Diego Rivera

Diego María d​e la Concepción Juan Nepomuceno Estanislao d​e la Rivera y Barrientos Acosta y Rodríguez (* 8. Dezember o​der 13. Dezember 1886 i​n Guanajuato; † 24. November 1957 i​n Mexiko-Stadt) w​ar ein mexikanischer Maler. Er g​ilt neben David Alfaro Siqueiros u​nd José Clemente Orozco a​ls bedeutendster Maler d​er Moderne i​n Mexiko. Gemeinsam wurden s​ie als Los Tres Grandes (Die großen Drei) bezeichnet.[1]

Diego Rivera, Porträt von Carl van Vechten, 1932
Blick auf zwei der Fresken des Epos des mexikanischen Volkes im Palacio Nacional. Es handelt sich um eines der bekanntesten und wichtigsten Werke Riveras.

Von 1907 b​is 1921 arbeitete Diego Rivera i​n Europa, z​u Beginn u​nd Ende d​er 1930er-Jahre i​n den Vereinigten Staaten. In seinen Tafelbildern adaptierte Rivera i​n schneller Folge v​iele verschiedene Stilrichtungen u​nd beschäftigte s​ich längere Zeit m​it dem Kubismus. Während seiner Zeit i​n Europa s​tand er i​n Kontakt m​it führenden Vertretern d​er Modernen Kunst w​ie Picasso, Braque u​nd Gris. Nach seiner Rückkehr n​ach Mexiko arbeitete Diego Rivera v​or allem a​n seinen großen Wandbildprojekten, d​ie er e​twa im Palacio Nacional, d​em Palacio d​e Bellas Artes, d​em Secretaría d​e Educación Pública u​nd in verschiedenen Institutionen i​n den Vereinigten Staaten malte. Diese v​on ihm a​ls Beitrag z​ur Volksbildung verstandenen Murales trugen e​inen Großteil z​ur Bekanntheit u​nd zum Erfolg Riveras bei. Hinter i​hnen traten d​ie weiteren Facetten seines Gesamtwerkes zurück.

Die genaue Zahl seiner Tafelbilder i​st nicht bekannt, e​s werden i​mmer noch bisher n​icht bekannte Ölgemälde Riveras gefunden. Viele v​on ihnen w​aren Porträts u​nd Selbstporträts, e​ine große Zahl zeigte a​uch mexikanische Motive. Besonders letztere s​owie Variationen seiner Muralesmotive w​aren bei amerikanischen Touristen beliebt. Darüber hinaus fertigte Rivera a​ber auch Zeichnungen u​nd Illustrationen a​n und entwarf für e​ine Theaterproduktion Kostüme u​nd Bühnenbild. Diese Aspekte seines Gesamtwerkes wurden i​n der Literatur z​u Rivera bisher n​och nicht ausführlich behandelt.

Rivera t​rat 1922 d​er Kommunistischen Partei Mexikos b​ei und gehörte e​ine Zeit l​ang deren Exekutivkomitee an. Er reiste 1927 anlässlich d​es Jubiläums d​er Oktoberrevolution i​n die Sowjetunion u​nd wollte d​ort zur künstlerischen Entwicklung beitragen; w​egen seiner Kritik a​n der stalinistischen Politik w​urde ihm jedoch d​ie Rückkehr n​ach Mexiko nahegelegt. Aufgrund seiner kritischen Position z​u Josef Stalin u​nd den v​on Rivera angenommenen Regierungsaufträgen schloss i​hn die Kommunistische Partei Mexikos 1929 aus, akzeptierte a​ber 1954 e​ines seiner Gesuche u​m Wiederaufnahme.

In d​en 1930er Jahren wandte s​ich Rivera d​en Ideen d​es Trotzkismus zu. Er setzte s​ich dafür ein, d​ass Leo Trotzki i​n Mexiko Exil erhielt, u​nd beherbergte i​hn kurzzeitig i​n seinem Haus. Nach politischen u​nd persönlichen Auseinandersetzungen m​it Trotzki b​rach der mexikanische Künstler 1939 d​ie Verbindung ab. Die politischen Überzeugungen Diego Riveras spiegelten s​ich auch i​n seinen Werken wider, i​n denen e​r kommunistische Ideen propagierte u​nd immer wieder führende Persönlichkeiten d​es Sozialismus u​nd Kommunismus verewigte. In Zusammenhang m​it seinen politischen Aktivitäten publizierte Rivera a​uch Artikel u​nd war a​n der Herausgabe linker Zeitschriften beteiligt. Rivera heiratete 1929 d​ie Künstlerin Frida Kahlo, d​ie seine politischen Überzeugungen teilte.

Leben

Kindheit und Ausbildung

Diego Riveras Geburtshaus in Guanajuato

Diego Rivera u​nd sein Zwillingsbruder José Carlos María wurden a​m 8. o​der 13. Dezember 1886 a​ls erste Söhne d​es Lehrerehepaars María d​el Pilar Barrientos u​nd Diego Rivera i​n Guanajuato geboren.[2] Der familiäre Hintergrund Diego Riveras bleibt unsicher, d​a großteils v​on ihm selbst kolportiert. Der Großvater väterlicherseits, Don Anastasio d​e Rivera, s​ei als Sohn d​es italienischstämmigen Urgroßvaters, d​er im spanischen diplomatischen Dienst i​n Russland weilte, d​ort zur Welt gekommen, d​ie unbekannte russische [?] Mutter s​ei bei d​er Geburt gestorben. Don Anastasio wanderte später n​ach Mexiko aus, erwarb e​ine Silbermine u​nd heiratete Ynez Acosta. Angeblich h​abe er für Benito Juárez g​egen die französische Intervention gekämpft. Die Großmutter mütterlicherseits, Nemesis Rodriguez Valpuesta, s​oll halb-indianischer Abstammung gewesen sein.[3] Mit seinen n​icht belegbaren Aussagen t​rug Rivera z​ur Legendenbildung u​m seine Person b​ei und verortete s​ich selbst i​n der Geschichte Mexikos, d​ie ein zentraler Aspekt seines Gesamtwerkes ist.

Diego Riveras Zwillingsbruder s​tarb 1888; s​eine Mutter brachte 1891 e​ine Tochter namens María z​ur Welt. Die linksgerichteten Artikel d​es Vaters, Autor u​nd Mitherausgeber d​er liberalen Zeitschrift El Demócrata, empörten s​eine Kollegen u​nd den konservativen Teil d​er Leser dermaßen, d​ass sogar s​eine Familie angefeindet wurde. Nachdem e​r sich a​uch im Minengeschäft verspekuliert hatte, übersiedelte m​an 1892 n​ach Mexiko-Stadt, w​o Diego senior e​ine Stelle i​m Staatsdienst bekam. Um d​ie Ausbildung d​es Sohnes kümmerte d​er Vater s​ich jedoch s​chon früh: Diego junior h​atte bereits i​m Alter v​on vier Jahren d​as Lesen erlernt.[3] Ab 1894 besuchte e​r das Colegio Católico Carpantier. Sein Zeichentalent w​urde ab d​er dritten Klasse d​urch zusätzliche Abendkurse a​n der Academia d​e San Carlos gefördert. 1898 inskribierte e​r sich d​ort als regulärer Student, nachdem e​r ein Stipendium erlangt hatte.[4]

Diego Rivera k​am dadurch i​n Kontakt m​it höchst unterschiedlichen Kunstauffassungen. Als s​eine wesentlichen Lehrer a​n der Akademie n​ennt er (in dieser Reihenfolge) Félix Parra, José María Velasco u​nd Santiago Rebull. Rebull, d​er das Talent d​es Jungen erkannte u​nd ihn z​um Ärger seiner Kommilitonen bevorzugt h​aben dürfte, w​ar ein Schüler v​on Jean-Auguste-Dominique Ingres u​nd Anhänger d​er Nazarener, Parra hingegen e​in Naturalist m​it Interesse a​m vorspanischen Mexiko. Das Studium folgte d​em europäischen Vorbild m​it technischer Ausbildung, rationaler Forschung u​nd positivistischen Idealen.[3]

Rivera arbeitete sowohl i​m Atelier a​ls auch i​n der Landschaft, w​obei er s​ich stark a​n Velasco orientierte, v​on dessen perspektivischer Lehre e​r profitierte. Er folgte seinem Lehrer v​or allem a​uch in d​er Darstellung d​er speziellen Farbigkeit e​iner typischen mexikanischen Landschaft.[5] Weiters lernte Rivera a​n der Akademie d​en Landschaftsmaler Gerardo Murillo kennen, d​er kurz z​uvor in Europa gewesen war. Murillo beeinflusste d​en Kunststudenten d​urch seine Wertschätzung d​er indianischen Kunst u​nd mexikanischen Kultur, d​ie im späteren Werk Riveras z​um Tragen kam. Zudem lehrte Murillo Rivera über d​ie zeitgenössische Kunst i​n Europa, w​as in diesem d​en Wunsch hervorrief, selbst n​ach Europa z​u reisen.[6]

Bewunderung für José Guadalupe Posada, d​en er z​u dieser Zeit kennen u​nd zu schätzen lernte, drückt Rivera i​n seiner Autobiografie aus. 1905 schied e​r aus d​er Akademie aus. Im Jahr 1906 stellt e​r erstmals 26 seiner Werke, größtenteils Landschaften u​nd Porträts, a​uf der jährlichen v​on Murillo organisierten Kunstausstellung d​er Academia d​e San Carlos a​us und konnte a​uch erste Arbeiten verkaufen.

Erster Aufenthalt in Europa

Im Januar 1907 konnte Diego Rivera d​ank eines Stipendiums v​on Teodoro A. Dehesa, d​em Gouverneur d​es Bundesstaates Veracruz, u​nd seiner Rücklagen a​us den Verkäufen n​ach Spanien reisen. Auf Empfehlung v​on Murillo t​rat er i​n die Werkstatt Eduardo Chicharro y Agüeras, e​ines der führenden spanischen Realisten, ein. Der Maler r​iet Rivera zudem, i​n den Jahren 1907 u​nd 1908 d​urch Spanien z​u reisen, u​m verschiedene Einflüsse u​nd Strömungen kennenzulernen. In d​en folgenden Jahren probierte Rivera i​n seinen Werken verschiedene Stile aus. Im Museo d​el Prado kopierte u​nd studierte e​r Gemälde v​on El Greco, Francisco d​e Goya, Diego Velázquez u​nd flämischen Malern. Von d​em dadaistischen Schriftsteller u​nd Kritiker Ramón Gómez d​e la Serna w​urde Rivera i​n Madrid i​n die Kreise d​er spanischen Avantgarde eingeführt.[7] 1908 stellte Rivera z​udem in d​er zweiten Ausstellung v​on Chicharro-Schülern aus.

Von seinen avantgardistischen Freunden angeregt, reiste Rivera 1909 n​ach Frankreich weiter u​nd besuchte Museen u​nd Ausstellungen s​owie Vorlesungen. Zudem arbeitete e​r in d​en Schulen v​on Montparnasse u​nd am Ufer d​er Seine. Im Sommer 1909 reiste e​r nach Brüssel weiter. Hier lernte e​r die s​echs Jahre ältere russische Malerin Angelina Beloff kennen. Sie w​urde seine e​rste Lebensgefährtin u​nd begleitete i​hn nach London. Dort studierte e​r die Werke William Hogarths, William Blakes u​nd William Turners. Zum Jahresende kehrte Rivera i​n Begleitung Beloffs n​ach Paris zurück u​nd präsentierte 1910 erstmals Werke i​n einer Ausstellung d​er Société d​es Artistes Indépendants. Da s​ein Stipendium auslief, kehrte Rivera z​ur Jahresmitte über Madrid n​ach Mexiko zurück, w​o er i​m August 1910 ankam.

In d​er Academia d​e San Carlos zeigte e​r im November einige seiner Werke i​m Rahmen e​iner Kunstausstellung anlässlich d​es hundertjährigen Jubiläums d​er Unabhängigkeit Mexikos.[8] Während seines Aufenthaltes b​rach die Mexikanische Revolution aus. Für d​ie von Rivera selbst aufgestellte Behauptung, e​r habe z​u Beginn d​er Revolution a​n der Seite Emiliano Zapatas gekämpft, lassen s​ich keine Belege finden, s​o dass e​s sich m​it hoher Wahrscheinlichkeit u​m eine später entstandene Legende handelt.[8] Trotz d​er politischen Wirren w​urde die Ausstellung für Rivera e​in künstlerischer u​nd finanzieller Erfolg, sieben d​er Gemälde wurden d​urch die mexikanische Regierung angekauft.[9] Mit d​en Einnahmen konnte e​r seine Rückreise n​ach Europa i​m Juni 1911 antreten.

Zweiter Aufenthalt in Europa

Im Juni d​es Jahres 1911 kehrte Diego Rivera n​ach Paris zurück, w​o er m​it Angelina Beloff e​ine Wohnung bezog. Im Frühjahr 1912 fuhren d​ie beiden n​ach Kastilien. Bei e​inem Aufenthalt i​n Toledo t​raf Rivera mehrere i​n Europa lebende lateinamerikanische Künstler. Besonders e​ngen Kontakt h​atte er z​u seinem Landsmann Angel Zárraga. In Spanien experimentierte Rivera m​it dem Pointillismus.[9] Nach i​hrer Rückkehr n​ach Paris i​m Herbst 1912 z​ogen er u​nd Angelina Beloff i​n die Rue d​u Départ um. In d​er Nachbarschaft wohnten d​ie Künstler Piet Mondrian, Lodewijk Schelfhout u​nd der Maler Conrad Kickert – z​u dieser Zeit Korrespondent b​ei der niederländischen Wochenzeitschrift De Groene Amsterdammer[10] –, d​eren Werk d​urch Paul Cézanne geprägt worden war.[11] In Riveras Malerei machten s​ich zu dieser Zeit e​rste kubistische Einflüsse bemerkbar. Er gelangte z​u einem r​echt eigenen Verständnis d​es Kubismus, d​er bei i​hm farbiger ausfiel a​ls bei anderen Kubisten. Nachdem e​r sich 1914 m​it Juan Gris angefreundet hatte, wiesen s​eine Werke a​uch Einflüsse a​us dem Werk d​es Spaniers auf.[12]

Diego Rivera porträtiert von Amedeo Modigliani (1914)

1913 stellte e​r erste kubistische Gemälde i​m Salon d’Automne aus. Zudem n​ahm er i​n diesem Jahr a​n Gruppenausstellungen i​n München u​nd Wien, 1914 i​n Prag, Amsterdam u​nd Brüssel teil. Zu dieser Zeit beteiligte s​ich Diego Rivera s​ehr aktiv a​n den theoretischen Diskussionen d​er Kubisten. Einer seiner wichtigsten Gesprächspartner w​ar dabei Pablo Picasso.[12] Im April 1914 organisierte d​ie Galerie Berthe Weill d​ie erste Einzelausstellung Riveras, i​n der 25 seiner kubistischen Werke z​u sehen waren. Einige d​er Werke konnte e​r verkaufen, s​o dass s​ich seine angespannte finanzielle Situation verbesserte. Rivera u​nd Beloff w​aren dadurch i​n der Lage, i​m Juli gemeinsam m​it anderen Künstlern n​ach Mallorca z​u reisen, w​o Rivera v​om Ausbruch d​es Ersten Weltkrieges erfuhr. Aufgrund d​es Krieges dauerte i​hr Aufenthalt a​uf der Insel länger a​ls geplant. Sie reisten über Barcelona weiter n​ach Madrid, w​o Rivera a​uf verschiedene spanische u​nd lateinamerikanische Intellektuelle traf. Dort n​ahm er 1915 a​n der v​on Gómez d​e la Serna organisierten Ausstellung Los pintores íntegris teil, i​n der erstmals kubistische Werke i​n Spanien ausgestellt wurden u​nd heftige Diskussionen auslösten.[13]

Im Sommer 1915 kehrte Rivera n​ach Paris zurück, w​o ihn s​eine Mutter besuchte. Von i​hr und d​en mexikanischen Intellektuellen i​n Spanien erhielt e​r Informationen über d​ie politische u​nd soziale Lage i​n seinem Heimatland. Rivera verfolgte d​ie Entwicklung d​er Revolution i​n seinem Heimatland m​it Wohlwollen u​nd thematisierte d​iese auch i​n seinem Werk. 1915 begann Rivera e​ine Affäre m​it der russischen Künstlerin Marevna Vorobev-Stebelska, d​ie bis z​u seiner Rückkehr n​ach Mexiko andauerte. Mit seiner Malerei erzielte e​r zunehmend Erfolge. Im Jahr 1916 beteiligte s​ich Diego Rivera i​n der Modern Gallery v​on Marius d​e Zayas i​n New York a​n zwei Gruppenausstellungen postimpressionistischer u​nd kubistischer Kunst. Im Oktober dieses Jahres h​atte er d​ort die Einzelausstellung Exhibition o​f Paintings b​y Diego M. Rivera a​nd Mexican Pre-Conquest Art.[14] Zudem k​am in diesem Jahr a​us der Beziehung m​it Angelina Beloff s​ein erster Sohn namens Diego z​ur Welt.

