck, Profil, München/Wien 2016, ISBN 978-3-89019-712-8.
  • Norbert S. Blüm: Willenslehre und Soziallehre bei Ferdinand Tönnies. Ein Beitrag zum Verständnis von „Gemeinschaft und Gesellschaft“. Dissertationsschrift, Universität Bonn 1967; neu herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Arno Bammé, Profil, München/Wien 2018, ISBN 978-3-89019-729-6.
  • Niall Bond: Understanding Ferdinand Tönnies’ Community and society. Social theory and political philosophy between enlighted liberal individualism and transfigured community. Lit, Wien/Zürich/Berlin/Münster 2013, ISBN 978-3-643-90138-5.
  • Uwe Carstens (Hrsg.): Ferdinand Tönnies. Der Sozialstaat zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft (= Reihe Staatsverständnisse. Band 70). Nomos, Baden-Baden 2014, ISBN 978-3-8487-1626-5.
  • Lars Clausen, Franz Urban Pappi (Hrsg.): Ankunft bei Tönnies. Soziologische Beiträge zum 125. Geburtstag von Ferdinand Tönnies. Walter G. Mühlau, Kiel 1981, ISBN 978-3-87559-038-8.
  • Lars Clausen u. a. (Hrsg.): Tönnies heute. Zur Aktualität von Ferdinand Tönnies. Walter G. Mühlau, Kiel 1985, ISBN 978-3-87559-047-0.
  • Lars Clausen, Carsten Schlüter[-Knauer] (Hrsg.): Hundert Jahre „Gemeinschaft und Gesellschaft“. Ferdinand Tönnies in der internationalen Diskussion. Leske und Budrich, Opladen 1991, ISBN 978-3-663-01368-6.
  • Lars Clausen, Carsten Schlüter[-Knauer] (Hrsg. unter Mitarbeit von Rolf Fechner): „Ausdauer, Geduld und Ruhe“. Fragen und Quellen der Tönnies-Forschung. Fechner, Hamburg 1991, ISBN 3-9801498-8-9.
  • Alexander Deichsel: Von Tönnies her gedacht (= Materialien der Ferdinand-Tönnies-Arbeitsstelle. Band 5). Fechner, Hamburg 1987, ISBN 3-9801498-0-3 (neu herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Arno Bammé, Profil, München/Wien 2020, ISBN 978-3-89019-749-4).
  • Rolf Fechner: Ferdinand Tönnies. Werkverzeichnis (= Tönnies im Gespräch.). Walter de Gruyter, Berlin/New York 1992, ISBN 3-11-013519-1.
  • Peter-Ulrich Merz-Benz: Tiefsinn und Scharfsinn. Ferdinand Tönnies’ begriffliche Konstitution der Sozialwelt. Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-518-58186-4 (der Band erhielt im gleichen Jahr den Amalfi-Preis).
  • Peter-Ulrich Merz-Benz: Erkenntnis und Emanation. Ferdinand Tönnies' Theorie soziologischer Erkenntnis. Springer VS, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-02287-7.
  • Günther Rudolph: Die philosophisch-soziologischen Grundpositionen von Ferdinand Tönnies. Fechner, Hamburg 1995, ISBN 3-929215-07-1 (zuerst erschienen 1967; neu herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Arno Bammé, Profil, München/Wien 2021, ISBN 978-3-89019-751-7).
  • Carsten Schlüter[-Knauer] (Hrsg.): Symbol – Bewegung – Rationalität. Zum 50. Todestag von Ferdinand Tönnies. Königshausen und Neumann, Würzburg 1987.
  • Carsten Schlüter-Knauer: Theorie, Empirie, Demokratie. Impulse von Ferdinand Tönnies für die Politische Wissenschaft. In: Wilhelm Knelangen, Tine Stein (Hrsg.): Kontinuität und Kontroverse. Die Geschichte der Politikwissenschaft an der Universität Kiel. Klartext, Essen 2013, S. 257–292, ISBN 978-3-8375-0763-8.
  • Swiss Journal of Sociology (Hrsg.): Community and Society in the Discourse of Modern Sociology: Essays in Honour of Ferdinand Tönnies on the Occasion of his 150th Birthday. Band 32, 2005, Heft 1 (mit Beiträgen von Albert Salomon, Peter-Ulrich Merz-Benz, Gerhard Wagner, Stefan Bertschi).
  • Alexander Wierzock: Nähe und Distanz eines Intellektuellen zur Sozialdemokratie. Ein vergessenes Gutachten des Soziologen Ferdinand Tönnies zur Revision des Erfurter Programms, in: Archiv für Sozialgeschichte, 55. Band, 2015, S. 321–342.
Wikisource: Ferdinand Tönnies – Quellen und Volltexte
Commons: Ferdinand Tönnies – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Cornelius Bickel: Ferdinand Tönnies (1855–1936). In: Dirk Kaesler (Hrsg.): Klassiker der Soziologie. Band 1: Von Auguste Comte bis Alfred Schütz. 6., überarbeitete und aktualisierte Auflage. C.H. Beck, München 2012, ISBN 978-3-406-64297-5, S. 132–146, hier S. 132.
  2. Biografische Angaben beruhen, wenn nicht anders belegt, auf Uwe Carstens: Ferdinand Tönnies. Friese und Weltbürger. Eine Biographie. 2., erweiterte Auflage, Nordfriisk Instituut, Bräist/Bredstedt 2013, ISBN 978-3-88007-381-4.
  3. Zitiert nach Uwe Carstens: Ferdinand Tönnies. Friese und Weltbürger. Eine Biographie. 2., erweiterte Auflage, Nordfriisk Instituut, Bräist/Bredstedt 2013, S. 35.
