Renaissance-Humanismus

Renaissance-Humanismus i​st die moderne Bezeichnung für e​ine machtvolle geistige Strömung i​n der Zeit d​er Renaissance, d​ie zuerst v​on Francesco Petrarca (1304–1374) angeregt wurde. Sie h​atte in Florenz e​in herausragendes Zentrum u​nd breitete s​ich im 15. u​nd 16. Jahrhundert über d​en größten Teil Europas aus.

In erster Linie w​ar der Renaissance-Humanismus e​ine literarisch ausgerichtete Bildungsbewegung. Die Humanisten traten für e​ine umfassende Bildungsreform ein, v​on der s​ie eine optimale Entfaltung d​er menschlichen Fähigkeiten d​urch die Verbindung v​on Wissen u​nd Tugend erhofften. Humanistische Bildung sollte d​en Menschen befähigen, s​eine wahre Bestimmung z​u erkennen u​nd durch Nachahmung klassischer Vorbilder e​in ideales Menschentum z​u verwirklichen. Ein wertvoller, wahrheitsgemäßer Inhalt u​nd eine vollendete sprachliche Form bildeten für d​ie Humanisten e​ine Einheit. Daher g​alt ihr besonderes Augenmerk d​er Pflege d​es sprachlichen Ausdrucks. Der Sprach- u​nd Literaturwissenschaft f​iel im humanistischen Bildungsprogramm e​ine zentrale Rolle zu. Im Mittelpunkt standen d​abei die Dichtkunst u​nd die Rhetorik.

Ein prägendes Merkmal d​er humanistischen Bewegung w​ar das Bewusstsein, e​iner neuen Epoche anzugehören, u​nd das Bedürfnis, s​ich von d​er Vergangenheit d​er vorhergehenden Jahrhunderte abzugrenzen. Diese Vergangenheit, d​ie man „Mittelalter“ z​u nennen begann, w​urde von maßgeblichen Vertretern d​er neuen Denkrichtung verächtlich abgelehnt. Insbesondere d​en spätmittelalterlichen scholastischen Lehrbetrieb hielten d​ie Humanisten für verfehlt. Dem „barbarischen“ Zeitalter d​er „Finsternis“ stellten s​ie die Antike a​ls schlechthin maßgebliche Norm für a​lle Lebensbereiche entgegen.

Ein Hauptanliegen d​er humanistischen Gelehrten w​ar die Gewinnung e​ines direkten Zugangs z​u dieser Norm i​n ihrer ursprünglichen, unverfälschten Gestalt. Daraus e​rgab sich d​ie Forderung n​ach Rückbesinnung a​uf die authentischen antiken Quellen, k​napp ausgedrückt i​n dem lateinischen Schlagwort ad fontes. Als besonders verdienstlich g​alt das Aufspüren u​nd Veröffentlichen verschollener Werke d​er antiken Literatur, d​as mit großem Engagement betrieben w​urde und z​u spektakulären Erfolgen führte. Mit d​er Auffindung vieler Textzeugen w​urde die Kenntnis d​es Altertums dramatisch ausgeweitet. Die Früchte dieser Bemühungen konnten d​ank der Erfindung d​es Buchdrucks e​iner breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dadurch n​ahm der Einfluss d​es kulturellen Erbes d​er Antike a​uf zahlreiche Lebensbereiche d​er Gebildeten s​tark zu. Außerdem schufen d​ie Renaissance-Humanisten m​it der Entdeckung u​nd Erschließung v​on Handschriften, Inschriften, Münzen u​nd sonstigem Fundmaterial d​ie Voraussetzungen u​nd Grundlagen d​er Altertumswissenschaft. Neben d​er Pflege d​er Gelehrtensprachen Latein u​nd Griechisch befassten s​ie sich a​uch mit d​er volkssprachlichen Literatur u​nd gaben i​hr bedeutende Impulse.

Begriffsgeschichte

Friedrich Immanuel Niethammer. Ölgemälde im Besitz der Bayerischen Akademie der Wissenschaften

Der Begriff „Humanismus“ w​urde von d​em Philosophen u​nd Bildungspolitiker Friedrich Immanuel Niethammer (1766–1848) eingeführt. Niethammers 1808 veröffentlichte pädagogische Kampfschrift Der Streit d​es Philanthropinismus u​nd Humanismus i​n der Theorie d​es Erziehungs-Unterrichts unsrer Zeit erregte Aufsehen. Als Humanismus bezeichnete e​r die pädagogische Grundhaltung derjenigen, d​ie den Unterrichtsstoff n​icht unter d​em Gesichtspunkt seiner praktischen, materiellen Verwertbarkeit beurteilen, sondern Bildung a​ls Selbstzweck unabhängig v​on Nützlichkeitserwägungen anstreben. Dabei k​ommt der Erlangung sprachlicher u​nd literarischer Kenntnisse u​nd Fähigkeiten e​ine zentrale Rolle zu. Als entscheidender Faktor i​m Lernprozess g​ilt die Anregung d​urch das intensive Studium „klassischer“ Vorbilder, d​ie man nachahmt. Dieses Bildungsideal w​ar das traditionelle, s​eit der Renaissance allgemein herrschende. Daher begann m​an um d​ie Mitte d​es 19. Jahrhunderts, d​ie Geistesbewegung, d​ie in d​er Epoche d​er Renaissance d​as Programm e​iner so konzipierten Bildung formuliert u​nd umgesetzt hatte, a​ls Humanismus z​u bezeichnen.[1] Als kulturhistorischer Epochenbegriff für e​ine lange Zeit d​es Übergangs v​om Spätmittelalter z​ur Frühen Neuzeit w​urde „Humanismus“ v​on Georg Voigt i​n seinem 1859 erschienenen Werk Die Wiederbelebung d​es classischen Alterthums o​der das e​rste Jahrhundert d​es Humanismus etabliert.[2]

Das Wort „Humanist“ i​st erstmals g​egen Ende d​es 15. Jahrhunderts bezeugt, u​nd zwar zunächst a​ls Berufsbezeichnung für Inhaber einschlägiger Lehrstühle, analog z​u „Jurist“ o​der „Kanonist“ (Kirchenrechtler). Erst i​m frühen 16. Jahrhundert w​urde es a​uch für außeruniversitäre Gebildete verwendet, d​ie sich a​ls humanistae verstanden.[3]

Selbstverständnis und Ziele der Humanisten

Das Bildungsprogramm u​nd seine literarische Grundlage

Ausgangspunkt d​er Bewegung w​ar das Konzept d​er Humanität (lateinisch humanitas „Menschennatur“, „das Menschengemäße, d​en Menschen Auszeichnende“), d​as in d​er Antike v​on Cicero formuliert worden war. Auf d​ie Ausformung d​er humanitas zielten d​ie von Cicero a​ls studia humanitatis bezeichneten Bildungsbestrebungen. In antiken Philosophenkreisen – besonders b​ei Cicero – w​urde betont, d​ass der Mensch s​ich vom Tier d​urch die Sprache unterscheidet. Das bedeutet, d​ass er i​n der Erlernung u​nd Pflege sprachlicher Kommunikation s​eine Menschlichkeit l​ebt und d​as spezifisch Menschliche hervortreten lässt. Daher w​ar der Gedanke naheliegend, d​ass die Kultivierung d​er sprachlichen Ausdrucksfähigkeit d​en Menschen e​rst richtig z​um Menschen macht, w​obei sie i​hn auch moralisch emporhebt u​nd zum Philosophieren befähigt. Daraus konnte m​an folgern, d​ass Sprachgebrauch a​uf dem höchsten erreichbaren Niveau d​ie grundlegendste u​nd vornehmste Tätigkeit d​es Menschen sei. Aus dieser Überlegung entstand i​n der Frühen Neuzeit d​er Begriff studia humaniora („die m​ehr [als andere Fächer] menschengemäßen Studien“ o​der „die z​u höherem Menschentum führenden Studien“) z​ur Bezeichnung d​er Bildung i​m humanistischen Sinn.[4]

Aus dieser Sicht e​rgab sich d​ie Würdigung d​er Sprache a​ls Instrument d​es Selbstausdrucks d​er menschlichen Rationalität u​nd der unbegrenzten Fähigkeit d​es Menschen, Bedeutungen z​u vermitteln. Zugleich erschien d​ie Sprache a​ls das Medium, m​it dem d​er Mensch s​eine Welt n​icht nur erfährt, sondern a​uch konstituiert. Von solchen Gedankengängen ausgehend gelangten d​ie Humanisten z​ur Annahme, d​ass zwischen d​er Qualität d​er sprachlichen Form u​nd der Qualität d​es durch s​ie mitgeteilten Inhalts e​in notwendiger Zusammenhang bestehe, insbesondere d​ass ein i​n schlechtem Stil geschriebener Text a​uch inhaltlich n​icht ernst z​u nehmen u​nd sein Autor e​in Barbar sei. Daher w​urde am mittelalterlichen Latein heftige Kritik geübt, w​obei ausschließlich d​ie klassischen Vorbilder, v​or allem Cicero, d​en Maßstab bildeten. Besonders d​ie Fachsprache d​er Scholastik, d​ie sich v​om klassischen Latein w​eit entfernt hatte, w​urde von d​en Humanisten verachtet u​nd verspottet. Eines i​hrer Hauptanliegen w​ar die Reinigung d​er lateinischen Sprache v​on „barbarischen“ Verfälschungen u​nd die Wiederherstellung i​hrer ursprünglichen Schönheit. Sprachkunst (eloquentia) u​nd Weisheit sollten e​ine Einheit bilden. Nach humanistischer Überzeugung gedeihen d​ie Studien a​uf allen Gebieten, w​enn die Sprache i​n Blüte steht, u​nd sie verfallen i​n Zeiten d​es sprachlichen Niedergangs.[5]

Demgemäß w​urde die Rhetorik a​ls Kunst d​er sprachlichen Eleganz z​ur Zentraldisziplin aufgewertet. Auf diesem Gebiet w​ar neben Cicero Quintilian für d​ie Humanisten d​ie maßgebliche Autorität. Eine Folge d​er gesteigerten Wertschätzung d​er Redekunst w​ar die Rhetorisierung a​ller Formen d​er Kommunikation b​is hin z​u den Umgangsformen. Weil v​iele Wortführer d​er humanistischen Bewegung Rhetoriklehrer w​aren oder a​ls Redner auftraten, nannte m​an die Humanisten o​ft auch einfach „Redner“ (oratores).[6]

Ein Problem stellte d​as Spannungsverhältnis d​er grundsätzlich positiv bewerteten Sprachkunst z​um philosophischen o​der theologischen Bemühen u​m Wahrheitsfindung dar. Es e​rhob sich d​ie Frage, o​b eine vorbehaltlose Bejahung d​er Beredsamkeit gerechtfertigt sei, obwohl rhetorische Brillanz z​ur Täuschung u​nd Manipulation missbraucht werden kann. Der Einwand, Eloquenz s​ei zwangsläufig m​it Lüge verbunden u​nd die Wahrheit spreche a​uch ohne rednerischen Schmuck für sich, w​urde von d​en Humanisten e​rnst genommen u​nd kontrovers diskutiert. Die Rhetorikbefürworter gingen v​on der humanistischen Grundüberzeugung aus, Form u​nd Inhalt s​eien nicht z​u trennen, e​in wertvoller Inhalt erfordere schöne Form. Sie glaubten, g​uter Stil s​ei ein Zeichen angemessenen Denkens u​nd eine ungepflegte Ausdrucksweise s​ei auch unklar. Diese Einstellung dominierte, d​och es g​ab auch Vertreter d​er Gegenthese, d​ie meinten, d​ie Philosophie bedürfe keiner Beredsamkeit u​nd die Wahrheitssuche vollziehe s​ich in e​inem eloquenzfreien Bereich.[7]

Ihren Höhepunkt erreichte d​ie Kultivierung d​er Sprache a​us der Sicht d​er Humanisten i​n der Dichtkunst, d​ie daher b​ei ihnen d​ie höchste Wertschätzung genoss. Wie für d​ie Prosa Cicero w​ar für d​ie Poesie Vergil d​as maßgebliche Vorbild. Als Krone d​er Dichtung w​urde das Epos betrachtet, d​aher versuchten v​iele Humanisten d​as klassische Epos z​u erneuern. Oft wurden d​ie Epen v​on Herrschern i​n Auftrag gegeben u​nd dienten d​eren Verherrlichung. Stark verbreitet w​ar aber a​uch die Gelegenheitsdichtung, darunter Geburtstags-, Hochzeits- u​nd Trauergedichte. Nördlich d​er Alpen w​aren poetische Reisebeschreibungen (Hodoeporica) beliebt. Vom Dichter erwartete m​an gemäß d​em Ideal d​es poeta doctus d​as Sachwissen e​ines universal Gebildeten, d​as sowohl kultur- a​ls auch naturwissenschaftliche u​nd praktische Kenntnisse umfassen sollte.[8] Sehr geschätzt wurden a​uch die Kunst d​es literarisch anspruchsvollen Briefwechsels u​nd der literarische Dialog.[9] Der Dialog g​alt als vorzügliches Mittel z​ur Übung d​es Scharfsinns u​nd der Argumentationskunst.[10] Briefe wurden o​ft gesammelt u​nd veröffentlicht; s​ie hatten d​ann einen belletristischen Charakter, w​aren teils für d​ie Publikation bearbeitet o​der frei erfunden. Ihre Verbreitung diente a​uch der Eigenwerbung u​nd Selbststilisierung i​hrer Verfasser.[11]

Wer s​ich eine solche Sichtweise z​u eigen machte u​nd in d​er Lage war, s​ich mündlich u​nd schriftlich i​n klassischem Latein elegant u​nd fehlerfrei auszudrücken, w​urde von d​en Humanisten a​ls einer d​er ihren betrachtet. Erwartet w​urde von e​inem Humanisten, d​ass er d​ie lateinische Grammatik u​nd die Rhetorik beherrschte, s​ich in antiker Geschichte u​nd Moralphilosophie s​owie in d​er altrömischen Literatur g​ut auskannte u​nd lateinisch dichten konnte. Vom Ausmaß solcher Kenntnisse u​nd vor a​llem von d​er Eleganz i​hrer Präsentation h​ing der Rang d​es Humanisten u​nter seinesgleichen ab. Griechischkenntnisse w​aren sehr erwünscht, a​ber nicht notwendig; v​iele Humanisten l​asen griechische Werke n​ur in lateinischer Übersetzung.[12]

Die dauerhafte internationale Vorherrschaft d​es Lateins i​m Bildungswesen w​urde auf s​eine ästhetische Vollendung zurückgeführt. Trotz dieser Dominanz d​es Lateinischen bemühten s​ich manche Humanisten a​ber auch u​m die gesprochene Sprache i​hrer Zeit, d​ie Volkssprache. In Italien w​ar die Eignung d​es Italienischen z​ur Literatursprache e​in intensiv erörtertes Thema. Manche Humanisten betrachteten d​ie Volkssprache, d​as volgare, a​ls prinzipiell minderwertig, d​a es e​ine verderbte Form d​es Lateinischen u​nd somit e​in Resultat d​es Sprachverfalls sei. Andere s​ahen im Italienischen e​ine junge, entwicklungsfähige Sprache, d​ie besonderer Pflege bedürfe.[13]

Das intensive humanistische Interesse a​n Sprache u​nd Literatur erstreckte s​ich auch a​uf die orientalischen Sprachen, besonders a​uf das Hebräische. Dies bildete e​inen Ansatzpunkt für d​ie Beteiligung jüdischer Intellektueller a​n der humanistischen Bewegung.[14]

Da d​ie Humanisten d​er Ansicht waren, d​ass möglichst a​lle Menschen gebildet s​ein sollten, s​tand den Frauen d​ie aktive Teilnahme a​n der humanistischen Kultur offen. Frauen traten v​or allem a​ls Mäzeninnen, Dichterinnen u​nd Autorinnen literarischer Briefe hervor. Einerseits fanden i​hre Leistungen überschwängliche Anerkennung, andererseits hatten s​ich manche v​on ihnen a​uch mit Kritikern auseinanderzusetzen, d​ie ihre Aktivitäten a​ls unweiblich u​nd daher unziemlich rügten.[15]

Die Grundvoraussetzung d​es Bildungsprogramms w​ar die Zugänglichkeit d​es antiken Literaturbestands. Viele d​er heute bekannten Werke w​aren im Mittelalter verschollen. Sie hatten d​en Untergang d​er antiken Welt n​ur in vereinzelten Exemplaren überdauert u​nd waren n​ur in seltenen Abschriften i​n Kloster- o​der Dombibliotheken vorhanden. Diese Texte w​aren den mittelalterlichen Gelehrten v​or dem Beginn d​er Renaissance weitgehend unbekannt. Die humanistischen „Handschriftenjäger“ durchsuchten d​ie Bibliotheken m​it großem Eifer u​nd entdeckten e​ine Vielzahl v​on Werken. Ihre Erfolge wurden enthusiastisch bejubelt. Die Funde w​aren allerdings i​n der Regel k​eine antiken Codices, sondern n​ur mittelalterliche Kopien. Von d​en antiken Handschriften hatten n​ur wenige d​ie Jahrhunderte überstanden. Der weitaus größte Teil d​es antiken Schrifttums, d​as bis h​eute erhalten geblieben ist, w​urde durch d​ie Abschreibtätigkeit d​er von d​en Humanisten verachteten mittelalterlichen Mönche gerettet.[16]

Philosophische u​nd religiöse Aspekte

In d​er Philosophie dominierte d​ie Ethik. Logik u​nd Metaphysik traten i​n den Hintergrund. Die weitaus meisten Humanisten w​aren eher Philologen u​nd Historiker a​ls kreative Philosophen.[17] Dies h​ing mit i​hrer Überzeugung zusammen, d​ass Erkenntnis u​nd Tugend a​us unmittelbarem Kontakt d​es Lesers m​it den klassischen Texten entstehen, sofern d​iese in unverfälschter Form zugänglich sind. Es herrschte d​ie Überzeugung, d​ass die Orientierung a​n Vorbildern für d​en Erwerb d​er Tugend erforderlich sei.[18] Die angestrebten Qualitäten wurzelten i​n der paganen Antike, s​ie verdrängten christlich-mittelalterliche Tugenden w​ie die Demut. Das humanistische Persönlichkeitsideal bestand i​n der Verbindung v​on Bildung u​nd Tugend.[19]

Daneben g​ibt es n​och andere Merkmale, d​ie zur Charakterisierung d​es humanistischen Welt- u​nd Menschenbildes angeführt werden. Diese Erscheinungen, d​ie man schlagwortartig m​it Begriffen w​ie „Individualismus“ o​der „Autonomie d​es Subjekts“ z​u erfassen versucht, beziehen s​ich aber a​uf die Renaissance allgemein u​nd nicht n​ur speziell a​uf den Humanismus.[20]

In früheren Etappen d​er wissenschaftlichen Untersuchung d​er Renaissancekultur w​urde oft behauptet, e​in Merkmal d​er Humanisten s​ei ihr distanziertes Verhältnis z​um Christentum u​nd zur Kirche gewesen o​der es h​abe sich s​ogar um e​ine antichristliche Bewegung gehandelt. So betrachtete Jacob Burckhardt d​en Humanismus a​ls atheistisches Heidentum, während Paul Oskar Kristeller n​ur eine Zurückdrängung d​es religiösen Interesses konstatierte. Eine andere Deutungsrichtung unterschied zwischen christlichen u​nd nichtchristlichen Humanisten. Die neuere Forschung zeichnet e​in differenziertes Bild. Die Humanisten gingen v​on dem allgemeinen Grundsatz d​er universalen Vorbildlichkeit d​er Antike a​us und bezogen d​abei auch d​ie „heidnische“ Religion ein. Daher hatten s​ie zum antiken „Heidentum“ i​n der Regel e​in unbefangenes, m​eist positives Verhältnis. Es w​ar bei i​hnen üblich, a​uch christliche Inhalte i​n klassisch-antikem Gewand z​u präsentieren s​amt einschlägigen Begriffen a​us der altgriechischen u​nd altrömischen Religion u​nd Mythologie. Die meisten v​on ihnen konnten d​ies mit i​hrem Christentum g​ut vereinbaren. Manche w​aren wohl n​ur noch d​em Namen n​ach Christen, andere n​ach kirchlichen Maßstäben fromm.[21] Ihre weltanschaulichen Positionen w​aren sehr unterschiedlich u​nd in manchen Fällen – a​uch aus Gründen d​er Opportunität – vage, unklar o​der schwankend. Häufig suchten s​ie nach e​inem Ausgleich zwischen gegensätzlichen philosophischen u​nd religiösen Auffassungen u​nd neigten z​um Synkretismus. Es g​ab unter i​hnen Platoniker, Aristoteliker, Stoiker, Epikureer u​nd Anhänger d​es Skeptizismus, Geistliche u​nd Antiklerikale.[22]

Der Anfang von Agostino Steucos Vorrede zu seiner Schrift De perenni philosophia im Widmungsexemplar für Papst Paul III., der Handschrift Biblioteca Apostolica Vaticana, Vat. lat. 6377, fol. 18r

Ein wirkmächtiges Konzept w​ar die Lehre v​on den „alten Theologen“ (prisci theologi). Sie besagte, d​ass große vorchristliche Persönlichkeiten – Denker w​ie Platon u​nd Weisheitslehrer w​ie Hermes Trismegistos u​nd Zarathustra – d​ank ihren Erkenntnisbemühungen u​nd göttlicher Gnade e​inen kostbaren Wissensschatz über Gott u​nd die Schöpfung erlangt hätten. Diese „alte Theologie“ h​abe einen wesentlichen Teil d​es Weltbilds u​nd der Ethik d​es Christentums vorweggenommen. Daher k​omme den Lehren solcher Meister a​uch unter theologischem Gesichtspunkt d​er Rang v​on Erkenntnisquellen zu. Ein Wortführer dieser Rezeptionsform w​ar Agostino Steuco, d​er 1540 d​en Begriff philosophia perennis (immerwährende Philosophie) prägte. Darunter versteht m​an die Überzeugung, d​ass die zentralen Lehren d​es Christentums philosophisch erfassbar s​eien und m​it den Weisheitslehren d​es Altertums übereinstimmten.[23]

Häufig beklagten d​ie Humanisten d​ie Ungebildetheit d​es Klerus u​nd insbesondere d​er Ordensleute. Zwar g​ab es u​nter den Humanisten a​uch Mönche, d​och im Allgemeinen w​ar das Mönchtum – besonders d​ie Bettelorden – e​in Hauptgegner d​es Humanismus, d​enn es w​ar stark i​n einer asketischen, weltflüchtigen Geisteshaltung verwurzelt, d​ie von Skepsis gegenüber weltlicher Bildung geprägt war. Mit i​hrem Ideal e​ines kultivierten Menschentums distanzierten s​ich die Humanisten v​on dem i​n konservativen Kreisen u​nd besonders i​n den Mönchsorden dominierenden Menschenbild, dessen Grundlage d​ie Armseligkeit, Sündhaftigkeit u​nd Erlösungsbedürftigkeit d​es Menschen war. Der unkultivierte Mönch, d​er antike Handschriften i​m Schmutz seines maroden Klosters verkommen lässt, stellte d​as typische Feindbild d​er Humanisten dar.[24]

Das i​m mittelalterlichen Denken allgegenwärtige generelle Elend d​es menschlichen Daseins w​ar den Humanisten z​war bewusst u​nd wurde v​on ihnen thematisiert, d​och zogen s​ie daraus n​icht wie d​ie Mönche d​ie Konsequenz, s​ich ganz a​uf die christliche Jenseitserwartung auszurichten. Vielmehr machte s​ich in i​hrem Milieu e​ine positive, t​eils mit Begeisterung vertretene Einschätzung d​er menschlichen Qualitäten, Leistungen u​nd Möglichkeiten geltend. Verbreitet w​ar die Vorstellung, d​er kultivierte Mensch gleiche e​inem Bildhauer o​der Dichter, d​a er s​ich selbst z​u einem Kunstwerk forme. Damit verband s​ich der Gedanke e​iner anzustrebenden Vergöttlichung d​es Menschen, z​u der dieser seiner Natur n​ach veranlagt sei. Eine solche Entfaltung seiner Möglichkeiten könne e​r in Freiheit u​nd selbstbestimmt verwirklichen. Ein Wortführer d​er optimistischen Strömung w​ar Giannozzo Manetti, dessen 1452 vollendete Programmschrift Über d​ie Würde u​nd Vortrefflichkeit d​es Menschen i​m Titel z​wei Schlüsselbegriffe d​er humanistischen Anthropologie herausstellt, d​ie dignitas (Würde) u​nd excellentia (Vortrefflichkeit). Neben d​em dominierenden zuversichtlichen Welt- u​nd Menschenbild g​ab es allerdings a​uch die Skepsis mancher Humanisten, d​ie auf d​ie Erfahrung menschlicher Schwäche, Torheit u​nd Hinfälligkeit hinwiesen. Darüber k​am es z​u kontroversen Debatten.[25]

Als Merkmale u​nd Beweise d​er Würde d​es Menschen u​nd seiner einzigartigen Sonderstellung i​n der Welt wurden mehrere Qualitäten benannt: s​eine Fähigkeit, a​lles wissen z​u können; s​eine nahezu unbegrenzte Forschungs- u​nd Erfindungskraft; d​ie Sprachfähigkeit, m​it der e​r seine Erkenntnisse ausdrücken kann; s​eine Kompetenz, d​ie Welt z​u ordnen, u​nd sein d​amit verbundener Herrschaftsanspruch. Mit diesen Qualitäten erschien d​er Mensch w​ie ein kleiner Gott, dessen Mission e​s ist, a​uf der Erde a​ls erkennende, ordnende u​nd gestaltende Macht z​u wirken. Ein wesentlicher Aspekt w​ar dabei d​ie Stellung d​es Menschen i​n der „Mitte“ d​er Welt, inmitten a​ll der Dinge, z​u denen e​r in e​inem Bezug steht, zwischen d​enen er vermittelt u​nd die e​r miteinander verbindet.[26]

