Ulrich Stottmeister

Ulrich Stottmeister (* 20. Dezember 1939 i​n Kyritz, Ostprignitz) i​st ein deutscher Chemiker u​nd Professor d​er Fachgebiete Technische Chemie u​nd Biotechnologie.

Ulrich Stottmeister, 2016

Leben

Stottmeister besuchte d​ie Goethe-Oberschule i​n Kyritz (Abitur 1957). Der berufliche Einstieg begann 1957 m​it der Lehre a​ls Chemielaborant i​m Elektrochemischen Kombinat Bitterfeld CKB. Von 1959 b​is 1964 studierte e​r Chemie a​n der Karl-Marx-Universität Leipzig.

Nach d​er Promotion (1968) n​ahm Stottmeister e​ine Tätigkeit a​ls Laborleiter i​n der Industrie a​uf und wechselte 1970 v​om Fachgebiet d​er elektrochemischen Analytik z​ur technischen Mikrobiologie. In d​er Akademie d​er Wissenschaften d​er DDR (Institut für technische Chemie, Institut für Biotechnologie i​n Leipzig) w​ar er a​b 1970 wissenschaftlicher Mitarbeiter u​nd von 1986 b​is 1991 Abteilungsleiter (Mikrobielle Produktsynthesen u​nd mikrobieller Abbau).

Von 1991 bis zum Übergang in den Ruhestand 2004 wirkte Stottmeister im Umweltforschungszentrum UFZ Leipzig/Halle als Leiter der Sektion Sanierungsforschung, später des Departments für Umweltbiotechnologie.[1] Die umfangreiche internationale Tätigkeit mit unterschiedlichsten wissenschaftlichen Aufgabenstellungen erstreckte sich nicht nur auf die Länder Osteuropas, sondern nach 1989 auch auf viele Länder Asiens und Amerikas.

Qualifikationen und Berufungen

  • 1968: Dr. rer. nat. (Beiträge zur analytischen Chemie einiger Kohlensäure-Schwefel-Derivate)
  • 1986: Dr. sc. nat. (Zum Einfluss des Sauerstoffs auf mikrobielle Produktsynthesen)
  • 1987:„facultas docendii“ und Honorardozent, 1991 Umhabilitation zum Dr. rer. nat. habil.
  • 1991: Assistant Professor University of Waterloo, Canada
  • 1995: C4-Professor für Biotechnologie / Technische Chemie Universität Leipzig
  • 1996: Ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig
  • 1997–2002: „scientific advisor“der wissenschaftlichen Zusammenarbeit Deutschland-Canada, Sektor Umwelt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.
  • 2000: Adjunct Professor University of Saskatchewan (Kanada)
  • 2002: Ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften acatech
  • 2004–2008: Vizepräsident und Präsident der International Society of Environmental Biotechnology (ISEB)
  • 2017: Mitglied des Akademischen Rates der Humboldt-Gesellschaft e.V.

Wirken

Stottmeister zeichnet a​ls Autor, Koautor u​nd Herausgeber für 10 Bücher u​nd Monografien verantwortlich. Er i​st Autor u​nd Koautor v​on mehr a​ls 150 wissenschaftlichen Publikationen.

Seine wissenschaftliche Tätigkeit ist dadurch gekennzeichnet, dass er dem Fachgebiet der „Technischen Mikrobiologie“ mit den Teilgebieten „Mikrobielle Produktsynthesen“ und „mikrobiologische Schadstoffbeseitigung“ eine Reihe verbindender Aspekte aus Chemie und Physikochemie hinzugefügt hat. Dazu gehören in der Produktsynthese die Beeinflussungen der Stoffwechselwege der Mikroorganismen durch verfahrenstechnische Parameter (z. B. Sauerstoffpartialdruck, Nährstofflimitationen, Substratauswahl u. a.). Zielprodukte waren

  • Biopolymere aus methanhaltigen Gasen (Biopolymere nach Maß).
  • Organische Säuren als „building blocks“: zur N-Heterocyclen-Synthese.
  • „Weiße Biotechnologie für die Grüne Chemie“. Umwelt- und Rohstoffaspekte durch die Verbindung der Module Hefegenetik, Bioverfahrenstechnik, Produktisolation, Synthesechemie in Kooperation mit der TU Dresden (Hefegenetik G. Barth), der Universität Leipzig (Synthesechemie, H. Wilde, D. Sicker) und dem Umweltbiotechnologischem Zentrum des UFZ (A. Aurich).

