Chambrey
Chambrey | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Grand Est | |
Département (Nr.) | Moselle (57) | |
Arrondissement | Sarrebourg-Château-Salins | |
Kanton | Le Saulnois | |
Gemeindeverband | Saulnois | |
Koordinaten | 48° 47′ N, 6° 28′ O | |
Höhe | 195–313 m | |
Fläche | 14,33 km² | |
Einwohner | 325 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 23 Einw./km² | |
Postleitzahl | 57170 | |
INSEE-Code | 57126 | |
Alter Bahnhof von Chambrey |
Chambrey ist eine französische Gemeinde mit 325 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) im Département Moselle in der Region Grand Est (bis 2015 Lothringen). Sie gehört zum Kommunalverband Saulnois.
Geografie
Chambrey liegt im Saulnois an der Grenze zum Département Meurthe-et-Moselle, 42 Kilometer südöstlich von Metz, 23 Kilometer nordöstlich von Nancy und 5 Kilometer südwestlich des Kantonshauptorts Château-Salins[1] am Fluss Seille, zwischen den Nachbargemeinden Salonnes im Nordosten und Moncel-sur-Seille im Südwesten.[2] Das Gehöft Merlinsol gehört zur Gemeinde. Die Route de la Reine (Straße der Königin) wurde im Mittelalter[3] nach der Königin Brunichild (545/550–613) benannt. Gleichnamige Straßen gab es in Fresnes-en-Saulnois und Viterne.[4] Bei der Route de la Reine in Chambrey handelt es sich um den Teil einer alten Römerstraße von Metz (Divodurum) über Delme (Duodecimum) nach Tarquimpol (Decem Pagi).[5]
Geschichte
Im Mittelalter besaß das Domkapitel Saint-Étienne von Vic-sur-Seille, das dem Bistum Metz unterstellt war das Lehen Chambery.[6] Durch die Bestimmungen im Friede von Vincennes kam Chambrey 1661 zu Frankreich. 1698 wurde Chambery der Kastellanei von Amance zugeteilt, die der Bailliage von Nancy unterstellt war. Die Pfarrei von Chambrey gehörte zum Verwaltungsbereich des Erzpriesters von Delme, der dem Archidiakonat von Vic-sur-Seille unterstellt war, das wiederum zum Bistum Metz gehörte.[4]
1793 erhielt Chambrey im Zuge der Französischen Revolution (1789–1799) den Status einer Gemeinde und 1801 als Chambray das Recht auf kommunale Selbstverwaltung. Es gehörte von 1801 bis 1871 zum früheren Département Meurthe, das 1871 in Département Meurthe-et-Moselle umbenannt wurde.
1871 wurde die Gemeinde wegen Gebietsveränderungen durch den Verlauf des Deutsch-Französischen Kriegs (1870–1871) in das neu geschaffene Reichsland Elsaß-Lothringen des Deutschen Reiches eingegliedert. In der Schule des französischsprachigen Ortes wurde nun die Deutsche Sprache unterrichtet.[7]
Der Bahnhof Chambrey lag an der Bahnstrecke Champigneulles–Château-Salins, etwa einen halben Kilometer südlich des Ortes. Bis 1918 war er deutscher Grenzbahnhof. Gegenübeliegendes Pendant auf französischer Seite war der Bahnhof Moncel. Das Empfangsgebäude des Bahnhofs Chambrey wurde deshalb besonders repräsentativ und prächtig gestaltet. Es dient heute als Dorfgemeinschaftshaus, nachdem die Strecke schon mehrere Jahrzehnte stillgelegt ist.[8]
1881 eröffnete eine Saline, die 40 Menschen beschäftigte und einen Jahresausstoß von 10.000 t Steinsalz hatte.[9]
Am 30. Juli 1914 wurde zu Beginn des Ersten Weltkriegs (1914–1918) in Chambrey als Grenzstadt deutsches Militär stationiert, am 2. August 1914 das Vieh der Einwohner nach Brulange getrieben. In den folgenden Jahren war es nicht möglich, die Ernte einzubringen. Am 7. August 1914 errichteten französische Truppen Straßensperren und besetzten die Ortschaft. Am nächsten Tag zündeten sie die Saline an. Am 12. August 1914 gab es ein Scharmützel am Gehöft Merlinsol, danach wurde das Gehöft angezündet. Nach den Grenzschlachten vom 18. bis 20. August 1914 zogen sich die französischen Truppen zurück und zerstörten die Brücke über die Seille bei Salonnes. Danach war die Ortschaft wieder von deutschen Truppen besetzt. In der Nacht vom 31. Mai zum 1. Juni 1915 wurde Chambrey evakuiert. Chambrey gehörte als französischsprachige Ortschaft zu den 247 letzten Gemeinden, deren Name im Ersten Weltkrieg am 2. September 1915 eingedeutscht wurde. Der Name wurde in „Kambrich“ geändert.[10] 1917 zerstörten Brandbomben Teile der Ortschaft, unter anderem das Kirchenschiff. Kurz vor dem Ende des Krieges brachten die Deutschen die Glocken der Kirche weg, um daraus Kanonen zu gießen. Wenige Tage nach dem Waffenstillstand von Compiègne kehrten die Bewohner nach Chambrey zurück. Der Militärfriedhof wurde zum heutigen Friedhof der Gemeinde. Auf ihm wurden französische (1914) und deutsche Soldaten begraben.[7]
Das Reichsland Elsaß-Lothringen hörte mit dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 auf zu bestehen. Chambrey wurde anschließend wieder dem Département Moselle zugeordnet.[11]
Im Zweiten Weltkrieg wurde Chambrey abermals von den Deutschen besetzt, die bis zur Befreiung im Herbst 1944 sämtliche Einwohner vertrieben.
