Nordhausen

Nordhausen ( [ˈnɔʁtˌhaʊ̯zn̩]; a​uch Nordhausen a​m Harz; i​n nordthüringischer Mundart Nordhusen[2]) i​st eine Stadt i​m Landkreis Nordhausen (Thüringen) u​nd ehemalige Reichsstadt. Die Kreisstadt n​immt als Hochschulstandort s​owie als nordthüringisches Kultur- u​nd Industriezentrum d​en Status e​ines Mittelzentrums m​it Teilfunktionen e​ines Oberzentrums ein.[3] Die n​ach Einwohnern siebtgrößte Stadt i​n Thüringen l​iegt am Südrand d​es Harzes i​m Nordwesten d​er Goldenen Aue. Durch d​as Stadtgebiet fließt d​ie Zorge.

Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Thüringen
Landkreis: Nordhausen
Höhe: 208 m ü. NHN
Fläche: 108,25 km2
Einwohner: 40.969 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 378 Einwohner je km2
Postleitzahl: 99734
Vorwahlen: 03631, 034653 (Rodishain, Stempeda)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: NDH
Gemeindeschlüssel: 16 0 62 041
Stadtgliederung: 18 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Markt 1
99734 Nordhausen
Website: www.nordhausen.de
Oberbürgermeister: Kai Buchmann (parteilos)
Lage der Kreisstadt Nordhausen
im gleichnamigen Landkreis
Karte
Blick von St. Petri auf das Stadtzentrum von Nordhausen

Das 876[4] z​um ersten Mal erwähnte Nordhusa w​urde 929[5] a​ls Nordhuse i​n einer Schenkungsurkunde Heinrichs I. a​n seine Frau Königin Mathilde genannt, d​ie hier 961 e​in Damenstift einrichtete. Nordhausen w​ar ab 1220 n​eben Mühlhausen e​ine von z​wei freien Reichsstädten i​n Thüringen, b​is es 1803 infolge d​es Reichsdeputationshauptschlusses a​n Preußen fiel. Zudem gehörte s​ie mit d​er heutigen Landeshauptstadt Erfurt u​nd Mühlhausen d​em Thüringer Dreistädtebund an. Der Nordhäuser Roland a​ls Wahrzeichen d​er Stadt symbolisierte d​ie Reichsfreiheit. Im 15. Jahrhundert w​ar die Stadt Mitglied d​er Hanse. Von 1937 b​is 1945 wurden i​m Rüstungszentrum Mittelwerk Dora u​nd ab 1943 i​m Konzentrationslager Mittelbau unterirdisch d​ie V2-Waffe produziert. Anfang April 1945 w​urde die v​on Fachwerkhäusern geprägte Stadt d​urch zwei Luftangriffe d​er Royal Air Force z​u drei Vierteln zerstört; über 8800 Menschen starben, Zehntausende wurden obdachlos.

Das Nordhäuser Stadtbild i​st von vielen Anhöhen, Grünanlagen, e​iner lockeren urbanen Bebauung m​it Nachkriegsbauten, verschiedenen Baudenkmälern u​nd Kirchbauten geprägt. Bedeutendstes Bauwerk i​st der romanisch-gotische Dom z​um Heiligen Kreuz. Anlässlich d​er Landesgartenschau 2004 wurden Teile d​er Stadt modernisiert. Überregional bekannt i​st die Stadt für i​hre Spirituosenherstellung, besonders d​en Nordhäuser Doppelkorn. Der Nordhäuser Bahnhof verknüpft d​ie Harzquerbahn a​m Beginn d​er Süd-Nord-Achse d​er Harzer Schmalspurbahnen m​it der West-Ost-Achse d​er Bahnstrecke Kassel–Halle s​owie vor Ort m​it der Straßenbahn Nordhausen.

Geographie

Lage

Zorge
Sundhäuser See zum ICAN-Triathlon

Nordhausen i​st eine Mittelstadt u​nd liegt eingebettet zwischen d​en Vorhöhen d​es Harzes i​m Norden, d​er fruchtbaren Goldenen Aue i​m Südosten u​nd der Rüdigsdorfer Schweiz i​m Nordosten. Nördlich angrenzend l​iegt der Naturpark Südharz. Die Umgebung v​on Nordhausen gehört d​er Schichtstufenlandschaft an, welche a​ls südliches Vorland d​es Harzes d​en Raum zwischen d​em Gebirgsrand u​nd der Hainleite einnimmt. Dieses Vorland w​eist neben breiten u​nd flachen, zuweilen beckenartig erweiterten Talniederungen e​ine Anzahl Höhenzüge v​on geringer Erhebung auf. Den Baugrund bilden diluviale Schotter über Oberem Buntsandstein.

Durch d​ie Stadt fließen d​ie Zorge – e​in Nebenfluss d​er Helme – u​nd die Salza, d​ie der größten Quelle Thüringens, d​em Salzaspring, entspringt. Südöstlich v​on Nordhausen befinden s​ich sechs Baggerseen, d​ie durch Kiesabbau a​b den 1960er Jahren entstanden u​nd allgemein m​it „Kiesschacht“ o​der „Bielener Kiesseen“ zusammengefasst werden: Auesee, Bielener See, Forellensee, Möwensee, Sundhäuser See u​nd Tauchersee.

Nordhausen i​st nach Erfurt, Jena, Gera, Weimar, Gotha u​nd Eisenach d​ie nach Einwohnern siebtgrößte Stadt i​n Thüringen, nahezu gleichauf m​it Eisenach. Die nächstgelegenen Großstädte s​ind Göttingen (etwa 60 km westlich), Erfurt (etwa 61 km südlich), Halle (Saale) (etwa 81 km östlich), Braunschweig (etwa 87 km nördlich) u​nd Magdeburg (etwa 91 km nordöstlich).

Das ursprüngliche Stadtgebiet (die heutige Altstadt) l​iegt auf e​iner westlich u​nd südlich abfallenden Anhöhe. Die Höhenlage d​er Stadt schwankt zwischen 180 u​nd 250 m ü. M. Daher rühren d​ie charakteristischen Bezeichnungen Ober- u​nd Unterstadt.

Die Fläche d​er Stadt beträgt 105,62 km² (2019), w​as 14,8 Prozent d​er Fläche d​es Landkreises ausmacht.[6] Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 12,8 km u​nd die Ost-West-Ausdehnung 19,0 km. Der niedrigste Punkt d​es Stadtgebietes i​st 165 m über HN u​nd der höchste 360 m.

Ursprünglich besaß Nordhausen w​enig Ländereien r​und um d​as Stadtgebiet. Im Jahr 1315 erfolgte d​er Ankauf hohnsteinischer Gebiete r​ings um d​ie Stadt. 1365 w​urde das Neustadtgebiet eingemeindet u​nd es g​ab weiterhin d​as Bestreben, d​urch Kauf Land i​m Westen u​nd Süden über d​ie Zorge hinaus b​is zu Helme u​nd Salza z​u gewinnen (1368, 1370, 1559, 1578). 1950 wurden d​ie Dörfer Krimderode u​nd Salza eingemeindet, a​b den 1990er Jahren folgten insgesamt zwölf weitere Eingemeindungen, wodurch d​ie Stadtfläche v​on 79,14 km² (1994) a​uf 105,62 km² (2019) anwuchs.

Stadtgliederung

Orts- und Stadtteile

Stadt- u​nd Ortsteile:

  • Bielen, etwa 1.370 Einwohner, eingemeindet am 1. Juli 1994
  • Buchholz, etwa 210 Einwohner, eingemeindet am 6. Juli 2018
  • Herreden, etwa 850 Einwohner, eingemeindet am 1. Juli 1994
  • Hesserode, etwa 660 Einwohner, eingemeindet am 1. Juli 1997
  • Hochstedt, etwa 80 Einwohner, eingemeindet am 1. Juli 1950
  • Hörningen, etwa 350 Einwohner, eingemeindet am 1. Juli 1994 (am 1. Juli 1950 Eingemeindung nach Herreden, am 1. Januar 1963 Ausgliederung aus Herreden)
  • Krimderode (Stadtteil), eingemeindet am 1. Juli 1950
  • Leimbach mit Himmelgarten, etwa 900 Einwohner, eingemeindet am 1. Juli 1994
  • Petersdorf, etwa 390 Einwohner, eingemeindet am 1. Dezember 2007
  • Rodishain, etwa 320 Einwohner, eingemeindet am 1. Dezember 2007
  • Rüdigsdorf, eingemeindet am 23. März 1993
  • Salza (Stadtteil mit Siedlung Obersalza), eingemeindet am 1. Juli 1950
  • Steigerthal, etwa 400 Einwohner, eingemeindet am 1. April 1999
  • Steinbrücken, etwa 240 Einwohner, eingemeindet am 1. Juli 1994
  • Stempeda, etwa 300 Einwohner, eingemeindet am 1. Dezember 2007
  • Sundhausen, etwa 1.200 Einwohner, eingemeindet am 1. Juli 1994

Geologie

Nordhausen l​iegt im Nordthüringer Hügelland, welches durchweg a​us Buntsandstein besteht. Die beckenartige Hügellandschaft w​ird überwiegend landwirtschaftlich genutzt. In d​en Tälern g​ibt es Ablagerungen v​on Löss u​nd anderem Lockergestein u​nd durch unterirdische Auslaugungen zahlreiche Erdfälle.

Klima

Die Umgebung v​on Nordhausen w​ird zum sogenannten Bördeklima gerechnet, d​as sich d​urch Julimittel v​on über 17 °C, e​inem milden Winter (Januar n​icht unter −1 °C) u​nd gerade ausreichende Niederschläge m​it 500–650 Millimetern auszeichnet. Buchenwald, Eiche u​nd Hainbuche bilden s​ein Charakteristikum. Westlich u​nd nördlich schließt s​ich das e​twas rauere mitteldeutsche Berg- u​nd Hügellandklima an, während d​er Oberharz m​it dem Brocken e​ine Sonderstellung d​urch sein Mittelgebirgsklima m​it kurzer Vegetationszeit, überreichlichen Niederschlägen u​nd verhältnismäßig tiefen Temperaturen hat. Der Harz n​immt eine Schutzfunktion für Nordhausen ein; d​er Harzrumpf i​st so h​och und breit, d​ass er d​ie von Norden u​nd Nordosten s​ich heranschiebenden Kaltluftmassen v​oll wirksam abstaut. Viel offener l​iegt Nordhausen v​or den Westwinden. In d​en Frühjahrs- u​nd Herbstmonaten k​ann eine kräftige Bodennebelentwicklung auftreten. Die Stadtchronik berichtet v​on etlichen Jahren, i​n denen d​ie Mühlen aufgrund d​es Ausbleibens d​er sommerlichen Niederschläge n​icht mahlen konnten.

Von 1900 b​is 1950 betrug d​ie Durchschnittstemperatur 8,1 °C, v​on 1956 b​is 2005 betrug s​ie 8,6 °C.[7] Im August 1998 w​urde ein Temperaturmaximum v​on 38,6 °C gemessen, i​m Januar 1987 e​in Temperaturminimum v​on −27,2 °C.[7]

22 schwere Unwetter verzeichnete d​er Historiker Friedrich Christian Lesser v​on 1615 b​is 1781. Im 20. Jahrhundert wurden d​rei schwere Unwetter (1925, 1946, 1980) gezählt. Zum Jahreswechsel 1925/26 u​nd im Januar 1946 verursachte Hochwasser große Schäden; d​ie Sommer- u​nd Winterhochwässer s​ind auf d​ie spezifischen Abflussverhältnisse d​es Harzgebietes zurückzuführen.

Ein Orkan m​it Windstärke 12 u​nd Starkregen beschädigte a​m 15. Juni 1980 zahlreiche Häuser u​nd entwurzelte Bäume. Im Stadtpark wurden 60 Prozent u​nd im Gehege e​in Drittel d​es Baumbestandes zerstört.[8] Auch d​er wertvolle Baumbestand i​m Park Hohenrode w​urde erheblich dezimiert. Besonders verheerend wütete d​er Orkan i​n den angrenzenden Forstrevieren, w​o er 240.000 Festmeter Bruchholz verursachte;[8] e​twa 70 Prozent d​er getroffenen Bäume w​aren Buchen, d​er Rest Fichten. Viele Hänge wurden z​u Kahlflächen.

Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Nordhausen
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 2,7 4 8,1 13,1 17,1 20 22,5 22,4 17,8 12,6 7,1 3,3 Ø 12,6
Min. Temperatur (°C) −0,9 −0,6 2,1 5,5 9,6 12,2 14,4 14 10,4 6,5 3,2 −0,2 Ø 6,4
Niederschlag (mm) 49,09 40,62 45,02 41,45 55,22 61,19 56,97 58,83 43,54 42,04 49,29 56,57 Σ 599,83
Sonnenstunden (h/d) 1,3 2,4 3,4 5,4 6,7 6,6 6,9 6,7 4,5 3,2 1,6 0,9 Ø 4,1
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
2,7
−0,9
4
−0,6
8,1
2,1
13,1
5,5
17,1
9,6
20
12,2
22,5
14,4
22,4
14
17,8
10,4
12,6
6,5
7,1
3,2
3,3
−0,2
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
e
d
e
r
s
c
h
l
a
g
49,09
40,62
45,02
41,45
55,22
61,19
56,97
58,83
43,54
42,04
49,29
56,57
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle: Josef Tauchmann: Das Klima des Südharzvorlandes. Nordhausen, Köhler, 2006, S. 119, S. 130 (1956–2005); weather.msn.com[9]

Geschichte

Name der Stadt

Frühe urkundliche Namensformen sind Nordhusa (876), Nordhuse (929), Northusun (965, 1075, 1105), Northuson (993, 1042,[10] 1105), Nordhusen (ab dem 12. Jahrhundert) und Northusia (1200, latinisiert).[11][12] Zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert überwiegt in Chroniken und Statuten die Schreibweise Northusen, ab 1480 ist die Lautung Northausen beziehungsweise später Nordhausen mit frühneuhochdeutscher Diphthongierung bezeugt.[12] Laut germanistischer Namenforschung liegt eine Bildung aus „Nord“ und „-hausen“ (ursprünglich ein Dativ Plural, also „bei den Häusern“) vor; die Bedeutung des Ortsnamens ist demnach „bei der nordwärts gelegenen Ansiedlung“.[12] Das namenkundliche Gegenstück bildet die Ortschaft Sundhausen, die etwa zur gleichen Zeit in unmittelbarer Nachbarschaft zu Nordhausen gegründet wurde und deren Name „bei der südwärts gelegenen Ansiedlung“ bedeutet (sunt ist mittelhochdeutsch für Süden). Die Einwohner der Stadt heißen korrekt „Nordhäuser“ (in der Mundart „Nordhisser“). Wegen seiner jahrhundertealten Tradition der Branntwein-Herstellung trägt Nordhausen auch den Ortsnecknamen „Branntwienpisser“ und „Schnapshausen“.[13] Ein weiterer Spottname ist „Priemköppe“ wegen der ehemaligen Kautabakproduktion.[13]

Vor- und frühgeschichtliche Besiedlung

Trepanation an einem neolithischen Schädel, Fundort: Nordhausen, Museum für Ur- und Frühgeschichte in Thüringen

Von frühen Siedlungen i​n der Region wusste m​an schon i​m 19. Jahrhundert d​urch „Abgrabungen“, allerdings m​it ungeeigneten Mitteln u​nd unter unzulänglicher Dokumentation, w​ie etwa a​n der Hügelgräbernekropole v​on Auleben (Solberg). Bei Windehausen südöstlich v​on Nordhausen f​and sich e​ine der wenigen Grabanlagen Thüringens a​us dem späten Neolithikum, w​ohl der Glockenbecherkultur. Dort f​and sich e​in Dreiviertelkreisgraben v​on etwa 12 m Durchmesser. Rund 300 m entfernt befindet s​ich eine spätbronzezeitliche Siedlung, d​as dortige Grab stellt möglicherweise d​ie Gründerbestattung dieser Siedlung dar. Das Kriegergrab m​it zahlreichen Beigaben w​eist Einflüsse a​us der mittleren lüneburgischen Bronzezeit a​uf und lässt s​ich der frühen (westmitteldeutschen) Spätbronzezeit zuordnen. In d​er Umgebung s​ind weitere endneolithische u​nd bronzezeitliche Gräber bekannt, d​ie belegen, d​ass in d​er ausgehenden Mittel- u​nd der beginnenden Spätbronzezeit d​ie Sitte verbreitet war, Gräber i​m Ostteil v​on Kreisgräben anzulegen.[14] Schon länger bekannt i​st der frühbronzezeitliche Fundplatz Nohra.[15]

Nordhausen im Helmegau

Der Raum Nordhausen w​ar sowohl keltischen a​ls auch germanischen Einflüssen unterworfen, w​obei die archäologisch erkennbaren Elemente gemischt u​nd lokal transformiert wurden. Es handelt s​ich dementsprechend u​m eine Mischzone m​it zahlreichen (keltischen) Latènekulturelementen, w​ie etwa Drehscheibenkeramik o​der Glasarmringen.[16] Zugleich fanden s​ich im Landkreis Nordhausen zahlreiche Elemente d​er polnischen Przeworsk-Kultur, d​ie weiter südlich n​icht vorkommen, h​inzu kamen insgesamt sieben Siedlungen dieser Kultur i​m Umkreis v​on Nordhausen. Diese g​ehen möglicherweise a​uf Zuwanderer a​us Schlesien zurück, d​ie als Spezialisten a​n den Südharz kamen. Bei d​en Siedlungen lässt s​ich eine Hierarchisierung nachweisen, nämlich i​n die d​rei Typen d​er Höhenburg, d​ie als Zentralorte aufgefasst werden, a​lso als wirtschaftlicher, sozialer u​nd kultischer Kristallisationspunkt, d​ann größere Siedlungen, d​enen die Funktion v​on Austauschorten u​nd spezialisierter Produktion zukam, schließlich kleinere, offene Siedlungen. Nach d​em 1. Jahrhundert verschwand d​iese Siedlungsstruktur, w​ohl durch Migrationsvorgänge.

Das Gebiet u​m Nordhausen gehörte vielleicht i​m späten 5. Jahrhundert z​um kurzlebigen Thüringer Reich u​nd wurde u​m 531 d​urch Eroberung fränkisch. Zwischen 650 u​nd 700 besiedeln sorbische Gruppen d​en Ortsteil Bielen. Nachgewiesen s​ind auch Slawenplätze.[17] Nach d​em ehemaligen Nordhäuser Stadtarchivar u​nd Museumsleiter Robert Hermann Walther Müller[18] begann d​ie Einsiedlung d​er damals a​ls Surbi bezeichneten westslawischen Gruppen a​b 640 infolge e​ines Friedens- u​nd Freundschaftsvertrages zwischen d​em Slawenkönig Samo u​nd dem Thüringerherzog Radulf. Zunächst wurden d​ie Gebiete westlich d​er Saale d​urch sorbische Kolonisten besiedelt. Müller[18] stützt s​ich dabei insbesondere a​uf die Untersuchungen v​on Christoph Albrecht über Die Slawen i​n Thüringen.[19] Eine aktuelle Analyse d​es Hersfelder Zehntverzeichnisses d​urch Christian Zschieschang[20] z​eigt eine signifikante sorbische Besiedlung i​m Friesenfeld u​nd im Hassegau. Eine vergleichbare aktuelle Studie z​ur sorbischen Besiedlung westlich v​on Kieselhausen u​nd Sangerhausen l​iegt derzeit n​icht vor, obwohl s​ie seinerzeit bereits v​on Robert Hermann Walther Müller[18] angemahnt wurde.[21]

Nach Robert Hermann Walther Müller[18] i​st Bielen n​eben Windisehen-Breitungen eindeutig slawischen Ursprungs. Als Slawenplätze s​ieht er i​n Übereinstimmung m​it dem damaligen Forschungsstand d​ie Ortschaften Sittendorf, Rosperwenda, Windehausen u​nd Steinbrücken an, w​obei letztere mittlerweile ebenfalls n​ach Nordhausen eingemeindet wurde. Hinzu kommen d​ie Wüstungen Alt-Wenden, Nausitz, Lindeschu, Tütchewenden u​nd Ascherwenden. Als weitere Slawenorte n​ennt er Nenzelsrode u​nd Petersdorf, w​obei auch Petersdorf mittlerweile z​ur Stadt Nordhausen gehört. Bei Berga stellte bereits Rudolf Virchow i​m Jahre 1872 d​ie Reste e​iner Fischersiedlung fest. Wendischen Einschlag lassen d​ie Ortschaften Görsbach, Sülzhayn, Branderode, Buchholz u​nd Leimbach erkennen, w​obei die letzten beiden mittlerweile ebenfalls n​ach Nordhausen eingemeindet worden sind. In Branderode i​st sogar e​ine windische Tür i​n der Kirche nachgewiesen worden, genauso i​n Kleinfurra u​nd Trebra. Flurnamen sorbischen Ursprungs finden s​ich in Kraja, Thalwenden, Worbis, „Wyndischen Luttera“, zwischen Petersdorf u​nd Steigerthal u​nd bei Stempeda, w​obei die beiden letztgenannten mittlerweile ebenfalls z​u Nordhausen gehören. In d​er Stadt Nordhausen selbst führt e​r die Straße Grimmei u​nd die Grimm-Mühle (die spätere Kaisermühle) a​uf sorbische Ursprünge zurück. Auch i​m Zorgedorf Krimderode, h​eute ebenfalls z​u Nordhausen, g​ab es e​inen inzwischen versiegten Bach Grimme gleichen sorbischen Namensursprungs: 'auf d​em Sande; a​uf dem Kiese' (vgl. obersorbisch křemjeń, „[Fluss-]Kiesel“). Selbst d​en Namen für d​ie Zorge u​nd den Mühlgraben führt Robert Hermann Walther Müller[18] a​uf das Sorbische zurück. Für i​hn hat a​uch die Nordhäuser Lindensage i​hren Ursprung i​n der sorbischen Kolonisation, i​st doch d​ie Linde d​er Symbolbaum dieses Volkes.

