Schloss Ebneth
Schloss Ebneth ist ein Rittergut im oberfränkischen Ebneth, einem Ortsteil der Stadt Burgkunstadt. Nach mehrmaliger Zerstörung und Wiederaufbau befindet es sich in Privatbesitz.
Geschichte
Herrschaft der Marschälke von Ebneth
An der Stelle des Schlosses stand vorher ein anderer befestigter Adelssitz,[1] der von den Marschälken von Ebneth errichtet worden war.[2] Im Jahr 1353 erhielten Wolfram von Marschalk und dessen Vater Friedrich aus dem Geschlecht der Marschälke von Ebneth die Burg „Ebenot“ von Erzbischof Leopold III. als Burghut.[3][4] Am 31. März 1400 erhielt Johann Marschalk[4] die Burganlage.[5] Sein Nachfolger war Hans Marschalk, der in mehreren Kaufurkunden über Zehnten und Güter in den Jahren 1425, 1445 und 1456 als Verkäufer oder Zeuge erschien.[4]
Spätestens ab 1474 muss die Anlage zweigeteilt worden sein, da in einem Vertrag vom 12. Juni 1474 zwischen den Cousins Hans und Claus Marschalk geregelt ist, wie weit jeder der beiden seinen Teil mit einer Mauer umfrieden durfte und welche Ecken Türme erhalten sollten.[4] Vermutlich wurde dieser Vertrag anlässlich von Aus- und Neubauten geschlossen, da das Schloss zu dieser Zeit stark beschädigt oder zerstört war, möglicherweise eine Folge des Hussitenkriegs im Jahr 1430.[4] Streitigkeiten beim Bau der Anlage hatten zur Folge, dass zwischen den beiden Cousins die Unstimmigkeiten durch einen Schiedsspruch am 12. September 1479 geklärt werden mussten. Als Schiedsrichter waren Günther Brandenstein (Amtmann von Weismain und Stadtsteinach), Mertein von Redwitz (Amtmann von Kronach), Hans von Schaumberg zu Strössendorf, Klaus von Redwitz zu Küps, Hans von Guttenberg zu Vorderreuth und als Vorsitzender Hans Rauschner zu Lindenberg, Amtmann von Kasendorf, anwesend.[4] Dabei wurde unter anderem die Lage der Aborterker an dem Ansitz bestimmt sowie ein gemeinsamer Bau von Graben, Brücke und Torhaus beschlossen.[4] Es handelte sich also um einen Ansitz in Ebneth, der zwei Besitzer hatte und daher in zwei Hälften geteilt wurde.[4]
Am 16. Juni 1487 erhielt das Hochstift Bamberg den halben Teil des Ansitzes (Vordere Kemenate)[6] in Ebneth mit der Hälfte des Grabens, des Vorhofs, der Gärten, Äcker, Wiesen und Wälder als Sohn- und Tochterlehen von Claus Marschalk zu Ebneth.[4][6] Im Gegenzug erhielt dieser am 30. Juli 1487 ein Hochzeitsgeld und eine Lebensrente für seine Frau Clara in Höhe von 1900 Gulden zugesichert.[4] Die Söhne von Claus’ Cousin Hans, Kunz und Heinz Marschälke von Ebneth trugen, wohl aufgrund des getrübten Verhältnisses innerhalb der Familie, ihre Hälfte des Schlosses (Hintere Kemenate)[6] mit Zugehörungen 1487[6] oder am 18. April 1490[4] dem sächsischen Kurfürsten Friedrich III. als Sohn- und Tochterlehen auf.[4][5][6] Im Lehensbrief wurde der Neubau des Ansitzes vermerkt, der sich aber vermutlich auf die Jahre 1474 bis 1479 bezieht.[4] Nach dem Tod des Claus von Marschalk gab das Hochstift Bamberg als Lehensherr seine Schlosshälfte am 2. Februar 1508 seinen Söhnen Fritz und Guntram.[4] In einem Vertrag übereignete Fritz von Marschalk zu Wildenberg am 19. März 1514 seinem Bruder die gemeinsame Schlosshälfte samt Zugehörungen zur Alleinverwaltung.[4] Als Guntram 1518 oder 1519 verstarb, übertrug der Bamberger Bischof am 7. Juli 1519 wieder Fritz das Lehen über die Schlosshälfte.[4]
Im Bauernkrieg wurde das Schloss unter der Führung des Burgkunstadter Hauptmanns Hans Kälblein geplündert und niedergebrannt.[6] Der damalige Lehensmann über die vordere Kemenate, der Sohn von Fritz von Marschalk zu Wildenberg, Wolf Christoph Marschalk,[4] erhielt von seinem mit ihm eng verwandten Lehensherren, dem Bamberger Bischof Weigand von Redwitz als Entschädigung für den Brandschaden 1000 Gulden und weitere 80 für die entwendeten Güter.[6] Aus dem Jahr 1548 sind als Lehensmänner der Vorderen Kemenate Leander Marschalk zu Wildenberg und Ebneth zusammen mit den Brüdern Wolf Christoph und Jörg Marschalk zu Ebneth überliefert.