Bergwerk
Als Bergwerk werden alle über- und untertägigen Betriebseinrichtungen und -anlagen an einem Standort zur Gewinnung, Förderung und Aufbereitung von Bodenschätzen bezeichnet. Bergwerke werden auch Grube oder Zeche genannt.
Zu einem Bergwerk zählen alle Bauwerke, Anlagen und Einrichtungen über Tage, die der Förderung, Aufbereitung, Lagerung und Verladung von Rohstoffen und Bergematerial dienen, sowie Anlagen und Einrichtungen zur Verwaltung und für die Mitarbeiter. Zudem gehören zu einem Bergwerk alle zugehörigen untertägigen Anlagen und Einrichtungen, insbesondere alle Schächte, Strecken und Stollen, die als Grubenbau bezeichnet werden.
Im weiteren Sinne gehören auch Grabungen „über Tage“ (Tagebau) und Tiefbohrungen dazu.[1][2]
Bauarten
Untertagebergwerke
Die Erschließung einer Lagerstätte durch ein Untertagebergwerk beginnt mit der Ausrichtung und dem folgenden Abteufen der Schächte oder dem Auslängen der Stollen. Sie sind die Verbindung zwischen Erdoberfläche und der Lagerstätte „vor Ort“ und für die Schacht- bzw. Streckenförderung von Abbau, Versatz und Material, die Fahrung von Personen sowie die Wasserhaltung und Wetterführung notwendig.
Die Wahl der Schachtstandorte beeinflusst die Herstellungs- und Betriebskosten des Untertagebergwerks. Von den Schächten gehen die Strecken (Richtstrecken und Querschläge) zu den Lagern (Flöze, Gänge, Stöcke) der zu fördernden Rohstoffe ab. Die Gesamtheit aller unterirdischen Hohlräume wird Grubengebäude genannt.
Die Tagesanlagen eines Bergwerks, also die „über Tage“ befindlichen Teile sind: Förderturm, Kaue, Anlagen zur Be- und Entlüftung (Bewetterung), zur Wasserhaltung und -reinigung und die Aufbereitungsanlagen.
Tagebaue
Gewinnung von Massenrohstoffen und fossilen Brennstoffen durch große Bagger (Radlader, Schaufelradbagger, Eimerkettenbagger, o. ä.). Falls nötig Zerkleinerung in Brechern. Abtransport mit Muldenkippern oder über Bandförderanlagen.
- Großtagebaue (insbesondere für Braunkohle, Ölschiefer, Ölsand, Erze, Minerale)
- „Gruben“ (Kiesgruben, Sandgruben) oder „Kuhlen“ (Lehmkuhle) insbesondere für Lockergesteine
- „Brüche“ (Steinbrüche, Kalkbrüche) für festes Gestein
- „Stiche“ (Torfstich, Tonstich) für teigige Gesteine
- Schürfen nach gediegenen Edelmetallen, Schmucksteinen, …
- Im weitesten Sinne gehören auch Baggerseen dazu, bei denen mit Hilfe von Schwimmbaggern Massenrohstoffe vom Grund eines Sees gewonnen werden.
Bohrungen
- Bohrungen nach Erdöl und/oder Erdgas
- Brunnenbohrungen nach Grundwasser
- Bohrungen zum Aussolen von Salzstöcken
Historische Entwicklung
Das bislang älteste entdeckte Bergwerk ist ein Feuersteinbergwerk im oberägyptischen Nazlet Khater, wo bereits vor über 30.000 Jahren untertägig Feuerstein abgebaut wurde.[3]
In der Antike ließ sich die Massenproduktion von Metallen meist nur durch staatlich organisierte Großunternehmen und Sklaven- oder Zwangsarbeit organisieren. Auch Privatunternehmer waren als Pächter tätig wie in Laurion.[4] Dort wurden (teils unter Tage, teils auch im Tagebau) verschiedene Erze, u. a. auch Silber, gefördert und dafür insgesamt wohl 20.000 Sklaven und Gefangene beschäftigt. Zur Entwässerung der Bergwerke könnte seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. die Archimedische Schraube gedient haben.
In Deutschland begann der Bergbau ebenfalls mit steinzeitlichen Feuersteinbergwerken. Am Rammelsberg bei Goslar wurde bereits in der Bronzezeit Erzbergbau betrieben. Das zugehörige Bergwerk wurde 1992 zusammen mit der Goslarer Altstadt als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt und später unter anderem um die Grube Samson in St. Andreasberg und die Anlagen des Oberharzer Wasserregals erweitert. Museum und Besucherbergwerk Rammelsberg sind Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH).
Literatur
- Walter Bischoff, Heinz Bramann: Das kleine Bergbaulexikon. Hrsg.: Westfälische Berggewerkschaftskasse Bochum. 7. Auflage. Verlag Glückauf, Essen 1988, ISBN 3-7739-0501-7.
- Das Wissen des 20. Jahrhunderts. Erster Band. Verlag für Wissen und Bildung, Verlagsgruppe Bertelsmann, Gütersloh 1971.
- Helmut Wilsdorf: Kulturgeschichte des Bergbaus. Ein illustrierter Streifzug durch Zeiten und Kontinente. Verlag Glückauf, Essen 1987, ISBN 3-7739-0476-2.
- Wilhelm und Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. Vergangenheit und Zukunft einer Schlüsseltechnologie. Mit einem Katalog der „Lebensgeschichten“ von 477 Zechen (Reihe Die Blauen Bücher). Verlag Langewiesche, Königstein im Taunus, 6., erweiterte und aktualisierte Aufl. 2008, ISBN 978-3-7845-6994-9.
Weblinks
Einzelnachweise
- §2.1 BBerG
- Jürgen Bollmann, Annette Lipinski, Wolf-Günther Koch (Hrsg.): Lexikon der Kartographie und Geomatik. Spektrum Akademischer Verlag, 2005, ISBN 978-3-8274-1672-8.
- Alice Leplongeon, David Pleurdeau: The Upper Palaeolithic Lithic Industry of Nazlet Khater 4 (Egypt). Implications for the Stone Age/Palaeolithic of Northeastern Africa. In: African Archaeological Review. Band 3, Nr. 28, 2011, S. 213–236, doi:10.1007/s10437-011-9100-x.
- Michael Rostovtzeff: Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte der hellenistischen Welt. Band 2, Darmstadt 1998, S. 978 f.