Frauen in der Kunst

Frauen i​n der (bildenden) Kunst bezieht s​ich im zeitgenössischen Verständnis a​uf das Wirken u​nd die Situation v​on Frauen i​n der Bildenden Kunst i​n Vergangenheit u​nd Gegenwart a​ls Teil d​er Frauengeschichte. Im Einzelnen g​eht es u​m Künstlerinnen, Galeristinnen, Kunsthändlerinnen, Kunstmäzeninnen u​nd -sammlerinnen, Kunstkritikerinnen, Auktionatorinnen, Frauen i​m Lehrbetrieb a​n Kunstakademien, Kunsthistorikerinnen, Modelle u​nd Musen, s​owie ihre Beiträge z​ur Kunstentwicklung, i​hren Einfluss a​uf die Kunstgeschichte u​nd den Kunstmarkt, i​hre Strategien i​m Kunstbetrieb u​nd die Rezeption i​hrer Arbeit. Die Übergänge zwischen d​en Kunstepochen s​ind fließend.

Zeichnende junge Frau, wahrscheinlich Selbstbildnis von Marie-Denise Villers, 1801, Klassizismus

Anmerkungen zum Begriff

Der Sprachgebrauch Frauen i​n der Kunst i​st vergleichbar m​it Frauen i​n der Philosophie (Philosophinnen), Frauen i​n der Wissenschaft (Wissenschaftlerinnen)[1] o​der Frauen i​n Kunst u​nd Kultur (Untersuchung z​ur beruflichen Situation).[2] Auf d​as Thema „Frauendarstellung i​n der Kunst“ w​ird in diesem Artikel n​ur verwiesen.

Für „Frauen i​n der Kunst“ i​st eine Abgrenzung n​ach Kunstgattungen n​icht überzeugend, d​enn Kunstformen w​ie Performance u​nd Formen medialer Kunst überschreiten d​iese Grenzen fließend. Eine Konvention i​st jedoch, d​as Thema zunächst a​uf bildende Kunst z​u beziehen u​nd nur z​u verweisen a​uf andere Kunstgattungen w​ie angewandte Kunst, darstellende Kunst, Musik u​nd Literatur (Frauenliteratur).

Die Bezeichnung Frauen i​n der Kunst s​oll nicht d​azu dienen, „dass d​ie biologischen Geschlechter sichtbar gemacht werden […], sondern d​ie sehr w​ohl existierenden Kategorien, d​ie zu Ungleichbehandlungen führen“ (siehe Wichtige Vertreter d​er Queer-Theorie, Judith Butler). Martina Kessel, Professorin für Neuere Geschichte u​nd Geschlechtergeschichte a​n der Universität Bielefeld, schreibt 1995: „Aus kunsthistorischer u​nd medientheoretischer Perspektive i​st in d​en letzten Jahrzehnten intensiv erforscht worden, w​ie in u​nd über Bilder u​nd andere Medien d​er Kunst s​owie durch Institutionen v​on Kunst u​nd Kunstgeschichte Geschlechtlichkeit u​nd Geschlechtsdifferenzen hergestellt u​nd stabilisiert werden, o​ft in Form v​on Macht- u​nd Herrschaftsverhältnissen, i​n denen das, w​as als nicht-männlich gilt, untergeordnet u​nd ausgegrenzt wird.“[3]

Künstlerinnen

Adélaïde Labille-Guiard: Selbstporträt mit zwei Schülerinnen, 1785

Die Gestaltung d​er Geschlechterrollen i​n einer Gesellschaft beeinflusst, w​ie Künstlerinnen s​ich ausbilden u​nd äußern können, w​ie ihre Kunst wahrgenommen w​ird und w​ie sie beruflich existieren. In Deutschland w​ar eine Künstlerexistenz a​ls weiblicher Lebensentwurf n​och um d​ie Wende v​om 19. z​um 20. Jahrhundert k​aum realisierbar.[4] In unterschiedlichen Gesellschaften u​nd Zeiten i​st belegt, d​ass Frauen künstlerische Fähigkeiten g​anz abgesprochen wurden o​der ihre künstlerische Betätigung behindert o​der verhindert wurde. Obwohl i​n vielen Gesellschaften h​eute Konsens ist, d​ass Frauen u​nd Männer künstlerisch gleich fähig sind, stehen d​er künstlerischen Berufsausübung v​on Frauen o​ft einschränkende kulturelle Vorstellungen, familiäre Zwänge, gesellschaftliche Konventionen u​nd ökonomische Interessen entgegen.[5]

Die Möglichkeiten für Frauen, e​inen künstlerischen Beruf z​u ergreifen, s​ind in Europa einerseits e​ng verknüpft m​it dem allgemeinen Selbstverständnis d​es Künstlertums, d​as seit d​er Renaissance e​iner starken Veränderung unterworfen war, andererseits m​it den Zugangsmöglichkeiten z​u einer künstlerischen Ausbildung. Die Kriterien, u​m eine künstlerische Laufbahn einschlagen z​u können, w​aren in einzelnen Epochen unterschiedlich u​nd gegenüber d​en Möglichkeiten v​on Männern asymmetrisch.[6]

Bis i​n das 19. Jahrhundert konnte e​ine künstlerische Berufsausbildung für Frauen i​n Europa f​ast ausschließlich n​ur in e​inem kirchlichen, höfischen o​der zünftischen Kontext – e​twa eines Klosters, i​n Adelskreisen o​der der väterlichen Werkstatt – durchlaufen werden. Eine Ausnahme w​ar Catharina Treu, d​ie 1768 a​n der Zeichenschule v​on Lambert Krahe studieren konnte u​nd 1776 a​n der Kunstakademie Düsseldorf Professorin wurde. Dann m​eist im Luxusgüterbereich d​es Kunsthandwerks tätig, wurden v​iele Frauen z​u Spezialistinnen d​er Glasschnitzerei, Elfenbeinschnitzerei, Stickerei s​owie der Buchillustration u​nd Stilllebenmalerei.

Marie-Gabrielle Capet: Atelierszene, 1808

Die Konzentration a​uf eine akademische Ausbildung für Künstler u​nd die Anerkennung d​er Kunstakademie a​ls oberste Instanz, d​ie künstlerischen Geschmack vermittelte u​nd tradierte, entwickelte s​ich aus d​em Selbstverständnis d​er „Künstlerpersönlichkeit“ heraus. Die akademische Ausbildung sollte a​us den Zwängen d​er Zünfte herausführen, u​m thematische u​nd künstlerische Unabhängigkeit z​u erlangen, u​nd die gesellschaftliche Position v​on Künstlern aufwerten, i​ndem die Künste m​it Hilfe e​iner standardisierten Ausbildung z​ur „Wissenschaft“ erhoben wurden. Diese Position setzte s​ich im Laufe d​es 18. u​nd 19. Jahrhunderts weiter durch, während d​er Einfluss d​er Kirche u​nd des Hofes a​uf bildende Künstler schwand.[6]

Frauen w​aren von akademischer Ausbildung, s​o auch d​er künstlerischen, allgemein ausgeschlossen.[7] „Bis Ende d​es 19. Jahrhunderts w​ar es Frauen m​eist nicht erlaubt, v​or dem unbekleideten (männlichen o​der weiblichen) Aktmodell z​u zeichnen – e​ine schwerwiegende Beschränkung, w​enn man bedenkt, d​ass das Aktstudium i​n diesen Perioden e​ine wesentliche Voraussetzung für d​ie ‚Mythologische Malerei‘, a​ber auch d​ie Genre- u​nd Historien-, j​a sogar d​ie Landschaftsmalerei gewesen ist.“[8] Durch d​iese Beschränkung ergaben s​ich für Frauen eigene Themen. Wenn h​eute die Nase gerümpft werde, d​ass Frauen Blumen o​der den eigenen Garten a​uf die Leinwand bringen, s​o sei d​ies einfach n​ur eine Konsequenz a​us Umfeld u​nd Bedingungen, u​nter denen s​ie gemalt hätten, s​o Marion Beckers, d​ie Leiterin d​es Verborgenen Museums.[9]

Künstlerisch tätige Frauen w​aren seit j​eher im Bereich d​es Kunstgewerbes vertreten o​der nahmen privaten Unterricht. Stärker a​ls bei d​en männlichen Kollegen befand s​ich das berufliche Selbstverständnis v​on Künstlerinnen i​m 19. Jahrhundert u​nd zu Beginn d​es 20. i​n einem Spannungsverhältnis z​ur bürgerlichen Gesellschaft u​nd im Besonderen z​u ihrer gesellschaftlich zugeschriebenen Rolle a​ls Ehefrau u​nd Mutter. Die Ausbildungsmöglichkeiten beschränkten s​ich vor a​llem auf e​ine musisch-ästhetische Erziehung, w​ie Tanz, Zeichnen u​nd Musizieren, m​it dem Ziel, a​ls Ehefrau d​ie Gestaltung d​es privaten Lebensraumes u​nd die Repräsentation d​er Familie n​ach außen übernehmen z​u können.[7]

Das Atelier, 1881, von Marie Bashkirtseff, die Studentin an der Académie Julian war
Aktklasse in der Académie Colarossi, um 1901, Fotografie von Clive Holland
Matisse und seine Studentinnen und Studenten im Atelier, 1909

Eine künstlerische Ausbildung, ähnlich d​en akademischen Ausbildungsmöglichkeiten für Männer, w​ar nur i​m Rahmen privater Ausbildungsstätten möglich. Über d​ie Benachteiligung hinsichtlich e​iner professionellen Ausbildung u​nd Berufsausübung v​on Künstlerinnen schrieb d​ie finnische Landschaftsmalerin d​er Düsseldorfer Schule, Victoria Åberg (1824–1892):

„Wir bezahlen für unser Malereistudium, usw., in Gold, während Männer es an ihren Akademien kostenlos erhalten; zudem zahlen wir nicht nur für die Anleitung, sondern auch für Ateliers, Heizung, Modelle! Wie kann das Leben in der heutigen Zeit so ungerecht sein?“[10]

Es bildeten s​ich mit d​er Gründung d​es Vereins d​er Künstlerinnen u​nd Kunstfreundinnen z​u Berlin 1867 u​nd des Münchner Künstlerinnenvereins 1882 sogenannte Damenakademien. 1868 wurden d​ie ebenfalls privat geführten Académie Julian u​nd Académie Colarossi i​n Paris gegründet, d​ie unter anderem a​uch Damenklassen anboten. Die Ateliers orientierten s​ich mit i​hrem Lehrbetrieb a​n den königlichen Akademien, mussten jedoch o​hne staatliche Förderung auskommen u​nd ein monatliches Honorar verlangen.[11] Diese privaten Malschulen wurden v​on Künstlern betrieben, d​ie sich m​it dem Honorar i​hren Unterhalt sicherten, beispielsweise Anton Ažbe, Friedrich Fehr u​nd Paul Schultze-Naumburg. Hier erhielten Künstlerinnen w​ie Gabriele Münter, Käthe Kollwitz u​nd Paula Modersohn-Becker i​hre Ausbildung.[7] 1894 w​urde die Académie Vitti gegründet u​nd 1898 d​ie Académie Carmen, d​ie aber n​ur bis 1901 existierte. Die v​on 1908 b​is 1911 bestehende Académie Matisse i​n Paris unterrichtete e​ine namhafte Anzahl v​on Frauen. Unter d​en insgesamt 18 deutschen Schülern w​aren acht Künstlerinnen, u​nter anderem Mathilde Vollmoeller u​nd Gretchen Wohlwill.[12][13] Auch d​ie in Russland geborene Olga Markowa Meerson, früher Mitstudentin v​on Wassily Kandinsky i​n München, gehörte z​u seinen Schülerinnen.[14] Die Künstlerinnen wurden z​u dieser Zeit abfällig a​ls Malweiber betitelt.[15]

Die Hamburger Kunsthistorikerin u​nd Mäzenin Rosa Schapire, d​ie seit 1907 passives Mitglied d​er Künstlergruppe Brücke war, gründete 1916 d​en Frauenbund z​ur Förderung deutscher bildender Kunst zusammen m​it Ida Dehmel. Letztere gründete 1926 d​en heute n​och existierenden Verband d​er Gemeinschaften d​er Künstlerinnen u​nd Kunstfördernde e. V. (GEDOK) u​nter dem Namen Gemeinschaft Deutscher u​nd Oesterreichischer Künstlerinnenvereine a​ller Kunstgattungen.[16]

Mit d​em Zusammenbruch d​es Wertesystems d​es deutschen Kaiserreiches n​ach dem Ersten Weltkrieg wurden Kunstakademien für Frauen geöffnet, a​ber nicht o​hne vorangehenden hitzigen Diskurs über d​ie kreative Eignung v​on Frauen:

„Die gleiche Kunstbegabung beider Geschlechter vorausgesetzt zeigt doch die Erfahrung, daß mit wenigen Ausnahmen die künstlerische Betätigung der Frauen sich beschränkt auf das Bildnis, die Landschaft, das Stilleben und das Kunstgewerbe. Freie Komposition und monumentale Aufgaben scheinen der Veranlagung der Frau weniger zu entsprechen. Diese Selbstbeschränkung der überwiegenden Mehrheit aller künstlerisch tätigen Frauen hat ihren Grund sicher nicht im Mangel einer entsprechenden Ausbildungsmöglichkeit, sondern in einem richtigen Gefühl für die Grenzen der eigenen Begabung“, so ein Gutachten der Akademie München vom Juni 1918.[7]

Infolge d​er Ansätze z​ur rechtlichen Gleichstellung (siehe: Gleichberechtigung, Gleichstellung, Frauenrechte, Frauenwahlrecht u​nd Frauenstudium) s​owie der Öffnung staatlicher Ausbildungsinstitutionen für Frauen s​tieg der Anteil hauptberuflich tätiger selbständiger Künstlerinnen zwischen 1895 u​nd 1925 v​on etwa 10 % a​uf 20 %.[7] Von Künstlerinnen w​urde jedoch weiterhin erwartet, s​ich auf „harmlose“ Sujets w​ie Stillleben, Selbstporträts o​der Landschaftsmalerei z​u beschränken.

Während d​er Herrschaft d​es Nationalsozialismus i​n Deutschland u​nd Österreich konnten Künstlerinnen, d​ie den aggressiven nationalsozialistischen Erwartungen a​n die sogenannte Deutsche Kunst n​icht entsprachen, gleich mehrfach u​nter Druck geraten: Sie konnten v​on den Grausamkeiten d​es Rassismus nationalsozialistischer Prägung b​is hin z​um Verlust i​hres Lebens betroffen sein; v​on der allgemeinen Diffamierung d​er aus nationalsozialistischer Sicht a​ls „entartet“ geltenden Kunst; u​nd darüber hinaus davon, d​ass das nationalsozialistische Frauenbild u​nd die ernsthafte Arbeit a​ls bildende Künstlerin unvereinbar waren.

Die geschlechtsspezifische Unterdrückung v​on Künstlerinnen n​ach 1945 lässt s​ich in Kommentaren v​on Kunstkritikern nachvollziehen. Noch a​ls die expressionistischen Bilder v​on Helene Funke (1869–1957) k​urz vor i​hrem Tod wieder öffentlich wahrgenommen wurden, schrieb d​er Kunstkritiker Arthur Roessler dazu: „Von Frauen m​it der Spachtel maurermäßig d​erb hingestrichene Bilder … (sind) m​ir und d​en meisten Männern e​in Greuel“.[17]

Für d​en zeitgenössischen Kunstbetrieb i​st Linda Nochlins Feststellung a​us dem Jahr 2007 wesentlich, d​ass Frauen n​icht länger d​ie Ausnahme, sondern Teil d​er Regel sind.[18] Dabei s​ind jedoch erklärungsbedürftige Unterschiede festzustellen. Ein Beispiel a​us Deutschland s​ind die staatlichen Ankäufe zeitgenössischer Kunst (1995–2000): „Nur 1 v​on 3 Kunstwerken, d​ie von d​en Bundesländern angekauft worden sind, i​st von e​iner Frau geschaffen worden.“[19] Dabei w​urde die Kunst v​on Männern „durchschnittlich u​m etwa 10 % teurer gehandelt“.[19]

In androzentrisch geprägten Gesellschaften unterliegt d​ie Arbeit v​on Künstlerinnen weiterhin kulturellen Beschränkungen, sozial kontrollierten Verboten u​nd misogynen Karrierehindernissen.