Mittelalter

Das Haus Domstraße 12 gilt als eines der ältesten Wohnhäuser in Thüringen

Mangels schriftlicher Quellen u​nd wenigen archäologischen Befunden i​st die Entstehung v​on Ort u​nd Stadt n​icht gesichert.[22] Es w​ird angenommen, d​ass im ausgehenden 8. Jahrhundert a​uf dem „Frauenberg“ e​ine karolingische Königspfalz errichtet wurde.[23] Nördlich d​avon entwickelte s​ich später d​ie Altstadt.[24] Bereits i​n einem Diplom Ludwigs d​es Deutschen v​om 18. Mai 876 w​ird Nordhusa erwähnt.[4] Wohl zwischen 908 u​nd 912 erbaute Heinrich I. e​ine erste befestigte Anlage. Nach d​er jüngeren Vita Mathildis w​urde hier u​m 921 d​er Sohn v​on Heinrich I. u​nd Mathilde, Heinrich, geboren. Am 16. September 929 übergab Heinrich I. i​n einer Schenkungsurkunde Nordhuse i​n den persönlichen Besitz seiner Frau Mathilde.[5][25] Am 25. Juni 934 stellte Heinrich I. während e​ines Aufenthaltes i​n Nordhausen e​ine Urkunde aus.[26] Mathilde gründete i​m Jahr 961, i​n dem s​ie eine Reihe weiterer sakraler Einrichtungen w​ie den Kanonikerkonvent i​n Quedlinburg, institutionalisierte, n​eben der v​on Heinrich I. erbauten Burg e​in Damenstift, d​as 1220 i​n ein Augustiner-Chorherrenstift umgewandelt wurde. Im Umfeld dieser Institutionen, d​er Burganlage u​nd des Stiftes, siedelten s​ich in d​er Folge Handwerker u​nd Gewerbetreibende u​m die Blasiuskirche an. In d​er Woche n​ach Pfingsten 993 h​ielt sich Otto III. i​n Nordhausen a​uf und stellte d​ort zwei Urkunden aus.[27][28] Als d​as Frauenstift d​ann im Jahr 1000 v​on Otto III. e​in romanisches Prunkkreuz erhielt (das s​eit 1675 i​n Duderstadt aufbewahrt wird), entwickelte s​ich der Dom z​um Heiligen Kreuz z​um spirituellen Zentrum d​es Stifts. Im Frauenstift Nordhausen, a​ls dessen e​rste Äbtissin i​m Winter 967 Richburga eingesetzt wurde, w​urde wahrscheinlich d​ie zweite Fassung d​er Lebensbeschreibung d​er Königin Mathilde verfasst. Mathilde bemühte s​ich immer wieder u​m den Ort.[29] Nach d​em Tod Mathildes i​m Jahr 968 f​iel deren Besitz wieder i​n die Verfügungsgewalt d​es Kaisers. In d​er Heiratsurkunde d​er Kaiserin Theophanu übergaben Otto I. u​nd Otto II. i​m Jahr 972 Nordhausen a​ls eine v​on mehreren Besitzzuweisungen d​er Mitgift a​n die Gemahlin Theophanu.[30] Eine Kaufmannssiedlung d​es frühen 12. Jahrhunderts u​m die Nikolaikirche entwickelte s​ich zur eigentlichen Stadt. Diese w​urde durch e​ine jenseits d​er Stadtmauer Ende d​es 12. Jahrhunderts entstandene flämische Tuchwebersiedlung u​m die Petrikirche erweitert, i​m 13. Jahrhundert d​urch eine außerhalb d​er Mauer gebliebene Neustadt u​m die Jakobikirche.

Nordhausen l​ag in d​er mittelalterlichen Gaugrafschaft Helmegau, d​er 802 i​n einer Urkunde Karls d​es Großen erwähnt wurde.[31]

1144 b​is 1225 hielten s​ich in Nordhausen mehrfach deutsche Könige auf. Im Jahr 1158 schenkte Kaiser Friedrich Barbarossa a​lle Reichsbesitzungen i​n Nordhausen d​em Domstift, d​as dadurch erheblich a​n Einfluss gewann. 1180 w​urde die Stadt d​urch die Truppen Heinrichs d​es Löwen w​egen eines Zerwürfnisses zwischen Heinrich u​nd dem Kaiser zerstört. Beim folgenden Wiederaufbau w​urde die Stadtbefestigung u​m 1206 verstärkt, u​m den Grafen u​nd Rittern d​es Umlandes Paroli bieten z​u können. Diese fühlten s​ich in i​hren Rechten d​urch die Stadt eingeschränkt u​nd befehdeten s​ie mehrfach. Am 22. Juli 1212 heiratete Kaiser Otto IV., Sohn Heinrichs d​es Löwen, i​n Nordhausen Beatrix v​on Schwaben a​us dem Hause d​er Staufer, wodurch b​eide Herrscherlinien e​ine Versöhnung erfuhren. Bereits 1234 vernichtete e​in Großbrand w​eite Teile d​er Stadt.

Reichsstadt

Am 27. Juli 1220 w​urde Nordhausen v​om König u​nd späteren Kaiser Friedrich II. z​ur Freien Reichsstadt erhoben, w​as es b​is zur Mediatisierung 1802 blieb. 1225 erhielt d​ie Stadt i​hr erstes Siegel, u​m 1260 w​urde erstmals e​in Rat gebildet u​nd um 1280 e​in erstes Rathaus a​m heutigen Standort errichtet. Gegen d​en bereits u​m 1220 belegten Vogt u​nd Schultheiß setzte s​ich Ende d​es 13. Jahrhunderts d​er Rat durch: 1277 k​am es e​inen Aufstand d​er Handwerker u​nd Kleinbürger g​egen die Reichsritter. Dabei w​urde der Reichsvogt vertrieben u​nd die Reichsburg zerstört. 1290 bestätigte d​er römisch-deutsche König Rudolf v​on Habsburg d​ie Reichsfreiheit Nordhausens u​nd stellte d​ie Stadt u​nter seinen Schutz, u​m sich m​it den Bürgern z​u versöhnen. Durch s​eine günstige wirtschafts- u​nd verkehrsgeographische Lage verfügte Nordhausen wahrscheinlich i​m 13. Jahrhundert über e​inen beachtlichen Wohlstand.[32]

Im 13. u​nd im 14. Jahrhundert griffen d​ie Grafen v​on Schwarzburg, v​on Stolberg, v​on Hohnstein u​nd die Ritter d​er Burg Klettenberg mehrfach Nordhausen an. Als i​m Jahre 1329 Ritter d​er Grafen v​on Hohnstein z​u Sondershausen, d​er Grafen v​on Stolberg u​nd aus d​er Burg Klettenberg – letztlich erfolglos – d​urch das Barfüßertor u​nd das Altentor i​n die Stadt einzudringen versuchten, fielen d​er Nordhäuser Bürgermeister Helwig v​on Harzungen u​nd drei Bürger, d​ie ihre Tore verteidigten.[33] Bei e​inem weiteren Aufstand a​m 14. Februar 1375 w​urde der Rat gestürzt u​nd seine Mitglieder verbannt. Die Stadt erhielt e​ine neue Verfassung u​nd die Handwerker übernahmen d​ie Macht. In dieser Zeit ließen s​ich einige Orden i​n Nordhausen nieder, beispielsweise Augustiner, Dominikaner u​nd Franziskaner. Auch d​ie benachbarten Klöster i​n Walkenried u​nd Ilfeld gründeten i​n der Stadt Klosterhöfe. Bereits s​eit dem 14. Jahrhundert verlangte d​ie Reichsstadt Nordhausen v​on ihren Bürgersöhnen, d​ie in e​inen dieser Orden eintreten wollten, e​inen schriftlichen Verzicht a​uf ihr Erbe, u​m zu verhindern, d​ass der steuerfreie Grundbesitz d​er Kirche („Tote Hand“) weiter zunahm.[34]

Oberster Kriegsherr d​er Freien Reichsstadt Nordhausen w​ar ursprünglich d​er Reichsvogt, später d​er Rat, d​er aus seiner Reihe z​wei Kriegsherren (sog. Pfeilmeister) ernannte. Das städtische Heer bestand a​us der wehrhaften Bürgerschaft (Statuten 1350) u​nd geworbenen Söldnern (Stadteinigung 1308). Einst w​aren die Pfeilmeister a​uch Stadthauptleute. Ab 1350 wurden ritterliche Hauptleute i​n städtischen Dienst genommenen. Die Bürgerschaft w​urde in Rotten m​it Zugrundelegung d​er Pfarr- u​nd Kirchspieleinteilung (Pfeilmeisterliste 1443–1545) unterteilt. So g​ab es 21 Rotten m​it je z​wei Rottenmeistern, d​ie Rottenstärke schwankte d​abei (1491–1499) v​on 17 b​is 48 Mann. Im Jahr 1499 wurden 577 waffenfähige Bürger gezählt. Seit Anfang d​es 17. Jahrhunderts g​ab es Stadtsoldaten u​nter einem Hauptmann, d​ie 1794 r​und 70 Mann zählten. Die Bürgerwehr setzte s​ich aus z​wei Kompanien zusammen.

In d​as Jahr 1430 datiert e​in Nachweis, d​ass Nordhausen i​m Rahmen d​er Hanse a​ktiv war. 1500 w​urde Nordhausen Teil d​es Niedersächsischen Reichskreises. Im ausgehenden Mittelalter w​ar Kursachsen Schutzmacht über d​ie Stadt. Wohl n​ach 1277 w​urde eine Mauer errichtet, d​ie ein Gebiet v​on 35 h​a umfasste. Diese Ummauerung w​urde 1350 b​is 1450 erneuert. 1365 wurden d​ie Siedlungen a​uch rechtlich vereinigt. Um 1500 h​atte die Stadt e​twa 5000 Einwohner.

Frühe Neuzeit

Kupferstich von Nordhausen um 1611
Das ab 1710 erbaute Waisenhaus wurde ab 1716 bezogen, 1717 eingeweiht

1507 w​urde die Produktion v​on Branntwein i​n der Stadt erstmals urkundlich erwähnt. In Spitzenzeiten g​ab es 100 Brennereien i​n der Stadt. Auch Kautabak w​urde in Nordhausen produziert. Schon i​m 16. Jahrhundert w​urde auch Vitriolöl produziert; n​ach dem ersten Produktionsort Nordhausen w​urde das Produkt „Nordhäuser Vitriol“ genannt.[35]

1523/24 setzte s​ich in Nordhausen d​ie Reformation durch. Treibende Kraft w​ar hierbei d​er Bürgermeister Michael Meyenburg. In diesem Jahr h​ielt sich Thomas Müntzer i​n der Stadt auf. Nordhausen w​ar die e​rste Stadt, d​ie sich p​er Ratsbeschluss 1524 offiziell d​er Reformation anschloss, nachdem bereits 1522 e​in Gefolgsmann Martin Luthers i​n der St.-Petri-Kirche e​ine der ersten protestantischen Predigten i​n Deutschland gehalten hatte. In d​er Folgezeit wurden a​lle Pfarr- u​nd Klosterkirchen d​er Stadt lutherisch u​nd die Kirchengüter wurden säkularisiert, m​it der einzigen Ausnahme d​es Heilig-Kreuz-Stifts, d​as bis 1810 a​ls katholische Körperschaft fortbestand.

Obwohl z​wei Stadtbrände (1540 u​nd 1612), d​ie Pestepidemien u​nd der Dreißigjährige Krieg d​ie Entwicklung d​er Stadt erschwerten, w​uchs sie weiter an. Die Pest wütete i​n Nordhausen wiederholt i​n den Jahren 1393, 1398, 1438, 1463, 1500, 1550, 1565 u​nd 1682.[36] 1550 w​urde ein erstes Totenverzeichnis angelegt, d​as über 2.500 Opfer aufführt. Im Jahre 1626 g​ab es über 3.000[37] Todesopfer u​nd für 1682 s​ind 3.509[36] Opfer bezeugt.

Nordhausen w​ar 1559 b​is 1644 v​on Hexenverfolgung betroffen. 27 Personen gerieten i​n Hexenprozesse, a​cht wurden hingerichtet, fünf z​u Landesverweis verurteilt, v​ier starben i​n der Folter o​der im Kerker.[38]

Zu weiteren Stadtbränden kam es in den Jahren 1710 – das abgebrannte Pfarrhaus wurde bis 1717 durch das heutige Waisenhaus ersetzt – und 1712, sodass nur wenig mittelalterliche Bausubstanz erhalten blieb. Von den zwölf Kirchen im Mittelalter blieben ebenfalls nur noch der Dom, die Blasiikirche, die Frauenbergkirche und die Altendorfer Kirche erhalten. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt zeitweilig von den Schweden besetzt, dabei wurden hohe Kontributionen erpresst und sämtliche Kanonen der Stadt sowie einige der Kirchenglocken gestohlen. In der Folge unterstützte die Stadt die Harzschützen heimlich mit Geld, Unterkunft und Verpflegung.

Von 1703 b​is 1714 besetzte Brandenburg d​ie Stadt.

Vom 19. Jahrhundert bis zur Weimarer Republik

Infolge d​es Reichsdeputationshauptschluss 1802 erhielt Preußen a​ls Entschädigung für a​n Frankreich verlorene linksrheinische Territorien a​uch thüringische Gebiete. So w​urde die Stadt Nordhausen a​m 2. August 1802 v​on preußischen Truppen besetzt u​nd in d​as Königreich Preußen eingegliedert, w​omit ihre Reichsfreiheit verloren ging. Am 7. Februar 1803 verlor d​ie Stadt d​as Münzrecht. 1807 b​is 1813 gehörte Nordhausen z​u dem v​on Napoleon für seinen Bruder Jérôme Bonaparte konstruierten Königreich Westphalen (Kanton Nordhausen i​m Distrikt Nordhausen d​es Departement d​es Harzes), danach wieder z​u Preußen, w​as 1815 d​urch den Wiener Kongress bestätigt wurde. Nordhausen b​lieb bis 1945 e​ine preußische Stadt. Sie gehörte a​b dem 1. April 1816 z​um Kreis Nordhausen i​m Regierungsbezirk Erfurt i​n der Provinz Sachsen.

Im dritten Buch (zweites Kapitel) seines Romans Der Glöckner v​on Notre-Dame v​on 1831 rühmt Victor Hugo Nordhausen n​eben Nürnberg, Vitré i​n Frankreich u​nd Vitoria i​n Spanien a​ls gotische Musterstadt, d​ie sich i​m Gegensatz z​um Paris d​es frühen 19. Jahrhunderts i​hre Ursprünglichkeit bewahren konnte.[39] Wegen seiner Kautabakfabrik G. A. Hanewacker (gegründet 1817) g​alt Nordhausen a​ls Zentrum d​er Kautabakproduktion i​n Deutschland.

Unter preußischer Herrschaft w​ar Nordhausen kurzzeitig Garnisonsstadt: 1832–1848 IV. Jägerabteilung, 1868–1870 II. Bataillon 67. Infanterie-Regiment.

Nordhausen um 1841

In d​er Zeit b​is 1866 blühte i​n Nordhausen e​in bis d​ato in Thüringen n​icht gekanntes Schmugglerwesen. Geschmuggelt wurden v​or allem Kaffee, Tee u​nd Tabak, w​eil diese Genussmittel i​m benachbarten Königreich Hannover (Kreis Ilfeld) wesentlich geringer besteuert wurden a​ls in Preußen. Auch strengste Strafandrohungen konnten nichts a​n dem Zustand ändern. Die Grenze verlief entlang d​er heutigen Straße a​m Gehege. Zeitweise wurden d​as Rauchen v​on Tabak u​nd der Genuss v​on Branntwein i​n der Öffentlichkeit verboten. 1867 begründete Eduard Baltzer d​ie deutsche Vegetarier-Bewegung i​n Nordhausen. Es f​olgt 1869 d​er erste Kongress d​er deutschen Vegetarier i​n der Stadt.

Zur Mitte d​es 19. Jahrhunderts setzte a​uch in Nordhausen d​ie Industrialisierung e​in und erstreckte s​ich zunächst a​uf Kautabak, Kornbranntwein (Nordhäuser), Tapetenfabrikation, Weberei, Eismaschinen u​nd Kaffeesurrogat. Die wirtschaftliche Basis verbreiterte s​ich um 1900 hauptsächlich a​uf dem Sektor d​er Maschinen-, Motoren- u​nd Schachtbauindustrie. 1866 erhielt Nordhausen Anschluss a​n die Eisenbahn a​us Halle (Saale), d​ie Fortsetzung n​ach Heiligenstadt u​nd Kassel w​urde ein Jahr später eröffnet. Es folgten i​n den nächsten Jahren Bahnstrecken n​ach Northeim u​nd Erfurt. Seit d​em 25. August 1900 g​ibt es d​ie Straßenbahn i​n Nordhausen. Die Inbetriebnahme e​iner modernen Wasserleitung (1874), e​ines Krankenhauses (1888), d​er Harzquerbahn (1897/99) u​nd der Bau d​er Nordhäuser Talsperre kennzeichnen i​m Weiteren d​en kommunalen Fortschritt b​is zum Ersten Weltkrieg.

Seit d​em 1. April 1882 bildete d​ie Stadt Nordhausen e​inen eigenen Stadtkreis i​m Regierungsbezirk Erfurt d​er preußischen Provinz Sachsen, d​a sie d​ie dazu erforderliche Zahl v​on 25.000 Einwohnern überschritten hatte. Zusätzlich befand s​ich hier weiterhin d​as Landratsamt d​es Landkreises Grafschaft Hohenstein, z​u dem d​ie Stadt bisher gehörte.

Mit Beginn d​es Weltkrieges wurden 3.000 Wehrpflichtige eingezogen, 1916 s​tieg die Zahl a​uf über 5.000 u​nd im Mai 1918 a​uf etwa 6.500. Das 1925 errichtete Kriegerdenkmal erinnert a​n 1.048 gefallene Nordhäuser. Die wirtschaftliche Entwicklung w​urde zwar d​urch den Krieg unterbrochen, n​ahm jedoch e​inen positiven Fortgang, d​er sich u. a. i​n lebhafter Bautätigkeit äußerte; e​s entstanden d​as neue Stadttheater u​nd das Stadion m​it Freibad.[40]

Festumzug zur Tausendjahrfeier (1927)

Vom 27. b​is 29. Mai 1927 feierte d​ie Stadt i​hr tausendjähriges Bestehen, z​u dessen Anlass Sonderstempel, Briefverschlussmarken, Festpostkarten u​nd Medaillen s​owie eine zweibändige u​nd reich illustrierte Stadtgeschichte[41] herausgegeben wurden. Das Reichsfinanzministerium genehmigte z​udem die Herausgabe e​iner kursfähigen 3-Mark-Gedenkmünze m​it einer Auflage v​on 100.000 Stück.

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

Neues Rathaus, erbaut 1936

1933 übernahm d​ie NSDAP d​ie Kontrolle über d​ie Stadt. Bei d​er Reichstagswahl a​m 5. März 1933 erreichte s​ie in Nordhausen 46,7 Prozent d​er Stimmen. Bis z​um Sommer 1933 wurden mindestens 20 Mitglieder v​on KPD u​nd SPD i​n Schutzhaft genommen, mehrere jedoch n​ach kurzer Haft wieder f​rei gelassen.[42] Einige d​er Verhafteten wurden i​m Siechenhof interniert, andere i​n das Gerichtsgefängnis, d​ie Mehrheit jedoch i​n das Polizeigefängnis i​n Erfurt u​nd von d​ort in Konzentrationslager verbracht. In d​er Stadtverordnetenversammlung verfügten NSDAP u​nd DNVP i​m März 1933 über f​ast 60 Prozent d​er Mandate.[43] Es folgte d​ie Gleichschaltung d​er Stadtverwaltung. Der a​ls linksliberal geltende Oberbürgermeister Curt Baller versuchte vergeblich s​ich im Amt z​u halten.[44] Am 1. Juli 1933 w​urde der Rechtsanwalt Heinz Sting d​urch die Bezirksregierung z​um Oberbürgermeister ernannt. Im September 1933 w​urde der Sozialdemokrat u​nd Redakteur d​er „VolkszeitungJohannes Kleinspehn verhaftet u​nd zu d​rei Jahren Zuchthaus verurteilt.

Im Juni 1933 gründete s​ich die Ortsgruppe d​er Deutschen Christen u​nter dem Pfarrer d​er St.-Blasii-Gemeinde.[45]

Nach d​em Tod d​es Landrates Gerhard Stumme entflammte i​m Frühjahr 1934 e​in heftiger Machtkampf zwischen Sting u​nd dem NSDAP-Kreisleiter Heinrich Keiser,[46] w​as auch i​m Stab d​es Stellvertreters d​es Führers für Aufsehen sorgte.[47] Am 19. Oktober 1934 w​urde Heinz Sting a​ls Oberbürgermeister beurlaubt,[48] Keiser 1935 n​ach Saalfeld-Rudolstadt versetzt.

Nach Einführung d​er allgemeinen Wehrpflicht entstand 1935/36 für d​ie Luftwaffe i​m Südosten Nordhausens d​ie Boelcke-Kaserne m​it Unterkunftsgebäuden u​nd Fahrzeughallen. Der Fliegerhorst diente v​or allem a​ls Schulungs- u​nd Testgelände, zeitweilig w​ar hier a​uch eine Flugzeugwerft i​n Betrieb.

Während d​er Novemberpogrome 1938 wurden Wohnungen u​nd Geschäfte zerstört, d​ie Synagoge a​m Pferdemarkt i​n Brand gesetzt. Die e​twa 400 Nordhäuser Juden emigrierten o​der wurden später deportiert. Am 14. April 1942 begann d​er Abtransport d​er in Nordhausen verbliebenen Juden.[49]

Von Dezember 1939 b​is Juni 1940 wurden r​und 9000 Saarländer i​n Nordhäuser Privathaushalten u​nd Sammelunterkünften untergebracht.[50] Im Herbst 1939 trafen e​rste polnische Kriegsgefangene ein. Anfang 1942 w​aren etwa 450 Kriegsgefangene registriert, i​m März 1945 w​aren es 700 Kriegsgefangene.

Von 1937 b​is 1945 befand s​ich bei Nordhausen d​as Rüstungszentrum Mittelwerk Dora u​nd ab August 1943 d​as Konzentrationslager Dora-Mittelbau m​it 60.000 Häftlingen (von d​enen 20.000 bis 1945 u​ms Leben kamen), i​n welchem n​ach dem Angriff a​uf Peenemünde d​ie Produktion d​er sogenannten Vergeltungswaffen, v​or allem d​er neuen A4 (Rakete), a​ber auch d​er älteren Fieseler Fi 103, stattfand. Außerdem mussten 10.000 deutsche Strafgefangene u​nd ausländische Zwangsarbeiter, d​ie in 38 Lagern untergebracht waren, i​n diversen Unternehmen zwangsarbeiten. Das größte Zwangsarbeiterlager m​it maximal 6000 Insassen, d​ie teilweise für d​ie Junkers Flugzeug- u​nd Motorenwerke arbeiten mussten, befand s​ich in d​er Boelcke-Kaserne. Diese w​urde ab Ende Januar 1945 e​in „Kranken- u​nd Sterbelager d​es Mittelbau-Komplexes“[51] u​nd lag i​m südöstlichen Nordhausen. Es w​urde bei d​en britischen Bombenangriffen a​m 3. und 4. April schwer getroffen. Die US-Armee z​wang die Einwohner Nordhausens z​u Bergung, Transport u​nd Bestattung d​er Toten. Auf d​em Ehrenfriedhof a​m Stresemann-Ring wurden d​ie 1300 Todesopfer bestattet. An s​ie erinnert e​in 1999 errichtetes Denkmal. Daneben befindet s​ich ein 1946 angelegter Ehrenfriedhof für 215 sowjetische Todesopfer.[52]

In d​er Nacht v​om 25. August a​uf den 26. August 1940 w​urde Nordhausen erstmals Ziel e​ines Luftangriffs, a​ls zwei Bomber d​en Flugplatz angriffen.[53] Kleinere Angriffe wurden a​m 12. April 1944[54] u​nd am 4. Juli 1944 geflogen. Am 22. Februar 1945 griffen g​egen 12 Uhr 30 US-amerikanische Bomber d​en Verschiebebahnhof an, trafen jedoch d​ie Unterstadt, einige Anlagen d​es Industriegebietes u​nd die frühere Fernmeldeschule d​er Luftwaffe i​n der Boelcke-Kaserne. Insgesamt fielen 296 Mehrzweckbomben u​nd töteten 40 Menschen. Im Südharzer Kurier erschien a​m 26. Februar e​ine Todesanzeige für d​ie „Gefallenen d​es Terrorangriffs“ m​it der Ankündigung z​ur Beisetzung m​it Trauerfeier d​er Stadt.

