Rudolstadt
Rudolstadt (thüringisch Rudelstadt, Mundart: Rolscht) ist eine Stadt im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt im Freistaat Thüringen, Deutschland. Die ehemalige fürstliche Residenz Rudolstadt liegt eingebettet in einem waldumgebenen Tal und zieht sich bandartig am weiten Bogen des Flusses Saale entlang.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Thüringen | |
Landkreis: | Saalfeld-Rudolstadt | |
Höhe: | 195 m ü. NHN | |
Fläche: | 135,18 km2 | |
Einwohner: | 24.672 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 183 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 07407 | |
Vorwahl: | 03672 | |
Kfz-Kennzeichen: | SLF, RU | |
Gemeindeschlüssel: | 16 0 73 076 | |
Stadtgliederung: | 24 Ortsteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Markt 7, 07407 Rudolstadt | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Jörg Reichl (BfR, Bürger für Rudolstadt) | |
Lage der Stadt Rudolstadt im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt | ||
Die Stadt wurde 776 erstmals urkundlich erwähnt und hat seit 1326 Stadtrecht. Ihr weithin sichtbares Wahrzeichen ist das Schloss Heidecksburg, das die Stadt überragt. Bekannt ist Rudolstadt durch die Anker-Steinbaukästen der Firma Richter und seine Porzellan-Manufakturen (Volkstedt). Von 1599 bis 1920 war es Hauptstadt von Schwarzburg-Rudolstadt.
Geographie
Rudolstadt liegt im Tal der Saale, die hier am „Saaleknie“ einen Bogen von Süden nach Osten schlägt. Die Landschaft wird neben dem Tal der Saale von drei weiteren Faktoren bestimmt: Im Norden und Westen der Stadt erstreckt sich die wasserarme, dünn besiedelte Muschelkalkformation der Ilm-Saale-Platte, im Süden beginnt das Thüringer Schiefergebirge, und östlich der Saale liegt die Hintere Heide, die vom Hausberg, dem 481 Meter hohen Kulm, dominiert wird. Auf der Ilm-Saale-Platte wechseln sich Wald- und Wiesenflächen ab, die sonstige Umgebung Rudolstadts ist überwiegend bewaldet. Das Saaletal mit seinen Aueflächen ermöglicht eine ertragsreiche Landwirtschaft. Während die Kernstadt auf etwa 200 Metern Höhe im Tal liegt, befinden sich einige Ortsteile wesentlich höher in Lagen zwischen 300 und 400 Metern ü. NN. Im Ortsteil Schwarza mündet die Schwarza in die Saale. Gesteinsarten sind im Norden vor allem Muschelkalk und Buntsandstein sowie der Schiefer im Süden.
Das Klima in Rudolstadt ist auf Grund der geringen Höhenlage im Saaletal milder als in Orten der Umgebung. In Rudolstadt wird der Dialekt Ilmthüringisch gesprochen.
Stadtgliederung
Rudolstadt ist in vierundzwanzig Ortsteile gegliedert. Neben der Kernstadt gehören folgende Dörfer zur Stadt:
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In Klammern ist die urkundliche Ersterwähnung angegeben.[2]
Volkstedt, Schwarza, Mörla und Cumbach bilden gemeinsam mit der Kernstadt eine urbane Einheit, während die anderen Orte räumlich getrennt liegen.
Nachbargemeinden
Angrenzende Gemeinden sind, von Norden im Uhrzeigersinn, Blankenhain, Uhlstädt-Kirchhasel, Unterwellenborn, Saalfeld, Bad Blankenburg, Königsee, Stadtilm, Rittersdorf und Bad Berka.
Geschichte
Frühgeschichte
Auf dem Weinberg in Oberpreilipp befand sich eine befestigte Höhensiedlung. Die geborgenen Funde stammen aus der ausgehenden Urnenfelderzeit und der beginnenden Eisenzeit.[3] Einer keltischen folgte die germanische Besiedelung und die Zugehörigkeit zum Thüringer Königreich. Aus der Zeit nach 500 ist eine teilweise Ansiedelung von Slawen über archäologische Funde nachgewiesen.
