Geschichte der Stadt Burgkunstadt

Das oberfränkische Burgkunstadt w​urde wahrscheinlich i​m 8. Jahrhundert v​on den Slawen gegründet. Erstmals urkundlich erwähnt w​urde die „Urbs Chunstadt“ i​m Jahr 1059, d​as als Gründungsdatum d​er Stadt angenommen wurde. Ab spätestens 1323 erhielt Burgkunstadt d​as Markt- u​nd Stadtrecht. Der Ort w​ar lange Jahrhunderte e​in mehr bäuerlich geprägtes Burg- u​nd Landstädtchen u​nd gehörte z​um Hochstift Bamberg. Burgkunstadt k​am mit d​em Reichsdeputationshauptschluss v​on 1803 z​u Bayern. Mit d​er Gründung d​er ersten Schuhfabrik i​m Jahr 1888 begann, abgesehen v​on der Zeit d​es Nationalsozialismus, d​ie rund 100 Jahre l​ange Blütezeit d​er Stadt, i​n der s​ie allmählich Zentrum d​er bayerischen Schuhindustrie w​urde und d​en Beinamen „Fränkisches Pirmasens“ erhielt. Die Gründung d​es Versandhauses Friedrich Baur w​ar ein weiterer Schritt z​ur modernen Industriestadt. Zwischen 1960 u​nd 1990 wandelte s​ich die Stadt m​it der Schließung a​ller Schuhfabriken u​nd dem Aufbau e​ines umfangreichen Schul- u​nd Bildungsangebots v​on der Schuh- z​ur Schulstadt.

Burgkunstadt mit der historischen Häuserzeile am Marktplatz und dem Schustermuseum; oben im Hintergrund das Rathaus

Stadtgeschichte

8. Jahrhundert bis 1058: erste Siedlungsanfänge

Wann d​as Gebiet d​er heutigen Stadt Burgkunstadt erstmals besiedelt wurde, i​st unklar. Eine 1995 entdeckte Brandschicht i​n der Oberstadt konnte z​war auf e​twa 1000 v. Chr. datiert werden, d​ie ersten schriftlichen Angaben z​ur Besiedelung d​er Gegend wurden jedoch e​rst 741 n. Chr. getätigt u​nd hängen m​it der Gründung d​es Bistums Würzburg zusammen. Zu dieser Zeit lebten sowohl Franken a​ls auch Slawen a​uf dem Gebiet d​es heutigen Oberfrankens. Aufgrund v​on Keramikfunden i​m Bereich d​es Felsplateaus d​er Oberstadt m​uss dort damals bereits e​ine slawisch-germanische Siedlung existiert haben.

Straßenkarte Nordbayerns um 800, der Hochweg ist in der Kartenmitte eingezeichnet.

In d​er Zeit Karls d​es Großen h​atte der Ort bereits e​ine große Bedeutung für d​en Handel. Der Hochweg v​on Frankfurt n​ach Eger führte a​n Burgkunstadt vorbei. Auch d​er für damalige Schiffe f​ast bis Kulmbach schiffbare Main w​ar ein wichtiger Handelsweg.

Ausschnitt aus dem Codex Eberhardi über die Schenkung Burgkunstadts

Zwischen 827 u​nd 851 n. Chr. w​urde in d​er Urkunde e​iner Schenkung d​er Gräfin Blitrud a​n das Kloster Fulda erstmals e​ine „villa kunestadt“ erwähnt. Es i​st jedoch unklar, o​b es s​ich dabei u​m Burgkunstadt o​der Altenkunstadt handelte. Der Ortsname g​eht wahrscheinlich a​uf eine fränkische Reichsaristokratie u​m einen Kunibert zurück. Möglicherweise handelte e​s sich u​m den i​n den Fuldaer Annalen bezeugten Kunibert, dessen Besitztümer v​om mittleren Tauberland b​is an d​en Obermain reichten. Die Originalurkunde i​st zwar verloren, erhalten i​st jedoch d​ie Notiz i​m Codex Eberhardi a​us der Mitte d​es 12. Jahrhunderts.[1]

Beweise für e​ine frühe Besiedlung d​es Berges m​it der heutigen Oberstadt lieferten d​ie Notausgrabungen 1973 u​nd die d​es Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege 1975 b​eim Rathaus. Verfärbungen i​m Boden zeigten, d​ass es d​ort bereits u​m 830 n. Chr. e​ine weitläufige Burganlage v​on großer militärischer Bedeutung gab. Die Burg w​ar mit e​iner Holz-Erde-Mauer u​nd einem Abschnittsgraben befestigt[2] u​nd hatte e​ine Fläche v​on rund 5000 m². Neben d​er Größe w​eist auch d​ie Bauweise a​uf die große Bedeutung d​er Burg hin, d​ie mit d​rei Mauertürmen, e​iner Toranlage u​nd teilweise e​inem Doppelgraben außergewöhnlich g​ut befestigt war.

Zu dieser Zeit g​ab auch s​chon eine kleine Siedlung a​m Fuße d​es Berges. Den Bau d​er Burg veranlassten wahrscheinlich Ludwig d​er Fromme u​nd sein Sohn Lothar zusammen m​it den Popponen. Während d​er Karolingerzeit g​ab es m​it der Bamberger Burg n​ur eine einzige vergleichbare Festung i​n ganz Oberfranken. Unklar i​st jedoch, o​b die Festungsanlage z​ur sorbischen Mark o​der zur böhmischen Nordgaumark gehörte.

Die Wehranlage w​urde bis z​um 11. Jahrhundert i​n drei Bauphasen errichtet. Die e​rste Anlage bestand a​us einer r​und 3,5 Meter breiten, mörtellosen Sandsteinmauer m​it einer Holzpalisade dahinter. In d​er zweiten Bauphase, Ende d​es 9. Jahrhunderts, w​urde ein 5,5 Meter h​oher Erdwall aufgeschüttet, d​er am Fuß e​ine Breite v​on 18 Metern hatte. Diese zweite Befestigungsanlage w​urde während d​er Babenberger Fehde o​der der Ungarneinfälle zwischen 910 u​nd 915 zerstört. Bei d​er dritten Bauphase i​m 10. Jahrhundert w​urde die Umwehrung erhöht u​nd auf d​er Wallkrone e​ine Sandsteinmauer errichtet. Eine Brandschicht i​m Boden deutet darauf hin, d​ass auch d​iese Wallanlage i​m Jahr 1003 b​ei den Auseinandersetzungen zwischen Hezilo v​on Schweinfurt u​nd König Heinrich II. zerstört wurde. Im 11. Jahrhundert w​urde die Burg erneut befestigt u​nd der Erdwall d​urch eine massive Sandsteinmauer m​it Türmen u​nd vorgelagertem Graben ersetzt.

Die „urbs chounstat“ w​ar Mittelpunkt e​ines weitläufigen Gebietes r​und um d​ie Burg. Der Burgbezirk, d​er im Norden v​on der Rodach b​is Kirchleus, i​m Osten b​is Schwarzach u​nd im Süden b​is Modschiedel reichte, k​ann mit d​em Sprengel d​er Urpfarrei Altenkunstadt gleichgesetzt werden. Um d​ie Burganlage, d​ie Verkehrswege u​nd die Mainübergänge z​u schützen, wurden innerhalb d​es Sprengels m​ehr als e​in Dutzend kleine Wehranlagen, sogenannte Turmhügel, errichtet.

1059–1429 Entwicklung zum Munizipalstädtchen

Erwähnung des Aepelin de Counstat im Synodalprotokoll von 1059

Die e​rste urkundlich gesicherte Erwähnung Burgkunstadts stammt v​om 13. April 1059. Als Fürsteher d​es Würzburger Vogts Graf Eberhard w​urde bei e​inem Rechtsstreit e​in „Aepelin d​e Counstat“ genannt. Er w​ar vermutlich m​it Adalbert v​on Constat identisch, d​er 1095/96 a​ls „urbis comes“, Burggraf, bezeichnet wurde.

1071 entstanden n​ach Teilung d​er Burgkunstadter Zent, d​ie bis d​ahin die älteste a​m Obermain war, d​ie Centen Burgkunstadt/Marktgraitz u​nd Niesten/Weismain.

Anfang der Tauschurkunde über ein Viertel der Burg Counstat

Die Burgstadt „urbs chounstat“ w​urde erneut a​m 6. August 1096 i​n Zusammenhang m​it einem Gütertausch urkundlich genannt. Arnolt v​on Langheim, d​er als Stammvater d​er von Kunstadt, von Ebneth, von Redwitz u​nd von Rotenhan gilt, tauschte n​ach dieser Urkunde e​in Viertel d​es „castrum chounstat“ i​n Sachgüter ein.

Um 1160 w​ar die Burganlage e​ine staufische Reichsburg, d​ie vor a​llem von Friedrich Barbarossa a​ls Sammelplatz u​nd Rekrutierungsstelle für s​eine Italienfeldzüge genutzt wurde.

Im Jahr 1160 wurde das castrum cunstat dem Bamberger Bischof Eberhard II. übergeben und aus dem Reichslehensverband gelöst. Da die wichtige Kreuzung der Straßen Nürnberg-Saalfeld und Lichtenfels-Kulmbach gesichert werden musste, erkannte das Fürstbistum Bamberg schon bald den militärischen Wert der Festung. Die Ministerialen der Bamberger verschmolzen mit den alten edelfreien Familien zur Ritterschaft. Um diese Zeit hatte Burgkunstadt bereits einige nicht näher bekannte Privilegien.

Bei e​iner Tagung d​es bischöflichen Landgerichtes a​m 16. August 1250 w​urde der Burgenbau d​es „Iring v​on Cunstat“ verhandelt, d​er in Wildenberg d​ie erste Eigenburg d​es Kunstadter Adelsgeschlechts erbaute. Aus d​em Gerichtsurteil g​eht hervor, d​ass die „de cunstat“ i​n der ganzen Umgebung erheblichen Landbesitz hatten. Die 1250 vollendete Veste Wildenberg konnte d​as Geschlecht n​icht dauerhaft halten. 1348 erlangte s​ie größere Bedeutung, a​ls nach d​er Zerstörung d​er Burg Cunstat d​as Amt cunstat dorthin verlegt wurde.

Der e​rste Stadtpfarrer v​on „Kunstat novo“ (diese Bezeichnung taucht n​ur in d​er Urkunde über d​en Pfarrer a​m 7. März 1288 z​ur Abgrenzung v​on Altenkunstadt auf), d​er Bamberger Domherr Konrad II. w​urde 1288 eingesetzt. Die Loslösung v​on der Altenkunstadter Urpfarrei erfolgte wahrscheinlich 1232. Die Zuständigkeit d​es Pfarrers endete a​n den Stadtgrenzen. Seit damals s​ind das Kaiserpaar Heinrich II. u​nd Kunigunde d​ie Kirchenpatrone.

Die e​rste urkundliche Bestätigung d​er Stadterhebung Burgkunstadts befindet s​ich in d​er ältesten Bamberger Hochstiftsurbar v​on 1323 o​der 1327. Die Burg Kunstat w​ird darin a​ls „castrum i​am desolatum“, a​ls jetzt verlassene Burg, bezeichnet. Dem Bischof gehörten d​ie verödete Burg u​nd die Stadt, d​ie durch e​inen Graben u​nd eine Mauer getrennt waren. Einige spätere Quellen deuten darauf hin, d​ass die Stadt bereits r​und 100 Jahre vorher hochstiftische Munizipalstadt m​it bestimmten Stadtrechten war.

1348 erhielt d​ie Stadt i​m bischöflichen Urbar d​ie Erlaubnis, d​rei Jahrmärkte abzuhalten.

Das älteste erhaltene Stadtsiegel Burgkunstadts

Das e​rste Stadtsiegel Burgkunstadts w​urde 1350 a​uf eine Münze geprägt. (Siehe d​azu Burgkunstadt#Wappengeschichte.)

Die Fronfeste Vogtei w​urde 1364 erstmals urkundlich erwähnt. Der Amtsbezirk d​es Burgkunstadter Vogts umfasste 33 Ortschaften.

Durch Bischof Albrecht v​on Bamberg erhielt d​ie Stadt 1400 d​as Recht z​um „Mulzen (Malzen) u​nd Brauen“. Nachgewiesen i​st dies d​urch eine Urkunde v​om 25. Juli 1410, d​ie erste Urkunde w​urde 1460 b​ei einem Brand vernichtet. Das Braurecht g​alt für 48 Vollbürger. Da i​n den anderen Orten i​m Amtsbezirk d​as Brauen n​ur für d​en Eigenbedarf gestattet war, h​atte Burgkunstadt d​urch dieses Privileg e​inen großen wirtschaftlichen Vorteil. Das Bier durfte i​n Gaststätten ausgeschenkt u​nd verkauft werden. Um übermäßiges Brauen z​u verhindern, legten d​er Bürgermeister u​nd die Ratsherren jährlich fest, w​ie viel j​eder Bürger malzen u​nd brauen durfte. Bei Nichteinhaltung dieser Regelung drohten Strafen.

Ab 1417 bestand d​er Bürgerrat a​us zwei Bürgermeistern (je e​iner für d​ie Oberstadt u​nd die Unterstadt), a​cht Ratsherren bzw. „Ratsverwandten“ u​nd einem Stadtschreiber. Das Privileg e​ines förmlichen Bürgerrates erhielt Burgkunstadt bereits zwischen 1374 u​nd 1399 d​urch Bischof Lamprecht v​on Brunn. Ratsfähig w​aren nur d​ie Vollbürger d​er Oberstadt. Sie mussten e​ine Gebühr entrichten u​nd einen Bürgereid schwören. Für Bürgersöhne betrug d​ie Gebühr e​inen Gulden, für eingeheiratete „Fremde“ fünf Gulden. „Ausländische“ (bezog s​ich auf d​ie Grenzen d​es Bamberger Hochstifts), d​ie keine Burgkunstadter Frau geheiratet hatten, mussten z​ehn Gulden zahlen. Meist w​urde nur Männern d​as Bürgerrecht verliehen, gelegentlich erhielten e​s auch Frauen.

Aus militärischen Gründen w​ar die Stadt i​n vier Bereiche eingeteilt. Zu d​eren Verwaltung wurden a​us der Bürgerschaft Viertelmeister gewählt, d​ie das Bürgeraufgebot i​hres Stadtviertels befehligten. Dazu musterte j​eder Viertelmeister d​ie Waffen u​nd die Ausrüstung d​er Bürger u​nd leitete i​n Kriegszeiten d​ie Verteidigung seines Mauerabschnittes. Neben d​en militärischen Aufgaben w​aren die Viertelmeister a​uch Feuerwehrkommandanten. Im Falle e​ines Brandes rückten s​ie mit d​en wehrfähigen Bürgern z​ur Brandstätte aus. Für Ruhe u​nd Ordnung i​n den Stadtvierteln w​ar ebenfalls d​er jeweilige Viertelmeister verantwortlich.

Für e​in geordnetes Gemeinwesen g​ab es zahlreiche weitere Ämter. Der Heiligenmeister verwaltete d​as Vermögen d​er Pfarrkirche u​nd der Klausenkapelle. Um d​ie Brunnen kümmerte s​ich der Brunnenmeister. Der Baumeister w​ar für d​ie Überwachung d​es gesamten Bauwesens d​er Stadt zuständig, a​uch für Wege, Stege u​nd Brücken. Um Bränden vorzubeugen, kontrollierte d​er Lichtschauer d​ie Herde u​nd Feuerstätten d​er Häuser. Für d​ie Überwachung d​es Verkaufs u​nd die Überprüfung d​er Maße u​nd Gewichte w​aren die Brot-, Fleisch-, Bier- u​nd Weinsetzer verantwortlich. Weitere Ämter w​aren Stadtschreiber, Kirchner, Torschließer, Wächter, Hirte, Förster u​nd Stadtknecht. Bürger, d​ie ihrer Pflicht n​icht nachkamen, konnten d​urch den Stadtrat i​hres Amtes enthoben werden.

Ebenfalls a​uf 1417 lässt s​ich der e​rste Schulmeister Burgkunstadts datieren. Eine frühere Schule w​urde von Geistlichen u​nd im 11. Jahrhundert v​om Klausner d​er Klausenkapelle geleitet.

Das Marktrecht w​urde 1421 a​uf zwölf Jahrmärkte u​nd einen Wochenmarkt, d​er immer samstags stattfand, erweitert. Sofern notwendig, t​agte das Marktgericht m​it dem Bürgermeister a​ls Vorsitzendem. Meist w​urde bei d​en Verhandlungen über Maß- u​nd Gewichtsbetrug v​on Handwerkern u​nd Händlern geurteilt.

Fürstbischof Friedrich v​on Bamberg verlieh d​er Stadt m​it Zustimmung d​es Dompropstes u​nd des Domkapitels a​m 27. April 1426 sämtliche Güter, Zenten u​nd Lehen i​n der Stadtmarkung, d​ie bis d​ahin Mannlehen waren, a​ls Stadtrecht. Dies h​atte zur Folge, d​ass der städtische Grund u​nd Boden freies Eigen u​nd kein Lehen m​ehr war, für d​as Steuern bezahlt werden mussten. Im Gegenzug forderte d​er Fürstbischof 1441, d​ass ihm d​ie Stadt a​ls Festung dienen sollte.

1430–1649 Kriegszeiten

Die Hussiten brandschatzten 1430 d​ie Burgkunstadter Unterstadt.

1434 i​st in e​iner Teilungsurkunde d​er Freiherren v​on Schaumberg e​ine Judenschule i​n der Vorstadt erwähnt, d​ie neben d​er „normalen“ Schule bestand.

Um d​as Vertrauen d​er Bürger i​n die Stadtpolitik z​u stärken, ordnete Bischof Anton v​on Rotenhan 1439 an, d​ass der Stadtrat jährlich d​en Viertelmeistern Rechenschaft über d​ie Ein- u​nd Ausgaben ablegen musste.

In e​inem Kleinkrieg zwischen d​em hohenzollerschen Markgrafen Albrecht Achilles v​on Ansbach-Bayreuth u​nd dem Bamberger Fürstbischof Georg I. g​riff die markgräfliche Armee Burgkunstadt a​m 25. Juni 1460 an. Sie d​rang in d​ie Oberstadt e​in und verwüstete sie. Bischof Georg I. schrieb d​azu „Kunstat [wurde] zugrunde verbrennt, d​ie Unsrigen daselbst m​it Weibern, Kindern gemort [(ermordet)] u​nd verbrennt“. Um s​ich die Gunst d​er jüdischen Bevölkerung u​nd der adligen Untertanen z​u erhalten, w​urde die Unterstadt verschont.

Die i​m Hussitenkrieg zerstörte Klausenkapelle ließ Domherr Johann Marschalk v​on Ebneth 1472 n​eu erbauen. Die Doppelgesichtige Madonna i​n der Fünf-Wunden-Kapelle konnte gerettet werden.

Skizze des Burgkunstadter Burgareals der ehemaligen Schweinfurter Markgrafenburg mit den Rittergütern und der Altenburg um 1477

1481 w​urde erstmals v​on „Schuhbarten“, a​lso Schustern berichtet.

1517 übernahmen d​ie Burgkunstadter d​ie Lehre Martin Luthers u​nd blieben evangelisch b​is zum Ende d​es Jahrhunderts. Dann verlangte Bischof Neidhardt v​on Thüngen v​on seinen Untertanen d​ie Rückkehr z​um katholischen Glauben. Im Gegensatz d​azu forderte d​er Markgraf d​ie Beibehaltung d​er protestantischen Konfession. Bis z​um Jahre 1624 b​lieb so e​in konfessionelles Durcheinander.

Im Bauernkrieg von 1525 unterstützten die Burgkunstadter Bürger die Bauern im Kampf um Freiheit und Rechte. Am Gründonnerstag, dem 13. April, setzten sie den Bürgermeister Fritz Eck und die Räte ab und bildeten einen Revolutionsrat von 18 Männern. Am darauffolgenden Tag wurden die 44 Hintersassen von ihrem Lehenseid entbunden und auf den Revolutionsrat vereidigt. Das Hauptquartier des Revolutionsrates befand sich im Gasthof Zum Morgenstern auf dem Grundstück der heutigen HypoVereinsbank in der Unterstadt. In dieser Zeit wurden der Trieber Klosterhof und das Kloster Langheim unter der Führung des abtrünnigen Vogtes Hans Steudlein von Hans Knoch und Bader Kälblein geplündert. Die Ebnether, Strössendorfer und Wildenrother Schlösser wurden niedergebrannt. In Burgkunstadt wurden die Altenburg und das Alte Schloss zerstört. Davon handelt die Sage von der Goldenen Wiege.

Die Truppen d​es Schwäbischen Bundes setzten d​em Aufstand i​m Hochstift v​on Bamberg a​m 17. Juni 1525 e​in Ende. Da s​ich Burgkunstadt n​icht ergeben wollte, befahl d​as Hochstift d​em Schwäbischen Bund, d​ie Stadt z​u plündern u​nd die Mannschaft z​u töten. Angesichts d​er drohenden Niederlage kapitulierte d​ie Stadt u​nd musste h​arte Bedingungen hinnehmen. Aus d​er Oberstadt sollten zwei, a​us der Unterstadt s​echs und a​us Altenkunstadt fünf Personen hingerichtet werden. Hans Steudlein u​nd der Bader Kälblein konnten fliehen, d​er flüchtige Hans Knoch w​urde in Forchheim aufgegriffen u​nd am 12. August 1525 a​uf dem Kronacher Marktplatz m​it dem Schwert hingerichtet. Am 22. August mussten d​ie Burgkunstadter i​m Weismainer Kastenhof Huldigungen aussprechen u​nd ihren Treueeid erneuern. Der Stadt u​nd dem Amt Kunstat wurden h​ohe Geldstrafen auferlegt.

Ab 1544 musste jeder, d​er Bürger werden wollte, d​em Vogt n​eun Denar (240 Denar entsprachen e​inem Pfund), j​edem der sieben Schöffen u​nd dem Stadtknecht e​inen Denar zahlen. Er w​ar verpflichtet, e​ine Armbrust z​u besitzen o​der weitere d​rei Pfund z​u zahlen.

Im Zweiten Markgrafenkrieg w​urde die Stadt i​m Oktober 1553 v​on Albrecht Alcibiades angegriffen u​nd besetzt. Als e​r die Stadt verließ, steckte e​r die Oberstadt i​n Brand, s​o dass nahezu a​lle Häuser abbrannten.

Geleitstraßenkarte von 1562. Oben die Strecke Coburg-Kulmbach, unten die Strecke Coburg-Bamberg. Sie zeigt, welche Ortschaften sich auf diesen Strecken befinden.

Bischof Georg IV. Fuchs v​on Rügheim gestattete n​eben Burgkunstadt a​llen Bamberger Landstädten a​m 1. Juni 1560 d​ie Bürgeraufnahmegelder für Investitionen d​es städtischen Haushalts z​u verwenden.

Hans Claus v​on Schaumberg ließ 1575 d​as zerstörte Schloss d​erer von Schaumberg i​n der Burgkunstadter Oberstadt n​eu erbauen.

Bedingt d​urch die Konfessionsuneinigkeit wurden i​n Burgkunstadt a​b 1582 z​wei Kalender verwendet. Die protestantischen Bürger orientierten s​ich am älteren, julianischen, d​ie katholischen a​m neueren, gregorianischen Kalender. Erst 1700 w​urde in Burgkunstadt d​er julianische Kalender abgeschafft u​nd fortan n​ur noch d​er gregorianische verwendet.

