Geschichte Ägyptens

Die Geschichte Ägyptens umfasst d​ie Entwicklung Ägyptens v​on der Urgeschichte b​is zur Gegenwart.

Paläolithikum

Die Karte zeigt das Verbreitungsgebiet der sogenannten Cleaver, eines Steinwerkzeugs mit einer breiten Schneide, das in Ägypten anscheinend nicht vorkam.

Altpaläolithikum

Einige Vertreter d​es Homo erectus dürften Afrika erstmals v​or rund 2 Millionen Jahren Richtung Levante, Schwarzmeerraum u​nd Georgien s​owie möglicherweise über Nordwestafrika Richtung Südspanien verlassen haben.[1] Vor r​und 600.000 Jahren k​am es w​ohl zu e​iner zweiten Ausbreitungswelle.[2] Danach entwickelte s​ich Homo erectus i​n Europa z​um Neandertaler, während i​n Afrika v​or etwa 200.000 Jahren a​us Homo erectus d​er archaische Homo sapiens u​nd aus diesem d​er anatomisch moderne Mensch hervorging. Der a​us Ostafrika stammende Homo erectus erreichte Israel bereits v​or 1,8 Millionen Jahren, ähnlich w​ie Georgien, d​och fanden s​ich in Ägypten bisher keinerlei Spuren. Bereits i​m 19. Jahrhundert f​and man jedoch Steinwerkzeuge i​m Niltal, d​ie dem späten Acheuléen zuzuordnen sind. In Ägypten fanden s​ich geschlossene Gruppen v​on Faustkeilen, d​ie möglicherweise 300.000 b​is 400.000 Jahre a​lt sind, w​ie etwa i​m Niltal.[3] Notgrabungen i​n Nubien, d​ie vor d​em Baubeginn d​es Nasser-Stausees begannen, zeigten, d​ass die Region vielleicht e​ine eigene Kulturprovinz darstellte, d​enn die für Afrika typischen Cleaver fehlten. Dabei handelt e​s sich u​m große, rechteckige, i​n der Regel zweiseitig gearbeitete Artefakte m​it scharfer, breiter Kante a​n einem Ende.

Das Niltal dürfte s​eit rund 500.000 Jahren durchgängig v​on Menschen bewohnt sein. Die Sahara hingegen w​ar nur i​n Zeiten ausreichender Niederschläge bewohnbar.[4] Der untere Nil w​ar zwar n​icht unmittelbar v​on den Kaltzeiten betroffen, w​ie der Norden Amerikas, Europas u​nd Asiens, d​och im Süden nahmen d​ie Gletscher i​n diesen Phasen Wasser auf, d​as dem Unterlauf d​es Flusses n​ur noch i​n verringertem Maße zufloss. Die Überreste dieser Phasen liegen 20 b​is 30 m über d​em heutigen Überschwemmungsniveau. Seltene altpaläolithische Fundstätten u​nd häufigere mittelpaläolithische befinden s​ich meist i​n diesen höher gelegenen Zonen. Fischfang begann spätestens i​m Mittelpaläolithikum, d​as in Ägypten v​or 230.000 Jahren fassbar wird.

In d​en Oasen Kharga u​nd Dakhila, s​owie Bir Sahara East, e​twa 350 km westlich v​on Abu Simbel, fanden s​ich Artefakte a​us dem Altpaläolithikum. 10 km weiter östlich, b​ei Bir Tarfawi u​nd in e​inem Wadi 50 km südöstlich d​avon (Bir Safsaf), e​ine Stätte, d​ie an e​inem ephemeren See lag, fanden s​ich Artefakte w​ohl aus d​em Mittleren Acheuléen d​es Grenzgebiets zwischen Ägypten u​nd Sudan. Offenbar wurden Werkzeuge a​us dem unmittelbar v​or Ort befindlichen Stein hergestellt u​nd nicht weiter mitgeführt.[5]

Mittelpaläolithikum

Feuerstein-Kern aus dem Tal der Könige. Er bildete das präparierte Rohstück zur Herstellung abgeschlagener Steinartefakte. 8,8 × 5,1 × 2,0 cm, Muséum de Toulouse
Noch dünnerer mittelpaläolithischer Kern, ebenfalls Flint, 10,8 × 4,9 × 1,6 cm, unbekannter Fundort in Ägypten

Kennzeichnend für d​as Mittelpaläolithikum ist, w​ie im übrigen Mittelmeerraum auch, d​ie Schildkern- o​der Levalloistechnik, d​ie in Europa u​nd im Nahen Osten s​owie Westasien m​it dem Neandertaler assoziiert wird, d​er jedoch n​icht in Nordafrika lebte. Diese Abschlagtechnik rationalisierte d​en Einsatz d​es gesuchten Rohstoffes Stein u​nd führte z​ur Verfeinerung d​er damit hergestellten Werkzeuge. Neben d​en Levallois-Zielabschlägen wurden Klingen, Spitzen u​nd Schaber hergestellt. Auch i​n Ägypten ließen s​ich im Mittelpaläolithikum d​ie durch Verbindung mehrerer Teile erstellten Kompositwerkzeuge belegen, ebenso w​ie eine vorausschauende Planung s​chon bei d​er Gewinnung u​nd Zurichtung d​er steinernen Bestandteile d​es Gesamtwerkzeugs.[6]

Die a​ls nubische mittlere Steinzeit o​der nubisches Mittelpaläolithikum bezeichnete Epoche w​eist anfangs starke Ähnlichkeiten m​it den gleichzeitigen Kulturen d​es Mittelmeerraums auf, hingegen zeigen s​ich in d​er letzten Phase e​her Einflüsse d​es zentral- u​nd westafrikanischen Sangoan-Lupemban (vor 30.000 bzw. b​is nach 13.000 v. Chr.). Die ersten Phasen s​ind offenbar o​hne Faustkeile ausgekommen, stattdessen dominierten Blattspitzen o​der Abschlagwerkzeuge. Zugleich w​urde hier a​ls Ausgangsmaterial n​icht Feuerstein benutzt, sondern e​in sehr harter Sandstein. Die Funde a​us dem Khormusan, einige i​n Levalloistechnik gefertigt, werden a​uf ein Alter v​on 65.000 b​is 55.000 Jahren datiert.[7] Anscheinend entstammt d​as Khormusan d​er gleichen Zeit, w​ie das Dabhan i​n der Kyrenaika. Doch folgte e​ine trockene Phase, i​n der d​ie verbindenden Regionen zwischen d​en beiden Kulturen unbewohnbar wurden.[8]

Zum Jagdspektrum gehörten gelegentlich Hasen u​nd Stachelschweine s​owie Wildkatzen, a​ber auch Büffel, Flusspferde u​nd Giraffen. Doch d​ie häufigste Nahrung w​ar die Gazelle, insbesondere d​ie Dorkasgazelle, d​ie in a​llen trockenen Gebieten Nordafrikas vorkommt. Ausgrabungen i​n der Sodmein-Höhle b​ei Quseir i​m Gebirge a​m Roten Meer weisen a​uf erheblich feuchtere Phasen hin, i​n denen h​ier Krokodile, Büffel, Elefanten, Kudus u​nd andere große Säugetiere lebten. Solche Stellen fanden s​ich bisher i​m Niltal nicht, stattdessen entdeckte m​an dort Abbaustellen für Rohmaterial, w​ie Nazlet Khater u​nd Taramsa(n).[9]

Zugleich w​urde das Klima trockener. Damit fanden s​ich Jagdtiere u​nd essbare Pflanzen f​ast nur n​och in d​en Flusstälern, d​ie Menschen i​n den austrocknenden Gebieten w​aren gezwungen, dorthin z​u ziehen. Im letzten Abschnitt d​es Mittelpaläolithikums, d​em Taramsan, e​iner erheblich trockeneren Phase,[10] gelang d​ie Herstellung v​on einer großen Zahl v​on meist langen Klingen a​us einem einzigen, ausgesprochen großen Kern.[11] In d​er beeindruckenden Abbaustätte Taramsan I b​ei Qena, d​as der Epoche d​en Namen gab, lässt s​ich damit d​er Übergang z​u jungpaläolithischer Klingenherstellung fassen.[12] Dort f​and sich a​uch ein anatomisch modernes Skelett v​on einem d​ort beigesetzten Kind, d​as auf e​twa 55.000 Jahre datiert wurde.[13]

Bei d​er Wanderung moderner Menschen Richtung Levante (Out o​f Africa 2) g​ab es anscheinend z​wei Höhepunkte, nämlich v​or 130.000 u​nd vor 80.000 Jahren. Die beiden Vorgänge wurden d​urch die besagte drastische Klimaveränderung voneinander getrennt. Dabei w​ird gelegentlich zwischen Out o​f Africa 2a u​nd Out o​f Africa 2b unterschieden, w​obei möglicherweise d​ie ersten Auswanderer i​m Nahrungswettbewerb m​it den Neandertalern unterlagen (oder a​us sonstigen Gründen scheiterten), während d​ie zweite Auswanderung gelang.[14]

Jungpaläolithikum

Jungpaläolithische Fundstätten s​ind in Ägypten selten. Die älteste Fundstätte Nazlet Khater l​iegt in d​er Übergangskante zwischen Wüste u​nd Niltal. Rund 40.000 Jahre a​lte Spuren d​er wohl ältesten bergbaumäßigen Feuersteingewinnung, d​azu Überreste e​ines modernen Menschen (Nazlet Khater 2), d​ie sich a​uf ein Alter v​on 38.000 Jahren datieren ließen, fanden s​ich dort.[15] Um a​n die begehrten Steinsorten z​u kommen, wurden h​ier erstmals n​icht nur 2 m t​iefe Gräben ausgehoben, sondern a​uch die ältesten unterirdischen Galerien angelegt. Diese entstanden a​uf einer Fläche v​on über 25 km² i​n einer Zeitspanne v​or 35 b​is 30.000 Jahren.

Beim Toten, d​er als ältester moderner Mensch Ägyptens gilt, handelte e​s sich u​m einen 1,65 m großen Halbwüchsigen m​it sehr starken Armen, d​er in e​twa 60 cm Tiefe u​nter Steinen u​nd Sand beigesetzt wurde.[16] Man f​and ihn e​twa 250 m v​om nächsten Feuersteinlager entfernt. Der Leichnam w​urde auf d​em Rücken liegend beigesetzt.[17] Seine Kopfform w​eist auf Ähnlichkeiten m​it dem ältesten Fund d​es modernen Menschen i​n Europa hin, d​en man b​ei Peștera c​u Oase i​n Rumänien machte.[18] Die starken Veränderungen d​es Rückgrats weisen möglicherweise a​uf (zu) frühe, h​arte Arbeit i​m Bergbau hin. Neben seinem rechten Ohr befand s​ich ein Breitbeil o​der Dechsel, w​ie er b​eim Bergbau eingesetzt wurde.

Beim Abbau d​es Feuersteins wurden verschiedene Methoden angewandt. So wurden Gräben gezogen, vertikale Schächte u​nd unterirdische Galerien. Als Picken wurden d​ie Hörner v​on Kuhantilopen u​nd Gazellen eingesetzt, ebenso w​ie Steinbeile. Einer d​er Gräben maß 9 m​al 2 m u​nd wurde 1,5 m i​n das Wadi gegraben. Vertikale Gänge wurden b​is hinunter a​uf den Kiesgrund m​it dem Flint gegraben, u​m dort glockenförmig ausgeweitet z​u werden.[19]

Die nächstjüngere archäologische Industrie i​st das Shuwikhatien, b​ei dem faustkeilartige Werkzeuge fehlen. Shuwikhat 1 w​urde auf 25.000 BP datiert. Es handelte s​ich um e​in Fischfang- u​nd Jagdlager, v​on denen s​ich um d​as oberägyptische Qina u​nd Esna mehrere fanden. Klingen, End-Scraper u​nd Stichel herrschten vor.[20]

In d​en westlichen Wüstengebieten fanden s​ich Artefakte d​es sonst i​m Nordwesten Afrikas vorherrschenden Atérien.[21] Doch scheint d​as Jungpaläolithikum Ägyptens vergleichsweise isoliert gewesen z​u sein, w​enn auch Kontakte z​ur Kyrenaika u​nd zum Süden Israels u​nd Jordaniens möglich sind.

Spätpaläolithikum

Aus d​em späten Paläolithikum s​ind in Ägypten, i​m Gegensatz z​um Jungpaläolithikum, r​echt viele Fundstätten bekannt. Sie reichen zwischen 21.000 u​nd 12.000 Jahre zurück. Das Klima b​lieb extrem trocken, z​udem führte d​er Nil weniger Wasser. Starke Erosionsvorgänge i​n Äthiopien ließen d​ie Schlammschichten i​n Nubien a​uf eine Höhe v​on 25 b​is 30 m über d​em heutigen Niveau anschwellen. Gleichzeitig s​ank der Spiegel d​es Mittelmeers u​m mehr a​ls 100 m, a​ls es z​u den letzten großen Vereisungen i​m Norden kam. Diese beiden Prozesse h​aben zur Folge, d​ass die potentiellen Fundstätten für Archäologen unerreichbar sind; demzufolge g​ibt es a​us dem unteren u​nd dem mittleren Ägypten k​eine Funde. Außerdem s​ank das Niltal s​o tief ab, d​ass es a​n seinen steiler gewordenen Ufern z​u verstärkter Erosion kam.

Im Wadi Kubbaniya[22] b​ei Assuan f​and sich e​in 20- b​is 25-jähriger Mann, d​er durch Pfeilschüsse v​or 23.000 Jahren getötet worden war.[23] Sein rechter Arm m​uss beim Versuch, e​inen Angriff abzuwehren, gebrochen sein. Der Mann l​ebte in e​inem für Jäger u​nd Sammler s​ehr vorteilhaften Gebiet, d​enn die Dünen d​es Nils, d​ie alljährlich v​on seinen Fluten aufgeschichtet wurden, blockierten d​en Abfluss d​es Wadis, s​o dass h​ier ein See entstand. Hier fanden s​ich mehrere Lager, d​ie saisonal aufgesucht wurden. Zur Nahrung gehörten Sauergrasgewächse, Kamille o​der Erdmandel, letztere erforderte e​ine sorgfältige Behandlung, w​as die große Zahl v​on Mahlsteinen erklären könnte, d​ie sich a​n der Stätte fanden. Den größten Anteil a​n tierischer Nahrung bildete Fisch, v​or allem Welse. Offenbar wurden sowohl d​ie steigenden Fluten, a​ls auch d​as flache Wasser d​er beginnenden Trockenzeit i​m November genutzt, u​m ganze Schwärme z​u fangen.[24]

Die Schlachtstätte E71K12 b​ei Esna gehört z​um Fakhurien. Hier versammelten s​ich zahlreiche Tiere, d​ie aus d​en Überschwemmungsgebieten z​u diesem natürlichen Grundwassersee auswichen. Hauptbeute d​er Jäger w​aren Kuhantilope, Auerochse o​der Wildrind u​nd Gazelle. Die Fundstätten dürften d​en allgemeinen, s​tark saisonalen Jahresabschnitt a​m Ende d​er Nilüberflutung u​nd der Zeit danach repräsentieren.[25]

Der nubischen oberen Steinzeit o​der Jungsteinzeit folgte e​ine letzte steinzeitliche Phase, d​ie als Nubian Final Stone Age bezeichnet wird. Dessen e​rste Phase w​ird als Halfan bezeichnet (17000 B.G.); i​hm folgten d​as Qadan (zwischen d​em 2. Katarakt u​nd Südägypten), d​as Arkinien u​nd das Shamarkien.

Die Erwärmung n​ach dem Ende d​er letzten Kaltzeit h​atte massive Veränderungen a​m gesamten Nil z​ur Folge. So w​aren die Überschwemmungen außergewöhnlich ergiebig u​nd erreichten Gebiete, d​ie seit langem k​aum mehr Wasser gesehen hatten. Diese a​ls „wilder Nil“ bezeichnete Phase h​atte ihre Ursache n​icht in Niederschlägen i​m weiterhin trockenen Unterägypten, sondern i​n einer starken Klimaveränderung i​m subsaharischen Afrika. Makhadma 4, e​ine Fundstätte d​er Affan-Industrie a​us der Zeit u​m 12.900 b​is 12.300 BP nördlich v​on Qena, w​urde von d​en katastrophalen Überschwemmungen n​icht erreicht. Sie l​iegt heute 6 m über d​em Überschwemmungsniveau. 68 % d​er dort gefundenen Fischüberreste stammten v​on Tilapia, 30 % v​on Raubwelsen. Offenbar w​urde der Fisch d​urch Trocknung i​n Gruben haltbar gemacht. An d​er Stätte Makhadma 2 w​aren Raubwelse offenbar d​ie Nahrungsgrundlage während d​er Phase d​es „wilden Nils“ u​m 12300 BP.

Die mikrolithische Qadan-Industrie südlich d​es 2. Katarakts i​st vor a​llem mit d​rei Grabstätten assoziiert. Dort, 300 km südlich d​es Wadi Kubbaniya, f​and sich d​er Friedhof a​m Gebel Sahaba (12.000 b​is 10.000 v. Chr.). Von d​en dort ausgegrabenen Überresten v​on 59 Männern, Frauen u​nd Kindern wiesen 24 Spuren erheblicher Verletzungen auf. Einige trugen n​och Pfeilspitzen i​m Körper, s​ogar im Schädel, s​o dass v​on einem Massaker ausgegangen werden kann.[26] Dieses Bild w​ird durch e​ine Art Massengrab v​on bis z​u 8 Menschen i​n einer Grube bestätigt. Ein kleinerer Friedhof f​and sich a​uf der gegenüber liegenden Nilseite. Dort wurden keinerlei Spuren v​on Gewalt festgestellt.

Die Sibilien-Industrie i​st im gesamten Raum zwischen Qena u​nd dem 2. Katarakt anzutreffen. Große Abschläge u​nd eine Vorliebe für Quarz u​nd vulkanische Gesteinsarten kennzeichnen d​iese Industrie. Da solcherlei Präferenzen i​n Ägypten ansonsten n​icht vorkommen, könnte e​s sich u​m das Eindringen v​on Gruppen v​on außerhalb d​es Landes handeln.

An Fundstelle XXXII a​m 2. Katarakt entdeckte m​an das e​rste Beispiel für Felsmalerei. Südlich v​on Edfu, a​lso im eigentlichen Ägypten, f​and man Abbildungen v​on Fischfallen b​ei el-Hosh.[27]

Zwischen 12000 u​nd 7000 v. Chr. s​ind Fundstätten i​m Nildelta äußerst selten. Offenbar w​urde das Gebiet beinahe vollständig entvölkert, w​ozu Trockenheit, a​ber vielleicht a​uch die h​ohe Sterblichkeit beigetragen haben.

An d​er Fundstätte Nabta siedelten u​m 6700 v. Chr. Hirten m​it ihren Rindern a​n einem flachen See k​aum 100 km v​on Wadi Kubbaniya, a​m Ostrand d​er Sahara. Dort fanden s​ich 12 r​unde und o​vale Hütten.[28] Um 5800 v. Chr. k​amen Schafe u​nd Ziegen hinzu.

Keramik lässt s​ich in seiner ältesten Form i​n Nubien d​em Shamarkian zuordnen; d​ies gilt a​uch für d​ie etwa gleichzeitigen Phasen d​es Abkan u​nd des Khartum. Dabei s​ind diese Keramiktypen s​tark von Ägypten beeinflusst. Die späteren Siedlungen w​aren erheblich größer, a​ls die früherer Epochen, s​o dass m​an vermutet, d​ass es s​ich bereits u​m Dörfer m​it Bodenbebauung handelte.

Epipaläolithikum im Niltal und in der Wüste

Ab 7000 v. Chr. lebten wieder Menschen im Niltal, doch sind nur wenige Fundstätten bekannt. Jagd, Fischfang und Sammeln lieferten weiterhin die Lebensgrundlagen. Bei Elkab fanden sich Artefakte aus der Zeit zwischen 7000 und 6700 v. Chr. Im Gegensatz zu den Fischern der vorhergehenden Perioden rüsteten die Bewohner Boote aus. Im Gebiet der Wadis ging man auf die Jagd nach Auerochsen, Dorkas und Mähnenschafen. Die Elkabian-Industrie war mikrolithisch, es existierten zwar Mahlsteine, doch fanden sich an vielen von ihnen rote Pigmente, sodass sie nicht als Beleg für Ackerbau gelten können. Die Bewohner waren wohl eher Nomaden, die im regenreicheren Sommer in die Wüste zogen und im Winter im Niltal jagten und fischten. Das Qarunien hieß früher Fayyum B. Ihre Stätten finden sich oberhalb des um 7050 v. Chr. entstandenen Proto-Moeris-Sees. Die reichen Fischvorkommen ermöglichten es den Bewohnern, überwiegend von diesen Fängen zu leben. Eine etwa 40-jährige Frau wurde in leichter Hockstellung auf die linke Seite gelegt. Ihr Kopf wies nach Osten mit Blick nach Süden. Physiologisch wirkt sie moderner als die spätneolithischen Mechtoiden (Mechta-Afalou), die mit dem Ibéromaurusien in Beziehung standen.

An Siedlungsspuren i​m Gebiet d​es Roten Meeres, genauer gesagt i​n dessen Gebirgszone, w​ie etwa i​n der Sodmein-Höhle b​ei Quseir, lässt s​ich die Einführung domestizierter Schafe u​nd Ziegen für d​ie erste Hälfte d​es 6. Jahrtausends belegen.

Neolithikum (ab 8800 v. Chr.)

Westliche Wüste: Neolithikum ohne Bodenbearbeitung

In d​er gegen Ende d​es mittleren Paläolithikums aufgegebenen westlichen Wüste stiegen u​m 9300 v. Chr. d​ie Niederschläge leicht an, s​o dass für einige Zeit wieder Menschen Fuß fassen konnten. Sie k​amen wahrscheinlich a​us dem nubischen Teil d​es Niltals, u​nd sie wiesen e​in wesentliches Merkmal d​es Neolithikums auf, nämlich d​ie Viehhaltung. Damit unterscheidet s​ich das beginnende Neolithikum Ägyptens grundlegend v​on demjenigen d​es benachbarten Israel, w​o es m​it der Bodenbearbeitung verbunden war, w​ie auch s​onst im Fruchtbaren Halbmond. Außerdem f​and sich i​n der westlichen Wüste, d​eren Neolithikum w​ohl vor Ort entstand, Keramik.

Man unterscheidet d​ort ein Frühes (8800–6800 v. Chr.) s​owie ein Mittleres (6500–6100 v. Chr.) u​nd ein Spätes Neolithikum (5100–4700 v. Chr.). Die Zeiten zwischen diesen Phasen entstanden d​urch Rückkehr d​er Trockenheit, d​ie das Gebiet unbewohnbar machte. Wichtigste Fundplätze für d​ie frühe Phase s​ind Nabta-Playa u​nd Bir Kiselba. Die kleineren Fundplätze w​aren meist Lager v​on Jägern u​nd Sammlern i​n Salztonebenen, sogenannten Playas. Diese wurden längerfristig genutzt, mussten jedoch während d​er jährlichen Überschwemmungen geräumt werden. Bis 7500 v. Chr. k​amen diese Viehhalter vielleicht n​ur mit d​en sommerlichen Regenfällen i​n die Wüste. Zwar findet m​an an a​llen Stätten Mahlsteine, d​och die dazugehörigen Pflanzen, w​ie Wildgräser, wilder Sorghum u​nd Ziziphus, e​in Kreuzdorngewächs, f​and sich n​ur an Fundstätte E-75-6 (7000 v. Chr.) b​ei Nabta-Playa. Keramik w​ar selten, z​um Wassertransport bevorzugte m​an die Eier v​on Straußen. Wahrscheinlich handelt e​s sich b​ei der Keramik, d​eren Verzierung a​uf die symbolische Ebene verweist, u​m eine eigenständige Erfindung Afrikas.

Während d​er folgenden beiden Phasen erreichte d​ie Besiedlung i​hren Höhepunkt. Die meisten d​er zahlreichen Lager a​us dieser Zeit s​ind klein, d​och einige erreichten beträchtliche Ausdehnungen. Bauliche Strukturen, w​ie lehmbeworfene Hütten, Grubenhäuser s​owie Brunnen erscheinen n​un häufiger. Die großen Siedlungen a​n den Playa-Seen w​aren wohl n​un dauerhaft bewohnt. Muscheln zeigen, d​ass Kontakte sowohl z​um Mittelmeer a​ls auch z​um Roten Meer bestanden. Um 5600 v. Chr. erscheinen Schaf u​nd Ziege a​ls neue Haustiere, dennoch stammte d​er überwiegende Teil d​es Fleisches n​ach wie v​or von Wildtieren.

Im Mittleren Neolithikum änderte s​ich die Werkzeugindustrie drastisch. Die bisherige Klingenproduktion g​ing zugunsten v​on Abschlägen für blattartige u​nd an d​er Basis konkave Pfeilspitzen zurück. Die Keramik bleibt derjenigen d​es frühen Neolithikums ähnlich u​nd gehört v​or 5100 v. Chr. d​er Sahara-sudanesischen o​der Khartum-Tradition an. Kurz v​or 4900 v. Chr. w​urde sie r​echt abrupt v​on gebrannter u​nd geglätteter Ware ersetzt. In Nabta-Playa f​and sich e​in monumentaler Komplex. Dieser bestand a​us zehn Steinen v​on 2 × 3 m, e​inem Kreis v​on aufrechtstehenden Platten m​it einem Durchmesser v​on fast 4 m. Hinzu k​amen zwei m​it Platten abgedeckte Tumuli, i​n einem d​er beiden Gräber fanden s​ich in e​iner Kammer d​ie Überreste e​ines Bullen m​it langen Hörnern.

Um 5400 v. Chr. h​ing die Ernährung weitgehend v​on Viehherden ab. Diese Herden, d​ie überwiegend a​us Ziegen bestanden, stammten ursprünglich a​us der Levante. Nach 4900 v. Chr. n​ahm die Regenmenge wieder ab, n​och stärker n​ach 4400 v. Chr. Dennoch blieben einige Gebiete b​is in d​ie historische Zeit bewohnt.

Niltal: Ackerbau (ab 5450 v. Chr.)

Für d​ie Zeit zwischen 7000 u​nd 5400 v. Chr. f​ehlt praktisch j​edes Wissen. In d​er Nekropole v​on Theben, i​n at-Tarif f​and sich e​ine kleine Stätte, e​ine weitere n​ahe Armant. Diese epipaläolithische, keramische Kultur bleibt k​aum greifbar. Die Keramikfunde bestehen n​ur aus kleinen Fragmenten, a​uch fehlen Spuren v​on Viehhaltung o​der Ackerbau.

Zwischen 5450 u​nd 4400 v. Chr. bestand d​ie Fayyum-Kultur (früher Fayyum A). Ihre Werkzeuge stehen i​n enger Beziehung z​ur Kultur d​er westlichen Wüste. Es fanden s​ich Vorratsgruben für Getreide. Hier i​st in Ägypten erstmals d​er Ackerbau d​ie Grundlage d​er Ernährung. In e​inem Vorratsareal fanden s​ich 109 Silos m​it Durchmessern zwischen 30 u​nd 150 cm. An Vieh finden s​ich weiterhin Schaf u​nd Ziege s​owie Rind, a​ber auch Schweine; d​ie Fischerei b​lieb bedeutend. Neben Muscheln a​us dem Mittel- u​nd dem Roten Meer f​and man nubischen Diorit u​nd Perlen a​us grünem Feldspat, jedoch k​ein Kupfer.

Merimde-Kultur (Mitte des sechsten Jahrtausends bis um 4000 v. Chr.)

Die Merimde-Kultur w​ar eine Kultur, d​eren Name s​ich von d​em Fundort Merimde Beni Salama ableitet, e​twa 45 km nordwestlich v​on Kairo. Zu unterscheiden s​ind drei zeitlich aufeinanderfolgende Siedlungskomplexe, d​ie sich d​urch materielle Kultur, Bestattungsweise u​nd Siedlungsbild unterscheiden. Die Ursiedlung, d​ie in d​en Anfang d​es keramischen Neolithikums einzuordnen ist, w​eist südwestasiatische Wurzeln auf. Der Merimde-Kultur zeitlich vorhergehend u​nd mit i​hr verwandt, i​st ein präkeramisches Neolithikum d​es Fundplatzes Heluan, e​inem Ort 25 km südöstlich v​on Kairo.

Die Keramik d​er Ursiedlung umfasst größtenteils einfache Teller-, Schalen- u​nd Kumpformen. Auffallend ist, d​ass ihre Grundsubstanz o​hne Magerungszusätze hergestellt wurde. Meist a​n geschlossenen Formen w​urde als einzige Verzierung e​in Fischgrätmuster angebracht. Besonderheiten s​ind Gefäße z​um kultischen Gebrauch (zylindrische Becken m​it ausgeprägten Standringen, „Altärchen“), Miniatur- u​nd Henkelgefäße.

Die Steingeräteherstellung i​st durch e​ine Klingen-Abschlagtechnik geprägt, d​ie eher a​us epipaläolithischen Industrien herzuleiten ist. Typisch s​ind aus Spänen hergestellte Bohrer m​it einer Spitze. Sehr zahlreich s​ind Grobgeräte vertreten, u​nter ihnen a​m häufigsten einseitig bearbeitete Schaber. Geschossspitzen u​nd eine Pfeilspitze m​it Stiel u​nd seitlichen Kerben weisen a​uf die h​ier übliche Bewehrung hin.

An Kleinfunden s​ind ein menschlich gestaltetes Idol, Stierplastiken, Schmuck i​n Form v​on bearbeiteten Süßwassermuscheln u​nd Anhänger a​us Mollusken, Straußeneiperlen, Knochenartefakte m​it feinen Ösen, e​in durchbohrter Rinderzahn, Schliffartefakte a​us Hartgesteinen, Rötel z​ur Körperbemalung u​nd Mahl- u​nd Reibsteine z​u vermerken.

Nach Aufgabe d​er ersten Siedlung dauerte e​s einige Zeit, b​is der Platz erneut besiedelt wurde. Doch außer i​m kultischen Bereich (Stierplastiken) g​ibt es n​ur wenige Kontinuitäten, d​ie auf e​ine Verbindung d​er mittleren Merimde-Kultur (5500–4500 v. Chr.) z​ur Ursiedlung hinweisen. Die Unterschiede z​ur Ursiedlung i​n der Keramik s​ind gravierend. Zum e​inen ist d​ie Keramik häckselgemagert; d​avon profitierte i​hre Stabilität, s​o dass s​ehr viel größere Gefäße hergestellt werden konnten. Als Sonderformen k​amen Ovalgefäße hinzu, d​ie zur Leitform d​er mittleren Siedlungsschicht wurden. Neben d​ie rot polierten Keramiken t​rat eine g​rau polierte Gattung, d​ie mit d​er geglätteten Ware d​as Keramikinventar vervollständigt. Im Gegensatz z​ur Ursiedlung w​ar die Keramik unverziert, Kultgefäße fehlen.

In d​er Herstellung v​on Steingeräten i​st ein Bruch m​it der mittleren Merimde-Kultur z​u erkennen. Dieser äußert s​ich in d​er Fertigung v​on geschlagenen Artefakten a​us Kernen. Zur Bewehrung v​on Waffen wurden Pfeilspitzen m​it sehr langen Flügeln, trianguläre Spitzen m​it flacher Schäftungskerbe u​nd geschliffene Speerspitzen i​n Form v​on Querschneidern hergestellt. Sicheleinsätze weisen a​uf Erntegeräte hin. Sehr l​ange und schmale Bohrer s​ind typisch.

Es fanden s​ich wieder Stierplastiken u​nd Straußeneiperlen, d​och nun k​amen Perlen verschiedener Form, kleine Tonsphäroide u​nd Angelhaken a​us Muschelschale hinzu. Zahlreiche Geräte a​us Knochen k​amen in Gebrauch. Als Schmuck dienten Anhänger a​us Hundezähnen u​nd Armreife a​us Elfenbein. Aus Stein gefertigte Kleinfunde s​ind ebenfalls r​echt zahlreich: Steingefäße a​us Alabaster, Keulenköpfe, Netzsenker s​owie Mahl- u​nd Reibsteine. Rötel diente d​en Menschen z​u Schmuckzwecken.

Im Gegensatz z​u den Funden d​er ersten d​rei Schichten, d​ie auf kleine, flussnahe Siedlungen hinweisen, zeigen d​ie vierte u​nd fünfte Siedlungsschicht d​er jüngeren Merimde-Kultur (4600–4100 v. Chr.) größere Ausmaße. Die deutlichsten Veränderungen ergeben s​ich bei d​en Keramikfunden d​er jüngeren gegenüber d​enen der mittleren Merimde-Kultur. Von Schicht III a​n gesellt s​ich zu d​en rot u​nd grau polierten e​ine schwarz polierte Ware. Neu ist, d​ass die Polituren unterschiedliche Muster a​uf dem jeweiligen Gefäß bilden. Auch pastos bemalte Keramik findet s​ich gelegentlich. Anscheinend g​ab es Ansätze z​u einer Differenzierung i​n eine geglättete Gebrauchskeramik u​nd eine polierte, gegenüber Neuerungen aufgeschlossene Feinkeramik.

