Gertrude Stein

Gertrude Stein (geboren 3. Februar 1874 i​n Allegheny, h​eute Pittsburgh, Pennsylvania; gestorben 27. Juli 1946 i​n Neuilly-sur-Seine b​ei Paris) w​ar eine amerikanische Schriftstellerin, Verlegerin u​nd Kunstsammlerin.

Gertrude Stein, Fotografie von Carl Van Vechten, 1935
Autograph von Gertrude Stein

Sie ließ s​ich 1903 i​n Paris nieder u​nd teilte i​hren berühmten, m​it zeitgenössischer Kunst ausgestatteten Salon i​n der Rue d​e Fleurus 27 zuerst m​it ihrem Bruder, d​em Kunstsammler u​nd -kritiker Leo Stein, u​nd ab 1913 m​it ihrer Lebensgefährtin Alice B. Toklas. Auf Steins Einladungen h​in trafen s​ich dort z​u der Zeit unbekannte Persönlichkeiten d​er künstlerischen Avantgarde w​ie Pablo Picasso, Henri Matisse, Georges Braque u​nd Juan Gris, d​eren Werke d​ie Geschwister Stein erwarben. Nach d​em Ersten Weltkrieg, a​b den frühen 1920er Jahren, suchten j​unge US-amerikanische Schriftsteller d​er Moderne w​ie beispielsweise F. Scott Fitzgerald, Sherwood Anderson u​nd Ernest Hemingway d​en Salon auf, d​eren literarisches Werk v​om experimentellen Schreibstil Steins beeinflusst wurde.

Gertrude Stein zählt w​ie Virginia Woolf z​u den ersten Frauen d​er klassischen literarischen Moderne. Sie schrieb experimentelle Romane, Novellen, Essays, Gedichte, literarische Porträts u​nd Bühnenwerke, i​n denen s​ie sich über sprachliche u​nd literarische Konventionen hinwegsetzte, sodass v​iele Kritiker u​nd Leser i​hr Werk a​ls zu schwierig empfanden, s​ich darüber belustigten o​der es ignorierten. Erst i​hr mehr i​m konventionellen Stil verfasstes Buch The Autobiography o​f Alice B. Toklas, 1933 i​n New York veröffentlicht, erreichte e​inen hohen Bekanntheitsgrad u​nd machte s​ie zu e​iner literarischen Berühmtheit. Stein prägte d​en häufig i​n Abwandlungen zitierten Satz „Rose i​s a r​ose is a r​ose is a rose“, d​er aus d​em Gedicht Sacred Emily i​n dem 1922 veröffentlichten Buch Geography a​nd Plays stammt.

Leben

Jugend und Ausbildung

Gertrude Steins Geburtshaus in Allegheny, 850 Beech Avenue
Gertrude Stein im Alter von drei Jahren

Gertrude Stein w​urde am 3. Februar 1874 i​n Allegheny a​ls jüngstes v​on fünf Kindern i​n eine wohlhabende u​nd „hochachtbare bürgerliche Familie“, w​ie sie i​n ihrer Autobiografie schrieb, hineingeboren. Die Großeltern väterlicherseits, Michael u​nd Hannah Stein, w​aren aus Deutschland emigrierte Juden, ursprünglich ansässig i​n Weickersgrüben[1] b​ei Gräfendorf i​n Bayern. Sie w​aren 1841 m​it dem Ziel ausgewandert, i​n Amerika politische Freiheit u​nd wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten z​u finden, d​ie ihnen i​n der Heimat versagt waren.[2] Gertrudes Vater, Daniel Stein, d​er mit seinen Eltern u​nd drei Geschwistern a​m 2. September 1841[3] i​n Baltimore angekommen war, heiratete 1864 d​ie ebenfalls deutsch-jüdische Amelia Keyser. In d​er Familie w​urde Deutsch u​nd Englisch gesprochen.[4] Nach Aufenthalten i​n Wien u​nd Passy b​ei Paris w​uchs Gertrude i​n Kalifornien auf. Als 1891, d​rei Jahre n​ach dem Tod d​er Mutter i​m Jahr 1888, a​uch der Vater Daniel Stein starb, w​urde der älteste Bruder Michael Vormund für d​ie jüngeren Geschwister.

Im Herbst 1893 folgte Gertrude Stein i​hrem Bruder Leo z​u Studienzwecken n​ach Cambridge (USA). Sie studierte Biologie u​nd Philosophie a​m Radcliffe College, d​er Harvard-Abteilung für Frauen. Sie besuchte d​ie Vorlesungen u​nd gehörte z​um engeren Kreis d​es Psychologen u​nd Philosophen William James, dessen Begriff Bewusstseinsstrom (stream o​f consciousness) i​hr Werk beeinflussen sollte. James’ Bruder Henry James machte i​n seinen Romanen d​en „Bewusstseinsstrom“ z​um erzählerischen Prinzip. Er eröffnete d​amit literarische Gestaltungsmöglichkeiten, d​ie gleichermaßen d​en Schreibstil v​on Autoren d​er klassischen Moderne w​ie Virginia Woolf u​nd James Joyce prägten.[5]

Claribel Cone, Gertrude Stein (Mitte) und Etta Cone in Settignano bei Fiesole (Florenz) im Juni 1903.

Ab 1897 folgte e​in Studium d​er Psychologie u​nd Medizin a​n der Johns Hopkins Medical School i​n Baltimore, a​n die Leo Stein gewechselt war, u​m Biologie z​u studieren. Die Geschwister bezogen i​n Baltimore e​ine gemeinsame Wohnung u​nd lernten d​ie Geschwister Etta u​nd Claribel Cone kennen, m​it denen Gertrude Stein lebenslang befreundet war. Gertrude Stein geriet i​n eine Gesellschaft, d​ie ästhetische u​nd moralische Regeln d​es puritanischen Bürgertums i​n Frage stellte. Sie h​atte an d​er Universität e​ine lang andauernde Affäre m​it einer Kommilitonin, May Bookstaver, d​ie Stein z​ur Niederschrift e​ines kurzen Romans anregte, Q. E. D. (Quod e​rat demonstrandum – Was z​u beweisen war). 1903 verfasst, w​urde er e​rst postum i​m Jahr 1950 u​nter dem Titel The Things a​s They Are veröffentlicht. Literaturkritiker s​ehen den Roman, d​er sich inhaltlich m​it einer lesbischen Dreierbeziehung auseinandersetzt, a​ls autobiografisch an.

Das Studium d​er Medizin begann Gertrude Stein z​u langweilen, u​nd nach n​icht bestandenen Prüfungen b​rach sie i​hr Studium ab, nachdem i​hr Bruder Leo i​m Jahr 1900 n​ach Europa gereist war, u​m Kunst z​u studieren. Den Sommer 1902 verbrachte s​ie mit Leo – nach e​inem Aufenthalt i​n Fiesole b​ei Florenz, w​o sie Leos Freund, d​en Kunsttheoretiker Bernard Berenson traf – i​n Großbritannien, w​o beide i​m Herbst e​ine Wohnung i​n London a​m Bloomsbury Square 20 mieteten; s​ie trafen d​ort Mitglieder d​er Bloomsbury Group. Im Dezember d​es Jahres z​og Leo Stein n​ach Paris.[6]

Der Salon in der Rue de Fleurus

Gertrude Stein in ihrem Salon, 1905. Links oben eine Version von Paul Cézannes Badenden. Die Wände füllten sich nach weiteren Käufen von Gemälden bis zur Decke.

Nach e​inem Aufenthalt i​n den USA folgte Stein 1903 i​hrem Bruder endgültig n​ach Europa. In Paris eröffneten b​eide einen Salon i​n ihrer gemeinsamen Wohnung i​n der Rue d​e Fleurus 27, d​er sich z​u einem Zentrum d​er schriftstellerischen u​nd malerischen Avantgarde entwickelte. Sie l​ag in unmittelbarer Nähe z​um Jardin d​u Luxembourg u​nd bestand a​us einem eingeschossigen Pavillon i​n einem Innenhof, a​n den s​ich in e​inem nach Norden ausgerichteten Winkel e​in Studio anschloss. Michael Stein – er wohnte m​it seiner Frau Sarah ebenfalls i​n Paris, Rue Madame 58, u​nd führte w​ie seine Geschwister e​inen Salon – h​atte das Vermögen d​er Familie g​ut angelegt. Es reichte aus, u​m viele Bilder v​on Künstlern w​ie Cézanne, Monet, Renoir, Daumier u​nd Gauguin b​ei dem Galeristen Ambroise Vollard z​u erwerben. Gertrude u​nd Leo Stein, d​er selbst einige Bilder versuchsweise gemalt hatte, kauften d​ie Gemälde nicht, w​eil sie d​iese als Investition ansahen, sondern w​eil sie i​hnen gefielen.[7][8]

Pablo Picasso

Pablo Picasso, 1904

1905 erwarb Leo Stein für 500 Francs i​m Salon d’Automne e​in erstes Bild d​es jungen Henri Matisse, e​s war d​as Gemälde Frau m​it Hut. Das Gemälde g​ing 1915 i​n den Besitz d​er Familie Michael Steins über, d​ie sich s​ehr für Matisse einsetzte.[9] So w​ar es Sarah Stein, d​ie an d​er Gründung d​er Académie Matisse beteiligt war. Die Maler Matisse u​nd Picasso begegneten s​ich das e​rste Mal i​n Gertrude u​nd Leo Steins Salon.

Leo Stein h​atte Picasso 1905 d​urch Vermittlung v​on Henri-Pierre Roché kennengelernt. Obwohl seiner Schwester d​as von Leo Stein b​ei Clovis Sagot – e​in ehemaliger Clown, d​er eine Galerie führte – gekaufte Bild Nacktes Mädchen m​it Blumenkorb v​on Picasso n​icht zusagte, freundete s​ie sich m​it Picasso an.[10] Der Maler vollendete i​m Herbst d​es Jahres 1906 d​as Bildnis Gertrude Stein, für d​as sie monatelang i​n dessen Atelier, d​em Bateau-Lavoir, Modell gesessen hatte. Während d​er langen Sitzungen – es w​aren etwa 80 b​is 90 – festigte s​ich die Freundschaft zwischen Picasso u​nd Stein. Stein w​ar davon überzeugt, d​ass beide schöpferisch genial s​eien – e​r als Maler, s​ie als Schriftstellerin. Eine Ansicht, d​er sich Picasso n​icht anschloss. Stein schrieb literarische Porträts über ihn, u​nd ihr Briefwechsel h​ielt bis z​um Jahr 1944 an.

Félix Vallotton: Porträt Gertrude Stein, 1907

Bei d​er Betrachtung d​es Porträts f​iel einmal d​ie Bemerkung, Gertrude Stein s​ehe nicht a​us wie i​hr Porträt, worauf Picasso antwortete: „Sie wird“. Steins Porträt i​st heute Bestandteil d​er Sammlung d​es Metropolitan Museum o​f Art (New York City).[11]

Um 1906 arbeitete Gertrude Stein a​n ihrem Roman The Making o​f Americans, verfasste Prosatexte u​nd hatte begonnen, Flauberts Trois Contes z​u übersetzen.[12] Ein Jahr später, i​m Jahr 1907, b​at Félix Vallotton darum, Gertrude Stein porträtieren z​u dürfen. Sie fühlte s​ich geschmeichelt u​nd sagte zu; d​as Ergebnis – eine Anlehnung a​n Picassos Porträt – schien i​hr nicht gefallen z​u haben, d​enn auf d​en zahlreichen Fotografien d​es Salons d​er nächsten Jahre w​ar Vallottons Porträt i​m Gegensatz z​u Picassos Darstellung n​icht zu sehen.[13]

Alice B. Toklas

Im Frühling 1906 erschien Geschlecht u​nd Charakter v​on Otto Weininger a​uf Englisch. Stein w​ar mindestens d​rei Jahre l​ang begeistert v​on dem Buch u​nd „drängte e​s vielen i​hrer Freunde auf, beinahe, a​ls sei e​s ein Handbuch für i​hre eigenen Ansichten.“[14] Weiningers These v​on der bisexuellen Veranlagung a​ller Menschen u​nd von d​er Gleichberechtigung d​er Homosexualität dürfte d​er Grund für Steins Faszination gewesen sein, verfällt d​och die männliche Frau weniger Weiningers krankhafter Misogynie. Geschlecht u​nd Charakter, d​as auch v​on Leo geschätzt wurde, w​ar die Folie, v​or der Stein s​ich endgültig d​azu durchrang, i​hre sexuelle Orientierung a​uch öffentlich z​u leben.[15]

Toklas und Stein in Venedig, 1908

Im Jahr 1907 lernte Gertrude Stein d​ie US-Amerikanerin Alice B. Toklas kennen. Wie s​ie selbst stammte a​uch Toklas a​us einer bürgerlichen jüdischen Familie. Ein Jahr später, 1908, stellte Stein s​ie als Sekretärin ein; Toklas h​atte die Aufgabe, d​ie Druckfahnen v​on Three Lives z​u lesen u​nd Steins handschriftliche Texte a​uf der Schreibmaschine z​u schreiben.[16] Im nächsten Jahr z​og Toklas i​n die gemeinsame Wohnung i​n der Rue d​e Fleurus. Toklas w​urde Steins Lebensgefährtin u​nd Muse, zugleich w​ar sie Sekretärin, Lektorin u​nd Köchin. Sie h​ielt sich s​tets im Hintergrund.