776 wurde der Ort erstmals urkundlich als Rudolfestat (Siedlungsstätte des Rudolf) als Schenkung Karls des Großen an das Kloster Hersfeld erwähnt.[4]
Mittelalter
Anfang des 13. Jahrhunderts war Rudolstadt im Besitz der Grafen von Orlamünde, von denen es um 1300 teilweise und 1334 ganz an die Grafen von Schwarzburg überging. Zwischen den Jahren 1264 und 1334 sind in Rudolstadt die „Niedere Burg“ und die „Obere Burg“ (Heidecksburg) urkundlich nachgewiesen. Erstere stand vermutlich im Bereich der heutigen Ludwigstraße und Burgstraße, die andere auf der späteren Schlossterrasse. 1217 ist ein an der in der Altstadt stehenden einstigen Pfarr- und späteren Stadtkirche des Hl. Andreas wirkender Pfarrer Heinrich beurkundet.
Im 14. Jahrhundert erfuhr der Ort eine entscheidende Erweiterung. Eine am Fuß des Burgberges längs der vom Schalbach zur Andreaskirche führenden Straße entstandene Siedlung erhielt durch die Grafen von Orlamünde das Stadtrecht. Daraus resultierten der Bau von Rathaus, Markt sowie Befestigung mit Altem Tor und Kirchtor. Die älteste erhaltene Urkunde mit den Statuten datiert in das Jahr 1326. Ratsmeister sind erstmals 1378 bezeugt.
Im gleichen Jahrhundert wurden die Herren von Schaala genannt. Sie hatten wohl Einfluss auf die Gestaltung des wehrhaften Charakters der Kirche und des Kirchhofes. Sowohl Kirche als auch Kirchhof waren bis Mitte des 15. Jahrhunderts zum Schutz der Bürger befestigt.[5]
Seit etwa 1340 war Rudolstadt im Besitz der Grafschaft Schwarzburg, deren Hauptstadt sie später wurde und bis 1920 blieb. 1345 erlitten die beiden Burgen und die Stadt (Rathaus nebst einem großen Teil der alten und neuen Stadt) erhebliche Zerstörungen durch ein Erfurter Heer im Rahmen des Thüringischen Grafenkrieges. Im Zuge des Wiederaufbaus von 1345 bis 1437 bekam die Stadt ein vollkommen neues Gesicht (Erweiterung der Stadtbefestigung). Zwischen 1434 und 1448 wurde die Obere Burg zu einer dreiflügligen Anlage erweitert. Im Jahre 1573 brannte der Nachfolgebau teilweise aus, woraufhin das dreiflügliche Renaissanceschloss errichtet wurde. 1548 standen an der Stelle des unteren Schlosses freie Siedelhöfe von Lehensleuten der Schwarzburger Grafen.
Neuzeit
Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die ursprüngliche „Neustadt“ zur „Alten Neustadt“ und die „Neue Neustadt“ bebaut. Eine kulturelle Blütezeit brachte das 18. und 19. Jahrhundert der Stadt, als hier zahlreiche Künstler lebten und arbeiteten. Auch Friedrich Schiller weilte oft in der Stadt. Er lernte hier seine spätere Frau Charlotte von Lengefeld kennen und begegnete erstmals Goethe im Beulwitzschen Haus, das heute ein Schiller-Museum ist, am 7. September 1788.
Im Zuge der Märzrevolution 1848 wurden die Demokraten unter Friedrich Carl Hönniger in Rudolstadt zur politisch führenden Kraft. Hönniger übernahm 1848 für kurze Zeit das Amt des Präsidenten im Landtag Schwarzburg-Rudolstadt, bevor er von den Demokraten als Abgeordneter in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt wurde. Bis 1918, als der letzte Fürst abdankte, gehörte Rudolstadt zum Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt (Oberherrschaft). Der letzte Fürst hatte keine leiblichen Nachkommen, so dass das Residenzschloss Heidecksburg in den Besitz des Landes Thüringen überging.