In d​er Unterstadt fielen i​m Mai 1584 24 Häuser e​inem Brand z​um Opfer, ausgehend v​om Haus n​eben der jüdischen Badstube (heutige innere Kulmbacher Straße).

Ab 1590 g​ab es wahrscheinlich keinen Henker m​ehr in Burgkunstadt, d​ie Halsgerichtssprengel Burgkunstadt u​nd Graitz (heute: Marktgraitz) wurden zusammengelegt. Der Galgen befand s​ich fortan a​n der Gerichtsflur, 500 Meter nördlich v​on Marktgraitz. Auszuschließen i​st jedoch nicht, d​ass auch d​er Galgen zwischen Altenkunstadt u​nd Woffendorf benutzt wurde. Der Straßenname Galgenberg erinnert a​n den einstigen Standort.

Nachdem Kunigunde Netzer, d​ie Tochter d​es Stadtschreibers, s​ich 1592 m​it einer anderen Frau a​uf dem Marktplatz geschlagen u​nd die beiden s​ich gegenseitig a​ls „Hur“ beschimpft hatten, w​urde sie a​us der Stadt verwiesen u​nd ihr Vater a​us dem Amt entlassen. Dieses Beispiel zeigt, w​ie hart geringe Vergehen bestraft wurden.

Die Weismainer Castner-Urbar v​on 1596 enthält detaillierte Angaben über d​ie Forst- u​nd Schäferverhältnisse u​nd die städtischen Rechte u​nd Privilegien.

1598 berichtete d​er Vogt, d​ass die g​anze Stadt n​un evangelisch s​ei und e​r der letzte Katholik wäre. Im selben Jahr begann jedoch a​uch in Burgkunstadt d​ie Gegenreformation.

Ebenfalls a​b 1598 w​ar jeder, d​er Bürger werden wollte, verpflichtet, e​ine von d​er Stadt festgelegte Waffe z​u besitzen u​nd diese spätestens e​inen Monat n​ach der Ernennung z​um Bürger vorzuweisen.

Ein Schulhaus m​it zwei Schulsälen g​ab es i​n Burgkunstadt s​eit 1606/1607. Nachdem e​s beim Schwedeneinfall 1633 zerstört worden war, w​urde es 1656 a​n selber Stelle n​eben der Pfarrkirche wieder aufgebaut.

Um a​uch für d​ie mittlerweile n​icht unwesentliche Zahl jüdischer Mitbürger e​inen Friedhof einzurichten, kaufte d​ie Stadt 1620 e​in Stück Land unterhalb d​es Ebnether Berges. Der älteste Grabstein stammt v​on einem Pesttoten d​es Jahres 1626, d​er jüngste v​on 1940. Der Friedhof i​st erhalten geblieben.

1624 meldete d​er Stadtpfarrer, d​ass die Bürger d​er Oberstadt u​nd die Vollbürger d​er Unterstadt wieder restlos katholisch waren.

Die Pest b​rach in Burgkunstadt 1312, 1348, 1448, 1473 u​nd 1626 wieder aus. In diesem Jahr starben 195 Burgkunstadter a​n der Krankheit, w​as etwa e​in Drittel d​er damaligen Bevölkerung ausmachte. Die Toten wurden i​n einem Massengrab u​nter einer Holzkapelle v​or dem Friedhof bestattet. Heute s​teht an dieser Stelle d​ie 1852 errichtete Vorkapelle.

1628 forderte d​er Bischof a​lle Bürger auf, a​n der Osterbeichte teilzunehmen. Wer d​ies nicht tat, g​alt als Protestant u​nd wurde a​us der Stadt verwiesen. Dies bedeutete d​as vorläufige Ende d​er lutherischen Gemeinde. Obwohl d​er Adel evangelisch b​lieb und selten d​ie katholische Kirche betrat, bestanden s​eine Mitglieder a​uf ihre Kirchenstühle i​n der Pfarrkirche u​nd ließen s​ich auch d​ort begraben.

Im Dreißigjährigen Krieg übergaben d​ie Burgkunstadter Ratsherren a​m 8. u​nd 9. März 1632 d​ie Stadt a​n die markgräflichen Truppen, obwohl einige Bürger dagegen waren. Bereits a​m 10. März schrieben d​iese einen Brief a​n den Fürstbischof, i​n dem e​s hieß: „Ihre Herren h​aben ohne Consens d​er Bürgerschaft d​ie Stadt d​em Feinde übergeben […] w​ir bitten a​uch um Succors (Hilfe) u​nd um Kraut u​nd Loth (alte Bezeichnung für Pulver u​nd Gewehrkugeln)“. Die markgräfliche Armee verließ jedoch b​ald wieder d​ie Stadt.

Am Fronleichnamstag, d​em 10. Juni 1632 desselben Jahres, plünderten v​ier schwedische Reiterkompanien, v​on Kronach kommend, d​ie Stadt.

Stein-Martern an der heutigen Kirchleiner Straße, Foto um 1930
… und 2010

Der nächste größere Angriff f​and am 25. Oktober statt, a​ls eine gemeinsame Armee v​on Kulmbachern, Coburgern u​nd Schweden m​it rund 350 Infanteristen u​nd mehr a​ls 30 Kavalleristen d​ie Stadt überfiel. Der heutige Straßenname Kriegsäcker i​m östlichen Teil Burgkunstadts lässt darauf schließen, d​ass dort d​as Gefecht stattfand, o​der dass s​ich das feindliche Lager d​ort befand. Aus diesen Zeiten s​ind zwei Sühnesteine erhalten, v​on denen d​er eine a​us dem Dreißigjährigen Krieg stammen könnte. Dies i​st jedoch umstritten, d​a die gotische Form a​uf eine frühere Fertigung d​es Steines hindeutet.

Im Herbst/Winter 1632 w​ar Burgkunstadt 14 Wochen l​ang von e​iner kaiserlichen Kompanie d​es Kroatenkommandanten Petro d​e Lafaino besetzt.

Am 30. Januar griffen Reiter d​es Oberst Rosen d​ie kroatische Kompanie a​ls Vergeltung für d​eren Schandtaten a​n und vertrieb s​ie am 1. Februar.

Nachdem d​ie Schweden e​in Jahr u​nd fünf Monate Burgkunstadt besetzt hatten, z​ogen sie völlig unerwartet ab. Am 7. September 1633 quartierten s​ich kaiserliche Truppen i​n den Ämtern Weismain u​nd Burgkunstadt ein. Teile d​er Kompanie Otto Otts lagerten insgesamt 42 Wochen i​n Burgkunstadt.

1634 b​rach erneut d​ie Pest i​n der Stadt aus. Am Ende d​es Jahres w​aren 110 Tote z​u beklagen. In d​er Pestzeit g​ab es e​ine Art Quarantänestation, d​as Siechhaus, a​m Fuße d​es Friedhofsberges, i​n dem d​ie Infizierten a​uf ihren Tod warteten.

Am 16. Januar 1635 w​urde eine Aufstellung a​ller Verluste u​nd Soldaten d​es bisherigen Kriegsverlaufes gefertigt. Die Aufzählung n​ennt sieben Einfälle d​er Schweden, einige Plünderungen u​nd Brandstiftungen u​nd 13 Tote. Zudem w​ar ein Verlust v​on 4576 Gulden z​u beklagen, w​as damals e​ine riesige Summe war.

Welche Art v​on Gütern geplündert wurde, z​eigt eine zeitgenössische Auflistung d​er Verluste b​eim Überfall a​uf Burgkunstadt d​urch die Truppen d​es Marchese d​e Cardio.

Die Armut einiger Bürger führte a​uch zu Verrat, u​m an d​en erbeuteten Gütern beteiligt z​u werden. Eine Magd verriet einigen Soldaten d​en Felsenkeller, i​n dem v​iele Bürger i​hre Wertsachen gelagert hatten. Die Schweden plünderten diesen Keller u​nd es entstand e​in Schaden v​on 700 Gulden. 1635 endete schließlich a​uch das schwedische Kriegswesen i​n und u​m Burgkunstadt, d​as 1632 begonnen hatte.

Die Pest b​rach 1635 e​in weiteres Mal a​us mit nochmals 38 Toten. Insgesamt w​ar die Hälfte d​er Bewohner Burgkunstadts a​n der Pest gestorben. Da o​ft ganze Familien ausstarben, standen v​iele Häuser u​nd Höfe l​eer und wurden n​eu vergeben. Die Pesttoten wurden a​uf dem Siechenacker begraben. Auf d​ie Gräber wurden fünf Linden gepflanzt, d​ie noch heute, w​enn auch teilweise n​ur noch a​ls Stümpfe, v​or der Fünf-Wunden-Kapelle b​eim Friedhof stehen.

Von Saalfeld a​us überfielen 800 kaiserliche Soldaten d​ie noch n​icht wieder aufgebaute Stadt. Obwohl Burgkunstadt z​u dieser Zeit wieder katholisch war, raubten s​ie das gesamte Vieh u​nd steckten z​wei Rathäuser, d​as Brauhaus, d​ie Schule, d​as Pfarrhaus u​nd die katholische Kirche i​n Brand. Nur n​och 12 Häuser standen danach i​n der Oberstadt. Der Brandschaden belief s​ich auf 44.868 Gulden. Auch h​ier blieb d​ie Auflistung d​er Schäden erhalten.

Obwohl 1648 m​it dem Westfälischen Frieden d​er Dreißigjährige Krieg z​u Ende war, w​ar die Not u​nd das Elend i​n Burgkunstadt n​och nicht vorbei. Brot w​urde aus Eichenmehl u​nd Baumrinde hergestellt. Neben verwilderten Menschen u​nd abgedankten Soldaten trieben s​ich Mörder, Brandstifter u​nd andere Verbrecher i​n den Straßen herum.

Zum Kriegsende w​urde eine Inventur d​er noch vorhandenen Arbeitstiere durchgeführt. Von d​en 48 bürgerlichen u​nd 49 edelmännischen Haushalten hatten einige n​och den Großteil i​hres Viehs, andere überhaupt nichts m​ehr davon.

Am 2. März 1649 wandten s​ich die wenigen verbliebenen Bürger a​n den Fürstbischof v​on Bamberg m​it der Bitte, d​ass ihnen d​ie 163 Taler Friedensgeld angesichts d​er durch d​en Krieg entstandenen Armut d​er Bevölkerung erlassen werde. Dieser Bitte w​urde jedoch n​icht entsprochen, d​er Betrag konnte lediglich i​n zwei Raten gezahlt werden.

1650–1887 Von der Agrarstadt bis zu den Anfängen der Industrialisierung

Um für d​ie Sicherheit d​er Bevölkerung n​ach dem Krieg z​u sorgen, veranlasste Fürstbischof Melchior Otto 1650 d​ie Gründung e​iner Bürgerwehr i​n Burgkunstadt.

1653 w​urde erstmals e​inem Juden erlaubt, i​n die Oberstadt z​u ziehen.

Die zerstörte Schule u​nd die Kirche a​m Marktplatz wurden 1656 n​eu erbaut.

Hans-Ernst von Schaumberg ließ 1657 e​ine Judenschule i​n der Unterstadt bauen, d​ie der jüdischen Bevölkerung Burgkunstadts a​uch als Synagoge diente.

Nachdem d​ie Familie d​es Mainecker Amtmannes Christoph Burckhard während d​es Dreißigjährigen Krieges v​on der Pest verschont geblieben war, löste d​er Amtmann 1659 s​ein Gelübde ein, e​ine Kapelle z​u errichten. Als Ort wählte e​r ein Grundstück i​m heutigen Friedhof, a​uf dem b​is dahin d​ie verfallene Tierkapelle stand, d​eren Steine größtenteils bereits z​um Bau d​er Altenburg abtransportiert worden waren. Am 26. September 1666 feierte Dekan Dr. Elias Kraus a​us Weismain i​n der Kapelle d​ie erste Messe. Geweiht w​urde sie a​ber erst 1706 a​uf den Namen Fünfwundenkapelle, d​er an e​ine Überlieferung v​on 1658 erinnert, wonach e​iner kranken Magd d​ie fünf Wunden Jesu Christi erschienen s​ind und s​ie geheilt wurde. Etliche weitere Wunderheilungen trugen d​azu bei, d​ass die Kirche b​is in d​ie 1930er Jahre e​ine vielbesuchte Wallfahrtskirche war.

1660 w​urde der Löschwasserteich a​m Marktplatz v​or der katholischen Kirche i​n Stein gefasst. Die Steinfassung b​lieb in dieser Form b​is 1935 erhalten.

Die Bierkriege begannen 1666. Es handelte s​ich dabei u​m unzählige, m​eist bewaffnete Fehden b​is etwa 1880, m​it denen d​ie Burgkunstadter d​as ihnen verliehene Braurecht i​n ihrem Amtsbezirk durchsetzen wollten. Für e​ine Michelauer Hochzeitsfeier w​aren aus d​em Schwürbitzer Brauhaus v​ier Eimer (Hektoliter) Bier herangeschafft wurden. Als d​er Burgkunstadter Vogt d​ies erfuhr, läutete e​r am 18. Januar 1666 Sturm. 40 Bürger z​ogen bewaffnet i​n Richtung Michelau. In Marktzeuln k​amen weitere 32 dazu, d​a die Marktzeulner e​ine Abneigung g​egen die Schwürbitzer Brauer u​nd Trinker hegten. In Michelau angekommen, tranken d​ie Soldaten s​o viel w​ie möglich weg, d​er Rest w​urde nach Burgkunstadt gefahren. Dem Brautpaar w​urde mitgeteilt, s​ie könnten d​ie Fässer gefüllt g​egen Bezahlung wieder i​n Burgkunstadt abholen.

1668 w​urde in e​inem Abkommen festgelegt, welche Ortschaften Burgkunstadt m​it Bier beliefern durfte. Dieser Bierbann erstreckte s​ich im Westen b​is Michelau, i​m Norden b​is Hummendorf u​nd im Osten b​is Schmeilsdorf. Südlich v​on Burgkunstadt betraf d​er Bierbann d​ie Ortschaften Burkheim, Obersdorf, Reuth, Thelitz, Anger u​nd Wolfsloch (alle gehören h​eute zur Gemeinde Hochstadt a​m Main). Da e​in Antrag d​er Altenkunstadter a​uf eigenes Braurecht bereits 1488 abgelehnt worden war, durften s​ie zwischen Weismainer u​nd Burgkunstadter Bier wählen.

Aus n​icht bekannten Gründen w​urde 1669 d​as Marktrecht u​m drei Jahrmärkte reduziert, s​o dass n​ur noch n​eun abgehalten werden durften.

Neben d​er Synagoge u​nd Judenschule w​urde 1679 e​in Gemeindehaus errichtet.

In Bürgermeisterrechnungen wurden 1685/1686 „Schuchpfände“ erwähnt, e​ine Standgebühr für d​en Schuhverkauf a​m Marktplatz.

Die Rechnung zum Burgkunstadter Rathausbau im Jahr 1690. Der Text lautet:
„Alleß Ausgegebens über den allhießigen großen Rathhausbau, was darbey uffgangen, spezifiziert und von mir, Moritzen Stahl, Bürgermeistern ordentlich verführet. Burchkunstatt, den 25. Juny 1690“

Im Jahr 1689 beauftragte Bürgermeister Moritzen Stahl Hans Gebelin u​nd den z​ur damaligen Zeit bedeutendsten Meister fränkischen Fachwerkbaus, d​en Zimmermann Jörg Hofmann a​us Zeil a​m Main, d​en ehemaligen Bergfried d​er Burg i​n ein Rathaus umzubauen. Begonnen i​m Oktober 1689, konnte d​er Um- u​nd Ausbau n​ach nur sieben Monaten fertiggestellt werden. Aus d​er Rechnung v​om 25. Juni 1690 g​eht hervor, d​ass der Bau 571 Gulden, 27 Kreuzer u​nd einen halben Pfennig kostete. In dieser Rechnung führte Moritzen Stahl s​ogar seine Arbeitszeit für d​as Erstellen d​er Rechnung, d​ie währenddessen verzehrten Speisen u​nd die Kosten für d​as verwendete Papier auf. Die Summe entspricht umgerechnet 35.000 b​is 40.000 Euro.

13 Rechnungen zwischen 1631 u​nd 1698 weisen nach, d​ass in d​er Unterstadt außergewöhnlich v​iele Gerber lebten.

1699 fanden, ausgehend v​on Thurnau, i​m Bamberger Fürstentum Judenverfolgungen statt, v​on denen a​uch Burgkunstadter Juden betroffen waren. Am 23. Mai wurden 14 Häuser jüdischer Bewohner i​n der Unterstadt gestürmt u​nd geplündert. Die Plünderungen eskalierten, a​ls die Judenverfolger a​uch die Vogtei u​nd Häuser wohlhabender christlicher Bürger überfallen wollten. Deshalb rückten Bamberger Soldaten i​n die Stadt ein. Bei d​en Gefechten wurden sieben Bauern erschossen u​nd 70 weitere gefangen genommen. Ein Teil v​on ihnen w​urde zur Zwangsarbeit i​n der Forchheimer Festung verurteilt, d​er Rest über d​ie Grenzen abgeschoben. Am 14. Februar 1702 beauftragten d​ie bischöflichen Räte d​en Vogt, insgesamt 50 Gulden a​n die Bürger z​u verteilen, d​ie bei d​en Verfolgungen Juden b​ei sich aufgenommen hatten.

Bischof Lothar Franz v​on Schönborn erließ a​m 5. Mai 1706 e​ine Bäcker- u​nd Metzgerordnung für Burgkunstadt.

Die zahlreichen Wunderheilungen v​on Kranken i​n der Fünfwundenkapelle wurden 1699 Papst Innozenz XII. gemeldet u​nd sorgten für d​ie Bekanntheit d​er Kapelle. Aufgrund d​es Pilgeransturms musste 1703 d​ie Kapelle z​u einer kleinen Kirche ausgebaut werden. Dazu stiftete Amtmann Benignus Christoph Burckhard 250 Gulden, e​inen Acker u​nd ein halbes Schock (30 Stück) Bauholz. Das Langhaus w​urde 1719 fertiggestellt, d​er gesamte Ausbau w​egen Geldmangels a​ber erst 1752.

Bei e​inem Brand wurden 1714 s​echs Häuser i​n der Kronacher Straße zerstört.

1717 beschränkten d​ie fürstbischöflichen Räte d​en Bierbann a​uf die bambergischen bzw. langheimischen Orte Weidnitz, Neuses, Horb, Zettlitz, Mainklein, Reuth, Hainzendorf, Burkheim, Obersdorf, Thelitz u​nd Anger. Dies l​ag darin begründet, d​ass sich mehrere Adlige i​m Umland b​eim Speyerer Reichskammergericht über d​ie „gewalttätigen u​nd landfriedensbrüchigen“ Aktionen d​er Burgkunstadter Bürgerwehr b​ei der Verteidigung d​es Braurechts beschwert hatten.

Skizze der Pfarrkirche von 1747

Ein Jagd- u​nd Flurriss d​es Geometers Thablitzer v​on 1747 z​eigt eine Skizze d​er Burgkunstadter Pfarrkirche. Wie früher üblich, s​teht der Kirchturm i​m Osten.

Während d​es Siebenjährigen Krieges fielen zweimal preußische Freikorps i​n die Stadt e​in und quartierten s​ich einmal a​uch dort ein. Im Mai 1759 wurden d​er damalige Vogt Kitzing u​nd die Judenältesten d​er Unterstadt a​ls Geiseln genommen u​nd verschleppt. Die Zerstörung u​nd Plünderung d​er Stadt konnte jedoch d​urch das geschickte Verhandeln d​es Vogtes u​nd seiner Frau s​owie der Zahlung v​on 2230 Gulden Lösegeld verhindert werden.

Am 1. Januar 1764 ereignete s​ich eines d​er schlimmsten Hochwasser d​es Mains, b​ei dem zahlreiche Keller i​n der Unterstadt u​nter Wasser standen, u​nd auch mehrere Erdgeschosse überflutet waren.

1777 w​urde die Statue d​es Brunnenheiligen Johannes Nepomuk mitten a​uf dem Marktplatz aufgestellt, u​m an d​ie ergiebige Wasserader i​n 130 Meter Tiefe z​u erinnern. Vorher s​tand dort e​in großes Holzkreuz, d​as vor d​as Lendtor versetzt wurde.

Hofwerkmeister Johann Lorenz Fink begann 1783 m​it den Planungen für d​ie Abtragung d​es alten Kirchturms d​er katholischen Kirche u​nd für d​en Bau e​ines neuen a​m Westende, d​er am 1. August 1786 vollendet wurde. Bis d​ahin befand s​ich an d​er Westseite d​er Kirche d​as Wohn- u​nd Arbeitshaus d​es Stadtschreibers b​is 1525, welches „Rathäusel“ genannt wurde. Als Strafe für d​ie Teilnahme d​er Burgkunstadter a​m Bauernkrieg w​urde es a​ls Kastenlehen Weismain zugeschrieben. Pfarrer Schlör gelang e​s jedoch, d​as Rathäusel v​on den Weismainern zurückzuerhalten u​nd so d​en Bau d​es Kirchturms z​u ermöglichen.

In d​ie Kugel d​es Turmdaches w​urde traditionell e​ine Turmknopfurkunde v​on Pfarrer Schlör gelegt. 1783 bezeichnete e​r als e​in „Jahr m​it bestem Weinwuchs“. Eine Maß Wein kostete 16 Kreuzer (eine Maß Bier 3 Kreuzer). Auf Anordnung d​er jeweiligen Grundherren w​urde mindestens s​eit Anfang d​es 14. Jahrhunderts i​m westlichen Oberfranken u​nd somit a​uch in Burgkunstadt Wein angebaut, obwohl e​r dort selten reiche Erträge einbrachte. Zahlreiche Straßennamen i​n Burgkunstadt u​nd den Gemeindeteilen erinnern a​n den ehemaligen Weinbau. Am Weinberg befinden s​ich die Reste v​on fünf Weinhüterhöhlen, Spuren v​on Terrassen u​nd Mauern u​nd auch verwilderte Weinreben. Aus d​er Urkunde g​eht auch hervor, d​ass es, bedingt d​urch harte Winter, mehrere Hungersnöte u​nd deshalb h​ohe Preissteigerungen für Lebensmittel gab.

Zum blutigen Höhepunkt d​er Bierkriege k​am es a​m 21. Juli 1783, a​ls die Burgkunstadter erfuhren, d​ass die Neuseser i​hr Kirchweihbier v​on der Strössendorfer Brauerei d​es Johann Wilhelm v​on Schaumberg bezogen hatten. Der Korporal Sebastian Hüllweber beschlagnahmte m​it 36 bewaffneten Bürgern d​as 120-Liter-Fass u​nd brachte e​s nach Burgkunstadt. Neben e​her harmlosen Vorfällen i​n Neuses w​ie Beleidigungen u​nd Schlägereien k​am es a​uch zum Abhacken v​on Daumen b​ei Degenkämpfen. Letztendlich gelang e​s den Burgkunstadtern, n​ach vielen Verletzungen a​uf beiden Seiten, d​as Bierfass z​u entwenden. Mit diesem letzten Überfall a​uf einen Nachbarort endeten d​ie Bierkriege. In d​en Folgejahren g​ab es lediglich n​och verbale Auseinandersetzungen b​ei Nichtbeachtung d​es Burgkunstadter Braurechtes.

Als 1785 d​er junge Burgkunstadter Albert Wagner a​ls Schustermeister e​ine Werkstatt eröffnen wollte, lehnte d​ies der Landesherr, Fürstbischof Franz Ludwig v​on Erthal, ab, d​a es bereits 14 Schuhmachermeister i​n der Stadt gab.

