Sechster Koalitionskrieg
Der Sechste Koalitionskrieg war der letzte der von 1792 bis 1815 geführten Koalitionskriege. Die Koalition entstand im Februar 1813 durch den Übergang Preußens zu Russland nach der Niederlage Frankreichs im Feldzug gegen Russland. Mit dem Bündnis begannen die Befreiungskriege. Im Juni 1813 traten Großbritannien und Schweden, im September Österreich und im Oktober Bayern der Koalition bei. Der Krieg endete 1814 mit der ersten Abdankung Kaiser Napoleons. Im Frühjahr 1815 flammte der Krieg noch einmal auf, als die Koalition eine Rückkehr Napoleons zur Macht verhinderte.
Frankreich führte 1812 bereits seit Jahren mit Großbritannien, das mit Spanien und Portugal verbündet war, erfolglos einen weltumspannenden See- und Kolonialkrieg und in Europa einen Landkrieg auf der iberischen Halbinsel. Zweifel an der zukünftigen Haltung Russlands veranlassten Napoleon, diese einzige nicht von ihm unterworfene europäische Festlandsmacht als Bedrohungsfaktor auszuschalten. Er zwang 1812 Preußen und Österreich zu Bündnissen, um mit ihnen und Frankreichs Satellitenstaaten, darunter der Rheinbund und das Herzogtum Warschau, im Sommer 1812 in Russland einzufallen.
Nach der Niederlage und dem Rückzug der Grande Armée kam es im Dezember 1812 zur preußisch-russischen Konvention von Tauroggen, die im Februar 1813 im Vertrag von Kalisch zu einem Bündnis führte, verbunden mit der preußischen Kriegserklärung an Frankreich und der Aufforderung an Großbritannien und Österreich zum Beitritt. Schweden, das schon im April 1812 ein Bündnis mit Russland eingegangen war, trat der preußisch-russischen Koalition im Frühjahr 1813 bei. Als die Kämpfe im Juni 1813 die Elblinie erreicht hatten, schlossen die Koalition und Frankreich den dreimonatigen Waffenstillstand von Pläswitz. Währenddessen trat Österreich nach einer gescheiterten Friedensinitiative vom Bündnis mit Napoleon zurück und ging im Vertrag von Teplitz zur Koalition über. Im Herbstfeldzug von 1813 kam es zum kriegsentscheidenden Sieg der Verbündeten in der Völkerschlacht von Leipzig. Als Folge löste sich der Rheinbund auf. Napoleon, dem nur Sachsen und das Herzogtum Warschau die Treue hielten, entkam nach Frankreich, wurde aber im Feldzug von 1814 geschlagen und musste im April 1814 abdanken.
Beim Wiener Kongress nach dem Krieg büßte Frankreich seine Vormachtstellung ein und verlor fast alle seine von 1800 bis 1812 erworbenen Kolonien und Gebiete.
Russlandfeldzug
Schon 1811 begannen Frankreich und Russland mit den Vorbereitungen für einen Krieg. Der Zar hatte zum Schutz seines Reiches drei Armeen mit etwa 193.000 Mann und 983 Geschützen zusammengezogen. Im Februar 1812 wurden fünf zusätzliche russische Divisionen an die Grenze zu Polen verlegt, außerdem wurden die Truppen an der Westgrenze mit 180 Kanonen verstärkt. Am 21. April verließ Zar Alexander I. Sankt Petersburg und reiste nach Wilna, um das Kommando über die aufmarschierende Westarmee zu übernehmen. Die Nordarmee unter Baron Essen stand mit 21.000 Mann südlich von St. Petersburg und in Kurland, im südlichen Baltikum erfolgte der Anschluss an das 1. Korps unter General Wittgenstein. Die 1. Westarmee unter Fürst Barclay de Tolly deckte mit etwa 77.000 Mann die vom Gegner direkt bedrohte Düna- Linie. Mehr als 150 km südlich an der Linie Grodno bis Minsk befanden sich die 2. Westarmee unter Fürst Bagration mit etwa 35.000 Mann und 16.000 Reiter unter General Miloradowitsch. Die Südarmee unter Tormassow zählte etwa 44.000 Mann und wartete auf die Vereinigung mit der erst aus der Moldau heranrückenden Armee unter Admiral Tschitschagow (nicht eingerechnet: weitere 38.000 Mann).
Die zur Invasion bestimmte Grande Armée der Franzosen unter Kaiser Napoleon zählte 392 Bataillone und 347 Eskadronen, etwa 397.300 Mann und 37.000 Reiter. Mit dem Njemen-Übergang bei Kowno am 23. und 24. Juni 1812 wurde der Feldzug eingeleitet. Im Invasionsheer standen jeweils etwa 40.000 italienische und polnische und 150.000 deutsche Soldaten, davon 30.000 Bayern, 27.000 Westphalen, 15.800 Württemberger sowie andere starke Kontingente des Rheinbundes. Zur Deckung der Nordflanke gingen 23.000 Preußen und das französische 10. Korps unter MacDonald (12.800 Mann) auf Riga vor. Zusätzlich brach südlich der Pripjatsümpfe ein etwa 33.000 Mann starkes verbündetes österreichisches Hilfskorps unter Feldmarschall Schwarzenberg zur Deckung der südlichen Flanke in Wolhynien ein. Während am rechten Flügel das französische Korps Macdonald zusammen mit den Preußen unter General von Grawert gegen die russische Nordarmee operierte, versuchte am linken Flügel das französisch-sächsische VII. Korps unter General Reynier die Vereinigung mit den Österreichern, um die russische Südarmee unter General Tormassow in die Ukraine abzudrängen.
