Forchheim
Forchheim ist eine fränkische Große Kreisstadt im Süden des bayerischen Regierungsbezirks Oberfranken. Die Stadt ist Sitz des Landratsamts Forchheim und mit über 32.000 Einwohnern die mit Abstand einwohnerstärkste Kommune des Landkreises. In Forchheim begann im Jahre 911 die eigenständige deutsche Geschichte durch die Wahl von Konrad I. zum ersten ostfränkischen König nach der endgültigen Fränkischen Reichsteilung. Forchheim wird „Eingangstor zur Fränkischen Schweiz“ genannt. Die Stadt liegt an der Bahnstrecke Nürnberg–Bamberg, am Main-Donau-Kanal und am Frankenschnellweg zwischen Bamberg (23 km nördlich) und Nürnberg (ca. 30 km südlich). Forchheim gehört seit April 2005 der Europäischen Metropolregion Nürnberg an.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberfranken | |
Landkreis: | Forchheim | |
Höhe: | 266 m ü. NHN | |
Fläche: | 44,44 km2 | |
Einwohner: | 32.374 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 728 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 91301 | |
Vorwahl: | 09191 | |
Kfz-Kennzeichen: | FO, EBS, PEG | |
Gemeindeschlüssel: | 09 4 74 126 | |
Stadtgliederung: | 7 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
St.-Martin-Straße 8 91301 Forchheim | |
Website: | ||
Oberbürgermeister: | Uwe Kirschstein[2] (SPD) | |
Lage der Stadt Forchheim im Landkreis Forchheim | ||
In Forchheim befand sich ein fränkischer Königshof, der bis auf Karl Martell (ca. 690–741) zurückgehen soll. Die Stadt verfügt über einen gut erhaltenen historischen Kern, mit der „Kaiserpfalz“, dem Archäologiemuseum Oberfranken und dem Rathausplatz mit seinem Fachwerk-Ensemble.
Herkunft des Namens Forchheim
Zu Beginn des 13. Jahrhunderts vermutete man, dass der Stadtname Vorchheim sich von dem althochdeutschen Wort vorhe (für Forelle) ableitet. Dies führte zu dem sprechenden Wappen mit den beiden Forellen. Obwohl zur Zeit der Namensgebung der Forellenreichtum in den Flüssen um Forchheim sicherlich sehr groß war, gilt es inzwischen als sicher, dass sich der Stadtname vom althochdeutschen vorha (für Föhre) ableitet, also Föhrenheim bedeutet. Der Name dürfte in der Mitte des 7. Jahrhunderts entstanden sein. Damals gründeten die ersten fränkischen Zuwanderer in dieser Region zahlreiche Plansiedlungen mit dem Grundwort -heim, vor allem an Flussläufen.
Geographie
Lage
Forchheim liegt an der Regnitz, dem Main-Donau-Kanal und an der Wiesent. Die Regnitz verlässt Forchheim in nordwestlicher Richtung und mündet bei Bischberg in den Main. Forchheim ist im Westen vom Steigerwald und im Osten von der Fränkischen Schweiz eingerahmt und liegt in einer Tallandschaft.
Stadtgliederung
Die Stadt Forchheim hat 7 Stadtteile:[3]
Es gibt die Gemarkungen Buckenhofen, Burk, Kersbach, Forchheim, Reuth und Untere Mark (nur Gemarkungsteil 0).[4]
Nachbargemeinden
Folgende Gemeinden grenzen an die Stadt Forchheim:
- Landkreis Forchheim: Gemeinde Eggolsheim, Gemeinde Weilersbach, Gemeinde Kirchehrenbach, Gemeinde Wiesenthau, Gemeinde Pinzberg, Gemeinde Poxdorf, Gemeinde Hausen und Gemeinde Hallerndorf
- Landkreis Erlangen-Höchstadt: Stadt Baiersdorf
Klima
Klimatabelle Forchheim
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Geschichte
Von der Vorgeschichte bis zum 19. Jahrhundert
Die ältesten Spuren einer dauerhaften Besiedlung im Stadtgebiet Forchheims kamen 2013 bei einer Ausgrabung unter dem Klostergarten des Antonius-Klosters zutage[5]. Zwischen Befunden jüngerer Zeitstellung fand sich auch eine Grube mit Scherben und Steinartefakten der Linearbandkeramischen Kultur aus der Zeit um 5000 v. Chr.[6]
Im 8. und 9. Jahrhundert wurden in Forchheim ein fränkischer Königshof und eine Pfalz errichtet. Im Jahr 805 wurde die Stadt im Diedenhofener Kapitular von Karl dem Großen unter dem Namen „Foracheim“ erstmals urkundlich erwähnt. Damals war Forchheim Teil des ostfränkischen Netzes von Kontrollstationen für den Handel mit den Slawen.
Aus dieser Frühphase sind in jüngster Zeit an zwei Stellen in der Stadt Baureste aufgefunden worden. Ebenfalls bei der Grabung im Klostergarten wurden unmittelbar östlich des heutigen Wilhelm-Kleemann-Weges Fundamente von hallenartigen hölzernen Gebäuden entdeckt[5], die, auf die Wiesent ausgerichtet, auf die Funktion Forchheims als Handelsplatz verweisen[7]. Ausweislich der zahlreichen Keramikfunde ist dieses karolingische Bauensemble bereits im 8. Jh.[8], also noch vor der ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes in Betrieb. Bei Ausgrabungen im Fundamentbereich des mittelalterlichen Rathauses wurden 2018 steinerne Fundamente des 9. bis 10. Jhs. gefunden.[9] Da in dieser Zeit nur wichtige Gebäude in Steinbauweise errichtet wurden, spricht vieles dafür, dass sich das Areal der Pfalz tatsächlich an der Stelle des heutigen Rathauses befand, zumal das Patrozinium der benachbarten Martinskirche typisch für frühe fränkische Kirchen ist.
In dieser Zeit fanden in Forchheim zahlreiche Reichstage und Fürstentage statt. Der erste Aufenthalt eines ostfränkischen Königs ist für 849 belegt. Den Höhepunkt ihrer Bedeutung hatte die Pfalz im Jahre 900, als dort am 4. Februar der erst sechsjährige Ludwig das Kind zum König gewählt und gekrönt wurde. Nach dem Tod des letzten Karolingers wurde in Forchheim am 10. November 911 Konrad I. zum ostfränkischen König gewählt.
