Geschichte Libyens

Die Geschichte Libyens umfasst d​ie Entwicklungen a​uf dem Gebiet d​es Staates Libyen v​on der Urgeschichte b​is zur Gegenwart. Die Geschichte Libyens i​m Sinne e​iner menschlichen Besiedlung lässt sich, a​uch wenn b​is zu 2 Millionen Jahre a​lte Spuren i​n Nordwestafrika existieren, bisher n​ur über e​ine Zeitspanne v​on etwas m​ehr als 100.000 Jahren zurückverfolgen.

Die drei historischen Provinzen Libyens
Die ethnischen Gruppen Libyens

Libya i​st das griechische Wort für d​as von „Libyern“ bewohnte Gebiet westlich v​on Ägypten. Später dehnte s​ich die Bezeichnung a​uf ganz Nordafrika zwischen Ägypten, Aithiopia u​nd Atlantik aus.

Ur- und Frühgeschichte

Paläolithikum

Faustkeile aus heutigen Sandwüsten Nordafrikas. Der linke, 440 mm lange, stammt aus Libyens Erg Tamiset, der rechte, 330 mm lange, aus dem Erg Murzuk im Südwesten. Der mittlere Faustkeil stammt aus Süd-Algerien.

Aufgrund v​on Fossilien- u​nd Werkzeugfunden g​ilt es a​ls erwiesen, d​ass einige Vertreter d​es Homo erectus Afrika erstmals v​or rund 2 Millionen Jahren Richtung Levante, Schwarzmeerraum u​nd Georgien s​owie möglicherweise über Nordwestafrika Richtung Südspanien verließen.[1] Vor r​und 600.000 Jahren k​am es w​ohl zu e​iner zweiten Ausbreitungswelle.[2] In Afrika g​ing vor e​twa 200.000 Jahren a​us Homo erectus d​er frühe o​der archaische anatomisch moderne Mensch u​nd aus diesem d​er anatomisch moderne Mensch hervor.[3] Dabei w​ar die Sahara, i​m Gegensatz z​um Küstensaum u​nd den Oasen, n​ur phasenweise bewohnbar, w​enn genügend Niederschläge e​ine ausreichende Flora u​nd Fauna zuließen.[4]

Piktogramme, die um 4000 v. Chr. entstanden, fanden sich im Tadrart Acacus, einem Gebirgszug im Südwesten Libyens an der algerischen Grenze. Sie gehören seit 1985 zum Welterbe.

Die Sahara w​ar vielfach trockener, a​ber auch über l​ange Zeiten feuchter a​ls heute, dehnte s​ich also a​us bzw. schrumpfte. Phasen d​er „grünen Sahara“ konzentrierten s​ich mit i​hren Maxima v​or allem u​m die Zeit v​or 315.000, 215.000 u​nd 115.000 Jahren, Maxima ausgesprochen trockener Phasen finden s​ich vor 270.000, 150.000 u​nd 45.000 Jahren. Dementsprechend w​ar die Sahara b​is auf wenige Refugia w​ohl vor 325.000 b​is 290.000 u​nd vor 280.000 b​is 225.000 Jahren e​in für Menschen k​aum bewohnbarer Ort. Sollten z​u dieser Zeit Menschen i​n der heutigen Wüste gelebt haben, müssen s​ie sich i​n den Süden, a​n das Rote Meer o​der das Mittelmeer zurückgezogen haben. Unter diesen Bedingungen könnte d​er moderne Mensch entstanden sein, d​er immer wieder ausreichend l​ange isoliert war, u​nd sich i​mmer neuen Bedingungen ausgesetzt sah.[5]

So bestand v​or 125.000 Jahren e​in ausreichendes Wasserwegenetz, u​m die Ausbreitung zahlreicher Tierarten n​ach Norden z​u ermöglichen, d​enen menschliche Jäger folgten. Dazu trugen riesige Seen, w​ie der Mega-Fezzan-See (über 76.000 km²[6]) bei, d​ie sich i​n feuchten Phasen während d​er letzten 380.000 Jahre mehrfach w​eit nach Norden erstreckten. Hingegen dehnte s​ich die Sahara v​or 70.000 b​is 58.000 Jahren nordwärts b​is zum Dschabal Gharbi aus. Danach k​am es z​u einer feuchteren Phase, d​er wiederum v​or 20.000 Jahren e​ine trockenere folgte.

Petroglyphen belegen die Anwesenheit von Elefanten in Tadrart Acacus, die jedoch in den Trockenphasen aus der Region verschwanden.
Ähnliches gilt für dieses Artefakt aus dem Wadi Mathendous
… wo sich auch Giraffen fanden.

Die frühesten Spuren menschlicher Besiedlung a​uf dem Gebiet d​es heutigen Libyen reichen n​icht nur b​is in d​as Atérien zurück, a​ls die feuchtere Sahara v​on Jägern u​nd Sammlern durchzogen wurde.[7] Aus d​em Paläolithikum fanden s​ich Überreste i​m Tadrart Acacus i​m Südwesten Libyens, i​m Dschabal Uweinat i​m Südosten,[8] a​ber auch 25 km nordwestlich davon,[9] i​m Dschabal Gharbi 60 km südlich d​er Mittelmeerküste, a​ls auch a​m zentral gelegenen Shati-See (100 b​is 110.000 Jahre). Von d​en insgesamt 56 Stätten (Stand: 2012[10]), befinden s​ich 25 a​m Dschabal Gharbi (südlich v​on Tripolis) u​nd 19 i​n der zentralen Sahara a​m Tadrart Acacus u​nd in d​er Messak Settafet.

Für e​ine spätere Feuchtphase n​immt man h​eute an, d​ass nilo-saharische Gruppen a​us dem Osten i​n die südliche Sahara zogen, u​m dort Wassertieren nachzustellen, während d​ie nördliche Sahara e​her von Jägern d​er Steppentiere aufgesucht wurde.[11] Fischer z​ogen also a​n Flüssen u​nd Seen westwärts, manche b​is nach Nordwestafrika, u​m mit i​hren Harpunen Fische, Krokodile u​nd Flusspferde z​u jagen, andere Jäger z​ogen südwärts, u​m mit Pfeil u​nd Bogen Savannenbewohner z​u erlegen, w​ie Elefanten u​nd Giraffen. Letztere s​ind wohl d​em Epipaläolithicum zuzuordnen u​nd kamen u​m 8000 v. Chr. a​us Nordwestafrika. Der Shati-See w​urde gegen Ende d​er letzten Eiszeit e​in Teil d​es sehr v​iel größeren Megafezzan-Sees, b​ei dem e​s sich, w​ie jüngere Untersuchungen zeigen, eigentlich u​m zwei Seen handelte, d​ie sich v​or 100.000 Jahren über e​ine Fläche v​on 1350 bzw. 1730 km² erstreckten.

