Maximilian von Spee
Maximilian Johannes Maria Hubert Reichsgraf von Spee (* 22. Juni 1861 in Kopenhagen; † 8. Dezember 1914 im Südatlantik) war ein deutscher Marineoffizier der Kaiserlichen Marine. Vier Monate nach Beginn des Ersten Weltkriegs fiel er auf der Scharnhorst im Seegefecht bei den Falklandinseln mit seinen beiden Söhnen.
Leben
Spees militärische Laufbahn begann am 23. April 1878 mit dem Eintritt als Kadett in die Kaiserliche Marine. 1884/85 diente er als Leutnant zur See im Westafrikanischen Kreuzergeschwader (siehe auch Deutsch-Westafrika). Seit 1887 Hafenkommandant in Kamerun, musste er wegen schwerem Gelenkrheumatismus heimkehren und wurde für einen Genesungsurlaub freigestellt. Wieder gesund, fuhr er auf der Moltke. Auf der Deutschland kam er im Ostasiengeschwader nach China. Dort diente er als Erster Offizier auf dem Schlachtschiff Brandenburg im Rang eines Korvettenkapitäns. Nach Niederschlagung des Boxeraufstands (Peking fiel im August 1900) ins Reich zurückgekehrt, wurde er am 27. Januar 1905 zum Kapitän zur See und Kommandanten der Wittelsbach ernannt. Auf den Tag fünf Jahre später zum Konteradmiral befördert, führte er als Zweiter Admiral die Aufklärungsschiffe der Hochseeflotte. 1908 bis 1910 war er Chef des Stabes der Marinestation der Nordsee.[1] Als Flaggoffizier erhielt er am 4. Dezember 1912 das Kommando über das Ostasiengeschwader.
Die Schiffe – Scharnhorst, Gneisenau, Leipzig, Nürnberg und Emden – lagen in Tsingtau und Simpsonhafen.[2] Am 15. November 1913 wurde Spee zum Vizeadmiral befördert.
Seekrieg
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges lag Spee mit dem Flaggschiff Scharnhorst und der Gneisenau in Pohnpei, das damals Ponape hieß – mitten in der Südsee, aber weit entfernt von beiden Stützpunkten und den Seewegen im Pazifischen Ozean. In der Furcht vor einem Angriff der Kaiserlich Japanischen Marine auf Tsingtau und der Australia, dem Flaggschiff der neuen Royal Australian Navy, konnte Spee nur nach Westen in den Indischen Ozean oder nach Osten in Richtung Südamerika ausweichen. Über Funktelegraphie mit Yap und von dort über Seekabel mit Tsingtau in Kontakt, blieb Spee bis zum 6. August 1914 in Pohnpei. Von Honolulu stieß die Nürnberg zu den beiden Schiffen. Vom 11. bis 13. August in Pagan, wurde der Verband durch die Emden, Prinz Eitel Friedrich und einige Versorgungsschiffe verstärkt. Nachschub und besonders Kohle waren knapp. In ebendiesen Tagen wurde die Radiostation auf Yap zerstört, was Spee und seine Schiffe vollends isolierte. Auf dem Marsch zu den Marshallinseln wurde die (berühmt gewordene) Emden in den Indik, die Nürnberg zurück nach Honolulu geschickt; sie sollte den Hauptverband der Royal Navy ausfindig machen. Auf den Marshallinseln stieß der Hilfskreuzer Cormoran zum Verband. Spee erfuhr vom befürchteten Kriegseintritt Japans (das am 16. August der Entente beigetreten war; siehe auch hier).[1] Den britischen Seehandel konnte er nun nur noch an der Westküste Amerikas stören.[2]
Am 29. August machte er sich auf den Weg nach Fanning Island, um die Nürnberg zu treffen. Cormoran und Prinz Eitel Friedrich wurden entlassen. Über Deutsch-Samoa und Tahiti lief die Scharnhorst zu den Marquesas, wo sie aufproviantieren konnte. Auf dem Marsch zur Osterinsel konnte am 3. Oktober Funkverbindung mit der Leipzig und der Dresden hergestellt werden. Spee befahl sie zur Osterinsel, wo sich die Schiffe seines Geschwaders trafen.[2]
Coronel
Am nächsten Tag wurde der Funkverkehr von der britischen Station auf Fidschi abgehört. Die britische Admiralität befahl daraufhin Christopher Cradock, sein Geschwader vor Chiles Küste zusammenzuziehen. Spees Verband marschierte über Más Afuera nach Valparaíso, blieb aber außer Sichtweite. Die Glasgow hatte am 31. Oktober Funknachrichten der Leipzig abgehört und lag bereits in Valparaíso. Am nächsten Tag gegen 16 Uhr begann die Schlacht vor Coronel.
