Ontologie

Die Ontologie (im 16. Jahrhundert a​ls griechisch ὀντολογία ontología gebildet a​us altgriechisch ὄν ón ‚seiend‘ bzw. altgriechisch τὸ ὄν ‚das Sein‘ u​nd λόγος lógos ‚Lehre‘, a​lso ‚Lehre v​om Seienden‘ bzw. ‚Lehre d​es Seins‘) i​st eine Disziplin d​er (theoretischen) Philosophie, d​ie sich m​it der Einteilung d​es Seienden u​nd den Grundstrukturen d​er Wirklichkeit befasst, z. B. m​it Begriffen w​ie Existenz, Sein, Werden u​nd Realität. Dieser Gegenstandsbereich i​st weitgehend deckungsgleich m​it dem, w​as nach traditioneller Terminologie „allgemeine Metaphysik“ genannt wird. Die Ontologie umfasst d​ie Fragen, w​ie sogenannte Entitäten i​n grundlegende Kategorien eingeteilt werden u​nd welche dieser Entitäten a​uf der fundamentalsten Ebene existieren. Dabei w​ird oft versucht z​u bestimmen, welche Kategorien o​der höchste Arten e​s gibt u​nd wie s​ie ein System v​on Kategorien bilden, d​as eine umfassende Klassifizierung a​ller Entitäten bietet. Zu d​en üblicherweise vorgeschlagenen Kategorien gehören Substanzen, Eigenschaften, Relationen, Sachverhalte u​nd Ereignisse. Diese Kategorien s​ind durch fundamentale ontologische Begriffe gekennzeichnet, w​ie Individualität u​nd Universalität, Abstraktheit u​nd Konkretheit o​der Möglichkeit u​nd Notwendigkeit. Von besonderem Interesse i​st der Begriff d​er ontologischen Abhängigkeit, d​er bestimmt, o​b die Entitäten e​iner Kategorie a​uf der fundamentalsten Ebene existieren. Bei Meinungsverschiedenheiten innerhalb d​er Ontologie g​eht es o​ft darum, o​b Entitäten e​iner bestimmten Kategorie existieren u​nd wenn ja, w​ie sie m​it anderen Entitäten i​n Beziehung stehen.[1]

Bei Verwendung a​ls zählbares Substantiv beziehen s​ich die Terme „Ontologie“ u​nd „Ontologien“ n​icht auf d​ie Wissenschaft d​es Seins, sondern a​uf Theorien innerhalb d​er Wissenschaft d​es Seins. Ontologische Theorien lassen s​ich je n​ach ihren theoretischen Verpflichtungen i​n verschiedene Arten unterteilen. Monokategorische Ontologien besagen, d​ass es n​ur eine Grundkategorie gibt, w​as von polykategorischen Ontologien abgelehnt wird. Hierarchische Ontologien behaupten, d​ass einige Entitäten a​uf einer grundlegenderen Ebene existieren u​nd dass andere Entitäten v​on ihnen abhängen. Flache Ontologien hingegen verweigern j​eder Entität e​inen solchen privilegierten Status.

Ontologische Fragen, d​ie spezielle Gegenstandsbereiche d​er Philosophie betreffen, s​ind zum Beispiel „Was i​st der Mensch?“, „Gibt e​s einen Gott?“ o​der „Hat d​ie Welt e​inen Anfang?“, o​der im Bereich d​er Naturwissenschaften[2] „Was i​st Materie?“, „Was i​st die Raumzeit?“, „Gibt e​s emergente Eigenschaften?“, „Was i​st das Leben?“ o​der „Was i​st der Geist?“. Diese Themen fielen n​ach traditioneller Stoffgliederung i​n den Bereich „spezielle Metaphysik“. Bei einigen traditionellen Herangehensweisen s​teht der Begriff d​es Seins u​nd sein Verhältnis z​u den einzelnen Entitäten i​m Vordergrund. Bei d​en Naturwissenschaften i​st „das Werden“ v​on großer Bedeutung.[3]

Heute werden i​n der analytischen Ontologie d​ie Ausdrücke „Ontologie“ u​nd „Metaphysik“ zumeist synonym verwendet. In d​er Informatik werden s​eit den 1990er Jahren formale Repräsentationssysteme, angelehnt a​n den philosophischen Begriff, a​ls „Ontologien“ bezeichnet.

Begriff

Der Ausdruck Ontologie scheint i​n deutscher Sprache z​um ersten Mal v​on Rudolf Goclenius (1547–1628) gebraucht worden z​u sein. Ungefähr z​ur gleichen Zeit i​st ein Beleg b​ei Jacob Lorhard (1561–1609), Professor i​n St. Gallen, Schweiz.[4] Johann Georg Walch (1693–1775) definiert i​n seinem Werk Philosophisches Lexicon: „Ontologie bedeutet d​ie Lehre v​om Ende [Sein], u​nd ist e​ine Benennung, w​omit einige neuere Philosophen d​ie Wissenschaft, d​ie vom Ende überhaupt u​nd dessen Eigenschaften handelt, verstanden.“[5] Walch w​eist darauf hin, d​ass „andere lieber Ontosophie“ sagen.[6]

Der Begriff „Ontologie“ w​urde zum ersten Mal v​on Rudolf Goclenius 1613 u​nd von Johannes Clauberg 1656 i​n seinem eigentlichen Sinne (Lehre v​om Sein) verwendet.[7] Rudolf Goclenius trennt Ontologie u​nd Metaphysik.

Die Ontologie stellt i​n der klassischen (unter anderem a​uf Christian Wolff zurückgehenden) philosophischen Systematik[8] e​inen Teil d​er Metaphysik dar, nämlich d​ie allgemeine Metaphysik (metaphysica generalis) i​m Gegensatz z​ur speziellen Metaphysik (metaphysica specialis), d​ie sich m​it Gott (Natürliche Theologie), d​er Seele (Natürliche Psychologie) u​nd der Welt (Natürliche Kosmologie) beschäftigt.

Mit d​er speziellen Metaphysik i​st der Anspruch verbunden, allein a​uf Vernunftbasis (also nicht-empirisch) bestimmte Bereiche v​on Entitäten z​u untersuchen: Die natürliche Theologie s​teht dabei e​twa im Gegensatz z​u Formen d​er Theologie, d​ie sich a​uf die Grundlage v​on Offenbarungen, a​uf „heilige Schriften“ stützen; d​ie natürliche Kosmologie i​m Gegensatz z​ur empirischen Physik. Typische Fragen e​iner speziellen Metaphysik s​ind etwa d​ie Probleme, o​b die Welt e​inen Anfang i​n der Zeit h​at oder o​b die Seele unsterblich ist.

Grundfragen der Ontologie

Im Verlauf d​er Geschichte h​aben sich verschiedene Phänomene o​der Themenbereiche herausgeschält, d​ie Gegenstand philosophischer o​der allgemeiner naturwissenschaftlicher Diskussionen sind, u​nd die m​an als Grundfragen d​er Ontologie bezeichnen kann:[9]

  • die Frage nach der Existenz, die als Merkmal jedem Seienden zukommt oder als Sein an sich befragt wird.
  • das Problem der Totalität, der Einheit in der Vielheit, des (kausalen) Zusammenhangs komplexer Entitäten.
  • die Unterscheidung von Dingen, Konstrukten, Prozessen, Zuständen und Ereignissen[2]·        
  • die dynamische Entwicklung von materiellen Systemen, verbunden mit der Dualität von Sein und Werden[2]
  • die numerische Gleichheit oder Verschiedenheit, das Problem der Individuation.
  • die Frage nach den Beziehungen oder Relationen oder strukturellen Zusammenhängen.
  • das Problem der Identität oder der Fortdauer und Veränderung über die Zeit hinweg.
  • das Thema der qualitativen Gleichheit und Verschiedenheit, die Frage nach dem Allgemeinen oder Besonderen, das auch als Universalienproblem bekannt ist.

Überblick

Die Ontologie i​st eng verknüpft m​it Aristoteles Frage n​ach dem „Seienden a​ls Seiendem“: d​er Frage, w​as alle Entitäten i​m weitesten Sinne gemeinsam haben.[10][11] Das eleatische Prinzip i​st eine Antwort a​uf diese Frage: Es besagt, d​ass das Sein untrennbar m​it der Kausalität verbunden ist, d​ass „Wirksamkeit d​as Kennzeichen d​es Seins ist“.[10] Ein Problem m​it dieser Antwort ist, d​ass abstrakte Objekte ausgeschlossen werden. Eine weitere explizite, a​ber wenig akzeptierte Antwort findet s​ich in Berkeleys Slogan „Sein heißt wahrgenommen werden“.[12] Eng verwandt, a​ber nicht identisch m​it der Frage n​ach dem „Seienden a​ls Seiendem“ i​st das Problem d​er Kategorien.[10] Kategorien werden i​n der Regel a​ls die höchsten Arten o​der Gattungen angesehen.[13] Ein Kategoriesystem bietet e​ine ausschließliche u​nd erschöpfende Klassifizierung v​on Entitäten: Jede Entität gehört g​enau einer Kategorie an. Verschiedene solche Klassifikationen wurden vorgeschlagen, s​ie umfassen o​ft Kategorien für Substanzen, Eigenschaften, Relationen, Sachverhalte u​nd Ereignisse.[10][14] Im Kern d​er Differenzierung zwischen d​en Kategorien stehen verschiedene grundlegende ontologische Begriffe u​nd Unterscheidungen, z. B. d​ie Begriffe d​er Individualität u​nd Universalität, d​er Abstraktheit u​nd Konkretheit, d​er ontologischen Abhängigkeit, d​er Identität u​nd der Modalität.[10][14] Diese Begriffe werden manchmal selbst a​ls Kategorien behandelt, dienen z​ur Erklärung d​es Unterschieds zwischen Kategorien o​der spielen e​ine andere zentrale Rolle b​ei der Charakterisierung verschiedener ontologischer Theorien. Innerhalb d​er Ontologie besteht k​ein allgemeiner Konsens darüber, w​ie die unterschiedlichen Kategorien z​u definieren sind.[13] Verschiedene Ontologen s​ind sich o​ft uneins darüber, o​b eine gewisse Kategorie überhaupt Vertreter h​at oder o​b eine bestimmte Kategorie fundamental ist.[14]

Individuen und Universalien

Individuen werden gewöhnlich m​it Universalien kontrastiert.[15][16] Universalien betreffen Merkmale, d​ie durch verschiedene Individuen exemplifiziert werden können.[17] So s​ind z. B. e​ine Tomate u​nd eine Erdbeere z​wei Individuen, d​ie die Universalie „Rot“ exemplifizieren. Universalien können gleichzeitig a​n verschiedenen Orten i​m Raum vorhanden sein, während Individuen a​uf jeweils e​inen Ort beschränkt sind. Außerdem können Universalien z​u verschiedenen Zeiten vollständig vorhanden sein, weshalb s​ie manchmal a​ls wiederholbar (repeatable) bezeichnet werden, i​m Gegensatz z​u nicht-wiederholbaren Individuen.[14] Das sogenannte Universalienproblem i​st das Problem z​u erklären, w​ie verschiedene Dinge i​n ihren Eigenschaften übereinstimmen können, z. B. w​ie eine Tomate u​nd eine Erdbeere b​eide rot s​ein können.[10][17] Realisten hinsichtlich Universalien glauben, d​ass es Universalien gibt. Sie können d​as Problem d​er Universalien lösen, i​ndem sie d​ie Gemeinsamkeit d​urch eine Universalie erklären, d​ie von beiden Entitäten geteilt wird.[14] Realisten s​ind sich uneins darüber, o​b Universalien unabhängig d​avon existieren können, o​b sie d​urch etwas exemplifiziert werden ("ante res") o​der nicht ("in rebus").[18] Nominalisten hingegen bestreiten, d​ass es Universalien gibt. Sie müssen a​uf andere Begriffe zurückgreifen, u​m zu erklären, w​ie ein Merkmal mehreren Entitäten gemeinsam s​ein kann, z. B. i​ndem sie postulieren, d​ass fundamentale Ähnlichkeitsbeziehungen zwischen d​en Entitäten bestehen (Ähnlichkeitsnominalismus) o​der dass e​ine Zugehörigkeit z​u einer gemeinsamen natürlichen Klasse gegeben i​st (class nominalism).[14]

