Schwarzburg
Schwarzburg ist eine Gemeinde im Schwarzatal im thüringischen Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Die Gemeinde gehört der Verwaltungsgemeinschaft Schwarzatal an, die ihren Verwaltungssitz in der Stadt Schwarzatal hat.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Thüringen | |
Landkreis: | Saalfeld-Rudolstadt | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Schwarzatal | |
Höhe: | 280 m ü. NHN | |
Fläche: | 14,67 km2 | |
Einwohner: | 525 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 36 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 07427 | |
Vorwahl: | 036730 | |
Kfz-Kennzeichen: | SLF, RU | |
Gemeindeschlüssel: | 16 0 73 082 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Markt 5 Ortsteil Oberweißbach 98744 Schwarzatal | |
Website: | ||
Bürgermeisterin: | Heike Printz | |
Lage der Gemeinde Schwarzburg im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt | ||
Lage
Schwarzburg liegt im Thüringer Wald an der Nordabdachung des Gebirges und am Fluss Schwarza. Die Landesstraße 1112 verbindet Schwarzburg mit Bad Blankenburg und dem Umland.
Angrenzende Gemeinden sind Allendorf, die Stadt Bad Blankenburg, Bechstedt, Döschnitz, Saalfeld/Saale und Sitzendorf.
Geschichte
Die Ersterwähnung 1071 als „Swartzinburg“ erfolgte in einer Grenzbeschreibung der Orlasenke.
Das Dorf unterhalb der Burg wuchs durch Ausnutzung der Wasserkraft (Mahlmühle, Schneidemühle, Lohmühle, Eisenhammer) bis zum 19. Jahrhundert als kleines Industriezentrum. Besonders im Hochmittelalter war es durch Goldwäscherei (Seifengold) wichtiger Ort im Schwarzatal. Nach Aufgabe des Eisenhammers 1846 erfolgte eine große Auswanderungswelle (mehr als 20 % der Einwohner) nach Nordamerika. Danach brachte Fremdenverkehr einen Aufschwung. Die Urburschenschaft, Ludwig Bechstein und Maler der Romantik hatten das wildromantische Tal der Schwarza (Saale) gerühmt. Auch Goethe, in einem Brief an Charlotte von Stein vom 5. Juli 1781, fand das Tal erwähnenswert: „NB. von Schwarzburg auf Blanckenburg ist ein fürtrefflicher Weeg der Schwarze nach, durch ein tiefes Thal zwischen Fels und Wald Wänden.“[2] 1887 wurde in Schwarzburg der Schwarzburgbund gegründet, ein Zusammenschluss von christlich geprägten farbentragenden, nichtschlagenden Studentenverbindungen. In jener Zeit galt Schwarzburg (im sächsischen Idiom) als „Berle von Düringen“.[3]
Besondere historische Bedeutung erlangte Schwarzburg, als Reichspräsident Friedrich Ebert im Urlaub am 11. August 1919 die Weimarer Verfassung unterzeichnete. Dieser Akt fand im Hotel „Weißer Hirsch“ oder in der dazugehörigen Villa „Schwarzaburg“ statt, in der Ebert wohnte.[4] Im Park zwischen den beiden Gebäuden befindet sich ein Gedenkfels mit der Inschrift:
Eine Metalltafel an der früheren Villa und jetzigem Hotel „Schwarzaburg“ verlautet:
Im Jahre 1944 waren im Schloßberg-Hotel 30–40 Schüler im Rahmen der Kinderlandverschickung untergebracht. Diese Verschickung erfolgte seit dem 27. September 1940 nach einem Rundschreiben Martin Bormanns mit dem Vermerk „Auf Anordnung des Führers“. Die Durchführung der Aktion wurde von der HJ-Führung organisiert und hatte zur Aufgabe, die Kinder aus den bombengefährdeten Gebieten in „friedlicher“ Umgebung zu schützen. So wurde das KLV-Lager im Schloßberg-Hotel von Schülern mit ihren Lehrern durch das Düsseldorfer Lessing-Gymnasium belegt. Das Hotel wurde damals von Familie Schildbach geführt.
Bevölkerungsentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl der Gemeinde
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- Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik[6]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Das Schloss Schwarzburg war seit dem 12. Jahrhundert Stammsitz der Grafen von Schwarzburg. Nach wiederholten Aufteilungen in verschiedene Linien entstanden 1599 die zwei Hauptlinien Schwarzburg-Sondershausen (1909 erloschen) und Schwarzburg-Rudolstadt, die 1697 und 1710 in den Reichsfürstenstand erhoben wurden. Schwarzburg gehörte bis 1918 zur Oberherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt. Das renovierte Zeughaus des Schlosses war anlässlich des Jubiläums „125 Jahre Schwarzburgbund“ (Pfingsten 2012) der Öffentlichkeit vorübergehend zugänglich. Das Schlossgebäude wurde renoviert.
Im ehemaligen Pädagogium (Privatschule von 1919, die zur mittleren Reife und zum Abitur führte) wurde 1946 eine Landesforstschule eingerichtet. 1950 wurde sie Fachschule, 1968 Ingenieurschule, seit 1992 Fachhochschule für Forstwirtschaft. Die Fachhochschule wurde durch die Freistaaten Sachsen und Thüringen als verwaltungsinterne Ausbildungsstätte für den gehobenen Forstdienst gemeinsam betrieben und mit Ausbildungsende des letzten Studienjahrgangs 2008 geschlossen. Im Norden von Schwarzburg befindet sich der frei zugängliche „Forstbotanische Garten Schwarzburg“.
Etwas oberhalb der Stadt liegt das Bahnhofsgebäude von 1900, es ist das schönste und aufwendigste der Schwarzatalbahn. Das Dach ist mit farbig glasierten Ziegeln gedeckt. An der Westseite wurde für die Schwarzburger Fürsten ein separater Anbau errichtet. Das Empfangsgebäude ist seit dem 1. Juni 1992 geschlossen und fungiert nach der Wiedereröffnung der Strecke nur noch als Haltepunkt. Es ist von der Firma Faller als Modell in den Spurweiten H0 und N erhältlich.
In der Nähe des Ortseinganges zum unteren Tal Schwarzburgs befindet sich der öffentliche Zugang zum sogenannten Ehrenhain. Es finden sich hier zwei Gedenksteine. Einmal für die Gefallenen der Gemeinde und zum anderen für die des Schwarzburgbundes.
Des Weiteren bietet Schwarzburg Hobbyfischern (Forellen, Fliegenfischen) ein reichhaltiges Angebot zu günstigen Konditionen.
Kirche
Die evangelische Kirchengemeinde Schwarzburg gehört zum Kirchspiel Döschnitz-Lichte mit den Kirchengemeinden Döschnitz, Meura, Sitzendorf, Unterweißbach und Schwarzburg sowie Lichte-Wallendorf, Piesau und Schmiedefeld.
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Florenz Friedrich Sigismund (1791–1877), Jurist und Dichter
- Friedrich Moll (1948–2018), Journalist und Fernsehmoderator
Literatur
- Friedrich Ebert in Schwarzburg. Aus Anlaß des 75. Jubiläums der Unterzeichnung der Weimarer Verfassung (= Rudolstädter Heimathefte. Sonderausgabe. ZDB-ID 2292488-7). Landkreis Rudolstadt, Rudolstadt 1994.
- Ludwig Friedrich Hesse: Rudolstadt und Schwarzburg nebst ihren Umgebungen. Historisch und topographisch dargestellt (= Taschenbuch der Geschichte u. Topographie Thüringens gewidmet. Bändchen 1). Verlag der Hof-Buch- u. Kunst-Handlung, Rudolstadt 1816, (Digitalisat).
Weblinks
Einzelnachweise
- Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
- Richard Müller-Freienfels (Hrsg.): Briefe an Frau von Stein. Mit dem Tagebuch aus Italien und Briefen der Frau von Stein (= Sonderreihe des Volksverbandes der Bücherfreunde. 9, ZDB-ID 2015270-X). Band 1. Wegweiser-Verlag, Berlin 1923, S. 137.
- Arthur Barth: Meine Universitätszeit. Corpsbericht der Franconia zu Jena, Winter-Semester 1930/31, S. 26
- Hotel Weißer Hirsch
- Im Osten geht die Sonne auf... – Geschichten aus Deutschland, erzählt von Werner Doyé, ZDF 1996
- Thüringer Landesamt für Statistik: Gemeinde Schwarzburg, abgerufen am 2. August 2014.