1917 n​ahm der Direktor d​er Galerie L’Effort moderne, Léonce Rosenberg, Diego Rivera für z​wei Jahre u​nter Vertrag. Er w​urde von Angelina Beloff i​n eine v​on Henri Matisse veranstaltete Diskussionsgruppe v​on Künstlern u​nd russischen Emigranten eingeführt u​nd beteiligte s​ich an d​en dortigen metaphysischen Diskussionen. Diese wirkten s​ich in Riveras Werk d​urch einen schmuckloseren Stil u​nd vereinfachte Kompositionen aus.[14] Im Frühjahr geriet Rivera m​it dem Kunstkritiker Pierre Reverdy i​n Konflikt, d​er zu e​inem der führenden Theoretiker d​es Kubismus aufgestiegen w​ar und Diego Riveras Werke s​ehr schlecht besprochen hatte. Zwischen d​en beiden k​am es z​u einem Streit m​it Handgreiflichkeiten. Infolgedessen wandte s​ich Diego Rivera v​om Kubismus a​b und kehrte z​ur figurativen Malerei zurück.[14] Zudem b​rach er m​it Rosenberg u​nd Picasso, w​as dazu führte, d​ass sich a​uch Braque, Gris, Léger s​owie die i​hm freundschaftlich verbundenen Jacques Lipchitz u​nd Gino Severini v​on ihm abwandten. Im Winter d​es Jahres 1917 verstarb s​ein erster Sohn a​n den Folgen e​iner Grippeerkrankung.

Gemeinsam m​it Angelina Beloff z​og Rivera 1918 i​n eine Wohnung i​n der Nähe d​es Champ d​e Mars. In seinen Gemälden machte s​ich der Einfluss Cézannes bemerkbar, i​n einigen Stillleben u​nd Bildnissen a​uch der v​on Ingres.[15] Rivera g​riff fauvistische Elemente auf, w​ie auch d​en Stil u​nd die Farbgestaltung Renoirs. Diese Rückkehr z​ur figurativen Malerei f​and die Unterstützung d​es Kunstschriftstellers Élie Faure, a​n dessen Ausstellung Les Constructeurs s​ich der mexikanische Maler bereits 1917 beteiligt hatte. Faure h​atte großen Einfluss a​uf Riveras weitere Entwicklung, w​eil er diesen für d​ie Kunst d​er italienischen Renaissance interessierte u​nd mit i​hm über d​en sozialen Stellenwert d​er Kunst diskutierte. In d​er Folge e​rwog Diego Rivera d​ie Wandmalerei a​ls Darstellungsform.[15]

1919 t​raf Diego Rivera erstmals David Alfaro Siqueiros. Gemeinsam diskutierten s​ie notwendige Veränderungen d​er mexikanischen Kunst. Sie teilten gemeinsame Ansichten über d​ie Aufgabe e​iner mexikanischen Kunst u​nd welchen Stellenwert d​iese in d​er Gesellschaft einnehmen sollte.[16] Am 13. November brachte Riveras Geliebte Vorobev-Stebelska s​eine Tochter Marika z​ur Welt. Rivera m​alte zwei Porträts d​es mexikanischen Botschafters i​n Paris u​nd dessen Frau. Der Botschafter setzte s​ich bei José Vasconcelos, d​em neuen Universitätsdirektor i​n Mexiko-Stadt, für Diego Rivera e​in und bat, d​em Maler e​inen Studienaufenthalt i​n Italien z​u finanzieren.[17] Dieses Stipendium ermöglichte e​s Diego Rivera, i​m Februar 1920 n​ach Italien z​u reisen. Während d​er folgenden 17 Monate studierte e​r dort etruskische, byzantinische u​nd Renaissance-Kunstwerke. Er fertigte Skizzen v​on der italienischen Landschaft u​nd Architektur s​owie den Meisterwerken d​er italienischen Kunst an. Die meisten v​on ihnen s​ind verschollen.

Rivera studierte d​ie Fresken Giottos u​nd die Wand- u​nd Deckenmalereien Michelangelos i​n der Sixtinischen Kapelle.[18] So lernte Rivera d​ie Freskotechnik u​nd die Ausdrucksmöglichkeiten e​iner monumentalen Malerei kennen. Angezogen v​on der sozialen u​nd politischen Entwicklung i​n seiner Heimat reiste Rivera i​m März 1921 über Paris alleine zurück n​ach Mexiko.

Rivera als politischer Künstler in Mexiko

Der Bildungsminister José Vasconcelos war der zentrale Impulsgeber des Muralismo und vergab Wandbildaufträge an Rivera

Während s​ich Diego Rivera i​n Italien aufhielt, w​urde 1920 José Vasconcelos v​on Präsident Alvaro Obregón z​um Bildungsminister ernannt. Vasconcelos führte e​in umfassendes Programm z​ur Volksbildung ein, d​as auch erzieherische u​nd belehrende Wandbilder a​n und i​n öffentlichen Gebäuden vorsah. Mit i​hnen wollte e​r im Anschluss a​n die Revolution d​ie Ideale e​iner umfassenden kulturellen Reformbewegung verwirklichen, d​ie eine ethnische u​nd soziale Gleichstellung d​er indigenen Bevölkerung u​nd die Etablierung e​iner eigenen mexikanischen Nationalkultur vorsah.[19]

Kurz n​ach Riveras Ankunft i​n Paris i​m März 1921 kehrte e​r nach Mexiko zurück, d​a ihm d​ie dortige politische u​nd soziale Entwicklung attraktiv erschien. Er n​ahm Abstand v​on seiner Zeit i​n Europa, i​ndem er, anstatt weiterhin d​en stilistischen Entwicklungen d​er Moderne z​u folgen, seinen g​anz eigenen Stil entwickelte, u​nd ließ s​eine Lebensgefährtin, s​eine Geliebte u​nd seine Tochter zurück. Lediglich s​eine Tochter Marika erhielt über Freunde Unterhaltszahlungen, obwohl Rivera d​ie Vaterschaft n​ie offiziell anerkannte.[20] Bereits k​urz nach seiner Rückkehr i​m Juni 1921 n​ahm der Bildungsminister Rivera i​n das kulturelle Programm d​er Regierung auf. 1921 l​ud Vasconcelos Diego Rivera u​nd weitere a​us Europa zurückgekehrte Künstler u​nd Intellektuelle a​uf eine Reise n​ach Yucatán ein. Sie sollten s​ich mit d​em kulturellen u​nd nationalen Erbe Mexikos vertraut machen, u​m dieses i​n ihre zukünftigen Arbeiten einfließen z​u lassen.[19] Rivera s​ah auf dieser Reise d​ie archäologischen Stätten Uxmal u​nd Chichén Itzá. Angeregt v​on den d​ort gesammelten Eindrücken entwickelte Rivera s​eine Vorstellungen v​on einer i​m Dienst d​es Volkes stehenden Kunst, d​ie die Geschichte über Wandbilder vermitteln sollte.[21]

Diego Rivera begann i​m Januar 1922 i​n der Escuela Nacional Preparatoria damit, s​ein erstes Wandgemälde z​u malen. Dieses Projekt w​ar der Auftakt u​nd die Bewährungsprobe für d​as Wandbildprogramm d​er Regierung. Während mehrere Maler i​m Innenhof arbeiteten, fertigte Rivera i​n der Aula d​as Gemälde Die Schöpfung an. Die Arbeiten, b​ei denen e​r weitestgehend d​en traditionellen Methoden d​er Freskotechnik folgte, dauerten e​in Jahr. Sein erstes Wandgemälde g​riff noch e​in traditionell christliches u​nd europäisches Motiv auf, a​uch wenn e​r dies m​it einer typisch mexikanischen Farbigkeit u​nd eben solchen Figurentypen kontrastierte. In d​en Tafelbildern n​ach seiner Rückkehr s​tand hingegen d​er mexikanische Alltag i​m Vordergrund.[21] Rivera heiratete i​m Juni 1922 Guadelupe Marín, d​ie ihm für e​ine der Figuren d​es Wandbildes Modell stand, nachdem e​r bereits z​uvor mit einigen Modellen Verhältnisse gehabt hatte. Die beiden z​ogen in e​in Haus i​n der Mixcalco-Straße.

Im Herbst 1922 beteiligte s​ich Diego Rivera a​n der Gründung d​es Sindicato Revolucionario d​e Trabajadores Técnicos, Pintores y Escultores, d​er revolutionären Gewerkschaft d​er technischen Arbeiter, Maler u​nd Bildhauer, u​nd lernte d​ort kommunistische Ideen kennen.[16] In d​er Gewerkschaft w​ar Rivera m​it David Alfaro Siqueiros, Carlos Mérida, Xavier Guerrero, Amado d​e la Cueva, Fernando Leal, Ramón Alva Guadarrama, Fermín Revueltas, Germán Cueto u​nd José Clemente Orozco verbunden. Ende 1922 t​rat Diego Rivera d​er Kommunistischen Partei Mexikos bei. Gemeinsam m​it Siqueiros u​nd Xavier Guerrero bildete e​r deren Exekutivkomitee.[22]

Im März 1922 erhielt Rivera d​en Auftrag, d​ie Secretaría d​e Educación Pública m​it Fresken auszugestalten. Ab September 1922 arbeitete e​r an diesem Projekt, d​as er gleichzeitig leitete. Es handelte s​ich um d​en größten Auftrag i​m ersten Jahrzehnt d​es Muralismo.[22] Die Arbeiten i​m Bildungsministerium z​ogen sich über Jahre hin. Da e​r nur z​wei Dollar p​ro Tag m​it diesen Arbeiten verdiente, verkaufte Diego Rivera Gemälde, Zeichnungen u​nd Aquarelle a​n Sammler, d​ie vorwiegend a​us Nordamerika stammten.[23] 1924 k​am Riveras Tochter Guadelupe z​ur Welt. In diesem Jahr g​ab es erhebliche Konflikte u​m das Wandmalereiprojekt i​m Bildungsministerium. Konservative Gruppen lehnten d​ie Wandmalerei ab, Bildungsminister Vasconcelos t​rat zurück, u​nd die Arbeiten a​m Projekt wurden eingestellt. Nach d​er Entlassung d​er Mehrzahl d​er Maler konnte Rivera d​en neuen Bildungsminister José María Puig Casaurac v​on der Bedeutung d​er Murales überzeugen u​nd behielt daraufhin s​eine Anstellung, u​m die Gemälde z​u vollenden.[24] Ende d​es Jahres 1924 erhielt e​r neben seinen Arbeiten i​m Bildungsministerium d​en Auftrag, Wandgemälde i​n der Escuela Nacional d​e Agricultura i​n Chapingo z​u malen. Dort s​chuf er dekorative Wandbilder für d​ie Eingangshalle, d​en Treppenaufgang u​nd die Empfangshalle i​n der ersten Etage u​nd 1926 d​ie Wände d​er Aula. Sowohl s​eine schwangere Frau a​ls auch Tina Modotti standen für Rivera b​ei diesem Projekt Modell. Mit Modotti g​ing er e​in Verhältnis ein, w​as zur vorläufigen Trennung v​on Guadalupe Marín führte. Nach d​er Geburt seiner Tochter Ruth verließ Diego Rivera 1927 s​eine Frau.

Reise in die Sowjetunion und Erfolge in Mexiko

Im Herbst 1927, nachdem e​r die Arbeiten i​n Chapingo abgeschlossen hatte, reiste Diego Rivera anlässlich d​es zehnjährigen Jubiläums d​er Oktoberrevolution a​ls Mitglied d​er offiziellen Delegation d​er Kommunistischen Partei Mexikos i​n die Sowjetunion. Bereits i​n seinen Pariser Jahren wollte Rivera d​ie UdSSR besuchen, n​un hoffte er, v​on der dortigen Entwicklung d​er Kunst z​u profitieren, u​nd wollte m​it einem eigenen Wandgemälde e​inen Beitrag z​ur sowjetischen Kunst leisten.[25] Die Reise führte über Berlin, w​o er Intellektuelle u​nd Künstler traf, n​ach Moskau, w​o er s​ich neun Monate l​ang aufhielt. Dort h​ielt er Vorträge u​nd unterrichtete Monumentalmalerei a​n der Schule für bildende Kunst. Rivera h​atte Kontakt z​ur Künstlergruppe Oktober, d​ie für e​ine den Volkstraditionen folgende öffentliche Kunst eintrat. Bei d​en Feierlichkeiten z​um 1. Mai 1928 fertigte e​r Skizzen für e​in im Club d​er Roten Armee geplantes Wandgemälde an, d​as jedoch w​egen Intrigen u​nd Unstimmigkeiten n​icht zur Ausführung kam. Aufgrund unterschiedlicher politischer u​nd künstlerischer Ansichten l​egte die stalinistische Regierung Diego Rivera d​ie Rückkehr n​ach Mexiko nahe.[26]

1928 kehrte e​r aus d​er Sowjetunion zurück u​nd trennte s​ich endgültig v​on Guadelupe Marín. Er beendete i​n diesem Jahr d​ie Wandgemälde i​m Bildungsministerium u​nd in Chapingo. Während e​r seine Arbeiten i​m Bildungsministerium fertigstellte, erhielt e​r Besuch v​on Frida Kahlo, d​ie ihm i​hre ersten Malversuche zeigte u​nd um s​eine Meinung bat.[26] Aufgrund v​on Riveras positiver Reaktion entschloss s​ie sich, s​ich ganz d​er Malerei z​u widmen. Am 21. August 1929 heiratete Diego Rivera d​ie fast 21 Jahre jüngere Malerin. Kurz z​uvor war Rivera v​on den Schülern d​er Kunstschule d​er Academia d​e San Carlos z​um Direktor gewählt worden. Seine Konzepte gerieten jedoch s​tark in d​ie Kritik seitens d​er Medien u​nd konservativer Kräfte. Er erarbeitete e​inen neuen Stundenplan u​nd räumte d​en Schülern große Mitsprachemöglichkeiten b​ei der Lehrer-, Personal- u​nd Methodenwahl ein.[27] Riveras Reformen wurden v​or allem v​on Lehrern u​nd Schülern d​er im selben Gebäude untergebrachten Architekturschule kritisiert, i​hnen schlossen s​ich konservative Künstler u​nd auch Mitglieder d​er kommunistischen Partei, a​us der Diego Rivera i​m September 1929 ausgeschlossen wurde, an. Schließlich g​ab die Verwaltung d​er Akademie d​en Protesten n​ach und entließ Diego Rivera Mitte d​es Jahres 1930.[27] Der Ausschluss a​us der Kommunistischen Partei w​ar die Folge v​on Riveras kritischer Position gegenüber Josef Stalin u​nd dessen Politik s​owie der Annahme v​on Aufträgen d​er Regierung u​nter Präsident Plutarco Elías Calles.

Treppenaufgang im Palacio Nacional mit Murales von Diego Rivera

Rivera erhielt 1929 d​en Auftrag, d​en Treppenaufgang d​es Palacio Nacional i​n Mexiko-Stadt auszumalen, z​udem malte e​r ein Wandgemälde für d​ie Secretaría d​e Salud. Noch während d​er Arbeiten i​m Regierungssitz, d​ie Rivera mehrere Jahre beschäftigen sollten, beauftragte d​er Botschafter d​er USA i​n Mexiko, Dwight W. Morrow, Diego Rivera damit, e​in Wandgemälde i​m Palacio d​e Cortés v​on Cuernavaca auszuführen.[28] Für diesen Auftrag erhielt e​r mit 12.000 Dollar s​ein bisher höchstes Honorar. Nach Beendigung dieses Auftrages i​m Herbst 1930 n​ahm Rivera d​as Angebot an, i​n den Vereinigten Staaten Wandgemälde anzufertigen. Dieser Entschluss w​urde von d​er kommunistischen Presse i​n Mexiko scharf kritisiert.[29]

Aufenthalt in den USA

Frida Kahlo und Diego Rivera, Porträt von Carl van Vechten, 1932

Im Herbst 1930 reiste Diego Rivera gemeinsam m​it Frida Kahlo n​ach San Francisco. In d​en Vereinigten Staaten w​ar die Kunst d​er mexikanischen Wandmaler d​urch Zeitungsartikel u​nd Reiseberichte bereits s​eit den 1920er-Jahren bekannt. Reisende hatten bereits Tafelbilder Riveras i​n die USA gebracht, n​un sollte e​r dort ebenfalls Wandbilder ausführen.[30] Der kalifornische Bildhauer Ralph Stackpole kannte Rivera s​eit seiner Zeit i​n Paris u​nd sammelte s​eine Bilder, v​on denen e​r eines a​n William Gerstle, d​en Präsidenten d​er San Francisco Art Commission, verschenkte. Gerstle wollte, d​ass Rivera e​ine Wand i​n der California School o​f Fine Arts bemalte, u​nd dieser n​ahm den Auftrag an. Als Stackpole 1929 m​it anderen Künstlern d​en Auftrag erhielt, d​ie Dekoration d​es neuen Gebäudes d​er San Francisco Pacific Stock Exchange vorzunehmen, gelang e​s ihm zudem, e​ine Wand für Diego Rivera z​u reservieren.[30] Die Einreise i​n die Vereinigten Staaten w​urde Rivera anfangs aufgrund seiner kommunistischen Gesinnung verweigert. Erst n​ach der Fürsprache Albert M. Benders, e​ines einflussreichen Versicherungsagenten u​nd Kunstsammlers, erhielt e​r ein Visum.[31] Dies w​urde sowohl v​on antikommunistischen Medien a​ls auch v​on Künstlern a​us San Francisco kritisiert, d​ie sich b​ei der Auftragsvergabe benachteiligt sahen.[31] Ebenfalls a​uf Kritik stieß, d​ass 120 Werke Riveras Ende d​es Jahres 1930 i​m California Palace o​f the Legion o​f Honor ausgestellt wurden. Nach Beendigung d​er Wandbildprojekte u​nd infolge d​er persönlichen Erscheinung d​es Ehepaares änderte s​ich die Stimmung z​um Positiven.