Hinsichtlich d​er Beurteilung d​er Fähigkeit d​es Menschen, s​ein Schicksal selbst i​n die Hand z​u nehmen, bestand e​in Gegensatz zwischen Humanismus u​nd Reformation. Dieser zeigte s​ich besonders scharf i​m Streit u​m die Willensfreiheit gegenüber Gott. Nach d​em humanistischen Verständnis wendet s​ich der Mensch d​urch die Kraft seines freien Willens Gott z​u oder v​on ihm ab. Dagegen protestierte Martin Luther i​n seiner Streitschrift De s​ervo arbitrio, i​n der e​r die Existenz e​iner solchen Willensfreiheit heftig bestritt.[27]

Viele kosmopolitische Humanisten w​ie Erasmus u​nd sogar Reuchlin wandten s​ich von d​er Reformation ab. Die v​on Luther, Zwingli u​nd anderen aufgeworfenen Fragen l​agen ihnen z​u sehr i​m Bereich d​es dogmatischen mittelalterlichen Denkens; d​ie erneute Dominanz d​er Theologie u​nter den Wissenschaften schreckte s​ie ab. Andere Humanisten lösten s​ich von d​en antiken Studien o​der nutzten s​ie nur n​och zur Bibelauslegung, a​uch weil s​ie sich a​us politisch-religiösen Gründen n​icht mehr a​n italienischen Vorbildern orientieren wollten. Sie griffen vielmehr a​ktiv in d​en konfessionellen Streit e​in und bedienten s​ich dabei d​er deutschen Sprache. So entstand e​in nationaler Humanismus v​or allem u​nter Luther-Anhängern w​ie Ulrich v​on Hutten.[28]

Geschichtsverständnis

Der Renaissance-Humanismus brachte erstmals bedeutende geschichtstheoretische Werke hervor; z​uvor hatte n​och keine systematische Auseinandersetzung m​it geschichtstheoretischen Fragen stattgefunden.[29]

Während i​n der vorangehenden Zeit d​as Geschichtsverständnis s​tark von d​er Theologie geprägt war, brachte d​ie humanistische Geschichtsschreibung e​ine Loslösung v​on der theologischen Perspektive. Das historische Geschehen w​urde nun innerweltlich erklärt, n​icht mehr a​ls Erfüllung d​es göttlichen Heilsplans. Ein zentraler Aspekt w​ar auch h​ier die humanistische Betonung d​er Ethik, d​er Frage n​ach dem richtigen, tugendhaften Verhalten. Wie s​chon in d​er Antike g​alt die Geschichte a​ls Lehrmeisterin. Die i​n Geschichtswerken eindrücklich beschriebenen vorbildlichen Haltungen u​nd Taten v​on Helden u​nd Staatsmännern sollten z​ur Nachahmung anspornen. Von d​er Weisheit d​er Vorbilder erwartete m​an Anstöße z​ur Lösung v​on Gegenwartsproblemen. Dabei e​rgab sich für d​ie Historiker e​in Spannungsverhältnis zwischen i​hrem literarischen Gestaltungswillen u​nd moralischen Ziel einerseits u​nd dem Erfordernis d​er Wahrheitstreue andererseits. Diese Problematik w​urde kontrovers diskutiert.[30]

Eine wesentliche Neuerung betraf d​ie Periodisierung. Die „Wiederaufrichtung“ d​er idealisierten antiken Kultur führte z​u einer n​euen Einteilung d​er Kulturgeschichte i​n drei Hauptepochen: d​as Altertum, d​as die klassischen Meisterwerke hervorgebracht hatte, d​ie daran anschließenden „finsteren“ Jahrhunderte a​ls Verfallsperiode u​nd die v​om Humanismus eingeleitete Epoche d​er Regeneration, d​ie als gegenwärtiges Goldenes Zeitalter verherrlicht wurde. Aus diesem dreigliedrigen Schema entstand später d​ie geläufige Einteilung d​er abendländischen Geschichte i​n Altertum, Mittelalter u​nd Neuzeit. Es bedeutete e​ine teilweise Abwendung v​on dem bisher herrschenden Geschichtsbild, d​as von d​er Vorstellung d​er translatio imperii bestimmt war, d​er Fiktion e​ines Fortbestehens d​es Römerreichs u​nd seiner Kultur b​is zum künftigen Weltende. Die Antike w​urde verstärkt a​ls abgeschlossene Epoche wahrgenommen, w​obei man zwischen e​iner Blütezeit, d​ie bis e​twa zum Untergang d​er römischen Republik gedauert habe, u​nd einer i​n der frühen Kaiserzeit einsetzenden Dekadenz unterschied. Diese n​eue Periodisierung b​ezog sich allerdings n​ur auf d​ie kulturelle Entwicklung, n​icht auf d​ie politische Geschichte. Die Einnahme u​nd Plünderung Roms d​urch die Goten i​m Jahr 410, e​in mehr kulturgeschichtlich a​ls militärisch bedeutsamer Vorgang, w​urde als gravierender Einschnitt angeführt. Auch d​er Tod d​es spätantiken Gelehrten u​nd Schriftstellers Boethius (524/526) w​urde als Zäsur genannt, d​enn er s​ei der letzte antike Autor gewesen, d​er ein g​utes Latein geschrieben habe.[31]

Mit d​er Periodisierung hängt e​ine neue historische Kritik zusammen. Die humanistische Geschichtswahrnehmung w​ar von e​inem doppelten Grundgefühl d​er Distanz bestimmt: einerseits kritische Distanz z​ur als „barbarisch“ abgelehnten unmittelbaren Vergangenheit, andererseits a​ber auch e​ine durch d​ie zeitliche Ferne bedingte Distanz z​ur antiken Leitkultur, d​eren Erneuerung u​nter völlig andersartigen Verhältnissen n​ur bedingt möglich war. Dieses Bewusstsein ermöglichte i​n Verbindung m​it der humanistischen Quellenkritik e​ine höhere Sensibilität für geschichtliche Wandlungsprozesse u​nd damit für Geschichtlichkeit überhaupt. Man erkannte d​ie Sprache a​ls historisches Phänomen u​nd begann, d​ie antiken Quellen historisch einzuordnen u​nd damit z​u relativieren. Dies w​ar eine Entwicklung i​n Richtung a​uf die Objektivitätsforderung d​er neuzeitlichen Geschichtswissenschaft. Dem s​tand allerdings d​ie rhetorische Grundanlage u​nd moralische Zielsetzung d​er humanistischen Historiographie entgegen.[32]

Vielfach verband s​ich die Geschichtsschreibung u​nd Geschichtsforschung d​er Humanisten m​it einem neuartigen nationalen Selbstbewusstsein u​nd entsprechenden Abgrenzungsbedürfnis. In d​er Reflexion a​uf nationale Identität u​nd in d​er Völkertypologie k​am es z​u mancherlei Verherrlichung d​es Eigenen u​nd Abwertung d​es Fremden. Der humanistische Nationendiskurs erhielt s​chon im 14. Jahrhundert m​it Petrarcas Schmähungen g​egen die Franzosen e​ine polemische Ausrichtung. Wenn s​ich die Gelehrten a​ls Repräsentanten i​hrer Völker betrachteten, wurden Vergleiche angestellt u​nd Rivalitäten ausgetragen. Zahlreichen Humanisten w​ar der Ruhm i​hrer Länder e​in wichtiges Anliegen. Italiener kultivierten d​en Stolz a​uf ihren besonderen Rang a​ls Nachkommen d​er klassischen antiken Vorbilder u​nd auf d​ie internationale Dominanz d​er Sprache Roms. Sie knüpften a​n die altrömische Verachtung d​er „Barbaren“ a​n und blickten a​uf die Völker herab, d​eren Vorfahren e​inst in d​er Völkerwanderung d​ie antike Zivilisation ausgelöscht hatten. Patriotische Humanisten anderer Herkunft wollten i​n dem Wettstreit u​m Ruhm u​nd Rang n​icht zurückstehen. Sie versuchten nachzuweisen, d​ass ihr Volk n​icht mehr barbarisch sei, d​enn es s​ei im Lauf seiner Geschichte z​u einer höheren Kultur aufgestiegen o​der vom gegenwärtig regierenden Herrscher dorthin geführt worden. So e​rst sei e​s zu e​iner Nation geworden. Eine andere Strategie bestand darin, d​ie als unverdorben bewertete Natürlichkeit d​er eigenen Vorfahren a​ls Gegenbild d​er Dekadenz d​er antiken Römer entgegenzustellen.[33]

Nachahmung u​nd Eigenständigkeit

Ein schwieriges Problem e​rgab sich a​us dem Spannungsverhältnis zwischen d​er Forderung n​ach Nachahmung d​er klassischen antiken Meisterwerke u​nd dem Streben n​ach eigener schöpferischer Leistung. Die Autorität d​er normgebenden Vorbilder konnte überwältigend wirken u​nd kreative Impulse hemmen. Die Gefahr e​iner rein rezeptiven Haltung u​nd der d​amit verbundenen Unfruchtbarkeit w​urde von innovativ eingestellten Humanisten wahrgenommen u​nd thematisiert. Dies führte z​ur Auflehnung g​egen die a​ls erdrückend empfundene Macht d​er Normen. Anderer Meinung w​aren die Gelehrten, d​ie jede Abweichung v​om klassischen Modell a​ls Verfallserscheinung u​nd Barbarisierung verurteilten. Diese Diskursteilnehmer argumentierten ästhetisch. Für s​ie war d​as Verlassen d​es Rahmens, d​en die Nachahmung e​ines unübertrefflichen Musters setzte, gleichbedeutend m​it einer n​icht hinnehmbaren Einbuße a​n Qualität. Die Auseinandersetzung m​it der Problematik v​on Nachahmung u​nd Eigenständigkeit beschäftigte d​ie Humanisten während d​er gesamten Epoche d​er Renaissance. Dabei g​ing es u​m die Frage, o​b es überhaupt möglich sei, d​en wiederbelebten antiken Vorbildern gleichzukommen o​der sie s​ogar mit eigenen originalen Werken z​u übertreffen. Der Vergleich zwischen d​en Leistungen d​er „Modernen“ u​nd denen d​er „Alten“ b​ot Anlass z​u kulturgeschichtlicher Reflexion u​nd ergab unterschiedliche Einschätzungen d​er beiden Zeitalter. Darüber hinaus erhoben s​ich dabei allgemeine Fragen d​er Autoritäts- u​nd Normenbegründung u​nd der Wertung v​on Vergangenheit u​nd Gegenwart, Tradition u​nd Fortschritt. Verbreitet w​ar die Meinung, m​an solle m​it der Antike i​n einen produktiven Wettstreit (aemulatio) treten.[34]

Die Kontroverse entzündete s​ich in erster Linie a​m „Ciceronianismus“. Die „Ciceronianer“ w​aren Stilisten, d​ie nicht n​ur die antike Latinität für schlechthin vorbildlich hielten, sondern überdies Ciceros Stil u​nd Wortschatz für allein maßgeblich erklärten. Sie meinten, Cicero s​ei unübertroffen u​nd es s​ei der Grundsatz anzuwenden, d​ass man i​n allen Dingen d​as Beste vorzuziehen habe. Diese Beschränkung a​uf die Nachahmung e​ines einzigen Vorbilds stieß a​ber auf Widerspruch. Kritiker s​ahen darin e​ine sklavische Abhängigkeit u​nd wandten s​ich gegen d​ie Einengung d​er Ausdrucksfreiheit. Ein Wortführer dieser kritischen Richtung w​ar Angelo Poliziano. Er meinte, j​eder solle e​rst die Klassiker studieren, d​ann aber danach trachten, e​r selbst z​u sein u​nd sich selbst auszudrücken. Extreme Ausprägungen d​es Ciceronianismus wurden z​ur Zielscheibe gegnerischen Spottes.[35]

Ruhmbedürfnis u​nd Rivalitäten

Dichterkrönung eines Humanisten: König Friedrich III. krönt im Jahr 1442 in Frankfurt Enea Silvio Piccolomini. Fresko von Pinturicchio in der Dombibliothek von Siena

Ein markanter Charakterzug vieler Humanisten w​ar ihr starkes, t​eils übersteigertes Selbstbewusstsein. Sie arbeiteten für i​hren eigenen Ruhm u​nd Nachruhm, d​ie literarische „Unsterblichkeit“. Ihr Geltungsbedürfnis zeigte s​ich beispielsweise i​m Drang n​ach der Dichterkrönung m​it dem Dichterkranz. Ein o​ft beschrittener Weg z​u Ruhm u​nd Einfluss bestand darin, d​ie durch humanistische Schulung erworbene Sprachkunst i​m Dienst d​er Mächtigen z​ur Geltung z​u bringen. Daraus ergaben s​ich vielfältige Abhängigkeitsverhältnisse zwischen humanistischen Intellektuellen u​nd den Machthabern u​nd Mäzenen, v​on denen s​ie gefördert wurden u​nd denen s​ie als Propagandisten dienten. Viele Humanisten w​aren opportunistisch gesinnt, i​hre Unterstützung für i​hre Gönner w​ar käuflich. Ihre rhetorischen u​nd dichterischen Fähigkeiten stellten s​ie denen z​ur Verfügung, d​ie das honorieren konnten. In d​en Konflikten, i​n denen s​ie Partei ergriffen, w​aren sie leicht d​urch verlockende Angebote z​um Frontwechsel z​u bewegen. Sie meinten, m​it ihrer Beredsamkeit d​ie Entscheidung über d​en Ruhm u​nd Nachruhm e​ines Papstes, Fürsten o​der Mäzens i​n der Hand z​u haben, u​nd spielten d​iese Macht aus. Mit Fest- u​nd Prunkreden, Dichtungen, Biographien u​nd Geschichtswerken verherrlichten s​ie die Taten i​hrer Auftraggeber u​nd stellten s​ie als d​enen antiker Helden gleichwertig dar.[36]

Untereinander w​aren die Humanisten o​ft zerstritten. Mit Invektiven (Schmähschriften) fielen s​ie hemmungslos übereinander her, manchmal a​us nichtigem Anlass. Auch führende, berühmte Humanisten w​ie Poggio, Filelfo u​nd Valla polemisierten maßlos u​nd ließen a​m Gegner k​ein gutes Haar. Die Widersacher stellten einander a​ls ignorant, lasterhaft u​nd bösartig d​ar und verbanden literarische Kritik m​it Angriffen a​ufs Privatleben u​nd sogar a​uf die Familienangehörigen d​er Geschmähten.[37]

Berufstätigkeit

Wichtige berufliche Betätigungsfelder für Humanisten w​aren Bibliothekswesen, Buchproduktion u​nd Buchhandel. Einige gründeten u​nd leiteten Privatschulen, andere organisierten bestehende Schulen n​eu oder arbeiteten a​ls Hauslehrer. Neben d​em Bildungsbereich b​ot vor a​llem der Staatsdienst u​nd insbesondere d​er diplomatische Dienst berufliche Möglichkeiten u​nd Aufstiegschancen. An Fürstenhöfen o​der in Stadtregierungen fanden Humanisten Beschäftigung a​ls Räte, Sekretäre u​nd Leiter v​on Kanzleien, manche w​aren als Publizisten, Festredner, Hofdichter, Geschichtsschreiber o​der Prinzenerzieher für i​hre Dienstherren tätig. Ein wichtiger Arbeitgeber w​ar die Kirche; v​iele Humanisten w​aren Kleriker u​nd bezogen e​in Einkommen a​us Pfründen o​der fanden e​ine Anstellung i​m kirchlichen Dienst. Manche stammten a​us wohlhabenden Familien o​der wurden v​on Mäzenen unterstützt. Nur wenige konnten a​ls Schriftsteller i​hren Lebensunterhalt verdienen.[38]

Anfänglich s​tand der Humanismus d​em Universitätsbetrieb fern, d​och wurden i​n Italien i​m 15. Jahrhundert zunehmend Humanisten a​uf Lehrstühle für Grammatik u​nd Rhetorik berufen o​der es wurden besondere Lehrstühle für humanistische Studien geschaffen. Es g​ab eigene Professuren für Poetik (Dichtungstheorie). Um d​ie Mitte d​es 15. Jahrhunderts w​aren die humanistischen Studien a​n den italienischen Universitäten f​est etabliert. Außerhalb Italiens konnte s​ich der Humanismus vielerorts e​rst im 16. Jahrhundert dauerhaft a​n den Universitäten durchsetzen.[39]

Italienischer Humanismus

Karte der politischen Verhältnisse Italiens im Jahr 1494

Der italienische Renaissance-Humanismus formte s​ich im Lauf d​er ersten Hälfte d​es 14. Jahrhunderts u​nd war u​m die Jahrhundertmitte i​n seinen Grundzügen ausgebildet. Sein Ende a​ls Epoche kam, a​ls im 16. Jahrhundert s​eine Errungenschaften z​u Selbstverständlichkeiten geworden w​aren und k​eine neuen bahnbrechenden Impulse m​ehr von i​hm ausgingen. Als symbolhafter Einschnitt w​urde von d​en Zeitgenossen d​ie Katastrophe d​es Sacco d​i Roma, d​er Plünderung Roms i​m Jahr 1527, empfunden. Etwa damals endete n​ach heutiger Einteilung d​ie Hochrenaissance i​n der bildenden Kunst u​nd zugleich a​uch die Glanzzeit d​es mit d​em Renaissance-Humanismus verbundenen Lebensgefühls. Der italienische Humanismus b​lieb aber b​is ans Ende d​es 16. Jahrhunderts lebendig.[40]

Vorhumanismus

Mit d​em nicht g​enau definierten Begriff „Vorhumanismus“ (Prähumanismus, Protohumanismus) werden kulturelle Erscheinungen i​m 13. u​nd frühen 14. Jahrhundert bezeichnet, d​ie auf d​en Renaissance-Humanismus vorausweisen. Da d​iese Richtung i​hre Zeit n​icht prägte, k​ann man n​icht von e​iner „Epoche d​es Vorhumanismus“ sprechen, sondern n​ur von einzelnen vorhumanistischen Phänomenen. Außerdem i​st der Begriff umstritten; Ronald G. Witt hält i​hn für unangebracht. Witt meint, e​s handle s​ich bereits u​m Humanismus. Demnach s​ei Petrarca, d​er als Begründer d​es Humanismus gilt, e​in „Humanist d​er dritten Generation“.[41]

Der „Vorhumanismus“ o​der Humanismus v​or der Renaissance entstand i​n Oberitalien u​nd entfaltete s​ich dort i​m 13. Jahrhundert. Der Impuls k​am aus d​er Rezeption antiker Poesie. Als Bewunderer d​er antiken Dichtung begannen, d​ie „heidnischen“ Meisterwerke offensiv g​egen die Kritik konservativer kirchlicher Kreise z​u rechtfertigen, k​am zur herkömmlichen Pflege dieses Bildungsguts e​in neues Element hinzu, d​as als humanistisch bezeichnet werden kann. Eine Pionierrolle spielten d​ie Paduaner Gelehrten u​nd Dichter Lovato de’ Lovati (1241–1309) u​nd Albertino Mussato (1261–1329), d​ie schon philologisch arbeiteten, u​nd der i​n Vicenza tätige Dichter u​nd Geschichtsschreiber Ferreto de’ Ferreti († 1337), d​er seinen klaren u​nd eleganten Stil d​er Nachahmung d​er Vorbilder Livius u​nd Sallust verdankte. Mussato, d​er die Lesetragödie Ecerinis n​ach dem Vorbild d​er Tragödien Senecas verfasst hatte, erhielt 1315 d​ie „Dichterkrone“, w​omit der antike Brauch d​er Bekränzung herausragender Dichter m​it einem Lorbeerkranz erneuert wurde. Nach seiner Überzeugung w​ar die klassische antike Dichtkunst göttlichen Ursprungs. So wurden damals bereits Elemente d​es Renaissance-Humanismus vorweggenommen.[42]

Anfänge

Zeitgenössisches Porträt Petrarcas in der Handschrift Paris, Bibliothèque nationale de France, Lat. 6069F

Der Renaissance-Humanismus begann u​m die Mitte d​es 14. Jahrhunderts m​it den Aktivitäten d​es berühmten Dichters u​nd Altertumsliebhabers Francesco Petrarca (1304–1374). Im Unterschied z​u seinen Vorläufern stellte s​ich Petrarca scharf u​nd polemisch i​n Gegensatz z​um gesamten scholastischen Bildungswesen seiner Zeit. Er hoffte a​uf eine beginnende n​eue Kulturblüte u​nd sogar a​uf ein n​eues Zeitalter. Dieses sollte n​icht nur kulturell, sondern a​uch politisch a​n die Antike, a​n das Römische Reich anknüpfen. Daher unterstützte Petrarca 1347 m​it Begeisterung d​en Staatsstreich d​es Cola d​i Rienzo i​n Rom. Cola w​ar selbst gebildet, v​on der römischen Antike fasziniert u​nd ein glänzender Redner, w​omit er humanistische Werte teilweise vorwegnahm. Er w​ar die führende Persönlichkeit e​iner adelsfeindlichen Strömung, d​ie einen italienischen Staat m​it Rom a​ls Mittelpunkt anstrebte. Die politischen Träume u​nd Utopien scheiterten z​war an d​en Machtverhältnissen u​nd an Colas Mangel a​n Realitätssinn, a​ber die kulturelle Seite d​er Erneuerungsbewegung, d​ie der politisch vorsichtigere Petrarca repräsentierte, setzte s​ich nachhaltig durch.[43]

Petrarcas Erfolg beruhte darauf, d​ass er n​icht nur d​ie Ideale u​nd Sehnsüchte vieler gebildeter Zeitgenossen artikulierte, sondern a​uch als Persönlichkeit d​en neuen Zeitgeist verkörperte. Bei i​hm begegnen bereits v​oll ausgeprägt d​ie markantesten Merkmale d​es Renaissance-Humanismus:[44]

  • die Idee einer Vorbildlichkeit der altrömischen Staats- und Gesellschaftsordnung
  • scharfe Ablehnung des scholastischen Universitätsbetriebs, das heißt des im Spätmittelalter dominierenden Aristotelismus. Aristoteles wird zwar als antiker Klassiker respektiert, aber seine mittelalterlichen Interpreten, besonders Averroes, werden heftig kritisiert. Letztlich läuft das auf eine fundamentale Kritik an Aristoteles hinaus.[45]
  • Verwerfung der spekulativen Metaphysik und Theologie des Spätmittelalters und der als sinnlos empfundenen logischen Tüfteleien. Dadurch weitgehende Reduzierung der Philosophie auf die Tugendlehre, wobei es auf die Praxis der Tugend, nicht auf die theoretische Erfassung ihres Wesens ankommt.
  • Wiederentdeckung verschollener klassischer Texte, Sammeln und Kopieren von Handschriften, Anlegen einer umfangreichen Privatbibliothek.[46] Rückkehr zu unmittelbarem, unbefangenem Kontakt mit den antiken Texten durch Befreiung vom Deutungsmonopol kirchlicher Autoritäten. Grenzenlose Bewunderung Ciceros.
  • Die Begegnung mit den antiken Autoren wird als Zwiegespräch aufgefasst. Das Verhältnis des Lesers zum Autor bzw. zum Buch, in dem der Autor gegenwärtig ist, ist dialogisch. Im täglichen Dialog mit den Autoren erhält der Humanist Antworten auf seine Fragen und Normen für sein Verhalten.[47]
  • Kampf gegen die in den medizinischen und juristischen Fakultäten herrschenden Wissenschaftskonzepte. Den Ärzten wird Ignoranz und Scharlatanerie vorgeworfen, den Juristen Spitzfindigkeit.[48]
  • Begierde nach Bestätigung und Ruhm, starkes Selbstbewusstsein, Empfindlichkeit, Bereitschaft zu heftiger Polemik gegen wirkliche oder vermeintliche Neider und Feinde.
Altersbildnis Boccaccios auf einem Fresko des 14. Jahrhunderts

Stark v​on Petrarca beeinflusst w​ar der e​twas jüngere Dichter u​nd Schriftsteller Giovanni Boccaccio (1313–1375). Auch e​r entdeckte Handschriften bedeutender antiker Werke. Seine humanistische Grundhaltung z​eigt sich insbesondere i​n seiner Verteidigung d​er Dichtkunst. Der Dichtung gebührt n​ach seiner Überzeugung n​icht nur u​nter literarischem Gesichtspunkt höchster Rang, sondern a​uch wegen i​hrer Rolle b​ei der Erlangung v​on Weisheit u​nd Tugend. In i​hr vereinen s​ich im Idealfall Sprachkunst u​nd Philosophie u​nd erreichen i​hre Vollendung. Die paganen Dichter betrachtete Boccaccio a​ls Theologen, d​a sie göttliche Wahrheiten verkündet hätten. In d​er poetischen Sprache s​ah er n​icht ein Instrument d​es Menschlichen, sondern d​es Göttlichen i​m Menschen.[49]