Am 1. November 1007 schenkte König Heinrich II. das Königsgut Forchheim dem Bistum Bamberg. 1039 jedoch stellte König Heinrich III. die Stadt wieder unter Reichsverwaltung, bevor sie am 13. Juli 1063 wieder bis zur Säkularisation 1802/03 mit dem Bistum Bamberg, das ab 1500 zum Fränkischen Reichskreis gehörte, verbunden wurde. In der Zeit Heinrichs IV. wurde am 15. März 1077 Herzog Rudolf von Rheinfelden in Forchheim als Gegenkönig gewählt (vgl. Gang nach Canossa), woraus der Stadt auf politischer Ebene vermutlich ein unheilvoller Ruf entstanden ist.
Zwischen 1200 und 1220 wurde Forchheim zur Stadt erhoben und erhielt ihr jetziges Wappen. Im späten 14. Jh. errichtete man eine Stadtburg für die Aufenthalte der Fürstbischöfe, die erst in jüngerer Zeit als Kaiserpfalz bezeichnet wurde.
Im zweiten Markgrafenkrieg wurde Forchheim 1552 von den Truppen des Albrecht Alkibiades unter Zerstörungen erobert. Nach diesen Erfahrungen baute man die Stadt als südliche Grenzfestung des Bamberger Hochstiftes gegen die protestantischen Nachbarn, das Fürstentum Ansbach und die freie Reichsstadt Nürnberg im neu-italienischen Stil zur Festung aus. Durch diesen Festaungsausbau überstand Forchheim den Dreißigjährigen Krieg, ohne ein einziges Mal eingenommen worden zu sein. Der Bamberger Fürstbischof floh vor den Schweden mehrere Male samt Domschatz in das sichere Forchheim, das von 1632 bis 1634 mehrmals von den Schweden belagert wurde. Der Festungsausbau wurde danach noch bis weit ins 18. Jh. vorangetrieben.
Am 6. September 1802 wurde die Stadt von bayerischen Truppen besetzt, dem Kurfürstentum Bayern angeschlossen und Sitz eines Landgerichts, aus dem der spätere Landkreis Forchheim entstand. 1889 wurde Forchheim eine kreisfreie Stadt.
In den frühen 1840er Jahren wurde Forchheim Hafenstadt, als der 1835–1846 erbaute Ludwig-Donau-Main-Kanal die Stadt erreichte.
20. und 21. Jahrhundert
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Synagoge der Jüdischen Gemeinde in der Wiesentstraße beim Novemberpogrom 1938 von SA-Männern geschändet und zerstört, woran ein Gedenkstein gegenüber dem ehemaligen Standort des Gotteshauses erinnert.[10]
1937 begann in Bayern die Umwandlung der Bekenntnisschulen in Gemeinschaftsschulen. Ab dem Schuljahr 1938/39 gab es in der Stadt nur noch je eine Knaben- und eine Mädchenschule für Kinder beider christlicher Konfessionen. Der geheime „Kruzifixerlass“ des bayerischen Kultusministers Adolf Wagner vom 23. April 1941, demzufolge Kruzifixe in bayerischen Schulen „allmählich“ zu entfernen seien, sorgte hingegen für erheblichen Widerstand innerhalb der katholischen Bevölkerung. Nahezu 150 Frauen demonstrierten in Forchheim gegen den Erlass, hatten aber keinen Erfolg.[11]
Im Jahr 1972 verlor die Stadt mit der bayerischen Gebietsreform ihre Kreisfreiheit und wurde in den Landkreis Forchheim eingegliedert.
Forchheim feierte im Jahr 2005 das 1200-jährige Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung. Dazu gab die Deutsche Post eine Sonderbriefmarke zu 45 Cent aus. 2004 war die Stadt Schauplatz der Bayerischen Landesausstellung Edel und Frei. Franken im Mittelalter, die rund 200.000 Besucher hatte.
Eingemeindungen
Zum 1. Januar 1926 wurde Serlbach aus der Gemeinde Reuth nach Forchheim umgemeindet.[12] Am 1. Juli 1972 schloss sich Reuth freiwillig der Stadt Forchheim an. Am 1. Januar 1978 wurde die Gemeinde Kersbach eingegliedert. Am 1. Mai 1978 kamen Buckenhofen und Burk hinzu.[13]
Bevölkerungsentwicklung
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Forchheim eine vorindustriell geprägte Kleinstadt mit etwa 3000 Einwohnern. Infolge der Industrialisierung siedelten sich viele Fabriken in der Stadt an und die Einwohnerzahl stieg, vor allem durch den Zuzug von Fabrikarbeitern, bis 1910 auf knapp 10.000 Einwohner.
Einen zweiten stärkeren Anstieg der Einwohnerzahl erfuhr die Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg infolge der Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945–1950. Im Jahr 1946 mussten 5701 Flüchtlinge und Heimatvertriebene in Forchheim untergebracht werden, bis zum 31. Dezember 1950 betrug der Anteil der Vertriebenen und Geflüchteten in der Stadt 31,35 Prozent. Auch stieg die Bevölkerungszahl weiter deutlich an. Seit den 1990er Jahren liegt die Einwohnerzahl bei etwa 30.000.[14]
Politik
Stadtrat und Oberbürgermeister[15]
Über die Vergabe der 40 Sitze im Stadtrat entscheiden die Wahlberechtigten alle sechs Jahre.
Gemeinsam mit der Kommunalwahl am 16. März 2014 wurde auch die Oberbürgermeisterwahl (amtliche Ergebnisse in Klammern) durchgeführt. Dabei traf Amtsinhaber Franz Stumpf (49,59 %) auf drei Herausforderer. Für die SPD trat Uwe Kirschstein (20,46 %) erstmals an, während Manfred Hümmer (20,09 %) nach 2008 zum zweiten Mal für die Freien Wähler kandidierte. Die FDP war mit Sebastian Körber (9,87 %) vertreten.[16] Damit kam es seit 1990 erstmals wieder zu einer Stichwahl,[17] die am 31. März 2014 Franz Stumpf mit 55,47 % in seinem Amt vor seinem Herausforderer Uwe Kirschstein (44,53 %) bestätigte.[18] Somit war seit 1990 Franz Stumpf (CSU/Wählerinitiative Unabhängiger OB) Oberbürgermeister Forchheims.