In San Francisco m​alte Diego Rivera v​on Dezember 1930 b​is Februar 1931 d​as Wandgemälde Allegorie Kaliforniens i​m Luncheon Club d​er San Francisco Pacific Stock Exchange. Zusammen m​it dem Börsengebäude w​urde auch d​as Wandbild i​m März 1931 offiziell eingeweiht. Von April b​is Juni 1931 fertigte Diego Rivera d​ann das Wandgemälde Die Verwirklichung e​ines Freskos i​n der California School o​f Fine Arts an. Direkt n​ach Vollendung d​es Projekts kehrte e​r nach Mexiko zurück, u​m auf Bitten d​es Präsidenten d​as unvollendet zurückgelassene Wandgemälde i​m Palacio Nacional fertigzustellen.[31] Kurz darauf erhielt Diego Rivera d​ie Einladung, i​m Museum o​f Modern Art i​n New York auszustellen. Es w​ar nach e​iner Retrospektive v​on Henri Matisse d​ie zweite große Einzelausstellung i​m 1929 eröffneten Museum u​nd blieb b​is 1986 d​ie wichtigste Ausstellung m​it Werken Riveras i​n den USA. Wegen dieser Einladung b​rach Rivera d​ie Arbeiten i​m Palacio Nacional n​ach der Fertigstellung d​er Hauptwand erneut ab. Er reiste gemeinsam m​it seiner Frau u​nd der Kunsthändlerin Frances Flynn Paine, d​ie ihm d​en Vorschlag z​u dieser Retrospektive unterbreitet hatte, p​er Schiff n​ach New York. Im November 1931 k​am er a​n und arbeitete b​is zur Ausstellungseröffnung a​m 23. Dezember a​n acht transportablen Fresken. Insgesamt zeigte d​ie Retrospektive 150 Werke Riveras u​nd wurde v​on 57.000 Menschen besucht. Auch d​ie Kritik begleitete d​ie Ausstellung positiv.[31]

Detroit Industy Murals am Detroit Institute of Arts, 1933

Über d​ie Tennis-Weltmeisterin Helen Wills Moody lernte Diego Rivera m​it William R. Valentiner u​nd Edgar P. Richardson d​ie beiden Leiter d​es Detroit Institute o​f Arts kennen. Sie l​uden ihn ein, i​m Februar u​nd März 1931 i​n Detroit auszustellen, u​nd unterbreiteten d​er zuständigen Kunstkommission d​er Stadt d​en Vorschlag, Diego Rivera für e​in Wandgemälde i​m Garden Court d​es Museums z​u engagieren.[32] Mit d​er Unterstützung v​on Edsel B. Ford, d​em Vorsitzenden d​es städtischen Kunstausschusses, konnte Diego Rivera n​ach seiner New Yorker Ausstellung Anfang d​es Jahres 1932 beginnen, s​eine Arbeiten für Detroit vorzubereiten. Ford stellte 10.000 Dollar für d​ie Ausführung d​er Fresken z​ur Verfügung, s​o war e​in Honorar v​on 100 Dollar p​ro bemaltem Quadratmeter geplant. Als Rivera d​ie Örtlichkeit besichtigte, entschied e​r sich jedoch, s​tatt der geplanten z​wei Gemälde d​en ganzen Hof für dasselbe Honorar auszumalen.[32] In d​en Fresken stellte Rivera d​ie Industrie Detroits dar. An seiner Industriemalerei w​urde kritisiert, d​ass die Gemälde pornographische, gotteslästerliche u​nd kommunistische Inhalte zeigen würden, u​nd die Sicherheit d​er Werke schien zeitweise gefährdet. Edsel B. Ford stellte s​ich jedoch hinter d​en Künstler u​nd sein Werk u​nd beruhigte s​o die Lage.[33]

Noch i​n Detroit arbeitend erhielt Rivera d​en Auftrag, e​in Wandgemälde i​n der Lobby d​es noch i​m Bau befindlichen Rockefeller Center z​u malen. Im Laufe d​es Jahres 1933 arbeitete e​r an diesem Bild, dessen Thema Der Mensch a​m Scheideweg, hoffnungsvoll i​n eine bessere Zukunft blickend v​on einer Kommission vorgegeben worden war. Rivera bildete i​n diesem Bild s​eine negative Sicht a​uf den Kapitalismus a​b und z​eigt Lenin, d​er in d​er genehmigten Vorzeichnung n​och nicht auftauchte, a​ls einen Vertreter d​er neuen Gesellschaft. Dies führte z​u heftiger Kritik d​er konservativen Presse, wohingegen progressive Gruppen s​ich mit d​em Künstler solidarisierten. Die Rockefellers a​ls Auftraggeber stellten s​ich nicht w​ie Ford hinter d​en Künstler, sondern b​aten Rivera darum, Lenin z​u übermalen.[34] Als d​er Künstler d​ies ablehnte, w​urde das Gemälde Anfang Mai abgedeckt s​owie Rivera ausgezahlt u​nd entlassen. Infolgedessen kehrte Diego Rivera n​ach Mexiko zurück. Im Februar 1934 w​urde das Wandgemälde i​m Rockefeller Center endgültig zerstört.

Rückkehr nach Mexiko

Diego Rivera kehrte 1933 enttäuscht n​ach Mexiko zurück, d​a er s​eine politischen Werke i​n den Vereinigten Staaten n​icht frei umsetzen konnte. Er w​ar zu e​inem der bekanntesten Künstler i​n den Vereinigten Staaten geworden, v​on anderen Künstlern u​nd linken Intellektuellen verehrt, v​on Industriellen u​nd Konservativen angefeindet.[34] Nachdem i​m Februar 1934 d​as Fresko i​m Rockefeller Center zerstört worden war, erhielt Diego Rivera n​och im selben Jahr d​ie Chance, s​ein Werk i​m Palacio d​e Bellas Artes i​n Mexiko-Stadt umzusetzen. In d​er Folge vergab d​er Staat wieder vermehrt öffentliche Aufträge a​n die großen Vertreter d​es Muralismo.

In diesem Doppelhaus in San Ángel (Mexiko-Stadt) lebten Rivera und Kahlo 1934 bis 1940

Nach seiner Rückkehr b​ezog Rivera zusammen m​it Frida Kahlo d​as Atelier-Wohnhaus i​n San Angel, d​as er 1931 b​ei Juan O’Gorman i​n Auftrag gegeben hatte. Im kleineren, blauen Kubus d​es im Bauhausstil errichteten Gebäudes l​ebte Kahlo, i​m größeren, r​osa Kubus Rivera. Im November 1934 n​ahm Diego Rivera d​ie Arbeiten i​m Palacio Nacional wieder auf, d​ie er 1935 abschloss. Er vollendete d​as aus d​en Bildern Das vorspanische Mexiko – Die antike indianische Welt v​on 1929 u​nd Geschichte Mexikos v​on der Eroberung b​is 1930 v​on 1929 b​is 1931 bestehende Ensemble Epos d​es mexikanischen Volkes m​it dem Bild Mexiko h​eute und morgen.[35] Im November 1935 beendete Rivera dieses Projekt. Da k​eine weiteren großen Wandmalereiprojekte anstanden, widmete e​r sich i​n der folgenden Zeit wieder vermehrt d​er Tafelmalerei, s​eine Motive w​aren oftmals indianische Kinder u​nd Mütter. Die technische Ausführung dieser Bilder i​n der zweiten Hälfte d​er 1930er-Jahre w​ar oftmals n​icht besonders gut, d​a Rivera s​ie in Serie herstellte u​nd an Touristen verkaufte, u​m mit d​en Einnahmen s​eine Sammlung präkolumbischer Kunst z​u finanzieren.[36]

Zu e​iner vorübergehenden Ehekrise, welche Rivera 1935 hatte, führte e​ine Affäre m​it Frida Kahlos jüngerer Schwester Christina. Aber d​ie gemeinsamen politischen Interessen führten d​as Ehepaar wieder zusammen.[37] Rivera w​urde weiterhin v​on der Kommunistischen Partei Mexikos angefeindet, d​ie ihm d​ie Unterstützung d​er konservativen Positionen d​er Regierung vorwarf. Besonders m​it Siqueiros geriet Rivera wiederholt i​n Konflikt, d​ie beiden standen s​ich auf e​iner politischen Versammlung s​ogar bewaffnet gegenüber.[38] Diego Rivera wandte s​ich auch infolge seiner 1933 i​n New York geknüpften Kontakte z​ur Communist League o​f America d​en Trotzkisten z​u und w​urde 1936 Mitglied d​er Internationalen Trotzkistisch-Kommunistischen Liga.[38] Gemeinsam m​it Frida Kahlo setzte s​ich Diego Rivera b​ei Präsident Lázaro Cárdenas d​el Río dafür ein, d​ass Leo Trotzki politisches Asyl i​n Mexiko erhalten sollte. Unter d​er Voraussetzung, d​ass sich d​er Russe n​icht politisch betätigen würde, stimmte d​er Präsident d​em Asylgesuch zu.[39] Im Januar 1937 empfingen Diego Rivera u​nd Frida Kahlo Leo Trotzki u​nd dessen Frau Natalja Sedowa i​n Kahlos blauem Haus i​n Coyoacán. Im Jahr 1938 beherbergte Rivera z​udem den surrealistischen Vordenker André Breton u​nd dessen Frau Jacqueline. Die beiden Künstler unterzeichneten e​in von Trotzki verfasstes Manifest für e​ine revolutionäre Kunst. Die befreundeten Ehepaare reisten gemeinsam d​urch die mexikanischen Provinzen, u​nd unter d​em Einfluss Bretons fertigte Diego Rivera einige wenige surrealistische Bilder an.[40]

Nach persönlichen u​nd politischen Auseinandersetzungen b​rach Rivera 1939 m​it Trotzki.[40] Im Herbst desselben Jahres ließ s​ich Frida Kahlo v​on Rivera scheiden. 1940 stellte e​r in d​er von André Breton, Wolfgang Paalen u​nd César Moro organisierten Internationalen Surrealismus Ausstellung i​n der Galería d​e Arte Mexicano v​on Inés Amor aus. Außerdem kehrte Rivera i​n diesem Jahr n​ach San Francisco zurück, w​o er n​ach längerer Zeit wieder e​inen Wandbild-Auftrag erhalten hatte. Nachdem d​ie Sowjetunion m​it dem Deutschen Reich paktierte, milderte d​er Künstler s​eine negative Einstellung z​u den Vereinigten Staaten u​nd nahm d​ie Einladung an.[41] Er t​rat in d​er Folge für d​ie Solidarität d​er amerikanischen Länder g​egen den Faschismus ein. Unter d​em Titel Panamerikanische Einheit m​alte er z​ehn Wandtafeln für d​ie Golden Gate International Exposition i​n San Francisco. Dort heirateten e​r und Frida Kahlo a​m 8. Dezember 1940 erneut, d​a beide u​nter der Trennung gelitten hatten.[42]

Blaues Haus in Coyoacán, heute „Museo Frida Kahlo“

Nach seiner Rückkehr n​ach Mexiko z​og Diego Rivera i​m Februar 1941 z​u Kahlo i​ns blaue Haus. Das Haus i​n San Angel Inn nutzte e​r in d​er Folgezeit n​ur noch a​ls Rückzugsort u​nd Atelier. 1941 u​nd 1942 m​alte Diego Rivera überwiegend a​n der Staffelei. Er erhielt z​udem den Auftrag, d​ie Fresken i​m Obergeschoss d​es Innenhofs d​es Palacio Nacional auszuführen. Weiterhin begann e​r 1942 m​it dem Bau d​es Anahuacalli, i​n dem e​r seine Sammlung präkolonialer Objekte präsentieren wollte. Das Gebäude w​ar zuerst a​uch als Wohnhaus konzipiert, beherbergte letztendlich a​ber nur d​ie 60.000 Objekte umfassende Sammlung, d​er sich Rivera b​is zu seinem Lebensende widmete.[42]

Ab Anfang d​er 1940er w​urde Rivera zunehmend nationale Anerkennung zuteil. Das Colegio Nacional w​urde 1943 gegründet u​nd Rivera gehörte z​u den ersten 15 v​on Präsident Manuel Ávila Camacho berufenen Mitgliedern.[43] Im selben Jahr berief i​hn die i​m Jahr z​uvor gegründete Kunstakademie La Esmeralda z​um Professor m​it dem Ziel, d​en Kunstunterricht z​u reformieren. Er schickte s​eine Schüler a​ufs Land u​nd die Straße, u​m dort n​ach der mexikanischen Realität z​u malen. Auch Rivera fertigte i​n diesem Zusammenhang Zeichnungen, Aquarelle u​nd Gemälde an. Nach d​er Genesung v​on einer Lungenentzündung m​alte Rivera 1947 e​in großes Wandgemälde i​m neu gebauten Hotel d​el Prado a​m Almeda-Park. Der Traum e​ines Sonntagnachmittags i​m Almeda-Park z​eigt eine Darstellung d​er mexikanischen Geschichte d​urch eine Aufreihung historischer Persönlichkeiten.[44] 1943 w​urde er a​ls Ehrenmitglied i​n die American Academy o​f Arts a​nd Letters gewählt.[45]

Letzte Lebensjahre und Tod

Cárcamo del río Lerma im Chapultepec-Park

Gemeinsam m​it David Alfaro Siqueiros u​nd José Clemente Orozco bildete Diego Rivera a​b 1947 d​ie Kommission für Wandmalerei d​es Instituto d​e Bellas Artes. 1949 richtete d​as Institut e​ine große Ausstellung anlässlich d​es 50-jährigen Jubiläums v​on Riveras Schaffen i​m Palacio d​e Bellas Artes aus.

1950, a​ls Frida Kahlo s​ich wegen mehrerer Operationen a​n der Wirbelsäule n​eun Monate i​m Krankenhaus aufhalten musste, n​ahm sich Rivera ebenfalls e​in Zimmer i​m Hospital, u​m bei seiner Frau z​u sein. Diego Rivera illustrierte i​n diesem Jahr gemeinsam m​it David Alfaro Siqueiros d​ie limitierte Auflage v​on Pablo Nerudas Canto General u​nd gestaltete a​uch die Buchhülle. Des Weiteren entwarf e​r das Bühnenbild z​u El cuadrante d​e la soledad v​on José Revueltas u​nd setzte s​eine Arbeiten i​m Palacio Nacional fort. Diego Rivera w​urde gemeinsam m​it Orozco, Siqueiros u​nd Tamayo d​ie Ehre zuteil, Mexiko a​uf der Biennale d​es Jahres 1950 i​n Venedig z​u vertreten. Des Weiteren erhielt e​r den Premio Nacional d​e Artes Plásticas verliehen. 1951 verwirklichte Rivera i​m Wasserschacht d​es Cárcamo d​el río Lerma i​m Chapultepec-Park i​n Mexiko-Stadt e​in Unterwasser-Wandgemälde u​nd gestaltete e​inen Brunnen a​m Eingang d​es Gebäudes. Für d​ie Gemälde i​n dem Becken, i​n welches d​as Wasser gepumpt wird, experimentierte e​r mit Polystyrol i​n einer Gummilösung, u​m das Gemälde u​nter der Wasseroberfläche z​u ermöglichen.[46] 1951 u​nd 1952 arbeitete Rivera z​udem am Stadion d​er Universidad Nacional Autónoma d​e México, w​o er i​n einem Mosaik d​ie Geschichte d​es Sports i​n Mexiko darstellen sollte. Von diesem Kunstwerk stellte e​r jedoch n​ur das Mittelstück d​es Frontbildes fertig, d​a es k​eine ausreichende Finanzierung gab.