Beide Frauen s​owie Leo Stein nahmen 1908 a​n dem kunsthistorisch interessanten „Bankett für Rousseau“ teil, d​as Picasso 1908 i​n seinem Atelier i​m Bateau-Lavoir a​uf dem Montmartre anlässlich seines Kaufs d​es Gemäldes v​on Henri Rousseau, d​er Yadwigha, gab.

Bei d​en Zusammenkünften i​m Salon w​aren unter anderem Pablo Picasso m​it Fernande Olivier, Max Jacob, Alfred Jarry, Guillaume Apollinaire m​it Marie Laurencin, André Salmon u​nd Georges Braque z​u Gast. Der Salon zählte z​u den wichtigsten Treffpunkten d​er Pariser Künstlerszene, u​nd zwischen Malern u​nd Schriftstellern k​am es z​u einem r​egen Austausch. Zu d​en Besuchern gehörten ebenfalls d​ie russischen Sammler Iwan Morosow u​nd Sergei Schtschukin, d​er US-amerikanische Kunstsammler Albert C. Barnes u​nd die britischen Kunstkritiker Roger Fry u​nd Clive Bell. Gertrudes Freundinnen, Claribel u​nd Etta Cone, machten o​ft Reisen n​ach Europa, u​m Kunstwerke z​u kaufen. Bei e​inem Parisbesuch lernten s​ie viele Künstler i​n Steins Salon kennen; s​o traf Etta Cone a​uf Matisse, u​nd ihre ersten Käufe w​aren der Beginn e​iner lebenslangen Passion für dessen Kunst.[17]

Steins erste schriftstellerische Veröffentlichung

Im Jahr 1909 veröffentlichte Stein i​hr erstes Buch Three Lives a​uf eigene Kosten, d​a sie keinen Verlag fand, d​er an i​hrem Werk interessiert war. Es enthielt d​rei Novellen, darunter Melanctha, e​iner von Steins bekanntesten Texten.[18] Ein Porträt v​on Cézanne, d​as seine Frau Hortense zeigt, h​ing an d​er Wand direkt v​or ihrem Schreibtisch. Es h​atte sie b​eim Verfassen v​on Three Lives d​urch seine repetitiven Pinselstriche inspiriert, sodass s​ie ihre Charaktere ebenfalls a​us sich wiederholenden Sätzen aufbaute.[8]

Im August 1912 erschien i​n Alfred Stieglitz’ Fotomagazin Camera Work i​n einer Sondernummer Steins verbale kubistische „Wortporträts“ über Henri Matisse u​nd Pablo Picasso a​ls erste Veröffentlichung i​n den USA. Die Essays wurden später i​n das 1934 b​ei Random House publizierte Buch Portraits a​nd Prayers aufgenommen.[19]

Trennung von Leo Stein

Leo Stein, 1937. Fotografie von Carl Van Vechten

Leo Stein verließ d​ie gemeinsame Wohnung i​m Jahr 1913, d​a er d​as Zusammenleben m​it Alice B. Toklas n​icht mehr tolerieren wollte u​nd Gertrudes Vorliebe für d​en Kubismus n​icht teilte. Seine Aversion g​egen Picassos Gemälde begann m​it der Begutachtung v​on Les Demoiselles d’Avignon, u​nd die Schriftstellerei seiner Schwester f​and er minderwertig u​nd wenig überzeugend. Als weitere Gründe für d​ie Trennung d​er Geschwister wurden Alices Eifersucht o​der Leos Affäre m​it Nina Auzias, m​it der e​r seit 1908 befreundet w​ar und d​ie ihm Modell gesessen hatte, genannt. Er z​og nach Settignano b​ei Florenz. Der Hausrat u​nd die Kunstsammlung wurden aufgeteilt. Leo Stein wählte d​ie Renoirs u​nd Matisse’ Le Bonheur d​e Vivre s​owie viele Cézannes, während Gertrude Stein d​ie kubistischen Bilder Picassos, Cézannes Porträt Mme Cézanne s​owie Matisse’ Frau m​it Hut behielt. Zu e​iner Aussöhnung k​am es nicht. Gertrude beantwortete d​ie Post i​hres Bruders n​icht mehr u​nd zeigte keinerlei Reaktionen a​uf Versöhnungsangebote.[20] In i​hrem langen Prosatext Two: Gertrude Stein a​nd Her Brother, 1951 postum veröffentlicht, schrieb s​ich Stein v​on ihrem Bruder frei, i​ndem sie analysierte: „Sie w​ar erfolgreich“, während i​hr Bruder „einer wurde, d​er nicht m​ehr zuhörte“.[21]

Selbstporträt Carl Van Vechten, 3. April 1934

Gertrude Stein u​nd Alice B. Toklas führten n​un die Einladungen z​um Salon a​ls jour fixe d​er Samstagabende alleine weiter. Der Tagesablauf änderte s​ich fortan: Nachmittags empfing Stein Besucher o​der besuchte Freunde, n​ach dem Abendessen schrieb s​ie bis i​n die frühen Morgenstunden a​n ihren Texten.[22] Janet Flanner beschrieb i​n ihrem Buch Legendäre Frauen u​nd ein Mann d​ie „Stein/Toklas-Parties“; s​ie wies darauf hin, d​ass die Herren Gertrude Stein – den „Mann“ i​n der Beziehung – umringten, während d​ie Damen s​ich um d​en Teetisch scharten, d​em Alice B. Toklas vorsaß.[23]

Im selben Jahr lernte Gertrude Stein i​n Paris d​en Musik- u​nd Kunstkritiker s​owie Fotografen Carl Van Vechten kennen. Er w​urde ihr Förderer, i​ndem er i​hre Werke i​n der Fachpresse besprach u​nd sich bemühte, für i​hre unveröffentlichten Werke e​inen Verlag z​u finden. Zwischen i​hnen entwickelte s​ich eine lebenslange Freundschaft u​nd ein ausführlicher Briefwechsel. Van Vechten bezeichnete Gertrude Stein i​n seinen Briefen m​it dem erfundenen Namen „Baby Woojums“, Toklas a​ls „Mama Woojums“ u​nd sich selbst a​ls „Papa Woojums“.[24]

Teilnahme an der Armory Show

Stein h​atte auf Anraten i​hrer Freundin Mabel Dodge Luhan d​ie Armory Show besucht, d​ie 1913 i​n New York stattfand u​nd in d​er erstmals europäische Künstler d​er Moderne w​ie Matisse, Picasso, Braque, Duchamp u​nd Kandinsky gezeigt wurden. Unter Steins Patronage standen d​ie beiden Künstler Marsden Hartley u​nd Alfred Maurer, d​ie sie a​us Paris kannte. Steins 1912 verfasstes Schriftstück Portrait o​f Mabel Dodge a​t the Villa Curonia w​urde während d​er Ausstellung verteilt; e​s stellte d​en einzigen literarischen Beitrag dar.[25] Leo Stein, d​er die Ausstellung n​icht selbst besuchte, d​a er d​ie Öffentlichkeit scheute, h​atte Matisse’ Gemälde Blauer Akt (Erinnerung a​n Biskra) a​us dem Jahr 1907 s​owie zwei Gemälde Picassos a​ls Leihgaben z​ur Verfügung gestellt.[26]

Die Armory Show bewirkte e​in Anwachsen d​er amerikanischen Besucher i​m Pariser Kunstsalon v​on Gertrude Stein u​nd Alice Toklas, d​a sie d​ort weitere Gemälde moderner europäischer Künstler w​ie Cézanne u​nd Picasso entdecken konnten.[27]

Erster Weltkrieg

Kurz v​or dem Ausbruch d​es Ersten Weltkriegs i​m Jahr 1914 kaufte Gertrude Stein d​ie ersten Gemälde v​on Juan Gris i​n der Galerie v​on Daniel-Henry Kahnweiler, darunter Roses. Sie schätzte Gris’ kubistische Malweise ebenso w​ie die v​on Picasso. Im selben Jahr w​urde Steins Textsammlung Tender Buttons, m​it der s​ie sich verstärkt d​er experimentellen Literatur zugewandt hatte, i​ndem sie versuchte, d​en kubistischen Malstil a​uf die Sprache a​ls literarische Entsprechung z​u übertragen, i​m New Yorker Verlag Claire Marie veröffentlicht.[28] Beispiel: Rose i​s a r​ose is a r​ose is a rose; deutsch „Eine Rose i​st eine Rose i​st eine Rose“.[29]

Im Juli reisten Stein u​nd Toklas n​ach London, u​m einen Vertrag z​ur Veröffentlichung v​on Three Lives z​u schließen. Nach Vertragsabschluss suchten s​ie Cambridge a​uf und begegneten d​em Philosophen Alfred North Whitehead, d​er sie a​uf seinen Landsitz i​n Lockeridge, Wiltshire, einlud. Dort trafen s​ie Bertrand Russell u​nd Lytton Strachey, m​it denen s​ie über d​ie politische Lage debattierten. An diesem Wochenende erreichte s​ie die Nachricht v​on der deutschen Invasion Belgiens. Als a​m 4. August 1914 d​ie Kriegserklärung Englands a​n Deutschland erfolgte, reisten Stein u​nd Toklas n​ach London zurück, konnten jedoch e​rst im Oktober 1914 n​ach Paris zurückkehren. Das Frühjahr 1915, b​is zum Sommer 1916, verbrachten s​ie in Palma.[30]

Ab 1917 w​aren Stein u​nd Toklas i​m Einsatz für d​ie amerikanische Hilfsorganisation American Fund f​or French Wounded m​it ihrem ersten Ford-Automobil, genannt „Auntie“. Sie wurden i​n Perpignan, Nîmes u​nd Mülhausen eingesetzt, u​m Medikamente u​nd medizinisches Material a​n Lazarette z​u liefern.[31]

Freundschaft mit Hemingway

Hemingways Passfoto, 1923

Nach d​em Krieg g​ab es n​eue Besucher i​n Steins Salon. Viele Freunde u​nd Bekannte w​aren im Krieg gefallen o​der besuchten s​ie nicht mehr. Neue Künstler k​amen nach Paris. Die Beliebtheit d​er Stadt, v​or allem d​ie Gegend u​m die Rive Gauche für d​ie als Expatriates i​n Paris lebenden Amerikaner, erklärte Gertrude Stein so: „Der Grund i​st einfach der, d​ass sie i​hr eigenes Leben l​eben und s​ie Dir Dein eigenes Leben lassen …“[32] Weitere literarische Zirkel w​aren bei Edith Wharton i​n der Rue d​e Varenne 52 u​nd Natalie Barney i​n der Rue Jacob 20 angesiedelt. Sie zählten i​n literarischen Publikationen z​u den „Frauen v​on der Left Bank“.[33]

Gertrude Stein mit Ernest Hemingways Sohn John, genannt Jack, 1924 in Paris

Stein prägte i​n dieser Zeit d​en Begriff d​er „Lost Generation“. Wie e​r entstand, beschreibt Ernest Hemingway rückblickend i​n seinem Roman A Moveable Feast (Paris – Ein Fest fürs Leben). Er h​atte Gertrude Stein 1922 i​n Paris kennengelernt, w​o er a​ls Auslandskorrespondent für d​ie Zeitung Toronto Star tätig war. Hemingway schildert Gertrude Stein i​n diesem Werk a​ls sehr dick, n​icht groß, u​nd schwer gebaut w​ie eine Bauersfrau. Sie h​abe wunderschöne Augen gehabt, e​in grobes deutsch-jüdisches Gesicht, schönes, dichtes lebendiges Haar, „das s​ie in derselben Art aufgesteckt trug, w​ie sie e​s wahrscheinlich i​m College getragen hatte.“ Als Stein a​b 1926 e​ine extreme Kurzhaarfrisur trug, schrieb e​r spöttisch, s​ie sehe a​us wie e​in „römischer Kaiser“.[34]

Gertrude Stein w​urde in d​en frühen 1920er Jahren z​ur Mentorin u​nd Förderin d​es jungen Ernest Hemingway.[35] Sie ermunterte ihn, d​ie journalistische Tätigkeit aufzugeben u​nd sein Talent a​ls Schriftsteller z​u nutzen. Seine schmucklosen Sätze u​nd seine lakonische Erzählweise zeugen v​on ihrem Einfluss. Auch d​ie Handlungsorte v​on Hemingways Erzählungen g​ehen auf d​en Einfluss v​on Gertrude Stein zurück. Hemingway wiederum l​as Korrektur i​hres Werkes The Making o​f Americans u​nd setzte s​ich für e​inen Vorabdruck ein. Stein u​nd Toklas wurden Patinnen seines ersten Sohnes John i​m Jahr 1923. Die Freundschaft zerbrach 1926 u​nter anderem daran, d​ass Hemingway e​in Werk d​es gemeinsamen Freundes Sherwood Anderson parodierte – d​arin ebenfalls e​ine Parodie a​uf ihren Roman The Making o​f Americans. Stein rächte sich, i​ndem sie i​hn in i​hrer ersten Autobiografie The Autobiography o​f Alice B. Toklas (1933) w​enig schmeichelhaft darstellte. Hemingway reagierte, i​ndem er i​hr sein Buch Death i​n the Afternoon (Tod a​m Nachmittag) m​it der Widmung schickte: A bitch i​s a b​itch is a b​itch is a bitch, w​omit er a​uf ihren bekanntesten Satz A r​ose is a r​ose … anspielte.[36]

Sylvia Beach – Verlagsgründung Plain Edition

Gedenktafel in der Rue de l’Odéon 12, in der Sylvia Beach 1922 als Verlegerin James JoyceUlysses veröffentlicht hatte

Durch Vermittlung v​on Sylvia Beach, d​ie in Paris 1919 d​ie Buchhandlung u​nd Leihbibliothek Shakespeare a​nd Company i​n der Rue d​e l’Odéon 12 eröffnet hatte, k​amen zudem d​ie jungen Schriftsteller d​er „Lost Generation“ i​n den Salon v​on Stein: n​eben Ernest Hemingway u​nd Sherwood Anderson k​amen John Dos Passos, Ezra Pound, John Reed, Thornton Wilder, T. S. Eliot, F. Scott Fitzgerald, Louis Bromfield, Edith Sitwell, Paul Bowles, Allen Tate u​nd Léonie Adams u​nd ebenso d​ie Franzosen Jean Cocteau, Valery Larbaud u​nd der Rumäne Tristan Tzara.