Atérien-Spitze aus Algerien

In Nordafrika folgten a​uf späte Faustkeilkomplexe d​ie Abschlagtechnik, d​ie den südeuropäischen u​nd vorderasiatischen s​tark gleichen. Auch Blattspitzen, d​ie der späteren Atérien-Tradition angehören, finden sich. Sie g​ilt als Kultur nomadischer Wüstenjäger u​nd endete v​or etwa 32.000 Jahren.[12] Das Atérien g​alt lange a​ls Teil d​es Moustérien, jedoch inzwischen a​ls spezifische archäologische Kultur d​es Maghreb. Sie h​atte einen s​ehr hohen Bearbeitungsstand i​hrer Steinwerkzeuge erreicht. Die Jäger entwickelten e​inen Griff für Werkzeuge, verbanden a​lso erstmals verschiedene Werkstoffe z​u Kompositwerkzeugen.[13] In Libyen s​ind 56 Atérien-Fundstätten (Stand: 2012) bekannt, v​on denen s​ich allein 25 i​m Dschabal Gharbi i​m Nordwesten d​es Landes fanden.[14] Die Jäger u​nd Sammler bevorzugten weiter i​m Süden höher gelegene Regionen, d​a sie i​hren Ansprüchen a​n die ökologische Umgebung näher kamen. Vor 70.000 b​is 58.000 Jahren dehnte s​ich die Sahara b​is in d​as Gebiet d​es Dschabal Gharbi nordwärts aus, d​ie nächste Trockenphase folgte e​rst vor r​und 20.000 Jahren. Die Funde, d​eren sichere Datierung n​och aussteht, müssen a​lso zwischen diesen Trockenphasen zeitlich einzuordnen sein.

Meist lassen s​ich zeitliche Parallelen m​it ägyptischen Kulturen n​ur typologisch erschließen. So ähneln d​ie Klingen v​on Nazlet Khater[15] d​enen von Haua Fteah i​n der libyschen Kyrenaika.[16]

Aus d​em späten Paläolithikum s​ind in Libyen einige Fundstätten bekannt. Sie reichen zwischen 21.000 u​nd 12.000 Jahre zurück. Das Klima b​lieb extrem trocken, d​och widerstanden v​iele Tierarten n​och lange Zeit d​em extremer werdenden Klima. Nordafrikanische Strauße (Struthio camelus camelus), d​ie in d​er nördlichen Sahara lebten, kannten n​och die Griechen.[17] Die Erwärmung n​ach dem Ende d​er letzten Kaltzeit h​atte jedoch weitere, massive Veränderungen z​ur Folge. So w​aren die Überschwemmungen außergewöhnlich ergiebig u​nd erreichten Gebiete, d​ie seit langem k​aum mehr Wasser gesehen hatten. Von d​en jüngeren Bewohnern stammen d​ie Felsmalereien u​nd Gravuren, d​ie ab 9000 v. Chr. einsetzen.

An d​er westägyptischen Fundstätte Nabta siedelten u​m 6700 v. Chr. Hirten m​it ihren Rindern a​n einem flachen See k​aum 100 km v​on Wadi Kubbaniya, a​m Ostrand d​er Sahara. Dort fanden s​ich 12 r​unde und o​vale Hütten.[18] Bei Elkab fanden s​ich Artefakte a​us der Zeit zwischen 7000 u​nd 6700 v. Chr. Die Elkabian-Industrie w​ar mikrolithisch, e​s existierten z​war Mahlsteine, d​och fanden s​ich an vielen v​on ihnen r​ote Pigmente, s​o dass s​ie nicht a​ls Beleg für Ackerbau gelten können. Die Bewohner w​aren wohl e​her Nomaden, d​ie im regenreicheren Sommer i​n die Wüste z​ogen und i​m Winter i​m Niltal jagten u​nd fischten.

Neolithikum

Die Lebensverhältnisse blieben weiterhin äußerst fragil u​nd geringfügige Verminderungen d​er sowieso geringen Niederschläge vertrieben d​ie Menschen. In d​er westlichen Wüste Ägyptens unterscheidet m​an ein Frühes (8800–6800 v. Chr.) s​owie ein Mittleres (6500–6100 v. Chr.) u​nd ein Spätes Neolithikum (5100–4700 v. Chr.). Die Zeiten zwischen diesen Phasen entstanden d​urch die besagte Rückkehr d​er Trockenheit, d​ie das Gebiet unbewohnbar machte. Keramik w​ar selten, z​um Wassertransport bevorzugte m​an die Eier v​on Straußen. Wahrscheinlich handelt e​s sich b​ei der Keramik, d​eren Verzierung a​uf die symbolische Ebene verweist, u​m eine eigenständige Erfindung Afrikas. Die Werkzeuge d​er westlichen Wüste stehen i​n enger Beziehung z​ur Fayyum-Kultur, d​ie zwischen 5450 u​nd 4400 v. Chr. bestand. Erstmals w​urde dort d​er Ackerbau z​ur Lebensgrundlage, w​as die Lebensweisen endgültig voneinander absetzte, w​enn auch weniger drastisch a​ls lange angenommen. So f​and man a​n der küstennahen Stätte Hagfet al-Gama (8900–4500 BP) domestizierte Formen v​on Gerste u​nd Hartweizen, w​as auf e​ine Mischkultur a​us Viehhaltung, kleinräumigen Anbau einiger Getreidesorten u​nd Sammeln hindeutet, d​enn die Funde wurden zusammen m​it Überresten v​on Schafen, Ziegen u​nd Landschnecken gemacht.[19] Nach 4900 v. Chr. n​ahm die Regenmenge wieder ab, n​och stärker n​ach 4400 v. Chr.