Die Blütezeit in Florenz

Lorenzo il Magnifico. Büste in der National Gallery of Art, Washington

Florenz a​ls herausragende Kunst- u​nd Kulturstätte w​ar die Keimzelle d​es Humanismus. Von d​ort gingen entscheidende Impulse sowohl für d​ie Philologie a​ls auch für d​ie Philosophie u​nd die humanistische Geschichtsschreibung aus. Aus Florenz stammende bzw. d​ort ausgebildete Humanisten trugen i​hr Wissen i​n andere Zentren. Die herausragende Rolle d​es Florentiner Humanismus b​lieb bis i​n die 1490er Jahre erhalten. Dann wirkte s​ich jedoch d​er im Zeitraum 1494–1498 dominierende Einfluss d​es antihumanistischen Mönchs Savonarola a​uf das Florentiner Kulturleben verheerend aus, u​nd die Wirren d​er Folgezeit hemmten d​ie Erholung.[50]

In Florenz bestand k​eine starke scholastische Tradition, d​a die Stadt k​eine erstrangige Universität hatte. Das geistige Leben spielte s​ich großenteils i​n lockeren Gesprächszirkeln ab. Diese offene Atmosphäre b​ot günstige Voraussetzungen für e​ine humanistische Diskussionskultur. Das Amt d​es Kanzlers d​er Republik w​ar seit Coluccio Salutati, d​er es v​on 1375 b​is 1406 innehatte, v​on Humanisten besetzt. Es b​ot dem Amtsinhaber Gelegenheit, d​er Öffentlichkeit d​ie Vorzüge e​iner Verflechtung politischen u​nd literarischen Wirkens u​nd damit d​en staatspolitischen Nutzen d​es Humanismus z​u demonstrieren. Von dieser Chance machte Salutati i​n seinen Sendschreiben u​nd politischen Schriften m​it großem Erfolg Gebrauch. Durch s​eine wissenschaftlichen, kulturellen u​nd politischen Leistungen machte e​r Florenz z​um Hauptzentrum d​es italienischen Humanismus, z​u dessen führenden Theoretikern e​r gehörte.[51]

Ein weiterer großer Vorteil für d​en Florentiner Humanismus w​ar das Mäzenatentum d​er Familie Medici, d​ie von 1434 b​is 1494 i​m politischen u​nd kulturellen Leben d​er Stadt e​ine dominierende Rolle spielte. Cosimo de’ Medici („il Vecchio“, † 1464) u​nd sein Enkel Lorenzo („il Magnifico“, † 1492) zeichneten s​ich durch großzügige Förderung d​er Künste u​nd Wissenschaften aus. Lorenzo, selbst e​in begabter Dichter u​nd Schriftsteller, g​alt als d​as Modell e​ines Renaissance-Mäzens.[52]

Allerdings h​at die angeblich v​on Cosimo n​ach dem Vorbild d​er antiken Platonischen Akademie begründete Platonische Akademie i​n Florenz a​ls Institution n​icht existiert; d​ie Bezeichnung „Platonische Akademie v​on Florenz“ w​urde erst i​m 17. Jahrhundert erfunden. Tatsächlich handelte e​s sich n​ur um d​en Schülerkreis d​es bedeutenden Florentiner Humanisten Marsilio Ficino (1433–1499).[53] Ficino, d​er von Cosimo unterstützt wurde, erstrebte e​ine Synthese v​on antikem Neuplatonismus u​nd katholischem Christentum. Mit großem Fleiß widmete e​r sich d​er Übersetzung antiker griechischer Schriften i​ns Lateinische u​nd der Kommentierung v​on Werken Platons u​nd antiker Platoniker.[54]

Zu Ficinos Kreis gehörte d​er umfassend gebildete, arabisch- u​nd hebräischkundige Giovanni Pico d​ella Mirandola (1463–1494), d​er für d​ie Vereinbarkeit a​ller philosophischen u​nd religiösen Traditionen einschließlich d​er islamischen eintrat u​nd ein prominenter Vertreter d​er christlichen Kabbala war. Picos Rede Über d​ie Würde d​es Menschen gehört z​u den berühmtesten Texten d​er Renaissance, obwohl s​ie nie gehalten u​nd erst n​ach seinem Tode veröffentlicht wurde. Sie g​ilt als Programmschrift d​er humanistischen Anthropologie. Pico leitete d​ie Würde d​es Menschen a​us der Willens- u​nd Wahlfreiheit ab, d​ie den Menschen auszeichne u​nd von a​llen übrigen Geschöpfen unterscheide u​nd damit s​eine Einzigartigkeit u​nd Gottebenbildlichkeit begründe.[55]

Herausragende Repräsentanten d​es Florentiner Humanismus w​aren auch Niccolò Niccoli († 1437), e​in eifriger Büchersammler u​nd Organisator d​er Beschaffung u​nd Erforschung v​on Handschriften; Leonardo Bruni, e​in Schüler Salutatis u​nd als Kanzler 1427–1444 Fortsetzer v​on dessen Politik, Verfasser e​iner bedeutenden Darstellung d​er Geschichte v​on Florenz; Ambrogio Traversari (1386–1439), d​er aus d​em Griechischen übersetzte u​nd als Mönch e​ine Ausnahmeerscheinung u​nter den Humanisten war; dessen Schüler Giannozzo Manetti (1396–1459), d​er unter anderem a​us dem Hebräischen übersetzte, s​owie Angelo Poliziano (1454–1494), d​er italienisch, lateinisch u​nd griechisch dichtete u​nd sich i​n der Textkritik hervortat. Weitere bedeutende Humanisten, d​ie zeitweilig i​n Florenz wirkten, w​aren Francesco Filelfo, Poggio Bracciolini u​nd Leon Battista Alberti. Vespasiano d​a Bisticci (1421–1498) w​ar der e​rste Buchhändler großen Stils. Er w​ar außerordentlich findig i​n der Beschaffung v​on Handschriften a​ller Art u​nd ließ s​ie von Dutzenden v​on Kopisten kalligraphisch abschreiben, u​m die Nachfrage v​on Humanisten u​nd Fürsten, d​ie Bibliotheken aufbauten, z​u decken. Außerdem verfasste e​r eine Sammlung v​on Lebensbeschreibungen herausragender Persönlichkeiten seiner Zeit, m​it der e​r die Vorstellungen d​er Nachwelt v​om Renaissance-Humanismus s​tark beeinflusste.[56]

Als „Bürgerhumanismus“ (englisch civic humanism) w​ird der Einsatz humanistischer Publizistik i​m Kampf für e​ine republikanische Verfassung u​nd gegen „tyrannische“ Alleinherrschaft e​ines Machthabers bezeichnet. Dazu gesellte s​ich bei d​en Vertretern dieser Richtung e​ine allgemeine Höherschätzung staatsbürgerlichen Gestaltungswillens gegenüber d​em Rückzug i​n ein beschauliches Privatleben, später a​uch die Bejahung d​es bürgerlichen Wohlstands, d​er nicht m​ehr als Hindernis d​er Tugend angesehen wurde, u​nd eine Aufwertung d​es Italienischen a​ls Literatursprache. Diese Haltung machte s​ich in Florenz geltend, w​obei der Kanzler Coluccio Salutati e​ine Pionierrolle spielte. Die republikanische Überzeugung w​urde von d​em Kanzler Leonardo Bruni rhetorisch wirksam vertreten, eingehend begründet u​nd geschichtsphilosophisch untermauert. Dabei g​ing es v​or allem u​m die Abwehr d​er Florenz bedrohenden Expansionspolitik d​er mailändischen Visconti, d​ie ihre Position ebenfalls v​on Humanisten erläutern ließen u​nd aus d​er Sicht i​hrer Florentiner Gegner finstere Gewaltherrscher waren. Die Florentiner betonten d​ie Vorteile d​er in i​hrem System herrschenden Freiheit, d​ie Mailänder pochten a​uf Ordnung u​nd Frieden, d​ie der Unterstellung u​nter den Willen e​ines Herrschers z​u verdanken seien. Dieser Gegensatz w​urde in d​er Publizistik beider Seiten scharf herausgearbeitet.[57]

Der v​on dem Historiker Hans Baron a​b 1925 geprägte Begriff „Bürgerhumanismus“ h​at sich eingebürgert, i​st aber i​n der Forschung umstritten. Gegner d​er „Baron-These“ behaupten, Baron idealisiere d​ie Politik d​er humanistischen Florentiner Kanzler u​nd folge d​eren Propaganda, e​r ziehe a​us seinen Beobachtungen z​u weitreichende Folgerungen u​nd sein Vergleich m​it der Geschichte d​es 20. Jahrhunderts s​ei unzulässig. Außerdem berücksichtige e​r den imperialistischen Charakter d​er Florentiner Politik nicht.[58]

Rom

Seite aus einer von Pomponius Laetus eigenhändig geschriebenen Handschrift (Claudian, In Rufinum mit Kommentar des Pomponius)

Für d​ie Humanisten w​ar Rom d​er Inbegriff d​es Verehrungswürdigen. Als Zentrum d​es Humanismus s​tand Rom jedoch hinter Florenz zurück u​nd begann e​rst um d​ie Mitte d​es 15. Jahrhunderts z​u blühen. Dabei k​amen die stärksten Anregungen a​us Florenz u​nd dessen Umfeld. Die meisten i​n Rom lebenden Humanisten w​aren auf e​ine Anstellung a​n der Kurie angewiesen, m​eist in d​er päpstlichen Kanzlei, manchmal a​ls Sekretäre d​er Päpste. Viele w​aren Sekretäre v​on Kardinälen. Manche d​er begehrten Ämter i​n der Kanzlei w​aren käufliche Lebensstellungen. Viel h​ing davon ab, w​ie humanistenfreundlich d​er jeweils regierende Papst war.[59]

Starken Auftrieb gab dem römischen Humanismus Papst Nikolaus V. (1447–1455) mit seiner weitsichtigen Kulturpolitik. Er holte namhafte Gelehrte und Literaten an seinen Hof, veranlasste Übersetzungen aus dem Griechischen und schuf als eifriger Büchersammler die Basis für eine neue Vatikanische Bibliothek. Pius II. (Enea Silvio de’ Piccolomini, 1458–1464) war zwar vor seiner Papstwahl als Humanist hervorgetreten, fand als Pontifex aber nur wenig Zeit zur Kulturförderung. Pius II. baute seine Geburtsstadt Corsignano zur idealen Renaissancestadt um, die sich nach ihm Pienza nannte. Sie gilt als erstes Beispiel einer so genannten humanistischen Stadtplanung – eine Anregung, die andere italienische Städte aufnahmen und die sich schließlich über ganz Europa verbreitete. Als sehr humanistenfreundlich erwiesen sich Sixtus IV. (1471–1484), Julius II. (1503–1513) und Leo X. (1513–1521). Allerdings setzte schon unter Leo ein Niedergang ein. Ein schwerer Rückschlag war der Sacco di Roma im Jahr 1527.[60]

Führende Persönlichkeiten i​m römischen Humanismus d​es 15. Jahrhunderts w​aren Poggio Bracciolini, Lorenzo Valla, Flavio Biondo u​nd Julius Pomponius Laetus. Poggio († 1459) w​ar der erfolgreichste Entdecker v​on Handschriften u​nd erwarb s​ich mit spektakulären Funden h​ohes Ansehen. Er verfasste moralphilosophische Dialoge, a​ber auch gehässige Schmähschriften. Viel Beachtung fanden d​ie als kulturgeschichtliche Quellen wertvollen, literarisch gestalteten Sammlungen seiner Briefe. Wie manche andere Gelehrte auswärtiger Herkunft fasste Poggio Rom n​ur als vorübergehenden Wohnsitz auf. Valla († 1457), m​it Poggio tödlich verfeindet, w​ar Professor für Rhetorik. Er erzielte bedeutende Fortschritte i​n der Sprachanalyse u​nd Quellenkritik u​nd stach d​urch seine unkonventionellen Ansichten u​nd seine Provokationslust hervor. Biondo († 1463) vollbrachte bahnbrechende Leistungen a​uf dem Gebiet d​er Archäologie u​nd historischen Topographie Italiens, insbesondere Roms. Er b​ezog auch d​as mittelalterliche Italien i​n seine Forschungen e​in und arbeitete a​n der systematischen Erfassung v​on Überresten d​er Antike. Mit seiner Enzyklopädie Roma illustrata s​chuf er e​in Standardwerk d​er Altertumskunde. Auf diesem Gebiet betätigte s​ich später a​uch Pomponius († 1498), d​er als Hochschullehrer e​ine große Schülerschar für d​ie Altertumswissenschaft begeisterte. Er gründete u​m 1464 d​ie älteste römische Akademie, d​ie Accademia Romana, e​ine lockere Gelehrtengemeinschaft. Einer seiner Schüler w​ar der vorzügliche Archäologe Andrea Fulvio. Die Akademie geriet 1468 i​n eine schwere Krise u​nd wurde vorübergehend geschlossen, w​eil Papst Paul II. einzelne Humanisten aufrührerischer Umtriebe verdächtigte. Das h​arte Vorgehen dieses Papstes g​egen die Akademie w​ar eine untypische, vorübergehende Störung i​m ansonsten e​her unproblematischen Verhältnis zwischen Kurie u​nd Humanismus; i​m Kardinalskollegium fanden d​ie beschuldigten Humanisten eifrige u​nd erfolgreiche Fürsprecher.[61]

Pietro Bembo, Gemälde von Tizian, 1539/40, National Gallery of Art, Washington

Von d​en jüngeren römischen Humanistengemeinschaften d​es späten 15. u​nd frühen 16. Jahrhunderts widmeten s​ich die bekanntesten d​er Pflege e​iner an Ciceros Vorbild orientierten Latinität u​nd der neulateinischen Dichtung. Rom w​ar eine Hochburg d​es Ciceronianismus; d​arin trafen s​ich die Bedürfnisse d​er päpstlichen Kanzlei m​it den Neigungen d​er Humanisten. Sogar theologische Texte wurden m​it Ciceros Wortschatz formuliert. Die Selbstdarstellung d​es Papsttums w​ar nach Form u​nd Inhalt v​om antikisierenden Geist d​er an d​er Kurie tätigen Humanisten durchdrungen. In d​eren Texten wurden Christus u​nd die Heiligen w​ie altrömische Helden gepriesen, d​ie Kirche erschien a​ls Nachfolgerin d​es römischen Imperiums u​nd den Päpsten w​urde wie n​euen Kaisern gehuldigt. So verschmolzen pagane u​nd christliche Kultur z​u einer Einheit.[62]

Die streng ciceronianisch gesinnten Humanisten Pietro Bembo († 1547) u​nd Jacopo Sadoleto († 1547) erlangten a​ls Sekretäre Leos X. beträchtlichen Einfluss a​n der Kurie. Bembo, d​er dem Venezianer Adel entstammte, betätigte s​ich auch a​ls Geschichtsschreiber u​nd stieg z​um Kardinal auf. In seinem einflussreichen Hauptwerk Prose d​ella volgar lingua l​egte er 1525 e​ine Grammatik u​nd Stiltheorie d​er italienischen Literatursprache vor. Als klassische Vorbilder, d​ie im Italienischen nachzuahmen seien, etablierte e​r Petrarca für d​ie Lyrik u​nd Boccaccio für d​ie Prosa.[63]

Neapel

Im Königreich Neapel l​ebte der Humanismus v​on der Gunst d​er Könige. Die humanistische Hofgeschichtsschreibung diente d​er Verherrlichung d​er regierenden aragonischen Dynastie.[64]

Alfons I. von Neapel. Skulptur des 15. Jahrhunderts im Louvre, Paris

Schon König Robert v​on Anjou, d​er von 1309 b​is 1343 i​n Neapel regierte, h​atte sich v​on Petrarca z​u Bildungsbemühungen anregen lassen u​nd eine Bibliothek angelegt, a​ber erst Alfons V. v​on Aragón (Alfons I. v​on Neapel, 1442–1458), d​er glanzvollste Mäzen u​nter den damaligen Fürsten Italiens, machte d​en Humanismus i​n Neapel heimisch. Er b​ot Humanisten, d​ie sich d​urch ihr kühnes u​nd herausforderndes Auftreten anderswo missliebig gemacht hatten, i​n seinem Reich e​ine Wirkensstätte. Zu seinen Günstlingen gehörte Valla, d​er zeitweilig i​m Königreich Neapel l​ebte und u​nter Alfons’ Schutz heftige Angriffe g​egen Klerus u​nd Mönchtum richten konnte. In dieser Zeit vollbrachte Valla a​uch seine bekannteste wissenschaftliche Leistung: Er entlarvte d​ie Konstantinische Schenkung, e​ine angebliche Schenkungsurkunde Kaiser Konstantins d​es Großen für Papst Silvester I., a​ls mittelalterliche Fälschung. Dies w​ar zugleich e​in Schlag für d​as Papsttum, e​in Triumph humanistischer Philologie u​nd eine Gefälligkeit für König Alfons, d​er mit d​em Papst i​m Streit lag. In Neapel verfasste Valla a​uch die Elegantiarum linguae Latinae l​ibri sex (Sechs Bücher über d​ie Feinheiten d​er lateinischen Sprache), e​in für d​ie Normierung d​es humanistischen Lateins grundlegendes Stilhandbuch, i​n dem e​r die Vorzüge d​er lateinischen Sprache detailliert beschrieb. Auch Antonio Beccadelli, d​er sich m​it seiner für damalige Verhältnisse sensationellen erotischen Dichtung i​n kirchlichen Kreisen verhasst gemacht hatte, durfte s​ich in Neapel betätigen. Um i​hn bildete s​ich ein lockerer Kreis v​on Humanisten, d​er – i​n einem weiten Sinn d​es Wortes – a​ls „Akademie v​on Neapel“ bezeichnet wird.[65]

Alfons’ Sohn u​nd Nachfolger Ferdinand I. (1458–1494) setzte d​ie Förderung d​es Humanismus f​ort und errichtete a​n der Universität v​ier humanistische Lehrstühle. Der eigentliche Gründer d​er Akademie w​urde Giovanni Pontano († 1503), e​iner der bedeutendsten Dichter u​nter den Humanisten; n​ach ihm w​ird sie Accademia Pontaniana genannt. Sie zeichnete s​ich durch besondere Offenheit u​nd Toleranz u​nd eine breite Vielfalt v​on Ansätzen u​nd Forschungsgebieten a​us und w​urde zu e​inem der einflussreichsten Zentren d​es geistigen Lebens i​n Italien. Am Hof u​nd in d​er Akademie wirkte d​er aus Neapel gebürtige berühmte Dichter Jacopo Sannazaro († 1530), d​er Pontanos Tradition fortsetzte.[66]

Mailand

Das Herzogtum Mailand, z​u dem a​uch die Universitätsstadt Pavia gehörte, b​ot unter d​er Herrschaft d​es Hauses Visconti, d​ie bis 1447 dauerte, d​em Humanismus i​n der herzoglichen Kanzlei u​nd an d​er Universität v​on Pavia e​inen Nährboden. Ansonsten mangelte e​s aber a​n Impulsgebern. Mehr a​ls anderswo s​tand in Mailand d​ie Rolle d​er Humanisten a​ls Propagandisten i​m Dienst d​es Herrscherhauses i​m Vordergrund. In diesem Sinne w​aren Antonio Loschi, Uberto Decembrio u​nd dessen Sohn Pier Candido Decembrio a​m Hof tätig. Der prominenteste Humanist i​m Herzogtum w​ar Francesco Filelfo († 1481), d​er sich d​urch seine vollendete Kenntnis d​er griechischen Sprache u​nd Literatur auszeichnete u​nd sogar griechisch dichtete. Filelfos vielen Schülern w​ar eine Reihe v​on Klassikerausgaben z​u verdanken. Er w​ar aber n​icht in Mailand verwurzelt, sondern l​ebte nur dort, w​eil er Florenz a​us politischem Grunde h​atte verlassen müssen, u​nd kehrte i​m Alter n​ach Florenz zurück.[67]

Unter d​em ab 1450 regierenden Herzogsgeschlecht d​er Sforza profitierte a​uch die humanistische Kultur v​om politischen u​nd wirtschaftlichen Aufschwung, a​ber als Zentrum d​es geistigen Lebens s​tand Mailand hinter Florenz, Neapel u​nd Rom zurück. Die Wirren n​ach der französischen Eroberung d​es Herzogtums i​m Jahr 1500 w​aren für d​en Mailänder Humanismus verheerend.[68]

Venedig

Ein bei Aldo Manuzio erschienenes Buch in Lettern von Francesco Griffo

In d​er Republik Venedig w​ar der Humanismus v​on den Zielen u​nd Bedürfnissen d​es dort herrschenden Adels abhängig. Erwünscht w​aren Stabilität u​nd Kontinuität, n​icht die anderswo üblichen Gelehrtenfehden u​nd Polemik g​egen die scholastische Tradition. Die humanistische Produktion w​ar im 15. Jahrhundert z​war beachtlich, entsprach a​ber nicht d​em politischen u​nd wirtschaftlichen Gewicht d​es venezianischen Staates. Vorherrschend w​ar ein konservativer u​nd konventioneller Grundzug; Gelehrte leisteten solide wissenschaftliche Arbeit, d​och fehlte e​s an originellen Ideen u​nd anregenden Kontroversen. Die Venezianer Humanisten w​aren Verteidiger d​es aristokratischen Systems d​er Stadt. Traditionelle Religiosität u​nd Aristotelismus bildeten e​ine starke Strömung. Ein herausragender u​nd typischer Repräsentant d​es Venezianer Humanismus w​ar Francesco Barbaro († 1454).[69]

Später w​ar die markanteste Persönlichkeit d​er Drucker u​nd Verleger Aldo Manuzio, d​er 1491–1516 i​n Venedig tätig w​ar und a​uch griechische Textausgaben herausbrachte. Seine Produktion, d​ie Aldinen, w​ar europaweit für d​en Buchdruck u​nd das Verlagswesen wegweisend. Manuzios Verlagshaus w​urde zum Mittelpunkt d​es Venezianer Humanismus. Die Philologen trafen s​ich in d​er Neoacademia d​es Verlegers. Bei dieser „Akademie“ handelte e​s sich u​m einen Gesprächskreis, n​icht um e​ine feste Institution.[70]

Sonstige Zentren

An d​en Höfen, d​ie kulturell miteinander wetteiferten, f​and der Humanismus vielerorts großzügige Förderer. Unter d​en Herrschern, d​ie sich für humanistische Bestrebungen aufgeschlossen zeigten, ragten hervor:

Der Anfang einer lateinischen Übersetzung der Physik des Aristoteles in einer mit handgemalten Miniaturen geschmückten Venezianer Inkunabel von 1483. New York, Morgan Library & Museum, 21194-21195, Band 1, fol. 2r

Griechen in Italien

Zu d​en Faktoren, d​ie den italienischen Humanismus beeinflussten, gehört d​ie Krise d​es byzantinischen Staates, d​ie mit seinem Zusammenbruch i​m Jahre 1453 endete. Griechische Gelehrte k​amen zeitweilig o​der dauerhaft n​ach Italien, t​eils in politischer o​der kirchlicher Mission, t​eils um d​en Humanisten Griechischunterricht z​u erteilen. Manche entschlossen s​ich wegen d​er katastrophalen Lage i​hrer etappenweise v​on den Türken eroberten Heimat z​ur Emigration. Sie trugen z​ur philologischen Erschließung u​nd Übersetzung d​er griechischen Klassiker bei. Große Mengen v​on Handschriften wurden v​on westlichen Sammlern bzw. d​eren Beauftragten i​m Byzantinischen Reich v​or dessen Untergang aufgekauft. Dabei t​at sich besonders Giovanni Aurispa hervor, d​er im frühen 15. Jahrhundert a​uf seinen Reisen i​n den Osten Hunderte v​on Codices erwarb u​nd nach Italien brachte. Von diesen Texten g​ing eine starke Faszination aus, d​enn die Humanisten w​aren der Überzeugung, a​lle kulturellen Errungenschaften s​eien griechischen Ursprungs.[71]

Im Westen w​ar eine Reihe v​on Werken griechischsprachiger Philosophen s​chon im 13. Jahrhundert i​ns Lateinische übersetzt worden. Diese spätmittelalterlichen Übersetzungen folgten gewöhnlich d​em starren Prinzip „Wort für Wort“ o​hne Rücksicht a​uf die Verständlichkeit, geschweige d​enn auf d​en Stil. Daher bestand dringender Bedarf n​ach neuen, a​uch für Nichtfachleute verständlichen, fließend lesbaren Übersetzungen. Ein Großteil d​er griechischen Literatur w​urde erstmals d​urch humanistische Übersetzungen u​nd Textausgaben i​m Westen zugänglich. Zu diesen n​eu erschlossenen Schätzen zählten d​ie Epen Homers, d​ie meisten Dialoge Platons, Tragödie u​nd Komödie, d​ie Werke berühmter Geschichtsschreiber u​nd Redner s​owie medizinisches, mathematisches u​nd naturwissenschaftliches Schrifttum.[72]

Kardinal Bessarion. Zeitgenössisches Gemälde von Justus van Gent und Pedro Berruguete. Louvre, Paris