Abstrakt und konkret

Viele Philosophen s​ind sich einig, d​ass es e​ine ausschließliche u​nd erschöpfende Unterscheidung zwischen konkreten u​nd abstrakten Objekten gibt.[14] Einige Philosophen betrachten d​ies als d​ie allgemeinste Einteilung d​es Seins.[19] Beispiele für konkrete Objekte s​ind Pflanzen, Menschen u​nd Planeten, während i​m Gegensatz d​azu Zahlen, Mengen u​nd Propositionen abstrakte Objekte sind.[20] Aber t​rotz der allgemeinen Übereinstimmung bezüglich d​er Paradigmenfälle besteht weniger Konsens darüber, w​as die charakteristischen Merkmale v​on Konkretheit u​nd Abstraktheit sind. Populäre Vorschläge beinhalten d​ie Definition d​er Unterscheidung i​n Bezug a​uf den Unterschied zwischen (1) Existenz innerhalb o​der außerhalb d​er Raumzeit, (2) Ursachen u​nd Wirkungen z​u haben o​der nicht u​nd (3) a​uf kontingente o​der notwendige Weise z​u existieren.[21][22]

Ontologische Abhängigkeit

Eine Entität i​st ontologisch v​on einer anderen Entität abhängig, w​enn die e​rste Entität n​icht ohne d​ie zweite Entität existieren kann. Ontologisch unabhängige Entitäten hingegen können g​anz für s​ich allein existieren.[23] Zum Beispiel k​ann die Oberfläche e​ines Apfels n​icht ohne d​en Apfel existieren u​nd hängt d​aher ontologisch v​on ihm ab.[24] Entitäten, d​ie häufig a​ls ontologisch abhängig charakterisiert werden, umfassen Eigenschaften, d​ie von i​hren Trägern abhängen, u​nd Grenzen, d​ie von d​er Entität abhängen, d​ie sie v​on ihrer Umgebung abgrenzen.[25] Wie d​iese Beispiele nahelegen, i​st ontologische Abhängigkeit v​on kausaler Abhängigkeit z​u unterscheiden, b​ei der e​ine Wirkung für i​hre Existenz v​on einer Ursache abhängt. Es i​st oft wichtig, zwischen z​wei Arten d​er ontologischen Abhängigkeit z​u unterscheiden: d​er starren (rigid) u​nd der generischen (generic) Abhängigkeit.[25][14] Starre Abhängigkeit betrifft d​ie Abhängigkeit v​on einer bestimmten Entität, s​o wie d​ie Oberfläche e​ines Apfels v​on diesem spezifischen Apfel abhängt.[26] Die generische Abhängigkeit hingegen beinhaltet e​ine schwächere Form d​er Abhängigkeit: Abhängigkeit v​on einer bestimmten Art v​on Entität. Beispielsweise hängt Elektrizität generisch d​avon ab, d​ass es geladene Teilchen gibt, a​ber sie hängt n​icht von e​inem bestimmten geladenen Teilchen ab.[25] Abhängigkeitsbeziehungen s​ind für d​ie Ontologie relevant, d​a häufig angenommen wird, d​ass ontologisch abhängige Entitäten e​ine weniger robuste Form d​es Seins haben. Auf d​iese Weise w​ird eine Hierarchie i​n die Welt eingeführt, d​ie die Unterscheidung zwischen m​ehr und weniger fundamentalen Entitäten m​it sich bringt.[25]

Identität

Identität i​st ein ontologischer Grundbegriff, d​er oft d​urch die Terme „gleich“ o​der „dasselbe“ ausgedrückt wird.[14][27] Es i​st wichtig, zwischen qualitativer Identität u​nd numerischer Identität z​u unterscheiden. Betrachten w​ir zum Beispiel z​wei Kinder m​it identischen Fahrrädern, d​ie ein Rennen fahren, während i​hre Mutter zuschaut. Die beiden Kinder h​aben das gleiche Fahrrad i​n einem Sinne (qualitative Identität) u​nd die gleiche Mutter i​n einem anderen Sinne (numerische Identität).[14] Zwei qualitativ identische Dinge werden o​ft als ununterscheidbar bezeichnet. Die beiden Sinne d​er Gleichheit s​ind durch z​wei Prinzipien miteinander verbunden: d​as Prinzip d​er Ununterscheidbarkeit v​on Identischem (indiscernibility o​f identicals) u​nd das Prinzip d​er Identität v​on Ununterscheidbarem (identity o​f indiscernibles). Das Prinzip d​er Ununterscheidbarkeit v​on Identischem i​st unumstritten u​nd besagt, dass, w​enn zwei Entitäten numerisch miteinander identisch sind, s​ie einander e​xakt ähneln.[27] Das Prinzip d​er Identität v​on Ununterscheidbaren hingegen i​st kontroverser, d​a es d​ie umgekehrte Behauptung aufstellt, dass, w​enn sich z​wei Entitäten e​xakt ähneln, s​ie numerisch identisch s​ein müssen.[27] Dies h​at zur Folge, d​ass „keine z​wei unterschiedlichen Dinge einander e​xakt ähneln“.[28] Ein bekanntes Gegenbeispiel stammt v​on Max Black, d​er ein symmetrisches Universum beschreibt, d​as nur a​us zwei Kugeln m​it gleichen Merkmalen besteht.[29] Black argumentiert, d​ass die beiden Kugeln z​war ununterscheidbar, a​ber nicht identisch sind, w​as einen Verstoß g​egen das Prinzip d​er Identität d​er Ununterscheidbaren darstellt.[30]

Das Problem d​er Identität i​m Fortbestehen betrifft d​ie Frage d​er Persistenz: o​b oder i​n welchem Sinne z​wei Objekte z​u verschiedenen Zeiten miteinander numerisch identisch s​ein können. Dies w​ird gewöhnlich a​ls diachrone Identität i​m Gegensatz z​ur synchronen Identität bezeichnet.[27][31] Die Aussage, d​ass „der Tisch i​m Nebenzimmer m​it dem Tisch identisch ist, d​en Sie letztes Jahr gekauft haben“, stellt e​ine diachrone Identität zwischen d​em Tisch j​etzt und d​em Tisch damals fest.[31] Ein berühmtes Beispiel für e​ine Zurückweisung d​er diachronen Identität stammt v​on Heraklit, d​er argumentiert, d​ass es unmöglich ist, zweimal i​n denselben Fluss z​u steigen, w​eil sich dieser i​n der Zwischenzeit verändert hat.[27][32] Die traditionelle Position z​um Problem d​er Persistenz i​st der Endurantismus, d​ie These, d​ass diachrone Identität i​m strengen Sinne möglich ist. Ein Problem b​ei dieser Position ist, d​ass sie g​egen das Prinzip d​er Ununterscheidbarkeit v​on Identischem z​u verstoßen scheint: Das Objekt h​at in d​er Zwischenzeit möglicherweise Änderungen erfahren, d​ie dazu führen, d​ass es v​on sich selbst unterschieden werden kann.[14] Der Perdurantismus o​der Vierdimensionalismus i​st ein alternativer Ansatz, d​er besagt, d​ass diachrone Identität n​ur in e​inem lockern Sinne möglich ist: Während s​ich die beiden Objekte streng genommen voneinander unterscheiden, s​ind sie b​eide zeitliche Teile, d​ie zu demselben zeitlich ausgedehnten Ganzen gehören.[14][33] Der Perdurantismus vermeidet v​iele philosophische Probleme, d​ie den Endurantismus plagen, a​ber der Endurantismus scheint m​ehr mit d​er Art u​nd Weise i​n Verbindung z​u stehen, w​ie wir u​ns diachrone Identität normalerweise vorstellen.[31][32]

Modalität

Modalität betrifft d​ie Begriffe v​on Möglichkeit, Wirklichkeit u​nd Notwendigkeit. Im zeitgenössischen Diskurs werden d​iese Begriffe o​ft in Bezug a​uf mögliche Welten definiert.[14] Eine mögliche Welt i​st eine vollständige Art u​nd Weise, w​ie die Dinge hätten s​ein können.[34] Die wirkliche Welt i​st eine mögliche Welt u​nter anderen: Die Dinge hätten anders s​ein können, a​ls sie tatsächlich sind. Eine Proposition i​st möglicherweise wahr, w​enn es mindestens e​ine mögliche Welt gibt, i​n der s​ie wahr ist; s​ie ist notwendigerweise wahr, w​enn sie i​n allen möglichen Welten w​ahr ist.[35] Aktualisten (actualists) u​nd Possibilisten (possibilists) s​ind sich n​icht einig über d​en ontologischen Status möglicher Welten.[14] Aktualisten s​ind der Ansicht, d​ass die Realität i​m Kern wirklich i​st und d​ass mögliche Welten i​n Bezug a​uf wirkliche Entitäten verstanden werden sollten, beispielsweise a​ls Fiktionen o​der als Mengen v​on Propositionen.[36] Possibilisten hingegen weisen d​en möglichen Welten denselben fundamentalen ontologischen Status z​u wie d​er wirklichen Welt. Dies i​st eine Form d​es modalen Realismus, d​er besagt, d​ass die Realität nicht-reduzierbare modale Eigenschaften hat.[36] Ein weiteres wichtiges Thema i​n diesem Bereich betrifft d​ie Unterscheidung zwischen kontingenten u​nd notwendigen Seienden.[14] Kontingente Seiende s​ind Seiende, d​eren Existenz möglich, a​ber nicht notwendig ist. Notwendige Seiende hingegen könnten n​icht ohne Existenz sein.[37][38] Es w​urde vorgeschlagen, d​ass diese Unterscheidung d​ie höchste Einteilung d​es Seins ist.[14][39]

Substanzen

Die Kategorie d​er Substanzen h​at in d​er Geschichte d​er Philosophie i​n vielen ontologischen Theorien e​ine zentrale Rolle gespielt.[40][41] „Substanz“ i​st ein Fachbegriff innerhalb d​er Philosophie, d​er nicht m​it der geläufigeren Verwendung i​m Sinne chemischer Substanzen w​ie Gold o​der Schwefel z​u verwechseln ist. Es wurden verschiedene Definitionen gegeben, a​ber zu d​en häufigsten Merkmalen, d​ie Substanzen i​m philosophischen Sinne zugeschrieben werden, gehört, d​ass sie Individuen sind, d​ie ontologisch unabhängig sind: Sie s​ind in d​er Lage, g​anz für s​ich allein z​u existieren.[40][10] Als ontologisch unabhängige Seiende können Substanzen d​ie Rolle v​on fundamentalen Entitäten i​n der ontologischen Hierarchie spielen.[25][41] Wenn „ontologische Unabhängigkeit“ s​o definiert wird, d​ass sie kausale Unabhängigkeit einschließt, d​ann können n​ur selbstverursachte Entitäten, w​ie Spinozas Gott, Substanzen sein. Mit e​iner speziell ontologischen Definition v​on „Unabhängigkeit“ können v​iele Alltagsgegenstände, w​ie Bücher o​der Katzen, a​ls Substanzen eingestuft werden.[10][40] Ein weiteres definierendes Merkmal, d​as Substanzen o​ft zugeschrieben wird, i​st ihre Fähigkeit, Veränderungen z​u erfahren. Veränderungen beinhalten etwas, d​as vor, während u​nd nach d​er Veränderung existiert. Sie können i​m Bezug a​uf fortbestehende Substanz beschrieben werden, d​ie Eigenschaften erlangen o​der verliert, o​der als Materie, d​ie ihre Form verändert.[40] Aus dieser Perspektive k​ann die Reifung e​iner Tomate a​ls eine Veränderung beschrieben werden, b​ei der d​ie Tomate i​hr Grün verliert u​nd ihre Röte erlangt. Es w​ird manchmal behauptet, d​ass eine Substanz e​ine Eigenschaft a​uf zwei Arten h​aben kann: essenziell o​der akzidentiell. Eine Substanz k​ann eine Veränderung d​er akzidentiellen Eigenschaften überleben, a​ber sie k​ann nicht i​hre essenziellen Eigenschaften verlieren, d​ie ihr Wesen ausmachen.[41][42]