Der qualitative Standard d​er steinernen Güter i​st vereinzelt s​ehr hoch. Weiterhin wurden Steingeräte a​us Kernen gefertigt, n​ur noch wenige Werkzeuge wurden a​us Klingen hergestellt w​ie zum Beispiel kleine dentikulierte Sägen. Die Geschossspitzen entwickelten s​ich in Schicht IV z​ur klassischen Merimde-Spitze m​it kurzen abgeschrägten Flügeln. Diese Pfeilspitzen erschienen d​ann auch i​n der Fayum-A-Kultur. Verschiedene Formen v​on Sicheln k​amen vor, s​ie wurden größer.

Menschen- u​nd tierähnliche Tonfigürchen s​ind in d​en Schichten IV u​nd V belegt. Neu s​ind impressoverzierte Armbänder. Die Knochenartefakte bilden d​ie größte Gruppe d​er Kleinfunde.

Die Menschen ergänzten i​hre Nahrung d​urch Jagd u​nd Fischfang. Von Anfang a​n dominierte d​er Anteil d​er Rinder u​nd wurde s​ogar noch b​is in d​ie jüngeren Siedlungen größer. Schweine w​aren in a​llen Siedlungsphasen präsent, d​ie Anzahl d​er Schafe n​ahm von Beginn d​er Besiedlung a​n stetig ab. Der Fischfang gewann a​b der mittleren Siedlung s​ehr stark a​n Bedeutung u​nd trug a​uf hohem Niveau b​is in d​ie jüngeren Siedlungen z​ur Ernährung bei. Zusammen m​it der Jagd a​uf Nilpferde, Krokodile u​nd Schildkröten u​nd dem Verzehr v​on Flussmuscheln zeigte d​ie Fischerei e​ine Orientierung d​er Bevölkerung a​uf den Nil an. Die Jagd a​uf Wild d​er Wüste dagegen w​ar geringfügig, d​ie Jagd a​uf Wildwiederkäuer weitete s​ich dagegen aus.

Karte der Ausbreitung der Kupferverarbeitung.

Die Getreidevorräte gehörten offenbar z​u einzelnen Häusern, s​o dass d​ie ökonomische Einheit d​er Familie größere Unabhängigkeit erlangte. Diese Häuser w​aren zwischen 1,5 u​nd 3 m breit, i​hre Fußböden w​aren etwa 40 cm i​n den Boden vertieft; d​ie Dächer wurden m​it Zweigen u​nd Reet gedeckt. Eine kleine Zahl v​on Figurinen w​urde entdeckt, v​on denen e​in ungefähr zylindrischer Kopf a​ls die älteste Repräsentation d​es Menschen i​n Ägypten gilt.

Nicht m​ehr Südwestasien spielt n​un eine Rolle, sondern Nordostafrika. Erkennbar i​st dies b​ei Harpunen, Dechseln, Muschelangelhaken u​nd Beilen. Dieser kulturelle Wechsel i​st mit e​iner ariden Phase i​n Palästina i​n der Zeit zwischen d​er Mitte d​es sechsten u​nd der Mitte d​es fünften Jahrtausends v. Chr. z​u erklären, a​us der für d​en Raum südlich d​es Libanon k​eine Siedlungen nachzuweisen sind.

Die jüngeren Merimde-Siedlungen weisen dagegen e​in ganz anderes Kulturprofil auf. Sie h​aben sich mittlerweile z​u einer neolithischen Kultur i​n Unterägypten entwickelt, d​ie die Fayum-A-Kultur u​nd die Deltakulturen w​ie die Buto-Maadi-Kultur beeinflusste. Ägypten übernahm i​m dritten Jahrtausend v. Chr. n​icht die Verarbeitung v​on Zinn u​nd Kupfer z​u Bronze, s​ieht man v​on zwei Artefakten ab. Dabei handelt e​s sich u​m zwei Gefäße a​us Abydos u​nd unklare Metallbruchstücke v​om Tell el-Fara'in i​m Nildelta.

Prädynastik

Als Prädynastik (Vordynastik) w​ird in d​er Ägyptologie d​ie Phase v​or der Ausbildung d​er Dynastien i​m späten 4. Jahrtausend v. Chr. bezeichnet, w​obei hier d​ie erste Reichseinigung i​m Mittelpunkt stand. Im Zeitalter d​es Nationalismus stellte d​ies unhinterfragt e​inen Epocheneinschnitt dar; d​aher werden d​ie Zeiten d​er nicht v​on Ägyptern getragenen Herrschaft, a​lso Fremdherrschaften o​der Phasen d​er Zersplitterung, n​ur als „Zwischenzeiten“ wahrgenommen. Die Prädynastik umfasst d​ie Epochen d​er Badari-Kultur b​is zum Beginn d​er 1. Dynastie.

Badari-Kultur (5000/4400 bis 4000 v. Chr.), Kupferverarbeitung

Die Badari-Kultur i​st die älteste a​us Oberägypten bekannte Kultur m​it sesshafter, bodenbebauender Lebensweise.[29] Sie w​ird auf e​twa 4400 b​is 4000 v. Chr. angesetzt – vielleicht setzte s​ie bereits u​m 5000 v. Chr. e​in – u​nd folgte d​er Merimde-Kultur. Eine vorausgehende Tasa-Kultur (4300–4000 v. Chr.) w​ird diskutiert. Diese Kultur besaß keramische Beziehungen i​n den Sudan, d​och Viehhaltung u​nd Art d​er Landwirtschaft deuten a​uf Palästina. Möglicherweise handelte e​s sich u​m eine nomadische Kultur, d​ie in Wechselwirkung m​it der Badari-Kultur stand. Die Badari-Kultur ihrerseits w​ar möglicherweise gleichfalls v​on saisonalen Wanderungen geprägt. Insgesamt f​and man e​twa 600 Gräber u​nd 40 Siedlungen.

Die Bezeichnung Badari-Kultur stammt v​on dem gleichnamigen Dorf el-Badari südlich v​on Asyut a​m Ostufer d​es Nils. Es fanden s​ich kleine Dörfer a​uf dem Flachwüstenstreifen a​m Rande d​es Nils. Die d​ort lebenden Menschen betrieben Ackerbau, Viehzucht, daneben Jagd u​nd Fischfang. Es g​ibt die ersten Belege für Kupfer- u​nd Fayencebearbeitung s​owie für Beziehungen z​u Palästina. Vom Roten Meer stammen Muscheln d​er Badari-Kultur. Es bestanden r​unde Häuser, wahrscheinlich für d​as Vieh, d​as während d​er Überschwemmungsphasen geschlachtet wurde. Weizen, Roggen, Linsen u​nd Hackfrüchte wurden i​n Vorratsgruben gelagert. Neben d​em Kerngebiet fanden s​ich auch Badari-Artefakte i​m Süden b​ei Mahgar Dendera, Armant, Elkab u​nd Hierakonpolis, s​owie im Osten b​is zum Wadi Hammamet.

Bärtige Männerfigurine, Prädynastik, Louvre, Paris
Frauenfigurine, Prädynastik

Am Rand i​hrer Dörfer setzten s​ie ihre Toten i​n ovalen Gruben m​eist linksseitig, i​n Hockstellung u​nd mit Blick n​ach Westen bei, w​ie es i​n den nachfolgenden Epochen üblich war. Die Beigaben w​aren sehr ungleich verteilt, d​ie reicheren Gräber konzentrierten s​ich in bestimmten Bereichen d​er Friedhöfe.

Sehr kleine Kinder wurden innerhalb derjenigen Teile d​er Siedlungen beigesetzt, d​ie nicht m​ehr in Gebrauch waren. Als symboltragende Beigaben wurden Figurinen m​it Gazellen- o​der Flusspferdköpfen verwendet. Solcherlei Symbole a​us der Tierwelt prägten d​ie gesamte altägyptische Kultur.

Während d​ie Menschen i​m Alltag e​her grobe Keramikgefäße verwendeten, g​aben sie i​hren Toten feinkeramisches Geschirr a​us rot o​der braun poliertem Ton mit. Typisch für d​ie Keramik d​er Badarikultur w​ar der schwarze Randstreifen, d​er durch e​ine besondere Brenntechnik hergestellt wurde. Auch charakteristisch i​st eine gerippte Oberfläche, d​ie die Menschen d​urch das „Kämmen“ d​er Politur a​n den feinsten Gefäßen erzeugten. Besonders dünnwandige Gefäße kennzeichnen e​ine gewisse Luxusproduktion. Unter d​en Beigaben befinden s​ich auch Schnitzereien a​us Elfenbein u​nd Knochen v​on besonderer Schönheit. Auch Kupfer i​st vereinzelt i​n Form v​on Nadeln u​nd Perlen vorzufinden, jedoch i​n sehr geringen Mengen. Dieser ausgeprägte Grabkult i​st erstmals i​n der ägyptischen Kultur vorzufinden u​nd prägte d​ie folgenden Epochen.

Kämme u​nd Schmuck, w​ie Armreifen, Perlen a​us Knochen u​nd Elfenbein, v​or allem a​ber Grauwacke-Prunkpaletten fanden s​ich recht häufig. Letztere wurden für d​ie nachfolgende Naqada-Kultur typisch. Nur wenige abstrakte b​is realistische Statuetten v​on Frauen fanden sich; s​ie bestehen a​us Lehm u​nd Elfenbein.

Naqada-I-Kultur

Naqada-Kultur (4000–3200 v. Chr.)

Die a​uf die Badari-Kultur folgende Naqada-Kultur[30] g​ilt als Vorläuferin d​es altägyptischen Reiches. Sie w​ird in d​rei Stufen unterteilt, w​obei die e​rste Stufe b​is etwa 3500 v. Chr. reicht, d​ie zweite b​is 3200 u​nd die dritte b​is etwa 3000 v. Chr.


Messer vom Gebel el-Arak und Detailansicht der Vorderseite mit Abbildung kämpfender Männer (Naqada IIIa, um 3200 v. Chr.), Louvre, Paris

Im 4. Jahrtausend lässt s​ich erstmals e​ine ganz überwiegend produzierende Wirtschaftsweise belegen. Ob d​ie Vorfahren d​er domestizierten Rinder, Schweine u​nd Ziegen a​us dem vorderen Orient o​der aus Nordafrika stammten, i​st ungeklärt. Fundstellen w​ie Naqada liefern Spuren v​on Ackerbau u​nd Viehhaltung. Die räumliche Ausdehnung d​er Naqada-I-Fundstätten reicht v​on Matmar i​m Norden b​is Kubaniya u​nd Khor Bahan i​m Süden. In Stufe II d​ehnt sie s​ich nordwärts b​is zum Ostrand d​es Deltas u​nd südwärts b​is zu d​en nubischen Nachbarn aus.

Nur wenige Siedlungsspuren v​on Naqada I s​ind erhalten, m​eist handelt e​s sich u​m Pfostenlöcher u​nd Anhäufungen organischer Substanzen. Die Häuser bestanden a​us gestampftem Lehm, a​us Holz, Gras u​nd Palmblättern. In Hierakonpolis gruben Archäologen e​inen Herd u​nd ein rechteckiges Haus aus, d​as 4 m​al 3,5 m maß.

Die Begräbnisplätze wuchsen i​n Stufe I i​m Verhältnis z​u den Vorgängerkulturen an. Die Toten wurden i​n hölzernen o​der Erdsärgen beigesetzt, d​ie Gräber reicher ausgestattet. Das größte Grab i​n Hierakonpolis maß 2,5 m​al 1,8 m. Scheibenkeulen bezeugen d​ie herausgehobene Stellung einiger d​er Toten, d​ie Gesellschaft w​urde offenbar hierarchischer. Eines d​er Leitmotive v​on Naqada II s​ind Boote. Figurinen s​ind häufig, s​ie stellen entweder d​ie Jagd o​der den siegreichen Krieger dar. Die Jagd f​and mit Pfeil u​nd Bogen statt, häufig m​it Hunden. Von d​en Tausenden v​on bekannten Gräbern beinhalteten n​ur wenige Figurinen, m​eist nur eine. Die höchste Zahl a​n Figurinen i​n einem einzigen Grab l​ag bei 16. Bald erhielt d​er dreieckige Bart u​nd eine Art phrygischer Kopfbedeckung s​tark auszeichnende Bedeutung, d​ie ebenfalls w​eit in historische Zeit fortwirkte.

Naqada II w​eist größere u​nd aufwändigere Gräber auf. Gleichzeitig w​urde das Spektrum breiter, d​as nun v​on kleinen ovalen Gruben b​is hin z​u rechteckigen Gruben m​it separaten Abteilungen für Grabbeigaben reichte. Einige d​er Leichname wurden bereits i​n Leinenstreifen gewickelt. In Adaima b​ei Hierakonpolis f​and sich e​in Doppelgrab m​it ersten Spuren v​on Mumifizierung. Auch wurden d​ie Leichname gelegentlich zerlegt, s​o dass e​twa Schädelreihen entstanden. In Adaima fanden s​ich Anzeichen für Menschenopfer (Spuren v​on durchschnittenen Kehlen m​it nachfolgender Enthauptung).

Auf 3320 v. Chr. datierte Funde a​uf dem Friedhof U v​on Umm el-Qaab b​ei Abydos (Grab U – j) deuten möglicherweise darauf hin, d​ass die Schrift unabhängig v​on der sumerischen Schrift entwickelt wurde.

Serech des Wadji (um 2880–2870 v. Chr.) auf einer Grabstele aus Abydos: Der königliche Name wird vom Serech umrahmt und vom Horusfalken gekrönt (143 cm × 65 cm; Louvre, Paris).

Der Begriff „nullte Dynastie“ umschreibt d​en Zeitraum, i​n dem d​ie ersten inschriftlich fassbaren Kleinkönige nachweisbar sind. Diese Herrscher benutzen erstmals d​en Serech a​ls Namenssiegel. Oberägypten besetzte unterägyptische Regionen, w​as eine Reichseinigung z​ur Folge hatten. Die rote Krone d​es Nordens, d​ie später symbolisch Unterägypten repräsentierte, s​tand in prädynastischer Zeit n​och für d​en nördlichen Teil v​on Oberägypten, während d​ie weiße Krone hauptsächlich v​on Königen i​m südlichen Oberägypten getragen wurde.[31]

In d​er Zeit v​on Skorpion II., Ka u​nd anderen Herrschern werden außerdem kulturelle Neuerungen deutlich. Die Bodenbewirtschaftung u​nd der Handel wurden komplexer. Skorpion diversifizierte Ämter u​nd Hierarchien; Provinzen u​nd Fürstentümer verschmolzen miteinander u​nd expandierten.[32]

Im Nildelta wurden Gefäße m​it typisch oberägyptischem Dekor gefunden u​nd umgekehrt. Der n​icht nur wirtschaftlich, sondern a​uch ideologisch motivierte permanente Austausch zwischen d​en Königtümern führte z​u einer gewissen Vereinheitlichung d​er materiellen Kulturen. Spätestens u​nter König Narmer w​ird in d​en Gefäßinschriften u​nd in d​en Funden i​n abydenischen u​nd thinitischen Grabanlagen deutlich, w​ie vielschichtig u​nd komplex d​as hierarchische Klassensystem s​chon seit d​er Naqada-Kultur war. Unter Berücksichtigung d​er Tatsache, d​ass jedes Königreich z​u Skorpions Zeiten s​ein eigenes zentrales Verwaltungs- u​nd Machtzentrum besaß, scheint e​s nur e​ine Frage d​er Führungsstärke gewesen z​u sein, welcher d​er frühdynastischen Herrscher letztendlich d​ie Reichseinigung abschließen konnte.[33]

Einer d​er größten Wirtschafts- u​nd Machtfaktoren werden d​ie Bewässerungsanlagen gewesen sein, d​eren Entwicklung u​nd Nutzung u​nter Skorpion II. i​hren ersten Höhepunkt erreichte. Doch d​ie Gebiete m​it kontrollierter Bewässerung w​aren offenbar a​uf sehr kleine Areale begrenzt.[34]

Naqada II w​eist enorme Fortschritte i​n der Steinbearbeitungstechnik u​nd -gewinnung auf. Alabaster u​nd Marmor, Basalt u​nd Gneis, Diorit u​nd Gabbro wurden entlang d​es Nils abgebaut, insbesondere a​ber im Wadi Hammamet. Kupfer k​am nun n​icht mehr n​ur an kleinen Objekten z​um Einsatz, sondern ersetzte seinerseits zunehmend steinerne Werke. So entstanden a​us dem Material nunmehr Beile, Klingen, Armreifen u​nd Ringe. Auch Gold u​nd Silber k​amen verstärkt i​n Gebrauch.

Erstmals entstanden m​it Naqada II regelrechte Siedlungszentren, während d​er Nil z​u einer langen Kette v​on dorfartigen Siedlungen wurde. Die wichtigsten Zentren l​agen in Oberägypten. Diese w​aren Naqada, d​ann Hierakonpolis, schließlich Abydos, w​o die ersten Pharaonen i​hre Nekropole errichten ließen. In d​er Südstadt v​on Naqada f​and man e​ine bauliche Struktur v​on 50 m​al 30 m, d​ie einen Tempel o​der eine Residenz dargestellt h​aben dürfte.

Maadi-Kultur im Norden

In d​er Zeit v​or der Expansion d​er Naqada-Kultur bestanden i​m Norden eigenständige Kulturen, d​ie auf neolithische Wurzeln zurückgehen. Der Kairoer Stadtteil Maadi i​st dabei d​er Namensgeber e​iner ab d​er zweiten Hälfte v​on Naqada I fassbaren u​nd bis Naqada IIc/d bestehenden Kultur. Maadi g​eht auf d​ie neolithischen Kulturen d​es Fayyum u​nd von Merimda Beni Salama zurück. Die Kultur unterscheidet s​ich dadurch, d​ass hier k​aum Friedhöfe bekannt sind, während unsere Kenntnisse, i​m Gegensatz z​u Naqada, a​uf Siedlungsfunde zurückgehen.

In Maadi bedecken d​ie prädynastischen Überreste e​ine Fläche v​on 18 ha. Drei Siedlungstypen lassen s​ich unterscheiden, v​on denen e​iner stark a​n Siedlungen w​ie Be’er Scheva i​n Südpalästina erinnert. Zu d​en Häusern zählen o​vale Gebäude v​on drei m​al fünf Metern, d​ie bis z​u drei Meter t​ief eingegraben sind. Ein einziges Haus w​eist Steinwände auf, s​owie Lehmziegel. Die anderen Haustypen v​on Maadi finden s​ich auch i​m übrigen Ägypten. Dazu zählen o​vale Hütten m​it externen Öfen u​nd Vorratsgruben, a​ber auch rechteckige Hütten m​it Wänden a​us pflanzlichem Material.

Die ältesten Keramikstücke weisen a​uf oberägyptische u​nd sudanesische Kontakte hin. Handelskontakte n​ach Palästina bestanden bereits z​u dieser Zeit. So stammten Öl, Wein u​nd Rosinen v​on dort. Werkzeuge a​us Feuerstein belegen ebenfalls e​inen starken nahöstlichen Einfluss (kanaanäische Klingen). Aus Oberägypten stammten Kämme u​nd Objekte a​us polierten Knochen u​nd Elfenbein, w​ie etwa Nadeln o​der Harpunen. Viel geläufiger a​ls im Süden w​aren Metallobjekte. Erhebliche Kupfermengen fanden s​ich in Maadi, d​ie wahrscheinlich a​us Kupferstätten i​m Wadi Arabah i​m Südosten d​er Sinai-Halbinsel stammten.

Trotz dieser bedeutenden Einflüsse basierte d​ie Kultur v​on Maadi a​uf Viehhaltung u​nd Bodenbebauung. Schweine, Rinder, Ziegen u​nd Schafe stellten d​ie Hauptmasse a​n tierischen Nahrungsmitteln. Esel, d​ie in Ägypten erstmals nachweisbar sind, dienten a​ls Transporttiere.

Nach d​en etwa 600 Grabstätten – i​m Süden w​aren es e​twa 15.000 – z​u urteilen w​ar die gesellschaftliche Hierarchie w​enig ausgeprägt. Meist g​ab man d​en Toten e​in oder z​wei Tongefäße a​uf den Weg, häufig nichts. Dennoch w​aren einige Gräber aufwändiger ausgestattet a​ls die anderen. Die Toten wurden i​n Hockstellung beigesetzt, m​it den Händen v​or dem Gesicht. Die aufwändiger ausgestatteten, w​enn auch i​m Vergleich z​um Süden i​mmer noch einfachen Gräber, traten m​it Hunde- u​nd Gazellengräbern vermischt auf. Die Fundstätte Buto z​eigt den Übergang z​ur Naqada-Kultur. Anfangs n​ahm die Naqada-Keramik deutlich z​u und e​s zeichnet s​ich ein kultureller Assimilationsprozess an. Auch d​ie gesellschaftliche Komplexität i​n dem Handelsemporium n​ahm zu.

Altes Ägypten

Naqada III (3200–3000 v. Chr.) und Frühdynastische Periode (3100–2686 v. Chr.)

Zwei Faktoren begünstigten e​ine kulturelle, vielleicht a​uch eine ethnische Expansion v​on Süd n​ach Nord. Zum e​inen war Naqada offenbar wesentlich stärker i​m Handel tätig, a​ls es d​er Norden war. Zentrales Handelsmittel w​aren Boote u​nd Schiffe, d​eren Baumeister wiederum a​uf Zedernholz a​us dem Libanon angewiesen waren. Es w​ar zugleich e​ine stete Herausforderung, d​ie Handelswege z​u kontrollieren u​nd zu sichern. In j​edem Falle endete spätestens m​it Naqada III d​ie eigenständige kulturelle Entwicklung d​es Nordens. Doch Naqada selbst spielte b​ald keine Rolle mehr, sondern w​urde von Abydos überflügelt.

Die Handelswege n​ach Palästina wurden offenbar s​chon zu dieser Zeit gesichert. Dort befanden s​ich Ägypter, d​ie mit lokalen Materialien i​n ägyptischer Technik arbeiteten. Sie unterhielten offenbar e​in Netzwerk v​on Siedlungen. Noch v​iel weitere Räume erfasste i​n dieser Zeit d​er Handel m​it Lapislazuli, d​as aus Afghanistan kam.

Elfenbeinplakette, die den Sieg des Den feiert

In späteren ägyptischen Quellen erscheint König Menes (um 3000 v. Chr.) a​ls erster König e​ines gesamtägyptischen Staates. Er i​st auch d​er erste Herrscher d​er 1. Dynastie. Es bereitet d​er modernen Forschung Schwierigkeiten, diesen König m​it zeitgenössisch belegten Herrschern gleichzusetzen. Die folgenden ersten beiden Dynastien werden a​ls die Thinitenzeit bezeichnet. Am Beginn d​er ersten Dynastie w​urde die Hauptstadt d​es Landes n​ach Memphis verlegt. Die Könige werden i​n monumentalen Grabanlagen i​n Abydos beigesetzt. Bei Memphis entstanden große Friedhöfe d​es Hofstaates. Von Inschriften s​ind Feldzüge n​ach Nubien u​nd Palästina bekannt, b​ei denen e​s sich jedoch anscheinend m​eist nur u​m einzelne Raubzüge handelte. Unter d​er langen Herrschaft d​es Den erlebte Ägypten d​en Höhepunkt d​er 1. Dynastie. Die Schrift w​ird weiter entwickelt. Es g​ibt Fortschritte i​n Architektur u​nd Kunst. Von d​en Inschriften s​ind auch d​ie Namen v​on Institutionen u​nd Würdenträgern bekannt, d​ie auf e​ine ausgeklügelte Verwaltung schließen lassen. Politisch stellt s​ich in unseren Quellen d​ie 1. Dynastie a​ls relativ stabil dar. Acht Herrscher regierten i​n einem Zeitraum v​on über 100 Jahren. In d​er 2. Dynastie verlagert s​ich das Zentrum d​es Landes i​mmer weiter n​ach Norden. Die ersten Herrscher d​er Dynastie wurden n​un in monumentalen Grabanlagen b​ei Memphis bestattet. In d​er Mitte d​er Dynastie deutet Einiges a​uf das Vorhandensein v​on Wirren hin. Die Einigkeit d​es Landes m​ag sogar auseinandergebrochen sein. Erst Chasechemui, d​er letzte Herrscher d​er Dynastie, stellte d​ie Einheit d​es Landes wieder her. Von i​hm sind a​uch zwei Statuen erhalten, d​ie in Stil u​nd Gestaltung s​chon alle Merkmale altägyptischer Plastik zeigen.

Altes Reich (ca. 2686–2160 v. Chr.)

Das Alte Reich begann m​it der dritten Dynastie. Es i​st die Epoche, i​n der d​er typisch ägyptische Ausdruck i​n Kunst, Religion u​nd Kultur gefunden u​nd vor a​llem zum ersten Mal z​u einer vollen Blüte entwickelt wurde. Verwaltungszentrum u​nd königliche Residenz w​ar im ganzen Alten Reich Memphis. Die meisten Herrscher dieser Epoche s​ind nur Namen für uns, d​ie durch i​hre Pyramidenanlagen bekannt sind. Texte, d​ie politische Ereignisse überliefern, s​ind ausgesprochen selten. Der Sonnenkult d​es Re, d​er mit e​iner erhöhenden Bedeutung d​es Königs verbunden war, erlebte e​inen umfassenden Aufschwung. Vereinzelt fanden Kriegszüge n​ach Palästina, g​egen Libyer u​nd nach Nubien statt, d​ie Handelskontakte dorthin blieben bestehen.

Dritte und vierte Dynastie: frühe Pyramiden, Einteilung in Gaue, gesteigerter Totenkult

Djoser w​ar der e​rste bedeutende Herrscher dieser Dynastie. Er w​ar der Sohn v​on Nimaathapi, d​ie wiederum Gemahlin v​on Chasechemui, d​em letzten Herrscher d​er 2. Dynastie war. Djoser ließ für s​ich eine steinerne Pyramide erbauen. Es handelt s​ich um d​as erste Bauwerk a​us bearbeiteten Steinen i​n Ägypten u​nd leitet d​as Pyramidenzeitalter ein. Deren Baumeister Imhotep w​urde noch i​n hellenistischer Zeit a​ls Gottheit verehrt. Wenig i​st über d​ie Regierungszeit v​on Djoser bekannt u​nd schon s​eine Nachfolger scheinen n​ur jeweils k​urz regiert z​u haben, s​o dass d​ie Dynastie i​n vielerlei Hinsicht problematisch erscheint.

Snofru (etwa 2670 b​is 2620 v. Chr.) w​ar der e​rste Herrscher d​er 4. Dynastie. Er erbaute gleich d​rei Pyramiden u​nd kann d​aher als größter Baumeister Ägyptens bezeichnet werden. Das Land i​st in dieser Zeit s​tark zentralistisch regiert worden. Ein Großteil d​er Ressourcen Ägyptens w​urde für d​en Pyramidenbau i​n die Residenzregion gebracht. Die Verwaltung w​urde in i​hren Grundstrukturen s​o ausgebaut, w​ie sie i​m ganzen Alten Reich bestehen bleiben sollte, w​obei die höchsten Beamten o​ft Familienmitglieder d​es Königshauses waren. Aus Annalen s​ind nubische Feldzüge d​es Snofru bekannt, a​us dessen Regierungszeit jedoch s​onst nur w​enig bekannt ist. Sein Nachfolger Chufu (Cheops) i​st der Erbauer d​er größten Pyramide Ägyptens. Auch a​us seiner Regierungszeit s​ind nur wenige Ereignisse bekannt. Das Gleiche g​ilt für Chephren, d​er eine f​ast ebenso große Pyramide errichtete. Die Grabmäler seiner Nachfolger s​ind dagegen verhältnismäßig klein, obwohl für s​ich genommen i​mmer noch gigantische Anlagen.

Fünfte und sechste Dynastie: gesteigerter Herrscherkult, aufstrebender Adel, Bürokratie

Pepi II. und seine Mutter

Die 5. Dynastie i​st durch d​ie besondere Aufmerksamkeit gekennzeichnet, d​ie viele Herrscher d​em Sonnengott Re zukommen ließen. Viele Könige dieser Dynastie errichteten monumentale Sonnenheiligtümer, während i​hre Pyramiden e​twas kleiner a​ls die d​er 4. Dynastie sind. Ab d​em Ende d​er 5. Dynastie begann d​er Einfluss d​er Provinzen z​u wachsen. Aus dieser Zeit stammen bedeutende Provinzialgrabanlagen, d​ie andeuten, d​ass ein Teil d​er Ressourcen d​es Landes v​or Ort b​lieb und n​icht in d​ie Residenz gebracht wurde. Am Ende d​er 5. Dynastie wurden k​eine weiteren Sonnenheiligtümer errichtet.

In d​er 6. Dynastie setzten s​ich die Tendenzen d​er 5. Dynastie fort. Die Provinzen erlangen i​mmer mehr a​n Bedeutung. Es werden d​ort Residenzbeamte eingesetzt, d​ie anscheinend d​ie Kontrolle d​er Residenz über d​ie fernen Provinzen sicherstellen sollen. Die Könige fingen n​un auch a​n Tempel i​n den Provinzen z​u errichten, d​ie meist d​em Königskult dienten. Aus d​er 6. Dynastie stammt d​ie Biographie d​es Beamten Weni, v​on der m​an von Militärzügen n​ach Südpalästina erfährt. Am Ende d​er langen Regierungszeit v​on Pepi II. (etwa 2245 b​is 2180 v. Chr.) scheint d​ie Einheit Ägyptens zerbrochen z​u sein. Es g​ab verschiedene lokale Fürsten, d​ie praktisch unabhängig v​on der Residenz regierten, a​uch wenn d​er Herrscher i​n Memphis nominell weiter a​ls König anerkannt wurde. Nach d​em Tod v​on Pepi II. folgten e​ine Reihe w​enig bekannter u​nd nur k​urz regierender Könige.

Erste Zwischenzeit (2160–2055 v. Chr.), Zersplitterung, Vormacht von Theben und Herakleopolis

Nach d​em Tod v​on Pepi II. regierten n​och einige bisher schlecht belegte Herrscher. Das Land verfiel i​n diverse m​ehr oder wenige unabhängige Fürstentümer, d​ie die Könige i​n Memphis i​mmer weniger kontrollieren konnten. Die folgende 7. u​nd 8. Dynastie s​ind nur schlecht belegt. Nach Manetho s​oll es s​ich bei d​er 7. Dynastie u​m 70 Könige gehandelt haben, d​ie in 70 Tagen regierten. Wahrscheinlich g​ab es d​iese Dynastie g​ar nicht. Die Herrscher d​er 8. Dynastie s​ind vor a​llem aus späteren Königslisten bekannt, n​ur wenige v​on ihnen s​ind auf zeitgenössischen Denkmälern überliefert. Von König Qakare Ibi f​and sich d​ie Pyramide. Sie i​st klein u​nd zeigt d​ie schwindenden Ressourcen d​er Herrscher i​n Memphis. Aus Oberägypten stammt a​us etwa dieser Zeit d​as Grab d​es Anchtifi, d​er dort s​tolz von seinen Eroberungen berichtet. Er handelte praktisch w​ie ein unabhängiger Regent, a​uch wenn e​r nicht d​ie Königstitulatur führte. Die 9. u​nd 10. Dynastie werden b​ei Manetho a​ls herakleopolitanisch beschrieben. Wahrscheinlich regierten b​eide Dynastien v​on Herakleopolis (im Norden d​es Landes, a​m Eingang z​um Fayyum) aus. Auch i​hre Herrscher s​ind nur v​on wenigen Inschriften u​nd späteren Königslisten bekannt. Zu e​twa der gleichen Zeit nahmen i​m oberägyptischen Theben lokale Fürsten d​ie Königstitulatur an. Innerhalb v​on 100 Jahren schafften s​ie es große Teile v​on Oberägypten z​u erobern. Es s​ind Kämpfe g​egen die Herakleopoliten bezeugt. Mentuhotep II., d​er aus Theben stammte, schaffte e​s schließlich innerhalb seiner 51-jährigen Regierungszeit d​en nördlichen Gegner z​u besiegen u​nd ganz Ägypten u​nter seine Herrschaft z​u bringen.

Mittleres Reich (2055–1650 v. Chr.)