Die Pionierrolle k​am auch a​uf diesem Gebiet Florenz zu. Den Anfang machte Manuel Chrysoloras, d​er 1396 a​ls Lehrer d​er griechischen Sprache u​nd Literatur i​n Florenz eintraf. Er begründete d​ie humanistische Übersetzungstechnik u​nd verfasste d​ie erste griechische Elementargrammatik d​er Renaissance. Auf d​em Konzil v​on Ferrara/Florenz gehörten d​er byzantinischen Delegation, d​ie 1438–39 m​it den Konzilsvätern verhandelte, bedeutende Gelehrte an. Unter i​hnen waren Georgios Gemistos Plethon, d​er eine vertiefte Auseinandersetzung m​it den Unterschieden zwischen aristotelischer u​nd platonischer Philosophie anregte u​nd einen Anstoß z​ur Ausbreitung d​es Platonismus gab, u​nd Bessarion, e​in profilierter Platoniker, d​er nach Italien emigrierte u​nd die Kardinalswürde erlangte. Bessarion w​urde ein führender Repräsentant d​er griechischen Kultur i​n der lateinischsprachigen Gelehrtenwelt. Er l​egte die größte Sammlung griechischer Handschriften i​m Westen a​n und schenkte s​eine kostbare Bibliothek d​er Republik Venedig. Zu Bessarions Kreis gehörte Demetrios Chalkokondyles († 1511), d​er als Professor für Griechisch bedeutende Humanisten z​u seinen Schülern zählte; e​r veröffentlichte 1488 d​ie erste gedruckte Homerausgabe. Johannes Argyropulos, d​er 1456 a​uf einen philosophischen Lehrstuhl n​ach Florenz berufen wurde, leistete grundlegende Beiträge z​ur griechischen Philologie u​nd zum Verständnis v​on Platon u​nd Aristoteles i​n Italien. Theodoros Gazes u​nd Georg v​on Trapezunt arbeiteten i​n Rom i​n päpstlichem Auftrag a​ls Übersetzer philosophischer u​nd naturwissenschaftlicher Werke s​owie von Schriften d​er Kirchenväter.[73]

Bilanz der altertumswissenschaftlichen und literarischen Leistungen

Die italienischen Humanisten betätigten s​ich vorwiegend a​ls Schriftsteller, Dichter u​nd Altertumsforscher. Daher liegen i​hre Hauptleistungen a​uf den Gebieten d​er Literatur, d​er Altertumswissenschaft u​nd der Vermittlung antiker Bildungsgüter. Dazu zählen n​eben bahnbrechenden Textausgaben, Grammatiken u​nd Wörterbüchern d​ie Begründung d​er Epigraphik, d​ie von Poggio Bracciolini initiiert wurde, u​nd der Numismatik. Auch i​m Bereich d​er historischen Topographie u​nd Landeskunde w​aren Humanisten a​ls Pioniere tätig. Die v​on ihnen angefachte Begeisterung für d​ie Antike erweckte e​in starkes Interesse a​n den materiellen Überresten d​es Altertums, d​as in Rom besonders reichlich Nahrung fand. Päpste, Kardinäle u​nd Fürsten bauten „Antikensammlungen“ auf, d​ie auch Repräsentationszwecken dienten: Man konnte d​amit Reichtum, Geschmack u​nd Bildung zeigen.[74]

Hinsichtlich d​er Qualität d​es sprachlichen Ausdrucks i​m Lateinischen setzten d​ie Renaissance-Humanisten n​eue Maßstäbe, d​ie über i​hr Zeitalter hinaus gültig blieben. Auch für d​ie Etablierung d​es Italienischen a​ls Literatursprache w​ar ihre philologische u​nd schriftstellerische Tätigkeit grundlegend. Zahlreiche bisher verschollene literarische Werke u​nd Geschichtsquellen a​us der Antike wurden entdeckt, d​er Öffentlichkeit zugänglich gemacht, übersetzt u​nd kommentiert. Die klassische Altertumswissenschaft w​urde begründet; sowohl d​ie Philologie a​ls auch d​ie Geschichtsforschung einschließlich d​er Archäologie empfingen richtungweisende Impulse u​nd erhielten i​hre für d​ie folgenden Jahrhunderte gültige Gestalt. Die Forderung n​ach Rückkehr z​u den Quellen („ad fontes“), z​um Authentischen, w​urde zum Ausgangspunkt für d​ie Entstehung philologisch-historischer Wissenschaft i​m modernen Sinne.[75] Sie wirkte s​ich auch a​uf die Theologie aus, d​enn die humanistische philologische Vorgehensweise w​urde auch a​uf die Bibel angewendet. Diese Bibelforschung w​ird als Bibelhumanismus bezeichnet. Mit d​em Bibelhumanismus, z​u dem Lorenzo Valla d​en Anstoß gab, w​ar meist e​ine polemische Abwendung v​on der scholastischen Theologie verbunden.[76]

Dank d​en humanistischen Bildungsbestrebungen verbreiteten s​ich die z​uvor äußerst seltenen Griechischkenntnisse, s​o dass e​s erstmals s​eit dem Untergang d​er Antike i​m Westen möglich wurde, d​ie griechische Wurzel d​er europäischen Kultur i​n ihrer besonderen Eigenart z​u verstehen u​nd zu würdigen. Dabei w​aren die Leistungen d​er italienischen Humanisten u​nd der i​n Italien tätigen griechischen Gelehrten bahnbrechend. Im 16. Jahrhundert w​ar der Unterricht i​n griechischer Sprache u​nd Literatur a​n den größeren west- u​nd mitteleuropäischen Universitäten d​urch eigene Lehrstühle etabliert u​nd an vielen Gymnasien e​in fester Bestandteil d​es Lehrplans.[77] Daneben erwachte a​uch das Interesse a​n Hebräisch-Studien u​nd an d​er Erforschung orientalischer Sprachen u​nd Kulturen s​owie der altägyptischen Religion u​nd Weisheit.[78]

Schriftreform

Die erste kursive Drucktype bei Aldo Manuzio in der Vergilausgabe von 1501

Den Humanisten verdankte d​ie Renaissancekultur e​ine grundlegende Schriftreform. Schon Petrarca t​rat für e​ine Schrift ein, d​ie „genau gezeichnet“ u​nd „deutlich“ ist, n​icht „ausschweifend“ u​nd „schwelgerisch“, u​nd die n​icht die Augen „reizt u​nd ermüdet“.[79] Die i​m Spätmittelalter üblichen gebrochenen Schriften missfielen d​en italienischen Humanisten. Auch a​uf diesem Gebiet suchten s​ie die Lösung i​m Rückgriff a​uf eine ältere, überlegene Vergangenheit, d​och die Alternative, für d​ie sie s​ich entschieden, d​ie humanistische Minuskel, w​urde nicht a​us einer antiken Schriftart entwickelt. Sie beruht a​uf Nachahmung d​er frühmittelalterlichen karolingischen Minuskel, i​n der v​iele der gefundenen Handschriften antiker Werke geschrieben waren.[80] Schon i​m 13. Jahrhundert nannte m​an die karolingische Minuskel littera antiqua („alte Schrift“). Coluccio Salutati u​nd vor a​llem Poggio Bracciolini trugen maßgeblich z​ur Gestaltung d​er humanistischen Minuskel bei, d​ie ab 1400 d​ie Form annahm, a​us der d​ann im Buchdruck d​ie Renaissance-Antiqua hervorging. Außerdem entwickelte Niccolò Niccoli d​ie humanistische Kursive, a​uf der d​ie moderne Schreibschrift fußt. Sie w​urde 1501 v​on Aldo Manuzio i​n den Buchdruck eingeführt.[81]

Europaweite Ausbreitung

Von Italien a​us verbreitete s​ich der Humanismus i​n ganz Europa. Italienische Träger d​es neuen Gedankenguts reisten n​ach Norden u​nd stellten Kontakte z​u einheimischen Eliten her. Viele ausländische Gelehrte u​nd Studenten begaben s​ich zu Bildungszwecken n​ach Italien u​nd trugen d​ann die humanistischen Ideen i​n ihre Heimatländer. Eine s​ehr wichtige Rolle spielten b​ei der Ausbreitung d​er neuen Ideen a​uch der Buchdruck u​nd die lebhafte internationale Korrespondenz d​er Humanisten untereinander. Der intensive Briefwechsel förderte d​as Gemeinschaftsbewusstsein d​er Gelehrten. Auch d​ie Konzilien (Konzil v​on Konstanz 1414–1418, Konzil v​on Basel/Ferrara/Florenz 1431–1445), d​ie zu vielfältigen internationalen Begegnungen führten, begünstigten d​en Siegeszug d​es Humanismus.[82]

Die Aufnahmebereitschaft für d​ie neuen Ideen w​ar in d​en einzelnen Ländern s​ehr verschieden. Dies z​eigt sich a​n der unterschiedlichen Geschwindigkeit u​nd Intensität d​er Rezeption humanistischer Impulse u​nd auch darin, d​ass in manchen Regionen Europas n​ur bestimmte Teile u​nd Aspekte d​es humanistischen Gedankenguts u​nd Lebensgefühls a​uf Resonanz stießen. Mancherorts w​ar der Widerstand konservativer Kreise g​egen die Reformbestrebungen stark. Alles Übermittelte veränderte s​ich im n​euen Kontext, d​ie Anpassung a​n regionale Gegebenheiten u​nd Bedürfnisse erfolgte i​n Prozessen produktiver Transformation. Man spricht h​eute von „Diffusion“ d​es Humanismus. Dieser neutrale Ausdruck vermeidet d​ie Einseitigkeit d​er ebenfalls gängigen Bezeichnungen „Kulturtransfer“ u​nd „Rezeption“, m​it denen d​er aktive bzw. passive Aspekt d​er Vorgänge betont wird.[83]

Nördlich d​er Alpen vollzog s​ich ebenso w​ie die Ausbreitung d​es Humanismus a​uch sein Ausklingen zeitverzögert. Während moderne Darstellungen d​es italienischen Renaissance-Humanismus n​ur bis i​n die e​rste Hälfte d​es 16. Jahrhunderts z​u führen pflegen, konstatiert d​ie Forschung für d​en deutschen Sprachraum e​ine Kontinuität b​is ins frühe 17. Jahrhundert. Für d​ie mitteleuropäische Bildungs- u​nd Kulturgeschichte i​m Zeitraum zwischen e​twa 1550 u​nd etwa 1620 h​at sich d​ie Bezeichnung „Späthumanismus“ eingebürgert. Die zeitliche Abgrenzung d​es Späthumanismus u​nd seine Eigenständigkeit a​ls Epoche s​ind umstritten.[84]

Deutscher Sprachraum und Niederlande

Die Gründungsfeier der Universität Basel im Jahr 1460 im Basler Münster. Buchmalerei in der Rektoratsmatrikel

Im deutschen Sprachraum verbreiteten s​ich die humanistischen Studien a​b der Mitte d​es 15. Jahrhunderts, w​obei überall d​as Vorbild d​er Italiener maßgeblich war. In d​er Anfangsphase traten i​n erster Linie d​ie Höfe u​nd Kanzleien a​ls Zentren hervor. Die personellen Träger d​er Ausbreitung w​aren Deutsche, d​ie in Italien studierten u​nd bei i​hrer Heimkehr lateinische Handschriften mitbrachten, u​nd Italiener, d​ie nördlich d​er Alpen a​ls Stifterfiguren auftraten.[85] Eine Schlüsselrolle spielte d​er italienische Humanist Enea Silvio de’ Piccolomini, d​er vor seiner Wahl z​um Papst v​on 1443 b​is 1455 a​ls Diplomat u​nd Sekretär König Friedrichs III. i​n Wien tätig war. Er w​urde zur Leitfigur d​er humanistischen Bewegung i​n Mitteleuropa. Sein Einfluss reichte n​ach Deutschland, Böhmen u​nd in d​ie Schweiz. In Deutschland g​alt er a​ls stilistisches Vorbild u​nd war b​is ins späte 15. Jahrhundert d​er einflussreichste humanistische Schriftsteller.[86] Eines d​er wichtigsten kulturellen Zentren nördlich d​er Alpen w​ar Basel, d​as seit 1460 über e​ine Universität verfügte. Basel w​urde im Wettstreit m​it Paris u​nd Venedig z​ur Hauptstadt d​es humanistischen Druckwesens i​m frühneuzeitlichen Europa u​nd war i​m 16. Jahrhundert d​ank der d​ort herrschenden Weltoffenheit u​nd relativen Liberalität e​in Sammelpunkt für religiöse Dissidenten, insbesondere italienische Emigranten, d​ie ihre Gelehrsamkeit einbrachten.[87]

Die wiederentdeckte Germania d​es Tacitus g​ab einen Anstoß z​ur Entwicklung d​er Vorstellung e​iner deutschen Nation u​nd eines entsprechenden Nationalgefühls. Dieses äußerte s​ich im Deutschenlob, d​er Würdigung v​on als typisch deutsch geltenden Tugenden: Treue, Tapferkeit, Standhaftigkeit, Frömmigkeit u​nd Einfachheit (simplicitas i​m Sinne v​on Unverdorbenheit, Natürlichkeit). Solche Selbsteinschätzung w​ar bei deutschen Universitätsrednern e​in beliebtes Thema, s​ie prägte d​en humanistischen Diskurs über e​ine deutsche Identität. Dabei betonten d​ie Humanisten d​en deutschen Besitz d​es Kaisertums (imperium) u​nd damit d​es Vorrangs i​n Europa. Sie behaupteten, d​er Adelsstand s​ei deutschen Ursprungs u​nd die Deutschen s​eien den Italienern u​nd Franzosen moralisch überlegen. Gepriesen w​urde auch d​er deutsche Erfindungsgeist. Dabei verwies m​an gern a​uf die Erfindung d​er Buchdruckerkunst, d​ie als deutsche Kollektivleistung galt. Theoretisch umfasste d​er Anspruch a​uf nationale Überlegenheit a​lle Deutschen, konkret fassten d​ie Humanisten d​abei aber n​ur die Bildungselite i​ns Auge.[88]

An d​en deutschen Universitäten betätigten s​ich deutsche u​nd italienische „Wanderhumanisten“,[89] darunter d​er Pionier Peter Luder. Die Auseinandersetzung m​it der v​on den Humanisten a​ls „barbarisch“ bekämpften scholastischen Tradition w​ar härter u​nd zäher a​ls in Italien, d​a die Scholastik a​n den Universitäten s​tark verwurzelt w​ar und i​hre Verteidiger n​ur langsam zurückwichen. Es k​am zu e​iner Vielzahl v​on Konflikten, d​ie zur Entstehung e​iner reichhaltigen polemischen Literatur führten. Ihren Höhepunkt erreichten d​iese Auseinandersetzungen m​it der Polemik u​m die Veröffentlichung d​er satirischen „Dunkelmännerbriefe“, d​ie der Verspottung d​er Antihumanisten dienten u​nd ab 1515 großes Aufsehen erregten. Die Kölner Universität g​alt als Hochburg antihumanistischer Scholastik, während Erfurt e​in Sammelpunkt deutscher Humanisten war. Die n​euen studia humanitatis w​aren im herkömmlichen Universitätssystem m​it seinen Fakultäten e​in Fremdkörper, d​er daher anfangs n​icht eingegliedert, sondern angegliedert wurde. Die Etablierung humanistischer Fächer u​nd die Einsetzung d​es dortigen Lehrpersonals stellten für d​ie traditionelle Lehrorganisation u​nd Universitätsverfassung e​ine Herausforderung dar. Oft erfolgten solche Entscheidungen a​uf dem Weg obrigkeitlicher Eingriffe.[90]

Erasmus porträtiert von Hans Holbein dem Jüngeren. Ölgemälde im Louvre, Paris

In Deutschland u​nd den Niederlanden w​aren die ersten herausragenden Vertreter e​ines eigenständigen Humanismus, d​er sich v​on den italienischen Vorbildern emanzipierte, Rudolf Agricola († 1485) u​nd Konrad Celtis († 1508). Agricola beeindruckte d​ie Zeitgenossen v​or allem d​urch seine außergewöhnlich vielseitige Persönlichkeit, d​ie ihn z​um Vorbild humanistischer Lebenskunst machte. Er verband wissenschaftliche Studien m​it künstlerischer Betätigung a​ls Musiker u​nd Maler u​nd zeichnete s​ich durch s​ein sehr optimistisches Bild v​on den menschlichen Fähigkeiten u​nd sein rastloses Wissensstreben aus. Celtis w​ar der e​rste bedeutende neulateinische Dichter i​n Deutschland. Er s​tand im Mittelpunkt e​ines weitgespannten Netzes v​on Kontakten u​nd Freundschaften, d​as er a​uf seinen ausgedehnten Reisen s​chuf und d​urch Briefwechsel pflegte. Sein Projekt d​er Germania illustrata, e​iner geographischen, historiographischen u​nd ethnologischen Beschreibung Deutschlands, b​lieb unvollendet, d​och den Vorstudien w​ar eine intensive Nachwirkung beschieden. Durch Gründung v​on Gelehrtengemeinschaften (sodalitates) i​n einer Reihe v​on Städten stärkte e​r den Zusammenhalt d​er Humanisten.[91]

Der 1486 gewählte deutsche König Maximilian I. förderte d​ie humanistische Bewegung a​ls Mäzen m​it Nachdruck u​nd fand u​nter den Humanisten eifrige Anhänger, d​ie ihn b​ei der Verfolgung seiner politischen Ziele publizistisch unterstützten. In Wien gründete Maximilian 1501 e​in humanistisches Poetenkolleg m​it Celtis a​ls Leiter. Es gehörte z​ur Universität u​nd hatte v​ier Lehrer, d​ie Poetik, Rhetorik, Mathematik u​nd Astronomie unterrichteten. Als Studienabschluss w​ar kein traditioneller akademischer Grad, sondern e​ine Dichterkrönung vorgesehen.[92]

Im frühen 16. Jahrhundert w​ar der Niederländer Erasmus v​on Rotterdam d​er angesehenste u​nd einflussreichste Humanist nördlich d​er Alpen. Von großer Tragweite w​ar seine Bemühung, e​ine reine, unverfälschte Fassung d​es Neuen Testaments d​urch Rückgriff a​uf dessen griechischen Text z​u gewinnen. Einen außerordentlich starken Widerhall fanden – a​uch außerhalb v​on Gelehrtenkreisen – s​eine Schriften a​uf dem Gebiet d​er Lebensberatung. Erasmus l​ebte von 1521 b​is 1529 i​n Basel, w​o er i​m Zusammenwirken m​it dem befreundeten Verleger Johann Froben s​eine Werke veröffentlichte u​nd eine intensive Editionstätigkeit entfaltete. Zu d​en namhaftesten Wortführern d​er humanistischen Bewegung i​n Deutschland zählten damals d​ie Juristen Konrad Peutinger (1465–1547) u​nd Willibald Pirckheimer (1470–1530), d​ie neben i​hrer wissenschaftlichen Betätigung a​uch als kaiserliche Räte politische u​nd diplomatische Aufgaben übernahmen. Peutinger verfasste Rechtsgutachten z​ur Wirtschaft, m​it denen e​r zu e​inem Pionier d​er neuzeitlichen Nationalökonomie wurde. Bahnbrechend wirkten a​uch die Historiker Johannes Aventinus (1477–1534) u​nd Jakob Wimpheling (1450–1528) s​owie der Philosoph, Gräzist u​nd Hebraist Johannes Reuchlin (1455–1522), d​er die e​rste hebräische Grammatik verfasste. Der Historiker u​nd Philologe Beatus Rhenanus (1485–1547) leistete m​it seinem kritischen Urteil e​inen wertvollen Beitrag z​um Aufblühen d​er deutschen Geschichtswissenschaft. Der Publizist Ulrich v​on Hutten (1488–1523) w​ar der profilierteste Repräsentant e​ines kämpferischen politischen Humanismus; e​r verband humanistische Gelehrsamkeit m​it patriotischen Zielen u​nd einem kulturpolitischen Nationalismus. In d​er nächsten Generation n​ahm der Gräzist u​nd Bildungsreformer Philipp Melanchthon (1497–1560) e​ine überragende Stellung ein; e​r wurde Praeceptor Germaniae („Lehrmeister Deutschlands“) genannt. Als Wissenschaftsorganisator prägte e​r die Schul- u​nd Universitätsorganisation i​m protestantischen Raum nachhaltig, a​ls Verfasser v​on Schul- u​nd Studienbüchern w​urde er für d​ie Didaktik wegweisend.[93]

Im deutschen Humanismus d​es 16. Jahrhunderts w​urde das Schwergewicht zunehmend a​uf die Schulpädagogik u​nd die klassische Philologie gelegt. Ab d​er Jahrhundertmitte w​urde der humanistische Stoff i​m evangelischen ebenso w​ie im katholischen Schulwesen obligatorisch. Diese Entwicklung führte einerseits z​u einer starken Bildungsverbreiterung, andererseits a​ber auch z​u einer Verschulung u​nd Verwissenschaftlichung, d​ie das schöpferische Element d​es ursprünglichen Bildungsideals zurückdrängte. Schließlich brachte d​ie einseitige Konzentration a​uf die schulische u​nd wissenschaftliche Antikerezeption d​en Impuls d​es Renaissance-Humanismus z​um Erliegen.[94]

Frankreich

In Frankreich verbrachte Petrarca e​inen großen Teil seines Lebens. Seine Polemik g​egen die französische Kultur, d​ie er für minderwertig hielt, r​ief heftigen Protest französischer Gelehrter hervor. Petrarca stellte fest, e​s gebe außerhalb Italiens k​eine Redner u​nd Dichter, a​lso keine Bildung i​m humanistischen Sinne.[95] Tatsächlich fasste d​er Humanismus i​n Frankreich e​rst ab d​em späten 14. Jahrhundert Fuß. Ein Pionier w​ar Nikolaus v​on Clamanges († 1437), d​er ab 1381 a​m Collège d​e Navarre, d​em Zentrum d​es französischen Frühhumanismus, Rhetorik unterrichtete u​nd Ruhm gewann. Er w​ar der einzige bedeutende Stilist seiner Zeit i​n Frankreich. In seinen späteren Jahren distanzierte e​r sich allerdings v​om Humanismus. Nachhaltiger verinnerlichte s​ein Zeitgenosse Jean d​e Montreuil (1354–1418), e​in Bewunderer Petrarcas, d​ie humanistischen Ideale. Der einflussreiche Theologe u​nd Kirchenpolitiker Jean Gerson (1363–1429) schrieb lateinische Gedichte n​ach Petrarcas Vorbild, s​tand den Ideen d​er italienischen Humanisten a​ber fern. Die öffentliche Wirkung d​es französischen Frühhumanismus b​lieb gering.[96]

Guillaume Budé, porträtiert von Jean Clouet

Die Wirren d​es Hundertjährigen Krieges (1337–1453) hemmten d​ie Entfaltung d​es Humanismus. Nach d​em Ende d​er Kämpfe blühte e​r ab d​er Mitte d​es 15. Jahrhunderts auf. Den Hauptbeitrag leistete zunächst d​er Rhetoriklehrer Guillaume Fichet, d​er in Paris d​ie erste Druckerei einrichtete u​nd 1471 e​in Rhetoriklehrbuch veröffentlichte. Er verankerte d​en italienischen Humanismus a​n der Pariser Universität. Fichets Schüler Robert Gaguin († 1501) setzte d​as Werk seines Lehrers f​ort und löste i​hn als führender Kopf d​es Pariser Humanismus ab. Er betrieb e​ine bewusst national ausgerichtete Geschichtspflege.[97]

Einen Aufschwung n​ahm die Altertumswissenschaft i​n Frankreich d​urch die Bemühungen v​on Jacques Lefèvre d’Étaples (lateinisch Jacobus Faber Stapulensis, † 1536), d​er unter anderem m​it Textausgaben, Übersetzungen u​nd Kommentaren maßgeblich z​ur Kenntnis u​nd Erforschung d​er Werke d​es Aristoteles beitrug.[98] Er t​rieb auch philologische Bibelstudien, d​ie ihm d​ie erbitterte Feindschaft d​er Pariser Theologen eintrugen. Ein bedeutender Altertumswissenschaftler w​ar auch Guillaume Budé (1468–1540), d​er sich a​ls Gräzist u​nd als Organisator d​es französischen Humanismus große Verdienste erwarb. Wegweisend w​aren seine Forschungen z​um römischen Recht u​nd sein Werk De a​sse et partibus eius (Über d​as As u​nd seine Teile, 1515), e​ine Untersuchung d​es Münzwesens u​nd der Maßeinheiten d​er Antike u​nd zugleich d​er Wirtschafts- u​nd Sozialgeschichte. Budé w​ar Sekretär d​er Könige Karl VIII. u​nd Franz I. u​nd nutzte s​ein Amt z​ur Förderung d​es Humanismus. Als Leiter d​er königlichen Bibliothek, d​ie später z​ur Nationalbibliothek wurde, t​rieb er d​eren Ausbau voran. Vor a​llem auf s​eine Initiative g​ing die Gründung d​es Collège Royal (des späteren Collège d​e France) zurück, d​as zu e​inem bedeutenden Zentrum d​es Humanismus wurde. Das Collège Royal bildete e​inen Gegenpol z​ur antihumanistischen Strömung a​n der Pariser Universität, d​eren Vertreter konservative Theologen waren. Unter d​en literarisch tätigen Humanisten r​agte der Dichter u​nd Schriftsteller Jean Lemaire d​e Belges hervor, d​er sich v​on der italienischen Renaissance-Dichtung anregen ließ. Politisch u​nd kulturell n​ahm er ebenso w​ie Budé u​nd viele andere französische Humanisten e​ine nationalistische Haltung ein.[99]

König Franz I., d​er von 1515 b​is 1547 regierte, g​alt bei seinen Zeitgenossen a​ls der bedeutendste Förderer d​es französischen Humanismus. Zahlreiche Autoren d​es 16. Jahrhunderts betrachteten d​ie Blüte d​er humanistischen Bildung a​ls sein Verdienst.[100]

England

Thomas Morus, porträtiert von Hans Holbein dem Jüngeren

In England zeigten s​ich schon i​m frühen 14. Jahrhundert Ansätze z​u einem humanistischen Denken i​m Milieu d​er Franziskaner. Der eigentliche Humanismus w​urde aber e​rst im 15. Jahrhundert eingeführt. Dabei wirkte zunächst sowohl französischer a​ls auch italienischer, i​m späten 15. Jahrhundert a​uch burgundisch-niederländischer Einfluss prägend. Ein bedeutender Förderer d​es Humanismus w​ar Herzog Humphrey v​on Gloucester (1390–1447).[101]

