Seeschwalben
Die Seeschwalben (Sterninae) bilden eine Unterfamilie innerhalb der Ordnung der Regenpfeiferartigen (Charadriiformes bzw. Wat- und Möwenvögel). Im Vergleich zu den nah verwandten Möwen sind die Seeschwalben im Allgemeinen kleiner, schmaler und wirken gedrungener. Außerdem sind die Seeschwalben ausgesprochene Zugvögel, die in den Tropen oder sogar wie die Küstenseeschwalbe in der Antarktis überwintern.
Seeschwalben | ||||||||||||
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Küstenseeschwalben (Sterna paradisaea) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Sterninae | ||||||||||||
Bonaparte, 1838 |
Aussehen
Seeschwalben sind mit ca. 24 bis 40 cm Länge kleiner als Möwen. Sie sind schlanker und haben im Unterschied zu den Möwen schmale Flügel, einen deutlich gegabelten Schwanz (daher der Name „Schwalben“) und einen spitzen, im Flug oft abwärts gerichteten Schnabel. Ihr Gefieder ist häufig weiß bis grau. Viele Arten haben eine schwarze Haube.
Lebensraum
Die meisten Seeschwalbenarten leben an Meeresküsten, einige Arten auch an Gewässern im Binnenland. Sie legen sehr große Entfernungen zu ihren Überwinterungsplätzen zurück.
Lebensweise
Seeschwalben nisten am Erdboden oder auf Felsen, häufig in Kolonien. Die Nester liegen meist sehr dicht beieinander und können einfache nackte Mulden sein. Binnenseeschwalben bauen flache Nester auch auf schwimmender Sumpfvegetation.
Seeschwalben schwimmen relativ selten. Zur Nahrungssuche rütteln sie und tauchen aus der Luft nach Fischen.
Einige Seeschwalbenarten zeigen beachtliche Flugleistungen. So wandert die in Mitteleuropa einheimische Küstenseeschwalbe nach der Brutperiode in die Antarktis, um nach dem dortigen Sommer in den Norden zurückzukehren. Dabei legen einige Individuen mehr als 40.000 km im Jahr zurück.
Gattungen und Arten
Die Unterfamilie umfasst neun Gattungen und 39 Arten.[1]
- Sumpfseeschwalben (Chlidonias)
- Schwarzstirn-Seeschwalbe (Chlidonias albostriatus)
- Weißbart-Seeschwalbe (Chlidonias hybridus)
- Weißflügel-Seeschwalbe (Chlidonias leucopterus)
- Trauerseeschwalbe (Chlidonias niger)
- Gelochelidon
- Lachseeschwalbe (Gelochelidon nilotica)
- Australische Lachseeschwalbe (Gelochelidon macrotarsa)
- Hydroprogne
- Raubseeschwalbe (Hydroprogne caspia)
- Larosterna
- Inkaseeschwalbe (Larosterna inca)
- Onychoprion
- Aleutenseeschwalbe (Onychoprion aleuticus)
- Zügelseeschwalbe (Onychoprion anaethetus)
- Rußseeschwalbe (Onychoprion fuscatus)
- Brillenseeschwalbe (Onychoprion lunatus)
- Phaetusa
- Großschnabel-Seeschwalbe (Phaetusa simplex)
- Sterna
- Schwarzbauchseeschwalbe (Sterna acuticauda)
- Hinduseeschwalbe (Sterna aurantia)
- Damaraseeschwalbe (Sterna balaenarum)
- Rosenseeschwalbe (Sterna dougallii)
- Forsterseeschwalbe (Sterna forsteri)
- Falklandseeschwalbe (Sterna hirundinacea)
- Fluss-Seeschwalbe (Sterna hirundo)
- Peruseeschwalbe (Sterna lorata)
- Australseeschwalbe (Sterna nereis)
- Küstenseeschwalbe (Sterna paradisaea)
- Weißwangenseeschwalbe (Sterna repressa)
- Orientseeschwalbe (Sterna saundersi)
- Taraseeschwalbe (Sterna striata)
- Schwarznacken-Seeschwalbe (Sterna sumatrana)
- Weißscheitelseeschwalbe (Sterna trudeaui)
- Kerguelenseeschwalbe (Sterna virgata)
- Antipodenseeschwalbe (Sterna vittata)
- Sternula
- Zwergseeschwalbe (Sternula albifrons)
- Amerikanische Zwergseeschwalbe (Sternula antillarum)
- Amazonasseeschwalbe (Sternula superciliaris)
- Thalasseus
- Amerikanische Brandseeschwalbe (Thalasseus acuflavidus)
- Rüppellseeschwalbe (Thalasseus bengalensis)
- Eilseeschwalbe (Thalasseus bergii)
- Bernsteinseeschwalbe (Thalasseus bernsteini)
- Schmuckseeschwalbe (Thalasseus elegans)
- Königsseeschwalbe (Thalasseus maxima)
- Brandseeschwalbe (Thalasseus sandvicensis)
Systematik
Ursprünglich hatten die Seeschwalben den Rang einer eigenständigen Familie (Sterninae) innerhalb der Ordnung der Regenpfeiferartigen (Charadriiformes). Gemäß molekulargenetischen Daten sind sie in ihrer alten Zusammensetzung jedoch kein monophyletisches Taxon, sondern gliedern sich in drei Kladen und bilden zusammen mit den Möwen und Scherenschnäbeln eine größere Klade.[3] Noddiseeschwalben (Anoinae) und Feenseeschwalben (Gyginae) wurden deshalb aus den Seeschwalben ausgegliedert und die drei Gruppen zusammen mit den Möwen und Scherenschnäbeln (Rhynchopinae) alle als Unterfamilien in die Familie Laridae gestellt, die ursprünglich nur die Möwen umfasste.[1][4]
Belege
- David W. Winkler, Shawn M. Billerman, Irby J. Lovette: Bird Families of the World: A Guide to the Spectacular Diversity of Birds. Lynx Edicions (2015), ISBN 978-8494189203. Seite 149–151.
- Was fliegt denn da? In: Kosmos. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, ISBN 978-3-440-16408-2.
- Baker, A.J.; Pereira, S.L.; Paton, T.A. (2007). Phylogenetic relationships and divergence times of Charadriiformes genera: multigene evidence for the Cretaceous origin of at least 14 clades of shorebirds. Biology Letters. 3: 205–209. doi:10.1098/rsbl.2006.0606
- IOC World Bird List: Noddies, gulls, terns, auks