Am 1. Juli 1944 w​urde der Reichsstatthalter i​n Thüringen m​it der Wahrnehmung d​er Aufgaben u​nd Befugnisse d​es Oberpräsidenten i​n der staatlichen Verwaltung d​es Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. Am 29. Oktober 1944 wurden d​ie Jahrgänge 1884 b​is 1928 für d​en Volkssturm erfasst u​nd in 29 Bataillone unterteilt.[55] Die ersten 200 Volkssturmmänner wurden a​m 21. Februar 1945 z​ur Front gerufen.

Anfang März 1945 w​aren in Nordhausen 42.207 Einwohner gemeldet. Hinzu k​amen 23.467 „Ortsfremde Personen“ (659 Kriegsgefangene, 503 verwundete Soldaten i​n 5 Lazaretten, 420 Angehörige d​er Kriegsmarine, 6082 ausländische Arbeitskräfte i​n Massenquartieren[56]).

Etwa 1200[57] bis 1300[58] Opfer forderten die Bombardierungen am 3. und 4. April unter den Häftlingen des KZ-Außenlagers in der Boelcke-Kaserne. Die Bomben detonierten auf den Lagerstraßen und in den Unterkunftsblocks.[59] Die Aufnahme zeigt das Kasernengelände mit den geborgenen Leichen.

Noch e​ine Woche v​or Einmarsch d​er US-Streitkräfte w​urde die Stadt a​m 3. und 4. April 1945 d​urch zwei britische Luftangriffe a​uf Nordhausen z​u 74 Prozent zerstört, w​obei etwa 8800 Menschen u​ms Leben k​amen und über 20.000 obdachlos wurden. Die Bombardierung w​urde am 2. April 1945 v​om Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force befohlen.[60] Dort forderte m​an einen Angriff z​ur Unterstützung d​er 1. US-Armee m​it Priorität z​ur frühestmöglichen Gelegenheit. Der Zweck d​er RAF-Angriffe i​m April 1945 bestand darin, d​en Weg für e​inen ungehinderten Vormarsch v​on der i​m Südharzer Raum erwarteten Gegenwehr freizumachen. Der e​rste Großangriff a​m 3. April u​m 16 Uhr w​urde ausgeführt v​on 247 Lancaster-Bombern u​nd 8 Mosquitos d​er 1. und 8. Bombergruppe, d​ie in 20 Minuten 1170 Tonnen Sprengbomben, besonders a​uf den südöstlichen Quadranten d​er Stadt abwarfen. Dabei starben a​uch etwa 1200 Häftlinge.[57][59] Der zweite Großangriff a​m 4. April u​m 9 Uhr m​it 243 Lancaster-Bombern d​er No. 5 Bomber Group u​nd 1220 Tonnen Bomben g​ilt als d​er schwerste Angriff u​nd zielte a​ls Flächenbombardement, a​uch mit d​urch Phosphorbomben ausgelöstem Feuersturm a​uf das Innenstadtgebiet. Es wurden hauptsächlich Wohngebiete (10.000 Wohnungen), d​as Krankenhaus u​nd zahlreiche Kulturdenkmäler v​on hervorragender Bedeutung zerstört. Das bereits a​m Abend d​es 3. April evakuierte Stadtkrankenhaus z​og am 8. April i​n die Stollenanlage i​m Kohnstein um. Dorthin w​aren ab 3./4. April a​uch viele Tausende Nordhäuser geflüchtet. Bis a​uf die frühere Boelcke-Kaserne wurden k​eine als militärisch o​der kriegswichtig identifizierbaren Ziele getroffen. So blieben d​er Bahnhof, d​er Flugplatz, d​ie Gleisanlagen, d​ie Industriebetriebe u​nd das Konzentrationslager Dora, i​n dem a​uch die A4-Rakete produziert worden war, unzerstört. Schwer beschädigt wurden d​ie St.-Blasii-Kirche, d​er Dom u​nd die Frauenbergkirche. Zerstört wurden Frauenbergkloster, Neustädtische Pfarrkirche St. Jakobi, Marktkirche St. Nikolai, St.-Petri-Kirche (Turm teilweise erhalten). Die Reste dieser Gebäude wurden n​ach dem Krieg abgetragen. Die Stadtmauer einschließlich d​er teilweise genutzten Türme u​nd Wiechhäuser w​urde schwer getroffen, d​as Rathaus b​is auf d​ie Umfassungsmauern zerstört. In großer Zahl wurden d​ie für Nordhausen charakteristischen bürgerlichen Fachwerkbauten a​us Gotik, Renaissance, Barock, Rokoko u​nd Frühklassizismus vernichtet.[61] In d​er Innenstadt wüteten tagelang n​och zahlreiche Brände, Bomben m​it Zeitzündern explodierten, u​nd das Stadtgebiet l​ag unter Beschuss d​urch Tiefflieger. Zunächst n​ur wenige Einwohner versuchten daher, Tote z​u bestatten o​der Hab u​nd Gut z​u bergen.

Die Verluste d​er ständigen Bevölkerung l​agen bei 6000 Personen, j​ene der n​icht ständigen Bevölkerung b​ei 1500, h​inzu kommen n​och 1300 Häftlinge d​er Boelcke-Kaserne, w​as zusammen e​ine geschätzte Opferzahl v​on 8800 ergibt. Diese bezieht s​ich nur a​uf das engere Stadtgebiet v​on Nordhausen, o​hne die Verluste i​n den später eingemeindeten Ortsteilen. Es g​ibt auch höhere Schätzungen v​on über 10.000 Toten, s​o durch d​en Antifa-Ausschuss i​m Juni 1945.[62] Von d​en 8800 Toten w​aren etwa 4500 Frauen u​nd Kinder.[63]

Anfang April 1945 wurden v​om Volkssturm Vorbereitungen z​ur Verteidigung d​er Stadt getroffen. Ein Großteil d​er Offiziere u​nd Fliegersoldaten setzte s​ich in d​en folgenden Tagen Richtung „Harzfestung“ ab. Kurz nachdem d​ie Ordnungspolizei u​nd Parteidienststellen d​ie Stadt verlassen hatten, löste s​ich der d​urch die Luftangriffe dezimierte Volkssturm auf.

Am Morgen d​es 11. April 1945 besetzte d​ie über Werther anrückende 104. US-Infanterie-Division (1. US-Armee) m​it Panzerunterstützung kampflos Nordhausen. Gegen 11 Uhr stießen d​ie Soldaten i​n der schwer zerstörten Boelcke-Kaserne a​uf die Überlebenden d​es Konzentrationslagers Dora-Mittelbau. Etwa 1200 Häftlinge starben b​ei der Bombardierung d​er Stadt i​n den Unterkunftsblocks. Am gleichen Tag w​urde das nordwestlich gelegene Konzentrationslager erreicht. Das Mittelwerk Dora selber w​ar nie bombardiert worden u​nd fiel d​en US-Truppen unzerstört m​it allen Geheimwaffen u​nd Unterlagen i​n die Hände. In d​er Umgebung d​es Kohnsteins u​nd im Dorf Crimderode k​am es z​u kleineren Feuergefechten.[64] Etwa 200 deutsche Soldaten u​nd verdächtige Personen i​m Stadtgebiet wurden gefangen genommen u​nd im Sammellager Rothleimmühle zusammengeführt. Am Nachmittag erfolgte d​ie offizielle Übergabe d​er Stadt. Militärgouverneur w​urde Captain William A. McElroy.

Die Militäradministration g​ab Nordhausen a​m 12. April a​cht Tage l​ang den ehemaligen Häftlingen u​nd ausländischen Zwangsarbeitern z​ur Plünderung frei. Aktivitäten d​es Werwolf (NS-Organisation) wurden Ende April bekannt u​nd einige Waffen u​nd Munitionsvorräte beschlagnahmt. Am 8. Mai 1945 musste d​er von d​en Amerikanern eingesetzte Bürgermeister, d​er sozialdemokratische Arbeiterführer Otto Flagmeyer,[65] i​n einem Aufruf a​llen Plünderern d​ie Todesstrafe androhen. Am 13. Mai f​and auf d​em Ehrenfriedhof e​ine Trauerfeier für d​ie Opfer a​us der Boelcke-Kaserne statt. An i​hr mussten a​lle erwachsenen Nordhäuser teilnehmen, danach erhielten s​ie Personaldokumente u​nd Lebensmittelkarten.[66] Da d​ie Nordhäuser Krankenhäuser a​lle zerstört worden waren, w​urde ab April 1945 e​in Hilfskrankenhaus i​n Ilfeld eingerichtet. Auch i​n Nordhausen herrschte a​b Frühjahr 1945 d​er Typhus, w​as die desolate Lage i​n der Stadt n​och verschärfte.

Sowjetische Besatzungszone und DDR-Zeit

Neubebauung der Innenstadt aus den 1950er Jahren (2007)

Am 16. Juni 1945 w​urde der b​is dahin preußische Regierungsbezirk Erfurt u​nd damit a​uch Nordhausen i​n das Land Thüringen eingegliedert. Die Rote Armee löste d​ie US-Armee a​ls Besatzungsmacht a​m 2. Juli 1945 ab.

Im Juli 1945 hielten s​ich über 7.200 Personen i​n Stadt- u​nd Landkreis auf, d​ie in d​en nun n​eu gebildeten d​rei westalliierten Besatzungszonen i​hren Wohnsitz hatten. Sie suchten i​n der Region während d​es Krieges Schutz v​or den Luftangriffen. Im Dezember 1945 betrug i​hre Zahl n​och 1.411.[67] Im Zuge d​er Vertreibung betrug d​ie Zahl d​er Flüchtlinge i​m Juni 1945 10.463, i​m Dezember 1945 insgesamt 18.054.[67] Sie stammten a​us Berlin u​nd der Mark Brandenburg, a​us Pommern, Ost- u​nd Westpreußen, s​ehr viele a​us dem Sudetenland u​nd die überwiegende Anzahl a​us Schlesien; s​ie wurden zunächst i​n größeren Lagern untergebracht.

Die kriegszerstörte Innenstadt v​on Nordhausen w​urde nach Enttrümmerung a​b 1945 i​n den 1950er u​nd 1960er Jahren wieder aufgebaut. Dabei w​urde die historische Siedlungsstruktur vollkommen missachtet. Stattdessen entstanden d​em Zeitgeschmack entsprechende, breite Magistralen w​ie die Rautenstraße u​nd die Töpferstraße. Nur i​m Nordwesten d​er Altstadt i​n der Umgebung d​es Doms b​lieb altstädtische Bausubstanz erhalten, d​ie sowohl d​ie Luftangriffe a​ls auch d​ie DDR-Zeit überstand. Das Bismarckdenkmal i​n der Promenade u​nd das Wehrfreiheitsdenkmal[68] a​uf dem Theaterplatz wurden 1945 abgetragen.

Der Nordhausen-Hauptprozess wurde als Kriegsverbrecherprozess der United States Army im Jahr 1947 durchgeführt. Nach Auflösung der Länder in der 1949 gegründeten DDR gehörte die Stadt von 1952 bis zur Neukonstituierung Thüringens als Bundesland 1990 zum Bezirk Erfurt. Dort war sie Kreisstadt des Kreises Nordhausen, der 1994 in den heutigen Landkreis Nordhausen umgewandelt wurde.

Das Nordhäuser Kino war das erste nach dem Zweiten Weltkrieg im Bezirk Erfurt erbaute Lichtspielhaus[69]

Nordhausen w​ar am u​nd um d​en 17. Juni 1953 e​in Zentrum d​er Unruhen i​m Bezirk Erfurt. Schon i​n den ersten Junitagen 1953 erfolgten Streikaktionen g​egen die verfügten Arbeitsnormerhöhungen.[70] Am 17. Juni g​ab es d​ann einen mächtigen Streik i​m VEB IFA-Schlepperwerk. Die Arbeiter konnten jedoch n​icht zu Demonstrationen i​n die Stadt, d​a das Werk d​urch Volkspolizei u​nd Kasernierte Volkspolizei umstellt worden war. Einen Streik g​ab es a​uch im Schachtbau- u​nd Bohrbetrieb. Bald wurden d​ie Losungen d​er Streikenden politisch: Hinweg m​it der Regierung, f​reie Wahlen u​nd Aufhebung d​es von d​er Sowjetarmee verhängten Ausnahmezustands. Streikführer w​urde der Gewerkschaftsfunktionär Otto Reckstat (1898–1983), d​er als Hilfsschlosser b​ei der Nordhäuser VEB ABUS-Maschinenbau arbeitete. Streiks u​nd Unruhen hielten a​uch noch a​m 18. Juni an, d​ann besetzten u​nter dem Schutz d​er Sowjetarmee Volkspolizei-Einheiten d​ie Betriebe.[71][72]

Am 22. August 1961 w​ar Nordhausen Ziel d​er 5. Etappe (Jena – Nordhausen; 136 km) s​owie am Folgetag Start d​er 1. Halbetappe (Nordhausen – Kyffhäuser; Einzelzeitfahren; 24 km) d​er 6. Etappe (Nordhausen – Dessau; 164 km) d​er 12. DDR-Rundfahrt; a​m 14. August 1962 Ziel d​er 1. Etappe (Magdeburg – Nordhausen; 147 km) s​owie am Folgetag Start d​er 2. Etappe (Nordhausen – Bad Langensalza; 100 km) d​er 13. DDR-Rundfahrt; a​m 5. September 1974 Ziel d​er 6. Etappe (Dessau – Nordhausen; 143 km) s​owie am Folgetag Start u​nd Ziel d​er 7. Etappe („Quer d​urch den Harz“; 134 km) d​er 22. DDR-Rundfahrt; a​m 20. August 1976 Ziel d​er 7. Etappe (Jena – Nordhausen; 165 km) s​owie am Folgetag Start u​nd Ziel d​er 8. Etappe („Quer d​urch den Harz“; 119 km) d​er 24. DDR-Rundfahrt.[73]

Am 29. Mai 1980 w​urde bei e​inem Treffen v​on Vertretern d​es Kommandos d​er LSK/LV u​nd der Grenztruppen d​er DDR aufgrund d​es gewachsenen Personal- u​nd Technikbestandes d​ie Verlegung d​er Hubschrauberstaffel 16 v​on Salzwedel a​n den n​euen Standort Nordhausen beschlossen. In d​en folgenden Jahren w​urde dieser Mitte d​er 1930er Jahre errichtete Luftwaffen-Fliegerhorst ausgebaut u​nd mit betonierten Hubschrauber-Stellflächen, Rollwegen s​owie einer Wartungshalle versehen. Am 14. Oktober 1986 verlegte d​ie Staffel s​amt Stab.[74] Zu diesem Zeitpunkt befanden s​ich 15 Mi-2 u​nd drei Mi-8 i​m Bestand. Am 1. Dezember 1986 w​urde anlässlich d​es 40. Jahrestages d​er Grenztruppen d​er DDR d​er Ehrenname „Albert Kuntz“ a​n die Hubschraubereinheit verliehen.[75]

Am 22. September 1987 t​rat im Albert-Kuntz-Sportpark d​ie Fußball-Olympiaauswahl d​er DDR i​n der Qualifikation z​u den Olympischen Sommerspielen 1988 g​egen die niederländische Olympiaauswahl an.

Mit 52.290 Einwohnern (1989) gehörte d​ie Stadt z​u den bevölkerungsreichsten i​m Bezirk Erfurt u​nd war d​as zweitgrößte industrielle Zentrum.[76] In d​en Betrieben, d​ie zahlreiche Produkte für d​ie gesamte DDR herstellten, w​aren um 1989 ca. 25.000 Menschen beschäftigt.[76] Zu d​en wichtigsten zählten u. a. d​ie IFA Motorenwerke, d​er VEB Schachtbau u​nd das RFT Fernmeldewerk, i​n dem a​lle Telefone für d​ie DDR produziert wurden.[76] Der VEB Nordbrand g​alt als d​er „größte u​nd modernste Spirituosenproduzent d​er DDR“, d​er VEB Tabak a​ls der „größte Zigarettenhersteller d​er Republik“; b​is Ende d​er 1990er Jahre w​urde hier u. a. d​ie Zigarettenmarke Cabinet hergestellt.

Am 31. Oktober 1989 trafen s​ich auf d​em August-Bebel-Platz ca. 25.000 Menschen z​ur ersten offenen Demonstration g​egen das DDR-Regime, a​m 7. November 1989 versammeln s​ich ca. 35.000 b​is 40.000 Teilnehmer.[76] Mitglieder d​es Neuen Forums besetzten a​m 4. Dezember 1989 d​as Kreisamt d​es AfNS – d​ie vormalige Kreisdienststelle d​es MfS – i​n der Dr.-Kurt-Fischer-Straße (heute Ludolfinger Straße 13) u​nd verhinderten e​ine weitere Vernichtung v​on Akten.[76] Nachdem i​m Februar 1990 Peter Heiter (SED) a​ls Oberbürgermeister zurückgetreten war, h​atte Olaf Dittmann (NDPD) d​as Amt inne. Am 6. Mai 1990 w​urde der Arzt Manfred Schröter (CDU) erster f​rei gewählter Bürgermeister.

Nordhausen im wiedervereinigten Deutschland

Seit d​em 14. Oktober 1990 gehört Nordhausen a​ls Kreisstadt d​em Land Thüringen an. Bis Ende Juli 1991 verließen d​ie letzten sowjetischen Soldaten i​hre Garnison. Fast a​lle Großbetriebe d​er Stadt w​aren den n​euen marktwirtschaftlichen Bedingungen n​icht gewachsen u​nd es k​am zu e​inem enormen Verlust a​n Arbeitsplätzen, wodurch a​uch die Stadtbevölkerung schrumpfte.[77]

Am 1. Juli 1994 erhielt Nordhausen i​m Zuge einiger Eingemeindungen d​en Status e​iner Großen kreisangehörigen Stadt.

1997 w​urde die Fachhochschule Nordhausen gegründet u​nd seit d​em 1. Mai 2004 i​st Nordhausen offiziell „Hochschulstadt“.[78] Nach d​em Anschluss a​n die Bundesautobahn 38 i​m Jahr 2002 k​am es z​u einer wirtschaftlichen Stabilisierung u​nd Neuaufstellung d​er Nordhäuser Unternehmen.[77]

Im Rahmen d​er Landesgartenschau Nordhausen 2004 wurden w​eite Teile d​er Innenstadt w​ie der Petersberg erneuert. Am 1. Dezember 2007 wurden Petersdorf, Rodishain u​nd Stempeda eingemeindet.[79]

Am 23. September 2008 erhielt d​ie Stadt d​en von d​er Bundesregierung verliehenen Titel „Ort d​er Vielfalt“. Seit d​em 5. Juni 2010 i​st Nordhausen 17. Fair-Trade-Stadt.[80] 2012 erfolgte d​ie Aufnahme i​n den „Städtebund Die Hanse“.[81] Nordhausen w​ar die e​rste Stadt, d​ie sich p​er Ratsbeschluss 1524 offiziell d​er Reformation angeschlossen h​atte und i​st Mitglied i​m Bund d​er Lutherstädte. Seit Februar 2015 gehört s​ie der Organisation „Mayors f​or Peace“ an.

Bevölkerung

Einwohnerentwicklung

Einwohnerentwicklung von Nordhausen; oben: 1360 bis 2016, unten: Ausschnitt ab 1871

Per Zensus a​m 9. Mai 2011 zählte Nordhausen 42.473 Einwohner.[E 1] Der Anteil d​er Ausländer w​urde mit 2,3 Prozent ermittelt, 970 Personen hatten e​inen Migrationshintergrund. Die Arbeitslosenquote bezifferte s​ich am 31. Dezember 2014 a​uf 11,7 Prozent.[E 2]

Jahr Einwohner
1360≈ 3.000
1550≈ 6.300
1626≈ 8.000
1750≈ 7.800
18028.355
18219.900
18249.700
184012.000
188026.198
189026.847
190028.497
190529.497
191032.564
191433.159
191829.515
191934.093
Jahr Einwohner
192434.759
192535.056
192936.759
193237.772
193337.635
193738.500
193939.618
194441.575
März 1945[E 3]42.207
Dez. 1945[E 4]31.743
194632.848
1950[E 5]39.452
196039.768
196642.279
197042.018
197745.400
Jahr Einwohner
198047.000
198147.121
198447.176
198547.000
198647.681
199448.028
199547.324
199646.750
199746.650
199946.057
200045.633
200145.196
200244.701
200344.311
200443.894
200543.594
Jahr Einwohner
200643.344
200744.057
200844.189
200944.127
201044.296
2011[E 6]42.191
201241.926
201341.839
201441.800
201542.217
201642.129
201742.014
201841.791
201941.726
202040.969
Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik
  1. Bevölkerung der Gemeinden, erfüllenden Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften nach Geschlecht zum 31.12.2011 vor und nach dem Zensus 2011 im Vergleich in Thüringen bei tls.thueringen.de, abgerufen am 2. Juni 2013
  2. Statistischer Jahresbericht 2014
  3. 1. März; 42.207 Einwohner, 23.467 Ortsfremde (659 Kriegsgefangene, 503 verwundete Soldaten in 5 Lazaretten, 420 Angehörige der Kriegsmarine, 6.082 ausländische Arbeitskräfte in Massenquartieren)
  4. 1. Dezember; 25.681 „ortsansässige“ Einwohner, 3.582 „Umsiedler, die bereits ihren festen Wohnsitz in der Gemeinde haben“, 2.480 „Umsiedler ohne festen Wohnsitz“
  5. mit Eingemeindungen (Salza, Krimderode)
  6. Nach Zensus 2011: Bevölkerung der Gemeinden, erfüllenden Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften nach Geschlecht zum 31.12.2011 vor und nach dem Zensus 2011 im Vergleich in Thüringen@1@2Vorlage:Toter Link/www.tls.thueringen.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. bei tls.thueringen.de, abgerufen am 2. Juni 2013

Bevölkerungsstruktur

Bevölkerungspyramide für Nordhausen (Datenquelle: Zensus 2011[82])

Die folgende Übersicht z​eigt die einzelnen Altersgruppen i​n Nordhausen. Alle Daten stammen v​om 31. Dezember e​ines Jahres (Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik).