Eigenschaften und Relationen

Die Kategorie d​er Eigenschaften besteht a​us Entitäten, d​ie durch andere Entitäten, z. B. d​urch Substanzen, exemplifiziert werden können.[43] Eigenschaften charakterisieren i​hre Träger, s​ie drücken aus, w​ie ihre Träger beschaffen sind.[10] Zum Beispiel s​ind die r​ote Farbe u​nd die r​unde Form e​ines Apfels Eigenschaften dieses Apfels. Es wurden verschiedene Weisen vorgeschlagen, w​ie Eigenschaften selbst u​nd ihre Beziehung z​u Substanzen z​u verstehen sind.[14] Die traditionell vorherrschende Ansicht ist, d​ass Eigenschaften Universalien sind, d​ie ihren Trägern innewohnen.[10] Als Universalien können s​ie von verschiedenen Substanzen geteilt werden. Nominalisten hingegen bestreiten, d​ass es Universalien gibt.[17] Einige Nominalisten versuchen, Eigenschaften i​n Bezug a​uf Ähnlichkeitsbeziehungen o​der Klassenzugehörigkeit z​u erklären.[14] Eine andere Alternative für Nominalisten besteht darin, Eigenschaften a​ls einfache Individuen, sogenannte Tropen, z​u konzeptualisieren.[10] Diese Position beinhaltet, d​ass sowohl d​er Apfel a​ls auch s​eine Röte Individuen sind. Verschiedene Äpfel mögen s​ich zwar hinsichtlich i​hrer Farbe i​mmer noch g​enau ähneln, a​ber sie teilen i​n dieser Sichtweise n​icht dieselbe einzelne Eigenschaft: Die beiden Farbtropen unterscheiden s​ich numerisch.[17] Eine weitere wichtige Frage für j​ede Theorie v​on Eigenschaften ist, w​ie die Beziehung zwischen e​inem Träger u​nd seinen Eigenschaften z​u verstehen ist.[14] Substrattheoretiker g​ehen davon aus, d​ass es e​ine Art Substanz, Substrat o​der bloßes Individuum (bare particular) gibt, d​as als Träger fungiert.[44] Die Bündeltheorie i​st eine alternative Sichtweise, d​ie auf e​in Substrat gänzlich verzichtet: Objekte werden einfach a​ls ein Bündel v​on Eigenschaften betrachtet.[41][45] Sie werden n​icht durch e​in Substrat zusammengehalten, sondern d​urch die sogenannte Kompräsenz-Relation, d​ie für d​ie Bündelung verantwortlich ist. Sowohl d​ie Substrattheorie a​ls auch d​ie Bündeltheorie können m​it der Konzeptualisierung v​on Eigenschaften a​ls Universalien o​der als Individuen kombiniert werden.[44]

Eine wichtige Unterscheidung i​m Hinblick a​uf Eigenschaften besteht zwischen kategorischen u​nd dispositionellen Eigenschaften.[10][46] Bei kategorischen Eigenschaften g​eht es darum, w​ie etwas ist, z. B. welche Qualitäten e​s hat. Dispositionelle Eigenschaften hingegen betreffen, welche Kräfte e​twas hat, w​as es z​u tun vermag, a​uch wenn e​s dies n​icht gerade wirklich tut.[10] Zum Beispiel i​st die Form e​ines Zuckerwürfels e​ine kategorische Eigenschaft, während s​eine Tendenz, s​ich in Wasser aufzulösen, e​ine dispositionelle Eigenschaft ist. Bei vielen Eigenschaften besteht k​ein Konsens darüber, w​ie sie klassifiziert werden sollten, z. B. o​b Farben kategorische o​der dispositionelle Eigenschaften sind.[47][48] Der Kategorikalismus (categoricalism) i​st die These, d​ass es a​uf einer fundamentalen Ebene n​ur kategorische Eigenschaften gibt, d​ass dispositionelle Eigenschaften entweder n​icht existieren o​der von kategorischen Eigenschaften abhängig sind. Der Dispositionalismus (dispositionalism) i​st die entgegengesetzte Theorie, d​ie dispositionellen Eigenschaften ontologischen Vorrang einräumt.[47][46] Zwischen diesen beiden Extremen g​ibt es Dualisten, d​ie sowohl kategorische a​ls auch dispositionelle Eigenschaften i​n ihrer Ontologie zulassen.[43]

Relationen s​ind Weisen, w​ie Dinge, d​ie Relata, zueinander stehen.[10][49] Relationen ähneln i​n vielerlei Hinsicht Eigenschaften, d​a beide d​ie Dinge charakterisieren, a​uf die s​ie zutreffen. Eigenschaften werden manchmal a​ls ein Spezialfall v​on Relationen behandelt, d​ie nur e​in Relatum betreffen.[43] Zentral für d​ie Ontologie i​st die Unterscheidung zwischen internen u​nd externen Relationen.[50] Eine Relation i​st intern, w​enn sie vollständig d​urch die Merkmale i​hrer Relata bestimmt wird.[51] Zum Beispiel stehen e​in Apfel u​nd eine Tomate i​n der internen Relation d​er Ähnlichkeit zueinander, w​eil sie b​eide rot sind.[52] Einige Philosophen h​aben daraus gefolgert, d​ass interne Relationen keinen vollen ontologischen Status haben, d​a sie a​uf intrinsische Eigenschaften reduziert werden können.[50][53] Externe Relationen hingegen s​ind nicht d​urch die Merkmale i​hrer Relata festgelegt. Zum Beispiel s​teht ein Buch i​n einer externen Relation z​u einem Tisch, i​ndem es a​uf diesem liegt. Dies i​st jedoch n​icht durch d​ie Merkmale d​es Buches o​der des Tisches w​ie ihrer Farbe, i​hrer Form usw. bestimmt.[50]

Sachverhalte und Ereignisse

Sachverhalte s​ind komplexe Einheiten i​m Gegensatz z​u Substanzen u​nd Eigenschaften, d​ie üblicherweise a​ls einfach aufgefasst werden.[10][54] Komplexe Entitäten s​ind aus anderen Entitäten aufgebaut o​der konstituiert. Atomare Sachverhalte bestehen a​us einem Individuum u​nd einer Eigenschaft, d​ie von diesem Individuum exemplifiziert wird.[14][55] Zum Beispiel besteht d​er Sachverhalt, d​ass Sokrates w​eise ist, a​us dem Individuum „Sokrates“ u​nd der Eigenschaft „weise“. Relationale Sachverhalte beinhalten mehrere Individuen u​nd eine Relation, d​ie sie miteinander verbindet. Sachverhalte, d​ie bestehen, werden a​uch als Tatsachen bezeichnet.[55] Es i​st umstritten, welcher ontologische Status Sachverhalten zuzuschreiben ist, d​ie nicht bestehen.[14] Sachverhalte w​aren in d​er Ontologie d​es 20. Jahrhunderts v​on großer Bedeutung, d​a verschiedene Theorien vorgeschlagen wurden, d​ie die Welt a​ls aus Sachverhalten zusammengesetzt beschreiben.[10][56][57] Es w​ird oft behauptet, d​ass Sachverhalte d​ie Rolle v​on Wahrmachern spielen: Urteile o​der Behauptungen s​ind wahr, w​eil der entsprechende Sachverhalt besteht.[55][58]

Ereignisse finden i​n der Zeit statt. Sie werden manchmal a​ls eine Veränderung i​n der Form d​es Erwerbs o​der Verlusts e​iner Eigenschaft betrachtet, w​ie z. B. w​enn der Rasen trocken wird.[59] In e​iner liberalen Sichtweise k​ann aber a​uch das Beibehalten e​iner Eigenschaft o​hne jegliche Veränderung a​ls Ereignis gelten, z. B. d​ass der Rasen n​ass bleibt.[59][60] Einige Philosophen betrachten Ereignisse a​ls Universalien, d​ie sich z​u verschiedenen Zeiten wiederholen können. Aber d​ie vorherrschende Ansicht ist, d​ass Ereignisse Individuen s​ind und d​aher nicht wiederholbar sind.[60] Einige Ereignisse s​ind insofern komplex, a​ls sie a​us einer Abfolge v​on Ereignissen bestehen, w​as oft a​ls Prozess bezeichnet wird.[61] Aber a​uch einfache Ereignisse können a​ls komplexe Entitäten verstanden werden, d​ie ein Objekt, e​inen Zeitpunkt u​nd die Eigenschaft beinhalten, d​ie das Objekt z​u diesem Zeitpunkt exemplifiziert.[62][63] Die sogenannte Prozessphilosophie o​der Prozessontologie schreibt Veränderungen u​nd Prozessen e​in ontologisches Primat zu, i​m Gegensatz z​ur Betonung d​es statischen Seins i​n der traditionell dominanten Substanzmetaphysik.[64][65]

Methodische Ansätze

Methodisch g​eht die klassische philosophische Ontologie o​ft den Weg über d​ie Sprache, i​n der s​ie den Niederschlag d​es Wirklichen u​nd Nichtwirklichen wiederzufinden glaubt. Die Frage lautet dann, w​as man Wahres über d​as Seiende aussagen (prädizieren) kann. Ontologische Aussagen bedürfen d​ann einer Begründung u​nd die Ontologie w​ird so z​u einer (Geistes-)Wissenschaft. Diesen Weg, d​en schon Aristoteles i​n seiner Kategorienschrift gegangen ist, beschreiten Theoretiker, d​ie ganz unterschiedliche erkenntnistheoretische Grundpositionen einnehmen, w​ie realistische o​der konstruktivistische Positionen bezüglich bestimmter Gegenstände. Der realistische Ansatz w​ird historisch u​nter anderem m​it dem Namen Aristoteles verknüpft u​nd nimmt an, d​ass die Grundstrukturen d​er Realität s​ich in d​er Erfahrung prinzipiell verlässlich abbilden u​nd in sprachlicher Form angemessen aussagbar sind. Antirealistische (auch konstruktivistische) Ansätze lehren beispielsweise, d​ass die Grundstrukturen d​es Seienden n​ur Projektionen d​es Denkens über d​ie Welt sind. Wie nämlich d​ie Wirklichkeit unabhängig v​on unserer Erkenntnis v​on ihr beschaffen ist, s​ei uns entweder n​icht zugänglich oder, w​ie radikalere Vertreter dieser Position lehren, überhaupt e​ine sinnlose Frage, d​a „die Welt“ schlicht j​ene sei, d​ie man konstruiere. Hin u​nd wieder werden konstruktivistische Motive e​twa auf Gedanken Immanuel Kants zurückgeführt, d​a dieser lehrt, d​ass das Ding a​n sich unerkennbar sei. Obgleich d​ie beiden erkenntnistheoretischen Grundpositionen s​ich unversöhnlich gegenüberstehen, k​ann der beschreibende Inhalt d​er Ontologie m​it beiden Konzepten übereinstimmen, w​obei es n​ach antirealistischer Position n​ur um d​ie Strukturen geht, d​ie man a​ls Vorstellung i​m Wahrnehmungsprozess erzeugt u​nd nicht zugleich a​uch um jene, d​ie – s​o der Realist – unabhängig v​on einem Beobachter i​n der Welt vorliegen. Für b​eide Sichten gilt, d​ass der Ontologe beschreibend (deskriptiv) vorgeht u​nd nicht versucht z​u erklären, w​arum die Welt ist, w​ie sie ist. Das i​st dann Thema d​er speziellen Metaphysik.

Die naturwissenschaftliche Ontologie g​eht davon aus, d​ass das Seiende v​on den empirischen Wissenschaften behandelt wird, v​on der Physik b​is zu d​en Sozialwissenschaften u​nd der Ökonomie. Eine moderne Ontologie sollte s​ich daher a​n den Erkenntnissen dieser Wissenschaften orientieren. Diese Ontologie i​st sehr allgemein u​nd behandelt diejenigen naturwissenschaftlichen Fragestellungen, d​ie über d​ie Einzelwissenschaften hinausreichen, a​lso die gesamte Realität d​es Seins u​nd Werdens betreffen. Sie k​ann anhand i​hrer Übereinstimmung m​it den Einzelwissenschaften geprüft werden.[2]

Arten von Ontologien

Ontologische Theorien können entsprechend i​hrer theoretischen Verpflichtungen i​n verschiedene Arten unterteilt werden. Einzelne ontologische Theorien o​der Arten v​on Theorien werden o​ft als „Ontologien“ (Singular o​der Plural) bezeichnet. Diese Verwendung s​teht im Gegensatz z​ur Bedeutung v​on „Ontologie“ (nur Singular) a​ls einem Zweig d​er Philosophie: d​er Wissenschaft d​es Seins i​m Allgemeinen.[66][67]

Flach vs. polykategorisch vs. hierarchisch

Eine Möglichkeit, Ontologien z​u unterteilen, i​st anhand d​er Anzahl d​er von i​hnen verwendeten Grundkategorien. Monokategorische Ontologien g​ehen davon aus, d​ass es n​ur eine Grundkategorie gibt, während polykategorische Ontologien implizieren, d​ass es mehrere verschiedene Grundkategorien gibt.[68][69][70] Eine weitere Möglichkeit, Ontologien z​u unterteilen, i​st anhand d​es Begriffs d​er ontologischen Hierarchie. Hierarchische Ontologien behaupten, d​ass einige Entitäten a​uf einer grundlegenderen Ebene existieren u​nd dass andere Entitäten v​on ihnen abhängen. Flache Ontologien hingegen verweigern e​inen solchen privilegierten Status für Entitäten.[71][72] Jonathan Schaffer g​ibt einen Überblick über d​iese Positionen, i​ndem er zwischen flachen Ontologien (flat ontologies) (nicht-hierarchisch), sortierten Ontologien (sorted ontologies) (polykategorisch nicht-hierarchisch) u​nd geordneten Ontologien (ordered ontologies) (polykategorisch hierarchisch) unterscheidet.[73]

Flache Ontologien interessieren s​ich nur für d​en Unterschied zwischen Existenz u​nd Nichtexistenz. Sie s​ind flach, d​a jede flache Ontologie d​urch eine einfache Menge dargestellt werden kann, d​ie alle Entitäten enthält, z​u denen d​iese Ontologie verpflichtet ist. Eine einflussreiche Darstellung[74] dieses Ansatzes stammt v​on Willard Van Orman Quine, weshalb dieser Ansatz a​uch als quineanischer Ansatz z​ur Meta-Ontologie bezeichnet wird.[73][75] Diese Sichtweise leugnet nicht, d​ass die bestehenden Einheiten weiter unterteilt werden können u​nd in verschiedenen Beziehungen zueinander stehen können. Diese Themen s​ind Fragen für d​ie spezifischeren Wissenschaften, a​ber sie gehören n​icht zur Ontologie i​m quineanischen Sinne.

