Horodok (Lwiw)
Horodok (ukrainisch Городок; russisch Городок Gorodok, polnisch Gródek bzw. ab 1906 Gródek Jagielloński, deutsch selten Grodeck[1]) ist eine ukrainische Stadt mit etwas mehr als 16.000 Einwohnern und war bis 2020 das administrative Zentrum des Rajon Horodok, seither ist sie ein Teil des Rajons Lwiw. Sie liegt an der Wereschyzja in der Oblast Lwiw und befindet sich an der Verbindungsstraße M 11/ E 40, 24 km südwestlich der Bezirkshauptstadt Lwiw. Die nächstgrößere Stadt ist Lwiw.
Horodok | |||
Городок | |||
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Basisdaten | |||
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Oblast: | Oblast Lwiw | ||
Rajon: | Rajon Lwiw | ||
Höhe: | 279 m | ||
Fläche: | 29,62 km² | ||
Einwohner: | 15.993 (2004) | ||
Bevölkerungsdichte: | 540 Einwohner je km² | ||
Postleitzahlen: | 81504 | ||
Vorwahl: | +380 3231 | ||
Geographische Lage: | 49° 47′ N, 23° 39′ O | ||
KOATUU: | 4620910100 | ||
Verwaltungsgliederung: | 1 Stadt, 38 Dörfer | ||
Bürgermeister: | Iwan Sahan | ||
Adresse: | майданн Гайдамаків 6 81500 м. Городок | ||
Website: | місто Городок (Ukrainisch) | ||
Statistische Informationen | |||
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Am 12. Juni 2020 wurde die Stadt zum Zentrum der neu gegründeten Stadtgemeinde Horodok (Городоцька міська громада/Horodozka miska hromada). Zu dieser zählen auch die 38 Dörfer Artyschtschiw (Артищів), Bar (Бар), Bartatiw (Бартатів), Bratkowytschi (Братковичі), Dobrjany (Добряни), Dolynjany, Drosdowytschi (Дроздовичі), Dubanewytschi (Дубаневичі), Halytschany, Hodwyschnja (Годвишня), Hradiwka (Градівка), Kernyzja, Lisnowytschi (Лісновичі), Ljubowytschi (Любовичі), Mawkowytschi, Moloschky (Молошки), Mschana, Myljatyn (Милятин), Myltschyzi (Мильчиці), Pidmohylka (Підмогилка), Pobereschne (Побережне), Powitno (Повітно), Putjatytschi (Путятичі), Retschytschany, Rodatytschi (Родатичі), Saluschschja (Залужжя), Sawereschyzja (Заверешиця), Scholomynytschi (Шоломиничі), Selenyj Haj (Зелений Гай), Stodilky, Suschyzi (Зушиці), Tscherljanske Peredmistja (Черлянське Передмістя), Tscherljany, Tutschapy (Тучапи), Uhry, Welyka Kalynka (Велика Калинка), Wolja-Bartatiwska (Воля-Бартатівська) und Wowtschuchy (Вовчухи)[2] im Rajon Lwiw; bis dahin bildet sie die Stadtratsgemeinde Horodok (Городоцька міська рада/Horodozka miska rada) im Rajon Horodok.
Geschichte
Die Ortschaft wurde 1213 zum ersten Mal schriftlich erwähnt, 1389 erhielt sie das Magdeburger Stadtrecht.[3] 1655 war die Stadt Schauplatz der einer Schlacht während des Russisch-Polnischen Krieges 1654–1667.
Bis 1772 gehörte der Ort in der Adelsrepublik Polen-Litauen zur Woiwodschaft Ruthenien[4] und kam durch die polnischen Teilungen bis 1918 als Teil von Galizien unter österreichische Herrschaft. Seit 1850 war der Ort Sitz der Bezirkshauptmannschaft Gródek[5], 1867 kam noch ein Bezirksgericht dazu.
Seit 1444 ist die Anwesenheit von Juden in der Stadt bezeugt, die seit 1662 in einem besonderen Viertel (Gnin) angesiedelt wurden. Im Jahr 1900 gehörten 3610 Menschen der jüdischen Gemeinde an, das waren ca. 30 % der Bevölkerung.
