Evangelische Kirche in Mitteldeutschland
Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) ist eine von 20 Gliedkirchen (Landeskirchen) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Sie ist wie alle Landeskirchen eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Das Landeskirchenamt befindet sich in Erfurt, der Sitz des Landesbischofs ist Magdeburg. Als Bischofskirche der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland dient der Magdeburger Dom.
Karte | |
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Basisdaten | |
Fläche: | 37.000 km² |
Leitende Geistliche: | Landesbischof Friedrich Kramer |
Präses Landessynode: | Dieter Lomberg |
Präsidentin Landeskirchenamt: | Brigitte Andrae |
Mitgliedschaften: | VELKD, UEK, LWB, EKD |
Propstsprengel: | 5 |
Kirchenkreise: | 37 |
Kirchengemeinden: | 3139 |
Gemeindeglieder: | 658.693 (31. Dezember 2020)[1] |
Anteil an der Gesamtbevölkerung: | 15,7 % (31. Dezember 2020)[1] |
Offizielle Website: | ekmd.de |
Die EKM wurde am 1. Januar 2009 durch Vereinigung der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen gebildet. Beide Landeskirchen bildeten seit 1. Juli 2004 die Föderation Evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland.
Die neue Landeskirche ist Mitglied der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und der Union Evangelischer Kirchen (UEK). Die EKM hat 658.693 Gemeindeglieder (Stand: 31. Dezember 2020[2]) in 3.139 Kirchengemeinden und verfügt über 3.971 Kirchen und Kapellen (Stand: 2017).[3] Damit hat die EKM die meisten Gotteshäuser aller Landeskirchen in Deutschland. Etwa jede fünfte evangelische Kirche steht auf dem Gebiet der EKM. Zugleich stellen die Gemeindemitglieder nur etwa 3,3 Prozent der deutschen Protestanten dar.
Gebiet der Landeskirche
Das Gebiet der EKM befindet sich überwiegend in den Ländern Sachsen-Anhalt und Thüringen. Außerdem gehören kleinere Teile der Länder Brandenburg und Sachsen zum Gebiet der Landeskirche. Einige Gebiete in Sachsen-Anhalt gehören zur Evangelischen Landeskirche Anhalts, zur Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (Havelberg) oder zur Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Braunschweig (Calvörde, Blankenburg). Teile Thüringens gehören zur Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck oder zur Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Somit entspricht das Gebiet der EKM im Wesentlichen dem 1920 gegründeten Land Thüringen und der ehemaligen preußischen Provinz Sachsen.
Geschichte
Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland wurde am 1. Januar 2009 gegründet, nachdem die Synoden der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen im Jahr 2007 die Vereinigung ihrer beiden Landeskirchen beschlossen hatten und sich am 5. Juli 2008 eine gemeinsame Verfassung gaben.[4]
Zur Geschichte vor der Vereinigung der beiden Kirchen:
Die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare[5] wurde 2012 durch die Landessynode der EKM erlaubt, sofern keine Gewissensgründe bei Pfarrer oder Gemeindekirchenrat dem entgegenstehen.
Geistliche Leitung der Landeskirche
An der Spitze der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland steht der Landesbischof. Der gewählte Landesbischof wird im Magdeburger Dom in sein Amt eingeführt. Als erste gemeinsame Landesbischöfin wurde am 21. März 2009 Ilse Junkermann von der Landessynode im dritten Wahlgang gewählt und am 29. August 2009 eingeführt. Ihr Nachfolger im Amt wurde am 10. Mai 2019 ins Amt gewählt und am 7. September 2019 eingeführt.[6][7]
Landesbischöfe
- 1. Januar bis 1. Juni 2009: Christoph Kähler
- 1. Januar bis 7. Juni 2009: Axel Noack
- 1. Juni bis 29. August 2009: Hans Mikosch
- 7. Juni bis 29. August 2009: Siegfried Kasparick
- 29. August 2009 bis 31. August 2019: Ilse Junkermann
- ab 1. September 2019: Friedrich Kramer
Landessynode
Als „Parlament“ hat die Landeskirche eine Landessynode. Deren Mitglieder, die 84 Synodalen, werden auf sechs Jahre gewählt bzw. berufen oder gehören ihr von Amts wegen an. Die Landessynode tritt in der Regel zweimal im Jahr zu einer mehrtägigen Sitzung zusammen. Die Tagung wird vom Präsidium geleitet, dem der Präses sowie zwei Stellvertreter und ein Schriftführer angehören. Zu den Aufgaben der Landessynode gehört, neben der Gesetzgebung, u. a. die Wahl des Bischofs, der Regionalbischöfe, der Dezernenten des Kirchenamtes und des Landeskirchenrates.