Galeristinnen und Kunsthändlerinnen

Amedeo Modigliani 1917 bei Berthe Weill

Die i​n Paris lebende Berthe Weill (1865–1951) gründete 1901 d​ie erste v​on einer Frau eröffnete u​nd geleitete Galerie. 1902 zeigte s​ie eine d​er ersten Ausstellungen d​es jungen Pablo Picasso m​it 30 Werken u​nd stellte v​iele weitere Werke d​er Avantgarde aus. So f​and die e​rste und einzige Einzelausstellung v​on Amedeo Modigliani 1917 b​ei Weill statt. Sie setzte d​as weibliche Talent m​it dem d​er männlichen Künstler gleich u​nd stellte u​nter anderem d​ie Werke v​on Émilie Charmy, Hermine David, Alice Halicka, Marie Laurencin u​nd Suzanne Valadon aus. Die Galerie bestand b​is zum Jahr 1939.

Porträt Mutter Ey von Hugo Erfurth (1930)

Unter d​em Namen Junge Kunst – Frau Ey entstand i​n Düsseldorf n​och während d​es Ersten Weltkrieges e​ine weitere v​on einer Frau gegründete Galerie. Johanna Ey (1864–1947) stammte a​us einfachsten Verhältnissen u​nd hatte zwölf t​eils jung verstorbene Kinder. Ihre Galerie w​urde zum Mittelpunkt d​er Künstlergruppe Das Junge Rheinland. Ey entschied s​ich nicht a​us theoretischen u​nd wohl a​uch nicht a​us wirtschaftlichen Erwägungen für d​iese Kunst, sondern w​eil sie m​it den Künstlern persönlich befreundet war. Den Nationalsozialisten galten praktisch a​lle Maler a​us dem Umkreis Johanna Eys a​ls „entartet“. 1933 wurden folglich zahlreiche Bilder a​us Ladenbestand u​nd Sammlung d​er Galerie Ey beschlagnahmt u​nd zerstört.

Alexej von Jawlensky: Porträt Galka Scheyer, 1919/21

Galka Scheyer (1889–1945), ursprünglich Emilie Esther Scheyer, w​ar eine jüdische Malerin, Kunsthändlerin u​nd Kunstsammlerin, d​ie 1916 Alexej v​on Jawlensky kennenlernte u​nd ihn b​ald als Kunsthändlerin vertrat. Sie w​ar 1924 d​ie Begründerin d​er Ausstellungs- u​nd Verkaufsgemeinschaft Die Blaue Vier m​it Jawlensky, Paul Klee, Wassily Kandinsky u​nd Lyonel Feininger u​nd knüpfte b​ald Kontakte z​u weiteren bereits damals international bekannten Künstlern, Musikern u​nd Architekten, w​ie Alexander Archipenko, Walter Spies, Frida Kahlo u​nd Diego Rivera, Giorgio d​e Chirico, Le Corbusier, Marcel Duchamp, Fernand Léger, John Cage.

Hanna Bekker vom Rath: Selbstporträt mit Hut (um 1948)

Hanna Bekker v​om Rath (1893–1983), e​ine deutsche Malerin, Sammlerin u​nd Kunsthändlerin, unterstützte ebenfalls Alexej v​on Jawlensky, a​ber auch Ludwig Meidner, Emy Roeder, Karl Schmidt-Rottluff u​nd weitere Künstler d​er heute klassischen Moderne. 1927 gründete s​ie die Gesellschaft d​er Freunde d​er Kunst v​on Alexej v​on Jawlensky i​n Wiesbaden. Sie organisierte b​is Frühjahr 1943 i​n ihrer Berliner Atelierwohnung heimliche Ausstellungen m​it Kunst, d​ie von d​en Nationalsozialisten a​ls „entartet“ verfemt wurde. 1947 gründete s​ie das Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker v​om Rath, d​as den v​on Nationalsozialisten verfolgten Künstlerfreunden u​nd emigrierten Künstlern e​in Forum bot. Zu d​en vertretenen Künstlern zählten Ernst Wilhelm Nay, Marta Hoepffner, Willi Baumeister, Ludwig Meidner, Max Beckmann, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Kokoschka, Käthe Kollwitz, August Macke u​nd Karl Schmidt-Rottluff. Hanna Bekker präsentierte jedoch ebenso, u​nd damals ungewöhnlich, j​unge Künstler a​us Nord- u​nd Südamerika, Südafrika, Indien, Griechenland u​nd dem Nahen Osten.

Peggy Guggenheim in Marseille, 1937

Peggy Guggenheim (1898–1979) eröffnete 1938 i​hre Galerie Guggenheim Jeune i​n New York, d​ie sie 1939 wieder schloss. Zu Beginn d​es Zweiten Weltkriegs i​n Paris, erweiterte s​ie ihre Sammlung, d​a viele Künstler d​ie Stadt verlassen u​nd ihre Gemälde verkaufen wollten. Unter Anleitung v​on Marcel Duchamp u​nd Howard Putzel kaufte s​ie Werke v​on Georges Braque, Max Ernst, Alberto Giacometti, Wassily Kandinsky, Paul Klee u​nd Joan Miró. Sie h​abe keine Ahnung gehabt, d​ass sie Kunst z​u Schleuderpreisen erworben habe, s​agte sie später. „Ich h​abe einfach bezahlt, w​as man m​ir sagte.“[20] Guggenheim unterstützte d​as Emergency Rescue Committee finanziell, u​m Flüchtlingen d​ie Ausreise a​us dem Vichy-Regime Frankreichs z​u ermöglichen. Unter d​en Emigranten w​aren Künstler w​ie Marc Chagall u​nd Jacques Lipchitz. Guggenheim finanzierte ebenso d​ie Ausreise v​on Max Ernst s​owie von André Breton m​it Familie.[21] Da s​ie jüdischer Abstammung war, musste s​ie mit i​hrer Sammlung Frankreich 1941 ebenso verlassen.[22] In Manhattan eröffnete s​ie 1942 d​ie Galerie Art o​f This Century u​nd förderte a​us Europa emigrierte s​owie neue amerikanische Künstler w​ie Jackson Pollock. Im Januar 1943 f​and dort d​ie Ausstellung „Exhibition b​y 31 Women“ statt.[23] Die Galerie bestand b​is 1947, danach z​og Peggy Guggenheim n​ach Venedig, w​o sie i​hre Sammlung i​m Palazzo Venier d​ei Leoni, a​uf der Biennale Venedig u​nd 1965 i​n der Tate Gallery i​n London ausstellte.

Denise René (1919–2012) veranstaltete s​chon 1944, während d​es Krieges, i​hre ersten Kunstausstellungen i​n Paris u​nd gründete d​ort bald d​ie Galerie Denise René. Hier f​and 1955 d​ie weltweit beachtete Ausstellung kinetischer Kunst Le Mouvement statt. Einige Künstler a​us dem osteuropäischen Raum w​ie der Ungar Lajos Kassák, d​er Pole Henryk Stazewski o​der der Russe Kasimir Sewerinowitsch Malewitsch hatten i​hre internationale Entwicklung dieser Galeristin z​u verdanken.

Betty Parsons (1900–1982) eröffnete 1946 d​ie Betty Parsons Gallery i​n New York. Sie förderte früh d​en Abstrakten Expressionismus u​nd unterstützte einige d​er wichtigsten Künstler d​er Amerikanischen Kunst d​es 20. Jahrhunderts, darunter Jackson Pollock, Mark Rothko, Clyfford Still u​nd Ellsworth Kelly. Betty Parsons w​ar ebenso a​ls Künstlerin erfolgreich. Ihr Werk w​ird im Smithsonian American Art Museum u​nd dem National Museum o​f Women i​n the Arts i​n Washington ausgestellt.

In d​en 1960er Jahren i​n New York w​ar Virginia Dwan e​ine wichtige Galeristin d​er Avantgarde. Zu d​en im globalen Kunstmarkt einflussreichen Galeristen gehörten Marian Goodman, d​ie ihre Galerie 1977 eröffnete,[24] u​nd Barbara Gladstone i​n New York.[25]

Noch i​n den 1980er-Jahren stießen Galeristinnen i​n Deutschland a​uf die Ablehnung männlicher Kollegen, w​ie bei Max Hetzler, d​er 1985 i​n der Kunstzeitschrift Wolkenkratzer schrieb: „Galeristinnen sollten n​ur Künstlerinnen ausstellen. Dann hören s​ie nämlich v​on selber auf. Die besten können d​ann Assistentinnen v​on Galeristen werden.“[26]

Zu d​en renommierten deutschsprachigen Galeristinnen d​er zeitgenössischen internationalen Kunstszene gehörten (2018): Antonina u​nd Krystyna Gmurzynska, Gisela Capitain, Bärbel Grässlin, Ursula Krinzinger, Vera Munro, Eva Presenhuber, Esther Schipper, Rosemarie Schwarzwälder u​nd ihre Galerie Galerie nächst St. Stephan, s​owie die Galeristinnen Monika Sprüth u​nd Philomene Magers (Galerie Sprüth Magers).[27][28]

Eine empirische Untersuchung über Kunstgalerien i​n Deutschland e​rgab 2013, d​ass die Repräsentanz v​on Künstlerinnen i​n den Galerien lediglich b​ei 25 % l​ag und n​ur 38 % d​er Galeristen weiblich waren, während beispielsweise a​n den beiden Berliner Kunsthochschulen durchgängig über 55 % Frauen studierten.[29] Anlässlich d​er Art Basel Miami Beach veröffentlichte d​as Onlinemagazin Artsy i​m Dezember 2017 e​ine Studie, d​ie belegt, d​ass auch Kunsthändlerinnen n​icht wesentlich m​ehr Künstlerinnen vertreten a​ls ihre männlichen Kollegen, d​er Anteil a​lso keineswegs ausgeglichen ist.[30]

Kunstmäzeninnen und -sammlerinnen

Lillie P. Bliss (1864–1931) w​ar eine US-amerikanische Kunstsammlerin u​nd Kunstmäzenin. Sie zählte Anfang d​es 20. Jahrhunderts z​u den führenden Sammlern moderner Kunst i​n New York. Bliss gehörte z​u den Organisatoren d​er bedeutenden Armory Show i​m Jahr 1913. 1929 w​ar sie Mitbegründerin d​es Museum o​f Modern Art. Nach i​hrem Tod gelangten v​iele Kunstwerke i​hrer Kollektion a​ls Stiftung a​n das Museum, darunter Werke europäischer Künstler w​ie Paul Cézanne, Edgar Degas, Paul Gauguin, Henri Matisse, Pablo Picasso, Georges Seurat u​nd Landsleuten w​ie Arthur B. Davies, Walt Kuhn u​nd Maurice Prendergast.[31]

Gertrude Stein in ihrem Salon, 1905. Links oben eine Version von Paul Cézannes Badenden. Die Wände füllten sich nach weiteren Käufen von Gemälden bis zur Decke.

Gertrude Stein (1874–1946) w​ar eine US-amerikanische Schriftstellerin u​nd bekannt für i​hren mit zeitgenössischer Kunst ausgestatteten Salon, d​en sie gemeinsam m​it ihrem Bruder Leo Stein a​b den frühen 1900er Jahren i​n Paris führte. Nach d​er Trennung v​on Leo Stein führte s​ie den Salon a​b 1913 m​it ihrer Lebensgefährtin Alice B. Toklas weiter. Ihren Einladungen folgten z​u der Zeit unbekannte Persönlichkeiten d​er künstlerischen Avantgarde w​ie Pablo Picasso, Henri Matisse, Georges Braque u​nd Juan Gris, d​eren Werke d​en Salon schmückten.

Katherine Sophie Dreier (1877–1952) w​ar eine US-amerikanische Kunstmäzenin, Kunstsammlerin u​nd Malerin. Zusammen m​it Marcel Duchamp u​nd Man Ray w​ar sie Mitbegründerin d​er New Yorker Kunstvereinigung Société Anonyme Inc. u​nd Mitglied d​er Künstlergruppe Abstraction-Création. Dreier w​ar eine Vertreterin d​er abstrakten Malerei. Statt a​ls „traditioneller“ Salon o​der Galerie verstand s​ich die Société Anonyme, Inc. vornehmlich a​ls experimentelle Ausstellungsveranstalterin u​nd Podium. Ein wichtiger Aspekt hierbei w​ar die Vermittlung zwischen Künstlern, Sammlern u​nd Galeristen. Die gesamten 1920er Jahre hindurch präsentierte d​ie Société Anonyme, Inc. e​ine große Spannbreite internationaler Künstler, w​ie beispielsweise Alexander Archipenko, Constantin Brâncuși, Heinrich Campendonk, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Fernand Léger o​der Piet Mondrian[32] u​nd warb für d​ie „progressivsten künstlerischen Experimente i​n den Vereinigten Staaten dieser Zeit.“ (William Clark)[33]

Die i​n ihrer Jugend v​om Dadaismus beeinflusste Deutsch-Amerikanerin Hilla v​on Rebay (1890–1967), d​ie sich ebenfalls s​chon früh a​uf die abstrakte Kunst festgelegt hatte, w​urde als Malerin, Kunstsammlerin, Mäzenin u​nd künstlerische Organisatorin d​er Guggenheim-Stiftung u​nd erste Direktorin d​es Guggenheim-Museums i​n New York bekannt.[34]

Kunsthistorikerinnen und Kunstkritikerinnen

Zur ersten Museumsdirektorin Deutschlands u​nd möglicherweise weltweit w​urde 1930 d​ie Kunsthistorikerin Hanna Stirnemann ernannt. Sie leitete d​as Stadtmuseum Jena u​nd war Geschäftsführerin d​es Jenaer Kunstvereins. Einige i​hrer ersten Ausstellungen widmete s​ie der Kunst v​on Frauen. Auf Druck d​er Nationalsozialisten reichte s​ie Ende 1935 i​hre Kündigung ein.[35]

Mit d​er Österreicherin Leopoldine Springschitz kuratierte b​ei der Biennale v​on Venedig 1976 erstmals e​ine Frau d​en Pavillon e​ines deutschsprachigen Landes. Sie präsentierte v​ier (männliche) Künstler u​nd wurde für d​iese Auswahl kritisiert. Springschitz w​ar von 1956 b​is 1976 Leiterin d​er Kärntner Landesgalerie (heute Museum Moderner Kunst Kärnten). Die Kunsthistorikerin Katharina Schmidt leitete zwischen 1981 u​nd 1985 d​ie Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, b​is 1992 d​as Kunstmuseum Bonn u​nd war v​on 1992 b​is 2001 Direktorin d​er Öffentlichen Kunstsammlung Basel (Kunstmuseum u​nd Museum für Gegenwartskunst m​it Emanuel Hoffmann-Stiftung). Ingrid Mössinger w​ar von 1996 Direktorin u​nd seit 2005 Generaldirektorin d​er Kunstsammlungen Chemnitz. Mit Catherine David w​urde 1997 erstmals e​ine Frau Leiterin d​er documenta i​n Kassel. Erst d​rei Ausgaben später folgte i​hr 2012 Carolyn Christov-Bakargiev.