Der Vormarsch
Bei Deweltowo kam es am 28. Juni zum ersten Gefecht zwischen russischen und französischen Truppen. Am gleichen Tag besetzte französische Kavallerie unter Marschall Murat Wilna, das sofort als Nachschubbasis für die weiter östlich vorstoßende Hauptmacht eingerichtet wurde. Zur Sicherung dieses Platzes wurde das 6. Korps unter Marschall Saint-Cyr zurückgelassen und unterstützte später im Raum Polozk die Operationen des 2. Korps unter Marschall Oudinot gegen die russische Armee Wittgenstein. Während das französische 1. Korps unter Davout am 8. Juli in Minsk einmarschierte, begannen das 10. Korps und die Preußen ihren Vormarsch nach Norden auf Riga. Am 14. Juli räumte die russische Hauptarmee ihr Lager bei Drissa, sie entzog sich planmäßig der Schlacht mit Napoleons Hauptmacht und zog sich weiter ins Landesinnere zurück. Barclay übernahm Mitte Juli den Oberbefehl der Westarmee, er ließ das 1. und 2. Corps unter General Wittgenstein in Polozk zurück, um den Weg nach Sankt Petersburg zu sichern. Barclay zog mit dem 3., 4., 5. und 6. Corps weiter nach Witebsk, wo er sich mit der 2. Westarmee (7. und 8. Corps) vereinigen wollte. Am 23. Juli konnte das russische 7. Korps unter General Rajewski in der Schlacht bei Mogiljow die Truppen von Marschall Davout nur einen Tag aufhalten und musste sich dann zurückziehen. Dadurch war der Weitermarsch in Richtung Norden nach Witebsk nicht mehr möglich. Fürst Bagration musste sich nach Smolensk zurückziehen. Barclay hatte inzwischen Witebsk erreicht und zog das 4. Korps unter General Ostermann-Tolstoi zur Sicherung nach vorne. Nach dreitägigen Kämpfen wurde dieses aber am 25. und 26. Juli bei Ostrowno geschlagen. Am 26. Juli erreichte das französische 2. Korps unter Oudinot die Düna bei Polozk und wurde beim weiteren Vorstoß auf Sebesk durch Wittgenstein am 28. Juli bei Kljastizy aufgehalten. Am 28. Juli zog Napoleons Vorhut kampflos in Witebsk ein, am 30. Juli besetzten die Preußen Dünaburg, blieben aber am südlichen Dünaufer stehen. Am 27. Juli warf währenddessen im Süden die russische Armee Tormassow das französisch-sächsische 7. Korps Reynier in der Schlacht von Kobryn zurück, wurde aber zwei Wochen später am 12. August durch das Eingreifen Schwarzenbergs in der Schlacht bei Gorodeczno zurückgeschlagen. Barclay de Tolly übernahm nach dem Abgang des Zaren Mitte August die vereinigte Westarmee und versuchte die Dnjepr-Linie zu halten. Fürst Bagration war jedoch der dienstältere General und wurde Barclay de Tolly nicht direkt unterstellt. Am 7. August rückte die russische Westarmee von Smolensk in Richtung Rudnia vor. Am folgenden Tag kam es bei Inkowo zu einem Gefecht zwischen Kavallerieeinheiten von General Sebastiani und Kosaken unter General Platow. Die russische Nachhut unter General Newerowski wurde am 14. August bei Krasnoi in ein Gefecht mit dem 3. Korps der französischen Armee verwickelt, bei dem sie erhebliche Verluste erlitt und neun Kanonen verlor. Napoleon marschierte mit etwa 175.000 Mann vor Smolensk auf. In der Nacht vom 17. auf den 18. August schoss die französische Artillerie Breschen in den inneren Verteidigungsring der Stadt, die am folgenden Tag gestürmt wurde. Die Franzosen drängten die russische Nachhut unter General Rajewski durch die Stadt nach Osten zurück, allerdings war die Stadt zu diesem Zeitpunkt bereits größtenteils geräumt. Als Nachfolger des geschlagenen Barclay bestimmte der Zar Fürst Michail Kutusow zum neuen russischen Oberbefehlshaber. Napoleons Nachschubwege wurden immer länger, der trockene Sommer führte bei der Versorgung von Murats Kavallerie und der Pferde des Trosses zu erheblichen Verlusten. Die Armee Wittgenstein wurde derweil am 17. und 18. August 1812 in der Ersten Schlacht bei Polozk geschlagen und war genötigt, sich zurückziehen. Der bayerische General Deroy wurde dabei ebenso wie Marschall Oudinot schwer verwundet.
Am 20. August erreichte Napoleons Hauptmacht kampflos Wjasma und bereitete den Vormarsch auf Moskau vor. Am 31. August stand die russische Armee bei Gschatsk und begann mit dem Ausbau von Verschanzungen. General Bennigsen, inzwischen Generalstabschef, riet Kutusow jedoch wegen der ungenügenden Stellung von einer voreiligen Schlacht ab, der Rückzug wurde fortgesetzt.
Zum Schutz der russischen Metropole wurde Kutusow schließlich doch noch genötigt, den Franzosen ein großes Treffen zu liefern. Napoleon verfügte am 7. September in der Schlacht bei Borodino über 128.000 Mann, davon etwa 28.000 Mann Kavallerie und 587 Kanonen. Am rechten Flügel, im Norden, hielt Barclay mit 75.000 Mann eine Anhöhe, die durch Schanzen verstärkt wurde. Im stark verschanzten Zentrum verteidigte die Westarmee unter Fürst Bagration, der insgesamt 30.000 Mann zur Verfügung hatte. Nach Süden schloss sich das stark bewaldete Gelände oberhalb des Dorfes Utiza an, wo das 18.000 Mann starke 3. Korps unter General Tutschkow Stellung hielt. Eine Umgehung der russischen Südflanke bei Utiza durch das Korps Poniatowski wurde durch die Kavallerie von Miloradowitsch vereitelt. Der französische Massensturm im Zentrum von Semenowskoje führte beiderseits zu schweren Verlusten, das 7. und das 8. russische Korps behaupteten die dortigen Schanzen. Die Verluste der Grande Armée betrugen weniger als 30.000 Mann, die Russen verloren etwa 45.000 Soldaten. Die französische Armee hatte das Schlachtfeld zwar behauptet, die am nächsten Tag abziehenden Russen hatten sich aber als ebenbürtig erwiesen.