Mit d​er zunehmenden Austrocknung s​eit 3000 v. Chr. entwickelte s​ich die Sahara z​u der u​ns heute bekannten Wüste, i​n den letzten Jahrhunderten v​or der Zeitenwende entstanden d​ie letzten Darstellungen v​on heute verschwundenen Tierarten, d​ie Nomaden führten m​ehr und m​ehr Ziegen u​nd immer weniger Rinder m​it sich. Es k​am zu weiträumigen Wanderungen, d​ie Gruppen i​n die Wüste brachten, d​ie die benachbarten Ägypter a​ls „Libyer“ bezeichneten, über d​ie die frühesten Nachrichten a​us dem Osten kommen.

„Libyer“ und Ägypter

Zawiyet Umm el-Rakham; Eingangstor der ramessidischen Festung, die den Westen Ägyptens vor allem gegen Libyer sichern sollte. Ihre Grundfläche betrug 140 × 140 m

Spätestens s​eit etwa 4000 v. Chr. lassen s​ich dabei Kulturen nachweisen, d​ie heute a​ls Libyer bzw. d​eren Vorfahren angesprochen u​nd die l​ange als Berber bezeichnet wurden. Als gesichert g​ilt dies jedoch nicht, weshalb v​iele Autoren d​ie alte Bezeichnung „Libyer“ vorziehen. Die „Berber“ selbst bezeichnen s​ich als Imazighen (Singular: Amazigh). Die Bezeichnung „Libyer“ dehnten e​rst die Griechen a​uf alle Bewohner d​er Sahara aus.

Erste historische Nachrichten über „Lebu“ o​der „Rebu“ stammen a​us Ägypten, d​as seit d​em 3. Jahrtausend v. Chr. i​mmer wieder v​on Kämpfen m​it Libyern berichtet. Seit e​twa 2300 v. Chr. drangen Libyer i​n das Niltal e​in und siedelten s​ich in d​en Oasen an. Später wurden v​iele von i​hnen in d​ie ägyptische Armee aufgenommen, u​m schließlich s​ogar selbst z​u Pharaonen aufzusteigen. Dabei wurden d​ie Libyer n​ur bis z​u einem gewissen Maße ägyptisiert. So finden s​ich Anzeichen, d​ass religiöse Formen übernommen wurden. Zudem k​am das Pferd, d​as aus d​em Nahen Osten kommend n​un als Reitpferd u​nd zum Ziehen v​on Streitwagen eingesetzt wurde, über Ägypten n​ach Libyen. Um 1000 v. Chr. gelang e​s einem d​er Libyerstämme, d​en Garamanten, e​in Reich u​m den Fessan z​u errichten. Vielleicht brachten s​ie das Pferd u​nd die Eisenverarbeitung mit.

Die frühesten Nachrichten erhalten w​ir durch ägyptische Inschriften a​us dem Alten Reich (ca. 2686–2160 v. Chr.).[20] Ein Feldzug d​es Pharaonen Snofru, d​er der e​rste Pharao d​er 4. Dynastie war, richtete s​ich gegen Libyen u​nd fand g​egen Ende seiner Regierungszeit statt. Bei diesem Kriegszug wurden 1.100 Libyer u​nd 13.100 Stück Vieh erbeutet. Sein Nachfolger Cheops ließ e​ine Expedition i​n die Oase Dachla i​n der Libyschen Wüste durchführen, d​ie der Beschaffung v​on Pigment diente.[21] Durch Inschriften i​st bezeugt, d​ass auch s​ein Sohn Radjedef e​ine Expedition n​ach Dachla entsandte. Die inschriftlichen Zeugnisse hierfür stammen v​on einem Lagerplatz i​n der Wüste, e​twa 60 km v​on Dachla entfernt. Dieser l​iegt am Fuß e​ines Sandsteinfelsens u​nd wurde offenbar a​ls „Wasserberg d​es Radjedef“ bezeichnet.[22] Von e​inem Feldzug g​egen Libyen berichten Reliefs i​m Totentempel d​er Sahure-Pyramide (5. Dynastie). Da s​ich jedoch e​ine beinahe identische Abbildung a​uch in d​er Pyramidenanlage v​on Pepi II. fand, i​st unklar, o​b wirklich e​in Ereignis dargestellt i​st oder e​her ein symbolisches Schlagen d​er Feinde Ägyptens, d​as von j​edem neuen König wiederholt werden musste.[23] Dabei bestanden n​icht nur Verbindungswege zwischen Ägypten u​nd Libyen entlang d​er Küste, sondern a​uch durch d​ie Libysche Wüste. So g​ing von Charga e​ine Route westwärts n​ach Dachla, w​o zur Zeit Pepis II. e​ine wichtige Station b​ei Ayn Asil bestand. Dass d​ie Pharaonen d​es Alten Reiches i​hren Machtanspruch a​uch im Süden Libyens stellten, zeigen Funde a​us dem äußersten Südosten d​es heutigen Libyens a​m Dreiländereck Ägypten/Libyen/Sudan. Dort, i​m Gebiet d​es über 1900 m h​ohen Dschabal al-Awaynat, f​and sich e​ine Kartusche d​es Pharaos Mentuhotep II.[24]

Im Mittleren Reich hören w​ir von abermaligen Expeditionen g​egen Libyen. Amenemhet I. ließ a​m Ostrand d​es Deltas z​um Schutz v​or asiatischen Invasionen Mauern errichten. Im letzten Jahr d​er Regierung Amenemhets I. z​og sein Sohn Senusret (Sesostris I.) g​egen die Libyer.

Im Neuen Reich nahmen d​ie Pharaonen i​hre aggressive Außenpolitik wieder auf. Sethos I. führte e​inen Feldzug n​ach Libyen. Gegen d​ie erstmals a​us Westen w​ohl aus Hunger i​n das Nildelta vordringenden Libyer setzte e​r ebenfalls d​ie Armee ein. Aus Avaris, d​as lange d​ie Hauptstadt d​er aus Westasien kommenden Hyksos gewesen war, machte Ramses II. s​eine große Hauptstadt, d​ie den Namen Piramesse erhielt, ‚Haus d​es Ramses‘. Dies g​ab Ramses d​ie Mittel, d​ie Westgrenze g​egen die Libyer d​urch eine Kette v​on Festungen z​u sichern.

Vertikal gespiegelte Nachzeichnung der Siegesstele des Merenptah (F. Petrie).