Der Stadtrat stimmte am 17. Dezember 2015 dem Antrag des Oberbürgermeisters Franz Stumpf, sein Amt mit Ablauf des 31. März 2016 aus gesundheitlichen Gründen niederzulegen, zu. Das Landratsamt Forchheim setzte den Termin der Neuwahl für den 6. März 2016 fest.[19] Beim ersten Wahlgang erhielt Ulrich Schürr (CSU/JB) 34,27 %, Uwe Kirschstein (SPD) 28,03 %, Manfred Hümmer (Freie Wähler) bei seinem dritten Anlauf 22,91 % und der Ordnungsamtsleiter der Stadt Forchheim, Klaus Backer (FOF), 14,79 %. In der Stichwahl am 20. März 2016 siegte Uwe Kirschstein mit 52,19 % der Stimmen gegen Ulrich Schürr (47,81 %). Kirschstein trat das Amt am 1. April 2016 an.
Wappen
Blasonierung: „In Rot übereinander zwei silberne Fische.“[20]
Wappengeschichte: Forchheim ist ehemaliges Königsgut. Als Kaiser Heinrich II. im Jahr 1007 das Bistum Bamberg gründete, kam Forchheim mit 14 anderen Ortschaften an das Bistum. Die Erhebung zur Stadt erfolgte spätestens im 13. Jahrhundert, eine Stadtgründungsurkunde ist nicht überliefert. Von Forchheim sind viele Siegel erhalten. Das älteste bekannte Siegel ist um 1280 entstanden und zeigt die beiden Fische (auf einem Dreiecksschild, umgeben von Zweigen mit Lindenblättern und einer Inschrift), die redend für den Stadtnamen stehen sollten, den man von Forchen (Forellen) ableitete. Heute weiß man, dass der Ortsname von dem althochdeutschen foraha kommt und Siedlung an einem Föhrenwald bedeutet. In den Siegeln zwischen 1559 und 1650 ist der Schild vorübergehend mit Wellen gefüllt, die Fische blickten in unterschiedliche Richtungen und es erscheint zusätzlich der Großbuchstabe V für Vorchheim. Die Farben ändern sich mehrmals. 1565 ist der Schild von Rot und Gold geteilt, im 19. Jahrhundert ist der Schild Blau. Heute orientiert man sich bei der Farbgebung an die farbige Abbildung von 1555. Die Stadt Forchheim führt das Wappen seit dem 13. Jahrhundert. | |
Städtepartnerschaften
Le Perreux-sur-Marne, Frankreich (1974) Roppen, Österreich (1987) Pößneck, Deutschland (1990) Broumov, Tschechien (2002), seit 1955 ist Forchheim (wegen der Heimatvertriebenen) die Patenstadt der Stadt und des Kreises Broumov |
Wirtschaft und Infrastruktur
Überblick
Die Stadt ist seit April 2005 Teil der Metropolregion Nürnberg und seit Oktober 2002 der Wirtschaftsregion Bamberg-Forchheim. Der größte Arbeitgeber mit Sitz in Forchheim ist die Siemens Healthineers AG mit mehr als 3000 Arbeitnehmern.
Unternehmen
Die 15 größten in der Stadt vertretenen Unternehmen nach der Zahl der Beschäftigten sind (Stand: August 2018):[21]
Rang | Name | Mitarbeiter in Forchheim |
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1. | Siemens Healthineers | 3500 |
2. | Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz | 955 |
3. | Infiana | 755 |
4. | Simon Hegele | 590 |
5. | Piasten | 440 |
6. | Gebr. Waasner | 400 |
7. | Sparkasse Forchheim | 385 |
8. | Lebenshilfe Forchheim | 305 |
9. | Globus | 300 |
10. | Weber & Ott | 300 |
11. | Wellpappe Forchheim | 230 |
12. | Volksbank Forchheim | 160 |
13. | Spedition Pohl | 150 |
14. | Stadtwerke Forchheim | 115 |
15. | A. Schweizer | 100 |
Brauereiwesen
Forchheim hat, wie auch die Nachbarstadt Bamberg, eine lange Tradition im Brauereiwesen. Es gibt heute vier ortsansässige Brauereien:
- Brauerei Hebendanz (seit 1579)
- Brauerei Neder (seit 1554)
- Brauerei Greif (seit 1848)
- Brauerei Eichhorn (seit 1783)
Während des Bamberger Bierkrieges von 1907 bezogen die Bamberger Gaststätten ihr Bier aus Forchheim. Dadurch wurden die Bamberger Brauereien gezwungen, die Erhöhung des Bierpreises wieder zurückzunehmen.
Einzelhandel
Von regionaler Bedeutung ist die Innenstadt, wo sich die Mehrzahl der Forchheimer Einzelhändler angesiedelt hat.
Die Fußgängerzone erstreckt sich hauptsächlich über die Hauptstraße mit einigen sich kreuzenden Rippenstraßen. Weitere Geschäftsstraßen in der Innenstadt sind die Hornschuchallee, die Bamberger Straße und die Wiesentstraße. Im Süden befindet sich das Einkaufszentrum Globus mit Baumarkt, Elektromarkt, Supermarkt und Einzelhändlern. Gewerbegebiete gibt es auch nahe der A 73 (Gewerbegebiete Lände und nördlich der Lände) sowie nahe Sigritzau (Gewerbe- und Industriegebiet Sandäcker).
Verkehr
Individualverkehr
Die Stadt wird im Westen von der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Bundesautobahn 73 (Feucht – Nürnberg – Fürth – Erlangen – Forchheim – Bamberg – Coburg – Suhl) tangiert und ist mit den beiden Anschlussstellen Forchheim-Nord und -Süd an diese angebunden. Durch das Stadtgebiet führt von West nach Ost die Bundesstraße 470 (Bad Windsheim – Forchheim – Weiden in der Oberpfalz) sowie die vormalige Bundesstraße 4 in Nord-Süd-Richtung; diese wurde 2011 wegen einer parallel dazu verlaufenden Autobahn zur Staatsstraße 2244 heruntergestuft.
