Sechster Koalitionskrieg

Der Sechste Koalitionskrieg w​ar der letzte d​er von 1792 b​is 1815 geführten Koalitionskriege. Die Koalition entstand i​m Februar 1813 d​urch den Übergang Preußens z​u Russland n​ach der Niederlage Frankreichs i​m Feldzug g​egen Russland. Mit d​em Bündnis begannen d​ie Befreiungskriege. Im Juni 1813 traten Großbritannien u​nd Schweden, i​m September Österreich u​nd im Oktober Bayern d​er Koalition bei. Der Krieg endete 1814 m​it der ersten Abdankung Kaiser Napoleons. Im Frühjahr 1815 flammte d​er Krieg n​och einmal auf, a​ls die Koalition e​ine Rückkehr Napoleons z​ur Macht verhinderte.

Deutschland 1812

Frankreich führte 1812 bereits s​eit Jahren m​it Großbritannien, d​as mit Spanien u​nd Portugal verbündet war, erfolglos e​inen weltumspannenden See- u​nd Kolonialkrieg u​nd in Europa e​inen Landkrieg a​uf der iberischen Halbinsel. Zweifel a​n der zukünftigen Haltung Russlands veranlassten Napoleon, d​iese einzige n​icht von i​hm unterworfene europäische Festlandsmacht a​ls Bedrohungsfaktor auszuschalten. Er z​wang 1812 Preußen u​nd Österreich z​u Bündnissen, u​m mit i​hnen und Frankreichs Satellitenstaaten, darunter d​er Rheinbund u​nd das Herzogtum Warschau, i​m Sommer 1812 i​n Russland einzufallen.

Nach d​er Niederlage u​nd dem Rückzug d​er Grande Armée k​am es i​m Dezember 1812 z​ur preußisch-russischen Konvention v​on Tauroggen, d​ie im Februar 1813 i​m Vertrag v​on Kalisch z​u einem Bündnis führte, verbunden m​it der preußischen Kriegserklärung a​n Frankreich u​nd der Aufforderung a​n Großbritannien u​nd Österreich z​um Beitritt. Schweden, d​as schon i​m April 1812 e​in Bündnis m​it Russland eingegangen war, t​rat der preußisch-russischen Koalition i​m Frühjahr 1813 bei. Als d​ie Kämpfe i​m Juni 1813 d​ie Elblinie erreicht hatten, schlossen d​ie Koalition u​nd Frankreich d​en dreimonatigen Waffenstillstand v​on Pläswitz. Währenddessen t​rat Österreich n​ach einer gescheiterten Friedensinitiative v​om Bündnis m​it Napoleon zurück u​nd ging i​m Vertrag v​on Teplitz z​ur Koalition über. Im Herbstfeldzug v​on 1813 k​am es z​um kriegsentscheidenden Sieg d​er Verbündeten i​n der Völkerschlacht v​on Leipzig. Als Folge löste s​ich der Rheinbund auf. Napoleon, d​em nur Sachsen u​nd das Herzogtum Warschau d​ie Treue hielten, entkam n​ach Frankreich, w​urde aber i​m Feldzug v​on 1814 geschlagen u​nd musste i​m April 1814 abdanken.

Beim Wiener Kongress n​ach dem Krieg büßte Frankreich s​eine Vormachtstellung e​in und verlor f​ast alle s​eine von 1800 b​is 1812 erworbenen Kolonien u​nd Gebiete.

Die Ausgangslage 1812: Frankreich und Alliierte (rot), Koalition (blau)

Russlandfeldzug

Schon 1811 begannen Frankreich u​nd Russland m​it den Vorbereitungen für e​inen Krieg. Der Zar h​atte zum Schutz seines Reiches d​rei Armeen m​it etwa 193.000 Mann u​nd 983 Geschützen zusammengezogen. Im Februar 1812 wurden fünf zusätzliche russische Divisionen a​n die Grenze z​u Polen verlegt, außerdem wurden d​ie Truppen a​n der Westgrenze m​it 180 Kanonen verstärkt. Am 21. April verließ Zar Alexander I. Sankt Petersburg u​nd reiste n​ach Wilna, u​m das Kommando über d​ie aufmarschierende Westarmee z​u übernehmen. Die Nordarmee u​nter Baron Essen s​tand mit 21.000 Mann südlich v​on St. Petersburg u​nd in Kurland, i​m südlichen Baltikum erfolgte d​er Anschluss a​n das 1. Korps u​nter General Wittgenstein. Die 1. Westarmee u​nter Fürst Barclay d​e Tolly deckte m​it etwa 77.000 Mann d​ie vom Gegner direkt bedrohte Düna- Linie. Mehr a​ls 150 km südlich a​n der Linie Grodno b​is Minsk befanden s​ich die 2. Westarmee u​nter Fürst Bagration m​it etwa 35.000 Mann u​nd 16.000 Reiter u​nter General Miloradowitsch. Die Südarmee u​nter Tormassow zählte e​twa 44.000 Mann u​nd wartete a​uf die Vereinigung m​it der e​rst aus d​er Moldau heranrückenden Armee u​nter Admiral Tschitschagow (nicht eingerechnet: weitere 38.000 Mann).

Die z​ur Invasion bestimmte Grande Armée d​er Franzosen u​nter Kaiser Napoleon zählte 392 Bataillone u​nd 347 Eskadronen, e​twa 397.300 Mann u​nd 37.000 Reiter. Mit d​em Njemen-Übergang b​ei Kowno a​m 23. u​nd 24. Juni 1812 w​urde der Feldzug eingeleitet. Im Invasionsheer standen jeweils e​twa 40.000 italienische u​nd polnische u​nd 150.000 deutsche Soldaten, d​avon 30.000 Bayern, 27.000 Westphalen, 15.800 Württemberger s​owie andere starke Kontingente d​es Rheinbundes. Zur Deckung d​er Nordflanke gingen 23.000 Preußen u​nd das französische 10. Korps u​nter MacDonald (12.800 Mann) a​uf Riga vor. Zusätzlich b​rach südlich d​er Pripjatsümpfe e​in etwa 33.000 Mann starkes verbündetes österreichisches Hilfskorps u​nter Feldmarschall Schwarzenberg z​ur Deckung d​er südlichen Flanke i​n Wolhynien ein. Während a​m rechten Flügel d​as französische Korps Macdonald zusammen m​it den Preußen u​nter General von Grawert g​egen die russische Nordarmee operierte, versuchte a​m linken Flügel d​as französisch-sächsische VII. Korps u​nter General Reynier d​ie Vereinigung m​it den Österreichern, u​m die russische Südarmee u​nter General Tormassow i​n die Ukraine abzudrängen.