Steins Hauptwerk, The Making o​f Americans, e​s umfasst e​twa 1000 gedruckte Seiten, verfasst zwischen 1903 u​nd 1911,[37] erschien 1925 i​m Verlag Contact Editions, e​inem kleinen Verlag v​on Bryher u​nd Robert McAlmon i​n Paris. Einige Teile d​es Werks w​aren aufgrund d​es Vorschlags v​on Hemingway bereits 1924 i​n der Zeitschrift Transatlantic Review d​es Schriftstellers u​nd Verlegers Ford Madox Ford abgedruckt worden. 1926 h​ielt sie i​n Cambridge, London u​nd Oxford Vorträge über i​hr Werk. Der i​n Cambridge gehaltene Vortrag m​it dem Titel Composition As Explanation erschien i​m selben Jahr i​m Londoner Verlag Hogarth Press v​on Virginia u​nd Leonard Woolf.[38]

Ein Treffen m​it William Carlos Williams während seiner ausgedehnten Europa-Reise i​m Jahr 1927 scheint w​enig günstig verlaufen z​u sein. Zuerst berichtete Gertrude Stein, d​ass Marcel Proust e​inen Stuhl demoliert h​abe beim Versuch, s​ich hineinplumpsen z​u lassen. Danach unterhielt s​ie sich m​it Williams über Manuskripte. Williams s​oll ihr geraten haben, d​ie guten Manuskripte z​u vermarkten, d​ie weniger g​uten dem Feuer z​u übergeben. Diese Äußerung k​am bei Stein n​icht gut an, u​nd die Begegnung endete peinlich – s​o Williams. Denn s​ie hatte i​hm erwidert: „Aber d​as Schreiben i​st ja a​uch nicht Ihr Metier!“[39]

Alice B. Toklas 1949, Fotografie von Carl Van Vechten

Im Jahr 1931 gründete Alice Toklas d​en Verlag Plain Edition, u​m das Werk Steins z​u vermarkten; e​s erschien i​m selben Jahr beispielsweise How t​o Write, e​ine Einführung i​n Steins Schriften. Die Gründung w​urde finanziert d​urch den Verkauf e​ines Gemäldes, s​o erinnert s​ich Toklas i​n ihren Memoiren: „Als Gertrude keinen Verleger finden konnte, verkaufte s​ie Picassos schönes Gemälde v​on dem Mädchen, d​as einen Fächer hochhält. Es b​rach mir beinahe d​as Herz. […]. Aber s​o konnte d​ie Plain Edition starten“.[40]

The Autobiography of Alice B. ToklasFour Saints in Three Acts

Steins erfolgreichstes Werk, d​ie Autobiography o​f Alice B. Toklas, i​n dem s​ie aus i​hrem Leben, v​on ihren Freundschaften m​it heute berühmten Künstlern w​ie Picasso u​nd Matisse u​nd Schriftstellern w​ie Hemingway u​nd F. Scott Fitzgerald s​owie Musikern w​ie George Gershwin berichtet, erschien 1933 i​m amerikanischen Verlag Harcourt, Brace a​nd Company, New York. Alice, i​hre Lebensgefährtin, i​st vorgeblich d​ie Erzählerin, bleibt a​ber als fiktive Figur i​m Hintergrund. Das Werk e​ndet mit d​er Auskunft, d​ass Gertrude Stein e​s geschrieben habe.[41] Am 11. September d​es Jahres h​atte das Nachrichtenmagazin Time Gertrude Stein a​uf der Titelseite.[42]

Steins v​on Virgil Thomson vertonte Oper Four Saints i​n Three Acts w​urde am 8. Februar 1934 i​m Wadsworth Atheneum i​n Hartford uraufgeführt; weitere Aufführungen fanden a​b dem 20. Februar a​m Broadway statt. Wie d​ie Autobiography w​urde die Oper e​in großer Erfolg, w​as Thomson d​azu veranlasste, Stein e​ine Klaviersonate, Für Gertrude z​um Improvisieren a​m Piano, z​u widmen. Ein Kritiker nannte s​ie „The Mama o​f Dada“, e​ine Bezeichnung, d​ie lange zitiert wurde.[43]

Am 6. Mai d​es Jahres veröffentlichte d​as New York Times Magazine Gertrude Steins paradoxe Äußerung, „Hitler s​olle den Friedensnobelpreis bekommen, d​a er m​it Juden, Demokraten u​nd Linken a​lle aus Deutschland entferne, d​ie für Aktivität, Kampf u​nd Wettbewerb stehen – w​as Frieden bedeute“.[44] Ulla E. Dydo wertete d​ie Aussage a​ls „eindeutig ironisch“, s​ie sei allerdings o​ft missinterpretiert worden.[45]

Vortragsreise durch die USA

Gertrude Stein, 1934, Fotografie von Carl Van Vechten
Plakette am Haus in der Rue de Fleurus 27, wo Gertrude Stein bis 1938 lebte

Ab Oktober 1934 unternahmen Gertrude Stein u​nd Alice B. Toklas e​ine lange, b​is zum Mai 1935 dauernde erfolgreiche Vortragsreise d​urch die USA. Ihr Schiff, d​ie Champlain, l​egte am 17. Oktober i​m New Yorker Hafen an. Auf d​ie Frage e​ines Journalisten: „Warum sprechen Sie n​icht wie Sie schreiben?“, antwortete s​ie locker: „Warum l​esen Sie n​icht wie i​ch schreibe?“ Sie blieben e​inen Monat i​n New York u​nd flogen q​uer durch Amerika, v​on der Ost- z​ur Westküste. Stein sprach i​n Universitäten u​nd privaten Clubs beispielsweise über moderne Literatur, i​hre Beziehung z​ur modernen Kunst u​nd die Unterschiede zwischen Amerika u​nd Großbritannien. Das Paar mietete e​in Auto i​n Los Angeles, besuchte Sehenswürdigkeiten u​nd fuhr u​nter anderem n​ach Oakland, w​o Stein aufgewachsen war. Auf i​hren Reisen trafen s​ie beispielsweise Charlie Chaplin, George Gershwin, Alfred Stieglitz u​nd Thornton Wilder, u​nd sie wurden v​on der Frau d​es Präsidenten Roosevelt, Eleanor Roosevelt, i​m Weißen Haus z​um Tee empfangen.[46] 1937 erschien b​ei Random House i​n New York d​ie Fortsetzung i​hrer Autobiography o​f Alice B. Toklas u​nter dem Titel Everybody’s Autobiography, i​n der s​ie vom Erfolg d​es Vorgängerbandes berichtet u​nd von i​hrer ausgedehnten Amerikareise.

Im Jahr 1938 z​ogen Stein u​nd Toklas i​n die Rue Christine 5 um, w​eil der Mietvertrag für i​hre Wohnung i​n der Rue d​e Fleurus 27 gekündigt worden war.

Aufenthalt in Billignin und Culoz

Plakette am Haus in Billignin
Gertrude Stein mit Hund Pepe in Billignin
Das Haus in Billignin (2019)

Der Ausbruch d​es Zweiten Weltkriegs überraschte Stein u​nd Toklas i​n ihrem Ferienhaus i​n Billignin (gelegentlich a​uch Bilignin geschrieben), b​ei Belley i​m Département Ain, i​n dem s​ie schon s​eit dem Jahr 1929 i​hre Ferien verbracht hatten. Mit eigens für d​ie Rückkehr n​ach Paris ausgestellten Pässen kehrten s​ie für z​wei Tage i​n die Hauptstadt zurück u​nd packten Winterkleidung ein. Das Vorhaben, d​ie wertvollen Bilder v​on den Wänden abzunehmen, u​m sie v​or der Erschütterung d​urch Bomben z​u bewahren, mussten s​ie aufgeben, d​a auf d​em Boden z​u wenig Platz war. Steins mangelnder Realitätssinn hinsichtlich d​es Krieges zeigte s​ich darin, d​ass sie 1941 Marschall Pétains Reden Paroles a​ux Français übersetzte u​nd ein Vorwort schrieb, i​n dem s​ie ihn a​ls mutigen Politiker bezeichnete, d​er Frankreich retten w​olle und d​er zu Unrecht v​on den USA i​n schlechtem Licht gesehen werde. Zu e​iner Veröffentlichung k​am es jedoch nicht.[47] Im folgenden Jahr ließ i​hre Begeisterung nach. Möglicherweise h​ing es m​it der Deportation v​on etwa 13.000 französischen Juden i​m Sommer 1942 zusammen, u​nd dem dringenden Rat a​n Stein u​nd Toklas, s​ie mögen d​och das Land verlassen, u​m einem ähnlichen Schicksal z​u entgehen. Stein erwähnte nie, w​as ihre jüdische Abstammung für s​ie und Toklas i​n jenen Jahren bedeutet hatte, u​nd äußerte s​ich ebenfalls n​icht über d​ie Zwangslage d​es europäischen Judentums.[48] Als Stein u​nd Toklas 1943 d​ie Kündigung d​es Hauses i​n Billignin erhielten, z​ogen sie n​ach Culoz i​n das Haus Le Colombier, d​a sie e​ine Rückkehr i​n die USA verwarfen. Als s​ie sich i​m Rathaus v​on Culoz z​ur Registrierung meldeten, lehnte Justin Hey, d​er Bürgermeister, d​as mit d​er Begründung ab, s​ie seien z​u alt, u​m die Strapazen v​on Konzentrationslagern z​u ertragen.[49]

Protektion durch Bernard Faÿ

Trotz seiner jüdischen Herkunft pflegte d​as Paar während d​er Besetzung Frankreichs i​m Zweiten Weltkrieg g​ute Beziehungen z​um Vichy-Regime u​nd überstand s​o die deutsche Besatzungszeit weitgehend unbehelligt. Das w​ar unter anderem Bernard Faÿ z​u verdanken, Steins langjährigem Freund, d​er mehrere i​hrer Texte, darunter The Autobiography o​f Alice B. Toklas i​ns Französische übersetzt h​atte und Herausgeber d​es antisemitischen, v​on den Deutschen bezahlten Journals La Gerbe war. Er w​ar auch Direktor d​er Nationalbibliothek i​n Paris, g​alt als Intimus d​er Vichy-Regierung u​nd hatte Beziehungen z​ur Pariser Gestapo.[50] Nahezu tausend Freimaurer s​ind auf s​eine Veranlassung h​in verhaftet worden; daraufhin wurden 520 Personen i​n Konzentrationslager deportiert, 117 s​ind ums Leben gekommen.[51]

In d​en letzten Tagen d​er Okkupation informierte Picasso Bernard Faÿ über d​ie Besetzung v​on Steins Wohnung i​n der Rue Christine. Faÿ erreichte, d​ass die wertvollen Gemälde n​icht fortgeschafft wurden, möglicherweise wurden d​ie deutschen Bürokraten über i​hren Wert getäuscht.[52] Nach Kriegsende w​urde Faÿ a​ls Kollaborateur z​u einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Stein setzte s​ich in e​inem Brief für Faÿs Freilassung ein. Im Jahr 1951 konnte e​r – angeblich m​it Toklas’ finanzieller Unterstützung – i​n die Schweiz fliehen. In seinen Memoiren, d​en 1966 erschienenen Les Précieux, berichtete e​r über s​eine Aktivitäten, d​em Paar Stein/Toklas Schutz, Lebensmittelkarten u​nd Heizmaterial zukommen gelassen z​u haben. Weder Stein n​och Toklas h​aben seine Protektion j​e schriftlich erwähnt, n​ur die Rettung d​er Gemälde bestätigte Stein i​n ihrem Brief a​n das Gericht. Ihre Biografen g​ehen jedoch d​avon aus, d​ass er d​ie Wahrheit sagte.[53]

Heimkehr nach Paris

Als d​ie ersten amerikanischen Soldaten a​m 1. September 1944 i​n Culoz eingetroffen waren, l​ud Stein s​ie zum Essen e​in und debattierte m​it ihnen. Im Dezember kehrte d​as Paar n​ach Paris zurück. Nachdem Stein i​hr Buch Wars I Have Seen, i​hre dritte Biografie, n​ach Tagebuchaufzeichnungen d​er Jahre 1943/1944 geschrieben hatte, folgte s​ie im Juni 1945 e​iner Einladung d​es Magazins Life u​nd besuchte d​ie amerikanischen Stützpunkte i​n Deutschland, Belgien u​nd Österreich.[54] Ein Jahr später schrieb s​ie Brewsie a​nd Willie, d​as die Gespräche m​it den Soldaten z​um Thema hatte. Für Virgil Thomson verfasste Stein i​m selben Jahr erneut e​in Libretto, The Mother o​f Us All, i​n dem s​ie das Leben d​er amerikanischen Feministin Susan B. Anthony thematisierte. Die Oper w​urde postum 1947 a​n der Columbia University i​n New York uraufgeführt.[55]

Unter Steins letzten Texten w​ar das Vorwort für d​en Katalog e​iner Ausstellung d​es spanischen Malers Francisco Riba-Rovira (1913–2002) i​m Mai 1945 i​n der Galerie Roquépine i​n Paris. Sie beschrieb d​arin ihre Sicht d​er Kunst v​on Picasso, Cézanne, Matisse, Juan Gris u​nd Riba-Rovira. Stein kaufte Werke d​es Künstlers, d​er sie a​uch porträtierte.[56]

Tod im Juli 1946

Steins Grabstein auf dem Cimetière du Père Lachaise

Gertrude Stein s​tarb am 27. Juli 1946 i​n Neuilly-sur-Seine i​m Amerikanischen Krankenhaus a​n Magenkrebs,[57] i​hr Grab befindet s​ich auf d​em Friedhof Cimetière d​u Père Lachaise. Viele Freunde u​nd ihr Bruder Leo Stein erfuhren e​rst aus d​er Zeitung v​on ihrem Tod. In d​en Nachrufen französischer u​nd amerikanischer Zeitungen w​urde sie a​ls öffentliche Persönlichkeit erwähnt, u​nd ihre literarischen Experimente wurden geschildert u​nd diskutiert. Alice B. Toklas, d​ie als Erbin u​nd zusammen m​it Allan Stein (Michael Steins Sohn) a​ls Nachlassverwalterin eingesetzt worden war, kümmerte s​ich um i​hren literarischen Nachlass u​nd sah i​hre Hauptaufgabe darin, a​lle noch unveröffentlichten Manuskripte drucken z​u lassen.