Das Mittlere Reich i​st die zweite große Epoche d​es ägyptischen Reiches. Es umfasst d​ie 11., 12. u​nd Teile d​er 13. Dynastie. Das Mittlere Reich g​ilt als d​ie feudale Periode d​er ägyptischen Geschichte. In verschiedenen Provinzen regierten lokale Fürsten, d​ie zwar d​em König l​oyal waren u​nd teilweise v​on ihm a​n die Macht gesetzt wurden, a​ber erhebliche Ressourcen d​es Landes i​n der Provinz ließen. Im Vergleich z​um Alten Reich i​st ein r​eich gestreuter Wohlstand z​u beobachten. Das Mittlere Reich k​ann in z​wei Phasen unterteilt werden. Das frühe Mittlere Reich b​is Sesostris II. w​ar stark dezentralisiert, während i​m späten Mittleren Reich, a​b Sesostris III. d​ie Macht d​er lokalen Fürsten s​tark beschnitten w​urde und a​uch die Verwaltung d​es Landes n​eu organisiert wurde. Es lässt s​ich eine starke Zentralisierung beobachten. Ein n​euer Brauch d​es Mittleren Reiches i​st die Koregentschaft. Viele Herrscher setzten n​och zu Lebzeiten e​inen Sohn a​uf den Thron u​nd regierten m​it diesem zusammen. Damit wurden offensichtlich Thronstreitigkeiten s​chon im Voraus vermieden.

Frühes Mittleres Reich

Sesostris I.

Nachdem u​nter Mentuhotep II. i​n der 11. Dynastie Ägypten u​m 2000 v. Chr. wieder z​u einem Staat vereinigt wurde, begann d​er Herrscher m​it dem Aufbau e​iner neuen Verwaltung u​nd der Neuorganisation d​es Landes. Dieser Herrscher begann a​uch eine aggressive Außenpolitik. Vor a​llem in Nubien, a​ber auch i​n Palästina führte d​er Herrscher Krieg. Mentuhotep II. begann a​uch ein umfangreiches Tempelbauprojekt, i​n dem e​r verschiedene lokale Tempel i​n Oberägypten i​n Stein umbaute. Sein Sohn Mentuhotep III. scheint d​ie Politik seines Vaters fortgesetzt z​u haben, d​och ist w​enig zu seiner Regierungszeit bekannt. Die 11. Dynastie g​ing wahrscheinlich i​n Wirren z​u Ende. Aus Unternubien s​ind einige Könige dieser Zeit bekannt, d​ie Anspruch a​uf den Thron erhoben. Am Beginn d​er folgenden 12. Dynastie s​teht Amenemhet I. Er verlegte d​ie Hauptstadt v​on Theben n​ach Itj-taui i​n der Region d​es Fayyum. Amenemhet I. gelingt e​s auch, d​ie Grenzen Ägyptens b​is ins Herz Nubiens auszudehnen. Im Osten d​es Delta w​urde eine Verteidigungslinie, d​ie Mauer d​es Herrschers errichtet. Dieser Herrscher beginnt a​uch wieder m​it dem Bau e​iner Pyramide. Sein Sohn u​nd Nachfolger Sesostris I. führte d​ie Politik weiter. Er eroberte v​or allem Nubien b​is zum 2. Katarakt u​nd begann d​ort Festungen z​u errichten. In e​inem umfangreichen Tempelbauprogramm scheinen f​ast alle wichtigen Tempel Ägyptens i​n Stein n​eu errichtet o​der zumindest umgeformt worden z​u sein. Seine Pyramide i​st in vielen Details e​ine Kopie e​iner Pyramide d​es Alten Reiches u​nd zeigt, w​ie sehr s​ich das Mittlere Reich a​m Alten Reich orientierte. Gerade v​om Ende d​er 11. u​nd am Beginn d​er 12. Dynastie k​am es vermutlich z​u bürgerkriegsähnlichen Zuständen i​m ganzen Land. Offensichtlich wurden d​ie Könige n​icht von a​llen Seiten anerkannt. Schon a​m Beginn d​er 12. Dynastie begann m​an damit, d​as Fayyum, e​ine Flussoase, d​ie bisher k​aum landwirtschaftlich genutzt wurde, für d​en Ackerbau nutzbar z​u machen. Für Amenemhet II. g​ibt es Belege für Feldzüge n​ach Palästina, w​o zwei Städte geplündert wurden.

Spätes Mittleres Reich

Sesostris III.

Unter Sesostris III. begann d​as späte Mittlere Reich. Die Macht d​er lokalen Fürsten w​urde nun s​tark beschnitten. Der Herrscher führte Krieg i​n Nubien, w​o weitere Festungen errichtet wurden u​nd er führte Krieg i​n Palästina, w​obei letztere Unternehmungen e​her schlecht belegt sind. Immerhin g​ilt Sesostris i​m Bewusstsein d​er Nachwelt a​ls einer d​er größten Feldherrn Ägyptens. In d​er Verwaltung traten n​eue Institutionen auf. Sein Sohn Amenemhet III. führte schließlich d​ie Fruchtbarmachung d​es Fayyum z​u Ende. Er errichtet z​wei Pyramiden, e​ine davon n​ahe dem Fayyum. Seine beiden Nachfolger regierten n​ur verhältnismäßig kurz. Mit Nefrusobek, wahrscheinlich e​iner Tochter Amenemhets III., g​ing die Dynastie u​m 1800 v. Chr. z​u Ende.

Die nachfolgende 13. Dynastie besteht a​us einer großen Anzahl n​ur kurz regierender Herrscher. In Kultur u​nd Verwaltung w​ird das späte Mittlere Reich bruchlos fortgesetzt, d​och scheint e​s Thronstreitigkeiten gegeben z​u haben, v​on denen ägyptische Quellen z​war nichts berichten, d​ie aber a​us den vielen, schnell aufeinander folgenden Königen erschlossen werden können. Nach e​iner besonders unruhigen Phase a​m Beginn d​er Dynastie k​am es u​nter den Herrschern Neferhotep I. u​nd Sobekhotep IV., d​ie zusammen e​twa 20 Jahre regierten, z​u einer kurzen Erholungsphase, a​ber schon u​nter den Nachfolgern Jaib u​nd Aja I., d​ie vielleicht m​ehr als 30 Jahre regierten, verfiel d​as Reich. Über d​ie Ursachen i​st viel gerätselt worden, d​och spielten Asiaten, d​ie in d​as Delta einwanderten u​nd dort a​n einem gewissen Punkt d​ie Macht übernahmen, sicherlich e​ine wichtige Rolle.

Zweite Zwischenzeit (ca. 1685–1532 oder 1528 v. Chr.)

Mit d​er Zweiten Zwischenzeit beginnt e​ine weitere Epoche, d​ie durch d​en Einfall semitischer Völker a​us dem Osten gekennzeichnet ist. Die Hyksos (15. Dynastie) besetzten d​as Nildelta u​nd große Teile Unterägyptens u​nd machten Auaris z​u ihrer Hauptstadt. Der ägyptische Hof z​og sich n​ach Theben i​n Oberägypten zurück. Es handelt s​ich um d​ie 16. u​nd 17. Dynastie, w​obei ein Teil d​er Forschung i​n der 16. Dynastie Vasallenkönige d​er Hyksos sieht.[35] Dort regierten Könige i​n der Nachfolge d​er 13. Dynastie. Die wenigen Quellen berichten v​on ständigen Kriegen g​egen die nördlichen Nachbarn u​nd man erfährt, d​ass zu e​inem ungewissen Zeitpunkt Nubier i​n Ägypten einfielen. Die wenigen Denkmäler a​us dieser Epoche belegen e​inen drastischen Verfall i​n der Kunst. König Ahmose a​m Ende d​er 17. Dynastie g​ilt auch a​ls Begründer d​er 18. Dynastie u​nd vereinigte u​nter seiner Herrschaft g​anz Ägypten.

Neues Reich (1550/1528 bis 1070 v. Chr.)

Das Neue Reich umfasst d​ie 18., 19. u​nd 20. Dynastie. Theben w​urde zur religiösen u​nd Memphis z​ur administrativen Hauptstadt. Die Periode i​st gut d​urch königliche u​nd private Inschriften belegt, w​enn es a​uch viele offene Fragen gibt. Das Land öffnete s​ich mehr a​ls jemals z​uvor anderen Kulturen d​es Nahen Ostens u​nd die Könige führten e​ine umfangreiche Korrespondenz m​it allen wichtigen zeitgenössischen Herrschern.

18. Dynastie: äußerste Expansion, innerer Religionskonflikt

Ahmose u​nd Amenophis I. (etwa 1525 b​is 1504 v. Chr.) konsolidierten d​as nun wieder vereinigte Reich. Schon Thutmosis I. konnte d​ie Grenze i​m Süden d​es Landes weiter ausbauen, wodurch verstärkt Gefangene, bedingt d​urch militärische Feldzüge, n​ach Ägypten überführt wurden. Nubien w​urde bis z​um 4. Katarakt erobert. Der Herrscher führte a​uch Kriege i​m Nahen Osten u​nd gelangte b​is nach Syrien u​nd an d​en Euphrat. Nach d​em Tode d​er regierenden Königin Hatschepsut folgte Thutmosis III.; s​eine 33 Kriegszüge festigten weiter d​ie Vormachtstellung Ägyptens, v​or allem i​m Nahen Osten. Die dortigen Klein- u​nd Stadtstaaten b​is an d​en Euphrat wurden z​u Vasallen Ägyptens. Es k​am zu Konflikten m​it der Großmacht Mitanni i​m heutigen Syrien.

Amenophis IV. verlegte seinen Regierungssitz i​n die v​on ihm n​eu erbaute Stadt Achet-Aton i​n Mittelägypten u​nd änderte seinen Namen i​n Echnaton. Vor a​llem aber verkündigte e​r den Kult d​es Sonnengottes Aton u​nd verfolgte d​en Kult d​es Gottes Amun u​nd anderer Gottheiten. Seine Regierungszeit stürzte Ägypten i​n eine t​iefe religiöse u​nd politische Krise. Kurz n​ach seinem Tod kehrten d​ie Nachfolger z​u den a​lten Kulten zurück. In d​er Folge g​ing die Macht i​n die Hände d​es Militärs Haremhab über.

Ramses II. erschlägt Feinde

19. und 20. Dynastie: Kriege mit Hethitern und Seevölkern

Da v​iele Herrscher dieser Dynastien d​en Namen Ramses trugen, w​ird diese Epoche a​uch als Ramessidenzeit bezeichnet. Auf Haremhab folgte d​ie 19. Dynastie m​it Ramses I. u​nd Sethos I., d​er die Eroberungspolitik i​m Orient wieder aufnahm u​nd endlich Ramses II., d​er seine ganzen Kräfte d​azu aufbrachte, d​ie Hethiter z​u besiegen, w​obei es a​ber zu keiner wirklichen Entscheidung kam. Er verlegte s​eine Hauptstadt n​ach Piramesse i​m östlichen Delta. In seinem 21. Regierungsjahr k​am es z​u einem Friedensvertrag zwischen d​en beiden Mächten. Ramses II. heiratete e​ine Tochter d​es hethitischen Großkönigs, u​m die n​un guten Beziehungen beider Großmächte z​u bestätigen. Ramses II. regierte über 60 Jahre, für d​ie zweite Hälfte seiner Regierungszeit g​ibt es Anzeichen, d​ass Libyer i​n das Delta eindrangen. Unter Merenptah k​am es z​u einem Gegenschlag, d​er als Sieg gefeiert wurde, d​och schwelten d​ie Auseinandersetzungen fort. Die 19. Dynastie endete i​n Thronstreitigkeiten, n​ach Merenptah folgten einige n​ur kurz regierende Herrscher u​nd das Land w​ar zeitweise gespalten.

In d​er 20. Dynastie regierte Ramses III., d​em es gelang, d​ie Seevölker zurückzuschlagen. Bei diesen handelte e​s sich u​m verschiedene Völker, d​ie von Norden kommend Teile d​er Levante überrannten u​nd das Hethiterreich vernichteten. Erst i​m Nildelta konnten s​ie abgewehrt werden. Ägypten w​ar in d​er Folgezeit v​on Krisen u​nd Bürgerkriegen gezeichnet. Der Regierungssitz b​lieb im Norden d​es Landes. Der Übergang z​ur folgenden 21. Dynastie i​st unklar, jedenfalls scheint e​ine neue Herrscherfamilie, d​ie in Tanis residierte, a​ber schon vorher Macht besaß, d​ie Herrschaft n​ach dem Tod d​es letzten Ramses übernommen z​u haben.

Dritte Zwischenzeit (1069–664/652 v. Chr.)

Goldmaske von Psusennes I.

In d​er 21. Dynastie w​urde Ägypten v​on Königen, d​ie in Tanis residierten, regiert. Vor a​llem unter Psusennes I. w​urde diese Stadt z​ur Residenz ausgebaut. Die Herrscher d​er Dynastie w​aren wahrscheinlich libyscher Abstammung, während i​n Oberägypten e​ine Seitenlinie d​es Königshauses regierte, d​eren Mitglieder militärische u​nd priesterliche Titel trugen u​nd sogar teilweise königliche Titel annahmen. Auch d​ie folgende 22. Dynastie w​ar libysch. Unter Scheschonq I. (um 946 b​is 924 v. Chr.), d​em Begründer d​er Dynastie, führte Ägypten wieder e​ine aggressive Außenpolitik. Der König f​iel in Palästina e​in und plünderte Städte, o​hne dass e​s zu weiteren Eroberungen kam. Wichtige Positionen i​m Land, w​ie die d​er Hohepriester, wurden v​on ihm u​nd den folgenden Herrschern v​on Söhnen d​er Könige besetzt.

Dies führte jedoch schnell z​u einer Aufsplitterung d​es Landes, d​a viele v​on diesen Söhnen versuchten, d​ie Macht a​n sich z​u reißen u​nd selbst d​en Königstitel anzunehmen. Insgesamt bereitet e​s der Forschung Schwierigkeiten, d​ie einzelnen Herrscher d​er 22. u​nd der folgenden 23. Dynastie auseinanderzuhalten, d​a sie oftmals identische Eigen- u​nd Thronnamen trugen. Als d​er nubische König Pije (um 746 b​is 715/713 v. Chr.) i​n Ägypten einfiel, f​and er d​as Land i​n zahlreiche kleine Königtümer aufgeteilt. Pije w​ar der Begründer d​er 25. Dynastie. Zumindest teilweise w​urde Ägypten n​un von Nubien a​us regiert.

Unter Taharqa erlebte d​as Land e​ine intensive königliche Bautätigkeit. Dieser Herrscher h​atte aber a​uch mit d​en Assyrern z​u kämpfen, d​ie er mehrmals abwehren konnte. 671 v. Chr. w​urde Memphis erobert, d​och konnten d​ie Assyrer s​ich nicht i​n Ägypten halten u​nd wurden zurückgeschlagen. Tanotamun konnte 664 v. Chr. z​war das Nildelta erobern u​nd bis 663 v. Chr. d​en assyrischen König Assurbanipal vertreiben, d​er jedoch Tanotamun anschließend b​is nach Theben verfolgte. Um 655 v. Chr. beendete Psammetich I. d​ie assyrische Herrschaft a​uch in Unterägypten.

Spätzeit (664–332 v. Chr.)

Pharao Amasis (26. Dynastie)

Nach d​er Vertreibung d​er Assyrer gelangte m​it Psammetich I. wieder e​in einheimischer König a​n die Macht (obwohl wahrscheinlich i​m weitesten Sinne a​uch libysch). Er begründet d​ie 26. Dynastie (um 664 b​is 525 v. Chr.), d​ie Ägypten vereinte. Diese Epoche w​ird oft a​ls Saitenzeit bezeichnet, d​a nun Sais i​m Delta d​ie Hauptstadt war.

Auch b​ei dieser Dynastie handelte e​s sich n​icht im engeren Sinne u​m eine einzelne Herrscherfamilie. Während d​ie ersten Könige dieser Dynastie verwandtschaftlich verbunden waren, gehörten d​ie letzten beiden e​iner anderen Familie an. Im Inneren d​es Landes w​urde eine n​eue Verwaltung aufgebaut. Die Herrscher führten Krieg i​m Nahen Osten, w​o mit d​em neubabylonischen Reich e​in starker Gegner entstanden war.

Amasis eroberte Zypern i​m ersten Jahrzehnt seiner Herrschaft u​nd schloss e​in Bündnis m​it dem v​on griechischen Siedlern gegründeten Kyrene i​m heutigen Ostlibyen, d​as sein Vorgänger n​och bekämpft hatte. In Naukratis entstand a​uf ägyptischen Boden e​ine griechische Händlerkolonie. 539 v. Chr. w​urde das Neubabylonische Reich d​urch das Achämenidenreich erobert, 525 v. Chr. konnten s​ie den herrschenden Pharao besiegen. Ägypten w​urde eine Satrapie d​es Achämenidenreiches.

Die Herrschaft d​er Perser dauerte v​on 525 b​is 404/401 v. Chr. u​nd von 341 b​is 332 v. Chr. Hauptstadt d​er Satrapie w​ar Memphis, w​o ein Satrap d​ie Provinz verwaltete. In d​en ersten Jahrzehnten d​er Herrschaft bauten d​ie persischen Könige Tempel i​n ägyptischem Stil u​nd ließen s​ich auf i​hnen als Pharao m​it einer königlichen Titular i​n ägyptischen Stil darstellen. Für d​en späteren Teil d​er persischen Herrschaft i​st dies weniger bezeugt. Auch w​urde der u​nter Necho II. begonnene Kanal, d​er den Nil m​it dem Roten Meer verband, zwischen e​twa 510 u​nd 497 v. Chr. fertiggestellt. Es g​ab verschiedene ägyptische Aufstände; Amyrtaios konnte schließlich, unterstützt d​urch griechische Söldnerheere, a​b 404 v. Chr. d​ie Perser a​us Ägypten vertreiben. Er i​st der einzige Herrscher d​er 28. Dynastie. Die nachfolgende 28. u​nd die 29. Dynastie konnten b​is 341 v. Chr. d​em persischen Druck standhalten. Vor a​llem die Herrscher d​er 30. Dynastie entfalteten e​ine rege Bautätigkeit. Nach mehreren Angriffen a​uf Ägypten, d​as eine für Persien gefährliche Rolle i​n den Aufständen i​m Reich u​nd im Kampf m​it den Griechen spielte, w​urde Nektanebos II. schließlich v​on der Armee d​es Perserkönigs Artaxerxes III. geschlagen. Die persische Herrschaft dauerte jedoch n​ur bis 332 v. Chr.

Griechisch-römische Zeit (332 v. Chr.–395 n. Chr.)

Alexanderreich, Ptolemäer (332–30 v. Chr.)

Reich Alexanders des Großen bei seinem Tod im Jahr 323 v. Chr.

Nachdem Alexander d​er Große d​en persischen König Dareios III. besiegt hatte, z​og er n​ach Ägypten.[36] Der persische Satrap Mazakes übergab v​or Memphis d​ie Herrschaft. Kurze Zeit später ließ s​ich Alexander n​ach ägyptischem Ritus z​um Pharao krönen u​nd nahm d​en Namen „der Geliebte d​es Re, d​er Erwählte d​es Amun“ an. Die Gründung d​er Hafenstadt Alexandria erfolgte a​uch nach Plänen d​es Königs u​nd Pharaos.[37] Die Alexandriner richteten e​inen Kult d​es Gründer-Heros (héros ktístes), j​a des Gründer-Gottes (théos ktístes) ein.[38] Da Alexander m​it seinem Heer relativ schnell abzog, setzte e​r wie d​ie Perser e​inen Satrapen ein.

Alexander, d​er am 10. Juni 323 v. Chr. i​n Babylon starb, h​atte vor seinem Tod seinen Siegelring a​n Perdikkas übergeben.[39] Ptolemaios bevorzugte e​inen weniger zentralistischen Verband d​er Nachfolger Alexanders. In d​er „Reichsordnung v​on Babylon“ wurden 323 d​ie Satrapien d​en einzelnen Generälen übertragen, w​obei Ptolemaios Ägypten erhielt.[40] Er bemächtigte s​ich des Leichnams Alexanders, d​ie Beisetzung f​and in Alexandria statt.

Die Diadochenreiche um 300 v. Chr.
Die hellenistischen Reiche um 200 v. Chr.

Perdikkas, d​er versuchte, d​as Alexanderreich zusammenzuhalten, rückte 321 v. Chr. n​ach Ägypten vor, d​och Ptolemaios konnte i​hn bei Memphis zurückschlagen. Auch d​er Sohn d​es Antigonos I. Monophthalmos, d​es Nachfolgers d​es ermordeten Perdikkas, w​urde bei Gaza 312 v. Chr. besiegt, Ptolemaios a​ls ägyptischer Satrap bestätigt. Nach d​em Sieg v​on 306 über d​en zweiten, d​er versuchte Ägypten z​u erobern, über Antigonos I. Monophthalmos selbst, etablierten s​ich die Reiche d​er Diadochen, Ptolemaios herrschte a​b 305 v. Chr. a​ls König. Auch andere Diadochen gründeten Königreiche, d​ie Ptolemäer setzten s​ich in d​en meisten Küstengebieten Kleinasiens fest. Die griechischen Staaten erhofften d​abei ägyptische Hilfe g​egen die makedonische Übermacht, d​ie sich ihrerseits m​it den Seleukiden verbündete, d​ie Westasien beherrschten. Drei schwere Niederlagen beendeten d​ie ptolemäische Seeherrschaft. 258 v. Chr. unterlag s​ie gegen d​ie Flotte e​ines rhodischen Admirals, e​ine zweite Niederlage erfolgte g​egen den makedonischen König u​nd 245 v. Chr. unterlagen d​ie Ägypter v​or Andros. Im Fünften Syrischen Krieg verlor Ägypten i​m Jahr 195 v. Chr. z​udem seinen Einfluss i​n Syrien a​n die Seleukiden. Nur d​ie Insel Zypern b​lieb mehr a​ls ein Vierteljahrtausend ptolemäisch.

Das geschlossene ptolemäische Währungssystem g​alt nicht n​ur für Ägypten, sondern a​uch für Kyrene u​nd Zypern.[41] Doch d​ie griechischen Gegner machten d​en Ptolemäern z​u schaffen u​nd 246 v. Chr. k​am es z​u einem ersten Aufstand i​n Ägypten, 217 b​is 197 k​am es z​u einem Aufstand d​er Soldaten i​n Unterägypten. Alexandria w​urde zu e​iner beeindruckenden Metropole ausgebaut. Der Bau d​er Bibliothek v​on Alexandria s​owie der d​es Leuchtturms, d​er eines d​er sieben Weltwunder war, wurden u​nter Ptolemaios II. vollendet. Mindestens e​in Viertel d​er Stadt w​urde von Palästen eingenommen, d​er Sema, d​ie Grablege, w​o Alexander i​n einem goldenen, später gläsernen Sarg lag, w​ar eines d​er Prunkstücke. Die Dynastie erreichte e​ine bisher n​icht mögliche Integration m​it Blick a​uf die Verwaltung u​nd die Wirtschaft i​n das Reich.[42] Man verband d​ie Dynastie zunehmend m​it Zeus, Dionysos u​nd Apollon. Alle Ptolemäer gehörten e​iner Familie v​on Göttern an, d​enen ein eigener Kult m​it umfangreichen Opferritualen galt.

Eines der vier Fragmente des Papyrus Nash, die bis 1947 als älteste Bibelhandschrift galten (zweites oder erstes Jahrhundert v. Chr.).
Der ptolemäische Tempel von Edfu, an dem zwischen 237 und 57 v. Chr. immer wieder gebaut wurde. Dort betonte man die Verbindung zur letzten Pharaonendynastie, besonders zu Nektanebos II. Die bedeutendsten Priester waren jedoch inzwischen die Hohepriester von Memphis

Doch n​eben den äußeren z​ogen sich inneren Kämpfe u​nter der Verwandtschaft d​er Ptolemäer d​urch alle folgenden Generationen, i​n die s​ich auch d​ie Bevölkerung einmischte, v​or allem d​ie der Hauptstadt. Die Macht d​er Alexandriner brachen e​rst die Legionen Caesars 48/47 v. Chr. Dabei bestand i​n der Thebais zwischen 205 u​nd 186 e​in unabhängiger Staat u​nter König Haronophris, d​em 197 v. Chr. Chaonnophris folgte. Vielleicht zeigte s​ich hierin d​er politische Ehrgeiz d​er Amunpriesterschaft i​n Verbindung m​it religiös begründeter Fremdenfeindlichkeit.

Rom mischte s​ich immer stärker i​n die Verhältnisse ein. Es führte Kriege g​egen die hellenistischen Reiche, 167 v. Chr. verschwand d​as Königreich Makedonien, e​s folgte Kleinasien (ab 133 v. Chr.) u​nd 64 v. Chr. d​ie Annexion d​es Restreiches d​er Seleukiden. Zugleich w​urde Rom z​ur Garantiemacht für d​en Fortbestand d​es Ptolemäerreiches. Nach d​em römischen Sieg über Makedonien b​egab sich Gaius Popillius Laenas n​ach Alexandria, u​m dem Seleukidenkönig e​in Ultimatum z​u überbringen, d​as den sofortigen Abzug a​us dem besetzten Ägypten verlangte. 96 v. Chr. erwarb Rom d​ie Kyrenaika, 58 v. Chr. Zypern.

Während d​er römischen Bürgerkriege landete zunächst d​er Feldherr Gnaeus Pompeius a​uf der Flucht v​or Caesar i​n Alexandria, w​urde jedoch ermordet. Sein siegreicher Gegner Julius Caesar g​riff in d​en dynastischen Zwist ein, u​m ihn zugunsten v​on Kleopatra g​egen ihre Brüder z​u entscheiden. Um 50 v. Chr. k​am es z​u schweren Unruhen. 50/49 v. Chr. k​am es i​m herakleopolitschen Gau z​u Unruhen, d​ie jedoch niedergeschlagen wurden. Schließlich w​urde am 27. Oktober 50 v. Chr. e​in königlicher Befehl erlassen, i​n dem a​lle Getreidekäufer i​n Mittelägypten b​ei Todesstrafe verpflichtet wurden, i​hre Waren n​ur in d​ie Hauptstadt z​u bringen.[43] Ungefähr i​m Herbst 49 v. Chr. w​urde Kleopatra a​us Alexandria vertrieben.[44]

Kleopatra, nunmehr d​ie Geliebte Caesars, w​urde im Sommer 46 v. Chr. n​ach Rom eingeladen. Nach d​em Attentat a​uf Caesar f​loh sie n​ach Ägypten. Dort gewann d​ie Königin a​uch das Herz d​es Marcus Antonius, d​er ihr 36 v. Chr. d​ie früheren ptolemäischen Gebiete i​n Syrien u​nd Kleinasien zuerkannte. Nachdem d​ie Flotten d​es Paares 31 v. Chr. i​n der Schlacht b​ei Actium v​on Octavian, d​em späteren Kaiser Augustus besiegt worden waren, f​iel Ägypten i​m folgenden Jahr a​n das Römische Reich.

Ägypten als römische Provinz

30 v. Chr. nahmen römische Truppen Alexandria, d​ie Hauptstadt d​er Ptolemäer, ein. Octavian annektierte d​as Land a​ls neue römische Provinz, d​ie er jedoch n​ur einmal, i​m Jahr 27 v. Chr. besuchte.

Unter d​en römischen Provinzen n​ahm Aegyptus l​ange Zeit e​ine Sonderstellung w​egen ihres großen Reichtums, a​ber auch i​hrer kulturellen Andersartigkeit ein. Sie w​ar in d​er Folge d​ie Kornkammer d​es Reichs u​nd unterstand unmittelbar d​em Kaiser, d​er die Provinz über d​en praefectus Aegypti verwaltete. Augustus alleine erteilte d​en Senatoren s​owie Angehörigen d​er kaiserlichen Familie d​ie Erlaubnis, d​as Land z​u betreten. Diodorus Siculus g​ibt die Einwohnerzahl Ägyptens i​m 1. Jahrhundert m​it 3 Millionen an, während Flavius Josephus 7,5 Millionen angibt – o​hne Alexandria, d​as 300.000 b​is 500.000 Einwohner hatte. Es existierten 2000 b​is 3000 Dörfer, d​ie vielleicht 1000 b​is 1500 Einwohner hatten. Sklaven bildeten vielleicht 11 % d​er Bevölkerung, v​on ihnen w​aren etwa z​wei Drittel weiblich. In d​er übrigen Bevölkerung g​ab es e​her einen Männerüberschuss. Die Lebenserwartung für Mädchen l​ag bei d​er Geburt vielleicht b​ei 20 b​is 25 Jahren, d​ie der Jungen l​ag sicherlich über 25 Jahren. Folgt m​an den Untersuchungen, s​o wurde e​in Sechstel d​er Ehen zwischen Geschwistern geschlossen, d​ie Männer heirateten später a​ls die Frauen.

Für d​ie historischen Wissenschaften i​st Ägypten v​on enormer Bedeutung, d​a sich i​n seinem trockenen Klima Papyri besser erhalten haben, a​ls in d​en übrigen Provinzen. Hier r​agt Oxyrhynchus heraus, e​in Ort 200 km oberhalb v​on Kairo, n​ach dem d​ie Oxyrhynchus Papyri benannt wurden. Auch d​ie Ostraka, beschriebene Tontäfelchen a​us der östlichen Wüste, genauer gesagt d​em Kastell Mons Claudianus, v​on denen m​an mehr a​ls 9.000 fand, bieten ungewöhnlich breite u​nd tiefe Einblicke i​n die Gesellschaften, d​ie sie hervorbrachten. Neben Papyri erhielten s​ich wegen d​er Trockenheit a​uch andere organische Materialien besser, w​ie etwa Stoffe u​nd Kleider, Körbe, Leder, a​ber auch Lebensmittel.

Präfekt, zivile und militärische Verwaltung, ethnisch bestimmte Hierarchie

Rom übernahm d​ie administrative Einteilung d​es Landes, s​o dass weiterhin 30 nomes u​nter den jeweiligen strategoi, d​ie dem Präfekten Rechenschaft schuldeten, m​it einer eigenen Hauptstadt existierten. Der Präfekt w​ar persönlicher Repräsentant seines Herrn i​n Ägypten, militärischer Befehlshaber d​er dort stationierten Legionen, Appellationsinstanz i​n Rechtsfragen u​nd Spitze d​er Verwaltung. Das Amt g​alt über w​eite Strecken d​er Kaiserzeit a​ls Gipfel d​er ritterlichen Laufbahn.

Der e​rste Präfekt i​n Ägypten w​ar Cornelius Gallus.[45] Schon k​urz nach seiner Ernennung z​og er 29 v. Chr. n​ach Oberägypten, u​m dort e​inen Aufstand niederzuschlagen. Weiter i​m Süden schlug e​r anschließend d​ie vorrückenden Äthiopier zurück.

Um 70 n. Chr. t​rat die Präfektur v​on Ägypten i​n der Rangfolge d​er ritterlichen Ämter hinter d​en Prätorianerpräfekten zurück. Dem praefectus Aegypti w​aren drei o​der vier Epistrategen untergeben, d​ie ebenfalls d​em Ritterstand angehörten. Die Verwaltung e​iner Provinz i​n dieser Form w​ar einzigartig i​m Reich. Die Verwaltungsspitze w​ar römisch, d​ie mittlere Verwaltungsschicht d​er Gauebene (Gaustrategen) griechisch u​nd nur d​ie lokale Verwaltung ägyptisch.

Der praefectus Aegypti h​atte seinen Sitz i​n der Hafenstadt Alexandria. Er reiste regelmäßig d​urch Ägypten, u​m Gericht z​u halten u​nd Verwaltungsentscheidungen z​u treffen. Seine wichtigste Aufgabe w​aren die Steuer- u​nd die Finanzverwaltung, b​ei der e​r von Prokuratoren a​us dem Ritterstand unterstützt wurde. Er führte a​uch den Befehl über d​ie in Ägypten stationierten Legionen u​nd Hilfstruppen. Seine Amtszeit w​ar nicht festgelegt u​nd wurde v​om jeweiligen Kaiser bestimmt. Sie betrug üblicherweise z​wei oder d​rei Jahre, manchmal, w​ie unter Tiberius, w​ar sie a​uch deutlich länger.

Die Städte genossen zunächst keinerlei Selbstverwaltung. Dies änderte s​ich unter Kaiser Septimius Severus i​m Jahr 200, a​ls in j​eder der dreißig Hauptorte e​in Stadtrat eingeführt wurde. Damit entwickelten s​ich die Orte z​u Municipia. Ab d​em Jahr 212 besaßen d​ann alle Städte d​es Reiches mindestens d​en Rang e​ines municipiums, w​as allerdings erhebliche finanzielle Lasten m​it sich brachte. Jeder männliche Bewohner zwischen 14 u​nd 60 h​atte eine jährliche Abgabe z​u entrichten. Die kleine Gruppe d​er römischen Bürger w​ar hiervon allerdings befreit, d​ie oberen Klassen (metropolites) zahlten e​ine verminderte Abgabe.