In der Zeit bis 1932 war die SPD die stärkste Partei im Rudolstädter Stadtrat. Bereits im Dezember 1932 bekam die NSDAP genauso viele Sitze wie SPD und KPD (jeweils vier von 19 Sitzen). Nach der Machtübergabe an Hitler 1933 wurden die in der Weimarer Republik geschaffenen Selbstverwaltungsorgane der Gemeinden und Kreise faktisch ausgelöscht. In der Zeit von 1936 bis 1945 war Rudolstadt Garnisonsstadt der Wehrmacht. 1938 fand das Treffen der deutschen Hitler-Jugend in Rudolstadt statt.
Noch 1918 lebten mindestens 80 Juden im Gebiet des damaligen Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt. Die Rudolstädter Juden, die nicht fliehen konnten, wurden nach 1938 deportiert und ermordet. 1935 wurde der jüdische Friedhof eingeebnet, der sich am Nordfuß des Burgberges befand.
Die Verfolgung von Hitler-Gegnern forderte zahlreiche Opfer, so das Leben des KPD-Stadtrates Werner John, der in dem Strafbataillon 999 zu Tode kam. An ihn erinnern eine Straße und ein Wohngebiet. An den Stadtverordneten und Vorsitzenden der KPD-Ortsgruppe Volkstedt Paul Herger, der an Folgen seiner Haft im KZ Buchenwald starb, erinnert seit 1949 die Paul-Herger-Straße. An den Widerstand aus katholischen Kreisen um den Pfarrer Caspar Schulte erinnert ebenfalls seit 1949 ein Straßenname. Im Zeitraum zwischen 1933 und 1944 wurden im Landeskrankenhaus 597 Personen Opfer von Zwangssterilisationen. 126 Insassen des Versorghauses Rudolstadt-Cumbach wurden 1940 im Rahmen des „Euthanasie“-Programms Aktion T4 in Zschadraß und Pirna-Sonnenstein ermordet. An alle Opfer von Widerstand und Verfolgung erinnert eine 1947 eingeweihte Gedenkstätte auf dem Platz der Opfer des Faschismus. Während des Zweiten Weltkrieges mussten 953 Frauen und Männer vorwiegend aus Polen in der kriegswichtigen Thüringischen Zellwolle AG in Schwarza Zwangsarbeit verrichten. Ein Ehrenhain sowie weitere Grabstätten auf dem Nordfriedhof an der Weimarischen Straße erinnern an Opfer der Zwangsarbeit aus der Sowjetunion und weiteren Nationen. An die Opfer der Todesmärsche erinnern seit 1985 Stelen in Volkstedt und Schwarza. Auf dem Friedhof von Lichstedt wurden drei von der SS erschossene Häftlinge beerdigt, die man am Mönchshügel nahe Groschwitz gefunden hatte.[6]
In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs wurde der Ortsteil Volkstedt am 10. April 1945 von amerikanischen Flugzeugen bombardiert. Zum Opfer fielen 35 Menschen und 165 Häuser, darunter auch die Kirche. Im Ortsteil Schaala war bis zu seiner Flucht 1941 der spätere französische Präsident François Mitterrand als Kriegsgefangener untergebracht.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Rudolstadt-Schwarza zu einem Zentrum der chemischen Industrie in der DDR. Mehr als 6000 Beschäftigte fanden im damaligen Chemiefaserkombinat „Wilhelm Pieck“ Arbeit und noch mehrere Tausend im Bereich der Zulieferindustrie.
1952 wurde der Landkreis Rudolstadt in den Kreis Rudolstadt umgewandelt und in seinem Zuschnitt verändert. Auch wurde das Land Thüringen aufgelöst und der Kreis Rudolstadt dem Bezirk Gera zugeordnet. Kurz zuvor wurde der an Rudolstadt grenzende Industrieort Schwarza (1939: 3233 Einwohner) eingemeindet.