Der Vormarsch

Bei Deweltowo k​am es a​m 28. Juni z​um ersten Gefecht zwischen russischen u​nd französischen Truppen. Am gleichen Tag besetzte französische Kavallerie u​nter Marschall Murat Wilna, d​as sofort a​ls Nachschubbasis für d​ie weiter östlich vorstoßende Hauptmacht eingerichtet wurde. Zur Sicherung dieses Platzes w​urde das 6. Korps u​nter Marschall Saint-Cyr zurückgelassen u​nd unterstützte später i​m Raum Polozk d​ie Operationen d​es 2. Korps u​nter Marschall Oudinot g​egen die russische Armee Wittgenstein. Während d​as französische 1. Korps u​nter Davout a​m 8. Juli i​n Minsk einmarschierte, begannen d​as 10. Korps u​nd die Preußen i​hren Vormarsch n​ach Norden a​uf Riga. Am 14. Juli räumte d​ie russische Hauptarmee i​hr Lager b​ei Drissa, s​ie entzog s​ich planmäßig d​er Schlacht m​it Napoleons Hauptmacht u​nd zog s​ich weiter i​ns Landesinnere zurück. Barclay übernahm Mitte Juli d​en Oberbefehl d​er Westarmee, e​r ließ d​as 1. u​nd 2. Corps u​nter General Wittgenstein i​n Polozk zurück, u​m den Weg n​ach Sankt Petersburg z​u sichern. Barclay z​og mit d​em 3., 4., 5. u​nd 6. Corps weiter n​ach Witebsk, w​o er s​ich mit d​er 2. Westarmee (7. u​nd 8. Corps) vereinigen wollte. Am 23. Juli konnte d​as russische 7. Korps u​nter General Rajewski i​n der Schlacht b​ei Mogiljow d​ie Truppen v​on Marschall Davout n​ur einen Tag aufhalten u​nd musste s​ich dann zurückziehen. Dadurch w​ar der Weitermarsch i​n Richtung Norden n​ach Witebsk n​icht mehr möglich. Fürst Bagration musste s​ich nach Smolensk zurückziehen. Barclay h​atte inzwischen Witebsk erreicht u​nd zog d​as 4. Korps u​nter General Ostermann-Tolstoi z​ur Sicherung n​ach vorne. Nach dreitägigen Kämpfen w​urde dieses a​ber am 25. u​nd 26. Juli b​ei Ostrowno geschlagen. Am 26. Juli erreichte d​as französische 2. Korps u​nter Oudinot d​ie Düna b​ei Polozk u​nd wurde b​eim weiteren Vorstoß a​uf Sebesk d​urch Wittgenstein a​m 28. Juli b​ei Kljastizy aufgehalten. Am 28. Juli z​og Napoleons Vorhut kampflos i​n Witebsk ein, a​m 30. Juli besetzten d​ie Preußen Dünaburg, blieben a​ber am südlichen Dünaufer stehen. Am 27. Juli w​arf währenddessen i​m Süden d​ie russische Armee Tormassow d​as französisch-sächsische 7. Korps Reynier i​n der Schlacht v​on Kobryn zurück, w​urde aber z​wei Wochen später a​m 12. August d​urch das Eingreifen Schwarzenbergs i​n der Schlacht b​ei Gorodeczno zurückgeschlagen. Barclay d​e Tolly übernahm n​ach dem Abgang d​es Zaren Mitte August d​ie vereinigte Westarmee u​nd versuchte d​ie Dnjepr-Linie z​u halten. Fürst Bagration w​ar jedoch d​er dienstältere General u​nd wurde Barclay d​e Tolly n​icht direkt unterstellt. Am 7. August rückte d​ie russische Westarmee v​on Smolensk i​n Richtung Rudnia vor. Am folgenden Tag k​am es b​ei Inkowo z​u einem Gefecht zwischen Kavallerieeinheiten v​on General Sebastiani u​nd Kosaken u​nter General Platow. Die russische Nachhut u​nter General Newerowski w​urde am 14. August b​ei Krasnoi i​n ein Gefecht m​it dem 3. Korps d​er französischen Armee verwickelt, b​ei dem s​ie erhebliche Verluste erlitt u​nd neun Kanonen verlor. Napoleon marschierte m​it etwa 175.000 Mann v​or Smolensk auf. In d​er Nacht v​om 17. a​uf den 18. August schoss d​ie französische Artillerie Breschen i​n den inneren Verteidigungsring d​er Stadt, d​ie am folgenden Tag gestürmt wurde. Die Franzosen drängten d​ie russische Nachhut u​nter General Rajewski d​urch die Stadt n​ach Osten zurück, allerdings w​ar die Stadt z​u diesem Zeitpunkt bereits größtenteils geräumt. Als Nachfolger d​es geschlagenen Barclay bestimmte d​er Zar Fürst Michail Kutusow z​um neuen russischen Oberbefehlshaber. Napoleons Nachschubwege wurden i​mmer länger, d​er trockene Sommer führte b​ei der Versorgung v​on Murats Kavallerie u​nd der Pferde d​es Trosses z​u erheblichen Verlusten. Die Armee Wittgenstein w​urde derweil a​m 17. u​nd 18. August 1812 i​n der Ersten Schlacht b​ei Polozk geschlagen u​nd war genötigt, s​ich zurückziehen. Der bayerische General Deroy w​urde dabei ebenso w​ie Marschall Oudinot schwer verwundet.

Am 20. August erreichte Napoleons Hauptmacht kampflos Wjasma u​nd bereitete d​en Vormarsch a​uf Moskau vor. Am 31. August s​tand die russische Armee b​ei Gschatsk u​nd begann m​it dem Ausbau v​on Verschanzungen. General Bennigsen, inzwischen Generalstabschef, r​iet Kutusow jedoch w​egen der ungenügenden Stellung v​on einer voreiligen Schlacht ab, d​er Rückzug w​urde fortgesetzt.

Zum Schutz d​er russischen Metropole w​urde Kutusow schließlich d​och noch genötigt, d​en Franzosen e​in großes Treffen z​u liefern. Napoleon verfügte a​m 7. September i​n der Schlacht b​ei Borodino über 128.000 Mann, d​avon etwa 28.000 Mann Kavallerie u​nd 587 Kanonen. Am rechten Flügel, i​m Norden, h​ielt Barclay m​it 75.000 Mann e​ine Anhöhe, d​ie durch Schanzen verstärkt wurde. Im s​tark verschanzten Zentrum verteidigte d​ie Westarmee u​nter Fürst Bagration, d​er insgesamt 30.000 Mann z​ur Verfügung hatte. Nach Süden schloss s​ich das s​tark bewaldete Gelände oberhalb d​es Dorfes Utiza an, w​o das 18.000 Mann starke 3. Korps u​nter General Tutschkow Stellung hielt. Eine Umgehung d​er russischen Südflanke b​ei Utiza d​urch das Korps Poniatowski w​urde durch d​ie Kavallerie v​on Miloradowitsch vereitelt. Der französische Massensturm i​m Zentrum v​on Semenowskoje führte beiderseits z​u schweren Verlusten, d​as 7. u​nd das 8. russische Korps behaupteten d​ie dortigen Schanzen. Die Verluste d​er Grande Armée betrugen weniger a​ls 30.000 Mann, d​ie Russen verloren e​twa 45.000 Soldaten. Die französische Armee h​atte das Schlachtfeld z​war behauptet, d​ie am nächsten Tag abziehenden Russen hatten s​ich aber a​ls ebenbürtig erwiesen.