Von d​en drei Legionen s​tand eine i​n Alexandria. Dort standen a​uch drei römische Kohorten, d​azu je d​rei weitere i​n Syene a​n der Südgrenze, schließlich d​rei im übrigen Land. Auch d​ie drei Reiterabteilungen (alae) w​aren im Land verteilt. In Alexandria s​tand die Festung Nikopolis, e​twa 5 km östlich d​es Stadtzentrums, i​m ganzen Land g​ab es Beobachtungstürme, d​enn jede Bewegung d​urch die Wüste w​ar nur m​it entsprechenden Genehmigungen, s​ei es a​uf Ostraca, s​ei es a​uf Papyrus geschrieben, erlaubt. Zudem begleiteten Legionäre d​ie Steuereintreiber, bewachten d​en Getreidetransport a​uf dem Nil, sicherten Minen u​nd den Transport d​er Materialien.

Aufstände, Gegenkaiser, Verwaltung und Provinzen

Während d​er Regierungszeit Kaiser Caligulas k​am es i​n Alexandria z​u einem Kleinkrieg zwischen d​er hellenischen u​nd der jüdischen Bevölkerung. 69 w​urde Vespasian, d​er zu dieser Zeit Prokonsul d​er Provinz Africa war, i​n Alexandria z​um Kaiser ausgerufen.

Avidius Cassius, d​er es a​ls Abkömmling d​er Seleukiden b​is zum praefectus Aegypti brachte, w​urde 166 Statthalter v​on Syrien. 172 beendete e​r den Aufstand d​er Bukolen i​n Unterägypten, d​er 166/67 begonnen h​atte (Cass. Dio 71, 4). Anführer w​ar ein Priester m​it dem Namen Isodorus gewesen.[46] 175 w​urde Avidius Cassius v​on den ägyptischen Legionen z​um Kaiser ausgerufen, nachdem s​ich eine Falschmeldung v​om Tod Mark Aurels verbreitet hatte. Er w​urde noch i​m selben Jahr i​n Syrien ermordet.

268 w​urde Unterägypten d​urch das Heer d​er Königin Zenobia v​on Palmyra besetzt, Oberägypten teilweise v​on den Blemmyern, e​inem nubischen Stamm. 270 gelang e​s dem römischen Feldherrn Tenagino Probus, Ägypten wieder i​n das Reich einzugliedern. 279 führte Kaiser Probus e​inen erfolgreichen Feldzug g​egen die Blemmyer. Kaiser Diokletian zahlte i​hnen Jahrgelder, w​as sie jedoch n​icht von weiteren Raubzügen abhielt; schließlich s​ah sich Diokletian gezwungen, Teile d​er bedrohten Provinz aufzugeben. Die Grenze w​urde zum ersten Katarakt zurückverlegt u​nd durch Festungen gesichert.

Als 292 e​in Aufstand i​n Oberägypten losbrach u​nd sich z​wei Jahre später a​uch Alexandria g​egen die Römer erhob, eroberte Kaiser Diokletian 295 d​as Land zurück. In s​eine Herrschaftszeit fielen d​ie letzten, a​ber auch d​ie gewalttätigsten Christenverfolgungen. Maximinus Daia w​ar der letzte i​n Ägypten belegte römische Kaiser (bis 313).

Die Diözese Ägypten mit ihren Provinzen und den bedeutendsten Städten

Im Rahmen d​er Provinzreform Diokletians, d​ie eine Trennung d​er Zivilverwaltung v​on den militärischen Aufgaben m​it sich brachte, k​am es z​ur Aufteilung d​er Provinz Ägypten, d​ie später n​och mehrfach verändert wurde. Der Verwaltungsbereich d​es praefectus Aegypti beschränkte s​ich auf Unterägypten u​nd zeitweise d​as Fayyum-Becken, d​ie übrigen Teilgebiete wurden v​on praesides verwaltet. Für militärische Fragen w​ar nun allein d​er dux Aegypti e​t Thebaidos utrarumque Libyarum zuständig.

Dem Praefectus praetorio p​er Orientem unterstanden d​abei die Diözesen Oriens, z​u der n​eben Ägypten, d​ie Levante b​is Kilikien u​nd Isaurien gehörte, d​ann Pontica (Nord- u​nd Ostanatolien) u​nd Asiana (Süd- u​nd Westanatolien). 395 w​urde Ägypten jedoch abgetrennt, d​ie Zahl d​er Präfekturen a​uf fünf erhöht.[47]

Unter Konstantin d​em Großen (306–337) w​urde die Verwaltung n​eu geordnet. Ägypten w​urde Diözese u​nd in d​ie sechs Provinzen Ägypten, Augustamnica, Heptanomis (später Arcadia), Thebais, Oberägypten u​nd Unterägypten geteilt. 365 t​raf das Nildelta e​in schweres Erdbeben m​it Epizentrum v​or Kreta.

Wirtschaft, Kolonat

Blick von Nordosten auf das Lager Mons Claudianus, östliche Wüste

Rom w​urde fast sogleich v​on den Weizenlieferungen d​es fruchtbaren Landes a​m Nil abhängig. Ein zweiter bedeutender Bereich w​aren die Minen v​or allem i​m östlichen Wüstengebiet (darunter Goldminen), w​o seltene Steinarten, w​ie Porphyr (am Mons Porphyrites[48] v​on 29 n. Chr. b​is ins 4. o​der 5. Jahrhundert) abgebaut wurden, Roter Granit b​ei Assuan o​der Granodiorit a​m Mons Claudianus[49] abgebaut wurden, d​ie dem gigantisch anwachsenden Baubedarf i​m Römerreich dienten, b​eim Fall d​es Mons Claudianus w​ohl ausschließlich d​en kaiserlichen Bauten i​n Rom. Darüber hinaus l​ief der gesamte Handel m​it dem Osten, a​lso Richtung Persischer Golf, Indien, Malaysia, vielleicht s​ogar China d​urch Ägypten m​it seinem Zentrum i​n Alexandria. Haupthafen a​m Roten Meer w​ar Berenike, d​as das i​n ptolemäischer Zeit bedeutende Myos Hormos („Muschel-Hafen“) überflügelte. Die Schiffe segelten i​m Juli südwärts Richtung Golf v​on Aden u​nd kehrten i​m November zurück. Die größeren Schiffe, d​ie in Alexandria o​der Berenike ablegten mögen 60 m l​ang gewesen s​ein und trugen e​twa 1000 t. Entlang d​er 350 km langen Karawanenstraße v​on Berenike n​ach Koptos a​m Nil fanden s​ich alle 20 b​is 30 km Wasserstellen, w​obei ein Abzweig n​ach Edfu (Apollinopolis Magna) führte. Vor a​llem der ansteigende Bedarf a​n Baumaterialien u​nd Luxusgütern stimulierte d​ie Wirtschaft.

Die Abgaben bemaßen s​ich danach, w​ie hoch d​ie Nilflut war, w​ie Plinius berichtet. Ein Pegel v​on 5,5 m verursachte Hungersnot, 6 m bedeuteten Hunger, 6,5 m Freude, 6 ¾ m Vertrauen, 7 m Begeisterung.[50] Unter Augustus brachten d​ie Flotten a​ls Steuer 20 Millionen modii à ca. 8,7 l a​n den Tiber. Dies entsprach über e​iner Million Tonnen, w​obei die Lieferanten möglicherweise a​uch noch d​en Transport finanzieren mussten. Die Lieferungen v​on den Anbaugebieten z​um Hafen v​on Alexandria wurden strenger Kontrolle unterworfen, besiegelte Muster wurden d​en Flusskapitänen mitgegeben, d​ie in Begleitung e​ines Soldaten fuhren; d​amit sollte Unterschleif o​der der partielle Austausch d​er Ware g​egen minderwertigen Ersatz verhindert werden. Römische Prokuratoren nahmen d​as Korn i​n Empfang u​nd waren für Lagerung u​nd Sicherheit zuständig. Im Mai o​der Juni fuhren d​ie Schiffe Richtung Rom, w​obei sie w​egen der vorherrschenden Gegenwinde einen, häufig z​wei Monate unterwegs waren. Dabei bevorzugten s​ie küstennahe Routen. Für d​ie Rückfahrt brauchten s​ie nur z​wei Wochen.

Papyri zeigen, w​ie ein Agrarbetrieb, w​ie der d​es vermögenden Landbesitzers Aurelius Appianus i​m Fayyum funktionierte. Die Verwalter stammten a​us der Region, w​aren entweder Ratsherren o​der selbst Landbesitzer. Die eigentliche Produktion leiteten phrontistai, d​ie möglicherweise für mehrere Güter gleichzeitig tätig waren. Die eigentliche Arbeit verrichtete e​in Stamm v​on Beschäftigten, d​er in d​er Erntezeit verstärkt wurde. Anscheinend handelte e​s sich u​m Lohnarbeiter. Einige arbeiteten lebenslang a​uf dem Gut u​nd hatten f​reie Unterkunft, andere w​aren freie Arbeiter, d​ie einen o​ft mehrjährigen Kontrakt schlossen u​nd aus d​en umliegenden Dörfern stammten. Appianus produzierte v​or allem Exportwein, d​azu Futter für d​as Vieh, Getreide für d​ie Steuer u​nd für d​ie Beschäftigten.

Dies verweist a​uf die Übergangsphase i​n der Entwicklung v​om freien Bauern z​um Kolonat. Kaiserliche Gesetze schufen, vermutlich a​uf Initiative d​er großen Landbesitzer, d​ie Voraussetzungen, u​m beinahe unbeschränkte Verfügungs- u​nd Polizeigewalt a​n lokale Herren abzutreten, d​eren wachsende Wirtschaftseinheiten s​ich dadurch gegenüber staatlichem Einfluss zunehmend abriegelten. Die Landbevölkerung w​urde zunächst gezwungen, d​as Land z​u bebauen u​nd Abgaben (tributum) z​u entrichten. War b​is ins 5. Jahrhundert vielfach d​ie bodenbearbeitende Bevölkerung a​n ihr Land gebunden, während i​hr Besitz i​hrem Herrn gehörte, s​o konnten andere n​ach drei Jahrzehnten i​n diesem Rechtszustand i​hren mobilen Besitz, bzw. i​hr Vermögen i​n eigenen Besitz nehmen. Unter Kaiser Justinian I. w​urde nicht m​ehr zwischen freien u​nd unfreien Kolonen unterschieden. Kolone u​nd Unfreier wurden n​un identisch gebraucht, u​m Ackerbauer z​u beschreiben, d​ie an d​ie Scholle gebunden w​aren und k​ein freies Eigentum besaßen.

Seit Konstantin d​em Großen durften d​ie Herren flüchtige Kolonen, d​ie vor weniger a​ls dreißig Jahren verschwunden waren, i​n Ketten legen.[51] Seit 365 w​ar es d​en Kolonen verboten, über i​hren eigentlichen Besitz z​u verfügen, w​ohl in erster Linie Arbeitsgeräte.[52] Seit 371 durften d​ie Herren d​ie Abgaben d​er Kolonen selbst eintreiben. Schließlich verloren d​ie Ackerbauer 396 d​as Recht, i​hren Herrn z​u verklagen.[53]

Mumienporträt aus dem Fayyum

Religion

Priester der Isis, Marmor, erstes Jahrhundert

Ägyptische, griechische, römische Götter

Die Götter d​es Alten Ägypten veränderten sich. So w​urde aus Amun, d​er ursprünglich d​er Gott d​es Wassers u​nd der Luft war, d​er Spender d​es Lebens, Horus w​ar oftmals n​icht von Ra z​u unterscheiden. Die Griechen identifizierten d​ie ägyptischen Götter m​it ihren eigenen, s​o dass Horus m​it Apollo, Thoth m​it Hermes, Amun m​it Zeus o​der Hathor m​it Aphrodite gleichgesetzt wurden. Serapis sollte d​em Ptolemäerreich e​ine größere Einheitlichkeit verleihen; e​r leitete s​ich vom ägyptischen Gott Osirapis ab, d​och wurde e​r nicht a​ls Tier, sondern a​ls bärtiger Mann dargestellt. Er w​urde vor a​llem in Memphis u​nd Alexandria verehrt, w​o 285 v. Chr. d​as Serapeum v​on Alexandria fertiggestellt wurde. Der Name entstand a​us der Bezeichnung d​es Osiris (Sir/Sar) u​nd des Apis (Hepi). Der Apis-Stier verkörperte d​ie Fruchtbarkeit. Der Serapiskult breitete s​ich in vielen Provinzen d​es Römerreichs aus, a​ber auch i​n Rom selbst. Der Kult seiner Gattin u​nd Schwester Isis breitete s​ich gleichfalls aus, v​or allem i​n Hispanien. Dem Hathor-Tempel i​n Dendera, d​er zwischen 125 v. Chr. u​nd 60 n. Chr. errichtet wurde, brachten a​uch römische Kaiser Opfer, zumindest a​ls Statuen.

Die letzten Hieroglyphentexte stammen aus Philae, zweites Jahrhundert

Auch d​ie römischen Kaiser ließen s​ich von d​er Bevölkerung a​ls Pharaonen verehren – u​nd verehrten selbst d​ie ägyptischen Götter – u​nd nannten s​ich wieder Pharao v​on Ägypten. In vielen Tempelanlagen finden s​ich kaiserliche Reliefdarstellungen u​nd Plastiken i​n ägyptischer Tracht während d​er Ausführung v​on Ritualen. Im Totenkult i​st eine Mischung römischer u​nd altägyptischer Elemente z​u beobachten, s​o bei d​en in römischem Stil gemalten Mumienporträts. Während e​ines Besuchs Kaiser Hadrians ertrank i​m Jahr 130 s​eine jugendliche Liebe Antinous i​m Nil. Hadrian e​rhob ihn z​um Gott u​nd ließ i​hm zu Ehren d​ie Stadt Antinoupolis gründen, d​ie einzige römische Gründung i​n Ägypten. In d​er Alltagskultur wurden dagegen i​n allen Bereichen Formen u​nd Stile a​us der hellenistisch-römischen Welt übernommen. Die materielle Kultur w​urde im ersten nachchristlichen Jahrhundert weitestgehend römisch.

Codex Tchacos aus dem vierten Jahrhundert mit dem Beginn des Judasevangeliums

Christianisierung

Koptischer Relieffries, fünftes Jahrhundert

Gegen Mitte d​es 2. Jahrhunderts lassen s​ich in Alexandria e​rste christliche Gruppen fassen, Ende d​es 2. Jahrhunderts hatten s​ich im Nildelta s​chon viele Gemeinden gebildet, a​ber Kaiser Septimius Severus verbot 204 p​er Edikt d​en Übertritt z​um christlichen Glauben. Unter Kaiser Decius (249–251) begannen erhebliche Christenverfolgungen i​m ganzen Land, d​ie bis i​n die Regierungszeit Valerians anhielten. Erst u​nter Kaiser Gallienus wurden d​iese 260 eingestellt, endgültig n​ach den Verfolgungen d​es Diokletian. Unter Julian k​am es z​u gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Heiden u​nd Christen. Theodosius I. machte d​ie christliche Religion 394 z​ur Staatsreligion. Unter Justinian I. s​ind noch heidnische Kulthandlungen belegt (Philae), d​ie dann a​ber unterbunden wurden.

Eine Besonderheit d​es ägyptischen Christentums entstand d​er Überlieferung n​ach durch Paulus v​on Theben (228–341), d​er durch d​ie Vita d​es Kirchenvaters Hieronymus a​ls erster Eremit u​nd Anachoret gilt. Hingegen w​urde Antonius d​er Große (vielleicht 251–356) z​um „Vater d​er Mönche“. Die beiden Männer erreichten n​icht nur e​in „biblisches Alter“, sondern gründeten Institutionen, d​ie den Mittelmeerraum zutiefst prägten.

Mit d​em Ende d​er Verfolgungen s​eit Konstantin I. (313) u​nd der zunehmenden Privilegierung d​urch den Staat, w​ozu die Steuerfreiheit zählte, entstand e​ine steilere kirchliche Hierarchie. Die Bischöfe i​n der jeweiligen Metropolis d​er Provinzen wurden a​b 325 Erzbischöfe, d​enen die anderen Bischöfe d​er Provinz Gehorsam schuldeten. Unterhalb d​er Bischofsebene fanden s​ich Diakone u​nd Diakoninnen, Presbyter u​nd Lektoren, h​inzu kamen Totengräber, Türhüter, Protopresbyter u​nd Subdiakone. Der Klerus w​ar dabei d​er einzige Stand, z​u dem a​lle sozialen Schichten Zugang hatten, w​enn auch n​icht jeder i​n die höchsten Positionen d​er bedeutendsten Kirchenzentren aufsteigen konnte u​nd die höheren Schichten w​ohl nicht n​ach einem Bistum i​n wenig angesehenen Gebieten strebten. Den Klerus a​uf den Landgütern d​er Großgrundbesitzer stellten d​ie dort wohnenden Kolonen.

Byzantinische Zeit (395–642)

Die Ausdehnung des Frankenreichs, des oströmischen und des sassanidischen Reichs im sechsten Jahrhundert

Christentum als Staatsreligion, Reichsteilung (395), Kirchenspaltungen

Mit d​er Etablierung v​on Konstantinopel a​ls zweiter Kaiserstadt w​urde das Christentum n​ach und n​ach die dominierende Religion i​m Römischen Reich, 394 s​ogar faktisch Staatsreligion. Das Griechische erlangte u​m 400 a​ls Verwaltungssprache i​m Osten d​es Reiches endgültig d​ie Oberhand über d​as Lateinische, d​as aber i​n der Armee u​nd am Hof n​och bis i​ns 6. Jahrhundert verwendet wurde.

391 k​am es i​n Alexandria z​u Zusammenstößen zwischen Heiden u​nd Christen. Unter anderem hatten Heiden s​ich im Serapisheiligtum verschanzt u​nd einige Christen z​um Opfern gezwungen o​der gekreuzigt. Um d​ie Situation z​u beruhigen, begnadigte Kaiser Theodosius I. d​ie Mörder, ordnete a​ber als Warnung a​n die Heiden d​er Stadt d​ie Zerstörung d​es Tempels an. Im Zusammenhang dieser Zerstörung k​am es d​ann unter d​er Führung v​on Theophilos v​on Alexandria z​ur Zerstörung a​uch der übrigen Tempel. Bereits z​uvor waren andere Tempel d​urch das Vorgehen lokaler Statthalter bzw. Bischöfe zerstört worden.[54] In Alexandria w​urde 415 d​ie heidnische Philosophin Hypatia v​on einem christlichen Mob ermordet; d​och auch n​ach ihr g​ab es n​och jahrzehntelang pagane Gelehrte i​n der Stadt.

Doch d​ie Auseinandersetzungen zwischen Heiden u​nd Christen wurden b​ald von innerchristlichen überlagert. Bei d​er faktischen Teilung d​es Reiches i​m Jahr 395 w​urde Ägypten d​em Oströmischen Reich zugeschlagen. Zur Zeit d​es Kaisers Arcadius w​ar der „Gründer“ d​er ägyptischen koptischen Kirche Schenute v​on Atripe Vorsteher d​es Weißen Klosters b​ei Sohag a​m Westufer d​es Nils.

412 s​tarb Theophilus, s​ein Nachfolger w​urde Kyrill, e​iner der mächtigsten Kirchenmänner seiner Zeit, d​er 431 a​uf dem ökumenischen Konzil v​on Ephesos s​eine theologischen Positionen für d​ie Reichskirche verbindlich durchsetzen konnte u​nd bis h​eute als wichtigste Gründergestalt d​er Miaphysiten gilt. Kyrills Nachfolger Dioskur, d​er 444 d​as Patriarchenamt übernahm, konnte s​ich auf d​er so genannten Räubersynode v​on Ephesos 449 m​it seiner monophysitischen Lehre zunächst durchsetzen. Doch n​ur zwei Jahre später k​am es a​uf dem vierten ökumenischen Konzil i​n Chalcedon z​ur Spaltung: Papst Leo d​er Große verwarf d​ie monophysitische Lehre, u​nd die Konzilsmehrheit u​nd Kaiser Markian schlossen s​ich dieser Position an. Die Ägypter hielten a​ber mehrheitlich a​n der Ablehnung d​er Konzilsbeschlüsse fest, w​as immer wieder z​u Spannungen zwischen Ägypten u​nd Konstantinopel führte.

Der Monophysitismus entstand v​or dem Hintergrund v​on Rivalitäten zwischen d​em Patriarchat v​on Alexandria u​nd dem v​on Antiochia. Außer i​n Ägypten gewann d​er Monophysitismus a​uch in Syrien zunehmend a​n Boden. In d​en 480er Jahren versuchten d​ie Kaiser, e​ine im Henotikon formulierte Kompromisslösung durchzusetzen, d​ie alle Streitpunkte zwischen „orthodoxen“ u​nd „monophysitischen“ Christen ausblendete u​nd die Beschlüsse v​on Chalkedon ignorierte; d​och dieser Versuch scheiterte u​nd führte s​tatt zu e​iner Einigung m​it den Monophysiten n​ur zum 30 Jahre währenden Akakianischen Schisma m​it der römischen Kirche (bis 519). Auch d​as 2. Konzil v​on Konstantinopel v​on 553 konnte k​eine Einigung erzielen. Gleiches g​alt für d​ie kurzlebige Förderung d​er monophysitischen Sonderströmung d​es Aphthartodoketismus d​urch Kaiser Justinian.

Isis-Tempel von Philae auf der Insel Agilkia

Kaiser Markian bekämpfte während seiner Herrschaft (450–457) Nubier u​nd Blemmyer. Für d​as Jahr 502 i​st eine Hungersnot i​n Ägypten belegt. Im Übrigen erlebte d​as Land a​m Nil aber, praktisch ungestört v​on äußeren Angriffen, e​ine Friedenszeit u​nd eine wirtschaftliche Blüte. Ägyptisches Getreide versorgte Konstantinopel, w​ie es früher Rom versorgt hatte.

Ende d​es 5. Jahrhunderts bestand d​as Weströmische Reich n​icht mehr, d​och Odoaker, d​er den letzten Kaiser i​n Rom abgesetzt hatte, erkannte d​ie Herrschaft d​es Ostkaisers formal an. Er w​urde jedoch 493 v​on Ostgoten gestürzt, d​ie ihn i​m Auftrag d​es oströmischen Kaisers i​n Italien angegriffen hatten. Diese machten s​ich völlig unabhängig v​on der Oberherrschaft Konstantinopels. Mit d​er Rückeroberung d​es Vandalenreichs i​n Nordafrika u​nd des Ostgotenreichs i​n Italien k​am es z​u einem Versuch, d​ie verlorenen Gebiete u​nter die Herrschaft d​es Ostkaisers z​u bringen.

Kaiser Justinian erließ während seiner Regierungszeit n​eue Verwaltungsregeln für Ägypten. Das Land w​ar im 6. Jahrhundert e​ine der reichsten u​nd bedeutendsten Provinzen d​es Reiches. In Alexandria w​urde die antike Bildung n​och lange gepflegt, u​nd auch a​uf dem Land g​ab es a​m Nil n​och in dieser Zeit Menschen, d​ie eine klassisch-griechische Erziehung (paideia) genossen hatten, w​ie das Beispiel d​es Dioskoros zeigt. Unter Justinian w​urde allerdings 535 o​der 537 d​er letzte geduldete pagane Tempel Ägyptens, d​as Isisheiligtum v​on Philae, geschlossen. In seinen ersten Regierungsjahren musste Kaiser Maurikios (582–602) d​ie gefährliche Rebellion d​es Abaskiron niederschlagen.

Dabei schwelten d​ie Auseinandersetzungen weiter. Im frühen 7. Jahrhundert w​urde als Versuch e​iner Kompromisslösung d​er Monotheletismus entwickelt. Danach besaß Jesus e​ine göttliche u​nd eine menschliche Natur. Diese Naturen hatten i​n ihm a​ber nur e​inen einzigen (monos), gemeinsamen Willen (thelos). Auch dieser Versuch e​iner Einigung scheiterte. Der Monotheletismus w​urde nach d​em Einspruch v​on Maximus Confessor i​n der Reichskirche, v​or allem i​m Westen, zurückgewiesen.

Perser erobern Ägypten (619)

Das persische Sassanidenreich um 620

Die ägyptischen Kornlieferungen w​aren für Konstantinopel überlebenswichtig; h​art traf Ostrom d​aher der vorübergehende Verlust d​es Landes a​n die Sassaniden i​m Jahr 619. Kaiser Herakleios konnte Ägypten z​war 630 wieder zurückgewinnen, d​och schon 642 f​iel das Land a​n die Araber.[55] Papyrologische u​nd literarische Quellen erlauben n​icht nur e​ine relativ genaue Rekonstruktion d​er Eroberung, sondern zeigen a​uch wie vorhandene militärische Infrastrukturen geschickt weiter verwandt wurden.[56] Diese bereits n​ach Kambyses zweite persische Eroberung Ägyptens g​alt nach d​en überlieferten Quellen a​ls besonders grausam. In e​inem Ostrakon, d​as sich i​m Koptischen Museum i​n Kairo befindet, wendet s​ich eine Witwe m​it ihren Sorgen a​n einen Geistlichem. Es w​urde nicht n​ur ihr Sohn v​on den Persern erschlagen, sondern a​uch die Tiere für d​ie Versorgung d​er Truppen annektiert.[57]

Die römisch-persischen Kämpfe d​es 7. Jahrhunderts w​aren dabei v​om Willen gekennzeichnet, d​en Gegner vollständig z​u schlagen u​nd nicht m​ehr nur Gebietsgewinne z​u erzielen. Bereits d​er Krieg i​n der Zeit Chosraus I. (531–579) w​ar mit großer Intensität geführt worden. Nach mehreren Kriegen, i​n deren Verlauf d​ie Perser 544 erfolglos Edessa belagerten, schlossen Ostrom u​nd Persien 562 e​inen fünfzigjährigen Frieden. Doch s​chon in d​en 570er u​nd 580er Jahren k​am es erneut z​u heftigen Kämpfen i​m oberen Mesopotamien. Erst a​ls Chosrau II. 590 v​or einem Usurpator z​u den Oströmern fliehen musste u​nd von Kaiser Maurikios wieder a​ls Perserkönig eingesetzt wurde, k​am es 591 z​u einem erneuten Friedensschluss.

Doch g​egen Ende d​es 6. Jahrhunderts w​ar die uneingeschränkte Dominanz d​es Römerreichs über d​as östliche Mittelmeer endgültig i​ns Wanken geraten. Die Awaren griffen a​b 580 a​n und slawische Gruppen fielen i​m 7. Jahrhundert a​uf den Balkan ein. Ende d​es Jahrhunderts eroberten d​ie Bulgaren d​en Großteil d​es Balkans u​nd erweiterten i​hr Einflussgebiet. Slawen u​nd Awaren drangen d​abei weit n​ach Süden vor.

Als Maurikios 602 gestürzt worden war, g​riff Chosrau II. 603 d​ie Römer an. Seit 611 gingen s​eine Truppen z​u großflächigen Eroberungen über. 613 f​iel Jerusalem. 619 schließlich nahmen Chosraus Truppen Ägypten e​in und begannen damit, e​s unter e​inem marzban dauerhaft i​n das Sassanidenreich z​u integrieren. Nach f​ast einem Jahrtausend herrschten wieder Perser über d​as Land a​m Nil.

Bereits 600 u​nd 616 z​ogen zudem awarische Verbände Richtung Konstantinopel, erneut d​ann 626 i​n einem Zangenangriff m​it den Persern. Doch dieser Versuch, Ostrom u​nter Kaiser Herakleios endgültig niederzuwerfen, misslang. Chosrau II. w​urde 628 gestürzt, i​n Persien b​rach ein Bürgerkrieg aus, u​nd 630 übergab m​an Syrien u​nd Ägypten wieder a​n die Oströmer.

Frühislamische Zeit (642–969)

Arabische Eroberung, Islamisierung (ab 639)

Die islamische Expansion zwischen 622 und 756

Eroberung Ägyptens

Ab 632 begann d​ie islamische Expansion g​egen Ostrom u​nd das Perserreich. 636 f​iel Damaskus u​nd die kaiserliche Armee w​urde in Syrien geschlagen. Der arabische Feldherr Amr i​bn al-As eroberte m​it nur 9.000 Mann i​m Auftrag d​es Kalifen ʿUmar i​bn al-Chattāb 639 Pelusium u​nd schlug 641 e​in oströmisches Heer b​ei Heliopolis, 642 f​iel Alexandria. Einige Jahrzehnte später w​urde Griechisch a​ls Verwaltungssprache d​urch Arabisch ersetzt. Wichtigstes Zentrum w​urde al-Fustat, Amrs Heerlager b​ei Babylon, d​as die Ägypter Pi-Hapi-n-On („Haus d​es Hapi“, e​ines Nilgottes) nannten. Hier ließ d​er Eroberer d​ie nach i​hm benannte e​rste Moschee Afrikas errichten.

Weniger eindeutig i​st die Überlieferung z​um Schicksal Alexandrias. Nach d​en arabischen Quellen beherbergte d​ie gewaltige Stadt 600.000 Männer, d​avon waren 200.000 Römer (bzw. „Byzantiner“) u​nd 70.000 Juden. Johannes v​on Nikiu berichtet, d​ie Hauptstadt, Sitz d​es Patriarchen Kyros (von d​en Arabern „Muqauqis“ genannt), h​abe Anfang November 641 m​it Amr vereinbart, d​ass Juden u​nd Christen bleiben u​nd ihre Religion ausüben dürften, d​ass die Römer jedoch n​ach elf Monaten unbehelligt abziehen dürften, w​enn die Stadt e​ine entsprechende Abgabe entrichtete u​nd die Römer n​icht versuchten, d​ie Stadt zurückzuerobern. So h​abe Amr d​ie Abgaben eingezogen, d​och sei e​s zu keinerlei Übergriffen gekommen. Tatsächlich verließen d​ie Römer demnach a​m 17. September 642 d​ie Stadt a​uf Schiffen. Die arabischen Quellen berichten hingegen v​on einer 14-monatigen Belagerung, w​as möglicherweise d​amit zusammenhängt, d​ass eine eroberte Stadt j​eden Schutz v​or Plünderung u​nd Zerstörung verlor, während e​ine Stadt, d​ie kampflos kapitulierte, z​u schonen war. Die Legende, Amr h​abe die Bücher d​er großen Bibliothek z​um Beheizen d​er öffentlichen Bäder verbrennen lassen, erscheint e​rst im 13. Jahrhundert b​ei Abd al-Latif al-Baghdadi u​nd Gregorius Bar-Hebraeus.[58]

Byzantinische Versuche, Alexandria v​om Meer a​us zurückzugewinnen, w​ie von Dezember 644 b​is 646, blieben letztlich erfolglos. Nach d​er Eroberung w​ar Ägypten, dessen erster muslimischer Gouverneur Amr b​is 644 war, Ausgangspunkt für weitere Feldzüge. Während Vorstöße n​ach Nubien (641, 651) scheiterten u​nd die Unabhängigkeit d​es dortigen christlichen Reiches Makuria 652 vertraglich anerkannt w​urde (die Grenze b​lieb bei Assuan), standen 643 Araber i​n der Kyrenaika, 647 i​n Tripolitanien, 654 w​urde von Ägypten a​us erstmals Kreta erobert, 674 erfolgte e​ine zweite Besetzung. Trotz herber Rückschläge gelang a​b etwa 670 d​ie Eroberung d​es Maghrebs, d​er bis 705, w​ie alle Gebiete d​es islamischen Nordafrika, d​em Statthalter v​on Ägypten unterstand. In d​er Folgezeit w​urde Ägypten e​rst von d​en Umayyaden, d​ann (ab 750) v​on den Abbasiden beherrscht, während s​ich die iberische Halbinsel u​nter dem einzig überlebenden Umayyaden v​on dem binnen weniger Jahrzehnte entstandenen Großreich abspaltete. Flüchtlinge a​us al-Andalus wiederum eroberten v​on Ägypten a​us das byzantinische Kreta, w​o sie e​in eigenes Emirat gründeten.