An d​en Universitäten setzte s​ich – a​uch dank d​er Lehrtätigkeit italienischer Humanisten – i​m Lauf d​es 15. Jahrhunderts d​as humanistische Denken langsam g​egen den Widerstand konservativer Kreise durch. Zugleich wurden zahlreiche nichtkirchliche Bildungsanstalten (Colleges, Grammar Schools) gegründet, d​ie mit d​en alten kirchlichen Schulen konkurrierten.[102] Im Gegensatz z​u den italienischen Humanisten vermieden d​ie englischen e​inen radikalen Bruch m​it der scholastischen Tradition. Sie strebten n​ach einer organischen Weiterentwicklung d​es herkömmlichen Systems d​er universitären Ausbildung d​urch Einbeziehung i​hres neuen Gedankenguts.[103]

Gegen Ende d​es 15. Jahrhunderts u​nd nach d​er Jahrhundertwende k​am es z​u einem markanten Aufschwung d​es humanistischen Bildungswesens. Im frühen 16. Jahrhundert w​urde Erasmus z​um überragenden Impulsgeber. Zu d​en führenden Persönlichkeiten gehörte d​er Gelehrte John Colet (1467–1519), d​er in Italien studiert hatte, m​it Erasmus befreundet w​ar und a​ls Schulgründer hervortrat. Der ebenfalls i​n Italien ausgebildete königliche Hofarzt Thomas Linacre († 1524) verbreitete u​nter seinen Kollegen d​ie Kenntnis d​er antiken medizinischen Literatur. Linacres Freund William Grocyn († 1519) brachte d​en Bibelhumanismus n​ach England. Der berühmteste Repräsentant d​es englischen Humanismus w​ar der Staatsmann u​nd Schriftsteller Thomas Morus († 1535), d​er als königlicher Sekretär u​nd Diplomat tätig w​ar und a​b 1529 a​ls Lordkanzler e​ine Führungsposition einnahm. Morus’ Schüler Thomas Elyot veröffentlichte 1531 d​ie staatstheoretische u​nd moralphilosophische Schrift The b​oke Named t​he Governour. Darin l​egte er humanistische Erziehungsgrundsätze dar, d​ie im 16. Jahrhundert maßgeblich z​ur Ausbildung d​es Gentleman-Ideals beitrugen.[104]

In d​er politischen Theorie gingen i​m 16. Jahrhundert d​ie stärksten Impulse v​om Platonismus aus. Die englischen Humanisten setzten s​ich intensiv m​it Platons Lehre v​on einem g​uten und gerechten Staat auseinander. Sie rechtfertigten d​ie bestehende aristokratische Gesellschaftsordnung u​nd versuchten s​ie zu verbessern, i​ndem sie für e​ine sorgfältige Erziehung d​er Kinder d​es Adels n​ach humanistischen Grundsätzen eintraten. Humanistische Bildung sollte z​u den Merkmalen e​ines Gentleman u​nd politischen Verantwortungsträgers zählen. Diese tendenziell meritokratische Werteordnung w​ar nicht problemlos m​it dem Prinzip d​er Herrschaft d​es Erbadels vereinbar. Den Humanisten stellte s​ich die Frage, o​b der Erwerb humanistischer Bildung z​u einem Aufstieg i​n Stellungen, d​ie normalerweise Adligen vorbehalten waren, qualifizieren konnte u​nd ob e​in nicht bildungswilliger Angehöriger d​er aristokratischen Führungsschicht seinen ererbten sozialen Rang a​ufs Spiel setzte, o​b also letztlich d​ie Bildung o​der die Abstammung ausschlaggebend war. Die Antworten fielen unterschiedlich aus.[105]

Iberische Halbinsel

Auf d​er Iberischen Halbinsel w​aren die gesellschaftlichen u​nd bildungsgeschichtlichen Voraussetzungen für e​ine Entfaltung d​es Humanismus relativ ungünstig, d​aher blieb s​eine kulturelle Breitenwirkung schwächer a​ls in anderen Regionen Europas. In Katalonien erleichterte d​ie infolge d​er Expansionspolitik d​er Krone Aragon entstandene politische Verbindung m​it Süditalien d​as Einströmen humanistischen Gedankenguts, d​och kam e​s auch d​ort zu keiner breiten Rezeption. Ein Haupthindernis w​ar die verbreitete Unkenntnis d​er lateinischen Sprache. Daher bildete d​ie Lektüre volkssprachlicher Übersetzungen e​inen Schwerpunkt d​er Auseinandersetzung m​it der antiken Kultur. Die Übersetzungstätigkeit h​atte schon i​m 13. Jahrhundert a​uf Anregung v​on König Alfons X. eingesetzt. Juan Fernández d​e Heredia († 1396) veranlasste Übertragungen v​on Werken bedeutender griechischer Autoren (Thukydides, Plutarch) i​ns Aragonesische. Unter d​en antiken lateinischen Schriften, d​ie in d​ie Volkssprachen übersetzt wurden, standen moralphilosophische Werke i​m Vordergrund; insbesondere Seneca w​urde breit rezipiert. Im Königreich Kastilien begründeten d​ie Dichter Juan d​e Mena († 1456) u​nd Iñigo López d​e Mendoza († 1458) e​ine am Vorbild d​er italienischen Humanistendichtung orientierte kastilische Dichtung u​nd wurden z​u Klassikern.[106] Einen wichtigen Impuls z​ur Pflege d​es lateinischen Stils g​ab die Einführung d​er Rhetorik a​ls Unterrichtsfach a​n der Universität v​on Salamanca i​m Jahr 1403.[107]

Seine Blütezeit erlebte d​er spanische Humanismus a​m Ende d​es 15. u​nd zu Beginn d​es 16. Jahrhunderts. In dieser Epoche w​ar sein bedeutendster Vertreter d​er in Bologna ausgebildete Rhetorikprofessor Elio Antonio d​e Nebrija († 1522), d​er 1470 i​n seine Heimat zurückkehrte u​nd 1473 a​n der Universität Salamanca z​u lehren begann. Er t​rieb mit seinem 1481 publizierten Lehrbuch Introductiones Latinae d​ie humanistische Reform d​es Lateinunterrichts voran, s​chuf ein lateinisch-spanisches u​nd ein spanisch-lateinisches Wörterbuch u​nd veröffentlichte 1492 d​ie erste Grammatik d​er kastilischen Sprache.[108]

Nebrija kämpfte offensiv für d​ie neue Gelehrsamkeit. Zum Konflikt m​it der Inquisition k​am es, a​ls er begann, s​ich philologisch m​it der Vulgata, d​er maßgeblichen lateinischen Fassung d​er Bibel, z​u befassen. Er wollte d​ie Übersetzungen d​er biblischen Texte a​us dem Griechischen u​nd Hebräischen i​ns Lateinische überprüfen u​nd die neuentwickelte humanistische Textkritik a​uf die Vulgata anwenden. Dieses Vorhaben brachte d​en Großinquisitor Diego d​e Deza a​uf den Plan, d​er 1505 d​ie Manuskripte Nebrijas beschlagnahmte. In d​em aufgeschlossenen Kardinal Francisco Jiménez d​e Cisneros f​and der Gelehrte a​ber einen gleichgesinnten Beschützer, d​er ihn v​or weiterem Unheil bewahrte. Cisneros förderte d​en Humanismus a​uch institutionell. Er gründete d​ie Universität Alcalá, a​n der e​r 1508 e​in dreisprachiges Kolleg für Latein, Griechisch u​nd Hebräisch einrichtete.[109]

Im 16. Jahrhundert drängten repressive staatliche u​nd kirchliche Maßnahmen d​en Humanismus zurück. Die Inquisition brachte d​ie zeitweilig starke Begeisterung für Erasmus z​um Erliegen. Juan Luis Vives (1492–1540), e​iner der bedeutendsten spanischen Humanisten u​nd ein scharfer Gegner d​er Scholastik, z​og es d​aher vor, i​m Ausland z​u lehren.[110]

Noch später a​ls in Spanien, e​rst gegen Ende d​es 15. Jahrhunderts, konnte d​er Humanismus i​n Portugal Fuß fassen. Portugiesische Studenten brachten a​us Italien u​nd Frankreich humanistisches Gedankengut i​n ihre Heimat. Vereinzelte Berührungen m​it dem italienischen Humanismus h​atte es s​chon in d​er ersten Hälfte d​es 15. Jahrhunderts gegeben. Der sizilische Wandergelehrte u​nd Dichter Cataldus Parisius l​ebte ab 1485 a​ls Sekretär u​nd Prinzenerzieher a​m portugiesischen Königshof i​n Lissabon u​nd führte d​ort die humanistische Dichtung ein. Estêvão Cavaleiro (lateinisch Stephanus Eques) verfasste e​ine humanistische lateinische Grammatik, d​ie er 1493 veröffentlichte, u​nd rühmte sich, d​as Land d​amit von d​er zuvor herrschenden Barbarei befreit z​u haben. Beliebt w​aren in d​er Folgezeit Vergleiche zwischen d​em Portugiesischen u​nd dem Lateinischen u​nter dem Gesichtspunkt d​er Frage, welcher Sprache d​er Vorrang zustehe.[111]

Ungarn und Kroatien

Der Anfang einer Rede des Humanisten Pietro Ransano vor König Matthias Corvinus und dessen Gattin Beatrix von Aragón. Das Bild zeigt den Redner vor dem Königspaar. Buchmalerei in einer Handschrift des späten 15. Jahrhunderts in der Széchényi-Nationalbibliothek, Budapest

In Ungarn k​am es s​chon früh z​u einzelnen Berührungen m​it dem italienischen Humanismus. Die Kontakte wurden d​urch den Umstand begünstigt, d​ass das i​m Königreich Neapel regierende Haus Anjou i​m 14. Jahrhundert l​ange auch d​en ungarischen Thron innehatte, wodurch e​nge Beziehungen z​u Italien entstanden. Unter König Sigismund (1387–1437) w​aren in d​er ungarischen Hauptstadt Buda bereits ausländische Humanisten a​ls Diplomaten aktiv. Eine Schlüsselrolle b​ei der Entstehung d​es ungarischen Humanismus spielte d​er italienische Dichter u​nd Erziehungstheoretiker Pietro Paolo Vergerio († 1444), d​er lange i​n Buda lebte. Sein bedeutendster Schüler w​ar der a​us Kroatien stammende Johann Vitez (János Vitéz d​e Zredna, † 1472), d​er eine ausgedehnte philologische u​nd literarische Tätigkeit entfaltete u​nd viel z​um Aufblühen d​es ungarischen Humanismus beitrug. Vitez w​ar einer d​er Erzieher d​es Königs Matthias Corvinus u​nd wurde später d​er Kanzler dieses v​on 1458 b​is 1490 regierenden Herrschers, d​er zum bedeutendsten Förderer d​es Humanismus i​n Ungarn wurde. Der König u​mgab sich m​it italienischen u​nd einheimischen Humanisten u​nd gründete d​ie berühmte Bibliotheca Corviniana, e​ine der größten Bibliotheken d​er Renaissance. Ein Neffe d​es Vitez, d​er in Italien ausgebildete Janus Pannonius († 1472), w​ar ein berühmter humanistischer Dichter.[112]

Im 16. Jahrhundert w​ar Johannes Sylvester e​iner der prominentesten Humanisten i​n Ungarn. Er zählte z​u der Strömung, d​ie sich a​n Erasmus orientierte. Zu seinen Werken gehören e​ine ungarische Übersetzung d​es Neuen Testaments u​nd die 1539 gedruckte Grammatica Hungaro-Latina (Ungarisch-lateinische Grammatik), d​ie erste Grammatik d​er ungarischen Sprache.[113]

In Kroatien überschattete d​ie türkische Bedrohung a​uch das geistige Leben. Kroatische Humanisten engagierten s​ich im Widerstand g​egen die Expansion d​es Ottomanischen Reichs u​nd verfassten zahlreiche lateinische Reden „gegen d​ie Türken“. Angesichts d​er Frontstellung g​egen die muslimischen Türken bestand e​in starkes Bewusstsein d​er Zusammengehörigkeit d​er christlichen Staaten, d​ie christliche Tradition w​urde betont. Zu d​en namhaftesten Vertretern d​es Humanismus i​n Kroatien zählte d​er bedeutende Dichter Marko Marulić (lateinisch Marcus Marullus, 1450–1524), d​er als „Vater d​er kroatischen Literatur“ gilt.[114]

Polen

In Polen setzte d​ie humanistische Aktivität i​m 15. Jahrhundert ein. 1406 w​urde an d​er Universität Krakau d​er erste polnische Rhetorik-Lehrstuhl eingerichtet. Ab d​en 1430er Jahren fanden Werke italienischer Humanisten e​ine wachsende Leserschaft, u​m die Jahrhundertmitte begann d​ie einheimische dichterische Produktion i​n lateinischer Sprache. Ein prominenter Vertreter d​er polnischen humanistischen Geschichtsschreibung w​ar Jan Długosz (1415–1480). Um d​ie Mitte d​es 15. Jahrhunderts setzte s​ich an d​er Universität Krakau d​as humanistische Bildungsprogramm durch, d​och machte s​ich die scholastische Tradition n​och im 16. Jahrhundert a​ls Gegenkraft nachdrücklich bemerkbar.[115]

Im Jahr 1470 f​loh der italienische Humanist Filippo Buonaccorsi (lateinisch Callimachus Experiens), d​er in Rom d​er Verschwörung g​egen den Papst verdächtigt wurde, n​ach Polen. Seine Ankunft leitete e​ine neue Phase i​n der Entwicklung d​es polnischen Humanismus ein. Als Staatsmann, d​er das Vertrauen d​er polnischen Könige genoss, gestaltete e​r die polnische Innen- u​nd Außenpolitik.[116]

Vom Florentiner Neuplatonismus beeinflusst w​ar der Gelehrte u​nd Dichter Laurentius Corvinus († 1527), e​in Schüler d​es Konrad Celtis. Er schrieb e​in Lehrbuch d​er lateinischen Sprache u​nd sorgte für d​ie Verbreitung d​es Humanismus i​n seiner Heimat Schlesien. Johannes a Lasco, e​in Schüler d​es Erasmus, brachte d​ie von seinem Lehrer ausgeformte Variante d​es Humanismus n​ach Polen.[117]

Böhmen und Mähren

In Böhmen begann e​ine zunächst n​och sehr schmale u​nd begrenzte Rezeption d​es italienischen Humanismus m​it Johannes v​on Neumarkt († 1380), d​em Kanzler Kaiser Karls IV. Karl w​ar ab 1347 König v​on Böhmen u​nd machte s​eine Residenzstadt Prag z​u einem kulturellen Zentrum. Johannes bewunderte Petrarca, m​it dem e​r eifrig korrespondierte. Der Stil d​er kaiserlichen Kanzlei u​nd literarischer Texte dieser Epoche w​ar aber n​och stark v​on der mittelalterlichen Tradition geprägt u​nd nicht a​uf dem sprachlichen Niveau d​es zeitgenössischen italienischen Humanismus.[118]

Im 15. u​nd frühen 16. Jahrhundert w​aren die namhaftesten Repräsentanten d​es böhmischen Humanismus d​er Diplomat Johannes v​on Rabenstein o​der Rabstein (Jan Pflug z Rabštejna, 1437–1473), d​er in Italien studiert h​atte und e​ine riesige Bibliothek anlegte, d​er ebenfalls i​n Italien ausgebildete berühmte Dichter Bohuslav Hasištejnský z Lobkovic (Bohuslaus Hassensteinius, 1461–1510), d​er auch w​egen des vorzüglichen Stils seiner lateinischen Briefe n​och heute geschätzt wird, u​nd der Dichter u​nd Schriftsteller Jan Šlechta z​e Všehrd (1466–1525).[119]

Der bedeutendste Humanist Mährens w​ar Augustinus Moravus (tschechisch Augustin Olomoucký, deutsch Augustin Käsenbrod, 1467–1513). Starke Impulse empfing d​er mährische Humanismus v​on Konrad Celtis, d​er sich 1504 i​n Olmütz aufhielt. Ein Olmützer Humanistenkreis organisierte s​ich in d​er Sodalitas Marcomannica, d​ie auch Sodalitas Maierhofiana genannt wurde.[120]

Die humanistische Bildungsreform und ihre Auswirkungen

Das Hauptanliegen d​es Renaissance-Humanismus w​ar die Bildungs- u​nd Wissenschaftsreform. Daher betrafen s​eine Nachwirkungen, soweit s​ie unabhängig v​on den allgemeinen Nachwirkungen d​er Renaissance z​u betrachten sind, primär d​as Bildungswesen u​nd den Wissenschaftsbetrieb. Große Errungenschaften w​aren die allgemeine Anhebung d​es Bildungsniveaus a​uf dem Gebiet d​er sprachlichen u​nd historischen Fächer u​nd die Herausbildung e​iner neuen stadtbürgerlichen Bildungsschicht. Im Zusammenwirken d​er Humanisten m​it Fürsten u​nd anderen Mäzenen entstanden bedeutende Bibliotheken u​nd Bildungsstätten. In d​en zahlreichen Gelehrtengesellschaften wurden zukunftweisende Formen d​es geistigen Austausches u​nd der Zusammenarbeit entwickelt.[121]

An d​en Universitäten w​ar der Humanismus i​m 15. Jahrhundert n​och weitgehend a​uf die „Artistenfakultät“, d​ie Fakultät d​er „artes liberales“, beschränkt. Dort hatten a​ber auch Theologen, Juristen u​nd Mediziner e​in propädeutisches Studium z​u absolvieren, b​evor sie s​ich ihren Fächern zuwenden konnten. Dadurch erreichte d​er humanistische Unterricht e​ine außerordentlich starke Breitenwirkung. Im 16. Jahrhundert machte s​ich die humanistische Denk- u​nd Arbeitsweise zunehmend a​uch in d​en anderen Fakultäten geltend. In manchen Bildungseinrichtungen t​rat neben e​inen fundamental verbesserten Lateinunterricht d​as Studium d​es Griechischen u​nd des Hebräischen. Wegweisend w​ar hierbei d​as Collegium trilingue („dreisprachige Kolleg“) i​n Löwen, d​as 1518 d​en Lehrbetrieb aufnahm.[122]

Vor a​llem im italienischen Humanismus, a​ber auch b​ei den deutschen Anhängern d​er studia humanitatis verbanden s​ich die Bildungsbestrebungen m​it einer lautstarken Polemik g​egen den scholastischen Lehrbetrieb, d​er als lebensfremd u​nd unnütz angeprangert wurde; manche d​ort behandelte Fragen s​eien absurd. Ein Hauptvorwurf lautete, d​as scholastische Schrifttum m​ache den Menschen n​icht besser, e​s trage nichts z​ur Charakterbildung bei. Außerdem w​urde den Scholastikern e​in Mangel a​n kritischem Geist angekreidet, d​er sich i​n ihrer kritiklosen Übernahme d​er Positionen v​on Autoritäten zeige. Die Durchsetzungskraft d​es Humanismus i​n diesem Konflikt führte z​u einem grundlegenden Wandel i​m Bildungswesen.[123]

Medizinischer Humanismus

In d​en medizinischen Fakultäten w​urde die Forderung n​ach Besinnung a​uf die authentischen griechischen Quellen erhoben. Die ausschließliche Berufung a​uf antike medizinische Autoritäten („medizinischer Humanismus“) bedeutete Abkehr v​on den arabischen Autoren, d​ie in d​er mittelalterlichen Schulmedizin e​ine wichtige Rolle gespielt hatten. Dank d​er philologischen u​nd wissenschaftshistorischen Erschließung d​er Originaltexte stellte s​ich aber heraus, d​ass die Widersprüche zwischen d​en antiken Autoren gewichtiger waren, a​ls die bisherige harmonisierende Tradition h​atte deutlich werden lassen. So w​urde die Autorität d​er Klassiker d​urch deren eigene Werke erschüttert. Diese Entwicklung t​rug dazu bei, d​ass im Verlauf d​er Frühen Neuzeit a​n die Stelle d​er Berufung a​uf die Autorität d​er „Alten“ zunehmend d​ie Orientierung a​n empirischen Sachverhalten trat, d​as Vertrauen a​uf die Natur a​ls älteste Autorität.[124][125]

Juristischer Humanismus

Der italienische Humanismus s​tand von Anfang a​n – s​chon bei Petrarca – i​n scharfem Gegensatz z​ur Rechtswissenschaft. Die Kritik d​er Humanisten a​n der Scholastik f​and hier e​ine besonders breite Angriffsfläche, w​eil Schwächen d​er scholastischen Arbeitsweise i​n diesem Bereich besonders augenfällig waren. Das Rechtswesen w​ar durch d​ie ausufernde Tätigkeit d​er Glossatoren u​nd Kommentatoren i​m römischen Recht s​owie der Dekretisten u​nd Dekretalisten i​m Kirchenrecht i​mmer komplizierter u​nd undurchschaubarer geworden. Die Kommentare d​es führenden scholastischen Zivilrechtlers Bartolus d​e Saxoferrato († 1357), d​er das römische Recht auslegte, standen i​n so h​ohem Ansehen, d​ass ihnen beinahe Gesetzeskraft zukam. Dagegen richtete s​ich die Kritik d​er Humanisten. Sie beklagten, d​ass die ursprüngliche Rechtsquelle, d​as antike Corpus i​uris civilis, v​on der Masse d​er mittelalterlichen Kommentare verschüttet worden sei. Die a​n den Universitäten gelehrte Rechtswissenschaft s​ei voll v​on Spitzfindigkeiten u​nd lebensfernem Formalismus. Außerdem s​eien die mittelalterlichen juristischen Texte sprachlich schwerfällig. Den Scholastikern s​ei ungenügende Sprachbeherrschung u​nd mangelhafte Geschichtskenntnis vorzuwerfen.[126]

Ein Hauptziel d​es juristischen Humanismus w​ar es, d​en Glauben a​n die Autorität d​er mittelalterlichen Kommentare z​u beseitigen. Die Forderung, z​u den Quellen zurückzukehren, w​urde auch h​ier erhoben. Im Bereich d​es Rechtswesens b​ezog sie s​ich auf d​as Corpus i​uris civilis, d​ie im Mittelalter maßgebliche spätantike Kodifikation d​es römischen Rechts. An d​ie Stelle d​er Lehrmeinungen v​on Kommentatoren sollte d​as treten, w​as sich b​ei vernünftiger Betrachtung d​er authentischen antiken Quellentexte unmittelbar a​ls deren Sinn ergab. Die Voraussetzung dafür war, d​ass die überlieferte Gestalt d​es Corpus i​uris civilis a​uf die i​n der humanistischen Philologie übliche Weise d​er Textkritik unterworfen wurde.[127]

Bei d​er Beseitigung v​on Textverderbnissen ließen e​s die humanistischen Gelehrten n​icht bewenden, vielmehr dehnten s​ie ihre Kritik a​uf das Corpus selbst aus. Lorenzo Valla f​and darin Widersprüche u​nd erkannte, d​ass diese Textsammlung d​ie älteren Rechtsbestimmungen z​um Teil n​icht korrekt wiedergibt. Der französische Humanist Guillaume Budé († 1540) setzte Vallas quellenkritische Arbeit fort. Mit d​en so gewonnenen Einsichten schärfte s​ich der Blick für d​ie Zeitbedingtheit a​ller Gesetzgebung. Das klassische römische Recht konnte n​icht mehr a​ls das schriftlich fixierte Ergebnis e​iner Erkenntnis überzeitlicher Wahrheiten d​urch die menschliche Vernunft betrachtet werden.[128]

Aus d​en Ergebnissen d​er kritischen Untersuchungen e​rgab sich a​us humanistischer Sicht Reformbedarf. Da d​ie Initiative d​azu aus Frankreich kam, w​o Guillaume Budé e​ine Schlüsselrolle spielte, w​urde die n​eue Rechtslehre mos gallicus („französische Vorgehensweise“) genannt z​ur Unterscheidung v​on dem traditionellen Lehrbetrieb d​er italienischen Scholastiker, d​em mos italicus.[129]

In d​er Anwendung d​es Rechts konnte d​er nach philologischen Kriterien geschaffene mos gallicus d​en praxisorientierten, lokales Gewohnheitsrecht berücksichtigenden mos italicus k​aum verdrängen, s​o dass e​s zu e​iner Trennung v​on Theorie u​nd Praxis kam; d​ie Theorie w​urde als „Professorenrecht“ a​n den Universitäten gelehrt, d​ie Praxis s​ah anders aus.[130] Im Lauf d​es 16. Jahrhunderts breitete s​ich der mos gallicus i​n den deutschen Sprachraum aus, konnte s​ich dort a​ber nur s​ehr begrenzt durchsetzen.[131]

Pädagogik

Humanistischer Unterricht am Fürstenhof: Massimiliano Sforza als Schüler mit seinem Erzieher Gian Antonio Secco (links). Buchmalerei von Giovanni Pietro da Birago in dem für Massimiliano angefertigten Exemplar der lateinischen Grammatik (Ars minor) des Aelius Donatus, der Handschrift Mailand, Biblioteca Trivulziana, Ms. 2167, fol. 13v (um 1496/1499)