Am 15. August 1992 fand zum 5. Todestag von Rudolf Heß in Rudolstadt der Rudolf-Heß-Gedenkmarsch statt,[7] an dem auch die Mitglieder der NSU-Kerngruppe teilnahmen. Gemeinsam mit dem Saalfelder Neonazi Andreas Rachhausen organisierte Thomas Dienel den Anlass, zu dem knapp 2.000 Neonazis aus der gesamten Bundesrepublik anreisten.[8] Laut den Autoren des Buchs Heimatschutz über den NSU-Komplex, Stefan Aust und Dirk Laabs, hatte auch der damals 17-jährige Rudolstädter Tino Brandt die Demonstration mitorganisiert.[9]
Eingemeindungen
1921 wurde Volkstedt und 1929 Cumbach eingemeindet. Am 1. Juli 1950 folgten die Orte Mörla, Pflanzwirbach, Schaala und Schwarza. Am 1. Oktober 1993 wurde Keilhau mit dem am 1. Juli 1950 eingemeindeten Ort Eichfeld in die Stadt Rudolstadt eingegliedert.[10] Am 1. Januar 1997 folgten Lichstedt, Oberpreilipp und Unterpreilipp.[11] Zum 1. Januar 2019 wurde die Stadt Remda-Teichel eingemeindet.[12]
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1960 31. Dezember):
1834 bis 1960
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1970 bis 1997
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1998 bis 2005
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2006 bis 2013
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ab 2014
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- Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik
1 29. Oktober
2 31. August
Politik
Stadtrat
Der Stadtrat hat 30 Mitglieder und setzt sich seit der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 wie folgt zusammen:
Partei | Sitze | G/V |
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BfR* | 8 | ± 0 |
AfD | 7 | + 7 |
CDU | 5 | − 2 |
SPD | 4 | − 1 |
LINKE | 3 | − 2 |
GRÜNE | 1 | − 1 |
FDP | 1 | ± 0 |
FWG | 1 | − 1 |
*: Bürger für Rudolstadt
G/V: Gewinne / Verluste gegenüber der Wahl 2014
Wappen
Das Wappen wurde am 15. Juli 1993 genehmigt.
Blasonierung: „In Grün ein nach links steigender golden bekrönter und bewehrter doppelschwänziger goldener Löwe.“
Städtepartnerschaften
Partnerstädte von Rudolstadt[15] sind:
- Bayreuth (Deutschland, Bayern)
- Letterkenny (Irland, County Donegal)
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Rudolstadt erhielt im Jahre 1996 den Kulturpreis des Landes Thüringen für die Bewahrung der kulturellen Traditionen einerseits und andererseits für das beherzte Engagement bei der Entwicklung neuer kultureller Projekte. 2010 ist die Stadt dem Verein Deutsche Sprache beigetreten.[16]
Neben Schloss Heidecksburg gehört das Stadtschloss Ludwigsburg zu den bedeutenden historischen Bauwerken der Stadt, ebenso die prachtvolle evangelische St.-Andreas-Kirche, die im 15. und 16. Jahrhundert erbaut wurde und im frühen 17. Jahrhundert eine reiche Renaissanceausstattung erhielt. Weitere Kirchen sind die evangelische Lutherkirche vom bedeutenden Kirchenarchitekten Theodor Quentin, ein neugotischer Bau von 1906, sowie die katholische Pfarrkirche von 1886 (Neuromanik).
Das Alte Rathaus in der Stiftsgasse ist ein spätgotischer Bau aus dem Jahr 1524, der 1603 um einen Turm ergänzt wurde. Das Neue Rathaus wurde im Jahr 1912 auf dem Marktplatz eingeweiht.
Die drei Thüringer Bauernhäuser in Rudolstadt gelten als ältestes Freilichtmuseum Deutschlands. Die aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammenden Häuser wurden in den Jahren 1914/1915 in umliegenden Dörfern abgetragen und im Rudolstädter Stadtpark wieder aufgebaut. Besonders sehenswert ist die Einrichtung einer alten Dorf-Apotheke.
Das Lengefeld-Beulwitzsche Anwesen unterhalb der Heidecksburg wurde für 1,8 Millionen Euro zur musealen Erinnerungsstätte ausgebaut. Hier trafen Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe 1788 erstmals zusammen. Im Mai 2009 wurde das Schillerhaus als Museum eröffnet.
In der Nähe von Rudolstadt liegt im Ort Großkochberg das Schloss Kochberg, ehemals im Besitz der Freiherrn vom und zum Stein und mehrmals Aufenthaltsort Goethes. Zwischen Rudolstadt und Großkochberg befindet sich mit der kleinen frühromanischen Kirche in Weitersdorf einer der ältesten Sakralbauten in Thüringen.