Präsides der Landessynode
- 1. bis 23. Januar 2009: Petra Gunst
- 23. Januar 2009 bis 20. Februar 2013: Wolf von Marschall
- seit 11. April 2013 bis November 2014: Steffen Herbst
- seit 16. April 2015: Dieter Lomberg
Gliederung der Landeskirche
Die Landeskirche ist wie folgt aufgebaut:
Kirchengemeinden
An der Basis stehen die 3.139 Kirchengemeinden (Stand 2017)[3] als Körperschaften des öffentlichen Rechts mit gewählten Gemeindekirchenräten. Die Mitglieder dieser Gremien heißen Kirchenälteste.
Kirchenkreise
Mehrere Kirchengemeinden bilden zusammen einen Kirchenkreis. Die 37 Kirchenkreise haben als Gremium die Kreissynode mit einem Präsidium der Kreissynode. Die Mitglieder der Kreissynode werden von den jeweiligen Gemeindekirchenräten gewählt. Der leitende Geistliche eines Kirchenkreises trägt die Amtsbezeichnung Superintendent, im Kirchenkreis Erfurt führt er traditionsgemäß den Titel Senior.
Mehrere Kirchenkreise bilden zusammen einen Propstsprengel, der von einem Regionalbischof geleitet wird.
Einen Sonderstatus besitzt der Reformierte Kirchenkreis mit Sitz in Halle.[8] Er besteht nicht aus einem zusammenhängenden Territorium, sondern aus den fünf reformierten Einzelgemeinden in Aschersleben, Burg, Halberstadt, Halle und Magdeburg. Der leitende Geistliche des Reformierten Kirchenkreises trägt die Amtsbezeichnung Senior.
Propstsprengel
Die einzelnen Propstsprengel bestehen aus folgenden Kirchenkreisen:
- Propstsprengel Stendal-Magdeburg mit Regionalbischofssitz in Stendal
- Egeln
- Elbe-Fläming
- Halberstadt
- Haldensleben-Wolmirstedt
- Magdeburg
- Salzwedel
- Stendal
- Propstsprengel Halle-Wittenberg mit Regionalbischofssitz in Halle[9]
- Eisleben-Sömmerda
- Halle-Saalkreis
- Merseburg
- Bad Liebenwerda
- Naumburg-Zeitz
- Torgau-Delitzsch
- Wittenberg
- Propstsprengel Gera-Weimar mit Regionalbischofssitz in Gera
- Propstsprengel Eisenach-Erfurt mit Regionalbischofssitz in Eisenach
- Waltershausen-Ohrdruf
- Bad Frankenhausen-Sondershausen
- Eisenach-Gerstungen
- Erfurt
- Gotha
- Mühlhausen
- Südharz
- Propstsprengel Meiningen-Suhl mit Regionalbischofssitz in Meiningen
- Arnstadt-Ilmenau
- Bad Salzungen-Dermbach
- Henneberger Land
- Meiningen
- Sonneberg
- Hildburghausen-Eisfeld
- Rudolstadt-Saalfeld
Landeskirchenamt
Als oberste Verwaltungsbehörde der Landeskirche besteht das Landeskirchenamt, das seit Mai 2011 im Collegium Maius in Erfurt seinen Sitz hat. Bischofssitz der Landeskirche ist jedoch Magdeburg. An der Spitze des Landeskirchenamtes steht die Präsidentin, seit 1. Januar 2009 Brigitte Andrae. Zur Seite steht ihr ein Vizepräsident, derzeit Finanzdezernent Oberkirchenrat Stefan Große. Das Landeskirchenamt ist in 5 Dezernate, 19 Referate sowie weitere Geschäftsstellen und zugeordnete Dienststellen gegliedert.[10]
Gesangbücher
Die Gemeinden der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland singen aus dem Evangelischen Gesangbuch – Ausgabe für die Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen, bzw. Ausgabe für die Evangelische Landeskirche Anhalts, die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg, die Evangelische Kirche der schlesischen Oberlausitz, die Pommersche Evangelische Kirche, die Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen.
