Grenzbahnhof
Ein Grenzbahnhof, auch Grenzstation oder veraltet Wechselbahnhof, ist ein Bahnhof, auf dem die für den Übergang des Verkehrs über die Staatsgrenze nötigen Dienstvorrichtungen, insbesondere die zollamtliche Überwachung, vorgenommen wird.
Sie sind häufig mit Anlagen zum Wechseln von Lokomotiven ausgestattet, insbesondere, wenn es sich um elektrifizierte Bahnstrecken handelt, die verschiedenen Stromsystemen (Systemtrennstelle) angehören. In einigen Bahnhöfen wie Aachen Hbf kann an den Bahnsteiggleisen das Stromsystem umgeschaltet werden. Mehrsystemzüge wie ICE International oder Thalys können dann nach kurzem Halt ohne Triebfahrzeugwechsel weiterfahren. Gegebenenfalls wechselt in Grenzbahnhöfen auch die Fahrordnung, zum Beispiel in Basel SBB oder Roosendaal. Da in einigen Ländern unterschiedliche Spurweiten der jeweiligen Eisenbahnen existieren, gibt es in einigen Grenzbahnhöfen gemischtspurige Gleise und/oder Umspuranlagen. Beispiele dafür sind Bahnhof Brest-Zentralny in Belarus, Tschop in der Ukraine und der Bahnhof Portbou in Spanien.
An Grenzbahnhöfen befinden sich außerdem meistens Zoll- und Grenzschutzeinrichtungen. Einige Grenzbahnhöfe sind auch Rangierbahnhöfe, zum Beispiel Chiasso an der Grenze zwischen der Schweiz und Italien.
Eine Besonderheit ist der Bahnhof Bayerisch Eisenstein, dessen Anlagen hälftig in zwei Ländern liegen. Die Grenze zwischen Deutschland und Tschechien verläuft mittig durch das Empfangsgebäude.
Der ehemalige Rangierbahnhof Basel Badischer Bahnhof in Weil am Rhein liegt zu einem kleinen Teil auf Schweizer Boden. Die Zollgrenzen im Bahnhof folgen aber nicht der Staatsgrenze, sondern liegen entlang der dem Betrieb angepassten verschiedenen Gleisfelder. Dadurch war es möglich, dass ein Güterzug Richtung Lörrach und Umgehungskurve zolltechnisch nie Deutschland verließ und sich damit während der gesamten Fahrtzeit innerhalb des Zollgebietes der Gemeinschaft befand. Der Bahnhof hat durch den Bau des Rangierbahnhofes in Muttenz (CH) seine Bedeutung verloren.
Beispiele für Grenzbahnhöfe an deutschen Grenzen sind: Aachen Hbf, Bad Schandau, Flensburg, Frankfurt (Oder) Pbf, Görlitz, Horka Gbf, Kehl, Konstanz, Lindau-Reutin, Passau Hbf, Puttgarden und Saarbrücken Hbf. Auch der Salzburger Hauptbahnhof hatte lange Zeit die Funktion eines Grenzbahnhofes zwischen Österreich und Deutschland. Der Grenzbahnhof Thörl-Maglern in Arnoldstein war nach Italien wichtig. Der Bahnhof Brenner zählte ebenfalls hierzu.
Eine Besonderheit stellte der mitten in der DDR gelegene Bahnhof Seddin-Süd dar, der für den schnellen Transitverkehr mit den Trans-Europ-Express-Marchandises (TEEM) zum DDR-typischen Grenzbahnhof mit Betonmauern, Metallgitterzäunen, Kontrolltürmen und Flutlicht ausgebaut wurde.[1] Bedeutung hatten an der früheren Innerdeutschen Grenze unter anderem die Bahnhöfe Berlin-Friedrichstraße und Griebnitzsee (letzterer bei dem Transitverkehr durch die DDR), der Bahnhof Schwanheide[2], ferner Helmstedt und Marienborn, Gerstungen, Probstzella (dort Grenzbahnhof-Museum) und Gutenfürst. Es waren in Grenznähe oft Beschaubrücken vorhanden.
Bis 2020 war auch Lindau Hbf ein Grenzbahnhof, wurde aber danach durch Lindau-Reutin ersetzt.
Im Schengen-Raum sind Grenzbahnhöfe in zolltechnischer Hinsicht weniger wichtig geworden. Auch Wechselstuben werden durch den Euro hier nicht mehr benötigt.
Siehe auch
Literatur
- Grenzbahnhöfe. In: Victor von Röll (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Auflage. Band 5: Fahrpersonal–Gütertarife. Urban & Schwarzenberg, Berlin/Wien 1914, S. 370 f.
- Gerhard Greß: 1989: Grenzenlos auf deutschen Schienen. Eisenbahn-Kurier Special 54, Freiburg 1999
Einzelnachweise
- Ulrich Hassel: Zügig durch die DDR. In Eisenbahn Geschichte 76 (Juni/Juli 2016), S. 4–13.
- Grenzbahnhof Schwanheide auf napoleon-web.de