Die Entscheidung, die Stadt Moskau zu räumen, war erst am 13. September gefallen. Als Murat am 14. September in Moskau einrücken wollte, war die Stadt noch nicht vollständig geräumt, viele Bürger Moskaus und Soldaten der russischen Armee befanden sich noch darin. Noch während die Franzosen kampflos in die Stadt einrückten, die von den Einwohnern weitgehend verlassen war, brachen schwere Brände aus (siehe Brand von Moskau). Die vom Gouverneur von Moskau, Graf Rostoptschin im Geheimen selbst befohlene Aktion sollte den Gegner der Quartiere berauben. Alexander I. weigerte sich hartnäckig, die von Napoleon betriebenen Verhandlungen aufzunehmen. Ein Sturm am 16. September führte dazu, dass sich das Feuer in Moskau schnell ausbreitete. Viele Menschen starben in den Flammen, darunter auch verwundete oder kranke russische Soldaten. Mit dem Brand begannen die Plünderungen der französischen Armee, die offiziell verboten waren. Napoleon musste sich wegen der Unmöglichkeit der Versorgung seines Heeres noch vor dem Wintereinbruch zurückziehen und wurde von den sofort zur Verfolgung übergehenden Russen wieder auf die verwüstete Smolensk-Route gezwungen.
Am 18. Oktober griff Wittgenstein, der Verstärkungen aus Finnland erhalten hatte, die französischen Truppen in der Zweiten Schlacht bei Polozk an. Der russische Plan sah vor, dass Wittgenstein die Franzosen im Norden zurückschlagen sollte, um sich später mit der russischen Südarmee unter Tschitschagow zu vereinigen. Damit wäre für Napoleons Hauptarmee der Rückzugsweg versperrt gewesen. Das 2. und das 6. Korps der Grande Armée mussten sich aus Polozk zurückziehen.
Die russische Südarmee unter Admiral Tschitschagow erhielt am 29. September den Befehl, die Korps der Österreicher und Sachsen, die westlich von ihm standen, in das Herzogtum Warschau abzudrängen. Seine Armee bestand jetzt aus 60.000 Mann, einschließlich der Soldaten, die er von General Tormassow übernahm. Tschitschagow ließ General Osten-Sacken mit 27.000 Mann, fast die Hälfte seiner Armee, in Wolhynien zurück. Anschließend eilte seine Armee über Minsk der Hauptarmee nach Borissow entgegen.
Der Rückzug
Am 18. Oktober wurde Murat in der Schlacht bei Tarutino von russischen Truppen geschlagen, einen Tag später verließ Napoleon Moskau. Als Nachhut blieb die Junge Garde unter Marschall Mortier bis zum 23. Oktober in der Stadt. Die französische Armee zog sich anfangs entgegen der alten Anmarschroute Richtung Südwesten zurück. Der russische General Dochturow versuchte das italienische 4. Korps unter Eugène de Beauharnais am 24. Oktober in der Schlacht bei Malojaroslawez aufzuhalten, musste sich aber am Nachmittag zurückziehen. Kutusow vermied die Entscheidungsschlacht und befahl den Rückzug in Richtung Kaluga. Auf eine Verfolgung Kutusows wollte sich Napoleon nicht einlassen und zog sich am 26. Oktober zurück. Sein Rückmarsch erfolgte bei Ausbruch des Winters auf der geplünderten Route nach Smolensk, auf der es weder für Menschen noch für Pferde ausreichend Nahrung gab. Am 3. November kam es zur Schlacht bei Wjasma, russische Kavallerie unter Miloradowitsch stand anfangs gegen eine Übermacht der Franzosen, im Laufe des Vormittags griff aber die Division des Herzogs Eugen von Württemberg in den Kampf ein. Kutusow, nur wenige Kilometer vom Schlachtfeld entfernt, griff am Nachmittag nur mit schwachen Kräften in die Schlacht ein. Am 13. November begann der französische Rückzug durch Smolensk; 10.000 Kranke, Verwundete und Nachzügler wurden in der Stadt zurückgelassen. Ihnen folgten 70.000 Mann der russischen Hauptarmee. Da zwischen den einzeln abrückenden Corps (zuerst Napoleons Gardeinfanterie, dann das IV. Corps unter Beauharnais, danach das I. Corps unter Davout und zuletzt das III. Corps unter Ney als Nachhut) Abstände von je einem Tagesmarsch bestanden, hoffte Kutusow, die französischen Verbände einzeln abschneiden zu können.
Am 15. November griff Miloradowitsch Napoleon und seine Garde auf der Straße zwischen Smolensk und Orscha an. Die Junge Garde unter Mortier ging südlich von Krasnoje zum Gegenangriff über, um den Rückzug der übrigen Korps zu decken. Etwa die Hälfte der 6000 Mann der Jungen Garde war bis zum übernächsten Tag gefallen. Am 16. November griffen die Russen das Korps Beauharnais an, doch unter großen Verlusten konnten sich dessen Truppen nach Krasnoje durchschlagen. Inzwischen hatten die Polen unter Dąbrowski Minsk nicht halten können, die Armee des Admiral Tschitschagow besetzte die Stadt und erbeutete große Mengen an Vorräten, auf die Napoleon gehofft hatte. Während Kutusow glaubte, Napoleon wäre inzwischen abgerückt, und daher plante, den ihm folgenden Davout bei Dobroje (westlich von Krasnoje) abzuschneiden, gingen am 17. November alle noch in Krasnoje befindlichen Truppen Napoleons und Beauharnais zum Gegenangriff über. Mortier stieß südöstlich auf Uwarowo vor, Davout östlich auf Eskowo. Die erschöpften Franzosen wurden zwar zurückgeschlagen, doch unter starken Verlusten konnte sich auch Davout zu Napoleons Kolonne durchschlagen. Mit einem erneuten Angriff bei Dobroje gelang es General Tormassow am 18. November, das nur noch 7000 Mann starke 3. Korps unter Marschall Ney abzuschneiden. Ney konnte mit 3000 Mann ausbrechen. Beim Rückzug über den oberflächlich vereisten Dnjepr ertranken etwa 2000 Franzosen. Mit nur noch 500 Mann konnte sich Ney am 20. November in Orscha mit Napoleons Hauptmacht vereinigen.