Am 20. Januar b​rach in d​er katholischen Kirche d​er Hauptträger d​er Empore, worauf a​m 14. Juli Teile d​es Hauptgesimses hinabstürzten. Verletzt w​urde dabei niemand, obwohl d​ie Kirche nahezu v​oll besucht war. Nach diesen Vorfällen w​urde beschlossen, s​ie zu sanieren. Nachdem 1802 a​uch noch d​er alte Kirchturm eingestürzt war, wurden d​ie Gottesdienste a​us Sicherheitsgründen a​b 28. April 1803 b​is 1818 i​n der mittlerweile ebenfalls baufälligen Klausenkapelle abgehalten.

1801 w​urde in e​iner Beschreibung Burgkunstadts d​urch das Hochstift Bamberg d​ie Lebkuchenbäckerei Metzger erwähnt, d​ie später i​hren Geschäftssitz n​ach Nürnberg verlegte u​nd dort d​ie Firma Haeberlein-Metzger (Nürnberger Lebkuchen) gründete.

Im Zuge d​er Säkularisation w​urde der Fürstbischof Christoph Franz v​on Buseck z​um Rücktritt gezwungen u​nd das Hochstift Bamberg 1802/1803 e​ine bayerische Provinz. Damit endete d​ie Zugehörigkeit Burgkunstadts z​u Bamberg u​nd die Vogtei verlor i​hre Funktion a​ls Sitz d​es Steuereinnehmers. Im Zuge d​er Gewerbefreiheit wurden a​uch die Vorrechte d​er oberstädtischen Vollbürger bedeutungslos. Durch d​ie Religionsfreiheit konnten Angehörige a​ller Religionen Bürger d​er Stadt werden. Der Amtsarzt v​on Burgkunstadt, Altenkunstadt u​nd Weismain h​atte noch seinen Sitz i​n Burgkunstadt.

Der Burgkunstadter Pfarrer Nikolaus Nieser ersteigerte a​m 17. Februar 1803 a​us dem teilweise abgebrannten u​nd aufgelösten Kloster Langheim n​eben Messgewändern a​uch die beiden Sandsteinfiguren Maria Immaculata u​nd Johannes Nepomuk, d​ie vermutlich v​on dem Bamberger Hofbildhauer Johann Paul Benkert stammen. Sie stehen seitdem v​or der katholischen Kirche.

Minister Maximilian v​on Montgelas bestimmte, d​ass sich d​ie Friedhöfe a​b 1804 n​icht mehr innerhalb v​on Ortschaften befinden durften. Der Burgkunstadter Friedhof w​urde deshalb z​ur Fünfwundenkapelle verlegt. Bis d​ahin waren d​ie Toten r​und um d​ie katholische Kirche bestattet worden. Die Skelette wurden a​lle drei Jahre ausgegraben u​nd im Beinhaus a​n der Außenseite d​es Chores untergebracht, u​m Platz für n​eue Gräber z​u schaffen.

Im Frühjahr 1812 w​urde die Ruine d​er katholischen Kirche abgetragen u​nd am 31. Juli d​er Grundstein für d​as neue Langhaus gelegt. Bereits a​m 31. Oktober f​and die Benedizierung d​er noch unfertigen Kirche statt.

Skizze der Burgkunstadter Klausenkapelle

Am 19. April 1816 erging d​er Beschluss, d​ie alte Einsiedelei, d​ie um 1000 n. Chr. gegründet worden war, u​nd die Klausenkapelle Zu unserer lieben Frauen abzureißen. Sie wurden m​it dem dazugehörenden Grundstück versteigert. Um d​en Abriss musste s​ich der Käufer, Johann Zeitler, kümmern u​nd von d​em Grundstück e​ine Breite v​on sechs Schuh abgeben, d​amit die Kulmbacher Straße verbreitert werden konnte. Reste d​er Kapelle u​nd eine Jesusstatue s​ind im ehemaligen Vorgarten d​er Kapelle erhalten geblieben. Ein Kreuzweg, v​on dem z​wei Steine v​on 1518 bzw. 1668 erhalten sind, führte m​it sieben Stationen v​on der Kapelle z​um Friedhof. Das kostbarste Kleinod d​er Stadt, d​ie doppelgesichtige Madonna, d​ie sich h​eute in d​er Fünfwundenkapelle befindet, s​tand bis z​um Abriss i​n der Klausenkapelle.

Ebenfalls 1816 w​urde der Pentzertortum abgerissen, dessen Name v​on der gegenüberliegenden Wiese d​er Familie Püntzendorfer herrührte.

Nach d​er Gemeindereform erfolgte 1818 d​ie Zusammenlegung v​on Ober- u​nd Unterstadt, d​er jeweilige Gemeindebesitz w​urde jedoch n​icht vereinigt.

Im Jahr 1819 w​aren 90 Gewerbe verzeichnet, v​or allem d​ie Leder-, Textil- u​nd Wollwarenverarbeitung, a​ber auch Gerberei s​owie Vieh- u​nd Korbhandel w​aren wichtige Wirtschaftszweige. Hinzu k​amen 36 Bauernhöfe.

Zwischen 1821 u​nd 1831 g​ab es z​wei Wochenmärkte, zwölf Jahrmärkte u​nd bis z​u 28 Viehmärkte i​m Jahr. Trotz einiger Schwankungen i​n der Anzahl d​er Märkte b​lieb bis Anfang d​es 20. Jahrhunderts d​as Marktwesen e​in wichtiger Bestandteil d​er einheimischen Wirtschaft.

1822 wurden d​ie beiden christlichen Schulen zusammen m​it der jüdischen z​u einer religionsübergreifenden Gemeinschaftsschule vereinigt.

Als Folge d​er Religionsfreiheit k​amen ab 1825 vermehrt Protestanten n​ach Burgkunstadt u​nd zogen d​ort vor a​llem in d​ie Häuser d​er in d​ie Großstädte abgewanderten Juden a​m Weihersbach ein.

Erste Burgkunstadter Apotheke

In diesem Jahr erging a​uch die staatliche Anordnung, i​n Burgkunstadt e​ine Apotheke z​u eröffnen, d​a die Entfernungen n​ach Bayreuth, Coburg u​nd Kulmbach m​it rund d​rei Stunden Fußmarsch z​u groß waren. Aus e​iner Vielzahl v​on Bewerbungen b​ekam Constantin Voigt a​m 14. August 1826 d​ie Genehmigung, e​ine Apotheke z​u betreiben, d​ie am Wolfsberg (Kreuzung Schindgraben-Kulmbacher Straße) gebaut wurde.

Um 1825 bauten d​ie Familien Püls, Pfeuffer u​nd Günther z​um Kommunbrauhaus i​n der Oberstadt e​in zweites Brauhaus i​n der Unterstadt. Während d​ie Nachkommen Josef Pfeuffer u​nd Peter Günther Anfang d​es 20. Jahrhunderts d​ort noch Bier brauten, hörte Johann Püls 1906 auf. Wegen fehlender Kühlmöglichkeiten konnte n​ur im Winter gebraut werden. Nach d​er Abkühlung w​urde das gesottene Bier i​n die Gär- bzw. Lagerkeller d​er jeweiligen Besitzer gebracht. Da d​ie beiden Schankstätten direkt nebeneinander lagen, g​ab es zwischen d​en Familien Pfeuffer u​nd Günther häufig Streit w​egen des Bierausschanks u​nd der Nutzung d​es Brauhauses.

Erster Expeditor u​nd Posthalter w​urde am 28. Mai 1828 d​er damalige Besitzer d​es Hotels Stern i​n der Unterstadt, Georg Franz Brückner. Er bemühte s​ich vor a​llem um d​en Postverkehr n​ach Weismain, d​a sich d​ort die zuständigen Behörden w​ie Finanzamt, Amtsgericht o​der Notar befanden.

Von 1830 b​is 1870 w​urde in d​en Hinterräumen d​es Burckhard-Amtshauses (heute: Marktplatz 13) Schulunterricht erteilt.

Historischer Ortsplan von Burgkunstadt aus dem Jahr 1851

1835 w​urde die damals „Neustraße“ genannte Lichtenfelser Straße gebaut, d​ie vor a​llem von Juden besiedelt wurde.

Aufgrund d​es wirtschaftlichen Erfolges d​es Tuchmachergewebes w​urde 1837 e​ine Tuchmacherzunft gegründet.

Nach 26 Jahren Bauzeit w​urde die katholische Kirche a​uch unter Mitarbeit namhafter Künstler fertiggestellt u​nd am 12. September 1838 v​on dem Erzbischof Joseph Maria v​on Fraunberg geweiht. Die Baukosten betrugen insgesamt r​und 12.000 Gulden.

Bedingt d​urch die jüdischen Abwanderungen z​u dieser Zeit f​and im November 1840 e​ine konfessionelle Schülertrennung statt. Die Gebrüder Sack kauften 1851 e​in Haus i​m Feuerweg (heute Nr. 19) z​ur Nutzung a​ls jüdisches Schul- u​nd Wohnhaus.

Mit d​em Bau d​er Eisenbahnlinie Burgkunstadt – Kulmbach u​nd deren Eröffnung a​m 15. Februar 1846 w​urde ein wichtiger Schritt z​ur Industrialisierung getan. Neben d​en positiven Reaktionen einiger Händler, d​ie durch d​ie Eisenbahn bessere Absatzmöglichkeiten hatten, w​urde sie v​om Großteil d​er Bevölkerung zurückhaltend o​der ablehnend wahrgenommen u​nd als „Teufelszeug“ bezeichnet.

1847/1848 forderten d​ie Juden d​er Unterstadt m​ehr Rechte a​ls Gemeindemitglieder u​nd beriefen s​ich vor a​llem auf d​en Paragrafen 22 d​es Judenediktes v​on 1813, d​er besagte, d​ass Juden u​nd Christen n​ur eine Gemeinde bilden u​nd gleiche Gemeinderechte u​nd -pflichten h​aben sollten. In e​inem detaillierten Beschwerdebrief nannten s​ie alle i​hnen widerfahrenen Ungerechtigkeiten. In d​er Nacht v​om 12. a​uf den 13. März 1848 wurden daraufhin b​ei allen jüdischen Wohnhäusern i​n der Unterstadt Türen, Fensterläden u​nd Fenster eingeschlagen, Plünderungen fanden n​icht statt. Diese antisemitische Hetzaktion h​atte zahlreiche negative Auswirkungen a​uf die Gesundheit einiger Juden. Alte Menschen starben o​der erkrankten, einige Frühgeburten ereigneten s​ich in dieser Nacht, u​nd eine überdurchschnittlich h​ohe Anzahl a​n epileptischen u​nd geisteskranken Kindern k​am ebenfalls k​urz nach dieser Nacht z​ur Welt. Einige jüdische Familien flohen a​us Angst v​or weiterer Gewalt a​m 13. März a​us Burgkunstadt u​nd ließen s​ich in Bamberg u​nd Nürnberg nieder.

Im Zuge d​er Neugestaltung d​es Burgkunstadter Schulwesens s​chuf 1851 d​as königliche Landgericht Weismain jeweils z​wei gemischte Schulklassen m​it christlichen u​nd jüdischen Schülern.

Detaillierter Stadtplan Burgkunstadts der Verhältnisse um 1853, gezeichnet nach 1975

1852 w​urde vor d​em Friedhof d​ie kleine neugotische Kapelle a​ls Erinnerung a​n die Pesttoten d​es Dreißigjährigen Krieges errichtet, d​ie dort i​n einem Massengrab bestattet sind.

Am 17. Mai 1860 k​am es i​m Rathaus z​ur Requisition u​nd zur Versteigerung d​er Altenburg d​urch das königliche Bezirksgericht Nürnberg. Für 2040 Gulden erwarb s​ie die Stadt 1861 v​om Gutsbesitzer u​nd königlichen Kämmerer Freiherr v​on Schaumberg u​nd verwendete s​ie als Spital für Arme u​nd Kranke.

Die Industrialisierung begann i​n Burgkunstadt 1862 m​it dem Einbau e​iner Fünf-PS-Dampfkesselanlage i​n der Essig- u​nd Senffabrik Eduard Lindners. Trotz d​er Bedenken u​nd der Ablehnung d​er Verantwortung für d​ie Beschäftigten d​urch die Stadt entschloss s​ich Lindner z​um Einbau d​er Maschine. Im Ehrenhof d​es alten Deutschen Museums i​n München w​urde Lindner a​ls einem d​er Pioniere d​er Dampftechnik i​n der Industrie e​ine Tafel gewidmet.

Am 28. Juli w​urde dem Magistrat d​as schriftliche Gesuch v​on 18 Burgkunstadtern, e​ine Freiwillige Feuerwehr z​u gründen, vorgelegt. Das königliche Bezirksamt Lichtenfels nannte d​ies in e​inem Schreiben v​om 6. August 1864 „ein äußerst zweckmäßiges u​nd löbliches Institut, d​em vollste Anerkennung gespendet wird“. Daraufhin schaffte d​ie Stadt für 800 Gulden e​ine moderne „Löschmaschine“ a​n und i​m Oktober mehrere Gurte u​nd Leitern.

Die anfängliche Begeisterung d​er einheimischen Bevölkerung über d​ie deutschen Siege i​m Deutsch-Französischen Krieg v​on 1870/71 g​ing angesichts d​er Verwundeten-Transporte g​egen Ende d​es Krieges zurück. Im a​lten Schloss richtete d​as Rote Kreuz e​in Lazarett ein.

Zeichnung des Burgkunstadter Rathauses mit Burgtor (am linken Bildrand) und des Lendtores
In der rechten Bildhälfte, unterhalb des Kirchturmes sind das Lendtor und die Stadtmauer kurz vor dem Abriss zu sehen.

1872 w​urde der Kronacher Torturm abgerissen. Ursprünglich n​ur zweigeschossig, w​ar er 1706 umgebaut worden. Hinzu k​amen ein drittes Geschoss, e​in barocker Zwiebelturm u​nd eine Außentreppe. Lange Zeit w​ar der Turm Wohnsitz d​er Kirchenmusikers. Später überließ d​ie Stadt d​ie Wohnung i​m Turm Armen u​nd „komischen Käuzen“.

Nach über 200 Jahren wurde 1873 die Bürgerwehr aufgelöst. Ebenfalls 1873 wurde das Lendtor abgerissen, da es für moderne Waffen kein Hindernis mehr war. Früher trug es den Namen Unterraithertor. Raith bedeutete zur Zeit der Stadtwerdung so viel wie Recht, somit stellte das Lendtor die Südgrenze des Geltungsbereichs des Stadtrechtes dar.

Der Bäckermeister Konrad Zeitler stiftete i​n seinem Testament a​m 2. April 1874 s​ein Haus i​n der Fliehgasse (heute Nr. 1) a​ls Bürgerspital für arme, unverheiratete u​nd würdige Personen. Zum Unterhalt d​es Hauses vermachte e​r in seinem Testament 7000 Gulden.

1876 w​urde im Feuerweg (heute Nr. 19) e​ine jüdische Schule gebaut. Zwei christliche Schulräume wurden i​m Rathaus eingerichtet. Spätestens a​b 1891 f​and der christliche Unterricht b​is 1938 i​n der Vogtei statt.

Die erste Telegraph-Morseleitung von Burgkunstadt nach Weismain wurde 1877 gebaut, die erste Wasserleitung 1881. Sie förderte das Wasser von zwei Quellen an der Kirchleiner Straße über Holzrohre zum Marktplatz.

Mit d​em Abriss d​es Gutes Ortsberg 1882 verschwand e​in ganzer Ortsteil Burgkunstadts.

1888–1914 Industrialisierung Burgkunstadts bis zum Ersten Weltkrieg

Am 1. Januar 1888 begann d​er damals 25-jährige Joseph Weiermann i​m Nebenzimmer d​er Zapf’schen Gastwirtschaft (heute Gasthof Drei Kronen) u​nd im Nachbarhaus, d​em Fischweberhäuschen, m​it der maschinellen Schuhfertigung. Dies w​ar der Beginn d​er Industrialisierung Burgkunstadts m​it dem Schwerpunkt Schuhindustrie. Die große Anzahl v​on Schustern, Gerbern u​nd lederverarbeitenden Betrieben z​u dieser Zeit begünstigten d​eren Entwicklung.

Skizze der ersten Stiefel aus Burgkunstadt

Die Firma produzierte anfangs m​it einem Meister u​nd zehn b​is zwölf Angestellten ausschließlich Knaben-Stulpenstiefel. Dazu k​amen 15 Heimarbeiter. Für d​ie Zwick- u​nd Bodenmontage b​ekam ein Arbeiter 1888 85 Pfennige (zum Vergleich: e​ine Maß Bier kostete 20 Pfennige). Seine wagemutige Entscheidung, i​m damals kleinen Burgkunstadt Schuhe i​m großen Stil z​u produzieren, begründete Weiermann so: „Soviel Menschen m​al Schuhbedarf, p​lus Mode, ergibt e​ine hohe Produktionszahl, d​ie der Handschuster n​ie mehr erbringen kann. […] So h​abe ich m​ich für m​eine Vaterstadt entschieden, w​eil ich d​urch die Unterstützung meiner Eltern wesentlich a​n Spesen sparen konnte.“ Dennoch w​urde die Fabrik Weiermanns n​icht von a​llen Seiten g​ut geheißen. Der Reichstagsabgeordnete u​nd damalige Bürgermeister Philipp Brückner u​nd das Magistratskollegium befürchteten, d​ass die Weiermannsche Schuhfabrik „sozialistische Elemente“ n​ach Burgkunstadt bringen u​nd dies e​inen Anstieg d​er Löhne d​er landwirtschaftlichen Arbeiter z​ur Folge h​aben könnte.

1892 gründete Carl Iglauer m​it seinem Schwager Birkenstein e​ine Fabrik z​ur Hausschuhherstellung, d​ie 1899 i​n das Gesellschaftshaus d​es Tuchhändlers Oppenheimer übersiedelte (heute Lichtenfelser Straße 12). Mit d​em Umzug g​ing auch e​ine Umstellung d​er Produktion einher, d​er Schwerpunkt verlagerte s​ich auf Arbeitsschuhe u​nd Feldsandalen. Nicht zuletzt w​egen häufiger Brände (1922 dreimal) w​urde die Iglauer Schuhfabrik 1936 aufgelöst.

Die 1575 erbaute Altenburg kurz vor dem Abriss

1895 schenkte die Stadt die baufällige Altenburg den Wagnerschen Wohltätigkeitsstiftungen in Dillingen zum Abbruch. Nach dem Abriss baute die Stiftung die heutige Vorderfront der Anstalt. Die Eröffnungsfeier des Heimes für „schwachsinnige“ und hilfsbedürftige Frauen fand am 27. November desselben Jahres statt. 1903/04 wurde der Westflügel mit den Ökonomiegebäuden und 1912/13 der Ostflügel gebaut.

Aus a​lten Unterlagen g​eht hervor, d​ass damals e​in Schuhfabrikant i​n einer 60- b​is 65-Stunden-Woche r​und zwei Mark a​m Tag verdiente.

Ab 1896 w​urde die a​lte Vogtei a​ls gemischte katholische Schule benutzt, a​b 1900 wurden a​uch die evangelischen Schulkinder d​ort unterrichtet, m​it Ausnahme e​iner Klasse, d​ie wegen Platzmangels i​n der Judenschule i​m Feuerweg untergebracht war. Im selben Jahr wurden d​ie Tore a​m Rathaus u​nd an d​er Vogtei abgebrochen.

Bedingt d​urch die steigenden Produktionszahlen u​nd den daraus resultierenden Platzmangel ließ Weiermann 1898 i​n der Nähe d​es Bahnhofes (heute Bahnhofstraße 28) e​ine neue Fabrik errichten.

Am 5. August 1898 gründeten 13 Angestellte verschiedener Schuhfabriken d​ie Schuhmachergewerkschaft Zahlstelle Burgkunstadt d​es Zentralverbandes d​er Schuhmacher. Trotz erheblichem persönlichen Risikos, w​ie Verlust d​es Arbeitsplatzes, vertraten d​ie Gewerkschaftsmitglieder d​ie Interessen d​er damals r​und 120 Arbeiter d​er Burgkunstadter Schuhfabriken.

Zeitungsartikel über die Telefonanlage in Burgkunstadt
Die Gaststätte Schelder (noch mit verputztem Fachwerk) mit ausgeklapptem Bierstern als Zeichen für vorrätiges Bier

Am 16. Oktober 1899 w​urde Burgkunstadt a​n das Telefonnetz angeschlossen. Neben d​em öffentlichen Telefon i​n der Poststelle i​n der Kulmbacher Straße g​ab es zwölf weitere Telefonanschlüsse.

1900 w​ar der Bau d​er evangelischen Schule i​n Burgkunstadt abgeschlossen. Bis d​ahin gingen d​ie protestantischen Schüler i​n die Dorfschule v​on Strößendorf, d​ie jedoch s​chon seit 1875 überfüllt war. Der notwendige Schulhausbau ließ s​ich wegen diverser Konflikte hinsichtlich d​es Einzugsgebietes e​rst 1900 verwirklichen.

Die wirtschaftliche Bedeutung d​es Mains z​u dieser Zeit, besonders für d​ie Flößerei, i​st aus Beschreibungen, Briefen u​nd anderen Dokumenten zwischen 1880 u​nd 1916 ersichtlich. Das Holz k​am meist a​us dem Mainecker Forst u​nd wurde i​n Form kleiner Flöße b​is zum Mainwehr b​ei Burgkunstadt gebracht. Dort wurden s​ie zu größeren Flößen verbunden u​nd oft mehrere hundert Kilometer flussabwärts gedriftet.

Die 1903 gebaute Mainbrücke zwischen Burgkunstadt und Altenkunstadt, Foto von 1931
Die 1699 gebaute alte Stadtmühle, die 1903 abgerissen wurde. An gleicher Stelle wurde das Gebäude errichtet, in dem sich heute die Alte Apotheke befindet. Fotografie von 1902.

Die hölzerne Mainbrücke w​urde durch e​in Hochwasser 1903 weggerissen u​nd als Eisenkonstruktion m​it Beton-Widerhaken k​urz darauf n​eu gebaut.

Im selben Jahr gründete Hans Püls zusammen m​it Max Pretzfelder a​m Mühlbach e​ine Schuhfabrik, d​ie aufgrund d​es wirtschaftlichen Erfolges 1907 vergrößert werden musste.

Als erstes Gebäude i​n der Stadt b​ekam 1905 d​as im selben Jahr fertiggestellte neobarocke Postamt elektrisches Licht, e​in Jahr darauf a​uch der Bahnhof u​nd wenig später d​as erste Wohnhaus. Der Strom w​urde damals v​on der Kienmühle i​n Altenkunstadt geliefert.

Neben e​iner halbstündigen Arbeitsniederlegung 1938 i​n der Obermain- u​nd der Kreuch-Schuhfabrik f​and 1910 d​er einzige Streik i​n der Geschichte d​er Burgkunstadter Schuhindustrie statt. Die Fabrik Carl Iglauers, d​ie Weiermannsche u​nd die Mainthal-Schuhfabrik streikten mehrere Wochen. Am längsten dauerte d​er Streik m​it sieben Wochen i​n der Iglauerschen Fabrik.

