Schott AG
Schott AG | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1884, Jena, Deutschland |
Sitz | Mainz, Deutschland |
Leitung | Frank Heinricht Vorsitzender des Vorstandes |
Mitarbeiterzahl | 17.300 , davon 6.000 in Deutschland (2020/2021)[1] |
Umsatz | 2,5 Mrd. Euro (2020/2021)[1] |
Branche | Glasproduktion |
Website | www.schott.com |
Stand: 20. Januar 2022 |
Die Schott AG mit Hauptsitz in Mainz (Deutschland) ist ein internationaler Technologiekonzern, der auf die Herstellung von Glas und Glaskeramik spezialisiert ist. Vorstandsvorsitzender des Unternehmens ist seit 2013 Frank Heinricht.
Geschichte
Gründung als Glaslabor Ende des 19. Jahrhunderts
Die Anfänge der Schott AG gehen zurück bis in das Jahr 1884. Damals gründeten Otto Schott, Ernst Abbe und Carl Zeiß sowie dessen Sohn Roderich Zeiß das Glastechnische Laboratorium Schott & Genossen in Jena, das zunächst optische Gläser für Mikroskope und Fernrohre herstellte.[2] Im Jahr 1891 wurde die von Ernst Abbe zwei Jahre zuvor ins Leben gerufene Carl-Zeiss-Stiftung Teilhaberin des Glaslabors. Mit der Erfindung des chemisch resistenten, hitze- und temperaturwechselbeständigen Borosilicatglases konnten neue technische Gläser wie Thermometerglas, Laborgläser und Glaszylinder für Gaslampen angeboten werden.
Stiftungsunternehmen
Die neuen Produkte sorgten für einen raschen wirtschaftlichen Aufstieg des Unternehmens. 1919 lag die Mitarbeiterzahl bei 1.233, der Umsatz verdoppelte sich bis 1920 dank neuer Produkte auf 28 Millionen Mark. 1919 übertrug Otto Schott seine Geschäftsanteile an die Carl-Zeiss-Stiftung. Das Glaslabor wurde so zu 100 Prozent ein Stiftungsunternehmen und in Jenaer Glaswerk Schott & Gen umbenannt. Ab 1927 leitete Erich Schott, Sohn des Firmengründers Otto Schott, das Glaswerk.
Mainz wird neuer Firmensitz
Als der Firmenstandort Jena nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 Teil der sowjetischen Besatzungszone wurde, nahm das US-Militär bei seinem Rückzug aus dem Gebiet die Geschäftsleitung und ausgewählte Spezialisten mit nach Westdeutschland, unter anderem Richard Hirsch. Das Ereignis ging als „Zug der 41 Glasmacher“ in die Firmengeschichte ein.[3] Nach Zwischenstationen in Heidenheim an der Brenz und Zwiesel endete die Reise für die Mitarbeiter des Glaswerks schließlich in Mainz, wo Erich Schott 1952 den heutigen Firmensitz in der Mainzer Neustadt errichten ließ – mit zwei Natursteinmosaiken im Eingangsbereich von Charles Crodel in Erinnerung an das Jenaer Hauptwerk. Auslöser für den Neuanfang war die Enteignung des Jenaer Werks und die Umwandlung in einen volkseigenen Betrieb 1948 sowie die ein Jahr danach erfolgte politische Teilung Deutschlands.