Eisenbahn
In Forchheim unterhält die Deutsche Bahn AG folgende Bahnhöfe und Haltepunkte:
- Forchheim (Oberfr)
- Kersbach
Der Bahnhof Forchheim liegt an der Bahnstrecke Nürnberg–Bamberg und ist Ausgangspunkt für die Bahnstrecke Forchheim – Ebermannstadt. Er war außerdem Ausgangspunkt für die Bahnstrecke Forchheim–Höchstadt bis zu deren endgültigen Stilllegung am 1. April 2005. Er wird von Regional-Expresszügen der Deutschen Bahn (DB) bedient, die in den Tarifverbund des Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg (VGN) eingegliedert sind und dort unter der Bezeichnung R2 (Nürnberg – Forchheim – Bamberg – Lichtenfels) sowie R22 (Forchheim – Ebermannstadt) geführt werden. Der Bahnhof wurde mit zusammen mit dem rund 300 Millionen Euro teuren viergleisigen Ausbau der Bahnstrecke komplett neugestaltet. Die beiden bisherigen Tunnel wurden durch eine neue unterirdische Verbindung ersetzt. Der gesamte Bahnhof wurde behindertengerecht gestaltet und der schon lange geforderte Aufzug wurde gebaut.[22]
Seit Dezember 2010 sind die Bahnhöfe Forchheim und Kersbach in das Netz der Nürnberger S-Bahn integriert.
Nach öffentlichen Diskussionen sowie einer Unterschriftenaktion einer Bürgerinitiative im Winter 2013, die auch von Schülern anliegender Schulen unterstützt wurde, soll mit Forchheim-Nord ein weiterer Haltepunkt entstehen. Aufgrund der von der Bahn angenommenen zu niedrigen Fahrgastzahlen und erwarteten Konflikten mit der Engstelle an der Jean-Paul-Straße, wo der Halt geplant war, drohte für dieses Projekt zeitweilig das Aus. Nach massiver Kritik von Forchheimer Politikern an der kompletten Streichung der Pläne wurde geprüft, ob der S-Bahn-Halt Forchheim-Nord auch an einem weniger konfliktträchtigen Ort an der Strecke realisiert werden könnte.[23][24][25][26][27][28][29][30] Nun soll er im Bereich der Dietrich-Bonhoeffer-Unterführung eingerichtet werden. Die Baumaßnahmen sollen 2021 beginnen, die Fertigstellung ist für 2023 vorgesehen. Bürgerinitiativen, sowie Rektoren und Vertreter der Schulen fordern jedoch zur besseren Anbindung eine zusätzliche Unterführung.[31]
Öffentlicher Personennahverkehr
Das Stadtbusliniennetz (Stadtbus Forchheim) wird von der DB Regiobus GmbH, einem Tochterunternehmen der Omnibusverkehr Franken GmbH (OVF), im Auftrag des Landkreises im Halbstundentakt betrieben. Es ist in den Tarifverbund des VGN integriert und besteht aus vier innerstädtischen Linien, die mit rund 70 Haltestellen das gesamte Stadtgebiet erschließen. Treffpunkt aller Linien ist der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) auf dem Bahnhofsvorplatz, an dem Umsteigemöglichkeiten zu sieben Regionalbuslinien sowie zum Schienenverkehr der DB, vorrangig der S-Bahnanschlüsse, bestehen. Der Stadtteil Kersbach ist über die Regionalbuslinie 224 (Forchheim – Neunkirchen am Brand) stündlich, im Verbund mit der S-Bahnlinie S1 (Nürnberg – Forchheim – Bamberg) zweimal pro Stunde an den Stadtbus Forchheim zu dessen Betriebszeiten (ca. 5–20 Uhr) angetaktet. Der Stadtteil Burk ist über die Regionallinie 206 (Forchheim – Hausen – Heroldsbach – Zeckern; die Streckenführung entspricht weitgehend der ehemaligen Bahnstrecke Forchheim–Höchstadt) in den Hauptverkehrszeiten im 30-Minuten-Takt, in den Nebenverkehrszeiten (bis Mitternacht) und auch am Wochenende im Stundentakt an den Stadtverkehr bzw. den ZOB angebunden. Über den Bahnhof besteht damit mit der Linie 206 vollständige Bahnverbindung von und nach Erlangen und Nürnberg in nahezu allen Zeitlagen der S-Bahn und an allen Wochentagen. Darüber hinaus ist Forchheim täglich (auch am Wochenende) im Stundentakt durch die Nebenbahnlinie R22 mit Ebermannstadt und damit mit dem Naherholungsgebiet Fränkische Schweiz verbunden. Vom Bahnhof Ebermannstadt aus bestehen in der Sommersaison vom Mai bis Ende Oktober Anschlussmöglichkeiten an die VGN-Freizeitlinien in alle Richtungen innerhalb der Fränkischen Schweiz.
Schifffahrt
Forchheim hat an den Häfen Forchheim verschiedene Zugänge zu der Bundeswasserstraße Main-Donau-Kanal für die Freizeit- und Fahrgastschifffahrt.
Wanderwege
Durch Forchheim verläuft der Fränkische Marienweg.
Medien
Als Tageszeitungen erscheinen in Forchheim Nordbayerische Nachrichten und Fränkischer Tag gedruckt und in Online-Ausgabe sowie die Online-Tageszeitung Wiesentbote.de. Der Verlag Der Marktspiegel GmbH gibt wöchentlich das Anzeigenblatt Marktspiegel heraus, ebenso erscheint die Wochenzeitung Hallo Franken.
Der Lokalsender Radio Bamberg unterhält ein Studio in Forchheim.
Bildung und Wissenschaft
Schulen
Das Herder-Gymnasium Forchheim und das Ehrenbürg-Gymnasium befinden sich in der Innenstadt. Ebenfalls im Stadtkern befindet sich die Ritter-von-Traitteur-Mittelschule und die Montessori-Volksschule Forchheim. Das Berufliche Schulzentrum Forchheim, die Georg-Hartmann-Realschule Forchheim, die Pestalozzischule und die Adalbert-Stifter-Mittelschule stehen im Norden Forchheims. Zum beruflichen Schulzentrum Forchheim gehören eine Berufsschule, die staatliche Berufsfachschule für Hauswirtschaft und Kinderpflege und die Fachoberschule. Im Jahr 2011 waren in Forchheim 5567 Schüler an zehn Volks- und Grundschulen und drei weiterführenden Schulen und 1964 Schüler an sieben beruflichen Schulen gemeldet.