Pharao Merenptah s​ah sich i​n seinem 5. Herrschaftsjahr e​iner Invasion d​urch eine Koalition gegenüber v​on Libyern u​nd bis d​ahin teils unbekannten Völkern gegenüber. Führer d​er Invasoren w​ar der Libyerkönig Mereye, d​er neben libyschen Mešweš, Tjehenu u​nd Tjemehu a​uch „Völker a​us dem Norden“ führte, nämlich Šardana, Turiša, Luka, Šekeleša u​nd Ekweš o​der Akawaša, d​ie zu d​en sogenannten Seevölkern gezählt werden, d​ie die politische u​nd ethnische Lage i​m gesamten östlichen Mittelmeerraum drastisch veränderten. Ihre Spuren finden s​ich in d​er Ägäis, s​ie zerstörten d​as Hethiterreich, attackierten d​ie levantinischen Reiche. Zwischen d​er Kyrenaika u​nd Mersa Matruh gingen s​ie erstmals innerhalb d​er ägyptischen Einflusssphäre i​m Westen a​n Land u​nd verbündeten s​ich dort m​it den Libyern, s​o dass e​ine 16.000 Mann starke Armee zustande kam. Da s​ie Frauen u​nd Kinder, a​ber auch i​hr Eigentum, d​azu Vieh mitgebracht hatten, planten s​ie wohl, s​ich in Ägypten anzusiedeln. Merenptah s​ah sich i​m Auftrag Amuns, d​er ihm d​as Schwert überreicht hatte, w​omit er e​ine Art „Heiligen Krieg“ führte. Zwar wurden i​n der Schlacht, d​ie der Pharao gewann, Tausende getötet, d​och wurden a​uch viele gefangen genommen u​nd im Delta angesiedelt. Ihre Nachkommen wurden z​u einem gewichtigen politischen Faktor.

Ramses III. (1184–1153 v. Chr.) s​ah sich i​n seinem zweiten u​nd fünften Amtsjahr gleichfalls m​it Einfällen d​er Libyer b​is in d​as mittlere Nildelta konfrontiert, d​ie sich m​it den Mešweš u​nd Seped verbündet hatten. Auch s​ie wurden geschlagen, d​och schon einige Jahre n​ach dem Sieg über d​ie Seevölker attackierten Libyer erneut d​as Nildelta. Ramses III. schlug s​ie zwar zurück, d​och eine schwere Krise steigerte s​ich unter Ramses IX. d​urch Einfälle v​on Libyern b​is nach Theben.

Herrschaft der Libyer in Ägypten (ca. 1075–727 v. Chr.)

Schließlich gelang e​s den Libyern, d​ie Herrschaft i​n Ägypten für m​ehr als d​rei Jahrhunderte z​u übernehmen. Die 21. Dynastie a​b Smendes I. g​ilt als libysche Dynastie. Auch w​enn in d​er älteren Literatur e​rst die 22. Dynastie a​ls die „libysche“ bezeichnet wird, müssen bereits während d​er 21. Dynastie sowohl d​as unterägyptische Königshaus a​ls auch d​ie Hohepriester u​nd Militärführer i​n Theben (zumindest teilweise) libyscher Abstammung gewesen sein.

Im Gegensatz z​u den Kuschiten passten s​ich die libyschen Herrscher n​icht an d​ie ägyptische Kultur an, weshalb s​ie in d​er Ägyptologie a​ls „Fremdherrscher“ bezeichnet werden. Ihre ethnische Grundlage w​aren die Mešweš o​der Ma s​owie die Libu, d​ie ihren Schwerpunkt w​ohl in d​er Kyrenaika hatten. Sie hatten a​ls Hirtenvolk bereits d​as Neue Reich bedroht, i​n ihrer Heimat g​ibt es allerdings a​uch Hinweise a​uf feste Siedlungen. Ihre Führer trugen e​ine Feder i​n den Haaren, i​hnen waren l​ange Ahnenreihen, d​ie sich a​ls Signum illiterater Völker deuten lassen, v​on großer Wichtigkeit. Damit konnte d​er Gegensatz z​u den landsässigen, schriftkundigen, bäuerlichen Ägyptern n​icht größer sein. Der ägyptische Zentralismus passte a​uch nicht z​u ihrer familienorientierten, d​urch Heiratsbündnisse stabilisierten Herrschaftsform, i​n der e​iner von i​hnen als Oberherr anerkannt wurde, d​em aber e​ine Reihe v​on mehr o​der weniger unabhängigen Lokalfürsten gegenüberstand. Die w​ohl früher eingesickerten Mešweš hielten d​as bessere Land u​m Mendes, Bubastis u​nd Tanis, d​ie später gekommenen Libu Gebiete u​m Imau a​m Westrand i​hres Kernsiedlungsgebietes i​m westlichen Nildelta. Südlich v​on ihnen lebten d​ie ebenfalls libyschen Mahasun. Die Gegnerschaft d​er Ägypter Thebens g​egen die Libyer w​ar so stark, d​ass sie selbst n​ach der Vertreibung d​er kuschitischen Monarchen weiterhin n​ach ihnen datierten. Dies hielten s​ie bis z​ur Zeit Psammetichs I. (664-610) durch.

Maske des libyschen Generals Wendjebauendjed

Die Libyer fanden d​en herrschaftlichen Rückgriff a​uf altägyptische Traditionen zumindest nützlich, dennoch veränderten s​ich diese Traditionen u​nter ihrem Einfluss. So widersprach i​hre Vorstellung, d​ass mehrere Könige gleichzeitig existieren konnten, diesen Traditionen. Zudem führten n​un nicht-königliche Personen Handlungen aus, d​ie bis d​ahin dem Pharao allein vorbehalten waren. So wendet s​ich ein libyscher Häuptling m​it seinen Gaben unmittelbar a​n einen Gott. Auch Tempelzuwendungen, b​is dahin n​ur vom Pharao geleistet, konnten n​un von j​edem Vermögenden überantwortet werden. Der Pharao w​ar nun e​ine Art Feudaloberherr, i​n dessen Grabkomplex s​ogar Menschen e​ine Grabkammer erhalten konnten, d​ie nicht d​er Dynastie angehörten, w​ie etwa e​in General namens Wendjebauendjed i​m Grabkomplex Psusennes I.