Durch geschicktes Ausnutzen der Licht-, Wind- und Seeverhältnisse und mittels ihrer moderneren Ausstattung gelang es den Deutschen innerhalb von drei Stunden, die beiden englischen Panzerkreuzer zu versenken und die beschädigten Schiffe Glasgow und Otranto zur Flucht zu zwingen.[1]
Good Hope und Monmouth sanken mit 1.600 Mann und Admiral Cradock; dies überraschte und schockierte die britische Admiralität und Öffentlichkeit. Die Admiralität schickte Frederik Doveton Sturdee mit den Schlachtkreuzern Invincible und Inflexible auf die Jagd nach Spee. Der lief in Valparaíso ein, bunkerte Kohle auf Más Afuera und verlegte über Valparaíso in den Golf von Penas. Nachdem er dort Kohle von vier deutschen Frachtern übernommen hatte, nahm er am 26. November die Anker auf.[2]
Falklands
Nachdem der Verband um Mitternacht vom 1./2. Dezember Kap Hoorn gerundet hatte, brachte Spee eine englische Bark auf. In Picton wurde ihre Kohleladung auf die deutschen Schiffe verladen. Diese dreitägige Verzögerung erwies sich als schicksalhaft; denn als Spee sich am 8. Dezember 1914 trotz geäußerter Bedenken seiner Stabsoffiziere zum Angriff auf die Funk- und Kohlestation in Port Stanley entschloss, war die Canopus nicht mehr allein im Hafen. Sturdee war mit seinen beiden Schlachtkreuzern am Vortag eingetroffen. Als Spee die Falklandinseln erreichte, eröffnete die Schiffsartillerie der Canopus das Feuer.[2] Vergeblich versuchte Spee nach Osten zu entkommen. Scharnhorst, Gneisenau, Leipzig und Nürnberg wurden versenkt. Über 2.200 deutsche Marinesoldaten fanden den Tod. Mit dem Geschwaderchef fielen auch seine beiden Söhne Otto (* 1890) und Heinrich (* 1893).
Familie
Spee wurde als vierter Sohn des Grafen Rudolf von Spee (1822–1881) und dessen Gattin Fernanda Maria Sophie geb. Tutein (1832–1913) geboren. Er war Enkel von Graf Franz Anton von Spee (1781–1839) und Urenkel des italienischen Opernsängers Giuseppe Siboni (1780–1839).[3] Die kurpfälzischen Minister Franz Wilhelm Caspar von Hillesheim (1663–1748) und Franz Karl Joseph Anton von Hompesch zu Bolheim (1735–1800), sowie der kurpfälzische Oberstjägermeister Ludwig Anton von Hacke (1682–1752) zählen ebenfalls zu seinen Vorfahren.[4][5]
Verheiratet war Maximilian von Spee seit 1889 mit Margareta geb. Freiin von der Osten-Sacken (1867–1929), mit der er die beiden Söhne und die Tochter Huberta (1894–1954) hatte.
Ehrungen
Schiffsnamen
Nach Graf von Spee wurden später drei Kriegsschiffe benannt:
- Das Vorpostenboot Graf Spee der Kaiserlichen Marine
- Graf Spee – Großer Kreuzer der Mackensen-Klasse der Kaiserlichen Marine, Stapellauf 15. September 1917 – das Schiff blieb unvollendet
- Admiral Graf Spee – Panzerschiff der Deutschland-Klasse der Reichsmarine, Stapellauf 30. Juni 1934 – Selbstversenkung am 17. Dezember 1939
- Graf Spee – Schulfregatte (1959–1967) der Bundesmarine
Denkmal
- Friedhof Punta Arenas, Chile
- Kiel: Gedenktafel für Spee und die Söhne an der St.-Heinrichs-Kirche, der katholischen Garnisonkirche. Hinter Buschwerk versteckt und seit Jahrzehnten ungepflegt, ist das marmorne Trauerrelief mit Spees Porträt an der rechten Außenwand des Eingangs nur mit Bedacht zu finden.