Sonstige Bildungseinrichtungen
Die Volkshochschule Forchheim hat ihren Standort in der Innenstadt. Die Stadtbücherei als öffentliche Bücherei hat ein reichhaltiges Angebot an Fachbüchern und Literatur. Sie zog im Jahr 2013 von der Schulstraße in neue Räumlichkeiten auf dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses in der Spitalstraße um. Seit 1951 besteht die städtische Sing- und Musikschule.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Sehenswürdigkeiten
- Fachwerkensemble am Rathausplatz
- Großer Ratssaal
- Osterbrunnen auf dem Rathausplatz
- St.-Martin-Kirche
- Nürnberger Tor
- Herder-Gymnasium Forchheim
- St.-Ottilien-Kirche Kersbach
- Saltorturm
- Amtsgericht in Forchheim
- Rathaus, 14.–16. Jahrhundert mit den Schnitzereien von Hans Ruhalm 1523
- Forchheimer Burg („Kaiserpfalz“), 14. Jahrhundert, mit dem Archäologiemuseum Oberfranken
- St.-Martins-Kirche, 12.–15. Jahrhundert, mit Ölberggruppe an der Außenmauer, 16. Jahrhundert
- Marienkapelle, 12. Jahrhundert
- Festungsmauer (1560–1750) mit mittelalterlichem Saltorturm und dem Nürnberger Tor von 1698
- Kammerersmühle („Schiefes Haus“)
- Katharinenspital, 1611, mit Spitalkirche, 1490
- Klosterkirche und Kloster aus dem 17. Jahrhundert
- Herder-Gymnasium Forchheim (eröffnet 1899), Altbau im Stil der Neorenaissance von 1903/04
- Fischkästen an der Wiesent, Hundsbrücke
- Frechshaus am Rathausmarktplatz, 15. Jahrhundert
- St.-Ottilien-Kirche, Kersbach
Theater
Das Junge Theater Forchheim ist seit 1995 in der Kasernstraße untergebracht. Ursprünglich handelte es sich um eine Laienspielgruppe, die 1985 erstmals in Forchheim Theatertage durchführte. Inzwischen bespielt der Verein ein eigenes Theater mit einem abwechslungsreichen Kulturprogramm für Jung und Alt.
Museen
In der Burg Forchheim befindet sich das Pfalzmuseum, das mit dem Archäologiemuseum Oberfranken, dem Stadtmuseum und dem Trachtenmuseum insgesamt drei Museen umfasst, zudem stehen Räumlichkeiten für wechselnde Sonderausstellungen zur Verfügung. Direkt daneben ist das Erlebnismuseum Rote Mauer angesiedelt.[32]
Weitere Museen in der Stadt Forchheim sind das Feuerwehrmuseum und das Braunauer Heimatmuseum.
Musik
Veranstaltungsräume für Musik sind das Junge Theater Forchheim, die Kuckucksklause in Reuth und das Musikpub Backstage One (ehemals Saitensprung'). Im Juli findet die Veranstaltung Überall Musik auf Forchheims Straßen statt, bei der mehrere Künstler aus allen Genres die Innenstadt beschallen.
Kino
Das Kinocenter Forchheim in der Innenstadt besteht aus drei Kinosälen mit insgesamt 817 Plätzen und einem Kino-Café. Im Sommer findet im Innenhof der Burg Forchheim der Forchheimer Open-Air-Kino-Sommer statt, bei dem ausgewählte Filme gezeigt werden. Im Jahr 1952 wurde das Kino Luitpold-Lichtspiele (Lu-Li) an der Wallstraße eröffnet. Es bot 570 Plätze und wurde bis 1960 bespielt, mittlerweile befindet sich in den Räumen ein Einzelhandelsgeschäft.
Triton, Kulturpreis der Stadt Forchheim
Seit 2009 wird der Triton, Kulturpreis der Stadt Forchheim durch die Gesellschaft zur Förderung von Kultur in Verbindung mit der Stadt und der Sparkasse Forchheim vergeben. Der Kulturpreis ist mit 3000 Euro dotiert. Die bisherigen Preisträger kamen aus den Bereichen Musik, Literatur, Malerei und Kabarett.
Schokolade
Die Schokoladenfabrik Piasten stellt seit 1948 neben Dragees, Bonbons und Pralinen auch Tafelschokolade und saisonale Erzeugnisse wie Weihnachtspralinen in Forchheim her.
Tourismus, Freizeit und Erholung
Tourismus
Forchheim wurde im Jahr 2011 von 19.610 Übernachtungsgästen besucht (ein Plus von 12,0 Prozent gegenüber 2010). Davon reisten 1.604 aus dem Ausland an (ein Minus von 19 Prozent gegenüber 2010). Die Besucher verweilten durchschnittlich 1,7 Tage, dies ergab 32.959 Übernachtungen.
Freizeit und Erholung im Stadtgebiet
Gewässer, Grünflächen und ausgedehnte Wälder gehören zum Stadtgebiet. Main-Donau-Kanal, Regnitz und Wiesent sind landseitig von Wanderwegen erschlossen. Auf dem Main-Donau-Kanal verkehren zwischen März und Oktober Ausflugsschiffe zwischen der Forchheimer Sportinsel und Bamberg, ferner wird eine Schleusenrundfahrt bis Pautzfeld angeboten. Im Süden Forchheims liegt das Ganzjahresbad Königsbad; die Anlage wurde für 18 Millionen Euro errichtet und ersetzte im Mai 2010 das alte Hallenbad und das Freibad. Der Forchheimer Kellerwald, eine ausgedehnte Waldfläche mit Felsenkellern, die als Bierlager dienen, befindet sich im östlichen Teil der Stadt, dort findet im Juli/August das Annafest statt. Der Stadtpark Forchheim in der Innenstadt wurde im ehemaligen Wassergraben der Festung angelegt mit Resten der früheren Festungsmauer, an denen bischöfliche Wappen angebracht sind. Im Westen der Stadt befindet sich die 21 Hektar große Sportinsel mit umfangreichem Freizeitangebot, Spiel- und Bolzplätzen, einer Leichtathletik-Sportanlage, einer Minigolfanlage, Tennisplätzen und einem Skatepark mit Minirampe.