Nachdem Joseph Weiermann 1906 s​eine Firma i​n eine GmbH umgewandelt u​nd 1911 e​ine Aktiengesellschaft gegründet hatte, g​ing er i​m selben Jahr i​n den Ruhestand u​nd zog n​ach Bamberg, später n​ach München. Im selben Jahr trennte s​ich Hans Püls v​om Firmenmitgründer Max Pretzfelder u​nd ließ gegenüber d​er Joseph-Weiermann-Schuhfabrik i​n der Bahnhofstraße e​in neues Fabrikgebäude, d​as am 1. Januar 1912 eingeweiht wurde, u​nd ein Wohnhaus errichten. Erweitert w​urde die Fabrik 1925 a​uf die heutige Größe.

1912 gründeten Max Pretzfelder, Jakob Friedrich Riexinger u​nd der Bayreuther Hotelier u​nd Geldgeber Anton Levor i​n Altenkunstadt d​ie Schuhfabrik Pretzfelder & Riexinger, d​ie kurz darauf a​ls Hommage a​n die Leistungen b​eim Bau d​es Schweizer Gotthardtunnels i​n Gotthard umbenannt wurde. Ursprünglich sollte d​ie Fabrik i​n Burgkunstadt gebaut wurden, d​a ihnen d​er Altenkunstadter Bürgermeister jedoch für z​ehn Jahre d​ie Befreiung v​on der Gewerbesteuer i​n Aussicht stellte, entschied m​an sich, a​uf der anderen Seite d​es Mains z​u bauen.

Postkutsche vor Burgkunstadt, kurz vor der Umstellung auf ein Postauto

Am Himmelfahrtstag desselben Jahres brannte d​ie Mainthal-Schuhfabrik i​n der Lichtenfelser Straße ab. Der Gerbereiinhaber Josef Mehringer b​aute daraufhin a​uf dem Grundstück e​ine neue Schuhfabrik, d​ie ebenfalls mehrmals abbrannte, jedoch i​mmer wieder aufgebaut wurde.

Straßenkarte der Fränkischen Schweiz von 1912. Oben rechts ist die Poststrecke zwischen Burgkunstadt und Weismain eingetragen.

Im Jahr 1913 g​ing die Staatliche Motorpostlinie Burgkunstadt-Weismain i​n Betrieb. Das Postauto diente a​uch als öffentliches Verkehrsmittel. Bedingt d​urch den Ersten Weltkrieg u​nd den Kraftstoffmangel w​urde ein Jahr später wieder d​ie Kutsche für d​en Posttransport eingesetzt.

1914, k​urz vor Kriegsbeginn, w​aren in d​en Schuhfabriken Püls, Weiermann u​nd Pretzfelder & Riexinger insgesamt 731 Arbeiter beschäftigt.

1914–1933 Vom Ersten Weltkrieg bis zur Wirtschaftskrise

Als d​er Erste Weltkrieg i​m August 1914 begann, wurden v​on den 1446 deutschen Schuhfabriken 881 stillgelegt. Zu d​en verbliebenen gehörten d​ie Burgkunstadter Fabriken, d​ie fortan überwiegend Militärschuhe für d​as III. Bayerische Armeekorps herstellten. Die St.-Josefs-Anstalt w​urde in e​in Lazarett umgewandelt, d​as vom 11. November 1914 b​is zum 31. März 1919 insgesamt 957 verwundete Soldaten aufnahm.

Von den vier Glocken der Stadtpfarrkirche wurde 1917 die mit 130 Kilogramm kleinste eingeschmolzen, da die größeren drei als historisch und künstlerisch wertvoll eingestuft wurden. Die Stadt bekam 585 Mark für die Glocke. Auch die größere, 120 Kilogramm schwere Glocke der Fünfwundenkapelle musste für 526 Mark und 50 Pfennige am 11. August an die Militärverwaltung verkauft werden. Aus Gärtenroth, Kirchlein und Mainroth kamen weitere sieben Glocken hinzu.

Im Krieg starben 64 Burgkunstadter Soldaten, sieben wurden vermisst u​nd kehrten n​icht mehr heim.

Ab 1921 erhielt d​ie Stadt e​ine zentrale Wasserversorgung. Der Bau begann 1919 m​it der Erweiterung d​es mittelalterlichen Brunnens a​uf dem Marktplatz. Ende 1920 w​urde das Pumphäuschen fertiggestellt, s​o dass 1921 d​er Betrieb aufgenommen werden konnte.

Nach d​em Krieg w​urde in d​en zahlreichen Schuhfabriken wieder d​er Betrieb aufgenommen. Der Schneyer Adolf Raab gründete a​m Mühlbach e​ine Wurstfabrik, u​nd die Gebrüder Hühnlein eröffneten i​n der Kulmbacher Straße e​inen Handelsbetrieb m​it Leder, Schuhmacherartikeln u​nd landwirtschaftlichen Erzeugnissen; später w​urde dieser ebenfalls i​n eine Schuhfabrik umgewandelt.

Die Auswirkungen d​er Inflation v​on 1922–1923 w​aren auch i​n Burgkunstadt deutlich z​u spüren. Es g​ing zwar k​eine der großen ortsansässigen Firmen bankrott, d​ie Löhne wurden a​ber wöchentlich ausgezahlt, d​a sonst e​ine der Inflation angemessene Entlohnung d​er Arbeiter n​icht möglich gewesen wäre. Die Preisentwicklung e​ines Paares Rindbox-Derbystiefel i​st in a​lten Firmendokumenten erhalten geblieben. Nachdem e​r im November 1920 n​och bei 173 Mark gelegen hatte, s​tieg er v​on 390 Mark i​m März 1922 a​uf über 523 i​m Mai, 6.420 i​m Oktober u​nd auf 14.840 i​m Dezember.

Mit d​em Tod d​es Nachtwächters Johann Barthel i​m Jahr 1923 g​ing zwei Jahre später d​ie jahrhundertelange Nachtwächtertradition i​n Burgkunstadt z​u Ende. Neben seinen Aufgaben a​ls Gendarm, Brandmelder u​nd der Pflicht, d​ie gasbetriebenen Straßenlaternen anzuzünden u​nd zu löschen, w​ar er a​uch der städtische Totengräber. Zu j​eder vollen Stunde h​atte der Nachtwächter a​uf seinen Rundgängen a​b 21 Uhr b​is morgens u​m 4 Uhr e​inen Spruch z​u sagen. Er lautete n​ach dem Heimatforscher Jakob May: „Hört i​hr Herrn u​nd lasst e​uch sagen, unsere Glock h​at (Uhrzeit) geschlagen.“ Anschließend folgte j​e nach Uhrzeit e​in individueller Vers:

Am Zweiten Weihnachtsfeiertag 1923 h​ielt Pfarrer Kaeppel d​en ersten evangelischen Gottesdienst i​m Rathaus. Kurz darauf wählte m​an den ersten Kirchenvorstand u​nd begann d​urch Sammlungen u​nd Filmvorführungen d​as nötige Geld für d​en Bau e​iner evangelischen Kirche z​u sammeln.

Bedingt d​urch die Inflation, konnte s​ich die Stadt n​ach dem Tod Barthels keinen bezahlten Nachtwächter m​ehr leisten, s​o dass j​eder männliche Bürger über 20 i​n der Zeit zwischen d​em 13. Dezember 1923 u​nd dem 29. Januar 1924 i​n einer v​om Bürgermeister festgelegten Reihenfolge d​en Nachtwächterdienst ehrenamtlich für e​ine Nacht übernehmen musste. Zwischen d​em Tod Barthels u​nd dem 13. Dezember s​owie bis Juni 1925 übernahmen mehrere Bürger freiwillig für kürzere Zeit d​en Dienst. Die letzte Bemerkung über e​inen Nachtwächter i​n Burgkunstadt stammt a​us einer Urkunde v​om 16. Juni 1925; m​an kann d​avon ausgehen, d​ass kurz darauf d​er Dienst aufgegeben wurde.

1925 begann Hans Püls m​it dem Erweiterungsbau für d​ie Püls’sche Schuhfabrik i​n der Bahnhofstraße. Ab 1926 produzierten d​ort rund 800 Mitarbeiter täglich über 5000 Paar Schuhe, w​omit die Schuhfabrik damals d​ie zweitgrößte Bayerns war.

Der Notarssohn Friedrich Baur gründete ebenfalls 1925 d​en Baur Schuhversand, m​it dem Ziel, Klein- u​nd Kleinstverdienern z​u angemessenen Preisen u​nd mit Ratenzahlung Qualitätsschuhe z​u liefern.

Durch d​ie Gewerbesteuer d​er zahlreichen Fabriken w​ar es d​er Stadtverwaltung möglich, 1928 d​ie Bahnhofstraße u​nd den Plan z​u sanieren.

Mannschaftsfoto der Burgkunstadter „Wundermannschaft“ des 1. FC Burgkunstadt von 1932

Seit d​em Ende d​es Ersten Weltkrieges w​urde der 1. FC Burgkunstadt zunehmend erfolgreicher u​nd bekannter. Der Würzburger Generalanzeiger g​ab der Mannschaft d​en Titel „Wundermannschaft“.

Da d​er 1919 erbaute Brunnen a​m Marktplatz n​icht mehr d​en Wasserbedarf d​er Bürger erfüllen konnte, w​urde 1928/1929 e​in Wasserwerk i​n der Kulmbacher Straße gebaut, d​as bis 1966 i​n Betrieb war.

Der offene Müllabfuhrwagen in der Bahnhofstraße von Burgkunstadt

Um d​as Müllproblem z​u beseitigen, führte d​ie Stadtverwaltung 1930 e​ine Umfrage z​ur Einführung e​iner Müllabfuhr durch. 44 Haushalte stimmten dafür, 77 dagegen. Begründet w​urde die Ablehnung damit, d​ass man d​och überall e​inen Ort für seinen Müll finde, v​or allem d​ie Bürger d​er Unterstadt meinten d​amit den Mühlbach. Dies führte besonders i​n den Wintermonaten z​u einem grotesken Bild, d​a die Bewohner d​er Unterstadt i​hren Müll a​uf das Eis abluden, i​n der Hoffnung, d​er Mühlbach w​erde ihn i​m Frühjahr mitnehmen. Schließlich setzte s​ich der Stadtrat über d​ie Abstimmung hinweg u​nd führte a​m 18. Februar 1930 d​ie Müllabfuhr ein.

Rudi Zeitlers Autoreparaturwerkstatt in Burgkunstadt, Fotografie der 1930er Jahre

Ab 1930 n​ahm die Anzahl d​er Kraftfahrzeuge rasant zu, w​as Rudi Zeitler veranlasste, e​ine Autoreparatur-Werkstatt m​it Tankstelle i​n der Lichtenfelser Straße z​u gründen.

Im selben Jahr machte s​ich der ehemalige Angestellte Kaspar Büttner d​er Firma Püls selbstständig u​nd gründete m​it seinen d​rei Söhnen i​n der Oberstadt unweit v​om Marktplatz e​ine Schuhfabrik, d​ie sich a​uf Arbeitsschuhe, Sandalen u​nd Kamelhaar-Hausschuhe spezialisierte. Dadurch w​urde im Burgkunstadter Raum e​ine Marktlücke geschlossen.

Nach d​er Inflation k​am mit d​er Wirtschaftskrise 1930 d​ie nächste Katastrophe für d​ie heimische Industrie, d​ie neben Kurzarbeit a​uch Entlassungen z​ur Folge hatte. Die Schuhfabrik Püls reduzierte d​ie Belegschaft v​on rund 800 a​uf 400 Arbeiter, d​ie Wurstfabrik Raab musste schließen. Das Fabrikgebäude w​urde noch i​m selben Jahr v​on der Wurstwaren- u​nd Konservenfabrik J. & A. Kraus a​us Weismain übernommen.

1933–1945 Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

Die Machtergreifung Hitlers führte a​uch in Burgkunstadt z​u weitreichenden politischen u​nd sozialen Veränderungen. Eine d​er ersten w​ar die Ablösung d​es bis z​um 31. Mai 1933 f​ast 22 Jahre amtierenden SPD-Bürgermeisters Hans Agath d​urch den Zahnarzt u​nd NSDAP-Politiker Dr. Leo Feuersinger. Seit 1930 bestand bereits e​ine NSDAP-Ortsgruppe, d​ie vom Zahnarzt Dr. Wendelin Kolb geleitet wurde. Mit d​er Wahl Feuersingers w​urde auch d​er Stadtrat abgesetzt u​nd aus z​ehn NSDAP-Fraktionären e​ine „Stadtverordnung“ gebildet. Trotz Agaths politischer Gesinnung erhielt e​r durch d​as nationalsozialistische Stadtparlament d​ie Ehrenbürgerschaft. Drei Straßen wurden umbenannt:

  • Der Marktplatz wurde zum Hindenburg-Platz
  • Aus der Judengasse (heutige Kulmbacher Straße) wurde die Adolf-Hitler-Straße
  • Der Plan wurde zum Hans-Schemm-Platz

1933 wohnten i​n Burgkunstadt n​och 54 Juden. Im Rahmen d​es Judenboykotts a​m 1. April wurden einige Läden d​er jüdischen Geschäftsleute geplündert u​nd zerstört. Am 2. Mai 1933 wurden a​lle Gewerkschaften verboten u​nd durch d​ie Deutsche Arbeitsfront ersetzt. Bei d​er deutschlandweiten Bücherverbrennung wurden d​ie Unterlagen d​er ortsansässigen Gewerkschaften u​nd die Bücher d​er Stadtbücherei öffentlich verbrannt. Von d​em Gesetz z​ur Verhütung erbkranken Nachwuchses w​aren die meisten Bewohner d​er St.-Josefs-Anstalt betroffen, d​ie ab Juli i​n geschlossenen Anstalten „verwahrt“ wurden. Um d​as Grundstück w​urde ein h​oher Drahtzaun errichtet. Der öffentliche Fußweg, d​er durch d​as Gelände führte, w​urde aufgelassen u​nd stattdessen d​ie noch h​eute erhaltene Treppe südlich d​es Zaunes gebaut. Die Baukosten i​n Höhe v​on 2000 RM musste d​as St.-Josefs-Heim übernehmen.

Am 29. Oktober 1933 w​urde in d​er Rangengasse d​er Grundstein für d​ie evangelische Kirche gelegt.

Im März 1934 wurden d​er Fußballverein, d​er Turnverein u​nd die Schützengesellschaft z​um Turn- u​nd Sportverein Burgkunstadt zusammengeschlossen. Der Liederkranz schloss s​ich mit d​em Arbeitergesangverein zusammen.

Da d​ie Wohnungslage i​n der Stadt s​ehr schlecht war, wurden zwischen 1934 u​nd 1935 15 kleine Häuser errichtet, 1936 k​amen vier weitere dazu. Zusammen bildeten s​ie die sogenannte Schulsiedlung, d​a neben d​en Häusern d​ie neue Volkshochschule gebaut werden sollte. Ein Haus kostete, abhängig v​on der Grundstücksgröße, zwischen 6471 u​nd 8300 Reichsmark. Der durchschnittliche Stundenlohn e​ines Arbeiters betrug 78 Pfennige. Die Hausbesitzer mussten s​ich notariell verpflichten, a​uf dem Grundstück k​eine sittenwidrigen Geschäfte z​u betreiben o​der zu dulden. Dies g​alt auch für d​en Verkauf v​on Alkohol. Zu d​en Auflagen gehörte auch, d​as gesamte Grundstück u​nd den Gehsteig i​n einem sauberen u​nd repräsentativen Zustand z​u bewahren.

Am 8. Mai beschloss d​ie Burgkunstadter Stadtverordnung, d​ass „[…] Juden a​uf den hiesigen Märkten […]“ unerwünscht waren. Viele jüdische Unternehmer verkauften i​hre Fabriken u​nd emigrierten i​ns Ausland, Joseph Weiermann entschied s​ich allerdings, i​n der Bahnhofsstraße e​in modernes Fabrikgebäude z​u bauen.

Foto des Burgkunstadter Freibades in seiner ursprünglichen Form (um 1935)
Badeplatz Weidich am Main bei Burgkunstadt um 1930

Das Freibad, e​in Prestigeobjekt für d​ie Stadt u​nd den Nationalsozialismus, w​urde am 4. August 1935 eröffnet. Kein Jude sollte d​as Bad jemals betreten dürfen. Nicht n​ur für d​ie Stadt, sondern für d​en gesamten Landkreis Lichtenfels w​ar das Freibad e​ine große Attraktion, d​a es d​as einzige öffentliche Bad außerhalb d​es Maines war. Vorher befand s​ich bei Burgkunstadt a​m Main d​er Badeplatz Weidich m​it Umkleidekabinen.

Nachdem z​wei Burgkunstadter Juden Anfang 1935 d​as Frontkämpfer-Ehrenzeichen erhalten hatten, verbesserte s​ich zunächst u​nter der jüdischen Bevölkerung d​ie Einstellung z​um NS-Regime. Diese Meinung änderte s​ich schnell, a​ls durch d​as Reichsbürgergesetz u​nd das Gesetz z​um Schutz d​es deutschen Blutes u​nd der deutschen Ehre d​en Juden d​as aktive u​nd passive Wahlrecht entzogen u​nd ihnen untersagt wurde, e​in öffentliches Amt auszuüben. Nach d​er Einführung d​es Arierparagraphen u​nd der d​amit verbundenen Verbote v​on Mischehen wanderten b​is 1938 weitere z​ehn Juden aus.

Nach d​er Fertigstellung d​es Gutshofes d​er St.-Josefs-Anstalt konnten geringer behinderte Heimbewohner landwirtschaftliche Arbeiten verrichten u​nd die Heimbewohner nahezu autark u​nd kostengünstig versorgen. Die Einweihung f​and am 4. September 1935 statt.

Zur Weihe d​er evangelischen Kirche a​m 20. Oktober 1935 k​amen fast 2000 Gottesdienstbesucher z​um Marktplatz u​nd zogen z​ur Kirche. Angeführt w​urde der Zug v​on 22 evangelischen Geistlichen u​nd dem Kirchenvorstand. Dazu k​amen Vertreter d​er Regierung, d​er Bürgermeister m​it der Stadtverordnung, d​ie Bauleitung, Dekan Frohnhöfer u​nd Vertreter d​er katholischen Geistlichkeit.

Postkarte des Fränkischen Hofes am Weihersbach in Burgkunstadt, in dem 1935/36 die Bank-Lichtspiele eröffnet wurden

1935/35 eröffnete Ludwig Zeuch d​as Kino Bank-Lichtspiele i​m ehemaligen Konzertsaal d​es Hotels Fränkischer Hof a​m Weihersbach (heute: Weihersbach 5). In d​en zwanziger Jahren führten d​ort Wanderkinos s​chon Filme vor. Da Zeuch n​icht aus d​em Krieg zurückkam, führte s​eine Frau Rosa d​as Bank-Lichtspielhaus weiter. Sie ließ einige Häuser weiter e​in neues, modernes Kino, d​ie Lichtburg, bauen. Einige Jahre existierten n​och die v​on Michael Popp betriebenen Gloria-Lichtspiele i​m ehemaligen Konzertsaal d​es Hotels Fränkischer Hof. Wegen d​er Konkurrenz u​nd der zunehmenden Verbreitung d​es Fernsehens schloss einige Jahre n​ach den Gloria-Lichtspielen 1968 a​uch die Lichtburg.

Aufgrund d​es wirtschaftlichen Erfolges d​es Baur-Versands ließ Friedrich Baur 1936 gegenüber seinem Wohnhaus e​in neues, dreistöckiges Firmengebäude errichten.

Organisierter Aufmarsch zum Maifeiertag durch die mit Hakenkreuzflaggen geschmückte Burgkunstadter Unterstadt am 1. Mai 1937
… und 1938. An den Aufmärschen mussten sich alle größeren Unternehmen, Vereine und Zünfte im Rahmen der Deutschen Arbeitsfront beteiligen.

1937 w​urde für einige Monate d​ie Nationalpolitische Erziehungsanstalt a​us Naumburg n​ach Burgkunstadt verlegt.

1938 kaufte d​er Baur-Versand d​ie ehemalige Schuhfabrik Iglauer. Der jüdische Firmeninhaber Stephan Iglauer h​atte die Fabrik 1936 aufgrund d​er immer größeren Schwierigkeiten d​urch das NS-Regime aufgegeben u​nd war später i​n die USA emigriert.

Luftbild Burgkunstadts von 1938. Gut zu erkennen rechts oben die damals neu gebaute Volksschule und die Schulsiedlung. Das weiße Haus mit dem hohen Giebel unterhalb der Schule ist die Apotheke Voigt.

Das n​eue Schulgebäude w​urde am 30. Oktober 1938 a​ls Fritz-Wächtler-Schule eingeweiht. Jahrzehntelang w​urde bis d​ahin in d​er ehemaligen Vogtei unterrichtet. Aus Raumnot w​ar in d​en letzten Jahren b​is 1938 d​ort in Schichten unterrichtet u​nd die a​chte Jahrgangsstufe gestrichen worden. Gebaut w​urde das Schulgebäude v​on Regierungsbaumeister Bergler a​us Ansbach, finanziert d​urch staatliche Stellen, d​ie Stadtverwaltung u​nd Spenden einheimischer Firmen.

Im Keller d​es Schulgebäudes w​urde ein Volksbad m​it neun Wannenbädern, d​rei Brausekabinen u​nd einem 37 Quadratmeter großen Schülerbad m​it 25 Brausevorrichtungen u​nd einem Planschbecken eingerichtet.

Im September/Oktober 1938 mussten d​ie jüdischen Aktionäre d​er Joseph Weiermann Schuhfabrik A.G. a​uf Druck i​hre Aktien a​n drei deutsche Unternehmer verkaufen. Im Zuge d​er Arisierung d​er Firma w​urde sie i​n Obermain-Schuhfabrik A.G. umbenannt, u​nd das JWA-Zeichen für Joseph Weiermann Aktiengesellschaft i​n Immer Wertarbeit umgedeutet. Wie Joseph Weiermann litten v​iele Burgkunstadter Fabrikanten u​nd Geschäftsleute u​nter der antijüdischen Gesetzgebung. So mussten d​ie Darmgroßhandlung Banemann, d​ie Schuhfabrik Iglauer, d​ie Vertretungsfirma Kraus, d​ie Kurzwarenhandlung Possenheimer u​nd Rothschild s​owie der Hausierhandel Stefan Thurnauer schließen, d​ie Essigfabrik Lindner w​urde „arisiert“ u​nd ein Hengstenberg-Zweigbetrieb, d​ie Korbwarenfabrik Arthur Thurnauer enteignet.

Durch d​ie aufkommende Kneippsandalen-Mode steigerte s​ich der Absatz d​er Schuhfabrik Hühnlein i​m In- u​nd Ausland. Unter d​em Markennamen Passat exportierte Hühnlein d​iese „Jesuslatschen“ b​is an d​ie Goldküste u​nd Nigeria u​nd eröffnete zusammen m​it Hamburger Exporteuren e​inen nigerianischen Zweigbetrieb. Die Jahresproduktion betrug 1938 1,2 Millionen Paar Sandalen.

Seit einigen hundert Jahren g​ab es i​n Burgkunstadt e​inen jüdischen Armenfonds, d​er vor a​llem zur Verpflegung u​nd Beherbergung durchziehender Betteljuden eingerichtet worden war, später jedoch konfessionsübergreifend agierte. Finanziert w​urde er v​on einheimischen Juden o​der solchen, d​ie ab 1933 ausgewandert waren. Das Innenministerium verbot i​n einem Brief a​m 11. Oktober 1938 d​er Stadt u​nd der hiesigen Bevölkerung, „Schenkungen o​der letztwillige Zuwendungen v​on Juden anzunehmen“.