  4. Dazu ausführlich Rolf Fechner (Hrsg.): Der Dichter und der Soziologe. Zum Verhältnis zwischen Theodor Storm und Ferdinand Tönnies. Fechner, Hamburg 1987, ISBN 978-3-9801498-3-9.
  5. Arno Bammé: Ferdinand Tönnies. Eine Einführung. Metropolis, Marburg 2018, ISBN 978-3-7316-1373-2, S. 103 f.
  6. Julius Tönnies: Eine höchstnötige Antwort auf die höchst unnötige Frage: „Was ist studentische Reform?“. Karl Döbereiner, Jena 1895.
  7. Zitiert nach Uwe Carstens: Ferdinand Tönnies. Friese und Weltbürger. Eine Biographie. 2., erweiterte Auflage, Nordfriisk Instituut, Bräist/Bredstedt 2013, S. 58.
  8. Olaf Klose, Eduard Georg Jacoby, Irma Fischer (Hrsg.): Briefwechsel 1876–1908. Ferdinand Tönnies – Friedrich Paulsen. Hirt, Kiel 1961.
  9. Uwe Carstens: Ferdinand Tönnies. Friese und Weltbürger. Eine Biographie. 2., erweiterte Auflage, Nordfriisk Instituut, Bräist/Bredstedt 2013, S. 65 f.
  10. Uwe Carstens: Ferdinand Tönnies. Friese und Weltbürger. Eine Biographie. 2., erweiterte Auflage, Nordfriisk Instituut, Bräist/Bredstedt 2013, S. 77.
  11. Arno Bammé: Ferdinand Tönnies. Eine Einführung. Metropolis, Marburg 2018, ISBN 978-3-7316-1373-2, S. 106.
  12. Zitiert nach Uwe Carstens: Ferdinand Tönnies. Friese und Weltbürger. Eine Biographie. 2., erweiterte Auflage, Nordfriisk Instituut, Bräist/Bredstedt 2013, S. 120 f.
  13. Arno Bammé: Ferdinand Tönnies. Eine Einführung. Metropolis, Marburg 2018, S. 106.
  14. Uwe Carstens: Ferdinand Tönnies. Friese und Weltbürger. Eine Biographie. 2., erweiterte Auflage, Nordfriisk Instituut, Bräist/Bredstedt 2013, S. 145.
  15. Zitiert nach Arno Bammé: Ferdinand Tönnies. Eine Einführung. Metropolis, Marburg 2018, S. 108.
  16. Uwe Carstens: Ferdinand Tönnies. Friese und Weltbürger. Eine Biographie. 2., erweiterte Auflage, Nordfriisk Instituut, Bräist/Bredstedt 2013, S. 275.
  17. Schlüter ist der Korrespondent, von dem im Tönnies-Nachlass am meisten Briefe und Postkarten erhalten sind.
  18. Christoph Knüppel: Vom Anarchisten zum deutschen Tatdenker. Der Lebensweg Willy Schlüters und seine Freundschaft mit Ferdinand Tönnies, Teil 2, in Tönnies-Forum, Heft 1/1999, S. 36–75, hier S. 58.
  19. Silke van Dyk, Alexandra Schauer: »… daß die offizielle Soziologie versagt hat«. Zur Soziologie im Nationalsozialismus, der Geschichte ihrer Aufarbeitung und der Rolle der DGS. 2. Auflage. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-06636-9, S. 20.
  20. Uwe Carstens, Carsten Schlüter-Knauer (Hrsg.): Der Wille zur Demokratie. Traditionslinien und Perspektiven. Duncker und Humblot, Berlin 1998, ISBN 978-3-428-08801-0, S. 5 (Vorwort).
  21. Auf dem ersten Soziologentag der DGS sagte er 1910: „Wir wollen also als Soziologen uns nur beschäftigen mit dem, was ist, und nicht mit dem, was nach irgendwelcher Ansicht, aus irgendwelchen Gründen, sein soll.“ Zitiert nach Otthein Rammstedt: Die Frage der Wertfreiheit und die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. In: Lars Clausen, Carsten Schlüter (Hrsg.): Hundert Jahre „Gemeinschaft und Gesellschaft“. Ferdinand Tönnies in der internationalen Diskussion. Leske und Budrich, Opladen 1991, S. 549–560, hier S. 559.
  22. Zitiert nach Uwe Carstens: Ferdinand Tönnies. Friese und Weltbürger. Eine Biographie. 2., erweiterte Auflage, Nordfriisk Instituut, Bräist/Bredstedt 2013, S. 198.
  23. Zitiert nach Uwe Carstens: Ferdinand Tönnies. Friese und Weltbürger. Eine Biographie. 2., erweiterte Auflage, Nordfriisk Instituut, Bräist/Bredstedt 2013, S. 203.
  24. Uwe Carstens: Ferdinand Tönnies. Friese und Weltbürger. Eine Biographie. 2., erweiterte Auflage, Nordfriisk Instituut, Bräist/Bredstedt 2013, S. 213.
  25. Zitiert nach Uwe Carstens: Ferdinand Tönnies. Friese und Weltbürger. Eine Biographie. 2., erweiterte Auflage, Nordfriisk Instituut, Bräist/Bredstedt 2013, S. 207.
  26. Uwe Carstens: Ferdinand Tönnies. Friese und Weltbürger. Eine Biographie. 2., erweiterte Auflage, Nordfriisk Instituut, Bräist/Bredstedt 2013, S. 215.
  27. Alexander Wierzock: Die Ambivalenzen eines Republikaners. Ferdinand Tönnies und die Weimarer Republik. In: Andreas Braune, Michael Dreyer (Hrsg.): Republikanischer Alltag. Die Weimarer Demokratie und die Suche nach Normalität. Franz Steiner, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-515-11952-8, S. 69–86, hier S. 69.