Künstler haben in der Fußgängerzone zum Markt mehrere Plastiken aufgestellt, die an Persönlichkeiten erinnern, welche mit der Stadt in Verbindung stehen. Dazu gehören Charlotte Freifrau von Stein, Charlotte von Lengefeld und Friedrich Schiller.
Theater
Von besonderer kultureller Bedeutung für die Stadt ist das Theater Rudolstadt, eines der traditionsreichsten Schauspielhäuser Thüringens. Dort befindet sich auch der Sitz der Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt.
Bauwerke
Die evangelische Stadtkirche St. Andreas ist eine dreischiffige spätgotische Hallenkirche. Sie wurde in den Jahren 1463 bis 1475 erbaut und entstand aus dem Umbau eines aus dem 12. Jahrhundert stammenden Gotteshauses.
Auf dem Zeigerheimer Berg befindet sich der 1899 eingeweihte 9,5 m hohe Bismarckturm, der 1950 in „Geschwister-Scholl-Turm“ umbenannt wurde. Seine Errichtung war eine Umsetzung einer Idee der Deutschen Studentenschaft, in Deutschland Bismarck-Feuersäulen zu errichten. Der Bau wurde nach dem Entwurf des Architekten Gottwalt Schinzel aus Schaala ausgeführt. Die feierliche Einweihung mit 200 Festteilnehmern fand am 1. April 1899 statt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Turm durch Vandalismus beschädigt und erst 1985 erfolgte eine Sanierung durch den „Freundeskreis Geschwister-Scholl-Turm“. Der Eingang zum Turm ist ganzjährig verschlossen.
Sport
Zu den Sportvereinen der Stadt zählen unter anderem der Fußballverein FC Einheit Rudolstadt sowie der mit ca. 1500 Mitgliedern drittgrößte Sportverein Thüringens, der SV 1883 Schwarza. Das SAALEMAXX ist ein Freizeit- und Erlebnisbad. Rudolstadt liegt am Saale-Radweg.
Regelmäßige Veranstaltungen
Jährlich am ersten vollständigen Juliwochenende findet das Rudolstadt-Festival, das größte Folk-Roots-Weltmusik-Festival Deutschlands, statt. Es zieht Musiker und Gäste aus der ganzen Welt nach Thüringen. Es ist das Nachfolgerfestival des Internationalen Tanzfestes der DDR, ins Leben gerufen 1955 und das letzte Mal veranstaltet 1989.[17] Das Rudolstädter Vogelschießen (Ende August) ist eines der größten Volksfeste Thüringens. Alljährlich Ende Mai, Anfang Juni veranstaltet die Stadt Rudolstadt ein Altstadtfest rund um den Marktplatz.
Jeweils am ersten Dezemberwochenende findet seit 2011 der Extrem-Hindernislauf Getting Tough statt.[18]
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Städte Rudolstadt, Saalfeld/Saale und Bad Blankenburg arbeiten seit 1997 als Städteverbund „Städtedreieck am Saalebogen“ zusammen. Eine von der Lokalzeitung Ostthüringer Zeitung begonnene Diskussion über eine Fusion der drei Städte verlief schnell im Sande. Auf Verwaltungsebene werden jedoch sinnvolle mögliche Teilkooperationen weiter diskutiert.
Im Industriegebiet Rudolstadt-Schwarza wurde 2001 mit Anschluss zur Bundesstraße 88 die Rudolstädter BKK Bio-Diesel GmbH gegründet. Die Anlage ist ein vollautomatischer Betrieb und arbeitet im 24-Stunden-System. Für die Landwirte in der Region ist dieser Betrieb von erheblicher Bedeutung. Sie nutzen die Möglichkeit, ihren Raps zu Pflanzenöl oder Biodiesel und Rapskuchen verarbeiten zu lassen. Dadurch sind die Bauern weniger abhängig von importierten Futtermitteln und fossilem Diesel.[19]
Verkehr
Rudolstadt liegt an den Bundesstraßen 85 (Weimar–Saalfeld) und 88 (Ilmenau–Jena). Im Bereich zwischen Rudolstadt und Schwarza verlaufen die Bundesstraßen auf einer autobahnähnlich ausgebauten Trasse. Eine weitere wichtige Verbindungsstraße führt über Stadtilm nach Arnstadt, Erfurt und zur Bundesautobahn 71. Ihr Ausbau zur B 90n ist bereits im Bundesverkehrswegeplan enthalten. Weitere Autobahnen der Umgebung sind die Bundesautobahn 4 etwa 30 Kilometer nördlich und die etwa 40 Kilometer östlich verlaufende Bundesautobahn 9.