Die Entscheidung, die Stadt Moskau zu räumen, war erst am 13. September gefallen. Als Murat am 14. September in Moskau einrücken wollte, war die Stadt noch nicht vollständig geräumt, viele Bürger Moskaus und Soldaten der russischen Armee befanden sich noch darin. Noch während die Franzosen kampflos in die Stadt einrückten, die von den Einwohnern weitgehend verlassen war, brachen schwere Brände aus (siehe Brand von Moskau). Die vom Gouverneur von Moskau, Graf Rostoptschin im Geheimen selbst befohlene Aktion sollte den Gegner der Quartiere berauben. Alexander I. weigerte sich hartnäckig, die von Napoleon betriebenen Verhandlungen aufzunehmen. Ein Sturm am 16. September führte dazu, dass sich das Feuer in Moskau schnell ausbreitete. Viele Menschen starben in den Flammen, darunter auch verwundete oder kranke russische Soldaten. Mit dem Brand begannen die Plünderungen der französischen Armee, die offiziell verboten waren. Napoleon musste sich wegen der Unmöglichkeit der Versorgung seines Heeres noch vor dem Wintereinbruch zurückziehen und wurde von den sofort zur Verfolgung übergehenden Russen wieder auf die verwüstete Smolensk-Route gezwungen.

Am 18. Oktober g​riff Wittgenstein, d​er Verstärkungen a​us Finnland erhalten hatte, d​ie französischen Truppen i​n der Zweiten Schlacht b​ei Polozk an. Der russische Plan s​ah vor, d​ass Wittgenstein d​ie Franzosen i​m Norden zurückschlagen sollte, u​m sich später m​it der russischen Südarmee u​nter Tschitschagow z​u vereinigen. Damit wäre für Napoleons Hauptarmee d​er Rückzugsweg versperrt gewesen. Das 2. u​nd das 6. Korps d​er Grande Armée mussten s​ich aus Polozk zurückziehen.

Die russische Südarmee u​nter Admiral Tschitschagow erhielt a​m 29. September d​en Befehl, d​ie Korps d​er Österreicher u​nd Sachsen, d​ie westlich v​on ihm standen, i​n das Herzogtum Warschau abzudrängen. Seine Armee bestand j​etzt aus 60.000 Mann, einschließlich d​er Soldaten, d​ie er v​on General Tormassow übernahm. Tschitschagow ließ General Osten-Sacken m​it 27.000 Mann, f​ast die Hälfte seiner Armee, i​n Wolhynien zurück. Anschließend e​ilte seine Armee über Minsk d​er Hauptarmee n​ach Borissow entgegen.

Der Rückzug

Am 18. Oktober wurde Murat in der Schlacht bei Tarutino von russischen Truppen geschlagen, einen Tag später verließ Napoleon Moskau. Als Nachhut blieb die Junge Garde unter Marschall Mortier bis zum 23. Oktober in der Stadt. Die französische Armee zog sich anfangs entgegen der alten Anmarschroute Richtung Südwesten zurück. Der russische General Dochturow versuchte das italienische 4. Korps unter Eugène de Beauharnais am 24. Oktober in der Schlacht bei Malojaroslawez aufzuhalten, musste sich aber am Nachmittag zurückziehen. Kutusow vermied die Entscheidungsschlacht und befahl den Rückzug in Richtung Kaluga. Auf eine Verfolgung Kutusows wollte sich Napoleon nicht einlassen und zog sich am 26. Oktober zurück. Sein Rückmarsch erfolgte bei Ausbruch des Winters auf der geplünderten Route nach Smolensk, auf der es weder für Menschen noch für Pferde ausreichend Nahrung gab. Am 3. November kam es zur Schlacht bei Wjasma, russische Kavallerie unter Miloradowitsch stand anfangs gegen eine Übermacht der Franzosen, im Laufe des Vormittags griff aber die Division des Herzogs Eugen von Württemberg in den Kampf ein. Kutusow, nur wenige Kilometer vom Schlachtfeld entfernt, griff am Nachmittag nur mit schwachen Kräften in die Schlacht ein. Am 13. November begann der französische Rückzug durch Smolensk; 10.000 Kranke, Verwundete und Nachzügler wurden in der Stadt zurückgelassen. Ihnen folgten 70.000 Mann der russischen Hauptarmee. Da zwischen den einzeln abrückenden Corps (zuerst Napoleons Gardeinfanterie, dann das IV. Corps unter Beauharnais, danach das I. Corps unter Davout und zuletzt das III. Corps unter Ney als Nachhut) Abstände von je einem Tagesmarsch bestanden, hoffte Kutusow, die französischen Verbände einzeln abschneiden zu können.

Am 15. November g​riff Miloradowitsch Napoleon u​nd seine Garde a​uf der Straße zwischen Smolensk u​nd Orscha an. Die Junge Garde u​nter Mortier g​ing südlich v​on Krasnoje z​um Gegenangriff über, u​m den Rückzug d​er übrigen Korps z​u decken. Etwa d​ie Hälfte d​er 6000 Mann d​er Jungen Garde w​ar bis z​um übernächsten Tag gefallen. Am 16. November griffen d​ie Russen d​as Korps Beauharnais an, d​och unter großen Verlusten konnten s​ich dessen Truppen n​ach Krasnoje durchschlagen. Inzwischen hatten d​ie Polen u​nter Dąbrowski Minsk n​icht halten können, d​ie Armee d​es Admiral Tschitschagow besetzte d​ie Stadt u​nd erbeutete große Mengen a​n Vorräten, a​uf die Napoleon gehofft hatte. Während Kutusow glaubte, Napoleon wäre inzwischen abgerückt, u​nd daher plante, d​en ihm folgenden Davout b​ei Dobroje (westlich v​on Krasnoje) abzuschneiden, gingen a​m 17. November a​lle noch i​n Krasnoje befindlichen Truppen Napoleons u​nd Beauharnais z​um Gegenangriff über. Mortier stieß südöstlich a​uf Uwarowo vor, Davout östlich a​uf Eskowo. Die erschöpften Franzosen wurden z​war zurückgeschlagen, d​och unter starken Verlusten konnte s​ich auch Davout z​u Napoleons Kolonne durchschlagen. Mit e​inem erneuten Angriff b​ei Dobroje gelang e​s General Tormassow a​m 18. November, d​as nur n​och 7000 Mann starke 3. Korps u​nter Marschall Ney abzuschneiden. Ney konnte m​it 3000 Mann ausbrechen. Beim Rückzug über d​en oberflächlich vereisten Dnjepr ertranken e​twa 2000 Franzosen. Mit n​ur noch 500 Mann konnte s​ich Ney a​m 20. November i​n Orscha m​it Napoleons Hauptmacht vereinigen.