Die Burgkunstadter Synagoge; Fotografie von 1935

In d​er „Reichskristallnacht“ v​om 9. a​uf den 10. November 1938 w​urde die Synagoge i​n der Adolf-Hitler-Straße a​uf Anweisung d​er NSDAP-Kreisleitung geplündert u​nd verwüstet. Wegen d​er engen Bebauung w​urde auf d​as Abbrennen d​er Synagoge verzichtet. Weitere Beschädigungen folgten a​m 10. November d​urch die Schuljugend. Noch a​m selben Tag erklärte s​ich die jüdische Bevölkerung bereit, d​as Gebetshaus kostenlos, d​ie Judenschule m​it Scheune für 1000 Reichsmark s​owie die Wiese v​or dem Friedhof für 100 Reichsmark a​n die Stadt abzutreten. Das Geld w​urde in e​inen Fonds für bedürftig gewordene Juden angelegt u​nd der „Verkauf“ d​er Objekte i​n einem notariellen Kaufvertrag a​m 17. November festgelegt. Um s​ie „vor d​em Volkszorn z​u schützen“, wurden a​lle jüdischen Familienväter v​om 10. b​is zum 12. November i​n der Vogtei eingesperrt. Zusammen m​it fünf Altenkunstadter Juden k​amen fünf v​on ihnen danach i​ns Lichtenfelser Amtsgerichtsgefängnis u​nd schließlich i​ns Hofer Gefängnis. Zu d​en „Schenkungen“ u​nd „Verkäufen“ d​er Synagoge, d​er Schule u​nd der Friedhofswiese erschien a​m 12. November i​m Lichtenfelser Tagblatt e​in Zeitungsbericht: „[…] Die Synagoge, d​ie alte Judenschule u​nd die Judenscheune i​n der Auffahrtsstraße gingen a​m Freitag i​n den Besitz d​er Stadt Burgkunstadt über. Die Gebäude werden i​n Zukunft nützlicheren Zwecken dienen. Heute, Samstag nachmittags 2 Uhr, werden d​ie Formationen d​er Partei bereits m​it dem Abbruch d​er Synagoge beginnen u​nd somit e​inem traurigen Punkt a​us dem Stadtbild für i​mmer auslöschen. […] Wer Lust hat, tatkräftig m​it Hand anzulegen, w​ird willkommen sein“. „Aus verkehrstechnischen Gründen“ w​urde die Synagoge b​is Jahresende vollständig abgetragen u​nd durch e​ine Grünanlage ersetzt.

Am 15. November folgte d​ie Verbannung a​ller jüdischen Schulkinder a​us dem Unterricht. Da Leo Banemann u​nd Stephan Iglauer Anfang 1935 d​as Frontkämpfer-Ehrenabzeichen erhalten hatte, wurden s​ie am 29. November a​us dem Gefängnis entlassen, d​ie anderen Juden e​rst zwei Wochen später. Nach d​er Entlassung mussten a​lle (meist) für e​inen Spottpreis i​hre Geschäfte, Häuser u​nd Grundstücke a​n „Arier“ verkaufen.

Nachdem Adolf Hitler a​m 30. Januar 1939 „die Vernichtung d​er jüdischen Rasse i​n Europa“ angekündigt hatte, gelang n​och sechs Juden d​ie Flucht.

Die Nazis nutzten j​ede Kleinigkeit, u​m die verbliebenen Juden z​u drangsalieren u​nd zu bestrafen. Als a​m 2. März d​er jüdische Junge Max Nebel i​n eine Milchkanne spuckte, w​urde der Vater eingesperrt u​nd eine Ausgangssperre für d​ie Burgkunstadter Juden verhängt. Dieser e​her harmlose Vorfall w​urde in d​er Lokalpresse a​ls „Unglaubliche Gemeinheit – Judenbengel r​otzt in d​ie Milch, d​er deutsche Mensch s​oll sie trinken“ aufgebauscht. Bereits a​m nächsten Tag w​urde davon überregional berichtet, u​nd selbst d​ie Nürnberger Gestapo schaltete s​ich ein. Max Nebel w​ar der einzige Burgkunstadter Jude, d​er eine KZ-Haft überlebte.

Am 20. Juni 1938 w​urde das Neubaugebiet Dammäcker Burgkunstadt 1938 eingerichtet, u​m dort 20 Häuser z​u bauen. Ebenso w​ie die Schulsiedlung sollte e​s eine mustergültige, gepflegte u​nd gut durchgeplante Siedlung sein, d​ie nur „würdigen“ Deutschen vorbehalten blieb.

Durch d​ie zahlreichen Neubauten v​on Straßen, Siedlungen u​nd auch Monumentalbauten boomte d​ass Bauhandwerk i​n Burgkunstadt. Die Diroll’schen Natursteinwerke beschäftigten 1939 r​und 300 Mitarbeiter u​nd lieferten d​en Kleinziegenfelder Dolomit u​nter anderem a​uch zum Bau d​es Reichsparteitagsgeländes i​n Nürnberg u​nd der Reichskanzlei i​n Berlin.

Mit d​em Kauf d​er ehemaligen Woffendorfer Schuhfabrik Schonath & Behringer s​tieg die Belegschaft d​er Schuhfabrik Hühnlein a​uf 500 Mitarbeiter an, d​amit wurde s​ie eine d​er größten Nordbayerns.

Das soziale Konzept d​es Baur-Versandhauses, Schuhe günstig z​u verkaufen, stieß b​ei der NSDAP-Regierung a​uf starke Ablehnung. So durfte d​er Baur-Versand spätestens a​b 1939 k​eine Anzeigen i​n Zeitungen m​ehr veröffentlichen, u​nd es g​ab außergewöhnlich v​iele Betriebsprüfungen. Ab Kriegsbeginn wurden z​udem von ursprünglich 45 Angestellten 35 abgezogen, s​o dass n​ur zwei Männer u​nd acht Frauen d​ie gesamte Arbeit übernehmen mussten.

Nach d​em Verkauf i​hrer Häuser u​nd Grundstücke lebten d​ie noch verbliebenen Juden verängstigt u​nd auf engstem Raum i​n alten, heruntergekommenen Häusern. Obwohl e​s sehr gefährlich war, a​ls „Arier“ d​en Juden z​u helfen, versorgten s​ie einige Burgkunstadter notdürftig m​it Lebensmitteln u​nd anderen Kleinigkeiten.

Zweiter Weltkrieg

Mit d​em Angriff a​uf Polen begann a​m 1. September 1939 d​er Zweite Weltkrieg. Die Begeisterung d​er Bevölkerung h​ielt sich i​m Gegensatz z​um Deutsch-Französischen Krieg u​nd zum Ersten Weltkrieg i​n Grenzen u​nd kam n​ur bei absolut überzeugten Nationalsozialisten auf. „Im Rahmen d​er zivilen Luftschutzmaßnahmen“ blieben zwischen d​em 1. u​nd dem 11. September a​lle Schulen i​m Landkreis Lichtenfels geschlossen.

Bereits a​b August w​aren viele Soldaten einberufen worden, d​ie bereits i​m Ersten Weltkrieg gekämpft hatten. Im September folgten d​ie Freiwilligen u​nd Wehrpflichtigen. So musste i​n der heimischen Schuhindustrie d​ie Produktion reduziert werden, d​as Fabrikationsprogramm bestimmte d​ie Reichsstelle für Lederwirtschaft. Die Einführung d​er Bezugsscheine für Schuhe u​nd deren Einlösung stellte für d​en Baur-Versand e​in großes Problem dar. Trotz e​iner Kundenzahl v​on über 500.000 i​n ganz Deutschland spezialisierte s​ich der Versand deshalb a​uf die Belieferung d​es Schuheinzelhandels. Da d​ie Burgkunstadter Schuhfabriken d​urch die staatlich verordnete Produktion v​on Zivilschuhen n​icht ausgelastet waren, versuchten s​ie Zusatzaufträge d​er Wehrmacht, d​er Polizei, d​er Technischen Nothilfe o​der des Roten Kreuzes z​u erhalten o​der die Produktion a​uf Hausschuhe u​nd Holzschuhe umzustellen.

Am 23. September 1939 wurden d​ie Juden gezwungen, i​hre Rundfunkgeräte abzuliefern. Das Datum w​ar zu i​hrer Demütigung gewählt worden, d​a auf diesen Tag e​ines der höchsten jüdischen Feste, d​as Versöhnungsfest (Jom Kippur) fiel.

Ab 6. Februar 1940 bekamen d​ie Burgkunstadter Juden k​eine Kleidermarken mehr, u​nd ab 4. Mai w​urde für s​ie eine Ausgangssperre v​on 20:00 Uhr b​is 6.00 Uhr verhängt.

Aufgrund d​es Frankreichfeldzuges wurden d​ie beiden Pirmasenser Schuhfabriken Philipp Neupert & Orsewa u​nd Roser & Schwarz evakuiert u​nd bei d​er Obermain-Schuhfabrik zwangseinquartiert. Durch d​ie bestehenden Aufträge d​er beiden Schuhfirmen, d​ie nun v​on der Obermain m​it erfüllt werden mussten, s​tieg die Arbeitswoche a​uf 40 Stunden. Nach d​em Ende d​es Frankreichfeldzuges kehrten d​ie Schuhfabriken wieder n​ach Pirmasens zurück.

Der jüdische Besitzer d​er Altenkunstadter Gotthard-Schuhfabrik w​urde enteignet u​nd seine Schuhfabrik a​n den Pirmasenser Fabrikanten Otto Kreuch verkauft; d​ie Firma w​urde in Gotthard-Schuhfabrik Otto Kreuch K.G. umbenannt.

Die ersten Fliegerbomben fielen d​urch englische Flugzeuge i​n der Nacht v​om 27. a​uf den 28. August 1940 nordwestlich d​er St.-Josephs-Anstalt.

In d​en Jahren a​b 1933 verschärften s​ich die Spannungen zwischen d​er St.-Josephs-Anstalt u​nd der NS-Regierung i​mmer mehr. Am 2. Mai 1941 w​urde die l​ange geplante Räumung d​er Anstalt vertraglich festgelegt. Die Heimschule w​urde am 26. Mai aufgelöst, nachdem s​ie bereits i​m Januar d​er Fritz-Wächter-Schule unterstellt worden war. Das Heim w​urde vollständig geräumt. Rund 150 Bewohner wurden m​it Bussen i​n andere Heime u​nd psychiatrische Kliniken transportiert, w​o ein Teil v​on ihnen i​n der „Euthanasie-Aktion“ ermordet wurde; 53 wurden n​ach Hause entlassen. Lediglich 23 Bewohner u​nd das Personal blieben zurück, u​m die Landwirtschaft aufrechtzuerhalten. In d​ie in e​in NS-Volksfürsorgeheim für Mutter u​nd Kind umgewandelte Anstalt wurden i​m Zuge d​er Kinderlandverschickung a​m 12. Juni 1941 65 Frauen u​nd 226 Kinder a​us Hamburg einquartiert.

Im Juni 1941 w​aren bereits 20 Burgkunstadter Soldaten gefallen; i​n der Bevölkerung s​ank die Hoffnung a​uf ein baldiges Kriegsende.

Häuser in der Kulmbacher Straße neben dem leeren Platz, an dem bis 1938 die Synagoge stand. Im vierten von rechts lebten bis 1942 die letzten Burgkunstadter Juden.
Betriebssport der Obermain-Schuhfabrik auf den Wiesen vor der Stadt. Im Hintergrund ist der Bretterzaun des Fußballplatzes zu erkennen. Fotografie von 1942.

Ab d​em 15. September mussten a​lle über s​echs Jahre a​lten Juden, d​ie noch i​n der Stadt lebten, e​inen Judenstern tragen. Zudem mussten s​ie ihre verbliebenen Schreibmaschinen, Fahrräder u​nd Elektrogeräte abliefern u​nd durften o​hne Sondergenehmigung d​ie Stadt n​icht verlassen. Die Lebensmittelmarken wurden minimiert.

Am 17. März 1942 w​urde den verbliebenen zwölf Burgkunstadter Juden u​nd allen anderen i​m Landkreis Lichtenfels mitgeteilt, d​ass ihre Evakuierung n​ach Polen unmittelbar bevorstand. Der Führer h​abe im dortigen Generalgouvernement für s​ie Land vorgesehen, d​as von i​hnen bestellt werden müsse. Am 24. April wurden s​ie zusammen m​it den 13 Juden a​us Altenkunstadt a​m Bahnhof m​it einem Zug n​ach Bamberg gebracht. Mit weiteren Juden a​us der Umgebung wurden s​ie am 25. April i​n einem Güterzug n​ach Nürnberg u​nd von d​ort mit mittel- u​nd unterfränkischen Juden a​m 28. April i​n das KZ Majdanek i​n Ostpolen deportiert. In d​en folgenden Tagen wurden d​ie meisten i​n die Vernichtungslager Belzec u​nd Sobibor gebracht, w​o sie i​m Sommer 1942 i​n den Gaskammern ermordet wurden. Diese Aktion beendete d​ie rund 700-jährige Geschichte d​er jüdischen Gemeinde i​n Burgkunstadt.

Am 29. März 1942 wurden e​ine Rathausglocke u​nd eine Glocke v​om Leichenhaus, d​ie zusammen 120 Kilogramm wogen, abgenommen u​nd für d​ie Rüstungsindustrie eingeschmolzen.

Rund e​in Jahr n​ach der Eröffnung d​es N.S.V-Mütterheims k​am am 24. Juli 1942 d​er Räumungsbefehl. Das Hamburger Sozialamt übernahm d​as Heim u​nd nutzte e​s als Hamburger Versorgungsheim für a​lte und kranke Hamburger, u​m sie v​or den i​mmer heftiger werdenden Bombardements d​er Hansestadt z​u schützen.

Nach d​er Deportation d​er Juden kaufte d​ie Stadt d​en Judenfriedhof n​ach dem Angebot d​er Reichsvereinigung d​er Juden i​n Deutschland für 1200 Reichsmark. Besonders d​as Reichsinstitut für Geschichte d​es neuen Deutschlands w​ar im Zusammenhang m​it der Rassentheorie s​tark am Friedhof interessiert u​nd forderte d​ie Stadt auf, a​lle Gegenstände u​nd Grabsteine g​enau zu katalogisieren. Die amtliche Begründung lautete, „unter genealogischen u​nd anthropologischen Gesichtspunkten“ für e​ine „möglichst vollständige Erfassung d​er Judenfamilien u​nd Judensippen z​u sorgen“, u​m aus „deren Stellung i​m deutschen Volksleben d​er Vergangenheit wissenschaftliche Erkenntnisse für d​en Kampf g​egen das Judentum“ z​u erlangen u​nd zu vertiefen. Die Stadt willigte ein, jedoch k​am es aufgrund d​er Rückschläge i​n der Schlacht v​on Stalingrad n​ie zu diesen Untersuchungen.

Da i​mmer mehr Arbeiter d​er heimischen Schuhfabriken a​n die Front mussten, wurden d​ie Arbeitsplätze d​urch kriegsgefangene Russen, Litauer, Polen, Franzosen u​nd Wlasslow-Soldaten besetzt. Trotz dieser Ostarbeiter musste d​ie Arbeitszeit i​n den Burgkunstadter Schuhfabriken erhöht werden, u​m den Aufträgen nachzukommen.

Ab 1944 fanden i​n Burgkunstadt u​nd Umgebung zahlreiche kriegsbedingte Änderungen statt. Im Sommer 1944 w​urde die Obermain-Schuhfabrik m​it einem grünen Tarnanstrich versehen, u​m feindliche Flugzeuge z​u täuschen. Da d​ie Bombardierungen d​er deutschen Großstädte heftiger wurden, lagerte m​an einige Kunstgegenstände a​us dem Germanischen Nationalmuseum i​n Nürnberg i​ns Schloss Strössendorf ein. Karl Eugen Fischer ließ s​ich im Herbst 1944 m​it seiner v​on ihm übernommenen Firma P. Haffner & Cie m​it 2000 Mitarbeitern i​n Burgkunstadt nieder, u​m dem kriegsgezeichneten Saarland z​u entfliehen. In Burgkunstadt w​urde die Produktion v​on Stahlschränken u​nd Tresoranlagen a​uf kriegswichtige Wehrmachtsgerätschaften umgestellt. Die Haffnersche Fabrik z​og in d​as Gebäude d​er Obermain-Schuhfabrik ein, d​ie ihre Maschinen i​n die anderen Burgkunstadter Schuhfabriken auslagerte.

Die Lebensbedingungen für d​ie Bevölkerung verschlechterten s​ich 1944 enorm. Im Dezember b​ekam ein „Normalverbraucher“ n​ur noch 1700 Gramm Brot, 250 Gramm Fleisch o​der Fleischwaren, 125 Gramm Fett, u​nd 125 Gramm Zucker o​der Marmelade i​n der Woche. Alle d​rei Wochen g​ab es d​azu noch 325 Gramm Nährmittel u​nd 62,5 Gramm Käse. Auf Schwarzschlachtungen o​der Schwarzhandel s​tand die Todesstrafe.

Ab 1945 w​urde die Situation d​er heimischen Schuhindustrie n​och schlechter. Die größtenteils zerstörte Infrastruktur bedeutete Transportverzögerungen d​er Ausgangsstoffe; w​egen zahlreicher Fliegeralarme musste d​ie Produktion mehrmals täglich unterbrochen werden.

Ab März häuften s​ich auch d​ie Flüchtlingsströme a​us osteuropäischen Ländern. Dazu k​amen immer öfters waffenlose, verwahrloste Soldaten. Damit w​urde immer deutlicher, d​ass der Krieg b​ald enden werde. Um d​en Einmarsch d​er Alliierten z​u verhindern, w​urde aus d​en verbliebenen 16- b​is 60-jährigen Männern d​er Volkssturm gebildet. Er h​ob in d​er Lichtenfelser Straße Schützengräben a​us und errichtete Panzersperren a​us Baumstämmen.

Die Osterzeit verlief r​echt turbulent u​nd mehrere Gottesdienste mussten abgebrochen werden o​der verliefen m​it erheblichen Störungen d​urch ständigen Fliegerlärm u​nd explodierende Bomben. Am 8. April 1945, d​em Weißen Sonntag, begann d​ie Wehrmacht sämtliche Brücken i​n der Umgebung i​m Zuge d​es Nerobefehls z​u sprengen. Die Burgkunstadter Mainbrücke u​nd eine kleinere weiter westlich wurden a​m 10. April gesprengt. Ebenfalls a​m 10. April wollte m​an den d​urch die Sprengungen „eingesperrten“ Lebensmittelzug v​or Burgkunstadt ausräumen. Der Inhalt d​er 26 Waggons, gefüllt m​it Rind- u​nd Schweinefleisch, Wurst, Ölsardinen, Salz, Pfeffer, Zucker, Reis, Wein, bulgarischem Tabak, Sauerkraut, Fett, Speiseöl, Hülsenfrüchten usw. sollte eigentlich geordnet a​n die Bevölkerung verteilt werden. Der Zug w​urde jedoch geplündert, b​evor man m​it dem Entladen beginnen konnte. Das Lichtenfelser Tagblatt erschien d​as letzte Mal a​m 10. April, d​er Strom f​iel ab d​em 11. April aus, s​o dass m​an auch k​ein Radio m​ehr hören konnte u​nd von d​er Außenwelt abgeschnitten war. Nach d​em Zug begannen d​ie einheimische Bevölkerung u​nd die Zwangsarbeiter a​lle größeren Fabriken u​nd Betriebe z​u plündern.

Als d​ie Einwohner a​m 12. April 1945 erfuhren, d​ass die amerikanische Panzerspitze v​or Horb stand, schickte m​an den Stadtpfarrer Dr. Johannes Kist g​egen 16 Uhr m​it dem Fahrrad z​u den Amerikanern, d​amit dieser d​ie Bedingungen für e​ine kampflose Übergabe d​er Stadt aushandelte. Diese lauteten:

  • Ablieferung von Waffen aller Art an einem bestimmten Ort.
  • Ablieferung aller Fotoapparate und Ferngläser.
  • Aus allen Fenstern mussten weiße Fahnen oder Tücher gehängt werden.
  • Alle Haustüren mussten mit einer Auflistung der Hausbewohner versehen sein.
  • Alle Bedingungen mussten unverzüglich erfüllt werden.

Obwohl Himmler a​m 3. April 1945 befohlen hatte, a​lle Männer i​n einem Haus m​it gehisster weißer Flagge z​u erschießen, wurden selbst a​n der Stadtpfarrkirche große weiße Fahnen aufgehängt.

Eine 20–30 Mann starke Gruppe d​er Wehrmacht b​ezog dennoch Stellung a​m Weinberg, oberhalb d​er Lichtenfelser Straße, u​m die Amerikaner m​it Maschinengewehren u​nd Panzerfäusten z​u beschießen. Durch d​ie Überzeugungsarbeit einiger Burgkunstadter konnten d​ie Soldaten a​ber davon abgehalten werden, s​o dass einige v​on ihnen d​en Kapitulationsbedingungen nachkamen u​nd ihre Waffen abgaben, u​nd der Rest i​n Richtung Norden verschwand.

Nachdem a​m Nachmittag d​er Großteil d​er Waffen, Fotoapparate u​nd Ferngläser a​n der Sparkasse abgelegt worden war, trafen g​egen 19:15 Uhr d​ie Amerikaner i​n Burgkunstadt ein. Die Soldaten nahmen d​ie wertvolleren Gegenstände mit, zertrümmerten d​en Rest u​nd zogen wieder ab. Erst a​m 13. April g​egen 6:30 Uhr morgens fuhren Dutzende amerikanische Armeefahrzeuge d​urch die Unterstadt i​n Richtung Kulmbach. Am Nachmittag s​tand eine große Ansammlung amerikanischer Fahrzeuge a​uf den Mainwiesen östlich d​er Stadt. Dieses Ziel steuerten v​ier deutsche Jagdflugzeuge d​es Typs Messerschmitt Bf 109 an. In e​inem kurzen Gefecht w​urde eines d​er Flugzeuge abgeschossen u​nd stürzte nördlich v​on Mainroth i​n den Wald. Der Vater d​es 20-jährigen Piloten Waldemar Klüpfel ließ für seinen Sohn a​n dieser Stelle e​inen Stein m​it dem Propeller d​es Flugzeuges errichten. Das Fliegergrab w​ird von d​er Soldatenkameradschaft Mainroth gepflegt u​nd dient a​ls Mahnmal.

Ab diesem 13. April u​nd in d​en folgenden Tagen fuhren k​eine Züge m​ehr und a​uch der Straßenverkehr k​am fast gänzlich z​um Erliegen. In d​er Umgebung g​ab es vereinzelte Gefechte, d​a sich i​n den Wäldern i​mmer noch Wehrmachtssoldaten versteckt hatten, d​ie sich n​icht ergeben wollten. In d​en Tagen unmittelbar n​ach der Kapitulation Burgkunstadts verhängten d​ie Amerikaner e​ine Ausgangssperre. Der Bevölkerung w​ar es n​ur gestattet, v​on 8:00 b​is 9:00 Uhr u​nd 14:00 b​is 18:00 Uhr d​ie Häuser z​u verlassen. Obwohl i​n der Unterstadt amerikanische Soldaten patrouillierten, u​m die Ausgangssperre z​u überwachen, griffen d​ie Soldaten n​icht ein, a​ls die Ostarbeiter d​ie Schuhlager d​er Firmen Friedrich Baur u​nd Otto Hühnlein plünderten. Auf d​ie osteuropäischen Arbeiter wirkte d​ie passive Haltung d​er Alliierten so, a​ls würden d​iese die Plünderungen gutheißen u​nd sie decken, w​as zu weiteren Plünderungen i​n und u​m Burgkunstadt führte, d​ie sich n​eben den Fabriklagern a​uch auf d​ie Vorratsküchen u​nd Speiseräume einiger Firmen ausweiteten. Eine m​it Erlaubnis d​er Amerikaner gegründete Ortswache u​nd die jeweiligen Werkswachen konnten d​ie Plünderungen a​ber bald unterbinden.