[4] Unter ihnen wurde der Wiederaufbau des Schlosses begonnen, der jedoch nur teilweise durchgeführt wurde und unter der Alleinverwaltung von Jörg von Marschalk (ab 3. Juni 1557)[4] und Klaus von Marschalk (ab 15. Oktober 1578)[4] bis 1585 dauerte.[5] IAm 3. November desselben Jahres erhielten die Brüder Hans Christoph und Adam die vordere Kemenate. Auf sie folgte am 12. Dezember 1594 Michel Marschalk von Ebneth zu Wildenberg.[4] 1596 verpfändete er die bambergische Hälfte von Schloss Ebneth an Hans Adam von Künsberg gegen einen Kredit von 4000 Gulden.[4] Bis zur vollständigen Rückzahlung im Jahr 1613 verblieb die Schlosshälfte als Pfand in fremden Besitz.[4] Ab dem Jahr 1597 unterstand die Schlosshälfte wieder drei Brüdern, Veit Ulrich, Michael und Siegmund, wobei die beiden Erstgenannten am 11. November 1597 zugunsten ihres Bruders schriftlich auf die Rittergüter Wildenberg und Ebneth gegen eine Entschädigungszahlung verzichteten.[4] Nach dem Tod Siegmunds im Jahr 1609 wurde der inzwischen Domherr gewordene Veit Ulrich am 1. Juni als Vormund der Söhne Siegmunds, Christoph Georg, Hans Eitel und Hans Hieronymus mit ihrer Schlosshälfte belehnt.[4] Nach der Mündigwerdung von Christoph Georg am 10. Mai 1618 trat er selbst sein Lehen an. Seine Brüder folgten ihm am 2. Januar 1624. Im Dreißigjährigen Krieg erlitt das Schloss erneut Schäden und brannte im Jahr 1649 ab.[5] Der Wiederaufbau dauerte bis 1657.[1][2] Am 8. Februar 1673 erhielten Hans Hieronymus und dessen Cousins Wilhelm Heinrich und Adam Ernst Marschalk von Ebneth die Bamberger Schlosshälfte der Vorderen Kemenate als Lehen.[4]
Herrschaft der Grafen von Seckendorff
Anfang des 18. Jahrhunderts gab es keinen männlichen Nachkommen der Marschälke von Ebneth. Am 16. August 1705 heiratete Christof Friedrich von Seckendorff die Gutsherrentochter Wilhelmina Marschälkin von Ebneth. Nach ihrem Tod im Jahr 1733 erbte er das Schloss sowie den dazugehörigen Besitz,[3] und ließ einen geometrischen Plan des Schlosses anfertigen.[7] Der Plan gibt das Schlossgut zwar bereits als Ensemble wieder,[7] es waren aber zu dieser Zeit noch zwei einzelne, jedoch eng zusammengebaute Anlagen.[7] Ein Teil war das von Friedrich III. vergebene sächsische Lehen.[7] Zu diesem gehörten das damals abgebrannte und abgegangene Schloss (dessen Grundfläche die Terrasse des heutigen Schlosses ist),[7][8] die zentrale Hoffläche und ein Garten mit erhaltenem Keller hinter dem alten Verwalterhaus. An dessen Stelle steht das 1822 im Biedermeierstil errichtete Amtshaus.[7] Dazu kamen als Wirtschaftsgebäude der Steinerne Stadel, ein im Kern noch bestehender spätgotischer Massivbau[7] und die 1724 gebaute Neue Stallung, heute ein Baukomplex mit dem 1792 errichteten Gutshaus.[7] Als Ersatz für die zerstörte Kapelle wurde 1749 das Erdgeschoss des Georg-Sebastianischen Marschalkhauses aus dem späten[8] 16. Jahrhundert[2] als Gotteshaus mit Orgel und Holzgestühl, beides im Barockstil,[2] und Dachreiter[8] ausgebaut.[7] In den Andachtssal im erhöhten Erdgeschoss gelangt man über eine steile Freitreppe.[2] Das 1657 wiedererbaute Schloss gehörte zum zweiten Lehensteil, den das Hochstift Bamberg vergeben hatte.[7] Dazu kamen das alte Brauhaus, das Jagdhaus (seit diversen Umbauten im 19. und 20. Jahrhundert eher ein Forsthaus) und zwei Scheunen.[7] Am Nordflügel des Schlosses wurden im Auftrag von Christof Friedrich von Seckendorff in den Jahren 1752[8] bis 1757[7] kleinere Umbauarbeiten durchgeführt.[7]
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde eines der beiden um 1474 beschriebenen Teile des Schlosses abgerissen.[2] Zwischen 1850 und 1875 renovierten die Nachfahren des Christof Friedrich von Seckendorff die Schlossanlage.[5] 1972 wurde die Schlossanlage mit Mitteln der Denkmalpflege renoviert. Da an der baulichen Substanz nichts verändert wurde, ist das Schloss nahezu im Zustand von 1657 erhalten.
