Adelbert Matthaei
Adelbert Matthaei (* 4. Juli 1859 in Gersdorf, Oberlausitz; † 21. Januar 1924 in Zoppot) war ein deutscher Kunsthistoriker.[1] 1921 war er Präsident vom Volkstag der Freien Stadt Danzig.
Leben
Matthaei, Sohn eines Pfarrers, besuchte das Augustum-Annen-Gymnasium in Görlitz und das Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin. Er studierte an der Philipps-Universität Marburg und der Friedrichs-Universität Halle Geschichte. 1879 wurde er Mitglied des Corps Teutonia Marburg und des Corps Guestphalia Halle.[2] 1881 wurde er mit einem historischen Thema zum Dr. phil. promoviert.[3] Er trat in die preußische Archivlaufbahn ein, wechselte aber wegen der schlechten Berufsaussichten zum Lehramt. Im Februar 1886 bestand er an der Hessischen Ludwigs-Universität das philologische Staatsexamen. 1889 wurde er als Lehrer für Alte Sprachen am Gießener Landgraf-Ludwigs-Gymnasium fest angestellt. Bei seiner künstlerischen Begabung unterrichtete er auch als Zeichenlehrer. In Gießen arbeitete er an seiner Habilitationsschrift über die Architektur der Zisterzienser in Deutschland und Frankreich. Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel berief ihn zum Wintersemester 1893/94 als akademischen Zeichenlehrer und a.o. Professor für Kunstgeschichte. Er saß im Kuratorium des Thaulow-Museums und hatte wesentlichen Anteil am Ankauf des Landkirchener Retabels. 1904 wechselte er an die neugegründete Technische Hochschule Danzig. Für die drei akademischen Jahre 1909–1912 wurde er zum Rektor der TH Danzig gewählt.[4] Als Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) wurde er 1920 in den Danziger Volkstag gewählt.[5] 1921 war er dessen Präsident. Er starb mit 64 Jahren im Amt. Matthaeis Sohn Rupprecht Matthaei war 1935–1945 in Erlangen o. Professor für Physiologie. Johannes Heinrich Matthaei, der Entdecker des genetischen Codes, ist sein Enkel.
Veröffentlichungen
- Beiträge zur Baugeschichte der Cistercienser Frankreichs und Deutschlands, mit besonderer Berücksichtigung der Abteikirche zu Arnsburg in der Wetterau (Habilitationsschrift), Darmstadt: Bergstraesser, 1893.
- Didaktik und Methodik des Zeichen-Unterrichts und die künstlerische Erziehung in höheren Schulen, München: Beck, 1895.
- Zur Kenntnis der mittelalterlichen Schnitzaltäre Schleswig-Holsteins, Leipzig: Seemann, 1898.
- Deutsche Baukunst seit dem Mittelalter bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, 1910.
- Deutsche Baukunst im Mittelalter, 1912.
- Deutsche Baukunst im 19. Jahrhundert, 1914.
- Deutsche Baukunst im Mittelalter. I. Von den Anfängen bis zum Ausgang der romanischen Baukunst, 1918.
- Deutsche Baukunst IV: Im 19. Jahrhundert und in der Gegenwart, 1920.
- Werke der Holzplastik in Schleswig-Holstein bis zum Jahre 1530: Ein Beitr. Zur Entwicklungsgeschichte d. Deutschen Plastik; Vollst. In 10 Lfgen, Teil 1, 1928.
Siehe auch
Literatur
- Uwe Albrecht: Adelbert Matthaei (1859–1924). Vom Provisorium zum Institut. In: Hans-Dieter Nägelke (Hrsg.): Kunstgeschichte in Kiel. 100 Jahre Kunsthistorisches Institut der Christian-Albrechts-Universität, 1893–1993. Kunsthistorisches Institut der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Kiel 1994, ISBN 3-928794-11-6, S. 25–28.
Weblinks
Einzelnachweise
- August Ludwig Degener, Walter Habel: Wer ist Wer?: Das deutsche Who’s Who, Band 6, Arani, 1912, S. 1025.
- Kösener Corpslisten 1960, 102/612; 116/996
- Dissertation: Die Händel Ottos II. mit Lothar von Frankreich (978-980), nach den Quellen dargestellt mit besonderer Berücksichtigung Richers.
- Rektoratsreden (HKM)
- GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Journal Historical Social Research (Memento vom 10. Juni 2007 im Internet Archive)