Quadrant (Astronomie)
Ein Quadrant (von lateinisch quadrans ‚der vierte Teil‘)[1] ist ein historisches astronomisches Instrument, mit dem die Höhenwinkel und Positionen von Gestirnen ermittelt wurden.
Aufbau und Funktion
Der klassische Quadrant besteht aus einem Viertelkreis mit Gradeinteilung, einer dazugehörigen Ablese-Vorrichtung, einem Visier und einem Senklot. Das zu messende Gestirn wurde über Kimme und Korn anvisiert. Die Stellung des herabhängenden Lotes am Viertelkreis gibt den Höhenwinkel an.
Kleine Quadranten wurden in der Hand gehalten, größere auf Stativen aufgestellt. Bei diesen wurde ab etwa 1650 insbesondere von Adrien Auzout und Jean Picard das Visier durch ein Messfernrohr mit Mikrometer ersetzt.
Quadranten wurden in der Astronomie, Navigation, Geodäsie und Topografie verwendet.
Nachgebaute Quadranten und moderne Bausätze sind auch heute noch in Verwendung, z. B. bei Amateurastronomen, für einführende Messübungen und – in weiterentwickelter Form – zur Höhenbestimmung im Forst- und Bauwesen.
- Claudius Ptolemäus mit Quadrant
- Quadrant des Hevelius, um 1644
- Tychos Mauerquadrant, um 1600
- Quadrant im Kopernikusmuseum Frombork (Polen)
- Picards Quadrant
Mauerquadrant
Neben den transportablen Quadranten wurden auch große, an einer in Nord-Süd verlaufenden, genau senkrechten Mauer montierte Geräte errichtet, die so genannten Mauerquadranten, mit denen bei der Beobachtung von Gestirnen auf dem Meridian eine höhere Messgenauigkeit erzielt wurde. So benutzte der dänische Astronom Tycho Brahe in seiner Sternwarte Uranienborg den nach ihm genannten Tychonischen Mauerquadranten, mit einem Viertelkreis von zwei Metern Radius. Als zu Ende des 17. Jahrhunderts die Ausstattung mit Fernrohr Standard wurde, entwickelten sich große Mauerquadranten zum Hauptinstrument vieler Sternwarten.
Siehe auch
Literatur
- Sebastian Münster: Rudimenta Mathematica. H. Petri (Basileae), Basel 1551 (Volltext in der Google-Buchsuche).
- Jean Picard: Mesure de la Terre. Imprimerie royale, Paris (Volltext in der Google-Buchsuche). Posthum von Philippe de La Hire ca. 1685 herausgegebener Sammelband, in dem Picard seinen Quadrant (quart de cercle) in Mesure de la Terre, Article V S. 11, ausführlich beschreibt.
- John Davis: The Zutphen Quadrant – A very early equal-hour instrument excavated in The Netherlands. In: British Sundial Society Bulletin. Volume 26(i), März 2014. (flowton-dials.co.uk)
- B. Fermin, D. Kastelein: Het Zutphense Kwadrant. Archeologisch onderzoek in de gracht van de ringwalburg op de Houtmarkt te Zutphen. (= Zutphense Archeologische Publicaties. 80). Gemeente Zutphen, 2013, ISBN 978-90-77587-92-8. (niederländisch)
Einzelnachweise
- Karl Ernst Georges: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. 8., verbesserte und vermehrte Auflage. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1918 (zeno.org [abgerufen am 13. März 2019]).