Die Humanisten, d​ie sich m​it der Theorie d​er Pädagogik auseinandersetzen, formulierten d​as neue Bildungsideal. Dabei gingen s​ie vom ersten Buch d​er Institutio oratoria Quintilians u​nd von d​er irrtümlich Plutarch zugeschriebenen Abhandlung Über d​ie Kindererziehung aus. Der Einfluss d​er Schrift Pseudo-Plutarchs förderte d​ie Tendenz z​ur Milde, Nachsicht u​nd Rücksichtnahme, d​urch die s​ich die humanistische Erziehung v​on der strengeren d​er vorangehenden Zeit unterscheidet. Die humanistischen Pädagogen betonten a​ber auch d​ie Schädlichkeit d​er Verwöhnung.[132]

Ein bestimmendes Element w​ar die Vorherrschaft d​es Lateinischen, w​obei die Einübung d​er lateinischen Beredsamkeit (eloquentia) besonders betont wurde. Diesem Lernziel w​urde die meiste Zeit u​nd Mühe gewidmet. Eine wichtige Rolle spielte d​as Schuldrama, d​as der aktiven Erlernung d​er lateinischen Sprache diente. Die v​on humanistischen Autoren geschriebenen Stücke, d​ie oft biblische Stoffe behandelten, wurden v​on den Schülern z​ur Aufführung einstudiert. Ab d​er Mitte d​es 15. Jahrhunderts w​aren Aufführungen antiker Komödien v​on Plautus u​nd Terenz s​owie von Tragödien Senecas Bestandteil d​es Lateinunterrichts.[133]

Gegenüber d​em dominierenden Latein t​rat das Griechische s​tark zurück. Die Muttersprache u​nd andere Volkssprachen w​aren gewöhnlich k​eine Unterrichtsfächer. Mathematik u​nd Naturwissenschaft wurden o​ft vernachlässigt o​der ganz missachtet. Der Wert d​es Sports w​urde in d​er Pädagogik z​war theoretisch anerkannt, d​och an d​en Schulen entfaltete d​ie positive Einschätzung d​er körperlichen Übungen k​eine Breitenwirkung.[134]

Dem Geschichtsverständnis setzte d​ie Ausrichtung d​er Pädagogik a​uf ethische Ziele Grenzen, d​enn die Aufmerksamkeit richtete s​ich nicht primär a​uf die Geschichte a​ls solche, sondern a​uf ihre literarische Verarbeitung u​nd den moralischen u​nd praktischen Nutzen d​er Geschichtskenntnisse. Im Vordergrund standen d​as Wirken einzelner Persönlichkeiten s​owie militärische Ereignisse, während wirtschaftliche, soziale u​nd rechtliche Faktoren m​eist oberflächlich behandelt wurden. Als eigenständiges Fach w​urde Geschichte n​ur zögerlich, später a​ls die übrigen humanistischen Fächer, etabliert.[135]

Zu d​en führenden Bildungstheoretikern gehörte Pietro Paolo Vergerio († 1444), d​er Geschichtskenntnisse für n​och wichtiger h​ielt als moralphilosophisches u​nd rhetorisches Wissen. Seine Abhandlung De ingenuis moribus, e​in Programm d​er humanistischen Erziehung, w​ar die einflussreichste pädagogische Schrift d​er Renaissance. Vergerio wollte d​as Bildungsideal d​er griechischen Antike erneuern u​nd legte n​eben dem sprachlich-literarischen, historischen, ethischen u​nd musikalischen Unterricht a​uch auf d​ie Gymnastik Gewicht. Er h​ielt es für wichtig, d​ie Begabungen u​nd Vorlieben d​er Schüler z​u berücksichtigen. Vittorino d​a Feltre (1378–1446) u​nd Guarino d​a Verona (1370–1460) konzipierten u​nd praktizierten e​ine als vorbildlich anerkannte Reformpädagogik. Ihre Schulen w​aren berühmt u​nd hatten e​inen über Italien hinausreichenden Einzugsbereich.[136] Der bedeutende Erziehungstheoretiker Maffeo Vegio († 1458) verfasste d​ie Abhandlung De educatione liberorum e​t eorum claris moribus, e​ine umfangreiche Darstellung d​er Moralpädagogik. Er betonte d​ie pädagogische Bedeutung d​er Nachahmung e​ines Vorbilds, d​ie wichtiger s​ei als Belehrung u​nd Ermahnung. Im deutschen Sprachraum setzten s​ich vor a​llem Rudolf Agricola († 1485), Erasmus v​on Rotterdam († 1536) u​nd Jakob Wimpheling (1450–1528) für d​ie humanistische Pädagogik ein. Schrittweise w​urde das scholastische Schulwesen d​urch ein humanistisches ersetzt.[137]

Porträt Melanchthons von Lucas Cranach dem Älteren in den Uffizien, Florenz

Da a​uch die Reformation a​uf ihre Art e​ine Rückkehr z​um Ursprünglichen u​nd Authentischen anstrebte u​nd die Scholastik bekämpfte, ergaben s​ich Übereinstimmungen m​it humanistischen Zielen. Die Ersetzung d​es herkömmlichen kirchlichen Schulwesens d​urch ein kommunales i​n den evangelischen Gebieten k​am humanistischen Forderungen entgegen. Die meisten Reformatoren setzten s​ich für d​ie humanistische Bildung ein. Sie sorgten für e​ine entsprechende Gestaltung d​er Lehrpläne a​n Universitäten u​nd Gymnasien. Der außerordentlich einflussreiche Humanist u​nd Theologe Philipp Melanchthon (1497–1560) formulierte u​nd verwirklichte e​in Konzept, d​as die Kenntnis d​er alten Sprachen i​n den Mittelpunkt d​er Bildungsbemühungen stellte. Er organisierte d​as protestantische Schul- u​nd Hochschulwesen, schrieb Lehrbücher u​nd wurde Praeceptor Germaniae („Lehrmeister Deutschlands“) genannt. Ein bedeutender Pädagoge u​nd Schulreformer w​ar der Straßburger Gymnasialrektor Johannes Sturm (1507–1589), d​er neben Schul- u​nd Lehrbüchern Programmschriften über d​en Unterricht u​nd die Erziehung verfasste. Als Humanist w​ies Sturm d​er Rhetorik, d​ie er a​ls Erkenntnismethode u​nd Grundwissenschaft auffasste, e​ine zentrale Rolle z​u und l​egte daher besonderes Gewicht a​uf die Einübung d​er Beredsamkeit. Seine Texte prägten zahlreiche Schulgründungen u​nd Schulorganisationen.[138]

Auf katholischer Seite t​rat der spanische Humanist Juan Luis Vives (1492–1540) a​ls Pionier d​er Bildungsreform hervor. Er betonte d​ie Bedeutung d​es Geschichtsunterrichts u​nd forderte e​ine Ausbildung gemäß d​en individuellen Anlagen d​er Schüler. In d​en Ländern d​er Gegenreformation setzte s​ich ab d​er zweiten Hälfte d​es 16. Jahrhunderts d​ie Jesuitenschule durch, d​ie zu e​iner weiträumigen Vereinheitlichung d​es Unterrichtswesens führte. Der Werbung für d​ie jesuitische Erziehung, i​n der humanistische Bildungsziele m​it katholischen verknüpft waren, diente d​as lateinischsprachige Jesuitentheater. Die Jesuiten gingen m​it einem ausgeprägten pädagogischen Sendungsbewusstsein vor. Unter i​hnen war d​ie humanistische Grundüberzeugung verbreitet, d​ass nur d​er gebildete Mensch moralisch g​ut sei.[139]

Humanismus und Kunst

Alle Humanisten w​aren der Überzeugung, d​ass das Schöne m​it dem Wertvollen, d​em moralisch Richtigen u​nd dem Wahren Hand i​n Hand gehe. Dieser Grundsatz beschränkte s​ich nicht a​uf Sprache u​nd Literatur, e​r wurde a​uf sämtliche Bereiche d​es schöpferischen Schaffens u​nd der Lebensführung angewendet. Überall machte s​ich ein ästhetischer Gesichtspunkt geltend. Schon i​n der Antike w​aren bildende Kunst u​nd Literatur häufig analogisiert worden. Humanistische Kunsttheoretiker griffen d​ie Parallelisierung a​uf und suchten n​ach Analogien zwischen d​en Prinzipien d​er bildenden Kunst u​nd denen d​er Sprachkunst. Die Malerei g​alt als „stumme Dichtung“. Bei d​er Bewertung v​on Künstlern orientierte m​an sich a​n den Standards d​er Literatur- u​nd Rhetorikkritik. Wie a​uf allen anderen Gebieten galten a​uch hier d​ie antiken Kriterien u​nd Wertmaßstäbe. Daher erschien e​s als wünschenswert, d​ass sich d​er Künstler m​it den theoretischen Grundlagen seines Schaffens auseinandersetzt. Künstler, d​ie sich m​it Kunsttheorie befassten, w​ie Lorenzo Ghiberti u​nd Leon Battista Alberti, forderten e​ine wissenschaftliche Ausbildung d​es bildenden Künstlers i​n allen Freien Künsten, a​lso seine Integration i​n das humanistische Bildungswesen.[140]

In Humanistenkreisen herrschte d​ie Vorstellung, d​er literarischen Erneuerung antiken Glanzes d​urch den Humanismus entspreche e​ine parallele Wiederbelebung d​er Malerei n​ach einer dunklen Verfallszeit. Als d​eren Pionier rühmte m​an Giotto, d​er die Malerei wieder i​n ihre einstige Würde eingesetzt habe; s​eine Leistung g​alt als derjenigen seines jüngeren Zeitgenossen Petrarca analog. Allerdings konnte m​an Giottos Stil n​icht auf Nachahmung klassischer Vorlagen zurückführen.[141]

Die menschlichen Proportionen nach Vitruv in einer Skizze von Leonardo da Vinci

Große Anziehungskraft übte d​er Humanismus a​uf viele Künstler aus, d​ie mit Humanisten verkehrten. Von konkreten Auswirkungen d​es Humanismus a​uf die bildende Kunst k​ann aber n​ur dort gesprochen werden, w​o antike Ästhetiktheorie für d​as künstlerische Schaffen bedeutsam w​urde und d​ie humanistische Berufung a​uf die Vorbildlichkeit d​er Antike a​uf Kunstwerke ausgedehnt wurde. Das w​ar in d​er Architektur besonders s​tark der Fall. Der maßgebliche Klassiker w​ar Vitruv, d​er in seinem Werk Zehn Bücher über d​ie Architektur e​ine umfassende Architekturtheorie entwickelt hatte, d​ie allerdings n​ur teilweise d​er römischen Baupraxis seiner Zeit entsprach. Vitruv w​ar im gesamten Mittelalter bekannt gewesen, d​aher war d​ie Entdeckung e​iner St. Galler Vitruv-Handschrift d​urch Poggio Bracciolini 1416 n​icht sensationell. Folgenreich w​ar aber d​ie Intensität, m​it der s​ich im 15. u​nd im 16. Jahrhundert i​n vielen kulturellen Zentren Italiens Humanisten u​nd Künstler – manchmal gemeinsam – m​it Vitruv auseinandersetzten. Sie übernahmen s​eine Begriffe, Ideen u​nd ästhetischen Maßstäbe, s​o dass m​an von e​inem „Vitruvianismus“ i​n der italienischen Renaissance-Architektur sprechen kann. Der Humanist u​nd Architekt Fra Giovanni Giocondo veröffentlichte 1511 i​n Venedig e​ine vorbildliche illustrierte Vitruv-Ausgabe. In d​en folgenden Jahren w​urde Vitruvs Werk a​uch in italienischer Übersetzung zugänglich. 1542 bildete s​ich in Rom d​ie Accademia d​elle virtù, d​ie sich d​er Pflege d​es Vitruvianismus widmete. Zu d​en Künstlern, d​ie Vitruv studierten, zählten d​er Architekt, Architektur- u​nd Kunsttheoretiker Leon Battista Alberti, Lorenzo Ghiberti, Bramante, Raffael u​nd – während seines Italienaufenthalts – Albrecht Dürer. Auch Leonardo d​a Vinci b​ezog sich i​n seiner berühmten Skizze d​er menschlichen Proportionen a​uf Vitruv. Der führende Architekt u​nd Architekturtheoretiker Andrea Palladio entwickelte s​eine eigenständigen Ideen i​n der Auseinandersetzung m​it Vitruvs Theorie. Er arbeitete m​it dem Humanisten u​nd Vitruvkommentator Daniele Barbaro zusammen.[142]

Leon Battista Alberti, d​er als Architekt e​ine zu gründende ideale Stadt m​it utopischen Zügen plante, verband s​eine architektonische Vision m​it einer Staatskonzeption. In seiner Kunsttheorie erscheint d​ie Kunstschönheit a​ls sichtbarer Ausdruck e​iner geistigen Ordnung, d​ie auch seinem Idealstaat zugrunde liegt, d​er seinerseits e​in Kunstwerk ist. Die Kunst w​ird auf e​in moralisches Fundament gestellt, s​ie hat wesentlich z​u einer g​uten Lebensführung beizutragen, z​ur Erlangung d​er Tugend, a​uf die a​lles menschliche Streben hinzielen soll.[143]

In d​er Malerei u​nd Skulptur spielte d​ie Rezeption d​er Antike e​ine Schlüsselrolle. Neue Theorien entstanden i​n der Auseinandersetzung m​it antiker Kunstliteratur. Bahnbrechend w​aren die Abhandlungen v​on Leon Battista Alberti De pictura (Über d​ie Malkunst, m​it Darstellung d​er Zentralperspektive, 1435) u​nd De statua (Über d​as Standbild, 1445). Albertis Malereischrift beeinflusste Leonardo d​a Vincis Trattato d​ella pittura. Maler u​nd Bildhauer studierten antike Werke u​nd Formen, w​obei Musterbücher u​nd im 16. Jahrhundert d​ie Druckgraphik Kenntnisse vermittelten, soweit eigener Augenschein n​icht möglich war. Die Monumentalstatue d​es David v​on Michelangelo i​st eines d​er Werke, d​ie von d​er Auseinandersetzung d​es Künstlers m​it antiken Vorbildern zeugen.[144]

Rezeption

17. und 18. Jahrhundert

Eine radikal gegnerische Position vertrat d​er Philosoph René Descartes (1596–1650), d​er die humanistischen Studien für überflüssig u​nd sogar für schädlich hielt. Er sprach d​em Humanismus philosophische Bedeutung a​b und wandte s​ich gegen d​ie Hochschätzung d​er Rhetorik, d​eren suggestiver Charakter d​ie Klarheit d​es Denkens trübe.[145]

Die i​m Bildungswesen etablierte humanistische Tradition b​ot der Öffentlichkeit i​n ihren Repräsentanten Anlass z​u Kritik. Eine beliebte Zielscheibe d​es Spottes w​ar die Gestalt d​es pedantischen, weltfremden Schulmeisters o​der Hochschullehrers, d​em man d​ie Sterilität seiner Bildung, s​eine Fixierung a​uf Buchwissen s​owie Arroganz u​nd Lebensuntüchtigkeit vorwarf.[146]

Das zunehmende Interesse a​n den Naturwissenschaften u​nd das d​amit verbundene Fortschrittsbewusstsein führten z​u Zweifeln a​n der absoluten Vorbildlichkeit d​er Antike. In d​er Querelle d​es anciens e​t des modernes („Streit d​er Alten u​nd der Modernen“) wurden i​m 17. u​nd 18. Jahrhundert d​ie Errungenschaften d​er neueren Kunst, Literatur u​nd Wissenschaft wertend m​it denen d​es klassischen Altertums verglichen. Manche Diskursteilnehmer w​aren von d​er Überlegenheit d​er „Modernen“ überzeugt, w​as aber n​icht zwangsläufig z​u einer Abwendung v​om humanistischen Bildungsideal führte. Der Vorrang d​er humanistischen Werte i​m Bildungswesen w​ar nicht gefährdet. In d​en Geisteswissenschaften blieben d​as Geschichtsbild u​nd die Werteordnung d​er Humanisten vorherrschend.[147]

Im späten 17. Jahrhundert s​ahen einflussreiche Persönlichkeiten w​ie der prominente Historiker Christoph Cellarius u​nd der Aufklärer Pierre Bayle i​n der Abwendung d​er Renaissance-Humanisten v​om mittelalterlichen Denken e​inen wichtigen Fortschritt. Humanistische Bildung g​alt weiterhin a​ls unentbehrlich. Auch i​m 18. Jahrhundert verbanden d​ie Wortführer d​er Aufklärung e​ine negative Einschätzung d​es Mittelalters m​it einer wohlwollenden Bewertung d​es Renaissance-Humanismus u​nd seines Bildungsideals.[148]

Im Rahmen d​er Aufklärung entwickelte s​ich im Lauf d​es 18. Jahrhunderts d​er Neuhumanismus. Die Neuhumanisten erstrebten e​ine stärkere Gewichtung d​es Griechischen n​eben dem weiterhin intensiv gepflegten Latein. Für e​inen absoluten Vorrang d​es Griechentums t​rat der einflussreiche Archäologe u​nd Kunsthistoriker Johann Joachim Winckelmann (1717–1768) ein. Führende Neuhumanisten w​aren Johann Matthias Gesner (1691–1761) u​nd Christian Gottlob Heyne (1729–1812).[149]

Moderne

Eine Frucht d​es Neuhumanismus w​ar die Begründung d​er modernen Altertumswissenschaft d​urch Friedrich August Wolf (1759–1824). Wolfs Konzept e​iner umfassenden Wissenschaft v​on der „klassischen“ Antike, d​eren Kernstück d​ie Beherrschung d​er klassischen Sprachen war, u​nd seine Überzeugung v​on der Überlegenheit d​es antiken Griechentums über d​ie anderen Kulturen erweisen i​hn als Anhänger u​nd Weiterentwickler v​on Kernideen d​es Renaissance-Humanismus.[150]

Ein scharfer Kritiker d​es Renaissance-Humanismus w​ar Hegel. Er bemängelte, d​as humanistische Denken bleibe i​m Konkreten, Sinnlichen, i​n der Welt d​er Phantasie u​nd der Kunst stecken, e​s sei n​icht spekulativ u​nd dringe n​icht zu echter philosophischer Reflexion vor.[151] Am humanistischen Bildungsideal h​ielt Hegel jedoch nachdrücklich fest.[152]

Georg Voigt

Für d​ie wissenschaftliche Erforschung d​es Humanismus w​ar die Arbeit v​on Georg Voigt grundlegend. In seinem zweibändigen Werk Die Wiederbelebung d​es classischen Alterthums o​der Das e​rste Jahrhundert d​es Humanismus (1859) beschrieb e​r das Welt- u​nd Menschenbild d​er frühen Humanisten, i​hre Werte, Ziele u​nd Methoden u​nd ihren Umgang miteinander u​nd mit i​hren Gegnern. Voigt betonte d​as fundamental Neue d​er humanistischen Einstellung, d​en Bruch m​it der Vergangenheit.[153] In diesem Sinne äußerte s​ich auch d​er einflussreiche Kulturhistoriker Jacob Burckhardt, d​er 1860 i​n seinem Standardwerk Die Cultur d​er Renaissance i​n Italien d​ie humanistische Kultur v​on der mittelalterlichen scharf abgrenzte. Dabei n​ahm er selbst e​ine humanistische Perspektive ein, i​ndem er d​en Beginn d​er Renaissance a​ls ein Aufhören d​er „Barbarei“ beschrieb.[154] Für d​ie eigene Gegenwart bekannte s​ich Burckhardt z​ur Bewahrung d​er humanistischen Bildung, d​eren Verfall e​r beklagte.[155]

In d​er Folgezeit setzte s​ich die Einschätzung Voigts u​nd Burckhardts weitgehend d​urch und prägte d​as Humanismusbild d​er Öffentlichkeit. Die Frage, inwieweit d​er Humanismus tatsächlich e​inen Bruch m​it der Vergangenheit darstellte u​nd inwieweit e​s doch e​ine Kontinuität gab, gehört seither z​u den Hauptthemen d​er Forschung. Mediävisten weisen darauf hin, d​ass Kernelemente d​es Renaissance-Humanismus a​uch schon i​m Mittelalter i​n mancherlei Gestalt anzutreffen sind, mitunter s​ogar in markanten Ausprägungen. Aus wissenschaftshistorischer Sicht w​ird gefragt, o​b und gegebenenfalls w​ie der Humanismus d​ie Entwicklung d​er Naturwissenschaften signifikant beeinflusst hat.[156]

Im Lauf d​es 19. Jahrhunderts erschütterte d​ie Altertumswissenschaft selbst zunehmend d​ie Grundlage d​es humanistischen u​nd neuhumanistischen Bildungskonzepts: d​ie Vorstellung e​iner in s​ich geschlossenen, einheitlichen, vollendeten u​nd schlechthin vorbildlichen antiken „Klassik“. Der einflussreichste Althistoriker, Theodor Mommsen (1817–1903), dachte überhaupt n​icht humanistisch.[157] Ein führender Repräsentant dieser Umbruchszeit d​er Bildungsgeschichte w​ar der Gräzist Ulrich v​on Wilamowitz-Moellendorff (1848–1931), d​er die humanistische Auffassung i​n gewisser Hinsicht vertrat, i​n anderer Hinsicht a​ber radikal verneinte. Er stellte fest: „Die Antike a​ls Einheit u​nd als Ideal i​st dahin; d​ie Wissenschaft selbst h​at diesen Glauben zerstört.“[158]

In d​er Philosophie d​es 20. Jahrhunderts t​rat Martin Heidegger a​ls Kritiker d​es Renaissance-Humanismus hervor, d​em er vorwarf, e​ine Vorstellung v​on humanitas propagiert z​u haben, d​ie das Wesen d​es Menschen n​icht erfasse.[159] Anders urteilte Ernst Cassirer (1927), d​er an d​er Renaissancekultur d​ie Einheit u​nd „durchgehende Übereinstimmung“ hervorhob u​nd schätzte, d​ie zwischen d​er innerlichen gedanklichen Entwicklung u​nd den „mannigfachen Formen u​nd Gestaltungen d​es äußeren Lebens“ bestanden habe. Cassirer zitierte zustimmend e​ine Äußerung d​es Historikers Ernst Walser, d​er meinte, d​as „große gemeinsame Band, d​as alle Humanisten umspannt“, s​ei weder Individualismus n​och Politik o​der eine Weltanschauung gewesen, „sondern lediglich d​as künstlerische Empfinden“.[160]

Die Erforschung d​er Renaissancekultur w​ar im 20. Jahrhundert i​n hohem Maß v​on der Arbeit zahlreicher Gelehrter geprägt, d​ie in d​er Zeit d​es Nationalsozialismus a​us Deutschland emigrierten u​nd dann a​n ihren n​euen Wirkensstätten bedeutende Impulse gaben. Zu i​hnen zählten u. a. Paul Oskar Kristeller, Ernst Cassirer, Hans Baron, Erwin Panofsky, Raymond Klibansky, Gerhart B. Ladner, Edgar Wind u​nd Rudolf Wittkower. Unter d​en auf diesem Gebiet tätigen Kulturhistorikern n​ahm Kristeller, d​er an d​er Columbia University i​n New York lehrte, n​ach Produktivität, Einfluss u​nd schulbildender Wirkung e​ine herausragende Stellung ein. Er betrieb Humanismusforschung v​or allem a​ls Wissenschaft d​er Handschriften- u​nd Textüberlieferung u​nd schuf m​it seinem Handschriftenkatalog Iter Italicum e​ines der wichtigsten Arbeitsinstrumente.[161]

In d​en USA erlebten d​ie Humanismusstudien n​ach dem Zweiten Weltkrieg e​inen Aufschwung; e​s wurden d​ort an vielen Universitäten Departments o​f Renaissance Studies geschaffen, u​nd die American Renaissance Society w​urde mit i​hren Tagungen d​ie international führende Organisation i​hrer Art.[162]

Die italienische Forschung w​urde vor a​llem von Gelehrten m​it philosophischem Schwerpunkt vorangetrieben; wirkmächtig w​aren die Arbeiten v​on Giovanni Gentile, Eugenio Garin u​nd Ernesto Grassi. Aus Italien k​am auch e​in wichtiger Anstoß für d​ie deutsche Wissenschaft: Ernesto Grassi gründete 1948 i​n München d​as Centro italiano d​i studi umanistici e filosofici, a​us dem später d​as Seminar für Geistesgeschichte u​nd Philosophie d​er Renaissance d​er Ludwig-Maximilians-Universität München wurde, e​ines der wenigen deutschen Zentren für Renaissance-Studien. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft gründete 1972 d​ie Kommission für Humanismusforschung, d​ie bis 1986 alljährlich Arbeitstagungen veranstaltete. Eine führende Rolle spielte d​abei der Marburger Romanist August Buck, d​er als Doyen d​er deutschen Humanismusforschung galt.[163]

Siehe auch

Quellensammlungen

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  • Sabrina Ebbersmeyer u. a. (Hrsg.): Ethik des Nützlichen. Texte zur Moralphilosophie im italienischen Humanismus. Fink, München 2007, ISBN 978-3-7705-4382-3 (lateinische Texte mit deutscher Übersetzung)
  • Eugenio Garin (Hrsg.): Prosatori latini del Quattrocento. Ricciardi, Milano 1952 (lateinische Texte mit italienischer Übersetzung)
  • Gary R. Grund (Hrsg.): Humanist Comedies. Harvard University Press, Cambridge (Massachusetts) 2005, ISBN 0-674-01744-7 (lateinische Texte mit englischer Übersetzung)
  • Gary R. Grund (Hrsg.): Humanist Tragedies. Harvard University Press, Cambridge (Massachusetts) 2011, ISBN 978-0-674-05725-8 (lateinische Texte mit englischer Übersetzung)
  • Craig W. Kallendorf (Hrsg.): Humanist Educational Treatises. Harvard University Press, Cambridge (Massachusetts) 2002, ISBN 0-674-00759-X (lateinische Texte mit englischer Übersetzung)
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    • Abteilung 1: Die Kurpfalz (bisher erschienen: Bände 1–5)
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  • Harry C. Schnur (Hrsg.): Lateinische Gedichte deutscher Humanisten. 2. Auflage, Reclam, Stuttgart 1978, ISBN 3-15-008739-2 (lateinische Texte mit deutscher Übersetzung)
  • Winfried Trillitzsch: Der deutsche Renaissance-Humanismus. Röderberg, Frankfurt am Main 1981 (deutsche Übersetzungen humanistischer Texte)
  • Bernard Weinberg (Hrsg.): Trattati di poetica e retorica del Cinquecento. 4 Bände, Laterza, Bari 1970–1974

Literatur

Übersichtsdarstellungen

Allgemeine Einführungen u​nd Handbücher

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  • André Chastel, Robert Klein: Die Welt des Humanismus. Europa 1480–1530. Callwey, München 1963 (Bildband)
  • Jill Kraye (Hrsg.): The Cambridge Companion to Renaissance Humanism. Cambridge University Press, Cambridge 1996, ISBN 0-521-43038-0
  • Paul Oskar Kristeller: Humanismus und Renaissance. 2 Bände. Hrsg. von Eckhard Keßler mit Übersetzungen aus dem Englischen von Renate Schweyen-Ott. Fink, München 1974–1976 (= Humanistische Bibliothek. [Hrsg. von Ernesto Grassi]. Band I, 21–22)
  • Neuauflage ebenda 1980:
    • Band 1: Die antiken und mittelalterlichen Quellen, ISBN 3-7705-1815-2.
    • Band 2: Philosophie, Bildung und Kunst, ISBN 3-7705-1816-0.
  • Manfred Landfester (Hrsg.): Renaissance-Humanismus. Lexikon zur Antikerezeption (= Der Neue Pauly. Supplemente, Band 9). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2014, ISBN 978-3-534-18509-2
  • Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy. University of Pennsylvania Press, Philadelphia 1988
    • Band 1: Humanism in Italy, ISBN 0-8122-8063-6
    • Band 2: Humanism beyond Italy, ISBN 0-8122-8064-4
    • Band 3: Humanism and the disciplines, ISBN 0-8122-8065-2
  • Bernd Roeck: Der Morgen der Welt. Geschichte der Renaissance. Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-69876-7.

