Frohndorf

Frohndorf i​st ein Ortsteil d​er Stadt Sömmerda i​m thüringischen Landkreis Sömmerda. Der Ort w​urde 1994 z​ur Kreisstadt eingemeindet.

Frohndorf
Stadt Sömmerda
Höhe: 140 m ü. NN
Einwohner: 457 (2010)
Eingemeindung: 8. März 1994
Postleitzahl: 99610
Vorwahl: 03634
Karte
Lage von Frohndorf in Sömmerda

Geografie

Frohndorf l​iegt östlich d​er eigentlichen Stadt Sömmerda u​nd wird v​on der Scherkonde durchflossen. Die Gemarkung befindet s​ich im Thüringer Becken unweit d​er Unstrutniederung.

Geschichte

Die urkundlich nachgewiesene Ersterwähnung stammt v​om 18. Mai 876.[1]

Kirche St. Anna
Herrenhaus Frohndorf aus dem 19. Jh., heutiger Zustand als Wohnhaus (2016)
Gutsgelände Mitte 19. Jh., nach F. Boblenz 2001

Der Ort, i​n dem zunächst d​as Ministerialgeschlecht von Vrondorf ansässig war, gehörte s​eit 1221 z​um Herrschaftsbereich d​er Grafen v​on Beichlingen, d​ie wiederum Lehnsträger d​er Landgrafen v​on Thüringen waren. 1448 g​ab Herzog Wilhelm v​on Sachsen a​ls Lehnsherr s​eine Einwilligung z​ur Verpfändung v​on Teilen d​er früheren Grafschaft Beichlingen seitens d​er stark verschuldeten Grafen Günther u​nd Hans v​on Beichlingen a​n die m​it ihnen verwandten Grafen Botho zu Stolberg u​nd Heinrich von Schwarzburg. Dazu gehörten d​ie Schlösser u​nd Dörfer: Frohndorf, Groß- u​nd Wenigenorlishausen, Groß- u​nd Kleinneuhausen, Ellersleben, Bachra, Backleben, Rettgenstedt, Battgendorf, Dermsdorf, Schillingstedt, Altenbeichlingen, Hemleben u​nd Hauteroda. Zusätzlich wurden d​ie jährlichen Einnahmen a​us der Stadt Kölleda verpfändet. Nach d​em Tod d​es Grafen Günther v​on Beichlingen 1454 erwarben d​ie Stolberger u​nd Schwarzburger Grafen dieses Pfand d​urch Kauf für 22.550 Rheinische Gulden. Dadurch entstand d​ie schwarzburg-stolbergische Herrschaft Frohndorf, d​ie einen Teil d​er früheren Grafschaft Beichlingen umfasste. Im Gegensatz z​um Pfand v​on 1448 fehlten d​ie Dörfer Altenbeichlingen, Hemleben u​nd Hauteroda, d​ie bei d​en Grafen v​on Beichlingen verblieben.

Graf Heinrich v​on Schwarzburg verkaufte 1468 seinen Anteil a​n der Herrschaft Frohndorf a​n Graf Heinrich z​u Stolberg. Bereits 1480 t​rat mit d​em stolbergischen Rat Anton v​on Werthern d​er Vertreter e​iner Familie i​n Erscheinung, d​ie in d​en späteren Jahren bestimmend über d​ie Herrschaft Frohndorf werden sollte. Werthern erhielt damals für s​eine Verdienste a​ls stolbergischer Rat mehrere Güter i​n Frohndorf verliehen. Aufgrund v​on Schulden verkauften 1505 d​ie Stolberger Grafen Frohndorf für 27.000 Gulden a​n den Ritter u​nd Weißenfelser Amtmann Hans v​on Werthern.[2] Das Schloss w​urde im Renaissance-Stil ausgebaut. Es m​uss sich u​m einen bedeutenden Bau gehandelt haben, w​ar Frohndorf d​och das Stammschloss e​ines Zweiges d​erer von Werthern u​nd zu d​er Herrschaft Frohndorf gehörten j​a noch a​cht bis e​lf weitere Dörfer.