Jahresüberblick
- März/April: Kneipenfetzt, Musik in diversen Kneipen und Gaststätten
- April/Mai: Theatertage, Nostalgischer Kellerauftakt
- Mai: Tag der Jugend
- Ende Mai/Anfang Juni: Kunsthandwerkermarkt in der Kaiserpfalz
- Letztes Wochenende im Juni: Altstadtfest
- Juni/Juli: Apothekenstraßenfest
- Juli: Afrika-Kulturtage Forchheim „Überall Musik“, Quattroball-Turnier mit 64 Mannschaften
- Juli/August: Annafest
- Anfang September: Brückenfest, Autofreier Sonntag und Fränkische Schweiz-Marathon
- Dezember: Umgestaltetes Rathaus als „Schönster Adventskalender der Welt“.[33]
Annafest Forchheim
Das Forchheimer Annafest findet alljährlich um den Namenstag der Heiligen Anna am 26. Juli im Kellerwald statt. Während des elftägigen Festbetriebes hat es um die 500.000 Besucher.
Altstadtfest Forchheim
Das Altstadtfest findet jedes Jahr am letzten Wochenende im Juni in der Forchheimer Innenstadt statt und dauert von Freitag bis Sonntag. Dabei werden jedes Jahr etwa 25.000 Besucher gezählt.[34] In der Innenstadt spielen auf mehreren Bühnen verschiedene Bands, und es wird das Bier der vier Forchheimer Brauereien ausgeschenkt. Das Festgelände erstreckt sich von der Kaiserpfalz über den Rathausplatz und die Fußgängerzone bis zum Paradeplatz. In der letzten Zeit wurde auch in der Öffentlichkeit vermehrt über die Attraktivität des Altstadtfestes diskutiert. Der hauptsächliche Kritikpunkt dabei ist, dass sich das Altstadtfest kaum von anderen Bierfesten und Kirchweihen in der Region im gleichen Zeitraum unterscheidet. Auch das Thema Kultur oder nicht Kultur spielt eine große Rolle.[35] Die Musikerinitiative Megafon e. V. initiierte deshalb 2012 im Rahmen ihres 20-jährigen Jubiläums für einen Tag eine alternative Bühne im Innenhof der Kaiserpfalz mit jungen Künstlern und Bands aus der Region. Das Konzept erwies sich als großer Erfolg und wird weitergeführt. Unter dem Titel Altstadtfetzt bespielt die Kulturkooperation aus Megafon e. V. und dem Jungen Theater Forchheim e. V. die alternative Bühne in der Kaiserpfalz nun an allen drei Tagen.[36]
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt Forchheim
siehe
Mit Forchheim verbundene Persönlichkeiten
- Karl Poiger (1895–1955), Amtsgerichtsdirektor von Forchheim, errettete die Stadt vor Zerstörung und einem Blutbad am Ende des Krieges. Gegen den Befehl, "die Stadt bis zur letzten Patrone zu verteidigen", überzeugte Karl Poiger in Verhandlungen die heranrückenden Amerikanischen Truppen, am 14. April 1945, "dass es in Wahrheit keine nennenswerte Verteidigung Forchheims gibt"[37]. So konnte Forchheim ohne weiter Kriegshandlungen eingenommen werden.
Sport
Die 1904 gegründete SpVgg Jahn Forchheim ist der bekannteste Sportverein der Stadt. Seine erste Herren-Fußballmannschaft spielte von 2014 bis 2019 in der Bayernliga Nord, aktuell jedoch in der Landesliga. Sein Heimstadion ist das Jahn-Stadion. Sehr erfolgreich in der Sportart Handball war der Verein VfB Forchheim, dessen erste Herren-Mannschaft in der Saison 2001/02 und von 2003 bis 2007 in der Handball-Regionalliga spielte. Der VfB nahm in der Saison 2003/04 und 2005/06 am DHB-Pokal teil und erreichte jeweils die zweite Hauptrunde. Dem Schachclub Forchheim gelang 2002 und 2011 der Aufstieg in die 1. Schachbundesliga.
Legenden, Sagen und Sonstiges
- Über viele Jahrhunderte wurde die Legende gepflegt, die Stadt sei Geburtsort des Pontius Pilatus gewesen, wovon auch der lateinische Spruch zeugt, der auf einem Stein der Stadtmauer gestanden haben soll: „Forchhemii natus est Pontius ille Pilatus,/Teutonicae gentis, crucifixor omnipotentis“ (Zu Forchheim geboren ist jener Pontius Pilatus, der – von deutscher Herkunft – den Allmächtigen gekreuzigt hat) und über Jahrhunderte sogar eine angebliche Hose des Pilatus als Beweisstück gezeigt wurde. Noch heute gibt es einen Pilatushof. Im 19. Jahrhundert wurde dann auch der kleine Ort Hausen vor den Toren Forchheims als Geburtsort genannt, wo zwei Häuser im Ortskern als Geburtshäuser angesehen werden und ein Flurstück den Namen Pilodes trägt. Pilodes könnte allerdings auch von altslawisch poti byl otec (Straße der Väter) abgeleitet sein, da Forchheim als Grenzstadt des fränkischen Reiches an einer Handelsstraße lag. Nach dieser deutschen Geburtslegende war Pilatus der uneheliche Sohn eines Königs Tyrus von Mainz, den dieser bei einem Jagdausflug in die Gegend von Bamberg mit Pila, der Tochter eines Müllers mit Namen Atus zeugte, weswegen ihn seine Mutter dann Pilatus nannte. Niedergeschrieben wurde diese Geschichte erstmals in einer mittelalterlichen Handschrift aus dem 12. Jahrhundert, die in der Bayerischen Staatsbibliothek München aufbewahrt wird.