Jahr | 1793 | 1841 | 1872 | 1886 | 1911 | 1921 | 1936 | 1946 | 1975 | 2007 | 2018 |
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Einwohner | 610 | 886 | 648 | 837 | 754 | 448 | 503 | 355 | 345 | 335 | 331 |
Am meisten Einwohner hatte Chambrey 1886 (837). Durch den Ersten Weltkrieg ging die Bevölkerungszahl stark zurück, die Gemeinde verlor 306 Einwohner zwischen 1911 und 1921. Auch im Zweiten Weltkrieg ging die Einwohnerzahl zurück, diesmal verlor die Gemeinde 148 Bewohner zwischen 1936 und 1946. Seitdem hat sich die Einwohnerzahl nicht mehr erholt.
Wappen
Das Wappen der Gemeinde ist horizontal in zwei Hälften geteilt, die die ursprüngliche Einteilung der Ortschaft in „Ober-“ und „Unterchambrey“ (Ban de dessus, Ban de dessous) darstellen. Die untere Hälfte ist golden mit einer roten Kugel (Tourteau) und die obere Hälfte ist rot mit zwei goldenen Münzen (Besant). Die runden Objekte stellen die Steine des Stephanus (frz. Étienne) dar und sollen daran erinnern, dass das Domkapitel Saint-Étienne von Vic-sur-Seille das Lehen Chambrey besaß.[6]
Infrastruktur
20 Kilometer südwestlich von Chambrey liegt der Flughafen Nancy-Essey, der Flughafen Metz-Nancy-Lothringen liegt 26,4 Kilometer nordwestlich.[2] Südlich des Ortskerns gibt es eine Auffahrt auf die Route nationale 74.
Literatur
- Laurent Baudoin: Les gares d'Alsace-Lorraine. Un heritage de l'annexion Allemande (1871–1918). Editions Pierron, Sarreguemines 1995. Ohne ISBN
Weblinks
Einzelnachweise
- Chambrey Moselle, Actuacity.com (französisch)
- Village de Chambrey, Annuaire-mairie.fr (französisch)
- La Chaussée Brunehaut (französisch)
- Henri Lepage: Dictionnaire topographique du département de la Meurthe. In: Société d'archéologie lorraine et du Musée historique lorrain (Hrsg.): Dictionnaire topographique de la France. 6. Auflage. Band 14, Nr. 18. Imprimerie impériale, Paris 1862, S. 4+40+117+152 f. (in Google Books [abgerufen am 28. März 2010]).(französisch)
- VR6, Itinéraires Romains en France (französisch)
- Union des Cercles Génealogiques Lorrains (Memento des Originals vom 9. Januar 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (französisch)
- Guerre 1914–1918 à Chambrey (Moselle) Par Hubert Ofcard (1898–1960) (französisch), abgerufen am 27. August 2012.
- Baudoin, S. 42–44.
- Baudoin, S. 43.
- Les 247 dernières communes à noms français, débaptisées seulement le 2 septembre 1915 (französisch); Eisenbahndirektion Mainz (Hrsg.): Amtsblatt der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz vom 30. Oktober 1915, Nr. 54. Bekanntmachung Nr. 721, S. 350f.
- Des villages de Cassini aux communes d’aujourd’hui (französisch)