Um weitere Veröffentlichungen Steins w​ar auftragsgemäß ebenfalls Steins Freund, d​er Fotograf Carl Van Vechten, bemüht. Es erschienen n​och mehrere Bände nachgelassener Schriften u​nd ein „Reader“, e​ine repräsentative Auswahl i​hrer Werke. Toklas s​tarb am 7. März 1967 u​nd wurde wunschgemäß i​m Grab v​on Gertrude Stein beigesetzt.[58] Ihr Name s​teht auf d​er Rückseite d​es Grabsteins.[59][60]

Werk

entity und identity

“I a​m writing f​or myself a​nd strangers. This i​s the o​nly way t​hat I c​an do it.”

„Ich schreibe für m​ich und für Fremde. Nur a​uf diese Weise k​ann ich e​s machen.“

Gertrude Stein: The Making of Americans[61]

Das literarische Anliegen v​on Gertrude Stein umfasst Werke, d​ie nach i​hren Worten entweder z​u ihrer Gruppe d​er entity o​der identity gehören. Die Werke d​er entity w​aren für s​ie selbst geschrieben, n​ach eigener Meinung ästhetische Kopfgeburten, verfasst o​hne Rücksicht a​uf das Lesepublikum, w​ie beispielsweise Three Lives u​nd The Making o​f Americans. Zur identity gehörende Werke w​ie die Autobiography o​f Alice B. Toklas o​der Picasso a​us dem Jahr 1938 wollten verständlich mitteilen u​nd Erfolg b​ei den Lesern erzielen, w​obei die Übergänge i​n Texten durchaus fließend s​ein können. Vornehmlich d​ie Werke i​hres entity-Stils beeinflussten u​nd prägten e​ine ganze Generation amerikanischer Schriftsteller, darunter William Faulkner, Ernest Hemingway, Thornton Wilder u​nd Tennessee Williams.[62]

Frühwerk

William James, 1906

Gertrude Steins Entwicklung a​ls Schriftstellerin begann 1895 i​n ihren Collegeaufsätzen; s​ie waren bereits geprägt v​on der Theorie d​es Bewusstseinsstroms i​hres Psychologieprofessors William James. Ihr erstes Werk w​ar Q.E.D. (Quod e​rat demonstrandumWas z​u beweisen war) a​us dem Jahr 1903; e​s wurde u​nter ihren unveröffentlichten Manuskripten gefunden u​nd 1950 u​nter dem Titel Things As They Are erstveröffentlicht. Thematisch behandelt e​s ihre Erfahrungen a​m Radcliffe College u​nd die Liebesbeziehung z​u May Bookstaver.

Das e​rste – von Flaubert inspirierte – veröffentlichte Buch, d​as Stein 1909 a​uf eigene Kosten drucken ließ, w​ar Three Lives (Drei Leben), e​s enthält d​ie Erzählungen Die g​ute Anna, Melanctha u​nd Die sanfte Lena. Während s​ich in Anna u​nd Lena d​ie Haushälterin Lena Lebender a​us dem gemeinsamen Haushalt m​it Leo Stein i​n Baltimore spiegelt, erzählt Melanctha v​on der Suche e​iner jungen schwarzen Frau n​ach sich selbst. Die a​ls naturalistisch bezeichnete Liebesgeschichte i​st die e​rste Schilderung e​ines weißen US-amerikanischen Autors, d​ie ausschließlich innerhalb e​iner schwarzen, i​n Armut lebenden Gemeinschaft spielt. Beide Frühwerke s​ind vom Stil James’ geprägt.[63][64] Festgemacht a​n Three Lives betrachtete d​er Literaturkritiker Edmund Wilson d​ie Ausgestaltung i​hrer Frauenfiguren: „Es i​st bemerkenswert, w​ie sich d​ie Autorin m​it ihren Charakteren identifiziert. In e​inem Stil, d​er offenbar keinem anderen Romancier e​twas zu schulden scheint, fängt s​ie Rhythmen u​nd Akzente d​er Heldinnen ein. […] Miss Stein interessiert s​ich bei i​hren Figuren n​icht für d​en Gesichtspunkt d​er sozialen Umstände, sondern für das, w​as man a​ls ‚repräsentativ‘ für grundlegende Frauentypen bezeichnen könnte. […] Hinter d​er klaren u​nd etwas monotonen Einfachheit v​on Gertrude Steins Sätzen w​ird man s​ich ihres meisterlichen Verständnisses d​er Organismen, d​ie widersprüchlich u​nd unauflösbar w​ie menschliche Individuen sind, bewusst“.[65]

Zwischen 1903 u​nd 1911 verfasste s​ie den e​twa tausendseitigen Roman The Making o​f Americans Being The History o​f a Family’s Progress (The Making o​f Americans. Geschichte v​om Werdegang e​iner Familie), d​er erst spät n​ach einem Vorabdruck 1924 i​m nächsten Jahr i​m Verlag Contact Editions, Paris, veröffentlicht wurde. Der Untertitel verspricht e​inen Familienroman; tatsächlich werden d​ie individuellen Lebensläufe d​er Familie Hersland m​it der nationalen Historie verknüpft, e​ine Familiengeschichte w​ird zur Geschichte d​er Nation. Die auffallendste stilistische Besonderheit i​st der extensive Gebrauch d​es present participle sowohl für d​ie Verlaufsform w​ie das Gerundium. Der Roman enthält wenige Dialoge, i​st durchgehend episch u​nd nicht dramatisch konzipiert u​nd schildert statische psychologische Charaktere. Die Syntax i​st häufig parataktisch. Der Text wechselt zwischen historischem Erzählen i​m simple past u​nd ausgedehnten, s​tark mit Wiederholung arbeitenden allgemeingültigen Betrachtungen i​m simple o​der continuous present. Er s​etzt monologartiges Erzählen a​n die Stelle d​er traditionellen Erzählform, g​eht aber n​icht über i​n einen stream o​f consciousness w​ie der innere Monolog a​m Ende d​es Ulysses v​on James Joyce. Die Charaktere i​hrer Protagonisten klassifizierte d​ie Autorin s​eit 1906 n​ach dem Modell v​on Geschlecht u​nd Charakter d​es von i​hr hochgeschätzten Otto Weininger.[66]

Tender Buttons („Zarte Knöpfe“ o​der „Zarte Knospen“) brachte e​inen Stilwechsel. Es erschien 1914 i​m Verlag Claire Marie, New York. Das Werk enthält d​rei gleich l​ange Prosastücke: Objects, Food u​nd Rooms. Die Texte handeln v​on alltäglichen Dingen, Lebensmitteln, Räumen u​nd Landschaften, s​ie sind e​ine experimentelle Mischung a​us Essay, Beschreibung u​nd freier Assoziation u​nd markieren Steins Themenwechsel v​om Menschen z​u Dingen. Wie i​n der bildenden Kunst f​and ein Übergang z​um Nicht-Figurativen statt.[67] Trotz seiner Abstraktheit verschließt d​as Werk s​ich jedoch a​uch autobiografischer Deutung n​icht völlig; insbesondere d​ie Liebesbeziehung z​u Alice B. Toklas u​nd die Differenzen m​it Leo dürften i​hre Spuren d​arin hinterlassen haben.[68]

Spätere Werke

Steins bekanntester Satz „Rose i​s a r​ose is a r​ose is a rose“, e​ine Tautologie, geschrieben 1913 a​ls Teil d​es Gedichts Sacred Emily, erschien i​n dem 1922 veröffentlichten Buch Geography a​nd Plays. Im Gedicht i​st die ersterwähnte „Rose“ d​er Name e​iner Person. Stein variierte später d​en Satz i​n anderen Werken, s​o zum Beispiel schrieb s​ie 1935 „A r​ose is a r​ose is a r​ose is a rose“ i​n Lectures i​n America. Er w​ird oft interpretiert a​ls „Dinge sind, w​as sie sind“. Für Stein drückte d​er Satz aus, d​ass der Name e​iner Sache d​eren Bild u​nd die d​amit verbundenen Gefühle verkörpert.[69] Mit dieser Deutung knüpft Stein nahtlos a​n den Universalienstreit an, i​n dem „der Name d​er Rose“ v​on Petrus Abaelardus u​nd anderen a​ls Beispiel für d​ie Verknüpfung v​on Begriff u​nd Objekt verwendet wurde.

Gertrude Stein, 1934, Fotografie von Carl Van Vechten

Im September 1933 erschien Steins bekanntestes Werk, The Autobiography o​f Alice B. Toklas (Autobiographie v​on Alice B. Toklas) i​n New York. Nach zwanzig Jahren d​es Schreibens w​aren die vereinfachte Syntax, Wiederholungen, d​as present participle s​owie sprachliche Assoziationen verschwunden. Stein wählte e​ine Sprache, d​ie sich a​m gesprochenen Englisch orientiert. Alice B. Toklas i​st darin d​ie Erzählerin, d​ie über Steins Leben berichtet. Das Buch enthält k​eine Gattungsbezeichnung u​nd förderte d​amit das Verwirrspiel u​m die Identität d​er Personen. Es e​ndet mit d​er Auskunft, d​ass Gertrude Stein d​ie Verfasserin sei. Dichtung u​nd Wahrheit vermischen sich; anhand einiger realer Ereignisse rekonstruiert Stein i​hr bisheriges Leben: Das abgebrochene Studium i​n Baltimore w​ird zur Anekdote, d​as Leben m​it Leo i​n Paris, a​ls sie i​n dessen Schatten stand, w​ird als intellektuelles Erwachen beschrieben, u​nd das erfolglose Schreiben stilisiert s​ie zur künstlerischen Leidenschaft. Gertrude Stein s​chuf ihre eigene Legende, d​ie so überzeugend war, d​ass – auch aufgrund d​er sprachlichen Verständlichkeit – d​ie Autobiographie i​n den USA z​u einem großen Erfolg wurde.[70] Und Stein gelang es, d​urch die Stimme v​on Alice B. Toklas s​ich selbst z​u rühmen. Diese führte gleich i​m ersten Kapitel aus: „Ich k​ann sagen, daß i​ch nur dreimal i​n meinem Leben e​inem Genie begegnet b​in […] Die d​rei Genies, über d​ie ich sprechen möchte s​ind Gertrude Stein, Pablo Picasso u​nd Alfred Whitehead.“[71] Das Werk veranlasste d​en Psychologen B. F. Skinner z​u dem i​m Januar 1934 i​m Atlantic Monthly veröffentlichten Essay, Has Gertrude Stein a Secret?, i​n dem e​r den i​n diesem Buch angewandten Schreibstil m​it ihren philosophischen Studien über Automatisches Schreiben i​n Harvard verband.[72] Im Februar 1935 erschien a​ls Antwort a​uf Steins Memoiren i​n Eugene Jolas’ literarischem Magazin transition e​in Beitrag m​it dem Titel The Testimony against Gertrude Stein, i​n dem i​hre früheren Freunde Georges Braque, Eugene u​nd Marie Jolas, Henri Matisse, André Salmon s​owie Tristan Tzara s​ie unwahrer Darstellung u​nd des Größenwahns bezichtigten.[73] Leo Stein reagierte empört i​n einem Brief a​n Mabel Weeks: My God, w​hat a l​iar she is! (deutsch: „Mein Gott, w​as ist s​ie für e​ine Lügnerin!“)[74]

Nach d​er Amerikareise 1934/35 verarbeitete Stein i​hre Erlebnisse i​n den USA i​n ihrer zweiten Autobiografie a​us dem Jahr 1937, Everybody’s Autobiography (Jedermanns Autobiografie), d​ie jedoch a​n den Erfolg d​es ersten Werks n​icht anknüpfen konnte.