In den von Stottmeister geführten Forschungseinheiten wurden parallel zu Themen der Biosynthese immer gleichzeitig in anderen Arbeitsgruppen Aspekte des mikrobiellen Schadstoffabbaus bearbeitet. Das betraf vor 1989 Fragen der Reinigung von Abwässern aus der Karbochemie. Nach dieser Zeit verlagerte sich der Schwerpunkt der Arbeiten vorrangig auf die Sanierung von Altlasten dieses ehemaligen mitteldeutschen Industriezweiges. Aus diesen Themengebieten zählen die Arbeiten zur Phytoremediation und der „enhanced natural attenuation“. Nach 2004 und dem Erreichen des Ruhestandsalters mit dem Ausscheiden aus der Universität Leipzig und dem UFZ wurden in der Sächsischen Akademie der Wissenschaften Projekte zu „Nachwachsenden Rohstoffen“ und zum „Flächenrecycling“ bearbeitet. Kürzlich veröffentlichte Stottmeister seine Ergebnisse zu Wissenschafts- und Technikgeschichtlichen Studien sowie zu spezifischen Fragen der Alexander von Humboldt-Forschung.

Ausgewählte Publikationen

  • K.-D. Wendlandt, U. Stottmeister, J. Helm, B. Soltmann, M. Jechorek, M. Beck: The potential of methane-oxidizing bacteria for applications in environmental biotechnology. In: Eng. Lif. Sci. 10, (2), 2010, S. 87–102.
  • A. Aurich, R. Specht, R. A. Müller, U. Stottmeister, V. Yovkova, C. Otto, M. Holz, G. Barth, P. Heretsch, F. A. Thomas, D. Sicker, A. Giannis: Microbiologically produced carboxylic acids used as building blocks in organic synthesis. In: X. Wang, J. Chen, P. Quinn (Hrsg.): Subcellular Biochemistry. Volume 64: Reprogramming Microbial Metabolic Pathways. Part 2, Springer, Berlin/ Heidelberg/ New York 2012, S. 391–424.
  • U. Stottmeister, A. Aurich, H. Wilde, J. Andersch, S. Schmidt, D. Sicker: White biotechnology for green chemistry: fermentative 2-oxocarboxylic acids as novel building blocks for subsequent chemical syntheses. In: J. Ind. Microbiol. Biotechnol. 32 (11-12), 2005, S. 651–664.
  • U. Stottmeister, A. Wießner, P. Kuschk, U. Kappelmeyer, M. Kästner, O. Bederski, R. A. Müller, H. Moormann: Effects of plants and microorganisms in constructed wetlands for wastewater treatment In: Biotechnol. Adv. 22 (1-2), 2003, S. 93–117.
  • U. Stottmeister, P. Kuschk, A. Wiessner: Full-scale bioremediation and long-term monitoring of a phenolic wastewater disposal lake. In: Pure and Applied Chemistry. 82 (1), 2010, S. 161–173.
  • U. Stottmeister, A. Mondschein, S. Tech, H. Ninnemann, L. Schiffer: Die stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe: Chancen und Risiken. In: Sitzungsberichte der Sächsischen Akademie der Wissenschaften. Technikwiss. Kl. Band 4, Heft 2, S. Hirzel, Stuttgart/ Leipzig 2014.
  • U. Stottmeister, H. Auge, L. Zerling: Flächenverbrauch und Flächenrückführung: Erfahrungen und Anregungen aus der Tagebausanierung. In: Abhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften. Technikwiss. Kl. Band 1, Heft 5, S. Hirzel, Stuttgart/ Leipzig 2017.
  • U. Stottmeister: Beitrag zur Technikgeschichte Mitteldeutschlands. Technologische und technische Entwicklungen zur biologischen Reinigung phenolhaltiger Abwässer aus der Karbochemie. In: Abhandlung, Technikwissenschaftl. Kl. Band 1, Heft 4, S. Hirzel, Stuttgart/ Leipzig 2012.
  • U. Stottmeister: Eberhard Leibnitz (1910–1986) und die Chemie Mitteldeutschlands in Forschung und Lehre. Universitätsverlag Leipzig 2018.
  • U. Stottmeister: Umweltgedanken zu Alexander von Humboldt. In: Humboldt im Netz. HiN Internationale Zeitschrift der Humboldtforschung. XVIII (35), 2017, S. 75–94.

Einzelnachweise

  1. Leipziger Volkszeitung. 20. Dezember 2004.
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