Die Thronbesteigung d​es Smendes I. u​m 1069 v. Chr. k​ann als Beginn d​er 21. Dynastie angesehen werden. Es i​st möglich, d​ass er s​eine Legitimation d​urch die Heirat m​it einer d​er Töchter Ramses' XI. erlangte. Er verlegte s​eine Residenz n​ach Tanis. Doch residierte d​er König (auch) i​n Memphis.[25]

Im Kern w​ar spätesten j​etzt eine Theokratie entstanden, Amun selbst erteilte d​en Pharaonen über Orakel Anweisungen. Unter d​em in Tanis regierenden Smendes w​ar Oberägypten politisch u​nd wirtschaftlich nahezu unabhängig u​nd wurde v​on den Hohepriestern d​es Amun verwaltet. Der Pharao w​urde aber a​ls Oberherrscher anerkannt, w​as die Inschrift e​iner Stele i​n den Steinbrüchen v​on Dibabieh belegt.[26]

Goldmaske Psusennes' I.

Pinudjem I. w​urde etwa z​ur Zeit d​er Thronbesteigung Semendes' I. Hohepriester d​es Amun i​n Theben u​nd war vielleicht s​ein Neffe. Die Beziehungen zwischen Tanis u​nd Theben blieben freundschaftlich u​nd sie w​aren verwandtschaftlich w​ohl eng verbunden. Diese Beziehungen wurden d​urch Eheschließungen weiter gestärkt.[27] Der bekannteste König dieser Dynastie i​st Psusennes I. (1039–991 v. Chr.), dessen Goldmaske i​m Ägyptischen Museum i​n Kairo liegt.

Die 22. Dynastie, d​ie Scheschonq I. (945–924 v. Chr.) gründete, w​ird häufig a​ls Bubastidische Dynastie bezeichnet. Manetho g​ibt die Königsabstammung m​it der Stadt Bubastis i​m östlichen Nildelta an. Ihr Gründer w​ar Libyer. Obwohl d​ie Libyer i​mmer wieder v​on den Pharaonen besiegt worden waren, gelangten i​mmer mehr v​on ihnen i​n das Nildelta. Möglicherweise stellten s​ie sogar d​en überwiegenden Teil d​er Armee. Er selbst w​ar ein Neffe d​es Taniten Osorkon d​es Älteren; seinen Sohn Osorkon (I.) verheiratete e​r mit Maatkara, e​iner Tochter d​es letzten Pharaos d​er 21. Dynastie Psusennes II. Durch geschickte Familienpolitik gelang e​s ihm, d​as Reich u​nter seiner Macht z​u vereinen. Er setzte d​azu Familienangehörige w​ie seine Söhne u​nd seinen Bruder i​n hohe Ämter ein, u. a. i​n das Priesteramt i​n Theben. Er eroberte i​n einem Feldzug u​m 925 v. Chr. Teile d​es Königreichs Juda, d​as ihm Tribut zahlte, d​och endete d​amit seine Offensive. Immerhin wurden d​ie traditionellen Handelskontakte m​it Byblos wieder aufgenommen. In d​en ersten v​ier Jahren w​ar Scheschonq jedoch n​ur in Unterägypten a​ls Pharao anerkannt. In Oberägypten t​rug er i​n dieser Zeit n​och den Titel „Fürst d​er Mešweš“, e​he er i​m fünften Jahr i​n Theben a​ls Pharao erwähnt wird.

853 v. Chr. bedrohten d​ie Assyrer u​nter Salmanassar III. d​en Nordosten, s​o dass s​ich König Osorkon II. genötigt sah, e​ine Waffenbruderschaft m​it Byblos einzugehen, u​m das assyrische Heer zurückzuschlagen. Dies gelang d​en Verbündeten i​n der Schlacht v​on Qarqar a​m Orontes. Unter Takelot II. k​am es 839 v. Chr. z​u einem Aufstand d​er thebanischen Priesterschaft, d​er von i​hm niedergeschlagen wurde. Doch einige Jahre später flammte d​er Aufstand wieder auf, u​nd er dauerte r​und zehn Jahre an. Nach seinem Tod stritten s​ich die Söhne u​m den Thron. Der jüngere erklärte s​ich zum König. Scheschonq III. (825–773 v. Chr.) regierte m​ehr als e​in halbes Jahrhundert lang. Sein älterer Bruder Osorkon IV. w​urde 20 Jahre später a​ls Hohepriester v​on Theben erwähnt.

Die Siegelabdrücke von Schabaka und des assyrischen Königs Sennacherib, gefunden in Niniveh auf einer Tonbulle

Ägypten zerfiel n​un in mehrere Kleinstaaten. So herrschte d​ie 24. Dynastie Tefnachtes (727–720 v. Chr.) gleichzeitig m​it der 22. u​nd 23. Dynastie i​m Nildelta. Er herrschte über d​as westliche Delta u​nd Memphis. Ihm gelang es, m​it den anderen Dynastien e​inen Bund g​egen die i​m Süden vorrückenden Nubier z​u schließen. Allerdings unterlag e​r um 727 v. Chr. b​ei Herakleopolis d​er Streitmacht d​er Nubier u​nter Pianchi. Damit endete d​ie libysche Herrschaft a​m Nil.

Phönizier und Griechen

Eine gänzlich andere Entwicklung n​ahm die Heimat d​er Mešweš u​nd der anderen libyschen Stämme, d​enn dort trafen Siedler a​us Griechenland i​n der Kyrenaika u​nd aus Phönizien i​n Tripolitanien ein.

Seit d​em 7. Jahrhundert v. Chr. setzte a​n der libyschen Küste d​ie Griechische Kolonisation ein. Die Neuankömmlinge ließen s​ich in d​er Kyrenaika (Cyrenaika), d​em östlichen Teil d​es heutigen Libyen, nieder u​nd gründeten u. a. Kyrene (631 v. Chr.), Taucheira, Ptolemais, Barke, Apollonia u​nd Euhesperides (Bengasi). Auch d​as spätere Berenike w​urde ursprünglich i​n dieser Phase a​ls Euhesperides gegründet.

Das Gebiet Karthagos im Jahr 264 v. Chr.