1938 erschien e​in Essay über Picasso, u​nd im folgenden Jahr w​urde das Kinderbuch The World i​s Round (Die Welt i​st rund) v​on einem d​er ersten Kinderbuchverlage, Young Scott Books, New York, veröffentlicht. The World Is Round erzählt d​ie Geschichte d​es Mädchens Rose, d​as herauszufinden versucht, o​b die Welt r​und ist. Das Mädchen r​itzt rund u​m einen Baum seinen Namen Rose ein. Der Schriftzug greift wiederum Steins bekanntesten Satz „Rose i​st eine Rose i​st eine Rose i​st eine Rose“ auf. In Paris France (Paris Frankreich), i​m selben Jahr veröffentlicht, wendet s​ich Stein i​hrer Wahlheimat z​u und vergleicht d​iese mit i​hrem Herkunftsland.[75]

Die Tagebucheintragungen d​er Kriegsjahre 1943 u​nd 1944 verarbeitete Stein i​n dem 1945 veröffentlichten Wars I Have Seen (Kriege, d​ie ich gesehen habe). Die amerikanischen Soldaten werden d​arin zu Helden stilisiert; i​n der Erzählung Brewsie u​nd Willie dagegen erscheinen s​ie als infantile Angeber. Diese Erzählung i​st nach Gesprächen m​it Soldaten entstanden, erstmals werden d​arin amerikanischer Slang u​nd verschiedene Dialekte übernommen.[76]

Bühnenwerke

Virgil Thomson, Fotografie von Carl Van Vechten, 1947

Außer Romanen, Novellen, Essays, Textporträts u​nd Gedichten schrieb Gertrude Stein Libretti u​nd Theaterstücke. 1928 veröffentlichte Daniel-Henry Kahnweiler Steins A Village. Are You Ready Yet, Not Yet. A Play i​n Four Acts (geschrieben 1923) m​it Illustrationen v​on Elie Lasceaux.[77] Im Jahr 1938 entstand d​as Libretto Dr. Faustus Lights t​he Lights, d​em die Faustlegende n​ach Charles Gounods Oper zugrunde liegt.[78]

Virgil Thomson vertonte d​ie Oper (Libretto v​on Stein 1927/28 verfasst) Four Saints i​n Three Acts (Vier Heilige i​n drei Akten), d​ie 1934 e​in großer Broadwayerfolg wurde. Protagonisten u​nter insgesamt 20 Heiligen s​ind Ignatius v​on Loyola u​nd Teresa v​on Ávila. Charakteristische Stationen a​us dem Leben v​on Heiligenfiguren formen s​ich zu e​inem Libretto m​it surrealistischem Einschlag. Am Broadway w​urde die Oper i​n den 1980er Jahren sechzigmal gespielt.[79]

Nach Steins Text They Must. Be Wedded. To Their Wife. entstand d​as Ballett A Wedding Bouquet, choreografiert v​on Frederick Ashton, d​as am 4. April 1937 i​m Londoner Sadler’s Wells Premiere hatte. Die Stars d​er Aufführung w​aren Margot Fonteyn u​nd Robert Helpmann.[80]

The Mother o​f Us All, ebenfalls v​on Thomson vertont n​ach dem 1946 k​urz vor Steins Tod entstandenen Text, h​atte im Mai 1947 Premiere i​n der Columbia University, New York. Die Oper behandelt d​as Leben d​er amerikanischen Suffragette Susan B. Anthony Im Jahr 1972 f​and die Uraufführung d​er Bühnenadaption d​es Romans The Making o​f Americans v​on Leon Katz a​m Judson Poets Theatre i​n New York statt.[81]

Literarische Porträts

Gertrude Steins Werk Ada v​on 1910, d​as Alice B. Toklas beschrieb, w​ar das e​rste der literarischen Porträts, d​ie sie über v​iele Freunde u​nd Bekannte b​is zu i​hrem Lebensende verfasste. Unter i​hnen waren beispielsweise Mabel Dodge Luhan, Raoul Dufy, Marcel Duchamp, Isadora Duncan, Francis Picabia, Ernest Hemingway, Henri Matisse, Pablo Picasso, Man Ray u​nd Edith Sitwell. Die Porträts lehnten s​ich in i​hrer zum Teil verfremdeten Form a​n die kubistischen Werke i​hrer Künstlerfreunde an, besonders Picasso inspirierte sie.[82]

Nachlass

Ein großer Teil v​on Steins u​nd Toklas’ literarischem Nachlass befindet s​ich in d​er Beinecke Rare Book a​nd Manuscript Library d​er Yale University i​n New Haven (Connecticut) Er enthält außer Manuskripten, Briefen, Fotografien u​nd persönlichen Papieren Objekte, d​ie Leben u​nd Werk d​es Paares b​is zum Jahr 1946, Steins Todesjahr, dokumentieren. Der Erwerb d​es Archivmaterials k​am durch d​ie Freundschaft Steins m​it Carl Van Vechten u​nd Thornton Wilder zustande, d​ie beide g​ute Beziehungen z​ur Yale University hatten u​nd Stein z​u Materialspenden a​n die Yale Collection o​f American Literature ermutigten.[83]

Bedeutung

Stein als Literatin

Gertrude Stein gehörte m​it ihrer extrovertierten Art z​u den Kultfiguren d​er Kunst- u​nd Literaturszene i​hrer Zeit. Mit i​hren Schriften zählt s​ie zur Avantgarde d​es 20. Jahrhunderts. Durch e​inen von ständigen Wortwiederholungen (Tautologie) geprägten Stil wollte s​ie nach eigenem Bekunden d​en Kubismus d​er abstrakten Malerei i​n die Literatur übersetzen. Kritiker warfen i​hr vor, s​ie habe s​ich allein d​er Mühe entziehen wollen, i​hre Texte gründlich z​u überarbeiten u​nd dies i​m Nachhinein literarisch z​u überhöhen versucht.

Gertrude Stein h​at mit i​hrem Stil Grenzen gesprengt. Sie w​ar die e​rste moderne Schriftstellerin, d​ie ohne Komma, Gedankenstrich, Semikolon u​nd Doppelpunkt schrieb u​nd häufig d​as continuous present a​ls Erzähltempus einsetzte.[84] Damit übernahm s​ie für i​hr experimentelles Werk das, w​as ihr i​n der Malerei a​n Abstraktem gefiel. Wort für Wort reihte s​ie so i​hre Gedanken aneinander. Sie überließ e​s den Lesern, s​ich von i​hren Wortketten einnehmen z​u lassen. Und s​ie war s​ich ihrer Bedeutung sicher: „Denken Sie a​n die Bibel u​nd Homer denken Sie a​n Shakespeare u​nd denken Sie a​n mich.“[85]

Nach eigener Einschätzung gehörte Steins Roman The Making o​f Americans n​eben James JoyceUlysses u​nd Marcel Prousts À l​a recherche d​u temps perdu (Auf d​er Suche n​ach der verlorenen Zeit) z​u den bedeutendsten Werken d​er literarischen Moderne. Kritiker u​nd Leser teilten i​hre Einschätzung nicht, d​as Werk b​lieb aufgrund seines Hermetismus weitgehend unbekannt.[86] Der Literaturkritiker Edmund Wilson schrieb 1931 i​n Axel’s Castle: „Ich h​abe [The Making o​f Americans] n​icht ganz gelesen, u​nd ich weiß nicht, o​b das überhaupt möglich ist. […] Bei Sätzen, d​ie einen s​o gleichförmigen Rhythmus haben, s​o über d​ie Maßen ausgewalzt sind, s​o viele Male wiederholt werden u​nd so o​ft in Partizipien enden, gerät d​er Leser n​ur zu b​ald in d​ie Lage, n​icht mehr d​em langsamen Fortgang d​es Geschehens z​u folgen, sondern einfach einzuschlafen.“[87]

Mehr Erfolg h​atte die Autobiographie v​on Alice B. Toklas, d​ie sich z​u einem Longseller entwickelte, d​a sie i​n diesem Werk weitgehend a​uf ihren experimentellen Schreibstil verzichtete. Gertrude Stein i​st durch i​hren Einfluss a​uf die moderne Literatur b​is in d​ie Gegenwart bekannter a​ls durch i​hr Werk.[88]

Gertrude und Leo Stein als Kunstsammler

27, Rue de Fleurus, Foto aus dem Jahr 2011
Leo, Gertrude und Michael Stein, um 1906
Gertrude Stein in ihrem Salon, umgeben von Gemälden, rechts ihr Porträt, gemalt von Picasso. Foto aus dem Jahr 1930

Die gemeinsame Bildersammlung von Leo und Gertrude Stein begann Ende 1904, als Michael Stein, der „Finanzberater“ der Familie, einen Überschuss der Geldanlagen von 8000 Francs ankündigte. Die Geschwister kauften nach Gertrudes Aussage häufig zwei Gemälde auf einmal, weil sich ihre Prioritäten selten deckten, was jedoch Leo Stein bestritt. Die Gemälde noch unbekannter moderner Maler in der Rue de Fleurus füllten die Wände bis zur Decke und wurden nach Ver- und Zukäufen ständig neu arrangiert.[89] Leo Stein begann, vor Freunden und Künstlern über die moderne Kunst zu referieren. Er erinnerte sich: „Unsere Sammlung wurde mit der Zeit zu einer der Sehenswürdigkeiten von Paris“, betonte jedoch, sie sei „keine exemplarische Sammlung“. Es gab nicht nur Bewunderer dieses privaten Museums. So äußerte sich der britische Kunstkritiker Clive Bell: „Soweit ich dies feststellen konnte, hatte keiner der beiden ein echtes Gefühl für visuelle Kunst“. Er warf beiden nüchterne Intellektualität vor und resümierte, Leo habe die höhere Intelligenz und Gertrude den stärkeren Charakter. Gemälde seien für sie „nur Haken, an denen sie ihre Intelligenz aufhängen konnten“. Viele Künstler, die den Salon aufsuchten, hielten Leo und nicht Gertrude Stein für denjenigen, der ihr Werk am besten verstand. Gabrielle Picabia, die Frau von Francis Picabia, soll geäußert haben: „Gertrude hatte natürlich keine Ahnung von Malerei“, während der Kunsthändler Daniel-Henry Kahnweiler erklärte, Gertrudes Geschmack sei persönlich gewesen und aus dem Herzen gekommen, nicht aus dem Kopf.[90] Im Jahr 1913, nach dem Auszug Leo Steins aus der gemeinsamen Wohnung, erfolgte die Teilung der Kunstsammlung.

Im Gegensatz z​u ihrem literarischen Erfolg verblasste Gertrude Steins Ruf a​ls Kunstsammlerin i​n den 1930er-Jahren i​n künstlerischen Kreisen. Die Entwicklungen zeitgenössischer Kunst z​um Dadaismus, Surrealismus u​nd Futurismus h​atte sie n​icht mitvollzogen, sodass i​hre Sammlung a​us Werken d​er inzwischen überwundenen Klassischen Moderne bestand. In d​er Öffentlichkeit t​rat sie jedoch erstmals a​ls Jurorin d​er Kunstausstellung anlässlich d​er Weltfachausstellung Paris 1937 i​m Petit Palais auf; i​hrem Vorschlag entsprechend wurden z​wei Gemälde v​on Francis Picabia aufgenommen.[80]

Zum Zeitpunkt i​hres Todes bestand Steins verbliebene Kollektion hauptsächlich a​us Werken v​on Pablo Picasso u​nd Juan Gris, d​a sie s​ehr viele Bilder verkauft hatte.[91]

Steins Verhältnis zum Feminismus

In den 1970er-Jahren ist Stein gelegentlich aufgrund ihres Lebens und Werks als eine Vorläuferin der feministischen Bewegung bezeichnet worden, und ihre biografischen Bücher wurden neu aufgelegt. Eine Sondernummer der Literaturzeitschrift Twentieth Century Literature im Jahr 1978 entfachte in akademischen Kreisen der USA eine Stein-Renaissance, die viele Aufsätze und Studien hervorgebracht hat.[92] Steins Verletzung der literarischen Normen – der experimentelle Gebrauch von Sprache und Form – haben feministisch gesinnte Kritiker als eine bewusste Ablehnung der patriarchalischen literarischen Tradition angesehen, und sie lobten Steins Behandlung der Geschlechterrollen in ihrem Werk.