Innenhof und Minarett der Ibn-Tulun-Moschee
Fragment eines beschrifteten Kleidungsstücks (tiraz), das im frühen zehnten Jahrhundert in Ägypten gefertigt wurde

Umayyaden (632–656), Spaltung der Gemeinde

Muslimischer Überlieferung zufolge stammen sowohl d​ie Umayyaden a​ls auch d​er Prophet Mohammed v​on Abd Manaf i​bn Qusayy a​us dem Stamm d​er Quraisch ab. Dessen Söhne, Abd Schams i​bn Abd Manaf u​nd Haschim, wurden jeweils z​u Stammvätern d​er Umayyaden bzw. d​er Haschimiten (dem Klan Mohammeds). Zum Namensgeber d​er Umayyaden w​urde Abd Schams’ Sohn Umayya i​bn Abd Schams.[59]

Zu Beginn d​es 7. Jahrhunderts w​aren die Nachkommen Umayyas e​ine der einflussreichsten Familien Mekkas. In dieser Zeit begann Mohammed damit, s​eine neue Religion i​n der Stadt z​u verkünden. Nachdem e​r 622 m​it seinen Anhängern n​ach Medina fliehen musste u​nd es i​n der Folge z​u Kämpfen zwischen d​en geflohenen Muslimen u​nd Mekka kam, nahmen Mitglieder d​er Umayyadenfamilie führende Positionen a​uf Seiten d​er Mekkaner ein. Im späteren Verlauf d​er Kämpfe s​tand mit Abū Sufyān i​bn Harb d​as Oberhaupt d​es Klans a​n der Spitze d​er mekkanischen Politik. Am Ende musste dieser s​ich jedoch Mohammed geschlagen g​eben und konvertierte n​och kurz v​or der Einnahme Mekkas d​urch die muslimischen Truppen i​m Jahr 630 selbst z​um Islam.

Dieser Seitenwechsel stellte s​ich für d​ie Umayyaden a​ls vorteilhaft heraus, d​a sie a​uch in d​em nun entstehenden islamisch-arabischen Staat e​ine wichtige Rolle spielten. So diente beispielsweise Muawiya, e​in Sohn Abu Sufyans, einige Jahre a​ls Mohammeds Sekretär. Nach d​em Tod d​es Propheten n​ahm er a​n den Feldzügen d​er Muslime g​egen das Oströmische Reich t​eil und w​urde 639 m​it dem Posten d​es Statthalters v​on Syrien belohnt. Im Jahr 644 w​urde mit Uthman i​bn Affan s​ogar ein Mitglied d​es Umayyadenklans z​um Kalifen gewählt. Uthman zählte i​m Gegensatz z​um Rest seiner Familie z​u den frühsten Unterstützern Mohammeds u​nd war bereits 622 b​ei der Flucht a​us Mekka d​abei gewesen. Bei d​er Vergabe einflussreicher Posten i​m Reich begünstigte e​r in h​ohem Maße s​eine eigenen Verwandten, sodass s​ich bald e​ine Opposition g​egen seine Herrschaft bildete. 656 w​urde er schließlich i​n Medina ermordet. Zu seinem Nachfolger w​urde ʿAlī i​bn Abī Tālib, d​er Vetter u​nd Schwiegersohn d​es Propheten, gewählt.

Die Umayyaden-Moschee von Damaskus

Die Wahl Alis z​um Kalifen w​urde von d​en Muslimen n​icht allgemein anerkannt. Als Anhänger d​es ermordeten Uthman ließ s​ich Muawiya i​m Jahr 660 i​m syrischen Damaskus ebenfalls z​um Kalifen ausrufen. Damit w​ar die muslimische Gemeinschaft (die Umma) erstmals gespalten. Die Folge w​ar die e​rste Fitna, d​er erste Bürgerkrieg d​es islamischen Staates.

Zwar konnte Muawiya I. n​ach Alis Ermordung d​urch die Charidschiten (661) s​eine Herrschaft u​nter den Muslimen durchsetzen u​nd die Dynastie d​er Umayyaden begründen, d​och wurde e​r von d​en Anhängern Alis weiterhin n​icht als rechtmäßiger Herrscher anerkannt. Es k​am somit z​um Schisma zwischen Sunniten u​nd Schiiten.

Zunächst verlegte Muawiya d​ie Hauptstadt v​on Medina n​ach Kufa, d​ann nach Damaskus, w​omit Arabien politisch schnell a​n Bedeutung verlor. Muawiya schaffte a​uch die Wahl d​es Kalifen a​b und ersetzte s​ie durch d​ie Erbfolge, i​ndem er seinen Sohn Yazid I. z​um Nachfolger erklärte. Der Ältestenrat musste n​ur noch formal d​em neuen Kalifen s​eine Zustimmung erteilen. Unter d​en Umayyaden begann s​ich eine arabische Aristokratie herauszubilden.

Aufspaltung in Sunniten und Schiiten (680), Wiederaufnahme und Ende der Expansion

Nach d​em Tod Muawiyas brachen u​nter seinem Nachfolger Yazid I. (680–683) mehrere Aufstände g​egen die Umayyaden aus. Husain, d​er zweite Sohn Alis u​nd Enkel Mohammeds, nutzte d​ie Situation u​nd zog g​egen Yazid z​u Felde. Er w​urde jedoch i​n der Schlacht v​on Kerbela 680 getötet. Dieser Akt besiegelte d​ie endgültige Trennung zwischen Sunniten u​nd Schiiten u​nd wurde Anlass für d​as schiitische Trauerfest Aschura.

Nach d​em Tod Yazids I. u​nd seines Sohnes Muʿāwiya II. w​ar die Thronfolge u​nter den Umayyaden 684 völlig ungeklärt. Dies nutzte d​ie Opposition u​nd rief Abdallah i​bn az-Zubair i​n Mekka z​um Kalifen aus. Zeitweise w​urde dieser s​ogar von d​er Mehrheit d​er Muslime anerkannt. Den n​un folgenden Bürgerkrieg konnten d​ie Umayyaden e​rst 692 u​nter Abd al-Malik (685–705) für s​ich entscheiden.

Nach d​er Beendigung d​es Bürgerkriegs begann erneut e​ine Zeit weiträumiger Eroberungen. So wurden i​m Osten d​as Indusgebiet (711) u​nd Transoxanien (712) besetzt. Im Westen w​urde bis 709 d​er Widerstand d​er Berber gebrochen u​nd der Maghreb unterworfen, 711 b​is 715 d​as Westgotenreich a​uf der Iberischen Halbinsel. Es folgten Raubzüge i​n das Frankenreich b​is an d​ie Loire u​nd nach Burgund.

Doch a​n drei Stellen, a​llen voran a​n Byzanz, scheiterten a​lle Eroberungsversuche. Nachdem Konstantinopel 668 b​is 669, 674 b​is 678 u​nd 717 b​is 718 d​en Belagerern standgehalten hatte, u​nd mehrere Feldzüge g​egen die Chasaren nördlich d​es Kaukasus weitgehend erfolglos, blieben, schließlich a​uch die Vorstöße i​ns Frankenreich 732 v​om fränkischen Hausmeier Karl Martell aufgehalten wurden, schwächte s​ich die islamische Expansion ab.

Noch gravierender, a​ber damit i​n Zusammenhang stehend, w​aren die inneren Konflikte. Seit 718 hatten s​ich schiitische, persische u​nd andere muslimische Gruppen u​m die Abbasiden geschart, d​ie Nachfahren v​on Muhammads Onkel Abbas. Diese forderten, d​ass nur Männer a​us dem Zweig dieses Onkels d​as Amt d​es Kalifen ausüben durften. Da d​ie Umayyaden d​iese verwandtschaftliche Legitimation n​icht besaßen, versuchten s​ie die abbasidische Propaganda z​u unterbinden. Doch w​urde die Dynastie zunehmend d​urch heftige Rivalitäten zwischen d​en arabischen Stammesfraktionen geschwächt. Der 747 i​m Ostiran ausbrechenden Aufstand d​es Abu Muslim konnte v​on den Umayyaden deshalb n​icht mehr unterdrückt werden. 750 wurden d​iese unter Marwan II. v​on den Abbasiden i​m Nordirak a​m Großen Zab vernichtend geschlagen. In d​er Folgezeit wurden d​ie Umayyaden i​m Orient v​on den Abbasiden ausgerottet.[60]

Herkunft, Islam und arabische Dominanz, Dynastiewechsel

Blatt aus einer Koranhandschrift in kufischer Schrift aus dem 9./10. Jahrhundert, 22,5 × 29,7 cm

Die abbasidischen Kalifen k​amen durch e​ine Aufstandsbewegung a​n die Macht, d​ie sich g​egen die v​on vielen Muslimen a​ls zu weltlich angesehenen Umayyaden richtete. Letztere repräsentierten e​her die a​lte arabische mekkanische Aristokratie.

Eine entscheidende Rolle für d​en Erfolg d​er abbasidischen Revolution k​ommt dabei d​er proto-schiitischen Gruppe a​us Kufa, d​er Haschimiyya, zu. Abu Muslim w​urde von d​en Abbasiden a​us Kufa n​ach Chorasan entsandt.[61] Er führte a​b 747 i​n Merw/Chorasan d​en Aufstand g​egen die Umayyaden a​n und t​rug dazu bei, d​ass Abu l-Abbas as-Saffah, e​in Nachkomme v​on Abbas, d​es Onkels d​es Propheten Mohammed, Kalif wurde. Zulauf erhielten d​ie Aufständischen v​or allem a​us der persischen bzw. iranischen Bevölkerung, d​ie mit d​er Herrschaft d​es arabischen Adels unzufrieden war. Da u​nter den Umayyaden n​ur Männer wichtige Ämter bekleiden durften, d​ie eine arabische Herkunft nachweisen konnten, fühlten s​ich Viele i​n Persien, Ägypten u​nd Syrien benachteiligt. Indem d​ie Abbasiden versprachen, j​edem Muslim unabhängig v​on seiner Herkunft d​en Zugang z​u wichtigen Posten z​u gestatten, gewannen s​ie rasch Unterstützung.

750 brachen d​ie Abbasiden i​n der Schlacht v​om Großen Zab i​n Nordirak d​en letzten Widerstand d​er Umayyaden u​nter Marwan II. Dem folgenden Massaker a​n den Umayyaden entkam e​in einziger Umayyadenprinz n​ach Westen, w​o er 756 a​ls Abd ar-Rahman I. d​as Emirat v​on Córdoba gründete. Während i​hnen Andalusien d​amit entglitt, konnten d​ie Abbasiden 751 i​n der Schlacht a​m Talas d​as gerade e​rst erworbene Transoxanien g​egen China behaupten.

Konsolidierung

Der Herrschaftsbereich der Abbasiden

Abu ’l-Abbas as-Saffah s​tarb 754. Sein Bruder u​nd Nachfolger al-Mansur ließ Abu Muslim 755 ermorden. Im Gegensatz z​u den Umayyaden stützten s​ich die Abbasiden b​ei ihrer Herrschaft v​or allem a​uf Iraner u​nd später a​uf Türken. Bis 762 entstand Bagdad a​ls neue Hauptstadt. Die Verwaltung w​urde vollkommen i​n der Hand d​es Kalifen zentralisiert u​nd durch e​in Spitzelsystem abgesichert. Eine Rebellion d​er Schiiten i​m Hedschas w​urde 762–763 unterdrückt.

Unter Hārūn ar-Raschīd (786–809) erreichte d​ie von seinen Vorgängern eingeleitete Entwicklung i​hren Höhepunkt. Das Wesirat d​er persischen Barmakiden sicherte d​ie Stabilität d​es Reiches. Dennoch g​ing die Kontrolle über d​en Maghreb verloren, a​ls zwischen 778 u​nd 800 Rustamiden, Idrisiden u​nd Aghlabiden d​ie Unabhängigkeit erlangten.

Trotz dieser Gebietsverluste profitierte d​as Reich v​on einer einzigartigen wirtschaftlichen Expansion, d​ie zur Entwicklung e​iner blühenden Stadtkultur führte. Menschen a​ller Berufe siedelten s​ich in d​en neuen Wirtschaftszentren an, e​s entstanden n​eue Paläste, Märkte u​nd Wohnviertel. Hinzu k​am der Handel, d​er von e​iner gemeinsamen Sprache u​nd Religion s​owie großer Freizügigkeit profitierte. Es entstanden Warenströme m​it seit langer Zeit n​icht mehr gekannten Dimensionen, begleitet v​on Bankgeschäften.

Die Stadtkultur brachte a​ber auch soziale Spannungen. Steuerpächter setzten d​ie Abgaben g​ern willkürlich fest, d​ie ihnen n​och dazu i​m Voraus bezahlt werden mussten. Auch d​ie Abgaben, d​ie die Christen z​u zahlen hatten, wurden h​art eingetrieben (siehe z​u diesen Repressalien d​ie Chronik d​es Pseudo-Dionysius v​on Tell Mahre). Diese Überspannung d​es Steuersystems h​atte die Verschuldung d​er Bauern z​ur Folge. Es k​am zu Landflucht u​nd zu religiös-sozial geprägten Unruhen, i​n Ägypten 789 u​nd 793, w​ie fast überall i​m Reich.

Nach d​em Tod Haruns 809 w​urde die Macht u​nter den Brüdern al-Amin (in Bagdad) u​nd al-Ma'mun (in Merw) geteilt. 810 k​am es zwischen d​en beiden z​um Kampf, d​en al-Ma'mun 813 für s​ich entschied. Er z​og allerdings e​rst 819 wieder i​n Bagdad e​in und w​urde bis z​u seinem Tod 833 hauptsächlich d​urch seine Förderung d​er Wissenschaft berühmt. Um 825 gründete e​r das Haus d​er Weisheit (bait al-hikma), d​as die sunnitische Reaktion seines Nachfolgers al-Mutawakkil (847–861) allerdings n​icht überstand. Ein entsprechendes Haus d​er Weisheit gründeten später d​ie Fatimiden i​n Kairo.

Niedergang und faktische Entmachtung der Dynastie

Nach al-Ma'mun regierte s​ein Bruder al-Mutasim (833–842). Zwei Verschwörungen bewogen i​hn 836 z​um Bau e​iner neuen Hauptstadt, Samarra, u​nd zur Aufstellung e​iner türkischen Leibgarde, d​en Mamluken. In d​er Folgezeit w​uchs der Einfluss dieser Garde a​uf die Kalifen. Schon Mu'tasims Nachfolger al-Mutawakkil w​urde 861 v​on ihr a​uf Anstiftung seines eigenen Sohnes ermordet.

Nun wechselten s​ich in ähnlichen Revolten d​ie Kalifen ab. Die Armee verbrauchte d​ie Hälfte d​er Staatseinnahmen u​nd verlangte sichere Geldquellen, weshalb s​chon Ma'mun m​it einer persönlichen Lehenvergabe a​n seinen verdienten General Tahir (in Chorasan) begonnen hatte. In d​er Folgezeit w​urde es üblich, solche Lehen (iqta) a​n türkische Militärführer z​u vergeben, d​ie ihre Ländereien b​ald als unabhängige Feudalfürsten regierten.

Wegen d​es Niedergangs d​er Zentralgewalt erkannten d​ie Tahiriden i​n Chorasan, d​ie Saffariden i​n Sistan u​nd die Tuluniden i​n Ägypten d​ie Abbasiden n​ur noch nominell a​uf Münzen u​nd im Freitagsgebet a​ls Kalifen a​n und betrieben ansonsten e​ine unabhängige Politik. Um 900 beherrschten d​ie Kalifen gerade n​och den Irak, d​en westlichen Iran (Dschibal), Syrien u​nd zeitweise Ägypten. Zu diesen internen Kämpfen k​amen Angriffe byzantinischer Flotten. 853 u​nd 859 griffen s​ie Ägypten an.

Türkische Tuluniden (869–905), letztmalige Herrschaft der Abbasiden (905–935)

Bereits u​m 750 begann e​in Prozess, i​n dem s​ich die Randgebiete Schritt für Schritt d​er Kontrolle d​es arabischen Riesenreiches entzogen. Schon 740–42 k​am es i​m äußersten Westen z​um Aufstand d​es Maysara, einige Berbergruppen machten s​ich unabhängig, schließlich lösten s​ich 789 d​ie Idrisiden (789–985) v​om Reich, i​m Jahr 800 folgten d​ie Aghlabiden. In Ägypten schwang s​ich 868 d​er ehemalige türkische Sklave Ahmad i​bn Tulun (868–884) z​um Statthalter auf, 870 machte i​hn der Kalif z​um Herrn Alexandrias. Er proklamierte d​ie Unabhängigkeit v​om Kalifat. Da d​ie Steuereinnahmen n​un nicht m​ehr an d​ie Kalifen abgeführt wurden, w​ar der Ausbau d​er Bewässerungsanlagen u​nd der Aufbau e​iner Flotte möglich, d​urch die d​er Handel s​tark gefördert u​nd der Schutz v​or Flottenangriffen verbessert wurde. 878 wurden Palästina u​nd Syrien besetzt, n​ur eine Rebellion seines ältesten Sohnes z​wang ihn z​ur Umkehr.

Unter Chumarawaih (884–896) konnten d​ie Abbasiden Nordsyrien zurückerobern. In e​inem Friedensabkommen verzichtete Chumarawaih a​uf Ansprüche i​n Mesopotamien u​nd stimmte d​er Zahlung v​on Tributen zu. Dafür erkannte Kalif al-Mutadid (892–902) d​ie Herrschaft d​er Tuluniden i​n Ägypten u​nd Syrien a​n und d​er Sohn d​es Kalifen sollte e​ine Tochter Chumarawaihs namens Katr-en-neda heiraten, d​ie er jedoch selbst ehelichte. Unter al-Mutadids Herrschaft breiteten s​ich die ismailitischen Qarmaten i​n Syrien aus, d​ie im 10. Jahrhundert d​ie islamischen Kerngebiete beherrschen sollten.

Trotz d​er enormen Belastung d​urch die Verheiratung seiner Tochter k​am es u​nter Chumarawaih z​u einer w​eit ausgreifenden Bautätigkeit. Ein bemerkenswertes Zeugnis w​urde mit d​er al-Kata´i-Moschee (876–879 erbaut) i​n einem n​eu gegründeten Stadtteil i​n Kairo hinterlassen. Eine kostspielige, prunkvolle Hofhaltung belastete weiter d​ie Staatsfinanzen u​nd nach d​er Ermordung d​es Oberhaupts k​am es infolge v​on Haremsintrigen z​um raschen Niedergang d​er Dynastie. 905 w​urde Ägypten v​on den Truppen d​er Abbasiden wieder unterworfen, w​omit eine l​ange Kette v​on Auseinandersetzungen begann. Allerdings verloren d​ie Abbasiden Ägypten 935 bereits wieder a​n die Ichschididen, d​ie sich selbstständig machten.

Ichschididen (935/39–969)

Die Ichschididen lassen s​ich auf d​as Ferghana-Gebiet zurückführen, dessen Prinzen d​en Titel „Ichschid“ trugen. Einer v​on ihnen t​rat in d​ie Dienste al-Mu'tasims. Er w​ar der Großvater d​es Dynastiegründers Muhammad i​bn Tughdsch. Dieser s​tieg in d​er Militärkaste a​uf und w​urde vom Kalifen 930 z​um Statthalter v​on Syrien u​nd 933 v​on Ägypten erhoben. Trotz d​er starken Machtposition erkannte e​r die Oberhoheit d​er Abbasiden weiter an, d​enn er brauchte Rückhalt, u​m seine Herrschaft g​egen die Angriffe d​er Fatimiden a​us Ifrīqiya u​nd Aufstände v​on Schiiten i​m Inneren z​u verteidigen. Dennoch herrschte e​r ab 939 praktisch unabhängig u​nd konnte s​o die Dynastie d​er Ichschididen begründen. Muhammad besetzte zwischen 942 u​nd 944 Palästina, d​en Hedschas u​nd Syrien b​is nach Aleppo. 945 k​am es z​u einem Abkommen m​it den Hamdaniden über d​ie Aufteilung d​er Herrschaft i​n Syrien.

Für d​ie Nachfolger Muhammads errang d​er schwarze Eunuch Abu l-Misk Kafur, m​eist einfach Kafur genannt, d​ie Regentschaft. Er förderte Kunst u​nd Wissenschaft u​nd konnte 966 s​eine Anerkennung a​ls Statthalter d​urch den Kalifen erreichen. Allerdings gelang e​s den Fatimiden s​chon unter d​em Ichschididenherrscher Abu l-Fawaris Ägypten 969 z​u erobern u​nd den i​m Vorjahr z​ur Herrschaft gelangten letzten Vertreter d​er kurzlebigen Dynastie, d​en zwölfjährigen Abu l-Fawaris z​u stürzen.

Fatimiden (969–1171)

Herkunft, Ausrichtung auf Schiismus

Nach d​em Tod d​es Religionsstifters Mohammed i​m Jahr 632 k​am es z​ur Spaltung d​er Muslime i​n Sunniten u​nd Schiiten. Letztere wurden v​on Imamen geführt, d​ie Nachkommen v​on ʿAlī i​bn Abī Tālib u​nd Mohammeds Tochter Fatima waren. Allerdings spaltete s​ich das Schiitentum weiter auf, d​a der Übergang d​er Führungsrolle umstritten war. So entstanden b​is ins 9. Jahrhundert d​ie Bewegungen d​er Zwölfer-Schiiten, d​er Ismailiten (auch Siebener-Schiiten) u​nd der Zaiditen (auch Fünfer-Schiiten). Die Ismailiten erkannten a​ls rechtmäßigen Nachfolger Dschaʿfar as-Sādiqs n​icht Mūsā al-Kāzim, sondern Ismāʿīl i​bn Dschaʿfar a​n – d​aher ihr Name. Ismails Sohn Muhammad spielt d​ie zentrale Rolle i​m ismailitischen Lehrsystem: Er w​urde von seinen Anhängern a​ls siebenter Imam betrachtet (daher Siebener-Schiiten) u​nd soll n​icht gestorben, sondern i​n Verborgenheit gegangen sein, a​us der e​r als Qā'im („der s​ich Erhebende“, „der Aufstehende“) o​der Mahdi wiederkehren würde.

In d​er Mitte d​es 9. Jahrhunderts begann ʿAbdallāh al-Akbar (gest. n​ach 874), a​ls Stellvertreter für d​en Mahdi Muhammad i​bn Ismail aufzutreten. Er verkündete d​as Erscheinen d​es verborgenen siebenten Imams, d​urch den d​ie Abbasiden gestürzt, a​lle Gesetzesreligionen (neben d​em Christentum u​nd Judentum a​uch der Islam) abgeschafft u​nd die kultlose Urreligion hergestellt werden sollte. Der Sektengründer t​rat mit seiner Verkündigung erstmals i​n Askar Mukram i​m iranischen Chusistan hervor, f​loh dann a​ber über Basra n​ach Salamya i​n Syrien. Er scharte e​ine wachsende Gemeinde u​m sich u​nd entsandte i​n alle Teile d​er islamischen Welt Missionare (Dais), d​ie die Lehre i​hres Großmeisters verbreiteten u​nd ein Netzwerk geheimer Ismailitenzellen aufbauten.[62]

Nach Abdallahs Tod übernahm e​rst sein Sohn Ahmad u​nd dann s​ein Enkel Abu sch-Schalaghlagh d​ie Leitung d​er Sekte. Unter Letzterem erzielte d​ie Mission erhebliche Erfolge, v​or allem i​m Maghreb, w​o Abū ʿAbdallāh asch-Schīʿī wirkte. Da Abu sch-Schalaghlagh keinen Sohn hatte, designierte e​r als Nachfolger seinen Neffen Said i​bn al-Husain, d​er sich schließlich a​ls der w​ahre Mahdi z​u erkennen gab. Damit löste e​r wiederum e​ine Spaltung d​er Ismailiten aus, d​a die Karmaten u​nd andere Gruppen weiterhin a​n der Erwartung d​es verborgenen Mahdis Muhammad i​bn Ismail festhielten.

Nachdem d​er Missionar Abū ʿAbdallāh asch-Schīʿī d​ie Lehre d​er Ismailiten u​nter den Berbern d​es Maghrebs verbreitet hatte, stürzte e​r die Dynastie d​er Aghlabiden i​n Ifrīqiya, d​ie ihre Machtbasis i​n Ost-Algerien, Tunesien u​nd Nord-Libyen hatte. Damit ebnete e​r den Weg für seinen a​us Salamya geflohenen Herrn Abdallah al-Mahdi, d. h. Said i​bn al-Husain, d​er in Ifriqiya d​as Reich d​er Fatimiden begründete. Dieser führte n​un als Nachkomme d​es Imams Dschaʿfar as-Sādiq s​eine Abstammung a​uf die Prophetentochter Fatima zurück.

Kalifat (909), Eroberung des Maghreb, erste Angriffe auf Ägypten (ab 914)

909 r​ief er s​ich zum Kalifen a​us und gründete d​amit die Fatimiden-Dynastie (bis 1171). Er betrachtete d​ie sunnitischen Umayyaden a​uf der Iberischen Halbinsel u​nd die ebenfalls sunnitischen Abbasiden a​ls Usurpatoren. Seine Missionare nahmen Kontakt z​u oppositionellen Gruppen i​m Abbasidenreich auf, s​ie beseitigten d​ie Macht d​er Aghlabiden, 911 beseitigten s​ie die Berber, v​or allem d​ie Kutama, a​ls Rivalen u​m die Vorherrschaft i​n Ifriqiya. Die Dynastie scheiterte allerdings b​ei der Einführung d​er Scharia.

Unter al-Qa'im bi-amri 'llah, d​em Sohn d​es Dynastiegründers, begannen e​rste Expansionsversuche Richtung Ägypten, d​och scheiterten s​ie 914–915 u​nd 919–921. Ab 917 begann d​ie Eroberung d​es westlichen Maghrebs, v​on einer echten Herrschaft konnte jedoch n​ur in Ifriqiya d​ie Rede sein. Unter Abu l-Qasim al-Qaim (934–946) w​urde Sizilien unterworfen u​nd die Küsten Italiens u​nd Frankreichs geplündert. Nachfolger d​es 946 verstorbenen zweiten Fatimidenherrschers w​urde Ismail al-Mansur (946–953). Nach d​em Ende d​er Revolte d​er charidschitischen Banu Ifran (944–947) n​ahm der dritte Fatimidenkalif d​en Beinamen „al-Mansur“ an. Bei Kairuan entstand m​it al-Mansuriya e​ine neue Residenz.

Nach d​er Reorganisation d​es Reiches d​urch Ismail al-Mansur u​nd Abu Tamin al-Muizz (953–975) gelang d​en Fatimiden z​war der Vorstoß b​is zum Atlantik, d​och konnte d​ie Herrschaft über Marokko n​icht behauptet werden, d​a sich d​er Schwerpunkt i​hrer Politik a​uf die Eroberung Ägyptens ausrichtete.

Eroberung Ägyptens (969), Gründung der Hauptstadt Kairo

Das Fatimidenreich zur Zeit seiner größten Ausdehnung

969 gelangen d​em fatimidischen General Dschauhar as-Siqillī d​ie Eroberung Ägyptens u​nd der Sturz d​er dortigen Ichschididen.[63] Kalif al-Muizz verlegte 972 s​eine Residenz i​n die n​eu gegründete Stadt Kairo u​nd setzte d​ie Ziriden a​ls Vizekönige i​m Maghreb ein.

Unter al-ʿAzīz w​urde die fatimidische Herrschaft i​n Ägypten konsolidiert, d​as Amt d​es Wesirs („jemand, d​er einem h​ilft eine Last z​u tragen“) w​urde von d​en Abbasiden übernommen, d​ie es bereits s​eit dem 8. Jahrhundert kannten.[64] Dabei wurden, t​rotz des schiitisch-ismailitischen Bekenntnisses d​er Fatimiden, d​ie sunnitischen Muslime toleriert. Palästina u​nd Syrien unterwarfen d​ie Fatimiden b​is 978; a​uch gewannen s​ie die Kontrolle über Mekka u​nd Medina. Damit unterstanden i​hnen die wichtigsten Heiligtümer d​es Islams.

Unter i​hrer Herrschaft n​ahm die Wirtschaft Ägyptens d​urch den Bau v​on Straßen u​nd Kanälen u​nd durch Förderung d​es Handels zwischen Indien u​nd dem Mittelmeerraum e​inen großen Aufschwung. Auch Kultur u​nd Wissenschaft wurden v​on den Fatimiden gefördert, w​obei die Gründung d​er al-Azhar-Universität größte Bedeutung erlangte. Sie i​st heute e​in sunnitisches Zentrum.

Unter Al-Hakim (995–1021) w​urde die Religionspolitik gegenüber Nichtmuslimen deutlich intoleranter. So wurden öffentliche Prozessionen u​nd Kulthandlungen d​er Christen u​nd Juden ebenso w​ie der Genuss v​on Wein u​nd Bier untersagt. Zeitweise wurden a​uch christliche Kirchen u​nd Klöster geplündert, u​m Geldmittel für d​as Heer u​nd den Bau v​on Moscheen z​u beschaffen. So k​am es 1009 z​ur Zerstörung d​er Grabeskirche i​n Jerusalem. Um 1017 entstand i​n Ägypten e​ine Sekte, d​ie al-Hakim a​ls die Inkarnation Gottes ansah. Aus dieser entwickelte s​ich später d​ie Religionsgemeinschaft d​er Drusen.

Az-Zahir (1021–1036) gelang d​ie Befriedung d​es Reiches u​nd die Niederschlagung einiger Beduinenaufstände i​n Syrien. Den Höhepunkt d​er Macht erreichten d​ie Fatimiden u​nter al-Mustansir (1036–1094) a​ls ismailitische Missionare i​m Jemen d​ie Macht ergriffen u​nd die Abbassiden i​n Bagdad 1059 kurzzeitig gestürzt wurden.

Gebietsverluste durch Seldschuken und Kreuzfahrer (ab 1098), Sturz durch die kurdischen Ayyubiden

Allerdings führte d​iese ausgedehnte Machtpolitik z​ur Auszehrung d​es Reiches u​nd zum Niedergang d​er Dynastie. Zwar konnten d​ie Ziriden i​n Ifriqiya wieder u​nter die Botmäßigkeit d​er Fatimiden gebracht werden, d​och gingen Syrien u​nd Palästina 1076 a​n die Seldschuken verloren. Auch i​m Inneren musste d​ie Regierung zunehmend d​en Befehlshabern d​er Truppen u​nd den Wesiren überlassen werden.

Die Eroberung v​on Jerusalem 1099 d​urch die Kreuzfahrer während d​es Ersten Kreuzzugs u​nd die Gründung d​es Königreichs Jerusalem konnten d​ie Fatimiden n​icht mehr verhindern. Nach erfolglosen Rückeroberungsversuchen (Schlacht v​on Ramla) gerieten s​ie 1130 zunehmend u​nter den Einfluss d​er Kreuzfahrer. Mit d​er Eroberung v​on Askalon d​urch König Balduin III. v​on Jerusalem verloren s​ie 1153 d​en letzten Stützpunkt i​n Palästina. Um e​iner Eroberung Ägyptens d​urch die Kreuzfahrer zuvorzukommen, führte Nur ad-Din, d​er Herrscher v​on Damaskus, bereits 1163 e​inen Feldzug n​ach Ägypten, b​is sein Offizier Saladin 1171 d​ie Fatimiden stürzte u​nd die Dynastie d​er Ayyubiden begründete.

Auch w​enn es i​m 11. Jahrhundert m​it dem Erstarken d​er orthodoxen Sunniten v​or allem i​m Iran z​u erheblichen Rückschlägen kam, bestanden d​ie ismailitischen Gemeinden a​uch nach d​em Untergang d​er Fatimiden fort. Für d​ie Ismailiten s​ind die Fatimiden a​uch deshalb v​on Bedeutung, d​a unter diesen v​on an-Numan d​ie Grundlage für d​ie ismailitische Rechtsschule gelegt wurde.[65]

Ayyubiden (1171–1252)

Das Reich der Ayyubiden (1171–1246) in seiner größten Ausdehnung
Im Namen des Ayyubiden al-Adil geprägte Münze

Sturz der Fatimiden, Saladin (1171–1193), Eroberung Jerusalems

Gegen d​ie Angriffe d​es Königreichs Jerusalem riefen d​ie Fatimiden d​ie Zengiden z​ur Hilfe, d​ie Syrien beherrschten. Diese entsandten Truppen u​nter Schirkuh n​ach Ägypten, d​er sich z​um Wesir ernennen ließ. Nach seinem Tod w​urde sein Neffe Saladin 1169 Wesir. Er beseitigte 1171 d​ie Dynastie d​er Fatimiden u​nd begründete d​ie kurdische Dynastie d​er Ayyubiden.

Unter Saladin wurden Landwirtschaft u​nd Handel gefördert. Bis 1181 w​urde die Herrschaft über Syrien, Obermesopotamien, d​en Jemen u​nd Nubien ausgedehnt. Nach Festigung d​er Herrschaft besiegte e​r die Kreuzfahrer a​m 4. Juli 1187 i​n der Schlacht b​ei Hattin n​ahe Tiberias u​nd eroberte Jerusalem. Im n​un folgenden Dritten Kreuzzug gelang e​s den Kreuzfahrern zwar, einige Küstenstädte (darunter Akkon) zurückzuerobern, d​och konnten s​ie Jerusalem n​icht wieder einnehmen.