  28. Zitiert nach Alexander Wierzock: Die Ambivalenzen eines Republikaners. Ferdinand Tönnies und die Weimarer Republik. In: Andreas Braune, Michael Dreyer (Hrsg.): Republikanischer Alltag. Die Weimarer Demokratie und die Suche nach Normalität. Franz Steiner, Stuttgart 2017, S. 69–86, hier S. 75.
  29. Alexander Wierzock |: Neue Disziplin, neue Anwendungen. Ferdinand Tönnies und die Soziologie als Lehr-, Forschungs- und Reformfach. In: soziopolis.de. 22. Januar 2022, abgerufen am 1. Februar 2022.
  30. Nicole Holzhauser und Alexander Wierzock: Zwischen Philosophie, Staatswissenschaften und Soziologie: Ferdinand Tönnies' Lehrveranstaltungen an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. In: Zyklos. Jahrbuch für Theorie und Geschichte der Soziologie. Band 5. Springer, Wiesbaden 2019, S. 209-24, hier S. 218, Fussnote 17 und 18.
  31. Uwe Carstens: Ferdinand Tönnies. Friese und Weltbürger. Eine Biographie. 2., erweiterte Auflage, Nordfriisk Instituut, Bräist/Bredstedt 2013, S. 265.
  32. Ungedrucktes Manuskript aus dem Nachlass, zitiert nach Uwe Carstens: Ferdinand Tönnies. Friese und Weltbürger. Eine Biographie. 2., erweiterte Auflage, Nordfriisk Instituut, Bräist/Bredstedt 2013, S. 281.
  33. Ausführlich dazu: Jürgen Zander, Sie der Vernunft? Ferdinand Tönnies’ Fehldiagnose des Nationalsozialismus. In: Tönnies-Forum. Jahrgang 11, Nr. 2/2002, S. 18–43.
  34. Silke van Dyk, Alexandra Schauer: »… daß die offizielle Soziologie versagt hat«. Zur Soziologie im Nationalsozialismus, der Geschichte ihrer Aufarbeitung und der Rolle der DGS. 2. Auflage. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2014, S. 149.
  35. Silke van Dyk, Alexandra Schauer: »… daß die offizielle Soziologie versagt hat«. Zur Soziologie im Nationalsozialismus, der Geschichte ihrer Aufarbeitung und der Rolle der DGS. 2. Auflage. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2014, S. 49 ff.
  36. Sebastian Klauke, Hans Buske – der letzte Verleger von Ferdinand Tönnies. In: Carsten Klingemann und Peter-Ulrich Merz-Benz (Hrsg.), Jahrbuch für Soziologiegeschichte 2020. Springer VS, Wiesbaden 2020, ISBN 978-3-658-30781-3, S. 283–294.
  37. Dazu Jürgen Zander: Ferdinand Tönnies (1855–1936). Nachlass, Bibliothek, Biographie. Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel 1980; sowie Alexander Wierzock: Der Nachlass von Ferdinand Tönnies in der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek in Kiel. In: Stephan Moebius, Andrea Ploder (Hrsg.): Handbuch der deutschsprachigen Soziologie. Band 2: Forschungsdesign, Theorien und Methoden. Springer VS, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-658-07607-8, S. 389–392.
  38. Ferdinand Tönnies: Schriften zu Spinoza. Herausgegeben von Arno Bammé. Profil, München 2016, ISBN 978-3-89019-709-8.
  39. Manfred Walther, Gemeinschaft und Gesellschaft bei Ferdinand Tönnies und in der Sozialphilosophie des 17. Jahrhunderts oder Von Althusius über Hobbes zu Spinoza – und zurück. In: Lars Clausen, Carsten Schlüter (Hrsg.): Hundert Jahre „Gemeinschaft und Gesellschaft“. Ferdinand Tönnies in der internationalen Diskussion. Leske und Budrich, Opladen 1991, ISBN 978-3-8100-0750-6, S. 83–106, hier S. 85.
  40. Cornelius Bickel: Ferdinand Tönnies. Soziologie als skeptische Aufklärung zwischen Historismus und Rationalismus. Westdeutscher Verlag, Opladen 1991, S. 87 ff.
  41. Ausführlich dazu: Eduard Georg Jacoby: Die moderne Gesellschaft im sozialwissenschaftlichen Denken von Ferdinand Tönnies. Eine biographische Einführung. Enke, Stuttgart 1971, ISBN 3-432-01679-4, S. 9 ff.
  42. Bernard Willms: Thomas Hobbes. Das Reich des Leviathan. Piper, München 1987, S. 242 f.
  43. Bernard Willms : Monstrum oder Mutterschoß? Bemerkungen zum Stellenwert der Hobbes-Forschung im Werk von Ferdinand Tönnies. In: Lars Clausen, Carsten Schlüter (Hrsg.): Hundert Jahre „Gemeinschaft und Gesellschaft“. Ferdinand Tönnies in der internationalen Diskussion. Leske und Budrich, Opladen 1991, S. 393–404, hier S. 393.
  44. Bernard Willms: Monstrum oder Mutterschoß? Bemerkungen zum Stellenwert der Hobbes-Forschung im Werk von Ferdinand Tönnies. In: Lars Clausen, Carsten Schlüter (Hrsg.): Hundert Jahre „Gemeinschaft und Gesellschaft“. Ferdinand Tönnies in der internationalen Diskussion. Leske und Budrich, Opladen 1991, S. 393–404, hier S. 402.
  45. Bernard Willms : Monstrum oder Mutterschoß? Bemerkungen zum Stellenwert der Hobbes-Forschung im Werk von Ferdinand Tönnies. In: Lars Clausen, Carsten Schlüter (Hrsg.): Hundert Jahre „Gemeinschaft und Gesellschaft“. Ferdinand Tönnies in der internationalen Diskussion. Leske und Budrich, Opladen 1991, S. 393–404, hier S. 401 f.