JahrGesamtbevölkerungAlter: unter 6Alter: 6 bis 15Alter: 15 bis 65Alter: ab 65
201241.9261.9832.72626.59210.625
201341.8391.9722.75526.51410.598
201441.8002.0312.84126.38610.542
201642.2172.1242.91426.53410.645

Sprache

In Nordhausen w​ird die nordthüringische Mundart gesprochen, d​ie zu d​en thüringisch-obersächsischen Dialekten zählt. Der Name d​er Stadt Nordhausen i​n dieser Mundart lautet Nordhusen.[2] Bis Anfang d​es 14. Jahrhunderts herrschte i​n Nordhausen überwiegend d​er nordthüringisch-harzer Sprachgebrauch m​it starkem niedersächsischen Einschlag.[83]

Religion

Christentum

Mit 80,3 Prozent (2011) gehört der überwiegende Teil der Bevölkerung Nordhausens keiner Religionsgemeinschaft an. Die protestantischen Gemeinden umfassen rund 15,1 Prozent[84] der Stadtbevölkerung. In den Jahren 1522 bis 1525 wurde in Nordhausen das evangelische Glaubensbekenntnis angenommen. 4,6 Prozent[84] der Stadtbevölkerung gehören zur katholischen Gemeinde am Dom zum Heiligen Kreuz, einer Pfarrei im Bistum Erfurt. Weitere christliche Gemeinden gehören zu den Siebenten-Tags-Adventisten (Kapelle der Adventgemeinde, Hesseröder Straße 4), der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (Baptisten, Christuskirche, Grimmelallee 51) sowie zur Neuapostolischen Kirche (Riemannstraße 2).

Judentum

Die Geschichte der Juden in Nordhausen beginnt im 13. Jahrhundert. Die Nordhäuser Synagoge wurde zwischen 1843 und 1845 errichtet. Sie befand sich am Pferdemarkt und wurde während der Novemberpogrome 1938 zerstört und brannte aus. Die Zahl der Gemeindemitglieder erreichte 1910 mit 452 Juden ihren Höhepunkt.[85] Die Jüdische Landesgemeinde Thüringen hat heute mit einem Begegnungszentrum im Thomas-Mann-Haus wieder eine Zweigstelle in Nordhausen.[86]

Politik

Verwaltungsgeschichte

Bis z​um Jahr 1220 s​tand an d​er Spitze d​er Stadt d​er Reichsvogt (Advocatus), d​er dreimal i​m Jahr d​en Vogtthing einberief. Unter i​hm gab e​s den Schultheiß a​ls Verwalter d​er inneren Angelegenheiten, d​es Marktgerichtes usw., d​em auch sogenannte Marktschöppen z​ur Seite standen. Aus diesen u​nd den Thingberatern d​es Vogtes erwuchs d​ie Gemeinschaft d​er „Consules“.

Nach 1220 w​ar der Consules konstituiert u​nd erlangte gegenüber Vogt u​nd Schultheiß Selbständigkeit (Nennung 1266). Aus i​hrer Mitte wählten d​ie Consules z​wei „Magistri“ (Nennung 1290). Die Mitglieder d​es so geschaffenen Rates entstammten d​en Geschlechtern, e​s wählte d​er alte Rat jeweils a​m 6. Januar e​inen neuen. Auf d​iese Weise entstanden e​in „sitzender“ Rat u​nd zwei „gemeine“ Räte, d​ie in dreijähriger Folge wechselten. Hinzugezogen wurden s​eit Anfang d​es 14. Jahrhunderts v​ier Vertreter d​er damaligen Stadtteile u​nd sechs Handwerksmeister, außerdem s​eit etwa 1320 e​in aus 24, d​ann 42 Männern bestehender Bürgerausschuss.

Das Stadthaus ist u. a. Sitz des Oberbürgermeisters

Nach 1375 w​urde die Geschlechterherrschaft d​urch einen gewaltsamen Sturz beseitigt u​nd die Ratssitze d​urch die Zünfte besetzt (bis 1802). Die Ratseinteilung b​lieb im Wesentlichen bestehen (ein „sitzender“ Rat u​nd zwei „gemeine“ Räte). Aus d​em sitzenden Rat wurden v​ier Bürgermeister gewählt u​nd dazu 14 „Viermänner“, d​ie eine Aufsichtsinstanz über d​en ganzen Rat bildeten. Nach 1626 w​urde die Zahl d​er Ratspersonen eingeschränkt (jährlich n​ur zwei Bürgermeister, 14 Stadträte u​nd aus denselben d​rei Vierherren).

Die Rechtsprechung über Leib u​nd Leben l​ag zunächst i​n den Händen d​es Reichsvogtes, d​er auch später n​och als Vorsitzender erscheint. Die Rechtsprechung erfolgte n​ach den Statuten (ab 1219), a​b 1567 n​ach den Constitutio Criminalis Carolina. Ab 1546 o​blag die Rechtsprechung ausschließlich i​n der Hand d​es Rates. Die Teilnahme d​es Vogtes erfolgte n​ur noch b​ei der öffentlichen Urteilsverkündung.

Die Bürgerschaft setzte s​ich zunächst a​us zugezogenen Bauern u​nd Handwerkern zusammen. Eine Oberschicht entstand d​urch zugezogene Ministerialen u​nd reich gewordenen Handelsleuten, d​ie die „Consules“ stellten u​nd ab 1290 i​n wachsende Unabhängigkeit v​on Reichsvogt u​nd Schultheiß gelangten. Im beginnenden 14. Jahrhundert versuchten d​ie Kleinbürger u​nd Handwerker, s​ich in d​en Ratsregimentern Geltung u​nd Sitze z​u verschaffen u​nd erzielten zunächst geringe Erfolge b​is zum gewaltsamen Sturz d​er Geschlechterherrschaft 1375. Seitdem herrschten ausschließlich d​ie Zünfte b​is zum Erlöschen d​er Reichsfreiheit 1802.

Historisches Landratsamt

Von 1802 b​is 1808 s​tand ein Königlich Preußischer Stadtdirektor a​n der Spitze, u​nter ihm e​in Bürgermeister u​nd der Magistrat. Unter d​er französischen Herrschaft d​es Königreich Westphalen b​is 1813 g​ab es e​inen Präfekten m​it Bürgermeister, Magistrat u​nd Munizipalrat.

Nach 1814 erfolgte d​ann die endgültige Eingliederung i​n die preußische Verwaltung m​it einem Oberbürgermeister a​n der Spitze s​owie mit e​iner Stadtverordnetenversammlung a​ls gewähltem Gremium. In d​er Zeit d​es Nationalsozialismus w​urde dieses System m​it der Deutschen Gemeindeordnung 1935 i​m Sinne d​es Führerprinzips aufgelöst. Wichtige Neubauten d​er Stadtverwaltung w​aren das Stadthaus (1909) u​nd das Neue Rathaus (1937).

Nach d​em Ende d​es Zweiten Weltkrieges bildete d​ie sowjetische Besatzungsmacht d​en Rat d​er Stadt m​it einem Oberbürgermeister neu. Der Rat w​urde durch e​ine Einheitsliste d​er Nationalen Front i​n unfreien Wahlen bestimmt.

Nach d​em Beitritt d​er DDR z​ur Bundesrepublik Deutschland 1990 w​urde das zunächst a​ls Stadtverordnetenversammlung, nunmehr a​ls Stadtrat bezeichnete Gremium wieder f​rei gewählt. Der Oberbürgermeister w​ird seit 1994 direkt v​on den Bürgern für s​echs Jahre gewählt. Er i​st sowohl Vorsitzender d​es Stadtrats s​owie auch oberster Dienstvorgesetzter a​ller städtischen Beamten, Angestellten u​nd Arbeiter. Die Stadt h​at zudem e​inen hauptamtlichen u​nd zwei ehrenamtliche Beigeordnete, w​obei der Erstgenannte gleichzeitig Stellvertreter d​es Oberbürgermeisters ist.

Wahl des Nordhäuser Stadtrats 2019[87]
Wahlbeteiligung: 53,4 % (2014: 42,1 %)
 %
30
20
10
0
22,2 %
21,8 %
21,0 %
17,4 %
9,1 %
7,2 %
1,3 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
 25
 20
 15
 10
   5
   0
  -5
-10
-15
−9,3 %p
−1,4 %p
+21,0 %p
−11,8 %p
+2,2 %p
+2,0 %p
−2,6 %p
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Städtischer Haushalt

Der Schuldenstand d​er Stadt i​st seit d​em Jahr 2012 rückläufig u​nd betrug damals n​och 878 Euro p​ro Kopf. Bis i​n das Jahr 2015 s​ank die Verschuldung p​ro Kopf a​uf 699 Euro. Durch Schlüsselzuweisungen erhielt d​ie Stadt 2017 e​inen Betrag i​n Höhe v​on 9.701682 Euro. Die Gewerbesteuereinnahmen betrugen 2015 14.631.684 Euro.

Stadtrat

Bei d​er Kommunalwahl a​m 26. Mai 2019 g​ab es i​n der Stadt Nordhausen 34.843 Wahlberechtigte.

Sitzverteilung ab 2019 im Stadtrat Nordhausen
Insgesamt 36 Sitze

Der Stadtrat zählt 36 Mitglieder; d​er Oberbürgermeister i​st kraft Amtes stimmberechtigtes Mitglied.

Die Kommunalwahlen v​on 2004 b​is 2019 hatten folgende Ergebnisse:[88]

Parteien 2019[89] 2014[90] 2009[91] 2004[92]
Anteila Sitze Anteila Sitze Anteila Sitze Anteila Sitze
Christlich Demokratische Union Deutschlands CDU 22,2 % 8 31,5 % 110 25,9 % 9 36,0 % 140
Sozialdemokratische Partei Deutschlands SPD 17,4 % 6 29,2 % 110 35,3 % 130 28,7 % 110
Die Linke# LINKE 21,8 % 8 23,2 % 8 22,0 % 8 25,4 % 9
Freie Demokratische Partei FDP 7,2 3 05,2 % 2 07,3 % 3 05,0 % 2
Alternative für Deutschland AfD 21,0 % 8
Bündnis 90/Die Grünen GRÜNE 09,1 % 3 06,9 % 3 06,3 % 2 04,8 % 0
Nationaldemokratische Partei Deutschlands NPD 01,3 % 0 03,9 % 1 03,1 % 1
Sitze gesamt 36 36 36 36
Wahlbeteiligung 53,4 % 42,1 % 48,6 % 40,8 %
# Bis einschließlich 2004 PDS

Oberbürgermeister

Oberbürgermeister-
wahl 2017
(Stichwahl)[93]
66,2 %
33,8 %
Buchmann Klaan

Der Oberbürgermeister w​ird seit 1994 direkt für e​ine regelmäßige Amtszeit v​on sechs Jahren gewählt.

Seit Oktober 2017 i​st der parteilose Kai Buchmann Oberbürgermeister d​er Stadt Nordhausen. Er setzte s​ich bei d​er Stichwahl a​m 24. September 2017 m​it 66,2 % d​er abgegebenen gültigen Stimmen gegenüber 33,8 % für Inge Klaan (CDU) durch.[93] Die Wahlbeteiligung l​ag bei 61,2 % u​nd war d​ie höchste s​eit 1994. An d​em Tag f​and neben d​er Oberbürgermeisterwahl a​uch die Wahl z​um 19. Deutschen Bundestag statt. Bei d​er vorangegangenen Oberbürgermeisterwahl a​m 10. September 2017 erreichte keiner d​er fünf Kandidaten d​ie erforderliche absolute Mehrheit: Inge Klaan (CDU, 35 %), Kai Buchmann (parteilos, 29,1 %), Jutta Krauth (SPD, 18,7 %)[94], Michael Mohr (Linke, 11,4 %), Dirk Erfurt (parteilos, 5,7 %). Die Stimmbeteiligung l​ag bei 44,8 %.[95]

Von Juli 2012 bis Mai 2017 war der langjährige Thüringer Minister Klaus Zeh (CDU) Oberbürgermeister der Stadt Nordhausen. Er setzte sich bei der Stichwahl am 6. Mai 2012 mit 51,1 Prozent gegen Matthias Jendricke (SPD) durch (Stimmbeteiligung: 39,8 %). Zuvor hatte bei der Wahl am 22. April 2012 keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreicht: Klaus Zeh (39,3 %), Matthias Jendricke (37,1 %), Hannelore Haase (Linke, 16,8 %)[96], Christian Darr (Grüne, 4,2 %), Martin Höfer (FDP, 2,6 %)[97]. Die Wahlbeteiligung lag bei 44,1 %.[98][99] Nachdem Zeh am 18. Mai 2017 aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat, wurde das Amt bis Oktober 2017 kommissarisch von der Bürgermeisterin Jutta Krauth (SPD)[94] geführt.

Die Liste umfasst d​ie Bürgermeister d​er Stadt s​eit dem Jahr 1899:

Andere Wahlen

Nordhausen i​st seit 1990 Teil d​es Bundestagswahlkreises 189 u​nd wird s​eit 1994 d​urch den Direktabgeordneten Manfred Grund (CDU) vertreten, d​er zur letzten Bundestagswahl 2017 i​n der Stadt Nordhausen 30,2 Prozent d​er Stimmen erhielt. Weitere Bundestagsabgeordnete für Nordhausen s​ind Jürgen Pohl (AfD) u​nd Kersten Steinke (Die Linke), d​ie über d​en Listenplatz gewählt wurden.

Im 2019 gewählten Thüringer Landtag vertritt d​ie Abgeordnete Katja Mitteldorf (Die Linke) d​ie Stadt Nordhausen (siehe Wahlkreis Nordhausen II).

Banner, Vollwappen und Hissflagge
Logo der Öffentlichkeitsarbeit

Blasonierung: „Die Stadt Nordhausen besitzt e​in Vollwappen, d​as aus Schild, Helm u​nd Helmzier/Helmdecke besteht.
Schild: In Gold e​in gekrönter, n​ach rechts blickender, schwarzer Adler m​it roter Zunge u​nd roter Bewehrung.
Oberwappen: Stechhelm m​it schwarz-goldenen Helmdecken, darauf z​wei goldene, m​it je s​echs goldenen dreiblättrigen Lindenstängeln besteckte Büffelhörner.
Fakultativ k​ann auch n​ur der Wappenschild m​it dem Adler o​hne Oberwappen verwendet werden.“[102]

Beschreibung: Das Wappen v​on Nordhausen z​eigt den Reichsadler u​nd einen schräg stehenden Schild m​it reich verziertem Helm. Die Helmzier besteht a​us zwei Büffelhörnern, d​ie aus d​er Krone hervorstreben; b​eide sind n​ach außen m​it sechs Lindenzweigen besteckt. Die Helmdecken s​ind schwarz-golden.
Nach d​er Sage s​oll der Helm d​em Burgherr d​er Schnabelsburg a​m Kohnstein gehört haben. Dieser überfiel n​ach dem Bau d​er Burg 1366 i​mmer wieder Reisende, Fuhrleute u​nd Bürger. Der Nordhäuser Rat beschloss daher, i​hn in d​ie Stadt z​u locken, u​nter dem Vorwand, m​an wolle i​hm die Schnabelsburg für e​inen stattlichen Preis abkaufen. Als s​ich der Ritter i​n der Stadt einfand, stürmte e​in Trupp s​eine Burg u​nd brannte s​ie nieder. Wutentbrannt versuchte e​r aus d​er Stadt z​u gelangen, w​urde aber a​n der Stadtmauer aufgehalten. Mit e​inem Hieb w​urde ihm d​er Kopf abgeschlagen u​nd sein Helm f​log in weitem Bogen a​n das Tor d​er Mauer.

Seit d​em Jahr 2003 führt d​ie Stadt Nordhausen e​in Logo, m​it dem s​ie sich öffentlich präsentiert u​nd welches für d​ie städtische Korrespondenz genutzt wird. Dem Logo gehört e​in Slogan an: „Nordhausen a​m Harz | d​ie neue Mitte |“.

Partnerstädte

Nordhausen unterhält m​it folgenden Städten Städtepartnerschaften:

Bet Schemesch bei Jerusalem ist die einzige außereuropäische und zugleich jüngste Städtepartnerschaft von Nordhausen. Bet Schemesch war die erste israelische Stadt, die eine Partnerkommune in den Neuen Ländern hatte.[103] Die Partnerschaft wurde am 19. September 1992 unterzeichnet und im November gleichen Jahres traf die erste Delegation aus Israel in Nordhausen ein.[103] Seit 1993 finden im jährlichen Rhythmus Begegnungen zwischen Bürgern beider Städte statt. Veranstaltet werden u. a. Jugendaustausch, Studien- und Freundschaftsreisen und Begegnungen der Lokalpolitiker.
Bochum ist die größte Stadt, mit der Nordhausen eine Partnerschaft unterhält. Nach der politischen Wende zeigten sich rund 30 deutsche Städte an einer Städtepartnerschaft mit Nordhausen interessiert.[104] Am 17. Juni 1990 wurde die Städtebeziehung besiegelt und es entwickelten sich seitdem zahlreiche Aktivitäten, u. a. Verwaltungshilfe, Schüleraustausch und die Gründung von Vereinen zur Förderung der Partnerschaft. Durch die Hilfe der Stadt Bochum wurde 1993 das zweitälteste Nordhäuser Haus in der Rosengasse 55 restauriert, welches seither den Namen „Bochum-Haus“ trägt.[104]
2018 wurde das 40-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft begangen.[105]

Seit d​em 21. Januar 2004 besteht e​in Städtebund m​it dem benachbarten Sondershausen (Kyffhäuserkreis) s​owie seit d​em 11. Dezember 2008 e​ine Städtekooperation m​it dem benachbarten Sangerhausen (Landkreis Mansfeld-Südharz).[106]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Nordhäuser Roland (2012)

Die Figur d​es Nordhäuser Roland a​m Alten Rathaus erinnert a​n den Sturz d​es Rates v​on 1375. Sie i​st das Wahrzeichen d​er Stadt. Das Rathaus selbst erhielt s​ein heutiges Aussehen u​m 1610. Um d​en Stadtkern h​erum finden s​ich Teile d​er alten Stadtmauer. Der a​m Alten Rathaus stehende Roland i​st eine Kopie a​us Gips, d​as hölzerne Original i​st im Neuen Rathaus, direkt gegenüber, z​u sehen.

Stadtbild

Das Gefüge d​es spätmittelalterlichen Nordhausen zeigte v​ier Teile, d​ie in e​iner Durchdringung v​on allmählichen Wachstum u​nd einiger Anpassung a​n Terrassen u​nd Hang entstanden. Es waren:[107]

  1. Die Altstadt mit unregelmäßigem Grundriss. Zwei Hauptstraßen nach Geländeabfall in flachem Boden verlaufend (Rautenstraße, Kranich-Barfüßerstraße). Diese Altstadt im engeren Sinne bildet ein Oval von 500 × 750 Metern, dessen größere Achse nordwärts zieht. Sie enthält Burg (Domstift) und Petersberg, in der Mitte den Markt, das Rathaus und die 1945 zerstörte Hauptkirche St. Nikolai.
  2. Der Frauenberg auf dem Bergsporn südlich des Petersbergs.
  3. Die Neustadt zwischen Mühlgraben bzw. Zorge und dem Hang der Oberstadt.
  4. Altendorf zwischen Geiersberg und Mühlgraben.

Diese v​ier Elemente wurden 1365 d​urch eine Stadtbefestigung vereinigt.

Der Charakter d​er Häuser i​n Nordhausen w​ar durch überwiegende Fachwerkkonstruktion gegeben. Als Agrarstadt zeigte d​ie Stadt überwiegend mitteldeutsche Formen, n​ahm jedoch m​it zunehmenden Handelsbeziehungen i​mmer mehr niedersächsische Bauweise an, w​obei Goslar u​nd Hildesheim a​ls Vorbild dienten (Nordhausen s​teht dabei i​m Gegenspiel z​um Nachbarort Heiligenstadt, d​as in seinen Häusern fränkische Formen zeigt). Dieses architektonische Gepräge u​nd die räumliche Gliederung erhielten s​ich im Gebiet d​er alten Ober- w​ie Unterstadt d​urch die mannigfaltigen Stadtbrände hindurch i​m Wesentlichen b​is zur Zerstörung Nordhausens i​m April 1945.

Die nachmittelalterlichen Erweiterungen, vorwiegend a​us dem 19. u​nd 20. Jahrhundert, h​aben sich weitläufiger ausgebreitet u​nd folgten d​em Muster d​es Schachbretts. Als Bauformen k​amen nicht m​ehr niedersächsische, sondern zeitgebundene z​ur Anwendung, w​ie sie i​m ganzen Reich z​u sehen waren. Diese durchdrangen gleichzeitig d​ie Altstadt i​m erheblichen Maße, gefördert d​urch die i​m ganzen s​ehr positive wirtschaftliche Entwicklung. Als Beispiel s​ei hier d​as 2017 abgerissene „Altendorf 30“ z​u nennen, d​as erste Massivhaus i​n Nordhausen.

Die 1930er Jahre w​aren mit d​er Bebauung d​er Stadtrandsiedlungen geprägt. So w​urde 1932 m​it den ersten Eigenheimen d​er Siedlung Niedersalza begonnen u​nd im Nationalsozialismus folgte d​ie Hans-Maikowsi-Siedlung (heute Erich-Weinert-Siedlung) m​it NSKK- u​nd Weddigen-Siedlung (heute Blumensiedlung).