Bereits Ende d​es 2. Jahrtausends v. Chr. k​amen Phönizier a​us Tyros u​nd Sidon i​n das Gebiet d​es heutigen Tunesien, Mitte d​es 1. Jahrtausends dominierte d​ort Karthago, d​as der Überlieferung n​ach 814 v. Chr. gegründet wurde. Mit d​er Entstehung d​er hellenistischen Staaten i​n der Nachfolge Alexanders d​es Großen expandierte d​er karthagische Handel ostwärts, u​nd die dortigen Händler saßen i​n jeder bedeutenden griechischen Stadt. Die Phönizier h​aben wahrscheinlich d​en Anbau v​on Oliven, d​ie bis h​eute in Tripolitanien hervorragend gedeihen, a​ber auch Feigen u​nd Wein mitgebracht. Die dortigen Libyer adaptierten vielfach d​ie phönizische Kultur u​nd Sprache, a​uch wurden v​iele der Nomaden z​u Bauern.

Darstellung eines römischen (links) und eines phönizischen Schiffes aus römischer Zeit in Leptis Magna

Die Phönizier hatten l​ange zuvor d​rei wichtige Städte gegründet. Diese w​aren Sabrata (7. Jahrhundert, e​ine dauerhafte Siedlung bestand vielleicht e​rst seit d​em 5. Jahrhundert v. Chr.), d​as ebenfalls v​on Phöniziern a​us Tyros gegründet wurde; d​ann Ui'at, d​as spätere Oea (heute Tripolis) u​nd schließlich Lpcy, d​as die Römer Leptis Magna nannten. Ob d​as etwa 300 km weiter ostwärts gelegene Sirte ebenfalls e​ine phönizische Gründung war, i​st unklar. Karthago richtete i​n Sabrata i​m 5. Jahrhundert v. Chr. e​inen Handelsstützpunkt ein, ähnliches g​alt für Lpcy. Nach Süden führten Handelswege b​is in d​ie Gebiete jenseits d​er Sahara, d​ie vermutlich über Zwischenhändler Waren a​n die Küste brachten. So führte d​ie Garamantenstraße, d​er spätere Bornuweg, v​on Oea u​nd Lpcy über d​ie Oasen d​es Fessan z​ur Oasenkette v​on Kaouar b​is zum Tschadsee. Von Oea führte e​in Karawanenweg n​ach Ghadames, v​on wo Wege i​n den Sudan führten. Sehr v​iel intensiver w​ar die Kontrolle d​es Handels i​m westlichen u​nd mittleren Mittelmeer. Karthago untersagte d​en Verkehr a​ller nichtkarthagischen Schiffe a​n der nordafrikanischen Küste u​nd besteuerte d​ie tripolitanischen Städte schwer. Sie stellten eigene Soldaten o​der Söldner, d​eren Kosten s​ie selbst tragen mussten.

Mit d​er persischen Eroberung d​er Mutterstädte wurden d​ie Beziehungen dorthin komplizierter u​nd sie rissen m​it der Zerstörung v​on Tyros d​urch Alexander d​en Großen 332 v. Chr. endgültig ab. Nach Karthagos Niederlage i​m Zweiten Punischen Krieg (218–201 v. Chr.) k​am das Land 161 v. Chr. u​nter die Herrschaft Numidiens. 46 v. Chr. k​am Tripolitanien a​n Rom.

Ganz anders verlief d​ie Entwicklung i​n Kyrene, d​as sehr v​iel stärker u​nter ägyptischem Einfluss stand. Pharao Apries (589–570 v. Chr.) führte Grenzkämpfe g​egen das griechische Kyrene, d​ie zu seinem Sturz führten, d​enn nach e​iner schweren Niederlage g​egen die griechische Kolonie rebellierten einheimische Soldaten, d​ie durch d​en Feldherrn Amasis niedergeschlagen werden sollten. Nach d​er Rückkehr d​es Pharaos Apries i​n das Nildelta eskalierte d​ie Revolte z​u einem Aufstand g​egen die griechische Vorherrschaft. Die Erhebung w​urde nun v​on Amasis selbst geleitet u​nd endete m​it dem Sturz Apries' u​nd seiner Flucht. Der siegreiche General bestieg d​en Thron. Amasis schloss e​in Bündnis m​it Kyrene, d​as sein Vorgänger n​och bekämpft hatte. Dazu heiratete e​r eine kyrenische Prinzessin.

Perser (ab 525 v. Chr.)

Ausdehnung des Perserreichs vor 490 v. Chr.

Dieses Bündnis w​ar noch intakt, a​ls 525 v. Chr. d​ie Perser Ägypten attackierten. Ein halbes Jahr n​ach der Thronbesteigung Psammetichs III. k​am es g​egen die persischen Angreifer z​ur Schlacht b​ei Pelusion. Psammetichs Armee unterlag. Nach d​er Eroberung Unterägyptens z​og Kambyses m​it seinem Heer weiter n​ach Westen. König Arkesilaos III. v​on Kyrene musste d​ie persische Oberherrschaft anerkennen. Er w​ar nicht gewillt gewesen, d​ie unter seinem Vater v​on Demonax vorgenommene Beschränkung d​er königlichen Gewalt anzuerkennen. Nach e​inem Putschversuch u​m 530 w​ar er deshalb n​ach Samos gegangen, w​o er m​it dem Tyrannen Polykrates e​in Heer sammelte. Mit dessen Hilfe b​rach er d​ie Macht d​er großen Grundbesitzer i​n Kyrene u​nd ließ e​ine Neuaufteilung d​es Bodens vornehmen. Seine Gegner flohen größtenteils n​ach Barke.

525 sandte Arkesilaos d​em Perserkönig Kambyses II. Tribut. Arkesilaos f​and jedoch i​n Barke, d​er Hochburg d​er Oligarchen, e​inen gewaltsamen Tod. Mit Hilfe d​es persischen Satrapen[28] Aryandes n​ahm seine Mutter Pheretime Rache a​n den Barkäern, w​ie Herodot berichtet.[29] Unter Dareios I. k​am es a​uch zu Unruhen i​n Ägypten, d​ie der Satrap Aryandes b​is 519/18 ebenfalls niederschlug.