- Düsseldorf: Gedenktafel für Spee und seine Söhne über dem Torbogen des Spee’schen Palais (heute Stadtmuseum). Diese wurde am 21. Juni 1936 vom Heimatverein Düsseldorfer Jonges e.V. gestiftet.
Straßennamen
- Aurich
- Berlin-Tiergarten: von 1935 bis 1989 war die heutige Hiroshimastraße beim Reichsmarineamt nach ihm benannt[6]
- Bremen-Hastedt
- Düsseldorf: Speestraße
- Dortmund; 2014 befürwortete das Stadtarchiv in einer Stellungnahme die Umbenennung der Speestraße.[7]
- Essen: Schule und Straße in Bredeney
- Freiburg im Breisgau: Admiral-Spee-Straße im Stadtteil Wiehre
- Kiel: Graf-Spee-Straße im Stadtteil Blücherplatz (seit 1936)[8]
- Königsberg (Preußen): Graf-Spee-Straße in Amalienau
- München-Trudering: Graf-Spee-Platz
- Münster: Straße in St. Mauritz
- Oldenburg (Oldenburg): Straße in Donnerschwee
- Regensburg
- Trier: Speestraße
- Westerland: Straße in der ehemaligen Marinesiedlung
- Fulda: Graf-Spee-Straße
Literatur
- Siegfried Breyer: Großkampfschiffe 1905–1970. Bernard & Graefe, Koblenz 1990, ISBN 3-7637-5877-1.
- Gerhard Koop, Klaus-Peter Schmolke: Die Panzerschiffe der Deutschland Klasse. Bernard & Graefe, Bonn 1993, ISBN 3-7637-5919-0.
- Gerhard Koop, Klaus-Peter Schmolke: Die Großen Kreuzer Von der Tann bis Hindenburg. Bernard & Graefe, Bonn 1998, ISBN 3-7637-5972-7.
- Joachim Lietzmann: Auf verlorenem Posten. Unter der Flagge des Grafen Spee 1923, Neuauflagen 1933 und 1936
- Werner Rahn: Spee, Maximilian Johannes Maria Hubert Reichsgraf von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 643 f. (Digitalisat).
- Gerhard Wiechmann (Hg.): Vom Auslandsdienst in Mexiko zur Seeschlacht von Coronel. Kapitän Karl von Schönberg. Reisetagebuch 1913–1914. Dr. Winkler Verlag, Bochum 2004, ISBN 3-89911-036-6.
- Erich Gröner u. a.: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945, Bd. 8/2: Vorpostenboote, Hilfsminensucher, Küstenschutzverbände (Teil 2), Kleinkampfverbände, Beiboote, Koblenz (Bernard & Graefe) 1993, S. 533. ISBN 3-7637-4807-5
Weblinks
- Galerie des deutschen Bundesarchivs zur Seeschlacht bei Coronel
- Ausstellung beim Google Cultural Institute zur Seeschlacht bei Coronel
- „Der Untergang des Ostasiengeschwaders“ von Jürgen Ritter bei Spiegel Online
- Zeitungsartikel über Maximilian von Spee in der Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
Fußnoten
- marine.de
- J. Rickard: Maximilian Reichsgraf von Spee, 1861-1914, German Admiral. (2007).
- Michael Lorenz: „Viele glaubten und glauben noch, absichtlich.“ – Der Tod der Ludovica Siboni. In: Schubert durch die Brille 23, Schneider, Tutzing 1999, S. 47–74.
- PDF-Dokument zur Geschichte der Grafenfamilien von Hillesheim und von Spee
- Jahrbücher für die preußische Gesetzgebung, Rechtswissenschaft und Rechtsverwaltung. Band 47, Berlin, 1836, S. 247 und 248; (Digitalscan zu Spee und von Hacke)
- Graf-Spee-Straße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins
- cbgnetwork.org
- Hans-G. Hilscher, Dietrich Bleihöfer: Graf-Spee-Straße. In: Kieler Straßenlexikon. Fortgeführt seit 2005 durch das Amt für Bauordnung, Vermessung und Geoinformation der Landeshauptstadt Kiel, Stand: Februar 2017 (kiel.de).