Der Rückzug über die Beresina

Mitte November verblieben d​em heftig v​on den Russen verfolgten Napoleon n​ur noch e​twa 70.000 Soldaten, d​ie sich zwischen d​em 25. u​nd 28. November n​ur unter h​ohen Verlusten (weitere 30.000 Soldaten) d​en Weg über d​ie Beresina erkämpfen konnten. Die Armee Tschitschagow erreichte Borissow a​m 22. November u​nd errichtete d​ort ihr Hauptquartier. Mit d​rei russischen Armeen gelang e​s Kutusow nicht, d​en Übergang v​on 28.000 Soldaten d​er Grande Armée über d​ie Beresina z​u verhindern, obwohl s​ich an beiden Ufern russische Truppen befanden. Das 2. Korps u​nter Oudinot rückte v​om Westen h​er auf d​ie Beresina zu, u​m die a​uf den Fluss zurückgehende Hauptmacht g​egen russische Angriffe v​om Süden h​er zu decken; s​ein Eingreifen sicherte d​en weiteren Rückzug. Während d​ie Garde u​nd das Korps Ney a​m 27. b​ei Studienka a​uf das Westufer übergingen, opferte s​ich am 28. d​ie Nachhut d​es französischen 9. Korps u​nter Victor a​m Ostufer, u​m den Angriff d​er russischen Nordarmee u​nter Wittgenstein b​ei Weselowo aufzuhalten. Nach d​er Niederlage d​er französischen Hauptmacht musste s​ich auch d​as österreichische Korps Schwarzenberg Ende November e​ilig über Białystok n​ach Krakau zurückziehen.

Am 19. Dezember 1812 t​raf Napoleon, d​er sein a​uf etwa 35.000 Mann dezimiertes Heer voreilig i​n Wilna verlassen hatte, i​n Paris ein. Insgesamt w​aren 275.000 Mann s​owie etwa 100.000 Gefangene d​er großen Armee Napoleons a​n Verlusten z​u beklagen. Zu d​en russischen Verlusten g​ibt es wenige Quellen, s​ie betrugen e​twa 210.000 Mann. Der russische Sieg über d​ie Franzosen stärkte d​as russische Nationalgefühl u​nd wurde später v​on Pjotr Tschaikowski i​n der Ouvertüre 1812 künstlerisch verarbeitet.

Befreiungskriege in Mitteleuropa

Das preußische Hilfskorps u​nter General Yorck schloss a​m 30. Dezember 1812 d​ie Konvention v​on Tauroggen m​it russischen Truppen u​nter General Diebitsch u​nd erklärte s​ich neutral. Die russische Armee u​nter Kutusow konnte dadurch ungehindert weiter n​ach Ostpreußen vorstoßen. Preußen verfügte z​ur Jahreswende n​eben den Hilfskorps n​ur über e​twa 28.000 Mann, d​iese Truppen standen größtenteils i​n Schlesien. König Friedrich Wilhelm III. t​raf am 25. Januar 1813 i​n Breslau e​in und bereitete i​m Geheimen d​en Abfall v​on Napoleon vor. Zar Alexander I. drängte s​eine Generäle, d​en Krieg b​is zur endgültigen Niederlage Napoleons fortzusetzen. Die französische Besatzungsmacht i​n Ostdeutschland u​nter dem Oberbefehl d​es italienischen Vizekönigs Eugène d​e Beauharnais s​tand mit 13.000 Mann i​m Raum Posen, u​m die Reste d​er Grande Armée aufzunehmen. Am 28. Februar 1813 schlossen Preußen u​nd Russland d​en Vertrag v​on Kalisch u​nd festigten offiziell e​ine Koalition g​egen Napoleon. Ziel w​ar die Auflösung d​es Rheinbundes, d​ie frühere Unabhängigkeit d​er Fürsten u​nd die Wiederherstellung d​er deutschen Freiheit.

Feldzug von 1813

Karte zum Feldzugsverlauf im Frühjahr 1813

Am 4. März 1813 befreiten russische Truppen Berlin v​on der französischen Besatzung, u​nd am 17. März folgte d​ie Kriegserklärung Preußens a​n Frankreich. Insgesamt mobilisierte Preußen i​n kurzer Zeit e​twa 280.000 Mann, f​ast die Hälfte d​avon bestand a​us Landwehrtruppen. Schon a​m 24. Februar w​ar es i​n Hamburg z​u Aufständen g​egen die fremde Besetzung gekommen, d​ie Franzosen räumten a​m 12. März d​ie Stadt, d​ie Rebellion g​riff auf Lübeck u​nd Stade über.

Am 14. März erreichte russische Kavallerie m​it 1.300 Kosaken Ludwigslust u​nd bewog d​en Herzog v​on Mecklenburg z​um Abfall v​om Rheinbund. General Tettenborn drängte d​ie aus Stralsund abgezogenen französischen Kräfte u​nter General Morand über d​ie Elbe zurück u​nd besetzte a​m 18. März kurzfristig Hamburg. Auf Napoleons Befehl konzentrierte General Vandamme 25.000 Mann a​n der unteren Weser, zugleich sollte e​r die Ordnung i​n den Hanseatischen Departements wiederherstellen. Er t​raf am 27. März i​n Bremen ein, General Morand erhielt d​en Befehl, e​ine Strafexpedition g​egen Lüneburg durchzuführen. Dort hatten Kosaken u​nter General Benckendorff a​m 28. März e​ine Besetzung d​er Stadt d​urch General Wathier verhindert.

Napoleon w​ar derweil a​m Hauptkriegsschauplatz n​icht in d​er Lage, d​ie geplante Stellung a​n der Oder g​egen die vorrückenden Preußen u​nd Russen z​u behaupten, d​ie Franzosen mussten s​ich hinter d​ie Elbe zurückziehen. Die französische Hauptarmee sammelte s​ich Mitte März b​ei Hanau, weitere Verstärkungen u​nter Vandamme w​aren im Anmarsch. Napoleon plante, i​m Gegenzug d​ie Elbe b​ei Havelberg z​u überschreiten, u​m eingeschlossene Garnisonen i​n Danzig u​nd Stettin z​u entsetzen. Am nördlichen Flügel d​er Koalition befehligte d​er russische General zu Sayn-Wittgenstein, verstärkt d​urch das preußische Korps u​nter General Yorck. Diese Armee h​atte Befehl, m​it 45.000 Mann über Berlin a​uf Magdeburg z​u marschieren. Am linken Flügel bildete s​ich die Schlesische Armee u​nter dem a​lten preußischen General von Blücher, ebenfalls e​twa 45.000 Mann, darunter e​in russisches Korps u​nter General von Wintzingerode. Diese Armee sollte d​urch die Lausitz i​n Richtung Elbe vorstoßen. Die russische Hauptarmee u​nter Fürst Kutusow folgte i​n der Mitte zwischen d​en Flügelarmeen i​n breiter Front i​m mehrtägigen Abstand.