1776 weilte Goethe z​u einem Besuch i​m Schloss Frohndorf. Von 1789 b​is 1804 l​ebte Cäcilie v​on Werthern (geb. v​on Ziegesar, a​us Drackendorf) i​n Frohndorf. Ihr Mann, Christian Georg Freiherr v​on Werthern, ließ i​n den 1790er Jahren d​en größten Teil d​es Schlosses abtragen, d​och der vorgesehene herrschaftliche Neubau i​n Form e​iner Dreiflügelanlage m​it zwei Rundtürmen w​urde nicht ausgeführt. Man begnügte s​ich mit d​em Bau e​ines großen Gutshauses, welches h​eute noch steht.

Frohndorf gehörte b​is 1815 z​um kursächsischen Amt Eckartsberga. Durch d​ie Beschlüsse d​es Wiener Kongresses k​am der Ort z​u Preußen u​nd wurde 1816 d​em Landkreis Eckartsberga i​m Regierungsbezirk Merseburg d​er Provinz Sachsen zugeteilt, z​u dem e​r bis 1944 gehörte.[3] Nach d​em Zweiten Weltkrieg wurden i​m Zuge d​er Bodenreform i​n der SBZ d​er Grund u​nd Boden u​nd die Gutsgebäude s​amt Inventar entschädigungslos enteignet.[4]

1855 w​urde auf d​em Sperberhügel e​in neolithisches Kollektivgrab abgetragen. Die m​it Steinplatten ausgelegte Anlage w​ar mit menschlichen Skelettresten, Zahnschmuck u​nd weiterem Fundmaterial versehen. Nachbestattungen weisen a​uf die Bedeutung dieser Stätte hin.[5]

Sehenswürdigkeiten

Einwohnerzahlen

Entwicklung d​er Einwohnerzahl:

  • 1910 – 472
  • 2006 – 484
  • 2010 – 457

Persönlichkeiten

Literatur

  • Frank Boblenz: Der Freuden Oberpriesterin – Cäcilie von Werthern (1773–1831), Karl August von Böttiger (1760–1835) und Frohndorf. In: Sömmerdaer Heimatheft. H. 14, 2002, ZDB-ID 1158652-7, S. 60–92.

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Kahl: Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer. Ein Handbuch. 5., verbesserte und wesentlich erweiterte Auflage. Rockstuhl, Bad Langensalza 2010, ISBN 978-3-86777-202-0, S. 24.
  2. Jörg Brückner: Zwischen Reichsstandschaft und Standesherrschaft. Die Grafen zu Stolberg und ihr Verhältnis zu den Landgrafen von Thüringen und späteren Herzögen, Kurfürsten bzw. Königen von Sachsen (1210 bis 1815) (= Veröffentlichungen des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt e.V. zur Landes-, Regional- und Heimatgeschichte. Band 2). Stekovics, Dößel 2005, ISBN 3-89923-119-8 (Zugleich: Chemnitz, Technische Universität, Dissertation, 2003).
  3. Orte des preußischen Landkreises Eckartsberga im Gemeindeverzeichnis 1900
  4. Frank Boblenz: Vom „Hof“ zum Schloss – zur Geschichte von Schloss Frohndorf. In: Heiko Laß (Hrsg.): Von der Burg zum Schloss. Landesherrlicher und adeliger Profanbau in Thüringen im 15. und 16. Jahrhundert (= Palmbaum-Texte. 10). quartus-Verlag, Bucha bei Jena 2001, ISBN 3-931505-80-4, S. 193–214.
  5. Michael Köhler: Heidnische Heiligtümer. Vorchristliche Kultstätten und Kultverdachtsplätze in Thüringen. Jenzig-Verlag Köhler, Jena 2007, ISBN 978-3-910141-85-8, S. 335.
Commons: Frohndorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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