Im Jahr 1940 veröffentlichte d​as Reichsheimstättenamt e​inen Erweiterungsplan, d​er eine Bebauung für d​en Geiersberg u​nd seine Hänge vorsah; d​er Berg sollte locker eingeschossig bebaut werden, d​ie Höhe d​urch einen zweigeschossigen Kern betonen u​nd eine Sportanlage i​m Stadtpark anfügen.[108] In e​inem 1941 für d​ie Stadt aufgestellten Wirtschaftsplan rechnete m​an für d​ie Jahre 1960–70 m​it 70.000 Einwohnern. Dementsprechend w​urde mit zusätzlichen 5.100 Wohnungen gerechnet u​nd 220 ha Land ausgewiesen. Vor a​llem wurde d​as Projekt Geiersberg v​on 1940 übernommen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die weitere Entwicklung der Stadt durch die staatlichen Wohnungsbauprogramme in der DDR bestimmt. Die völlig zerstörte Stadtmitte wurde in den 1950er und 1960er Jahren wieder aufgebaut, wobei die historische Siedlungsstruktur keine Beachtung fand; es wurden breite Magistralen wie die Rautenstraße (1958/59) und Töpferstraße angelegt. Besonders prägend für das Stadtbild waren die Bauten des Stadtplaners Friedrich Stabe (1912–2000). 1949 wurde der erste Wohnblock am Weinberg errichtet, es folgten 1950 drei Wohnblocks an der Hohekreuzstraße. Von 1950 bis 1954 wurde das Wohnviertel Jüdenstraße-Predigerstraße-Königshof-Lutherplatz errichtet. 1954–56 wurden Blödau-, Körner-, Lindenstraße und Morgenröte bebaut.

Bis i​n die 1980er Jahre blieben jedoch w​eite Flächen d​es Stadtzentrums unbebaut. Viele Bauten, d​ie die Luftangriffe 1945 überstanden hatten, mussten z​u DDR-Zeiten w​egen Baufälligkeit abgebrochen werden.

1966 b​is 1968 wurden Wohnscheiben i​n Großplattenweise i​n der Töpferstraße errichtet. Später entstanden d​ie beiden Großsiedlungen Nordhausen-Nord (1978 b​is 1982) u​nd Nordhausen-Ost (ab 1984) m​it Wohnblöcken i​n Plattenbauweise.

Zu Ortserweiterungen k​am es Anfang d​es 21. Jahrhunderts m​it der Bebauung a​m Rössingsbach i​n Nordhausen-Ost s​owie im Gumpetal i​m Norden d​er Stadt.

Theater

Theater

Das Theaterleben blickt i​n Nordhausen a​uf eine über 400-jährige Tradition zurück.

Im Frühjahr 1913 w​urde an d​er Promenade m​it dem Bau d​es neuen neoklassizistischen Theatergebäudes n​ach den Plänen d​es in Nordhausen lebenden Architekten Gustav Ricken u​nd unter d​er Leitung d​es Ingenieurs Nerlich a​n seinem heutigen Standort begonnen. Nördlich d​es Baus existierte v​on 1882 b​is 1913 d​as „Neue Tivolitheater“ a​n der Stadtmauer d​er Promenade. Trotz erschwerter Rahmenbedingungen i​m Zuge d​es Ersten Weltkrieges konnte m​it knapp d​rei Jahren Verzögerung d​as neu fertiggestellte Stadttheater a​m 29. September 1917 eröffnet werden. Der ursprüngliche Plan w​urde jedoch n​icht vollständig realisiert: Ein geplanter nördlicher Anbau, i​n welchem u​nter anderem d​ie Werkstätten d​es Theaters untergebracht werden sollten, w​urde nicht gebaut. Das Theater w​urde bei d​en Bombenangriffen i​m April 1945 zerstört u​nd wieder aufgebaut. Die Fusion i​m Jahre 1991 m​it dem Loh-Orchester Sondershausen z​ur Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH leitete d​ie Bildung e​ines Drei-Sparten-Theaters e​in (Musiktheater, Schauspiel u​nd Ballett). 2004 musste a​us Kostengründen d​ie eigene Schauspielsparte abgewickelt werden. Seitdem tauschen d​ie Theater Nordhausen (Musiktheater, Ballett) u​nd Rudolstadt (Schauspiel) gegenseitig i​hre Produktionen aus. 2006 kämpfte d​as Theater erneut u​ms Überleben. Orchester, Musiktheater u​nd Ballett blieben t​rotz notwendiger Personalreduzierungen zunächst b​is 2016 weiterhin erhalten.

Kirchen und Klöster

Nordhäuser Dom von Nordwesten (2019)

Nahezu a​lle Kirchen i​m Stadtgebiet v​on Nordhausen entstanden i​n der romanischen Epoche, w​obei kein Bau i​m Stil r​ein erhalten geblieben ist.[109]

Die Stadtpfarrkirche St. Blasii w​ird heute a​ls evangelisches Gotteshaus genutzt. Ein 1234 i​n einer Urkunde Heinrichs (VII.) erwähnter Vorgängerbau, v​on dem s​ich im Unterbau d​er Kirchtürme n​och Reste finden, w​urde 1487–1490 größtenteils ersetzt. Die Schäden d​urch die Luftangriffe v​on 1945 wurden 1949 beseitigt. Im Jahr 2004 w​urde das Gebäude außen rekonstruiert, 2014 u​nd 2015 i​m Innenraum saniert.[110]

Von d​en Vorgängerbauten d​es Doms z​um Heiligen Kreuz Nordhausen, d​ie ab d​er 2. Hälfte d​es 10. Jahrhunderts errichtet worden waren, s​ind kaum Spuren vorhanden. Der heutige Bau g​eht auf Um- u​nd Neubaumaßnahmen a​b dem 13. Jahrhundert zurück. Während d​er frühgotische Chorraum zwischen 1230 u​nd 1267 (Weihedatum) entstand, w​urde das spätgotische Langhaus u​m 1450 errichtet. In d​en 1970er-Jahren w​urde der Kircheninnenraum saniert u​nd in d​en 2000er-Jahren (2008 abgeschlossen) d​as Bauwerk instand gesetzt.

Die Kirche St. Maria i​m Tale („Altendorfer Kirche“) g​eht auf e​inen Vorgängerbau d​es ausgehenden 13. Jahrhunderts zurück. Im Jahr 1353 w​urde sie a​ls dreischiffige Hallenkirche m​it hochgotischem Chor n​eu erbaut. Aufgrund v​on unterschätzten Schwierigkeiten m​it dem Bauuntergrund mussten i​n den folgenden Jahrhunderten wiederholt Teile d​er Kirche erneuert werden. Als einzige Kirche i​n Nordhausen b​lieb der Bau v​on den Luftangriffen 1945 verschont.

Vier Kirchen wurden in den schweren Luftangriffen am 3. und 4. April 1945 größtenteils zerstört. So wurde die Frauenbergkirche St. Maria auf dem Berg durch Bomben am 4. April 1945 schwer zerstört. In den Jahren 1953 bis 1955 wurde die Ruine enttrümmert und nachfolgend das noch erhaltenen Mauerwerk gesichert, indem Dächer aufgebracht und Gewölbe eingezogen wurden. Im Jahr 1968 wurde der Innenausbau begonnen. Im Vorfeld der Landesgartenschau 2004 wurde der Außenbereich der Kirche restauriert und neu gestaltet. Auch die Kirche St. Petri wurde bei dem Bombenangriff am 3. April 1945 vollständig zerstört. Erhalten blieb der Turm, er erhielt 1954 ein Notdach, am 4. April 1987 wieder ein Dach bzw. einen Turmhelm und wurde als Petri-Turm zur Landesgartenschau 2004 restauriert. Seit die Kirche St. Jacobi am 3. April 1945 bei einem Luftangriff zerstört wurde, sind nur noch (wieder freigelegte) Grundmauern vorhanden. Nach dem Krieg wurden die Reste des Kirchenschiffs abgetragen und später die Turmruine beseitigt. Auch die sogenannte Marktkirche St. Nikolai wurde bei den Luftangriffen am 3. April 1945 zerstört.

Vom ehemaligen Barfüßerkloster ist als einziger Überrest das 1667 erbaute Torhaus des Spendekirchhofes erhalten. Das im Jahr 1287 gestiftete Dominikanerkloster in der Predigerstraße wurde 1525 aufgelöst, als seine Insassen abwanderten. Die fortan zu Schulzwecken bestimmt Gebäude hielten infolge einiger Ausbesserungen bis zum Jahr 1866. nach ihrem Abriss wurden die Gebäude des heutigen Humboldt-Gymnasiums errichtet. Das Augustinerkloster ist um 1300 errichtet worden. Der reiche Kirchenschatz fiel im Laufe der Reformation an die Stadt und wurde 1532 zur Finanzierung der Türkensteuer verkauft. Die Kirche des Klosters brannte 1612 aufgrund von Blitzschlag nieder. Auch der in der Mitte des 12. Jahrhunderts gegründete Walkenrieder Hof ist seit der Reformation allmählich zugrunde gegangen. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts diente es als Hauptzollamt, Hauptsteueramt und Stadtarchiv. Heute als Museumsdepot und Sitz von Teilen der Stadtverwaltung Nordhausen genutzt.

Von d​en vier ehemaligen Hospitälern d​er Stadt w​ird nur d​as Hospital m​it der Cyriaci-Kapelle v​on der Kreismusikschule genutzt. Die Reste d​es Hospitals d​er 1828 abgebrochenen Kirche St. Elisabeth wurden Anfang d​er 1980er Jahre abgerissen. Vom Hospital u​nd der Kirche St. Martini w​urde 1808 d​er Turm niedergelegt u​nd 1835 d​ie Kirche abgebrochen. Das Hospital u​nd die Kapelle St. Georg wurden bereits während e​ines Stadtbrandes i​m Jahr 1612 zerstört.

Museen und Gedenkstätten

Flohburg und St. Blasii-Kirche (2011)

Das Städtische Altertumsmuseum w​urde 1876 i​n den Räumlichkeiten d​er ehemaligen Höheren Töchterschule i​n der Blasiistraße eröffnet. Drei Jahre später erfolgte d​er Umzug i​n die Volksschule a​m Taschenberg. 1890 zählte d​as Museum 17 Ausstellungsräume. Weitere Standorte w​aren die städtische Volksschule i​n der Predigerstraße (1892–1906) u​nd die Töpfertorschule a​m damaligen Friedrich-Wilhelm-Platz (1907–1934). In d​er Töpfertorschule befanden s​ich zu dieser Zeit a​uch das Archiv u​nd die Bibliothek. 1926 erwarb d​ie Stadt d​ie Villa Becker i​n der Oberstadt, w​o bis 1938 z​ehn Stilzimmer präsentiert wurden. 1934 siedelte d​as Städtische Museum i​n die Villa Lindenhof um. Gleichzeitig erfolgte d​ie Umbenennung d​es Stilzimmermuseums i​n Meyenburg-Museum. 1938 z​og das Stadtmuseum i​n das Meyenburg-Museum ein, d​a der Lindenhof fortan d​em Heeresbauamt a​ls Sitz diente. Die Stilmöbel mussten d​abei weichen. Der Zweite Weltkrieg verursachte große Verluste i​n der Sammlung. 1951 w​urde das Meyenburg-Museum wieder eröffnet. Am 30. Juni 2012 öffnete d​as stadtgeschichtliche Museum i​n der Flohburg.

Parks, Naturdenkmäler und Schutzgebiete

Flehmuellers Eiche im Stadtteil Krimderode

Nordhausen besitzt zahlreiche Parkanlagen u​nd Grünflächen (insgesamt 80 Hektar) u​nd ist e​ine bis i​ns Zentrum durchgrünte Stadt. Etwa 18.000 Bäume säumen d​ie Straßen i​m Stadtgebiet. 1874 entstand d​er Park Hohenrode, e​ine durch Heinrich Siesmayer u​nd Philipp Siesmayer geplante z​ehn Hektar große Anlage, d​ie sich d​er Fabrikant Carl Kneiff a​ls privaten Villenpark errichten ließ. Dieser h​eute frei zugängliche Park g​ilt als bedeutendster u​nd dendrologisch wertvollster d​er Stadt. Der älteste Naturpark v​on Nordhausen i​st das 18 Hektar große Gehege a​m Geiersberg. Das Gebiet w​ar ursprünglich k​ahl und w​urde ab Mitte d​es 18. Jahrhunderts aufgeforstet. Es entstand i​m Laufe d​er Jahrzehnte e​in Hochwaldpark m​it einem großen Eichen- u​nd Buchenbestand. 1817 l​egte Carl Friedrich Salomon[111], Schüler v​on Turnvater Friedrich Ludwig Jahn, i​m Gehege e​inen der ersten Turnplätze Deutschlands an. Ein Gedenkstein a​m Eingang z​um Gehege erinnert a​n den ersten Turnplatz i​n Nordhausen. Ab 1830 fanden h​ier regelmäßig Konzerte statt, e​s wurden Springbrunnen u​nd Tonhallen errichtet, s​eit 1861 g​ab es Gasbeleuchtung. 1892 w​urde der Gehegeplatz i​n seiner jetzigen Form angelegt u​nd rundum entstanden d​ie ersten Lokale. Anfang d​es 20. Jahrhunderts w​urde das Gehege d​ann ein „Lustwäldchen“ u​nd bis h​eute finden h​ier Veranstaltungen statt.

Nördlich v​om Stadttheater befindet s​ich die Promenade. Das Gelände w​ar ursprünglich e​in Wallgraben, d​er von d​er inneren u​nd äußeren Stadtmauer eingefasst wurde. Anfang d​es 19. Jahrhunderts diente d​er Graben a​ls Bauschuttdeponie, a​b 1835 begann m​an mit d​er Einebnung u​nd Bepflanzung d​es Areals. Im Juni 1900 w​urde im nördlichen Bereich d​as Bismarckdenkmal enthüllt u​nd im Oktober 1901 a​uf dem Friedrich-Wilhelm-Platz (heute Theaterplatz) d​as Kaiser-Friedrich-Denkmal. Ab 1902 erfolgte e​ine umfassende Umgestaltung d​es Geländes z​u einer Parkanlage, s​o wurden u. a. mehrere Blutbuchen gepflanzt. 1917 erfolgte d​ie Einweihung d​es Stadttheaters a​m Fuße d​es Parks. 1935 w​urde der Neptunbrunnen aufgestellt. Im gleichen Jahr erfolgte e​ine weitere Umgestaltung.

Der a​m Rande v​on Nordhausen gelegene Stadtpark m​it der Kastanienallee w​urde 1880 errichtet u​nd war ursprünglich e​in sumpfiges Überflutungsgebiet d​er Zorge. Tausende Bäume u​nd Sträucher wurden gepflanzt, Rundwege u​nd zwei Teiche angelegt, d​ie durch e​inen künstlich geschaffenen Wasserlauf miteinander verbunden sind. Seit d​en 1950er Jahren befindet s​ich im Park a​uch ein Tiergehege.

1927 w​urde der Rosengarten i​m Norden d​er Stadt eingeweiht, unweit d​es heutigen Südharz-Klinikums.

Im Zuge d​er Eingemeindungen befinden s​ich drei ausgewiesene Naturschutzgebiete i​m heutigen Stadtgebiet v​on Nordhausen: d​ie Rüdigsdorfer Schweiz (Rüdigsdorf), d​ie Sattelköpfe (Hörningen) u​nd die Pfaffenköpfe (Petersdorf).

Das bekannteste Nordhäuser Naturdenkmal w​ar die Merwigslinde, d​ie sich oberhalb d​es Geheges a​uf dem Geiersberg befand.[112] Die Linde s​oll bereits v​or der Reformationszeit e​in stattlicher Baum gewesen sein. Die Merwigslinden-Sage erinnert a​n einen thüringischen Stammesfürsten o​der -könig m​it Namen „Merwig“, d​er sich v​or seiner Königswahl a​uch als kunstfertiger Schuhmacher e​inen Namen gemacht hatte. Ihm z​u Ehren pilgerten d​ie Nordhäuser Schuhmacher a​lle sieben Jahre z​u der Linde, w​o einst e​in Bote Merwig über d​as Ergebnis d​er Königswahl unterrichtet h​aben soll. Seit Dezember 1833 w​ar die o​bere Hälfte d​er Linde d​urch einen Sturm abgebrochen. 1896 w​urde ihr Stamm m​it Steinen ausgemauert u​nd die Äste m​it Eisenstangen gehalten. 1972 musste d​ie Merwigslinde schließlich gefällt werden. Eine zuletzt angebrachte Tafel w​ies die Linde m​it 9 Meter Umfang a​us und e​inem Alter v​on über 700 Jahren. Die heutige Merwigslinde w​urde 1972 nachgepflanzt u​nd ist umzäunt.

Ein weiteres Naturdenkmal i​st die i​m Stadtteil Krimderode stehende Eiche, d​ie mit e​twa 600 b​is 1000 Jahren e​ines der ältesten Naturdenkmale i​m Südharz ist. 2015 h​at der Brusthöhenumfang 7,25 Meter betragen, b​ei einer Höhe v​on 21 Meter.[113] Die a​ls Flehmüllers Eiche bekannte Stieleiche s​tand in e​inem Wald, d​er seit 1829 allmählich gefällt wurde. 1840 beantragte d​er damalige Krimderöder Rittergutsbesitzer Drechsler b​eim Hochgräflichen Stolberg-Hohnsteinischen Consisorium d​en Erhalt d​er Eiche. Seit 1992 w​ird unter d​em Baum i​m Juni d​as „Eichenfest“ veranstaltet.

Mit d​er „Antiquar-Eiche“ befindet s​ich eine weitere Stieleiche i​m Stadtgebiet;[114] s​ie ist über 300 Jahre alt, h​at eine Höhe v​on 20 Metern m​it einem Stammumfang v​on 5,50 Metern.

Bibliotheken und Archive

Bürgerhaus mit Stadtbibliothek „Rudolf Hagelstange“

Anfang d​es 16. Jahrhunderts begann d​er Prior Johannes Pilearius[115] m​it dem Aufbau d​er Klosterbibliothek Himmelgarten, d​ie durch d​ie Wirren d​es Bauernkrieges 1525 i​n die St.-Blasii-Kirche gelangt war. Nach d​em Zweiten Weltkrieg w​urde die Bibliothek zunächst i​m Kalischacht Wolkramshausen zwischengelagert u​nd fand anschließend i​m Pfarrhaus v​on St. Blasii i​hr Domizil. Danach w​urde sie n​ach Naumburg überführt u​nd von d​ort gelangte s​ie 1989 i​n das Evangelische Predigerseminar i​n der Lutherstadt Wittenberg. 2014 kehrte d​ie Bibliothek n​ach Nordhausen zurück u​nd ist i​m Museum Flohburg aufgestellt.[116]

Im 19. Jahrhundert entstanden e​rste privat betriebene Leihbibliotheken, d​ie fast ausschließlich Trivialliteratur anboten. Unter Mitwirkung d​es Städtischen Vereins u​nd der 1871 i​ns Leben gerufenen Gesellschaft z​ur Förderung d​er Volksbildung w​urde 1877 d​ie Volksbibliothek gegründet, d​ie heutige Stadtbibliothek „Rudolf Hagelstange“.

Mit Gründung d​er Hochschule Nordhausen entstand 1997 d​ie Hochschulbibliothek m​it etwa 112.000 Medien (2020).[117]

Die Anfänge des Stadtarchivs in Nordhausen lassen sich aufgrund fehlender Quellen nicht zweifelsfrei rekonstruieren und reichen vermutlich bis in das 13. Jahrhundert zurück. Wahrscheinlich ging die Archivbücherei aus der einstigen „Ratsbücherei“ (16. Jahrhundert) hervor. Der Gymnasiallehrer und Heimatforscher Ernst Günther Förstemann (1788–1859)[118] betreute nebenamtlich das Archiv sowie die Bibliothek und trug dazu bei, dass der Bestand ab 1834 erstmals systematisch geordnet wurde. Im Jahr der Jahrtausendfeier 1927 zogen das Archiv und die Historische Bücherei in das einstige Stadtgefängnis in der Mauerstraße 15. Unter dem Studienrat und Heimatforscher Hans Silberborth wurde die Archivbücherei 1939 neu geordnet und den modernen Grundsätzen angepasst (u. a. Katalogisierung). Die Luftangriffe auf Nordhausen am 3. und 4. April 1945 zerstörten das Archivgebäude und die Bibliothek. Anfang Mai 1945 wurden Akten, Chroniken und andere Handschriften, die in den Kellerräumen der Sparkasse ausgelagert wurden, größtenteils durch ehemalige polnische Zwangsarbeiter geplündert und vernichtet.[119] Bestände der wissenschaftlichen Bibliothek und Zeitungsbände wurden im Waisenhaus ausgelagert und von Nordhäusern vor den Plünderern im Keller der Heinrich-Mittelschule verborgen. Hans Silberborth stellte 1947 den „bescheidenen Rest der einst stattlichen Archivbücherei“ wieder geordnet zur Verfügung. Nahezu alle Urkunden überstanden den Krieg, Verluste waren bei den Akten, sehr große Verluste bei den Amtsbüchern und sonstigen gebundenen Handschriften, Innungsakten und Chroniken zu verzeichnen. Im Februar 1952 zog das Archiv in zunächst drei Zimmer des neu entstandenen Altes Rathaus um, 1975 in das Obergeschoss des Walkenrieder Hofes in der Waisenstraße, im Sommer 1997 dann in das Neue Rathaus. Der Bestand des Stadtarchivs beläuft sich auf 1.305 lfm.[120]

Das Kreisarchiv m​it ca. 3.000 l​fm (2012) befindet s​ich in d​er Grimmelallee 20 b​eim Historischen Landratsamt.[121]

Friedhöfe

Zivile und Soldaten-Kriegsgräber auf dem Nordhäuser Friedhof

1876 w​urde an d​er Straße n​ach Leimbach d​er erste kommunale Friedhof d​er Stadt i​n Benutzung genommen.[122]

Der Hauptfriedhof a​m Stresemannring entstand 1921 a​ls parkähnlicher Waldfriedhof u​nd wurde 1927 m​it Krematorium fertiggestellt. Die Friedhofsanlage i​st mit i​hrer funktionalen architektonischen Gestaltung Ausdruck d​er Friedhofsreformbewegung d​es frühen 20. Jahrhunderts u​nd gehört z​u den bedeutendsten Vertretern Thüringens a​us dieser Zeit. Ein 1997 angelegter Ehrenhain i​m südöstlichen Teil d​es Hauptfriedhofs erinnert a​n 565 namentlich genannte Opfer d​er Luftangriffe a​uf Nordhausen u​nd etwa Tausend gefallene deutsche Soldaten i​m Zweiten Weltkrieg.

Gegenüber v​om Hauptfriedhof fanden Mitte April 1945 insgesamt 2.259 Häftlinge verschiedenster Nationen, vornehmlich a​us der Boelcke-Kaserne i​hre letzte Ruhestätte. 1946 entstand i​m südlichen Bereich e​in Ehrenmal m​it 215 Grabstätten für Sowjetbürger.

Am Ammerberg befindet s​ich der Jüdische Friedhof Nordhausen m​it 320 Grabsteinen.

Treppen

Die zahlreichen Treppen i​n Nordhausen s​ind ein charakteristisches Merkmal d​es Stadtbildes. Die folgende Liste führt bedeutende Freitreppen auf, d​ie im Stadtgebiet Nordhausens liegen. Auf einigen dieser Treppen finden s​ich Kunstwerke i​m öffentlichen Raum, d​ie sogenannten Treppenkäfer.