  46. Albert Salomon: In memoriam Ferdinand Tönnies (1855-1936). In: Albert Salomon Werke. Band 2: Schriften 1934-1942. Herausgegeben von Peter Gostmann und Gerhard Wagner, VS Verlag, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-531-15697-2, S. 103–118, hier S. 109 f.
  47. Arno Bammé: Ferdinand Tönnies. Eine Einführung. Metropolis, Marburg 2018, S. 9.
  48. Lars Clausen: Der Nestor der deutschen Soziologie: Ferdinand Tönnies. In: Bernhard Schäfers (Hrsg.): Soziologie in Deutschland. Entwicklung, Institutionalisierung und Berufsfelder, theoretische Kontroversen. Leske und Budrich, Opladen 1995, ISBN 3-8100-1300-5, S. 91–97, hier S. 91.
  49. Wilhelm Bernsdorf, Werner J. Cahnman: Tönnies, Ferdinand. In: Wilhelm Bernsdorf, Horst Knospe (Hrsg.): Internationales Soziologenlexikon. Band 1: Beiträge über bis Ende 1969 verstorbene Soziologen. 2. neubearbeitete Auflage. Enke, Stuttgart 1980, ISBN 3-432-82652-4, S. 442–447, hier S. 443.
  50. So übereinstimmend Arno Bammé: Ferdinand Tönnies. Eine Einführung. Metropolis, Marburg 2018, S. 12 und Cornelius Bickel: Ferdinand Tönnies (1855–1936). In: Dirk Kaesler (Hrsg.:): Klassiker der Soziologie. Band 1: Von Auguste Comte bis Alfred Schütz. 6., überarbeitete und aktualisierte Auflage. C.H. Beck, München 2012, S. 132–146, hier S. 138.
  51. Ferdinand Tönnies: Die Einteilung der Soziologie. In: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft. Band 79, Heft 1/1925, S. 1–15; neu veröffentlicht als Zugabe in: Ferdinand Tönnies: Einführung in die Soziologie. Herausgegeben von Arno Bammé. Profil, München 2018, ISBN 978-3-89019-720-3, 417–433.
  52. Die Darstellung der Begriffsarchitektur beruht, wenn nicht anders belegt, auf: Arno Bammé, Ferdinand Tönnies. Eine Einführung. Metropolis, Marburg 2018, S. 15–27.
  53. Werner Fuchs-Heinritz, Rüdiger Lautmann, Otthein Rammstedt, Hanns Wienold (Hrsg.): Lexikon zur Soziologie. 4. Auflage. VS-Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, S. 635: Lemma Soziologie, allgemeine.
  54. Im Lexikon zur Soziologie heißt es zur Sozialpsychologie, sie sei mit der Analyse des individuellen Verhaltens unter Einfluss sozialer Faktoren, insbesondere der Interaktion zwischen Individuen, zwischen Individuen und Gruppen sowie unter Gruppen befasst; Werner Fuchs-Heinritz, Rüdiger Lautmann, Otthein Rammstedt, Hanns Wienold (Hrsg.): Lexikon zur Soziologie. 4. Auflage. VS-Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, Lemma Sozialpsycologie, S. 631.
  55. Ferdinand Tönnies: Soziologische Schriften 1906–1909. Herausgegeben von Arno Bammé. Profil, München/Wien 2016, ISBN 978-3-89019-665-7, S. 156.
  56. Ferdinand Tönnies: Einführung in die Soziologie. Enke, Stuttgart 1931: Neuausgabe, hrgg. von Arno Bammé, Profil, München 2018, S. 459.
  57. Arno Bammé: Ferdinand Tönnies. Eine Einführung. Metropolis, Marburg 2018, S. 28.
  58. Die Aufgliederung folgt Arno Bammé: Ferdinand Tönnies. Eine Einführung. Metropolis, Marburg 2018, S. 23 ff.
  59. Zitiert nach Arno Bammé: Ferdinand Tönnies. Eine Einführung. Metropolis, Marburg 2018, S. 22.
  60. Arno Bammé: Ferdinand Tönnies. Eine Einführung. Metropolis, Marburg 2018, S. 28 und S. 40 ff. Siehe auch Angelika Zahn: Der Wille und die Vernunft. Soziale Bindung bei Ferdinand Tönnies und Jürgen Habermas. In: Peter-Ulrich Merz-Benz (Hrsg.): Öffentliche Meinung und soziologische Theorie. Mit Ferdinand Tönnies weiter gedacht. Springer VS, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-658-09446-1, S. 93–122, hier S. 96.
  61. Im Lexikon zur Soziologie wird unter dem Stichwort Angewandte Soziologie auf das Lemma Bindestrichsoziologie, also auf Spezielle Soziologie verwiesen, die gesellschaftliche Teilbereiche unter Verwendung allgemeiner soziologischer Theorien analysiert; Werner Fuchs-Heinritz, Rüdiger Lautmann, Otthein Rammstedt, Hanns Wienold (Hrsg.): Lexikon zur Soziologie. 4. Auflage. VS-Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, S. 635, Lemma Soziologie, allgemeine, und S. 102.
  62. Zum Beispiel: Ferdinand Tönnies: Das Verbrechen als sociale Erscheinung. In: Soziologische Schriften 1891–1905. Herausgegeben von Rolf Fechner. Profil, München/Wien 2008, ISBN 978-3-89019-640-4, S. 119–134; zuerst erschienen im Archiv für soziale Gesetzgebung und Statistik. Band 8, 1895, S. 329–344. Siehe Jürgen Oetting: Ferdinand Tönnies – ein vergessener Kriminalsoziologe. In: Tönnies-Forum. Jahrgang 27, Nr. 1/2018, S. 45–51.
