Rothesütte
Rothesütte (früher auch Rotesütte; Hohnsteinische Forst) ist ein Ortsteil der Stadt Ellrich im thüringischen Landkreis Nordhausen.
Rothesütte Rotesütte Stadt Ellrich | ||
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Höhe: | ca. 564 (550–575) m | |
Einwohner: | 105 (31. Okt. 2015)[1] | |
Eingemeindung: | 9. April 1994 | |
Postleitzahl: | 99755 | |
Vorwahl: | 036331 | |
Lage von Rothesütte in Thüringen | ||
Blick auf Rothesütte von der Rothesütter Alm |
Geographie
Rothesütte liegt als nördlichste Ortschaft Thüringens im Südharz im Naturpark Südharz. Es befindet sich zwischen Benneckenstein im Norden (in Sachsen-Anhalt), Netzkater im Südosten, Ilfeld im Südsüdosten und Sülzhayn im Süden (alle in Thüringen) sowie Zorge im Westen und Hohegeiß im Nordwesten (beide in Niedersachsen). Etwa 1,8 km nordwestlich liegt das Dreiländereck Niedersachsen–Sachsen-Anhalt–Thüringen, wo der Drei-Länder-Stein steht. Durch das auf etwa 550 bis 575 m ü. NN[2] gelegene Dorf verläuft die Bundesstraße 4. Die höchste Erhebung der nahen Umgebung ist der Große Ehrenberg. Auf dem Gelände der ehemaligen NVA-Grenzkompanie soll ab 2021 mit dem Harzer Hexenreich ein neuer touristischer Anziehungspunkt entstehen. Hauptbestandteil wird ein 55 Meter hoher Aussichtsturm werden, welcher einen Blick bis zum Brocken ermöglichen soll. Der Freistaat Thüringen investiert in das Projekt 6,2 Millionen Euro.
Geschichte
Die Geschichte von Rothesütte beginnt im 17. Jahrhundert. Zu dieser Zeit gehörte das Gebiet des späteren Orts zum Hohnsteinischen Forst. Dieser fiel bei der Teilung im Jahr 1645 an die Grafen von Stolberg-Wernigerode. Am 1749/1750 aufgestellten Drei-Länder-Stein am Großen Ehrenberg nordwestlich des Orts ist auf der Seite von Rothesütte diese Zugehörigkeit mit „GW“, für „Gräflich Wernigeröder Forst“, gekennzeichnet. Durch den Hohnsteinischen Forst führte die Straße von Nordhausen nach Benneckenstein. Dort lag auf der Höhe an einer roten Pfütze („Sütte“ genannt), ein Viehhof. Die Gründung des Orts wird in einer Quelle für 1679 angegeben.[3] Im Jahr 1682 eröffnete ein Holzhauer mit Erlaubnis des Grafen von Stolberg-Wernigerode einen Gasthof „in der rothen Sütte“. Bei der Teilung der Stammgrafschaft Hohnstein, die sich unter braunschweigischer Lehnsherrschaft befand, verblieb der Hohnsteinische Forst im Jahr 1697 bei der Linie Stolberg-Wernigerode.[4] Im Jahr 1705 ließ die gräfliche Kammer in der Siedlung eine Ziegelei einrichten und mehrere Häuser für ihre Holzhauer errichten. Es folgten im Jahr 1713 noch mehrere Häuser für die Förster. Zu dieser Zeit wurden die Bewohner des Orts durch den Pastor von Ilfeld geistlich versorgt.[5]
Im Jahr 1733 wurde in Rothesütte eine Kirche errichtet, wodurch der Ort einen eigenen Pfarrer und einen Lehrer erhielt. Erster Pfarrer wurde am 14. Januar 1734 der bisherige Lehrer Paul Christian Hesse. Wegen verschiedener Ausschweifungen wurde Hesse 1736 seines Amtes enthoben. Am 29. Mai 1736 erfolgte im benachbarten Sophienhof die Amtseinführung des neuen Pfarrers Andreas Cyriacus Breithaupt, der jedoch bereits 1742 nach Altenrode wechselte. Nachfolger wurden Johann Heinrich Hartmann (wurde 1747 Hofprediger in Castell-Rehweiler), Johann Anton Schumacher (wurde bereits 1748 Prediger in Straußfurt), Johann Marcus Gehrich (ging 1751 ebenfalls nach Straußfurt), Johann Tobias Lindemann (wurde 1755 Hospitalprediger in Wernigerode) und Johann Jacob Schultze. Auch in den folgenden Jahren blieben die Pfarrer meist nur kurze Zeit im Hohnsteinischen Forst. Die Kirche wurde wegen Baufälligkeit in der DDR-Zeit abgerissen. An ihrem Ort befindet sich ein Glockenträger mit der erhalten gebliebenen Glocke von 1888.