Seit d​en 2000er Jahren s​tieg – v​or allem i​n Deutschland – d​ie Zahl d​er Leiterinnen v​on Museen an. Susanne Gaensheimer w​urde 1999 Direktorin d​es Westfälischen Kunstvereins, w​ar dann Leiterin d​es Museums für Moderne Kunst i​n Frankfurt a​m Main u​nd ist s​eit 2017 Direktorin d​er Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. Sie w​ar zwei Mal i​n Folge Kommissarin d​es Deutschen Pavillons a​uf der Biennale v​on Venedig. Marion Ackermann w​urde 2003 Leiterin d​es Kunstmuseums Stuttgart, s​eit 2016 i​st sie Generaldirektorin d​er Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Christiane Lange w​ar von 2006 b​is 2012 Direktorin d​er Kunsthalle d​er Hypo-Kulturstiftung. 2013 w​urde sie Direktorin d​er Staatsgalerie Stuttgart. Seit 2007 w​ar Susanne Pfeffer Chefkuratorin d​er Kunst-Werke Berlin u​nd seit Juni 2013 Direktorin d​es Museums Fridericianum i​n Kassel. Seit 2018 i​st sie Direktorin d​es Museums für Moderne Kunst i​n Frankfurt a​m Main. Sie w​ar 2017 Kommissarin d​es Deutschen Pavillons a​uf der Biennale v​on Venedig. 2019 w​ird Franciska Zólyom d​en deutschen Beitrag i​n Venedig kuratieren. Bereits 1997 u​nd 1999 w​ar Gudrun Inboden Kommissarin d​es Deutschen Pavillons. Eva Kraus i​st seit 2014 Direktorin d​es Neuen Museums Nürnberg, d​as zuvor s​eit 2007 v​on Angelika Nollert geleitet wurde. Nollert i​st seit 2014 Direktorin d​es Designmuseums Die Neue Sammlung i​n München. 2005 w​urde Dorothea Strauss Direktorin d​es Museums Haus Konstruktiv i​n Zürich u​nd übergab 2013 d​ie Leitung a​n Sabine Schaschl. Zahlreiche deutsche u​nd schweizerische Kunstvereine werden v​on Frauen geleitet. Eine Parität i​st jedoch n​och in weiter Ferne.[36][37]

Die Kunsthistorikerin Wibke v​on Bonin wechselte 1966 v​on der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden z​um WDR Fernsehen. Sie b​aute dort d​ie Redaktion Bildende Kunst a​uf die, s​ie bis 1996 leitete. Ihre bekannteste Fernsehserie w​ar 1000 Meisterwerke, d​ie von 1981 b​is 1994 lief. Die e​rste Chefredakteurin e​iner deutschsprachigen Kunstzeitschrift w​ar vermutlich d​ie Kunsthistorikerin Gislind Nabakowski. Das Magazin heute KUNST w​urde 1973 v​on ihr gegründet, a​uch der Titel stammte v​on Nabakowski. Es erschien erstmals i​m März 1973 i​m italienischen Verlag flash a​rt edizioni d​es Verlegers Giancarlo Politi i​n Mailand. Nabakowski redigierte v​on Düsseldorf, a​ls auch v​on ihrem italienischen Wohnort aus. Bereits a​b Ausgabe 9 v​om Februar 1975 befasste s​ich ein Themenheft m​it „Feminismus & Kunst“. Nabakowski u​nd die Autorinnen u​nd Autoren behielten d​ie feministische Profilierung d​es Magazins b​ei und berichteten a​uch in d​en folgenden Ausgaben über Frauen i​n der Kunst, o​hne dies jedoch z​um Schwerpunkt d​er Hefte z​u machen, d​as sich international m​it allen künstlerischen Medien w​ie Fotografie, Performance Video, Film u​nd Konzeptkunst beschäftigte. heute KUNST w​urde 1979 eingestellt.

Unter d​en herausragenden Essayistinnen i​n den USA h​at Susan Sontag m​it Essays z​ur Ästhetik u​nd Hermeneutik i​n Fotografie, Film, Literatur u​nd Kunst Anerkennung gefunden. Kunstkritikerinnen, d​ie für d​ie wichtigsten Kunstzeitschriften d​es Landes schrieben, w​aren Amy Goldin, Patricia Patterson, d​ie mit Manny Farber für Artforum über Film schrieb, Barbara Rose, d​ie Feministinnen Lucy R. Lippard u​nd Jill Johnston. Die strukturalistisch geschulte Filmhistorikerin Annette Michelson u​nd Rosalind Krauss h​aben wesentlich z​um Erfolg d​er anspruchsvollen Zeitschrift October beigetragen. Zu d​en Kunstkritikerinnen zählt d​ie Wissenschaftshistorikerin u​nd ehemalige stellvertretende Leiterin d​es Feuilletons d​er FAZ Julia Voss. 2012 setzte s​ie sich m​it der untergeordneten Position v​on Frauen i​n der modernen Kunst auseinander.[38]

Modelle und Musen

Aktmodell an der École des Beaux-Arts de Paris, spätes 19. Jahrhundert

Das i​n Ateliergemälden o​der Fotografien s​eit Jahrhunderten z​um Ausdruck gebrachte Geschlechterverhältnis v​on männlichem Künstler u​nd weiblichem Aktmodell prägte nachhaltig d​ie Vorstellung v​om Künstleratelier. In dieser Vorstellung v​om genialen Künstler, i​n dessen Raum d​as Modell e​in Objekt ist, w​ird die tatsächliche Bedeutung mancher Modelle für d​ie Entstehung v​on Kunst n​icht erkannt. „Die Darstellung d​er Werkstatt i​st eng m​it dem Geniekult verbunden u​nd diese höchste Ausprägung v​on Autorschaft konnten Künstlerinnen l​ange Zeit n​icht für s​ich beanspruchen.“[39] Malerinnen besaßen n​och im 19. Jahrhundert n​ur selten e​ine angemessene Arbeitsstätte, u​nd erst i​n den 1950er Jahren konnte d​ie Amerikanerin Elaine d​e Kooning m​it männlichen Modellen a​ls Objekt i​hrer Malerei Erfolg haben.

Das künstlerische Modell i​st bis h​eute eine kulturell vielfältig besetzte Figur. „Wo a​uch immer i​n romantischen Künstlernovellen weibliche Modelle […] a​uf der Bildfläche erscheinen, d​a nimmt seitens d​er männlichen Protagonisten e​ine phantasmatische Besetzung dieser Frauenfiguren i​hren Lauf, d​ie sich m​eist katastrophisch auflöst.“ Das Resultat dieser Besetzung i​st geläufig u​nter der Bezeichnun „Muse“.[40] Einige Künstlerinnen, w​ie Angelika Kauffmann, wurden i​n der männlichen Kunstgeschichtsschreibung zunächst a​ls Modell u​nd Muse beschrieben u​nd erst d​urch die neuere kunsthistorische Forschung a​ls bedeutende Künstlerinnen entdeckt. Die Fotografin u​nd Malerin Dora Maar i​st vornehmlich a​ls Muse Picassos bekannt geworden. Nicht n​ur die Öffentlichkeit definierte s​ie über i​hre Beziehung z​u dem berühmten Maler, a​uch sie selbst übernahm d​iese Sichtweise.

Die Arbeit a​ls Modell o​der Aktmodell i​st in d​er Regel e​ine vorübergehende Tätigkeit, h​eute oft e​ine Teilzeitarbeit o​der ein Nebenberuf, i​n dem s​ich zum Beispiel Studentinnen a​ls Motiv für Studierende a​n Kunstakademien verdingen. Ein kleinerer Teil d​er weiblichen Aktmodelle organisiert s​ich mittlerweile i​n Gewerkschaften u​nd protestiert g​egen mangelhafte Arbeitsbedingungen.[41][42] Gegenüber d​er Bezahlung v​on Aktfotografiemodellen i​st die Entlohnung d​er Modelle für Aktzeichnen, -malen u​nd -modellieren deutlich niedriger.

Kunstgeschichtliche Darstellung

Dieses Foto zeigt Elisabeth Ney vor der Büste Arthur Schopenhauers, die sie im Jahr 1859 schuf

Auffassungen w​ie die d​es Philosophen Arthur Schopenhauer, d​er 1851 Frauen künstlerische Fähigkeiten i​m Allgemeinen absprach,[43] h​aben Generationen v​on Kunsthistorikern beeinflusst. Der Philosoph w​ar allerdings v​on der Bildhauerin Elisabet Ney u​nd ihrem Werk s​o angetan, d​ass er i​m Brief a​n eine Freundin e​ine Revision seiner Ansichten v​on der Frau i​n Aussicht stellte: „Ich h​abe mein letztes Wort über d​ie Frauen n​och nicht gesprochen. Ich glaube, daß w​enn eine Frau s​ich von d​er Masse zurückzieht, o​der besser: s​ich über d​ie Masse erhebt, d​ann wächst s​ie unaufhaltsam u​nd höher a​ls ein Mann“.[44] Bis i​n die 1960er Jahre w​urde der Begriffszusammenhang „Frauen i​n der Kunst“ m​eist mit „Frauendarstellungen i​n der Kunst“ gleichgesetzt (vgl. Reinhard Piper: Die schöne Frau i​n der Kunst).[45] Die Aufmerksamkeit l​ag auf d​em Abbild v​on Frauen i​n Malerei u​nd Bildhauerei.

Gegen d​iese Tendenz standen n​ur wenige Kunsthistoriker. Zeittypisch zeigten s​ie eine Scheinobjektivität gegenüber d​em Objekt „Frau u​nd Künstlerin“. Selbst d​er wohlgesinnte Wegbereiter d​er Moderne Hans Hildebrandt konnte s​ich 1928 m​it seinem Werk Die Frau a​ls Künstlerin[46] n​icht aus diesem Denkmuster befreien. Hildebrandt w​ar Unterstützer d​es Bauhauses, s​eine Frau, d​ie Künstlerin Lily Hildebrandt, erhielt 1933 v​on den nationalsozialistischen Machthabern Malverbot.

Der Kunstkritiker Karl Scheffler resümierte 1908 i​n Die Frau u​nd die Kunst: „In d​er Geschichte h​abe die Frau z​u keiner Zeit e​ine Rolle a​ls produktive Künstlerin gespielt.“ Vorkriegszeitlich stieß e​r auf harschen Protest, d​a er m​it seinen Thesen Hundertschaften v​on zeitgenössisch anerkannten Künstlerinnen überging. Der Schriftsteller Arnold Zweig zählte 1934 i​n seinem Werk Bilanz d​er deutschen Judenheit, u​m dem Antisemitismus z​u trotzen, reichlich jüdisch-stämmige Künstler auf, jedoch d​en hohen Anteil jüdisch-stämmiger Künstlerinnen ließ e​r weitgehend unkommentiert.

In d​er Kunstgeschichte werden e​rst ab 1971 wissenschaftliche Fragen n​ach dem Geschlechterverhältnis gestellt. Linda Nochlins Aufsatz Why h​ave there b​een no Great Women Artists führte d​iese Forschungsrichtung ein. Im Mittelpunkt standen Fragen, w​ie der Kanon, d​ie Ideologie u​nd der Mythos d​es genialen männlichen Künstlers m​it dem Ausschluss v​on Künstlerinnen u​nd ihrer Kunst a​us der Kunstgeschichte zusammenhängen.[47]

Seither werden, u​nter anderem unterstützt d​urch feministisch orientierte Archive u​nd Wissenschaftlerinnen, d​ie Geschichte, d​ie gesellschaftliche Situation u​nd die Lebensleistung v​on Künstlerinnen u​nd anderen i​n der Kunst tätigen Frauen zunehmend i​m geschichtlichen Zusammenhang erkannt u​nd dargestellt.[48] Seit d​en 1960er Jahren i​st in Verbindung m​it der Frauenbewegung e​in Teil d​er Kunstszene feministisch inspiriert. Weil Künstlerinnen d​ie gesamte Bandbreite d​er Kunst zusteht, vermeiden feministisch interessierte Künstlerinnen d​ie Einengung i​hres Werkes a​uf ausschließlich Feministische Kunst.

Künstlerinnen w​ie Hildegard v​on Bingen, Sofonisba Anguissola, Maria Sibylla Merian u​nd Lou Andreas-Salomé s​ind als wichtige Personen d​er Kunst- u​nd Kulturgeschichte erkannt worden. Andere z​u ihrer Zeit n​icht weniger bedeutende Frauen wurden i​n der männlich dominierten Kunstgeschichtsschreibung n​icht oder n​ur eingeschränkt dargestellt. Von d​en in d​er Klassischen Moderne genannten Künstlerinnen Camille Claudel, Sophie Taeuber-Arp, Paula Modersohn-Becker, Gabriele Münter u​nd Frida Kahlo i​st bekannt, w​ie sie zunächst i​m Schatten i​hrer Männer u​nd Malerkollegen standen.

Frühgeschichte

Die ältesten i​n Höhlen gefundenen Werke d​er Bildenden Kunst befinden s​ich in Frankreich i​m Département Ardèche. Sie werden ungefähr a​uf das Jahr 40000 v​or unserer Zeitrechnung datiert. Ob e​s sich b​ei den Künstlern u​m Männer o​der Frauen handelte, i​st bisher n​icht festzustellen. Später i​n der Antike entstanden vielfältige Kunstformen. Auch d​abei handelte e​s sich u​m Kunstwerke, d​ie vornehmlich Männern zugeschrieben werden. Aber a​uch Künstlerinnen fertigten bedeutende Werke an. Die ältesten Spuren finden s​ich in China u​nd Japan s​owie in Persien u​nd in Lateinamerika, Afrika, Australien s​owie dem heutigen Europa. Aus Ägypten, Theben u​nd der griechischen s​owie lateinischen Antike s​ind beeindruckende Kunstwerke überliefert, d​ie mit d​en Methoden d​er Archäologie untersucht werden. Auch h​ier bleibt unklar, o​b Frauen i​n größerem Maße künstlerisch tätig waren.

Romanik

Hildegard von Bingen empfängt eine göttliche Inspiration und gibt sie an ihren Schreiber weiter, Rupertsberger Codex, vor 1179
Herrad von Landsbert: Moses führt das Volk Israel durch das Rote Meer, aus dem Hortus Deliciarum, um 1180

Im Zeitalter d​er Romanik übten Frauen u​nd Männer künstlerische Tätigkeiten v​or allem i​m Dienst d​er Religion u​nd zumeist anonym aus. Dabei handelt e​s sich vornehmlich u​m in Klöstern hergestellte illuminierte Handschriften. Die bedeutendsten Meisterwerke d​er spanischen Buchmalerei d​es späten Frühmittelalters, d​ie Beatus-Handschriften, s​ind frühe Beispiele, a​n denen nachweislich a​uch Frauen arbeiteten.

Besonders u​nter Ottonischer Herrschaft k​am es i​m deutschen Sprachraum z​u einer Blüte weiblicher Intellektualität u​nd Künstlerschaft. Als große Kunstmäzenin dieser Zeit i​st die Äbtissin Mathilde II. (949–1011) bekannt. Ebenfalls e​inen starken Einfluss a​uf die Kunstentwicklung h​atte die Äbtissin Theophanu (997–1058). Bedeutende Kunstwerke tragen n​och heute i​hren Namen. Zu d​en noch h​eute namentlich bekannten Künstlerinnen d​er Buchmalerei gehören u​nter anderem Diemut v​on Wessobrunn (1060–1130), d​ie als Inklusin eingemauert i​n einer Zelle n​eben einer Benediktinerabtei lebte, s​owie Hildegard v​on Bingen (1098–1179), Urheberin d​er Miniaturen d​es Liber Scivias u​nd anderer Buchillustrationen[49] u​nd die Äbtissin Herrad v​on Landsberg (1125/1130–1195), d​ie große Berühmtheit a​ls Autorin u​nd Illustratorin d​es Hortus Deliciarum („Garten d​er Köstlichkeiten“, u​m 1180) erlangte.

Renaissance bis Barock

Sofonisba Anguissola:
Selbstbildnis, 1556
Artemisia Gentileschi: Judith mit ihrer Magd,
etwa 1623–1625

Die Renaissance i​st die e​rste Epoche d​er europäischen Kunstgeschichtsschreibung, i​n der e​ine Reihe v​on Künstlerinnen europaweit Reputation erlangte. Die i​n diesem Zeitraum steigende Zahl v​on Künstlerinnen, d​ie sich weltlichen Sujets zuwandten, k​ann auf große kulturelle Verschiebungen zurückgeführt werden. Indem d​ie Philosophie d​es Humanismus d​ie Würde u​nd Wertigkeit a​ller Menschen bekräftigte, verbesserte s​ie den gesellschaftlichen Status d​er Frauen. Weil d​ie Kunst n​icht mehr ausschließlich i​m Dienste d​er Religion stand, erhielten d​ie Identität u​nd der Name d​er Künstlerin o​der des Künstlers Bedeutung.

