Progesteron
Das C21-Steroidhormon Progesteron ist der wichtigste Vertreter der Gestagene (Gelbkörperhormone). Die Verbindung gehört zur Gruppe der Sexualhormone. Es handelt sich um die Basisstruktur der Progestine, der synthetischen Gestagen-Analoga.
Strukturformel | ||||||||||||||||||||||
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Allgemeines | ||||||||||||||||||||||
Freiname | Progesteron | |||||||||||||||||||||
Andere Namen |
Pregn-4-en-3,20-dion | |||||||||||||||||||||
Summenformel | C21H30O2 | |||||||||||||||||||||
Kurzbeschreibung |
farblose Kristalle[1] | |||||||||||||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | ||||||||||||||||||||||
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Arzneistoffangaben | ||||||||||||||||||||||
ATC-Code |
G03DA04 | |||||||||||||||||||||
Wirkstoffklasse | ||||||||||||||||||||||
Eigenschaften | ||||||||||||||||||||||
Molare Masse | 314,47 g·mol−1 | |||||||||||||||||||||
Aggregatzustand |
fest | |||||||||||||||||||||
Schmelzpunkt | ||||||||||||||||||||||
Löslichkeit | ||||||||||||||||||||||
Sicherheitshinweise | ||||||||||||||||||||||
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Toxikologische Daten | ||||||||||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Bei Frauen wird Progesteron hauptsächlich vom Corpus luteum (Gelbkörper) in der zweiten Phase des Menstruationszyklus und in wesentlich höheren Mengen während der Schwangerschaft von der Plazenta gebildet. Bei Männern bilden die Leydig-Zwischenzellen in den Hoden den Hauptanteil. Geringe Progesteronmengen werden bei Frauen und Männern auch von der Nebennierenrinde synthetisiert. Im menschlichen Organismus wird Progesteron aus Cholesterin synthetisiert.
Progesteron regt das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut an und bereitet diese auf die Einbettung einer befruchteten Eizelle vor. Kommt es zu einer Befruchtung der Eizelle, verhindert Progesteron eine weitere Follikelreifung; kommt es hingegen zu keiner Empfängnis, vermindert sich die Progesteronproduktion wieder und die Gebärmutterschleimhaut wird abgestoßen und ausgeschieden.
Entdeckung
Progesteron wurde unabhängig von vier Arbeitsgruppen entdeckt.[5][6][7][8]
Willard Myron Allen entdeckte Progesteron zusammen mit seinem Anatomieprofessor George Washington Corner an der University of Rochester Medical School im Jahr 1933 und bestimmte als erster Schmelzpunkt, Molekülmasse und Partialstruktur. Er gab der Verbindung den Namen Progesteron, abgeleitet von Progestational Steroidal Keton.[9] Corner und Allen entwickelten 1928 am Kaninchenendometrium einen Test zur Bestimmung der Progesteron-Aktivität.[10]
Eigenschaften
Progesteron ist ein kristalliner Feststoff. Die Verbindung tritt in drei polymorphen Kristallformen auf, die sich anhand ihres Schmelzpunktes unterscheiden lassen. Die thermodynamisch stabile Form I (α-Form) schmilzt bei 129 °C (ΔfH = 26,17 kJ/mol). Die beiden anderen Formen – Form II oder β-Form (Smp. 122 °C, ΔfH = 21,42 kJ/mol) und Form III (Smp. 104 °C, ΔfH = 16,13 kJ/mol) – sind metastabil und stehen monotrop zur Form I.[11]
Physiologie
Progesteron wird vor allem im Corpus luteum von den Granulosazellen und in der Plazenta synthetisiert und ausgeschüttet, in geringeren Mengen auch von anderen Geweben. Die Synthese geht vom Pregnenolon aus und benötigt das Enzym 3β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase.