Beschreibung
Das Schloss besteht aus zwei zusammengebauten, fluchtenden Satteldachbauten,[9] mit massivem Untergeschoss und je einem oberen Fachwerkaufbau, der wie das Dach aus der Zeit des zweiten Wiederaufbaus zwischen 1649 und 1657 stammt.[2] Von dem Haus führt eine Steinbrücke von 1744 über den ehemaligen Wassergraben in den Vorhof.[7] Auf dem Vorhof sind sämtliche Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäude erhalten;[7] dazu gehören ein Forst- und Jagdhaus aus dem 18. Jahrhundert mit Umbauen des 20. Jahrhunderts[8] und ein Brauhaus, das als eingeschossiger Walmdachbau im 18. Jahrhundert errichtet und später durch einen zweigeschossigen Anbau erweitert wurde.[8] Ebenso gehören zu den Gebäuden im Vorhof ein Backhaus,[7] ein Amtmannshaus sowie verschiedene Scheunen und Stallungen,[1] darunter ein Hundezwinger mit Holzlege,[7] und eine Kapelle.[1] Hinter dem Haupthaus befinden sich Obst- und Ziergärten.[7]
Die gesamte Anlage, in der auch ein Modelleisenbahnladen und ein Fotostudio untergebracht sind, fiel über Isabelle Callens geb. von Seckendorff, die auch Schloss Trautskirchen erbte, an die Familie Callens-von Seckendorff. Schloss Ebneth ist auch der Sitz der von ihr gegründeten Stiftung Callens von Seckendorff Guts- und Forstverwaltung Stiftung & Co. KG Ebneth-Trautskirchen.
Schutzstatus
Das Schlossgut ist durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege mehrfach geschützt.[8] Das Gelände rund um das Schloss wird als Bodendenkmal unter der Denkmalnummer D-4-5833-0166 geführt.[8] Das Schloss selbst ist ein Baudenkmal mit der Nummer D-4-78-116-92, die Anlage in ihrer Gesamtheit hat als denkmalgeschütztes Ensemble die Nummer E-4-78-116-2.[8]
Einzelnachweise
- Geschichte von Ebneth und des Schloss Ebneths, burgkunstadt.de, abgerufen am 5. Mai 2012
- Bach-Damaskinos (1996), S. 188
- Wenzl (1991) S. 84 ff.
- Kunstmann (1978), S. 97–110
- Weiskopf; Raab-Aydin (2000), S. 33.
- Müller (1993), S. 37.
- Chevalley (1986), S. 297f.
- (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Schloss Ebneth, geodaten.bayern.de, abgerufen am 7. Dezember 2012)
- Eintrag zu Schloss Ebneth in der privaten Datenbank „Alle Burgen“., abgerufen am 12. September 2015
Literatur
- Ruth Bach-Damaskinos, Peter Borowitz: Schlösser und Burgen in Oberfranken – Eine vollständige Darstellung aller Schlösser, Herrensitze, Burgen und Ruinen in den oberfränkischen kreisfreien Städten und Landkreisen. Verlag A. Hofmann, Nürnberg 1996, ISBN 3-87191-212-3, S. 188
- Denis André Chevalley: Oberfranken: Ensembles, Baudenkmäler, archäologische Geländedenkmäler. (Band 4 von Denkmäler in Bayern). Oldenbourg Verlag 1986, ISBN 3-486-52395-3, S. 297f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- Hellmut Kunstmann: Der Burgenkranz um Wernstein im Obermaingebiet. Degener, Neustadt (Aisch) 1978, ISBN 3-7633-4002-5, S. 97–110 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Fritz Mahnke: Schlösser und Burgen im Umkreis der Fränkischen Krone. Druck- und Verlagsanstalt Neue Presse, Coburg 1974.
- Johann Baptist Müller: Die Stadt Burgkunstadt im Bauernkrieg von 1525. In: CHW – Jahrbuch Geschichte am Obermain. Band 19, CHW Selbstverlag, Lichtenfels 1993/94, S. 37.
- Johann Baptist Müller: Fürstbischof Georg II. Marschalk von Ebneth. In: CHW – Jahrbuch Geschichte am Obermain. Band 20, CHW Selbstverlag, Lichtenfels 1995/96, S. 27–29.
- Heinrich Ramming: Schloß und Kirche sind Zeugen langer Tradition – aus der bewegten Geschichte von Ebneth. In: Aus der fränkischen Heimat. Kulmbach 1990, S. 1–2.
- Ingrid Weiskopf, Karin Raab-Aydin (Hrsg.): Burgkunstadt, Altenkunstadt, Weismain – Kunst und Kultur – Wissenswertes und Interessantes Gestern und Heute. Die Kulturmacher e.V., 2000, DNB 991045734, S. 14.
- Franz Wenzl: Die Stadtteile der Stadt Burgkunstadt mit Bildern aus vergangenen Tagen. Geiger Verlag, Horb am Neckar 1991, ISBN 3-89264-247-8, S. 84 ff.