Rudolstadt verfügt über zwei Stationen an der 1874 eröffneten Saalbahn von Naumburg nach Lichtenfels: Rudolstadt und Rudolstadt-Schwarza. Auf dieser Trasse verkehrten bis Dezember 2017 auch die ICEs der Relation Berlin–München mit Halt im etwa zehn Kilometer südlich gelegenen Saalfeld. Am Bahnhof in Schwarza zweigte früher eine vier Kilometer lange Bahnstrecke nach Bad Blankenburg zur Bahnstrecke Arnstadt–Saalfeld ab. Sie wurde 1884 eröffnet und 2000 stillgelegt.
Rudolstadt betreibt ein gemeinsames Stadtbusnetz mit den Nachbarstädten Saalfeld und Bad Blankenburg. Regionalbuslinien bestehen unter anderem nach Erfurt, Weimar und Ilmenau sowie in die kleineren Orte der Umgebung. KomBus betreibt am Rudolf-Herzer-Platz einen Busbahnhof. Die Stadt liegt an der Klassikerstraße, an der Bier- und Burgenstraße, an der Thüringer Porzellanstraße und am Feengrotten-Kyffhäuser-Weg. Der Flughafen Erfurt-Weimar ist etwa 50 Kilometer entfernt.
Ansässige Unternehmen
In Rudolstadt sind neben den Traditionsunternehmen Aelteste Volkstedter Porzellanmanufaktur (seit 1762) und Ankerwerk (Hersteller des Anker-Steinbaukastens) auch BASF und die STFG Filamente (in Schwarza), Siemens Healthineers (früher Siemens Medical Solutions) sowie FunderMax angesiedelt. Seit 1876 am Standort Rudolstadt tätig ist die AEROPHARM GmbH (vormals Ankerwerk), ein Tochterunternehmen der NOVARTIS/Sandoz/HEXAL-Gruppe mit über 330 Mitarbeitern.
Des Weiteren haben im Ortsteil Schwarza die Papierfabrik Jass und die Herzgut-Molkerei ihren Standort. Zudem war der traditionsreiche Greifenverlag (Erstgründung 1919 in Hartenstein, seit 1921 in Rudolstadt) in der Stadt ansässig.
In Rudolstadt befindet sich im Innovations- und Gründerzentrum auch der Sitz der 2007 gegründeten gemeinsamen Wirtschaftsförderagentur des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt und der Städte Saalfeld, Rudolstadt und Bad Blankenburg. Das Innovations- und Gründerzentrum selbst ist ein Instrument kommunaler Wirtschaftsförderung.
Medien
In Rudolstadt erscheint die Ostthüringer Zeitung mit einer Lokalausgabe. Darüber hinaus wird im Stadtgebiet der privat betriebene Lokalsender Rudolstadt TV ins Kabelnetz eingespeist. Rudolstadt gehört zum Verbreitungsgebiet des SRB, der als regionaler Bürgermediensender auf UKW 105,2 MHz für die gesamte Region tätig ist.
Staatliche Einrichtungen
Die Stadt ist Sitz des Thüringer Landesrechnungshofs (Sitz im Stadtschloss Ludwigsburg), des Amtsgerichts Rudolstadt, der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (Sitz auf der Heidecksburg) und der Thüringer Bereitschaftspolizei.
Die Thüringen-Kliniken mit dem Landkreis als Träger haben drei Standorte, neben Rudolstadt sind das Saalfeld und Pößneck im benachbarten Saale-Orla-Kreis.
Bildung
Der Ortsteil Keilhau ist seit 1817 Sitz der Allgemeinen Deutschen Bildungsanstalt.
