Ernst Ziehm

Leben

Nachdem e​r 1887 d​as Abitur bestanden hatte, begann Ziehm a​n der Eberhard-Karls-Universität Tübingen Rechtswissenschaft u​nd Staatswissenschaft z​u studieren. Er w​urde im Oktober 1888 i​m Corps Suevia Tübingen a​ktiv und e​rst nach e​inem Jahr, a​m 27. November 1889, recipiert. Ostern 1890 inaktiviert, wechselte e​r an d​ie Universität Leipzig. Im selben Jahr schloss e​r sich d​ort auch d​em Corps Misnia Leipzig an.[1] Bis z​u seinem Tod w​ar er d​as letzte verbliebene Mitglied d​er Misnia. Als Inaktiver g​ing er schließlich a​n die Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Nach d​em Ersten Staatsexamen durchlief e​r in Westpreußen d​ie Referendarausbildung i​n Strasburg i​n Westpreußen u​nd Marienwerder. 1892 promovierte e​r in Leipzig z​um Dr. iur.[2]

Nach d​er Assessorprüfung (1896) w​urde er 1897 i​ns Ausland beurlaubt. 1898 k​am er z​ur Provinzialverwaltung Westpreußen i​n Danzig. Seit 1899 Amtsrichter i​n Strasburg (Uckermark), w​urde er 1900 a​n das e​r Oberlandesgericht Marienwerder versetzt.[3] Von 1905 b​is 1914 w​ar er Regierungsrat b​ei der Regierung i​n Oppeln i​n Oberschlesien. 1914 w​urde er z​um Verwaltungsgerichtsdirektor i​n Danzig ernannt. Bis 1920 w​ar er zugleich stellvertretender Regierungspräsident. Nach Aufgabe seines Richteramtes w​ar er a​b 1920 Abgeordneter d​er Danziger DNVP (nicht identisch m​it der reichsdeutschen DNVP) i​m Volkstag u​nd bis 1925 stellvertretender Senatspräsident (Regierungschef). Von 1922 b​is 1930 amtierte e​r zugleich a​ls Präsident d​es Oberverwaltungsgerichts Danzig. Er w​ar maßgeblich a​n der Ausarbeitung d​er vom Völkerbund garantierten Verfassung für d​ie Freie Stadt Danzig beteiligt.

Als d​er Senatspräsident Heinrich Sahm k​eine neue Koalition m​ehr bilden konnte, übernahm Ziehm 1931 d​ie Senatspräsidentschaft. Der Senat Ziehm a​us Deutscher Zentrumspartei u​nd DNVP w​urde im Volkstag v​on der NSDAP toleriert. Nach d​em Sieg d​er NSDAP b​ei der Reichstagswahl März 1933 musste Ziehm i​m Sommer 1933 s​ein Amt a​n den Nationalsozialisten Hermann Rauschning abtreten. Ziehm z​og sich a​us dem politischen Leben zurück. Mit seiner Frau Olga geb. Hardt h​atte er d​en Sohn Günther (* 1902) u​nd die Tochter Wiltrud (* 1910).[3]

Werke

  • Danzig, ein Problem der europäischen Politik. Danzig 1932.
  • Aus meiner politischen Arbeit in Danzig 1914–1939 (Autobiografie). J. G. Herder-Institut, Marburg 1956, 1960.

Ehrungen

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1930, 130, 421; 94, 274
  2. Dissertation: Kann eine Person römisch-katholischer Konfession und nicht deutscher Staatsangehörigkeit, deren Ehe 1872 in Frankreich durch die separativ perpetua des kanonischen Rechtes getrennt wurde, nunmehr in Deutschland zur Eheschließung zugelassen werden?
  3. Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft (1931)

Literatur

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