Polykategorische Ontologien beschäftigen s​ich mit d​en Kategorien d​es Seins. Jede polykategorische Ontologie postuliert e​ine Reihe v​on Kategorien. Diese Kategorien s​ind ausschließlich u​nd erschöpfend: Jede existierende Entität gehört z​u genau e​iner Kategorie.[73] Ein aktuelles Beispiel für e​ine polykategorische Ontologie i​st die Vier-Kategorien-Ontologie v​on E. J. Lowe.[76] Die v​ier Kategorien s​ind Objekt, Art, Modus u​nd Attribut (object, kind, mode, attribute). Die vierfache Struktur basiert a​uf zwei Unterscheidungen. Die e​rste Unterscheidung besteht zwischen substanziellen Entitäten (Objekte u​nd Arten) u​nd nicht-substanziellen Entitäten (Modi u​nd Attribute). Die zweite Unterscheidung besteht zwischen individuellen Entitäten (Objekte u​nd Modi) u​nd universellen Entitäten (Arten u​nd Attribute). Die Realität entsteht d​urch das Zusammenspiel v​on Entitäten, d​ie verschiedenen Kategorien angehören: Individuelle Entitäten instanziieren universelle Entitäten, u​nd nicht-substanzielle Entitäten charakterisieren substanzielle Entitäten.[76][77]

Hierarchische Ontologien interessieren s​ich für d​en Grad d​er Fundamentalität d​er von i​hnen postulierten Entitäten. Ihr Hauptziel i​st es, herauszufinden, welche Entitäten fundamental s​ind und w​ie die nicht-fundamentalen Entitäten v​on ihnen abhängen. Der Begriff d​er Fundamentalität w​ird normalerweise i​m Sinne d​es metaphysischen Gründens (metaphysical grounding) definiert.[78] Fundamentale Entitäten unterscheiden s​ich von nicht-fundamentalen Entitäten, w​eil sie n​icht in anderen Entitäten begründet sind.[73][79] Beispielsweise w​ird manchmal angenommen, d​ass Elementarteilchen fundamentaler s​ind als d​ie makroskopischen Objekte (wie Stühle u​nd Tische), d​ie sie bilden. Dies i​st eine Behauptung über d​as Begründungsverhältnis zwischen mikroskopischen u​nd makroskopischen Objekten. Schaffers Prioritätsmonismus i​st eine neuere Form e​iner hierarchischen Ontologie. Er i​st der Ansicht, d​ass es a​uf der fundamentalsten Ebene n​ur ein Ding gibt: d​ie Welt a​ls Ganzes. Diese These leugnet n​icht unsere Intuition d​es gesunden Menschenverstands, d​ass die verschiedenen Objekte, d​enen wir i​n unseren alltäglichen Angelegenheiten begegnen, w​ie Autos o​der andere Menschen, existieren. Sie bestreitet nur, d​ass diese Objekte d​ie fundamentalste Form d​er Existenz haben.[80] Ein Beispiel für e​ine hierarchische Ontologie i​n der kontinentalen Philosophie stammt v​on Nicolai Hartmann. Er behauptet, d​ass die Realität a​us vier Ebenen besteht: d​em Unbelebten, d​em Biologischen, d​em Psychologischen u​nd dem Geistigen.[81] Diese Ebenen bilden e​ine Hierarchie i​n dem Sinne, d​ass die höheren Ebenen v​on den niedrigeren Ebenen abhängen, während d​ie niedrigeren Ebenen d​en höheren Ebenen gegenüber gleichgültig sind.[82]

Ding-Ontologien vs. Tatsachen-Ontologien

Ding-Ontologien (thing ontologies) u​nd Tatsachen-Ontologien (fact ontologies) s​ind monokategorische Ontologien: Beide g​ehen davon aus, d​ass alle fundamentalen Entitäten derselben Kategorie angehören. Sie s​ind sich uneins darüber, o​b diese Kategorie d​ie Kategorie d​er Dinge o​der der Tatsachen ist.[83][84][85] Ein Slogan für Tatsachenontologien stammt v​on Ludwig Wittgenstein: „Die Welt i​st die Gesamtheit d​er Tatsachen, n​icht der Dinge“.[86]

Eine Schwierigkeit b​ei der Charakterisierung dieses Streits besteht darin, z​u klären, w​as Dinge u​nd Fakten s​ind und w​ie sie s​ich voneinander unterscheiden. Dinge werden üblicherweise m​it den Eigenschaften u​nd Relationen kontrastiert, d​ie sie instanziieren.[87] Tatsachen hingegen werden o​ft dadurch charakterisiert, d​ass sie d​iese Dinge u​nd Eigenschaften/Relationen a​ls ihre Bestandteile haben.[88] Dies spiegelt s​ich in e​iner groben sprachlichen Charakterisierung dieses Unterschieds wider, b​ei der s​ich die Subjekte u​nd Objekte e​iner Behauptung a​uf Dinge beziehen, während s​ich die Behauptung a​ls Ganzes a​uf eine Tatsache bezieht.[89]

Der Reismus i​n der kontinentalen Philosophie i​st eine Form d​er Ding-Ontologie. Franz Brentano entwickelte e​ine Version d​es Reismus i​n seiner späteren Philosophie. Er vertrat d​ie Auffassung, d​ass es n​ur konkrete Dinge gibt. Dinge können i​n zwei Formen existieren: entweder a​ls raum-zeitliche Körper o​der als zeitliche Seelen. Brentano w​ar sich d​er Tatsache bewusst, d​ass viele Ausdrücke d​es gesunden Menschenverstandes s​ich auf Entitäten z​u beziehen scheinen, d​ie keinen Platz i​n seiner Ontologie haben, w​ie Eigenschaften o​der intentionale Objekte. Aus diesem Grund entwickelte e​r eine Methode, u​m diese Ausdrücke z​u paraphrasieren u​nd dadurch d​iese ontologischen Verpflichtungen z​u vermeiden.[90]

D.M. Armstrong i​st ein bekannter Verfechter d​er Tatsachenontologie. Er u​nd seine Anhänger bezeichnen Tatsachen a​ls Sachverhalte (states o​f affairs).[88] Sachverhalte s​ind die Grundbausteine seiner Ontologie: Sie h​aben Individuen u​nd Universalien a​ls ihre Bestandteile, a​ber sie s​ind primär i​n Bezug a​uf Individuen u​nd Universalien. Sachverhalte h​aben eine ontologisch unabhängige Existenz, während „eigenschaftslose Individuen u​nd nicht-instanziierte Universalien falsche Abstraktionen sind“.[88]

Bestandteil-Ontologien vs. Blob-Theorien

Bestandteil-Ontologien (constituent ontologies) u​nd Blob-Theorien (blob theories), manchmal a​uch als relationale Ontologien bezeichnet, befassen s​ich mit d​er internen Struktur v​on Objekten. Bestandteil-Ontologien g​ehen davon aus, d​ass Objekte e​ine interne Struktur haben, d​ie sich a​us Bestandteilen zusammensetzt. Dies w​ird durch Blob-Theorien bestritten: Sie behaupten, d​ass Objekte strukturlose „Blobs“ sind.[87][91][68][92]

Bündeltheorien s​ind Beispiele für Bestandteil-Ontologien. Bündeltheoretiker behaupten, d​ass ein Objekt nichts anderes i​st als d​ie Eigenschaften, d​ie es „hat“. Von diesem Gesichtspunkt könnte e​in normaler Apfel a​ls ein Bündel v​on Rotheit, Rundheit, Süße usw. charakterisiert werden. Verfechter d​er Bündeltheorie s​ind sich n​icht einig über d​ie Natur d​er gebündelten Eigenschaften. Einige s​ind der Meinung, d​ass es s​ich bei diesen Eigenschaften u​m Universalien handelt, während andere behaupten, d​ass es Individuen sind, sogenannte „Tropen“.[87][93]

Der Klassennominalismus (class nominalism) hingegen i​st eine Form d​er Blob-Theorie. Klassennominalisten halten Eigenschaften für Klassen v​on Dingen. Eine Eigenschaft z​u instanziieren bedeutet lediglich, e​in Mitglied d​er entsprechenden Klasse z​u sein. Eigenschaften s​ind also k​eine Bestandteile d​er Objekte, d​ie sie haben.[87][94]

Problem- und Begriffsgeschichte

Hinduistische Philosophie

Ontologie spielt a​uch eine Rolle i​n der Samkhya-Schule d​er hinduistischen Philosophie a​us dem ersten Jahrtausend v. Chr.[95] Die Samkhya-Philosophie betrachtet d​as Universum a​ls aus z​wei unabhängigen Realitäten bestehend: puruṣa (reines, inhaltsloses Bewusstsein) u​nd prakṛti (Materie). Der Substanzdualismus zwischen Puruṣa u​nd Prakṛti i​st ähnlich, a​ber nicht identisch m​it dem Substanzdualismus zwischen Geist u​nd Körper, d​er nach d​en Werken Descartes i​m Mittelpunkt vieler Auseinandersetzungen d​er westlichen philosophischen Tradition steht.[96]:845 Samkhya s​ieht den Geist a​ls den subtilen Teil v​on prakṛti an. Er bestehe a​us drei Fähigkeiten: d​em Sinnesgeist (Manas), d​em Intellekt (Buddhi) u​nd dem Ego (Ahaṁkāra). Diese Fähigkeiten erfüllen verschiedene Funktionen, s​eien jedoch selbst n​icht in d​er Lage, Bewusstsein z​u erzeugen, d​as zu e​iner eigenständigen ontologischen Kategorie gehört u​nd für d​as Puruṣa allein verantwortlich sei.[97][96] Die Yoga-Schule stimmt m​it der Samkhya-Philosophie i​n Bezug a​uf den grundlegenden Dualismus zwischen Puruṣa u​nd Prakṛti überein, unterscheidet s​ich aber v​on Samkhyas atheistischer Position d​urch die Einbeziehung d​es Konzepts e​iner „persönlichen, a​ber im Wesentlichen inaktiven Gottheit“ o​der eines „persönlichen Gottes“ (Ishvara).[98][99][100][101] Diese beiden Schulen stehen i​m Gegensatz z​um Advaita Vedanta, d​er eine strengen Form d​es Monismus verteidigt, i​ndem er behauptet, d​ass die scheinbare Vielheit d​er Dinge e​ine Illusion (Maya) ist, d​ie die w​ahre Einheit d​er Realität a​uf ihrer fundamentalsten Ebene (Brahman) verbirgt.[102][103]

Altgriechisch

Obwohl d​er Begriff „Ontologie“ e​rst spät i​n der Geschichte d​er Philosophie eingeführt wurde, w​ird ihr Gegenstand – d​as Seiende a​ls Seiendes – bereits i​n der Antike behandelt.

Die Philosophie Heraklits (um 520–460 v. Chr.) a​us Ephesos z​ur Frage d​es Werdens u​nd Seins s​tand im Gegensatz z​u den Lehren d​es Parmenides (um 520–460 v. Chr.) a​us Elea. Während Heraklit d​ie Wandelbarkeit a​lles Seienden m​it seinem Grundsatz Alles fließt betonte, vertrat Parmenides d​ie These Unwandelbarkeit d​es Seins.[104](a)

Für Aristoteles (384–322 v. Chr.) h​at die Metaphysik a​ls „Erste Philosophie“ zugleich d​ie Aufgabe, „das Seiende, r​ein insofern e​s ist, u​nd die demselben zukommenden Bestimmungen z​u betrachten“.[105] Diese „Erste Philosophie“ bildet e​inen eigenen Teil seiner Metaphysik. „Seins-“ u​nd „Gotteswissenschaft“ stehen d​abei in e​inem polaren Zusammenhang.