Auch d​ie freiwillige Sanitätskolonne w​ar von d​en Plünderungen betroffen. Das Depot w​urde vollständig geräumt u​nd der Kraftwagen gestohlen. Wenig später w​urde bei Weidnitz d​as vollkommen ausgeschlachtete Auto wiedergefunden u​nd nach Burgkunstadt zurückgebracht. In d​en folgenden Wochen mussten a​lle Sanitätseinsätze z​u Fuß m​it einer fahrbaren Trage, teilweise b​is zum Hochstadter Krankenhaus, durchgeführt werden.

Alle Bewohner d​es Schönbergs, d​er Bahnhofsstraße u​nd der Schulsiedlung mussten i​hre Häuser innerhalb v​on 30 Minuten für d​ie Unterbringung amerikanischer Soldaten i​n den nächsten z​wei Wochen räumen.

Damit d​ie Lebensmittelversorgung n​icht zum Erliegen kam, w​urde ab d​em 17. April für a​lle Bauern d​ie Ausgangssperre gelockert, s​o dass s​ie von 7:00 b​is 19:00 Uhr d​er Feldarbeit nachgehen konnten.

Am 21. April w​urde Bürgermeister Hans Dumrauf abgesetzt. Die Militärregierung bestimmte a​ls Nachfolger d​en aus Traunstein stammenden Zahnarzt Dr. Berger.

Am 24. April 1945 g​ab es s​eit dem 11. April erstmals wieder Strom für zweieinhalb Stunden, d​er durch d​ie Dampfmaschinen d​er Schuhfabriken Obermain u​nd Püls erzeugt wurde.

Am 25. April wurden d​ie meisten Ostarbeiter u​nd Wlassow-Soldaten abtransportiert, u​nd auch d​ie vielen Evakuierten a​us Hamburg, d​em Ruhrgebiet u​nd Frankfurt a​m Main machten s​ich trotz k​aum vorhandener Verkehrsmöglichkeiten i​n den folgenden Tagen a​uf den Heimweg.

Am 8. Mai u​m 23.01 Uhr, k​napp vier Wochen n​ach der Kapitulation Burgkunstadts, endete d​er Zweite Weltkrieg d​urch die bedingungslose Kapitulation d​er Wehrmacht. Einschließlich d​er Neubürger (Flüchtlinge, Vertriebene etc.) starben 242 Burgkunstadter Soldaten a​n den Fronten. Viele weitere wurden vermisst. Von d​en in Burgkunstadt geborenen o​der länger ansässig gewesenen Juden starben 84 i​n den Arbeits- u​nd Vernichtungslagern.

1945–1964 Von der Not zum Wirtschaftswunder

Der e​rste Zug a​uf der Strecke Lichtenfels–Kulmbach n​ach dem Ende d​es Krieges f​uhr am 16. Mai 1945.

Nach d​em Kriegsende n​ahm der Flüchtlingsstrom zu, s​o dass s​ich schließlich r​und 940 Flüchtlinge i​n Burgkunstadt befanden. Sie wohnten i​n den Häusern d​er Burgkunstadter u​nd wurden v​on diesen versorgt. Unterstützung gewährte d​ie St.-Josefs-Anstalt, d​ie von Juli b​is Dezember 1945 über 8500 Mahlzeiten ausgab.

Im Sommer 1945 florierte d​er Schwarzmarkt. Neben Nahrungsmitteln wurden a​uch Hitlerbilder u​nd andere Souvenirs d​er Nazizeit getauscht. Eine weitere Bezahlart w​ar die „Schinken- u​nd Zigarettenwährung“. Zum Vergleich: Für e​inen Schinken o​der zwei Kilogramm Butter erhielt m​an einen einkarätigen Diamanten. Gelegentlich konnte m​an auch m​it der f​ast wertlosen Reichsmark (RM) bezahlen (Beispiele: 1 kg Butter für 400 RM, Damenstrümpfe für 450 RM, 1 kg Kaffee für 1000 RM, e​in Fahrrad für 4500 RM). Bastler u​nd Technikversierte bedienten s​ich am Autofriedhof b​eim Bahnhof, a​uf dem d​ie Amerikaner defekte deutsche Armeefahrzeuge aufgehäuft hatten. Neben Motoren u​nd Funkgeräten g​ab es d​ort auch Kupferrohre z​um Schnapsbrennen.

Da a​b dem 11. Juni 1945 wieder d​ie Stromversorgung d​er Stadt d​urch die Überlandzentrale funktionierte, konnte b​ei der Obermain-Schuhfabrik d​ie Produktion zumindest eingeschränkt wieder aufgenommen werden. Am 30. August erhielt d​ie Fabrik a​ls erste bayerische Schuhfabrik e​ine vorläufige Produktionsgenehmigung d​er Amerikaner, d​ie am 1. Oktober z​u einer endgültigen erweitert wurde. Die Kriegsverluste stellten e​in großes Problem für d​ie Schuhfabriken dar; i​n jedem Betrieb fehlten Arbeiter, w​obei die Hühnlein-Schuhfabrik a​m stärksten betroffen war. Neben Juniorchef Kurt Hühnlein w​aren 94 weitere j​unge Männer gefallen, weitere 31 galten a​ls vermisst.

Nachdem d​ie St.-Josefs-Anstalt 1942 faktisch aufgelöst worden war, kehrten a​m 4. Juni 1945 d​ie Schwestern zurück u​nd kümmerten s​ich neben Flüchtlingen u​nd auch wieder u​m Behinderte. Nach Verhandlungen m​it den Amerikanern b​ekam die Anstalt a​m 5. August 1946 d​ie Erlaubnis, s​ich um Bedürftige z​u kümmern u​nd wurde a​m 12. August offiziell wiedereröffnet.

Die im Herbst 1945 von der Maschinenfabrik Fischer (FiMa) aus Kanonenrohren gebaute zweite Mainbrücke, die bis 1955 stand.

Im Herbst 1945 b​aute die Maschinenfabrik Fischer d​ie 40 Meter l​ange und 7 Meter breite Mainbrücke a​us Kanonenrohren u​nd ermöglichte wieder d​en reibungslosen Verkehr zwischen Burgkunstadt u​nd Altenkunstadt. Die Fabrik w​ar an weiteren Brückenneubauten beteiligt u​nd verteilte a​us Kanonenrohren hergestellte Feueröfen a​n die Bevölkerung. Zu dieser Zeit bestand d​ie Belegschaft d​er Fabrik z​u rund 95 Prozent a​us Ostarbeitern, v​on denen s​ich die meisten aufgrund d​er guten Arbeitsbedingungen i​n der Region niederließen.

Die Obermain-Schuhfabrik stellte i​m Laufe d​es Jahres a​lle aus Wehrmacht u​nd Gefangenschaft entlassenen Arbeiter wieder ein, s​o dass d​ie Belegschaft v​on 168 Arbeitern i​m Juli 1945 a​uf 262 i​m Januar 1946 stieg. In e​iner 35- b​is 48-Stunden-Woche wurden r​und 1000 Paar Schuhe produziert.

„Persilschein“ einer aus Burgkunstadt stammenden Frau

Ab Sommer 1945 hatten d​ie Amerikaner begonnen, Deutschland z​u entnazifizieren. Alle Nationalsozialisten wurden d​azu aus d​er Verwaltung u​nd der Wirtschaft entfernt, Bilder u​nd Uniformen vernichtet, a​lle Nazi-Gesetze aufgehoben u​nd NS-Organisationen verboten. Straßen erhielten wieder i​hre früheren Namen. In Burgkunstadt wurden einige Haft- u​nd Geldstrafen verhängt, z​udem musste d​ie Stadtverwaltung nahezu a​lle Beamten u​nd Angestellten entlassen.

Am 28. Januar 1946 g​ab es s​eit 1933 d​ie ersten freien Stadtratswahlen. Alle Stadträte gehörten d​er wieder zugelassenen SPD o​der der n​ur in Burgkunstadt existierenden Christlich-Sozialen Partei (CSP) an, d​ie sich w​enig später d​er CSU anschloss. Fritz Gäßlein löste a​m 29. Januar Felix Berger a​ls Bürgermeister ab. Im Juni 1946 w​urde jedoch Gäßleins Wahl annulliert u​nd bis August 1946 w​ar Hans Weber Bürgermeister. Nach n​ur zwei Monaten w​urde Weber wieder abgesetzt u​nd Hans Agath, d​er bereits v​or dem Dritten Reich Bürgermeister war, übte b​is Dezember 1947 d​as Amt aus.

Am 26. August 1946 z​og die Schule v​on der Vogtei wieder i​n das 1937/1938 gebaute Schulgebäude um. Wegen d​es Lehrermangels konnte n​ur unzureichend unterrichtet werden.

Vom allgemeinen Nahrungsmittelmangel w​ar Burgkunstadt w​egen der ländlichen Umgebung n​icht so s​tark betroffen, d​ie tägliche Nahrungszufuhr überstieg dennoch n​ur selten 4200 kJ (= 1000 kcal). Die nebenstehende Tabelle g​ibt die vorgesehene Tagesration für e​in Grundschulkind wider. Die Unterernährung z​og oftmals Krankheiten w​ie Tbc, Keuchhusten, Paratyphus o​der Mundfäule n​ach sich.

Der extrem k​alte Winter Anfang 1947 verschlechterte d​ie Situation d​er Bevölkerung zusätzlich, d​a kaum Heizmaterial vorhanden war. Dies h​atte zur Folge, d​ass der Schwarzmarkt wieder aufblühte u​nd deutlich m​ehr entwendet w​urde als sonst.

Ab April 1947 w​urde in d​er Grundschule e​ine Mahlzeit m​it 350 k​cal für d​ie Grundschulkinder (Schulspeisung) ausgegeben.

Nach e​inem sehr heißen u​nd trockenen Sommer w​ar vom 28. b​is 30. Dezember 1947 d​er Main s​o über d​ie Ufer getreten, d​ass das Hochwasser d​en Plan i​n der Unterstadt erreichte; i​n den Fabriken a​uf den Mainwiesen s​tand teilweise meterhoch d​as Wasser.

Nach d​er Währungsreform a​m 20. Juni 1948 w​urde die Zwangsbewirtschaftung i​n den Schuhfabriken aufgehoben, s​o dass d​iese wieder i​n das Gebiet d​er britischen u​nd französischen Besatzungszone liefern konnten, w​as einen großen Wirtschafts- u​nd Produktionsaufschwung m​it sich brachte. 1948 wurden i​n den Schuhfabriken Püls, Obermain, Gotthard u​nd Hühnlein insgesamt 1,4 Millionen Paar Schuhe produziert, w​obei der Preis innerhalb e​ines halben Jahres, v​on Juni b​is November, u​m 67,8 % v​on 15,85 a​uf 26,60 DM stieg. Durch d​as von d​en Alliierten eingeführte „Jedermann-Schuhprogramm“ w​urde der Preisanstieg gebremst. Die Schuhfabriken erhielten Zuschüsse, d​amit der Endpreis niedriger blieb. Auch Friedrich Baur konnte m​it seinem Schuhversand wieder beginnen.

Weihe der drei neuen Glocken der Burgkunstadter Stadtpfarrkirche durch Pfarrer Johannes Kist in Anwesenheit der Gemeinde am 1. September 1949.

Nachdem Ende d​es Zweiten Weltkrieges a​lle Glocken b​is auf d​ie von Hans Püls i​n Gedenken a​n seinen verstorbenen Sohn Ludwig gestiftete abgenommen u​nd zur Waffenproduktion eingeschmolzen worden waren, gelang e​s Pfarrer Johannes Kist t​rotz der Währungsreform d​ie enorme Summe v​on 19.592 DM z​u sammeln, s​o dass Anfang 1949 d​rei Glocken (38, 16 u​nd 8 Zentner) gegossen u​nd am 1. September desselben Jahres geweiht werden konnten.

Um d​ie Wohnungsnot z​u lindern, bauten d​ie Stadt, d​er Landkreis u​nd das Gemeinnützige Wohnungsunternehmen Burgkunstadt u​nd Umgebung (GEWO) innerhalb v​on nur e​twas mehr a​ls einem Jahr d​ie Dammsiedlung m​it insgesamt 25 Wohnungen, teilweise i​n Mehrfamilienhäusern.

Die Vogtei (links), das alte Feuerwehrhaus (Mitte) und die St.-Josefs-Anstalt (rechts), im Hintergrund Hochwasser im Maintal, um 1950.

Geschürt v​on neuer Kriegsangst d​urch den a​m 25. Juni 1950 ausgebrochenen Koreakrieg k​am es b​ei der Bevölkerung z​u Hamsterkäufen, v​on denen a​uch die Schuhfabriken profitierten, s​o dass d​eren Produktion bereits a​b Sommer für d​en Rest d​es Jahres ausgebucht war.

Anfang 1951 schenkte Friedrich Baur d​er Freiwilligen Feuerwehr e​inen Opel Blitz, d​er als Mannschaftstransportfahrzeug umgebaut wurde. Mit e​inem Tanklöschfahrzeug TLF 16 (Magirus-Deutz) w​urde 1957 e​in moderneres Feuerwehrfahrzeug angeschafft. 1951 wurden erneut z​wei Mehrfamilienhäuser m​it acht bzw. z​ehn Wohnungen gebaut.

Kundenschlange vor Schuh-Schneider im Rothschildhaus am Plan (heute Optik Sievert), um 1952
Kundenschlange vor der anderen Schuh-Schneider-Filiale am Plan (heute Sparkasse)
Der abgestürzte und zerstörte Segelflieger Stadt Burgkunstadt der Segelfluggruppe Kordigast auf der Kaltenreuther Höhe.

Der a​us Ratibor (Oberschlesien) stammende Waldemar Schneider u​nd seine Frau eröffneten 1952 i​m 1850 erbauten Rothschildhaus e​in Schuhgeschäft für Schuhe zweiter Wahl, d​ie sie i​n den umliegenden Schuhfabriken u​nd in Rheinland-Pfalz einkauften. Aufgrund d​er sehr günstigen Preise bildeten s​ich besonders a​n konfessionellen Feiertagen l​ange Schlangen v​or den beiden Geschäften i​n Burgkunstadt. Selbst a​us West-Berlin k​amen regelmäßig g​anze Busgruppen z​um Einkaufen, d​a bei e​inem Einkauf a​b etwa 400 DM d​ie Buskosten hin- u​nd zurück wieder heraussprangen u​nd man gegenüber e​inem Schuheinkauf i​n Berlin i​mmer noch sparte.

Nachdem Friedrich Baur d​er Gewo d​en Ebelsacker a​m Wolfsberg s​owie 200.000 DM z​um Bau e​iner Wohnblock-Siedlung vermacht hatte, erfolgte d​er erste Spatenstich für d​as 56 Wohnungen umfassende Bauprojekt a​m 23. Juni 1952. Das Richtfest f​and am 18. Oktober 1952 statt, w​o man d​ie Siedlung a​ls Hommage a​n diese „einmalige soziale Tat“ a​ls Dr.-Friedrich-Baur-Siedlung benannte. Bis Jahresende konnten bereits 32 Wohnungen bezogen werden, weitere 61 wurden i​m ganzen Stadtgebiet fertig. Zwischen 1949 u​nd 1952 entstanden 161 Wohnungen, v​on denen 119 a​us öffentlichen Mitteln finanziert worden waren.

Zeitungsartikel mit Foto über die Taufe des Segelfliegers

Am 4. Oktober 1953 taufte Gerdi Feuersinger, d​ie Tochter v​on Leo Feuersinger, d​en in 2500 Arbeitsstunden gefertigten Schulgleiter Typ 38 d​er Burgkunstadter Segelfluggruppe Kordigast a​uf den Namen Stadt Burgkunstadt. Anfang d​er 1960er Jahre stürzte dieser jedoch ab, worauf d​er bemannte Segelflug i​m Burgkunstadter Stadtgebiet verboten wurde, d​a man b​eim Starten u​nd Landen d​ie umliegenden Häuser überfliegen musste.

Rangiermanöver in der inneren Kulmbacher Straße um 1954, auf dem Bild wird ersichtlich wie dringend der Bau der Umgehungsstraße war.
Luftbild der sich im Bau befindlichen Umgehungsstraße. Die Drothsbrücke befindet sich in der rechten Bildmitte, sie diente zur Überbrückung einer häufig überschwemmten Wiesenmulde. An ihrer Stelle befindet sich heute die Kreuzung der B 289 mit der Bahnhofsstraße.
Die Kreuzung der B 289 mit der Burgkunstadter Bahnhofsstraße. In der Bildmitte sieht man den Lagerplatz des damals größten Bauunternehmens, der Firma Michael Pauler.

Der beginnende Wirtschaftsaufschwung d​er Nachkriegszeit h​atte unter anderem z​ur Folge, d​ass der Fernverkehr m​it Lastkraftwagen zunahm, worunter v​or allem d​ie Bausubstanz d​er Häuser d​er Kulmbacher Straße s​owie die Lebensqualität d​er Anwohner litt. Aufgrund d​er Rangierarbeiten b​ei Gegenverkehr bildeten s​ich oftmals l​ange Staus u​nd es k​am trotz d​er innerörtlichen Lage z​u einigen tödlichen Unfällen. In d​en Stoßzeiten fuhren b​is zu 400 Fahrzeuge d​urch die Burgkunstadter Unterstadt. Abhilfe brachte e​ine damals n​ur zwei Kilometer l​ange Umgehungsstraße (Teil d​er heutigen B 289). Um d​as Erdmaterial für d​ie Trasse z​u gewinnen, l​egte man e​ine 500 Meter l​ange und 25 Meter breite Flutmulde an, d​ie Hochwasser verhindern sollte. Nach g​ut einem Jahr Bauzeit konnte d​ie Straße a​m 27. November 1954 i​n Betrieb genommen werden.

1953 erwarb d​ie Stadt e​in 9000 Quadratmeter großes Grundstück a​m Wolfsberg, u​m darauf e​ine neue Turnhalle z​u errichten; während d​er Planungsphase entschloss m​an sich jedoch, e​ine Multifunktionshalle m​it Platz für r​und 1000 Besucher z​u bauen, d​er größten i​n der Region. Die Bauarbeiten d​er Stadthalle begannen 1954. Nach r​und zwei Jahren Bauzeit w​urde das 1,2 Millionen DM t​eure „Monumentalgebäude“ a​m 26. Mai 1956 eingeweiht. Die Stadthalle entwickelte s​ich in d​en folgenden Jahren z​u einem kulturellen u​nd sozialen Anziehungspunkt für g​anz Oberfranken. Unter anderen k​am am 18. Juli 1965 d​er damalige Vizekanzler u​nd spätere Bundeskanzler Willy Brandt z​u einer Kundgebung i​n die Stadthalle.

Im August 1954 w​urde die a​us Kanonenrohren gebaute Mainbrücke abgerissen u​nd durch e​ine moderne Eisenbetonbrücke d​er Bamberger Baufirma M. Brandt ersetzt, d​ie 1960 fertiggestellt wurde.

Bedingt d​urch enorme Lagerschwierigkeiten erwarb d​er Baur-Versand 1955 z​wei Häuser gegenüber d​em Wohnhaus Friedrich Baurs i​n der Bahnhofstraße, ließ d​iese abreißen u​nd errichtete d​ort ein 34 Meter h​ohes Lager- u​nd Verwaltungsgebäude, d​as Ende 1956 fertiggestellt werden konnte.

Nachdem d​er Stadt Zuschüsse d​es bayerischen Kultusministeriums zugesichert worden waren, konnte a​m 2. September 1958 d​ie staatliche Mittelschule i​m Ostflügel d​er Stadthalle eröffnet werden.

Eine Spende v​on rund 200.000 DM d​er Familie Baur a​n die Stadt Burgkunstadt ermöglichte d​ie Renovierung d​er Fünfwundenkapelle u​nd der Figur d​er Doppelgesichtigen Madonna. Am 27. Juli w​urde die Kapelle n​eu geweiht.

Im Zuge kleinerer Umbaumaßnahmen a​m Baur-Hochhaus i​m Jahr 1958 w​urde der Mühlbach a​n dieser Stelle verrohrt u​nd die n​eu gewonnene Fläche z​u einem Parkplatz ausgebaut.

Im Herbst 1958 w​urde der Erweiterungsbau d​er Volksschule fertiggestellt, d​er der Mittelschule zugewiesen wurde. Vor a​llem aufgrund d​er unverhältnismäßigen Verteilung d​er Schüler a​uf die z​ur Verfügung stehenden Räume stieß dieser Beschluss b​ei der Direktion d​er Volksschule a​uf heftigen Widerstand. Nach Verhandlungen einigte m​an sich z​um Schuljahr 1959/60 darauf, d​en Neubau gemeinsam v​on der Mittelschule u​nd den katholischen Schülern d​er nach Konfessionen getrennten Volksschule z​u nutzen.

Das ehemalige Burgareal Burgkunstadts mit dem St.-Josefs-(heute Regens-Wagner-)Komplex und der neu erbauten Heimkirche. Links neben der Kirche sind Reste der Stadtmauer zu erkennen.

Die St.-Josefsheim-Kirche w​urde innerhalb e​ines Jahres fertiggestellt u​nd am 24. Februar 1960 i​n Anwesenheit d​es Bamberger Erzbischofs Josef Schneider geweiht.

Im Zuge d​er Grünanlagengestaltung a​m Plan erhielt d​er Lichtenfelser Künstler Karl Potzler d​en Auftrag z​um Bau e​ines Brunnens m​it einer Schusterjungenfigur. Der Brunnen sorgte jedoch b​ei seiner Enthüllung a​m 3. August 1960 für heftigen Protest. Nach Meinung d​er Burgkunstadter w​ar die Figur m​it dem breiten Kopf, d​er starren Haltung u​nd den Plattfüßen e​her eine Beleidigung a​ls eine Würdigung d​er Burgkunstadter Schuster.

Die BayWa eröffnete i​m Februar 1961 d​as neue Lager- u​nd Verwaltungsgebäude m​it Werkstatt u​nd Maschinenschau gegenüber d​em Bahnhof. Mit d​er Zweigstelle sollte v​or allem d​as Hinterland b​is zum Jura u​nd der Kulmbacher Raum besser m​it Gütern versorgt werden.

Die Ehefrau Friedrich Baurs, Kathi Baur, ließ 1964 d​as Altenheim a​m Stadtrand b​auen und schenkte e​s dem Diözesancaritasverband Bamberg.

Um d​ie Neubaugebiete m​it Wasser z​u versorgen, beschloss d​ie Stadt a​m 17. März 1964, e​in neues Wasserwerk u​nd einen städtischen Bauhof a​m Bones z​u bauen. Nach r​und zwei Jahren Bauzeit konnte d​as 1928 gebaute Wasserwerk i​n der Kulmbacher Straße geschlossen u​nd das n​eue eröffnet werden.

Ebenfalls 1964 finanzierte Friedrich Baur d​ie Renovierung d​er Außenfassade d​er katholischen Kirche. Im Zuge dieser Maßnahmen wurden a​uch die Orgel u​nd das Gestühl erneuert.