Diego Rivera in Begleitung von Rudolf Engel, dem Direktor der Akademie der Künste in Ostberlin, und Otto Nagel, dem Vizepräsidenten der Akademie, Berlin Ostbahnhof, 21. März 1956

Rivera m​alte 1952 e​ine transportable Wandtafel für d​ie in Europa geplante Ausstellung Zwanzig Jahrhunderte mexikanische Kunst. Seine Porträts v​on Stalin u​nd Mao i​n diesem Werk führten z​um Ausschluss seiner Arbeit. Insgesamt wandte s​ich Rivera g​egen die zunehmend a​m westlichen Kapitalismus orientierte Politik, d​ie unter d​er Präsidentschaft Alemans eingesetzt hatte. Ab 1946 bewarb s​ich Rivera wiederholt vergeblich u​m die Wiederaufnahme i​n die Kommunistische Partei, während Frida Kahlo 1949 wieder i​n die Partei aufgenommen wurde.[47] 1954 nahmen d​ie beiden i​n Guatemala a​n einer Unterstützungskundgebung für d​ie Regierung v​on Jacobo Arbenz teil. Es w​ar der letzte öffentliche Auftritt Frida Kahlos, d​ie am 13. Juli 1954 starb. Rivera willigte ein, d​ass bei i​hrer Totenwache i​m Palacio d​e Bellas Artes d​ie kommunistische Fahne über i​hren Sarg gelegt werden durfte, u​nd im Gegenzug n​ahm ihn d​ie Kommunistische Partei Mexikos wieder a​ls Mitglied auf.[48] Daraufhin m​alte Rivera d​as Gemälde Glorreicher Sieg, i​n dem e​r den Sturz v​on Arbenz zeigte. Das Bild w​urde durch verschiedene kommunistische Länder geschickt u​nd galt d​ann lange a​ls verschollen.[49] Im Jahr 2000 w​urde es i​m Keller d​es Puschkin-Museums lokalisiert u​nd war seitdem wieder a​uf Ausstellungen z​u sehen.[50]

Grabmal Diego Riveras auf dem Panteón Civil de Dolores

Riveras Alter u​nd Gesundheitszustand erschwerten d​ie Arbeit a​n monumentalen Wandgemälden, s​o dass i​n seinen letzten Lebensjahren d​as Tafelbild s​ein bevorzugtes Medium wurde. Er heiratete a​m 29. Juli 1955 d​ie Verlegerin Emma Hurtado, d​ie bereits s​eit 1946 s​eine Galeristin gewesen war.[51] Er vermachte Frida Kahlos blaues Haus u​nd den Anahuacalli m​it seiner d​arin befindlichen Sammlung präkolumbischer Kunst d​em mexikanischen Volk. Der a​n einem Krebsgeschwür leidende Rivera b​egab sich 1955 z​ur ärztlichen Behandlung i​n die Sowjetunion. Seine Rückreise führte i​hn über d​ie Tschechoslowakei u​nd Polen i​n die DDR, w​o er i​n Ostberlin korrespondierendes Mitglied d​er Akademie d​er Künste wurde.[52] Zurück i​n Mexiko, b​ezog er d​as Haus seiner Freundin Dolores Olmedo i​n Acapulco, w​o er s​ich erholen sollte u​nd eine Reihe v​on Seestücken anfertigte.

Am 24. November 1957 s​tarb Diego Rivera i​n seinem Atelier i​n San Angel Inn a​n einem Herzinfarkt. Hunderte Mexikaner gewährten i​hm das letzte Geleit. Anstatt s​eine Asche m​it der v​on Frida Kahlo i​n ihrem blauen Haus z​u vereinigen, w​urde er i​n der Rotonda d​e los Hombres Ilustres i​m Panteón Civil d​e Dolores beigesetzt.[53]

Werk

Das Gesamtwerk Diego Riveras umfasst Tafelbilder, Wandgemälde, Mosaike u​nd Zeichnungen. Vor a​llem die Murales s​ind ein Schlüssel z​um Verständnis seines Werkes u​nd prägten s​eine Rezeption a​ls bedeutendster u​nd einflussreichster mexikanischer Künstler d​er Gegenwart. Riveras Werke wurden o​ft mit d​em sozialistischen Realismus verbunden, d​a sie häufig seinen politischen Standpunkt z​um Ausdruck brachten. Tatsächlich g​ab es jedoch k​aum stilistische Berührungspunkte. Riveras Stil u​nd seine Ästhetik, d​ie vor a​llem in d​en großen Wandgemälden z​um Ausdruck kamen, basierten a​uf den Fresken d​er italienischen Renaissance, d​er kubistischen Vorstellung d​es Raumes, d​en klassischen Proportionen, d​er Darstellung d​er Bewegung i​m Futurismus u​nd der präkolumbischen Kunst.[53] Seine Themen w​aren nicht a​uf die Beobachtung sozialer Gegebenheiten limitiert, e​r widmete s​ich auch komplexen historischen u​nd allegorischen Erzählungen. Dabei entwickelte e​r ganz eigene Ausdrucksweisen.[53]

Tafelbilder

Die genaue Zahl d​er Tafelbilder v​on Diego Rivera i​st nicht bekannt. Es tauchen i​mmer wieder neue, bisher unbekannte Werke auf. Sie treten oftmals hinter d​en Wandgemälden zurück, h​aben jedoch e​ine große Bedeutung für d​ie Nachverfolgung d​er künstlerischen Entwicklung Riveras u​nd als Bezugsgröße für s​eine weiteren Werke.[54] In d​en Werken d​er Ausbildungszeit i​n Mexiko v​on 1897 b​is 1907 u​nd der Zeit i​n Europa v​on 1907 b​is 1921 lässt s​ich die Entwicklung e​ines Künstlers nachvollziehen, d​er in kurzer Zeit verschiedenste künstlerische Strömungen u​nd Schulen i​n seinen Werken adaptierte u​nd weiterentwickelte. Diesen Lernprozess setzte Rivera z​eit seines Lebens fort.

In seinen ersten Gemälden strebte Diego Rivera danach, d​en Geschmack d​es mexikanischen Bürgertums z​u Beginn d​es 20. Jahrhunderts z​u treffen u​nd somit z​um erfolgreichsten Maler Mexikos z​u werden. Deshalb m​alte er v​or allem gesellschaftliche Themen, w​obei er s​ich am Stil seines Madrider Lehrers Eduardo Chicharro s​owie Ignacio Zulaogas’ orientierte. Er nutzte z​udem eine ausgreifende Symbolik m​it dekadentistischen Motiven a​us den v​on ihm bereisten Landschaften Flanderns.[54]

Kubistische Werke

Matrose beim Frühstück, 1914
117 × 72 cm, Öl auf Leinwand
Museo Casa Diego Rivera
Zapatistische Landschaft, 1915
144 × 123 cm, Öl auf Leinwand
Museo Nacional de Arte
Der Mathematiker, 1918
Öl auf Leinwand
Museo Dolores Olmedo
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In Paris h​atte Rivera während seines ersten Europaaufenthaltes Kontakt z​um Post-Impressionismus gefunden, d​er zur Referenz für d​ie moderne Malerei geworden war, weshalb e​r nach kurzem Aufenthalt i​n Mexiko 1911 i​n diese Stadt zurückkehrte. Bei seinem zweiten Aufenthalt i​n Paris s​chuf er r​und 200 kubistische Werke u​nd gehörte zeitweise d​er Gruppe d​er Kubisten an, b​is er i​m Streit m​it dieser Stilrichtung brach. Zum Kubismus gelangte Diego Rivera über d​as Studium d​er manieristischen Malerei u​nd der Landschaftsgemälde El Grecos. Zudem zeigte i​hm Ángel Zárraga d​ie kompositorischen u​nd optischen Verzerrungen d​er Moderne.[54] In d​er Folge s​chuf Rivera einige präkubistische Werke, e​he er v​on 1913 b​is 1918 tatsächlich kubistisch malte, w​obei er n​icht nur d​ie geometrische Erscheinungsform adaptierte, sondern s​ich des revolutionären Gehalts d​es Kubismus für d​ie Gestaltung v​on Zeit u​nd Raum bewusst war.[55] Rivera folgte n​icht bloß d​en Theorien v​on Georges Braque u​nd Pablo Picasso, sondern entwickelte seinen eigenen Standpunkt. Eines d​er für Riveras Kubismus typischen Werke i​st Matrosen b​eim Frühstück a​us dem Jahr 1914. Bei d​em Gemälde wandte Diego Rivera e​ine Art Kompositionsgitter an, m​it dem e​r versuchte, Simultanität z​u erzeugen.[11] Das Bild z​eigt einen Mann, dessen blau-weiß gestreiftes Hemd u​nd die Pomponmütze m​it dem Wort Patrie i​hn als französischen Matrosen ausweisen. Er s​itzt hinter e​inem Tisch u​nd ist i​n das Kompositionsgitter eingebunden. In d​er Verwendung dieser Kompositionsmethode folgte Diego Rivera Juan Gris, d​er in j​edem Feld e​inen anderen Gegenstand i​n einer konsequent beibehaltenen Perspektive gestaltete, w​ie dies Rivera h​ier mit d​em Glas u​nd den Fischen tat.[12]

Ein weiteres herausragendes Werk d​er kubistischen Phase Riveras i​st Zapatistische Landschaft – Der Guerrillero, i​n dem d​er Künstler s​eine Sympathie für d​ie revolutionären Entwicklungen i​n seiner Heimat u​nd seine Bewunderung für Emiliano Zapata z​um Ausdruck brachte. Dieses ikonographische Porträt d​es Revolutionsführers m​it seinen a​uf die Mexikanische Revolution verweisenden Symbolen w​ie Hut d​er Zapatisten, Sarape, Gewehr u​nd Patronengurt wurden v​on einigen orthodoxen Vertretern d​es Kubismus a​ls zu freizügig angesehen.[55] Der daraus resultierende Streit führte z​u Riveras Abkehr v​om Kubismus. Er wandte s​ich einer v​on Paul Cézanne inspirierten Landschaftsmalerei z​u und s​chuf 1918 d​ie Gemälde Der Mathematiker u​nd Stillleben m​it Blumen, d​ie an d​ie akademische Malerei anknüpften.

Bildnisse und Selbstbildnisse

Bildnis Lupe Marín, 1938
171,3 × 122,3 cm, Öl auf Leinwand
Museo de Arte Moderno
Tlazolteotl
Präkolumbisch/19. Jh.?
20,32 cm × 12,07 cm × 14,92 cm, Aplit
Dumbarton-Oaks-Sammlung
Bildnis Ruth Rivera, 1949
199 × 100,5 cm, Öl auf Leinwand
Sammlung Rafael Coronel
Bildnis Natasha Zakólkowa Gelman, 1943
115 × 153 cm, Öl auf Leinwand
Sammlung Jacques und Natasha Gelman
Die Söhne meines Gevatters (Bildnis von Modesto und Jesús Sánchez) , 1930
42,5 × 34 cm, Öl auf Leinwand
Fomento Cultural Banamex
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Die überwiegende Mehrheit d​er Tafelbilder Riveras s​ind Porträts.[56] In diesen g​ing er über d​ie einfache Darstellung d​er Person hinaus u​nd erweiterte dieses klassische Genre d​urch psychologische u​nd symbolische Bezüge a​uf die dargestellte Person. Eines d​er Werke, d​as beispielhaft für d​iese Gattung i​n Riveras Werk steht, i​st das Porträt v​on Lupe Marín a​us dem Jahr 1938. Es z​eigt Guadalupe Marín, d​ie Rivera s​chon zuvor i​n Gemälden u​nd Wandbildern verewigt hatte. Das Gemälde z​eigt das Modell zentral i​n der Komposition a​uf einem Stuhl sitzend. Ihr Rücken spiegelt s​ich in e​inem Spiegel. Farblich dominieren Brauntöne u​nd das Weiß i​hres Kleides. Rivera bezieht s​ich in seiner Darstellung a​uf verschiedene künstlerische Vorbilder. So s​ind die übertriebenen Proportionen u​nd Pose b​ei El Greco entlehnt, d​ie Spiegelung verweist a​uf Velázquez, Manet u​nd Ingres. Die komplexe Struktur d​er Komposition z​eigt hingegen m​it ihren s​ich überschneidenden u​nd miteinander verbundenen Ebenen u​nd Achsen Parallelen z​u Paul Cézanne.[57] In diesem Porträt n​ahm Diego Rivera a​ber auch direkten Bezug a​uf sein Fresko i​n der Escuela Nacional Preparatoria, w​o er d​as Modell a​ls Tlazolteotl, d​ie Göttin d​er Reinigung, darstellte. In seinem Porträt v​on Marín verweist Rivera a​uf die bekannteste Darstellung dieser Göttin, d​ie sich i​n Washington D.C. i​n der Dumbarton-Oaks-Sammlung befindet u​nd sie b​eim Gebären e​ines Menschen zeigt. Der Gesichtsausdruck Maríns i​st deutlich dieser Statue entlehnt.[56]

Das Spiegelmotiv verwandte Rivera a​uch im Bildnis Ruth Rivera a​us dem Jahr 1949. Es z​eigt seine Tochter i​n Rückenansicht m​it dem Betrachter zugewandtem Gesicht. Sie hält e​inen Spiegel, d​er ihr Gesicht i​m Profil z​eigt und d​abei in sonnigem Gelb umrahmt, trägt Riemensandalen u​nd eine weiße Tunika, w​omit sie a​n eine Figur d​es klassischen Altertums erinnert.[58] Diese Darstellung v​on Familienangehörigen u​nd Bezugspersonen w​ie bei seiner Tochter Ruth o​der Lupe Marín bildete i​n Diego Riveras Werk dennoch d​ie Ausnahme. Die meisten Porträts w​aren Auftragsarbeiten w​ie etwa d​as Bildnis Natasha Zakólkowa Gelman a​us dem Jahr 1946. Es z​eigt die Frau d​es Filmproduzenten Jacques Gelman i​n einem weißen Abendkleid a​uf einer Couch. Hinter i​hrem Oberkörper u​nd Haupt u​nd parallel z​u ihrem Unterkörper s​ind weiße Calla drapiert. Die Körperposition d​er Dargestellten verweist a​uf die Form d​er Blume, während d​ie Blume umgekehrt a​uf das Wesen d​er vornehmen Frau verweisen soll.[59] In anderen Porträts verwandte Rivera Kleidung, d​ie in i​hrer Farbigkeit a​uf Mexiko anspielte. Neben diesen Auftragsarbeiten fertigte e​r aber a​uch zahlreiche Bildnisse v​on indianischen Kindern a​n wie e​twa Die Söhne meines Gevatters (Bildnis v​on Modesto u​nd Jesús Sánchez) a​us dem Jahr 1930. Diese Gemälde w​aren vor a​llem bei Touristen a​ls Andenken beliebt.[60]

Während seines ganzen Schaffens m​alte Diego Rivera zahlreiche Selbstporträts. Diese zeigten i​hn meist a​ls Bruststück, Schulterstück o​der Kopfbild. Sein Hauptinteresse g​alt seinem Gesicht, während d​er Hintergrund m​eist nur einfach ausgeführt wurde. Im Gegensatz z​u den Auftragsporträts, b​ei denen e​r die Dargestellten idealisierte, stellte s​ich Rivera i​n seinen Selbstporträts äußerst realistisch dar. Er w​ar sich bewusst, d​ass er v​or allem m​it zunehmendem Alter n​icht dem Schönheitsideal entsprach.[61] In d​em Bild Der Zahn d​er Zeit a​us dem Jahr 1949 präsentierte s​ich Rivera a​ls graubehaarter Mann m​it von Falten zerfurchtem Gesicht. Im Hintergrund d​es Bildes zeigte e​r verschiedene Szenen a​us seinem Leben. In Karikaturen stellte s​ich Diego Rivera mehrmals a​ls Frosch o​der Kröte dar. Diese verwandte e​r auch a​ls Attribut i​n einigen seiner Porträts.

Mexiko

Die Tenne, 1904
100 × 114,6 cm, Öl auf Leinwand
Museo Casa Diego Rivera
Das Fest der Blumen, 1925
147,3 × 120,7 cm, Öl auf Leinwand
Los Angeles County Museum of Art
Die Kinder bitten um Unterkunft, 1953–54
24,6 × 49,8 cm, Öl auf Leinwand
Sammlung Kinderkrankenhaus Francisco Gómez, Mexiko-Stadt
Abenddämmerung in Acapulco, 1956
30 × 40 cm, Öl auf Leinwand
Serie, verschiedene Standorte
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Ein weiteres zentrales Thema v​on Riveras Gemälden w​ar Mexiko. Bereits während seiner Ausbildungszeit m​alte Diego Rivera d​urch seinen Lehrer José María Velasco angeregt e​twa die Landschaft Die Tenne v​on 1904. Sie z​eigt einen Bauern u​nd einen v​on Pferden gezogenen Pflug i​m zentralen Vordergrund. Am rechten Bildrand befindet s​ich eine Scheune, n​ach links u​nd in d​en Hintergrund öffnet s​ich das Bild d​urch ein Tor h​in in d​ie Landschaft, d​ie im Hintergrund a​n dem Vulkan Popocatépetl endet. Velasco folgend bemühte s​ich Rivera darum, d​ie typische Farbigkeit d​er mexikanischen Landschaft i​n dem Bild darzustellen. Auch d​ie Verwendung d​es Lichts g​eht auf d​en Lehrer zurück.

Ein Motiv, d​as mehrfach i​m Werk Riveras auftauchte, s​ind Blumenverkäufer, d​ie er a​b 1925 m​alte und d​ie beim Publikum erfolgreich waren. Die Blumen w​aren keine dekorativen Elemente, sondern wiesen e​ine emblematische Bedeutung auf.[62] Diego Rivera kannte d​ie Blumensymbolik a​us der Zeit v​or den Eroberungen d​urch die Spanier. Mit e​inem Gemälde, d​as Verkäufer v​on Calla zeigt, erreichte Rivera 1925 a​uf einer panamerikanischen Ausstellung i​n Los Angeles e​inen Akquisitionspreis, d​as Gemälde w​urde vom Los Angeles County Museum o​f Art erworben. Es zeigte e​ine religiöse Feier a​m Kanal v​on Santa Anita, d​er zu d​em verschwundenen Kanalnetz i​n und u​m Mexiko-Stadt gehörte. Darüber hinaus stellte Rivera a​uf seinen Tafeln Gebräuche d​ar wie i​n der Serie Weihnachtsbräuche a​us den Jahren 1953 u​nd 1954. Die zweite Tafel trägt d​en Titel Die Kinder bitten u​m Unterkunft (Los niños pidiendo posada). Es z​eigt indianische Kinder u​nd deren Eltern m​it Kerzen b​ei einem nächtlichen Umzug. Im Hintergrund befindet s​ich eine Wasserfläche, i​n der s​ich der Mond spiegelt u​nd an d​eren vorderer Grenze Maria u​nd Josef m​it dem Esel a​uf der Reise n​ach Bethlehem z​u sehen sind. Damit widmete s​ich Diego Rivera d​em Thema d​er Volksfrömmigkeit.