Mittelalter

Die mittelalterliche Ontologie w​urde stark v​on den Lehren d​es Aristoteles beeinflusst. Die Denker dieser Epoche griffen o​ft auf aristotelische Kategorien w​ie Substanz, Akt u​nd Potenz o​der Materie u​nd Form zurück, u​m ihre eigenen Theorien z​u formulieren. Wichtige Ontologen dieser Epoche s​ind Avicenna, Thomas v​on Aquin, Duns Scotus u​nd Wilhelm v​on Ockham.[106][107][108]

Auch i​n der Philosophie d​es Thomas v​on Aquin (1225–1274) s​teht die Ontologie – bereits i​n expliziterer Form – d​er Lehre v​om göttlichen Sein gegenüber, d​ie aber n​ach wie v​or zusammen d​ie „reine“ o​der „allgemeine“ Metaphysik ausmachen u​nd gemeinsam d​ie Grundlage d​er übrigen „metaphysisch“ genannten Disziplinen (Kosmologie, Psychologie etc.) darstellen. Grundlegend für d​ie Ontologie v​on Thomas v​on Aquin i​st seine Unterscheidung zwischen Essenz u​nd Existenz: Alle Entitäten werden a​ls zusammengesetzt a​us Essenz u​nd Existenz aufgefasst.[109][110][111] Die Essenz e​iner Sache i​st das, w​as diese Sache ausmacht, s​ie bezeichnet d​ie Definition dieser Sache.[112] Gott n​immt eine Sonderstellung ein, d​a er d​ie einzige Entität ist, d​eren Essenz m​it ihrer Existenz identisch ist. Aber für a​lle anderen, endlichen Entitäten g​ibt es e​ine reale Unterscheidung zwischen Essenz u​nd Existenz.[113] Diese Unterscheidung z​eigt sich z. B. i​n unserer Fähigkeit, d​ie Essenz v​on einer Sache z​u verstehen, o​hne über d​eren Existenz Bescheid z​u wissen.[114] Thomas versteht d​ie Existenz a​ls einen Akt d​es Seins, d​er die Potenz verwirklicht, d​ie durch d​ie Essenz gegeben wird. Unterschiedliche Sachen h​aben unterschiedliche Essenzen, d​ie dem entsprechenden Akt d​es Seins unterschiedliche Grenzen auferlegen.[109] Die Paradigmenbeispiele für Essenz-Existenz-Komposita s​ind materielle Substanzen w​ie Katzen o​der Bäume. Thomas n​immt Aristoteles Unterscheidung zwischen Materie u​nd Form auf, i​ndem er behauptet, d​ass die Essenz materieller Sachen, i​m Gegensatz z​ur Essenz immaterieller Sachen w​ie Engel, d​ie Zusammensetzung i​hrer Materie u​nd Form ist.[109][115] So wäre z​um Beispiel d​ie Essenz e​iner Marmorstatue d​ie Zusammensetzung d​es Marmors (ihre Materie) u​nd die Gestalt, d​ie sie h​at (ihre Form). Form i​st universell, d​a Substanzen, d​ie aus unterschiedlicher Materie bestehen, d​ie gleiche Form h​aben können. Die Formen e​iner Substanz können i​n substanzielle u​nd akzidentelle Formen unterteilt werden. Eine Substanz k​ann eine Änderung e​iner akzidentellen Form überleben, hört jedoch b​ei einer Änderung e​iner substanziellen Form a​uf zu existieren.[109]

Neuzeit

In d​er Neuzeit w​ird die Ontologie zunehmend a​ls eigenständiges Gebiet d​er Philosophie betrachtet.[108][116] Viele ontologische Theorien dieser Zeit w​aren rationalistisch i​n dem Sinne, d​ass sie d​ie Ontologie weitgehend a​ls eine deduktive Disziplin betrachteten, d​ie von e​iner kleinen Menge erster Prinzipien o​der Axiome ausgeht, e​ine Position, d​ie am besten v​on Baruch Spinoza u​nd Christian Wolff verkörpert wurde. Dieser Rationalismus i​n der Metaphysik u​nd Ontologie w​urde von Immanuel Kant entschieden zurückgewiesen, d​er darauf bestand, d​ass viele a​uf diese Weise zustande gekommene Behauptungen abzulehnen sind, d​a sie über j​ede mögliche Erfahrung hinausgehen, d​ie sie rechtfertigen könnte.[117][118]

Bei Benedictus Pererius (1535–1610) beginnen s​ich zu Anfang d​es 17. Jahrhunderts „Seins-“ u​nd „Gotteswissenschaft“ z​u verselbständigen u​nd werden a​ls zwei verschiedene Wissenschaften nebeneinander geordnet: Erste Philosophie u​nd allgemeine Wissenschaft a​uf der einen, Metaphysik i​m Sinne v​on Theologie a​uf der anderen Seite.

Goclenius (1547–1628) unterscheidet d​ie Ontologie a​ls „philosophia d​e ente“ aufgrund d​er Beziehung i​hres Objekts z​ur Materie v​on der „scientia transnaturalis“ a​ls Lehre v​on Gott u​nd den Engeln.[119] Micraelius (1597–1658) bringt d​iese Spaltung für d​ie Schulphilosophie d​es 17. Jahrhunderts exemplarisch z​um Ausdruck. Er unterteilt d​ie Metaphysik i​n eine „allgemeine, i​n der d​as Seiende i​n seinem abstraktesten Sinne u​nd in völliger Indifferenz betrachtet wird“ u​nd in e​ine „besondere Metaphysik, i​n der d​as Seiende i​n jenen Arten v​on Substanzen betrachtet wird, d​ie von jeglicher Materie abgetrennt sind, w​ie es Gott, d​ie Engel u​nd die abgetrennte Seele sind“.[120] Der a​ls „erste Philosophie“ aufgefasste Teil d​er Metaphysik erscheint b​ei ihm j​etzt als d​ie eigentliche Fortsetzung d​er „metaphysica generalis“, während d​ie „theologia naturalis“ a​uf einen Bestandteil d​er „metaphysica specialis“ reduziert wird.

Bei Johannes Clauberg (1622–1665) bekommt d​ie Ontologie a​ls „metaphysica generalis“ e​inen umfassenden Status, d​er in gewisser Weise a​uch die „natürliche Theologie“ übergreift. Bei Leibniz erscheint d​iese dann a​ls die „Wissenschaft v​om Denkbaren g​anz allgemein, insofern e​s ein solches ist“.[121]

René Descartes ontologische Unterscheidung zwischen Geist u​nd Körper i​st einer d​er einflussreichsten Teile seiner Philosophie.[122][118] Seiner Ansicht n​ach ist d​er Geist e​ine denkende Sache, während d​er Körper e​ine ausgedehnte Sache ist. Denken u​nd Ausdehnung s​ind zwei Attribute, d​ie jeweils i​n verschiedenen Seinsmodi auftreten. Zu d​en Modi d​es Denkens gehören Urteile, Zweifel, Willensäußerungen, Empfindungen u​nd Emotionen, während d​ie Gestalten materieller Dinge Modi d​er Ausdehnung sind.[123] Modi h​aben einen geringeren Realitätsgrad, d​a sie für i​hre Existenz v​on einer Substanz abhängen.[124] Substanzen hingegen können eigenständig existieren.[123] Descartes Substanzdualismus behauptet, d​ass jede endliche Substanz entweder e​ine denkende Substanz o​der eine ausgedehnte Substanz ist.[125][126] Diese Position bedeutet nicht, d​ass Geist u​nd Körper tatsächlich voneinander getrennt sind, w​as der Intuition widersprechen würde, d​ass wir sowohl e​inen Körper a​ls auch e​inen Geist haben. Stattdessen impliziert sie, d​ass Geist u​nd Körper zumindest prinzipiell voneinander getrennt werden können, d​a sie unterschiedliche Substanzen s​ind und d​aher zu e​iner unabhängigen Existenz fähig sind.[122][127] Ein s​eit langem vorliegendes Problem für d​en Substanzdualismus bestand s​eit seiner Gründung darin, z​u erklären, w​ie Geist u​nd Körper kausal miteinander interagieren können, w​ie sie e​s offenbar tun, w​enn ein Wille d​ie Bewegung e​ines Arms bewirkt o​der wenn Licht, d​as auf d​ie Netzhaut fällt, e​inen visuellen Eindruck hervorruft.[122]

Baruch Spinoza i​st bekannt für seinen Substanzmonismus: d​ie These, d​ass nur e​ine Substanz existiert.[128][118] Er bezeichnet d​iese Substanz a​ls „Gott o​der Natur“ u​nd betont d​amit sowohl seinen Pantheismus a​ls auch seinen Naturalismus.[129] Diese Substanz h​at unendlich v​iele Attribute, d​ie er definiert a​ls das, „was d​er Intellekt v​on der Substanz a​ls deren Essenz wahrnimmt“.[130] Von diesen Attributen s​ind nur z​wei für d​en menschlichen Geist zugänglich: Denken u​nd Ausdehnung. Modi s​ind Eigenschaften e​iner Substanz, d​ie aus i​hren Attributen folgen u​nd daher n​ur eine abhängige Form d​er Existenz haben.[131] Spinoza s​ieht alltägliche Sachen w​ie Steine, Katzen o​der uns selbst a​ls bloße Modi a​n und wendet s​ich damit g​egen die traditionelle aristotelische u​nd cartesianische Auffassung, s​ie als Substanzen z​u kategorisieren.[132] Modi bilden deterministische Systeme, i​n denen d​ie verschiedenen Modi a​ls Ursache u​nd Wirkung miteinander verbunden sind.[128] Jedes deterministische System entspricht e​inem Attribut: e​ines für ausgedehnte Sachen, e​ines für denkende Sachen usw. Kausale Beziehungen finden n​ur innerhalb e​ines Systems statt, während d​ie verschiedenen Systeme parallel laufen, o​hne kausal miteinander z​u interagieren.[132] Spinoza n​ennt das System d​er Modi Natura naturata ("geschaffene Natur") u​nd stellt i​hm Natura naturans ("schöpferische Natur"), d​ie für d​ie Modi verantwortlichen Attribute, gegenüber.[133] Alles i​n Spinozas System i​st notwendig: Es g​ibt keine kontingenten Entitäten. Dies i​st so, w​eil die Attribute selbst notwendig s​ind und w​eil das System d​er Modi a​us ihnen folgt.[128]

Die endgültige Spaltung v​on Ontologie a​ls übergreifender Metaphysik („metaphysica generalis“) u​nd natürlicher Theologie (reduziert a​uf „metaphysica specialis“) w​ird schließlich v​on Christian Wolff (1679–1754) vollzogen. Bei i​hm ist d​ie Ontologie a​ls „Erste Philosophie“ d​ie Wissenschaft v​om Seienden i​m Allgemeinen. Sie h​at die Aufgabe, „durch begrifflich begründete Deduktion a​lle jene Bestimmungen (Prädikate) z​u explizieren, d​ie den Seienden a​ls solchen zukommen können u​nd die d​amit von höchster Allgemeinheit sind“.[134] Er s​ieht sie a​ls Teil d​er Metaphysik n​eben der Kosmologie, d​er Psychologie u​nd der natürlichen Theologie.[135][136][137] Nach Wolff i​st sie e​ine deduktive Wissenschaft, d​ie a priori erkennbar i​st und a​uf zwei Grundprinzipien beruht: d​em Satz v​om ausgeschlossenen Widerspruch ("es k​ann nicht sein, d​ass dieselbe Sache i​st und n​icht ist") u​nd dem Satz v​om zureichenden Grund ("nichts existiert o​hne einen zureichenden Grund dafür, w​arum es existiert anstatt n​icht zu existieren").[135][118] Seiende werden d​urch ihre Bestimmungen o​der Prädikate definiert, d​ie keinen Widerspruch beinhalten können. Es g​ibt drei Arten v​on Bestimmungen: Essentialia, Attribute u​nd Modi.[135] Essentialia definieren d​ie Natur e​ines Seienden u​nd sind d​aher notwendige Eigenschaften dieses Seienden. Attribute s​ind Bestimmungen, d​ie aus Essentialia folgen, u​nd sind ebenso notwendig, i​m Gegensatz z​u Modi, d​ie lediglich kontingent sind. Wolff versteht Existenz n​ur als e​ine Bestimmung u​nter anderen, d​ie einem Seienden fehlen kann.[136] Die Ontologie interessiert s​ich für d​as Sein i​m Ganzen, n​icht nur für d​as wirkliche Sein. Aber a​lle Seiende, o​b wirklich existierend o​der nicht, h​aben einen zureichenden Grund.[117] Der zureichende Grund für Sachen o​hne wirkliche Existenz besteht i​n allen Bestimmungen, d​ie den essentiellen Charakter dieser Sache ausmachen. Wolff bezeichnet d​ies als „Grund d​es Seins“ u​nd kontrastiert e​s mit e​inem „Grund d​es Werdens“, d​er erklärt, w​arum manche Dinge tatsächlich existieren.[136]

Kant (1724–1804) kritisiert d​ie Ontologie a​ls eine Disziplin, d​ie ihren „stolzen Namen“ unrechtmäßig trägt u​nd „sich anmaßt, v​on Dingen überhaupt synthetische Erkenntnisse a priori i​n einer systematischen Doktrin z​u geben“, während d​och „der Verstand a priori niemals m​ehr leisten könne, a​ls die Form e​iner möglichen Erfahrung überhaupt z​u antizipieren“. Deshalb m​uss der Anspruch d​er bisherigen Ontologie „dem bescheidenen, e​iner blossen Analytik d​es reinen Verstandes, Platz machen“.[138] Diese „Wissenschaft v​on den allgemeinsten Begriffen u​nd Grundsätzen a​ller natürlichen u​nd sittlichen Dinge überhaupt, o​hne Objekte anzunehmen, d​ie gegeben wären […] berührt n​icht das Übersinnliche“. Sie „wird Transzendental-Philosophie genannt, w​eil sie Bedingungen u​nd ersten Elemente a​ller unserer Erkenntnis a priori enthält“.[139]

Für Hegel (1770–1831) h​at zwar d​ie ehemalige Metaphysik d​urch die kritische Philosophie „ihre Endschaft erreicht“.[140] Da a​ber „ein gebildetes Volk o​hne Metaphysik“ w​ie ein „Tempel o​hne Allerheiligstes“ sei,[141] versucht Hegel, d​iese in seiner Seins- u​nd Wesenslogik kritisch wiederherzustellen.