  63. Ferdinand Tönnies: Der Selbstmord in Schleswig-Holstein. Eine statistisch-soziologische Studie. Ferdinand Hirt, Breslau 1927.
  64. Arno Bammé: Ferdinand Tönnies. Eine Einführung. Metropolis, Marburg 2018, S. 126.
  65. Die Darstellung des Hauptwerkes folgt Volker Kruse: Geschichte der Soziologie. 3. Auflage, UVK, Konstanz und München 2018, ISBN 978-3-8252-4936-6, S. 123 f.
  66. Die Darstellung folgt Rainer Waßner: Kritik der Öffentlichen Meinung. In: Sven Papcke, Georg W. Oesterdiekhoff (Hrsg.): Schlüsselwerke der Soziologie. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2001, ISBN 978-3-531-13235-8, S. 491–493.
  67. Die Darstellung beruht auf Klaus Lichtblau: Die Eigenart der kultur- und sozialwissenschaftlichen Begriffsbildung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-531-16188-4, S. 93 ff.
  68. Die folgende Darstellung beruht auf Andrzej Przestalski: Tönnies’ Konzeption des Streikes. In: Lars Clausen, Carsten Schlüter (Hrsg.): Hundert Jahre „Gemeinschaft und Gesellschaft“. Ferdinand Tönnies in der internationalen Diskussion. Leske und Budrich, Opladen 1991, S. 471–482.
  69. Ferdinand Tönnies: Schriften zum Hamburger Hafenarbeiterstreik. Herausgegeben von Rolf Fechner. Profil, München/Wien 2011, ISBN 978-3-89019-660-2.
  70. Ferdinand Tönnies: Die Wahrheit über den Streik der Hafenarbeiter und Seeleute in Hamburg 1896/97. Hamburg 1897, S. 29, zitiert nach Andrzej Przestalski: Tönnies’ Konzeption des Streikes. In: Lars Clausen, Carsten Schlüter (Hrsg.): Hundert Jahre „Gemeinschaft und Gesellschaft“. Ferdinand Tönnies in der internationalen Diskussion. Leske und Budrich, Opladen 1991, S. 471–482, hier S. 474 f.
  71. Cornelius Bickel: Ferdinand Tönnies (1855–1936). In: Dirk Kaesler (Hrsg.): Klassiker der Soziologie. Band 1: Von Auguste Comte bis Alfred Schütz. 6., überarbeitete und aktualisierte Auflage. C.H. Beck, München 2012, S. 132–146, hier S. 139.
  72. Gustav Radbruch, Ferdinand Tönnies’ 70. Geburtstag. In: Gustav Radbruch Gesamtausgabe, Band 16, Biographische Schriften, C. F. Müller, Heidelberg 1988, ISBN 3-8114-3387-3, S. 49–52, hier S. 50.
  73. Hans Freyer: Soziologie als Wirklichkeitswissenschaft. Logische Grundlegung des Systems der Soziologie. B. G. Teubner, Leipzig u. a. 1930, S. 185.
  74. Dazu Arno Mohr: Ferdinand Tönnies und Hans Lorenz Stoltenberg. Eine intellektuelle Beziehung. In: Tönnies-Forum, Jg. 25, 2/2016, S. 7–32, hier S. 25 ff.
  75. Alexander Wierzock, Sebastian Klauke: Das Institut für Weltwirtschaft und Seeverkehr als Wegbereiter einer Politikwissenschaft aus Kiel? In: Wilhelm Knelangen, Tine Stein (Hrsg.): Kontinuität und Kontroverse. Die Geschichte der Politikwissenschaft in Kiel. Essen 2013, ISBN 978-3-8375-0763-8, S. 293–323, hier S. 298 ff.
  76. Uwe Carstens: Ferdinand Tönnies. Friese und Weltbürger. Eine Biographie. 2., erweiterte Auflage, Nordfriisk Instituut, Bräist/Bredstedt 2013, S. 191 f.
  77. Alexander Wierzock, Sebastian Klauke: Das Institut für Weltwirtschaft und Seeverkehr als Wegbereiter einer Politikwissenschaft aus Kiel? In: Wilhelm Knelangen, Tine Stein (Hrsg.): Kontinuität und Kontroverse. Die Geschichte der Politikwissenschaft in Kiel. Essen 2013, S. 293–323, hier S. 306 ff.
  78. Alexander Wierzock: Tragisches Bewusstsein und sozialer Pessimismus als wissenschaftliche Erkenntnisvoraussetzung. Alfred Meusel und Ferdinand Tönnies. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Heft 11/2014, S. 901–920.
  79. Lars Gertenbach, Henning Laux, Hartmut Rosa, David Strecker: Theorien der Gemeinschaft zur Einführung. Junius, Hamburg 2010, ISBN 978-3-88506-667-5, S. 47.
  80. Durkheim und Tönnies verwenden eine dichotomische Begriffsbildung, die aber gegenläufig ist. Organisch ist für Tönnies die nicht planmäßig hergestellte, sondern von selbst gewordene Welt der vormodernen Gemeinschaft, mechanisch dagegen die auf Vertragsschlüssen beruhende Gesellschaft. Für Durkheim dagegen ist die vormoderne, wenig differenzierte Gesellschaft (bei Tönnies Gemeinschaft) die mechanische. Organisch ist für ihn die auf differenzierter Arbeitsteilung beruhende moderne Gesellschaft. Von der hat er ein positives Bild, während sie von Tönnies skeptisch eingeschätzt wird; Cornelius Bickel, Tönnies und Durkheim. Nähe und Distanz. In: Tönnies-Forum. Jahrgang 20, Nr. 1/2011, S. 28–38, hier S. 28.
  81. Lars Gertenbach, Henning Laux, Hartmut Rosa, David Strecker: Theorien der Gemeinschaft zur Einführung. Junius, Hamburg 2010, S. 47 f.