Im östlichen Jena gab es das VEB Jenaer Glaswerk, später in das Kombinat VEB Carl Zeiss Jena integriert, und im westlichen Mainz das Jenaer Glaswerk Schott & Gen. Die intensive Zusammenarbeit zwischen den ost- und westdeutschen Werken in den ersten Nachkriegsjahren wurde 1953 durch die DDR beendet. Während sich der volkseigene Betrieb in Jena zu einem der wichtigsten Spezialglaslieferanten Osteuropas entwickelte, baute Erich Schott von Mainz aus eine internationale Firmengruppe mit Vertriebsstätten in Europa, Amerika und Asien auf. Mit neuen Produkten wie Glaskomponenten für Fernsehbildröhren, Glasfasern für Licht- und Bildleiter, Spiegelträger für Großteleskope aus Zerodur, Kochflächen aus Ceran und Glasröhren für Parabolrinnenkraftwerke wurde das Unternehmen ein führender Spezialglashersteller. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands übernahm das Werk in Mainz die Geschäftsanteile des Jenaer Betriebs.[3]
Wandel zum Technologiekonzern
Schott Glas, wie das Unternehmen 1998 hieß, entwickelte sich zu einem Technologiekonzern mit 80 Unternehmen in 32 Ländern und einem weltweiten Umsatz von über drei Milliarden DM. 1984 betrieb Schott 40 Produktionsstätten in zehn Ländern, der weltweite Umsatz lag bei 1,31 Milliarden DM. Angesichts des Wachstums und der Herausforderungen des globalen Wettbewerbs wurde die Rechtsform von Schott Glas als „rechtlich unselbstständiger Betrieb der Carl-Zeiss-Stiftung“ 2004 mit sofortiger Wirkung in eine selbstständige Aktiengesellschaft – die Schott AG – geändert.[4] Alleinige Aktionärin ist die Carl-Zeiss-Stiftung. Eine Veräußerung dieser Aktien ist laut Stiftungsstatut nicht erlaubt und ein Börsengang damit ausgeschlossen.
Ein- und Ausstieg in die Solarbranche
Im Jahr 2001 stieg der Technologiekonzern in die Solarbranche ein und gründete 2005 die Schott Solar GmbH (seit 2008 Schott Solar AG). Das Tochterunternehmen produzierte Wafer, Zellen und Module für die Photovoltaik. Parallel erfolgte ein Engagement in der Concentrated Solar Power (CSP)-Technologie. Mit der Herstellung von Absorberröhren lieferte Schott die Schlüsselkomponente zur Stromerzeugung aus Sonnenenergie in Großkraftwerken. 2012 zog sich Schott aus dem Solargeschäft zurück, die Schott Solar AG wurde aufgelöst.[5][6]
Unternehmensprofil
Übersicht, Leitungsgremien, Ökonomie
Im Februar 2013 berief der Aufsichtsrat Frank Heinricht mit Wirkung zum 1. Juni 2013 zum Vorstandsvorsitzenden der Schott AG.[7][8] Er wurde Nachfolger von Udo Ungeheuer, der den Vorstandsposten zwischen 2004 und 2013 bekleidete. Heinricht verstärkte die Kernbereiche Pharma-Verpackungen, Ceran-Kochflächen, Kaminsichtscheiben und Brandschutzgläser sowie Komponenten zum Schutz sensibler Elektronik.
Im Geschäftsjahr 2020/2021 erzielte Schott einen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro und einen Jahresüberschuss von 289 Millionen Euro (Geschäftsjahr 2019/2020: 199 Mio. Euro). Die Schott AG beschäftigt in Produktions- und Vertriebsstätten in 34 Ländern rund 17.300 Mitarbeiter, davon etwa 6.000 in Deutschland (Stand 2021).[1]
Werke in Deutschland
- Mainz: Optisches Glas, Ceran Glaskeramik-Kochflächen, Robax Kaminsichtscheiben, Glasfasern, Pharmarohr
- Grünenplan: Dünngläser
- Jena: Brandschutzglas, Xensation Cover Glas
- Landshut: Electronic Packaging
- Mitterteich: Glasrohre, -stäbe und -profile für technische und pharmazeutische Anwendungen
- Müllheim: Pharmaverpackungen
Produktportfolio
Schott produziert eine Vielzahl von Spezialgläsern und Glaskeramiken in hohen Stückzahlen für viele Branchen wie Hausgeräteindustrie, Pharma, Elektronik, Optik, Life Sciences, Automobil- und Luftfahrtindustrie. Zu den herausragenden Produkten für Einzelprojekte zählen die Teleskopspiegelträger für die Astronomie:
- Very Large Telescope (1991–1993: vier Spiegel mit je 8,2 m Durchmesser)[9]
- Keck-Observatorium (1993–1996: zwei segmentierte Spiegel mit je 10,0 m Durchmesser)[10]
- Gran Telescopio Canarias (2007–2008: ein segmentierter Spiegel mit 10,4 m Durchmesser)[11]
2017 hat Schott den Auftrag erhalten, vier von fünf Spiegeln für das Extremely Large Telescope (ELT) herzustellen.[12] Mit einem Durchmesser des Hauptspiegels von 39 Metern soll es das weltweit größte optische Teleskop werden. Schott erhielt den Zuschlag für die Lieferung von 4 der 5 Spiegelträger, darunter der Hauptspiegel: 798 Hexagone aus Zerodur Glaskeramik bilden zusammengesetzt den Hauptspiegel. Das ELT soll 2024 in Chile in Betrieb gehen.[13]
Marken
Neben den bekanntesten Marken Ceran und Pyran (Brandschutzgläser)[14] zählen dazu unter anderem Robax (Feuersichtscheiben), Fiolax (Glasrohre für pharmazeutische Behältnisse), HelioJet (Flugzeugkabinenbeleuchtung), Puravis (Glasfasern für die Medizintechnik), Zerodur (Glaskeramik für Teleskopspiegelträger und die Halbleiterindustrie). Die Laborglasmarke Duran wurde verkauft.