Kirchenzeitung
Die wöchentliche Zeitung erschien erstmals im Jahr 1924. Sie trägt den Titel Glaube und Heimat und wird auch im Bereich der Evangelischen Landeskirche Anhalts verbreitet.
Kirchenbestand und aktuelle Situation
Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland hat nach eigenen Angaben (Stand 2021) seit 1990 elf Kirchen aufgegeben, fünf davon in Thüringen.
Die EKM hat im Jahr 2021 auf ihrem Territorium 3.890 Kirchen, davon 1.887 in Thüringen. 99 Prozent sind denkmalgeschützt, für jedes zweite Gotteshaus besteht Sanierungsbedarf an Dächern, Fassaden und Türmen. Für 5 Prozent wurden Hausschwamm und/oder dringender Handlungsbedarf angezeigt.[11] Der Anteil einsturzgefährdeter, baupolizeilich gesperrter und damit unbenutzbarer Kirchen in der EKM liegt nach eigenen Angaben unter einem Prozent (also < 39).[12]
2021 gab der Pressesprecher der EKM, Ralf-Uwe Beck, bekannt: „20 % aller Kirchen und Kapellen in Deutschland befinden sich auf unserem Gebiet, aber nur 3,5 % der Mitglieder. Im Durchschnitt gibt es in Deutschland 1.190 Kirchenmitglieder für eine Kirche. Bei uns sind es 190 Kirchenmitglieder pro Kirche. Damit wird klar, vor welcher Aufgabe wir stehen.“[13]
Werner-Sylten-Preis
Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland verleiht seit 2018 jährlich den Werner-Sylten-Preis an Personen und Gruppierungen, die sich um den christlich-jüdischen Dialog verdient gemacht haben. Namensgeber ist der evangelische Theologe Werner Sylten, der im Holocaust starb.[14]
Archive
Weblinks
Einzelnachweise
- Kirchenmitgliederzahlen Stand 31.12.2020 (PDF) ekd.de. Abgerufen am 10. Januar 2022.
- Benjamin Lassive: Eine Million weniger – Mitgliederstatistik: Der Abwärtstrend hält bei beiden großen Kirchen auch 2020 an. In: Glaube und Heimat, 18. Juli 2021, Seite 2
- Kirchliches Leben in Zahlen 2017
- Die Verfassung der EKM im Wortlaut (PDF; 328 kB)
- Ekmd.de: 10. Tagung der I. Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, vom 21. bis 24. November 2012 in Erfurt
- Friedrich Kramer ist neuer Landesbischof. In: Volksstimme. 7. September 2019, abgerufen am 7. September 2019.
- Friedrich Kramer wird neuer mitteldeutscher Bischof. Abgerufen am 7. September 2019.
- 8. Reformierter Kirchenkreis
- Drucksachen-Nr. 10/1 B (PDF) 5. Tagung der I. Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland vom 17. bis 20. November 2010 in Kloster Drübeck
- Wegweiser für das Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) (Memento vom 7. November 2017 im Internet Archive)
- Thüringische Landeszeitung, 21. Juni 2021, Druckausgabe, S. 2
- Friederike Spengler: Pröpstin: „Uns sind Menschen wichtiger als Steine“, in Glaube und Heimat Nr. 26/2021, 27. Juni 2021, S. 3
- Carmen Fiedler: Warum Kirchen in Thüringen entwidmet werden. Mitteldeutscher Rundfunk, 15. Juli 2021, abgerufen am 4. Dezember 2021.
- EKM verleiht erstmals Werner-Sylten-Preis für christlich-jüdischen Dialog In: ekmd.de, 8. Januar 2018, abgerufen am 18. Februar 2020.