Wahlen in Peru 2006
Die Wahlen in Peru 2006 fanden am 9. April und 4. Juni 2006 statt. Bei diesen Wahlen wurden folgende Posten für die Amtsperiode 2006 bis 2011 besetzt:
- Staatspräsident
- zwei Vizepräsidenten
- 120 Mitglieder des Kongresses
- fünf Mitglieder für das Parlament der Andengemeinschaft (und zehn Ersatz)
Da keiner der Kandidaten für das Amt des Staatspräsidenten im ersten Wahldurchgang eine absolute Mehrheit erringen konnte, wurde am 4. Juni eine Stichwahl zwischen den beiden führenden Kandidaten, dem Ollanta Humala und dem ehemaligen Präsidenten Alan García, abgehalten. Garcia konnte die Stichwahl schließlich für sich entscheiden.
Die Inauguration des neugewählten Präsidenten wurde am 28. Juli 2006, dem peruanischen Nationalfeiertag, gefeiert.
Wahlaufruf
Der bisherige Präsident Alejandro Toledo verkündete das Datum der Wahl zu seiner Nachfolge am 8. Dezember 2005. Toledo konnte an der Wahl nicht teilnehmen, da eine Änderung der Verfassung aus dem Jahr 2001 eine direkte Wiederwahl verbietet.
Die Chancen gewählt zu werden wären für ihn aber auch sehr gering gewesen. Gegen Ende seines Amts waren gerade 19 Prozent der Peruaner mit Toledos Arbeit zufrieden. Zu seinen besten Zeiten hatte er eine Zustimmungsquote von 80 Prozent erreicht.
Kandidaten
Für die Wahl zum Präsidenten ließen sich 24 Kandidaten aufstellen, so viel wie noch nie in der Geschichte Perus. Von den 24 Kandidaten führten nur 19 die Kampagne zu Ende. Alberto Fujimori wurde von der Wahl ausgeschlossen und drei weitere Kandidaten (Rafael Belaúnde Aubry, Fernando Olivera Vega und Marco Antonio Arrunátegui) zogen sich vor der Wahl zurück.
Folgendes waren die populärsten Kandidaten laut den Meinungsumfragen vor der Wahl.
Politische Gruppierung | Kandidaten | |||
---|---|---|---|---|
Name | Art | für die Präsidentschaft | für den 1. Vizepräsidenten | für den 2. Vizepräsidenten |
Alianza por el Futuro | Koalition | Martha Chávez | Santiago Fujimori | Rolando Souza |
Frente de Centro | Koalition | Valentín Paniagua Corazao | Alberto Andrade Carmona | Gonzalo Aguirre Arriz |
Partido Aprista Peruano | Partei | Alan García Pérez | Luis Giampietri Rojas | Lourdes Mendoza del Solar |
Unidad Nacional | Koalition | Lourdes Flores Nano | Arturo Woodman | Luis Enrique Carpio |
Unión por el Perú | Partei | Ollanta Humala | Gonzalo García Núñez | Carlos Alberto Torres Caro |
Alan García
Alan García, Präsident der Partido Aprista Peruano, war bereits Präsident Perus von 1985 bis 1990. Während dieser Zeit sank seine Popularität, er hat jedoch immer noch eine breite Basis im Land. Vor allem junge Wähler, welche seine Regierung nicht direkt miterlebt hatten, wählten García. Zu seinen Wahlversprechen gehörte mehr Investitionen für die soziale Entwicklung im armen Süden und die Trinkwasserversorgung aufzubringen. Er konnte die Wahl schließlich für sich entscheiden.
Lourdes Flores
Lourdes Flores, Präsidentin der Partei Unidad Nacional und früher Alberto Fujimori nahestehend, wurde laut den Umfragen vor allem von den Frauen stark unterstützt. Ihre Gegner warfen ihr vor, eine Kandidatin der Rechten oder der Unternehmen zu sein. Auch Hugo Chávez, Präsident Venezuelas, bezeichnete Flores als die Kandidatin der Peruanischen Oligarchie. Flores ignorierte die Kritik meistens oder reagierte mit sarkastischen Kommentaren.
Lourdes Flores wurde von den Unternehmern und Wall Street unterstützt und hatte sich mehrmals mit Vertretern aus diesen Kreisen getroffen. George W. Bush hatte Unterstützung für Lourdes Flores signalisiert.
Ollanta Humala
Der Präsident der Partei Partido Nacionalista Peruano kommt aus der Bewegung des Etnocacerismus. In seiner politischen Richtung bezog sich Humala positiv auf die Links- und Mitte-links-Regierungen in Bolivien, Brasilien, Chile, Uruguay und Venezuela. Er kündigte im Falle seiner Wahl an, die Verträge transnationaler Minengesellschaften zu überprüfen und die Privatisierungen rückgängig zu machen.
Valentín Paniagua
Valentín Paniagua war nach dem Rücktritt Alberto Fujimoris für einige Monate interimistischer Präsident Perus. Er war bis zu seinem Tod Präsident der Acción Popular und war Kandidat für Frente de Centro.