Die Ausschüttung des Hormons wird durch LH stimuliert. Die Freisetzung bewirkt die Dezidualisierung, eine für die Nidation benötigte Modifikation des proliferierten Endometriums, besonders deren Lamina functionalis, die dadurch drüsenreich und stark durchblutet wird (dann als Dezidua bezeichnet) sowie eine Anpassung der Uterusmuskulatur an den wachsenden Embryo.
In manchen steroidproduzierenden Zellen der Gonaden fungiert das Progesteron als Ausgangsstoff für die Synthese von Androgenen und Estrogenen.
Progesteron wird zu Pregnandiol metabolisiert und nach Glucuronidierung über den Urin ausgeschieden.
Pathophysiologie
Erhöhte Progesteronwerte ergeben sich neben der Schwangerschaft vor allem bei Eierstocktumoren und beim adrenogenitalen Syndrom (AGS). Bei Zyklusstörungen und beim sogenannten Hypogonadismus, einer Unterentwicklung der Eierstöcke, ist die Progesteronkonzentration verringert.
Verwendung
Progesteron wird zur Therapie der Endometriose verwendet.
Herstellung
Progesteron wird technisch in großen Mengen durch oxidativen Abbau von Stigmasterol (im Sojabohnenöl enthalten), Solanum-Alkaloiden oder aus dem Sapogenin Diosgenin gewonnen, das aus plantagenmäßig angebauten Yamswurzelgewächsen (Dioscoreaceae) isoliert wird.[1]
Handelsnamen
Siehe auch
Literatur
- Lois Jovanovic, Genell J. Subak-Sharpe: Hormone. Das medizinische Handbuch für Frauen. (Originalausgabe: Hormones. The Woman’s Answerbook. Atheneum, New York 1987) Aus dem Amerikanischen von Margaret Auer, Kabel, Hamburg 1989, ISBN 3-8225-0100-X, S. 34, 88–92, 148 f., 204 ff., 384 und öfter.
Einzelnachweise
- Eintrag zu Progesteron. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 9. Dezember 2014.
- The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage, 2006, S. 1337, ISBN 978-0-911910-00-1.
- Datenblatt Progesterone ≥ 99 % bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 10. November 2021 (PDF).
- Eintrag zu Progesterone in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM)
- Butenandt A, Westphal U: Zur Isolierung und Charakterisierung des Corpusluteum-Hormons. In: Berichte Deutsche chemische Gesellschaft. 67, 1934, S. 1440–1442. doi:10.1002/cber.19340670831.
- Hartmann M, Wettstein A: Ein krystallisiertes Hormon aus Corpus luteum. In: Helvetica Chimica Acta. 17, 1934, S. 878–882. doi:10.1002/hlca.193401701111.
- Slotta KH, Ruschig H, Fels E: Reindarstellung der Hormone aus dem Corpusluteum. In: Berichte Deutsche chemische Gesellschaft. 67, 1934, S. 1270–1273. doi:10.1002/cber.19340670729.
- Allen WM: The isolation of crystalline progestin. In: Science. 82, Nr. 2118, 1935, S. 89–93. doi:10.1126/science.82.2118.89. PMID 17747122.
- Allen WM: Progesterone: how did the name originate?. In: South. Med. J.. 63, Nr. 10, 1970, S. 1151–5. PMID 4922128.
- Hans Heinz Simmer und Jochen Süss: Der Corner-Allen-Test. Die Entwicklung eines spezifischen semiquantitativen biologischen Nachweisvrfahrens für das Gelbkörperhormon (Progesteron). In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 17, 1998, S. 291–313, insbesondere S. 304–308.
- B. Legendre, Y. Feutelais, G. Defossemont: "Importance of heat capacity determination in homogeneous nucleation: application to progesterone", in: Thermochim. Acta, 2003, 400, S. 213–219; doi:10.1016/S0040-6031(02)00492-6.
Dieser Text basiert ganz oder teilweise auf dem Eintrag Progesteron im Flexikon, einem Wiki der Firma DocCheck. Die Übernahme erfolgte am 10. Juli 2004 unter der damals gültigen GNU-Lizenz für freie Dokumentation. |