Persönlichkeiten
Literatur
- Ludwig Friedrich Hesse: Rudolstadt und Schwarzburg nebst ihren Umgebungen, historisch und topographisch dargestellt. Verlag der Hof-Buch- u. Kunst-Handlung, Rudolstadt 1816, (Digitalisat).
- Hugo Trinckler: Entstehungsgeschichte und Häuser-Chronik von Alt-Rudolstadt. Mitzlaff, Rudolstadt 1939.
- Lutz Unbehaun, Reinhard Feldrapp: Rudolstadt. Gondrom, Bindlach 1993, ISBN 3-8112-0805-5.
- Richard Mader: Rudolstadt. Justus Pertes, Gotha 1994, ISBN 3-623-00708-0.
- Luise Grundmann (Hrsg.): Rudolstadt und das mittlere Saaletal. Ergebnisse der landeskundlichen Bestandsaufnahme im Raum Remda, Rudolstadt und Orlamünde (= Werte der deutschen Heimat. Bd. 58). Böhlau, Weimar 1998, ISBN 3-7400-0934-9.
- Erich Wagner: Rudolstadt. Geschichtsbilder aus 10 Jahrhunderten. Hain, Rudolstadt u. a. 1999, ISBN 3-930215-94-2.
- Jens Beger, Horst Fleischer (Hrsg.): Rudolstadt und die Schwarzburger. Ein kulturgeschichtlicher Streifzug. Freundeskreis Heidecksburg e.V., Rudolstadt 2002.
- Thomas Herfurth: Rudolstadt. Sutton, Erfurt 2006, ISBN 3-89702-860-3.
- Karl-Heinz Bommhardt: Im Schatten der Heidecksburg. Greifenverlag, Rudolstadt u. a. 2010, ISBN 978-3-86939-462-6.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
- Wolfgang Kahl: Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer. Ein Handbuch. 5., verbesserte und wesentlich erweiterte Auflage. Rockstuhl, Bad Langensalza 2010, ISBN 978-3-86777-202-0, S. 257, 300, 51, 184, 246, 218, 140, 65, 164, 208, 295.
- Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag Köhler, Jena 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 270.
- Wolfgang Kahl, Hansjürgen Müllerott: Die Vor- und Frühgeschichte Rudolstadts mit den Annalen von 775–786 bis 1503 und einem Exkurs aus der Geschichte Saalfelds. Thüringer-Chronik-Verlag H. E. Müllerott, Arnstadt 2002, ISBN 3-910132-73-1, S. 128.
- Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag Köhler, Jena 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 218–219.
- Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945. Band 8: Thüringen. VAS – Verlag für Akademische Schriften, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-88864-343-0, S. 239 ff.
- Thomas Dörfler, Andreas Klärner: Der „Rudolf-Heß-Gedenkmarsch“ in Wunsiedel – Rekonstruktion eines nationalistischen Phantasmas. Abgerufen am 22. September 2016.
- Matthias Quent: Die Extreme Rechte in Thüringen: Entwicklung der Neonazi-Szene. Abgerufen am 22. September 2016.
- Stefan Aust, Dirk Laabs: Heimatschutz. Der Staat und die Mordserie des NSU. Pantheon, München 2014, ISBN 978-3-570-55202-5, S. 88 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Statistisches Bundesamt: Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden, siehe 1997
- BfR Presse 2: Fusion von Rudolstadt und Remda-Teichel. In: Bürger für Rudolstadt e.V. 16. März 2018, abgerufen am 21. Januar 2019 (deutsch).
- Thüringer Landesamt für Statistik: Gemeinderatswahl 2019
- Thüringer Landesamt für Statistik: Gemeinderatswahl 2014
- Website Rudolstadt, abgerufen am 9. Februar 2022
- Rudolstadt ist dem Verein Deutsche Sprache beigetreten. Pressemitteilung der Stadt, 5. Juli 2010
- Internationales Tanzfest der DDR. Abgerufen am 30. Mai 2016.
- http://www.gettingtough-race.de
- Freistaat Thüringen – Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz: Bioenergie in Thüringen. Dezentral und nachhaltig in den Regionen. TMLFUN, Erfurt 2011, S. 42–43.