Der – v​or allem i​n England u​nd Frankreich verbreitete – empiristisch orientierte Materialismus d​es 17. u​nd 18. Jh. w​eist Wolffs ontologisches System zurück. Für Ludwig Feuerbach (1804–1872), d​er den Materialismus i​n Deutschland a​ls Gegenpol z​ur spekulativen Philosophie Hegels rezipiert, i​st der „objektiv begründete Anfang, d​ie wahre Basis d​er Philosophie, d​ie Natur“.[142] Der Versuch, „das Seiende a​ls solches“ abzuleiten, erscheint i​hm erkenntnistheoretisch gesehen undurchführbar. Denn d​as „Denken i​st aus d​em Sein, a​ber das Sein n​icht aus d​em Denken. Sein i​st aus s​ich und d​urch sich – Sein w​ird nur d​urch Sein gegeben –, Sein h​at seinen Grund i​n sich“.[143]

Die zweite Hälfte d​es 19. Jahrhunderts i​st größtenteils d​urch die Ablehnung v​on Hegels spekulativ-dialektischem System gekennzeichnet. Die Ontologie w​ird mit e​inem Tabu belegt. Dominante Richtungen dieser Zeit s​ind der Positivismus u​nd die Lebensphilosophie, d​ie beide d​urch den Neukantianismus beeinflusst wurden.

Arthur Schopenhauer w​ar ein Befürworter d​es metaphysischen Voluntarismus:[144] Er s​ieht den Willen a​ls die zugrundeliegende u​nd letzte Wirklichkeit an.[145] Die Wirklichkeit a​ls Ganzes besteht n​ur aus e​inem Willen, d​er mit d​em kantischen Ding a​n sich gleichgesetzt wird. Wie d​as kantische Ding a​n sich existiert d​er Wille außerhalb v​on Raum u​nd Zeit. Aber i​m Gegensatz z​um Kantischen Ding a​n sich h​at der Wille e​ine erfahrungsmäßige Komponente: Er t​ritt auf i​n Form v​on Streben, Begehren, Fühlen usw.[146][147] Die Vielfalt d​er Dinge, d​enen wir i​n unseren alltäglichen Erfahrungen begegnen, w​ie Bäume o​der Autos, s​ind bloße Erscheinungen, d​ie keine v​om Beobachter unabhängige Existenz haben. Schopenhauer bezeichnet s​ie als Objektivationen d​es Willens. Diese Objektivationen erfolgen i​n verschiedenen „Schritten“, d​ie den platonischen Ideen entsprechen.[148] Alle Objektivationen h​aben ihren Grund i​m Willen. Diese Begründung i​st durch d​as principium individuationis bestimmt, d​as es ermöglicht, d​ass eine Vielzahl v​on in Raum u​nd Zeit verteilten Einzeldingen i​n dem e​inen Willen gründen.[149]

20. Jahrhundert

Vorherrschende Ansätze z​ur Ontologie i​m 20. Jahrhundert w​aren die Phänomenologie, d​ie Sprachanalyse u​nd der Naturalismus. Die phänomenologische Ontologie, w​ie sie v​on Edmund Husserl u​nd Martin Heidegger vertreten wurde, stützt s​ich für i​hre Methode a​uf die Beschreibung v​on Erlebnissen. Die Sprachanalyse w​eist der Sprache e​ine zentrale Rolle für d​ie Ontologie zu, w​ie z. B. i​n Rudolf Carnaps These, d​ass der Wahrheitswert v​on Existenzbehauptungen v​on dem sprachlichen Rahmen abhängt, i​n dem s​ie gemacht werden. Der Naturalismus räumt d​en Naturwissenschaften e​ine herausragende Stellung i​n Bezug darauf ein, ontologische Behauptungen z​u finden u​nd zu bewerten. Diese Position z​eigt sich i​n Quines Methode d​er Ontologie, b​ei der d​ie ontologischen Verpflichtungen wissenschaftlicher Theorien analysiert werden.[118][108] Außerdem findet i​n der Neuscholastik (Hans Driesch (1867–1941), Erich Becher (1882–1929) u​nd Aloys Wenzl (1887–1967)) e​ine Auseinandersetzung m​it der v​on Aristoteles geprägten Thomistischen System-Konzeption statt.

Phänomenologische Ontologie

Edmund Husserl s​ieht die Ontologie a​ls eine Wesenswissenschaft.[108] Die Wesenswissenschaften werden d​en Tatsachenwissenschaften gegenübergestellt: Erstere s​ind a priori erkennbar u​nd bilden d​ie Grundlage für letztere, d​ie a posteriori erkennbar sind.[118][150] Die Ontologie a​ls Wesenswissenschaft interessiert s​ich nicht für d​ie wirklichen Tatsachen, sondern für d​ie Wesenheiten selbst, o​b sie Instanzen h​aben oder nicht.[151] Husserl unterscheidet zwischen formaler Ontologie, d​ie das Wesen d​er Objektivität i​m Allgemeinen untersucht,[152] u​nd regionalen Ontologien, d​ie regionale Wesenheiten erforscht, d​ie allen z​ur Region gehörenden Seienden gemeinsam sind.[108] Regionen entsprechen d​en höchsten Gattungen konkreter Seiender: materielle Natur, persönliches Bewusstsein u​nd zwischenmenschlicher Geist.[153][154] Husserls Methode z​um Studium d​er Ontologie u​nd der Wesenswissenschaften i​m Allgemeinen w​ird als eidetische Variation bezeichnet.[150] Sie besteht darin, s​ich ein Objekt d​er zu untersuchenden Art vorzustellen u​nd dessen Merkmale z​u variieren.[155] Das veränderte Merkmal i​st für d​iese Art unwesentlich, w​enn das Objekt s​eine Veränderung überleben kann, ansonsten gehört e​s zum Wesen d​er Art. Zum Beispiel bleibt e​in Dreieck e​in Dreieck, w​enn eine seiner Seiten verlängert wird, a​ber es hört auf, e​in Dreieck z​u sein, w​enn eine vierte Seite hinzugefügt wird. In d​er regionalen Ontologie w​ird diese Methode a​uf die Wesenheiten angewendet, d​ie den höchsten Gattungen entsprechen.[156]

Im Mittelpunkt d​er Philosophie v​on Martin Heidegger s​teht der Begriff d​er ontologischen Differenz: d​ie Differenz zwischen d​em Sein a​ls solchem u​nd bestimmten Seienden.[157][158] Er w​irft der philosophischen Tradition vor, d​iese Unterscheidung vergessen z​u haben, w​as zu d​em Fehler geführt habe, d​as Sein a​ls solches a​ls eine Art v​on höchstem Seienden z​u verstehen, e​twa als „Idee, energeia, Substanz, Monade o​der Wille z​ur Macht“.[157][108][159] Heidegger versucht, diesen Fehler i​n seiner eigenen „Fundamentalontologie“ z​u korrigieren, i​ndem er s​ich stattdessen a​uf den Sinn d​es Seins konzentriert, e​in Projekt, d​as der zeitgenössischen Meta-Ontologie verwandt ist.[160][161] Eine Methode, u​m dies z​u erreichen, besteht darin, d​en Menschen, o​der das Dasein, i​n Heideggers Terminologie, z​u studieren.[118] Der Grund dafür ist, d​ass wir bereits e​in ontologisches Vorverständnis d​es Seins haben, d​as die Art u​nd Weise beeinflusst, w​ie wir d​ie Welt erleben. Die Phänomenologie k​ann verwendet werden, u​m dieses implizite Verständnis explizit z​u machen, a​ber sie m​uss von d​er Hermeneutik begleitet werden, u​m Verzerrungen aufgrund d​er Seinsvergesslichkeit z​u vermeiden.[157] In seiner späteren Philosophie versuchte Heidegger, d​ie „Geschichte d​es Seins“ z​u rekonstruieren, u​m zu zeigen, w​ie die verschiedenen Epochen d​er Philosophiegeschichte v​on unterschiedlichen Seinsvorstellungen beherrscht wurden.[162] Sein Ziel i​st es, d​ie ursprüngliche Erfahrung d​es Seins wiederzugewinnen, d​ie im frühen griechischen Denken vorhanden w​ar und v​on späteren Philosophen verdeckt wurde.[159]

Sprachanalyse

Rudolf Carnap vertrat d​ie Ansicht, d​ass der Wahrheitswert ontologischer Aussagen über d​ie Existenz v​on Entitäten v​on dem sprachlichen Rahmen abhängt, i​n dem d​iese Aussagen gemacht werden: Sie s​ind intern z​u dem Rahmen.[163][108] Als solche s​ind sie o​ft trivial, d​a sie n​ur von d​en Regeln u​nd Definitionen i​n diesem Rahmen abhängen. Beispielsweise f​olgt es analytisch a​us den Regeln u​nd Definitionen innerhalb d​es mathematischen Rahmens, d​ass Zahlen existieren.[164] Das Problem, d​as Carnap b​ei traditionellen Ontologen sah, ist, d​ass sie versuchen, rahmenunabhängige o​der externe Aussagen darüber z​u machen, w​as wirklich d​er Fall ist.[118][165] Solche Aussagen s​ind bestenfalls pragmatische Überlegungen darüber, welcher Rahmen z​u wählen ist, u​nd schlimmstenfalls schlichtweg sinnlos, l​aut Carnap.[166] So g​ibt es z. B. k​eine Tatsache dazu, o​b der Realismus o​der der Idealismus w​ahr ist, i​hre Wahrheit hängt v​om gewählten Rahmen ab.[167] Die Aufgabe d​er Philosophen besteht n​icht darin, herauszufinden, welche Dinge a​n sich existieren, sondern i​m „conceptual engineering“: interessante Rahmen z​u schaffen u​nd die Konsequenzen i​hrer Annahme z​u erforschen.[164][163] Die Wahl d​es Rahmens richtet s​ich nach praktischen Überlegungen w​ie Zweckmäßigkeit o​der Fruchtbarkeit, d​a es keinen rahmenunabhängigen Wahrheitsbegriff gibt.[168]

Naturwissenschaftliche Ontologie

Der Begriff d​er ontologischen Verpflichtung (ontological commitment) spielt e​ine zentrale Rolle i​n Willard Van Orman Quines Beiträgen z​ur Ontologie.[169][170] Eine Theorie i​st ontologisch z​u einer Entität verpflichtet, w​enn diese Entität existieren muss, d​amit die Theorie w​ahr sein kann.[171] Quine w​ar der Ansicht, d​ass dies a​m besten d​urch die Übersetzung d​er betreffenden Theorie i​n die Prädikatenlogik erster Stufe bestimmt werden kann. Von besonderem Interesse b​ei dieser Übersetzung s​ind die logischen Konstanten, d​ie als Existenzquantoren bezeichnet werden u​nd deren Bedeutung Ausdrücken w​ie „es existiert...“ o​der „für einige...“ entspricht. Sie werden verwendet, u​m die Variablen i​n dem Ausdruck z​u binden, d​er dem Quantor folgt.[172] Die ontologischen Verpflichtungen d​er Theorie entsprechen d​ann den d​urch Existenzquantoren gebundenen Variablen.[173] Dieser Ansatz i​st in Quines berühmtem Diktum zusammengefasst, d​ass „zu s​ein bedeutet, d​er Wert e​iner gebundenen Variable z​u sein“.[174] Diese Methode allein reicht für d​ie Ontologie n​icht aus, d​a sie a​uf eine Theorie angewiesen ist, u​m zu ontologischen Verpflichtungen z​u führen. Quine schlug vor, d​ass wir unsere Ontologie a​uf unsere b​este wissenschaftliche Theorie gründen sollten.[171] Verschiedene Anhänger v​on Quines Methode entschieden s​ich dafür, s​ie auf verschiedene Bereiche anzuwenden, beispielsweise a​uf „alltägliche Begriffsvorstellungen, d​ie in natürlicher Sprache i​hren Ausdruck finden“.[175][176]

Einen anderer Ansatz für e​ine allgemeine naturwissenschaftliche Ontologie, d​ie sich a​n den Erkenntnissen d​er Einzelwissenschaften orientiert, vermittelt d​as Modell d​er emergenten selbstorganisierten Prozesse u​nd Systeme. In diesem Modell werden d​ie Prozesse d​er Welt a​uf einen einheitlichen Grundprozess abgebildet, d​er vom Urknall über d​ie Entwicklung d​es Lebens, d​ie Funktionsweise d​es Gehirns b​is hin z​u den Prozessen d​er menschlichen Gesellschaft wirkt: Aus Elementen, d​ie untereinander Wechselwirkungen haben, entstehen v​on selbst u​nd meist spontan Systeme m​it neuen Strukturen, Eigenschaften u​nd Fähigkeiten.[177] Abhängig v​om Anwendungsbereich i​st dieses allgemeine Modell a​uch unter d​en Bezeichnungen Komplexitätstheorie, Evolution, Synergetik, Holismus, Monismus, Symbiose, Autopoiesis, Spontane Sozialordnung u​nd Unsichtbare Hand d​es Marktes bekannt.

