Radomir Putnik (Woiwode)
Radomir Putnik (* 24. Januar 1847 in Kragujevac, Serbien; † 17. Mai 1917 in Nizza, Frankreich) war ein Generalfeldmarschall im Königreich Serbien während der Balkankriege und im Ersten Weltkrieg. Von 1903 bis 1915 war er Generalstabschef der serbischen Armee. Er hatte beträchtlichen Anteil an der Schaffung eines modernen serbischen Heerwesens.
Frühe Jahre
Radomir Putnik wurde am 24. Januar 1847 in Kragujevac geboren. Sein Vater Dimitrije war Lehrer von Beruf. Putnik ging in seiner Heimatstadt zur Schule und besuchte danach das dortige Gymnasium. 1861 trat er in die Belgrader Militärakademie ein und belegte als Schwerpunkt das Fach Artilleriewesen. 1866 wurde er Vizeleutnant, 1869 Kommandeur der 4. Feldbatterie. Schon als Vizeleutnant sah er die Notwendigkeit der Modernisierung der serbischen Streitkräfte und gab 1868 die ersten Anweisungen dazu. Obwohl Fürst Michael die allgemeine Wehrpflicht und ein stehendes Heer einführte, blieb die serbische Armee in vieler Hinsicht ein Milizheer. Nach dem Serbisch-Osmanischen Krieg von 1876 bis 1878 wurde Putnik Adjutant des Generalstabschefs. Er schrieb zahlreiche militärische Lehrbücher und betrieb weitere Reformen in der Armee. Hierbei überschritt er oftmals seine Kompetenzen, weswegen er 1896 vorzeitig pensioniert und aus der Armee entlassen wurde. Putnik sollte aber 1903 reaktiviert werden, und in der Zwischenzeit ging er nach Frankreich, wo er Prüfungen zum Major absolvierte. Daneben schrieb er Lehrbücher, die später für die Ausbildung von Generalstabsoffizieren dienen sollten.
Generalstabschef
Nach dem so genannten Mai-Umsturz 1903 wurde Radomir Putnik reaktiviert und zum neuen Generalstabschef bestellt. Anfangs hatte er Zweifel wegen des Umsturzes, da auch wichtige Militärs der Verschwörung zum Opfer gefallen waren, willigte aber wegen der Aussicht auf Durchsetzung seiner Reformen schließlich ein. Von 1904 bis 1912 war er dreimal Kriegsminister. In den Balkankriegen 1912 und 1913 sowie im Ersten Weltkrieg führte er mit Generalfeldmarschall Živojin Mišić das serbische Heer.
Bei Ausbruch des Krieges am 28. Juli 1914 befand er sich im steirischen Bad Gleichenberg zur Kur. Der Kommandeur des österreichisch-ungarischen IV. Korps General der Kavallerie Carl Tersztyanszky verständigte den ungarischen Ministerpräsident Tiza, dass man beabsichtigte, Putnik zu verhaften, was für die k.u.k. Armee einige Vorteile bringen sollte. Tiza war damit wohl einverstanden, wollte aber noch die Meinung des Ministeriums des Äußeren einholen, doch die kam nicht mehr rechtzeitig an. So wurde der Vojvode im Budapester Militärkasino festgesetzt, und Österreich-Ungarn verfügte über eine wertvolle Geisel. Doch bei Berchtold setzte am darauffolgenden Tag ein Meinungsumschwung ein, der damit begründet wurde, dass am 26. Juli zwischen Österreich-Ungarn und Serbien noch kein Kriegszustand herrschte. Entscheidend dürfte freilich die Haltung des Kaisers Franz Joseph gewesen sein, denn dieser veranlasste die sofortige Freilassung des serbischen Generalstabschefs. Damit nicht genug richtete an Kriegsminister Krobatin ein Schreiben, in dem es unter anderem hieß: Gleichgültig, von wem der Befehl zur Anhaltung ausgegangen sei, „werden Sie demselben Meine vollste Mißbilligung sofort zu bekunden haben. Ich erwarte von allen in hohen Stellungen befindlichen Generalen ein selbständiges, rasches aber stets taktvolles und niemals unbedachtes Handeln.“[1]
Obwohl an einer chronischen Lungenkrankheit leidend, zeichnete sich Putnik als Verantwortlicher für die Taktik der serbischen Streitkräfte der Jahre 1914 und 1915 aus, die u. a. große Erfolge wie die in der Schlacht von Cer oder Schlacht an der Kolubara hervorbrachte.
Putnik blieb Generalstabschef bis Ende 1915. Im Jahr darauf erkrankte er erneut an einem Lungenemphysem und ging zur Kur nach Nizza in Frankreich, wo er von der französischen Regierung in Ehren empfangen wurde und eine Villa auf Staatskosten zur Verfügung gestellt bekam. Dort verstarb Radomir Putnik am 17. Mai 1917.
Trivia
Der Familienname „Putnik“ (Reisender, Wanderer) wurde angeblich seinem Großvater verliehen, als dieser aus dem Kosovo in das Banat übersiedelte.
Radomir Putnik galt als leidenschaftlicher Gitarrespieler. In der Schule erhielt er in der Fremdsprache Deutsch regelmäßig schlechte Benotungen, obwohl er die Sprache fließend beherrschte. Der eigentliche Grund lag darin, dass er seine Lehrer ständig mit Fragen konfrontierte oder sie korrigierte. In Kanada ist der Mount Putnik nach ihm benannt.
Einzelnachweise
- Manfried Rauchensteiner: Der Tod des Doppeladlers. 1993, ISBN 3-222-12116-8. S. 118.
Weblinks
- Zeitungsartikel zur Festnahme: Heiteres von der Woche.. In: Die Bombe, 2. August 1914, S. 2 (online bei ANNO).
- Biografie auf firstworldwar.com