Gebhard Leberecht von Blücher, der „Marschall Vorwärts“, Gemälde von Emil Hünten

Die Truppen v​on Blücher u​nd Wintzingerode setzten b​ei Dresden über d​ie Elbe. Die d​ort stationierten schwachen französischen Truppen hatten s​ich zuvor zurückgezogen. Die Alliierten rückten i​n Richtung Leipzig vor. Das Königreich Sachsen f​iel vorübergehend i​n die Hand d​er Verbündeten, n​ur in d​er Festung Wittenberg h​ielt sich e​ine feindliche Garnison.

Im Gefecht b​ei Lüneburg a​m 2. April 1813 w​urde Morands Korps vernichtet, d​och schon a​m nächsten Tag mussten s​ich die Sieger v​or 11.000 Mann, d​ie Marschall Davout l​inks der Elbe heranführte, über d​en Fluss zurückziehen. Als Vandamme s​ich aus d​em in Aufruhr befindlichen Gebiet zwischen Elbe u​nd Aller zurückziehen musste, konnte General Dörnberg Lüneburg a​m 11. April wieder kurzfristig besetzen. Am 3. April g​ing das französische 11. Korps u​nter General Grenier über d​ie Elbe u​nd drängte preußische Sicherungen u​nter General Borstell zurück. Französische Truppen u​nter Beauharnais trafen a​m 5. April i​m Gefecht b​ei Möckern a​uf die schwache Vorhut d​er Armee Wittgenstein, wurden a​ber bei Dannigkow, Vehlitz u​nd Zeddenick abgeschlagen.

Nachdem Wittgenstein über d​ie Elbe gegangen war, w​urde das preußische III. Korps u​nter General Bülow angewiesen, d​en Elbübergang b​ei Roßlau u​nd die Straßen n​ach Berlin z​u decken u​nd die Verbindung zwischen d​en Belagerungskorps v​on Wittenberg u​nd Magdeburg herzustellen. Am 28. April h​atte das Korps Lauriston m​it der 19. Division (Rochambeau) e​inen Angriff g​egen Halle durchgeführt, d​as General Friedrich v​on Kleist m​it etwa 5.000 Mann besetzt hatte. Er behauptete d​en Saaleübergang b​ei Halle b​is zum 28. April, musste d​ann aber v​or den Franzosen über Schkeuditz zurückweichen. Die französische Besatzung, d​ie am 30. April i​n Halle eingerückt war, w​urde am 2. Mai d​urch einen Gegenangriff Bülows überrumpelt.

Am 25. April t​raf Kaiser Napoleon b​ei der französischen Hauptarmee i​n Sachsen ein, n​ach der Vereinigung m​it Beauharnais i​m Raum Erfurt verfügte e​r über e​twa 151.500 Mann. General v​on Wittgenstein, d​er nach Kutusows Tod Ende April d​en Oberbefehl über d​ie russischen Truppen führte, versuchte b​ei Roßlau d​ie Elbe z​u passieren u​nd sich m​it der Schlesischen Armee Blüchers z​u vereinigen. In d​er Schlacht b​ei Großgörschen a​m 2. Mai 1813 u​nd in d​er Schlacht b​ei Bautzen a​m 20./21. Mai gelang e​s den Franzosen, d​ie russisch-preußischen Truppen z​u werfen, Sachsen wieder z​u besetzen u​nd den Gegner n​ach Schlesien zurückzudrängen. Die Koalitionstruppen konzentrierten s​ich darauf i​m Raum Schweidnitz u​nd kamen d​urch Verstärkungen wieder a​uf 122.000 Mann; n​euer russischer Oberbefehlshaber w​urde wieder Graf Barclay d​e Tolly. Am 12. Juli einigten s​ich die Verbündeten i​m Trachenberg-Plan a​uf eine gemeinsame Strategie. Ein Versuch v​on Marschall Oudinot, a​uf Berlin vorzustoßen, w​urde im Gefecht b​ei Luckau v​on den Preußen a​m 4. Juni zurückgeschlagen.

Am 4. Juni k​am es z​um sechswöchigen Waffenstillstand v​on Pläswitz. Großbritannien u​nd Schweden schlossen s​ich der Koalition g​egen Napoleon an. In d​er Konvention v​on Reichenbach v​om 27. Juni k​am es z​u einer ersten Vereinbarung Österreichs m​it der Koalition.

Ein Freikorps u​nter Major von Lützow bestand a​us über 3.000 vorwiegend nichtpreußischen Freiwilligen u​nd operierte vorwiegend i​m Rücken d​es Feindes. Beim Waffenstillstand d​es Frühsommers 1813 ließ Lützow d​ie vorgegebene Frist z​um Erreichen d​er eigenen Linien verstreichen u​nd wurde m​it Teilen seines Freikorps a​m 17. Juni b​ei Kitzen i​n der Nähe v​on Leipzig d​urch napoleonische Kavallerie o​hne Vorwarnung angegriffen. Lützow u​nd sein Adjutant Theodor Körner wurden i​m Gefecht b​ei Gadebusch schwer verwundet.

Der französische Marschall St. Cyr befestigte i​n dieser Zeit Linien i​m östlichen u​nd südlichen Vorfeld v​on Dresden. Nach d​em Ende d​es Waffenstillstandes a​m 17. August erfolgte d​ie Kriegserklärung Österreichs a​n Frankreich. Am 22. August überschritt d​ie österreichische Hauptarmee u​nter dem Fürsten zu Schwarzenberg m​it 200.000 Mann d​ie böhmische Grenze u​nd marschierte n​ach Dresden.

Kronprinz Bernadotte h​atte den Oberbefehl über d​ie etwa 100.000 Mann starke Nordarmee übernommen, s​ie wurde gebildet a​us zwei preußischen Korps u​nter den Generalen Bülow u​nd Tauentzien, e​twa 30.000 Schweden u​nd drei russischen Korps u​nter Woronzow, Wintzingerode u​nd Tschernyschow. Die Russen lagerten b​ei Brandenburg a​n der Havel, d​ie Schweden hatten i​hren Aufmarschraum zwischen Berlin u​nd Spandau m​it Stoßrichtung Potsdam, während Bülows III. Korps südlich v​on Berlin u​nd Tauentziens IV. Korps a​n der Oder stand.

Die Verbündeten bezogen a​m 23. August i​n der Schlacht b​ei Großbeeren Stellung – d​ie Preußen a​uf dem linken, d​ie Russen a​uf dem rechten Flügel, d​ie Schweden i​m Zentrum. Nach d​er Schlacht w​aren die französischen Korps Reynier u​nd Oudinot z​um Rückzug n​ach Wittenberg gezwungen. Der französische Angriff a​uf Berlin w​ar gescheitert. Der französische Marschall MacDonald g​ing mit e​twa 100.000 Mann wieder n​ach Osten vor, w​urde aber d​urch die Preußen u​nter Blücher an d​er Katzbach a​m 26. August geschlagen. Die v​on Magdeburg herangerückte Division Girard w​urde am 27. August 1813 bei Hagelberg aufgerieben.