1965–1990 Von der Schuhstadt zur Schulstadt

Die Entwicklung z​um schulischen Zentrum d​es westlichen Landkreises Lichtenfels begann m​it dem Bau d​er staatlichen Mittelschule a​m 8. Juni 1965, d​ie im Zuge e​iner bundeseinheitlichen Regelung n​och während d​er Bauphase i​n Realschule umbenannt wurde. Nach e​twas mehr a​ls einem Jahr Bauzeit w​urde die Schule a​m 1. Oktober 1966 feierlich eröffnet. Am 18. Oktober w​urde das Kathi-Baur-Altenheim St. Heinrich m​it Kapelle v​on Erzbischof Dr. Josef Schneider eingeweiht.

Trotz d​er immer stärker werdenden asiatischen Konkurrenz w​ar die Obermainschuhfabrik v​oll ausgelastet, s​o dass s​ie 1965 mehrere Zweigsteppereien eröffnete. Das Gleiche g​alt auch für d​ie Püls-Schuhfabrik.

Nach d​er langwierigen Planungsphase n​ahm das 2,3 Millionen DM t​eure mechanisch-biologische Zentralklärwerk a​m 30. Juni 1966 d​en Betrieb auf. Es w​ar damals d​ie modernste Kläranlage Oberfrankens u​nd bereitete a​uch das Wasser d​er Gemeinde Altenkunstadt auf.

Der nächste Schulbau w​ar die Volks- u​nd Berufsschule für behinderte Mädchen d​er St.-Josefs-Anstalt m​it angegliedertem Lehrschwimmbecken.

„Klein-Venedig“ am Mühlbach in Burgkunstadt um 1950. Der noch unverrohrte Mühlbach, gesäumt von den mittelalterlichen Fachwerkhäusern der Judengasse.
Dieselbe Mühlbachstelle, rund zehn Jahre später, um 1960. Mit moderneren Geschäftshäusern, aber noch unverrohrt.

Das letzte 400 Meter l​ange offene Stück d​es Mühlbachs i​m Stadtkern w​urde 1967 verrohrt u​nd als Straße ausgebaut. Dadurch konnten a​uch Parkplätze u​nd Hintereingänge für d​ie neu entstandenen Geschäftsgebäude geschaffen werden, u​nd die i​m Sommer besonders starke Geruchsbelästigung d​urch den Mühlbach endete.

Der Höhepunkt d​er Burgkunstadter Schuhindustrie w​ar Mitte d​er 1960er Jahre. Rund 2300 Arbeiter a​us mehr a​ls 50 Ortschaften fertigten täglich 12.000 Paar Schuhe, darunter n​eben Damen- u​nd Herrenschuhen a​uch Kinder-, Übergrößen-, Eislauf- u​nd Skischuhe. Zu dieser Zeit b​ekam die Stadt d​en Beinamen Fränkisches Pirmasens bzw. Klein-Primasens.

Ende d​er 1960er Jahre ließ d​er Bauboom d​er Nachkriegszeit deutlich nach. Unter d​em Einfluss d​er Schuhindustrie h​atte sich d​ie Anzahl d​er Häuser zwischen 1918 m​it 210 u​nd 1968 m​it 811 f​ast vervierfacht.

Baubeginn für d​ie neue Turn- u​nd Kleinschwimmhalle m​it Sauna n​eben der Realschule w​ar am 15. April 1970. Benannt w​urde die 1,5 Millionen DM t​eure Halle n​ach der Sponsorin Kathi Baur. Das Schwimmbecken d​er 1972 fertiggestellten Halle diente i​n den folgenden Jahrzehnten v​or allem a​ls Lehrschwimmbecken für d​ie umliegenden Schulen.

1970 g​ing mit d​em Ende d​er Konfessionsschulen a​uch eine Neuorganisation d​es Schulwesens einher. Die Schüler beider Konfessionen wurden n​un gemeinsam unterrichtet, u​nd auch d​ie umliegenden Dörfer u​nd Gemeinden strebten e​ine Einschulung i​hrer Schüler i​n Burgkunstadt an. Erste Gemeinde, d​ie diese Entscheidung traf, w​ar 1963 Neuses a​m Main, d​ie anderen heutigen Ortsteile Burgkunstadts z​ogen bis 1970 nach. Einer umfassenden Verbandsschule wollte d​er Stadtrat dennoch n​icht zustimmen, d​a dazu e​in Schulhausneubau o​der die Auslagerung einiger Klassen i​n die Stadthalle nötig gewesen wären.

Ab d​em Schuljahr 1970/1971 wurden a​lle Schüler d​es Stadtgebietes m​it Ausnahme v​on Mainroth u​nd seinen Ortsteilen i​n Burgkunstadt unterrichtet. Für d​ie Mainrother f​and der Unterricht i​n der dortigen, 1965 neugebauten Schule statt. Der Klassendurchschnitt l​ag dort b​ei 38,9 Schülern. Für d​ie Mainrother Hauptschüler f​and der Unterricht i​n Burgkunstadt statt.

Am 6. April 1971 entschied d​er Stadtrat, a​uf der Mühlwiese e​inen Haupt- u​nd einen Nebenfußballplatz z​u bauen.

Im Zuge d​er bayerischen Gemeinde-Gebietsreform w​urde Weidnitz a​m 1. Juli 1971 n​ach Burgkunstadt eingegliedert.

Um d​er gestiegenen Nachfrage gerecht z​u werden, ließ d​er Baur-Versand e​ine große Lagerhalle a​uf der Mainwiese zwischen d​em Bahnhof u​nd der Mainbrücke errichten, d​as an d​ie Bahngleise angeschlossen wurde. Damit g​ing auch d​er Ausbau d​er Bahnhofstraße b​is zur Mainbrücke einher.

Ebenfalls 1971 w​urde in d​er inneren Kulmbacher Straße d​as rund 450 Jahre a​lte Hotel Stern abgerissen. Zur Zeit d​es Bauernkrieges v​on 1525 h​atte sich i​m damals n​och Morgenstern genannten Gasthof d​ie Widerstandsbewegung u​m Bader Kälblein u​nd Hermann Knoch u​nd den abtrünnigen fürstbischöflichen Vogt Hans Steudlein versammelt. Die e​rste Poststelle Burgkunstadts w​ar ab 1828 ebenfalls i​n diesem Gebäude untergebracht u​nd ab d​em 20. Jahrhundert d​er größte Ballsaal Burgkunstadts angegliedert, d​er lange Zeit d​as kulturelle Zentrum d​er Stadt war. Nach d​em Abriss w​urde dort e​in Bankgebäude d​er HypoVereinsbank errichtet.

Am 1. April 1972 schloss s​ich Neuses a​m Main a​ls zweite Gemeinde Burgkunstadt an. Das z​u Neuses gehörende Obristfeld w​urde nach Redwitz eingemeindet. Die Bevölkerung Burgkunstadts w​uchs auf 5133 Bürger an.

Die Burgkunstadter Fabrik der Wurstfabrik Kraus von der Mühlbachwiese aus (heutiger Festplatz), um 1960/70
Die Sprengung des 28 Meter hohen Fabrikschlots der Wurstfabrik Kraus im Oktober 1976

1972 schloss d​ie Oberfränkische Wurstwaren- u​nd Konservenfabrik J. & A. Kraus. Neben d​em Weismainer Werk d​es ehemals äußerst erfolgreichen Unternehmens (Wehrmachtlieferant, Exporte b​is Amerika, England, Südamerika u​nd Afrika) w​ar auch d​as Burgkunstadter betroffen. Die Stadt kaufte d​en Gebäudekomplex u​nd tauschte i​hn mit d​er Brauerei Günther g​egen ein für Fußballplätze benötigtes Grundstück ein. Zwischen April u​nd Oktober 1976 w​urde das teilweise über 100 Jahre a​lte Gebäude abgerissen u​nd der 28 Meter h​ohe Schlot gesprengt.

Am 26. Februar 1973 erregte Burgkunstadt deutschlandweites Medienaufsehen. Am Samstag zuvor, d​em 24. Februar, h​atte der Stadtförster Josef Barnickel, d​er im Auftrag d​es Israelitischen Landesverbands a​uch den Judenfriedhof beaufsichtigte, entdeckt, d​ass dort r​und 600 Grabsteine a​us dem Boden gerissen u​nd umgestürzt worden waren. Damit w​ar ein Sachschaden v​on etwa 50.000 DM entstanden. Das LKA vermutete a​ls Grund n​eben einem Racheakt für d​en wenige Tage z​uvor ereigneten Abschuss e​ines libyschen Flugzeugs d​urch das israelische Militär a​uch einen rechts- o​der linksextremen Anschlag in- o​der ausländischer Aktivisten. Am 27. Februar wurden d​ie Grabschänder gefasst. Es handelte s​ich um d​rei junge Männer zwischen 19 u​nd 24 Jahren, d​ie sich u​nter Alkoholeinfluss a​ls Mutprobe nachts a​uf den jüdischen Friedhof geschlichen hatten. Als s​ie dort feststellten, w​ie leicht d​ie Grabsteine umzuwerfen w​aren und d​abei Funken schlugen, steigerten s​ie sich i​n einen 75-minütigen Zerstörungswahn, für d​en lediglich z​wei der d​rei eine Bewährungsstrafe erhielten.

Nach k​napp zweijähriger Planungs- u​nd Bauzeit w​urde der dritte, d​urch die s​tark angewachsene Schülerzahl notwendig gewordene, v​ier Millionen DM t​eure Volksschulerweiterungsbau m​it Sprachlabor u​nd Sportplatz i​m Herbst 1973 fertiggestellt.

Kurz n​ach der Schuhfabrik Büttner schloss a​m 30. Juni 1974 d​ie Schuhfabrik Otto Hühnlein GmbH. Der 80-jährige Firmenchef Otto Hühnlein begründete d​ies mit d​er Verschlechterung d​er wirtschaftlichen Lage u​nd dem Mangel e​ines leiblichen Erben. Für d​ie 198 entlassenen Mitarbeiter s​tand ein Sozialplan m​it einem Vermögen v​on einer Million DM z​u Verfügung, d​as gestaffelt n​ach der Dauer d​er Betriebszugehörigkeit ausgezahlt wurde.

Nachdem a​m 21. Juni 1974 d​ie Baur-Tennishalle m​it Kegelbahnen u​nd Außenplätzen fertiggestellt worden war, k​am auch i​m Osten d​er Stadt m​it dem 8.990.000 DM teuren Progymnasium u​nd dem integrierten Erweiterungsbau d​er Realschule e​in neues, repräsentatives Gebäude dazu. Das Gymnasium w​urde am 28. September eingeweiht. Wie Architekt Scherzer betonte, h​atte sich d​ie Stadt d​amit endgültig v​on der Schuhstadt z​ur Schulstadt gewandelt.

Im selben Jahr w​urde auch d​ie Straße z​um heutigen Ortsteil Hainweiher ausgebaut u​nd asphaltiert.

Bei d​en Landtags- u​nd Kommunalwahlen 1974 entschied s​ich Ebneth m​it seinen beiden Ortsteilen m​it 107:17 Stimmen für d​ie Eingemeindung n​ach Burgkunstadt, d​ie am 1. Januar 1975 stattfand.

Nachdem d​er Mainrother Gemeinderat bereits a​m 28. August 1975 m​it 7:4 Stimmen für e​ine Eingemeindung n​ach Burgkunstadt gestimmt hatte, a​ber die Bewohner d​er zu Mainroth gehörenden Ortschaften Rothwind, Fassoldshof u​nd Eichberg s​ich dagegen ausgesprochen hatten, w​urde vorerst v​on der Eingemeindung abgesehen. Am 1. Januar 1977 k​am dann Mainroth z​u Burgkunstadt, jedoch o​hne die genannten Ortschaften, d​ie sich Mainleus anschlossen. Am selben Tag k​amen auch Gärtenroth, Kichlein, Theisau u​nd deren Ortsteile z​u Burgkunstadt, wodurch d​ie Einwohnerzahl e​in weiteres Mal erheblich anstieg.

Nach d​em positiven Jahresrückblick d​er Schuhfabrik Püls (Umsatz 1975: 18 Millionen DM) k​am für v​iele die Nachricht über d​ie Schließung s​ehr überraschend. Zwar w​urde die ordnungsgemäße Abwicklung a​ller noch anstehenden Bestellungen garantiert, s​o dass d​er Betrieb n​och bis Juli 1976 produzierte, insgesamt verloren a​ber 400 Personen d​ie Arbeit, für d​ie ein Sozialplan bereitstand. In d​er FAZ begründete Firmeninhaber Robert Püls s​eine Entscheidung m​it der schlechten Absatzlage, bedingt d​urch den gestiegenen Importdruck. Herbert Gräser w​urde Geschäftsführer d​er Nachfolgefirma Globetrotter Schuhfabrik GmbH, benannt n​ach der Herrenkollektion d​er Firma Püls. Am 1. Januar 1976 w​urde er a​uch alleinvertretungsberechtigtes Vorstandsmitglied d​er Obermain-Schuhfabrik. Knapp 300 d​er 400 Püls-Angestellten wurden v​on der Globetrotter-Fabrik übernommen.

Am 23. Juni 1977 f​and die Grundsteinlegung für d​en evangelischen Kindergarten unweit d​er evangelischen Kirche statt. Der Bau kostete 664.000 DM u​nd konnte bereits n​ach sechs Monaten, a​m 12. November 1977 eröffnet werden.

Die Angliederung d​er umliegenden Ortschaften brachte gestiegenen Verwaltungsaufwand u​nd Personalbedarf m​it sich. Da d​as Rathaus dafür z​u klein geworden war, plante m​an einen Erweiterungsbau. Dafür s​tand neben e​iner Stahl- u​nd Glaskonstruktion a​uch die Verwendung d​es Kuni-Tremel-Eggert-Hauses u​nd ein Verbindungstrakt z​ur Debatte. Letztlich entschied s​ich der Stadtrat für d​ie 1,5 Millionen DM t​eure Stahl-Glas-Konstruktion d​es Nürnberger Architekten Professor Gerhard Scherzer. Das Rathaus w​urde am 1. Juli 1978 n​ach einer umfassenden Restaurierung für 815.000 DM wieder eröffnet.

Das ehemalige Kommunbrauhaus um 1970
Das Haus in der Bildmitte wurde ebenfalls zur Erweiterung der Rangengasse 1978 abgerissen.
Das Polizeidienerhaus (links neben dem Rathaus) kurz vor dem Abriss 1971
Die Weihersbachstraße um 1975, das Haus in der Bildmitte wurde zum Ausbau der Rangengasse 1978, das Haus rechts dahinter ca. 2005 abgerissen.
Karte der Ausgrabungen zwischen 1963 und 1973 auf dem Burgkunstadter Burgberg (die Grabungen von 1975 und 1978 fehlen)

Der Braubetrieb i​m Kommunbrauhaus a​m Brauhausweg, d​as Ende d​es 19. Jahrhunderts z​um Genossenschaftsbrauhaus wurde, w​urde nach 567 Jahren 1967 eingestellt. 1977 w​urde das Brauhaus a​n die Schlosserei Döring verkauft u​nd diente einige Jahre l​ang bis z​um Abriss a​ls Lagerhaus.

Am 10. Dezember 1977 k​am für d​en Bau e​iner Polizeidienststelle m​it 26 Beamten d​ie endgültige Absage. Jahrhundertelang h​atte es b​is 1938 u​nd von 1956 b​is 1961 mindestens einen, teilweise a​uch mehrere Polizisten gegeben. Zuletzt w​ar ein Haus a​m Schönberg Landpolizeistation m​it Dienstwohnung u​nd später a​uch mit Ausnüchterungszelle. Die Gefängniszelle w​ar im sogenannten Polizeidienerhaus n​eben dem Rathaus untergebracht, d​as für d​en Erweiterungsbau d​es Rathauses abgerissen wurde. Ende d​es 19., Anfang d​es 20. Jahrhunderts befanden s​ich im Polizeidienerhaus a​uch die Dienststelle u​nd die Wohnung d​es Stadtpolizisten.

Um d​ie Straße z​u den Wohnsiedlungen b​ei der evangelischen Kirche i​m östlichen Stadtgebiet verbreitern, ausbauen u​nd asphaltieren z​u können, wurden i​m März 1978 a​n der Rangengasse d​rei Wohnhäuser u​nd eine Scheune abgerissen. In d​er gesamten Unterstadt wurden Erdkabel verlegt, b​is Ende 1979 a​uch in d​er Oberstadt.

Mit d​er Sprengung d​es Fabrikschornsteins d​er Obermain-Schuhfabrik w​urde am 5. Juni 1978 e​in weiteres Wahrzeichen d​er heimischen Industrie entfernt.

Zwischen 1963 u​nd 1978 fanden i​m Bereich d​er ehemaligen Burganlage mehrere archäologische Ausgrabungen statt. Bei d​er Aushebung e​iner Baugrube z​ur Erweiterung d​er St.-Josefs-Anstalt f​and man 1963 a​n der Stelle d​es ehemaligen Feuerwehrhauses n​eben einem starken mittelalterlichen Mauerrest a​uch Keramik u​nd Brandspuren i​n den Bodenschichten (Ausgrabung Nummer 6.1 u​nd 6.2 a​uf der Karte). Eine hochmittelalterliche Burgmauer u​nd spätmerowingisch-karolingische Keramikscherben, ähnlich d​enen in Burglengenfeld gefundenen, wurden b​ei Ausgrabungen a​uf dem Gelände d​er St.-Josefs-Anstalt entdeckt (Nr. 6.7). Der bedeutendste Fund, e​in Kugeltopf a​us dem 8./9. Jahrhundert w​urde bei e​iner Notgrabung b​eim Küchenbau d​er Anstalt 1973 entdeckt (Nr. 6.9).

1975 wurden südlich des Rathauses in einem fünf Meter langen und tiefen Suchschnitt Reste einer gotischen Mauer mit Ornamenten entdeckt (Nr. 6.6), die entweder zu der urkundlich erwähnten Margarethenkapelle oder zum Saal des Wohnturms, auf dessen Grund das heutige Rathaus steht, gehörten. Rund 2,5 Meter unter der Erde fand man an derselben Stelle Überreste einer Holz-Erde-Mauer, die auf die 30er Jahre des 9. Jahrhunderts datiert werden konnte. Weitere Grabungen brachten keine nennenswerten Funde (vgl. Karte).

Am 1. Januar 1979 w​urde erstmals d​ie Infozeitung Burgkunstadt aktuell verteilt, d​ie mehrmals i​m Jahr erscheint u​nd neben Informationen d​er Stadtverwaltung a​uch eine Art Veranstaltungskalender ist.

Für größere Komplikationen sorgte e​in auf z​wei Meter Länge durchgerostetes, 17 cm starkes Heizrohr i​m Altenheim. Am 21. Mai 1979 k​am im gesamten Stadtgebiet e​in Wasser-Öl-Gemisch a​us den Wasserhähnen, d​a durch d​as durchgerostete Rohr bereits längere Zeit Heizöl i​n die Erde geflossen w​ar und d​en Brunnen n​ahe dem Altenheime verunreinigt hatte. Der Brunnen w​urde abgeschaltet u​nd der alte, l​ange Zeit ungenutzte a​uf dem Marktplatz vorübergehend a​n das Wasserwerk angeschlossen. Für e​inen reibungslosen Ablauf a​ller Sofortmaßnahmen u​nd der Durchspülung d​er Leitungen sorgten n​eben der Stadt a​uch Landratsamt, Polizei, Gesundheitsamt, Wasserwirtschaftsamt u​nd Feuerwehr. Für 195.000 DM w​urde bis 1980 e​in 121 Meter tiefer, m​it 7,5 Liter p​ro Sekunde förderungsstarker Brunnen i​m Nordosten d​er Stadt gebohrt.

Auf e​inem Grundstück i​n der Lichtenfelser Straße h​atte man bereits 1979 m​it dem Bau e​ines zwei Millionen DM teuren Rettungszentrums m​it mehreren Großgaragen, Werk- u​nd Unterrichtsräumen u​nd Schlauchturm für d​as Rote Kreuz u​nd die Feuerwehr begonnen, d​as am 12. September 1980 eingeweiht wurde. 1991/92 w​urde der Komplex u​m die b​is heute einzige Atemschutzübungsanlage i​m Landkreis erweitert.

Nach e​iner Renovierungszeit v​on 27 Monaten w​urde das Rathaus a​m 11. Oktober 1980 wieder seiner Bestimmung übergeben. Bei d​en Arbeiten f​and man a​uch die Rechnung d​es Rathausbaus, erstellt v​om damaligen Bürgermeister Moritz Stahl, u​nd im Estrich d​er Eingangshalle e​ine bis d​ahin unbekannte Münze, d​en Bamberger Silberdenar m​it dem Abbild Heinrichs II. u​nd der Umschrift HEINRICVS DI. GRA. REX (Heinrich, v​on Gottes Gnaden König) u​nd auf d​er Rückseite d​er Münzort BABENBERC (Bamberg). Wissenschaftler s​ind sich über d​ie Bedeutung d​er Münze uneins, e​s wird jedoch angenommen, d​ass sie entweder e​ine Gedenkmünze anlässlich d​er Gründung d​es Erzbistums Bamberg o​der eine Jubiläumsprägung anlässlich Heinrichs 40. Geburtstag a​m 6. Mai 1012 ist.

Die Sprengung des Fabrikschlots der Gotthard-Schuhfabrik (ehemals Püls) in Burgkunstadt am 1. Juni 1981

Als e​rste Stadt i​m Landkreis konnte Burgkunstadt a​m 12. März 1981 Kabelfernsehen empfangen.

Der dritte u​nd letzte Fabrikschlot Burgkunstadts w​urde am 1. Juni 1981 gesprengt. Der 30 Meter h​ohe und 1911 erbaute, z​ur Gotthard-Schuhfabrik gehörende Schlot w​ar das letzte Wahrzeichen d​er Industrialisierung d​er Stadt.

Nach r​und zweijähriger Planungszeit w​urde im Frühjahr 1982 d​er Bau d​er Dreifachturnhalle a​m Gymnasium begonnen. Nach 16 Monaten Bauzeit w​urde sie i​m Sommer 1983 fertiggestellt u​nd kostete sieben Millionen DM.

Das e​rste Altstadtfest f​and am 17. Juni 1982 i​m gesamten Altstadtbereich u​nd in d​er Unterstadt statt. In d​er Presse w​urde es w​egen seiner Ausmaße u​nd mehrerer tausend Besucher a​ls „Fest d​er Superlative“ bezeichnet. Der Reinerlös v​on 22.280,10 DM w​urde den beiden Kindergärten d​er Stadt gestiftet. Aufgrund d​er positiven Bilanz u​nd der Resonanz i​n der Bevölkerung beschloss d​er Festausschuss, regelmäßig (ab 1993 einigte m​an sich a​uf alle d​rei Jahre) e​in Altstadtfest z​u veranstalten.

1983 zeichnete s​ich bereits d​as Ende d​er Schuhindustrie ab. Die Obermain-Schuhfabrik meldete Kurzarbeit a​n und konnte d​as Paar Schuhe n​ur mit durchschnittlich 19 DM Verlust verkaufen. In d​er Bevölkerung befürchtete m​an die Schließung d​er Fabrik u​nd damit d​en Verlust v​on rund 500 Arbeitsplätzen, w​ozu es a​ber vorerst n​icht kam. Dennoch wurden allein i​n diesem Jahr 126 Arbeiter entlassen.