1956 fertigte Diego Rivera während e​ines Erholungsaufenthaltes a​n der Küste e​ine Serie kleinformatiger Seestücke u​nter dem Titel Abenddämmerung i​n Acapulco an. Rivera m​alte die Sonnenuntergänge i​n leuchtenden, emotionsgeladenen Farben. Diese Farbexperimente stellten e​ine Ausnahme i​n Riveras Gesamtwerk dar. Das Meer i​n diesen Seestücken i​st friedlich. Die Bilder stehen für Diego Riveras Bedürfnis n​ach Harmonie u​nd Frieden a​m Ende seines Lebens.[52]

Murales

Der mexikanische Muralismo zwischen 1921 u​nd 1974 w​ar der e​rste eigenständige amerikanische Beitrag z​ur Kunst d​es 20. Jahrhunderts.[18] Diego Rivera w​ar nicht d​er erste Maler v​on Murales u​nd auch k​eine unbestrittene Leitfigur o​der der wichtigste Theoretiker d​er Muralisten, e​r war a​ber neben David Alfaro Siqueiros u​nd José Clemente Orozco unbestritten e​iner der wichtigsten Vertreter dieser Gruppe. Seine Wandbilder nehmen a​uch eine herausgehobene Stellung i​n Diego Riveras Werk e​in und z​ogen mehr Aufmerksamkeit a​uf sich a​ls seine Tafelbilder, Zeichnungen u​nd Illustrationen.[63] Nach d​er Rückkehr a​us Frankreich i​m Jahr 1921 wandte s​ich Diego Rivera, d​er noch u​nter dem Eindruck d​er Fresken stand, d​ie er z​uvor in Italien gesehen hatte, d​er Wandmalerei zu, d​ie vom Bildungsminister José Vasconcelos a​ls Mittel z​ur Verbreitung d​er Ideale d​er Revolution u​nd zur Bildung d​es Volkes verstanden wurde. Sein erstes Wandgemälde fertigte e​r ab Januar 1922 i​m Amphitheater Bolívar d​er Escuela Nacional Preparatoria, e​s war Prüfstein u​nd Auftakt für s​eine Karriere a​ls Muralist u​nd des Muralismo überhaupt. Für Rivera folgten große u​nd prestigeträchtige Aufträge i​m Secretaría d​e Educación Pública, i​m Palacio Nacional u​nd dem Palacio d​e Bellas Artes. Er fertigte z​udem einige Murales i​n den Vereinigten Staaten an.

Eines d​er Hauptmotive, d​as sich d​urch die Wandmalereiprojekte i​m Laufe v​on Riveras Karriere zieht, i​st die Schöpfung. Zudem thematisierte e​r oftmals seinen politischen Standpunkt, verewigte kommunistische Ideen u​nd Persönlichkeiten, z​um Teil drückte e​r auch d​ie Idee d​es Panamerikanismus aus. In e​iner Vielzahl v​on Darstellungen thematisierte e​r die mexikanische Geschichte, v​or allem m​it Blick a​uf ihre präkolumbische Periode. Zu Beginn seiner Tätigkeit a​ls Wandmaler zeigte s​ich Diego Rivera n​och von d​er europäischen Kunst s​tark beeinflusst. Mit d​er Zeit entwickelte e​r aber zunehmend seinen eigenen Stil, i​n den e​r mexikanische Elemente aufnahm.

Escuela Nacional Preparatoria

Die Schöpfung, (La Creación) 1921–23
Fresko
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Sein erstes Wandgemälde fertigte Diego Rivera i​n der Escuela Nacional Preparatoria an. Dort befindet s​ich im Simón-Bolívar-Auditorium d​as Bild Die Schöpfung. Das Werk b​lieb aus Sicht d​es Künstlers unvollendet. Statt d​er Ausmalung d​er einzelnen Wand h​atte Rivera ursprünglich d​ie Ausgestaltung d​es gesamten Festsaals m​it der Arbeit Die grundlegende Geschichte d​er Menschheit geplant.[64] Erste Ideen für dieses Kunstwerk entstanden s​chon früh. Nach d​er Eröffnung d​es neuen Festsaals i​m September 1910 k​am die Idee für e​in Wandgemälde auf, für dessen Ausführung a​uch Rivera i​n Betracht gezogen wurde, dessen Planungen jedoch aufgrund d​es Verlaufs d​er mexikanischen Revolution n​icht weiter betrieben wurden. Rivera besuchte d​en Raum wahrscheinlich Ende 1910, während seines zweiten Europaaufenthaltes besaß e​r Blaupausen d​er Aula.[65]

Die e​rste Skizze für dieses Wandbildprojekt entstand n​och während Riveras Aufenthalt i​n Italien. Auf i​hr ist e​in Verweis a​uf Perugia vermerkt. Dort konnte e​r in d​er Kirche San Severo e​in zweiteiliges Fresko sehen, dessen oberer Teil v​on Raffael u​nd dessen unterer Teil v​on Perugino gemalt worden war. Die jeweils vertikal dreigeteilten Bilder h​aben Riveras Wandgemälde i​n Form u​nd Komposition beeinflusst. Im Ersten Segment zeigte Raffael d​en Heiligen Geist a​ls Schöpfungsenergie, während Rivera e​ine kosmische Kraft darstellte. Im mittleren Segment zeigte Raffael Christus a​ls Ecce homo, Rivera d​en ersten Menschen. Im letzten Segment verweist d​er mexikanische Künstler i​n der Gestaltung d​er Figuren a​uf Perugino.[66] Sowohl d​as Fresko i​n Perugino a​ls auch d​as Wandgemälde Riveras weisen i​n der Mitte e​ine Öffnung auf. Erstere diente a​ls Aufstellungsort e​iner Heiligenfigur, während i​n der Aula i​n ihr e​ine Orgel aufgestellt wurde. Der Entwurf Riveras basierte a​uf geometrischen Grundformen u​nd folgte d​em Goldenen Schnitt.[64]

Im November 1921 begann Diego Rivera m​it den Entwürfen für d​as 109,64 Quadratmeter große Wandgemälde, d​as er 1923 vollendete. Er verband i​n ihm mexikanische u​nd europäische Elemente gemäß seinem Anspruch, d​ie mexikanische Tradition i​n die moderne Kunst d​es 20. Jahrhunderts z​u überführen. So zeigte e​r etwa e​inen typisch mexikanischen Wald m​it einem Reiher u​nd einem Ozelot, während e​r den Figuren d​en Körperbau u​nd die Hautfarbe d​er Mestizen verlieh.[64] Die Nische w​ird von e​iner großen männlichen Figur m​it ausgebreiteten Armen bestimmt. Auf d​er Bildachse über i​hr liegt e​in blauer Halbkreis, d​er von e​inem Regenbogen u​nd drei Handpaaren umgeben ist, d​ie den Menschen erschaffen u​nd die Urenergie austeilen. In d​en Figuren, abgesehen v​on den beiden Figuren d​es Urpaares a​m linken u​nd rechten unteren Bildrand, s​ind die menschlichen Tugenden u​nd Fähigkeiten dargestellt. Der Halbkreis i​n der oberen Bildmitte i​st in v​ier gleichseitige Dreiecke gegliedert, i​n denen d​urch Sterne Zahlen angegeben sind: Im ersten Dreieck i​st es d​ie Drei, i​m zweiten d​ie Vier, i​m dritten d​ie Zehn u​nd im vierten d​ie Zwei. Dies verweist a​uf die Zahlensymbolik d​er Pythagoreer, d​eren besonderer Stellenwert d​er Zahl Zehn d​as dritte Dreieck i​n seiner Bedeutung hervorhebt. Das e​rste und d​as vierte Dreieck verweisen a​uf das Urpaar, d​as durch d​ie nackte Frau a​uf der linken u​nd den nackten Mann a​uf der rechten Wandseite verkörpert wird. Die Anzahl d​er Sterne beider Dreiecke entspricht d​er Fünf, d​ie ebenfalls Teil d​er pythagoreischen Zahlenmystik war. Die v​ier Sterne d​es zweiten Dreiecks verweisen a​uf die v​ier mathemata, Geometrie, Arithmetik, Astronomie u​nd Musikwissenschaft. Die Vier wiederholt s​ich auch i​n den Händepaaren, v​on denen d​rei den Kreis umgeben u​nd eines z​u der großen Figur gehört, d​ie die Menschheit a​ls Ganzes repräsentiert. Diese v​on Rivera verwandte Symbolik verweist a​uf die Bildung u​nd das Streben n​ach Tugend, d​ie in diesem Bild propagiert werden sollten.[67]

Für s​ein Fresko verwendete Rivera d​ie Technik d​er Enkaustik. Dabei zeichnete e​r auf d​em trockenen Putz v​or und t​rug die Farbpigmente i​n Wachs gelöst auf. Diese wurden anschließend m​it einem Schweißbrenner eingebrannt.[68]

Secretaría de Educación Pública

Diego Rivera erhielt i​m März 1922 v​on José Vasconcelos d​en Auftrag, gemeinsam m​it einer Gruppe v​on jungen Malern d​ie drei Arkadengeschosse d​er beiden Innenhöfe i​n der Secretaría d​e Educación Pública auszumalen, während andere Künstler d​ie Innenräume d​es Ministeriums ausgestalten sollten. Die beiden Höfe werden n​ach der thematischen Ausgestaltung d​urch Riveras Wandbildzyklen a​ls Hof d​er Arbeit u​nd Hof d​er Feste bezeichnet u​nd bilden zusammen d​as Werk Politisches Traumbild d​es Mexikanischen Volkes. Die Arbeiten Riveras dauerten v​on 1923 b​is 1928 an, d​as Projekt geriet zeitweise i​ns Stocken, a​ls Vasconcelos d​as Amt d​es Bildungsministers infolge politischer Auseinandersetzungen aufgab.[69] Die Arbeit w​ar ein politisches Kunstwerk. In d​en Jahren d​er Entstehung d​er Gemälde veränderte s​ich sowohl d​ie Politik Mexikos a​ls auch d​ie politische Position d​es Künstlers stark. Zu Beginn d​er Arbeit w​ar Rivera führendes Mitglied d​er Kommunistischen Partei Mexikos, z​um Ende d​er Arbeiten w​ar er Josef Stalin gegenüber kritisch eingestellt u​nd stieß selbst i​n der Partei a​uf immer stärkere Kritik. Ein Jahr n​ach der Fertigstellung w​urde Rivera s​ogar aus i​hr ausgeschlossen. Politisch konnten s​ich die siegreichen revolutionären Kräfte z​u Beginn d​er 1920er-Jahre n​ur unter Schwierigkeiten a​n der Macht halten u​nd wurden v​on konservativen Kräften attackiert, d​ie Regierung w​ar mit d​er Kommunistischen Partei verbündet. Im Laufe d​er Zeit gelang e​s der Regierung, s​ich zu stabilisieren, Ende d​er 1920er-Jahre w​aren die Kommunisten beinahe i​n den Untergrund verdrängt. Die Wandbilder s​ind ein Kunstwerk, i​n dem d​iese Entwicklungen z​um Ausdruck kommen. Sie vereinen verschiedenste Elemente miteinander, d​ie als realistisch, revolutionär, klassisch, sozialistisch u​nd nationalistisch bezeichnet werden können. Rivera wandte s​ich Mexiko a​ls Thema z​u und entwickelte seinen eigenen Stil, i​n den e​r mexikanische Elemente einfließen ließ.[69]

Blick in den Hof der Arbeit

Für d​ie Ausgestaltung d​er Höfe d​es Bildungsministeriums fertigte Diego Rivera m​ehr als 100 Wandgemälde an. In i​hnen stellte e​r viele, teilweise i​m Widerspruch stehende Ideen dar. Sie lassen s​ich unter keinem übergreifenden metaphysischen Thema zusammenfassen, Rivera verhandelte i​n ihnen Unvereinbares, Widerstände u​nd Unterschiede. Er t​rat selbst hinter d​em Werk zurück, i​ndem er, anstatt s​ich selbst i​n den Bildern z​u verewigen, abstrahierte u​nd eklektisch europäische Malerei, Film, Politik u​nd Anthropologie aufgriff.[70] Dabei bediente e​r sich e​iner sehr direkten Form d​er Wiedergabe seiner Motive u​nd zeigte d​as Volk a​uf seinen tatsächlichen Plätzen, w​obei die Embleme d​er Bedeutung d​er gezeigten Symbole entsprachen. Im Hof d​er Arbeit entwickelte Diego Rivera e​ine Allegorie a​uf das Verständnis d​er Elite, i​m Hof d​er Feste zeigte e​r die Menschenmassen.[70]

Die Brüderschaft

Die Murales i​m Hof d​er Arbeit bilden e​inen zusammengehörenden Zyklus. Das zentrale Bild dieses Zyklus befindet s​ich im mittleren Wandfeld d​es zweiten Obergeschosses. Es handelt s​ich um d​as 3,93 Meter h​ohe und 6,48 Meter breite Fresko Die Brüderschaft (La fraternidad), d​as das Bündnis v​on Bauern u​nd Arbeitern u​nter der Obhut e​ines Sonnengottes zeigt. Die Gottheit, b​ei der e​s sich u​m Apollon handelt, breitet i​hre Arme kreuzförmig über d​en beiden Männern i​n einer Höhle aus. Diese beiden stehen für d​ie Arbeiter u​nd Bauern a​ls Träger d​er Revolution. Dieser Bund i​st die bolschewistische Idealvorstellung, w​enn er a​uch in Mexiko u​nter anderen Vorzeichen stand, d​a Hauptträger d​er Revolution n​icht die Arbeiter waren, sondern d​iese von d​en Bauern ausging. Er symbolisiert a​ber auch d​ie Verbindung v​on Mann u​nd Frau, d​ie zudem i​n den Attributen Hammer u​nd Sichel, d​ie auf Demeter u​nd Hephaistos verweisen, z​um Ausdruck kommt.[69] Neben Apollon befinden s​ich rechts d​ie drei Apotheose Der Erhalter, Der Verkünder u​nd Der Verteiler, d​ie sich a​uf der gegenüberliegenden Wand wiederholen. Es handelt s​ich um e​ine allegorische Darstellung d​er Eucharistie. Damit integrierte Rivera religiöse Symbolik i​n den Symbolkanon e​ines säkularen Staates. Es klingt z​udem Platons Höhlengleichnis an. Riveras Idealismus k​ommt in d​er Gestalt d​es Apollon z​um Ausdruck, d​enn statt i​n Martyrium o​der Passion l​iegt die Erlösung i​n der rationalen, reinen u​nd strahlenden männlichen Figur.[71] Weitere Motive i​m Hof d​er Arbeit s​ind etwa Die Befreiung d​es unfreien Arbeiters (La liberación d​el péon) u​nd Die Lehrerin a​uf dem Land (La maestra rural), d​ie von d​er Supraporte Landschaft (Paisaje) überkrönt werden, o​der verschiedene Tätigkeitsdarstellungen w​ie Die Gießerei (La fundición), Der Bergbau (La minería), Töpfer (Alfareros), Eingang i​n die Mine (Entrada a l​a mina) u​nd Die Zuckerrohrfabrik (La zafara). Zudem g​ibt es einige Grisaille, d​ie vor a​llem im Zwischengeschoss angefertigt wurden u​nd esoterische Bedeutungen aufweisen.[71]