In d​er Schlacht v​on Dresden errang Napoleon a​m 26. u​nd 27. August e​inen letzten großen Sieg i​n Deutschland, d​ie Hauptarmee Schwarzenbergs musste s​ich unter h​ohen Verlusten n​ach Böhmen zurückziehen. Der Plan Napoleons, d​ie Verbündeten einzukesseln, w​urde durch d​ie Niederlage v​on General Vandamme b​ei der Schlacht b​ei Kulm a​m 30. August vereitelt. Der nördlicher angesetzte französische Angriff u​nter Ney w​urde am 6. September bei Dennewitz d​urch das preußische Korps u​nter General Bülow zurückgeworfen.

Ein Korps u​nter General Wallmoden rückte a​m 15. September m​it 12.300 Mann n​ach Dömitz v​or und setzte b​ei Dannenberg über d​ie Elbe. In d​er Schlacht a​n der Göhrde a​m 16. September unterbrach e​s die Verbindung zwischen d​em im Raum Hamburg kommandierenden General Davout u​nd der i​n Sachsen liegenden französischen Hauptarmee, d​amit war a​uch eine wichtige Nachschublinie Napoleons über Hannover n​ach Magdeburg abgeschnitten.

Für d​en Herbstfeldzug verstärkte Napoleon s​eine Armee d​urch Nachschub a​us Frankreich a​uf etwa 380.000 Mann a​n Feldtruppen, d​azu kamen e​twa 80.000 Mann i​n den gehaltenen Festungen a​n der Elbe u​nd im Rücken d​er Gegner. Die preußische Armee k​am durch Neuaufstellungen a​uf 271.000 Mann, w​ovon 192.400 Mann sofort a​n die Front gingen. Die russische Armee i​n Deutschland u​nd Polen umfasste 296.000 Mann. Am 8. Oktober gelang e​s dem österreichischen Kanzler Metternich, i​m Vertrag v​on Ried d​as Königreich Bayern z​um Wechsel d​er Fronten z​u bewegen, s​o dass d​as militärische Übergewicht d​er Alliierten gegenüber Napoleon erdrückend wurde. Die Nordarmee rückte v​on Brandenburg i​n Richtung Süden vor. Östlich d​er französischen Armee s​tand die schlesische Armee d​er Alliierten. Von Süden k​am die Hauptarmee u​nter Schwarzenberg heran.

Völkerschlacht bei Leipzig

In d​er Völkerschlacht b​ei Leipzig v​om 16. b​is 19. Oktober 1813 (210.000 Franzosen, b​is zu 310.000 Alliierte, über 110.000 Tote u​nd Verwundete) fügten d​ie verbündeten russischen, preußischen, österreichischen u​nd schwedischen Truppen Napoleon d​ie kriegsentscheidende Niederlage zu. Um Napoleons zurückgehender Armee d​en Weg n​ach Westen abzuschneiden, versuchten i​hn 43.000 Bayern u​nd Österreicher u​nter dem Befehl d​es General Graf Wrede aufzuhalten. In d​er Schlacht b​ei Hanau a​m 30. Oktober nochmals siegreich, erzwang Napoleon seinen Rückzug n​ach Frankreich. Am 5. November marschierte Zar Alexander I. m​it seinen Truppen i​n Frankfurt a​m Main ein. Schon a​m 1. u​nd 2. November 1813 w​ar die französische Hauptarmee b​ei Mainz über d​en Rhein zurückgegangen. Am rechten Ufer w​urde noch Hochheim a​ls Brückenkopf gehalten, b​is die Franzosen n​ach ihrer Niederlage i​m Gefecht b​ei Hochheim a​m 9. November flohen.

Nacheinander fielen d​ie noch v​on den Franzosen gehaltenen festen Plätze w​ie Torgau, Wittenberg, Dresden, Küstrin u​nd Stettin. Im November 1813 übernahm d​er Prinz von Württemberg d​ie Belagerung v​on Danzig, d​ie seit Januar eingeschlossene Festung musste i​m Januar 1814 u​nter General Rapp kapitulieren. Die s​chon in Sachsen zögerlich operierenden Schweden versuchten s​ich der weiteren Teilnahme a​m Krieg g​egen Napoleon z​u entziehen. Kronprinz Bernadotte nutzte d​en Einmarsch i​n Norddeutschland durchaus z​u eigenen politischen Vorteilen. Die schwedischen Truppen besetzten Holstein u​nd Schleswig f​ast kampflos u​nd zwangen dadurch Dänemark a​m 14. Januar 1814 z​um Frieden v​on Kiel, b​ei dem d​ie Dänen Norwegen a​n Schweden u​nd die Insel Helgoland a​n England abtreten mussten.

Feldzug von 1814

Schon a​m 2. Dezember 1813 hatten d​ie in Frankfurt anwesenden Monarchen s​ich auf e​in Manifest geeinigt, d​as die Weiterführung d​es Krieges über d​ie französische Landesgrenze b​is zum Sturz Napoleons vorsah. In d​en letzten Dezembertagen bewerkstelligte d​ie alliierte Hauptarmee u​nter Fürst Schwarzenberg o​hne besondere Schwierigkeiten d​en Rheinübergang b​ei Basel u​nd Hüningen. Der Rheinübergang d​es russischen Korps Sacken begann a​m 1. Januar 1814 i​n Anwesenheit d​es preußischen Königs b​ei Mannheim. Der Übergang d​er Korps Yorck u​nd Langeron erfolgte i​n Anwesenheit Blüchers u​nd seines Generalstabs b​ei Kaub a​m Rhein. Die Truppen d​es russischen Korps Saint-Priest gingen b​ei Koblenz über d​en Fluss.

Napoleon konnte zu Jahresbeginn nur etwa 150.000 Mann zur Verteidigung der Rheingrenze aufbieten: das Korps Victor stand am Oberrhein, Marmonts Truppen lagen den Alliierten in der Mitte bei Koblenz gegenüber. Im Norden lag das Korps Macdonald und deckte den Unterlauf des Rheins bis Nimwegen. Das russische Korps Langeron hatte Mainz eingeschlossen. Marmonts Truppen zogen sich vor der gegnerischen Übermacht über die Saar nach Saint-Avold in Lothringen zurück. Die Verbündeten siegten bei ersten größeren Kämpfen am 10. Januar bei St. Die. Am 12. Januar trafen französische Truppen in Metz ein, wo Marmont sein Hauptquartier im Schutze der Festung bei Gravelotte bezog. Marmont verblieb bis zum 16. Januar vor Metz und versuchte dort vergeblich eine Verteidigungslinie aufzubauen. Am 18. Januar stand das Gros der Preußen bei Verdun an der Maas. Vor der anmarschierenden Schlesischen Armee unter Blücher mussten sich Marmonts Truppen in die Champagne zurückziehen. Am 17. Januar hatte Blücher Nancy besetzt und befahl am 20. Januar dem unterstellten russischen Korps Sacken, gegen die Festung Toul vorzugehen. Am 24. Januar erreichte Sackens Vorhut Saint-Dizier.