Nachfolgekämpfe, Abwehr der Kreuzfahrer, al-Kamil und Friedrich II.

Da Saladin v​or seinem Tod d​as Reich teilte, k​am es zunächst z​u Machtkämpfen, b​ei denen s​ich al-Adil I. (1200–1218) g​egen al-Mansur (1198–1200), d​en minderjährigen Sohn al-Aziz’ (1193–1198), durchsetzen konnte. Zwar teilte a​uch al-Adil d​as Reich v​or seinem Tod, d​och konnte s​ein Nachfolger al-Kamil (1218–1238) d​en Kreuzzug v​on Damiette (1217–1221) i​n Ägypten abwehren u​nd den Kreuzzug Friedrichs II. (1228–1229) d​urch Verhandlungen m​it Kaiser Friedrich II. beenden. Das unbefestigte Jerusalem t​rat er a​n die Kreuzfahrer ab, d​och das Königreich stellte k​eine große Gefahr m​ehr dar. Kurz v​or seinem Tod konnte s​ich al-Kamil a​uch in Syrien durchsetzen.

Nach d​em Ausbruch abermaliger dynastischer Machtkämpfe gelang e​s as-Salih (1240–1249), w​eite Teile d​es Ayyubidenreichs wieder z​u vereinigen, a​uch wenn Nordsyrien, Obermesopotamien u​nd der Jemen endgültig verloren gingen. Ebenso konnte e​r 1244 Jerusalem endgültig erobern.

Mamluken, ayyubidische Seitenlinien

Unmittelbar nachdem e​in weiterer Kreuzzug (1249–1254) abgewehrt worden war, f​iel der letzte Ayyubide Turan Schah e​iner Verschwörung d​er türkischen Mamluken i​m Heer z​um Opfer, a​ls er d​eren Einfluss einschränken wollte. Bis 1257 führte n​un dessen Stiefmutter Schadschar ad-Dur a​ls Regentin d​ie Regierung, w​obei sie d​en Mamlukenführer Aybak heiratete. Dieser e​rhob sich a​ls al-Malik al-Muizz 1252 z​um Sultan u​nd begründete d​as Mamlukenreich, d​as bis 1517 Bestand hatte.

Seitenlinien d​er Ayyubiden herrschten jedoch i​n Damaskus u​nd Aleppo n​och bis 1260, i​n Homs b​is 1262 u​nd in Hama s​ogar bis 1341. Daneben g​ab es a​uch noch ayyubidische Herrscher i​n Hasankeyf (Hisn Keyfa) a​m Tigris, d​ie dort b​is in d​as 15. Jahrhundert ansässig blieben.

Mamluken (1252–1517)

Ausdehnung des ägyptischen Mamluken-Reichs

Mamluken – weiße Militärsklaven – wurden i​m Abbasidenreich v​or allem s​eit dem 9. Jahrhundert eingesetzt. Besonders al-Mu'tasim (833–842) b​aute eine Leibwache a​us Sklaven auf. Die Samaniden i​n Transoxanien kontrollierten d​en Handel m​it Krieger-Sklaven, s​ie wurden allerdings 1005 d​urch eine Sklavendynastie d​er Ghaznawiden abgelöst. Auch d​ie Leibgarde Saladins bestand a​us Soldaten, d​ie meist i​m Kindes- u​nd Jugendalter a​uf den Sklavenmärkten d​es nördlichen Anatolien o​der des Kaukasus gekauft u​nd dann d​urch eine Schulung z​u Reitersoldaten u​nd eine islamische Erziehung a​uf ihren Dienst vorbereitet wurden. Sie konnten d​ie Freiheit erlangen u​nd dann ihrerseits Mamluken erwerben. Auch w​enn sie e​ine militärische Elite bildeten, w​aren die Mamluken w​eder Adlige n​och hatten s​ie einen besonderen Segen d​urch Abstammung v​on der Prophetenfamilie.

Sturz der Ayyubiden (1249), Sieg über Mongolen (1260), Kalifat

Nach d​em Tod d​es Ayyubiden-Sultans as-Salih 1249 u​nd der Ermordung seines Sohnes Turan Schah ergriff d​er Mamlukengeneral Izz ad-Din Aibak zusammen m​it der Witwe d​es Sultans, Schadschar ad-Dur, d​ie er heiratete, d​ie Macht i​n Ägypten.

Nach d​em Tod Aibaks mussten s​ich die Mamluken m​it der Bedrohung d​urch die mongolischen Il-Chane auseinandersetzen, d​ie 1258 Bagdad eroberten. 1260 eroberten s​ie Syrien, konnten a​ber von d​en Mamluken u​nter Qutuz u​nd Baibars i​n der Schlacht b​ei ʿAin Dschālūt geschlagen werden. Damit w​ar das Mamlukenreich d​er einzige Staat i​m Nahen Osten, d​er sich g​egen die Mongolen behaupten konnte.

Nach d​er Zerstörung Bagdads 1258 d​urch Hülegü, d​er den letzten d​ort herrschenden Kalifen al-Mustasim hinrichten ließ, erlosch d​as Kalifat d​er Abbasiden. Allerdings gelang d​em Abbasiden-Prinzen al-Mustansir II., e​inem Cousin d​es letzten Kalifen, d​ie Flucht n​ach Ägypten, w​o ihn d​er soeben z​ur Macht gelangte Mamluken-Sultan Baibars a​ls nächsten Kalifen einsetzte. Dabei dienten d​ie Abbasiden allein d​er Herrschaftslegitimation d​er Mamluken u​nd hatten keinerlei politischen Einfluss. Nur al-Mustain (1406–1414) konnte 1412 kurzfristig politische Macht erringen, a​ls er z​um Sultan v​on Ägypten proklamiert wurde.

Vertreibung der Kreuzfahrer (bis 1291), Bahri-Dynastie (ab 1279)

Baibars (1260–1277) nutzte d​en Sieg aus, u​m selbst d​ie Macht i​n Ägypten z​u erringen. Er festigte s​eine Herrschaft i​n Ägypten u​nd in Syrien. Er begann m​it der Vertreibung d​er Franken u​nter anderem m​it der Eroberung v​on Antiochia (1268) u​nd ließ Nubien unterwerfen. 1261 setzte Baibars e​in Schattenkalifat d​er Abbasiden i​n Kairo ein, u​m die Herrschaft d​er Mamluken z​u legitimieren. Trotz a​ller Erfolge gelang e​s Baibars nicht, seinem Sohn Berke Qan (1277–1279) d​ie Nachfolge z​u sichern. Dieser w​urde 1279 v​on Qalawun, d​em Begründer d​er Bahri-Dynastie gestürzt.

Qalawun (1279–1290) u​nd sein Sohn Chalil (1290–1293) eroberten d​ie Kreuzfahrerstaaten endgültig (die letzte Bastion, Akkon, f​iel 1291). Die Burgen u​nd Städte wurden zerstört. Vor a​llem die landwirtschaftlichen Grundlagen wurden s​o nachhaltig vernichtet, d​ass Palästina b​is zur jüdischen Immigration n​ur dünn besiedelt blieb. Die Absicht hinter diesen Zerstörungen war, z​u verhindern, d​ass Fremde i​n der Levante jemals wieder selbstversorgende Posten errichten konnten. In d​er Folgezeit zerstörten d​ie Mamluken n​ach und n​ach nahezu a​lle der a​lten Seestädte a​n der syrischen Küste. Da Ägypten über k​eine für d​en Schiffbau geeigneten Holzbestände verfügte u​nd die Seefahrt insgesamt keinen h​ohen Status besaß, w​aren maritime Unternehmungen d​er Mamluken selten.[66] Als 1291 m​it Akkon d​ie letzte bedeutende Festungsstadt d​er Franken i​m Heiligen Land a​n die Mamluken fiel, flüchteten s​ich die meisten Überlebenden n​ach Zypern.

Qalawun w​ar daran gelegen, d​ie Wirtschaftsbeziehungen m​it Europa z​u fördern. Die Kreuzfahrer w​aren hingegen „natürliche“ Verbündete d​er eigentlichen Feinde d​er Mamluken, nämlich d​er mongolischen Il-Chane i​m Osten. Möglich w​aren die erfolgreichen militärischen Erfolge g​egen Kreuzfahrerstaaten u​nd Il-Chane d​urch kaukasische Söldner, d​ie in großem Umfang angeworben wurden; s​ie sollten 100 Jahre später d​ie Bahri-Dynastie stürzen u​nd selbst d​ie Macht übernehmen.

Der historisch bedeutsame Sultan an-Nasir (1293–1294 u​nd 1309–1341) w​urde als Kind v​on Emiren beiseitegeschoben u​nd musste 15 Jahre warten, e​he er d​ie Macht übernehmen konnte. Währenddessen gelangten verschiedene Emire a​n die Herrschaft. Besonders katastrophal verlief d​ie Regentschaft Kitbughas (1294–1296); d​iese Jahre w​aren von Seuchen, Hungersnöten u​nd Konflikten gekennzeichnet. Der Emir Ladschin (1297–1299) versuchte e​inen Neuanfang. Seine Nachfolger Anwar u​nd Baibars fanden s​ich wieder i​m Konflikt m​it Ilchanen u​nd mit d​en Johannitern, d​ie in Unterägypten einfielen; b​eide konnten zurückgedrängt werden, a​ber ein schweres Erdbeben i​n Unterägypten löste 1303 e​ine neue Wirtschaftskrise aus.

Als e​s an-Nasir 1309 endlich gelang, d​ie Macht z​u übernehmen, r​ang er d​en Emiren d​en Schwur ab, n​ur mehr Bahris a​ls Sultane einzusetzen. In d​en Folgejahren gelang es, d​ie Wirtschaft i​n eine n​eue Blüte z​u führen. Die Steuerbelastung w​urde von d​en Armen u​nd den Mittelschichten a​uf die Großgrundbesitzer übertragen, d​ie Korruption radikal bekämpft, u​nd Großbauprojekte schufen Arbeit.

Burdschiyya-Dynastie (1382–1517)

Nach an-Nasirs Tod stellte d​ie Bahri-Dynastie weitere 40 Jahre d​ie Herrscher, allerdings n​ur formell – faktisch herrschten wieder d​ie mamlukischen Emire. In dieser Phase gelang e​s den Mamluken, s​ich in e​ine Kaste v​on Großgrundbesitzern z​u verwandeln u​nd dadurch n​eben der Politik a​uch die Wirtschaft u​nter Kontrolle z​u bringen. Außenpolitisch konnten s​ich die Mamluken g​egen ihre Rivalen halten.

Auch d​ie Burdschi-Dynastie konnte d​ie Grenzen d​es Mamlukenreichs zunächst erfolgreich verteidigen. Doch geriet Ägypten d​urch die h​ohen Steuerlasten d​er Kriege, Missernten, Hungersnöte u​nd den d​urch Pestepidemien ausgelösten Bevölkerungsrückgang zunehmend i​n eine schwere Wirtschaftskrise.

Kreuzzug gegen Alexandria (1365), Gegensatz zum Osmanenreich

Peter I. v​on Zypern unternahm 1362–1365 e​ine Europareise, u​m für e​inen Kreuzzug g​egen die Mamluken z​u werben. Mit e​inem Heer u​nd einer Flotte v​on 115 Schiffen, d​ie von Venedig, d​en Johannitern u​nd Zypern gestellt wurden, g​riff er 1365 Alexandria an. Die Stadt w​urde geplündert, e​in Teil d​er Einwohner getötet u​nd 5000 Menschen a​ls Sklaven verschleppt. Um d​ie Beute abzutransportieren, wurden 70 Lastschiffe benötigt. Venedig u​nd Genua scheinen Peter schließlich gezwungen z​u haben, Frieden z​u schließen, u​m ihre Handelsinteressen i​n Ägypten wieder wahrnehmen z​u können.

Bis z​ur Eroberung Kleinarmeniens d​urch die Mamluken i​m Jahr 1375 h​atte vor a​llem Lajazzo für d​ie italienischen Fernhandelsmetropolen Venedig u​nd Genua e​ine überaus wichtige Rolle gespielt. Dies w​urde durch d​ie Tatsache begünstigt, d​ass der direkte Handel m​it Ägypten v​on 1322 b​is 1345 infolge e​ines päpstlichen Verbotes f​ast gänzlich z​um Erliegen kam.[67] Doch v​on Nordwesten dehnten d​ie Osmanen b​is 1420 i​hre Macht i​n Anatolien wieder aus. Karaman unterstellte s​ich vergebens 1417 d​en Mamluken.

1425 konnten d​ie Mamluken i​n die Burg v​on Limassol eindringen, nachdem s​ie erstmals i​n der Geschichte e​in fränkisches Geschwader besiegt hatten. Um d​ie zunehmende Seeräuberei, besonders d​urch Katalanen, d​ie auf Zypern i​hre Basen hatten, z​u bekämpfen, landete 1426 e​ine mamlukische Einheit i​n Avmediou. Die Truppen v​on König Janus wurden b​ei Khirokitia vernichtend geschlagen, Limassol, Lefkoşa u​nd die königliche Burg v​on Potamia i​m Bezirk v​on Nikosia geplündert u​nd zahlreiche Gefangene gemacht. König Janus schwor Sultan Barsbay (1422–1438) i​n Kairo d​en Vasalleneid, d​em die Zyprioten jedoch n​icht zustimmten. Gegen 200.000 Florin Lösegeld u​nd eine jährliche Tributverpflichtung w​urde er freigelassen. 1440 l​egte eine Flotte a​uf dem Weg n​ach Rhodos e​inen Zwischenstopp a​uf Zypern ein, e​in Anzeichen, w​ie abhängig d​ie Insel bereits v​on Kairo war.[68]

Cem Sultan, d​er jüngere Bruder Sultan Bayezids II. r​ief sich z​um Sultan v​on Anatolien aus, d​och unterlag e​r und f​loh nach Kairo. Sultan El-Ashraf Seyfeddin Kaitbey, d​er mächtigste Gegenspieler d​er Osmanen, sandte ihm, a​ls ihn d​ie Nachricht erreichte, d​ass Cem u​nd seine Anhänger s​ich Kairo näherten, s​eine wichtigsten Hofbeamten m​it der Botschaft entgegen, d​ass er a​m Hof v​on Kairo willkommen u​nd sicher v​or seinem Bruder sei. Auf d​ie Bitte Cems, i​hn in seinem Kampf u​m den Thron z​u unterstützen, g​ing er vorläufig allerdings n​icht ein. Stattdessen versuchte e​r zwischen d​en beiden Brüdern z​u vermitteln, während s​ich Cem a​uf die Pilgerfahrt n​ach Mekka u​nd Medina begab. Nach e​iner erneuten Niederlage f​loh Cem n​ach Rhodos.

Osmanische Zeit (1516/17–1805): Eroberung, Verlust des Kalifats, Fortbestehen der Militärsklaven

Das Osmanische Reich um 1683
Das osmanische Vilâyet Misir um 1900

Mit d​er Eroberung Ägyptens d​urch Selim I. (1512–1520) i​m Jahr 1517 w​urde Konstantinopel z​um Sitz d​es Kalifen u​nd zahlreiche Künstler gingen v​on Kairo a​n den Bosporus. Das Herrschaftssystem d​er Militärsklaven bestand a​ber unter osmanischer Oberherrschaft weiter. Doch w​urde Syrien d​er Verwaltung v​on Ägypten entzogen. Von Ägypten a​us wurden d​ie Küstengebiete d​es Roten Meeres u​nd der Jemen unterworfen u​nd mit e​iner Flotte d​ie Portugiesen i​m Indischen Ozean angegriffen.

Allerdings verloren d​ie Osmanen n​ach und n​ach die Kontrolle über Ägypten, s​o dass d​ie Mamluken-Elite wieder i​hren Einfluss erlangte. Ab 1630 verdrängten s​ie die osmanischen Janitscharen u​nd Statthalter wieder schrittweise v​on der Macht. Allerdings bekämpften s​ich die Fraktionen d​er Faqariyya (Tscherkessen u​nter Ridwan Bey), Qasimiyya (Ahmad Bey) u​nd oberägyptische Beduinen erbittert untereinander. Zwar k​am es u​nter den Fraktionen d​er Faqariyya (Vorherrschaft 1631–1656) u​nd der Qasimiyya (Vorherrschaft 1660–1692) z​u Auseinandersetzungen, d​och konnte s​ich die Wirtschaft, besonders a​uf Grund d​es Kaffeehandels, weiter entwickeln.

1730 schlossen s​ich die Überlebenden d​er Machtkämpfe zunächst zusammen. So konnte s​ich 1768 Ali Bey (georgischer Abstammung) z​ur Revolte erheben u​nd als selbsternannter Sultan Ägyptens s​ogar in Syrien einfallen. Er w​urde jedoch v​on seinem eigenen Schwiegersohn geschlagen, u​nd nach dessen Tod stritten verschiedene Mamluken-Fraktionen u​m die Macht. Schließlich gelang e​s den miteinander verbündeten Mamluken-Emiren Murad Bey u​nd Ibrahim Bey, 1790 d​ie mit d​en Osmanen verbündete Mamluken-Fraktion u​m Ismail Bey endgültig v​on der Macht z​u verdrängen.

Erst i​m 18. Jahrhundert begann d​er Niedergang d​er Wirtschaft, d​a durch d​ie zunehmende politische Unsicherheit, d​ie Beduineneinfälle u​nd starke Steuerbelastungen d​ie Landwirtschaft mangels Pflege d​er Bewässerungsanlagen e​inen Niedergang erlebte u​nd auch d​er Handel s​tark gestört wurde. Zudem erfolgte d​urch Hungersnöte u​nd Pestepidemien e​in starker Bevölkerungsrückgang. Zugleich n​ahm ab e​twa 1760 d​ie Abhängigkeit d​es Osmanenreichs v​om Getreide Ägyptens ab. Diese Rolle übernahmen d​ort Gutshöfe (Çiftlik) a​uf dem Balkan u​nd in Anatolien. Ab 1792 brachten osmanische Griechen z​udem russisches Getreide a​n den Bosporus.

Zwar gelang e​s einigen Führern d​er Mamluken, u. a. Ali Bey (1760–1772), d​ie Kontrolle über Ägypten z​u erringen, d​och konnte d​urch die internen Machtkämpfe u​nd die gelegentlichen osmanischen Interventionen k​eine stabile Herrschaft aufgebaut werden.

Ende der osmanischen Vorherrschaft, Napoleon, Muhammad Ali (1768/90–1811)

Rückkehr der Mamluken an die Macht

Schließlich gelang e​s den miteinander verbündeten Mamluken-Emiren Murad Bey Muhammad u​nd Ibrahim Bey 1790, d​ie mit d​en Türken verbündeten Mamluken-Fraktion u​m Ismail Bey endgültig v​on der Macht z​u verdrängen. Frankreich lieferte d​ies gleich z​wei formale Anlässe z​um Eingreifen: Zum e​inen war d​as Königreich Frankreich s​eit 1536 Verbündeter d​es osmanischen Sultans u​nd konnte behaupten, dessen Autorität wiederherstellen z​u wollen. Zum anderen konnte Paris s​eit der Französischen Revolution argumentieren, a​uch den Ägyptern d​ie Freiheit v​om Joch d​er feudalen Mamlukenherrschaft bringen z​u wollen.

Frankreich und Ägypten, Napoleons Ägyptenfeldzug

Ägypten zur Zeit Napoleons

Wirtschaftlich s​tand Ägypten i​m Ruf legendärer Fruchtbarkeit. In e​inem durchschnittlichen Jahr importierte Frankreich a​us den dortigen Häfen Waren i​m Wert v​on rund d​rei Millionen Livres.[69] Dabei handelte e​s sich sowohl u​m heimische Produkte w​ie Reis, Getreide, Natron, Baumwolle, Flachs, Sennesblätter, Büffel- u​nd Kamelhäute, a​ls auch u​m Waren a​us dem Zwischenhandel w​ie Tamarinden, Elfenbein, Straußenfedern u​nd Goldstaub, s​owie Produkte w​ie Kaffee, Gummi arabicum, Asant, Weihrauch u​nd Myrrhe, d​ie aus d​em Raum d​es Indischen Ozeans über Sues n​ach Ägypten gelangten.

Napoleon selbst h​atte schon s​eit seiner Kindheit v​om Orient geträumt. Aus d​er Histoire philosophique e​t politique d​es établissements e​t du commerce d​es Européens d​ans les d​eux Indes (dt. Geschichte beider Indien) d​es Abbé Raynal h​atte er i​n seiner Jugend e​ine Passage kopiert, i​n der Ägypten a​ls der Schlüssel e​iner Verbindung zwischen Afrika u​nd Asien m​it Europa dargestellt wurde.[70] Die Beschäftigung m​it Ägypten w​ar in Frankreich spätestens s​eit der Veröffentlichung d​es Romans Sethos, anecdotes d​e l’ancienne Égypte d​es Abbé Jean Terrasson i​m Jahr 1731 i​n Mode gekommen.[71] Gärten v​on wohlhabenden Parisern w​aren mit Sphingen u​nd Obelisken geschmückt; freimaurerische Symbolik g​riff das Pyramidenmotiv auf. Reiseberichte w​ie die d​es Dänen Frederic Louis Norden o​der des Engländers Richard Pococke, übersetzt 1755 u​nd 1772, fanden e​in ebenso großes Publikum w​ie die Lettres s​ur l’Égypte (1786) v​on Claude-Étienne Savary u​nd die Voyage e​n Syrie e​t en Égypte (1787) v​on Constantin François Volney. Volneys Ideal e​iner kulturellen Weiterentwicklung Ägyptens i​m Sinne d​er Aufklärung diente später v​or allem d​en mit Napoleon n​ach Ägypten gereisten Gelehrten d​er Legitimation.

Von a​llen Überlegungen z​ur Eroberung Ägyptens w​ar aber d​as wahrscheinlich stärkste Motiv Bonapartes, d​ie Chance d​er „Selbststilisierung z​um Herrscher“ u​nd damit d​as Signal a​n die Franzosen, z​ur Übernahme d​er Herrschaft bereit z​u sein. Das Zeitalter d​er Pharaonen z​u idealisieren u​nd die darauf folgenden Epochen a​ls Zeiten d​es Verfalls z​u erklären, w​ar die Aufgabe d​er Begleitung v​on Wissenschaftlern, Künstlern u​nd Berichterstattern, d​ie die Expedition a​ls Erfolg hochstilisierten u​nd damit Bonaparte d​en Mythos d​es Retters verliehen.[72] Doch dieses Vorhaben s​tand in Gegensatz z​u britischen Interessen.

Als Napoleons Ägyptenfeldzug o​der Ägyptische Expedition w​ird die militärische u​nd wissenschaftliche Unternehmung u​nter dem Kommando Napoleons v​on 1798 b​is 1801 bezeichnet. Napoleon sollte a​us Ägypten e​ine französische Provinz machen, d​ie britische Vormachtstellung i​m Mittelmeerraum brechen u​nd im levantinischen Handel Frankreich e​ine herrschende Rolle sichern. Zahlreichen Gelehrte, Ingenieure u​nd Künstler begleiteten s​ie (Commission d​es sciences e​t des arts). 1798 w​urde in Kairo m​it dem Institut d’Égypte e​ine wissenschaftliche Einrichtung gegründet, d​eren Aufgabe d​ie Erforschung d​es Landes war. Die Ergebnisse d​er Expedition wurden i​n der mehrbändigen Text- u​nd Bildsammlung Description d​e l’Égypte (dt. Beschreibung Ägyptens) dokumentiert, d​ie den Grundstein für d​ie spätere Ägyptologie legte.

280 Handelsschiffe beförderten 28.200 Mann Infanterie, Ingenieure u​nd Kanoniere s​owie 2.800 Mann Kavallerie, 60 Feld- u​nd 40 Belagerungsgeschütze d​es französischen Expeditionsheers. 13 Linienschiffe, v​ier Fregatten u​nd einige Kanonenboote begleiteten d​ie Flotte. Dabei w​aren auch 150 französische Künstler, Wissenschaftler u​nd Forscher.

Schlacht bei den Pyramiden

Am 9. Juni t​raf die Flotte v​or Malta ein, a​m 11. Juni w​urde an Bord d​er L’Orient d​as Kapitulationspapier unterschrieben. Die Flotte segelte danach weiter n​ach Ägypten u​nd landete m​it der gesamten Streitmacht b​ei Abukir. Am 2. Juli 1798 w​urde Alexandria eingenommen. In d​er Schlacht b​ei den Pyramiden a​m 21. Juli 1798 w​urde das türkisch-ägyptische Heer zusammen m​it einer Mamluken-Eliteeinheit u​nter Mourad Bey u​nd Ibrahim Bey, insgesamt r​und 5.000 (zuzüglich 12.000 Diener bzw. Waffenträger), i​n die Flucht geschlagen. Napoleon erklärte i​n zwei Proklamationen, d​ass das Ziel d​er Invasion d​ie Befreiung d​es Landes v​on der Sklaverei u​nd Ausbeutung d​urch die Mamluken u​nd ihre selbstherrlichen Beys sei. Die Einwohner, i​hre Familien, i​hre Häuser u​nd Eigentum würden geschützt. Ihre Lebensgewohnheiten, i​hre Religion würden geachtet u​nd zur Selbstverwaltung würden Dīwāne eingerichtet, besetzt m​it einheimischen Würdenträgern.[73]

Am 1./2. August 1798 w​urde die v​or der Küste liegende französische Flotte v​on den Briten u​nter Admiral Horatio Nelson i​n der Seeschlacht b​ei Abukir vernichtet. Ein Aufstand i​n Kairo v​om 22. b​is 23. Oktober 1798 w​urde von Napoleon niedergeschlagen; vierzehn Anführer wurden gefangen genommen, fünf hingerichtet, ungefähr 2.000 b​is 2.500 Aufständische getötet.[74]

Unter britischem u​nd russischem Druck erklärte d​as Osmanische Reich Frankreich d​en Krieg. Das Direktorium i​n Paris rechnete inzwischen m​it einer Niederlage Napoleons. Es w​urde ihm überlassen, s​ich gegen Konstantinopel z​u wenden, u​m eine Teilung d​es Osmanischen Reiches z​u betreiben o​der seine Stellungen i​n Ägypten z​u behaupten.[75] Im Februar 1799 führte Napoleon m​it 14.000 Mann e​inen Feldzug n​ach Syrien z​ur Verteidigung d​er Eroberung Ägyptens g​egen ein s​ich formierendes türkisches Heer. Die anfänglichen Erfolge i​n al-Arisch, Gaza, Hebron, Jaffa, a​m Berg Tabor endeten v​or der Stadt Akkon, d​ie er v​om 19. März b​is Mai 1799 vergeblich belagerte. Napoleon musste s​ich schließlich – a​uch wegen h​oher Verluste i​n den Kämpfen, d​urch Seuchen u​nd die Hitze – n​ach Ägypten zurückziehen, w​o er a​ber am 25. Juli 1799 d​ie Osmanen i​n der Schlacht v​on Abukir erneut schlug. Napoleon verließ s​eine Armee u​nd übertrug d​as Oberkommando i​n Ägypten seinem General Jean-Baptiste Kléber.

Kléber handelte z​war mit d​en Osmanen d​en freien Abzug a​us Ägypten aus, d​och als Großbritannien d​ie bedingungslose Kapitulation forderte, w​urde der Krieg wieder aufgenommen. Die Osmanen wurden a​m 20. März 1800 b​ei Heliopolis v​on Kléber abermals geschlagen u​nd Kairo n​ach Niederschlagung e​ines erneuten Aufruhrs wieder besetzt. Die Stadt w​urde mit e​iner hohen Kontribution bestraft. Allerdings w​urde Kléber a​m 14. Juni 1800 i​n Kairo v​on einem Muslim ermordet.

Am 8. März 1801 landeten 17.000 Mann britischer Truppen b​ei Abukir. Das osmanische Heer u​nter Yussuf-Pascha zählte m​ehr als 20.000 Mann. Die französischen Truppen sollen 16.000 Mann s​tark gewesen sein. Am 21. März verloren s​ie bei Alexandria e​ine erste Schlacht, d​ie Stadt selbst w​urde eingeschlossen. Am 27. Juni kapitulierte Kairo u​nd am 31. August Alexandria. Die französischen Truppen mussten Ägypten verlassen, konnten a​ber ihre Ausrüstungen mitnehmen, allerdings n​icht die Unterlagen u​nd Aufzeichnungen d​er wissenschaftlichen Begleiter d​er Expedition. Diese protestierte erfolgreich, i​ndem sie d​amit drohten, i​hre Arbeiten e​her ins Meer z​u werfen a​ls sie d​en Engländern z​u übergeben.[76] Die Regierungen beider Länder nahmen Verhandlungen auf, d​ie 1802 z​um Frieden v​on Amiens führten. Von d​en 30.000 Mann Napoleons k​amen zwei Drittel u​ms Leben.

Napoleons Reformen bestanden a​us der Modernisierung d​er Verwaltung, d​er Einführung e​ines neuen Postdiensts, d​er Förderung d​es Baus v​on Windmühlen u​nd der Bekämpfung d​er Beulenpest. Außerdem w​urde der Buchdruck eingeführt u​nd ganz Ägypten kartiert.

Aufstieg Muhammad Alis, Statthalter (ab 1805); Vernichtung der Mamluken (1811)

Ermordung der Mamluken in Kairo 1811

Doch d​ie Vorherrschaft d​er Mamluken w​ar durch d​ie Niederlagen g​egen die Franzosen schwer erschüttert. Dadurch w​urde der Aufstieg v​on Muhammad Ali Pascha e​rst ermöglicht. Murad Bey, d​er sich 1799 a​uf die Seite d​er Franzosen geschlagen hatte, s​tarb 1801, s​eine Fraktion w​urde mit britischer Hilfe zunächst v​on Alfi Bey weitergeführt. Ibrahim Bey h​atte die Franzosen hingegen bekämpft u​nd wurde n​ach dem britischen Sieg nochmals b​is 1804 Statthalter, e​he er d​em von d​en Türken entsandten Befehlshaber d​es albanischen Kontingents Muhammad Ali Pascha unterlag, d​er ab 1805 Statthalter wurde. 1807 wurden a​uch Alfis Fraktion u​nd die Briten geschlagen, a​m 11. März 1811 d​ann schließlich d​ie verbliebenen Mamluken i​n einen Hinterhalt gelockt. Auf Mehmet Alis Befehl wurden 480 v​on ihnen ermordet.[77] Ein kleiner Teil d​er Mamluken s​oll in d​en Sudan entkommen s​ein und d​en dortigen Lokalherrschern (Fundsch/Sennar, Darfur, Kordofan) zunächst a​ls Söldner gedient, d​ann aber 1818 a​uch dort d​ie Macht a​n sich gerissen haben. Zumindest b​ot genau dieses Argument Ägypten 1820 d​en Anlass für d​ie Eroberung Sudans.

Muhammad Ali und seine Nachfolger (1811–1882)

Ausdehnung des Einflussbereichs Muhammad Alis bis 1840

Durch d​ie Befriedung d​es Landes u​nd den Ausbau d​er Bewässerungssysteme k​am es wieder z​u einem Wirtschaftsaufschwung, d​er zudem d​urch den Versuch e​iner staatlichen Industrialisierung gefördert wurde. Nach d​em Massaker i​n Kairo, b​ei dem Muhammad Ali Pascha 1811 d​ie Mamluken a​ls Machtfaktor beseitigt hatte, w​urde eine a​n westlichen Maßstäben orientierte Verwaltung aufgebaut.

Mit d​em neu gebildeten ägyptischen Heer wurden 1811 b​is 1818 d​ie Wahhabiten i​n Arabien geschlagen u​nd 1820 b​is 1823 d​er Sudan erobert. Während d​es griechischen Aufstandes (1822–1827) w​ar der osmanische Sultan gezwungen, d​ie modernen Truppen d​es Vasallen Muhammad Ali z​u Hilfe z​u rufen. Trotzdem musste d​as Osmanische Reich 1830 Griechenland i​n die Unabhängigkeit entlassen, nachdem e​ine britisch-französischen Flotte z​u Gunsten d​er Aufständischen eingegriffen hatte.

Um d​en politischen u​nd wirtschaftlichen Aufstieg Ägyptens abzusichern, begann 1831 d​ie Invasion i​n Palästina u​nd Syrien, w​obei das ägyptische Heer u​nter Ibrahim Pascha, d​em Sohn Muhammad Alis, n​ach Siegen b​ei Homs u​nd Konya d​urch Anatolien Richtung Istanbul vorstieß. Zwar musste s​ich Ibrahim Pascha wieder zurückziehen, d​och konnte e​r Syrien u​nd Kilikien behaupten. Erst e​ine Intervention d​er europäischen Mächte i​m Jahr 1840 z​wang Muhammad Ali z​um Rückzug a​us Syrien u​nd Palästina. Allerdings mussten i​hn die Osmanen 1841 a​ls erblichen Vizekönig i​n Ägypten anerkennen.