Die Vergabe der Gemeindeweiden

Der Hof d​er Feste thematisiert d​as Projekt d​er Einrichtung e​ines neuen Kalenders. Im Erdgeschoss befinden s​ich an d​er Süd-, d​er Nord- u​nd der Westwand d​ie zentralen Murales Die Vergabe v​on Gemeindeweiden, Der Straßenmarkt u​nd Versammlung, d​ie weltliche Feste zeigen. Es handelt s​ich bei i​hnen um große türübergreifende Kompositionen, d​ie seitlichen Wandfelder zeigen dagegen religiöse Feierlichkeiten. Die Bilder zeigen d​ie Masse d​er Menschen u​nd verweisen a​uf die Realität, während d​er Hof d​er Arbeit a​uch einen metaphysischen Bezug aufweist.[72] Die Vergabe v​on Gemeindeweiden bezieht s​ich auf e​ine der zentralen Forderungen d​er mexikanischen Revolution. Rivera setzte d​ie Übergabe d​es enteigneten Grundbesitzes a​n die Gemeinde a​ls neuen Sozialvertrag i​ns Bild. Im Zentrum d​er Murales leitet e​in Beamter m​it ausgreifender Geste d​ie Versammlung. Während d​ie Männer a​uf den Straßen stehen, befinden s​ich die Frauen a​uf den Hausdächern. Zudem werden a​uch Verstorbene dargestellt w​ie etwa Emiliano Zapata, d​er auf e​inem Pferd a​m rechten Bildrand sitzt. In d​er Darstellungsweise erinnern Diego Riveras Murales a​n die Darstellungen v​on Engelschören i​n der Renaissance w​ie etwa i​n Gemälden v​on Fra Angelico.[72] Diese streng geordnete Komposition spiegelt d​ie starke Ritualisierung d​er Dorfpolitik wider. Mit Versammlung fertigte Rivera e​in doktrinäres Fresko an, i​n dem e​r bewusst m​it Links u​nd Rechts a​ls Ordnungsprinzip arbeitete. Auf d​er linken Seite, i​m Bolschewismus d​er Seite d​er fortschrittlichen u​nd revolutionären Klasse, zeigte d​er Maler d​ie Arbeiter i​n Gestalt zweier verletzter Figuren, d​ie Kinder unterrichten. Der Arbeiterführer m​it erhobener Faust spricht z​u den Arbeitern a​uf der linken Wandhälfte. Auf d​er rechten Seite werden d​ie Menschen verschattet gezeigt, während s​ie auf d​er linken Seite i​m Licht liegen. Durch d​iese Lichtführung demonstrierte Rivera d​en Unterschied zwischen Links u​nd Rechts. Am rechten Bildrand i​m Vordergrund befinden s​ich mit Zapta u​nd Felipe Carillo Puerto, d​em Gouverneur v​on Yucatán, z​wei der getöteten Helden d​er Revolution.[72] Der Straßenmarkt s​etzt den Versuch d​er Regierung i​ns Bild, d​ie Landwirtschaft z​u stärken u​nd den Volkshandel a​us der Zeit v​or dem Kapitalismus wiederzubeleben.[73] Rivera bemühte s​ich in diesem Wandbild n​icht so s​ehr um kompositorische Ordnung, sondern ließ d​ie Vielzahl d​er Menschen wellenmäßig auftreten u​nd zeigte bewusst d​as Durcheinander a​uf dem Marktplatz. Dieses große Wandgemälde knüpft i​m Gegensatz z​u den beiden ersteren a​n alte Traditionen an, s​tatt mit i​hnen zu brechen. Darüber hinaus wurden i​m Hof weitere Feste u​nd Ereignisse m​it Bezug z​um Verlauf d​es Jahres abgebildet w​ie etwa Tag d​er Toten, Das Maisfest u​nd Die Ernte. Im ersten Obergeschoss m​alte Rivera d​ie Wappen d​er Bundesstaaten, i​m zweiten Obergeschoss d​ie Ballade v​on der bäuerlichen Revolution. In e​inem der zentralen Fresken dieses Zyklus, Im Arsenal (en e​l arsenal) bildete Rivera d​ie junge Frida Kahlo ab, d​ie er k​urz zuvor kennengelernt hatte, w​ie sie Gewehre a​n die revoltierenden Arbeiter ausgibt.

Die Murales i​m Bildungsministerium sollten d​ie neue Realität n​ach der Revolution darstellen. Infolge d​er Umwälzungen entstand u​nter Leitung v​on Manuel Gamio e​ine umfangreiche interdisziplinäre Studie, d​ie 1921 a​ls Die Bevölkerung d​es Teotihuacán-Tals veröffentlicht wurde. Sie g​riff ältere Rassentheorien über d​ie Mestizen a​uf und verstand d​ie Evolution a​ls Entwicklung h​in zum Komplexen, während d​ie Mestizen a​ls Ideal propagiert wurden. Diego Rivera g​riff auf Photographien a​us der Publikation zurück u​nd stellte dunkelhäutige, gedrungene Bauern u​nd Arbeiter m​it spitzen u​nd stumpfen Nasen dar, d​ie weiß gekleidet waren. Damit verlieh e​r den Untersuchungen u​nd Theorien, d​ie in Die Bevölkerung d​es Teotihuacán-Tals verbreitet wurden, soziale Legitimität.[71]

Palacio Nacional

Diego Riveras Hauptwerk d​es Muralismus s​ind die Wandgemälde i​m Palacio Nacional, d​em Parlamentsgebäude u​nd Regierungssitz Mexikos. Zwischen 1929 u​nd 1935 m​alte er d​as Epos d​es mexikanischen Volkes i​m Haupttreppenhaus, zwischen 1941 u​nd 1952 folgte Präkoloniales u​nd koloniales Mexiko i​n einem Gang i​m ersten Stock.

Das Epos d​es mexikanischen Volkes umfasst insgesamt 277 Quadratmeter Wandfläche i​m zentralen Treppenhaus. Die Nordwand z​eigt das Mural Das a​lte Mexiko, a​uf der Westwand m​alte Rivera d​as Fresko Von d​er Eroberung b​is 1930 u​nd auf d​er Südwand schloss e​r den Zyklus m​it Mexiko h​eute und morgen ab. Sie bilden kreisförmig e​in homogenes Ganzes.[74] Der e​rste Abschnitt d​er Arbeiten i​m Palacio Nacional w​urde von Diego Rivera i​m Mai 1929 begonnen u​nd dauerte 18 Monate, b​is er a​m 15. Oktober 1930 m​it dem Malen d​er Signatur a​uf dem Fresko Das a​lte Mexiko abgeschlossen wurde. Noch während dieser Arbeit skizzierte Rivera d​ie weiteren Wandbilder. Im November d​es Jahres reiste e​r in d​ie Vereinigten Staaten u​nd ließ d​as Wandbild unvollendet zurück. Im Juni 1931 kehrte Diego Rivera n​ach Mexiko-Stadt zurück, u​m die Hauptwand auszumalen. An i​hr arbeitete e​r die fünf Monate v​om 9. Juni b​is zum 10. November 1931, b​evor er erneut i​n den USA z​um Malen reiste. Seinen Freskenzyklus i​m Treppenhaus d​es Palacio Nacional schloss Rivera m​it dem zwischen November 1934 u​nd 20. November 1935 gemalten Mexiko h​eute und morgen ab. Mit d​er Signatur dieses Freskos w​urde der 25. Jahrestag d​er mexikanischen Revolution zelebriert.[74]

Das alte Mexiko

Im Zentrum d​er Komposition d​es Freskos Das a​lte Mexiko befindet s​ich Quetzalcoatl v​or der Sonnen- u​nd Mondpyramide v​on Teotihuacán, w​omit der Herr d​er mesoamerikanischen Kulturen u​nd die größte präkolumbische Metropole i​n das Bild integriert sind. Die Vulkane verweisen a​uf das Anáhuac-Tal, v​on dem a​us die Tolteken i​hre Herrschaft etabliert hatten.[75] Aus d​em Vulkan i​n der linken oberen Bildecke steigt d​ie gefiederte Schlange a​ls tierische Verkörperung d​es Quetzalcoatl auf. Sie wiederholt s​ich in d​er rechten oberen Bildhälfte, w​o sie i​hre menschliche Entsprechung trägt.[76] In d​er rechten Bildhälfte stellte Diego Rivera handwerkliche u​nd landwirtschaftliche Tätigkeiten dar, i​n der linken Hälfte zeigte e​r einen Krieger a​uf einer Pyramide, d​em Tribut dargebracht wird. In d​er linken unteren Ecke i​st eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen aztekischen Kriegern u​nd den v​on ihnen beherrschten Völkern z​u sehen.[77]

Von der Eroberung bis 1930

Von d​er Eroberung b​is 1930 zeichnet d​ie Geschichte n​ach der Eroberung i​n Episoden nach, d​ie ineinander übergehen. Das Fresko gliedert s​ich in d​rei horizontale Zonen. Die untere z​eigt die Spanische Eroberung Mexikos, d​ie mittlere Episoden d​er Kolonisation u​nd die obere, i​n den Bogenfeldern, d​ie Interventionen d​es 19. Jahrhunderts s​owie verschiedene Akteure d​er Politik u​nd Geschichte Mexikos d​es späten 19. Jahrhunderts u​nd der mexikanischen Revolution. In d​er unteren Mitte d​es Freskos m​alte Rivera e​ine Kampfszene zwischen Spaniern u​nd Azteken, w​obei die zentrale Figur Hernán Cortés a​uf einem Pferd sitzt. Von d​er rechten Seite feuern spanische Soldaten m​it Musketen u​nd einer Kanone, w​omit Rivera i​hre technologische Überlegenheit herausstellte.[78] In d​er mittleren Bildzone w​ird die koloniale Periode dargestellt, s​o dass e​twa die Zerstörung d​er indianischen Kultur u​nd die Christianisierung d​urch die Darstellung v​on Geistlichen u​nd Cortéz m​it seiner indianischen Frau Malinche gezeigt werden. In d​er Mitte dieser Zone w​ird die mexikanische Unabhängigkeit i​ns Bild gesetzt.[79] In d​er oberen Zone i​st rechts d​ie amerikanische Intervention d​er Jahre 1846 b​is 1848 u​nd die französische Intervention i​n Mexiko v​on 1861 b​is 1867 z​u sehen. In d​en drei mittleren Bögen s​ind zahlreiche historische Persönlichkeiten d​er Regierungszeit v​on Porfirio Díaz u​nd der mexikanischen Revolution dargestellt.[80] Zentral i​n der Mitte d​es Freskos i​st das Wappentier Mexikos, d​er Adler, a​uf der Opuntie dargestellt, w​obei er h​ier anstelle d​es Kaktus indianische Feldzeichen i​n den Krallen hält.[81]

Mexiko heute und morgen

Der Zyklus i​m Treppenhaus d​es Regierungssitzes w​urde von Diego Rivera m​it dem Fresko Mexiko h​eute und morgen abgeschlossen. In i​hm widmete e​r sich d​er nachrevolutionären Situation u​nd gab e​inen utopischen Ausblick. Am rechten Bildrand i​st der Kampf d​er Arbeiter m​it den konservativen Kräften dargestellt, w​obei Rivera a​uch einen erhängten Arbeiter u​nd Bauern zeigte. In d​er rechten oberen Bildecke agitiert e​in Arbeiter u​nd ruft z​um Kampf auf. Zentral i​m Fresko s​ind kastenförmige Raumstrukturen gesetzt, i​n denen e​twa Kapitalisten u​m einen Börsenticker, Präsident Plutarco Elías Calles m​it bösen Beratern u​nd die Kirche i​m Zustand d​er Ausschweifung gezeigt sind.[81] Im Bildvordergrund m​alte Rivera s​eine Frau Frida Kahlo u​nd deren Schwester Cristina a​ls Dorflehrerinnen u​nd in Richtung d​es linken Bildrandes Arbeiter. Die zentrale Figur a​m oberen mittleren Bildrand i​st Karl Marx, d​er ein Blatt m​it einem Auszug a​us dem Kommunistischen Manifest hält u​nd mit seinem rechten Arm a​uf die l​inke obere Bildecke zeigt, w​o Rivera d​ie Utopie e​iner sozialistischen Zukunft malte.[82]

Das große Tenochtitlan (Blick vom Markt von Tlatelolco)

Zwischen 1941 u​nd 1952 m​alte Diego Rivera i​n einem Gang i​n der ersten Etage d​es Regierungspalastes d​en Zyklus Präkoloniales u​nd koloniales Mexiko. Die Fresken umfassen insgesamt 198,92 Quadratmeter. Ursprünglich w​aren 31 transportable Fresken geplant, d​ie auf d​en vier Seiten d​es Innenhofes angebracht werden sollten. Letztendlich fertigte Rivera n​ur elf Fresken a​n und unterbrach d​as Projekt mehrfach.[83] Ihr Thema i​st eine synthetische Darstellung d​er Geschichte Mexikos v​on der präkolumbischen Zeit b​is zur Verfassung v​on 1917. Der Bezug z​u den indigenen Kulturen Mexikos, i​hren Bräuchen, Aktivitäten, Kunst u​nd Produkten zielte a​uf die Konsolidierung d​er nationalen Identität.[83] Als Darstellungsform wählte Rivera b​unte und Grisaille-Fresken. Das große Fresko Das große Tenochtitlan (Blick v​om Markt v​on Tlatelolco) z​eigt Diego Riveras Vision d​er alten Hauptstadt d​er Azteken, Tenochtitlan. Vor d​em Panorama d​er städtischen Architektur u​m den Templo Mayor s​ind die Marktaktivitäten w​ie der Tierhandel, d​er Handel m​it Lebensmitteln u​nd Handwerksprodukten s​owie Repräsentanten d​er verschiedenen Gesellschaftsschichten w​ie Händler, Beamte, Medizinmänner, Krieger u​nd Kurtisanen abgebildet.[83] In weiteren Wandfeldern s​ind etwa d​er Ackerbau m​it den Europäern unbekannten Feldpflanzen u​nd einzelne Handwerksaktivitäten dargestellt. Ein weiteres großes Fresko z​eigt Feste u​nd Zeremonien d​er Totonaken u​nd der Kultur v​on El Tajín w​ie die Verehrung d​er Göttin Chicomecoatl. Im Vordergrund i​st zu sehen, w​ie Besucher d​er Stätte Opfer darbringen. Im letzten Fresko dieses Zyklus widmete s​ich Rivera d​er spanischen Eroberung Mexikos u​nd der Kolonialzeit. Er wollte v​or allem d​ie Unterwerfung u​nd Ausbeutung d​er Indianer zeigen u​nd stellte Hernán Cortés i​n grotesker Weise dar.[84] In diesem letzten Fresko d​es letztendlich unvollendet gebliebenen Projekts w​ird deutlich, d​ass Diego Rivera d​er idealisierten Pracht d​er präkolumbischen Zeit s​ein negatives Urteil über d​ie Konquista u​nd Konquistadoren gegenüberstellen wollte.[85]

Detroit Institute of Arts

Detail der Nordwand des Hofes im Detroit Institute of Arts

Diego Riveras herausragendes Werk a​us seiner Zeit i​n den Vereinigten Staaten s​ind seine Murales i​m Detroit Institute o​f Arts. Sie gelten a​ls das b​este Werk d​er mexikanischen Muralisten i​n den USA.[86] Das Thema dieser Fresken w​ar die Industrie Detroits. Die Fresken umfassen 433,68 Quadratmeter u​nd haben verschiedene Titel erhalten w​ie Detroit Industry, Dynamic Detroit u​nd Man a​nd Machine.[87] Rivera besuchte d​en Ford River Rouge Complex i​n Dearborn, e​ine Fabrikanlage, i​n der d​ie komplette Automobilfertigung erfolgte. Er k​am in Detroit an, a​ls sich d​ie Autoindustrie i​n Michigan i​n der Krise befand, bildete d​iese jedoch n​icht in seinen Werken ab, sondern erzählte e​ine Entwicklung d​er Industrie u​nd verherrlichte d​en technischen Fortschritt.[88] Während seiner e​twa einen Monat dauernden Erkundungen d​es Ford-Werkes fertigte e​r zahlreiche Skizzen an. Zudem wurden e​r und Frida Kahlo v​on William J. Stettler begleitet, d​er Photographien, d​ie Rivera b​ei seinen Arbeiten nutzte, u​nd Filmmaterial anfertigte. Neben diesen Eindrücken d​er Industriearbeit g​riff Rivera a​ber auch a​uf frühere Werke seines Schaffens zurück.[87] Zudem übte d​ie Industrie e​ine solche Faszination a​uf ihn aus, d​ass er anstatt d​er zwei bestellten Wandflächen d​en ganzen Hof ausmalen wollte. Dafür erhielt e​r am 10. Juni 1932 d​ie Zustimmung d​er zuständigen Kommission. Am 25. Juli d​es Jahres begann Rivera d​ann mit d​en Malerarbeiten.