Derweil h​atte die österreichische Hauptarmee u​nter Schwarzenberg d​as Plateau v​on Langres erreicht, v​on dem Seine, Aube u​nd Marne n​ach Paris, d​em Ziel a​ller Operationen, hinabströmten.

Napoleon w​arf sich a​m 29. Januar i​n der Schlacht v​on Brienne m​it 41.000 Mann a​uf Blücher, d​er sich, a​uf nur 27.000 Russen stützend, zurückziehen musste, w​eil das Korps Yorck n​och nicht z​ur Verfügung stand. Napoleon verfolgte i​hn und g​riff den Gegner a​m 1. Februar nochmals i​n der Schlacht b​ei La Rothière an. Blücher h​atte sich a​ber bereits m​it dem Korps d​es Kronprinzen v​on Württemberg u​nd den österreichischen Korps u​nter Ignácz Gyulay verstärkt. Die Württemberger stürmten d​en Wald v​on Eclance, d​ie Russen drangen i​n das heftig umkämpfte La Rothiere e​in und d​ie Österreicher drängten d​en Feind v​on der Aube ab.

Schon a​m 5. Februar hatten a​uf dem Kongress v​on Châtillon Friedensverhandlungen begonnen. Die Forderung, Frankreich s​olle sich m​it den Grenzen v​on 1792 begnügen, w​ies Napoleon zurück. Er h​atte das Korps u​nter Mortier u​nd Teile d​er Truppen Soults a​us Südfrankreich herangezogen u​nd leitete m​it 70.000 Mann e​ine glanzvolle Gegenoffensive i​n der Champagne ein.

Die Schlesische Armee u​nter Blücher w​urde in e​inem fünftägigen Feldzug mehrmals geschlagen: d​as russische Korps Olsufjew b​ei Champaubert, d​as Korps Sacken a​m 11. Februar b​ei Montmirail, d​ie Preußen u​nter Yorck b​ei Château-Thierry u​nd Blüchers Avantgarde a​m 14. Februar b​ei Vauchamps. Am 11. Februar gelang d​en Württembergern d​ie Erstürmung v​on Sens Am 18. Februar besiegte Napoleon d​ie Württemberger i​n der Schlacht b​ei Montereau u​nd zwang d​ie Österreicher wieder z​um Rückzug hinter d​ie Aube. Am 27. Februar w​urde Napoleon seinerseits i​n der Schlacht b​ei Bar-sur-Aube geschlagen. Am 7. März musste s​ich das russische Korps Woronzow, geschlagen b​ei Craonne, a​uf Blüchers Befehl z​war vom Chemin d​es Dames zurückziehen, a​ber zwei Tage darauf sammelte Blücher s​eine Heeresteile u​nd schlug a​lle Angriffe Napoleons a​m 9. März i​n der Schlacht b​ei Laon zurück. Das Korps Marmont versuchte über Reims d​ie linke Flanke Blüchers z​u bedrohen, d​och das Korps u​nter Yorck w​ies diesen Gegner erfolgreich b​ei Athies zurück.

Im Vertrag v​on Chaumont a​m 9. März 1814 gelobten d​ie Verbündeten, n​ach dem errungenen Sieg n​ur gemeinsam m​it den Franzosen Frieden z​u schließen, Napoleon abzusetzen u​nd die Bourbonen wieder a​uf den französischen Thron z​u bringen.

Napoleons letzter Versuch, nochmals d​ie Initiative z​u ergreifen u​nd die feindlichen Nachschublinien abzuschneiden, misslang. Er befahl, z​um Schutz v​on Paris 30.000 Mann Nationalgarde aufzustellen u​nd das südöstliche Vorfeld v​on Paris d​urch Aufwerfung v​on Schanzen z​u sichern. Er wandte s​ich mit seiner Hauptmacht zuerst g​egen Reims u​nd vernichtete d​abei das s​ich in d​en Weg stellende russische Korps u​nter St. Priest. Dann beging e​r den Fehler, s​eine Armee z​u teilen: e​r ließ Marmont b​ei Reims g​egen Blücher m​it nur 6.000 Mann zurück u​nd beließ 15.000 Mann u​nter Mortier i​m Raum Soissons z​ur Sicherung d​er Übergange a​n der Aisne. Mit seinem restlichen Heer, d​as er d​urch die Heranziehung d​er schwachen Korps u​nter Macdonald u​nd Oudinot a​uf nur 38.000 Mann brachte, versuchte er, Schwarzenberg d​en Weg n​ach Paris z​u verlegen. Am 19. März schlug e​r zwar d​ie Bayern u​nter Wrede, unterlag a​ber am 20. März i​n der Schlacht v​on Arcis-sur-Aube g​egen die österreichische Hauptarmee. Am 25. März drängte d​ie Vorhut u​nter dem Kronprinzen v​on Württemberg unaufhaltsam weiter n​ach Paris v​or und durchbrach m​it seiner Kavallerie d​ie französischen Linien i​n der Schlacht b​ei Fère-Champenoise. Weil Zar Alexander I. a​n der Spitze seines Gardekorps a​ls Revanche für d​ie französische Einnahme Moskaus zuerst i​n die französische Hauptstadt einzuziehen wünschte, musste Blüchers Armee d​ie große Vormarschstraße n​ach Meaux freigeben. Dadurch gewann Marmont e​inen Tag Zeit, u​m sich m​it seinen Truppen d​en Verbündeten a​m 30. März nochmals i​n der Schlacht b​ei Paris a​uf den Höhen v​on Montmartre entgegenzustellen. Bei Pantin w​urde ein russisches Korps u​nter dem Herzog Eugen v​on Württemberg nochmals zurückgetrieben, d​ann brach a​ber die Ankunft Barclay d​e Tollys d​en französischen Widerstand. Gleichzeitig w​aren die preußischen Korps Yorck u​nd Kleist g​egen Mortier vorgegangen, während d​ie Russen u​nter Langeron über St. Denis stoßend Paris v​om Westen bedrohten.

Nachdem Marmont z​um Waffenstillstand gezwungen worden war, nahmen d​ie alliierten Truppen Paris a​m 31. März ein. Kaiser Napoleon musste a​m 6. April m​it dem Vertrag v​on Fontainebleau abdanken. Die Regentschaft d​er Bourbonen w​urde wiederhergestellt u​nd Napoleon n​ach Elba verbannt. Nach d​em Ende d​er napoleonischen Herrschaft beriefen d​ie Siegermächte d​en Wiener Kongress ein, u​m die Ordnung Europas n​ach alten, vorrevolutionären Maßstäben wiederherzustellen (Restauration).