Martha Chávez
Martha Chávez ist die Präsidentin von Alianza por el Futuro, der Partei Alberto Fujimoris. Ihre Partei vertritt Fujimori, der momentan in Chile in Auslieferungshaft sitzt. Das Programm der Partei besteht mehrheitlich darin, Fujimori wieder an die Macht zu bringen.
Umfragen
Erster Wahlgang
Für den ersten Wahlgang sagten die Umfragen folgende Prozentanteile voraus.
10–11 Nov. 1 | 3–8 Dez. 2 | 11–13 Jan. 3 | 25–27 Jan. 4 | 8–10 Febr. 5 * | 22–24 Febr. 6 * | 8–10 März 7 * | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Lourdes Flores (UN) | 28 % | 25 % | 25 % | 30 % | 35 % | 33 % | 31 % |
Ollanta Humala (UPP) | 11 % | 22 % | 28 % | 22 % | 25 % | 26 % | 30 % |
Alan García (APRA) | 17 % | 16 % | 15 % | 13 % | 17 % | 22 % | 22 % |
Valentín Paniagua (FDC) | 17 % | 14 % | 10 % | 8 % | 8 % | 7 % | 5 % |
Martha Chávez (AF) | N/A | N/A | 2 % | 4 % | 6 % | 4 % | 5 % |
Zweiter Wahlgang
Käme es zu einem zweiten Wahlgang, würden die Wähler nach den Umfragen vor dem ersten Wahlgang wie folgt entscheiden.
10–11 Nov. 1 | 3–8 Dez. 2 | 11–13 Jan. 3 | 25–27 Jan. 4 | 8–10 Febr. 5 * | 22–24 Febr. 6 * | 8–10 März 7 * | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Flores vs. Humala | 58 % vs. 23 % | 50 % vs. 35 % | 46 % vs. 39 % | 52 % vs. 34 % | 61 % vs. 39 % | 60 % vs. 40 % | 54 % vs. 46 % |
Flores vs. García | 56 % vs. 23 % | 54 % vs. 26 % | 54 % vs. 25 % | 57 % vs. 22 % | 67 % vs. 33 % | 62 % vs. 38 % | 59 % vs. 41 % |
Humala vs. García | 30 % vs. 31 % | 44 % vs. 31 % | 44 % vs. 29 % | 40 % vs. 30 % | 51 % vs. 49 % | 50 % vs. 50 % | 53 % vs. 47 % |
- 1 APOYO Umfrage 10.–11. November 2005, veröffentlicht am 13. November
- 2 APOYO Umfrage 3.–8. Dezember 2005, veröffentlicht am 11. Dezember.
- 3 APOYO Umfrage 11.–13. Januar 2006, veröffentlicht am 15. Januar.
- 4 APOYO Umfrage 25.–27. Januar 2006, veröffentlicht am 29. Januar.
- 5 APOYO Umfrage 8.–10. Februar 2006, veröffentlicht am 13. Februar.
- 6 APOYO Umfrage 22.–24. Februar 2006, veröffentlicht am 27. Februar. 74 % der Stimmen gültig.
- 7 APOYO Umfrage 8.–10. März 2006, veröffentlicht am 12. März. : 74 % der Stimmen gültig.
- *Hinweis: Diese Resultate beinhalten nur gültige Stimmen. Diese Umfragen sind also theoretisch aussagekräftiger als die anderen.
Ergebnis des 1. Wahlgangs
Die große Überraschung in der Wahlnacht war das starke Abschneiden von Alan García. Auch Humberto Lay überraschte, hatte aber keinerlei Chancen auf das Präsidentenamt. Die Umfragen vor den Wahlen hatten sich mit dem Wahlergebnis einmal mehr als sehr unzuverlässig herausgestellt.
Während der Auszählungen war lange offen, ob im zweiten Wahlgang Alan García oder Lourdes Flores gegen Ollanta Humala antreten würde. Erst als am 4. Mai endlich das definitive Resultat bekannt gegeben wurde, gab sich Lourdes Flores endgültig geschlagen.
Das Resultat des ersten Wahlgangs lautete wie folgt:
Ollanta Humala | 30,624 % |
Alan García | 24,325 % |
Lourdes Flores | 23,800 % |
Martha Chávez | 7,434 % |
Valentín Paniagua | 5,754 % |
Humberto Lay | 4,380 % |
Bei 12,2 Millionen abgegebenen Stimmen betrug die Differenz zwischen García und Flores am Ende gerade um die 64.000 Stimmen. Deshalb war der definitive Ausgang auch lange ungewiss.
Ergebnis des 2. Wahlgangs
Am 21. Mai 2006 fand im Nationalen Archäologiemuseum eine im Fernsehen übertragene Debatte zwischen den beiden Kandidaten und dem als Moderator agierenden Journalisten Augusto Álvarez Rodrich statt, die von persönlichen Angriffen der Kandidaten aufeinander geprägt war.
Die Stichwahl am 4. Juni 2006 konnte dann Alan García Pérez von der Partido Aprista Peruano mit 6.965.017 Stimmen entsprechend 52,625 % gegenüber 6.270.080 Stimmen, entsprechend 47,375 % für seinen Gegenkandidaten Ollanta Humala Tasso von der Unión por el Perú für sich entscheiden.