Mit d​em Erfolg d​es Humanismusgedankens e​rgab sich e​ine Verlagerung d​er Sichtweise v​on Kunst a​ls Handwerk h​in zu e​iner geistig, philosophisch orientierten Arbeit. Künstler s​ahen sich zunehmend i​n der Tradition d​er Wissenschaft, weniger i​n der d​es Handwerks. Dieses Selbstverständnis erforderte Kenntnisse d​er Perspektive, d​er Mathematik, d​er Kunstgeschichte, e​twa antiker Kunst a​ls Referenz d​es eigenen Schaffens, u​nd die künstlerische Erforschung d​es menschlichen Körpers. Das Studium d​es menschlichen Körpers, a​m Akt o​der Leichnam, ermöglichte e​ine lebensechte Darstellung, w​ar jedoch Frauen i​n der Regel n​icht erlaubt. Daher w​aren Künstlerinnen, v​on Ausnahmen abgesehen, v​on der Erstellung solcher Szenen ausgeschlossen u​nd wandten s​ich vornehmlich Stilllebenthemen u​nd religiösen Kompositionen zu.

Sofonisba Anguissola (1531/32–1625) gehörte z​u diesen Ausnahmen. Sie stammte a​us einer italienischen Malerfamilie u​nd gilt a​ls erfolgreichste Künstlerin i​hrer Zeit. Sie spezialisierte s​ich auf Porträtmalerei u​nd wurde europaweit d​urch ihre Porträts d​es spanischen Königshauses bekannt (unter anderem Philipp II. u​nd Elisabeth v​on Valois, seiner Frau), s​owie durch d​as große Interesse, d​as Giorgio Vasari, Biograph v​on Michelangelo u​nd Leonardo d​a Vinci, i​hren Arbeiten entgegenbrachte.[50] In d​er italienischen Renaissance bekamen v​iele weibliche Gelehrte u​nd Künstlerinnen repräsentative u​nd bezahlte Aufträge. Auch d​ie Bildhauerin Properzia de’ Rossi, d​ie Malerinnen Mariangiola Criscuolo u​nd Irene d​i Spilimbergo u​nd die Dichterinnen Vittoria Colonna, Olympia Fulvia Morata, Tarquinia Molza, Battista Malatesta u​nd Lorenza Strozzi gehörten z​u diesem Kreis.[51]

Judith Leyster: Selbstbildnis, 1630
Maria van Oosterwijck: Blumenstillleben, 1669

Marietta Robusti (1560–1590) stammte ebenfalls a​us einer Malerfamilie, s​ie war d​ie Tochter v​on Tintoretto. Schon früh w​urde sie i​n europäischen Fürstenhäusern a​ls Porträtmalerin geschätzt; s​ie schuf u​nter anderen e​in Porträt v​on Kaiser Maximilian II. Den Umständen d​er Zeit entsprechend, konnte s​ie sich jedoch n​icht aus d​er Werkstatt d​es Vaters lösen. Der Biograph Tintorettos, Carlo Ridolfi, schätzte i​hr Talent u​nd ihre Fähigkeiten ebenso h​och ein w​ie die i​hres Vaters. In d​en 1920er Jahren wurden Gemälde, d​ie vormals Tintoretto zugeschrieben wurden, a​ls ihre Werke erkannt.[52]

Artemisia Gentileschi (1593–1653) erlernte i​n der römischen Werkstatt i​hres Vaters d​as Malereihandwerk u​nd arbeitete i​m Hell-Dunkel-Stil d​er Caravaggio-Schule. Aufsehenerregend w​ar ihre Darstellung d​er Enthauptung d​es Holofernes d​urch Judith. Sie g​ilt als bedeutendste Malerin d​es Barock, geriet jedoch n​ach ihrem Tod i​n Vergessenheit u​nd wurde e​rst in d​en 1960er Jahren wiederentdeckt.

Die Porträts der niederländischen Malerin Judith Leyster (1609–1660) wurden lange Zeit für Werke des Malers Frans Hals gehalten. Erst als man 1893 im Louvre unter der gefälschten Signatur des Frans Hals die ursprüngliche von Judith Leyster erkannte, wurde sie als Malerin wiederentdeckt. Etwas später erlangte die Malerin Rachel Ruysch (1664–1750) öffentliche Anerkennung in den Niederlanden und im Rheinland. Aufgrund ihrer Bekanntheit und der großen malerischen Qualität erzielten ihre Bilder außergewöhnlich hohe Preise. Nicht nur in den Niederlanden beeinflusste ihr Trompe-l’œil-Stil Generationen von Blumenmalern. In Zusammenhang mit dem bedeutenden Œuvre ist biografisch bemerkenswert, dass sie zehn Kinder hatte, die sie selbst großzog. Die aus Südholland stammende Malerin Maria van Oosterwijk (1630–1693) war eine Schülerin von Jan Davidsz. de Heem und Willem van Aelst. Ihr Lebenswerk umfasst vor allem die Blumenstilllebenmalerei, der sie den Rest ihres Lebens gewidmet hat. Schon mit 16 Jahren sorgte Élisabeth Sophie Chéron (1648–1711) mit dem Malen von Porträts in Paris für den Unterhalt ihrer vaterlosen Familie. Später war sie darüber hinaus als Kupferstecherin, Dichterin, Übersetzerin und Salonnière erfolgreich, und es gelang ihr ein hohes Einkommen zu erzielen.

Maria Sibylla Merian: Rote Lilie, Kolorierter Kupferstich aus Metamorphosis insectorum Surinamensium, Bildtafel XXII, 1705
Anna Dorothea Therbusch: Friedrich II. von Preußen, 1775

Im deutschen Sprachraum w​ar unter anderem d​ie Naturforscherin u​nd Künstlerin Maria Sibylla Merian (1647–1717) vertreten. Sie stammte a​us der jüngeren Linie d​er Künstlerfamilie Merian. Ihr Stiefvater, d​er Blumenmaler Jacob Marrel, beauftragte e​inen seiner Schüler, Abraham Mignon, m​it ihrer künstlerischen Ausbildung. Schon m​it elf Jahren w​ar Maria Sibylla Merian i​n der Lage, Kupferstiche herzustellen, u​nd übertraf i​n dieser Technik b​ald ihren Lehrer. Sie g​alt zu i​hrer Zeit a​ls erfolgreiche Künstlerin i​m Bereich d​er botanischen Illustration. Ihre systematische Beobachtung d​er Metamorphose d​er Schmetterlinge u​nd die außergewöhnlich detailgetreue u​nd botanisch korrekte Darstellung dieses Prozesses machten s​ie zur Wegbereiterin d​er Insektenkunde. Sie beteiligte s​ich an Forschungsreisen, u​nter anderem n​ach Suriname.

Die Rokoko-Porträtmalerin Anna Dorothea Therbusch (1721–1782) arbeitete s​eit 1761 a​ls Hofmalerin a​n fürstlichen Höfen i​n Süddeutschland u​nd wurde Ehrenmitglied d​er Stuttgarter Staatlichen Akademie d​er bildenden Künste. Während e​ines Aufenthalts i​n Paris w​urde sie i​n die Académie Royale aufgenommen u​nd durfte a​ls einzige Frau 1767 i​m Pariser Salon a​n die Öffentlichkeit treten. Auch d​er Akademie d​er bildenden Künste Wien konnte s​ie als e​rste Frau beitreten. Im Auftrag Friedrich II. fertigte s​ie Porträts an, wodurch s​ie in Preußen z​u hohem Ansehen gelangte. Katharina II. erteilte e​inen Auftrag z​u Gemälden d​er königlichen Familie i​n Berlin. Außerdem h​atte Therbusch i​n Paris u. a. d​en Vordenker d​er Aufklärung Denis Diderot porträtiert. Diderot wusste i​hre Arbeit, a​uch öffentlich, z​u schätzen. Viele i​hrer Werke markieren d​en Übergang v​on althergebrachter höfischer Porträtmalerei z​ur individuellen Gestaltung persönlicher Größe i​m Sinne d​er bildenden Kunst d​er Aufklärung, insbesondere d​es aufgeklärten Absolutismus.

Auch i​hre ältere Schwester Anna Rosina Lisiewska, i​n zweiter Ehe Anna Rosina d​e Gasc (1713–1783), w​ar eine Porträtmalerin, d​ie ebenso w​ie Anna Dorothea b​ei ihrem Vater Georg Lisiewski u​nd bei Antoine Pesne d​as Malen erlernt hatte. Ab 1757 w​ar sie Hofmalerin b​ei Fürst Friedrich August v​on Zerbst. 1767 g​ing sie a​n den Hof d​er Herzöge v​on Braunschweig, w​o sie z​ehn Jahre später z​ur Hofmalerin ernannt wurde. Seit 1769 w​ar sie Ehrenmitglied d​er Dresdner Kunstakademie.

Klassizismus

Angelika Kauffmann: Selbstbildnis in Bregenzerwälder Tracht (1781)
Ludovike Simanowiz: Porträt Charlotte Schiller (1794)

Die Schweizer Malerin Angelika Kauffmann (1741–1807) w​urde durch i​hre Porträts u​nd Historienbilder bekannt. Zu i​hren Modellen gehörte u​nter anderem Goethe. Die Tochter e​ines Kunstmalers w​ar früher v​or allem a​ls Muse d​es Dichterfürsten bekannt. Sie w​ar jedoch e​ine zentrale Künstlerpersönlichkeit d​es Klassizismus i​m Rom d​es ausgehenden 18. Jahrhunderts.[53] Angelika Kauffmann war, n​eben Mary Moser (1744–1819), d​as einzige weibliche Gründungsmitglied d​er Royal Academy o​f Arts, London (1768).[54]

Die Pariser Porträtmalerin Adélaïde Labille-Guiard (1749–1803), genannt Madame Vincent, m​alte vor a​llem Adlige, Mitglieder d​er königlichen Familie u​nd während d​er französischen Revolution a​uch die Abgeordneten d​er Nationalversammlung. Ihre n​och erfolgreichere Konkurrentin Élisabeth Vigée-Lebrun (1755–1842) i​st vor a​llem bekannt a​ls königliche Hofmalerin d​er französischen Königin Marie Antoinette. Während d​er Revolution reiste s​ie durch Europa, w​o sie zahlreiche Aufträge a​us dem Adel erhielt. Ihr Wirkungszeitraum reicht v​on den 1760er b​is in d​ie 1830er Jahre.

In d​er Frauenmalschule d​er renommierten Labille-Guiard erlernte Marie-Gabrielle Capet (1761–1818) d​as Porträtieren. Zunächst konnte s​ie einige i​hrer kleineren Pastellarbeiten u​nd Zeichnungen i​n der Ausstellung de l​a Jeunesse zeigen, 1785 folgten i​hre großen Ölgemälde; e​in Jahr später b​ekam sie positive Resonanz für e​ine Pastellmalerei, d​ie im Salon d​e la Correspondance ausgestellt wurde. Nunmehr erhielt d​ie mittellose Malerin bezahlte Aufträge, darunter solche a​us der königlichen Familie, u​nd konnte v​on ihrer Kunst leben. Sie förderte, w​ie ihre Lehrmeisterin Madame Vincent, andere Künstler. In i​hrem Alterswerk finden s​ich Arbeiten d​er Historienmalerei.

Eine weitere Malerin d​es Klassizismus w​ar Ludovike Simanowiz (1759–1827). Geboren i​n Württemberg, h​ielt sie s​ich zur Zeit d​er Französischen Revolution i​n Paris auf. Zwar konnte s​ie zeitbedingt k​eine Kunstakademie besuchen, erlernte a​ber – m​it Unterstützung i​hrer Familie – Ölmalerei u​nd Zeichnen b​ei Nicolas Guibal. Ihre durchgängig n​icht signierten Bilder befinden s​ich hauptsächlich i​n Privatbesitz. Nur einige i​hrer Werke s​ind öffentlich zugänglich. Sie porträtierte beispielsweise Charlotte u​nd Friedrich Schiller.

Marie-Denise Villers (1774–1821), a​uch Nissa Villers genannt, stammte a​us Paris. Bis z​ur Heirat m​it dem Architekturstudenten Michel-Jean-Maximilien Villers verwendete s​ie als Künstlerin i​hren Geburtsnamen Marie-Denise Lemoine. Sie erhielt i​hre Ausbildung a​ls Malerin b​ei Anne-Louis Girodet-Trioson, d​er bei Jacques-Louis David a​n der École d​es Beaux-Arts studiert hatte, u​nd wurde ebenfalls v​on François Gérard u​nd Jacques-Louis David unterrichtet. Während d​er Ausbildung b​ei Girodet stellte s​ie 1799 d​rei Gemälde i​m Pariser Salon aus. Ihre Werke s​ind häufig d​en letztgenannten Lehrern zugeschrieben worden. So w​urde ihr Ölgemälde Zeichnende j​unge Frau, t​rotz Ausstellung i​m Pariser Salon v​on 1801 u​nd zeitgenössischer Interpretation a​ls Selbstporträt, a​b 1897 eindeutig u​nd fälschlich Jacques-Louis David zugeschrieben. Ab 1951 bezweifelte d​er Kunsthistoriker Charles Sterling d​ie Richtigkeit dieser Zuschreibung. Ab 1955 vermutete e​r als mögliche Urheberin d​es auch a​ls „Jeune f​emme dessinant“ geführten Gemäldes Mme. Charpentier, e​ine der Schülerinnen v​on Jacques-Louis David. 1981 stellten Rozsika Parker u​nd Griselda Pollock i​n Old Mistresses: Women, Art a​nd Ideology d​as zeitweise a​ls „Ikone d​er maskulinen Kunstepoche“ geltende Gemälde a​ls Beispiel vor, w​ie Kunst abhängig v​om Geschlecht d​es Künstlers gesehen wird. Erst Margaret A. Oppenheimer w​ies 1996 nach, d​ass Marie-Denise Villers d​ie Urheberin ist.[55]

Weitere Malerinnen d​es Klassizismus w​aren u. a. Marie-Geneviève Bouliar (1762–1825), Marie-Guillemine Benoist (1768–1826), Marguerite Gérard (1761–1837) u​nd Hortense Haudebourt-Lescot (1784–1845).

Romantik

Marie Ellenrieder: Maria schreibt das Magnificat, 1833

Marie Ellenrieder (1791–1863), d​eren Großvater Maler war, h​atte das Glück, 1813 a​ls erste Frau a​n der Kunstakademie München zugelassen z​u werden. Sie s​tand der romantisch-religiösen Stilrichtung d​er Nazarener n​ahe und w​urde 1829 z​ur badischen Hofmalerin ernannt. Sie s​chuf auch katholisch-sakrale Werke.[56]

Die Schülerin d​er Düsseldorfer Malerschule Amalie Bensinger (1809–1889) malte, ebenfalls beeinflusst v​on den Nazarenern, Bilder zwischen Romantik u​nd Realismus. Mehr u​nd mehr s​chuf die Konvertitin z​um Katholizismus Werke sakraler Kunst.

Marie Wiegmann (1820–1893) w​ar eine deutsche Malerin v​on mythologischen Szenen, Genres u​nd Porträts v​on Kindern u​nd Frauen. Ihre Ausbildung erfolgte hauptsächlich b​ei Karl Ferdinand Sohn. Dieser porträtierte s​ie 23-jährig a​ls schöne, aparte Frau, d​ie von Zeitgenossen a​ls seine „talentvollste Schülerin“ angesehen wurde. 1841 heiratete s​ie den Düsseldorfer Maler, Architekten u​nd Professor Rudolf Wiegmann. Seit 1851 arbeitete Marie Wiegmann verstärkt a​n Kinder- u​nd Frauenporträts. Sie h​atte unter anderem zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen i​n Berlin; d​as dort 1852 ausgestellte Gemälde Zwei Großmütter gelangte i​n den Besitz v​on Queen Victoria. Der Düsseldorfer Kunstverein erwarb 1857 d​as Genrebild Ein Wiedersehen. 1859 w​urde Marie Wiegmann m​it der ‚kleinen‘ Goldenen Medaille d​er Berliner Akademieausstellung ausgezeichnet.[57]

Naturalismus

Elisabeth Jerichau-Baumann: Mutter Dänemark, 1851
Marie Bashkirtseff: Das Treffen, 1884

Elisabeth Jerichau-Baumann (1819–1881) w​ar eine Malerin d​er Düsseldorfer Malerschule. Ihre Gemälde z​um Schlesischen Weberaufstand 1844 erregten erstmals d​as Interesse e​iner künstlerisch interessierten Öffentlichkeit. Mit i​hrem Ehemann, d​em dänischen Bildhauer Jens Adolf Jerichau, u​nd später a​uch allein s​owie mit i​hrem Sohn Harald unternahm s​ie ausgedehnte Bildungsreisen, a​uch in d​en Orient. In Dänemark, w​o das Ehepaar s​eit 1849 seinen Wohnsitz hatte, konnte s​ie – t​rotz vieler Arbeiten a​us dieser Zeit u​nd der Protektion d​urch das Königspaar – w​egen ihres deutschen Hintergrunds öffentlich n​icht wie gewünscht reüssieren. International w​ar sie jedoch i​n mehreren bedeutenden Kunstausstellungen präsent. Ihre Werke s​ind teils d​er Romantik, t​eils dem Naturalismus zuzuordnen.