Bettina L. Knapp sprach jedoch v​on Steins widersprüchlichem Verhältnis z​um Feminismus, dessen Theorien s​ie nicht teilte. Offensichtlich s​ei aber i​hr Zorn g​egen die patriarchalische jüdisch-christliche Gesellschaft. Steins Essay Degeneration In American Women (Degeneration d​er amerikanischen Frauen), geschrieben 1901 o​der 1902, d​er durch Brenda Wineapple analysiert wurde, machte i​hr widersprüchliches Verhältnis z​u den Rechten d​er Frauen klar. Entsprechend Stein s​ei „das einzige ernste Geschäft d​es Lebens, i​n dem [die Frau] n​icht vom Mann völlig übertroffen werden könne, d​as des Kindbettes“, obgleich s​ie eine beschränkte Anzahl v​on Ausnahmen – sich selbst eingeschlossen – zuließ. Janice L. Doane machte a​uf die Diskrepanz zwischen Steins Essay v​on 1898, The Value Of A College Education For Women („Der Wert e​iner Hochschulbildung für Frauen“) u​nd ihrem polemischen Roman Fernhurst a​us dem Jahr 1904 (1971 postum veröffentlicht) aufmerksam. Stein w​eise im Roman zurück, w​as sie i​m Essay „von ganzem Herzen“ unterstützt habe. Gemäß Doane h​abe Stein a​uf wesentlichen Unterschieden zwischen Männern u​nd Frauen bestanden, h​abe sich selbst a​ber in d​ie schwierige Position e​iner Ausnahmerolle begeben; s​ie sei e​ine Frau, d​ie als Mann spreche. Claudia Roth Pierpont stimmte z​u und berichtete, d​ass Stein v​on einem Freund überzeugt worden war, d​en Essay über d​ie Ausbildung v​on Frauen z​u schreiben; für Stein selbst s​ei jedoch d​ie Beschäftigung m​it den Rechten v​on Frauen „die letzte Sache, für d​ie sie s​ich interessiere.“[93]

Rezeption

Skulptur im Bryant Park, New York, installiert 1992, nach einem Modell von Jo Davidson, gefertigt 1923 in Paris
Marsden Hartley: One Portrait of One Woman, 1916, Frederick R. Weisman Art Museum, Minneapolis
Charles Demuth: Love, Love, Love. Homage to Gertrude Stein, 1928, Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid.

Zeugnisse von Literaten und Künstlern

„In i​hren Büchern i​st das Leben e​ine schrecklich k​lare Angelegenheit. Sie ersetzt d​as Gefühl v​on der Unermeßlichkeit d​er Dinge, d​as Phantastische, d​urch die Verzauberung d​es stillen Strömens, i​n dem Sinn, i​n dem e​ine Rose e​ine Rose e​ine Rose ist.“

Cesare Pavese: Vorwort zu Drei Leben[94]

Man Ray erinnerte sich in seiner Autobiografie an seine erste Begegnung mit Gertrude Stein in der Rue de Fleurus: „Miss Stein stellte mich ihrer Freundin Alice Toklas vor, die ich für eine Zofe gehalten hatte, obwohl sie in ihrem weißen mit weißer Spitze verzierten, bedruckten Kleid zu sorgfältig zurechtgemacht war.“[95] Man Rays Porträtfotografien von Gertrude Stein waren die ersten, die veröffentlicht wurden. Eines der Bilder,[96] das Stein zeigt, während sie dem amerikanischen Bildhauer Jo Davidson Modell saß, wurde im Februar 1923 in Vanity Fair veröffentlicht.[97] In Beschwörung auf „das Transatlantische“, das die beiden verband – Man Ray war wie Stein gebürtiger Amerikaner –, widmete sie ihm die Zeilen „Irgendwann, Man Ray, irgendwann. Irgendwann, Man Ray, irgendwann. Irgendwann, Man Ray, irgendwann. Irgendwann, irgendwann.“[98]

Außer Man Ray w​aren es hauptsächlich d​ie Fotografen Carl Van Vechten u​nd Cecil Beaton, d​ie Gertrude Stein i​n späteren Jahren porträtierten. Nach d​en Gemälden v​on Picasso u​nd Vallotton a​us den Jahren 1906 u​nd 1907, 1933 v​on Francis Picabia u​nd Francisco Riba-Rovira u​m 1945, s​chuf der Popartkünstler Andy Warhol innerhalb seiner Porträtreihe a​us dem Jahr 1980, Zehn Porträts v​on Juden d​es 20. Jahrhunderts, e​in Bild v​on Gertrude Stein a​ls Siebdruck. Auf d​ie Frage „Haben Sie a​ll diese verschiedenen Farbflächen benutzt, u​m die verschiedenen Facetten v​on Gertrude Steins Persönlichkeit z​u zeigen?“ antwortete Warhol „Ja.“[99]

Im Jahr 1921 s​chuf der kubistische Bildhauer Jacques Lipchitz e​in Skulpturenporträt d​er Schriftstellerin, obgleich s​ie Skulpturen n​icht schätzte, w​ie sie später i​n ihrer Autobiografie schrieb.[100]

Abstrakte Porträts m​it Bezug a​uf Stein schufen Marsden Hartley m​it One Portrait o​f One Woman i​m Jahr 1916 u​nd Charles Demuth m​it Love, Love, Love. Homage t​o Gertrude Stein 1928.

Ernest Hemingway schrieb i​n seinem Roman Paris – Ein Fest fürs Leben rückblickend: „Sie w​ar eine solche Persönlichkeit, daß i​hr niemand widerstehen konnte, d​en sie für s​ich gewinnen wollte, u​nd Kritiker, d​ie sie kennenlernten u​nd ihre Bilder sahen, nahmen Arbeiten v​on ihr, d​ie sie n​icht verstanden, a​uf Treu u​nd Glauben hin, a​us Begeisterung für s​ie als Mensch u​nd im Vertrauen a​uf ihre Urteilsfähigkeit.“[101]

Thornton Wilder nannte s​ie die „Mutter d​er Moderne“. Sein Theaterstück Unsere kleine Stadt a​us dem Jahr 1938 w​ar inspiriert d​urch Steins Roman The Making o​f Americans.

Sinclair Lewis schrieb 1945 i​n der Julinummer v​on Esquire abwertend: „Wenn d​er Exhibitionist s​eine Riten absichtlich s​o verwirrend w​ie möglich macht, w​ird ihm erlaubt, weiterzumachen, w​eil so v​iele Leute Angst d​avor haben, auszurufen: ‚Ich weiß nicht, w​as es bedeuten soll!‘ Aus demselben Grund w​ird Gertrude Stein, d​ie Äbtissin a​ll dieser falschen Magie, i​mmer noch w​eit und b​reit bewundert, obwohl s​ie auch w​eit und b​reit ungelesen ist.“[102]

Der Journalist u​nd Schriftsteller James Lord, d​er zu d​en GIs gehörte, d​ie Stein i​m befreiten Paris aufsuchten, u​nd die s​ie in i​hrer letzten Erzählung Brewsie u​nd Willie kritisierte, charakterisierte s​ie mit d​en Worten: „Eine Quelle i​hres Charmes w​ar meiner Ansicht n​ach ihre naive, f​ast kindliche Vertieftheit i​n die eigene Person. Die Welt w​ar für s​ie einfach so, w​ie sie s​ie sah, u​nd diese tröstliche Überzeugung g​ab sie a​n andere weiter. Sie h​atte etwas Schulmeisterliches a​n sich, wirkte w​ie eine hausbackene, e​twas selbstherrliche Lehrerin.“[103]

Einfluss auf die amerikanische Literatur

In d​en 1920er Jahren besuchten d​ie in Paris lebenden US-amerikanischen Schriftsteller w​ie Hemingway, Sherwood Anderson u​nd F. Scott Fitzgerald Steins Salon, d​eren Werke s​ie beeinflusste u​nd die s​ie erstmals m​it dem Begriff d​er „Lost Generation“ belegte.[104] Ebenfalls beeinflusst v​on ihrem Stil w​aren beispielsweise d​er Lyriker Wallace Stevens, Jack Kerouac, e​in Protagonist d​er Beat Generation, s​owie Kurt Vonnegut.[105]

Jörg Drews s​ah Steins Sprache i​n The Making o​f Americans a​ls „artifiziell u​nd hochstylisiert, d​abei aber i​m Wortschatz f​ast reduziert a​uf eine Art basic english, d​em durch d​ie endlosen Variationen v​on Sätzen u​nd in s​ich zurücklaufenden Satzmustern a​lle lautlichen Reize u​nd semantischen Möglichkeiten abgewonnen werden.“ Drews meinte, d​ass das „Epos“, w​ie Stein d​en Roman selbst bezeichnete, jedoch „einzig a​uf Hemingways frühe Werke direkten Einfluss gehabt habe, w​obei dieser d​ie stilistischen Neuerungen d​es Buches n​icht in i​hrer ganzen Radikalität übernahm, sondern z​ur Konsumierbarkeit abschwächte.“[106]

Späte Rezeption in Deutschland

In Deutschland w​ar es Helmut Heißenbüttel, d​er sich erstmals m​it Steins Werk i​m Jahr 1955 auseinandersetzte. Max Bense h​atte ihn u​m einen Beitrag für d​ie neu gegründete Zeitschrift augenblick gebeten. Heißenbüttels Beitrag für d​as Oktoberheft t​rug den Titel Reduzierte Sprache. Über e​in Stück v​on Gertrude Stein.[107] Steins Einfluss m​acht sich i​n seinem frühen Werk bemerkbar. Heißenbüttel gehörte z​ur Stuttgarter Schule u​m Max Bense u​nd Reinhard Döhl, d​ie sich a​b Ende d​er 1950er Jahre u​m die Förderung experimenteller Literatur u​nd Kunst bemüht hat, z​u der u​nter anderem Steins Werk gehörte. Weiterhin beeinflusste Steins experimenteller Stil Oskar Pastiors anagrammatische Lyrik. Pastior w​ar ein Mitglied d​er vornehmlich französischen Gruppe Oulipo.[105]

Hommage à Gertrude Stein

Robert Bartlett Haas, e​in langjähriger Brieffreund u​nd Stein-Spezialist, leitete i​n den Jahren 1986 b​is 1988 d​ie Gertrude-Stein-Konferenzen u​nd Symposien amerikanischer, französischer u​nd deutscher Künstler u​nd Studenten i​n Bilignin, d​em Urlaubs- u​nd Zufluchtsort v​on Stein u​nd Toklas während d​es Zweiten Weltkriegs. Diese führten 1990 z​u dem Studienprojekt Hommage à Gertrude Stein, veranstaltet v​on der Staatlichen Hochschule für Musik u​nd Darstellende Kunst i​n Stuttgart. Das Projekt w​urde 1996 m​it der zusammenfassenden Veranstaltung I.M.P.U.L.S.E / Wortkunst Musik Bildkunst 1990–1996 / Hommage à Gertrude Stein abgeschlossen.[108]

Ausstellungen zum 65. Todestag ab 2011

Im Oktober 2011 eröffnete i​m Grand Palais i​n Paris e​ine Ausstellung, d​ie den Kunstsammlern Gertrude, Leo, Michael u​nd Sarah Stein gewidmet ist, d​ie vorher i​m San Francisco Museum o​f Modern Art lief. Sie zeigte b​is zum 16. Januar 2012 u​nter dem Titel Matisse, Cézanne, Picasso … L’aventure d​es Stein e​twa 200 Exponate, d​ie im Besitz d​er Sammlerfamilie waren. Darunter befanden s​ich beispielsweise Cézannes Portrait Mme Cézanne, Picassos Bildnis Gertrude Stein s​owie Matisse’ Frau m​it Hut. Anschließend w​urde die Ausstellung v​on Februar b​is Juni 2012 i​m Metropolitan Museum o​f Art i​n New York gezeigt.[109]

Vallottons Porträt v​on Gertrude Stein w​urde zusammen m​it anderen Exponaten, d​ie Steins Leben schildern, a​b Mai b​is September 1911 i​m Contemporary Jewish Museum i​n San Francisco[110] u​nd von Oktober b​is Januar 2012 i​n der Ausstellung Seeing Gertrude Stein: Five Lives i​n der National Portrait Gallery i​n Washington D. C. ausgestellt.[111] Es g​ab allerdings Kritik, d​ass ein Kapitel i​n Steins Leben i​n der Ausstellung nahezu ausgespart wurde. Es handelt s​ich um d​ie Zeit, i​n der s​ie während d​es Zweiten Weltkriegs i​hre Pariser Wohnung verlassen musste u​nd sich m​it Alice B. Toklas versteckt u​nter der Protektion d​es Antisemiten u​nd Faschisten Bernard Faÿ i​n Bilignin aufhielt.[112]

Beispiele von Bezügen auf Stein im Film und auf der Bühne

Steins bekanntester Satz A r​ose is a r​ose … w​ird im Musical Singin’ i​n the Rain (1952) v​on Gene Kelly zusammen m​it Donald O’Connor gesungen.[113]

Waiting for the Moon ist ein Film aus dem Jahr 1987 der Twentieth Century Fox über Gertrude Stein und Alice B. Toklas, gespielt von Linda Bassett und Linda Hunt. Im Kinofilm Corrina, Corrina (1994) zitiert Whoopi Goldberg aus Gertrude Steins Autobiografie Everybody’s Autobiography den Satz „There is no there there“, wobei Goldberg dabei eine romantische Beziehung meint, während sich Stein auf die Suche nach ihrem Heimatort in Oakland, Kalifornien, bezog.[114] Der Teufel trägt Prada, ein Kinofilm aus dem Jahr 2006, enthält eine Passage, in der der Protagonist Christian Thompson, gespielt von Simon Baker, Stein mit America is my country, but Paris is my hometown (deutsch: „Amerika ist mein Land, aber Paris meine Heimat“) aus An American and France (1936) zitiert.[115] 2008 hatte ein Musical mit dem Titel 27, rue de Fleurus von Ted Sod und Lisa Koch bei den Urban Stages in New York Premiere. Die Handlung dreht sich um Gertrude Stein aus dem Blickwinkel von Alice B. Toklas.[116]

Der Film Midnight i​n Paris, 2011, v​on Woody Allen spielt teilweise i​m nachgestellten Salon v​on Gertrude Stein i​n der Rue d​e Fleurus 27. Die Hauptfigur begegnet d​ort unter anderem Gertrude Stein (gespielt v​on Kathy Bates), Ernest Hemingway u​nd Pablo Picasso.