Während des Ersten Weltkrieges lag der Ort mehrfach im Frontgebiet. Ende August 1914 erfolgte im Rahmen der Schlacht in Galizien eine russische Offensive, die das österreich-ungarische Heer nach Gródek zurückdrängte. Am 7. September 1914 eroberten die Russen in der Schlacht von Gródek nach erbitterten Kämpfen die Stadt. Seine Erlebnisse während der Schlacht verarbeitete der österreichische Dichter Georg Trakl in seinem Gedicht Grodek. Nach der Gegenoffensive der Mittelmächte in der Schlacht von Gorlice-Tarnów verlief die Front im Juni 1915 entlang des Dnister und seines nördlichen Nebenflusses Wereszyka. Am 17. Juni 1915 begann mit der Schlacht bei Gródek (1915) zwischen Gródek und Magierów eine Durchbruchsoffensive des deutschen Heeres. Die heftigen Kämpfe dauerten bis zum 20. Juni 1915 an und veranlassten die russische Armee zum Rückzug aus diesem Frontabschnitt. Dies ermöglichte den Mittelmächten die Rückeroberung Lembergs.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs kam Gródek zu Polen und lag hier ab 1921 in der Woiwodschaft Lwów. im September 1939 wurde die Stadt von der Sowjetunion besetzt. Damals und wieder 1945 wurde der Ort unter dem Namen Horodok ein Teil der Ukraine. Nach dem deutschen Überfall auf Polen stieg die Anzahl der jüdischen Einwohner auf über 5.000 an, bedingt durch Flüchtlinge aus Westpolen. Die jüdische Bevölkerung wurde nach dem deutschen Einmarsch im Juli 1941 zum größten Teil in Zwangsarbeit oder in das Todeslager Belzec verbracht. Im Mai 1943 wurde das restliche Ghetto liquidiert, die letzten Einwohner wurden erschossen und verbrannt.[6] Eine jüdische Gemeinde existiert heute nicht mehr.
Horodok ist der Sterbeort des polnischen Königs Władysław II. Jagiełło.
Wirtschaft
In Horodok wird Obst (v. a. Äpfel) und Gemüse industriell zu Säften, Aromen usw. verarbeitet. Horodok ist Logistikstandort für Flüssigtransporte.
- Kirche der Erhöhung des Heiligen Kreuzes
- Kirche St. Johannes der Täufer
- Kirche der Verkündigung
- Kirche des Heiligen Geistes
Persönlichkeiten
- Hipolit Śliwiński (1866–1932), polnischer Architekt und Politiker
- Petro Werhun (1890–1957), griechisch-katholischer Priester und Märtyrer
- Igor Gorin (1904–1982), US-amerikanischer Sänger, Schauspieler, Komponist und Musikpädagoge
- Roman Lysko (1914–1949), griechisch-katholischer Priester und Märtyrer
- Ross Martin (1920–1981) polnisch-US-amerikanischer Schauspieler
- Roman Horak (* 1942), Schriftsteller, Literaturwissenschaftler und Museumsleiter
Einzelnachweise
- Das Generalgouvernement, Hrsg. v. Max Frh. Du Prel. Würzburg. 1942. S. 372.
- Розпорядження Кабінету Міністрів України від 12 червня 2020 року № 718-р "Про визначення адміністративних центрів та затвердження територій територіальних громад Львівської області
- Ortsgeschichte Horodok in der Geschichte der Städte und Dörfer der Ukrainischen SSR; abgerufen am 15. Juli 2020 (ukrainisch)
- Rizzi Zannoni, Woiewodztwo Ruskie, Część Krakowskiego, Sędomirskiego y Bełzkiego z granicami Węgier, y Polski, ktore gory Karpackie nakształt łańcucha wyciągnione, od góry Wolska aż do Talabry, wyznaczaią.; 1772
- Reichsgesetzblatt vom 8. October 1850, Nr. 383, Seite 1741
- http://kehilalinks.jewishgen.org/Gorodok/ A Very Brief Introduction to Gorodok, Zugriff am 1. Juni 2012