- Die Sage vom Pöpel im Rathaus:
Vor langen Jahren lebte hier ein Bürgermeister, der Gelder aus der Stadtkasse unterschlug, Urkunden fälschte und sich zahlreicher Erpressungen schuldig machte. Nach seinem Selbstmord spukte er jahrelang im Rathaus. In mitternächtlicher Stunde soll häufig im ehemaligen Arbeitszimmer des Bürgermeisters Licht zu sehen sein und ein Mann blättere heftig in Büchern und Listen. Doch sobald die Rathausuhr die erste Stunde des neuen Tages schlägt, verschwindet der Geist, den die Bewohner „Rathauspöpel“ nennen. Zuweilen soll er aber auch mit feurigen Augen aus dem oberen Fenster des Stadthauses herausschauen.[38][39] - Seit dem Mittelalter wurden im Katharinenspital sowohl Arme und Kranke aufgenommen und gepflegt, als auch wohlhabendere Bürger. Letzteres scheint ab dem 15. Jahrhundert in den Vordergrund gerückt zu sein. Das Spital wurde im Laufe seiner Jahrhunderte dauernden Nutzung immer wieder umgebaut und erweitert. Ab 2016 fanden an den Spitalgebäuden Umbauarbeiten statt, in deren Zuge auch eine baubegleitende Ausgrabung durchgeführt wurde. Dabei wurden 18 Bestattungen erfasst. Unter den Skeletten befanden sich keine Neugeboren oder Kleinkinder. Der Anteil der Nichterwachsenen war sehr niedrig. Es fanden sich nur ein älteres Kind und ein Jugendlicher. Der Hauptteil der Bestatteten waren über 40 Jahre alt. Es waren neun Männer und vier Frauen. Bei fünf Skeletten konnte das Geschlecht nicht bestimmt werden. An den Knochen ließen sich etliche krankhafte Veränderungen nachweisen. Ein 25–40 Jahre alter Mann hatte chronische Osteomyelitis am rechten Unterkiefer. Ein Mann von 20–25 Jahren hatte an der linken hinteren Schädelseite eine etwa 5 cm lange Hiebverletzung mit Perforation des Knochens, an die sich eine Berstungsfraktur von 3,5 cm Länge anschloss. Offenbar wurde die Verwundung einige Zeit überlebt, da sich erste Heilungsspuren an den Knochenkanten nachweisen ließen. Dies belegte eine Pflege und Versorgung des Verletzten im Spital. Das Katharinenspital hatte überwiegend die Funktion eines Pfründnerhauses, was erklärt, dass vorherrschend ältere Bestattete gefunden wurden.[40]
- Aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges stammt der wenig schmeichelhafte Beiname der Forchheimer, „Mauerscheißer“, die auf diese Weise demonstrierten, dass noch genug zu essen in der Stadt vorhanden und die Belagerung daher sinnlos war.
- Forchheim war wegen seines Wasserreichtums bei Belagerungen strategisch wichtig für die Versorgung des (katholischen) Bamberger Gebietes. Durch die Stationierung vieler Soldaten, die mit den Forchheimern auf engstem Raum zusammenlebten, konnten sich leicht Seuchen ausbreiten. Forchheim erwarb sich den Ruf, Besucher würden, wenn überhaupt, von Krankheiten gezeichnet zurückkehren. In Franken hielt sich die Redewendung, kranke oder blässliche Menschen sähen aus „wie der Forchheimer Tod“ oder „wie der Tod von/aus Forchheim“.
- Der 1835 bis 1846 erbaute Ludwig-Donau-Main-Kanal führte östlich am historischen Ortskern vorbei und es entstand nördlich der Altstadt der Handelshafen Forchheim für den Güterumschlag.[41] Nur der Straßenname In der Büg, der sich von der dortigen markanten Richtungsänderung des Kanals ableitet, erinnert heute noch an den ehemaligen Hafen am Ludwigskanal. Dieser bot Dank seines Bahnanschlusses an die Ludwig-Süd-Nord-Bahn bereits 1845 einen trimodalen Güterumschlag Schiff/Schiene/Straße. Verschifft wurden überwiegend regionale Forst- und Agrarerzeugnisse, Vieh, Schotter und Zement. Im Import wurden Kohle und Stähle aus dem Ruhrgebiet empfangen, sowie Maschinen und Baustoffe aus dem südlichen Franken und Kies aus dem Donauraum bezogen. 1950 wurde der Ludwigskanal aufgelassen, und in den 1960er Jahren fast vollständig mit der Bundesautobahn 73 bzw. im Stadtgebiet Forchheim mit der Adenauer-/Theodor-Heuss-/Willy-Brandt-Allee überbaut. An der Stelle des ehemaligen Handelshafens befindet sich heute ein Einkaufszentrum. Erhalten geblieben ist nur das unmittelbar östlich gelegene Schleusenwärterhaus der Schleuse 93, das unter Denkmalschutz steht.[42]
- Im Jahr 1961 wurde der Hollywoodfilm Stadt ohne Mitleid mit Christine Kaufmann und Kirk Douglas größtenteils in Forchheim gedreht.[43]
Literatur
- Hermann Ammon (Hrsg.): Forchheim in Geschichte und Gegenwart. Universitätsverlag, Bamberg 2004, ISBN 3-933463-18-1.
- Gerhard Batz: Das Pilatus-Puzzle. Bestandsaufnahme und Hintergründe einer europäischen Sage in Franken. Palm & Enke, Erlangen 2003, ISBN 3-7896-0675-8. (Leseprobe)
- Tilmann Breuer: Stadt und Landkreis Forchheim (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 12). Deutscher Kunstverlag, München 1961, DNB 450619338, S. 3–72.
- Johann Kaspar Bundschuh: Vorcheim. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 6: V–Z. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1804, DNB 790364328, OCLC 833753116, Sp. 47–51 (Digitalisat).
- Daniel Burger: Forchheim. Mit Fotografien von Friedrich Zirnsack. Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2005 (= Großer Kunstführer #214), ISBN 3-7954-1714-7.
- Reinhold Glas: Forchheim. Stadt und Bürgerschaft zwischen Obrigkeit und Selbstverwaltung vom Mittelalter bis zum Übergang an Bayern (1802/03). Gesellschaft für Familienforschung in Franken, Nürnberg 2008 (= Quellen und Forschungen zur fränkischen Familiengeschichte #21), ISBN 978-3-929865-14-1
- Reinhold Glas: Häuserbuch Alt-Forchheim. Gesellschaft für Familienforschung in Franken, 2 Bde. Nürnberg 2016 (= Personengeschichtliche Schriften #10/I-II), ISBN 978-3-929865-68-4
- Edgar Hubrich: Ortsfamilienbuch Forchheim mit Buckenhofen, Burk, Serlbach und Ziegelhütten. Version 1. Gesellschaft für Familienforschung in Franken, Nürnberg 2016 (gff digital – Reihe B: Personengeschichtliche Datenbanken, 2). ISBN 978-3-929865-89-9
- Konrad Kupfer: Forchheim, Geschichte einer alten fränkischen Stadt. Spindler, Nürnberg 1960. 2. Auflage 1987. 4. Auflage 1998, ISBN 3-88929-068-X.
- Pleikard Joseph Stumpf: Forchheim. In: Bayern: ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches; für das bayerische Volk. Zweiter Theil. München 1853, S. 582–583 (Digitalisat).