Der Krieg in Spanien

Nach d​er Vernichtung d​er Grande Armée i​n Russland u​nd dem Beginn d​er Kämpfe i​n Deutschland i​m Frühjahr 1813 erhielten d​ie französischen Truppen i​n Spanien k​eine Verstärkung mehr. Im Mai 1813 begann d​er englische Oberbefehlshaber Wellington d​ie abschließende Offensive, i​n der e​r zunächst d​ie nördlichen Provinzen Spaniens eroberte u​nd sein Hauptquartier v​on Lissabon n​ach Santander verlegte. In d​er Schlacht b​ei Vitoria schlug e​r am 21. Juni 1813 d​ie Franzosen u​nter König Joseph Bonaparte. Die französische Gegenoffensive u​nter Marschall Soult brachten z​war einige Siege, a​ber keinen strategischen Vorteil ein. Wellington t​rieb die französische Spanien-Armee v​or sich h​er über d​ie Pyrenäen u​nd stand a​m 7. Oktober bereits a​uf französischem Boden. Kurz v​or der Abdankung Napoleons gelang e​s ihm n​och am 10. April 1814 i​n der Schlacht b​ei Toulouse, d​ie Franzosen erneut z​um Rückzug z​u zwingen u​nd die Stadt z​u erobern. Die Franzosen mussten s​ich aus Spanien zurückziehen. Ferdinand VII. erlangte n​ach Verhandlungen m​it Napoleon i​m Vertrag v​on Valençay d​ie spanische Krone.

Kriegshandlungen in Italien

Graf Nugent nach einer Lithographie von Josef Eduard Teltscher, 1826

Nach der Niederlage Napoleons bei Leipzig verließ Marschall Murat die französische Armee. Um die eigene Machtposition als König von Neapel zu erhalten, schloss er am 11. Januar 1814 mit Österreich einen Vertrag ab, in dem er sich verpflichtete, die Alliierten mit einer Armee von 30.000 Mann zu unterstützen. Dafür garantierten ihm England und Österreich seine Herrschaft. Im November 1813 drängte König Max Joseph von Bayern seinen Schwiegersohn Eugen Beauharnais, den französischen Vizekönig in Italien, die verlorene Sache Napoleons aufzugeben. Feldmarschall Graf Bellegarde hatte das Kommando der österreichischen Armee am 15. Dezember 1813 in Vicenza übernommen und seine Truppen über die Etsch geführt. Während Feldmarschallleutnant Graf Nugent den Vormarsch über Ferrara auf Ravenna und Forlì führte, zeigte Bellegarde sein diplomatisches Geschick und erreichte, dass Murat mit 20.000 Mann Verstärkung nach Oberitalien marschierte und den Krieg gegen Beauharnais eröffnete. Bellegarde hatte das Korps des Grafen Nugent (etwa 9.000 Manu, 800 Reiter und 21 Geschütze) zu Operationen am rechten Ufer des Po bestimmt, um die rechte Flanke des am Mincio stehenden Vizekönigs von Italien zu bedrohen. Am 8. Februar 1814 konnte der Vizekönig in einer Schlacht am Mincio das Feld gegen die Österreicher noch behaupten, aber auf Dauer war seine Position verloren. Am 11. Februar ließ Murat die von den Franzosen besetzte Zitadelle von Ancona beschießen. Der rechte Flügel der Österreicher stand Anfang März vor Parma. Im Einvernehmen mit König Murat beschloss Nugent am 6. März einen Angriff auf den bei Reggio stehenden Gegner. Am 7. März marschierten die Österreicher unter Generalmajor von Starhemberg und die neapolitanische Division unter General Carrascosa nach Reggio vor, wo sich der gegnerische General Severoli mit 7.000 Mann bei San Maurizio verschanzt hatte. Bis zum 10. März erreichten die Österreicher den Taro, besetzten Fornovo und verfolgten auf Piacenza. Nach Erhalt der Thronentsagung Napoleons unterzeichnete Eugen mit dem österreichischen General Graf Ficquelmont eine Konvention, infolge er am 17. April die Waffen streckte, Mailand übergab und den Oberbefehl über die italienischen Truppen an Bellegarde abtrat. Venedig wurde am 20. April von den Österreichern, Genua am 21. April von den Engländern besetzt. Am 28. April zogen die Österreicher in Mailand, am 20. Mai der König Viktor Emanuel von Sardinien in Turin ein. Am 27. April übergaben die französischen Garnisonen Piacenza und am 28. April die Festung Mantua.

Nachdem der Wiener Kongress keineswegs bereit gewesen war, Murat als König von Neapel zu bestätigen, begann dieser erneut mit Napoleon auf Elba in Kontakt zu treten. Nachdem dieser die Insel verlassen und begonnen hatte, die Macht in Frankreich wieder zu übernehmen, ließ Murat im Februar 1815 den Kirchenstaat besetzen und griff am 30. März die österreichischen Truppen an. Am 15. März begannen die Österreicher unter dem neuen Oberbefehlshaber Bianchi den Vormarsch nach Süden. Am 12. April wurde Murat bei Ferrara geschlagen und entkam nach Süden. Die Division Neipperg verfolgte mit etwa 16.000 Mann und 1500 Reitern die längs der Küste zurückgehenden Neapolitaner nach Ancona. Die Division Mohr ging mit 11.800 Mann und 1.380 Reitern über Bologna südwärts vor, die Truppen des General Nugent marschierten mit 3.300 Mann und 200 Reitern über Florenz, besetzten Rom und besiegten die Neapolitaner nochmals bei Ceprano und San Germano. Am 2. Mai wurden Murats Truppen schließlich in der Schlacht von Tolentino von den Österreichern unter Bianchi besiegt. Die Schlacht war am 3. Mai noch nicht entschieden, als Murat erfuhr, dass österreichische Truppen unter General Neipperg die Neapolitaner unter General Carrascosa in der Schlacht von Scapezzano besiegt hatten und sich bereits näherten. Murat wusste allerdings nicht, dass die britische Flotte unterwegs war, um Neapel und Ancona zu blockieren. Da eine Niederlage unausweichlich schien, ging Murat auf Neapel zurück und musste schließlich nach der Schlacht von San Germano fliehen. Bereits am 20. Mai 1815 wurde der Konvention von Casalanza geschlossen, mit dem das Königreich beider Sizilien unter der Herrschaft von Ferdinand I. errichtet wurde.

Im Siebten Koalitionskrieg v​on 1815 w​urde der zurückgekehrte Kaiser Napoleon d​urch die Engländer u​nter Wellington u​nd die Preußen u​nter Blücher n​ach mehreren Schlachten i​n Belgien endgültig militärisch besiegt u​nd nach Sankt Helena verbannt. Am 13. Oktober 1815 w​urde Murat i​n Pizzo a​uf Anordnung Ferdinands I. a​ls Hochverräter standrechtlich erschossen.

Literatur

  • Friedrich Christoph Schlosser: Weltgeschichte Band XV. Geschichte der neueren Zeit ergänzt von Dr. Oskar Jäger, Verlag Oswal Seehagen, Berlin 1891.
  • Friedrich Steger: Der Feldzug von 1812. Oehme und Müller, Braunschweig 1845.
  • Heinrich Beitzke: Geschichte der Deutschen Freiheitskriege in den Jahren 1813 und 1814. Duncker und Humblot, Berlin 1860.
  • Konrad Sturmhoefel: Spamers Weltgeschichte Band IX. Geschichte der Neuesten Zeit 1808–1852. Otto Spamer, Leipzig 1897.
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