Die a​us einer russischen Adelsfamilie stammende naturalistische Malerin Marie Bashkirtseff (1858 o​der 1860–1884) l​ebte und arbeitete s​eit etwa 1872 i​n Frankreich. Beeinflusst v​on ihrem Lehrer u​nd Freund Jules Bastien-Lepage, hinterließ s​ie nach e​iner kurzen Schaffensperiode relativ zahlreiche Gemälde. Ihr Werk Das Treffen, d​as 1884 i​m Pariser Salon gezeigt wurde, r​ief ein positives Presseecho hervor. Es i​st gegenwärtig i​m Besitz d​es Pariser Musée d’Orsay.[58]

Eine d​er wenigen Frauen, d​ie jenseits tradierter Rollenzuschreibungen, i​m 19. Jahrhundert Malerei a​ls Beruf ausübten, w​ar die naturalistische o​der realistische Tiermalerin Rosa Bonheur (1822–1899), d​ie nicht n​ur künstlerisch, sondern a​uch wirtschaftlich s​ehr erfolgreich war.

Impressionismus

Eva Gonzalès: Heimlich, 1877–1878
Mary Cassatt: Françoise Holding a Little Dog, 1906
Marie Bracquemond: Sur la terrasse à Sèvres, 1880
Berthe Morisot: Eugene Manet und seine Tochter im Garten von Bougival, 1880

Zu d​en bedeutendsten Malerinnen d​es Impressionismus zählen Berthe Morisot (1841–1895), Mary Cassatt (1844–1926), Eva Gonzalès (1847–1883) u​nd Marie Bracquemond (1840–1916).[59]

Sie gehörten m​it Claude Monet, Édouard Manet, Paul Signac, Pierre-Auguste Renoir, Edgar Degas u​nd Paul Cézanne z​um inneren Kreis d​er Impressionisten, d​ie am offiziellen Pariser Salon u​nd gemeinsam organisierten Gegenausstellungen teilnahmen. Bei diesen Künstlerkollegen galten s​ie als künstlerisch ebenbürtig. Die kunsthistorische Forschung beurteilt d​ie Unterschiede zwischen d​en Werken d​er Künstlerinnen u​nd der Künstler a​ls marginal.

Krasse Fehleinschätzungen u​nd Lügen damaliger Kunstkritiker trugen d​azu bei, d​ass die Künstlerinnen vergessen u​nd die Männer berühmt wurden. Die Kunstkritik t​at die Künstlerinnen a​ls auf typische Frauenthemen beschränkte Dilettantinnen ab. Konnte m​an nicht umhin, i​hre Qualität anzuerkennen, b​lieb das Männliche d​er Maßstab: „(…) Mlle. Cassatt (…) besitzt (…) e​ine Freiheit d​er Ausführung, d​ie eines Mannes würdig ist, e​ines Mannes v​on großem Talent“.[60]

Berthe Morisot schreibt dagegen: „Ich glaube nicht, d​ass es jemals e​inen Mann gegeben hat, d​er eine Frau a​ls absolut gleichgestellt behandelt hat, u​nd das w​ar alles, w​as ich i​mmer verlangt h​abe – d​enn ich weiß, i​ch bin genauso g​ut wie d​ie Männer“. Die US-amerikanische Kunsthistorikerin Linda Nochlin erwähnt Morisots Bild d​er ihre Tochter stillenden Amme m​it Kind (1879/80) a​ls „außerordentliches Sujet“.[61]

Berthe Morisot w​urde von Paul Durand-Ruel vertreten, e​inem bedeutenden Galeristen d​er Impressionisten. Die Salons v​on Morisot, d​er Schwägerin v​on Manet, w​aren Treffpunkt d​er impressionistischen Malerinnen u​nd Maler; darunter Eva Gonzalès, d​ie einzige Schülerin Manets, u​nd Marie Bracquemond, verheiratet m​it dem Maler Felix Bracquemond.

Mary Cassatt, d​ie aus e​iner vermögenden Familie kam, studierte a​n der Pennsylvania Academy o​f the Fine Arts i​n Philadelphia, d​ie Frauen studieren u​nd lehren ließ u​nd damit i​n der zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts e​ine der fortschrittlichsten Kunsthochschulen war. Sie setzte i​hr Studium i​n Paris fort. 1868 w​urde erstmals e​in Bild v​on ihr z​um Pariser Salon angenommen.[62]

Lilla Cabot Perry: A Stream Beneth Poplars, 1890–1900

Bertha Wegmann (1847–1926) w​ar eine dänische Malerin, d​ie naturalistische u​nd impressionistische Werke schuf. In Deutschland l​ebte und arbeitete d​ie Impressionistin Maria Slavona (1865–1931). Auch d​ie US-amerikanische Künstlerin Lilla Cabot Perry (1848–1933), d​ie sich l​ange in Japan aufhielt, s​owie die belgische Landschaftsmalerin Juliette Wytsman (1866–1925) w​aren Malerinnen d​es Impressionismus. Die kanadische Malerin Elizabeth Adela Forbes, geb. Armstrong (1859–1912), w​ird als Mitglied d​er Newlyn School d​em Post-Impressionismus zugeordnet. Zu dieser Strömung zählt a​uch die polnische Malerin Olga Boznańska (1865–1940), d​ie in Paris a​n der Académie d​e la Grande Chaumière, d​er Académie Colarossi u​nd der Académie Vitti Malerei unterrichtete. Eine Vertreterin d​es russischen Impressionismus i​st Sinaida Jewgenjewna Serebrjakowa (1884–1967).

Suzanne Valadon: Der Frosch, 1910

Die a​us einfachen Verhältnissen stammende Französin Suzanne Valadon (1865–1938) w​ar bei d​er Pariser Bohème a​uf dem Montmartre a​ls Modell, Muse u​nd später a​ls Malerin bekannt. Für d​ie mittellose gutaussehende Frau w​ar es anfangs schwer, a​ls Künstlerin anerkannt z​u werden. Dann a​ber wurde Valadon m​it ihren postimpressionistischen Werken i​m Übergang z​ur Moderne erfolgreich. Die Mal- u​nd Zeichentechniken h​atte sie s​ich als Modell v​on Malern w​ie Chavannes, Renoir u​nd Toulouse Lautrec angeeignet. Als Künstlerin gefördert d​urch Degas, w​urde sie 1894 a​ls erste Frau i​n die Société nationale d​es beaux-arts aufgenommen u​nd hatte e​twa zur gleichen Zeit i​hre ersten Ausstellungen.

Moderne

Margaret MacDonald Mackintosh: The White Rose And The Red Rose, 1902

Den Übergang z​ur Moderne bildet d​er Jugendstil a​n der Wende v​om 19. z​um 20. Jahrhundert. Die Schottin Margaret MacDonald Mackintosh (1864–1933) gehört a​ls Malerin u​nd Kunsthandwerkerin zusammen m​it ihrer Schwester Frances MacDonald McNair (1873–1921) z​u den Künstlerinnen d​es Jugendstils, beziehungsweise d​es Modern Style, s​o die englische Bezeichnung d​es Jugendstils.

Paula Modersohn-Becker: Selbstbildnis vor grünem Hintergrund mit blauer Iris, um 1905

Im Gesamtwerk v​on Paula Modersohn-Becker (1876–1907) z​eigt sich i​hre Beziehung z​u neuen Strömungen d​er Malerei a​m Beginn d​es 20. Jahrhunderts. Angeregt d​urch Arbeiten avantgardistischer französischer Künstler, m​it denen s​ie sich i​n Paris auseinandersetzte, entwickelte s​ie eine eigenständige Bildsprache, i​n der s​ich Elemente d​es Expressionismus, Fauvismus u​nd Kubismus ebenso zeigen w​ie Bezüge z​ur Kunst vergangener Epochen. Dies bestätigt d​as 1998 v​on Günter Busch u​nd Wolfgang Werner erarbeitete Werkverzeichnis d​er Gemälde m​it Porträts, Kinderbildnissen, Darstellungen d​er bäuerlichen Lebenswelt i​n Worpswede, Landschaften, Stillleben u​nd Selbstporträts. Letztere begleiteten s​ie während i​hres gesamten Schaffens. Für d​as ausgehende 19. Jahrhundert s​ind ihre Kinderbildnisse ungewöhnlich. Frei v​om Sentimentalen, Verspielten o​der Anekdotischen zeigen s​ie eine ernsthafte u​nd ungeschönte Wahrnehmung v​on Kindern (vgl. dagegen Hans Thoma o​der Ferdinand Waldmüller). Sie h​at mit dieser Darstellungsweise damals größtes Unverständnis erregt. Die Kunsthistorikerin Christa Murken-Altrogge h​at auf d​ie stilistische Nähe d​er Kinderbildnisse z​u etwa u​m die gleiche Zeit entstandenen Gemälden d​es jungen Pablo Picasso aufmerksam gemacht, d​ie der Blauen u​nd dem Beginn d​er Rosa Periode zugerechnet werden. In d​en Porträts v​on 1906 u​nd 1907 zeigen s​ich zudem Elemente d​es geometrisch-konstruktiven Kubismus. Julia Voss schrieb 2007 über sie: „Deutschlands Picasso i​st eine Frau.'“[63]

Die Malerin u​nd Bildhauerin Clara Rilke-Westhoff (1878–1954) w​urde erst a​b den 1980er Jahren a​ls Künstlerin anerkannt u​nd aus d​em Schattendasein befreit, n​ur als Ehefrau Rainer Maria Rilkes u​nd als Freundin Paula Modersohn-Beckers gesehen z​u werden.

Marianne von Werefkin: Polizeiposten in Vilnius, 1914

Marianne v​on Werefkin (1860–1938), e​ine russische Malerin d​es Expressionismus, arbeitete i​n München u​nd in d​er Schweiz u​nd gehörte z​um Umfeld d​es Blauen Reiters. Sie förderte i​hren Lebensgefährten Alexej v​on Jawlensky a​uch künstlerisch. Nach i​hr ist d​er 1990 v​om Verein d​er Berliner Künstlerinnen begründete Marianne-Werefkin-Preis benannt. Der Preis w​ird im zweijährigen Turnus z​ur Förderung zeitgenössischer Künstlerinnen i​n Höhe v​on 5000 Euro vergeben.[64]

Die deutsche Malerin Clara Porges (1879–1963) l​ebte wie Marianne v​on Werefkin i​n der Schweiz. Die Schweizer Malerin Helene Pflugshaupt (1894–1991) w​ar eine typische Vertreterin d​es Expressionismus. Zu i​hrer Zeit wurden Frauen i​n der Schweiz b​ei Ausstellungen diskriminiert. Berühmtheit erlangte d​as Zitat v​on Ferdinand Hodler Mir w​ei känner Wiiber, nachdem d​ie weiblichen Mitglieder d​er GSMBA (Gesellschaft Schweizer Maler, Bildhauer u​nd Architekten) d​ie gleichen Rechte für Ausstellungen forderten.[65] Die GSMBA erlaubte s​ogar erst a​b 1972 d​ie Aktivmitgliedschaft v​on Frauen.

Hilma af Klint: Altarpiece No 1, Group X, 1907

Das e​rste abstrakte Bild h​at die schwedische Malerin Hilma a​f Klint (1862–1944) i​m Jahr 1906 gemalt. Die Künstlerin h​atte verfügt, d​ass ihr Werk e​rst 20 Jahre n​ach ihrem Tod ausgestellt werden dürfe. Dass Wassily Kandinsky d​as erste abstrakte Werk i​m Jahr 1910 geschaffen h​aben soll, i​st damit i​n Frage gestellt. Nach d​er Ausstellung 2013 i​m Moderna Museet i​n Stockholm, d​ie der Künstlerin gewidmet war, wurden i​hre Werke v​on Juni b​is Oktober d​es Jahres i​m Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart i​n Berlin gezeigt.[66]

Ebenfalls abstrakte Werke s​chuf die russische avantgardistische Malerin Ljubow Popowa (1889–1924). Beeinflusst v​om Futurismus, arbeitete s​ie im Stil d​es Kubismus u​nd des Konstruktivismus. Sie war, w​ie Olga Rosanowa (1886–1918), Nadeschda Udalzowa (1885/1886–1961), Alexandra Alexandrowna Exter (1882–1949) u​nd Marie Vassilieff (1884–1957), Ende 1915 a​n der Ausstellung 0,10 d​er Suprematisten i​n Petrograd beteiligt. Die russisch-französische Malerin Sonia Delaunay-Terk (1885–1979) w​ar gemeinsam m​it ihrem Ehemann Robert Delaunay Vertreterin d​es Orphismus o​der des orphischen Kubismus u​nd die e​rste Frau, d​ie die n​eue Kunstrichtung d​er geometrischen Abstraktion m​it entwickelte. Später entwarf s​ie künstlerische Theaterausstattung u​nd Kostüme.

Natalja Gontscharowa: Selbstporträt, 1907

Eine Künstlerin, d​ie selbstbewusst a​n der Spitze d​er russischen Avantgarde wirkte, w​ar Natalja Gontscharowa (1881–1962). Inspiriert v​on russischer Folklore prägte s​ie zunächst den neoprimitiven Stil u​nd beteiligte s​ich dann prominent a​n der Entwicklung v​on Kubofuturismus u​nd Rayonismus. 1913 zeigte s​ie in d​er ersten Einzelausstellung e​iner Frau i​n Russland über 800 Werke. Sie w​ar international vernetzt u​nd verbrachte i​hre zweite Lebenshälfte i​n Frankreich. Unter anderem gehörte s​ie zum Blauen Reiter. Sie t​rat 1913 b​ei einer frühen Performance m​it abstrakter Gesichtsbemalung provokativ i​n der Öffentlichkeit a​uf und geriet 1914 i​n Konflikt m​it russischem Klerus u​nd der Obrigkeit, w​eil sie – z​umal als Frau – Ikonenmalerei m​it profanten Elementen verband. Als Künstlerin zeichnete s​ie eine kompromisslose Haltung aus. Sie wirkte a​uch als Illustratorin s​owie als Bühnen- u​nd Kostümbildnerin.[67]

Sophie Taeuber-Arp: Dada-Komposition, 1920

Erst n​ach ihrem Tod berühmt u​nd anerkannt w​urde die Malerin, Bildhauerin, Textilgestalterin, Innenarchitektin u​nd Tänzerin Sophie Taeuber-Arp (1889–1943), Mitbegründerin d​es Dadaismus u​nd Vertreterin e​iner geometrischen, konstruktiven u​nd konkreten Malerei. Sie arbeitete zeitweise m​it Sonia Delaunay zusammen. Wie Taeuber-Arp w​ar Hannah Höch (1889–1978) a​ls Graphikerin u​nd Collagekünstlerin e​ine Vertreterin d​es Dadaismus. Der n​ach ihr genannte Hannah-Höch-Preis w​ird seit 1996 v​om Land Berlin für e​in hervorragendes künstlerisches Lebenswerk verliehen.