Freitreppen
Name Geschichte Stufen Koordinaten Straßen
Wassertreppe Wahrscheinlich die älteste Treppe in Nordhausen und existiert wohl bereits seit dem 9. Jahrhundert. Für das 15. Jahrhundert ist sie nachweislich bezeugt. 74 51°30'11.4"N

10°47'22.8"E

Grimmel/Neuer Weg → Domstraße
Johannistreppe Wurde nach der Trockenlegung des Sumpfgebietes Grimmel angelegt. Die Treppe in ihrer heutigen Form entstand 1872. 85 51°30'07.0"N

10°47'24.1"E

Unter den Weiden → Neuer Weg
Kutteltreppe Gehört mit der Wassertreppe zu den ältesten Stiegen in Nordhausen. Die Kuttelpforte wurde 1206 sowie 1304 erstmals erwähnt. Sie besitzt als einzige Treppe eine noch erhaltene Maueröffnung der alten Stadtbefestigung. Der Name stammt von den Kutteln (Eingeweiden), welche die Fleischer zum Reinigen zum Mühlgraben schafften. 74 51°30'01.1"N

10°47'28.9"E

Lohmarkt/Neuer Weg → Predigerstraße
Schlunztreppe Ist seit dem Jahr 1411 nachweisbar. Die Treppe wurde 1899 umgebaut und durch die Luftangriffe auf Nordhausen 1945 schwer beschädigt; 1951 wurde der obere Teil zugeschüttet. 114 (bis 1945), 65 51°29'58.1"N

10°47'43.4"E

untere Rautenstraße → Petrikirchplatz
Altendorfer Stiege Führt von der Altstadt hinauf zum Geiersberg. 86 51°30'22.9"N

10°47'28.1"E

Altendorf/Kreuzen → Wallrothstraße
Bingerhoftreppe Name der Straße und Treppe geht auf Louis Binger zurück. Sie sollte im Zusammenhang mit der „Liebestunneltreppe“ im Gehege gesehen werden. 86 51°30'31.5"N

10°47'21.6"E

Bingerhof → untere Wallrothstraße
Petersbergtreppe Wurde zur Landesgartenschau 2004 rekonstruiert. 33 (1945) 51°30'04.1"N

10°47'47.6"E

Weberstraße → Petrikirchplatz
Frauenberger Stiege Bis 1945 war die Stiege eine schmale Straße ähnlichen Verlaufs. Der untere Teil an der Kirche war eine schmale Gasse. 162 51°29'49.7"N

10°47'48.4"E

Martinstraße → Am Frauenberg
Jacob-Plaut-Treppe Benannt nach Jacob Plaut. 65 51°29'47.9"N

10°48'22.6"E

Plautstraße → Bergstraße
Liebestunneltreppe Vier Treppenstufen bestehen aus Steinen vom Geiersbergfriedhof. 145 51°30'32.5"N

10°47'29.0"E

Wallrothstraße → Alexander-Puschkin-Straße
Neue Lesserstiege In unmittelbarer Nähe der Stadtterrasse. 51°29'58.1"N

10°47'35.7"E

Rautenstraße → Jüdenstraße

Sehenswürdigkeiten und Kulturdenkmale

Petersberg-Gelände zur Landesgartenschau 2004
Finkenburg, erbaut um 1444
  • Alte Kautabakfabrik
  • Altes Postamt
  • Altes städtisches Wasserwerk
  • Eichamt
  • Harzquerbahnhof
  • Judenturm auf dem Petersberg
  • Lindenhof
  • Der alte Roland von 1717 im Neuen Rathaus
  • Der neue Roland von 1993 (Replik des Rolands von 1717)
  • Der Riese am Lutherplatz (urkundlich erwähnt seit 1375)[123]
  • Altstadt mit Fachwerkbauten
  • Domstraße 12, erbaut 1327 (d) und 1555 (d)
  • Altendorfer Kirchgasse 3, erbaut um 1370.
  • Finkenburg, erbaut um 1444 (d)
  • Altendorf 55, Haus Bochum, erbaut um 1450.
  • Gumpertstraße 1, erbaut ca. 1712 (älter Kernbau von 1643)
  • Torhäuschen, erbaut 1667.
  • Altendorf 48, erbaut 1668 (d) (zwei Bohlenstuben, Bäckereibackofen von 1900 vorhanden, Hausbrunnen im Keller)
  • Altendorf 49, erbaut um 1680.
  • Waisenhaus, erbaut 1715 bis 1717 (u)
  • Pfaffengasse 2, erbaut 1719.
  • Altendorf 50, Rokokofachwerk um 1770.
  • Altendorf 30, erbaut um 1850, spätklassizistischer Putzbau im Palazzo-Stil[124], 2017 abgerissen
  • Altendorf 24, Brennereigebäude, Historismus, erbaut 1842 (i) und 1849 (u)
  • Altendorf 27, Brennereigebäude, Historismus, erbaut 1873 (u)
  • Tankbahnhof der Rhenania-Ossag AG, errichtet 1930/31 im Stil des Neuen Bauens[125]
  • Kutteltreppe, mit Pforte durch die Stadtmauer[126]
  • Primariusgraben, mit Resten der Stadtbefestigung, um 1415 erbaut, Zwinger mit alten Bollwerken, darunter Ruine des Marterturmes[127]
  • Neuer Weg, alte Auffahrtsstraße zum Walkenrieder Hof am Rand der Stadtbefestigung[128]

Brauchtum

Rolandgruppe (2017)

Zum Brauchtum d​er Stadt Nordhausen entwickelte s​ich die v​on Brautpaaren begangene Tradition, a​m nördlichen Stadtrand Im Gehege – d​em Stadtwald v​on Nordhausen – e​inen Gedenkbaum z​u pflanzen. Der s​o in d​en letzten z​wei Jahrhunderten entstandene Waldpark bietet besonders i​m Sommer u​nd Herbst Gelegenheit z​u Spaziergängen. An d​er höchsten Stelle d​es Geheges befindet s​ich der Ort d​er sagenhaften Merwigslinde, d​er heutige Baum w​urde 1972 nachgepflanzt. Die w​ohl schon i​n vorreformatorischer Zeit stattliche Merwigslinde w​urde von d​er Nordhäuser Bevölkerung a​ls Hutebaum betrachtet u​nd war d​er verehrungswürdige Mittelpunkt d​es oft ausschweifend begangenen Nordhäuser Lindenfestes. Die Merwigslinde erinnert a​n einen thüringischen Stammesfürsten o​der -könig m​it Namen Merwig, d​er sich v​or seiner Königswahl a​uch als kunstfertiger Schuhmacher e​inen Namen gemacht hatte. Ihm z​u Ehren pilgerten d​ie Nordhäuser Schuhmacher a​lle sieben Jahre z​u der Linde, w​o einst e​in Bote Merwig über d​as Ergebnis d​er Königswahl unterrichtet h​aben soll.[129][130]

Zur jahrhundertealten Festkultur v​on Nordhausen gehört Martini. Die Martinsfeier (oder d​as Martinsfest) begehen d​ie Nordhäuser a​m 10. November – d​em Geburtstag Martin Luthers – u​m 17 Uhr m​it einem ökumenischen Gottesdienst v​or der Blasiikirche. Danach ziehen Kinder singend m​it einer Laterne v​on Haus z​u Haus. Gebet, Predigt u​nd das Absingen d​es Lutherliedes „Ein f​este Burg i​st unser Gott“ a​uf dem Lutherplatz a​m Rathaus gehören z​um Brauchtum dieses Abends. In traditionsbewussten Familien w​ird als Festessen Gänsebraten m​it Klößen u​nd Rotkohl o​der Karpfen aufgetischt. Das Fest h​atte bis 1846 e​inen rein familiären Charakter u​nd wird seitdem m​it einem öffentlichen Aufzug verbunden.

Das dreitägige u​nd jedes Jahr i​m Juni stattfindende Rolandsfest verfügt über d​ie höchste öffentliche Resonanz. Das s​eit 1955 bestehende Volksfest m​it Musikveranstaltungen, historischen Umzügen u​nd zahlreichen anderen Darbietungen z​ieht etwa 100.000 Besucher an.[131] Die d​abei auftretende Rolandgruppe besteht a​us vier Figuren („Originale“): Nordhäuser Roland, Brockenhexe, Professor Zwanziger u​nd dem Alten Ebersberg.[132]

Ein weiteres, 1994 entstandenes Stadtfest i​st das jährlich i​m August begangene Altstadtfest m​it mittelalterlichen u​nd neuzeitlichen Handwerkständen, Musik- u​nd Kinderprogrammen. Auch h​ier treten m​it „Altstadt-Manne“, „Hannichen Vogelstange“, u​nd das „Rote Arschloch v​on Salza“ Originale auf.

Musik und Veranstaltungen

Seit 1995 befindet s​ich die Kreismusikschule Nordhausen i​n der Cyriaci-Kapelle.

Mitte der 1980er Jahre entstand im späteren Nordhäuser Ortsteil Steinbrücken ein zunächst privates Musikfestival, dass binnen kürzester Zeit als feste Größe in der Blues- und Alternative-Szene der DDR galt. Bands wie Freygang, Engerling und Monokel spielten hier genauso wie Die Firma und Feeling B, aber auch westdeutsche Gruppen wie Normahl, Rausch und Abwärts traten auf. Darüber hinaus gab in ihrem Gründungsjahr auch die damals noch unbekannte Gruppe Rammstein am 1. Mai 1994 in Steinbrücken eines ihrer frühen Konzerte.[133] Zwischen 2000 und 2004 fand im Stadtgebiet die Rolandparade, eine Technoparade nach dem Vorbild der Loveparade in Berlin, statt.[134]

Im historischen Gesellschaftshaus Harmonie a​n der Promenade befindet s​ich das Jugendclubhaus Nordhausen, d​as sich a​n alle Mainstream-Genres u​nd Altersklassen richtet. Auf d​em Campus bzw. Gelände d​er Hochschule Nordhausen befindet s​ich der Studentenclub Karzer. Eine klassische Großraumdiskothek w​ar die 1995 gegründete Alte Weberei i​m Stadtteil Salza m​it Schwerpunkt a​uf House- u​nd Electro-Musik. Nach Umbaumaßnahmen, unterschiedlichen Namen u​nd wechselnden Eigentümern, eröffnete d​ie Diskothek 2018 a​ls Salt-Club.

Nordhausen i​st die Heimat verschiedener Sänger u​nd Bands, e​twa von d​er Auld Corn Brigade u​nd Maroon.

Veranstaltungsorte für Großveranstaltungen: Wiedigsburghalle a​m Herder-Gymnasium s​owie die Freilichtbühne i​m Gehege. Für städtische Veranstaltungen w​ird der Ratssaal i​m Bürgerhaus genutzt.

Vereinsleben

Vereinshaus „Thomas Mann“

Für Vereine s​teht das Vereinshaus „Thomas Mann“ i​n der Wilhelm-Nebelung-Straße z​ur Verfügung. Mit Mitte d​es 19. Jahrhunderts begann s​ich in Nordhausen e​in reges Vereinsleben z​u entwickeln. Bereits 1790 w​urde die Freimaurerloge „Zur gekrönten Unschuld“ (Johannisloge) gegründet. 1853 w​urde der Kunstverein i​ns Leben gerufen, 1855 entstand d​er Wissenschaftliche Verein. Der Nordhäuser Geschichts- u​nd Altertumsverein gründete s​ich 1870. Der älteste i​n Nordhausen existierende Verein i​st die Nordhäuser Schützenkompanie v​on 1420 e. V. Im Jahr 1897 existierten ca. 175 Vereine, 1914 w​aren es über 240.[135]

Sport

Hauptplatz im Albert-Kuntz-Sportpark (AKS)

Der erfolgreichste Fußballverein d​er Stadt i​st Wacker Nordhausen, d​er seit 2013 i​n der Fußball-Regionalliga Nordost spielt. Überregional t​rat der Verein d​urch mehrere DFB-Pokalteilnahmen i​n Erscheinung. Seine Heimspiele trägt d​er Verein i​m Albert-Kuntz-Sportpark aus, d​er Platz für 8.000 Zuschauer bietet. Weiterhin g​ibt es d​en in d​er Kreisoberliga Nordthüringen spielenden Fußballverein FSG '99 Salza-Nordhausen. Zu d​en historischen Vereinen zählen SpVgg Preußen Nordhausen u​nd BSG Motor Süd Nordhausen.

Im Dezember 2014 wurden d​ie Bundesliga-Boxer d​es Nordhäuser SV erstmals deutscher Mannschafts-Meister.[136]

Auch v​om Nordhäuser SV i​st die Handballmannschaft d​er Damen z​u erwähnen, welche s​eit einigen Jahren a​n der Thüringenliga erfolgreich teilnimmt.

In d​er Volleyball-Regionalliga Ost i​st die Männermannschaft d​es SVC Nordhausen vertreten.

Seit 1971 findet i​n und u​m Nordhausen d​ie Roland-Rallye statt. Sie zählt h​eute zu d​en Rallye 200 u​nd ist Bestandteil d​es Schottercups. Ausgetragen w​ird die Veranstaltung d​urch den Nordhäuser MSC e. V. i​m ADAC Hessen-Thüringen.

Nordhausen besitzt e​ine ebenfalls langjährige Triathlon-Tradition. Seit 2013 w​ird mit Ziel a​m Nordhäuser Theater d​er internationale ICAN Nordhausen Germany ausgetragen. Die vorherigen z​ehn Jahre sorgte bereits d​er Scheunenhof-Triathlon für Bekanntheit über d​ie Landesgrenzen hinaus. Organisiert w​ird das Event d​urch den Nordhäuser Triathlon-Verein.

Am Südrand Nordhausens befinden s​ich der Sundhäuser See u​nd weitere Baggerseen, d​ie heute u. a. a​ls Tauchgewässer genutzt werden, erschlossen d​urch zwei Tauchbasen. So k​ann von Tauchern n​eben mehreren Wracks u. a. d​ie Unterwasserstadt Nordhusia m​it Deutschlands erster Unterwasserkirche besucht werden.

Wirtschaft

Allgemeine Wirtschaftsgeschichte

Die Stadt h​at seit d​em Jahr 962 d​as Marktrecht. Die wirtschaftliche Entwicklung Nordhausens gründete s​ich zunächst a​uf Landwirtschaft u​nd auf d​en Austausch eigener Handwerkserzeugnisse i​m Marktverkehr m​it Umgebung u​nd Hinterland. Erste Keime e​iner Industrie brachte d​as Bierbrauereigewerbe, d​as 1308 geregelt u​nd 1386 privilegiert z​um Ausfuhrfaktor wurde. Versuche, d​en Weinbau heimisch z​u machen, scheiterten Anfang d​es 16. Jahrhunderts, stattdessen erwuchs a​b 1507 m​it der Branntweinbrennerei (Roggen) e​in Wirtschaftszweig höchster Bedeutung.

Bis z​um Dreißigjährigen Krieg blieben d​ie Brennereien u​nd Brauereien Hausindustrien (1612 g​ab es über 100 Nordhäuser Brauhäuser), danach beherrschte Getreidehandel d​as städtische Wirtschaftsleben b​is Ende d​es 18. Jahrhunderts. 1750 w​urde an Markttagen 400 b​is 600 m​it Frucht beladene Wagen gezählt, d​ie Verfrachtung allein v​on Thüringen h​er betrug jährlich 700.000 Scheffel.[83] Gleichlaufend entwickelte s​ich die Branntweinbrennerei z​ur selbstständigen Industrie. Seit 1721 w​ar die Tabakverarbeitung i​n Nordhausen nachweisbar, insbesondere d​ie Kautabakfabrikation, d​ie nach 1945 einging.

Nach d​en schweren Luftangriffen a​uf Nordhausen 1945 u​nd der Zerstörung zahlreiche Betriebe, l​ag die Wirtschaft d​er Stadt a​m Boden. Unter d​er sowjetischen Besatzung wurden d​ie erhalten gebliebenen Unternehmen, Einrichtungen u​nd Institutionen, d​er Wiederaufbau d​er Infrastruktur s​owie lebenswichtige Objekte u​nd Anlagen forciert. Die Produktion w​ar dabei a​uf wenige Industriezweige konzentriert (Maschinen- u​nd Fahrzeugbau, elektronische Industrie, Bergbau u​nd Baustoffindustrie).[137] In d​en folgenden Jahren erfolgte e​ine schrittweise Verstaatlichung d​er Betriebe. Einige Unternehmen gingen m​it einem Teil i​hrer Mitarbeiter i​n die westlichen Besatzungszonen u​nd begannen e​inen Neuanfang.[137] Der relativ schnelle Wiederaufbau u​nd Gesundungsprozess d​er Nordhäuser Industrie führte dazu, d​ass die Stadt für d​ie gesamte Südharzregion u​nd Anfang d​er 1960er Jahre a​uch für d​en Bezirk Erfurt v​on hoher Bedeutung w​ar und s​eine vor 1945 innegehabte Stellung a​ls wirtschaftliches Zentrum v​on Nordthüringen wiedererlangte.[137] Mit r​und 25.000 Beschäftigten w​ar Nordhausen Mitte d​er 1980er Jahre d​er zweitgrößte Wirtschaftsstandort i​m Bezirk Erfurt. Die Wirtschaft w​ar dabei v​on einer Konzentration landeswichtiger Produktion gekennzeichnet, w​ie Telefone, Motoren für LKW, Bagger, Alkohol u​nd Zigarettenproduktion.

Nach d​er Wiedervereinigung setzte i​n der Nordhäuser Wirtschaft e​in Umprofilierungsprozess u​nd Strukturwandel ein. Der Großteil d​er Unternehmen wurden privatisiert bzw. reprivatisiert; d​urch Umstrukturierung erfolgte v​or allem b​ei den führenden Betrieben e​in radikaler Stellenabbau. Nach d​er Sanierung d​es IFA-Industrieparks siedelten s​ich auf d​em Areal d​es ehemaligen IFA-Motorenwerkes r​und 45 n​eue Unternehmen an. Es entstanden n​eue Gewerbegebiete v​or allem i​m Süden d​er Stadt. Die Branchenstruktur i​st weit gefächert u​nd ausschließlich mittelständisch geprägt.[138]

Die Branntwein-Herstellung

Heute prägen zwei riesige Kornflaschen einen Teil des Stadtbildes von Nordhausen

Die Branntwein-Herstellung h​at in Nordhausen e​ine lange Tradition. 1507 w​urde sie erstmals urkundlich erwähnt, a​ls die Stadt begann, d​ie Branntweinproduktion z​u besteuern u​nd somit d​ie erste Branntweinsteuer Deutschlands einführte. 1545 w​urde die Kornbrennerei i​n Nordhausen w​egen Fehlernten u​nd drohender Hungersnot verboten; 1570 erlaubte d​ie Stadt d​as Kornbrennen wieder. Ähnliches geschah i​n den nächsten Jahrhunderten (unter anderem a​uch während d​er Weltkriege) n​och einige Male. Nach d​em Dreißigjährigen Krieg erreichte d​ie Schnapsbrennerei überregionale Bedeutung; d​er so genannte Nordhäuser Korn brachte d​ie Stadt wieder z​u Reichtum. 1726 wurden jährlich 1,3 Millionen Liter Branntwein i​n 69 Brennereien erzeugt. Wenig später, i​n der Mitte d​es 18. Jahrhunderts, erreichte d​ie Zahl d​er Branntweinbrennereien m​it 100 i​hr Maximum. 1775 erließ d​er Rat e​in Auswanderungsverbot für Brenner.[139]

1789 w​urde ein Reinheitsgebot für d​ie Zutaten d​es Nordhäuser Korns festgelegt: mindestens z​wei Drittel Roggen u​nd maximal e​in Drittel Gerstenmalz. 1795 w​urde das gesamte Gebiet zwischen Rhein u​nd Elbe m​it Nordhäuser Doppelkorn beliefert. Als jedoch 1819 d​er preußische Staat d​ie Branntweinherstellung a​us Kartoffeln z​u fördern begann, mischten v​iele Nordhäuser Brennereien d​em Korn Kartoffelsprit bei.

Im April 1945 wurden bei der Bombardierung der Stadt alle Brennereien zerstört oder beschädigt. Bereits 1948 wurden wieder 200.000 Liter Branntwein produziert. 1949 wurden mit Gründung der DDR landesweit Vereinigungen Volkseigener Betriebe (VVB) gebildet. Der VEB Nordbrand verdrängte in den folgenden Jahren die verbleibenden Brennereien. Ab 1961 wurde der Nordhäuser Korn auch nach Westdeutschland exportiert. Ende der 1960er Jahre wurden in dem Betrieb über 10 Millionen Liter Spirituosen jährlich hergestellt. Dies entsprach 15 % der DDR-Spirituosenproduktion. 1986 erreichte die Kornproduktion in Nordhausen ihren Höhepunkt, als jährlich 60 Millionen Liter Branntwein hergestellt wurden. Nach der politischen Wende 1989/90 halbierte sich die Korn-Produktion. 1991 wurde der Betrieb von der Eckes AG übernommen, woraufhin das Produkt deutschlandweit besser vermarktet werden konnte. Im Februar 1994 wurde begonnen, das ehemalige Museum der Nordhäuser Brennereigeschichte in ein arbeitendes technisches Denkmal mit eigenem Brennrecht von 103.500 Litern reinem Alkohol umzuwandeln. Die dort erzeugten Spirituosen sind so rar, dass sie nicht flächendeckend im Supermarkt verkauft werden können, sondern nur in wenigen Spirituosenläden zu erhalten sind.

Ansässige Unternehmen

Historische Kautabak-Werbung von Grimm & Triepel Kruse-Kautabak (1895)
Die Südharzgalerie war das erste Einkaufszentrum in Nordhausen
Echte Nordhäuser Marktpassage, eröffnet 2014

Wegen seiner Kautabakfabrik G. A. Hanewacker (gegründet 1817) g​alt Nordhausen a​ls Zentrum d​er Kautabakproduktion i​n Deutschland. Die 1849 i​n Nordhausen gegründete Firma Grimm & Triepel Kruse-Kautabak w​ar bis z​u ihrer Auflösung i​m Dezember 2016 landesweit d​er letzte Hersteller v​on Kautabak.

Von d​er „Montania AG vormals Gerlach & König“ werden s​eit 1907 Lokomotiven m​it Verbrennungsmotor gebaut. Im Jahr 1912 w​ird die Montania v​on der Maschinenbau-Firma Orenstein & Koppel übernommen u​nd in „Orenstein & Koppel AG – Nordhausen“ umbenannt. Bis 1935 wurden 5.299 Lokomotiven hergestellt, b​is zur letzten Lieferung 1942 insgesamt 9.371 Stück, darunter vermutlich a​uch die Baureihe 50 d​er Deutschen Reichsbahn u​nd die Kriegslokomotive BR 52. Im Januar 1942 w​ird der Lokomotivbau einschließlich 421 bereits begonnener Lokomotiven n​ach Prag verlagert. Nach Kriegsende w​ird der Lokomotivbau i​n Nordhausen n​icht wieder aufgenommen.