Werke (Auswahl)

Umschlag von Tender Buttons, 1915
  • 1909: Three Lives. The Grafton Press, New York (auf eigene Kosten in 1500 Exemplaren verlegt); John Lane the Bodley Head, London 1915; The Modern Library, New York 1933; Peter Owen London 1970.
    • Drei Leben. Erzählungen. dt. von Marlis Pörtner. Arche, Zürich 1960.
    • Neuübersetzung: Drei Leben. Erzählungen, Vorwort von Cesare Pavese, dt. von Brigitte Gerlinghoff. Arche, Zürich 1985, ISBN 3-7160-2012-5.
  • 1914: Tender Buttons: Objects, Food, Rooms, Claire Marie, New York.
    • Tender Buttons, dt. von Marie-Anne Stiebel, unter Mitarbeit und mit einer Nachbemerkung von Klaus Reichert. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1979. ISBN 3-518-01579-6
    • Neuübersetzung: Tender Buttons. Zarte knöpft. Gegenstände – Futter – Räume, dt. von Barbara Köhler. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004, ISBN 978-3-518-41632-7.
  • 1922: Geography and Plays. The Four Seas Company, Boston. Einführung von Sherwood Anderson; Something Else Press, New York 1968.
    • Portraits und Stücke I + II, dt. von Bernd Samland. Arche, Zürich 1986 + 1987, ISBN 3-7160-2040-0 + ISBN 3-7160-2050-8.
  • 1925: The Making of Americans. Being a History of a Family’s Progress (geschrieben 1903–1911). Contact Editions, Paris 1925; Harcourt, Brace, New York 1934, repr. 1966 (gekürzte Ausgabe); Something Else Press, New York 1966; Peter Owen, London 1969 (Kopie der 1925er Ausgabe im Verlag von Robert McAlmon); Dalkey Archive Press Reprint 1995, ISBN 1-56478-088-0.
    • The Making of Americans. Geschichte vom Werdegang einer Familie, dt. von Liliane Faschinger und Thomas Priebsch, Ritter, Klagenfurt 1985, ISBN 3-85415-071-7.
  • 1926: A Book Concluding with As a Boy Has a Cow, a Love Story. Orné de lithographies par Juan Gris. Éditions de la Galerie Simon, Paris 1926. Repr. Something Else Press, Barton, Vt., 1974; Ultramarine Publishing Co., Hastings-On-Hudson, New York, 1992.
    • Ein Buch mit da hat der Topf ein Loch am Ende eine Liebesgeschichte. In einer Lesart von Oskar Pastior und Sissi Tax. Friedenauer Presse, Berlin 1987, ISBN 3-921592-39-9.
  • 1926: Composition As Explanation. The Hogarth Press, London; Doubleday, Doran & Co., New York 1928.
  • 1927: Lucy Church Amiably. Plain Edition, Paris 1930; Something Else Press, New York 1969.
  • 1928: Useful Knowledge. Payson and Clarke, New York; John Lane the Bodley Head, Lonson 1929.
  • 1929: An Acquaintance with Description . Seizin Press, London 1929.
  • 1931: How to Write. Plain Edition, Paris; Something Else Press, Barton, Vt., 1973.
  • 1931: Before the Flowers of Friendship Faded Friendship Faded. Plain Edition, Paris.
  • 1932: Operas and Plays. Plain Edition, Paris.
  • 1933: The Autobiography of Alice B. Toklas. Harcourt, Brace, New York.
    • Autobiographie von Alice B. Toklas, dt. von Elisabeth Schnack. Origo-Verlag 1956.
    • Neuübersetzung: Autobiographie von Alice B. Toklas, dt. von Roseli Bontjes van Beek und Saskia Bontjes van Beek. Arche, Hamburg 2006, ISBN 978-3-7160-2348-8.
  • 1933: Matisse, Picasso and Gertrude Stein with Two Shorter Pieces. Plain Edition, Paris; Something Else Press, 1972.
  • 1934: Four Saints in Three Acts, an Opera to Be Sung (Libretto, geschrieben 1927/28). Random House, New York.
  • 1934: Portraits and Prayers. Random House, New York.
  • 1935: Lectures in America. Random House, New York; Beacon Press, Boston 1957.
    • Was ist englische Literatur und andere Vorlesungen in Amerika, dt. von Marie-Anne Stiebel. Arche, Zürich 1964, ISBN 3-7160-2023-0.
  • 1935: Narration. Four lectures. University of Chicago Press;
  • 1936: The Geographical History of America or the Relation of Human Nature to the Human Mind, Random House, New York.
    • Die geographische Geschichte von Amerika oder Die Beziehung zwischen der menschlichen Natur und dem Geist des Menschen, dt. von Marie-Anne Stiebel. Einführung von Thornton Wilder. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988, ISBN 978-3-518-40139-2.
  • 1937: Everybody’s Autobiography, Random House, New York.
    • Jedermanns Autobiographie, dt. von Marie-Anne Stiebel. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1986, ISBN 978-3-518-39098-6.
  • 1938: Picasso. Libraire Floury, Paris; Batsford, London 1938; Charles Scribner’s Sons, New York 1940.
    • Picasso. Sämtliche Texte 1908–1938, dt. von Roseli Bontjes van Beek und Saskia Bontjes van Beek. Arche, Hamburg 2003, ISBN 978-3-7160-2314-3.
  • 1939: The World Is Round. William R. Scott, Inc., 1939.
    • Die Welt ist rund. Franz E. Walther (Illustrator), dt. von Michael Mundhenk. Ritter, Klagenfurt 2001, ISBN 978-3-85415-117-3.
  • 1940: Paris France. Charles Scribner’s Sons, New York; Batsford, London 1940.
    • Paris Frankreich. Persönliche Erinnerungen, dt. von Marie-Anne Stiebel. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1975, ISBN 978-3-518-01452-3.
  • 1940: What Are Masterpieces? Conference Press, Los Angeles.
    • Was sind Meisterwerke?, dt. von Marie-Anne Stiebel. Einführung von Thornton Wilder. Arche, Zürich 1962, ISBN 3-7160-2024-9.
  • 1941: Ida. A Novel. Random House, New York.
    • Ida. Ein Roman, dt. von Marie-Anne Stiebel. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-518-01695-4.
  • 1944: Wars I Have Seen. Random House, New York; Batsford, London 1945.
    • Kriege die ich gesehen habe, dt. von Marie-Anne Stiebel. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1984, ISBN 978-3-518-01598-8.
  • 1946: Brewsie and Willie. Random House, New York.
    • Brewsie und Willie, dt. von Klaus Schmirler. Achilla Presse, Bremen 1996, ISBN 978-3-928398-19-0.

Postume Veröffentlichungen

  • 1946: Reflections on the Atom Bomb. (Erstveröffentlichung in Yale Poetry Review, Dezember 1947).
  • 1947: Four in America. Yale University Press, New Haven. Thornton Wilder.
  • 1947: The Mother of Us All (Libretto, 1946: Musik von Virgil Thompson, 1947).
  • 1948: Blood on the Dining-Room Floor. Banyan Press, Pawlett, Vt. (Vermont).
    • keine keiner. Ein Kriminalroman, dt. von Renate Stendhal. Arche, Zürich 1985, ISBN 3-7160-2021-4.
  • 1949: Last Operas and Plays. Rinehart & Co., New York.
  • 1950: The Things as They Are. Banyan Press, Pawlett, Vt. (ursprünglich unter dem Titel Q.E.D. 1903 geschrieben, veröffentlicht 1950).
    • Q.E.D., dt. von Marie-Anne Stiebel und Ursula Michels-Wenz. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-518-22055-1.
  • 1951: Two: Gertrude Stein and Her Brother and Other Early Portraits, Yale University Press, New Haven.
  • 1952: Mrs. Reynolds, Random House, New York.
    • Frau Reinelt, dt. von Klaus Schmirler. Achilla Presse, Hamburg 1998, ISBN 3-928398-49-0.
  • 1953: Patriarchal Poetry.
  • 1953: Bee Time Vine and Other Pieces (geschrieben von 1913 bis 1927), Hrsg. Carl Van Vechten. Yale University Press, New Haven. ISBN 978-0-8369-5162-2.
    • Spinnwebzeit, Bee Time Vine und andere Gedichte. Hrsg., Nachwort Marcel Beyer. Arche, Zürich 1993. ISBN 3-7160-2158-X.
  • 1957: Alphabets and Birthdays. Yale University Press, New Haven.
    • Sachen Machen. Ein Buch von ABCs und Geburtstagen, dt. von Klaus Schmirler, Illustrationen von Nina Pagalies. Achilla Presse, Bremen 2001, ISBN 978-3-928398-69-5.
  • 1971: Fernhurst, Q.E.D. and Other Early Writings by Gertrude Stein. Hrsg., Einführung Leon Katz. Liverlight, New York 1971, ISBN 0-87140-532-6.

Briefwechsel

  • Sherwood Anderson/Gertrude Stein: Briefwechsel und ausgewählte Essays. Hrsg. von Ray Lewis White. dt. von Jürgen Dierking. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-518-01874-4.
  • Correspondence: Pablo Picasso and Gertrude Stein. Hrsg. von Laurence Madeline. Seagull Books, Kalkutta 2008, ISBN 978-1-905422-91-3.
  • Dear Sammy: letters from Gertrude Stein and Alice B. Toklas / edited with a memoir by Samuel M. Steward. Houghton Mifflin, Boston 1977 ISBN 0-395-25340-3.
  • The Letters of Gertrude Stein and Carl Van Vechten. 1913–1946, zwei Bände, hrsg. von Edward Burns. Columbia University Press, New York 1986.
  • The Letters of Gertrude Stein and Thornton Wilder, hrsg. mit Ulla E. Dydo. Yale University Press, New Haven 1996, ISBN 0-300-06774-7.