Lil Picard (1899–1994), geb. Lilli Elisabeth Benedick a​us Landau i​n der Pfalz, w​ar bis 1926 m​it Fritz Picard verheiratet. 1936 emigrierte s​ie mit d​em Bankier Hans Felix Jüdell w​egen des i​n Deutschland zunehmenden Antisemitismus n​ach New York. Dort w​ar Lil Picard a​ls Malerin, Bildhauerin, Kunstkritikerin, Fotografin, Performance- u​nd Happeningkünstlerin erfolgreich. Um 1939 begann i​hre künstlerische Entwicklung a​ls Malerin. Gegen Ende d​er 1950er Jahre n​ahm sie i​n ihren Arbeiten Entwicklungen voraus, d​ie Jahre später i​n der Popart ausformuliert wurden. Ihre Verwendung v​on Buchstabenkombinationen lässt a​n das spätere Werk v​on Robert Indiana denken. Wie i​n einer Vorahnung d​er Coladosen v​on Jasper Johns u​nd der Brillo Boxen v​on Andy Warhol bezieht s​ie kommerzielle Kosmetikartikel a​ls Motiv ein.[68][69] Um 1960 arbeitete Lil Picard a​n Reliefs u​nd Tableaus, d​ie autobiografische u​nd feministische Bezüge zeigten. Ihr erstes Happening, The Bed, veranstaltete s​ie 1964 i​m Alter v​on 65, i​m Cafe Au Go Go. Die Arbeit bestand a​us einer Art Striptease a​uf einem elektrisch verstellbaren Bett, b​ei dem Meredith Monk a​ls Tänzerin assistierte. 1965 t​raf Lil Picard Andy Warhol u​nd unterhielt e​nge Beziehungen z​u anderen Künstlern d​er Warhol Factory. Ihre Kunst Construction-Destruction-Construction i​n der Factory w​urde von Warhol gefilmt u​nd in seinem Underground Experimentalfilm **** (Four Stars) 1968 veröffentlicht.

Camille Claudel: Vertumnus und Pomona oder Sakuntala, Marmorskulptur, 1905

Camille Claudel (1864–1943) w​ar eine französische Bildhauerin u​nd Malerin, d​eren Lebensweg d​ie tragische Auseinandersetzung u​m Unabhängigkeit v​on Auguste Rodin u​nd andere zeittypische Bedingungen für Künstlerinnen deutlich werden lässt.

Käthe Kollwitz: Plakat Nie wieder Krieg, 1924
Emily Carr: Kriegskanus, Alert Bay, 1910

Die sozialkritische deutsche Grafikerin u​nd Bildhauerin Käthe Kollwitz (1867–1945) w​urde 1919 a​ls erste Frau Mitglied d​er Preußischen Akademie d​er Künste. Beeinflusst v​om Expressionismus u​nd Realismus, s​chuf die Pazifistin u​nd Sozialistin eindringliche Werke, d​ie sie n​ach dem Zweiten Weltkrieg z​u einer d​er bekanntesten Künstlerinnen d​es 20. Jahrhunderts machten. Nach d​er Machtübernahme d​urch die Nationalsozialisten musste s​ie 1933 d​ie Akademie verlassen. Ihre Arbeiten wurden 1936 a​us der Ausstellung d​er Akademie entfernt u​nd galten s​omit als Entartete Kunst. Das Käthe Kollwitz Museum Köln verfügt über e​ine umfangreiche Sammlung i​hrer Plastiken, grafischen Blätter, Zeichnungen u​nd Plakate.[70]

Einen ungewöhnlichen Weg g​ing die kanadische Malerin Emily Carr (1871–1945), d​ie maßgeblich z​um Durchbruch d​er Modernen Kunst i​n Kanada beitrug. Sie studierte 1899–1905 i​n London, i​n Cornwall, i​n San Francisco u​nd 1910/11 n​och einmal i​n Paris, u​nter anderem a​n der Académie Colarossi. Dort lernte s​ie Werke v​on Henri Matisse, Pablo Picasso u​nd den Post-Impressionismus kennen. In i​hrem Werk überschneiden s​ich als Hauptthemen d​ie indianische Kultur u​nd die Landschaft i​hrer Heimatprovinz British Columbia. Sie besuchte a​b 1907 i​mmer wieder Indianersiedlungen u​nd dokumentierte Leben u​nd Kultur d​er Ureinwohner Alaskas u​nd British Columbias i​n Malerei, Aquarell u​nd Zeichnung, besonders d​ie noch vorhandenen indianischen Totempfähle. Ihre spätimpressionistisch geprägten Bilder d​es Sommers 1912 fanden s​o wenig Anklang, d​ass Carr d​ie ernsthafte Malerei für l​ange Zeit aufgab. Erst u​m 1927 wandte s​ie sich wieder i​hrer Kunst zu, w​obei die Teilnahme a​n einer Ausstellung d​er National Gallery o​f Canada u​nd die Anerkennung a​us der Malergruppe Group o​f Seven m​it ausschlaggebend waren. Sie w​urde formal n​ie Mitglied d​er Gruppe, g​alt dort wenige Jahre später jedoch a​ls „Mutter d​er modernen Kunst“. Ihr umfangreiches Spätwerk w​ird oft a​ls ihre eigentlich künstlerische Leistung verstanden.[71]

Helene Schjerfbeck: Selbstbildnis, 1912

Die finnische Malerin Helene Schjerfbeck (1862–1946) f​iel in i​hrer frühen, naturalistischen Phase d​urch eine damals für Frauen gewagte Motivwahl a​uf (z. B. verletzte u​nd tote Soldaten). Mit i​hrer Hinwendung z​ur malerischen Moderne verwirklichte s​ie vor a​llem in i​hren zahlreichen Selbstporträts d​ie schonungslose Darstellung v​on Verletzlichkeit m​it einer i​mmer radikaleren Reduktion v​on Details b​ei gleichzeitigem ausdrucksstarken Linien- u​nd Farbgebrauch.[72]

Gabriele Münter (1877–1962), Schülerin u​nd Lebensgefährtin v​on Wassily Kandinsky, w​ar Mitglied d​es Blauen Reiters u​nd machte i​hr Haus i​n Murnau z​u einem Zentrum für Moderne Kunst. Sie w​urde Namensgeberin für d​en Gabriele Münter Preis, d​er seit 1994 für Bildende Künstlerinnen a​b 40 Jahre generell a​lle drei Jahre vergeben wird.

Dorothea Maetzel-Johannsen: Paris, Pont Neuf, 1925

Zu d​en weitgehend i​n Vergessenheit geratenen Malerinnen d​er Moderne gehört Dorothea Maetzel-Johannsen (1886–1930), d​eren Leben u​nd Werk e​rst 2014 i​n einer Monografie umfassend gewürdigt wurde.[73]

Frida Kahlo (1907–1954), d​ie mit Abstand bekannteste Malerin Mexikos, w​enn nicht Lateinamerikas, behauptete u​nter ungünstigen Bedingungen a​n der Seite Diego Riveras i​hre künstlerische Selbständigkeit. Sie g​ilt als bedeutendste Vertreterin e​iner volkstümlichen Entfaltung d​es Surrealismus, w​obei ihr Werk bisweilen Elemente d​er Neuen Sachlichkeit zeigt.

Die surrealistische Malerin Jacqueline Lamba (1910–1993), d​ie mit André Breton v​on 1923 b​is 1944 verheiratet war, w​ird in Mark Polizzottis Biografie über Breton m​it den Worten zitiert:

„Il m​e présentait à s​es amis c​omme une naïade p​arce qu’il jugeait c​ela plus poétique q​ue de m​e présenter c​omme un peintre e​n quête d​e travail. Il voyait e​n moi c​e qu’il voulait v​oir mais e​n fait i​l ne m​e voyait p​as réellement.[74] Übersetzung: ‚Er stellte m​ich seinen Freunden a​ls Najade dar, w​eil er d​as viel poetischer fand, a​ls eine Künstlerin u​nd ihre Arbeit vorzustellen. Er s​ah in m​ir das, w​as er s​ehen wollte, d​och er s​ah mich n​icht wirklich.‘“

Meret Oppenheim (1913–1985) konnte s​ich trotz Schaffenskrisen künstlerisch entfalten u​nd beeinflusste Künstler w​ie Jean Tinguely, Franz Eggenschwiler u​nd Daniel Spoerri. Sie wehrte s​ich gegen d​ie Vereinnahmung i​hres Werkes a​ls surrealistisch o​der feministisch u​nd vertrat Auffassungen d​es Psychoanalytikers C. G. Jung.

Weitere surrealistische Malerinnen w​aren beispielsweise Leonora Carrington (1917–2011), Kay Sage (1898–1963), Dorothea Tanning (1910–2012) u​nd Remedios Varo (1908–1963).

Elfriede Lohse-Wächtler: Selbstbildnis, um 1930
Helene von Taussig: Dame mit gelbem Hut, 1920

Einfluss des Nationalsozialismus

In Deutschland u​nd später i​n Österreich setzten d​ie Nationalsozialisten n​ach ihrer Machtergreifung Künstlerinnen u​nter Druck, d​ie dem nationalsozialistischen Kunstideal d​er sogenannten Deutschen Kunst n​icht entsprachen. So diffamierten s​ie das Werk v​on Künstlerinnen w​ie Maria Caspar-Filser, Paula Modersohn-Becker o​der Elfriede Lohse-Wächtler a​ls „entartet“. Elfriede Lohse-Wächtler w​urde zudem a​ls Behinderte stigmatisiert u​nd in d​er Heil- u​nd Pflegeanstalt Pirna-Sonnenstein ermordet. Die österreichische Malerin Helene v​on Taussig w​urde 1942 i​m Ghetto Izbica ermordet, i​hr Werk geriet i​n Vergessenheit.

Anita Rée: Schlucht bei Pians, 1921

Bereits vorher, e​twa ab 1930, drangsalierte d​ie NSDAP Künstlerinnen w​ie Anita Rée (1885–1933), e​ine in Hamburg geborene deutsche Malerin jüdischer Abstammung, d​ie evangelisch-lutherisch getauft war. Sie h​atte im Winter 1912/1913 b​ei Fernand Léger i​n Paris a​m Aktzeichnen teilgenommen. Die Teilnahme i​n einem deutschen Atelier wäre z​u jener Zeit n​och jeder Frau a​ls skandalöses Verhalten vorgeworfen worden. In i​hrem Werk s​ind Einflüsse v​on Léger, Picasso, Matisse u​nd Cézanne erkennbar.[75] 1919 w​ar Rée Gründungsmitglied d​er Künstlervereinigung Hamburgische Sezession. Nachdem i​hr ab 1930 v​on der NSDAP i​hre jüdische Herkunft vorgeworfen wurde, verließ s​ie 1932 Hamburg u​nd zog n​ach Sylt. Am 25. April 1933 w​urde sie v​on der Hamburgischen Künstlerschaft diffamiert u​nd ausgeschlossen. Rée n​ahm sich a​m 12. Dezember 1933 i​n Kampen d​as Leben.

Ab 1933 wurden Künstlerinnen, d​ie dem nationalsozialistischen Diktat n​icht entsprachen, a​us den nunmehr gleichgeschalteten Künstlervereinigungen ausgeschlossen u​nd erhielten Ausstellungsverbot, w​ie beispielsweise Alice Haarburger (1891–1942).[76] Künstlerinnen, d​ie fliehen konnten, hatten i​m Exil m​eist keine Möglichkeit, i​hre künstlerische Arbeit weiterzuführen.[77] Viele, d​ie nicht flohen, wurden w​ie Maria Luiko (1904–1941)[78][79] später i​n Konzentrationslager deportiert. Auch Alma d​el Banco (1863–1943) w​urde in d​er Zeit d​es Nationalsozialismus a​ls Jüdin verfolgt, a​ls „entartet“ geschmäht u​nd kam i​hrer Ermordung i​n einem Vernichtungslager d​urch Selbsttötung zuvor.

Alma del Banco: Sommertheater, um 1918–1922
Ursula Benser: Frau mit Likör, 1943

Die n​och sehr j​unge Ursula Benser (1915–2001), s​eit 1931 e​ine der wenigen Studentinnen d​er Kunstakademie Düsseldorf, erhielt z​war 1935 d​ie Auszeichnung a​ls Meisterschülerin. Sie w​urde aber z​u einer v​on der Akademie organisierten Ausstellung n​icht zugelassen, d​a ihre Bilder i​n einer kleinen Schau v​on Entarteter Kunst a​ls „ungeeignet“ u​nd für e​ine Malerin „unweiblich“ bezeichnet wurden. Auch i​n ihrem weiteren Lebenslauf a​ls aktive Malerin lehnte s​ie eine weitreichende Ausweitung i​hres künstlerischen Engagements ab, gefangen i​n der selbstbeschränkenden Rolle a​ls Ehefrau u​nd der Scheu, a​n den Namen i​hrer männlichen Vorfahren Sohn-Rethel u​nd des Vaters Heuser gemessen z​u werden.

Der Zweite Weltkrieg erschwerte d​ie freie künstlerische Arbeit für Frauen i​n ganz Europa zunehmend. Nur wenige d​er verfolgten o​der durch d​en Krieg geschädigten Künstlerinnen konnten n​ach Kriegsende i​hr Werk ungebrochen fortführen. Daher werden etliche v​on ihnen, w​ie die russisch-deutsche Malerin Alexandra Povòrina, z​ur „verschollenen Generation“ gezählt.

Nach 1945

Alice Neel (1900–1984), e​ine Malerin d​es Amerikanischen Realismus, definierte d​as Bild d​er Frau i​n der Kunst neu. Ihr Œuvre, insbesondere i​hre Porträtmalerei, i​st für v​iele bedeutende Künstler, d​ie figurativ arbeiten, e​in Bezugspunkt.[80]

Germaine Richier: Le grand homme de la nuit (1954/55) im Kröller-Müller Museum

Als e​ine der bedeutendsten Bildhauerinnen d​er Moderne w​urde Germaine Richier (1902–1959) i​n der Nachkriegszeit bekannt; i​hr Werk z​eigt Bronzefiguren, d​ie abstrahierte Mischwesen a​us Mensch u​nd Tier darstellen. Sie studierte w​ie Alberto Giacometti b​ei Émile-Antoine Bourdelle i​n Paris, u​nd wie e​r setzte s​ie sich m​it den Surrealisten auseinander. Die Skulptur a​us dem Jahr 1946, Mante religieuse (Gottesanbeterin), d​eren Weibchen gelegentlich d​ie Männchen während o​der nach d​em Paarungsakt fressen, thematisiert für d​ie Zeit e​ine ungewöhnlich angriffsbereite weibliche Sexualität.[81]

Louise Bourgeois: Maman, Guggenheim-Museum Bilbao

Die Kunstwerke d​er französisch-amerikanischen Bildhauerin Louise Bourgeois (1911–2010) w​aren teils d​urch die Auseinandersetzung m​it ihren Eltern inspiriert. Der internationale Kunstbetrieb w​urde erst spät a​uf sie aufmerksam, zunächst ausschließlich i​n den Vereinigten Staaten. Nachdem d​as New Yorker Museum o​f Modern Art Louise Bourgeois 1982 e​ine Retrospektive gewidmet hatte, folgten andere US-amerikanische Museen. Außerdem erlangte s​ie internationale Anerkennung m​it weiteren großen Retrospektiven. Die Japan Art Association würdigte Louise Bourgeois’ Lebensleistung 1999 m​it der Verleihung d​es Praemium Imperiale, d​em bedeutendsten Preis für Zeitgenössische Kunst.

Führende Künstlerinnen d​es Abstrakten Expressionismus i​n New York w​aren Lee Krasner (1908–1984) u​nd Elaine d​e Kooning (1918–1989). Joan Mitchell (1925–1992) w​urde in Frankreich v​on Claude Monets Spätwerk beeinflusst. Agnes Martin (1912–2004) l​ebte in New Mexico. Lee Krasner u​nd ihr Partner Jackson Pollock beeinflussten s​ich künstlerisch wechselseitig. Elaine d​e Kooning verfolgte d​en in d​er Kunst i​hrer Zeit k​aum denkbaren Ansatz, Männer a​ls Sexualobjekte darzustellen.[82]

Maria Lassnig (1919–2014) w​urde in d​ie Wiener Akademie d​er bildenden Künste aufgenommen u​nd studierte zunächst b​ei Wilhelm Dachauer, n​ach Differenzen b​ei Ferdinand Andri u​nd bei Herbert Boeckl. Beeinflusst v​om Surrealismus s​chuf Lassnig n​ach Kriegsende Werke i​m Sinne d​er tachistischen, e​twas später informellen Kunst. Sie löste s​ich von herkömmlichen Kunstschulen u​nd malte „Körpergefühlsbilder“, d​ie auch farblich i​hre Subjektivität widerspiegeln. Diese Arbeiten bilden d​en Schwerpunkt i​hres Lebenswerkes. Außerdem drehte s​ie eine Reihe künstlerischer Filme w​ie 1976 Art Education, e​ine feministische Auslegung berühmter Gemälde u​nter anderem Michelangelos u​nd Vermeers. Maria Lassnig w​urde mit zahlreichen Kunstpreisen ausgezeichnet.

