Strumica (Stadt)
Strumica (kyrillisch Струмица, griechisch Στρούμιτσα Stroúmitsa, türkisch Ustrumca) ist eine Stadt im Südosten Nordmazedoniens nahe der Grenze zu Bulgarien und Griechenland. Strumica ist auch der Hauptort der gleichnamigen Opština.
Strumica Струмица Strumicë | |||||
---|---|---|---|---|---|
| |||||
Basisdaten | |||||
Region: | Südosten | ||||
Gemeinde: | Strumica | ||||
Koordinaten: | 41° 26′ N, 22° 38′ O | ||||
Höhe: | 256 m. i. J. | ||||
Fläche (Opština): | 321,49 km² | ||||
Einwohner: | 36.920 (2016) | ||||
Einwohner (Opština): | 57.175 (2016) | ||||
Bevölkerungsdichte: | 178 Einwohner je km² | ||||
Telefonvorwahl: | (+389) 034 | ||||
Postleitzahl: | 2400 | ||||
Kfz-Kennzeichen: | SR | ||||
Struktur und Verwaltung | |||||
Gliederung: | 25 Ortschaften | ||||
Bürgermeister: | Kosta Janevski (SDSM) | ||||
Website: |
Bevölkerung
Nach einer Schätzung von 2016 beträgt die Einwohnerzahl der Stadt 36.920 Einwohner, in der gleichnamigen Opština leben 57.175 Menschen.[1][2]
Geschichte
In der Antike hieß die Stadt Astraion. Zwischen dem 1. und dem 2. nachchristlichen Jahrhundert wurde sie in das Römische Reich eingegliedert. Zu dieser Zeit trug die Stadt den Namen Tiveriopol. Aus dem Jahr 362, während der Herrschaft des römischen Kaisers Julian und der von ihm eingeleiteten Verfolgung der Christen, sind die „Heiligen fünfzehn Tiverioler Märtyrer“ überliefert. In der folgenden Zeit wurde die Region von Plünderungszügen der Goten heimgesucht.[3]
Ab dem 5. Jahrhundert war die Region von Plünderungszügen durch Slawen und Awaren betroffen, wobei sich die ersteren auch in Makedonien niederließen. Es ist nicht bekannt, ob Tiveriopol wie andere antike Städte in der Region (Stobi, Pautalia) von ihnen zerstört und danach aufgegeben wurde.
Im 8. Jahrhundert wurde die Stadt Teil des Ersten Bulgarischen Reichs und bekam ihren slawischen Namen Strumica, nach dem gleichnamigen Fluss. Nach dem Ende des Ersten Bulgarischen Reiches 1018 wurde Strumica Bischofssitz des neu geschaffenen Erzbistums von Ohrid. In den folgenden Jahrhunderten war die Region zwischen Bulgaren, Byzantinern und Serben sowie dem Königreich Thessaloniki umstritten, jedoch konnten sich auch lokale Herrscher wie Dobromir Chrysos oder Alexius Slaw behaupten.[3]
Später wurde Strimica Teil des Despotats Welbaschd und unter Konstantin Dragaš, der nach der Schlacht an der Mariza (1371) Vasall des Osmanischen Reiches geworden war, osmanisch. Nach der Schlacht bei Ankara um 1402, als die Osmanen eine schwere Niederlage erlitten, rebellierte der Despot von Welbaschd Jusuf und konnte anschließend das Despotat in seinen alten Grenzen wiederherstellen. Um 1427/28, spätestens im Herbst 1431 wurde jedoch das Fürstentum erneut osmanisch und in dessen Grenzen der Sandschak Kjustendil errichtet, einer der größten in der osmanischen Provinz Rumelien.[3]
Unter der Herrschaft der Osmanen hieß die Stadt Ostromdscha[4][5] und war Zentrum einer Kaza. Laut einem osmanischen Steuerregister (Defter) wohnten 1519 in Ostromdscha 2780 Einwohner. 1450 von ihnen waren Christen und 1330 Moslems. Eine Beschreibung Ostromdschas aus der hochosmanischen Zeit (16./17. Jahrhundert), findet sich im „Reisebuch“ (Seyahatnâme) des osmanischen Reisenden Evliya Çelebi. Er vermerkte, dass die ehemalige Festung verlassen sei und die Stadt aus 2400 ein- und zweistöckigen Häusern bestehe.
Im Zuge der Tanzimat-Reformen von 1856 konnte sich in den 1860er-Jahren eine bulgarische Kirchengemeinde bilden. 1870 wurde die erste neubulgarische Schule in der Stadt eröffnet.[6] 1895 kam es in Strumica zur Gründung eines revolutionären Komitees der BMARK. 1897 wurde die Stadt durch einen Erlass des Sultans (Berât) Sitz einer Eparchie und eines Metropoliten des Bulgarischen Exarchats. Erster bulgarischer Metropolit wurde Gerasim von Strumica.[7] 1900 zählte die Stadt 10.160 Einwohner.