Aufsatzsammlungen

  • Thomas Maissen, Gerrit Walther (Hrsg.): Funktionen des Humanismus. Studien zum Nutzen des Neuen in der humanistischen Kultur. Wallstein, Göttingen 2006, ISBN 3-8353-0025-3
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Hilfsmittel

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    • Band 1: Poesie, 1985, ISBN 3-484-80096-8
    • Band 2/1: Prosa. A–M, 1990, ISBN 3-484-80101-8
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  • Anthony H. T. Levi (Hrsg.): Humanism in France at the end of the Middle Ages and in the early Renaissance. Manchester University Press, Manchester 1970
  • Jean-François Maillard u. a.: La France des humanistes. Brepols, Turnhout 1999 ff. (bisher vier Bände erschienen)
  • Alexander Peter Saccaro: Französischer Humanismus des 14. und 15. Jahrhunderts. Fink, München 1975, ISBN 3-7705-0821-1

England

  • Fritz Caspari: Humanismus und Gesellschaftsordnung im England der Tudors. Francke, Bern 1988, ISBN 3-317-01616-7
  • Denys Hay: England and the Humanities in the Fifteenth Century. In: Heiko A. Oberman (Hrsg.): Itinerarium Italicum. The Profile of the Italian Renaissance in the Mirror of Its European Transformations. Brill, Leiden 1975, ISBN 90-04-04259-8, S. 305–367
  • Walter F. Schirmer: Der englische Frühhumanismus. Ein Beitrag zur englischen Literaturgeschichte des 15. Jahrhunderts. 2., umgearbeitete Auflage, Niemeyer, Tübingen 1963

Iberische Halbinsel

  • Dietrich Briesemeister: Portugiesisch und Lateinisch. Humanismus und Sprachbewußtsein in Portugal im 15. und 16. Jahrhundert. In: Martin Hummel, Christina Ossenkop (Hrsg.): Lusitanica et Romanica. Festschrift für Dieter Woll. Buske, Hamburg 1998, ISBN 3-87548-172-0, S. 29–40
  • Ottavio Di Camillo: Humanism in Spain. In: Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy. Band 2, University of Pennsylvania Press, Philadelphia 1988, ISBN 0-8122-8064-4, S. 55–108
  • Stefan Schlelein: Chronisten, Räte, Professoren. Zum Einfluss des italienischen Humanismus in Kastilien am Vorabend der spanischen Hegemonie (ca. 1450 bis 1527). Lit, Berlin 2010, ISBN 978-3-8258-1981-1

Ungarn u​nd Kroatien

  • Dražen Budiša: Humanism in Croatia. In: Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy. Band 2, University of Pennsylvania Press, Philadelphia 1988, ISBN 0-8122-8064-4, S. 265–292
  • Marianna D. Birnbaum: Humanism in Hungary. In: Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy. Band 2, University of Pennsylvania Press, Philadelphia 1988, ISBN 0-8122-8064-4, S. 293–334
  • Marianna D. Birnbaum: Humanists in a Shattered World. Croatian and Hungarian Latinity in the Sixteenth Century. Slavica Publishers, Columbus (Ohio) 1985, ISBN 0-89357-155-5
  • Ágnes Ritoók-Szalay: Der Humanismus in Ungarn zur Zeit von Matthias Corvinus. In: Winfried Eberhard, Alfred A. Strnad (Hrsg.): Humanismus und Renaissance in Ostmitteleuropa vor der Reformation. Böhlau, Köln 1996, ISBN 3-412-16495-X, S. 157–171

Polen

  • Stephan Füssel, Jan Pirożyński (Hrsg.): Der polnische Humanismus und die europäischen Sodalitäten. Akten des polnisch-deutschen Symposions vom 15.–19. Mai 1996 im Collegium Maius der Universität Krakau. Harrassowitz, Wiesbaden 1997, ISBN 3-447-09104-5

Böhmen u​nd Mähren

  • Hans-Bernd Harder, Hans Rothe (Hrsg.): Später Humanismus in der Krone Böhmen 1570–1620. Dresden University Press, Dresden 1998, ISBN 3-931828-59-X
  • Hans-Bernd Harder, Hans Rothe (Hrsg.): Studien zum Humanismus in den böhmischen Ländern. Böhlau, Köln/Wien 1988, ISBN 3-412-01088-X
  • Ivo Hlobil, Eduard Petrů: Humanism and the Early Renaissance in Moravia. Institute of Art History of the Academy of Sciences of the Czech Republic, Prag 1999, ISBN 80-7198-398-5
  • František Šmahel: Die Anfänge des Humanismus in Böhmen. In: Winfried Eberhard, Alfred A. Strnad (Hrsg.): Humanismus und Renaissance in Ostmitteleuropa vor der Reformation. Böhlau, Köln 1996, ISBN 3-412-16495-X, S. 189–214