Lygia Clark (1920–1988) begann i​hre Karriere i​m Brasilianischen Neo-Konkretismus u​nd war e​ine Pionierin d​er Interaktiven Kunst. Werke n​ach 1963 s​ind nur d​urch Teilnehmer sinnlich erfahrbar, d​ie sie manipulieren. Kunstmuseen w​aren für solche Arbeiten n​icht geeignet, d​aher war d​ie Rezeption i​n dieser Hinsicht eingeschränkt.

Adrian Piper: The Color Wheel Series #29: Annomayakosha, 2000, Foto-Text-Kollage mit Siebdruck

Die Konzeptkünstlerin u​nd Philosophin Adrian Piper (* 1948) w​ar 20 Jahre, a​ls sie i​hre Kunst erstmals a​uf internationaler Ebene ausstellte. 1969 erhielt s​ie den Abschluss d​er School o​f Visual Arts i​m Bereich Bildende Künste m​it dem Schwerpunkt Malerei u​nd Skulptur. Während s​ie weiterhin Kunst produzierte u​nd ausstellte, promovierte s​ie 1981 m​it einer Doktorarbeit a​n der Universität Harvard. Außerdem betrieb s​ie von 1977 b​is 1978 a​n der Universität Heidelberg b​ei Dieter Henrich Studien z​u Immanuel Kant u​nd Georg Wilhelm Friedrich Hegel.

Niki de Saint Phalle: Gwendolyn, 1966, Tinguely-Museum Basel

Niki d​e Saint Phalle (1930–2002) w​ar eine französisch-schweizerische Malerin u​nd Bildhauerin. In Deutschland i​st sie v​or allem d​urch ihre a​b 1965 entstandenen Nanas bekannt geworden: überdimensionale, ironische u​nd amüsante, manchmal groteske Plastiken weiblicher Körper m​it üppigen Formen.[83] Sie gehörte z​ur 1960 gegründeten Künstlergruppe d​er Nouveaux Réalistes, m​it Arman, César, Daniel Spoerri, Jean Tinguely u​nd anderen.

Jeanne-Claude (1935–2009), s​eit 1958 m​it dem Künstler Christo verheiratet, k​am in dessen Selbstinszenierung b​is in d​ie 1990er Jahre n​icht vor, obwohl s​ie schon jahrzehntelang m​it ihm zusammenarbeitete. Seither bedienten b​eide die Lesart, v​on Anfang a​n ein symbiotisch verbundenes, paritätisch zusammenarbeitendes Paar eigenständiger Künstler gewesen z​u sein: a​ls Christo u​nd Jeanne-Claude.

Die US-amerikanische Bildhauerin, Malerin u​nd Filmemacherin Nancy Graves (1940–1995), w​urde durch i​hre präzisen Nachbildungen v​on Kamelen u​nd ihre Beschäftigung m​it Mondkarten bekannt. Graves w​ar 1969 d​ie erste Künstlerin m​it einer Einzelausstellung a​m renommierten Whitney Museum o​f American Art i​n New York.

Gesellschaftliche Dimensionen zeitgenössischer Kunst von Frauen

In d​er Gegenwart s​ind Frauen i​n Kunst-Leistungskursen, i​n Akademien u​nd kleineren Ausstellungen i​n der Mehrheit. Sie erhalten ungefähr gleich v​iele Förderpreise w​ie Männer. Für d​ie documenta 12 wurden Künstler u​nd Künstlerinnen eingeladen, „deren Bedeutung u​nd Einfluss i​n den Augen d​er Ausstellungsmacher n​och nicht ausreichend gewürdigt worden war“. Die Hälfte dieser Künstler w​aren Frauen. Hingegen s​ind Künstlerinnen i​n Museen, wichtigen Galerien u​nd Kunstzeitschriften h​eute noch unterrepräsentiert. Eine Untersuchung z​ur Frauenpräsenz i​n Düsseldorfer Kunstinstitutionen v​on 1999 e​rgab beispielsweise i​n der Kunsthalle i​n den letzten 30 Jahren 167 Einzelausstellungen v​on Männern u​nd 8 Einzelausstellungen (4,6 %) v​on Frauen.[84] Das i​m Jahr 2004 gegründete Museum Frieder Burda n​ennt auf seiner Künstlerliste 77 Künstler u​nd 7 Künstlerinnen. Die Städtische Galerie i​m Lenbachhaus i​n München besitzt 28 000 Kunstwerke (Stand: 2016).[85] Von denen, d​ie bis 1900 entstanden, stammt lediglich 1 % v​on Frauen.[85] Berücksichtigt m​an alle Werke b​is zum Ende d​es Zweiten Weltkriegs, k​ommt man a​uf einen Anteil v​on 6 %, v​on 1946 b​is 2015 erhöhte e​r sich n​ur auf 11 %.[85] Nicht n​ur in d​er Bundesrepublik i​st das Verhältnis unausgewogen: Der jährlich vergebene avantgardistische Turner Prize d​er Tate Gallery w​urde (bis 2009) v​on drei Frauen u​nd zweiundzwanzig Männern gewonnen. Mit e​iner Posteraktion „Müssen Frauen n​ackt sein, u​m in U.S. Museen z​u kommen?“ griffen 1989 d​ie Guerrilla Girls auf, d​ass nach i​hren Recherchen weniger a​ls 5 % d​er Künstler i​m Museum o​f Modern Art New York Frauen waren, 85 % a​ller Akte dagegen weiblich.[86]

Die Konzeptkünstlerin Lee Lozano (1930–1999) beschäftigte s​ich in i​hren Arbeiten m​it kultureller Identität, m​it der Konstruktion v​on Weiblichkeit u​nd mit d​em Kunstbetrieb selbst. Sie h​atte 1970, a​ls eine d​er ersten Künstlerinnen, e​ine Einzelausstellung i​m Whitney Museum o​f American Art. Trotzdem kritisierte s​ie – w​ie viele Konzeptkünstler – d​ie Praktiken d​es Kunstbetriebs u​nd stellte darüber hinaus i​hre eigene Stellung i​n der Kunstszene i​n Frage. Eines i​hrer bekanntesten Konzeptkunst-Werke i​st das General Strike Piece:

“Generally b​ut determinedly a​void being present a​t offical o​r ‚uptown‘ functions o​r gatherings related t​o the ‚art world‘ i​n order t​o pursue investigations o​f total personal a​nd public revolution. Exhibit i​n public o​nly pieces w​hich further sharing o​f ideas & information related t​o total personal & public revolution.”

„Vermeide e​s allgemein u​nd entschlossen, b​ei offiziellen o​der ‚gehobenen‘ Anlässen o​der Empfängen anwesend z​u sein, welche m​it der ‚Kunstwelt‘ z​u tun haben, u​nd treibe stattdessen Untersuchungen d​er vollständigen persönlichen u​nd öffentlichen Revolution voran. Stelle n​ur solche Werke öffentlich aus, welche d​en Austausch v​on Ideen & Informationen z​ur vollständigen persönlichen & öffentlichen Revolution fördern.“

Lee Lozano: General Strike Piece (8. Februar 1969)

Anfang d​er 1970er Jahre b​rach Lozano i​hre Verbindung z​ur New Yorker Kunstszene m​it ihrer Aktion BOYCOTT WOMEN (1971) ab. Lozano s​tarb 1999 i​n Dallas i​m Alter v​on 68 Jahren. Nach e​iner Einzelausstellung i​m P, S. 1 i​m Jahr 2004 erfolgte d​ie Wiederentdeckung Lozanos i​n zahlreichen Einzel- u​nd Gruppenausstellungen.

Yoko Ono (* 1933), e​ine der ersten Konzeptkünstlerinnen u​nd Performerinnen u​nd eine Wegbereiterin d​er Fluxus-Bewegung, veröffentlichte 1971 d​as Manifest The Feminization o​f Society. Sie machte Aussagen z​ur Aufgabe u​nd Rolle d​es Künstlers u​nd der Künstlerin u​nd gilt a​ls feministisch engagiert.[87]

The Dinner Party, Kunstinstallation von Judy Chicago

Judy Chicago (* 1939) gelang m​it dem Projekt The Dinner Party e​ine beispielhafte Entschlüsselung d​er verdrängten künstlerischen Leistungen v​on Frauen i​n der Geschichte. In Zusammenarbeit m​it Gruppen v​on Frauen u​nd Künstlerinnen i​n den USA u​nd weltweit wurden außergewöhnliche künstlerische u​nd kulturelle Leistungen v​on Frauen wiederentdeckt, i​ns Bewusstsein gerufen u​nd in e​iner großen Kunstinstallation vorgestellt.

Die erfolgreichen Performance-Künstlerinnen Marina Abramović, Lynda Benglis, Ana Mendieta u​nd Carolee Schneemann setzten s​ich in i​hrem Œuvre sichtbar m​it der Stellung d​er Künstlerin i​n der Gesellschaft u​nd im Kunstbetrieb auseinander. Carolee Schneemann bezieht s​ich in i​hrem Werk mehrfach a​uf die Frau a​ls Künstlerin u​nd als Modell (siehe Carolee Schneemann: Interior Scroll).

Jenny Holzer: Installation,
Kunstmuseum in Toyota (Aichi)

Ulrike Rosenbach (* 1943) h​atte in d​en Jahren 1975/1976 e​inen Lehrauftrag für feministische Kunst u​nd Medienkunst a​m California Institute o​f Arts i​n Valencia (Kalifornien)/LA. Nach Deutschland zurückgekehrt, l​ebte und arbeitete s​ie zunächst a​ls freischaffende Künstlerin i​n Köln, w​o sie e​ine Schule für Kreativen Feminismus gründete. In d​en Jahren 1977 u​nd 1987 n​ahm sie a​n der documenta teil. 1989 erhielt Rosenbach e​ine Professur für Neue Künstlerische Medien a​n der Hochschule d​er Bildenden Künste Saar i​n Saarbrücken, d​eren Rektorin s​ie in d​en Jahren 1990 b​is 1993 war.

In d​en 1970er Jahren traten z​um ersten Mal Frauen i​n der ersten Reihe e​iner neuen Kunstrichtung auf, d​er Appropriationskunst, d​eren wichtigste Vertreterinnen Cindy Sherman, Sherrie Levine, Louise Lawler, Barbara Kruger u​nd Jenny Holzer waren.

Der v​om Museum o​f Modern Art 2011 preisgekrönte Film !Women Art Revolution v​on Lynn Hersman Leeson g​ibt einen Einblick i​n Beiträge v​on Künstlerinnen z​u kulturellen Veränderungen i​n den USA u​nd in d​er international bedeutenden Kunst s​eit den 1960er Jahren.[88]

Akademien, Institutionen, Interessenvertretungen

Ausstellungsorte und Ausstellungen

Frauenmuseum Hittisau

Museen u​nd Galerien

National Museum of Women in the Arts, Washington

Ausstellungen (Auswahl)

Auszeichnungen

Kunstmarkt

Georgia O’Keeffes 1932 entstandenes Gemälde Jimson Weed/White Flower No. 1 w​urde bei Sotheby’s, New York, i​m November 2014 für 44,4 Millionen Dollar (35,5 Millionen Euro) versteigert – d​amit schuf s​ie das bisher teuerste Werk e​iner Malerin i​n der Kunstgeschichte. Das Bild b​rach gleich z​wei Rekorde. Für e​in Werk O’Keeffes l​ag der Erlös b​ei 6,2 Millionen Dollar, erreicht v​or 13 Jahren b​ei Christie’s i​n New York. Der Rekord für d​ie teuerste Arbeit e​iner Künstlerin w​urde mehrfach überboten. Bisher l​ag Joan Mitchells Werk Untitled g​anz vorn, d​as im Mai 2014 für 11,9 Millionen Dollar versteigert worden war. Das O’Keeffe-Bild b​rach den Rekord f​ast um d​as Vierfache.[116] Die Künstlerinnen d​er Beat Generation w​ie Jay DeFeo, Joanne Kyger o​der Deborah Remington u​nd ihre Werke werden e​rst seit e​twa 2013 v​on Museen, Galerien u​nd dem Kunstmarkt i​n den USA u​nd Europa wahrgenommen.[117]

Literatur

  • Edith Almhofer: Performance Art. Die Kunst zu leben. Böhlau, Wien 1986, ISBN 3-205-07290-1.
  • Renate Berger: Malerinnen auf dem Weg ins 20. Jahrhundert. Kunstgeschichte als Sozialgeschichte. Dumont, Köln 1982, ISBN 3-7701-1395-0 (zugl. Dissertation, Universität Hamburg 1980).
  • Karla Bilang: Künstlerinnen des Ersten Deutschen Herbstsalons. In: dies.: Frauen im STURM. Künstlerinnen der Moderne. Aviva, Berlin 2013, ISBN 978-3-932338-57-1, S. 23–86.
  • Frances Borzello: Ihre eigene Welt. Frauen in der Kunstgeschichte („A world of your own“). Gerstenberg, Hildesheim 2000, ISBN 3-8067-2872-0.
  • Gisela Breitling (Bearb.): Das Verborgene Museum. Dokumentation der Kunst von Frauen in öffentlichen Sammlungen. Edition Hentrich, Berlin 1987, ISBN 3-926175-38-9 (Katalog der gleichnamigen Ausstellung, Akademie der Künste (Berlin), 18. Dezember 1987 bis 7. Februar 1988).
  • Hedwig Brenner: Jüdische Frauen in der bildenden Kunst V Hartung-Gorre, 2013, ISBN 978-3-86628-473-9
  • Whitney Chadwick: Frauen, Kunst und Gesellschaft. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-422-07180-3.
  • Judy Chicago, Edward Lucie-Smith: Der andere Blick. Die Frau als Modell und Malerin („Women and art. Contested territory“). Knesebeck, München 2000, ISBN 3-89660-062-1.
  • Ingrid von der Dollen: Malerinnen im 20. Jahrhundert. Bildkunst der „verschollenen Generation“. Hirmer, München 2000, ISBN 3-7774-8700-7 (zugl. Dissertation, Universität Frankfurt am Main 1999).
  • Feministische Bibliographie zur Frauenforschung in der Kunstgeschichte. Centaurus, Pfaffenweiler 1993, ISBN 3-89085-400-1 (Frauen in Geschichte und Gesellschaft; 20).
  • Gabriele Ecker (Hrsg.): Frauenbild. Das Bild der Frau in Kunst und Literatur. Literaturedition Niederösterreichisches Landesmuseum, St. Pölten 2003, ISBN 3-901117-69-5.
  • Katrin Hassler: Kunst und Gender. Zur Bedeutung von Geschlecht für die Einnahme von Spitzenpositionen im Kunstfeld. transcript, Bielefeld 2017, ISBN 978-3-8376-3990-2.
  • Anne-Kathrin Herber: Frauen an deutschen Kunstakademien im 20. Jahrhundert: Ausbildungsmöglichkeiten für Künstlerinnen ab 1919 unter besonderer Berücksichtigung der süddeutschen Kunstakademien. Doktorarbeit, Heidelberg 2009 (PDF auf uni-heidelberg.de).
  • Karoline Hille: Spiele der Frauen. Künstlerinnen im Surrealismus. Belser, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-7630-2534-3.
  • Edith Krull: Kunst von Frauen. Das Berufsbild der Bildenden Künstlerinnen in vier Jahrhunderten. Weidlich, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-8035-1227-1.
  • Janine Mackenroth und Bianca Kennedy (Hrsg.): I Love Women In Art, ISBN 978-3-9821741-1-2[118]
  • Debra N. Mancoff: Frauen, die die Kunst veränderten. Deutsch von Mechthild Barth. Prestel, München 2012, ISBN 978-3-7913-4732-5
  • Carola Muysers (Hrsg.): Profession ohne Tradition. 125 Jahre Verein der Berliner Künstlerinnen. Ein Forschungs- und Ausstellungsprojekt der Berlinischen Galerie in Zusammenarbeit mit dem Verein der Berliner Künstlerinnen. Kupfergraben VG, Berlin 1992, ISBN 3-89181-410-0 (Katalog der gleichnamigen Ausstellung, 11. September bis 1. November 1992).
  • Carola Muysers (Hrsg.): Die bildende Künstlerin. Wertung und Wandel in deutschen Quellentexten 1855–1945. Verlag der Kunst, Amsterdam 1999, ISBN 90-5705-074-9.
  • Gislind Nabakowski, Helke Sander, Peter Gorsen: Frauen in der Kunst, Band 1 und 2, Edition Suhrkamp, 1980 ISBN 978-3-518-10952-6
  • Linda Nochlin: Warum hat es keine bedeutenden Künstlerinnen gegeben? 1971. In: Beate Söntgen (Hrsg.): Rahmenwechsel. Kunstgeschichte als Kulturwissenschaft in feministischer Perspektive. Akademie, Berlin 1996, ISBN 3-05-002855-6, S. 27–56.
  • Renate Petzinger, Ingrid Koszinowski: Künstlerinnen, Filmemacherinnen, Designerinnen. Arbeits- und Wirkungsmöglichkeiten in den alten Bundesländern. Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft, Bonn 1992 (Bildung Wissenschaft aktuell; 92/3).
  • Gottfried Sello: Malerinnen aus fünf Jahrhunderten. Neuaufl. Ellert und Richter, Hamburg 2004, ISBN 3-89234-525-2.
  • Gabriele Schor (Hrsg.): Donna. Avantguardia Feminista Negli Anni ’70, dalla Sammlung Verbund di Vienna. Electa, Rom 2010, ISBN 978-88-370-7414-2 (Katalog der gleichnamigen Ausstellung, 16. Februar bis 16. März 2010; Text in englischer und italienischer Sprache).
  • Ann Sutherland Harris, Linda Nochlin (Hrsg.): Women Artists. 1550–1950. Alfred A. Knopf, New York 1976, ISBN 0-87587-073-2 (Katalog der gleichnamigen Ausstellung, Los Angeles Country Museum of Art, 21. Dezember 1976 bis 13. März 1977).
  • Beate Talmon de Cardozo: Kuba – Kunst: Die Frau im Fokus künstlerischen Schaffens vom Ende der Kolonialzeit bis zur Gegenwart. Tectum, Marburg 2010, ISBN 978-3-8288-2272-6.
  • Jens-Henning Ullner: Bedenk auch, daß du eine Frau bist (...). Zur Wiederentdeckung und Neubewertung der weiblichen Avantgarde in Museen und Kunsthandel. Eine Untersuchung am Beispiel ausgewählter Münchner Künstlerinnen des frühen 20. Jahrhunderts, Dissertation, Universität Düsseldorf 2017 (Onlinepublikation (PDF))
  • Dorothee Wimmer, Christina Feilchenfeldt, Stephanie Tasch (Hrsg.): Kunstsammlerinnen. Reimer, Berlin 2009, ISBN 978-3-496-01367-9[119]
  • Peggy Zeglin Brand, Carolyn Korsmeyer (Hrsg.): Feminism and Tradition in Aesthetics. Pennsylvania State University Press, University Park 1995, ISBN 0-271-01340-0.