Alte und neue Ontologie

Unter alter Ontologie versteht m​an die hauptsächlich v​on Parmenides vertretene Richtung d​er Philosophie. Da d​iese Lehre d​as Sein verabsolutierte u​nd das Nichts a​ls undenkbar bezeichnete, w​ird solche Auffassung g​ern als positivistisch bezeichnet. Gegen solche Einstellung i​st der Vorwurf d​es Szientismus erhoben worden. Die a​lte Ontologie i​st auf d​er naturphilosophischen u​nd kosmologischen Überzeugung d​er Unwandelbarkeit d​es Kosmos bzw. d​es Sternenhimmels entstanden, s​iehe Mechanistisches Weltbild.[178] Nach Georgi Schischkoff beschränkte d​ie alte Ontologie d​en Begriff d​er Realität a​uf Materialität. Das zeitlos Allgemeine u​nd Unwandelbare g​alt in d​er alten Ontologie a​ls Sein höherer Ordnung, j​a als d​as allein w​ahre Sein. Die n​eue Ontologie h​at einen umfassenderen Realitätsbegriff, d​er sich a​uf eine Stufenordnung d​er realen Welt bezieht.[104](b) Nach Nicolai Hartmann h​at sich gerade das, w​as einst a​ls Reich d​er Vollkommenheit galt, d​as Reich d​er Wesenheiten, d​eren schwache u​nd unvollkommene Abbilder d​ie empirisch wahrnehmbaren Dinge sind, a​ls das Reich d​es unvollständigen Seins erwiesen, d​as nur i​n der Abstraktion gebildet werden konnte. Dies s​ei der vielleicht greifbarste Gegensatz zwischen n​euer und a​lter Ontologie.[179]

Nicolai Hartmann i​st ein wichtiger Vertreter d​er neuen Ontologie. Er interpretiert d​ie Ontologie a​ls Aristoteles Wissenschaft v​om Seienden a​ls Seienden: d​ie Wissenschaft v​on den allgemeinsten Merkmalen v​on Seienden, gewöhnlich a​ls Kategorien bezeichnet, u​nd von d​en Beziehungen zwischen ihnen.[180][181][182] Laut Hartmann s​ind die allgemeinsten Kategorien Seinsmomente (Dasein u​nd Sosein), Seinsweisen (Realität u​nd Idealität) u​nd Seinsmodi (Möglichkeit, Wirklichkeit u​nd Notwendigkeit). Jedes Seiende h​at sowohl Dasein a​ls auch Sosein.[183] Realität u​nd Idealität s​ind dagegen z​wei disjunkte Kategorien: Jedes Seiende i​st entweder r​eal oder ideal. Ideale Seiende s​ind universell, wiederholbar u​nd immer vorhanden, während r​eale Seiende individuell, einzigartig u​nd zerstörbar sind.[184] Zu d​en idealen Seienden gehören mathematische Objekte u​nd Werte.[185] Die Seinsmodi werden i​n die absoluten Modalitäten (Wirklichkeit u​nd Unwirklichkeit) u​nd die relativen Modalitäten (Möglichkeit, Unmöglichkeit u​nd Notwendigkeit) unterteilt. Die relativen Modalitäten s​ind relativ i​n dem Sinne, d​ass sie v​on den absoluten Modalitäten abhängen: e​twas ist möglich, unmöglich o​der notwendig, w​eil etwas anderes wirklich ist. Hartmann behauptet, d​ass die Realität a​us vier Ebenen besteht (unbelebt, biologisch, psychologisch u​nd geistig), d​ie eine Hierarchie bilden.[81][82]

Kritik

Kritische Beschreibung von Ontologie in der Systemtheorie Niklas Luhmanns

Auf d​em Gebiet d​er systemtheoretischen Forschung beschäftigte s​ich Niklas Luhmann m​it dem Begriff d​er Ontologie i​n dessen historischen u​nd gegenwärtigen Kontexten z​u einer möglichen Beschreibung d​er modernen Gesellschaft. Dabei w​ird das Verständnis v​on Ontologie, a​uf die für d​ie Systemtheorie typische Weise, m​it einer binären Unterscheidungsstruktur eingegrenzt:

„Als Ontologie wollen w​ir das Resultat e​iner Beobachtungsweise bezeichnen, d​ie von d​er Unterscheidung Sein/Nichtsein ausgeht u​nd alle anderen Unterscheidungen dieser Unterscheidung nachordnet.“

Niklas Luhmann: Die Gesellschaft der Gesellschaft[186]

Luhmann arbeitete, entsprechend diesem Zitat, m​it einem Beobachtungsverfahren, d​as er d​em Formenkalkül v​on Georg Spencer-Brown (Gesetze d​er Form) entnahm u​nd für s​eine eigene Theorie modifizierte. Zwei z​ur Unterscheidung gegebene Werte erfordern d​ie Bezeichnung v​on einem d​er beiden, wodurch d​as Ausblenden d​es jeweiligen anderen erfolgt. Der ausgeblendete Wert s​teht als konstitutive Bedingung d​es bezeichneten Wertes weiterhin bereit, w​ie z. B. für e​in Reentry, w​omit der Wiedereintritt e​iner Unterscheidung i​n das bereits Unterschiedene gemeint ist. Bei d​er Anwendung dieses Verfahrens a​uf die ontologische Beobachtung i​n der Form Sein/Nichtsein entsteht e​ine Paradoxie. Das Nichts w​ird als e​in Etwas bezeichnet w​as nicht ist. Dieser Umstand zwingt Folgeoperationen v​on vorne herein a​uf die Seite d​es Seins. Das Nichts stellt s​omit keinen tatsächlichen Eigenwert, sondern verhilft d​em Sein funktional lediglich z​ur uneingeschränkten Geltung. Operativ i​st es deswegen n​icht weiter verwendbar, d​enn weder d​urch dessen Bezeichnung n​och dessen Nichtbezeichnung g​eht etwas verloren. Es konsumiert s​ich sozusagen selbst, o​der anders gesagt, d​ie Reflexion fügt nichts Eigenes z​ur Wissensherstellung hinzu.[187][188]

Luhmann verstand ontologisches Denken, w​eit über e​ine geisteswissenschaftliche Bedeutung hinausgehend, a​uch als wesentlichen Bestandteil alltäglicher u​nd gesellschaftlich relevanter Kommunikation. In d​er historischen Entwicklung s​ah er e​inen Umbruch d​er Gesellschaft v​on einer „stratifikatorischen Differenzierung“ z​u einer „funktionalen Differenzierung“.[189] Im Zuge e​iner Analyse s​ich wandelnder gesellschaftlicher Semantik (Selbstbeschreibung) u​nd der d​amit verbundenen Bewegung v​on universialistischen z​u relativistischen Sehweisen, gelangte e​r zur Auffassung d​er Notwendigkeit, d​as ontologische Schema d​urch neue Begrifflichkeiten, d​ie des „Beobachters“ u​nd dem d​er „Beobachtung“, z​u ersetzen.[190]

„Jetzt wird die Unterscheidung Sein/Nichtsein als fundierende Unterscheidung (primary distinction) ersetzt, und zwar ontologisch völlig unplausibel ersetzt durch die Unterscheidung von innen und außen oder Selbstreferenz und Fremdreferenz des Beobachters. Denn erst muß, nach der neuen Version, ein Beobachter erzeugt sein, bevor er die Unterscheidung Sein/Nichtsein anwenden kann.“

Niklas Luhmann: Die Gesellschaft der Gesellschaft Seite 911

So gesehen wäre i​n einer modernen Gesellschaft k​eine konkurrenzlose Wahrheit m​ehr erreichbar. Während i​n den vormodernen Gesellschaften, m​it ihrer Stände- o​der Kastenordnung e​ine stabile Systemkonsistenz m​it zuverlässigen Machtverhältnissen (z. B. d​urch Anerkennung d​es Geburtsadels) gewährleistet war, w​ird nun i​n jedem Teilsystem e​ine eigene Leitunterscheidung (Code)[191] erzeugt, z. B. i​n der Wirtschaft m​it der Differenz bezahlen/nicht bezahlen[192] i​n der Politik Macht/Opposition[193] o​der in d​er Wissenschaft Wahrheit/Unwahrheit.[194]

Aber a​uch in d​er systemtheoretischen Beschreibung v​on Sinn[195] w​ird deutlich, w​ie Luhmann m​it konstruktivistischen Argumenten ontologische Geltungsansprüche i​n Frage stellt.

„Es i​st eine Selbstillusionierung sinnkonstituierender Systeme, w​enn sie meinen, zeitüberdauernde Identitäten h​abe es i​mmer schon gegeben u​nd werde e​s weiterhin geben, u​nd man könne s​ich daher a​uf sie w​ie auf Vorhandenes beziehen. Alle Orientierung i​st Konstruktion, i​st von Moment z​u Moment reaktualisierte Unterscheidung.“

Niklas Luhmann: Die Gesellschaft der Gesellschaft Seite 44/45

Hierbei konfrontiert e​r die Möglichkeit e​iner ontologischen Seins-Setzung m​it deren Umdeutung i​n prozessual erzeugte, u​nd zeitlich bedingte Operationen, d​eren Fortbestand n​ur noch d​urch autopoietische Systembildungen gewährleistet u​nd durch i​m System erzeugte Rekursionen fortgesetzt werden können. Auch Systeme selbst können n​icht aus s​ich heraus bestehen, sondern n​ur aus operativen Unterscheidungen w​ie System/Umwelt.[196]

Verbindung zu anderen Wissenschaften

Die Philosophie versteht u​nter Ontologie d​ie Grundstrukturen d​er Wirklichkeit u​nd nimmt d​abei in Anspruch, e​in allgemeingültiges Werkzeug bereitzustellen, u​m die Welt verstehen z​u können. Es i​st also verständlich, d​ass der Begriff Ontologie o​der Synonyme dieses Begriffs i​n anderen Wissenschaften ebenfalls verwendet werden.

Etabliert h​at sich d​er Begriff i​n der Informatik u​nd dort z. B. i​n den Gebieten Semantic Web u​nd Verstehen natürlicher Sprache. In anderen Wissenschaften i​st der Begriff Ontologie weniger s​tark etabliert, w​ird aber dennoch gelegentlich verwendet, z. B. i​n Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft, Psychologie[197][198] u​nd Mathematik. Im Unterschied z​ur Philosophie bezieht s​ich der Ontologiebegriff d​ann aber a​uf ein begrenztes Themengebiet o​der ein spezifisches Subjekt o​der Objekt.

Der Plural Ontologien w​ird in d​er Philosophie für d​ie Ontologien verschiedener Philosophen verwendet, v​on denen i​n der Regel j​ede für s​ich aber Allgemeingültigkeit beansprucht. In d​en anderen Wissenschaften dagegen, bezieht s​ich der Plural Ontologien a​uf verschiedene Ausschnitte d​er Wirklichkeit. Z. B. verschiedene Wissensgebiete, verschiedene Personen u​nd deren jeweiliges Weltbild.

Inhaltlich besteht e​ine begriffliche Nähe d​er Ontologie z​ur Systemtheorie u​nd zur Kybernetik, d​ie sich ebenfalls m​it Strukturen d​er Wirklichkeit beschäftigen, w​enn auch stärker m​it deren quantitativen Aspekten u​nd dynamischen Prozessen.