Mitte November verblieben dem heftig von den Russen verfolgten Napoleon nur noch etwa 70.000 Soldaten, die sich zwischen dem 25. und 28. November nur unter hohen Verlusten (weitere 30.000 Soldaten) den Weg über die Beresina erkämpfen konnten. Die Armee Tschitschagow erreichte Borissow am 22. November und errichtete dort ihr Hauptquartier. Mit drei russischen Armeen gelang es Kutusow nicht, den Übergang von 28.000 Soldaten der Grande Armée über die Beresina zu verhindern, obwohl sich an beiden Ufern russische Truppen befanden. Das 2. Korps unter Oudinot rückte vom Westen her auf die Beresina zu, um die auf den Fluss zurückgehende Hauptmacht gegen russische Angriffe vom Süden her zu decken; sein Eingreifen sicherte den weiteren Rückzug. Während die Garde und das Korps Ney am 27. bei Studienka auf das Westufer übergingen, opferte sich am 28. die Nachhut des französischen 9. Korps unter Victor am Ostufer, um den Angriff der russischen Nordarmee unter Wittgenstein bei Weselowo aufzuhalten. Nach der Niederlage der französischen Hauptmacht musste sich auch das österreichische Korps Schwarzenberg Ende November eilig über Białystok nach Krakau zurückziehen.
Am 19. Dezember 1812 traf Napoleon, der sein auf etwa 35.000 Mann dezimiertes Heer voreilig in Wilna verlassen hatte, in Paris ein. Insgesamt waren 275.000 Mann sowie etwa 100.000 Gefangene der großen Armee Napoleons an Verlusten zu beklagen. Zu den russischen Verlusten gibt es wenige Quellen, sie betrugen etwa 210.000 Mann. Der russische Sieg über die Franzosen stärkte das russische Nationalgefühl und wurde später von Pjotr Tschaikowski in der Ouvertüre 1812 künstlerisch verarbeitet.
Befreiungskriege in Mitteleuropa
Frühjahrsfeldzug 1813
Lüneburg – Möckern – Halle – Großgörschen – Gersdorf – Bautzen – Reichenbach – Nettelnburg – Haynau – Luckau
Herbstfeldzug 1813
Großbeeren – Katzbach – Dresden – Hagelberg – Kulm – Dennewitz – Göhrde – Altenburg – Wittenberg – Wartenburg – Liebertwolkwitz – Leipzig – Torgau – Hanau – Hochheim – Danzig
Winterfeldzug 1814
Épinal – Colombey – Brienne – La Rothière – Champaubert – Montmirail – Château-Thierry – Vauchamps – Mormant – Montereau – Bar-sur-Aube – Soissons – Craonne – Laon – Reims – Arcis-sur-Aube – Fère-Champenoise – Saint-Dizier – Claye – Paris
Sommerfeldzug von 1815
Quatre-Bras – Ligny – Waterloo – Wavre – Paris
Das preußische Hilfskorps unter General Yorck schloss am 30. Dezember 1812 die Konvention von Tauroggen mit russischen Truppen unter General Diebitsch und erklärte sich neutral. Die russische Armee unter Kutusow konnte dadurch ungehindert weiter nach Ostpreußen vorstoßen. Preußen verfügte zur Jahreswende neben den Hilfskorps nur über etwa 28.000 Mann, diese Truppen standen größtenteils in Schlesien. König Friedrich Wilhelm III. traf am 25. Januar 1813 in Breslau ein und bereitete im Geheimen den Abfall von Napoleon vor. Zar Alexander I. drängte seine Generäle, den Krieg bis zur endgültigen Niederlage Napoleons fortzusetzen. Die französische Besatzungsmacht in Ostdeutschland unter dem Oberbefehl des italienischen Vizekönigs Eugène de Beauharnais stand mit 13.000 Mann im Raum Posen, um die Reste der Grande Armée aufzunehmen. Am 28. Februar 1813 schlossen Preußen und Russland den Vertrag von Kalisch und festigten offiziell eine Koalition gegen Napoleon. Ziel war die Auflösung des Rheinbundes, die frühere Unabhängigkeit der Fürsten und die Wiederherstellung der deutschen Freiheit.
Feldzug von 1813
Am 4. März 1813 befreiten russische Truppen Berlin von der französischen Besatzung, und am 17. März folgte die Kriegserklärung Preußens an Frankreich. Insgesamt mobilisierte Preußen in kurzer Zeit etwa 280.000 Mann, fast die Hälfte davon bestand aus Landwehrtruppen. Schon am 24. Februar war es in Hamburg zu Aufständen gegen die fremde Besetzung gekommen, die Franzosen räumten am 12. März die Stadt, die Rebellion griff auf Lübeck und Stade über.
Am 14. März erreichte russische Kavallerie mit 1.300 Kosaken Ludwigslust und bewog den Herzog von Mecklenburg zum Abfall vom Rheinbund. General Tettenborn drängte die aus Stralsund abgezogenen französischen Kräfte unter General Morand über die Elbe zurück und besetzte am 18. März kurzfristig Hamburg. Auf Napoleons Befehl konzentrierte General Vandamme 25.000 Mann an der unteren Weser, zugleich sollte er die Ordnung in den Hanseatischen Departements wiederherstellen. Er traf am 27. März in Bremen ein, General Morand erhielt den Befehl, eine Strafexpedition gegen Lüneburg durchzuführen. Dort hatten Kosaken unter General Benckendorff am 28. März eine Besetzung der Stadt durch General Wathier verhindert.
Napoleon war derweil am Hauptkriegsschauplatz nicht in der Lage, die geplante Stellung an der Oder gegen die vorrückenden Preußen und Russen zu behaupten, die Franzosen mussten sich hinter die Elbe zurückziehen. Die französische Hauptarmee sammelte sich Mitte März bei Hanau, weitere Verstärkungen unter Vandamme waren im Anmarsch. Napoleon plante, im Gegenzug die Elbe bei Havelberg zu überschreiten, um eingeschlossene Garnisonen in Danzig und Stettin zu entsetzen. Am nördlichen Flügel der Koalition befehligte der russische General zu Sayn-Wittgenstein, verstärkt durch das preußische Korps unter General Yorck. Diese Armee hatte Befehl, mit 45.000 Mann über Berlin auf Magdeburg zu marschieren. Am linken Flügel bildete sich die Schlesische Armee unter dem alten preußischen General von Blücher, ebenfalls etwa 45.000 Mann, darunter ein russisches Korps unter General von Wintzingerode. Diese Armee sollte durch die Lausitz in Richtung Elbe vorstoßen. Die russische Hauptarmee unter Fürst Kutusow folgte in der Mitte zwischen den Flügelarmeen in breiter Front im mehrtägigen Abstand.
Die Truppen von Blücher und Wintzingerode setzten bei Dresden über die Elbe. Die dort stationierten schwachen französischen Truppen hatten sich zuvor zurückgezogen. Die Alliierten rückten in Richtung Leipzig vor. Das Königreich Sachsen fiel vorübergehend in die Hand der Verbündeten, nur in der Festung Wittenberg hielt sich eine feindliche Garnison.