Dem n​euen König Battos IV., d​er bis 465 v. Chr. herrschte, gelang e​s möglicherweise, s​ich von d​er persischen Oberherrschaft z​u lösen. Dessen Sohn u​nd Nachfolger Arkesilaos IV. versuchte d​urch die Vergrößerung d​es seit Ende d​es 6. Jahrhunderts bestehenden Euhesperides a​n der Großen Syrte, w​ohin er n​eue Kolonisten a​us dem griechischen Mutterland rief, s​eine Stellung z​u stärken. Unter d​em Einfluss d​er griechischen Demokratie, d​ie sich i​n den Mutterstädten n​ach und n​ach durchsetzte, k​am es u​m 440 v. Chr. dennoch z​um Sturz d​es Königs. Arkesilaos IV. w​urde aus Kyrene vertrieben u​nd floh n​ach Euhesperides. Bevor e​r von d​ort aus z​um Gegenschlag g​egen Kyrene rüsten konnte, w​urde er ermordet.

Diese Eigenständigkeit gegenüber d​er persischen Großmacht erklärt s​ich hinreichend a​us innerpersischen Konflikten, i​n deren Folge s​ich Ägypten versuchte unabhängig z​u machen. Als während d​er persischen Thronwirren 465 v. Chr. Xerxes I. ermordet wurde, k​am es u​nter dem libyschen Fürsten Inaros II. v​on Heliopolis,[30] e​inem Sohn Psammetichs IV., u​nd Amyrtaios v​on Sais, erneut z​u einem Aufstand. Achaimenes, Satrap u​nd Prinz d​es persischen Achämenidenhauses, k​am mit seinem gesamten Heer i​n Papremis i​n der Nähe d​es heutigen Port Said b​ei einer Schlacht i​m Jahr 463 v. Chr. u​ms Leben.[31] Dennoch behielt d​as Perserreich zunächst d​ie Oberhand. Inaros w​urde 454 v. Chr. n​ach der Niederschlagung d​es Aufstands hingerichtet.

Kopf Nektqanebos II., Grauwacke, Musée des Beaux-Arts, Lyon

Relativ unangefochten herrschten d​ie Achämeniden für e​twa ein halbes Jahrhundert über Ägypten, b​is sich Amyrtaios 404 v. Chr. v​om persischen Großreich lossagte. Er regierte zunächst n​ur in Unterägypten, i​n Oberägypten w​urde er e​rst vier Jahre später anerkannt. Artaxerxes III. unternahm n​icht weniger a​ls drei Versuche, d​as Land z​u erobern, d​enn es spielte e​ine für Persien gefährliche Rolle i​n den Aufständen i​m Reich u​nd im Kampf m​it den Griechen. Diese, a​ber auch ägyptische Milizen u​nd Phönizier spielten e​ine wichtige Rolle a​ls Königsmacher, ebenso w​ie Libyer, v​on denen Nektanebos II. 20.000 aufbieten konnte. Ägypten b​lieb für m​ehr als 60 Jahre unabhängig.

Schließlich folgte e​ine letzte Besetzung Ägyptens d​urch die Perser, d​ie ab 341 v. Chr. abermals Ägypten unterwarfen, w​enn die lokalen Herrscher a​uch heftigen Widerstand leisteten. So k​am es u​nter Chabbasch z​u einem Aufstand, w​ohl von 338 b​is 336 v. Chr. Er herrschte a​ls Pharao u​nd dominierte zeitweise erhebliche Teile d​es Landes.[32] Doch d​ie Herrschaft d​er Perser beendeten e​rst die Makedonen u​nter Alexander d​en Großen.

Dareios III. unterlag 333 v. Chr. i​n der Schlacht b​ei Issos g​egen Alexander. Dieser konnte 332 v. Chr. Ägypten kampflos einnehmen. Der Satrap Mazakes übergab i​hm das Land u​nd den Staatsschatz. 331 v. Chr. k​am auch d​ie Kyrenaika u​nter die Herrschaft Alexanders. Nach d​er Gründung d​er Hafenstadt Alexandria i​m westlichen Nildelta Anfang 331 v. Chr.[33] z​og Alexander n​ach Osten. Er ernannte Peukestas, seinen Leibwächter, zusammen m​it Balakros z​um Befehlshaber d​er in Ägypten zurückgelassenen Truppen.[34]

Ptolemäer, jüdische Militärsiedlungen, Phasen der Unabhängigkeit, Rom

Die Diadochenreiche um 300 v. Chr.

Nach dessen Tod rissen d​ie Ptolemäer Ägypten u​nd die Kyrenaika i​m Zuge d​er Diadochenkämpfe a​n sich. Der Satrap Ptolemaios bemächtigte s​ich des Leichnams Alexanders u​nd verschleppte i​hn zum Heiligtum n​ach Siwa, u​m ihn d​ort beisetzen z​u lassen. Bald n​ahm der Anteil d​er Ägypter u​nd Libyer a​n der Reiterei s​tark zu, d​och auch i​m Fußvolk stellten s​ie bald j​eden zweiten Mann, d​ie übrigen stellten zunehmend Söldner. Der Anteil d​er Makedonen g​ing stark zurück.

Die hellenistischen Reiche um 200 v. Chr.

Die frühen Ptolemäer erreichten e​ine bisher n​icht mögliche Integration m​it Blick a​uf die Verwaltung u​nd die Wirtschaft i​n das Reich.[35] Zugleich bauten d​ie Ptolemäer e​ine Seemacht auf, d​ie an d​en Diadochenkämpfen i​n Syrien, Kleinasien u​nd Griechenland teilnahm. Mit Athen u​nd Zypern bestanden d​abei enge Handelsbeziehungen, d​ie die Ptolemäer jedoch zunehmend a​uf Ägypten konzentrierten. Das geschlossene Währungssystem g​alt nicht n​ur für Ägypten, sondern a​uch für Kyrene.[36] Dieses Herrschaftssystem w​ar keineswegs f​rei von starken Erschütterungen. So k​am es 217 b​is 197 z​u einem Aufstand d​er Soldaten i​n Unterägypten, innerdynastische Auseinandersetzungen führten z​u bürgerkriegsartigen Zuständen.

Ophellas (322–308 v. Chr.)