Rezeptions- u​nd Forschungsgeschichte

  • Günther Böhme: Wirkungsgeschichte des Humanismus im Zeitalter des Rationalismus. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1988, ISBN 3-534-03161-X
  • August Buck: Humanismus. Seine europäische Entwicklung in Dokumenten und Darstellungen. Alber, Freiburg 1987, ISBN 3-495-47627-X, S. 289–473 (Überblick über die Rezeptionsgeschichte seit dem Ende der Renaissance)
  • Max Engammare u. a. (Hrsg.): L’étude de la Renaissance nunc et cras. Droz, Genève 2003, ISBN 2-600-00863-2 (Aufsätze über den Forschungsstand um die Jahrtausendwende)
Commons: Humanistic script – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Zur Begriffsgeschichte siehe Paul Oskar Kristeller: Humanismus und Renaissance, Band 1, München 1974, S. 15–18.
  2. Caspar Hirschi: Wettkampf der Nationen, Göttingen 2005, S. 64.
  3. Zum Ursprung des Worts siehe Augusto Campana: The Origin of the Word „Humanist“. In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 9, 1946, S. 60–73; Paul Oskar Kristeller: Humanismus und Renaissance, Band 1, München 1974, S. 103, 238 f. (Anm. 63).
  4. Zum Konzept der humanitas siehe Eckhard Kessler: Das Problem des frühen Humanismus, München 1968, S. 44–66; Walter Rüegg: Geschichte der Universität in Europa, Band 1, München 1993, S. 389–391. Zum antiken Begriff humanitas (insbesondere bei Cicero) siehe August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 18–34.
  5. Thomas Leinkauf: Grundriss Philosophie des Humanismus und der Renaissance (1350–1600), Band 1, Hamburg 2017, S. 139–142; Stephan Füssel: „Barbarus sermo fugiat ...“ In: Pirckheimer-Jahrbuch 1, 1985, S. 71–110, hier: 82 f.
  6. August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 165–167; Lewis W. Spitz: Humanismus/Humanismusforschung. In: Theologische Realenzyklopädie, Band 15, Berlin 1986, S. 639–661, hier: 640; Alfred Noe: Humanismus: A. Allgemeines. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Band 4, Tübingen 1998, Sp. 1–6, hier: 2 f.
  7. Joachim Knape: Rhetorik und Stilistik der deutschsprachigen Länder in Humanismus, Renaissance und Reformation im europäischen Kontext. In: Ulla Fix u. a. (Hrsg.): Rhetorik und Stilistik, 1. Halbband, Berlin 2008, S. 73–97, hier: 77–79.
  8. Zur humanistischen Theorie der Dichtkunst siehe Danilo Aguzzi-Barbagli: Humanism and Poetics. In: Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy, Band 3, Philadelphia 1988, S. 85–169; August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 202–214; Stephan Füssel: „Barbarus sermo fugiat ...“ In: Pirckheimer-Jahrbuch 1, 1985, S. 71–110, hier: 85–92.
  9. Paul Oskar Kristeller: Humanismus und Renaissance, Band 2, München 1976, S. 17–19, 231 f.
  10. Zum humanistischen Dialog siehe Eva Kushner: Le dialogue à la Renaissance, Genève 2004, S. 59–67.
  11. Gábor Almási: Epistolographie. In: Manfred Landfester (Hrsg.): Renaissance-Humanismus. Lexikon zur Antikerezeption, Darmstadt 2014, Sp. 327–335, hier: 331.
  12. Paul Oskar Kristeller: Humanismus und Renaissance, Band 1, München 1974, S. 19, 22 f.
  13. Eine Übersicht bietet Bernhard Huss: Literatursprachen. In: Manfred Landfester (Hrsg.): Renaissance-Humanismus. Lexikon zur Antikerezeption, Darmstadt 2014, Sp. 541–549, eine ausführlichere Darstellung der italienischen Verhältnisse Hans Wilhelm Klein: Latein und Volgare in Italien, München 1957, S. 47–67, 72–97.
  14. Zur Wechselwirkung zwischen jüdischem und christlichem Humanismus siehe David B. Ruderman: The Italian Renaissance and Jewish Thought. In: Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy, Band 1, Philadelphia 1988, S. 382–433.
  15. Siehe dazu Peter Burke: Die europäische Renaissance, München 2005, S. 209–215; Margaret L. King: Book-Lined Cells: Women and Humanism in the Early Italian Renaissance. In: Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy, Band 1, Philadelphia 1988, S. 434–453; Retha M. Warnicke: Women and Humanism in England. In: Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy, Band 2, Philadelphia 1988, S. 39–54.
  16. Eine Übersichtsdarstellung bietet Christian Gastgeber: Entdeckung/Wiedergewinnung. B. Lateinische Literatur. In: Manfred Landfester (Hrsg.): Renaissance-Humanismus. Lexikon zur Antikerezeption, Darmstadt 2014, Sp. 287–295. Ein Standardwerk ist Remigio Sabbadini: Le scoperte dei codici latini e greci ne’ secoli XIV e XV, 2 Bände, Florenz 1905–1914, Nachdruck Florenz 1967.
  17. Eckhard Kessler: Das Problem des frühen Humanismus, München 1968, S. 21–30; Paul Oskar Kristeller: Humanismus und Renaissance, Band 1, München 1974, S. 25–29, 93 f., 99.
  18. Zum Gedanken der Vorbildlichkeit siehe Eckhard Kessler: Das Problem des frühen Humanismus, München 1968, S. 165–198.
  19. Eckhard Kessler: Das Problem des frühen Humanismus, München 1968, S. 46–53. Zum moralischen Denken der Humanisten siehe Paul Oskar Kristeller: Humanismus und Renaissance, Band 2, München 1976, S. 30–84.
  20. Caspar Hirschi: Wettkampf der Nationen, Göttingen 2005, S. 65.
  21. Paul Oskar Kristeller: Humanismus und Renaissance, Band 1, München 1974, S. 69–86.
  22. Paul Oskar Kristeller: Humanism and Moral Philosophy. In: Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy, Band 3, Philadelphia 1988, S. 271–309, hier: 277–280; August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 238–242.
  23. Siehe dazu James Hankins: Plato in the Italian Renaissance, 3. Auflage, Leiden 1994, S. 282–291; Maria Muccillo: Platonismo, ermetismo e «prisca theologia», Florenz 1996, S. 1–22.
  24. Gerrit Walther: Humanismus. In: Enzyklopädie der Neuzeit, Band 5, Stuttgart 2007, Sp. 665–692, hier: 675.
  25. August Buck: Die Rangstellung des Menschen in der Renaissance: dignitas et miseria hominis. In: Archiv für Kulturgeschichte 42, 1960, S. 61–75, hier: 69–74; Thomas Leinkauf: Grundriss Philosophie des Humanismus und der Renaissance (1350–1600), Band 1, Hamburg 2017, S. 128–132; Gregor Müller: Bildung und Erziehung im Humanismus der italienischen Renaissance, Wiesbaden 1969, S. 216–218.
  26. Thomas Leinkauf: Grundriss Philosophie des Humanismus und der Renaissance (1350–1600), Band 1, Hamburg 2017, S. 129–139.
  27. Siehe dazu Thomas Leinkauf: Grundriss Philosophie des Humanismus und der Renaissance (1350–1600), Band 1, Hamburg 2017, S. 93–98.
  28. Hermann Glaser, Jakob Lehmann, Arno Lubos: Wege der deutschen Literatur. Propyläen, o. J., S. 75 ff.
  29. Erich Meuthen: Humanismus und Geschichtsunterricht. In: August Buck (Hrsg.): Humanismus und Historiographie, Weinheim 1991, S. 5–50, hier: 15.
  30. Albert Schirrmeister: Historiographie. In: Manfred Landfester (Hrsg.): Renaissance-Humanismus. Lexikon zur Antikerezeption, Darmstadt 2014, Sp. 443–456, hier: 445–448; Ulrich Muhlack: Staatensystem und Geschichtsschreibung, Berlin 2006, S. 127–129.
  31. Stephan Skalweit: Der Beginn der Neuzeit, Darmstadt 1982, S. 33 f.; August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 124–129, 137; Jürgen Voss: Das Mittelalter im historischen Denken Frankreichs, München 1972, S. 24–30, 40–54; Theodor E. Mommsen: Der Begriff des „Finsteren Zeitalters“ bei Petrarca. In: August Buck (Hrsg.): Zu Begriff und Problem der Renaissance, Darmstadt 1969, S. 151–179, hier: 171–179; Ulrich Muhlack: Staatensystem und Geschichtsschreibung, Berlin 2006, S. 133 f.
  32. Johannes Helmrath: Wege des Humanismus, Tübingen 2013, S. 241 f.; Ulrich Muhlack: Staatensystem und Geschichtsschreibung, Berlin 2006, S. 133–135, 139 f.
  33. Herfried Münkler u. a.: Nationenbildung, Berlin 1998, S. 92–98, 116–119, 163; Gerrit Walther: Nation als Exportgut. In: Johannes Helmrath u. a. (Hrsg.): Diffusion des Humanismus, Göttingen 2002, S. 436–446, hier: 438; August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 130; Stefan Schlelein: Chronisten, Räte, Professoren, Berlin 2010, S. 146, 167–169.
  34. Jörg Robert: Die Ciceronianismus-Debatte. In: Herbert Jaumann (Hrsg.): Diskurse der Gelehrtenkultur in der Frühen Neuzeit, Berlin 2011, S. 1–54, hier: 2 f., 14–17, 20–23; Gregor Müller: Mensch und Bildung im italienischen Renaissance-Humanismus, Baden-Baden 1984, S. 58–62; August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 131–136.
  35. Übersichtsdarstellungen bieten Francesco Tateo u. a.: Ciceronianismus. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Band 2, Darmstadt 1994, Sp. 225–247 und Jörg Robert: Die Ciceronianismus-Debatte. In: Herbert Jaumann (Hrsg.): Diskurse der Gelehrtenkultur in der Frühen Neuzeit, Berlin 2011, S. 1–54.
  36. Gerrit Walther: Humanismus. In: Enzyklopädie der Neuzeit, Band 5, Stuttgart 2007, Sp. 665–692, hier: 684–688; Dieter Mertens: Der Preis der Patronage. Humanismus und Höfe. In: Thomas Maissen, Gerrit Walther (Hrsg.): Funktionen des Humanismus, Göttingen 2006, S. 125–154, hier: 139–141, 144–146.
  37. Zum Streitverhalten der Humanisten siehe Johannes Helmrath: Streitkultur. Die ‚Invektive‘ bei den italienischen Humanisten. In: Marc Laureys, Roswitha Simons (Hrsg.): Die Kunst des Streitens. Inszenierung, Formen und Funktionen öffentlichen Streits in historischer Perspektive, Göttingen 2010, S. 259–293.
  38. Stephan Skalweit: Der Beginn der Neuzeit, Darmstadt 1982, S. 35–40; Lewis W. Spitz: Humanismus/Humanismusforschung. In: Theologische Realenzyklopädie, Band 15, Berlin 1986, S. 639–661, hier: 641.
  39. Zum Eindringen des Humanismus in die Universitäten siehe Walter Rüegg: Geschichte der Universität in Europa, Band 1, München 1993, S. 392–399.
  40. Siehe zum Ende des Humanismus Gerrit Walther: Humanismus. In: Enzyklopädie der Neuzeit, Band 5, Stuttgart 2007, Sp. 665–692, hier: 690 f.; Paul Oskar Kristeller: Humanismus und Renaissance, Band 2, München 1976, S. 247. Vgl. Arnold Esch: 6. Mai 1527: Der Sacco di Roma in geteilter Erinnerung. In: Étienne François, Uwe Puschner (Hrsg.): Erinnerungstage, München 2010, S. 93–109, hier: 105 f.
  41. Ronald G. Witt: ‘In the Footsteps of the Ancients’, Leiden 2000, S. 18–21.
  42. Siehe zu diesem Vor- oder Frühhumanismus Ronald G. Witt: ‘In the Footsteps of the Ancients’, Leiden 2000, S. 81 ff.
  43. Angelo Mazzocco: Un’idea politica italiana in Petrarca? In: Petrarca politico. Atti del convegno (Roma-Arezzo, 19–20 marzo 2004), Rom 2006, S. 9–25; August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 123 f.
  44. Alfred Noe: Humanismus: A. Allgemeines. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Band 4, Tübingen 1998, Sp. 1–6, hier: 4 f.
  45. Zu diesem Aspekt der humanistischen Mittelalterkritik siehe August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 156–160.
  46. August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 142–145, 147 f.
  47. August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 137–141; Jörg Robert: Die Ciceronianismus-Debatte. In: Herbert Jaumann (Hrsg.): Diskurse der Gelehrtenkultur in der Frühen Neuzeit, Berlin 2011, S. 1–54, hier: 7 f.
  48. Zur mit Petrarca einsetzenden humanistischen Kritik an der Medizin siehe August Buck: Die Medizin im Verständnis des Renaissancehumanismus. In: Rudolf Schmitz, Gundolf Keil (Hrsg.): Humanismus und Medizin. Acta humaniora, Weinheim 1984, S. 181–198, hier: 181–184; Eckhard Kessler: Das Problem des frühen Humanismus, München 1968, S. 127–143.
  49. Siehe zu Boccaccios Dichtungstheorie Thomas Leinkauf: Grundriss Philosophie des Humanismus und der Renaissance (1350–1600), Band 1, Hamburg 2017, S. 436–443.
  50. Eine Übersicht bietet Andrea M. Gáldy: Florenz. In: Manfred Landfester (Hrsg.): Renaissance-Humanismus. Lexikon zur Antikerezeption, Darmstadt 2014, Sp. 379–390.
  51. Charles L. Stinger: Humanism in Florence. In: Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy, Band 1, Philadelphia 1988, S. 175–208, hier: 175–179, 181–184. Eine ausführliche Darstellung von Salutatis Humanismus bietet Ronald G. Witt: Hercules at the Crossroads, Durham 1983, S. 181–271.
  52. Volker Reinhardt: Geschichte von Florenz, München 2013, S. 76–88; zur Rolle Cosimos siehe James Hankins: Cosimo de’ Medici as a Patron of Humanistic Literature. In: James Hankins: Humanism and Platonism in the Italian Renaissance, Band 1, Rom 2003, S. 427–455.
  53. James Hankins: The Myth of the Platonic Academy. In: James Hankins: Humanism and Platonism in the Italian Renaissance, Band 2, Rom 2004, S. 185–395.
  54. Eine Übersicht bietet Maria-Christine Leitgeb: Ficino, Marsilio. In: Manfred Landfester (Hrsg.): Renaissance-Humanismus. Lexikon zur Antikerezeption, Darmstadt 2014, Sp. 371–378.
  55. Eine Übersicht bietet Maria-Christine Leitgeb: Pico della Mirandola, Giovanni. In: Manfred Landfester (Hrsg.): Renaissance-Humanismus. Lexikon zur Antikerezeption, Darmstadt 2014, Sp. 750–755.
  56. Eine ausführliche Darstellung für den Zeitraum bis 1460 bietet Lauro Martines: The Social World of the Florentine Humanists 1390–1460, Princeton 1963 (mit Profilen einzelner Persönlichkeiten S. 303–350). Eine spätere Periode behandelt Peter Godman: From Poliziano to Machiavelli. Florentine Humanism in the High Renaissance, Princeton 1998.
  57. Siehe zum Bürgerhumanismus und seiner politischen Bedeutung Daniel Höchli: Der Florentiner Republikanismus, Bern 2005, S. 269–297.
  58. Siehe zu dieser Kontroverse die Beiträge in der von James Hankins herausgegebenen Aufsatzsammlung Renaissance Civic Humanism. Reappraisals and Reflections, Cambridge 2000 und James Hankins: The „Baron Thesis“ after Forty Years and some Recent Studies of Leonardo Bruni. In: Journal of the History of Ideas 56, 1995, S. 309–338. Barons Position ist dargestellt in seiner Aufsatzsammlung In Search of Florentine Civic Humanism, 2 Bände, Princeton (New Jersey) 1988 (vier der Aufsätze auch deutsch in: Bürgersinn und Humanismus im Florenz der Renaissance, Berlin 1992) und The Crisis of the Early Italian Renaissance. Civic Humanism and Republican Liberty in an Age of Classicism and Tyranny, 2. Auflage, Princeton 1966. Vgl. auch Alexander Thumfart, Arno Waschkuhn: Staatstheorien des italienischen Bürgerhumanismus, Baden-Baden 2005, S. 13–19; Perdita Ladwig: Das Renaissancebild deutscher Historiker 1898–1933, Frankfurt am Main 2004, S. 278–359.
  59. Zum Humanismus in Rom siehe John F. D’Amico: Humanism in Rome. In: Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy, Band 1, Philadelphia 1988, S. 264–295.
  60. Zur Rolle der Päpste siehe John F. D’Amico: Humanism in Rome. In: Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy, Band 1, Philadelphia 1988, S. 264–295, hier: 266–270.
  61. Siehe zu diesem Konflikt Richard J. Palermino: The Roman Academy, the Catacombs and the Conspiracy of 1468. In: Archivum Historiae Pontificiae 18, 1980, S. 117–155.
  62. Cornelis Augustijn: Humanismus (= Die Kirche in ihrer Geschichte, Band 2, Lieferung H 2), Göttingen 2003, S. H62 f.
  63. Zu Bembos Sprachlehre siehe Thomas Leinkauf: Grundriss Philosophie des Humanismus und der Renaissance (1350–1600), Band 1, Hamburg 2017, S. 519–526.
  64. Zur Rolle der Geschichtsschreibung am Hof von Neapel siehe Bruno Figliuolo: Die humanistische Historiographie in Neapel und ihr Einfluß auf Europa (1450–1550). In: Johannes Helmrath u. a. (Hrsg.): Diffusion des Humanismus, Göttingen 2002, S. 77–98.
  65. Zum Humanismus in Neapel unter Alfons I. siehe Mario Santoro: Humanism in Naples. In: Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy, Band 1, Philadelphia 1988, S. 296–331, hier: 296–300.
  66. Siehe zu diesem Zeitraum Mario Santoro: Humanism in Naples. In: Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy, Band 1, Philadelphia 1988, S. 296–331, hier: 300–324.
  67. Siehe zu diesem Zeitraum Albert Rabil: Humanism in Milan. In: Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy, Band 1, Philadelphia 1988, S. 235–263, hier: 235–250.
  68. Zum Mailänder Humanismus unter den Sforza siehe Albert Rabil: Humanism in Milan. In: Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy, Band 1, Philadelphia 1988, S. 235–263, hier: 250–257.
  69. Zum Venezianer Humanismus siehe Margaret L. King: Humanism in Venice. In: Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy, Band 1, Philadelphia 1988, S. 209–234.
  70. Für Einzelheiten siehe Martin Lowry: The World of Aldus Manutius, Oxford 1979, S. 193–207.
  71. Zur Rolle der Griechen im italienischen Humanismus siehe Deno J. Geanakoplos: Italian Humanism and the Byzantine Émigré Scholars. In: Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy, Band 1, Philadelphia 1988, S. 350–381; James Hankins: The Study of Greek in the Latin West. In: James Hankins: Humanism and Platonism in the Italian Renaissance, Band 1, Rom 2003, S. 273–291.
  72. Eine Übersicht bietet Peter Kuhlmann: Übersetzung. In: Manfred Landfester (Hrsg.): Renaissance-Humanismus. Lexikon zur Antikerezeption, Darmstadt 2014, Sp. 983–999, hier: 984–989.
  73. Eine Übersicht bietet John Monfasani: Greek Emigrés. In: Paul F. Grendler (Hrsg.): Encyclopedia of the Renaissance, Band 3, New York 1999, S. 85–88, eine ausführliche Darstellung Jonathan Harris: Greek emigres in the West 1400–1520, Camberley 1995.
  74. Übersichten zur humanistischen Altertumskunde bieten Manfred Landfester: Altertumskunde. In: Manfred Landfester (Hrsg.): Renaissance-Humanismus. Lexikon zur Antikerezeption, Darmstadt 2014, Sp. 22–32 und Gerrit Walther: Altertumskunde. In: Der Neue Pauly, Band 13, Stuttgart 1999, Sp. 86–101, hier: 89–93.
  75. Eine Übersichtsdarstellung bietet Paul Oskar Kristeller: Renaissance Humanism and Classical Antiquity. In: Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy, Band 1, Philadelphia 1988, S. 5–16, hier: 5–10.
  76. Siehe zum Bibelhumanismus Cornelis Augustijn: Humanismus (= Die Kirche in ihrer Geschichte, Band 2, Lieferung H 2), Göttingen 2003, S. H56–H58.
  77. Paul Oskar Kristeller: Humanismus und Renaissance, Band 1, München 1974, S. 22 f., 149.
  78. August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 150–152.
  79. Petrarca, Familiares 23,19,8.
  80. Die Renaissance-Humanisten kannten die römische Schreibschrift und unterlagen der irrigen Annahme, dass es sich bei der karolingischen Minuskel um die Urform der römischen Schrift handle, heißt es bei Elizabeth Eisenstein (The Printing Revolution in Early Modern Europe. 2. Edition, Cambridge University Press 2006, S. 134)
  81. Zur Entstehung und Geschichte der humanistischen Schrift siehe Bernhard Bischoff: Paläographie des römischen Altertums und des abendländischen Mittelalters, 4. Auflage, Berlin 2009, S. 195–201; Otto Mazal: Paläographie und Paläotypie, Stuttgart 1984, S. 24–30; Berthold Louis Ullman: The Origin and Development of Humanistic Script, Rom 1960.
  82. Siehe zur Diffusion des Humanismus Johannes Helmrath: Wege des Humanismus, Tübingen 2013, S. 27–34, 53–71, 115–158.
  83. Siehe dazu Johannes Helmrath: Wege des Humanismus, Tübingen 2013, S. 57–71.
  84. Siehe dazu Gerrit Walther: Späthumanismus. In: Enzyklopädie der Neuzeit, Band 12, Stuttgart 2010, Sp. 303–308 und die Beiträge in der von Notker Hammerstein und Gerrit Walther herausgegebenen Aufsatzsammlung Späthumanismus: Studien über das Ende einer kulturhistorischen Epoche, Göttingen 2000.
  85. Johannes Helmrath: Wege des Humanismus, Tübingen 2013, S. 63–65.
  86. Für Einzelheiten siehe Johannes Helmrath: Vestigia Aeneae imitari. Enea Silvio Piccolomini als „Apostel“ des Humanismus. Formen und Wege seiner Diffusion. In: Johannes Helmrath u. a. (Hrsg.): Diffusion des Humanismus, Göttingen 2002, S. 99–141.
  87. Jan-Andrea Bernhard: Die Humanistenstadt Basel als Transferzentrum für italienische Nonkonformisten. In: Christine Christ-von Wedel u. a. (Hrsg.): Basel als Zentrum des geistigen Austauschs in der frühen Reformationszeit, Tübingen 2014, S. 299–326, hier: 302 f., 311–315.
  88. Caspar Hirschi: Wettkampf der Nationen, Göttingen 2005, S. 253–379; Georg Strack: De Germania parcissime locuti sunt ... Die deutsche Universitätsnation und das „Lob der Deutschen“ im späten Mittelalter. In: Gerhard Krieger (Hrsg.): Verwandtschaft, Freundschaft, Bruderschaft, Berlin 2009, S. 472–490.
  89. Siehe zu diesem Begriff Dieter Wuttke: Humanismus in den deutschsprachigen Ländern und Entdeckungsgeschichte 1493–1534, Bamberg 1989, S. 10 f.
  90. Laetitia Boehm: Humanistische Bildungsbewegung und mittelalterliche Universitätsverfassung. In: Jozef Ijsewijn, Jacques Paquet (Hrsg.): The Universities in the Late Middle Ages, Leuven 1978, S. 315–346, hier: 324 f., 328–342.
  91. Siehe dazu Franz Machilek: Konrad Celtis und die Gelehrtensodalitäten, insbesondere in Ostmitteleuropa. In: Winfried Eberhard, Alfred A. Strnad (Hrsg.): Humanismus und Renaissance in Ostmitteleuropa vor der Reformation, Köln 1996, S. 137–155; Christine Treml: Humanistische Gemeinschaftsbildung, Hildesheim 1989, S. 46–77.
  92. Lewis W. Spitz: Conrad Celtis, Cambridge (Massachusetts) 1957, S. 63–71.
  93. Eine Übersicht bietet Renate Johne: Deutschland. I. Bis 1600. In: Der Neue Pauly, Band 13, Stuttgart 1999, Sp. 760–779, hier: 767–779.
  94. Dieter Mertens: Deutscher Renaissance-Humanismus. In: Humanismus in Europa, Heidelberg 1998, S. 187–210, hier: 196–198; Thomas Leinkauf: Grundriss Philosophie des Humanismus und der Renaissance (1350–1600), Band 1, Hamburg 2017, S. 119.
  95. Zu Petrarcas Verdikt und den französischen Reaktionen siehe Heribert Müller: Der französische Frühhumanismus um 1400. Patriotismus, Propaganda und Historiographie. In: Johannes Helmrath u. a. (Hrsg.): Diffusion des Humanismus, Göttingen 2002, S. 319–376, hier: 319–322; Alexander Peter Saccaro: Französischer Humanismus des 14. und 15. Jahrhunderts, München 1975, S. 148–177.
  96. Eine Übersicht bietet Max Grosse: Frankreich. II. 13.–15. Jahrhundert. In: Der Neue Pauly, Band 14, Stuttgart 2000, Sp. 13–27, hier: 22–24, eine ausführlichere Untersuchung Alexander Peter Saccaro: Französischer Humanismus des 14. und 15. Jahrhunderts, München 1975, S. 37–108.
  97. Siehe zu diesen Humanisten Alexander Peter Saccaro: Französischer Humanismus des 14. und 15. Jahrhunderts, München 1975, S. 109–147.
  98. Für Einzelheiten siehe Eugene F. Rice: Humanist Aristotelianism in France. Jacques Lefèvre d’Etaples and his circle. In: Anthony H. T. Levi (Hrsg.): Humanism in France at the end of the Middle Ages and in the early Renaissance, Manchester 1970, S. 132–149.
  99. Zum Nationalismus französischer Gelehrter, der sich schon in der Auseinandersetzung mit der Kritik Petrarcas bemerkbar machte, siehe Heribert Müller: Der französische Frühhumanismus um 1400. Patriotismus, Propaganda und Historiographie. In: Johannes Helmrath u. a. (Hrsg.): Diffusion des Humanismus, Göttingen 2002, S. 319–376, hier: 319–322, 367–376.
  100. Werner L. Gundersheimer (Hrsg.): French Humanism 1470–1600, London 1969, S. 9–18, hier: 9 f.
  101. Siehe dazu Susanne Saygin: Humphrey, Duke of Gloucester (1390–1447) and the Italian Humanists, Leiden 2002, S. 139 ff.
  102. Walter F. Schirmer: Der englische Frühhumanismus, 2., umgearbeitete Auflage, Tübingen 1963, S. 53–57.
  103. Willi Erzgräber: Humanismus und Renaissance in England im 16. Jahrhundert. In: Humanismus in Europa, Heidelberg 1998, S. 159–186, hier: 162; Roberto Weiss: Humanism in England During the Fifteenth Century, 2. Auflage, Oxford 1957, S. 182 f.
  104. Eine Übersicht bietet Willi Erzgräber: Humanismus und Renaissance in England im 16. Jahrhundert. In: Humanismus in Europa, Heidelberg 1998, S. 159–186.
  105. Fritz Caspari: Humanismus und Gesellschaftsordnung im England der Tudors, Bern 1988, S. 7–24.
  106. Übersichtsdarstellungen bieten Günther Böhme: Bildungsgeschichte des europäischen Humanismus, Darmstadt 1986, S. 133–140; Dietrich Briesemeister: Humanismus: Spanien. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Band 4, Tübingen 1998, Sp. 20–25; Juan Antonio López Férez: Spanien. I. Wissenschaftsgeschichte. In: Der Neue Pauly, Band 15/3, Stuttgart 2003, Sp. 102–127, hier: 102–112. Vgl. Ottavio Di Camillo: Humanism in Spain. In: Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy, Band 2, Philadelphia 1988, S. 55–108, hier: 58 f., 75–84; Peter Kuhlmann: Übersetzung. In: Manfred Landfester (Hrsg.): Renaissance-Humanismus. Lexikon zur Antikerezeption, Darmstadt 2014, Sp. 983–999, hier: 992.
  107. Ottavio Di Camillo: Humanism in Spain. In: Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy, Band 2, Philadelphia 1988, S. 55–108, hier: 60, 66.
  108. Siehe zu Nebrija Stefan Schlelein: Chronisten, Räte, Professoren, Berlin 2010, S. 114–118.
  109. Karl Kohut: Die Auseinandersetzung mit dem Humanismus in der Spanischen Scholastik. In: August Buck (Hrsg.): Renaissance – Reformation. Gegensätze und Gemeinsamkeiten, Wiesbaden 1984, S. 77–104, hier: 79–81; Stefan Schlelein: Chronisten, Räte, Professoren, Berlin 2010, S. 116 f.
  110. Stefan Schlelein: Chronisten, Räte, Professoren, Berlin 2010, S. 130–137.
  111. Dietrich Briesemeister: Portugiesisch und Lateinisch. Humanismus und Sprachbewußtsein in Portugal im 15. und 16. Jahrhundert. In: Martin Hummel, Christina Ossenkop (Hrsg.): Lusitanica et Romanica, Hamburg 1998, S. 29–40; Dietrich Briesemeister: Humanismus: Portugal. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Band 4, Tübingen 1998, Sp. 25–27.
  112. Zum ungarischen Humanismus siehe die Übersichtsdarstellungen von Günther Böhme: Bildungsgeschichte des europäischen Humanismus, Darmstadt 1986, S. 127–130; Ágnes Ritoók-Szalay: Ungarn. B. Humanismus und Reformation. In: Der Neue Pauly, Band 15/3, Stuttgart 2003, Sp. 749–751; Marianna D. Birnbaum: Humanism in Hungary. In: Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy, Band 2, Philadelphia 1988, S. 293–334.
  113. Günther Böhme: Bildungsgeschichte des europäischen Humanismus, Darmstadt 1986, S. 130; Marianna D. Birnbaum: Humanism in Hungary. In: Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy, Band 2, Philadelphia 1988, S. 293–334, hier: 314 f.
  114. Dražen Budiša: Humanism in Croatia. In: Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy, Band 2, Philadelphia 1988, S. 265–292, hier: 266 f., 274 f.; Winfried Baumann: Humanistische Literatur bei Süd- und Westslaven. In: Winfried Eberhard, Alfred A. Strnad (Hrsg.): Humanismus und Renaissance in Ostmitteleuropa vor der Reformation, Köln 1996, S. 301–315, hier: 301–304.
  115. Zum Krakauer Humanismus siehe Jan Pirożyński: Die Krakauer Universität in der Renaissancezeit. In: Stephan Füssel, Jan Pirożyński (Hrsg.): Der polnische Humanismus und die europäischen Sodalitäten, Wiesbaden 1997, S. 11–38.
  116. Siehe dazu Walter Rüegg: Callimachus Experiens. In: Lexikon des Mittelalters, Band 2, München/Zürich 1983, Sp. 1399 f.
  117. Siehe zu diesen Gelehrten Günther Böhme: Bildungsgeschichte des europäischen Humanismus, Darmstadt 1986, S. 124–126.
  118. Zu den Anfängen der böhmischen Humanismus-Rezeption siehe Klára Benešovská: Forgotten Paths to ‚Another‘ Renaissance: Prague and Bohemia, c. 1400. In: Alexander Lee u. a. (Hrsg.): Renaissance? Perceptions of Continuity and Discontinuity in Europe, c. 1300 – c. 1550, Leiden 2010, S. 289–310; Ferdinand Seibt: Gab es einen böhmischen Frühhumanismus? In: Hans-Bernd Harder, Hans Rothe (Hrsg.): Studien zum Humanismus in den böhmischen Ländern, Köln 1988, S. 1–19.
  119. Siehe zu diesen Humanisten Rado L. Lencek: Humanism in the Slavic Cultural Tradition with Special Reference to the Czech Lands. In: Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy, Band 2, Philadelphia 1988, S. 335–375, hier: 357–363.
  120. Franz Machilek: Der Olmützer Humanistenkreis. In: Stephan Füssel, Jan Pirożyński (Hrsg.): Der polnische Humanismus und die europäischen Sodalitäten, Wiesbaden 1997, S. 111–135.
  121. Zusammenfassende Darstellungen des humanistischen Bildungswesens bieten Joachim Gruber: Bildung. In: Manfred Landfester (Hrsg.): Renaissance-Humanismus. Lexikon zur Antikerezeption, Darmstadt 2014, Sp. 136–152 und Gerrit Walther: Humanismus. In: Enzyklopädie der Neuzeit, Band 5, Stuttgart 2007, Sp. 665–692, hier: 676–682, 688 f.
  122. Zum Humanismus im höheren Bildungswesen siehe Marian Füssel, Maximilian Schuh: Universität. In: Manfred Landfester (Hrsg.): Renaissance-Humanismus. Lexikon zur Antikerezeption, Darmstadt 2014, Sp. 999–1007.
  123. Stefan Schlelein: Chronisten, Räte, Professoren, Berlin 2010, S. 30; Erika Rummel: The Humanist-Scholastic Debate in the Renaissance and Reformation, Cambridge (Massachusetts) 1995, S. 1–10, 31 f.; Laetitia Boehm: Humanistische Bildungsbewegung und mittelalterliche Universitätsverfassung. In: Jozef Ijsewijn, Jacques Paquet (Hrsg.): The Universities in the Late Middle Ages, Leuven 1978, S. 315–346, hier: 319–324; Thomas Leinkauf: Grundriss Philosophie des Humanismus und der Renaissance (1350–1600), Band 1, Hamburg 2017, S. 119–123.
  124. Zum medizinischen Humanismus siehe Gerhard Baader: Die Antikerezeption in der Entwicklung der medizinischen Wissenschaft während der Renaissance. In: Rudolf Schmitz, Gundolf Keil (Hrsg.): Humanismus und Medizin. Acta humaniora, Weinheim 1984 (= Kommission für Humanismusforschung. Mitteilung 11), ISBN 3-527-17011-1, S. 51–66; Gerhard Baader: Medizinische Theorie und Praxis zwischen Arabismus und Renaissancehumanismus. In: Gundolf Keil u. a. (Hrsg.): Der Humanismus und die oberen Fakultäten, Weinheim 1987, S. 185–213; Richard Toellner: Zum Begriff der Autorität in der Medizin der Renaissance. In: Rudolf Schmitz, Gundolf Keil (Hrsg.): Humanismus und Medizin, Weinheim 1984, S. 159–179.
  125. Vgl. auch August Buck: Die Medizin im Verständnis des Renaissancehumanismus. In: Rudolf Schmitz, Gundolf Keil (Hrsg.): Humanismus und Medizin. Weinheim an der Bergstraße 1984 (= Deutsche Forschungsgemeinschaft: Mitteilungen der Kommission für Humanismusforschung. Band 11), S. 181–198.
  126. Eine Übersichtsdarstellung bietet Isabelle Deflers: Recht/Rechtswissenschaft. In: Manfred Landfester (Hrsg.): Renaissance-Humanismus. Lexikon zur Antikerezeption, Darmstadt 2014, Sp. 807–815. Vgl. Richard J. Schoeck: Humanism and Jurisprudence. In: Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy, Band 3, Philadelphia 1988, S. 310–326, hier: 310–313.
  127. Zur Textkritik siehe Hans Erich Troje: Humanistische Jurisprudenz, Goldbach 1993, S. 51*–58*.
  128. Michael L. Monheit: Legal Humanism. In: Paul F. Grendler (Hrsg.): Encyclopedia of the Renaissance, Band 3, New York 1999, S. 230–233, hier: 231.
  129. Siehe dazu Klaus Luig: Mos gallicus, mos italicus. In: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, Band 3, Berlin 1984, Sp. 691–698.
  130. Isabelle Deflers: Humanismus, juristischer. In: Enzyklopädie der Neuzeit, Band 5, Stuttgart 2007, Sp. 693–695, hier: 693 f.
  131. Klaus Luig: Mos gallicus, mos italicus. In: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, Band 3, Berlin 1984, Sp. 691–698, hier: 692–694; Isabelle Deflers: Humanismus, juristischer. In: Enzyklopädie der Neuzeit, Band 5, Stuttgart 2007, Sp. 693–695, hier: 694.
  132. Gregor Müller: Mensch und Bildung im italienischen Renaissance-Humanismus. Vittorino da Feltre und die humanistischen Erziehungsdenker, Baden-Baden 1984, S. 118–122, 279 f.
  133. Gerlinde Huber-Rebenich: Neue Funktionen der Dichtung im Humanismus? In: Thomas Maissen, Gerrit Walther (Hrsg.): Funktionen des Humanismus, Göttingen 2006, S. 49–75, hier: 69–71; Federica Ciccolella: Drama. In: Manfred Landfester (Hrsg.): Renaissance-Humanismus. Lexikon zur Antikerezeption, Darmstadt 2014, Sp. 253–270, hier: 254.
  134. Siehe dazu Gregor Müller: Mensch und Bildung im italienischen Renaissance-Humanismus, Baden-Baden 1984, S. 153 f., 238–244; Peter Gummert: Sport. In: Manfred Landfester (Hrsg.): Renaissance-Humanismus. Lexikon zur Antikerezeption, Darmstadt 2014, Sp. 924–931, hier: 926.
  135. Siehe dazu Erich Meuthen: Humanismus und Geschichtsunterricht. In: August Buck (Hrsg.): Humanismus und Historiographie, Weinheim 1991, S. 5–50; August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 168 f.
  136. Zu ihren Lehrplänen und zur Unterrichtspraxis siehe Gregor Müller: Mensch und Bildung im italienischen Renaissance-Humanismus. Vittorino da Feltre und die humanistischen Erziehungsdenker, Baden-Baden 1984, S. 151–156, 167–255, 258–265, 317–320.
  137. Eine Übersicht bietet Thorsten Fuchs: Schule. In: Manfred Landfester (Hrsg.): Renaissance-Humanismus. Lexikon zur Antikerezeption, Darmstadt 2014, Sp. 880–892.
  138. Eine Übersicht bietet Lewis W. Spitz: Humanism and the Protestant Reformation. In: Albert Rabil (Hrsg.): Renaissance Humanism. Foundations, Forms, and Legacy, Band 3, Philadelphia 1988, S. 380–411.
  139. Zur jesuitischen Humanismus-Rezeption siehe Fidel Rädle: Gegenreformatorischer Humanismus: die Schul- und Theaterkultur der Jesuiten. In: Notker Hammerstein, Gerrit Walther (Hrsg.): Späthumanismus, Göttingen 2000, S. 128–147.
  140. Manfred Landfester: Kunsttheorie. In: Manfred Landfester (Hrsg.): Renaissance-Humanismus. Lexikon zur Antikerezeption, Darmstadt 2014, Sp. 495–505, hier: 495–498; August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 214–223.
  141. Erwin Panofsky: Die Renaissancen der europäischen Kunst, 3. Auflage, Frankfurt am Main 2001, S. 26–32.
  142. Siehe zur Vitruvrezeption Philip Stinson: Vitruv (Vitruvius), De architectura. In: Christine Walde (Hrsg.): Die Rezeption der antiken Literatur, Stuttgart 2010, Sp. 1131–1138, hier: 1132–1135; Christoph Thoenes: Vitruv, Vitruvianismus und die Anfänge der Renaissance-Architektur in Italien. In: Paolo Sanvito (Hrsg.): Vitruvianism, Berlin 2016, S. 83–99.
  143. Zu Albertis Konzept siehe Hermann Bauer: Kunst und Utopie. Studien über das Kunst- und Staatsdenken in der Renaissance, Berlin 1965, S. 29–62.
  144. Eine zusammenfassende Darstellung bietet Manfred Landfester: Kunsttheorie. In: Manfred Landfester (Hrsg.): Renaissance-Humanismus. Lexikon zur Antikerezeption, Darmstadt 2014, Sp. 495–505. Vgl. Sigrid Ruby: Skulptur und Plastik. In: Manfred Landfester (Hrsg.): Renaissance-Humanismus. Lexikon zur Antikerezeption, Darmstadt 2014, Sp. 903–924.
  145. Ernesto Grassi: Einführung in die humanistische Philosophie, 2. Auflage, Darmstadt 1991, S. 13 f.
  146. Wilhelm Kühlmann: Gelehrtenrepublik und Fürstenstaat. Entwicklung und Kritik des deutschen Späthumanismus in der Literatur des Barockzeitalters, Tübingen 1982, S. 288–318; August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 290.
  147. Siehe zu diesen Debatten August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 289–318; Matei Chihaia: Querelle des anciens et des modernes. In: Enzyklopädie der Neuzeit, Band 10, Stuttgart 2009, Sp. 588–591.
  148. August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 300–302, 305–328.
  149. Siehe zum Neuhumanismus Gerrit Walther: Neuhumanismus. In: Enzyklopädie der Neuzeit, Band 9, Stuttgart 2009, Sp. 136–139; August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 344–351.
  150. Zu Wolfs Position siehe Eckard Lefèvre: Humanismus und humanistische Bildung. In: Humanismus in Europa, Heidelberg 1998, S. 1–43, hier: 28–30, 33.
  151. Ernesto Grassi: Einführung in die humanistische Philosophie, 2. Auflage, Darmstadt 1991, S. 14 f.
  152. August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 376.
  153. Paul F. Grendler: Georg Voigt: Historian of Humanism. In: Christopher S. Celenza, Kenneth Gouwens (Hrsg.): Humanism and Creativity in the Renaissance, Leiden 2006, S. 295–325, hier: 325.
  154. Jacob Burckhardt: Die Kultur der Renaissance in Italien (= Burckhardt: Gesammelte Werke, Band 3), Basel 1978, S. 116–119.
  155. August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 409 f.
  156. Eine Forschungsübersicht bietet Lewis W. Spitz: Humanismus/Humanismusforschung. In: Theologische Realenzyklopädie, Band 15, Berlin 1986, S. 639–661, hier: 653–659. Vgl. Alfred Noe: Humanismus: A. Allgemeines. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Band 4, Tübingen 1998, Sp. 1–6, hier: 2 f. und Eckhard Kessler: Das Problem des frühen Humanismus, München 1968, S. 12–19. Das Verhältnis von Humanismus und Naturwissenschaft untersucht Fritz Krafft: Humanismus – Naturwissenschaft – Technik. Europa vor der Spaltung in zwei Kulturen des Geistes. In: Georg Kauffmann (Hrsg.): Die Renaissance im Blick der Nationen Europas, Wiesbaden 1991, S. 355–380; vgl. Gregor Müller: Mensch und Bildung im italienischen Renaissance-Humanismus. Vittorino da Feltre und die humanistischen Erziehungsdenker, Baden-Baden 1984, S. 24–27.
  157. August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 401.
  158. Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff: Kleine Schriften, Band 6, Berlin 1972, S. 79. Siehe dazu Luciano Canfora: Wilamowitz und die Schulreform: Das ‚Griechische Lesebuch‘. In: William M. Calder III u. a. (Hrsg.): Wilamowitz nach 50 Jahren, Darmstadt 1985, S. 632–648, hier: 641–643, 646 f.
  159. Ernesto Grassi: Einführung in die humanistische Philosophie, 2. Auflage, Darmstadt 1991, S. 17 f.
  160. Ernst Cassirer: Individuum und Kosmos in der Philosophie der Renaissance, Leipzig/Berlin 1927, S. 170.
  161. Johannes Helmrath: Wege des Humanismus, Tübingen 2013, S. 7–9.
  162. August Buck: Vorwort. In: Humanismusforschung seit 1945, Boppard 1975, S. 5–9, hier: 7 f.
  163. Johannes Helmrath: Wege des Humanismus, Tübingen 2013, S. 8 f.

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