Im Gefecht bei Lüneburg am 2. April 1813 wurde Morands Korps vernichtet, doch schon am nächsten Tag mussten sich die Sieger vor 11.000 Mann, die Marschall Davout links der Elbe heranführte, über den Fluss zurückziehen. Als Vandamme sich aus dem in Aufruhr befindlichen Gebiet zwischen Elbe und Aller zurückziehen musste, konnte General Dörnberg Lüneburg am 11. April wieder kurzfristig besetzen. Am 3. April ging das französische 11. Korps unter General Grenier über die Elbe und drängte preußische Sicherungen unter General Borstell zurück. Französische Truppen unter Beauharnais trafen am 5. April im Gefecht bei Möckern auf die schwache Vorhut der Armee Wittgenstein, wurden aber bei Dannigkow, Vehlitz und Zeddenick abgeschlagen.
Nachdem Wittgenstein über die Elbe gegangen war, wurde das preußische III. Korps unter General Bülow angewiesen, den Elbübergang bei Roßlau und die Straßen nach Berlin zu decken und die Verbindung zwischen den Belagerungskorps von Wittenberg und Magdeburg herzustellen. Am 28. April hatte das Korps Lauriston mit der 19. Division (Rochambeau) einen Angriff gegen Halle durchgeführt, das General Friedrich von Kleist mit etwa 5.000 Mann besetzt hatte. Er behauptete den Saaleübergang bei Halle bis zum 28. April, musste dann aber vor den Franzosen über Schkeuditz zurückweichen. Die französische Besatzung, die am 30. April in Halle eingerückt war, wurde am 2. Mai durch einen Gegenangriff Bülows überrumpelt.
Am 25. April traf Kaiser Napoleon bei der französischen Hauptarmee in Sachsen ein, nach der Vereinigung mit Beauharnais im Raum Erfurt verfügte er über etwa 151.500 Mann. General von Wittgenstein, der nach Kutusows Tod Ende April den Oberbefehl über die russischen Truppen führte, versuchte bei Roßlau die Elbe zu passieren und sich mit der Schlesischen Armee Blüchers zu vereinigen. In der Schlacht bei Großgörschen am 2. Mai 1813 und in der Schlacht bei Bautzen am 20./21. Mai gelang es den Franzosen, die russisch-preußischen Truppen zu werfen, Sachsen wieder zu besetzen und den Gegner nach Schlesien zurückzudrängen. Die Koalitionstruppen konzentrierten sich darauf im Raum Schweidnitz und kamen durch Verstärkungen wieder auf 122.000 Mann; neuer russischer Oberbefehlshaber wurde wieder Graf Barclay de Tolly. Am 12. Juli einigten sich die Verbündeten im Trachenberg-Plan auf eine gemeinsame Strategie. Ein Versuch von Marschall Oudinot, auf Berlin vorzustoßen, wurde im Gefecht bei Luckau von den Preußen am 4. Juni zurückgeschlagen.
Am 4. Juni kam es zum sechswöchigen Waffenstillstand von Pläswitz. Großbritannien und Schweden schlossen sich der Koalition gegen Napoleon an. In der Konvention von Reichenbach vom 27. Juni kam es zu einer ersten Vereinbarung Österreichs mit der Koalition.
Ein Freikorps unter Major von Lützow bestand aus über 3.000 vorwiegend nichtpreußischen Freiwilligen und operierte vorwiegend im Rücken des Feindes. Beim Waffenstillstand des Frühsommers 1813 ließ Lützow die vorgegebene Frist zum Erreichen der eigenen Linien verstreichen und wurde mit Teilen seines Freikorps am 17. Juni bei Kitzen in der Nähe von Leipzig durch napoleonische Kavallerie ohne Vorwarnung angegriffen. Lützow und sein Adjutant Theodor Körner wurden im Gefecht bei Gadebusch schwer verwundet.
Der französische Marschall St. Cyr befestigte in dieser Zeit Linien im östlichen und südlichen Vorfeld von Dresden. Nach dem Ende des Waffenstillstandes am 17. August erfolgte die Kriegserklärung Österreichs an Frankreich. Am 22. August überschritt die österreichische Hauptarmee unter dem Fürsten zu Schwarzenberg mit 200.000 Mann die böhmische Grenze und marschierte nach Dresden.
Kronprinz Bernadotte hatte den Oberbefehl über die etwa 100.000 Mann starke Nordarmee übernommen, sie wurde gebildet aus zwei preußischen Korps unter den Generalen Bülow und Tauentzien, etwa 30.000 Schweden und drei russischen Korps unter Woronzow, Wintzingerode und Tschernyschow. Die Russen lagerten bei Brandenburg an der Havel, die Schweden hatten ihren Aufmarschraum zwischen Berlin und Spandau mit Stoßrichtung Potsdam, während Bülows III. Korps südlich von Berlin und Tauentziens IV. Korps an der Oder stand.
Die Verbündeten bezogen am 23. August in der Schlacht bei Großbeeren Stellung – die Preußen auf dem linken, die Russen auf dem rechten Flügel, die Schweden im Zentrum. Nach der Schlacht waren die französischen Korps Reynier und Oudinot zum Rückzug nach Wittenberg gezwungen. Der französische Angriff auf Berlin war gescheitert. Der französische Marschall MacDonald ging mit etwa 100.000 Mann wieder nach Osten vor, wurde aber durch die Preußen unter Blücher an der Katzbach am 26. August geschlagen. Die von Magdeburg herangerückte Division Girard wurde am 27. August 1813 bei Hagelberg aufgerieben.
In der Schlacht von Dresden errang Napoleon am 26. und 27. August einen letzten großen Sieg in Deutschland, die Hauptarmee Schwarzenbergs musste sich unter hohen Verlusten nach Böhmen zurückziehen. Der Plan Napoleons, die Verbündeten einzukesseln, wurde durch die Niederlage von General Vandamme bei der Schlacht bei Kulm am 30. August vereitelt. Der nördlicher angesetzte französische Angriff unter Ney wurde am 6. September bei Dennewitz durch das preußische Korps unter General Bülow zurückgeworfen.