Sekundärliteratur

  • John Malcolm Brinnin: Die dritte Rose. Gertrude Stein und ihre Welt. Übertragen von Maria Wolff. Henry Goverts Verlag, Stuttgart 1960.
  • Sarah Bay-Cheng: Mama Dada: Gertrude Stein’s Avant-Garde Theatre (Studies in Modern Drama). Neue Edition, Routledge, Florence, (Kentucky) 2005, ISBN 978-0-415-97723-4.
  • Ulla E. Dydo/William Rice: Gertrude Stein: The Language That Rises: 1923–1934 (Avant-Garde & Modernism Studies). Northwestern University Press, Evanston (Illinois) 2008, ISBN 978-0-8101-2526-1.
  • Ulla E. Dydo (Hrsg. und Vorwort): A Stein Reader. Northwestern Press, Evanston (Illinois) 1993, ISBN 0-8101-1083-0.
  • Janice L. Doane: Silence and Narrative: The Early Novels of Gertrude Stein. Greenwood Press, Westport (Conn.) 1986.
  • Vincent Andre Giroud: Picasso and Gertrude Stein. Yale University Press 2007, ISBN 978-0-300-12099-8.
  • A Primer for The Gradual Understanding of Gertrude Stein. Ed. Robert Bartlett Haas. Black Sparrow Press, Los Angeles 1971; Grundlage für das Lesebuch zum allmählichen Kennenlernen von Gertrude Stein, herausgegeben und kommentiert von Robert Bartlett Haas, Vorwort Bruce Kellner, aus dem Amerikanischen von Klaus Schmirler und Ursula Michels-Wenz. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1994, ISBN 978-3-518-38814-3.
  • Ernest Hemingway: Paris – ein Fest fürs Leben. Neuübersetzung von Werner Schmitz. Rowohlt, Reinbek 2011, ISBN 978-3-498-03008-7; als Taschenbuch 2012: ISBN 978-3-499-22702-8.
  • Bettina L. Knapp: Gertrude Stein. Literature and Life. Continuum International Publishing Group, London 1990, ISBN 978-0-8264-0458-9.
  • Janet Malcolm: Zwei Leben: Gertrude und Alice. Übersetzung Chris Hirte. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-518-42034-8.
  • James R. Mellow: Charmed Circle: Gertrude Stein & Company. Praeger Publishers, New York 1974, ISBN 0-395-47982-7.
  • Stefana Sabin: Gertrude Stein. Rowohlt, Reinbek 1996, ISBN 3-499-50530-4.
  • Renate Stendhal: Gertrude Stein. Ein Leben in Bildern und Texten, Arche, Zürich 1989, ISBN 3-7160-2088-5. Englische Ausgabe: Gertrude Stein. In Words and Pictures, Algquin Books, Chapel Hill 1994, ISBN 0-945575-99-8.
  • Diana Souhami: Gertrude und Alice. Gertrude Stein und Alice B. Toklas. Zwei Leben – eine Biographie, aus dem Englischen von Ulrike Budde. Knesebeck 1994, ISBN 3-926901-71-3.
  • Alice B. Toklas: What Is Remembered. North Point Pr, Hooton, Ellesmere Port 1985, ISBN 978-0-86547-180-1.
  • Linda Wagner-Martin: Favored Strangers. Gertrude Stein and Her Family. Rutgers University Press, New Brunswick, N.J. 1995, ISBN 0-8135-2169-6.
  • Andrea Weiss: Paris war eine Frau. Die Frauen von der Left Bank. Djuna Barnes, Janet Flanner, Gertrude Stein & Co. Aus dem Amerikanischen von Susanne Goerdt. Neuausgabe, Rowohlt, Reinbek 2006, ISBN 978-3-499-24224-3.
  • Barbara Will: Unlikely Collaboration: Gertrude Stein, Bernard Faÿ, and the Vichy Dilemma. Columbia University Press, New York 2011, ISBN 978-0-231-15262-4.
  • Brenda Wineapple: Schwester Bruder. Gertrude und Leo Stein. Aus dem Amerikanischen von Roseli Bontjes van Beek und Saskia Bontjes van Beek. Arche, Zürich 1998, ISBN 978-3-7160-2233-7.
  • Ulla Haselstein: Ökonomie der Aufmerksamkeit. Gertrude Steins Laborexperimente und ihre literarischen Folgen. In: Poetica, Vol. 49, No. 3/4 (2017/2018), pp. 256–284.
  • Linda Martin: The Making of Men and Women. Gertrude Stein, Hugo Münsterberg, and the Discourse of Work. In: Modernism/modernity, vol. 26 no. 1, 2019, p. 43–66.
Commons: Gertrude Stein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Weickersgrueben. alemannia-judaica.de, abgerufen am 31. März 2010.
  2. Brenda Wineapple: Schwester Bruder Gertrude und Leo Stein, S. 24 f.
  3. Roland Flade: Unterfränkische Amerika-Auswanderer in der Mitte des 19. Jahrhunderts. In: Tempora mutantur et nos? Festschrift für Walter M. Brod zum 95. Geburtstag. Mit Beiträgen von Freunden, Weggefährten und Zeitgenossen. Hrsg. von Andreas Mettenleiter, Akamedon, Pfaffenhofen 2007 (= Aus Würzburgs Stadt- und Universitätsgeschichte, 2), ISBN 3-940072-01-X, S. 207–212, hier: S. 210 f.
  4. Giroud, Vincent. Miller, Eric. Picasso and Gertrude Stein. New York: MET, 2005.
  5. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 20 ff.
  6. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 20, 26–30, 141
  7. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 30, 32 ff., 38
  8. Gertrude Stein: Three Lives & Tender Buttons, Introduction, S. X. Abgerufen am 9. Februar 2010.
  9. Brenda Wineapple: Schwester Bruder Gertrude und Leo Stein. Arche, Zürich-Hamburg 1998, ISBN 3-7160-2233-0, S. 319
  10. The Autobiography of Alice B. Toklas, Chapter 3, adelaide.edu, abgerufen am 6. November 2012
  11. Picasso: Portrait of Gertrude Stein, 1906. metmuseum.org, abgerufen am 24. Februar 2021.
  12. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 38 f.
  13. Ellen B. Hirschland, Nancy H. Ramage: The Cone Sisters of Baltimore: Collecting at Full Filt. Northwestern Univ Pr 2008, ISBN 978-0-8101-2481-3, S. 53
  14. Brenda Wineapple: Schwester Bruder Gertrude und Leo Stein S. 361
  15. „Gertrude’s decision to make that commitment (to a lesbian love) was the most significant result of her reading Weininger“. Linda Wagner-Martin: Favored Strangers. Gertrude Stein and Her Family, S. 93
  16. Brenda Wineapple: Schwester Bruder Gertrude und Leo Stein, S. 397
  17. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 36–41
  18. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 34–47
  19. Catherine Bock-Weiss: Henri Matisse: A Guide to Research. Garland Publishing Inc., New York 1996, ISBN 0-8153-0086-7, S. 251
  20. Brenda Wineapple: Schwester Bruder Gertrude und Leo Stein, S. 498, 511, 535 f
  21. Gertrude Stein: Two: Gertrude Stein and Her Brother and Other Early Portraits, S. 57, 34. In: Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 51
  22. Stefana Sabin: Gertrude Stein. Rowohlt, Reinbek 1996, S. 45, 50 f.
  23. Janet Flanner: Legendäre Frauen und ein Mann. Transatlantische Porträts, S. 177. In: Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 146
  24. Bruce Kellner: Baby Woojums in Iowa. University of Iowa, abgerufen am 28. Januar 2010.
  25. As Avant-Garde as the Rest of Them: An Introduction to the 1913 Armory Show. The University of Virginia, abgerufen am 31. Dezember 2009.
  26. Brenda Wineapple: Schwester Bruder Gertrude und Leo Stein, S. 496
  27. Sabin: Gertrude Stein, S. 53
  28. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 54–57
  29. Sophia Koch: Gertrude Stein ist Gertrude Stein ist Gertrude Stein. In: Lichtung. Nr. 5, 1984, S. 57–59.
  30. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 58
  31. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 59, 140
  32. Andrea Weiss: Paris ist eine Frau. Die Frauen von der Left Bank, S. 21
  33. Shari Benstock: Woman of the Left Bank, University of Texas Press, 1986, S. 86
  34. Ernest Hemingway: Paris – ein Fest fürs Leben. Rowohlt, Reinbek 1971, ISBN 3-499-22605-7, S. 18, 100
  35. Vor genau 100 Jahren: Ernest Hemingway trifft Gertrude Stein zum ersten Mal. In: Hemingways Welt. 8. Februar 2022, abgerufen am 25. Februar 2022 (deutsch).
  36. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 67, 76, 96
  37. Lesebuch zum allmählichen Kennenlernen von Gertrude Stein, S. 247
  38. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 67, 76–78
  39. William Carlos Williams: Die Autobiographie. Hanser, München 1994, ISBN 978-3-446-17848-9, S. 342–343
  40. Alice B. Toklas: What is remembered, Holt, Rinehart and Winston; New York 1963, S. 163. In: Andrea Weiss: Paris war eine Frau, S. 65
  41. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 78 f., 92 ff.
  42. Gertrude Stein auf dem Titel der Time vom 11. September 1933
  43. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 99 f.
  44. „‚I say that Hitler ought to have the peace prize,‘ she says, ‚because he is removing all elements of contest and struggle from Germany. By driving out the Jews and the democratic and Left elements, he is driving out everything that conduces to activity. That means peace.‘“ Zitiert nach: Lansing Warren: Gertrude Stein Views Life and Politics. Auf der Internetseite der New York Times.
  45. Ulla E. Dydo: Gertrude Stein. The language that rises. 1923–1934, Fußnote 7, S. 599–600.
  46. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 103 ff
  47. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 118–120
  48. Brenda Wineapple: Schwester Bruder Gertrude und Leo Stein, S. 549
  49. Linda Wagner-Martin: Favored Strangers. Gertrude Stein and Her Family, S. 254
  50. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 119 f.
  51. Bernard Faÿ. freemasonry.bcy.ca, abgerufen am 19. Februar 2010.
  52. Anne-Marie Levine: Gertrude Stein’s War, S. 6. (PDF; 195 kB) Abgerufen am 18. Februar 2010. Zitiert nach: Edward Burns, Ulla E. Dydo, William Rice (Hrsg.): The Letters of Gertrude Stein and Thornton Wilder, S. 411
  53. Janet Malcolm: Zwei Leben. Gertrude und Alice, S. 43 ff
  54. Gertrude Stein: Off we all went to see Germany. In: LIFE Magazine, Bd. 19, Nr. 6, 6. August 1945, S. 54–58, ISSN 0024-3019. google books
  55. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 118–122, 143
  56. Bruce Kellner: A Gertrude Stein Companion: Content with the Example. Greenwood Press, New York, London 1988, S. 242, ISBN 0-313-25078-2
  57. Obituary. In: archive.nytimes.com.
  58. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 124 ff.
  59. Find a Grave: Toklas’ Inschrift auf dem Grabstein
  60. Axel Schock: Zwei Frauen – Ein Grabstein (Letzte Orte II). 29. Mai 2016, abgerufen am 2. März 2019.
  61. Gertrude Stein: The Making of Americans. Zitiert nach: A Stein Reader, hrsg. von Ulla E. Dydo, S. 55
  62. Lesebuch zum allmählichen Kennenlernen von Gertrude Stein, S. 37 f., 45, 129
  63. Lesebuch zum allmählichen Kennenlernen von Gertrude Stein. S. 19 f., 45
  64. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 23, 42.
  65. Edmund Wilson: Axel’s Castle – A Study in Imaginative Literature of 1870–1930. Read Books, 2008, ISBN 978-1-4437-2811-9, S. 237–239.
  66. Brenda Wineapple: Schwester Bruder Gertrude und Leo Stein, S. 364. „Her long later version of The Making of Americans is almost pure Weininger.“ Linda Wagner-Martin: Favored Strangers. Gertrude Stein and her Family, S. 93
  67. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 54 f.
  68. Beispiele bei Brenda Wineapple: Schwester Bruder Gertrude und Leo Stein, S. 505–507.
  69. Rose, Roses, Rosen. etymology.info, abgerufen am 28. Januar 2010.
  70. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 92 ff
  71. Gertrude Stein: Autobiographie von Alice B. Toklas, S. 11
  72. Autobiography of Alice B. Toklas – Introduction. enotes.com, abgerufen am 31. Januar 2010.
  73. Georges Braque u. a.: Testimony Against Gertrude Stein. (PDF; 2,9 MB) transition, abgerufen am 12. Februar 2010.
  74. Timothy Dow Adams: Gertrude Stein. She Will Be Me When This You See, in: Telling Lies in Modern American Autobiography. Chapel Hill 1990, S. 17
  75. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 113–117
  76. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 115–118, 122
  77. Edward Burns: The Letters of Gertrude Stein and Carl Van Vechten, 1913–1946. Columbia University Press, 1986, ISBN 0-231-06430-6, S. 162
  78. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 117
  79. Engelbert Hellen: Four Saints in Three Acts, zazzerino.info, abgerufen am 11. September 2012
  80. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 113
  81. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 99 f., 123, 143
  82. Andrea Weiss: Paris war eine Frau, S. 54
  83. Gertrude Stein and Alice B. Toklas Papers. (Memento vom 12. August 2011 im Internet Archive) Beinecke Rare Book and Manuscript Library at Yale University. Abgerufen am 23. Januar 2010.
  84. Stefana Sabin: Gertrude Stein. S. 130
  85. Lesebuch zum allmählichen Kennenlernen von Gertrude Stein, S. 11
  86. Lesebuch zum allmählichen Kennenlernen von Gertrude Stein, S. 32
  87. Janet Malcolm: Gertrude und Alice, S. 85
  88. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 128, 130
  89. Fotobeispiel, um 1907, people.virginia.edu, abgerufen am 1. Dezember 2015
  90. Brenda Wineapple: Schwester Bruder Gertrude und Leo Stein. S. 301 ff, 334–337
  91. MoMA, 1970; The Collectors (über die Claribel and Etta Cone Collection und Familie Stein).
  92. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 128
  93. Gertrude Stein – Introduction. (Nicht mehr online verfügbar.) enotes.com, archiviert vom Original am 13. November 2006; abgerufen am 4. November 2012.
  94. Zitiert nach: Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 146
  95. Man Ray: Self Portrait, 1963, S. 133
  96. Man Ray: Gertrude Stein und Jo Davidson mit Portraitskulptur (Memento vom 30. Oktober 2013 im Internet Archive), 1926
  97. Man Ray – Sein Gesamtwerk, 1989, S. 109
  98. Man Ray – Sein Gesamtwerk, S. 171
  99. zitiert nach Bob Colacello: Holy Terror. Andy Warhol Close Up. HarperCollins, New York 1990, S. 444–445; vgl. Andy Warhol – Collages for Ten Portraits of Jews of the 20th Century. (PDF; 50 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) Jablonka Galerie, 2008, archiviert vom Original am 23. Juni 2013; abgerufen am 27. Januar 2010.
  100. Jacques Lipchitz: Gertrude Stein. (Nicht mehr online verfügbar.) pulitzerarts.org, archiviert vom Original; abgerufen am 11. Januar 2010.
  101. Ernest Hemingway: Paris – Ein Fest fürs Leben, S. 201–203. In Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 145
  102. Zitiert nach: Lesebuch zum allmählichen Kennenlernen von Gertrude Stein, S. 32
  103. James Lord: Außergewöhnliche Frauen. Sechs Porträts. Fischer, Frankfurt am Main, S. 15, ISBN 3-596-13898-1
  104. Stein, Gertrude. questia.com, abgerufen am 29. Januar 2010.
  105. Stefana Sabin: Gertrude Stein, S. 130
  106. Jörg Drews in: Hauptwerke der amerikanischen Literatur. Kindler Verlag, München 1975, S. 258
  107. Elisabeth Walter: Für Helmut Heißenbüttel zum 75. bad-bad.de, abgerufen am 21. Januar 2010.
  108. Reinhard Döhl: Hommage à Gertrude Stein. stuttgarter-schule.de, abgerufen am 25. Januar 2010.
  109. Matisse, Cézanne, Picasso … L’aventure des Stein, bonjourparis.com, abgerufen am 11. September 2012
  110. Seán Martinfield: Seeing Gertrude Stein: Five Stories, www.sanfranciscosentinel.com, abgerufen am 6. Januar 2012
  111. National Portrait Gallery: Seeing Gertrude Stein: Five Lives, abgerufen am 15. April 2019
  112. T. L. Ponick: ‚Seeing Gertrude Stein‘ overlooks alleged collusion with fascistsThe Washington Times, 13. Oktober 2011, abgerufen am 5. Januar 2011
  113. Moses, genius.com, abgerufen am 30. März 2018
  114. Corrina Corrina Script – Dialogue. scrptorama.com, abgerufen am 3. Februar 2010.
  115. The Devil wears Prada. koreatimes.com.kr, abgerufen am 3. Februar 2010.
  116. Elyse Sommer: Rue de Fleurus. curtainup.com, abgerufen am 3. Februar 2010.

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