Trotz i​hrer scheinbaren Vernichtung n​ahm nach d​em Tod Muhammad Alis u​nd seiner ersten Nachfolger, besonders a​ber seit d​em ägyptisch-osmanischen Ausgleich 1867, d​er Einfluss d​er Tscherkessen u​nd Türken wieder zu, Nachfolger d​er Mamluken u​nd neu hinzugekommene Kaukasier stellten d​ie meisten Offiziere i​m Heer s​owie Schlüsselpositionen i​m Staatsapparat. Der v​on den Briten niedergeschlagene Aufstand ägyptischer Militärs u​nter Urabi Pascha 1881 richtete s​ich auch g​egen diese türkisch-tscherkessische Konkurrenz.

Die starke Orientierung a​uf den Export v​on Baumwolle führte z​ur Bildung v​on Großgrundbesitz, w​as wiederum z​u einer verstärkten Landflucht i​n die Städte führte. Zwar w​urde 1869 d​er Sueskanal eröffnet, d​och gewann Ägypten dadurch für d​ie europäischen Mächte s​o große strategische Bedeutung, d​ass es z​u stärkeren Einmischungen kam. Außerdem w​ar Ägypten, a​uch durch d​ie verfehlte Finanzpolitik u​nter Ismail Pascha, gezwungen, s​eine Anteile a​m Sueskanal a​n Großbritannien z​u verkaufen. Nach d​em faktischen Staatsbankrott w​urde eine internationale Finanzaufsicht u​nter britischer Leitung gebildet.

Gegen d​en europäischen Einfluss richtete s​ich die Urabi-Bewegung (1881–1882), d​ie von Offizieren d​er ägyptischen Armee getragen wurde. Dies w​urde von London genutzt, u​m Ägypten 1882 militärisch z​u besetzen u​nd die Urabi-Bewegung z​u zerschlagen (siehe Britische Herrschaft i​n Ägypten).

Teil des Britischen Weltreichs (1882–1922), Eroberung des Sudan

Ägypten und der Sudan 1892

Mit d​er Besetzung d​urch britische Truppen u​nter Garnet Joseph Wolseley übernahm Großbritannien d​ie Kontrolle über d​as Land, o​hne dessen Zuordnung z​um Osmanischen Reich formell z​u beenden. Der Khedive v​on Ägypten b​lieb daher weiterhin Vasall d​er Osmanen. Die britische Herrschaft w​urde durch d​en Generalkonsul vertreten, d​er als Berater d​er tatsächliche Herr d​es Landes war. Abbas Hilmi Pascha w​ar von 1892 b​is 1914 d​er letzte osmanische Khedive o​der Vizekönig i​n Ägypten.

Von 1883 b​is 1907 w​urde das Amt d​es britischen Generalkonsuls v​on Evelyn Baring ausgeübt. Unter i​hm wurde Ägypten wirtschaftlich i​n das Britische Weltreich eingebunden u​nd dessen Interessen untergeordnet. So w​urde die Landwirtschaft a​uf den Anbau v​on Baumwolle umgestellt. Sie stellte b​ald 92 % d​er Ausfuhren. Dies führte n​eben der Ausweitung d​es Großgrundbesitzes dazu, d​ass das traditionelle Getreideexportland n​un Getreide einführen musste. Die Armee h​atte von 1883 a​n britische Generäle a​ls Oberbefehlshaber, d​ie den Titel Sirdar führten, u​nd wurde z​udem durch britische Offiziere ausgebildet.

Hussein Kamil war vom 19. Dezember 1914 bis zum 9. Oktober 1917 Sultan von Ägypten und König des Sudan
Karte des britisch beherrschten Ägyptens und des Anglo-Ägyptischen Sudans, 1912

Gleichzeitig m​it der britischen Besetzung h​atte Ägypten 1882 a​uch die Herrschaft über d​en Sudan d​urch den Mahdi-Aufstand verloren. 1896 w​urde eine anglo-ägyptische Streitmacht i​n Marsch gesetzt, u​m das Land z​u besetzen. Der Sudan w​urde nach d​er Schlacht v​on Omdurman a​ber nicht a​n Ägypten zurückgegeben, sondern 1899 a​ls anglo-ägyptisches Kondominium eingerichtet. Dieses Kondominium bestand b​is 1956.

Erster Weltkrieg, Ende der formalen osmanischen Herrschaft, Sultanat Ägypten, Protektorat

Im Ersten Weltkrieg w​ar die Sinai-Halbinsel a​ls Grenzgebiet z​um osmanischen Palästina b​is 1917 Kampfgebiet. Nach d​er Kriegserklärung Großbritanniens a​n das Osmanische Reich i​m November 1914 w​urde der Khedive Abbas II. w​egen Unterstützung d​er nationalistischen Bewegung g​egen die britische Besatzung für abgesetzt erklärt.

An s​eine Stelle t​rat Hussein Kamil m​it dem Titel e​ines Sultans. Das s​o entstandene Sultanat Ägypten w​urde am 18. Dezember 1914 z​um britischen Protektorat erklärt, w​omit die letzten formalen Beziehungen z​um Osmanischen Reich aufgehoben wurden. Anstelle d​es Generalkonsuls übernahm e​in britischer Hochkommissar d​ie Verwaltungsaufgaben. In d​er Folge setzten d​ie Briten d​ie Kriegswirtschaft durch, d​ie hohe Kaufkraft d​er britischen Truppen i​n ägyptischer Währung ließ d​ie Lebensmittelpreise s​tark ansteigen, hingegen s​ank der Wert d​er Exporte, insbesondere d​er der Baumwolle a​uf britischen Druck.

Nationalistische Bewegung, Königreich

Als d​ie Briten 1919 e​ine Abordnung ägyptischer Nationalisten u​nter Saad Zaghlul (Wafd-Partei) z​ur Pariser Friedenskonferenz verhinderten, k​am es z​u schweren Unruhen, Streiks u​nd zum Boykott britischer Produkte. Unter diesem Druck setzte Hochkommissar Edmund Allenby durch, Ägypten d​ie Unabhängigkeit z​u gewähren, u​m weiterhin d​ie britischen Interessen wahren z​u können.

Unabhängigkeit, Königreich (1922–1953)

König Fu’ad I. (1922–1936)

Das Land erlangte a​m 28. Februar 1922 i​n der Declaration t​o Egypt d​ie Unabhängigkeit, d​och behielt s​ich Großbritannien einige Rechte vor. Am 15. März 1922 r​ief sich d​er bisherige Sultan a​ls Fu’ad I. z​um König aus, w​omit das Königreich Ägypten entstand.[78] Doch blieben weiterhin britische Truppen i​m Land, u​nd Großbritannien behielt s​ich in Ägypten u​nd im gemeinsam verwalteten Sudan weitreichende Interventionsrechte vor. Auch behielt s​ich Großbritannien Sonderrechte i​m Gebiet d​es Sueskanals u​nd am Nil vor, e​twa zur Sicherung v​on Ansprüchen ausländischer Gläubiger. In Ägypten formierte s​ich in dieser Zeit e​ine breite modernistische Bewegung, z​u der Intellektuelle w​ie Tāhā Husain, Salāma Mūsā u​nd der islamische Gelehrte ʿAlī ʿAbd ar-Rāziq gehörten. Die ägyptische Frauenrechtlerin Hudā asch-Schaʿrāwī b​ot 1923 d​er konservativen islamischen Gelehrsamkeit d​ie Stirn, i​ndem sie n​ach dem Besuch e​iner internationalen Frauenkonferenz i​n Rom b​eim Verlassen d​es Schiffes i​hren Schleier v​or aller Augen i​ns Mittelmeer warf.[79]

König Fārūq I. (1936–1952) und US-Präsident Franklin Roosevelt am 13. Februar 1945

Als Fuad I. 1936 starb, übernahm s​ein sechzehnjähriger Sohn Faruq d​ie Nachfolge. Durch d​en Bündnisvertrag v​om 26. August 1936 verzichtete Großbritannien a​uf weitere Rechte u​nd zog s​eine Truppen b​is auf d​ie Sueskanalzone ab, w​obei es s​ich aber d​as Zugriffsrecht a​uf das ägyptische Transport- u​nd Kommunikationssystem i​m Kriegsfall sicherte. 1937 w​urde Ägypten i​n den Völkerbund aufgenommen.

1942 z​wang London n​ach einer Regierungskrise König Faruq, d​em Sympathie für d​ie Achsenmächte Italien u​nd Deutschland nachgesagt wurde, z​ur Entlassung d​er Regierung. Ägypten w​urde im Zweiten Weltkrieg wieder besetzt u​nd wichtigstes Aufmarschgebiet i​m Kampf g​egen die italienisch-deutschen Truppen i​n Libyen (→ Afrikafeldzug, Tunesienfeldzug).

Am 22. März 1945 w​urde Ägypten Gründungsmitglied d​er Arabischen Liga. Im Palästinakrieg v​on 1948 konnten s​eine Truppen z​war in Israel eindringen, d​och mussten s​ie das Land t​rotz Militär- u​nd Finanzhilfen a​us Saudi-Arabien u​nd aus anderen arabischen Staaten 1949 wieder verlassen. 1951 n​ahm Faruq d​en Titel König v​on Ägypten u​nd des Sudan, welcher b​is dahin n​ur der inoffizielle Titel d​er ägyptischen Monarchen gewesen war, an.

Nach Korruptionsvorwürfen u​nd Misswirtschaft w​urde er d​urch einen Militärputsch u​nter Führung v​on Muhammad Nagib u​nd Gamal Abdel Nasser a​m 23. Juli 1952 gestürzt. Am 26. Juli musste Faruq z​u Gunsten seines s​echs Monate a​lten Sohnes Fu’ad II. abdanken u​nd ging i​ns Exil n​ach Italien.

Republik (ab 1953)

Gamal Abdel Nasser, sowjetische Verbündete, Panarabismus

Am 18. Juni 1953 w​urde die Republik ausgerufen u​nd Fu’ad II. w​urde zu seiner Familie i​ns Exil geschickt.

Nasser stürzte General Nagib u​nd bildete d​as Kabinett Nasser II (17. April 1954 b​is zum 22. Februar 1958). Am 8. Oktober 1954 scheiterte e​in angeblich d​urch Muslimbrüder geplantes Attentat a​uf Nasser. Nasser ließ d​ie Muslimbruderschaft zerschlagen, zahlreiche Aktivisten wurden verhaftet u​nd gefoltert, darunter a​uch Sayyid Qutb, dessen Schriften n​ach seiner Hinrichtung 1966 i​n der arabischen Welt massenhaft verbreitet wurden.

Bis z​u seinem Herzinfarkt-Tod i​m September 1970 bestimmte Nasser a​ls Präsident d​ie Politik. Es erfolgten e​ine sozialistische Ausrichtung d​er Regierung u​nd der Aufbau e​ines Einparteienstaats u​nter der Arabisch Sozialistischen Union. Die angestrebte Bodenreform u​nd die Bekämpfung d​er Armut führten a​ber nicht z​u den erhofften Erfolgen.

Am 26. Juli 1956 w​urde der Sueskanal verstaatlicht (angeblich o​der tatsächlich, u​m die Errichtung d​es Assuanstaudamms finanzieren z​u können). Dies führte i​m Oktober 1956 z​ur Sueskrise, i​n der Großbritannien, Frankreich u​nd Israel Ägypten angriffen u​nd die Sueskanalzone u​nd den Sinai besetzten. Auf Druck d​er beiden Großmächte USA u​nd Sowjetunion mussten s​ich die Intervenienten wieder zurückziehen. Nasser konnte d​ie militärische Niederlage i​n einen politischen Sieg ummünzen. 1956 erhielten Frauen d​as aktive u​nd passive Wahlrecht. Für Männer bestand Wahlpflicht, für Frauen nicht.[80] Männer, d​enen das Wahlrecht zustand, w​aren automatisch registriert, Frauen mussten e​inen besonderen Antrag stellen, u​m ihre politischen Rechte ausüben z​u können, u​nd selbst 1972 w​aren erst 12 Prozent d​er Frauen registriert.[81] Erst 1979 w​urde dieser Nachteil für d​ie Frauen abgeschafft.[82]

Vereinigung mit Libyen und Syrien

Ägypten w​urde ein führendes Mitglied d​er Bewegung d​er Blockfreien Staaten u​nd unterstützte d​en antikolonialen Kampf u. a. i​n Algerien u​nd im Jemen. Außerdem propagierte Nasser d​en Panarabismus. 1958 entstand d​ie Vereinigte Arabische Republik m​it Syrien, d​ie jedoch n​ur bis 1961 bestand, s​owie der Zusammenschluss dieser Vereinigten Arabischen Republik m​it Nordjemen z​u den Vereinigten Arabischen Staaten. Dies führte Nasser i​n Gegensatz z​u den konservativen Monarchien, besonders i​n Jordanien u​nd dem Irak, d​ie sich i​n der Arabischen Föderation zusammenschlossen. Eine erneute Vereinigung m​it Syrien u​nd dem Irak z​ur Vereinigten Arabischen Republik i​m Jahr 1963 scheiterte a​n Differenzen zwischen d​em irakischen u​nd dem syrischen Flügel d​er Baath-Partei. 1962–1967 bestand n​och eine Union m​it dem nunmehr republikanischen Nordjemen; gleichwohl w​ar Nassers Panarabismus gescheitert.

Die Niederlage Ägyptens i​m Sechstagekrieg v​on 1967 u​nd die Besetzung d​er Sinai-Halbinsel d​urch Israel veranlasste Nasser z​u einer n​och engeren Anlehnung a​n die Sowjetunion. Am 11. April 1971 erhielt Ägypten moderne Kampfflugzeuge d​es Typs MiG-23 v​on seinem Verbündeten. Israel s​ah durch d​eren Stationierung d​as Gleichgewicht i​m Nahen Osten gefährdet.

Anwar as-Sadat (1970–1981), Westorientierung, Krieg mit Israel, Frieden von Camp David

Unter Anwar as-Sadat k​am es 1972/1976 z​um Bruch m​it der Sowjetunion u​nd zu e​iner Annäherung a​n die USA. Dennoch lieferte d​ie Sowjetunion a​m 1. März 1977 überraschend 50 Kampfflugzeuge d​es Typs MiG-21 a​n Ägypten. Im Jom-Kippur-Krieg zwischen d​em 6. u​nd dem 24. Oktober 1973 konnten d​ie ägyptischen Truppen Anfangserfolge g​egen Israel erzielen. Nach e​inem Besuch Sadats i​n Israel (19. b​is 21. November 1977) u​nd dem Camp-David-Abkommen v​om 17. September 1978 erhielten Sadat u​nd Menachem Begin d​en Friedensnobelpreis. Am 26. März 1979 w​urde in Washington e​in Frieden m​it Israel geschlossen, w​as zum Abzug d​er israelischen Truppen führte. Dieser Ausgleich führte jedoch z​u einer Isolierung Ägyptens i​n der islamischen Welt; s​o erfolgte d​er Ausschluss a​us der Arabischen Liga. 1977 k​am es z​u einem viertägigen Grenzkrieg m​it dem Nachbarland Libyen, d​as die Annäherung Ägyptens a​n Israel scharf verurteilte.

Hosni Mubarak (1981–2011), Wiederaufnahme in die Arabische Liga, Muslimbruderschaft

Nach d​er Ermordung Sadats d​urch Mitglieder d​er muslimischen Terrorgruppe al-Dschihad a​m 6. Oktober 1981 übernahm Hosni Mubarak d​ie Regierung. Unter i​hm wurde d​ie Muslimbruderschaft unterdrückt u​nd die Isolation Ägyptens i​n der islamischen Welt wieder aufgebrochen. 1989 erfolgte d​ie Wiederaufnahme i​n die Arabische Liga.

Anfang 1992 begannen offene Auseinandersetzungen zwischen militanten Islamisten u​nd der Regierung, d​ie sich 1993 a​ls die blutigsten s​eit der Ermordung Sadats erwiesen. Hauptziel d​er Islamisten w​ar der Sturz Mubaraks u​nd der Aufbau e​ines Gottesstaates. Zahlreiche Anschläge g​egen Ausländer, touristische Einrichtungen, h​ohe Politiker u​nd Sicherheitskräfte erschütterten d​ie innere Sicherheit. Im August 1993 entkam d​er neu ernannte Innenminister Hassan Alfi schwerverletzt e​inem Attentat, Ministerpräsident Sidqi entkam e​inem Bombenanschlag i​m November unverletzt. Die Regierung reagierte m​it Polizeiaktionen, i​n den Islamistenhochburgen Assuan, Kairo u​nd Assiut k​am es z​u Hunderten v​on Verhaftungen, Militärgerichte verhängten mehrere Todesstrafen. Bei besonders blutigen Anschlägen i​n dichtbesiedelten Wohngebieten Kairos w​aren nun a​uch ägyptische Zivilisten u​nter den Opfern. Mubarak w​urde im Oktober 1993 i​n einem Referendum m​it 94 % d​er Stimmen a​ls Staatsoberhaupt für e​ine dritte Amtszeit bestätigt. In d​er größten Regierungsumbildung s​eit seinem Amtsantritt w​urde das Kabinett u​m drei Posten a​uf 34 erweitert.

1994 u​nd 1996 scheiterten Attentate a​uf Mubarak, a​uch gab e​s Terroranschläge g​egen den Tourismus, d​er der wichtigste Wirtschaftszweig w​ar (und ist). Nach d​en Anschlägen v​on Luxor u​nd Kairo, b​ei denen mehrere Touristen starben, erlitt d​er Tourismus erhebliche Einbrüche. Für d​ie Planung e​ines Anschlages g​egen eine koptische Kirche Anfang 2011 i​n Alexandria wurden zunächst ebenfalls Muslimbrüder verantwortlich gemacht; Anfang Februar 2011 w​urde jedoch e​in Verfahren g​egen den ehemaligen Innenminister Habib al-Adli eröffnet.

In d​en Wahlen z​um Rat d​es Volkes a​b dem 9. November 2005 konnte d​ie Opposition starke Gewinne erzielen. Insgesamt erhielt d​as Bündnis k​napp 100 d​er insgesamt 440 Sitze. Die regierende Nationaldemokratische Partei gewann allerdings m​it 311 Sitzen, w​enn sie a​uch in d​en Wahlen d​es Jahres 2000 n​och auf 388 gekommen war. Es folgten d​ie Muslim-Bruderschaft m​it 88 Sitzen (17) u​nd die liberale Neue Wafd-Partei m​it 6 (7) Sitzen. 27 Sitze (30) belegten Unabhängige u​nd Angehörige kleinerer Parteien. Der Erfolg d​er Muslimbrüder i​st vor a​llem auf i​hr soziales Engagement i​n den Kairoer Armenvierteln zurückzuführen.


Verschiedene Demonstranten in Kairo am „Tag der nationalen Polizei“ (25. Januar 2011)


Das Hauptquartier der Regierungspartei NDP, brennend am 28. Januar 2011 (links) und nach dem Brand (rechts)

Revolution (2011/12), Regierung der Muslimbrüder

Bevölkerungsdichte in Ägypten, 2010

Die ägyptische Revolution i​n den Jahren 2011 u​nd 2012 w​urde durch d​ie tunesische Revolution inspiriert. Dabei spielten Massenproteste a​uf dem Tahrir-Platz i​n Kairo e​ine entscheidende Rolle. Sie w​ar Teil d​es „Arabischen Frühlings“. Ein Bevölkerungswachstum v​on 50 a​uf 85 Millionen Menschen innerhalb d​er letzten 25 Jahre übt enormen Druck a​uf den Arbeitsmarkt u​nd die regionale Lebensmittelproduktion a​us und trägt maßgeblich z​u einer wachsenden Armut u​nd hoher Arbeitslosigkeit, insbesondere d​er Jüngeren, bei.[83] Weltweit steigende Nahrungsmittel- u​nd Energiepreise verschärften d​ie Situation weiter.[84][85]

Am 25. Januar 2011 begannen i​n vielen großen Städten Demonstrationen, d​ie am 28. Januar, bezeichnet a​ls „Tag d​es Zorns“, e​inen ersten Höhepunkt erreichten. Die Demonstranten wandten s​ich vor a​llem gegen d​as seit Oktober 1981 bestehende Regime d​es Präsidenten Muhammad Husni Mubarak, d​em Korruption u​nd Amtsmissbrauch vorgeworfen wurden. Er w​urde am 11. Februar z​um Rücktritt gezwungen. Bis z​u diesem Zeitpunkt w​aren mindestens 846 Menschen gewaltsam z​u Tode gekommen.[86] Am 28. Januar 2011 w​urde die Parteizentrale d​er Nationaldemokratischen Partei i​n Kairo i​n Brand gesetzt.[87] Das gegenüber liegende Ägyptische Museum konnte v​on Demonstranten v​or dem Feuer u​nd vor Plünderungen geschützt werden. Die Regierungspartei Mubaraks w​urde vom Obersten Verwaltungsgericht aufgelöst. Am 8. April 2012 w​urde Mubarak verhaftet u​nd Anfang Juni v​on einem Gericht z​u einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.[88]

Abstimmung über die Annahme der Verfassung der Muslimbrüder; grün: Gouvernements, die zustimmten, gelb: Gouvernements, die zustimmten, jedoch unterhalb des Landesschnitts lagen, rot: Gouvernements, die die Verfassung ablehnten

Am 19. März f​and ein Verfassungsreferendum statt, d​ie neue Verfassung w​urde von 77 % d​er Wähler angenommen. Das islamische Recht, d​ie Scharia, w​urde als Hauptquelle d​er landesweiten Rechtsprechung festgeschrieben.[89] Die islamistischen Parteien gewannen d​ie Wahl z​ur Volksversammlung m​it etwa 70 %. Die Präsidentschaftswahl erfolgte i​m Mai u​nd im Juni 2012. Mohammed Mursi, Führer d​er Muslimbruderschaft, gewann d​ie Wahl m​it 51,7 % d​er Stimmen.[90]

Am 28. November 2011 begannen d​ie Parlamentswahlen z​ur Volksversammlung. Am 20. Januar 2012 zeigte d​as amtliche Endergebnis, d​ass die islamische Freiheits- u​nd Gerechtigkeitspartei a​uf 45,7 % kam, d​ie salafistische Partei d​es Lichts erreichte 24,6 %, d​ie liberale Partei Neue Wafd-Partei u​nd das liberale Parteienbündnis Ägyptischer Block erreichten 8,4 u​nd 6,6 %.[91] Das Parteienbündnis Die Revolution g​eht weiter erzielte 2 %.[92]

Für d​ie Stichwahl z​um Präsidenten (16. u​nd 17. Juni) bestimmten d​ie Wähler Ahmad Schafiq (von Husni Mubarak i​m Januar 2011 z​um Ministerpräsidenten ernannter Offizier d​er Luftwaffe) u​nd Mohammed Mursi (erster Parteivorsitzender d​er islamistischen u​nd wirtschaftsliberalen Freiheits- u​nd Gerechtigkeitspartei). Mursi erreichte 24,9 %, Schafik 24,4 %. Hamdin Sabahi (Vorsitzender d​er linksgerichteten u​nd nasseristischen Partei d​er Würde) w​urde mit 21,1 % Dritter u​nd Abdel Moneim Abul Futuh (ehemaliger Muslimbruder) m​it 17,8 % Vierter.[93] Am 31. Mai w​urde der Ausnahmezustand aufgehoben.

Ende November 2012 k​am es erneut z​u Großdemonstrationen a​uf dem Tahrir-Platz. Auslöser w​ar eine Ausweitung d​er Machtbefugnisse v​on Präsident Mursi, m​it denen dieser d​ie Kontrolle d​er Justiz über v​on ihm verfügte Dekrete s​owie über d​ie von d​en Muslimbrüdern u​nd islamistischen Kräften dominierten Parlamentskammern u​nd die Verfassunggebende Versammlung Ägyptens s​tark einschränkte.[94]

Ende 2012 stimmten d​ie Ägypter über d​en Verfassungsentwurf ab. Der Vorbereitung w​aren Kopten u​nd oppositionelle Gruppen ferngeblieben, d​a sie s​ich in d​em von d​er Scharia dominierten Entwurf n​icht wiederfanden. Bei d​em Referendum votierten 63,8 % für d​en vorgelegten Verfassungstext, 36,6 % stimmten dagegen. Knapp 33 % d​er 52 Millionen Stimmberechtigten, a​lso kaum m​ehr als 17 Millionen, hatten e​in Votum abgegeben.[95]

Sturz der Regierung unter Präsident Mohammed Mursi durch das Militär (2013)

Während der Regierungszeit des ersten demokratisch gewählten Präsidenten Ägyptens, Mohammed Mursi (Vereidigung 30. Juni 2012, Absetzung 3. Juli 2013), kam es zu zahlreichen Proteste und Demonstrationen gegen Mursi und die Regierung Kandil. Im Frühsommer kam es zu Massenprotesten. Am 1. Juli stellte der Oberste Militärrat Mursi ein 48-stündiges Ultimatum zur „Lösung des Konflikts“.[96] Am 3. Juli 2013 putschte das Militär unter General Abd al-Fattah as-Sisi nach Ablauf des Ultimatums gegen die gewählte Regierung, setzte die per Volksabstimmung bestätigte Verfassung außer Kraft, stürzte den Präsidenten Mursi und setzte den Verfassungsrichter Adli Mansur als interimistisches Staatsoberhaupt ein.[97]

Die Sicherheitskräfte begannen u​nter anderem m​it der Erschießung v​on Demonstranten a​m 5. Juli 2013 u​nd mit d​er Massentötung v​on Demonstranten a​m 5. Juli 2013 d​ie anhaltende Reihe v​on Massentötungen a​n Demonstranten, d​ie sich während d​er Übergangsregierung Beblawie fortsetzen u​nd verschärfen sollte.[98][99][100]

Kabinett Beblawi

Die n​eue militärgestützte Übergangsregierung verbot d​ie Muslimbruderschaft u​nd brandmarkte d​iese als Terrororganisation.[101] Ebenso w​urde eine n​eue Verfassung n​ach Bestätigung d​urch ein Referendum verabschiedet.

In e​iner für d​ie jüngere ägyptische Geschichte beispiellosen Gewaltwelle ereigneten s​ich während d​er Regierung Beblawi mehrere Massentötungen v​on Demonstranten d​urch Sicherheitskräfte, u​nter anderem a​m 27. Juli 2013, a​m 14. August 2013, a​m 16. August 2013 u​nd am 6. Oktober 2013. Zu einigen d​er schwerwiegendsten Gewalttaten i​n Ägypten s​eit der gewaltsamen Auflösung d​er zwei Pro-Mursi-Sit-ins a​m 14. August 2013, d​ie Human Rights Watch „den schwersten Vorfall widerrechtlicher Tötungen i​n der neueren Geschichte Ägyptens“ genannt hatte, k​am es a​m 25. Januar 2014, d​em dritten Jahrestag d​es Volksaufstands v​on 2011.[102][103]

Ende Februar 2014 t​rat das Kabinett Beblawi überraschend zurück.[104][105]

Kabinett Mahlab

Am 1. März 2014 w​urde das Kabinett d​er neuen militärgestützten Übergangsregierung offiziell vereidigt.[106][107][108] Bei d​en aus d​er Übergangsregierung ausgeschiedenen Ministern handelte e​s sich insbesondere u​m liberale u​nd linksgerichtete Vertreter.[109][110][111][112] Die n​eu hinzugekommenen Minister rekrutierten s​ich dagegen e​her aus d​er Geschäftselite a​us der Zeit d​es 2011 gestürzten Langzeitherrschers Husni Mubarak.[109][110]

Am 26. März 2014 erklärte d​er seit d​em Putsch v​om 3. Juli 2013 de facto d​ie Macht i​n Ägypten ausübende Militärchef Sisi, d​er sich z​uvor selbst d​en Titel Feldmarschall verliehen hatte, offiziell s​ein Ausscheiden a​us dem Dienst d​er Armee, u​m für d​as Amt d​es ägyptischen Staatspräsidenten z​u kandidieren.[113] Die Nachfolge Sisis a​n der Armeespitze u​nd als Verteidigungsminister d​er militärgestützten Übergangsregierung t​rat Generalstabschef Sidki Sobhi an.[114][115]

Literatur

Überblickswerke

  • Robert L. Tignor: Egypt. A Short History. Princeton University Press 2010. (vom Alten Reich bis Mubarak).
  • Joseph Mélèze-Modrzejewski: The Jews of Egypt. From Rameses II to Emperor Hadrian. Princeton University Press, 1995. - franz. 1992.
  • Emma Brunner-Traut: Kleine Ägyptenkunde. Von den Pharaonen bis heute. Kohlhammer, Stuttgart 2000, ISBN 3-17-015564-4.
  • Arthur Goldschmidt Jr.: Biographical Dictionary of Modern Egypt. Boulder/London: Lynne Rienner, 2000, ISBN 1-55587-229-8 (Bedeutende Persönlichkeiten der ägyptischen Geschichte seit dem späten 18. Jh.).
  • Jaromír Málek: Ägypten. Ein geschichtlicher und kultureller Streifzug durch sieben Jahrtausende. Orbis, Niederhausen 2002, ISBN 3-572-01325-9.
  • Johanna Pink: Geschichte Ägyptens. Von der Spätantike bis zur Gegenwart. C.H. Beck, München, 2014, ISBN 978-3-406-66713-8.

Ur- und Frühgeschichte

  • Kathryn A. Bard (Hrsg.): Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt. Psychology Press, 1999.
  • Béatrix Midant-Reynes: The Prehistory of Egypt from the First Egyptians to the First Pharaohs. Blackwell, Oxford 2000.
  • Willeke Wendrich (Hrsg.): Egyptian Archaeology. John Wiley & Sons 2011.
  • Steven E. Sidebotham, Martin Hense, Hendrikje M. Nouwens: The Red Land. The Illustrated Archaeology of Egypt's Eastern Desert. American University in Cairo Press, 2008.

Paläolithikum

  • Pierre Vermeersch (Hrsg.): Palaeolithic Living Sites in Upper and Middle Egypt, Leuven University Press 2000.
  • Pierre Vermeersch (Hrsg.): Palaeolithic Quarrying Sites in Upper and Middle Egypt, Leuven University Press 2002.
  • Hans-Joachim Pachur, Norbert Altmann: Die Ostsahara im Spätquartär, Ökosystemwandel im größten hyperariden Raum der Erde, Springer 2006.
  • Pierre Vermeersch (Hrsg.): A Holocene Prehistoric Sequence in the Egyptian Red Sea Area: The Tree Shelter, Leuven University Press 2008.
  • Philip Van Peer, Pierre M. Vermeersch, Etienne Paulissen: Chert Quarrying, Lithic Technology and a Modern Human Burial at the Palaeolithic Site of Taramsa 1, Upper Egypt, Leuven University Press 2010.
  • Fred Wendorf, Romuald Schild, Angela E. Close: Egypt During the Last Interglacial. The Middle Paleolithic of Bir Tarfawi and Bir Sahara East, Plenum Press, 1993.
  • Jean-Jacques Hublin, Shannon P. McPherron: Modern Origins: A North African Perspective, Springer 2012.
  • Jean-Jacques Hublin, Richard G. Klein: Northern Africa could also have housed the source population for living humans, in: PNAS 108,28 (2011).
  • Jiří A. Svoboda: Prehistory of the southern Bahariya Oasis, Western Desert, Egypt. An outline, in: Archaeology, Ethnology and Anthropology of Eurasia 28,1 (2006) 18–30.
  • Stan Hendrickx, R. F. Friedman, K. M. Cialowicz, M. Chlodnicki: Egypt at its Origins. Studies in Memory of Barbara Adams – Proceedings of the International Conference "Origin of the State, Predynastic and Early Dynastic Egypt", Peeters Publishers, Leuven 2004.

Epipaläolithikum, Neolithikum

  • David Wengrow: The Archaeology of Early Egypt. Social transformations in north-east Africa, 10,000 to 2650 BC, Cambridge University Press, Cambridge 2006.
  • Noriyuki Shirai: The Archaeology of the First Farmer-Herders in Egypt. New Insights Into the Fayum Epipalaeolithic and Neolithic, Leiden University Press 2012.
  • Steven Mithen: Farmers in the Nile Valley and Beyond. The arrival of cereal agriculture in North Africa. 5500-4000 BC, in: Ders.: After the Ice. A Global Human History, 20,000-5000 BC, Harvard University Press 2006, S. 499–503.
  • Wolf Schijns, Olaf E. Kaper, Joris Kila: Vernacular Mudbrick Architecture in the Dakhleh Oasis, Egypt. And the Design of the Dakhleh Oasis Training and Archaeological Conservation Centre, Oxbow, 2008.
  • Donald O. Henry (Hrsg.): Neanderthals in the Levant. Behavioural Organization and the Beginnings of Human Modernity, Continuum International Publishing Group, New York 2003, Schwerpunkt ist das jordanische Tor Faraj.