Ein Korps unter General Wallmoden rückte am 15. September mit 12.300 Mann nach Dömitz vor und setzte bei Dannenberg über die Elbe. In der Schlacht an der Göhrde am 16. September unterbrach es die Verbindung zwischen dem im Raum Hamburg kommandierenden General Davout und der in Sachsen liegenden französischen Hauptarmee, damit war auch eine wichtige Nachschublinie Napoleons über Hannover nach Magdeburg abgeschnitten.
Für den Herbstfeldzug verstärkte Napoleon seine Armee durch Nachschub aus Frankreich auf etwa 380.000 Mann an Feldtruppen, dazu kamen etwa 80.000 Mann in den gehaltenen Festungen an der Elbe und im Rücken der Gegner. Die preußische Armee kam durch Neuaufstellungen auf 271.000 Mann, wovon 192.400 Mann sofort an die Front gingen. Die russische Armee in Deutschland und Polen umfasste 296.000 Mann. Am 8. Oktober gelang es dem österreichischen Kanzler Metternich, im Vertrag von Ried das Königreich Bayern zum Wechsel der Fronten zu bewegen, so dass das militärische Übergewicht der Alliierten gegenüber Napoleon erdrückend wurde. Die Nordarmee rückte von Brandenburg in Richtung Süden vor. Östlich der französischen Armee stand die schlesische Armee der Alliierten. Von Süden kam die Hauptarmee unter Schwarzenberg heran.
In der Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis 19. Oktober 1813 (210.000 Franzosen, bis zu 310.000 Alliierte, über 110.000 Tote und Verwundete) fügten die verbündeten russischen, preußischen, österreichischen und schwedischen Truppen Napoleon die kriegsentscheidende Niederlage zu. Um Napoleons zurückgehender Armee den Weg nach Westen abzuschneiden, versuchten ihn 43.000 Bayern und Österreicher unter dem Befehl des General Graf Wrede aufzuhalten. In der Schlacht bei Hanau am 30. Oktober nochmals siegreich, erzwang Napoleon seinen Rückzug nach Frankreich. Am 5. November marschierte Zar Alexander I. mit seinen Truppen in Frankfurt am Main ein. Schon am 1. und 2. November 1813 war die französische Hauptarmee bei Mainz über den Rhein zurückgegangen. Am rechten Ufer wurde noch Hochheim als Brückenkopf gehalten, bis die Franzosen nach ihrer Niederlage im Gefecht bei Hochheim am 9. November flohen.
Nacheinander fielen die noch von den Franzosen gehaltenen festen Plätze wie Torgau, Wittenberg, Dresden, Küstrin und Stettin. Im November 1813 übernahm der Prinz von Württemberg die Belagerung von Danzig, die seit Januar eingeschlossene Festung musste im Januar 1814 unter General Rapp kapitulieren. Die schon in Sachsen zögerlich operierenden Schweden versuchten sich der weiteren Teilnahme am Krieg gegen Napoleon zu entziehen. Kronprinz Bernadotte nutzte den Einmarsch in Norddeutschland durchaus zu eigenen politischen Vorteilen. Die schwedischen Truppen besetzten Holstein und Schleswig fast kampflos und zwangen dadurch Dänemark am 14. Januar 1814 zum Frieden von Kiel, bei dem die Dänen Norwegen an Schweden und die Insel Helgoland an England abtreten mussten.
Feldzug von 1814
Schon am 2. Dezember 1813 hatten die in Frankfurt anwesenden Monarchen sich auf ein Manifest geeinigt, das die Weiterführung des Krieges über die französische Landesgrenze bis zum Sturz Napoleons vorsah. In den letzten Dezembertagen bewerkstelligte die alliierte Hauptarmee unter Fürst Schwarzenberg ohne besondere Schwierigkeiten den Rheinübergang bei Basel und Hüningen. Der Rheinübergang des russischen Korps Sacken begann am 1. Januar 1814 in Anwesenheit des preußischen Königs bei Mannheim. Der Übergang der Korps Yorck und Langeron erfolgte in Anwesenheit Blüchers und seines Generalstabs bei Kaub am Rhein. Die Truppen des russischen Korps Saint-Priest gingen bei Koblenz über den Fluss.
Napoleon konnte zu Jahresbeginn nur etwa 150.000 Mann zur Verteidigung der Rheingrenze aufbieten: das Korps Victor stand am Oberrhein, Marmonts Truppen lagen den Alliierten in der Mitte bei Koblenz gegenüber. Im Norden lag das Korps Macdonald und deckte den Unterlauf des Rheins bis Nimwegen. Das russische Korps Langeron hatte Mainz eingeschlossen. Marmonts Truppen zogen sich vor der gegnerischen Übermacht über die Saar nach Saint-Avold in Lothringen zurück. Die Verbündeten siegten bei ersten größeren Kämpfen am 10. Januar bei St. Die. Am 12. Januar trafen französische Truppen in Metz ein, wo Marmont sein Hauptquartier im Schutze der Festung bei Gravelotte bezog. Marmont verblieb bis zum 16. Januar vor Metz und versuchte dort vergeblich eine Verteidigungslinie aufzubauen. Am 18. Januar stand das Gros der Preußen bei Verdun an der Maas. Vor der anmarschierenden Schlesischen Armee unter Blücher mussten sich Marmonts Truppen in die Champagne zurückziehen. Am 17. Januar hatte Blücher Nancy besetzt und befahl am 20. Januar dem unterstellten russischen Korps Sacken, gegen die Festung Toul vorzugehen. Am 24. Januar erreichte Sackens Vorhut Saint-Dizier.
Derweil hatte die österreichische Hauptarmee unter Schwarzenberg das Plateau von Langres erreicht, von dem Seine, Aube und Marne nach Paris, dem Ziel aller Operationen, hinabströmten.
Napoleon warf sich am 29. Januar in der Schlacht von Brienne mit 41.000 Mann auf Blücher, der sich, auf nur 27.000 Russen stützend, zurückziehen musste, weil das Korps Yorck noch nicht zur Verfügung stand. Napoleon verfolgte ihn und griff den Gegner am 1. Februar nochmals in der Schlacht bei La Rothière an. Blücher hatte sich aber bereits mit dem Korps des Kronprinzen von Württemberg und den österreichischen Korps unter Ignácz Gyulay verstärkt. Die Württemberger stürmten den Wald von Eclance, die Russen drangen in das heftig umkämpfte La Rothiere ein und die Österreicher drängten den Feind von der Aube ab.