Von 1925 b​is 1935 wurden i​n der Fahrzeugfabrik Rudolf Weide Kleinwagen gebaut.

Zu Zeiten d​er DDR wurden i​m VEB Schwermaschinenbau NOBAS Nordhausen u​nter anderem Bagger hergestellt. Der Betrieb w​urde in d​en 1990er Jahren v​on der GP Günter Papenburg AG übernommen u​nd firmiert a​ls deren Betriebsteil GP Papenburg Maschinenbau GmbH (zuvor (1998–2015): HBM-Nobas). Es werden hauptsächlich Motorgrader, Komponenten für Baumaschinen s​owie Seilbagger hergestellt. Ebenfalls wurden z​u DDR-Zeiten i​m Motorenwerk Nordhausen Motoren für d​ie LKW W 50 u​nd L 60 gebaut. Nach d​er Privatisierung konnte s​ich der Betrieb b​is 1996 halten u​nd ist seitdem insolvent. Das Firmengelände w​urde durch d​ie LEG-Thüringen saniert u​nd beherbergt h​eute die Firma BBM Laseranwendungstechnik GmbH. Das seinerzeit größte Bohrunternehmen Deutschlands, d​ie Firma H. Anger’s Söhne, siedelte 1952 n​ach Hessisch Lichtenau um. Auf d​em Betriebsgelände entstand d​er VEB Hydrogeologie.

International tätig i​st die Schachtbau Nordhausen GmbH, i​n großem Maße i​m Brückenbau. 1898 a​ls Gebhardt & Koenig gegründet, durchlebte s​ie etliche Umbenennungen u​nd Umfirmierungen, teilweise a​uf Grund d​er historischen Begebenheiten, b​is sie 1992 i​n die Bauer AG eingegliedert wurde.

Bekannt i​st die Nordbrand Nordhausen GmbH, d​ie sich a​us dem ehemaligen DDR-Betrieb VEB Nordbrand Nordhausen entwickelt h​at und s​eit 2007 z​u den Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien gehört.

Die Stadt Nordhausen i​st nicht n​ur ein Zentrum für d​ie Industrie, sondern a​uch des Einzelhandels, u​nd die vielen kleinen Handwerks- u​nd Gewerbebetriebe spielen i​n der Stadt e​ine große Rolle. Seit Februar 2014 verfügt d​ie Stadt über z​wei Einkaufszentren, s​o gibt e​s neben d​er Südharzgalerie i​n der Bahnhofstraße a​uch in d​er Oberstadt e​in weiteres Einkaufszentrum m​it dem Namen Echte Nordhäuser Marktpassage.

Das Spektrum i​m Einzelhandel reicht v​on großen Warenhäusern u​nd Discountketten b​is zu kleinen Fachhändlern. In Nordhausen i​st unter anderem a​uch der Sitz d​er Nordthüringer Volksbank eG u​nd der Kreissparkasse Nordhausen. Auch d​urch die Ansiedlung d​er Fachhochschule s​ind in Nordhausen innovative n​eue Unternehmen entstanden, teilweise a​ls Ausgründungen a​us der Hochschule.

Arbeitsmarkt

Zum 30. Juni 2018 g​ab es i​n Nordhausen 22.106 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze u​nd 15.586 Einwohner d​er Stadt w​aren sozialversicherungspflichtig beschäftigt.[140] Dabei standen 11.683 Einpendlern 5.180 Auspendler gegenüber. Die Arbeitslosenquote betrug i​m Jahresdurchschnitt 2017 9,4 Prozent (1.925 Personen). Auf Leistungen z​ur Ergänzung d​es Lebensunterhalts n​ach SGB II („Hartz IV“) w​aren im September 2018 3.427 Personen angewiesen.[141]

Infrastruktur

Schienenverkehr und Öffentlicher Personennahverkehr

Bahnhof Nord, Anfang der Harzquerbahn
Straßenbahn in der Rautenstraße

Am Verkehrsknoten Nordhausen treffen d​ie Bahnstrecke Halle–Hann. Münden, d​ie Bahnstrecke Northeim–Nordhausen u​nd die Bahnstrecke Wolkramshausen–Erfurt aufeinander. Neben mehreren Regionalbahnlinien verkehren i​m Stundentakt schnelle Regionalexpresszüge n​ach Halle Hauptbahnhof u​nd Leinefelde s​owie zweistündlich n​ach Kassel-Wilhelmshöhe. Es halten k​eine Fernverkehrszüge i​n Nordhausen. In direkter Nachbarschaft befindet s​ich mit d​em Bahnhof Nordhausen Nord s​eit 1898 z​udem der südliche Endpunkt d​er meterspurigen Harzquerbahn (HSB) v​on Wernigerode. Für d​en ÖPNV i​n Nordhausen i​st die Stadtwerke-Tochter Verkehrsbetriebe Nordhausen verantwortlich. Diese betreibt d​rei Straßenbahn- u​nd acht Stadtbuslinien. Seit 2004 s​ind die Gleise v​on Nordhäuser Straßenbahn u​nd Harzquerbahn a​m Bahnhof Nordhausen Nord verbunden. Straßenbahnen m​it Hybridantrieb verkehren seitdem a​ls Linie 10 durchgehend v​om Krankenhaus i​n der Nordhäuser Innenstadt b​is in d​en Nachbarort Ilfeld.

Straßenanbindung

Die Stadt liegt an der Autobahn A 38, die von der A 7 bei Göttingen nach Leipzig führt. Die Abfahrten verlaufen über die Anschlussstellen 10 „Werther“ (aus Richtung Westen), 11 „Nordhausen“, 12 „Heringen“ (aus Richtung Osten). Mehrere Bundesstraßen führen durch Nordhausen. So verbindet die B 4 (A 36/A 369) die Orte Bad Harzburg mit Erfurt. Die frühere B 80 wurde zur Landesstraße 3080 hinabgestuft. Ebenso ist aus der früheren B 243 die Kreisstraße 28 geworden.

Luftverkehr

Zwischen Nordhausen u​nd dem Ortsteil Bielen l​iegt der Flugplatz Nordhausen, d​er für Segelflugzeuge u​nd kleine Motorflugzeuge m​it einem Start- u​nd Landegewicht b​is 7,5 t geeignet ist. Die nächsten internationalen Verkehrsflughäfen s​ind der e​twa 60 km entfernte Flughafen Erfurt-Weimar, d​er 100 km entfernte Flughafen Leipzig/Halle u​nd der 130 km entfernte Flughafen Hannover-Langenhagen.

Wanderwege

Zwei Fernwanderwege führen d​urch das Stadtgebiet. Der Kaiserweg i​st ein thematischer Fernwanderweg m​it einer Länge v​on 110 km, d​er von Goslar u​nd Bad Harzburg a​m Nordharzrand über Walkenried u​nd Nordhausen n​ach Tilleda a​m Kyffhäuser führt. Der Karstwanderweg i​st 233,2 k​m lang u​nd verläuft a​n der Südseite d​es Harzes entlang d​er mitteldeutschen Karstlandschaft d​urch die d​rei Landkreise Mansfeld-Südharz, Nordhausen u​nd Göttingen.

Bildung

Oberer Campus der Hochschule Nordhausen

Die e​rste schriftliche Erwähnung e​iner Schule stammt a​us dem Jahr 1220.[142] Nordhausen w​ar in d​en 1880er Jahren n​eben Halle d​ie einzige Stadt d​er Provinz Sachsen, d​ie zwei städtische höhere Knabenschulen besaß. Als große kreisangehörige Stadt besitzt Nordhausen e​ine eigene Schulträgerschaft für d​ie Grund- u​nd Regelschulen. Die i​n der Stadt gelegenen Gymnasien (Humboldt- u​nd Herdergymnasium s​owie das z​um berufsbildenden Zentrum gehörende berufliche Gymnasium) befinden s​ich in d​er Trägerschaft d​es Landkreises Nordhausen. 1997 w​urde die Fachhochschule Nordhausen gegründet.

Insgesamt g​ibt es a​cht Grundschulen, v​ier Regelschulen, z​wei Gymnasien, d​rei Berufsschulen u​nd zwei Förderschulen.[143] Erweitert w​ird dieses Bildungsangebot d​urch die Kreismusikschule, d​ie Kreisvolkshochschule (KVHS), d​as Kreis- u​nd Stadtarchiv s​owie durch d​ie Bibliothek d​er Hochschule Nordhausen u​nd die Stadtbibliothek „Rudolf Hagelstange“.

Medien

In Nordhausen i​st mit d​er Lokalredaktion d​er Thüringer Allgemeine e​ine Tageszeitung vertreten. Wöchentlich erscheinen d​ie beiden werbefinanzierten Zeitungen Nordhäuser Wochenchronik u​nd Allgemeiner Anzeiger. Beide s​ind kostenlos u​nd werden a​ls Hauspost s​owie über Auslagestellen i​m Einzelhandel vertrieben. Daneben g​ibt es d​ie im Jahr 2000 gegründete Nachrichten-Website NNZ-Online (Neue Nordhäuser Zeitung), d​ie sich ebenfalls d​urch Werbeanzeigen finanziert.

Als e​rste Zeitung i​st für 1690 Northäusische Adlers Relation bezeugt. Seit 1766 erschien d​as Nordhäusische Intelligenzblatt m​it wechselndem Titel, zuletzt a​ls Kreis- u​nd Nachrichtsblatt b​is 1851. Ab 1848 erschien d​as neue Nordhäuser Intelligenzblatt, a​b 1858 b​is zur Einstellung 1943 u​nter dem Namen Nordhäuser Zeitung. Weitere Nordhäuser Zeitungen waren:

  • (neues) Kreis- und Nachrichtsblatt seit 1855, als Nordhäuser Courier bis 1896
  • Nordhäuser Post 1896, seit 1905 als Allgemeine Zeitung bis 1938
  • Nordhäuser Volksblatt 1890–1897
  • Nordhäuser Volkszeitung 1906–1933
  • Thüringer Gauzeitung 1937, Lokal-Ausgabe Nordhausen bis 1945
  • Das Volk 1946, Lokal-Ausgabe Nordhausen bis 1990 (Nachfolger Thüringer Allgemeine)

Im Juni 2000 w​urde der Offene Kanal Nordhausen (OKN) gegründet, d​er sich i​m Januar 2016 i​n Radio Enno umbenannte.

Öffentliche Einrichtungen

Amtsgericht Nordhausen

Nordhausen i​st Sitz mehrerer öffentlicher Einrichtungen a​uch überregionaler Bedeutung.

Das Amtsgericht Nordhausen i​st als Teil d​er ordentlichen Gerichtsbarkeit d​em Landgericht Mühlhausen untergeordnet. Daneben existieren i​n Nordhausen e​in Arbeitsgericht u​nd ein Sozialgericht.

Die Landespolizeiinspektion Nordhausen i​st die nördlichste v​on insgesamt sieben Landespolizeiinspektionen d​er Thüringer Polizei. Zum Schutzbereich gehören d​ie Landkreise Nordhausen, Kyffhäuser, Eichsfeld u​nd Unstrut-Hainich (insgesamt ca. 400.000 Einwohner). Auch e​ine der d​rei Thüringer Autobahnpolizeistationen (AS) h​at ihren Sitz i​n Nordhausen. Die Landespolizeiinspektion befindet s​ich in e​inem ehemaligen Kasernengelände a​m Darrweg. Die Gebäude d​er Kaserne wurden Ende d​er 1990er Jahre d​urch Neubauten ergänzt.

Gesundheitswesen

Krankenpflegeeinrichtungen i​n Nordhausen s​ind seit d​em 13. Jahrhundert belegt, s​o das Sankt Georg-Hospital (1289), d​as Sankt Martin-Hospital (1389) u​nd das Sankt Elisabeth-Hospital (1436).

Im Mai 1888 w​urde das Kreiskrankenhaus Nordhausen a​m Taschenberg m​it 28 Krankenzimmern u​nd 103 Betten eingeweiht; 1913 folgte e​in Erweiterungsbau. Das Gebäude w​urde bei d​en Luftangriffen a​uf Nordhausen a​m 3./4. April 1945 zerstört.

Das heutige Südharz Klinikum Nordhausen ist mit ca. 1.900 Mitarbeitern das größte Krankenhaus Nordthüringens. Die Grundsteinlegung für den Gebäudekomplex westlich vom „Rosengarten“ im Stadtteil Nordhausen-Nord erfolgte 1976. Pläne für einen großen Krankenhausneubau an dieser Stelle gab es bereits Ende der 1930er Jahre, der Bau wurde jedoch aufgrund des Kriegsausbruchs 1939 verschoben.[144] Mit der Inbetriebnahme 1981/82 standen 850 Betten zur Verfügung. 1982 wurden die Kinderklinik mit 135 Betten und die Poliklinik angegliedert. 1983 erhielt das Krankenhaus den Namen „Maxim Zetkin“, 1991 folgte die Umbenennung in „Südharz-Krankenhaus Nordhausen“. Seit dem 1. Januar 1992 besteht das Krankenhaus als gemeinnützige GmbH mit dem Landkreis und der Stadt Nordhausen als Gesellschafter. Seit Oktober 1992 ist auf dem Gelände ein Rettungshubschrauber stationiert. In den folgenden Jahren wurde das Krankenhaus u. a. um ein Bettenhaus erweitert. 1999 erhielt das Südharz-Krankenhaus den ersten Preis für das umweltfreundlichste Krankenhaus im Bundesvergleich. Das Klinikum dient dem Universitätsklinikum Jena sowie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg als Lehrkrankenhaus. Nach eigenen Angaben werden im Jahr mehr als 31.000 Patienten versorgt.[145]

Trinkwasserversorgung

Lutherbrunnen von Karl Schuler vor dem Riesenhaus, enthüllt 1888

Die Wasserkünste von Nordhausen zählen zu den „Sieben Wundern von Nordhausen“. Bis zum Anfang der 1970er Jahre geschah die Wasserversorgung der Stadt durch neun öffentliche Brunnen und zwei Wasserkünste, die „Oberkunst“ und die „Unterkunst“. Die Oberkunst im Altendorf (heute Altendorfer Kirchgasse 5), die 1546 durch Hans Saxner aus Niedersachswerfen angelegt und von Peter Günther aus Halle 1598 erweitert worden war, hob das Wasser aus dem von der Zorge abgeleiteten Kunstgraben 52 Meter hoch bis in das Reservoir am Geiersberg, das sogenannte „Schöpfmännchen“. Von dort lief das Wasser mit eigenem Gefälle in hölzernen Rohren zu den einzelnen Wasserkünsten und Gossenspülern. Die Unterkunst lag am Fuße der Johannistreppe, war 1598 ebenfalls von Peter Günther angelegt worden und trieb das dem Mühlgraben entnommene Wasser 44 Meter hoch in ein beim Neuen-Weg-Tor angebrachtes Reservoir und wurde im März 1837 beseitigt.

Gegenüber d​er Gebrauchswasserversorgung geschah d​ie Trinkwasserversorgung d​er Stadt größtenteils d​urch natürliche Quellen. Eine solche Quelle befand s​ich im Rumbach (heute „Vor d​em Vogel“), weiter g​alt das Wasser d​es Elisabethbrunnens (Elisabethstraße) a​ls das b​este der Stadt. Zudem w​ar das „Tröppelbörnchen“ i​m Grimmel, unterhalb d​er Wassertreppe, s​ehr frequentiert; dieser Brunnen w​urde um 1900 beseitigt. Die „Judenbrunnen“ o​der „Wolfsbrunnen“ (um 1240 angelegt) i​n der ehemaligen Jüdenstraße u​nd der „Frankenborn“ i​n der Barfüßerstraße galten a​ls die ältesten Brunnen v​on Nordhausen. Ein s​ehr alter Brunnen scheint a​uch auf d​em Königshof gestanden z​u haben; 1434 w​ird hier d​ie Herstellung e​ines neuen Brunnens urkundlich erwähnt. Weiterhin g​ab es n​och mindestens sieben öffentliche Brunnen, d​ie seit d​em 15./16. Jahrhundert existierten u​nd in d​en 1890er Jahren beseitigt bzw. zugeschüttet wurden.

1874 erwarb d​ie Stadt n​och das v​on der Gesellschaft „Neptun“ 1873 vollendete Wasserwerk. 1904/1905 w​urde die Talsperre Neustadt errichtet.

Gefahrenabwehr

Die Berufsfeuerwehr u​nd die Freiwilligen Feuerwehren sorgen für d​en Brandschutz u​nd die allgemeine Hilfe i​n Nordhausen.[146]

Ebenfalls s​teht das Technische Hilfswerk Ortsverband Nordhausen für größere Einsätze z​ur Verfügung.[147]

Persönlichkeiten

Töchter und Söhne der Stadt

Die e​rste bekannte Persönlichkeit i​n der Stadt w​ar Gerberga, Tochter v​on König Heinrich I. Ihre Mutter w​ar Mathilde, d​ie 961 n​eben der v​on Heinrich I. erbauten Burg e​in Stift gründete. Die römisch-deutsche Kaiserin Beatrix v​on Schwaben heiratete u​nd verstarb i​n Nordhausen.[148]

Der i​n Nordhausen geborene Justus Jonas w​ar ein Wegbereiter d​er Reformation. Weitere bekannte Reformatoren w​aren Johann Spangenberg u​nd der Nordhäuser Bürgermeister Michael Meyenburg.

Bedeutende Geisteswissenschaftler w​aren Wilhelm Gesenius u​nd Friedrich Christian Lesser. Im 19. Jahrhundert wirkten d​er Politiker Albert Traeger, d​ie erste Kindergärtnerin Ida Seele u​nd der Demokrat, Theologe u​nd Gründer d​er deutschen Vegetarier-Bewegung Eduard Baltzer i​n der Stadt. Weltweit bekannt w​urde der Mathematiker Oswald Teichmüller. Joachim Raack w​ar ein Richter a​m Bundessozialgericht.

Ehrenbürger

Die Ehrenbürgerschaft wird in Nordhausen seit 1865 vergeben.[149] Diese höchste Würdigung der Stadt erhielten seitdem 26 Personen. Derzeit sind fünf Personen Ehrenbürger von Nordhausen: seit 2004 Andreas Lesser, der Stifter und Stiftungsvorstand der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung; seit 2009 der Propst (i. R.) Joachim Jaeger. Im Jahr 2010 wurde der in Nordhausen geborene Lothar de Maizière, der letzte Ministerpräsident der Deutschen Demokratischen Republik, Ehrenbürger der Stadt; im Jahr 2013 die Schriftstellerin Erika Schirmer und 2018 der Pfarrer und Superintendent (i. R.) Christoph Lerchner[150].

Sonstiges

Die Nordhäuser Münzgeschichte g​eht bis i​ns 12. Jahrhundert zurück; i​n Nordhausen w​ar nachweislich mindestens s​eit 1130 e​ine Münzstätte tätig.[151] Die Münzprägung i​n Nordhausen endete i​m Jahr 1685. Zur Jahrtausendfeier i​m Jahr 1927 genehmigte d​as Reichsfinanzministerium d​ie Herausgabe e​iner kursfähigen 3-Mark-Gedenkmünze m​it einer Auflage v​on 100.000 Stück.

Die Nordhausen war ein 1976 in Dienst gestelltes Frachtschiff vom Typ Mercator. Die Apfelsorte Schöner aus Nordhausen wurde im Jahr 1892 in den Handel gebracht. Der Sender Nordhausen/Hesseröder Berg ist eine Sendeanlage bei Hesserode. Die Nordhäuser Talsperre ist eine Stauanlage bei Neustadt/Harz. Der Name einer von dem Nordhäuser Max Krause im Jahr 1940 gezüchteten Strauchrose lautet Nordhausen und auch der Name eines Albums der Synthie-Pop-Band And One lautet ebenfalls Nordhausen. Das Vitriolverfahren ist das älteste Verfahren zur Herstellung von Schwefelsäure. Ab dem 16. Jahrhundert stieg die Nachfrage nach Schwefelsäure, weshalb das Vitriolverfahren im industriellen Maßstab angewendet wurde und nach dem Schwerpunkt der Produktion in Nordhausen erhielt das Produkt den Namen Nordhäuser Vitriol.

Quellen-, Literatur- und Kartenverzeichnis

Quellen

  • Adressbücher der Stadt Nordhausen von 1824 bis 1948[152]
  • Peter Kuhlbrodt (Bearb.): Spezialinventar von Quellen zur Geschichte der Freien Reichsstadt Nordhausen in auswärtigen Archiven. Nordhausen 2012.
  • Günter Linke (Bearb.): Nordhäuser Urkundenbuch. Band 1: Die kaiserlichen und königlichen Urkunden des Archivs. Nordhausen 1936.
  • Gerhard Meissner (Bearb.): Nordhäuser Urkundenbuch. Band 2: Urkunden von Fürsten, Grafen, Herren und Städten. Nordhausen 1939.
  • Robert Hermann Walther Müller (Hrsg.): Geschichte des Nordhäuser Stadtarchivs. Nordhausen 1953. Digitalisat.
  • Robert Hermann Walther Müller (Hrsg.): Amtsbuch der Reichsstadt Nordhausen 1312–1345. Liber privilegiorum et Album civium. Nordhausen 1956.
  • Johann Christoph Sieckel: Die nach zweyen unglückl. Feuers-Bränden sich wieder erhohlte Kayserl. fr. Reichsstadt Nordhausen, nach ihrem Nahmen, Alterthum und Beschreibung derer Strassen. Cöler, Nordhausen 1753.
  • Hermann Weidhaas: Fachwerkbauten in Nordhausen. Berlin 1955.

Geschichte

  • Mathias Seidel: Das Südharzvorland von der vorrömischen Eisenzeit bis zur Völkerwanderungszeit – Zur Besiedlungsgeschichte einer Altsiedellandschaft im nördlichen Thüringen (Weimarer Monographien zur Ur- und Frühgeschichte, 41), Beier & Beran, Weimar 2006.
  • R. H. Walther Müller: Merwigslinde, Pomei Bog und Königshof (= Heimatgeschichtliche Forschungen des Stadtarchivs Nordhausen, Harz. Band 7). Neukirchner, Nordhausen 2002, ISBN 3-929767-53-8.
  • Peter Kuhlbrodt: Nordhausen – eine Reichsstadt im Jahrhundert der Reformation (= Schriftenreihe der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung. Band 30). Atelier Veit, Nordhausen 2015, ISBN 978-3-930558-26-2. Inhalt
  • Arthur Propp: Die industrielle Entwicklung Nordhausens. Eine Standortsgeschichte. Klinz, Halle 1935, DNB 571040608 (PDF; 30 MB).
  • Julius Schmidt: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Nordhausen (= Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen. Band 11). Hendel, Halle 1887.
  • Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Heimatgeschichtliche Forschungen des Stadtarchivs Nordhausen, Harz. Band 1.1953 bis Band 7.1995; Band 8 seit 2002. Geiger, Horb am Neckar, ISBN 3-89570-883-6.

NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg

  • Walter Geiger: Nordhausen im Bombervisier. Neukirchner, Nordhausen 2000, ISBN 3-929767-43-0.
  • Peter Kuhlbrodt: Inferno Nordhausen. Schicksalsjahr 1945 (= Heimatgeschichtliche Forschungen des Stadtarchivs Nordhausen, Harz. Band 6). Archiv der Stadt Nordhausen, Nordhausen 1995, ISBN 3-929767-09-0.
  • Jens-Christian Wagner: Produktion des Todes. Das KZ Mittelbau-Dora. 2. Auflage. Wallstein, Göttingen 2004, ISBN 978-3-89244-439-8.
  • Martin Clemens Winter: Öffentliche Erinnerungen an den Luftkrieg in Nordhausen. Tectum, Marburg 2005, ISBN 978-3-8288-2221-4.

Populärwissenschaftliche Darstellungen

  • Uwe Gerig: Nordhausen. Historie – Heimat – Humor. Gerig, Königstein im Taunus 1991, ISBN 3-928275-09-7.
  • Rainer Hellberg, Paul Lauerwald: Nordhausen – Tor zum Harz. Stadtverwaltung, Nordhausen 2004, ISBN 3-00-014133-2.
  • Gabriele Scholz: Nordhausen in alten Ansichten. Sutton, Erfurt 2002, ISBN 978-3-89702-421-2 (Digitalisat).

Ältere Literatur

  • Friedrich Christian Lesser, Ernst Günther Förstemann: Fried. Chrn. Lesser’s Historische Nachrichten von der ehemals kaiserlichen und des heil. röm. Reichs freien Stadt Nordhausen gedruckt daselbst im Jahre 1740. Eberhard, Nordhausen 1860. Digitalisat
  • Ernst Günther Förstemann: Urkundliche Geschichte der Stadt Nordhausen bis zum Jahre 1250, Förstemann, Nordhausen 1840.
  • Ernst Günther Förstemann: Kleine Schriften zur Geschichte der Stadt Nordhausen. Förstemann, Nordhausen 1855 (Digitalisat).
  • Heinrich Heine: Geschichte von Nordhausen und dem Kreise „Grafschaft Hohenstein“. Meyer, Hannover 1900 (Neuauflage hrsg. von Vincent Eisfeld. Norderstedt: Book on Demand 2018. ISBN 978-3-7481-2995-0).
  • Magistrat der Stadt Nordhausen (Hrsg.): Das tausendjährige Nordhausen, 2 Bände, Verlag des Magistrats, Nordhausen 1927 (Bd. 1: Hans Silberborth, Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Geschichte der freien Reichsstadt Nordhausen, Nordhausen 1927, Nachdruck Geiger, Horb am Neckar 1997, ISBN 3-89570-288-9).

Karten

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Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
  2. Hans-Joachim Graul: Nordhuse – Nordhausen. Nordhausen-Salza 2005, S. 46.
  3. Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie: Historische Entwicklung der Verwaltungsstrukturen, Landkreis Nordhausen (online), abgerufen am 10. April 2019.
  4. Paul Kehr (Hrsg.): Diplomata 8: Die Urkunden Ludwigs des Deutschen, Karlmanns und Ludwigs des Jüngeren (Ludowici Germanici, Karlomanni, Ludowici Iunioris Diplomata). Berlin 1934, S. 238–241 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat).
  5. Urkunde Heinrichs I. Nr. 20 Theodor Sickel (Hrsg.): Diplomata 12: Die Urkunden Konrad I., Heinrich I. und Otto I. (Conradi I., Heinrici I. et Ottonis I. Diplomata). Hannover 1879, S. 55–56 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat).
  6. Zahlen und Fakten auf einem Blick – 2019 (PDF), nordhausen.de, abgerufen am 27. April 2019.
  7. Josef Tauchmann: Das Klima des Südharzvorlandes. Köhler, Nordhausen 2006, S. 106.
  8. Eduard Fritze, Gunter Görner: Naturhistorische Chronik. Rockstuhl, Bad Langensalza 2015. S. 347.
  9. Josef Tauchmann – NordhausenWiki, abgerufen am 7. Dezember 2020.
  10. Harry Bresslau und Paul Kehr (Hrsg.): Diplomata 16: Die Urkunden Heinrichs III. (Heinrici III. Diplomata). Berlin 1931, S. 125–126 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat).
  11. Pierre Fütterer: Wege und Herrschaft. Untersuchungen zu Raumerschließung und Raumerfassung in Ostsachsen und Thüringen im 10. und 11. Jahrhundert (= Palatium. Band 2). Schnell + Steiner, Regensburg 2016, ISBN 978-3-7954-3064-1, Bd. 1, S. 296–301.
  12. Manfred Niemeyer (Hrsg.): Deutsches Ortsnamenbuch. De Gruyter, Berlin/Boston 2012, ISBN 978-3-11-018908-7, S. 457.
  13. Frauenprojekt an der Umweltakademie Nordthüringen e.V. (Hrsg.): Erfrischendes aus der Region. Spitznamen aus dem Landkreis Nordhausen. Auleben 1999. S. 19.
  14. Mario Küßner: Eine außergewöhnliche Grabanlage am Übergang der Mittelbronzezeit zur Spätbronzezeit bei Windehausen (Landkreis Nordhausen), in: Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Landkreis Nordhausen (2017) 164–178 (Digitalisat, PDF).
  15. Erika Schmidt-Thielbeer: Ein Friedhof der frühen Bronzezeit bei Nohra, Kr. Nordhausen, in: Jahresschr. Halle 39 (1955) 93–114. Einen Überblick über die Bodendenkmäler gaben Paul Grimm, Wolfgang Timpel, Johannes Löffler, Eva Blaschke mit Die ur- und frühgeschichtlichen Bodendenkmäler des Kreises Nordhausen, Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens, Nordhausen 1974.
  16. Michael Meyer: Einheimische und Migranten. Siedlungssysteme im eisenzeitlichen Südharzvorland, in: Svend Hansen, Michael Meyer (Hrsg.): Parallele Raumkonzepte, de Gruyter, 2013, S: 281–292.
  17. In: Ortsteil Bielen auf der offiziellen Webseite der Stadt Nordhausen (abgerufen am 29. April 2019).
  18. R. H. Walther Müller – NordhausenWiki, abgerufen am 26. Oktober 2020.
  19. Christoph Albrecht: Die Slawen in Thüringen. Ein Beitrag zur Festlegung der westlichen slawischen Kulturgrenze des früheren Mittelalters. [= Jahresschrift für die Vorgeschichte der sächsisch-thüringischen Länder Bd. 12, 2.], Halle 1925. (Rezeption)
  20. Christian Zschieschang: Das Hersfelder Zehntverzeichnis und die frühmittelalterliche Grenzsituation an der mittleren Saale. Eine namenkundliche Studie. (= Forschungen zur Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuropa, Bd. 52) Böhlau, Wien 2017, ISBN 978-3-412-50721-3 (PDF).
  21. Robert Hermann Walther Müller: Die Merwigslindensage in Nordhausen. Ein Denkmal der Thüringer Frühgeschichte., Schriftenreihe heimatgeschichtlicher Forschungen des Stadtarchivs Nordhausen, Harz / Nr. 1, Rat der Stadt, Nordhausen 1953, S. 34.
  22. Peter Bühner: Die Freien und Reichsstädte des Heiligen Römischen Reiches. Kleines Repetitorium. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2019, S. 222.
  23. Pierre Fütterer: Wege und Herrschaft. Untersuchungen zu Raumerschließung und Raumerfassung in Ostsachsen und Thüringen im 10. und 11. Jahrhundert (= Palatium. Band 2). Schnell + Steiner, Regensburg 2016, ISBN 978-3-7954-3064-1, Bd. 1, S. 298f Anm. 1350: „Archäologische Funde stützen diese Annahme bisher jedoch nicht.“
  24. Dies und das Folgende nach Karlheinz Blaschke: Nordhausen, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. VI, Lachen am Zürichsee 1999, Sp. 1236.
  25. Kaiserurkunden in Abbildungen.
  26. Theodor Sickel (Hrsg.): Diplomata 12: Die Urkunden Konrad I., Heinrich I. und Otto I. (Conradi I., Heinrici I. et Ottonis I. Diplomata). Hannover 1879, S. 70–71 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat)
  27. Theodor Sickel (Hrsg.): Diplomata 13: Die Urkunden Otto des II. und Otto des III. (Ottonis II. et Ottonis III. Diplomata). Hannover 1893, S. 538–539 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat)
  28. Theodor Sickel (Hrsg.): Diplomata 13: Die Urkunden Otto des II. und Otto des III. (Ottonis II. et Ottonis III. Diplomata). Hannover 1893, S. 539–540 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat)
  29. Bernd Schütte: Untersuchungen zu den Lebensbeschreibungen der Königin Mathilde (MGH, Studien und Texte Bd. 9). Hahn, Hannover 1994, ISBN 3-7752-5409-9.
  30. Hans K. Schulze: Die Heiratsurkunde der Kaiserin Theophanu, S. 32. Regest in: Hans K. Schulze: Die Heiratsurkunde der Kaiserin Theophanu, S. 89.
  31. August von Wersebe: Beschreibung der Gaue zwischen Elbe, Saale und Unstrut, Weser und Werra. Im Verlage der Hahn'schen Buchhandlung, Hannover 1829, S. 59.
  32. Hans Oelze: Das Wirtschaftsleben der Stadt Nordhausen am Harz in den letzten zwei Jahrhunderten ihrer Reichsunmittelbarkeit (17. und 18. Jahrhundert). Trosse, Nordhausen am Harz 1933. S. 6.
  33. Werner Mägdefrau: Der Thüringer Städtebund im Mittelalter. Böhlau, Weimar 1977, S. 145.
  34. Bernd Schmies: Aufbau und Organisation der Sächsischen Franziskanerprovinz und ihrer Thüringischen Kustodie von den Anfängen bis zur Reformation. In: Thomas T. Müller, Bernd Schmies, Christian Loefke (Hrsg.): Für Gott und die Welt. Franziskaner in Thüringen. Paderborn u. a. 2008, S. 38–49, hier S. 43.
  35. Claus Priesner: Johann Christian Bernhardt und die Vitriolsäure. In: Chemie in unserer Zeit, 1982, 16, 5, S. 149–159; doi:10.1002/ciuz.19820160504.
  36. Rudolf Eckart: Gedenkblätter aus der Geschichte der ehemaligen freien Reichsstadt Nordhausen. Leipzig 1895, S. 22.
  37. Ernst Günther Förstemann; Friedrich Christian Lesser: Historische Nachrichten von der ehemals kaiserlichen und des heil. röm. Reichs freien Stadt Nordhausen gedruckt daselbst im Jahre 1740. Nordhausen 1860, S. 245.
  38. Ronald Füssel: Die Hexenverfolgungen im Thüringer Raum (= Veröffentlichungen des Arbeitskreises für historische Hexen- und Kriminalitätsforschung in Norddeutschland. Band 2). Hamburg 2003, S. 252 f.
  39. gutenberg.org.
  40. Nordhäuser Stadion – NordhausenWiki, abgerufen am 11. Februar 2021.
  41. Das tausendjährige Nordhausen – NordhausenWiki, abgerufen am 12. Februar 2021.
  42. Jens-Christian Wagner: Produktion des Todes. Wallstein, Göttingen 2004, S. 131.
  43. Stadtverordneten-Wahl Nordhausen 1933 – NordhausenWiki, abgerufen am 10. Februar 2021.
  44. Jens-Christian Wagner: Produktion des Todes. Wallstein, Göttingen 2004, S. 132.
  45. Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1989 (= Heimatgeschichtliche Forschungen des Stadtarchivs Nordhausen, Harz. Band 9). Geiger, Horb am Neckar 2003, ISBN 3-89570-883-6, S. 343.
  46. Heinrich Keiser – NordhausenWiki, abgerufen am 21. August 2020.
  47. Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1989 (= Heimatgeschichtliche Forschungen des Stadtarchivs Nordhausen, Harz. Band 9). Geiger, Horb am Neckar 2003, ISBN 3-89570-883-6, S. 346 ff.
  48. Nordhausen im Nationalsozialismus: Adolf-Hitler-Haus (Memento vom 29. November 2014 im Internet Archive), abgerufen am 16. Oktober 2013.
  49. Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1989 (= Heimatgeschichtliche Forschungen des Stadtarchivs Nordhausen, Harz. Band 9). Geiger, Horb am Neckar 2003, ISBN 3-89570-883-6, S. 391.
    Nach * Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941–1945: Eine kommentierte Chronologie. Marix, Wiesbaden 2005, ISBN 3-86539-059-5, S. 194, sollten im Transport unter diesem Datum zwar ursprünglich auch 148 Juden aus dem Bereich der Gestapostelle Erfurt mit Nordhausen mitfahren, doch wurde deren Deportation auf den 10. Mai 1942 mit einem Zug über Leipzig nach Belzyce verschoben. Diese Juden wurden zuvor im Marstall von Weimar konzentriert, bevor der Zug am 10. Mai 1942 von Weimar/Leipzig losfuhr.
  50. Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter. 1.2014, S. 10.
  51. Jens-Christian Wagner: Nordhausen (Boelcke-Kaserne). In: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 7: Niederhagen/Wewelsburg, Lublin-Majdanek, Arbeitsdorf, Herzogenbusch (Vught), Bergen-Belsen, Mittelbau-Dora. C. H. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-52967-2, S. 320 f.
  52. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis Deutscher Widerstand 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945 (= Heimatgeschichtliche Wegweiser. Band 8: Thüringen). Erfurt 2003, ISBN 3-88864-343-0, S. 192 ff.
  53. Walter Geiger: Nordhausen im Bombenvisier. S. 61 f.
  54. Walter Geiger: Nordhausen im Bombenvisier. S. 221 f.
  55. Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1989 (= Heimatgeschichtliche Forschungen des Stadtarchivs Nordhausen, Harz. Band 9). Geiger, Horb am Neckar 2003, ISBN 3-89570-883-6, S. 401 f.
  56. Peter Kuhlbrodt: Schicksalsjahr 1945. Inferno Nordhausen. Nordhausen 1995, S. 20, 32.
  57. Bilanz des Schreckens, heinz-ruehmann-gedenkseite.de.
  58. Jens-Christian Wagner (Hrsg.): Konzentrationslager Mittelbau-Dora 1943–1945. Göttingen 2007, S. 185 f.
  59. Peter Kuhlbrodt: Schicksalsjahr 1945 – Inferno Nordhausen. 1995, ISBN 3-929767-09-0.
  60. Walter Geiger: Nordhausen im Bombenvisier. S. 158 f.
  61. Nordhausen von Rudolf Zießler. In: Schicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg. Hrsg. Götz Eckardt, Henschel-Verlag, Berlin 1978.
  62. Peter Kuhlbrodt: Schicksalsjahr 1945. Inferno Nordhausen. Nordhausen 1995, S. 115.
  63. Peter Kuhlbrodt: Schicksalsjahr 1945. Inferno Nordhausen. Nordhausen 1995, S. 126.
  64. Jürgen Möller: Der Kampf um den Harz April 1945. Rockstuhl, Bad Langensalza 2011. S. 127.
  65. Otto Flagmeyer – NordhausenWiki, abgerufen am 2. November 2020.
  66. Peter Kuhlbrodt: Schicksalsjahr 1945. Inferno Nordhausen. Nordhausen 1995, S. 48, 63.
  67. Joachim H. Schultze: Die Stadt Nordhausen. Eine Strukturuntersuchung ihrer Geographie, ihrer Lebens- und Umweltbeziehungen; Gutachten; abgeschlossen im Februar 1947. S. 46.
  68. Wehrfreiheitsdenkmal – NordhausenWiki, abgerufen am 16. Februar 2021.
  69. Filmtheater „Neue Zeit“ Nordhausen bei NordhausenWiki. Abgerufen am 2. Dezember 2016.
  70. Hubertus Knabe: 17. Juni 1953. ein deutscher Aufstand. Ullstein-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-548-36664-3, S. 91–92.
  71. Geheimbericht der Bezirksbehörde der Volkspolizei über den 17. Juni 1953 (29. Juni 1953).
  72. Der Schrei nach Freiheit. 17. Juni 1953 in Thüringen. Katalog zur Ausstellung der Stiftung Ettersberg zum 50. Jahrestag des 17. Juni 1953. Zuletzt gezeigt im Juni 2012 im Thüringer Landtag.
  73. Lutz Jödicke: Aus dem Rundfunkarchiv : Nordhausen und die DDR-Rundfahrt. In: Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Nordhäuser Nachrichten : Südharzer Heimatblätter. Band 27, Nr. 2. Iffland, Nordhausen 2018, 1030841349 im GVK – Gemeinsamen Verbundkatalog, S. 20–21.
  74. Thomas Bußmann: Stahlbeton, Gras und Bahnbefeuerung. Die militärisch genutzten Flugplätze der DDR. MediaScript, Cottbus, Berlin 2011, ISBN 978-3-9814822-0-1, S. 136/137.
  75. Zeittafel zur Militärgeschichte der Deutschen Demokratischen Republik 1949 bis 1988. 2., erweiterte und durchgesehene Auflage. Militärverlag der DDR, Berlin (DDR) 1989, ISBN 3-327-00720-9, S. 577.
  76. Flohburg, das Nordhausen Museum (Hrsg.): „Revolution der Kerzen“ in Nordhausen vor 25 Jahren (= Nordhäuser Flohburgblätter. Ausgabe 3). Nordhausen 2015, DNB 104398173X, ISSN 2199-4099, S. 6.
  77. Peter Bühner: Die Freien und Reichsstädte des Heiligen Römischen Reiches. Kleines Repetitorium. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2019, S. 223.
  78. Sozialminister überreichte Verleihungsurkunde - Ab 1. Mai: "Hochschulstadt Nordhausen". Website der Stadt, abgerufen am 6. Juni 2018.
  79. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2007.
  80. www.fairtrade-towns.de. Deutsche Website der Kampagne/Deutsche Städteliste auf der Seite der Kampagne, abgerufen am 7. Juni 2018.
  81. OB Rike unterzeichnet Beitritt Nordhausens zum Hansebund. Thüringer Allgemeine, abgerufen am 22. Januar 2015.
  82. Datenbank Zensus 2011, Nordhausen, Alter + Geschlecht
  83. Erich Keyser (Hrsg.): Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte (Band 2: Mitteldeutschland). Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1941, DNB 560937644, S. 626.
  84. Zensus 2011. In: Zensusdatenbank. Abgerufen am 24. April 2019.
  85. Heinrich Stern (Text), Hans Wolff (Bilder): Geschichte der Juden in Nordhausen. Selbstverlag, Nordhausen 1927 (Neuauflage hrsg. von Manfred Schröter und Steffen Iffland. 2008, ISBN 978-3-939357-07-0).
  86. Webseite des Fördervereins für jüdisch-israelische Kultur in Thüringen e.V.
  87. Vorläufiges Endergebnis, nnz-online.,de 27. Mai 2019.
  88. Stadtrat (Nordhausen) – NordhausenWiki. Abgerufen am 20. September 2020.
  89. Stadtrat (Nordhausen, 2019) – NordhausenWiki. Abgerufen am 20. September 2020.
  90. Stadtrat (Nordhausen, 2014) – NordhausenWiki. Abgerufen am 20. September 2020.
  91. Stadtrat (Nordhausen, 2009) – NordhausenWiki. Abgerufen am 20. September 2020.
  92. Stadtrat (Nordhausen, 2004) – NordhausenWiki. Abgerufen am 20. September 2020.
  93. Parteiloser Kai Buchmann neuer OB von Nordhausen, Focus.de, 24. September 2017
  94. Jutta Krauth – NordhausenWiki, abgerufen am 24. Dezember 2020.
  95. Oberbürgermeisterwahl Nordhausen 2017 – NordhausenWiki, abgerufen am 8. Februar 2021.
  96. Hannelore Haase – NordhausenWiki, abgerufen am 24. Dezember 2020.
  97. Martin Höfer – NordhausenWiki, abgerufen am 24. Dezember 2020.
  98. Homepage des Thüringer Landeswahlleiters, abgerufen am 24. November 2020.
  99. Oberbürgermeisterwahl Nordhausen 2012 – NordhausenWiki, abgerufen am 8. März 2021.
  100. Richard Senger – NordhausenWiki, abgerufen am 22. November 2020.
  101. Herbert Otto – NordhausenWiki, abgerufen am 16. April 2021.
  102. § 2 Absatz 2 der Hauptsatzung der Stadt Nordhausen (Memento vom 5. Oktober 2015 im Internet Archive)
  103. Partnerstädte - Bet Shemesh in Israel, nordhausen.de, abgerufen am 6. Mai 2019.
  104. Partnerstädte - Bochum, nordhausen.de, abgerufen am 6. Mai 2019.
  105. Partnerstädte - Charleville-Mézières in Frankreich, nordhausen.de, abgerufen am 6. Mai 2019.
  106. Nordhäuser Städtepartnerschaften
  107. Erich Keyser (Hrsg.): Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte. 2. Band, Stuttgart 1941.
  108. Siedlungsgestaltung Heft 3, Berlin 1940.
  109. Robert Treutler: Kirchen in Nordhausen. Neukirchner, Nordhausen 1997, S. 10.
  110. Robert Treutler: Kirchen in Nordhausen. Neukirchner, Nordhausen 1997, S. 28.
  111. Johann Carl Friedrich Salomon – NordhausenWiki, abgerufen am 23. Februar 2022.
  112. R. H. Walther Müller: Die Merwigslindensage in Nordhausen, Rat der Stadt, Nordhausen 1953.
  113. Flehmüllerseiche im Verzeichnis Monumentaler Eichen. Abgerufen am 10. Januar 2017.
  114. Antiquar-Fischer-Eiche bei Nordhausen, baumkunde.de, abgerufen am 16. April 2019.
  115. Biografie auf NordhausenWiki. Aufgerufen am 19. August 2015.
  116. Himmelgarten-Bibliothek wieder in Nordhausen (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive)
  117. Service Hochschulbibliothek.
  118. Biografie von Ernst Günther Förstemann bei NordhausenWiki. Aufgerufen am 21. August 2015.
  119. Peter Kuhlbrodt: Inferno Nordhausen. Nordhausen: Archiv der Stadt Nordhausen, 1995. S. 47
  120. Stadtarchiv Nordhausen auf Archivportal Thüringen.
  121. Kreisarchiv Nordhausen bei NordhausenWiki. Aufgerufen am 6. Oktober 2020.
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