  82. Lars Clausen: Der Nestor der deutschen Soziologie. Ferdinand Tönnies. In: Bernhard Schäfers (Hrsg.): Soziologie in Deutschland. Entwicklung, Institutionalisierung und Berufsfelder, theoretische Kontroversen. Leske und Budrich, Opladen 1995, S. 91–97, hier S. 95.
  83. Volker Kruse: Geschichte der Soziologie. 3. Auflage, UVK, Konstanz und München 2018, S. 123.
  84. Dirk Kaesler: Erfolg eines Mißverständnisses? Zur Wirkungsgeschichte von „Gemeinschaft und Gesellschaft“ in der frühen deutschen Soziologie. In: Lars Clausen, Carsten Schlüter (Hrsg.): Hundert Jahre „Gemeinschaft und Gesellschaft“. Ferdinand Tönnies in der internationalen Diskussion. Leske und Budrich, Opladen 1991, S. 517–526, hier S. 521.
  85. Arno Bammé: Ferdinand Tönnies. Eine Einführung. Metropolis, Marburg 2018, S. 111 f. Ausführlich zu Fehldeutungen des Tönnies’schen Begriffs Gemeinschaft Lars Clausen: Der Januskopf der Gemeinschaft. In: Lars Clausen, Carsten Schlüter (Hrsg.): Hundert Jahre „Gemeinschaft und Gesellschaft“. Ferdinand Tönnies in der internationalen Diskussion. Leske und Budrich, Opladen 1991, ISBN 978-3-8100-0750-6, S. 67–82.
  86. Dirk Kaesler: Erfolg eines Mißverständnisses? Zur Wirkungsgeschichte von „Gemeinschaft und Gesellschaft“ in der frühen deutschen Soziologie. In: Lars Clausen, Carsten Schlüter (Hrsg.): Hundert Jahre „Gemeinschaft und Gesellschaft“. Ferdinand Tönnies in der internationalen Diskussion. Leske und Budrich, Opladen 1991, S. 517–526, hier S. 519.
  87. Zitiert nach Dirk Kaesler: Erfolg eines Mißverständnisses? Zur Wirkungsgeschichte von „Gemeinschaft und Gesellschaft“ in der frühen deutschen Soziologie. In: Lars Clausen, Carsten Schlüter (Hrsg.): Hundert Jahre „Gemeinschaft und Gesellschaft“. Ferdinand Tönnies in der internationalen Diskussion. Leske und Budrich, Opladen 1991, S. 517–526, hier S. 526.
  88. Lars Gertenbach, Henning Laux, Hartmut Rosa, David Strecker: Theorien der Gemeinschaft zur Einführung. Junius, Hamburg 2010, S. 44.
  89. Lars Gertenbach, Henning Laux, Hartmut Rosa, David Strecker: Theorien der Gemeinschaft zur Einführung. Junius, Hamburg 2010, S. 45.
  90. Zitiert nach Dirk Kaesler: Erfolg eines Mißverständnisses? Zur Wirkungsgeschichte von „Gemeinschaft und Gesellschaft“ in der frühen deutschen Soziologie. In: Lars Clausen, Carsten Schlüter (Hrsg.): Hundert Jahre „Gemeinschaft und Gesellschaft“. Ferdinand Tönnies in der internationalen Diskussion. Leske und Budrich, Opladen 1991, S. 517–526, hier S. 524 f.
  91. Theodor Geiger: Ideologie und Wahrheit. Eine soziologische Kritik des Denkens. Humboldt, Wien 1953, S. 106.
  92. Cornelius Bickel: Ferdinand Tönnies (1855–1936). In: Dirk Kaesler (Hrsg.): Klassiker der Soziologie. Band 1: Von Auguste Comte bis Alfred Schütz. 6., überarbeitete und aktualisierte Auflage. C.H. Beck, München 2012, S. 132–146, hier S. 141.
  93. Jürgen Zander, Sieg der Vernunft? Ferdinand Tönnies’ Fehldiagnose des Nationalsozialismus. In: Tönnies-Forum. Jahrgang 11, Nr. 2/2002, S. 18–43, hier S. 35.
  94. Lars Gertenbach, Henning Laux, Hartmut Rosa, David Strecker: Theorien der Gemeinschaft zur Einführung. Junius, Hamburg 2010, S. 40.
  95. Friedrich H. Tenbruck: Deutsche Soziologie im internationalen Kontext. Ihre Ideengeschichte und ihr Gesellschaftsbezug. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Sonderheft 21/1979: Deutsche Soziologie seit 1945, S. 71–107, hier S. 73 f.
  96. Raymond Aron: Die deutsche Soziologie der Gegenwart. Systematische Einführung in das soziologische Denken. Übersetzt und bearbeitet von Iring Fetscher. Kröner, Stuttgart 1953, zu Tönnies S. 16–21 (Original: La sociologie allemande contemporaine. Presses universitaires de France, Paris 1950).
  97. Günther Lüschen: 25 Jahre deutscher Nachkriegssoziologie – Institutionalisierung und Theorie. In: In: Bernhard Schäfers (Hrsg.): Soziologie in Deutschland. Entwicklung, Institutionalisierung und Berufsfelder, theoretische Kontroversen. Leske und Budrich, Opladen 1995, S. 11–33, hier S. 11.
  98. Lars Clausen: Meine Einführung in die Soziologie. 15 Vorlesungen in freier Rede. Herausgegeben von Jan-Frederik Bandel und Klaus R. Schroeter, unter der Mitarbeit von Bettina Clausen, Stroemfeld, Frankfurt am Main 2015, S. 274; der große Einfluss der Frankfurter Soziologie um Theodor W. Adorno entfaltete sich erst in den 1960er-Jahren.