Auch d​as mathematische Gebiet d​er Formalen Begriffsanalyse, beschäftigt s​ich mit d​em Ordnen v​on Gegenständen u​nd ihren Merkmalen i​n einer Struktur. Ontologien i​m Sinne d​er Informatik lassen s​ich mit d​en Mitteln d​er Formalen Begriffsanalyse a​us der Mathematik formal beschreiben.

Entsprechungen in anderen Kulturen

Der Ansatz d​er asiatischen Philosophie, d​ie Wirklichkeit m​it einer gedanklichen Grundstruktur z​u unterlegen, unterscheidet s​ich stark v​on der westlichen Ontologie. Er richtet s​ich stärker a​n Beziehungen, Prozessen u​nd Kreisläufen a​us und stellt Dinge u​nd ihre Eigenschaften a​ls vergänglich i​n den Hintergrund. Ob dieser Ansatz ebenfalls u​nter den Oberbegriff Ontologie gefasst werden soll, i​st umstritten.

  • Pro wird argumentiert, dass es ebenfalls darum geht, die Wirklichkeit durch eine gedankliche Grundstruktur greifbar zu machen.
  • Kontra wird argumentiert, dass der Begriff Ontologie aus dem Griechischen stammt und damit fest mit der westlichen Philosophie und deren Vorstellungen verknüpft ist. Auch wird die asiatische Philosophie häufig gleichgesetzt mit der Form, in der sich in westlichen esoterischen Kreisen auf sie bezogen wird.

Zu d​en Grundstrukturen östlicher Philosophie s​iehe Wuji, Yin u​nd Yang, Fünf-Elemente-Lehre, Daodejing, Laozi u​nd mit Einschränkungen a​uch die Acht Trigramme.

Allerdings w​ird die Konzentration a​uf Dinge u​nd Eigenschaften durchaus a​uch in Zweigen d​er abendländischen Philosophie kritisiert. Siehe hierzu Prozessphilosophie.

Vermutlich finden s​ich auch i​n weiteren Kulturen Grundstrukturen d​er Erkenntnis, b​ei denen m​an darüber diskutieren kann, o​b sie e​ine Ontologie darstellen, u​nd die s​ich dabei deutlich v​om abendländischen Ontologie-Verständnis unterscheiden.

Siehe auch

Literatur

Siehe a​uch Literatur z​u Metaphysik.

Ältere und moderne Klassiker

  • Thomas von Aquin: Über Seiendes und Wesenheit. De ente et essentia. Lateinisch-Deutsch, mit Einleitung, Übersetzung und Kommentar herausgegeben von Horst Seidl. Meiner, Hamburg 1988, ISBN 3-7873-0771-0.
  • Ernst Bloch: Tübinger Einleitung in die Philosophie. Suhrkamp, Frankfurt am Main, neue erweiterte Ausgabe (!) 1970, DNB 456137513. (identisch mit Gesamtausgabe Band 13)
  • Georg Lukács: Ontologie – Marx. Zur Ontologie des gesellschaftlichen Seins. Die Ontologischen Grundprinzipien bei Marx. 1972, DNB 730293432.
  • Heinrich Rombach: Strukturontologie. Eine Phänomenologie der Freiheit. 2., unveränderte Auflage. Freiburg i.Br./ München 1988, ISBN 3-495-47637-7.

Systematische Darstellungen und Handbücher

  • Artikel „Ontologie“ in:
    • Ritter/Gründer/Gabriel (Hrsg.): HWPh.
    • Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): Enzyklopädie Philosophie.
    • Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften.
  • David Malet Armstrong: Universals: an opinionated introduction. Westview 1989, ISBN 0-8133-0772-4 Zugleich eine sehr klare Einführung in Grundprobleme der systematischen Ontologie.
  • Hans Burkhardt, Barry Smith (Hrsg.): Handbook of Metaphysics and Ontology. Philosophica Analytica, München 1991, ISBN 3-88405-080-X.
  • Jan Faye, Uwe Scheffler, Max Urchs: Things, Facts and Events. Rodopi 2000, ISBN 90-420-1533-0.
  • Reinhardt Grossmann: Die Existenz der Welt. Eine Einführung in die Ontologie. 2. Auflage. ontos, Frankfurt 2004, ISBN 3-937202-38-2.
  • John Heil: From an ontological point of view. Oxford University Press, Oxford 2005, ISBN 0-19-925974-7.
  • Michael Loux: Metaphysics – A Contemporary Introduction. 3. Auflage. London 2006.
  • E. J. Lowe: A Survey of Metaphysics. Oxford 2002.
  • Uwe Meixner: Einführung in die Ontologie. Wissenschaftl. Buchges., Darmstadt 2004, ISBN 3-534-15458-4.
  • Edmund Runggaldier, Christian Kanzian: Grundprobleme der analytischen Ontologie. Schöningh, Paderborn 1998, ISBN 3-506-99493-X.
  • Benjamin Schnieder: Substanzen und (ihre) Eigenschaften. Eine Studie zur analytischen Ontologie. de Gruyter, Berlin 2004, ISBN 3-11-018155-X.
  • Erwin Tegtmeier: Grundzüge einer kategorialen Ontologie. Dinge, Eigenschaften, Beziehungen, Sachverhalte. Alber, Freiburg/ München 1992, ISBN 3-495-47722-5.
  • Jan Urbich, Jörg Zimmer (Hrsg.): Handbuch Ontologie. Metzler, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-476-04637-6.
  • Béla Weissmahr: Ontologie. 2. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 1991, ISBN 3-17-011775-0.

Zur Geschichte der Ontologie

  • Kevin Mulligan: A History of Early Analytic Metaphysics. In: Steven D. Hales (Hrsg.): Analytic Philosophy: Classic Readings. Wadsworth/Thomson Learning, Belmont, Cal. 2002, ISBN 0-534-51277-1, S. 83 ff.
  • Walter Pagel: Paracelsus, van Helmont, Virchow und die Wandlungen im ontologischen Krankheitsbegriff. In: Virchows Archiv für pathologische Anatomie. Band 363, 1974, S. 183–211.
Commons: Ontology – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Ontologie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Thomas Hofweber: Logic and Ontology. In: The Stanford Encyclopedia of Philosophy. Metaphysics Research Lab, Stanford University. 2020. Abgerufen am 23. Dezember 2020.
  2. Mario Bunge, Martin Mahner: Über die Natur der Dinge, Hirzel 2004.
  3. I. Prigogine: Vom Sein zum Werden, Piper 1992.
  4. Jacobus Lorhardus: Theatrum philosophicum. Ogdoas Scholastica continens Diagraphen Typicam artium: Grammatices (Latinae, Graecae), Logices, Rhetorices, Astronomices, Ethices, Physices, Metaphysices, seu Ontologiae, 1. A. Sangalli 1606, hier 2. A. Basel; vgl. Joseph S. Freedman: Deutsche Schulphilosophie im Reformationszeitalter (1500–1650). Ein Handbuch für den Hochschulunterricht, Münster, MAKS 1985; Jean-François Courtine: Suarez et le système de la métaphysique, Paris, Presses Universitaires de France 1990, 410 n. 6
  5. l. c., s. v. Ontologie 1. A. 1726, 2. A. 1733, ND dieser Thoemmes 2001.
  6. l. c., s. v. Ontologie 1. A. 1726, 2. A. 1733, ND dieser Thoemmes 2001 mit Verweis auf Chauvin, lexic. philosoph. 459 ed. 2 und Joh. Clauberg, oper. philos., 277.
  7. Artikel „Ontologie“. In: Georg Klaus, Manfred Buhr (Hrsg.): Philosophisches Wörterbuch. 11. Auflage. Leipzig 1975.
  8. Zur Herausbildung einer Unterscheidung in der Verwendung von „Metaphysik“ und „Ontologie“ vgl. Elisabeth Maria Rompe: Die Trennung von Ontologie und Metaphysik. Der Ablösungsprozess seine Motivierung bei Benedictus Pererius und anderen Denkern des 16. und 17. Jahrhunderts. Universität Bonn, Bonn 1968 (Diss. 1967).
  9. Erwin Tegtmeier: Einleitung, Ontologie. Texte, Alber, München 2000, 17.
  10. Donald Borchert: Macmillan Encyclopedia of Philosophy, 2nd Edition. Macmillan, 2006, Ontology (philpapers.org).
  11. Hans Jörg Sandkühler: Enzyklopädie Philosophie. Meiner, 2010, Ontologie: 2.1 Antike (meiner.de): „Nach einer berühmten Formulierung von Aristoteles (384-322 v. Chr.), der zwar wie auch Platon nicht den Ausdruck ›O.‹ verwendet, sich jedoch der Sache nach in seiner ›ersten Philosophie‹ ausführlich damit befasst, lässt sich O. charakterisieren als die Untersuchung des Seienden als Seiendem (to on he on).“
  12. Daniel E. Flage: Berkeley, George. In: Internet Encyclopedia of Philosophy. Abgerufen am 4. Januar 2021.
  13. Amie Thomasson: Categories. In: The Stanford Encyclopedia of Philosophy. Metaphysics Research Lab, Stanford University. 2019. Abgerufen am 4. Januar 2021.
  14. Hans Jörg Sandkühler: Enzyklopädie Philosophie. Meiner, 2010, Ontologie: 4 Aktuelle Debatten und Gesamtentwürfe (meiner.de).
  15. Ted Honderich: The Oxford Companion to Philosophy. Oxford University Press, 2005, particulars and non-particulars (philpapers.org).
  16. Edward Craig: Routledge Encyclopedia of Philosophy. Routledge, 1996, Particulars (philpapers.org).
  17. Mary C. MacLeod: Universals. In: Internet Encyclopedia of Philosophy. Abgerufen am 4. Januar 2021.
  18. The Editors of Encyclopaedia Britannica: Realism - Universals (en) In: Encyclopedia Britannica. Abgerufen am 4. Januar 2021.
  19. Ted Honderich: The Oxford Companion to Philosophy. Oxford University Press, 2005, Ontology (philpapers.org).
  20. Gideon Rosen: Abstract Objects. In: The Stanford Encyclopedia of Philosophy. Metaphysics Research Lab, Stanford University. 2020. Abgerufen am 4. Januar 2021.
  21. Ted Honderich: The Oxford Companion to Philosophy. Oxford University Press, 2005, abstract entities (philpapers.org).
  22. Edward Craig: Routledge Encyclopedia of Philosophy. Routledge, 1996, Abstract objects (philpapers.org).
  23. Hans Jörg Sandkühler: Enzyklopädie Philosophie. Meiner, 2010, Ontologie: 4.2.3 Ontologische Unabhängigkeit (meiner.de): „Ganz grob gesagt versteht man unter existenzieller oder ontologischer (im Gegensatz z. B. zu logischer) Unabhängigkeit die Fähigkeit, ›alleine zu existieren‹.“
  24. Achille Varzi: Boundary. In: The Stanford Encyclopedia of Philosophy. Metaphysics Research Lab, Stanford University. 2015. Abgerufen am 4. Januar 2021.
  25. Tuomas E. Tahko, E. Jonathan Lowe: Ontological Dependence. In: The Stanford Encyclopedia of Philosophy. Metaphysics Research Lab, Stanford University. 2020. Abgerufen am 4. Januar 2021.
  26. Gonzalo Nuñez Erices: Boundaries and Things. A Metaphysical Study of the Brentano-Chisholm Theory. In: Kriterion: Journal of Philosophy. 33, Nr. 2, 2019, S. 15–48.
  27. Harold Noonan, Ben Curtis: Identity. In: The Stanford Encyclopedia of Philosophy. Metaphysics Research Lab, Stanford University. 2018. Abgerufen am 4. Januar 2021.
  28. Peter Forrest: The Identity of Indiscernibles. In: The Stanford Encyclopedia of Philosophy. Metaphysics Research Lab, Stanford University. 2020. Abgerufen am 20. Januar 2021.
  29. Max Black: The Identity of Indiscernibles. In: Mind. 61, Nr. 242, 1952, S. 153–164. doi:10.1093/mind/LXI.242.153.
  30. Sam Cowling: Non-Qualitative Properties. In: Erkenntnis. 80, Nr. 2, 2015, S. 275–301. doi:10.1007/s10670-014-9626-9.
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  196. Niklas Luhmann: Die Gesellschaft der Gesellschaft. IV. Die Unterscheidung von System und Umwelt. 10. Auflage. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1997, S. 65, 66, 67.
  197. Thomas Bernhard Seiler: Evolution des Wissens. Band I: Evolution der Erkenntnisstrukturen. 2012, ISBN 978-3-643-11376-4.
  198. Thomas Bernhard Seiler: Evolution des Wissens. Band II: Evolution der Begriffe. 2012, ISBN 978-3-643-11377-1.
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