Im Jahr 1800 wohnten 85 Einwohner in 15 Häusern, um 1900 hatte der Ort bereits 250 Einwohner. Als Teil der Stammgrafschaft Hohnstein gehörte der „Hohnsteinische Forst“, wie Rothesütte in Unterlagen genannt wurde,[6] seit 1803 zum Kurfürstentum Hannover. Zwischen 1807 und 1813 gehörte Rothesütte zum Königreich Westphalen. Es war in den Kanton Benneckenstein im Distrikt Nordhausen des Departements des Harzes eingegliedert. Durch die Bestimmungen des Wiener Kongresses kam der Hohnsteinische Forst im Jahr 1814 als Exklave zum Königreich Hannover, welches ihn im Jahr 1852 dem Amt Hohnstein angliederte. Seit 1866 lag Rothesütte in der preußischen Provinz Hannover und gehörte dort zur Landgemeinde Hohnsteinsche Forst. Im Zuge der Einführung der Kreisverfassung 1885 ging das Amt Hohnstein im Kreis Ilfeld auf,[7] welcher bei seiner Auflösung am 1. Oktober 1932 der preußischen Provinz Sachsen zugeordnet wurde. Dadurch kamen die Gemeinden des ehemaligen Amtes Hohnstein zum Landkreis Grafschaft Hohenstein im Regierungsbezirk Erfurt. Die kirchliche Zugehörigkeit zur Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers endete erst mit der Auflösung des Konsistorialbezirks Ilfeld und dessen Eingliederung in die Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen am 1. Januar 1982.
Im Juli 1929 hielten sich in Rothesütte die Schriftsteller W. H. Auden und Christopher Isherwood auf.[8]
Nach der Auflösung der Provinz Sachsen gehörte die Gemeinde Hohnsteinsche Forst mit Rothesütte ab 1944 zu Thüringen. Der Ort unterstand ab 1945 dem Landkreis Nordhausen und kam im Jahr 1952 zum Kreis Nordhausen im Bezirk Erfurt, welcher seit 1990 als Landkreis Nordhausen zum Freistaat Thüringen gehört.
Am 9. April 1994 wurde Rothesütte in die Stadt Ellrich eingemeindet.[9]
Weblinks
Einzelnachweise
- Einwohnerzahlen auf www.stadtellrich.de (Memento vom 7. November 2016 im Internet Archive)
- Sachsen-Anhalt-Viewer, abgerufen am 22. Februar 2015.
- Erwähnung von Rothesütte in den Kyffhäuser-Nachrichten
- Zwischen Reichsstandschaft und Standesherrschaft: die Grafen zu Stolberg und ihr Verhältnis zu den Landgrafen von Thüringen und späteren Herzögen, Kurfürsten bzw. Königen von Sachsen (1210 bis 1815). Stekovics, Dößel (Saalkreis) 2005, ISBN 3-89923-119-8, S. 59. (monarch.qucosa.de)
- Rothesütte im Heimatbüchlein der Grafschaft Hohnsteim im Kreise Ilfeld
- Hohnsteinsche Forst, Rothesütte auf gov.genealogy.net
- Der Kreis Illfeld mit Hohnsteinische Forst auf www.gemeindeverzeichnis.de
- Christopher Isherwood: Christopher and His Kind. Vintage Random House, London 2012, ISBN 978-0-09-956107-1, S. 8 ff.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.