Besitzverhältnisse
Die alleinige Eigentümerin der Schott AG ist die Carl-Zeiss-Stiftung, die sämtliche Aktien hält und sich u. a. aus der Dividende finanziert.[15]
Gesellschaftliches Engagement
Die Schott AG ist darüber hinaus in gesellschaftlichen Bereichen engagiert. Sie organisiert den jährlichen Benefizlauf Run for Children und seit der Erstauflage 2006 rund 1,7 Millionen Euro für bedürftige Kinder erbracht hat.[16] Seit 2014 organisiert und finanziert Schott den weltweiten Austausch von Mitarbeiter-Kindern. Unter dem Motto Schott goes Family verbrachten im Jahr 2017 32 Jugendliche aus zehn Ländern wechselseitig zwei Wochen mit ihren Austauschpartnern bei deren Familien im Ausland. Die Aktion bietet jungen Menschen die Möglichkeit, internationale Erfahrung zu sammeln und Verständnis für andere Kulturen zu entwickeln.[17] Für die Kirche St. Stephan in Mainz hat Schott 2009 drei neue Glocken gestiftet.[18]
Die Schott AG ist Hauptsponsor des TSV Schott Mainz.[19] Darüber hinaus ist die Schott AG auch Hauptsponsor des SV Schott Jena.[20]
Auszeichnungen
Die Schott AG wurde bereits mehrfach für ihre Produkte ausgezeichnet. So erhielt das Unternehmen unter anderem den Deutschen Innovationspreis 2010[21] für das umweltfreundliche Herstellungsverfahren von Ceran Glaskeramik-Kochflächen, den Corporate Environmental Achievement Award 2013 der American Ceramic Society[22], den Interior Innovation Award 2015[23], vergeben von der Einrichtungsmesse imm cologne, als Best of the Best in der Kategorie Küche und Haushalt sowie den Innovationspreis der deutschen Wirtschaft 2016 für ultradünnes Glas. Darüber hinaus wurde Schott Ceran 2013 und 2016 vom Verlag Deutsche Standards zur Marke des Jahrhunderts gekürt. Im September 2020 zeichnete der Rat für Formgebung das Jade Flugzeug-Leselicht mit dem German Design Award als “Winner 2021” in der Kategorie “Excellent Product Design - Aviation, Maritime and Railway” aus.[24]
Siehe auch
Literatur
- Dieter Kappler, Jürgen Steiner: Schott 1884–2009. Vom Glaslabor zum Technologiekonzern. 1. Auflage. Universitätsdruckerei H. Schmidt, Mainz 2009, ISBN 978-3-935647-45-8 (264 S.).
- Rolf Sachsse, Ulrike Ellguth-Malakhov, Angelika Steinmetz-Oppelland, Miriam Halwani: Albert Renger-Patzsch - Industriefotografien für SCHOTT. Hrsg.: SCHOTT AG, LWL-Industriemuseum. 1. Auflage. VDG Weimar - Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften, Weimar 2011, ISBN 978-3-89739-730-9 (110 S.).