Schon am 5. Februar hatten auf dem Kongress von Châtillon Friedensverhandlungen begonnen. Die Forderung, Frankreich solle sich mit den Grenzen von 1792 begnügen, wies Napoleon zurück. Er hatte das Korps unter Mortier und Teile der Truppen Soults aus Südfrankreich herangezogen und leitete mit 70.000 Mann eine glanzvolle Gegenoffensive in der Champagne ein.
Die Schlesische Armee unter Blücher wurde in einem fünftägigen Feldzug mehrmals geschlagen: das russische Korps Olsufjew bei Champaubert, das Korps Sacken am 11. Februar bei Montmirail, die Preußen unter Yorck bei Château-Thierry und Blüchers Avantgarde am 14. Februar bei Vauchamps. Am 11. Februar gelang den Württembergern die Erstürmung von Sens Am 18. Februar besiegte Napoleon die Württemberger in der Schlacht bei Montereau und zwang die Österreicher wieder zum Rückzug hinter die Aube. Am 27. Februar wurde Napoleon seinerseits in der Schlacht bei Bar-sur-Aube geschlagen. Am 7. März musste sich das russische Korps Woronzow, geschlagen bei Craonne, auf Blüchers Befehl zwar vom Chemin des Dames zurückziehen, aber zwei Tage darauf sammelte Blücher seine Heeresteile und schlug alle Angriffe Napoleons am 9. März in der Schlacht bei Laon zurück. Das Korps Marmont versuchte über Reims die linke Flanke Blüchers zu bedrohen, doch das Korps unter Yorck wies diesen Gegner erfolgreich bei Athies zurück.
Im Vertrag von Chaumont am 9. März 1814 gelobten die Verbündeten, nach dem errungenen Sieg nur gemeinsam mit den Franzosen Frieden zu schließen, Napoleon abzusetzen und die Bourbonen wieder auf den französischen Thron zu bringen.
Napoleons letzter Versuch, nochmals die Initiative zu ergreifen und die feindlichen Nachschublinien abzuschneiden, misslang. Er befahl, zum Schutz von Paris 30.000 Mann Nationalgarde aufzustellen und das südöstliche Vorfeld von Paris durch Aufwerfung von Schanzen zu sichern. Er wandte sich mit seiner Hauptmacht zuerst gegen Reims und vernichtete dabei das sich in den Weg stellende russische Korps unter St. Priest. Dann beging er den Fehler, seine Armee zu teilen: er ließ Marmont bei Reims gegen Blücher mit nur 6.000 Mann zurück und beließ 15.000 Mann unter Mortier im Raum Soissons zur Sicherung der Übergange an der Aisne. Mit seinem restlichen Heer, das er durch die Heranziehung der schwachen Korps unter Macdonald und Oudinot auf nur 38.000 Mann brachte, versuchte er, Schwarzenberg den Weg nach Paris zu verlegen. Am 19. März schlug er zwar die Bayern unter Wrede, unterlag aber am 20. März in der Schlacht von Arcis-sur-Aube gegen die österreichische Hauptarmee. Am 25. März drängte die Vorhut unter dem Kronprinzen von Württemberg unaufhaltsam weiter nach Paris vor und durchbrach mit seiner Kavallerie die französischen Linien in der Schlacht bei Fère-Champenoise. Weil Zar Alexander I. an der Spitze seines Gardekorps als Revanche für die französische Einnahme Moskaus zuerst in die französische Hauptstadt einzuziehen wünschte, musste Blüchers Armee die große Vormarschstraße nach Meaux freigeben. Dadurch gewann Marmont einen Tag Zeit, um sich mit seinen Truppen den Verbündeten am 30. März nochmals in der Schlacht bei Paris auf den Höhen von Montmartre entgegenzustellen. Bei Pantin wurde ein russisches Korps unter dem Herzog Eugen von Württemberg nochmals zurückgetrieben, dann brach aber die Ankunft Barclay de Tollys den französischen Widerstand. Gleichzeitig waren die preußischen Korps Yorck und Kleist gegen Mortier vorgegangen, während die Russen unter Langeron über St. Denis stoßend Paris vom Westen bedrohten.
Nachdem Marmont zum Waffenstillstand gezwungen worden war, nahmen die alliierten Truppen Paris am 31. März ein. Kaiser Napoleon musste am 6. April mit dem Vertrag von Fontainebleau abdanken. Die Regentschaft der Bourbonen wurde wiederhergestellt und Napoleon nach Elba verbannt. Nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft beriefen die Siegermächte den Wiener Kongress ein, um die Ordnung Europas nach alten, vorrevolutionären Maßstäben wiederherzustellen (Restauration).
Der Krieg in Spanien
Bailén – Roliça –Vimeiro – Saragossa (1808) – Burgos (Gamonal) – Medina de Rioseco – Espinosa – Tudela – Somosierra – Saragossa (1809) – La Coruña – Torres Vedras – Valls – Braga – Oporto – Talavera – Ocaña – Gerona – Ciudad Rodrigo (1810) – Buçaco – Gévora – Barrosa – Badajoz (1811) – Fuentes de Oñoro – La Albuera – Tarragona (1811) – Sagunt (Murviedro) – Ciudad Rodrigo (1812) – Badajoz (1812) – Majadahonda – Salamanca – García Hernández – Venta del Pozo – Vitoria – Sorauren – San Sebastián – Bidassoa
Nach der Vernichtung der Grande Armée in Russland und dem Beginn der Kämpfe in Deutschland im Frühjahr 1813 erhielten die französischen Truppen in Spanien keine Verstärkung mehr. Im Mai 1813 begann der englische Oberbefehlshaber Wellington die abschließende Offensive, in der er zunächst die nördlichen Provinzen Spaniens eroberte und sein Hauptquartier von Lissabon nach Santander verlegte. In der Schlacht bei Vitoria schlug er am 21. Juni 1813 die Franzosen unter König Joseph Bonaparte. Die französische Gegenoffensive unter Marschall Soult brachten zwar einige Siege, aber keinen strategischen Vorteil ein. Wellington trieb die französische Spanien-Armee vor sich her über die Pyrenäen und stand am 7. Oktober bereits auf französischem Boden. Kurz vor der Abdankung Napoleons gelang es ihm noch am 10. April 1814 in der Schlacht bei Toulouse, die Franzosen erneut zum Rückzug zu zwingen und die Stadt zu erobern. Die Franzosen mussten sich aus Spanien zurückziehen. Ferdinand VII. erlangte nach Verhandlungen mit Napoleon im Vertrag von Valençay die spanische Krone.