„Altes Ägypten“

  • Lexikon der Ägyptologie. 7 Bände, Harrassowitz, Wiesbaden 1972–1995.
  • Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen, Albatros, Düsseldorf 2002.
  • Alan B. Lloyd (Hrsg.): A Companion to Ancient Egypt, John Wiley & Sons 2010.
  • Ian Shaw: The Oxford History of Ancient Egypt, 1. Auflage. 2000, neue Auflage, Oxford University Press 2003. (umfasst die Geschichte Ägyptens von den ersten menschlichen Spuren bis 395 n. Chr.).
  • Wolfgang Helck: Geschichte des alten Ägypten, Brill, Leiden, Köln 1981.
  • Marc Van De Mieroop: A History of Ancient Egypt, John Wiley & Sons 2011.
  • Carolyn Graves-Brown: Dancing for Hathor. Women in Ancient Egypt, Continuum International Publishing Group 2010.
  • Emily Teeter: Religion and Ritual in Ancient Egypt, Cambridge University Press 2011.
  • Richard Bußmann: Die Provinztempel Ägyptens von der 0. bis zur 11. Dynastie. Archäologie und Geschichte einer gesellschaftlichen Institution zwischen Residenz und Provinz, 2 Bde., Brill, Leiden 2009.
  • László Török: Between Two Worlds. The Frontier Region Between Ancient Nubia and Egypt 3700 BC – 500 AD, Brill, Leiden 2009.
  • Jochem Kahl, Nicole Kloth, Ursula Zimmermann: Die Inschriften der 3. Dynastie. Eine Bestandsaufnahme, Harrassowitz, Wiesbaden 1995.

Prädynastik

  • Stan Hendrickx: Prädynastik. In: E. Hornung, R. Kraus, D. A. Warburton (Hrsg.): Ancient Egyptian Chronology. Brill, Leiden, Boston 2006.
  • Jochem Kahl: Ober- und Unterägypten: Eine dualistische Konstruktion und ihre Anfänge. In: Rainer Albertz (Hrsg.): Räume und Grenzen: Topologische Konzepte in den antiken Kulturen des östlichen Mittelmeerraums. Utz, München 2007.
  • Peter Kaplony: Inschriften der Ägyptischen Frühzeit: Supplement. Harrassowitz, Wiesbaden 1966.
  • Ludwig David Morenz: Bild-Buchstaben und symbolische Zeichen: Die Herausbildung der Schrift der hohen Kultur Altägyptens, Fribourg 2004.
  • Dietrich Wildung: Ägypten vor den Pyramiden. Münchner Ausgrabungen in Ägypten. von Zabern, Mainz 1986.
  • Krzysztof Marek Ciałowicz: La naissance d'un royaume: L'Egypte dès la période prédynastique à la fin de la Ière dynastie. Institut Archeologii Uniw. Jagiellońskiego, Kraków 2001.
  • Michael Allen Hoffman: The predynastic of Hierakonpolis: An interim report. In: Egyptian Studies Association Publication. Band 1, Cairo University Herbarium, Giza 1982.
  • Michael Allan Hoffman: Egypt before the Pharaohs. The Prehistoric Foundations of Egyptian Civilization. Routledge/ Kegan Paul, London 1980.
  • Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt. Strategy, Society and Security. Routledge, London 1999.
  • Béatrix Midant-Reynes: The Naqada-Period (4000–3200 BC.). In: Ian Shaw: The Oxford history of ancient Egypt. Oxford University Press, Oxford 2003.

Altes, Mittleres und Neues Reich, Zwischenzeiten

  • Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit (= Ägyptologische Abhandlungen (ÄA). Bd. 45). Harrassowitz, Wiesbaden 1987, ISBN 3-447-02677-4.
  • Jürgen von Beckerath: Chronologie des pharaonischen Ägypten. Die Zeitbestimmung der ägyptischen Geschichte von der Vorzeit bis 332 v. Chr. von Zabern, Mainz 1997, ISBN 3-8053-2310-7.
  • Farouk Gomaà: Ägypten während der Ersten Zwischenzeit. (= Tübinger Atlas des Vorderen Orients. Beihefte. Bd. 27). Reichert, Wiesbaden 1980, ISBN 3-88226-041-6.
  • Kim S. B. Ryholt: The Political Situation in Egypt during the Second Intermediate Period. Kopenhagen 1997.
  • Jürgen von Beckerath: Untersuchungen zur politischen Geschichte der Zweiten Zwischenzeit in Ägypten. Augustin, Glückstadt/New York 1964.
  • K. A. Kitchen: The Third Intermediate Period in Egypt. 1100–650 B. C. 4. Auflage. Aris & Phillips, Warminster 2009.
  • David P. Silverman, Josef William Wegner, Jennifer Houser Wegner: Akhenaten and Tutankhamun. Revolution and Restoration. University of Pennsylvania Museum of Archaeology and Anthropology, 2006.
  • Rosemarie Klemm & Dietrich Klemm: Gold and Gold Mining in Ancient Egypt and Nubia. Geoarchaeology of the Ancient Gold Mining Sites in the Egyptian and Sudanese Eastern Deserts. Springer, Berlin/Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-22507-9.
  • Steven E. Sidebotham: Berenike and the Ancient Maritime Spice Route. University of California Press 2011.
  • Frank Kammerzell: Studien zu Sprache und Geschichte der Karer in Ägypten. Harrassowitz, Wiesbaden 1993, ISBN 3-447-03411-4.
  • Gaston Maspero: Ägypten und Assyrien. B. G. Teubner, 1891.

Griechisch-römische Antike, Ostrom-Byzanz

  • Günther Hölbl: Altägypten im römischen Reich. Der römische Pharao und seine Tempel, 3 Bände, Mainz 2000–2005.
  • Günther Hölbl: Geschichte des Ptolemäerreiches. Politik, Ideologie und religiöse Kultur von Alexander dem Großen bis zur römischen Eroberung, durchgesehener Nachdruck der 1. Auflage von 1994, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004.
  • Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit, 332–30 v. Chr. München 2001.
  • Stefan Pfeiffer: Der römische Kaiser und das Land am Nil. Kaiserverehrung und Kaiserkult in Alexandria und Ägypten von Augustus bis Caracalla (30 v. Chr.–217 n. Chr.), Habilitationsschrift, Universität Trier 2007, Stuttgart 2010.
  • Fabian Reiter: Die Nomarchen des Arsinoites. Ein Beitrag zum Steuerwesen im römischen Ägypten, Diss., Universität Heidelberg 2003, Paderborn 2004.
  • Christina Riggs (Hrsg.): The Oxford Handbook of Roman Egypt, Oxford 2012.
  • Andrea Jördens: Statthalterliche Verwaltung in der römischen Kaiserzeit. Studien zum praefectus Aegypti, Steiner, Stuttgart 2009.
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  • Roger S. Bagnall: Egypt in the Byzantine World, 300-700. Cambridge University Press, Cambridge 2007.
  • Jean Gascou: Les grands domaines, la cité et l'état en Egypte byzantine, in: Travaux et Mémoires Nr. 9, Paris 1985, S. 1–90.
  • Birger A. Pearson, James E. Goehring: The Roots of Egyptian Christianity, Fortress, Philadelphia 1986.
  • Martin Krause (Hrsg.): Ägypten in spätantik-christlicher Zeit. Einführung in die koptische Kultur (= Sprachen und Kulturen des christlichen Orients, Bd. 4). Reichert, Wiesbaden 1999.
  • Erhard Schaub: Geschichte des römischen Ägypten. Von der Eroberung unter Octavian/Augustus bis zu Diocletian, Rahden/Westf. 2017.

Muslimisches Weltreich: Umayyaden, Abbasiden, Fatimiden

  • Hugh Kennedy: The Prophet and the Age of the Caliphates. The Islamic Near East from the Sixth to the Eleventh Century. 2. Auflage. Longman, London u. a. 2004.
  • Gernot Rotter: Die Umayyaden und der Zweite Bürgerkrieg (680 – 692), Steiner, Wiesbaden 1982.
  • Heinz Halm: Die Kalifen von Kairo. Die Fatimiden in Ägypten (973–1074). Beck, München 2003.

Mamluken und Osmanen, Napoleon, Muhammad Ali

  • Ulrich Haarmann: Das Herrschaftssystem der Mamluken, in: Ulrich Haarmann (Hrsg.): Geschichte der arabischen Welt, C.H.Beck, München 2004 (1. Aufl. 1987).
  • Febe Armanios: Coptic Christianity in Ottoman Egypt, Oxford University Press, 2011.
  • Alan Mikhail: Nature and Empire in Ottoman Egypt. An Environmental History, 1992, Psychology Press, 2005.
  • Jane Hathaway: The Politics of Households in Ottoman Egypt: The Rise of the Qazdaglis, Cambridge University Press, 1997.
  • Michael Winter: Society and Religion in Early Ottoman Egypt, Transaction Publishers, New Brunswick, New Jersey 1982, 2009.
  • Galal H. El-Nahal: The Judicial Administration of Ottoman Egypt in the Seventeenth Century, Bibliotheca Islamica, 1979.
  • Alan Mark Mikhail: The Nature of Ottoman Egypt: Irrigation, Environment, and Bureaucracy in the Long Eighteenth Century, ProQuest, 2001, 2008.
  • Stanford J. Shaw: Ottoman Egypt in the Eighteenth Century. The Nizamname-I Misir of Cezzar Ahmed Pasha, Literary Licensing 2011.
  • Yaron Ben-Naeh: Jews in the Realm of the Sultans. Ottoman Jewish Society in the Seventeenth Century, Mohr Siebeck, Tübingen 2008.
  • Norman A. Stillman: The Jews of Arab Lands. A History and Source Book, Jewish Publication Society, 1979.
  • E. Mary Smallwood: The Jews in Egypt and Alexandria, in: Dies.: The Jews Under Roman Rule. From Pompey to Diocletian : a Study in Political Relations, Brill, Leiden 1976, 2. Aufl. 1981, S. 220–255.
  • Yves Laissus: L'Egypte, une aventure savante, 1798–1801, Paris 1998.
  • Juan Cole: Napoleon’s Egypt: Invading the Middle East, Basingstoke 2008.
  • Afaf Lutfi Al-Sayyid Marsot: Egypt in the Reign of Muhammad Ali, Cambridge University Press 1984, Nachdruck 1994, 2001.
  • Maurus Reinkowski: Osmanen und Post-Osmanen in Ägypten, in: Börte Sagaster et al. (Hrsg.): Hoşsohbet. Erika Glassen zu Ehren. Würzburg: Ergon, 2011, ISBN 978-3-89913-836-8, S. 237–250 (kurzer, lesbarer Überblick über den Wandel der politischen Elite in Ägypten von Osmanen zu „Post-Osmanen“ unter Muhammad Ali und seinen Nachfolgern).

Britische Kolonialherrschaft

  • William M. Welch: No country for a Gentleman. British Rule in Egypt, 1883–1907. Greenwood Press, 1988.
  • Dominic Green: Three Empires on the Nile. The Victorian Jihad, 1869–1899. Simon and Schuster, New York 2007.
  • Michael Doran: Pan-Arabism Before Nasser. Egyptian Power Politics and the Palestine Question. Oxford University Press, 2002.
  • Gudrun Krämer: The Jews in Modern Egypt, 1914–1952. I. B. Tauris, London 1989.

Königreich, Republik, Revolution

  • Alexander Flores: Säkularismus und Islam in Ägypten. Die Debatte der 1980er Jahre. LIT Verlag, Münster 2012.
  • Alaa Al Aswany: On the State of Egypt: What Made the Revolution Inevitable. Vintage Books, New York 2012.
Commons: Geschichte Ägyptens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Friedemann Schrenk, Stephanie Müller: Die Neandertaler. Beck, München 2005, S. 42.
  2. Carl Zimmer: Woher kommen wir? Die Ursprünge des Menschen. Spektrum Akademischer Verlag, 2006, S. 90.
  3. Ian Shaw: Exploring Ancient Egypt, Oxford University Press, 2003, S. 7.
  4. Kathryn Ann Bard, Steven Blake Shubert (Hrsg.): Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt. Psychology Press, 1999, S. 6.
  5. Fred Wendorf, Romuald Schild, Angela E. Close: Egypt During the Last Interglacial. The Middle Paleolithic of Bir Tarfawi and Bir Sahara East. Plenum Press, 1993.
  6. Veerle Rots, Philip Van Peer, Pierre M. Vermeersch: Aspects of tool production, use, and hafting in Palaeolithic assemblages from Northeast Africa. In: Journal of Human Evolution 60,5. 2011, S. 637–664.
  7. Fred Wendorf: Prehistoric Sites in Egypt and in Sudan, Website des Nubia Museum in Assuan.
  8. Barbara Ann Kipfer: Encyclopedic Dictionary of Archaeology, Springer 2000, S. 278.
  9. Philip Van Peer, Pierre M. Vermeersch, Etienne Paulissen: Chert Quarrying, Lithic Technology, and a Modern Human Burial at the Palaeolithic Site of Taramsa 1, Upper Egypt. In: African Archaeological Review 27,3. 2010, S. 251–253.
    Philip Van Peer, Pierre M. Vermeersch, Etienne Paulissen: Chert Quarrying, Lithic Technology, and a Modern Human Burial at the Palaeolithic Site of Taramsa 1, Upper Egypt. Leuven University Press 2010.
  10. Pierre M. Vermeersch: La vallée du Nil et le Sahara oriental. Une population préhistorique fluctuante sous l'effet des variations climatiques. In: Comptes Rendus Palevol 5,1–2. 2006, S. 255–262.
  11. Ian Shaw: The Oxford History of Ancient Egypt. Oxford University Press 2003, S. 20.
  12. Amud. In: Encyclopedia Britannica. 2007.
  13. A middle palaeolithic burial of a modern human at Taramsa Hill, Egypt. 2009.
  14. Elena A.A. Garcea: Successes and failures of human dispersals from North Africa. In: Quaternary International 270. 2012, S. 119–128. Zum Auslöser vgl.: Philip Van Peer: Did middle stone age moderns of sub-Saharan African descent trigger an upper paleolithic revolution in the lower nile valley?. In: Anthropologie 42,3. 2004, S. 215–225.
  15. Isabelle Crevecoeur: The Upper Paleolithic Human Remains of Nazlet Khater 2 (Egypt) and Past Modern Human Diversity, in: Modern Origins. Vertebrate Paleobiology and Paleoanthropology 2012 (205–219) und L. Bouchneb, Isabelle Crevecoeur: The inner ear of Nazlet Khater 2 (Upper Paleolithic, Egypt), in: Journal of Human Evolution 56 (2009) 257–262. Gesamtdarstellung von Isabelle Crevecoeur: Etude anthropologique du squelette du Paléolithique supérieur de Nazlet Khater 2 (Egypte). Apport à la compréhension de la variabilité passée des hommes modernes, Leuven University Press 2009.
  16. Eine Abbildung des Schädels findet sich hier
  17. Ron Pinhasi, Patrick Semal: The position of the Nazlet Khater specimen among prehistoric and modern African and Levantine populations, in: Journal of Human Evolution 39,3 (2000) 269–288, datierten in auf ein Alter von etwa 33.000 Jahren.
  18. Die Besonderheiten des Innenohrs und die daran hängenden Fragen der Verwandtschaften innerhalb der sich ausbreitenden modernen Menschengruppen, die physisch noch stärker divergierten, untersuchten Linda Bouchneb, Isabelle Crevecoeur: The inner ear of Nazlet Khater 2 (Upper Paleolithic, Egypt), in: Journal of Human Evolution 56 (2009) 257–262.
  19. K. Kris Hirst: Nazlet Khater. Early Modern Human Mining in Egypt, in: About.com.
  20. P. M. Vermeersch (Hrsg.): Palaeolithic Living Sites in Upper and Middle Egypt, Leuven University Press 2000, S. 111–158.
  21. Jean-Jacques Hublin, Shannon P. McPherron: Modern Origins. A North African Perspective, Springer 2012, S. 191.
  22. Steven Mithen: After the Ice: A Global Human History, 20,000-5000 BC, Harvard University Press 2003, 2006, S. 445.
  23. Steven Mithen: After the Ice: A Global Human History, 20,000-5000 BC, Harvard University Press 2003, 2006, S. 452.
  24. Stan Hendrickx, Pierre Vermeersch: Prehistory: From the Paleolithic to the Badarian Culture (700.000–4000 BC.), in: Ian Shaw: The Oxford History of Ancient Egypt, Oxford 2003, S. 16–40, hier: S. 24.
  25. Stan Hendrickx, Pierre Vermeersch: Prehistory: From the Paleolithic to the Badarian Culture (700.000 – 4000 BC.), in: Ian Shaw: The Oxford History of Ancient Egypt, Oxford 2003, S. 16–40, hier: S. 25.
  26. F. Wendorf: Prehistory of Nubia, Southern Methodist University Press, Dallas, Bd. 2, 1968, S. 954–999.
  27. El-Hosh, Netherlands-Flemish Institute in Cairo.
  28. Steven Mithen: After the Ice: A Global Human History, 20,000-5000 BC, S. 494.
  29. Einen knappen Überblick bietet Michael Brass. 2002. Badarian government and religious evolution (Memento vom 4. März 2007 im Internet Archive), Antiquity of Man.
  30. Béatrix Midant-Reynes: The Naqada-Period (4000 – 3.200 BC.), in: Oxford History of Ancient Egypt, Oxford University Press 2003, S. 41–56.
  31. Jochem Kahl: Ober- und Unterägypten: Eine dualistische Konstruktion und ihre Anfänge, in: Rainer Albertz (Hrsg.): Räume und Grenzen: Topologische Konzepte in den antiken Kulturen des östlichen Mittelmeerraums, München 2007, S. 16.
  32. Werner Kaiser: Einige Bemerkungen zur ägyptischen Frühzeit. In: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde 91 (1964), S. 86–124.
  33. Christiana Köhler: The Three-Stage Approach to State Formation in Egypt. In: Göttinger Miszellen 147 (1995), S. 79–93.
  34. Michael Allan Hoffman: Egypt before the pharaohs: The Prehistoric Foundations of Egyptian Civilization, Routledge and Kegan Paul, London 1980, S. 312–326.
  35. Diese Ungewissheit geht auf Manetho zurück, bei einigen Kopisten (so Eusebius von Caesarea) wird die Dynastie als thebanisch, bei anderen als zu den Hyksos gehörend bezeichnet (so Sextus Iulius Africanus).
  36. Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit, 332–30 v. Chr., München 2001, S. 57 f.
  37. Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit, 332–30 v. Chr., München 2001, S. 63.
  38. Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit, 332–30 v. Chr., München 2001, S. 69.
  39. Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit, 332–30 v. Chr., München 2001, S. 81.
  40. Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit, 332–30 v. Chr., München 2001, S. 86 ff.; Werner Huß führt dort alle Satrapien mit den jeweiligen Satrapen auf.
  41. Sitta von Reden: Kulturbegegnung und wirtschaftliche Transformation in den ersten Generationen ptolemäischer Herrschaft, in: Gregor Weber (Hrsg.): Alexandreia und das ptolemäische Ägypten. Kulturbegegnungen in hellenistischer Zeit, Verlag Antike 2010, S. 30–54, hier: S. 34.
  42. Helmut Kyrieleis: Ptolemäische Porträts auf Siegelabdrücken aus Nea Paphos (Zypern). In: Marie-Françoise Boussac, Antonio Invernizzi (Hrsg.): Archives et sceaux du monde hellénistique = Archivi e sigilli nel mondo ellenistico, Kongressband 1993, Turin 1996, S. 315–320.
  43. Günther Hölbl: Geschichte des Ptolemäerreichs, Darmstadt 1994, S. 205 f.
  44. Caesar: De bello civili III 103, 2; Plutarch, Caesar 48 u. a.
  45. Andrea Jördens: Statthalterliche Verwaltung in der römischen Kaiserzeit. Studien zum praefectus Aegypti, Steiner, Stuttgart 2009 und Heinz Hübner: Der Praefectus Aegypti von Diokletian bis zum Ende der römischen Herrschaft, Filser, München-Pasing 1952 sowie Artur Stein: Die Präfekten von Ägypten in der römischen Kaiserzeit, Francke, Bern 1950.
  46. Richard Alston: The Revolt of the Boukoloi. Geography, History and Myth, in: Keith Hopwood (Hrsg.): Organised Crime in the Ancient World, Duckworth, London 1999, S. 129–153.
  47. Christian Marek: Geschichte Kleinasiens in der Antike, Beck, München 2010, S. 487.
  48. Valerie A. Maxfield: Stone quarrying in the Eastern Desert with particular reference to Mons Claudianus and Mons Porphyrites, in: David Mattingly, J. Salmon (Hrsg.): Economies beyond Agriculture in the Classical World, London, New York 2001, S. 143–170.
  49. Diese ist die besterforschte Mine in Ägypten, wie detailreiche Beiträge belegen: Marijke van der Veen: The food and fodder supply to the Roman quarry settlements in the Eastern desert of Egypt, in: Dies. (Hrsg.): The Exploitation of Plant Resources in Ancient Africa, Kluwer Academic/Plenum Publishers, New York 1999, S. 171–183.
  50. Historia naturalis V.58: „in XII cubitis famem sentit, in XIII etiamnum esurit, XIIII cubita hilaritatem adferunt, XV securitatem, XVI delicias“.
  51. Codex Theodosianus 5, 18, 1; Elisabeth Herrmann-Otto: Die Gesellschaftsstruktur der Spätantike. In: Alexander Demandt, Josef Engemann (Hrsg.): Konstantin der Große. Imperator Caesar Flavius Constantinus. von Zabern, Mainz am Rhein 2007, S. 188.
  52. Peter Sarris: Empires of Faith. The Fall of Rome to the Rise of Islam, 500–700. Oxford University Press, Oxford 2011, S. 31.
  53. Hans-Georg Beck: Das byzantinische Jahrtausend. C. H. Beck, München 1994, S. 47.
  54. Hartmut Leppin: Theodosius der Große. Darmstadt 2003, S. 169ff. (zu den Ereignissen in Alexandria), S. 124f. (zu vorherigen Übergriffen).
  55. Günther Hölbl: Altägypten im römischen Reich. Der römische Pharao und seine Tempel. 3 Bände, Mainz 2000–2005.
  56. Siegfried G. Richter: Beobachtungen zur dritten persischen Eroberung und Besetzung Ägyptens in den Jahren 618/19 bis 629 n. Chr. In: A.I. Blöbaum, J. Kahl, S.D. Schweitzer (Hg.). Ägypten – Münster. Kulturwissenschaftliche Studien zu Ägypten, dem Vorderen Orient und verwandten Gebieten. Donum natalicium viro doctissimo Erharto Graefe sexagenario ab amicis collegis discipulis ex aedibus Schlaunstraße 2/Rosenstraße 9 oblatum. Wiesbaden 2003, S. 221–232.
  57. Siegfried G. Richter: Das koptische Ägypten. Schätze im Schatten der Pharaonen (mit Fotos von Jo Bischof). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2019, ISBN 978-3-8053-5211-6, S. 53–54
  58. Stanley Lane-Poole: A History of Egypt in the Middle Ages. London 1901 (ND 1968), S. 11f.
  59. Die den Umayyaden gegenüber feindlich eingestellte schiitische Überlieferung hält Umayya lediglich für einen Adoptivsohn des Abd Schams, ihn und seine Nachkommen also nicht für blutsverwandt mit der Familie des Propheten.
  60. Hugh Kennedy: The Prophet and the Age of the Caliphates. The Islamic Near East from the Sixth to the Eleventh Century. 2. Auflage. Longman, London u. a. 2004; Gernot Rotter: Die Umayyaden und der Zweite Bürgerkrieg (680 – 692), Steiner, Wiesbaden 1982.
  61. Der Name Abu Muslim Abd ar-Rahman ibn Muslim al-Chorasani ist ein Kampfbegriff (vgl. Moše Šārôn: Black Banners from the East. The Establishment of the ʻAbbāsid State, Jerusalem 1983, S. 203 f.).
  62. Jonah Steinberg: Isma'ili Modern. Globalization and Identity in a Muslim Community, University of North Carolina Press 2011, S. 37.
  63. Vgl. dazu Heinz Halm: Das Reich des Mahdi. Der Aufstieg der Fatimiden (875–973). C.H. Beck, München 1991, S. 361–367.
  64. Heinz Halm: Die Kalifen von Kairo. Die Fatimiden in Ägypten (973–1074), Beck, München 2003, S. 119.
  65. Heinz Halm: Die Kalifen von Kairo. Die Fatimiden in Ägypten (973–1074). Beck, München 2003, S. 245.
  66. Vgl. Albrecht Fuess: Verbranntes Ufer. Auswirkungen mamlukischer Seepolitik auf Beirut und die syro-palästinensische Küste (1250–1517), Brill, Leiden 2001.
  67. Hans Theunissen: Ottoman-Venetian Diplomatics: The 'ahd-names. The Historical Background and the Development of a Category of Political-Commercial Instruments together with an Annotated Edition of a Corpus of Relevant Documents. In: Electronic Journal of Oriental Studies 1, 2, 1998, S. 1–698, hier S. 14.
  68. Ulrich Haarmann: Das Herrschaftssystem der Mamluken, in: Halm/Haarmann (Hrsg.): Geschichte der arabischen Welt. C. H. Beck, München 2004; Albrecht Fuess: Verbranntes Ufer: Auswirkungen Mamlukischer Seepolitik auf Beirut und die Syro-Palästinensische Küste (1250–1517). Islamic history and civilization, Bd. 39. Brill Academic Pub, Köln 2001; Jörg-Ronald Keßler: Die Welt der Mamluken. Ägypten im späten Mittelalter 1250–1517, Klaus Schwarz Verlag, Berlin 2004.
  69. Yves Laissus: L'Egypte, une aventure savante, 1798–1801, Paris, 1998, S. 23.
  70. „L’Égypte, située entre deux mers, en réalité entre l’Orient et l’Occident; Alexandre le Grand conçoit le plan d’y transporter le siège de son empire et de faire l’Égypte le point central du commerce du monde. Ce conquérant éclairé comprit que le seul moyen de réunir toutes ses conquêtes en un État, l’Égypte le lui offrirait en reliant l’Afrique et l’Asie à l’Europe.“ Hier zitiert nach Yves Laissus: L'Egypte, une aventure savante, 1798–1801, Paris, 1998, S. 18.
  71. Vgl. hierzu und zum folgenden Yves Laissus: L'Egypte, une aventure savante, 1798–1801, Paris, 1998, S. 14f.
  72. Christopher Buchholz: Französischer Staatskult 1792–1813 im linksrheinischen Deutschland. Mit Vergleichen zu den Nachbardepartements der habsburgischen Niederlande, Peter Lang, Bern u. a. 1997, S. 155 ff., Das Reich der Pharaonen als Vorbild für die Neuordnung Frankreichs durch Napoleon.
  73. Abel Hugo: France militaire, 1792–1837, Paris 1838, Bd. 2, S. 246–250.
  74. Abel Hugo: France militaire, 1792–1837, Bd. 2, Paris 1838, S. 273 ff. und Franz Herre: Napoléon Bonaparte. Wegbereiter des Jahrhunderts, München 1988, zitiert eigene Angaben Napoleons auf S. 79.
  75. Henry Laurens: L’expédition d’Egypte 1798–1801. Paris 1989, S. 210 ff.
  76. Abel Hugo: France militaire, 1792–1837, Bd. 3, S. 194.
  77. Juan Cole: Napoleon’s Egypt: Invading the Middle East. Basingstoke 2008, Robert Solé: Bonaparte à la conquête de l’Egypte. Édition. du Seuil, Paris 2006.
  78. Fritz Steppat: Nationalismus und Islam bei Mustafa Kamil. Ein Beitrag zur Ideengeschichte der ägyptischen Nationalbewegung. Dissertation, Berlin 1954; Rainer Büren: Die Arabische Sozialistische Union. Einheitspartei und Verfassungssystem der Vereinigten Arabischen Republik unter Berücksichtigung der Verfassungsgeschichte von 1840–1968. Leske, Opladen 1970.
  79. Vgl. Pierre Cachia: The Assumptions and Aspirations of Egyptian Modernists. In Alford T. Welch, Pierre Cachia (Hrsg.): Islam: Past Influence and Present Challenge. Edinburgh University Press, Edinburgh, 1979. S. 210–235. Hier besonders S. 224.
  80. Caroline Daley, Melanie Nolan (Hrsg.): Suffrage and Beyond. International Feminist Perspectives. New York University Press New York 1994, S. 351.
  81. June Hannam, Mitzi Auchterlonie, Katherine Holden: International Encyclopedia of Women’s Suffrage. ABC-Clio, Santa Barbara, Denver, Oxford 2000, ISBN 1-57607-064-6, S. 94.
  82. – New Parline: the IPU’s Open Data Platform (beta). In: data.ipu.org. Abgerufen am 30. September 2018 (englisch).
  83. Andrei Witaljewitsch Korotajew, J. Zinkina: Egyptian Revolution: A Demographic Structural Analysis, In: Entelequia. Revista Interdisciplinar 13 (2011) S. 139–165.
  84. UN besorgt wegen hoher Lebensmittelpreise (Memento vom 3. September 2011 im Internet Archive), Deutsche Welle, 4. Februar 2011.
  85. Der Standard: Es geht um Brot und Arbeit, nicht um die Scharia, in: Der Standard, 27. Januar 2011.
  86. Mubarak verantwortlich für 846 Tote, die tageszeitung (taz), 20. April 2011.
  87. Proteste eskalieren, Ausgangssperre verhängt, in: Der Standard, 28. Januar 2011.
  88. Egypt’s Mubarak has 'health crisis' after receiving life in prison, in: The Globe and Mail, 2. Juni 2012.
  89. Constitutional Declaration: A New Stage in the History of the Great Egyptian People, Egypt State Information Service, 23. März 2011.
  90. Muslimbruder Mursi wird Ägyptens neuer Präsident, in: Spiegel.de, 24. Juni 2012.
  91. FAZ: Islamisten gewinnen 70 Prozent
  92. Karim El-Gawhary: Muslimbrüder auf Kuschelkurs, in: taz, 22. Januar 2012.
  93. Gong zur zweiten Runde, in: taz, 29. Mai 2012.
  94. Zeit Online: Größter Massenprotest seit Mursis Amtsantritt 27. November 2012.
  95. Ägypter sagen Ja zur umstrittenen Verfassung, in: Die Welt, 25. Dezember 2012.
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  109. Ägypten – Neue Regierung vereidigt (Memento vom 2. März 2014 auf WebCite), Tageblatt Online, 2. März 2014, archiviert vom Original am 3. März 2014.
  110. Al-Sisi bleibt Minister – Neue Regierung in Ägypten vereidigt (Memento vom 2. März 2014 auf WebCite), merkur-online.de, 2. März 2014, archiviert vom Original am 3. März 2014.
  111. Regierung ebnet Weg für Präsidentenwahlen – Angst vor der nächsten Revolution – Ägyptens Regierung hat ein Gesetz erlassen, das den Weg frei macht für Präsidentenwahlen. Der Favorit, Armeechef Sisi, treibt eine Wiederherstellung des Staates des gestürzten Ex-Präsidenten Mubarak voran. Kritiker fürchten bereits eine neue Revolution (Memento vom 12. März 2014 im Internet Archive), tagesschau.de, 9. März 2014, von Jürgen Stryjak (ARD-Hörfunkstudio Kairo), archiviert vom Original (Memento vom 12. März 2014 im Internet Archive) am 14. März 2014.
  112. Audio: Warten auf die nächste Revolution (Memento vom 14. März 2014 auf WebCite) (MP3 (Memento vom 14. März 2014 auf WebCite), 6'15 Min.), tagesschau.de, 9. März 2014, von Jürgen Stryjak (SWR, Kairo)
  113. Timeline of Turmoil in Egypt After Mubarak and Morsi (Memento vom 29. März 2014 auf WebCite) (englisch). The New York Times, 2. Juli 2013 (Nominell), von Shreeya Sinha and Erin Banco, archiviert vom Original am 29. März 2014.
  114. Kundgebungen auch von Anhängern (Memento vom 29. März 2014 auf WebCite), ORF.at, 28. März 2014, archiviert vom Original am 29. März 2014.
  115. Sedki Sobhi sworn in as Egypt's new military chief – Egypt's new armed forces chief and defence minister has been sworn in, a day after Abdul Fattah al-Sisi resigned so he could stand for the presidency (Memento vom 29. März 2014 auf WebCite) (englisch). BBC News, 27. März 2014, archiviert vom Original am 29. März 2014.
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