  99. Wiederabdruck René König: Ferdinand Tönnies. In: ders.: Soziologie in Deutschland. Begründer, Verfechter, Verächter. Hanser, München/Wien 1987, ISBN 978-3-446-14888-8, S. 122–197.
  100. René König: Ferdinand Tönnies. In: ders., Soziologie in Deutschland. Begründer, Verfechter, Verächter. Hanser, München/Wien 1987, ISBN 978-3-446-14888-8, S. 122–197, hier S. 122.
  101. René König: Ferdinand Tönnies. In: ders.: Soziologie in Deutschland. Begründer, Verfechter, Verächter. Hanser, München/Wien 1987, ISBN 978-3-446-14888-8, S. 122–197, hier S. 189.
  102. Alfred Bellebaum: Das soziologische System von Ferdinand Tönnies unter besonderer Berücksichtigung seiner soziographischen Untersuchungen. Hain, Meisenheim am Glan 1966 (Neuauflage herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Arno Bammé. Profil, München/Wien 2016, ISBN 978-3-89019-712-8).
  103. Norbert Blüm: Willenslehre und Soziallehre bei Ferdinand Tönnies. Ein Beitrag zum Verständnis von „Gemeinschaft und Gesellschaft“. Dissertationsschrift, Universität Bonn 1967 (Neuauflage herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Arno Bammé. Profil, München/Wien 2018, ISBN 978-3-89019-729-6).
  104. Eduard Georg Jacoby: Die moderne Gesellschaft im sozialwissenschaftlichen Denken von Ferdinand Tönnies. Eine biographische Einführung. ISBN 978-3-432-01679-5 (Neuauflage herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Arno Bammé. Profil, München/Wien 2013, ISBN 978-3-89019-699-2).
  105. Günther Rudolph: Die philosophisch-soziologischen Grundpositionen von Ferdinand Tönnies. Ein Beitrag zur Geschichte und Kritik der bürgerlichen Soziologie. Deutsche Akademie der Wissenschaften, Berlin 1967 (Neuauflage: Fechner, Hamburg 1995, ISBN 978-3-929215-07-6).
  106. Günther Rudolph: Die philosophisch-soziologischen Grundpositionen von Ferdinand Tönnies. Ein Beitrag zur Geschichte und Kritik der bürgerlichen Soziologie. Fechner, Hamburg 1995, S. 13 ff. (Unwissenschaftliche Vorbemerkung zu einer wissenschaftlichen Arbeit). Das entfernte Kapitel wurde 1997 veröffentlicht: Günther Rudolph: Zur Staatsauffassung von Ferdinand Tönnies. In: Tönnies-Forum. Jahrgang 6, Nr. 1/1997, S. 1–22.
  107. Günther Rudolph: Die philosophisch-soziologischen Grundpositionen von Ferdinand Tönnies. Ein Beitrag zur Geschichte und Kritik der bürgerlichen Soziologie. Fechner, Hamburg 1995, S. 38.
  108. Sebastian Klauke, Günther Rudolph, Tönnies-Forscher in der DDR. In: Tönnies-Forum. Jahrgang 25, Nr. 2/2016, S. 39–42, hier S. 39.
  109. Peter Ruben: Gemeinschaft und Gesellschaft – erneut betrachtet. In: Ethnohistorische Wege und Lehrjahre eines Philosophen: Festschrift für Lawrence Krader zum 75. Geburtstag. Hg. v. Dittmar Schorkowitz. Frankfurt a. M. 1995. PdF: . Siehe auch Peter Ruben: Grenzen der Gemeinschaft? In: Berliner Debatte Initial 13. Jg. (2002) Heft 1. PdF:
  110. Die Angaben dieses Abschnitts beruhen, wenn nicht anders belegt, auf Werner J. Cahnman: Tönnies in Amerika. In: Wolf Lepenies (Hrsg.): Geschichte der Soziologie. Band 4, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981, ISBN 978-3-518-07967-6, S. 82–114 (Original englischsprachig) in History and Theory. Band 16, 1977, S. 147–167.
  111. Werner J. Cahnman: Tönnies in Amerika. In: Wolf Lepenies (Hrsg.): Geschichte der Soziologie. Band 4, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981, S. 82–114, hier S. 90.
  112. Louis Wirth: The Sociology of Ferdinand Tönnies. In: American Journal of Sociology. Band 32, 1926, S. 412–432.
  113. Werner J. Cahnman: Tönnies in Amerika. In: Wolf Lepenies (Hrsg.): Geschichte der Soziologie. Band 4, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981, S. 82–114, hier S. 92.
  114. Louis Wirth: Urbanism as a Way of Life. In: The American Journal of Sociology, Jahrgang 44, No. 1, Juli 1938, S. 1–24.
  115. Werner J. Cahnman: Tönnies in Amerika. In: Wolf Lepenies (Hrsg.): Geschichte der Soziologie. Band 4, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981, S. 82–114, hier S. 101.
  116. Wilhelm Bernsdorf, Werner J. Cahnman: Tönnies, Ferdinand. In: Wilhelm Bernsdorf, Horst Knospe (Hrsg.): Internationales Soziologenlexikon. Band 1: Beiträge über bis Ende 1969 verstorbene Soziologen. 2. neubearbeitete Auflage. Enke, Stuttgart 1980, S. 442–447, hier S. 446.
  117. René König: Ferdinand Tönnies. In: ders.: Soziologie in Deutschland. Begründer, Verfechter, Verächter. Hanser, München/Wien 1987, ISBN 978-3-446-14888-8, S. 122–197, hier S. 123 und S. 452, Anmerkung 3.
  118. Werner J. Cahnman: Tönnies in Amerika. In: Wolf Lepenies (Hrsg.): Geschichte der Soziologie. Band 4, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981, S. 82–114, hier S. 103.