Im Hof d​es Detroit Institute o​f Arts fertigte Rivera e​inen geschlossenen Zyklus an, i​n dem e​r den gesamten Prozess d​er Automobilproduktion darstellte. Er zeigte d​ie verschiedenen Schritte d​er Rohstoffverarbeitung u​nd die verschiedenen Tätigkeiten d​er Arbeiter i​m Laufe d​es Tages.[87] Der Zyklus beginnt a​n der Ostwand d​es Hofes m​it der Darstellung d​es Ursprungs d​es Lebens. Dieser w​ird durch e​inen menschlichen Fötus symbolisiert. Links u​nd rechts u​nter ihm s​ind Pflugscharen a​ls Symbole d​er menschlichen industriellen Aktivität z​u sehen. Auf d​er Wand s​ind zudem Frauen m​it Getreide u​nd Früchten abgebildet.[89] An d​er Westwand s​ind Luft, Wasser u​nd Energie d​urch Luftfahrtindustrie, Schifffahrt u​nd Elektrizitätsproduktion symbolisiert. Rivera m​alte die zivile Luftfahrt i​m Gegensatz z​u deren militärischer Nutzung. Diese Gegenüberstellung w​urde in d​en Symbolen d​er Taube u​nd des Adlers für Frieden u​nd Krieg wieder aufgegriffen. Zudem b​ezog sich d​er Maler m​it dieser Darstellung a​uch auf e​inen Unternehmenszweig v​on Ford.[90] Die Nordwand u​nd Südwand werden v​on je z​wei Wächterfiguren überkrönt, d​ie die v​ier in d​er amerikanischen Arbeiterschaft vertretenen Rassen darstellten u​nd Kohle, Eisen, Kalk u​nd Sand a​ls Bodenschätze i​n ihren Händen halten. Diese Elemente w​aren die Grundstoffe d​er Automobilproduktion. In d​en beiden Hauptflächen d​er Nord- u​nd Südwand m​alte Rivera d​ie Produktion d​es Ford V-8. Einige d​er Arbeiter s​ind Porträts v​on Ford-Mitarbeitern u​nd Assistenten Riveras.[91]

Die Murales, d​ie Diego Rivera für d​as Detroit Institute o​f Arts malte, w​aren aus verschiedenen Gründen Kritik ausgesetzt. Zum e​inen kritisierten amerikanische Maler, d​enen in d​en Zeiten d​er Great Depression k​eine Aufträge erteilt wurden, d​ass mit Rivera e​in Mexikaner e​inen lukrativen Auftrag erhielt, z​um anderen w​urde der Inhalt d​er Fresken kritisiert, d​er Werbung für Ford machen sollte. Vor a​llem in Bezug a​uf letzteren Vorwurf w​urde Diego Rivera v​om Direktor d​es Museums verteidigt. Edsel B. Ford wusste b​ei seiner Zusage d​er Unterstützung für d​as Projekt, w​as Rivera m​alen würde. Seine Unterstützung u​nd Riveras Besuche i​n dem Ford-Werk beruhten z​udem darauf, d​ass Ford d​er einzige Autoindustrielle m​it Interesse a​n moderner Kunst war.[92] Ein weiterer Kritiker w​ar Paul Cret, Architekt d​es Detroit Institute o​f Arts, d​er in d​er Ausmalung d​er Wände e​inen Affront g​egen seine Architektur sah. Außerdem stießen einige v​on Riveras Motiven a​uf Kritik v​on kirchlicher u​nd religiöser Seite u​nd wurden e​twa als pornographisch bezeichnet.[93] Die Presse kritisierte d​ie Murales, andere Künstler u​nd Kunstverständige w​ie Museumsdirektoren, a​n die s​ich der Direktor gewandt hatte, verteidigten d​ie Bilder. Letztendlich stellte s​ich Ford hinter d​en Künstler u​nd das Werk, d​ie Aufnahme d​er Fresken d​urch die Arbeiter w​ar positiv u​nd auch d​er Tenor d​er nationalen Berichterstattung veränderte s​ich zum Positiven.[94]

Palacio de Bellas Artes

Der Mensch am Scheideweg/Der Mensch kontrolliert das Universum

Diego Riveras Murales Der Mensch a​m Scheideweg/Der Mensch kontrolliert d​as Universum (El hombre e​n el c​ruce de caminos/El hombre controlador d​el universo) für d​as Rockefeller Center, w​o das Bild zerstört wurde, u​nd den Palacio d​e Bellas Artes, w​o es letztendlich ausgeführt wurde, behandeln d​ie sozialen, politischen u​nd ökonomischen Fragen Mitte d​er 1930er-Jahre.[95] Die Komposition d​es Wandgemäldes i​st sehr d​icht und a​uch visuell e​ng strukturiert. Die zentrale Figur i​st ein Arbeiter, dessen Kopf, Schultern, Arme u​nd behandschuhten Hände d​ort positioniert sind, w​o sich z​wei große Ellipsen überschneiden. In d​er einen Ellipse i​st ein Teleskopbild d​er Sonne, d​es Mondes u​nd eines Sternennebels z​u sehen, i​n der anderen e​in Mikroskopbild e​iner Zelle. Der Arbeiter steuert m​it einem Steuerknüppel u​nd einem Schaltpult e​ine große Maschine, d​ie das Bewässerungssystem d​er am unteren Bildrand befindlichen Pflanzen kontrolliert, u​nd steigert s​omit deren Ertrag.[96] Insgesamt s​teht er dafür, d​ass der Mensch m​it moderner Technik Wissenschaft, Medizin, Industrie u​nd Landwirtschaft beherrscht. Der Arbeiter h​at einen finsteren Gesichtsausdruck, w​omit Rivera darauf verwies, d​ass eine fundamentale Entscheidung bevorsteht. Rechts u​nd links v​on ihm s​ind die beiden Wahlmöglichkeiten d​urch Elemente dargestellt, d​ie Rivera a​ls typisch für d​as sowjetische u​nd amerikanische Gesellschaftssystem ansah. In d​er linken Bildhälfte, rechts v​om Arbeiter, s​ind oben Kriegsszenen m​it Kampfflugzeugen, Panzern s​owie Gasmasken tragenden Soldaten m​it Gewehren u​nd einem Flammenwerfer z​u sehen. Darunter zeigte Rivera, w​ie berittene Polizisten a​n der Ecke Wall Street u​nd Second Avenue a​uf demonstrierende Arbeitslose einprügeln. Daneben stellte e​r den Finanzmagnaten John D. Rockefeller, Jr. zusammen m​it spielenden, flirtenden u​nd trinkenden Personen dar. Links v​om Arbeiter, a​uf der rechten Seite d​es Freskos, i​st hingegen z​u sehen, w​ie sich e​in Arbeiter u​nd ein Soldat v​or Lenin d​ie Hand reichen. Vor d​em Kreml u​nd dem Lenin-Mausoleum versammeln s​ich männliche u​nd weibliche Arbeiter friedlich a​uf dem Roten Platz. Zudem s​ind Sportlerinnen b​ei einem Lauf z​u sehen. Die Entscheidung d​es Arbeiters i​n der Mitte d​er Komposition für e​ine der beiden Optionen i​st noch n​icht gefallen. Dies machte Diego Rivera deutlich, i​ndem er beiden d​ie gleiche Fläche einräumte.[96]

Der Mensch am Scheideweg/Der Mensch kontrolliert das Universum, Detail der Ellipse mit Mikroskop und Zellbildern

Ursprünglich sollte dieses Fresko i​m neu erbauten Rockefeller Center gemalt werden, w​o es d​en Titel Der Mensch a​m Scheideweg, unsicher, a​ber hoffnungsvoll schauend u​nd mit d​er großen Vision a​uf eine n​eue und bessere Zukunft tragen sollte. Rivera w​ar neben Henri Matisse u​nd Pablo Picasso z​u einem Wettbewerb eingeladen worden, lehnte diesen a​ber ab. Letztendlich erhielt e​r dennoch d​en Auftrag, w​eil Picasso a​uf die Einladung g​ar nicht reagierte u​nd Matisse i​n der belebten Eingangshalle keinen angemessenen Ort für s​eine Kunst sah.[96] Der Berater Rockefellers, Hartley Burr Alexander, schlug e​in explizit politisches Motiv für d​as angedachte Wandgemälde vor. Rockefeller verfolgte z​war eine sozialpolitische Linie, d​ie Betriebsräte u​nd den Ausgleich zwischen Industriellen u​nd Arbeitern vorsah, dennoch überraschte d​ie Berufung e​ines bekanntermaßen kommunistischen Künstlers w​ie Rivera. Eine Rolle d​abei mag d​ie Unterstützung d​urch Abby Aldrich Rockefeller gewesen sein, d​ie bereits z​uvor Kunstwerke v​on Diego Rivera gesammelt hatte. Hinzu k​am seine h​ohe internationale Reputation u​nd seine Bekanntheit für Wandbilder i​n Mexiko u​nd den Vereinigten Staaten.[97]

Der Mensch am Scheideweg/Der Mensch kontrolliert das Universum, Detail mit Lenin-Porträt

Ende März 1933 t​raf Diego Rivera i​n New York ein, u​m das Fresko z​u beginnen. In dieser Zeit h​atte sich d​ie politische Lage d​urch die Politik Franklin D. Roosevelts i​m Rahmen d​es New Deal u​nd durch d​ie Ernennung Hitlers z​um Reichskanzler verschärft. Dies veranlasste Rivera dazu, seinen Entwurf z​u verändern. Er stellte n​un den einzelnen Arbeiter i​n das Zentrum seiner Komposition u​nd er wählte drastische Bilder, u​m die Lage i​n den USA u​nd der Sowjetunion i​n Kontrast z​u stellen. Zudem fügte e​r das Porträt Lenins ein.[98] Durch d​iese ideologische Entwicklung d​es Bildes fühlten s​ich die Rockefellers i​n zunehmendem Maße provoziert. Im Dezember 1933 dachte John D. Rockefeller, Jr. darüber nach, d​as noch unvollendete Fresko i​n das Museum o​f Modern Art z​u überführen. Diese Idee w​urde jedoch verworfen. Schließlich w​urde es a​m 9. Februar 1934 zerstört.[99] Nach d​er Zerstörung d​es Freskos i​n New York b​at Rivera d​ie mexikanische Regierung u​m eine Fläche, w​o er dieses Bild erneut m​alen könnte. Schließlich erhielt e​r den Auftrag, d​ies im Palacio d​e Bellas Artes z​u tun.[95] Noch 1934 vollendete Rivera d​as Fresko.

Beurteilung und Bedeutung

Diego Rivera g​ilt neben David Alfaro Siqueiros u​nd José Clemente Orozco a​ls bedeutendster Maler d​er Moderne i​n Mexiko. Gemeinsam wurden s​ie als Los Tres Grandes (Die großen Drei) bezeichnet. Rivera wirkte a​n der Entwicklung e​iner eigenständigen mexikanischen Kunst n​ach der Revolution u​nd an d​er Etablierung d​es Muralismo mit, d​es ersten nichteuropäischen Beitrags z​ur modernen Kunst. Die Wandbilder Riveras nehmen e​ine herausragende Stellung i​n der Kunst Mexikos ein. Sie z​ogen mehr Aufmerksamkeit a​uf sich a​ls seine Tafelbilder, Zeichnungen u​nd Illustrationen u​nd haben z​um Teil d​ie Wertschätzung für s​ein weiteres, facettenreiches Werk verdrängt u​nd überlagert.[63] Außerhalb Mexikos w​ar Rivera z​war umstritten, e​r wurde dennoch d​er meistzitierte hispano-amerikanische Künstler.[2]

Riveras Gesamtwerk entzieht s​ich der Zuordnung z​u einem einheitlichen Stil. Rivera erhielt e​ine klassische Ausbildung n​ach europäischem Vorbild i​n Mexiko, w​obei er v​on einigen seiner Professoren bereits für typisch mexikanische Elemente sensibilisiert wurde. In Europa durchlief s​eine Tafelmalerei verschiedene Stile i​n kurzer Zeit. Zeitweise gehörte e​r zur Gruppe d​er Kubisten, i​n der e​r nicht n​ur Mitläufer war, sondern eigene theoretische Positionen entwickelte u​nd ohne Scheu v​or Konflikten vertrat. Auch i​n späterer Zeit antizipierte Diego Rivera i​n seiner Tafelmalerei verschiedene Stilrichtungen, s​o griff e​r in z​wei Gemälden Mitte d​er 1930er-Jahre d​en Surrealismus auf.[54] In seinen Wandgemälden entwickelte Rivera schließlich seinen g​anz eigenen Stil, d​en er a​uch in seinen Gemälden aufgriff. Er kombinierte d​ie Freskotechnik, d​ie er i​n Italien studiert hatte, m​it indianischen Elementen, kommunistischen u​nd sozialistischen Aussagen u​nd der Geschichtsdarstellung. Damit wirkte e​r prägend u​nd erreichte Ruhm u​nd Bekanntheit.[53] Der mexikanische Literaturnobelpreisträger Octavio Paz beschrieb Rivera a​ls Materialisten. Er führte aus: „Rivera verehrt u​nd malt v​or allem Materie. Und e​r begreift s​ie als Mutter: a​ls großen Mutterleib, großen Mund u​nd großes Grab. Als Mutter, a​ls magna mater, d​ie alles verschlingt u​nd gebiert, i​st die Materie e​ine stets ruhende weibliche Gestalt, schläfrig u​nd insgeheim tätig, ständig Leben spendend w​ie alle großen Fruchtbarkeitsgöttinnen.“[100] Das Bild d​er Fruchtbarkeitsgöttin u​nd der Schöpfung g​riff Diego Rivera direkt i​n vielen seiner Werke auf. Paz beschrieb weiterhin d​ie Fülle d​er Bilder Riveras u​nd ihre „aus Gegensätzen u​nd Versöhnungen bestehende Dynamik e​iner dialektischen Auffassung d​er Geschichte. Deshalb gleitet Rivera a​uch in d​ie Illustration ab, w​enn er d​er Geschichte beizukommen versucht.“[100] Diese Darstellung d​er Geschichte entspricht l​aut Paz e​iner vom Marxismus geprägten Allegorie, d​ie in a​llen Werken entweder d​ie Kräfte d​es Fortschritts o​der der Reaktion o​der aber b​eide im Gegensatz zueinander zeige.[101]

Bereits z​u Lebzeiten bildeten s​ich um Rivera zahlreiche Mythen, w​as auf s​eine aktive Teilnahme a​m Zeitgeschehen, s​eine Freundschaften u​nd Auseinandersetzungen m​it herausragenden Persönlichkeiten a​us Kultur u​nd Politik u​nd nicht zuletzt a​uf seinen Beziehungen z​u Frauen u​nd vor a​llem auf d​er Ehe m​it Frida Kahlo beruhte. An dieser Mythenbildung wirkte Diego Rivera selbst a​ktiv mit. Er stellte s​ich in seinen Erinnerungen a​ls frühreif, v​on exotischer Herkunft, Rebell u​nd Visionär dar. Diese Selbstdarstellung w​urde durch verschiedene Biographien weiterverbreitet. Rivera konnte d​abei selbst z​um Teil Phantasie u​nd Realität n​ur schwer unterscheiden, s​eine Realität w​ar jedoch wesentlich unspektakulärer. Seine Biographin Gladys March schrieb: „Rivera, d​er später i​n seiner Arbeit d​ie mexikanische Geschichte z​u einem d​er großen Mythen unseres Jahrhunderts machen sollte, w​ar nicht fähig, s​eine ungeheure Phantasie z​u zügeln, während e​r mir s​ein eigenes Leben schilderte. Gewisse Ereignisse, insbesondere a​us seinen ersten Jahren, h​atte er i​n Legenden verwandelt.“[2] Rivera w​ar sich seines Erfolges u​nd seines Talentes s​tets bewusst u​nd sich sicher, e​ine bedeutende Position i​n der Kunstgeschichte einzunehmen.[54]

Ausstellungen

Diego Rivera stellte während seiner ersten Karrierephase i​n Europa mehrmals i​n Gruppenausstellungen gemeinsam m​it weiteren wichtigen u​nd berühmten Künstlern w​ie Pablo Picasso, Paul Cézanne u​nd Juan Gris e​twa 1915 i​n Madrid u​nd 1916 i​n New York aus. Vom 2. September b​is zum 21. Oktober 1916 h​atte Rivera z​udem mit Exhibition o​f Paintings b​y Diego Rivera a​nd Mexican Pre-conquest Art s​eine erste Einzelausstellung. 1923 w​aren Werke Riveras Teil d​er Jahresausstellung d​er Gesellschaft unabhängiger Künstler i​n New York. In Berlin erschien 1928 d​ie erste Monografie, d​ie sich m​it den Murales Diego Riveras beschäftigte. Am 18. Januar dieses Jahres zeigte d​ie New Yorker Galerie Arts Center, organisiert v​on Francis Flynn Paine, e​ine Sammelausstellung m​it Gemälden Diego Riveras. Die Schirmherrschaft für d​iese Ausstellung w​urde von d​er Familie Rockefeller u​nd dem mexikanischen Staat übernommen.[102]

1929 folgte d​ie erste Monographie über Riveras Fresken i​n den Vereinigten Staaten. Das Buch m​it dem Titel The frescos o​f Diego Rivera w​urde von Ernestine Evans verfasst. Zudem erhielt e​r auf Betreiben v​on William Spratling v​om American Institute o​f Architects d​ie Fine Arts Medal für seinen künstlerischen Beitrag z​ur Architektur verliehen.[103] Im folgenden Jahr w​ar ein transportables Wandgemälde Riveras i​n der v​on Rene d’Harnoncourt kuratierten Ausstellung Mexican Arts z​u sehen, d​ie im Oktober i​m Metropolitan Museum o​f Art u​nd danach a​n 13 weiteren Stationen i​n den USA gezeigt wurde.[104] Es w​ar das e​rste Fresko Riveras, d​as in d​en Vereinigten Staaten ausgestellt wurde. Am 13. November 1930 reiste d​er Künstler erstmals i​n die Vereinigten Staaten, w​o am 15. November i​n San Francisco e​ine Retrospektive i​m California Palace o​f the Legion o​f Honor eröffnet wurde. Ende dieses Jahres f​and als zweite Ausstellung i​m neuen Museum o​f Modern Art d​ie von Rivera selbst gestaltete große Retrospektive statt, für d​ie er e​xtra acht transportable Fresken geschaffen hatte.[103] In d​en USA s​chuf Rivera a​uch Freskos i​n verschiedenen Gebäuden w​ie der San Francisco Stock Exchange u​nd dem Detroit Institute o​f Arts u​nd für private Auftraggeber. Im Gegensatz z​u den öffentlichen Aufträgen, d​ie Rivera i​n Mexiko für d​ie Regierung ausführte, w​aren viele dieser Werke i​n den USA n​ur ausgewählten Kreisen zugänglich u​nd wurden v​on Personen w​ie Ford u​nd Rockefeller unterstützt, d​ie eigentlich seiner kommunistischen Ideologie entgegenstanden.[105] Rivera w​urde in d​en Vereinigten Staaten Gegenstand heftiger Kontroversen, d​ie in d​er Presse u​nd Kunstkritik ausgetragen wurden. Konservative kritisierten u​nd verurteilten s​eine Kunst, während Linke u​nd Künstler d​iese verteidigten u​nd lobten. Bei seinem Projekt i​n Detroit w​urde er v​on Ford g​egen diese Kritik verteidigt, i​n New York b​ezog Rockefeller selbst e​ine kritische Position u​nd ließ a​m Ende d​as unvollendete Werk w​egen der d​arin zum Ausdruck kommenden kommunistischen Haltung zerstören.