Kriegshandlungen in Italien
Nach der Niederlage Napoleons bei Leipzig verließ Marschall Murat die französische Armee. Um die eigene Machtposition als König von Neapel zu erhalten, schloss er am 11. Januar 1814 mit Österreich einen Vertrag ab, in dem er sich verpflichtete, die Alliierten mit einer Armee von 30.000 Mann zu unterstützen. Dafür garantierten ihm England und Österreich seine Herrschaft. Im November 1813 drängte König Max Joseph von Bayern seinen Schwiegersohn Eugen Beauharnais, den französischen Vizekönig in Italien, die verlorene Sache Napoleons aufzugeben. Feldmarschall Graf Bellegarde hatte das Kommando der österreichischen Armee am 15. Dezember 1813 in Vicenza übernommen und seine Truppen über die Etsch geführt. Während Feldmarschallleutnant Graf Nugent den Vormarsch über Ferrara auf Ravenna und Forlì führte, zeigte Bellegarde sein diplomatisches Geschick und erreichte, dass Murat mit 20.000 Mann Verstärkung nach Oberitalien marschierte und den Krieg gegen Beauharnais eröffnete. Bellegarde hatte das Korps des Grafen Nugent (etwa 9.000 Manu, 800 Reiter und 21 Geschütze) zu Operationen am rechten Ufer des Po bestimmt, um die rechte Flanke des am Mincio stehenden Vizekönigs von Italien zu bedrohen. Am 8. Februar 1814 konnte der Vizekönig in einer Schlacht am Mincio das Feld gegen die Österreicher noch behaupten, aber auf Dauer war seine Position verloren. Am 11. Februar ließ Murat die von den Franzosen besetzte Zitadelle von Ancona beschießen. Der rechte Flügel der Österreicher stand Anfang März vor Parma. Im Einvernehmen mit König Murat beschloss Nugent am 6. März einen Angriff auf den bei Reggio stehenden Gegner. Am 7. März marschierten die Österreicher unter Generalmajor von Starhemberg und die neapolitanische Division unter General Carrascosa nach Reggio vor, wo sich der gegnerische General Severoli mit 7.000 Mann bei San Maurizio verschanzt hatte. Bis zum 10. März erreichten die Österreicher den Taro, besetzten Fornovo und verfolgten auf Piacenza. Nach Erhalt der Thronentsagung Napoleons unterzeichnete Eugen mit dem österreichischen General Graf Ficquelmont eine Konvention, infolge er am 17. April die Waffen streckte, Mailand übergab und den Oberbefehl über die italienischen Truppen an Bellegarde abtrat. Venedig wurde am 20. April von den Österreichern, Genua am 21. April von den Engländern besetzt. Am 28. April zogen die Österreicher in Mailand, am 20. Mai der König Viktor Emanuel von Sardinien in Turin ein. Am 27. April übergaben die französischen Garnisonen Piacenza und am 28. April die Festung Mantua.
Nachdem der Wiener Kongress keineswegs bereit gewesen war, Murat als König von Neapel zu bestätigen, begann dieser erneut mit Napoleon auf Elba in Kontakt zu treten. Nachdem dieser die Insel verlassen und begonnen hatte, die Macht in Frankreich wieder zu übernehmen, ließ Murat im Februar 1815 den Kirchenstaat besetzen und griff am 30. März die österreichischen Truppen an. Am 15. März begannen die Österreicher unter dem neuen Oberbefehlshaber Bianchi den Vormarsch nach Süden. Am 12. April wurde Murat bei Ferrara geschlagen und entkam nach Süden. Die Division Neipperg verfolgte mit etwa 16.000 Mann und 1500 Reitern die längs der Küste zurückgehenden Neapolitaner nach Ancona. Die Division Mohr ging mit 11.800 Mann und 1.380 Reitern über Bologna südwärts vor, die Truppen des General Nugent marschierten mit 3.300 Mann und 200 Reitern über Florenz, besetzten Rom und besiegten die Neapolitaner nochmals bei Ceprano und San Germano. Am 2. Mai wurden Murats Truppen schließlich in der Schlacht von Tolentino von den Österreichern unter Bianchi besiegt. Die Schlacht war am 3. Mai noch nicht entschieden, als Murat erfuhr, dass österreichische Truppen unter General Neipperg die Neapolitaner unter General Carrascosa in der Schlacht von Scapezzano besiegt hatten und sich bereits näherten. Murat wusste allerdings nicht, dass die britische Flotte unterwegs war, um Neapel und Ancona zu blockieren. Da eine Niederlage unausweichlich schien, ging Murat auf Neapel zurück und musste schließlich nach der Schlacht von San Germano fliehen. Bereits am 20. Mai 1815 wurde der Konvention von Casalanza geschlossen, mit dem das Königreich beider Sizilien unter der Herrschaft von Ferdinand I. errichtet wurde.
Im Siebten Koalitionskrieg von 1815 wurde der zurückgekehrte Kaiser Napoleon durch die Engländer unter Wellington und die Preußen unter Blücher nach mehreren Schlachten in Belgien endgültig militärisch besiegt und nach Sankt Helena verbannt. Am 13. Oktober 1815 wurde Murat in Pizzo auf Anordnung Ferdinands I. als Hochverräter standrechtlich erschossen.
Literatur
- Friedrich Christoph Schlosser: Weltgeschichte Band XV. Geschichte der neueren Zeit ergänzt von Dr. Oskar Jäger, Verlag Oswal Seehagen, Berlin 1891.
- Friedrich Steger: Der Feldzug von 1812. Oehme und Müller, Braunschweig 1845.
- Heinrich Beitzke: Geschichte der Deutschen Freiheitskriege in den Jahren 1813 und 1814. Duncker und Humblot, Berlin 1860.
- Konrad Sturmhoefel: Spamers Weltgeschichte Band IX. Geschichte der Neuesten Zeit 1808–1852. Otto Spamer, Leipzig 1897.