  119. Johan Eichhorn: Krieg in Europa. Der jugoslawische Bürgerkrieg (1991 - 1995) aus der Sicht der Konfliktforschung. ABI (Arnold-Bergstraesser-Institut), Freiburg 2009, ISBN 978-3-928597-44-9, S. 28 f.
  120. Peter-Ulrich Merz-Benz: Die Überwindung des Individualismus und das Theorem von Gemeinschaft und Gesellschaft – Ferdinand Tönnies und der Kommunitarismus. In: Swiss Journal of Sociology. Band 32, 2006, Nr. 1, S. 27–52, hier S. 28.
  121. Die Angaben der folgenden Abschnitte und auch das Zitat stammen, wenn nicht anders belegt, aus einem Interview, das Uwe Carstens am 7. April 1992 mit Lars Clausen führte. In: Uwe Carstens: Chronik der Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft. Zum 30jährigen Jubiläum des Ferdinand-Tönnies-Hauses 1962-1992. Kiel 1992, S. 224–228.
  122. Jürgen Zander, In schwerer See. Erinnerung an Lars Clausen, In: Tönnies-Forum. Jahrgang 19, Nr. 2/2010, S. 38–42, hier S. 38.
  123. Die er (nicht nur zu Tönnies) bis zur Pensionierung als Angestellter der Landebibiliothek fortsetzte.
  124. Lars Clausen, Für Jürgen Zander. In: Tönnies-Forum. Jahrgang 13, Nr. 1/2004, S. 3–4, hier S. 3.
  125. Notiz in Die Deutsche Universitätszeitung vereinigt mit Hochschul-Dienst, Band 33, Verlag Dr. Josef Raabe, 1977, S. 536.
  126. Lars Clausen: Meine Einführung in die Soziologie. 15 Vorlesungen in freier Rede. Herausgegeben von Jan-Frederik Bandel und Klaus R. Schroeter, unter der Mitarbeit von Bettina Clausen, Stroemfeld, Frankfurt am Main 2015, S. 274.
  127. Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft/Wissenschaft/Symposien, abgerufen am 25. August 2020.
  128. Klaus Lichtblau: Die Eigenart der kultur- und sozialwissenschaftlichen Begriffsbildung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2011, S. 87.
  129. Lars Clausen: Meine Einführung in die Soziologie. 15 Vorlesungen in freier Rede. Herausgegeben von Jan-Frederik Bandel und Klaus R. Schroeter, unter der Mitarbeit von Bettina Clausen. Stroemfeld, Frankfurt am Main 2015, S. 273; die im Buch davor liegenden Zwischenabschnitte Kieler Hausgeist: Ferdinand Tönnies (S. 265–268) und Gemeinschaft und Gesellschaft (S. 268–262) lassen sich als sehr knappe Einführung in Leben und Werk Tönnies’ lesen.
  130. Bevor Fechner 2003 als wissenschaftlicher Angestellter an die Universität Klagenfurt wechselte, war er wissenschaftlicher Referent der Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft in Kiel gewesen und hatte danach in Hamburg für die Tönnies-Arbeitsstelle gewirkt und sich besonders um ein vollständiges Tönnies-Werkverzeichnis bemüht. In seinem Rolf Fechner Verlag gab er unter anderem die Neuauflage der Dissertation von Günther Rudolph heraus; Günther Rudolph: Die philosophisch-soziologischen Grundpositionen von Ferdinand Tönnies. Fechner, Hamburg 1995, ISBN 3-929215-07-1.
  131. Uwe Carstens: Ferdinand Tönnies. Friese und Weltbürger. Eine Biographie. 2., erweiterte Auflage, Nordfriisk Instituut, Bräist/Bredstedt 2013, S. 318 f.
  132. Laut Tönnies-Forum (6. Jahrgang, Heft 2, 1997, S. 37) legte Merz-Benz mit seinem Werk die erste Habilitationsschrift zum Werk des Klassikers überhaupt vor.
  133. Arno Bammé: Ferdinand Tönnies. Eine Einführung. Metropolis, Marburg 2018, S. 100 f.
  134. Arno Bammé: Ferdinand Tönnies. Eine Einführung. Metropolis, Marburg 2018, S. 100.
  135. Angaben zu Ehrungen beruhen, wenn nicht anders belegt, auf Uwe Carstens: Ferdinand Tönnies. Friese und Weltbürger. Eine Biographie. 2., erweiterte Auflage, Nordfriisk Instituut, Bräist/Bredstedt 2013, S. 318 ff.
  136. Ferdinand Julius Tönnies. In: Kieler Gelehrtenverzeichnis, Universität Kiel, Abschnitt Ehrungen. Abweichend von der Angabe bei Carstens wird die Verleihung des Titels Geheimer Regierungsrat hier für 1917 angegeben.
  137. Uwe Carstens: Ferdinand Tönnies. Friese und Weltbürger. Eine Biographie. 2., erweiterte Auflage, Nordfriisk Instituut, Bräist/Bredstedt 2013, S. 216 f.
  138. Dass Tönnies Inhaber dieser Auszeichnung sei, wurde ihm am 24. Januar 1920 mit einem Besitzzeugnis der Generalordenskommission beurkundet. Siehe Faksimile bei Uwe Carstens: Ferdinand Tönnies. Friese und Weltbürger. Eine Biographie. 2., erweiterte Auflage, Nordfriisk Instituut, Bräist/Bredstedt 2013, S. 217; ob das Beurkundungsdatum mit dem der Verleihung übereinstimmt, ist unklar.
  139. Arno Bammé: Ferdinand Tönnies. Eine Einführung, Metropolis-Verlag, Marburg 2018, S. 127.
  140. Rolf Fechner: Ferdinand Tönnies. Werkverzeichnis. De Gruyter, Berlin/New York 1992, ISBN 978-3-11-013519-0.

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