- Andreas Otto Weber, Wolfgang Wüst: Franken und Forchheim im Mittelalter. An Regnitz, Aisch und Wiesent. Buchdruckerei F.A. Streit, Forchheim 2004 (= Heimatkundliche Zeitschrift für Stadt und Landkreis Forchheim, Sonderheft Nr. 2).
- Forchheim in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg
Weblinks
- Stadt Forchheim
- Foracheim: Geschichte der Stadt Forchheim und Historische Darstellung mittelalterlichen Alltagslebens
- 360° Panoramabilder von Forchheim
- Eintrag zum Wappen von Forchheim in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
Einzelnachweise
- Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-001 Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtage (letzten 6) (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Bürgermeister der Stadt Forchheim. Stadtverwaltung Forchheim, abgerufen am 4. Juli 2020.
- BayernPortal - Große Kreisstadt Forchheim
- Gemarkungs- und Gemeindeverzeichnis. Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, 17. Februar 2022, abgerufen am 1. März 2022.
- B. Ernst: Von den Slawen zu den Franziskanern – Ausgrabung im Kloster St. Anton in Forchheim, Landkreis Forchheim, Oberfranken. In: Das archäologische Jahr in Bayern 2014. 2015, S. 92–94.
- Doris Mischka, Wolfgang Schirmer und B. Zach: Vorbericht zu den Feldforschungen in der linearbandkeramischen Siedlung von Ebermannstadt-Eschlipp, Lkr. Forchheim (Oberfranken). In: Bayerische Vorgeschichtsblätter. Band 80, 2015, S. 7–37, Seite 11, Anmerkung 16.
- Stefanie Berg u. a.: Auf der Suche nach Pfalz und Königshof – Forchheim im Frühmittelalter. (PDF) In: Aufgedeckt - Highlights der bayerischen Bodendenkmalpflege [Online-pdf-Version]. Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, 2019, S. 91–96, abgerufen am 17. September 2020.
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Die Spuren Karls des Großen in Forchheim. Archäologie Online, 28. März 2014, abgerufen am 17. September 2020.
- https://www.infranken.de/regional/forchheim/forchheim-forscher-graben-sensationelle-schaetze-am-rathaus-aus;art216,4084298
- Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation. Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 138.
- Nazis zwangen die Gemeinschaftsschule auf in: Nordbayerischer Kurier vom 15. November 2021, S. 14.
- Hermann Ammon (Hrsg.): Forchheim in Geschichte und Gegenwart. Universitätsverlag, Bamberg 2005, ISBN 3-933463-18-1, S. 396.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 684.
- Hermann Ammon (Hrsg.): Forchheim in Geschichte und Gegenwart. Universitätsverlag, Bamberg 2005, ISBN 3-933463-18-1, S. 359–360, 395, 435, 453.
- Wahlen - Stadt Forchheim. Abgerufen am 23. Juli 2020.
- Ergebnis zur Oberbürgermeisterwahl 2014 am 16.03.2014, Große Kreisstadt Forchheim. In: www.forchheim.de. 16. März 2014, abgerufen am 13. Juni 2017.
- Beke Maisch, Ulrich Graser: Forchheim: Überraschung in Forchheim: OB Stumpf muss in Stichwahl. In: nordbayern.de. 17. März 2014, abgerufen am 13. Juni 2017.
- Ergebnis zur Stichwahl zur Oberbürgermeisterwahl 2014 am 30.03.2014, Große Kreisstadt Forchheim. In: www.forchheim.de. 30. März 2014, abgerufen am 13. Juni 2017.
- Landratsamt Forchheim: Wahltermin für den Forchheimer Oberbürgermeister festgesetzt. In: lra-fo.de. 18. Dezember 2015, abgerufen am 13. Juni 2017.
- Eintrag zum Wappen von Forchheim in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- Private Unternehmen im Landkreis Forchheim mit mehr als 100 Mitarbeiter. In: www.lra-fo.de. August 2018, abgerufen am 28. Februar 2020.
- Das dauert noch: ein barrierefreier Forchheimer Bahnhof. nordbayern.de, 2. Januar 2018, abgerufen am 27. Februar 2018.
- Artikel von nordbayern.de vom 17. Juli 2012: „ICE wird das Stadtbild verändern“
- Artikel von nordbayern.de vom 22. Oktober 2012: „Ist der Zug im Forchheimer Stadtnorden abgefahren?“
- Artikel von nordbayern.de vom 15. Januar 2013: „Bürger treten beim S-Bahn-Halt aufs Gas“
- Artikel von nordbayern.de vom 19. Januar 2013: „Schüler setzen sich für S-Bahn-Halt ein“
- Artikel von nordbayern.de vom 8. März 2013: „Bahnhalt Forchheim-Nord ist gestrichen“
- Artikel von nordbayern.de vom 9. März 2013: „Wir kämpfen bis zuletzt für die Haltestelle“
- Artikel von nordbayern.de vom 10. März 2013: Empörung über die Bahn in Forchheim
- Forchheim-Nord: Vorfreude auf den neuen S-Bahn-Halt
- S-Bahn-Halt Nord: Kürzere Wege für Schüler
- 2 Dächer 4 Museen. Das Pfalzmuseum. kaiserpfalz.forchheim.de, 2017, abgerufen am 12. April 2017.
- Adventskalender Forchheim (Memento des Originals vom 20. Dezember 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Informationen der Stadt Forchheim zum Altstadtfest – Offizielle Webpräsenz der Stadt Forchheim
- Forchheim-Blog (Memento des Originals vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. der Nordbayerischen Nachrichten
- www.altstadtfetzt.de
- „Der Befehl lautete: Bis zur letzten Patrone verteidigen“, Nordbayerische Nachrichten, 14. April 2015
- Bastei-Rätsel-Zeitung, S. 20, Städte-Quiz Nr. 274, Bergisch Gladbach, um 1998.
- Hier wird der Rathaus-Pöpel ebenfalls als Legende erwähnt; abgerufen am 28. November 2018.
- Projekt Forchheim, Katharinenspital. In: anthropologie-jungklaus.de. Abgerufen am 4. Juni 2017.
- Handelshafen Forchheim auf historischer Karte. In: geoportal.bayern.de. Abgerufen am 13. Juni 2017.
- Forchheim Baudenkmäler. (PDF; 10 kB) In: geodaten.bayern.de. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, 4. März 2017, S. 6, abgerufen am 13. Juni 2017.
- http://www.eja-online.info/Videoarchiv/Archiv_5/Stadt_ohne_Mitleid.html