Nach sechshundertjähriger Zugehörigkeit zum Osmanischen Reich wurde Strumica im Verlauf des Ersten Balkankrieges am 21. Oktober 1912 von der Rila-Division der bulgarischen Armee eingenommen. Infolge des Friedensvertrages von Bukarest fiel es 1913 an Bulgarien und wurde im selben Jahr Zentrum eines administrativen Bezirks (bulgarisch Струмишки административен окръг).[3] Gegen den Beschluss von Bukarest revoltiert die in Strumica stationierten griechische Soldaten, welche die Stadt am 8. August anzündeten. Das Feuer konnte bis zum 15. August mehr als 1900 Gebäude zerstören.[3]
Nach dem Ersten Weltkrieg musste Bulgarien gemäß dem Vertrag von Neuilly-sur-Seine Strumica mit weiteren Gebieten (→ Ehemalige Bulgarische Westgebiete) an das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (ab 1929 Königreich Jugoslawien) abtreten. Die traditionell engen sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zur Gegend von Petritsch, die weiter zu Bulgarien gehörte, blieben jedoch erhalten,[8] dennoch war die Bevölkerung der Serbischen Assimilation und eine gezielte De-Burgarisierungspolitik ausgesetzt.[3] Während des Zweiten Weltkrieges war Strumica zwischen 1941 und 1944 erneut Teil Bulgariens.[3]
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Strumica der jugoslawischen Teilrepublik Mazedonien zugeordnet. Infolge des politischen Bruches zwischen Titos Jugoslawien und dem sowjetisch geführten Ostblock 1948 wurde die Grenze zu Bulgarien geschlossen. Die traditionell engen Beziehungen wurden dadurch weitgehend unterbrochen.[9] Seit 1992 gehört die Stadt zum unabhängigen Mazedonien.
Während des Kosovokriegs 1999 wurde die Stadt vom I. und II. deutschen KFOR-Kontingent als Stützpunkt genutzt, speziell die im Westen der Stadt liegende Kaserne, einschließlich des zugehörigen Geländes der mazedonischen Armee. Durch die Nähe zur griechischen Grenze bot sich Strumica an, da das stationierte Nachschubbataillon häufig ankommende Güter und Ausrüstung vom Hafen in Thessaloniki transportierte.
Sport
In der Stadt sind zwei Fußballmannschaften beheimatet, der 1922 gegründete FK Belasica und der 1923 gegründete FK Tiverija. Im März 2011 wurde in Strumica ein Vorqualifikationsturnier für die Fußball-Europameisterschaft der Frauen 2013 ausgetragen.
Söhne und Töchter der Stadt
- Miletij (1832–1891), bulgarischer Geistlicher, Metropolit von Sofia
- Dimitris Semsis (1881–1950), griechischer Musiker
- Baba Wanga (1911–1996), bulgarische Prophetin
- Ksente Bogoev (1919–2008), Ökonom und Politiker
- Dušan Džamonja (1928–2009), jugoslawischer Bildhauer
- Boris Trajkovski (1956–2004), ehemaliger mazedonischer Präsident
- Dragi Gjorgiev (* 1963), mazedonischer Historiker, Vorsitzender des Instituts für Nationalgeschichte.
- Nikola Madžirov (* 1973), mazedonischer Dichter
- Zoran Zaev (* 1974), mazedonischer Ministerpräsident
- Veljko Paunović (* 1977), serbischer Fußballspieler
- Goran Maznov (* 1981), Fußballspieler
- Soran Baldowaliew (* 1983), Fußballspieler
- Goran Pandev (* 1983), Fußballspieler
- Aco Stojkov (* 1983), Fußballspieler
- Vasil Garvanliev (* 1984), Sänger
- Nikola Gjorgiev (* 1988), Volleyballspieler
Sonstiges
Als Ostromdscha ist die Stadt mit ihrer Umgegend Schauplatz der Romane In den Schluchten des Balkan und Durch das Land der Skipetaren von Karl May.
Weblinks
Einzelnachweise
- Општина Струмица, Natural features. (Memento des Originals vom 18. Dezember 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (englisch)
- Mazedonien: Statistische Regionen & Siedlungen – Einwohnerzahlen, Karten, Grafiken, Wetter und Web-Informationen. Abgerufen am 15. April 2018.
- Geschichte der Stadt. Offizielle Webseite der Stadt Strumica, abgerufen am 29. November 2021 (mazedonisch).
- Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn. Band 9-12. C. Gerold’s Sohn, 1885, S. 84 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Leonhard Schultze-Jena: Makedonien Landschafts- und Kulturbilder. Verlag Gustav Fischer, 1927, S. 217 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Jordan Vančev: Новобългарската просвета в Македония през Възраждането. 1982, S. 94–95.
- Almanach Mazedonien, 1931
- Violeta Periklieva: Religious Landscapes at the Border. The case of the border regions of Petrich, Bulgaria and Strumica, Macedonia. In: Lena Mirošević u. a.: Landscape in Southeastern Europe. Lit Verlag, Wien/Zürich 2018, S. 130.
- Violeta Periklieva: Religious Landscapes at the Border. The case of the border regions of Petrich, Bulgaria and Strumica, Macedonia. In: Lena Mirošević u. a.: Landscape in Southeastern Europe. Lit Verlag, Wien/Zürich 2018, S. 130.