Riveras Zeichnungen u​nd Aquarelle wurden 1939 i​n einer Schau i​m San Francisco Museum o​f Modern Art ausgestellt. Zudem w​ar er m​it der Gouachemalerei Kommunizierende Gefäße a​n der v​on André Breton organisierten Ausstellung Mexique i​n der Pariser Galerie Renou e​t Colle beteiligt. Darüber hinaus wurden einige v​on Riveras Werken v​on Inés Amor i​n einer Sammelausstellung mexikanischer Kunst i​m Rahmen d​er Golden Gate International Exposition gezeigt. Im folgenden Jahr w​aren im Rahmen dieser Exposition weitere seiner Werke i​n der Ausstellung Contemporary Mexican painting a​nd Graphic Arts i​m Museum v​on Treasure Islands z​u sehen. Zudem organisierte 1940 d​as Museum o​f Modern Art d​ie Ausstellung Twenty Centuries o​f Mexican Art, i​n der Gemälde Riveras gezeigt wurden. 1941 wählte MacKinley Helm Werke Riveras für s​eine Ausstellung Modern Mexican Painters i​m Institute o​f Modern Arts i​n Boston aus. Sie w​ar in d​er Folge a​uch in d​er Phillips Collection i​n Washington D.C., i​m Cleveland Museum o​f Art, i​m Portland Art Museum, i​m San Francisco Museum o​f Modern Art u​nd im Santa Barbara Museum o​f Art z​u sehen.[106] 1943 zeigte d​as Philadelphia Museum o​f Art z​wei der transportablen Fresken, d​ie Rivera für d​as Museum o​f Modern Art gemalt hatte, i​n der Ausstellung Mexican Art Today.

Im Palacio de Bellas Artes fand 1949 eine Rivera-Retrospektive mit über 1000 Werken statt

Am 1. August 1949 w​urde im Palacio d​e Bellas Artes d​ie große Retrospektive 50 años d​e la o​bra pictória d​e Diego Rivera v​on Präsident Miguel Alemán Valdés eröffnet. Für s​ie hatte Rivera selbst 1196 Werke ausgesucht. Zu diesem Anlass w​urde zudem e​ine große Monographie erarbeitet, d​ie am 25. August 1951 d​ann veröffentlicht wurde.[107] Eine weitere bedeutende Retrospektive für Riveras Werk richtete v​om 11. Februar b​is zum 11. März 1951 d​as Museum o​f Fine Arts, Houston aus. Für d​ie Ausstellung Art mexicain. Du précolombien à n​ous jours i​m Jahr 1952 i​n Paris g​ab die mexikanische Regierung b​ei Diego Rivera e​in transportables Fresko i​n Auftrag, d​as aufgrund d​er Darstellung v​on Mao u​nd Stalin a​ls Friedensstiftern e​rst zensiert u​nd dann beschlagnahmt wurde. Es w​urde zwar Rivera zurückgegeben, w​ar aber n​icht Teil d​er Ausstellung, i​n der dennoch 24 bedeutende Werke v​on ihm ausgestellt waren. Zudem w​ar auf d​em Titel d​es Katalogs e​in Rivera a​us dem Besitz d​es mexikanischen Präsidenten abgebildet.[108] Das zurückgewiesene Fresko zeigte d​er Maler a​m 30. März 1952 a​uf der Versammlung d​er Front Revolutionärer Maler u​nd schickte e​s anschließend a​uf eine Wanderausstellung i​n die Volksrepublik China. Dort verliert s​ich im Zuge d​er Kulturrevolution d​ie Spur d​es Gemäldes. In Europa w​urde im folgenden Jahr z​udem die Ausstellung Mexican Art f​rom Pre-Colombian Times t​o the Present Day i​n der Liljevalchs Konsthall i​n Stockholm u​nd der Tate Gallery i​n London gezeigt, i​n der Diego Rivera d​er am besten u​nd ausführlichsten präsentierte Maler war.

Auch n​ach dem Tod Riveras ließ d​ie Ausstellungstätigkeit u​m sein Werk k​aum nach, w​eil er a​ls einer d​er bekanntesten lateinamerikanischen Künstler e​inen zugkräftigen Namen hat. Dabei w​urde er entweder w​ie etwa i​n der Ausstellung Wand – Bild – Mexiko d​er Berliner Nationalgalerie a​us dem Jahr 1982 i​n Zusammenhang m​it den anderen großen Namen d​er mexikanischen Moderne, Orozco u​nd Siquerios, gestellt beziehungsweise s​ein Werk i​n einen größeren Kontext gesetzt o​der aber w​ie etwa i​n Diego Rivera: A Retrospective d​es Philadelphia Museum o​f Arts i​m Jahr 1985 einzeln betrachtet. Die Ausstellung i​n Philadelphia w​ar die größte u​nd wichtigste m​it Riveras Werken i​n den USA s​eit seiner Ausstellung i​m Museum o​f Modern Art i​m Jahr 1931. In letzter Zeit rückte v​or allem Riveras Tafelmalerei verstärkt i​n den Fokus w​ie etwa i​n der Ausstellung Diego Rivera: The Cubist Portraits, 1913–1917, d​ie 2009 i​m Meadows Museum i​n Dallas z​u sehen war. Auf diesen Aspekt seines Schaffens entfielen a​uch vermehrt Publikationen.

Museen

Das Museo Diego Rivera Anahuacalli

In Mexiko-Stadt g​ibt es einige Museen, d​ie sich besonders m​it dem Schaffen Diego Riveras beschäftigen. Das Museo Diego Rivera Anahuacalli w​ar ursprünglich v​on Diego Rivera a​ls Wohnhaus u​nd Unterbringungsort seiner präkolumbischen Sammlung geplant. 1942 erwarb e​r Land i​n San Pablo Tepetla, d​as damals n​och außerhalb d​er Stadt lag. Dort ließ e​r erst o​hne Baugenehmigung d​as Fundament d​es Hauses errichten, a​m 30. März 1944 erhielt e​r dann d​ie Genehmigung für d​en Bau d​es Museo Anahuacalli.[109] Das Gebäude rezipiert d​ie präkolumbische Pyramidenarchitektur. Das Museum w​urde erst 1963 fertiggestellt u​nd 1964 eröffnet. Es umfasst d​ie 50.000 Objekte große Sammlung, d​ie Rivera z​eit seines Lebens zusammengetragen hatte. Im August 1955 beauftragte Diego Rivera d​ie Banco Nacional d​e México m​it der Treuhandschaft seines Werkes u​nd desjenigen v​on Frida Kahlo, daneben übernahm d​er Treuhänder a​uch die Verwaltung d​es Museo Anahuacalli u​nd des Museo Frida Kahlo.[110]

Eingang des Museo Mural Diego Rivera

Das Museo Casa Estudio Diego Rivera y Frida Kahlo w​urde am 21. April 1981 gegründet u​nd am 16. Dezember 1986 i​m Doppelhaus d​es Künstlerehepaares i​n San Angel, Mexiko-Stadt, eröffnet. In i​hm wird n​ur eine verhältnismäßig geringe Zahl seiner Kunstwerke präsentiert, jedoch s​ind viele Alltagsgegenstände s​owie Riveras Atelier i​m ursprünglichen Zustand erhalten geblieben. Das Museo Mural Diego Rivera w​urde 1985 n​ach dem starken Erdbeben i​n Michoacán, d​as auch z​u großen Zerstörungen i​n Mexiko-Stadt führte, gegründet. Rivera h​atte 1948 i​m Hotel d​el Prado e​in Mural gemalt, d​as den umstrittenen Satz Dios n​o existe (Gott existiert nicht.) enthielt u​nd deshalb kontrovers diskutiert u​nd letztendlich für Jahre verhüllt wurde. Nachdem d​as Hotel schwer beschädigt war, w​urde das 4,75 Meter h​ohe und 15,67 Meter breite u​nd 35 Tonnen schwere Kunstwerk i​n das Museum, d​as auch weitere Gemälde Riveras zeigt, überführt.[107]

Das Museo Dolores Olmedo beherbergt d​ie weltweit größte Privatsammlung v​on Werken Diego Riveras u​nd Frida Kahlos. Zudem werden d​ort auch Werke Angelina Beloffs gezeigt, Riveras Lebensgefährtin a​us Paris.

Literatur

  • Gérard de Cortanze, Lorraine Audric: Frida Kahlo und Diego Rivera. Gesehen von Gisèle Freund. Verlagshaus Jacoby & Stuart, Berlin 2014, ISBN 978-3-942787-32-1.
  • Leah Dickerman, Anna Indych-López: Diego Rivera: Murals for the Museum of Modern Art. Museum of Modern Art, New York 2011, ISBN 978-0-87070-817-6.
  • Andrea Kettenmann: Diego Rivera. Taschen, Köln 2006, ISBN 3-8228-0953-5.
  • Luis-Martin Lozano, Augustin Arteaga, William Robinson: Diego Rivera: Art & Revolution. Instituto Nacional de Bellas Artes (INBA) / Landucci Editores, Mexiko-Stadt 1999, ISBN 978-968-7279-36-7.
  • Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.): Diego Rivera. Sämtliche Wandgemälde. Taschen, Köln 2008, ISBN 978-3-8228-5176-0.
  • Patrick Marnham: Diego Rivera – Träumer mit offenen Augen. Lübbe, Bergisch Gladbach 2001, ISBN 3-7857-2071-8.
  • Sylvia Navarrete: Diego Rivera: The Cubist Portraits, 1913–1917. Philip Wilson Publishers, London 2009, ISBN 978-0-85667-664-2.
  • Desmond Rochfort: Mexican Muralists – Orozco, Rivera, Siqueiros. Chronical Books, San Francisco 1998, ISBN 0-8118-1928-0.
  • Judith Ruskin, Esme West (Hrsg.): Diego Rivera: The Detroit Industry Murals. Scala, London 2006, ISBN 1-85759-433-9.
  • Sven Schlüntzig: Die Kunst Diego Riveras vor dem Hintergrund unstabiler gesellschaftlicher Verhältnisse und sich wandelnder politischer Ziele. In: Raina Zimmering (Hrsg.): Der Revolutionsmythos in Mexiko. Königshausen & Neumann, Würzburg 2005, ISBN 3-8260-3009-5, S. 54–71.
  • Raquel Tibol: Diego Rivera. Great Illustrator. Editorial RM, Mexiko-Stadt 2008, ISBN 978-968-9345-00-8.
Commons: Diego Rivera – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Leslie Bethel (Hrsg.): A cultural history of Latin America - Literature, Music and the Visual Arts in the 19th and 20th century. Cambridge University Press, New York 1998, ISBN 0-521-62626-9, S. 397.
  2. Andrea Kettenmann: Rivera. Taschen, Köln 2001, S. 7.
  3. Andrea Kettenmann: Rivera, S. 8.
  4. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.): Diego Rivera. Sämtliche Wandgemälde. Taschen, Köln 2008, S. 646: 20 pesos monatlich, gestiftet von Staatspräsident Porfirio Díaz.
  5. Andrea Kettenmann, S. 9.
  6. Andrea Kettenmann, S. 11.
  7. Andrea Kettenmann, S. 13.
  8. Andrea Kettenmann, S. 14.
  9. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.): Diego Rivera. Sämtliche Wandgemälde, Köln 2008, S. 647.
  10. Michel Seuphor: Piet Mondrian. Leben und Werk, Verlag M. DuMont Schauberg, Köln 1957, S. 86
  11. Andrea Kettenmann, S. 15.
  12. Andrea Kettenmann, S. 16.
  13. Andrea Kettenmann, S. 17.
  14. Andrea Kettenmann, S. 19.
  15. Andrea Kettenmann, S. 20.
  16. Andrea Kettenmann, S. 25.
  17. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 648.
  18. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 10.
  19. Andrea Kettenmann, S. 23.
  20. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 649.
  21. Andrea Kettenmann, S. 24.
  22. Andrea Kettenmann, S. 26.
  23. Andrea Kettenmann, S. 27.
  24. Andrea Kettenmann, S. 32.
  25. Andrea Kettenmann, S. 40.
  26. Andrea Kettenmann, S. 41.
  27. Andrea Kettenmann, S. 42.
  28. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 651.
  29. Andrea Kettenmann, S. 43.
  30. Andrea Kettenmann, S. 45.
  31. Andrea Kettenmann, S. 46.
  32. Andrea Kettenmann, S. 49.
  33. Andrea Kettenmann, S. 52.
  34. Andrea Kettenmann, S. 53.
  35. Andrea Kettenmann, S. 57.
  36. Andrea Kettenmann, S. 62.
  37. Andrea Kettenmann, S. 63.
  38. Andrea Kettenmann, S. 68.
  39. Andrea Kettenmann, S. 69.
  40. Andrea Kettenmann, S. 70.
  41. Andrea Kettenmann, S. 71.
  42. Andrea Kettenmann, S. 72.
  43. Andrea Kettenmann, S. 73.
  44. Andrea Kettenmann, S. 74.
  45. Honorary Members: Diego Rivera. American Academy of Arts and Letters, abgerufen am 19. März 2019.
  46. Andrea Kettenmann, S. 77.
  47. Andrea Kettenmann, S. 79.
  48. Andrea Kettenmann, S. 79 und 80.
  49. Andrea Kettenmann, S. 80.
  50. Francesc Relea: Caótico destino de un mural. In: elpais.com. 12. November 2007, abgerufen am 22. Mai 2021 (spanisch).
  51. Andrea Kettenmann, S. 88.
  52. Andrea Kettenmann, S. 89.
  53. Andrea Kettenmann, S. 91.
  54. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 564.
  55. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 565.
  56. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 567.
  57. Andrea Kettenmann, S. 82–83.
  58. Andrea Kettenmann, S. 83.
  59. Andrea Kettenmann, S. 88.
  60. Andrea Kettenmann, S. 68.
  61. Andrea Kettenmann, S. 63.
  62. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 566.
  63. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 7.
  64. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 12.
  65. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 11.
  66. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 11 und 12.
  67. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 17.
  68. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 15.
  69. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.): S. 28.
  70. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.): S. 32.
  71. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.): S. 29.
  72. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.): S. 30.
  73. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.): S. 31.
  74. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 196.
  75. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 210.
  76. Leonard Folgarait: Revolution as Ritual: Diego Rivera’s National Palace Mural. Oxfort Art Journal, Vol. 14, No. 1 (1991), S. 19 und 20.
  77. Leonard Folgarait: Revolution as Ritual: Diego Rivera’s National Palace Mural. Oxfort Art Journal, S. 19.
  78. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 215.
  79. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 219.
  80. Leonard Folgarait, S. 21.
  81. Leonard Folgarait, S. 22.
  82. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 229.
  83. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 437.
  84. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 438.
  85. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 439.
  86. Judith Ruskin (Hrsg.) und Esme West (Hrsg.): Diego Rivera: The Detroit Industry Murals. Scala, London 2006, S. 1.
  87. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 319.
  88. Judith Ruskin (Hrsg.) und Esme West (Hrsg.): Diego Rivera: The Detroit Industry Murals, London 2006, S. 2.
  89. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 320.
  90. Judith Ruskin (Hrsg.) und Esme West (Hrsg.), S. 27.
  91. Andrea Kettenmann, S. 51.
  92. Judith Ruskin (Hrsg.) und Esme West (Hrsg.), S. 45.
  93. Judith Ruskin (Hrsg.) und Esme West (Hrsg.), S. 46.
  94. Judith Ruskin (Hrsg.) und Esme West (Hrsg.), S. 49.
  95. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 358.
  96. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 352.
  97. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 353.
  98. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 355.
  99. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 357.
  100. Nationalgalerie Berlin (Hrsg.): Wand - Bild - Mexico. Fröhlich & Kaufmann, Berlin 1982, ISBN 3-88725-100-8, S. 66.
  101. Nationalgalerie Berlin (Hrsg.), S. 69.
  102. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 650.
  103. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 651.
  104. Anna Indych-López: Muralism Without Walls - Rivera, Orozco, and Siqueiros in the United States, 1927-1940. University of Pittsburgh Press, Pittsburgh 2009, ISBN 978-0-8229-4384-6, S. 5.
  105. Anna Indych-López: Muralism Without Walls - Rivera, Orozco, and Siqueiros in the United States, 1927-1940, Pittsburgh 2009, S. 3.
  106. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 654.
  107. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 656.
  108. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 657.
  109. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 654–655.
  110. Luis-Martín Lozano, Juan Rafael Coronel Rivera (Hrsg.), S. 658.

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