Film
- Ein Glas für alle Fälle – Schott AG in Mainz – Fernsehdokumentation des SWR aus der Reihe made in Südwest, erstmals gesendet am 20. Mai 2015 (kurzer Inhaltsüberblick); Online-HD-Video (840 MB) – pd-ondemand.swr.de (aktuell verfügbar, Stand 25. Juli 2016)
Weblinks
Einzelnachweise
- SCHOTT Geschäftsbericht 2020/2021 (abgerufen am 3. Februar 2022)
- Vom Glaslabor zum Technologiekonzern. Historische Meilensteine. SCHOTT AG, abgerufen am 14. November 2017.
- Geschichte: Schott 1884 – 2009. In: Schott AG, aufgerufen am 20. Januar 2016.
- SCHOTT ist jetzt Aktiengesellschaft. Messe München GmbH, 2. Juli 2004, abgerufen am 14. November 2017.
- Schott Solar bestätigt Rückzug. Alfons W. Gentner Verlag GmbH & Co. KG, abgerufen am 14. November 2017.
- SCHOTT schließt Verkauf von CSP-Geschäft ab. Die SCHOTT AG hat den Verkauf des CSP-Geschäftes (Concentrated Solar Power) an die spanische Rioglass Solar abgeschlossen. In: Pressemitteilung. SCHOTT AG,, 14. April 2016, abgerufen am 14. November 2017.
- cs: Frank Heinricht, in: Internationales Biographisches Archiv 08/2014 vom 18. Februar 2014, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- Vorstand Dr. Frank Heinricht Vorsitzender des Vorstandes der SCHOTT AG. Abgerufen am 14. November 2017.
- Schott-Spiegelträger aus Mainz. Astronomische Arbeitsgemeinschaft Mainz e. V., abgerufen am 14. November 2017.
- Rene Purwin: Gezieltes Zerren an der Optik. ZEIT ONLINE GmbH, 31. Juli 1992, abgerufen am 14. November 2017.
- Gran Telescopio CANARIAS (GTC) offiziell eingeweiht. Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH, 24. Juli 2009, abgerufen am 14. November 2017.
- Die ESO unterzeichnet Verträge für den riesigen Hauptspiegel des ELT. In: ESO-Pressemitteilung eso1717. European Southern Observatory, 13. Mai 2017, abgerufen am 14. November 2017.
- Weltgrößtes Teleskop für Atacamawüste. Mainzer gießen Spiegel für Riesenfernrohr. SWR, 20. Januar 2017, abgerufen am 14. November 2017.
- PYRAN®. In: Produktbeschreibung. SCHOTT AG, abgerufen am 14. November 2017.
- Aufgaben und Ziele nach § 1 Stiftungsstatut. Carl-Zeiss-Stiftung, abgerufen am 14. November 2017.
- Historie. Abgerufen am 14. November 2017.
- SCHOTT organisiert internationalen Austausch für Mitarbeiterkinder. „SCHOTT goes Family“ fördert interkulturelles Verständnis. 23. Juli 2015, abgerufen am 14. November 2017.
- Glocken von St. Stephan. Katholisches Pfarramt St. Stephan, abgerufen am 14. November 2017.
- Hauptsponsor. TSV SCHOTT Mainz e. V., abgerufen am 14. November 2017.
- Sponsoren und Förderer. SV SCHOTT Jena e. V., abgerufen am 14. November 2017.
- Der Deutsche Innovationspreis 2010. Gewinner des Innovationspreises: Ideen schmieden. WirtschaftsWoche, 30. April 1010, abgerufen am 14. November 2017.
- Corporate Environmental Achievement Award. The American Ceramic Society, abgerufen am 14. November 2017 (englisch).
- Imm Cologne 2015 News: winners of the Interior Innovation Awards 2015. Design Contract, 20. Januar 2015, abgerufen am 14. November 2017 (englisch).
- SCHOTT® Jade reading light - Winner - Aviation, Maritime and Railway - German Design Award. Abgerufen am 11. November 2020 (deutsch).