Übernutzung
Unter Übernutzung versteht man die Nutzung von Ressourcen in einem Übermaß ohne Rücksicht auf die Folgewirkungen. Beispiele für eine Übernutzung sind Überweidung, Überjagung oder Überfischung, aber auch irreversible Bodenerosion, Entwaldung oder Grundwasserabsenkung. Fortgesetzte Übernutzung kann zur Zerstörung der natürlichen Ressource bzw. zum Aussterben der überjagten Tierart führen. Auch die Eutrophierung und andere Umweltverschmutzungsarten stehen in engem Zusammenhang mit einer Landschaftsübernutzung. Im Gegensatz zur Übernutzung steht die Nachhaltigkeit. Übernutzung kann eine direkte Folge von lokaler und globaler Überbevölkerung und der Notwendigkeit zur Ernährungssicherung sein, sie kann aber auch durch Profitstreben ohne unmittelbar drängende menschliche Bedürfnisse verursacht werden.
Ökonomie
Aus Sicht der Wirtschaftswissenschaften ist die Übernutzung eine Eigenschaft von Allmendegütern. Diese sind diejenigen Öffentliche Güter deren Nutzung nicht oder nur mit unverhältnismäßigem Aufwand ausschließbar ist und bei deren Nutzung Rivalität zwischen den Nutzern herrscht. Beispiele sind Gemeingüter wie die historische Allmende. Daher spricht man von der Tragik der Allmende.
Es handelt sich um ein Soziales Dilemma: Jeder einzelne hat einen Anreiz, die Nutzung des Allmendegutes zu steigern, die daraus resultierende Übernutzung senkt jedoch den gesamtgesellschaftlichen Output.
Geschichte
Übernutzung der natürlichen Ressourcen begleitet die Menschheit seit Jahrtausenden. Beispielsweise ist Überjagung durch den Menschen, vermutlich neben Klimaveränderungen, der Hauptgrund für die Quartäre Aussterbewelle, das eiszeitliche Aussterben vieler Großtierarten in vielen Erdteilen zur Zeit ihrer Erstbesiedlung durch den Menschen.
In den 5000 Jahren der chinesischen Hochkultur ging durch Übernutzung ein Drittel des landwirtschaftlich nutzbaren Bodens verloren.[2]
Raubbau
Auch der Raubbau im Bergbau stellt eine Form der Übernutzung dar. Raubbau ist daher zur Metapher geworden, die eine Übernutzung anzeigt.[3] Man spricht von einem „Raubbau am Körper“ oder „Raubbau an der Gesundheit“, wenn man den Körper über das Maß hinaus beansprucht und damit schädigt (z. B. im Arbeitsrecht als Begründung von Arbeitszeitvorschriften).[4] Ein anderes Beispiel für eine metaphorische Verwendung ist das Schlagwort von dem „Raubbau an der Natur“.[5]
Literatur
- Jörg Beutel: Mikroökonomie. 2006, ISBN 978-3-486-59944-2, S. 342 ff.
Einzelnachweise
- Kenneth T. Frank, Brian Petrie, Jae S. Choi, William C. Leggett: Trophic Cascades in a Formerly Cod-Dominated Ecosystem. Science 2005, Seite 1621–1623, online.
- Holger Rogall: Ökologische Ökonomie: Eine Einführung. 2013, ISBN 978-3-322-99733-3, S. 22, online.
- Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24. Auflage, 2002, ISBN 3-11-017473-1, S. 746.
- Walter Kaskel: Arbeitsrecht Enzyklopädie der Rechts- und Staatswissenschaft. 2013, ISBN 978-3-642-85649-5, S. 253, online.
- Otto Schlecht: Grundlagen und Perspektiven der sozialen Marktwirtschaft. Band 27, von Untersuchungen Zur Ordnungstheorie und Ordnungspolitik, 1990, ISBN 978-3-16-145684-8, S. 34, online.