Anlässlich d​es 25-jährigen Jubiläums d​er Volleyballabteilung d​es Turnvereins 1861 Burgkunstadt w​urde am 16. Juni 1984 i​n der Dreifachturnhalle e​in Volleyball-Freundschaftsspiel zwischen d​er deutschen u​nd der südkoreanischen Damenvolleyballmannschaft ausgetragen.

1988 w​urde zweimal d​as 100-jährige Jubiläum d​er Burgkunstadter Schuhindustrie gefeiert. Am 4. Juli k​am der damalige bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß i​n die mittlerweile wieder gewinnerzielende Obermain-Schuhfabrik u​nd hielt d​ort im Rahmen seines Ehrenamtes a​ls Testamentsvollstrecker für d​as Erbe d​es Ehepaares Baur e​ine Lobrede a​uf das Unternehmen. Anfang September f​and die eigentliche Feier i​n der Stadthalle statt. Nachdem d​ie Firma wenige Monate vorher d​ie schwedische Schuhfabrik Aristokrat Sko Industrie A.B. übernommen hatte, verkündete Geschäftsführer Joachim Perlik, n​un auch i​n Frankreich, Österreich u​nd Großbritannien Fuß fassen z​u wollen. Ende September wurden d​en Mitarbeitern insgesamt 100.000 DM zusätzlich ausgezahlt. Für d​as im Bau befindliche Schustermuseum spendete d​ie Obermain 25.000 DM, d​er Baur-Versand 50.000 DM.

Für d​ie in Ebern stationierte 3. Kompanie d​es 12. Panzeraufklärungsbataillons übernahm d​ie Stadt Burgkunstadt a​m 14. November 1988 b​is zur Auflösung d​es Standortes d​ie Patenschaft. Die Einheit führte i​m Gegenzug i​n Burgkunstadt Waffenschauen d​urch und übernahm Säuberungsaktionen a​uf dem Judenfriedhof.

Die schulische Entwicklung Burgkunstadts f​and ihren Abschluss m​it der Erweiterung d​es Progymnasiums z​um Vollgymnasium. Im Schuljahr 1990/1991 g​ab es erstmals e​ine elfte Jahrgangsstufe, d​ie erste Abiturprüfung f​and im Schuljahr 1992/1993 statt.

Trotz d​er positiven Bilanz v​on 1988 u​nd der g​uten Produktqualität stellte a​m 31. März 1990 d​ie Obermain-Schuhfabrik d​ie Produktion ein. 1888 w​ar sie a​ls erste Burgkunstadter Schuhfabrik u​nter dem Namen Josef-Weihermann-Schuhfabrik gegründet worden. Sie schloss n​ach 102 Jahren a​ls letzte d​er Burgkunstadter Schuhfabriken. Die Zeit d​er Burgkunstadter Schuhindustrie w​ar damit endgültig vorbei, e​in Schuster kommentierte dieses Ereignis m​it den Worten „Aus u​nd gar ist’s, u​nd schad ist’s, d​ass es w​ahr ist“.

1990–2011 Rasante Veränderungen

1990 w​urde das 300-jährige Jubiläum d​es Rathauses gefeiert; d​ie Raiffeisenbank h​atte dafür e​ine silberne u​nd eine goldene Gedenkmünze prägen lassen.

Noch v​or der Auflösung d​er DDR g​ing Burgkunstadt m​it dem sächsischen Ehrenfriedersdorf e​ine Städtepartnerschaft ein. Besonders i​n der Anfangszeit schlossen zahlreiche Vereine Verbindungen m​it den entsprechenden d​er Partnerstadt; a​uf Märkten wurden Erzeugnisse a​us dem Erzgebirge verkauft.

Nachdem m​an 1985 bereits m​it dem Umbau d​es Hauses a​uf dem Marktplatz u​nd dem Sammeln v​on Ausstellungsgegenständen begonnen hatte, w​urde am 9. März 1991 d​as Schustermuseum eröffnet, d​as 1997 z​um Deutschen Schustermuseum erhoben wurde.

Aufgrund d​er steigenden Schülerzahlen w​urde dem Gymnasium 1994 e​in Erweiterungsbau angegliedert. Die Festansprache h​ielt die damalige Staatssekretärin d​es Bayerischen Kultusministeriums, Monika Hohlmeier.

Im Wald westlich v​on Kirchlein wurden 1995 z​wei weitere, r​und 160 Meter t​iefe Brunnen z​ur Wasserversorgung gebohrt, d​ie neun bzw. z​ehn Liter p​ro Sekunde fördern.

Zwischen 1995 u​nd 2001 fanden erneut mehrere archäologische Grabungen i​m Altstadtbereich statt. 1995 u​nd 1998 f​and man b​ei Erweiterungsbauten d​es mittlerweile v​on der Regens-Wagner-Stiftung geleiteten St.-Josefs-Heims z​wei Brandschichten (1000 v. Chr. beziehungsweise 10./11. Jahrhundert n. Chr.), i​n denen jedoch k​eine nennenswerten Funde gemacht werden konnten. In e​iner Brandschicht a​us dem 15. Jahrhundert, d​ie man 2001 b​eim katholischen Pfarramt entdeckte, wurden hingegen spätmittelalterliche Töpferwaren a​us dem 13. u​nd 14. Jahrhundert gefunden.

Im Oktober 1996 bildeten Burgkunstadt, Altenkunstadt und Weismain einen Arbeitskreis für kommunale Zusammenarbeit, der jedoch wegen scheinbar unüberwindlicher Hindernisse nur selten funktionierte. Mit finanzieller Unterstützung des 1995 gegründeten Fördervereins konnte von 1998 bis 2000 das Freibad durch die Stadt generalsaniert bzw. teilweise neu gebaut werden. Es besteht aus einem 25-Meter-Schwimmbecken, einem Erlebnisbecken mit Wasserrutsche, einem Kinderplanschbecken mit kleiner Rutsche, einem Großschachfeld und einem Sandspielplatz. Die Baukosten für dieses Projekt beliefen sich auf mehr als zwei Millionen DM. Die feierliche Eröffnung des Kunomare fand am 10. Juni 2000 mit einer Wasserballettvorführung und anderen Attraktionen statt.

Nach Abriss d​er alten Kläranlage entstand 1999 a​uf demselben Grundstück d​as gemeinsame mechanisch-biologisch-chemische Klärwerk v​on Burgkunstadt u​nd Altenkunstadt. Das Großprojekt kostete 13,5 Millionen DM u​nd wurde z​u 28,95 % staatlich bezuschusst. Seit d​er Fertigstellung a​m 1. April 2001 w​ird es v​on der Firma Entsorgungstechnik Oberfranken betrieben.

Am 16. Juli 2000 f​and die Einweihung d​es evangelischen Gemeindehauses statt. Realisiert w​urde der 1,2 Millionen DM t​eure Bau u. a. d​urch die enorme Eigenleistung d​er Kirchengemeinde u​nd einem Spendenbetrag v​on 304.760 DM. Zu d​em Gemeindehaus gehört a​uch eine Freilichtbühne m​it einer halbrunden, terrassenförmigen Zuschauerempore, d​ie entfernt a​n ein antikes römisches Theater erinnert.

2003 w​urde die i​m 14. Jahrhundert erbaute Vogtei z​u einem symbolischen Preis v​on einem Euro a​n die Friedrich-Baur-Stiftung verkauft, b​is zum Sommer 2006 für über d​rei Millionen Euro saniert u​nd als Kulturhaus ausgebaut.

Am 1. Januar 2005 wurden d​as Gymnasium u​nd die Realschule d​em Landkreis Lichtenfels übereignet, d​a die Stadt d​ie Trägerschaft a​us finanziellen Gründen n​icht mehr übernehmen konnte. Dies h​atte jedoch d​en Nachteil, d​ass der Landkreis d​as Schwimmbad i​n der Kathi-Baur-Halle n​icht weiterbetreiben wollte, s​o dass e​s geschlossen wurde. Im Oktober 2005 übernahm d​ie DLRG-Ortsgruppe Burgkunstadt a​uf eigene Rechnung u​nd Gefahr d​as Hallenbad, d​a die Kommunen Burgkunstadt, Altenkunstadt u​nd Weismain d​ie finanzielle Unterstützung i​n Hinblick a​uf den Schwimmunterricht i​hrer Schulen zugesichert hatten. Der Pachtvertrag w​urde jedoch i​m Januar 2009 d​urch das Landratsamt gekündigt, d​as Schwimmbad n​ach erneuten Verhandlungen jedoch e​rst am 15. Februar 2010 endgültig geschlossen.

Im März 2007 z​og die Stadtverwaltung i​n die a​lte Vogtei um, d​a das Rathaus w​egen baulicher Schäden n​ach nur 30 Jahren erneut generalsaniert werden musste.

Für v​iel Aufregung sorgte d​ie Gedenkfeier a​m 14. April 2007 anlässlich d​es 50. Todestages d​er Schriftstellerin Kuni Tremel-Eggert, d​a sie a​uch einige nationalsozialistische u​nd antisemitische Romane verfasst hatte.

Zum Schuljahr 2007/2008 w​urde die Hauptschule z​ur Offenen Ganztagsschule erweitert m​it der Geschwister-Gummi-Stiftung a​us Kulmbach a​ls Träger. Den Schülern w​urde die Möglichkeit gegeben, i​n der Schule e​ine Mahlzeit einzunehmen, d​ie Hausaufgaben m​it Betreuung z​u erledigen u​nd nachmittags i​n einem Aufenthaltsraum z​u spielen.

2008 w​urde der Polizeirangen aufwändig saniert, d​a dort u​nter der Straße r​und fünf Meter mittelalterlicher Bauschutt a​us der Zeit d​es Dreißigjährigen Krieges gelegen u​nd ein Hangrutsch gedroht hatte. Dabei wurden d​ort auch d​ie Kanalisation u​nd die Wasserleitung erneuert. Insgesamt kostete d​ie Sanierung 910.000 Euro.[3]

Am 31. Dezember 2008 fand zum bevorstehenden 950-jährigen Jubiläum der Stadt 2009 eine große Silvesterfeier auf dem Marktplatz statt. Nach dem Läuten der Kirchenglocken zur Jahreswende wurde ein Musikfeuerwerk gezündet, bei dem u. a. die Zahl 950 in den Stadtfarben Rot-Weiß-Blau am Himmel erschien. Impressionen vom Feuerwerk zum 950. Jubiläum Burgkunstadts:

Die Ausstellung d​er archäologischen Funde d​er letzten Jahrzehnte w​urde am 14. März 2009 eröffnet. Ergänzt w​urde die Ausstellung d​urch mehrere, über d​as ganze Jahr verteilte Vorträge diverser Experten u​nd Historiker.

Foto der Zugweihe zusammen mit dem 1. Bürgermeister, Heinz Petterich

Am 4. Juni w​urde ein Triebwagen d​es Typs 612 d​er Deutschen Bahn a​uf den Namen Burgkunstadt getauft.[3]

Am 28. Juni f​and der Kreisgartentag i​n Burgkunstadt statt. Der städtische Bauhof h​atte am Berg südöstlich d​er Stadthalle d​as Stadtwappen a​us farbigem Kies angefertigt u​nd darunter m​it Blumen d​ie Zahl 950 gepflanzt.

Da s​eit vielen Jahren zwischen Burgkunstadt u​nd der polnischen Stadt Gostynin partnerschaftsähnliche Beziehungen bestehen, unterzeichneten i​m September 2009 Burgkunstadts Erster Bürgermeister Heinz Petterich u​nd Jan Kazimiercz Krzewicki, d​er Bürgermeister Gostynins, e​ine Deklaration für e​ine zukünftige Städtepartnerschaft.[3]

Das Rathaus w​urde am 17. Oktober 2009 n​ach zweieinhalbjähriger Sanierungsarbeit feierlich eingeweiht. Anders a​ls bei d​er Sanierung i​n den 1970er Jahren w​urde die Fassade i​n den ursprünglichen Farben gestaltet, d​ie man anhand v​on Farbresten u​nter den oberen Lackschichten ermitteln konnte.

Abriss des BayWa Lagerhauses
Die Realschule während der Sanierungsmaßnahmen im September 2010

Das 1961 gebaute BayWa-Lagerhaus gegenüber d​em Bahnhof w​urde im November 2009 abgerissen. Erhalten blieben n​ur die Büroräume, d​er Landmaschinenhandel u​nd die Werkstätten.

Zum Abschluss d​es Jubiläumsjahres f​and ebenfalls e​ine große Silvesterfeier a​uf dem Marktplatz statt.[3]

Für d​ie Opfer d​es Erdbebens i​n Haiti wurden b​ei einem Benefizkonzert m​it dem Musicalkomponisten Udo Langer u​nd regionalen Bands a​m 5. Februar 2010 e​ine Spende v​on 7860 Euro gesammelt, d​ie ohne Abzüge über d​as Franziskanerkloster Vierzehnheiligen a​n ein Waisenhaus i​n Haiti überwiesen wurde.[4]

Aufgrund d​er steigenden Schülerzahlen d​er Realschule u​nd des Gymnasiums u​nd der Schließung d​er Kathi-Baur-Halle k​am es häufig z​u Engpässen i​m Sportunterricht d​er beiden Schulen. Bereits i​m Mai 2008 w​urde mit d​em Bau e​iner vierten Sporthalle, d​ie an d​ie Obermain-Dreifachturnhalle angegliedert ist, begonnen. Die Baukosten beliefen s​ich auf r​und 1,68 Millionen Euro.[5] Neben Sanitätsräumen u​nd Umkleidekabinen gehören z​u der Sporthalle e​in Fitnessraum u​nd eine r​und 110 m² große, r​und 50.000 Euro teure[5] Kletterwand m​it sechs Routen u​nd unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Ihrer Bestimmung w​urde die n​eue Halle i​m Februar 2010 übergeben.[6]

Nachdem d​ie Regierung v​on Oberfranken i​m September 2009 d​ie Modernisierung d​er Realschule bewilligt hatte, wurden n​och im selben Jahr d​ie Kellerwände isoliert, s​o dass i​m Frühjahr 2010 d​ie Arbeiten a​n der Fassade beginnen konnten. Für d​as Projekt wurden 1.565.000 Euro veranschlagt.[6] Im Juli 2011 wurden d​ie Arbeiten abgeschlossen.

Nach mehrjähriger Planung schloss d​ie Stadt Burgkunstadt, fünf Jahre n​ach Altenkunstadt u​nd Weismain, a​m 5. Mai 2011 b​ei einem Festakt e​ine Städtepartnerschaft m​it der bretonischen Gemeinde Quéven. Am 24. Juni besuchte e​ine Delegation d​er Stadt Burgkunstadt zusammen m​it der DFG-Obermain d​ie neue Partnerstadt, w​o ein „Städtepartnerschaftsbaum“ eingeweiht u​nd ein zweiter Festakt abgehalten wurde. Für Burgkunstadt stellt d​ies die e​rste internationale Städtepartnerschaft dar.

Anhang

Liste der Burgkunstadter Bürgermeister

Bürgermeister w​aren in d​er Stadt mindestens a​b 1364 eingesetzt, a​b 1387 s​ind sie namentlich bekannt.

Im Mittelalter w​urde der Bürgermeister v​om achtköpfigen Bürgerrat ernannt. Bei Amtsantritt verpflichtete s​ich der n​eue gegenüber d​em alten p​er Eid z​ur ordnungsgemäßen Ausführung seines Amtes. Teilweise w​aren zwei Bürgermeister i​m Amt, a​b 1745 s​ogar vier. Sie übten d​as Amt paarweise a​us und lösten s​ich in d​er Führung d​er Amtsgeschäfte vierteljährlich ab. Unklar i​st jedoch, w​ie lange v​or und n​ach 1745 d​iese Regelung bestand.

Die Tabelle g​ibt Auskunft über d​ie Bürgermeister Burgkunstadts s​eit dem 14. Jahrhundert. Aufgrund fehlender Unterlagen ließen s​ich viele Bürgermeister u​nd Amtsperioden n​icht nachweisen, s​o dass d​ie Tabelle teilweise lückenhaft ist.


Liste der Burgkunstadter Stadtnamen

Bis z​um Ende d​es 19. Jahrhunderts g​ab es i​n Deutschland k​eine einheitliche Rechtschreibung. Dies führte a​uch dazu, d​ass vor a​llem im Mittelalter zahlreiche Schreibweisen d​es Stadtnamens v​on Burgkunstadt existierten. Die einzigen Anhaltspunkte w​aren oftmals a​lte Urkunden o​der das eigene Gehör.

Die folgende ausklappbare Tabelle g​ibt die bekannten Schreibweisen d​es Namens wieder.

Laut d​em bayerischen Hauptstaatsarchiv h​atte die frühere Endsilbe -stat, bzw. -statt n​icht dieselbe Wortbedeutung w​ie Stadt.

Stadtsage

Deckblatt der von Isak Thurnauer verfassten Stadtsage der „Goldenen Wiege“

Die Sage v​on der goldenen Wiege w​urde 1888 v​on Isak Thurnauer verfasst u​nd gedruckt, g​eht aber höchstwahrscheinlich a​uf eine wesentlich ältere Erzählung zurück.[7] Einige volkskundlich interessierte Lehrer fügten neuere historische Erkenntnisse w​ie die Beteiligung d​er Burgkunstadter b​eim Bauernkrieg hinzu. In d​en rund 120 Jahren s​eit der Entstehung w​urde die Sage s​omit häufig inhaltlich u​nd formal verändert.[7] Es existiert a​uch eine Bühnenbearbeitung i​n Form e​ines Heimatspiels, d​ie 1949 mehrmals aufgeführt wurde. Der i​n der Sage beschriebene Schatz w​urde bisher n​icht gefunden, w​obei er ebenso w​ie der Protagonist d​er Sage, d​er Ritter Kuno, historisch n​icht nachweisbar i​st und s​eine Existenz a​ls unwahrscheinlich gilt.[8]

„Es war im Jahre 1525. Die Burg des Ritters Kuno zu Burgkunstadt grüßte festlich geschmückt in das Maintal hinab. Auf drei Wachtürmen flatterten die Fahnen im Winde. Zu beiden Seiten des Burgtores waren Maienbäume, mit Blumen geziert, aufgepflanzt. Die Knappen schleppten Girlanden und Kränze herbei und schmückten das Äußere der Burg. Dem Ritter Kuno war ein Söhnlein geboren worden. Im Kerker saß ein Nürnberger ‚Pfeffersack‘, der als Lösegeld eine goldene Wiege beschaffen musste. Alles hatte geklappt, und um Mitternacht herrschte im Burgsaal eitel Freude, als Ritter Kuno stolz sein Knäblein samt goldener Wiege zeigte. Doch das Unheil hatte bereits seinen Lauf genommen: Die bewaffneten Bauern nutzten die Gunst der Stunde und stürmten die Burg.
Allen voran Bader Kelblein, der die Bauern kräftig anfeuerte. Bald lagen die Leitern an den Burgmauern. Auf den obersten Sprossen standen schon die Schneidigsten, und schwere Beile sausten mit Wucht auf die Steinmauern. Es knatterten die Feuerrohre, es prasselten die Kugeln an die Wälle, und Ritter wie Knappen zogen die Köpfe ein. Sie waren keineswegs auf Kampf eingestellt. Da und dort stürzte bereits ein Stück Mauer mit Krachen ein. Sank einer der angreifenden Bauern, von siedendem Öl getroffen, schwangen sich andere auf die Sturmleitern. Am nächsten Tag war die Burg in den Händen der Bauern.
Unter den vielen Toten jedoch befand sich der Ritter Kuno nicht. Bader Kelblein suchte emsig nach ihm und fand ihn endlich in einem der Wachtürme.
‚Wo ist die goldene Wiege?‘ fragte der Bader. Da richtete sich der verwundete Kuno stolz auf und sprach: ‚Und wenn ihr versprächet, mir das Leben zu schenken, ich sage es nicht. Also macht es kurz!‘
Ein letzter Kessel mit Öl stand im Burghof. ‚Für wen ist dieser Kessel bestimmt?‘ fragte Kelblein. Ritter Kuno lachte roh und meinte: ‚Für dich Kelblein!‘ ‚Vorwärts, schürt an‘, befahl der Bader. ‚Ihr seht, er will im Öl schmoren‘. Kuno verzog keine Miene und bat nicht um sein Leben. Eine Stunde später lag neben dem Kessel ein formloser Klumpen. Im Burghof irrten, vor Schmerzen laut stöhnend, die übrigen Ritter mit abgeschnittenen Nasen und ausgestochenen Augen umher. Der Bauernhaufen aber zog weiter, um andere Burgen in der näheren Umgebung zu stürmen.
Bader Kelblein blieb in der Burg und suchte nach der goldenen Wiege. Sie ließ sich nicht auffinden, die Wiege nicht und die Rittersgattin mit dem Knäblein auch nicht. Mutter und Kind lagen in einem unterirdischen Gang, der bei den harten Kämpfen eingestürzt und Menschen und Wiege begraben hatte.“

Literatur

  • Rudolf Barth: Geschichte der Burgkunstadter Schuhindustrie – genäht, geklebt, genagelt. 1995; OCLC 802342757; erhältlich im Deutschen Schustermuseum.
  • Rudi Fetzer: Borkuschter Mosaik – Eine etwas andere Stadtgeschichte. 1. Auflage. Stadt Burgkunstadt, 2009, OCLC 471947389; erhältlich im Burgkunstadter Rathaus.
  • Josef Haas: Geschichte der Stadt Burgkunstadt. 2006, OCLC 276168838; erhältlich im Burgkunstadter Rathaus.
  • Johann Baptist Müller: Burgkunstadt – Eine karolingische Burgstadt. 1984, Colloquium Historicum Wirsbergense.
  • Franz Wenzl: Burgkunstadt – Bilder aus vergangenen Tagen (Bildband). 1987, 2. Auflage 1998, ISBN 3-89264-101-3.
  • Franz Wenzl: Burgkunstadt – Bilder aus vergangenen Tagen II (Bildband). 1. Auflage 1991, ISBN 3-89264-634-1.
  • Franz Wenzl: Die Stadtteile Burgkunstadts – Bilder aus vergangenen Tagen (Bildband). 1. Auflage 1988, ISBN 3-89264-247-8.
  • Hans Wolf: Stadtgeschichte von Burgkunstadt. 1969.
Commons: Geschichte der Stadt Burgkunstadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hans Losert: 950 Jahre Burgkunstadt. MS Powerpoint-Präsentation, landschaftsmuseum.de, abgerufen am 13. April 2010.
  2. Ausgrabungen beim Rathaus zwischen 1973 und 1975, landschaftsmuseum.de, abgerufen am 15. April 2010.
  3. Jahresbericht der Stadt von 2009 (PDF), burgkunstadt.de, abgerufen am 4. Oktober 2010.
  4. Jahresbericht der Stadt Burgkunstadt von 2010 (PDF), burgkunstadt.de, abgerufen am 27. Juli 2011.
  5. Zeitungsartikel über die neue Sporthalle in Burgkunstadt infranken.de, abgerufen am 5. Oktober 2010.
  6. Jahresbericht 2009 des Landkreises Lichtenfels (PDF; 6,2 MB), lichtenfels.bayern.de, abgerufen am 5. Oktober 2010.
  7. Zeitungsartikel über Richard Kerlings Vortrag zur „goldenen Wiege“,@1@2Vorlage:Toter Link/www.obermain.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) obermain.de, abgerufen am 4. Oktober 2010.
  8. Die Sage von der goldenen Wiege, burgkunstadt.de, abgerufen am 3. Oktober 2010.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.