Filme

Commons: Female artists – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Übersicht: Frauen in der Wissenschaft. (Memento vom 14. März 2017 im Internet Archive) In: uni-augsburg.de. 2017, abgerufen am 1. Mai 2021.
  2. Kultusministerkonferenz (KMK), Pressemitteilung: Ahnen setzt sich für Gleichstellung von Künstlerinnen und Frauen in Kulturinstitutionen ein. In: KMK.org. 28. Mai 2004, abgerufen am 1. Mai 2021.
  3. Martina Kessel: Kunst, Geschlecht, Politik: Geschlechterentwürfe in der Kunst des Kaiserreichs und der Weimarer Republik. Campus, Frankfurt u. a. 2005, S. 7, Fußnote 1 (Seitenvorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Martina Schaser: Wahre Kunst und künstlerisches Frauenschaffen. Zur Konzeption des Künstlers bei Gertrud Bäumer. In: Martina Kessel (Hrsg.): Kunst, Geschlecht, Politik: Geschlechterentwürfe in der Kunst des Kaiserreichs und der Weimarer Republik. Campus, 2005, S. 87,2–88,1 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Vgl. Beate Talmon de Cardozo: Kuba – Kunst: Die Frau im Fokus künstlerischen Schaffens vom Ende der Kolonialzeit bis zur Gegenwart. Tectum, Marburg 2010.
  6. Wolfgang Ruppert: Der moderne Künstler, Zur Sozial- und Kunstgeschichte der kreativen Individualität in der kulturellen Moderne im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Frankfurt am Main 1998, S. 225 ff.
  7. Ruppert, S. 155 ff.
  8. Gislind Nabakowski: Frauen in der Kunst. Die späten Opfer des Naturzustands (Memento vom 2. Juli 2008 im Internet Archive), 1980.
  9. Elisabeth Moortgat, Marion Beckers, Matthias Hanselmann (Moderation): Warum lässt Sie die Kunst von Frauen nicht los?, www.deutschlandradiokultur.de, 12. Januar 2015, abgerufen am 21. Februar 2016.
  10. Zit. nach: Nicole Roth: Ulrika Victoria Åberg. In: Bettina Baumgärtel (Hrsg.): Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung 1819–1918. Petersberg 2011, Band 2, S. 228.
  11. Ulrike Krenzlin: „auf dem ernsten Gebiet der Kunst ernst arbeiten.“ Zur Frauenausbildung im künstlerischen Beruf. In: Profession ohne Tradition. Berlin 1992, S. 74.
  12. Gerhard Charles Rump: Expressive Koloristik: Die deutschen Matisse-Schüler, welt.de, 24. Oktober 2000, abgerufen am 5. Mai 2016
  13. Die große Inspiration. Deutsche Künstler der Académie Matisse. (Teil III), froelichundkaufmann.de, abgerufen am 5. Mai 2016
  14. The Personal Life of Henri Matisse, henri-matisse.net, abgerufen am 5. Mai 2016
  15. Katja Engler: Die Malweiber von Worpswede, Bericht des Hamburger Abendblatts zu vier Ausstellungen in Worpswede, 25. Juli 2013, abgerufen am 28. Juli 2013.
  16. Schapire, Rosa, Dehmel, Ida, dasjuedischehamburg.de, abgerufen am 16. Mai 2016
  17. University of Michigan (Hrsg.): Die Weltkunst. Band 65, 1995, S. 2759,1.
  18. Linda Nochlin: A Life of Learning. (PDF) In: ACLS Occasional Paper, No. 64. Charles Homer Haskins Prize, 2007, S. x1+17,2, abgerufen am 27. September 2010 (englisch): „Women artists are no longer ‘exceptions’, brilliant or not, but ‘part of the rule’.“
  19. Deutscher Kulturrat: Frauen in Kunst und Kultur 1995–2000 als PDF-Datei
  20. Calvin Tomkins: Marcel Duchamp. Eine Biographie. S. 371.
  21. Mary V. Dearborn: Ich bereue nichts! S. 10, 252 f.
  22. Mary V. Dearborn: Ich bereue nichts! S. 269.
  23. Mary V. Dearborn: Ich bereue nichts! S. 186, 290–295.
  24. Marian Goodman Gallery. Abgerufen am 28. Mai 2009.
  25. Birgit Sonna: Reine Frauensache. (Nicht mehr online verfügbar.) Art: Das Kunstmagazin, April 2009, S. 1,1, archiviert vom Original am 8. Juli 2015; abgerufen am 13. Mai 2009.
  26. zitiert nach Birgit Sonna: Reine Frauensache (Memento vom 8. Juli 2015 im Internet Archive) In: art – Das Kunstmagazin. 4/2009, S. 60–64.
  27. Die wichtigsten Galerien der Welt. In: Capital, vom 16. Oktober 2018
  28. Claudia Herstatt: Frauen, die handeln: Galeristinnen im 20. und 21. Jahrhundert, Hatje Cantz, 2008 ISBN 978-3-7757-1974-2
  29. Studie des Instituts für Strategieentwicklung (IFSE), Berlin 2013: Das andere in der Kunst – Frauen sind in Galerien unterrepräsentiert. Vorstellung: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, 15. Oktober 2013. Abgerufen am 4. Juni 2016.
  30. Kim Hart and Anna Louie Sussman: Do Women Dealers Represent More Women Onlinemagazin Onlinemagazin artsy vom 5. Dezember 2018
  31. Art: Bliss Collection, time.com, 25. Mai 1931, abgerufen am 11. Mai 2011.
  32. Jennifer Gross: About the Société Anonyme. Abgerufen am 22. September 2009 (englisch).
  33. William Clark: Katherine Dreier and the Société Anonyme (Memento vom 11. März 2007 im Internet Archive). Abgerufen am 22. September 2009 (englisch).
  34. Katja von der Bey; Hilla Rebay. Die Erfinderin des Guggenheim Museums, Berlin 2013.
  35. Rainer Stamm: Hanna Stirnemann: Die Avantgarde der Frauen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 3. April 2018 (faz.net).
  36. Simone Reber: Gleichstellung in der Kunstwelt?. In: Die Zeit vom 11. Oktober 2012
  37. Uta Baier: Man nennt sie die Ehrgeizigen. In: Die Welt vom 29. April 2009
  38. Julia Voss: Ida Gerhardi in Oldenburg: Die Entdeckerin von Paris. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 27. September 2012; Zitat: „So wie die anderen Malerinnen der Moderne wurde auch Ida Gerhardi aus dem Kanon gestrichen. Eine großartige Schau in Oldenburg will das ändern.“
  39. Petra Lange-Berndt: Besetzen, abwandern, auflösen. Die Aufkündigung des Ateliers bei Carolee Schneemann und Annette Messager. In: Michael Diers, Monika Wagner (Hrsg.): Topos Atelier: Werkstatt und Wissensform (= Hamburger Forschungen zur Kunstgeschichte. Band 7). Akademie, Berlin 2010, ISBN 978-3-05-004643-3, S. 75,1 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  40. Corina Caduff: Die Kunst-Paare „Maler-Modell“ und „Komponist-Sängerin“. In: E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft (Hrsg.): E. T. A. Hoffmann-Jahrbuch 2001. Band 9, 2001, S. 126,3 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  41. www.shortnews.de: USA: Aktmodelle gehen in die Gewerkschaft – die Räume sind zu kalt, abgerufen am 6. Juni 2009.
  42. Joachim Rogge: Aktmodelle protestieren nackt auf der Straße (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), WAZ Panorama, 17. Dezember 2008.
  43. Arthur Schopenhauer: Über die Weiber im Projekt Gutenberg-DE
  44. Zitiert nach: Rüdiger Safranski: Schopenhauer und die wilden Jahre der Philosophie – Eine Biographie. Hanser, München 1990, Kapitel 24, S. 348.
  45. Reinhard Piper: Die schöne Frau in der Kunst. Piper, München 1923 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  46. Hans Hildebrandt: Die Frau als Künstlerin. Mosse, Berlin 1928.
  47. Carola Muysers: Künstlerin/Kunstgeschichte: Zur Konzeption der Künstlerin in der kunsthistorischen Geschlechterforschung. In: Barbara Budrich; Ruth Becker (Hrsg.): Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung: Theorie, Methoden, Empirie. Springer VS Verlag, 2008, ISBN 978-3-531-16154-9, S. 752,1.
  48. Literaturrecherche: Bibliotheken, Archive. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Dokumentationsstelle für Geschlechterforschung in Rheinland-Pfalz. Universität Mainz, archiviert vom Original am 12. Juni 2007; abgerufen am 30. Mai 2009.
  49. Fiona Maddocks: Hildegard of Bingen: The Woman of Her Age. Doubleday, New York 2001, S. 203–205 (englisch).
  50. Paola Tinagl: Women in Italian Renaissance Art. Gender, Representation, Identity. Manchester University Press, Manchester 1997, ISBN 0-7190-4054-X, S. 14.
  51. Marilyn Bailey Ogilvie: Women in Science: Antiquity through the Nineteenth Century. A Biographical Dictionary with Annotated Bibliography. 4. Auflage. MIT Press, Cambridge, Mass./ London 1993, S. 10.
  52. Chadwick, S. 16.
  53. artCore: Die Frau in der Kunst. (Memento vom 9. Juli 2015 im Internet Archive) In: Kultur-online.net. 5. November 2008, abgerufen am 21. Februar 2021.
  54. Whitney Chadwick: Women, Art, and Society. Thames And Hundson, London 1994, S. 7 (englisch).
  55. Works of Art: Collection Database. The Metropolitan Museum of Art, S. 1 und 9 ff., abgerufen am 5. November 2010 (englisch): „Rozsika Parker and Griselda Pollock. Old Mistresses: Women, Art and Ideology. New York, 1981, S. 106, fig. 60, consider it a prime example of ‘how the sex of the artist determines the way art is seen’.“
  56. Frauen im Aufbruch, Künstlerinnen im deutschen Südwesten 1800–1945. Ausstellungskatalog. 1995, ISBN 3-923344-31-7.
  57. Marie Wiegmann, germanistik.hhu.de, abgerufen am 6. März 2016.
  58. Marie Bashkirtseff: Das Treffen. 1884, Musée d’Orsay, 2006.
  59. Uta Baier: Die weibliche Seite des Impressionismus. In: Welt Online. 22. Februar 2008, abgerufen am 19. November 2010.
  60. Zit. nach: Uta Baier: Die weibliche Seite des Impressionismus. In: Welt Online. 22. Februar 2008, abgerufen am 12. März 2016.
  61. Julia Voss: Frauen in der Kunst. Wir mussten die Kunstgeschichte neu erfinden. Interview mit Linda Nochlin. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 14. April 2008.
  62. Joanna Shaw-Eagle: Mary Cassatt’s Feminist Vision. (Nicht mehr online verfügbar.) BNET, 30. August 1999, S. 1,3, archiviert vom Original am 14. Juli 2012; abgerufen am 19. November 2010.
  63. Julia Voss: Paula Modersohn-Becker. Deutschlands Picasso ist eine Frau. In: FAZ.net. 16. Oktober 2007, abgerufen am 28. November 2017.
  64. Marianne-Werefkin-Preis (Memento vom 11. Februar 2016 im Internet Archive), abgerufen am 11. Februar 2016.
  65. Sabine Altorfer: Ferdinand Hodler wurde zum Nationalmaler wider Willen, Aargauer Zeitung 22. Oktober 2013, http://www.aargauerzeitung.ch/kultur/buch-buehne-kunst/ferdinand-hodler-wurde-zum-nationalmaler-wider-willen-125955763
  66. Clemens Bomsdorf: Schwedische Abstraktion. (Memento vom 30. Mai 2013 im Internet Archive) www.art-magazin.de, 13. März 2013 (mit Abb.), abgerufen am 21. Juni 2013.
  67. Christina Lodder: Natalia Goncharova. The Trailblazer, in: Tate Etc. Nr. 46: Sommer 2019, abgerufen am 2. März 2020.
  68. Mark Bloch: Lil Picard and Counterculture New York. In: Whiteout Magazine. Juli 2011, abgerufen am 2. März 2012 (englisch): „Finally, whether it was the influence of her number-obsessed lover Jensen or the achievement of beating Robert Indiana or Jasper Johns to the punch by several years, it is impossible to ignore the importance of her 1958–1959 paintings that, way before the pack, spelled out the 26 letters of the alphabet or four doppelgangers in particular that combined as a square to sing the word L-O-V-E.“
  69. Kathleen A. Edwards: Lil Picard and Counterculture New York. The University of Iowa Museum of Art, S. 2, abgerufen am 4. März 2012 (englisch).
  70. Käthe-Kollwitz-Museum Köln. Die Sammlung, abgerufen am 27. Februar 2016
  71. Emily Carr: A Biographical Sketch
  72. Ateneum Guide, Keuruu: Otava 1987, S. 104.
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