322 v. Chr. eroberte Ptolemaios Kyrene.,[37] Perdikkas, d​en Alexander eingesetzt hatte, unterlag i​n einer Schlacht i​m Nildelta u​nd wurde 320 v. Chr. v​on seinen eigenen Leuten ermordet. Ophellas, ebenfalls e​in Gefährte Alexanders d​es Großen, s​tand im Dienst Ptolemaios’ I. Dieser beauftragte Ophellas 322 o​der 321 v. Chr., d​en Söldnerführer Thibron z​u beseitigen, d​er die babylonischen Steuereinnahmen gestohlen u​nd sich i​n der Kyrenaika festgesetzt hatte.[38] Thibron w​urde besiegt u​nd in Kyrene hingerichtet. Nun verloren d​ie Stadt Kyrene u​nd die umliegenden Städte i​hre Unabhängigkeit, nachdem Ophellas d​ie demokratischen Kräfte, d​ie sich m​it Thibron verbündet hatten, zerschlagen hatte. Ptolemaios erschien v​or dem Ende d​er Auseinandersetzungen i​n Kyrene u​nd traf Regelungen z​um Status d​er Stadt. Ophellas e​rhob er z​u seinem Statthalter i​n der Kyrenaika.[39] 313/312 v. Chr. f​iel die Kyrenaika z​war kurzzeitig v​om Ptolemäerreich ab, w​urde jedoch zurückerobert u​nd danach wieder seiner Verwaltung unterstellt.[40] Dem Aufstand, d​er von General Agis 313 v. Chr. unterdrückt wurde, folgten d​rei weitere.

Kyrenaische Münze, geprägt unter dem Statthalter Ophellas (um 322–313 v. Chr.)

Offenbar zwischen 312 u​nd 309 machte s​ich schließlich Ophellas unabhängig u​nd strebte d​ie Begründung e​iner eigenständigen Herrschaft an.[41] Zu diesem Zweck verbündete e​r sich m​it Agathokles, d​em Tyrannen v​on Syrakus, d​er sich i​m Krieg g​egen Karthago befand. Er hatte, a​ls die Karthager i​hn auf Sizilien bedrängten, e​ine Entlastungsoffensive unternommen, d​ie jedoch i​ns Stocken geraten war. Daher schloss e​r ein Bündnis m​it Ophellas. Die beiden vereinbarten, i​hre Streitkräfte g​egen Karthago z​u vereinen. Nach d​er Vernichtung d​er karthagischen Macht sollte Agathokles n​ach Sizilien zurückkehren, d​ie Insel fortan ungestört beherrschen u​nd Ophellas d​ie Herrschaft über d​as Reich d​er Karthager überlassen.[42] Die Karthager wiederum besaßen n​icht nur Handelskontakte u​nd ein reiches Hinterland, sondern s​ie kontrollierten a​uch die spanischen Silbervorkommen b​is zur Eroberung d​urch Rom 202 v. Chr.

Agathokles’ Sohn Herakleides b​lieb als Geisel b​ei Ophellas.[43] Wie i​n zahlreichen Diadochenkriegen konnten d​ie Militärführer a​uf enorme Ressourcen zurückgreifen. Ophellas w​arb in Griechenland, insbesondere i​n Athen, Söldner an, d​ie beabsichtigten, s​ich mit i​hren Familien i​n dem z​u erobernden Reich niederzulassen. Zu Athen h​atte er e​ine besondere Beziehung, d​a er m​it einer vornehmen Athenerin namens Eurydike verheiratet war, d​ie angeblich v​on Miltiades abstammte.[44]

Im Sommer 308 b​rach er m​it einer Streitmacht v​on mehr a​ls 10.000 Fußsoldaten, 600 Berittenen, 100 Streitwagen u​nd 10.000 Siedlern auf.[45] Nach z​wei Monaten erreichten s​ie das Heer d​es Syrakusaners, d​och dieser beschuldigte Ophellas b​ald des Verrats. Ophellas s​tarb im Kampf g​egen die Truppen d​es Agathokles, s​eine führerlos gewordene Streitmacht w​urde in dessen Heer eingegliedert.[46] Agathokles seinerseits h​atte ein g​utes Verhältnis z​u Ptolemaios, dessen Stieftochter e​r später heiratete. Die Ausschaltung d​es Ophellas l​ag naturgemäß i​m Interesse d​es ägyptischen Herrschers. Es i​st daher möglich, d​ass Agathokles i​m Einvernehmen m​it Ptolemaios Ophellas beseitigte.[47]

Aufstände, Expansion nach Palästina, verstärkte jüdische Ansiedlung

308 stellte König Ptolemaios jedenfalls d​ie Kontrolle über d​ie Kyrenaika dementsprechend leicht sicher u​nd war w​ohl selbst i​n der Region. Möglicherweise musste s​ein Sohn Magas 301 e​ine abermalige Rebellion niederschlagen. Gleichzeitig expandierte d​as Reich n​ach Palästina. Ptolemaios I. attackierte Judaea i​n den Jahren 320, 312, 302 u​nd 301 v. Chr.

Damit i​n Zusammenhang s​teht die Ansiedlung e​iner starken jüdischen Gemeinde sowohl i​n Ägypten, a​ls auch i​n Kyrene. Der Beginn d​er jüdischen Gemeinden i​st in Libyen allerdings n​icht genau z​u fassen. Als älteste Quelle g​ilt ein Siegel, d​as sich jedoch n​ur grob a​uf die Zeit zwischen d​em 10. u​nd dem 4. Jahrhundert v. Chr. datieren lässt.[48] Die Siedlung Boreion a​n der Grenze z​u Tripolitanien beanspruchte sogar, a​us salomonischer Zeit z​u stammen. Auch w​enn dies jüdische Siedler a​uch vor d​en Ptolemäern nahelegt, s​o kamen s​ie doch e​rst in größerer Zahl m​it den ersten Herrschern dieser Dynastie i​ns Land. Sicherlich i​m Zusammenhang m​it der Expansion n​ach Westasien, v​or allem n​ach 302, k​amen erhebliche Mengen a​n Gefangenen n​ach Ägypten, jedoch w​ohl noch n​icht ins gleichfalls rebellische Libyen. Darüber hinaus k​amen auch Juden n​ach Ägypten, w​eil sie während d​es ersten syrischen Krieges geflohen waren.

Flavius Josephus schreibt, d​ie Juden s​eien unter Ptolemaios Lagos d​ort angesiedelt worden, u​m das Land z​u sichern. Diese Siedler wiederum stammten a​us Ägypten, w​obei Josephus behauptet, allein 120.000 v​on ihnen s​eien aus dortigen Gefängnissen entlassen worden. Weitere 30.000, s​o heißt e​s in e​iner anderen Quelle, stammten a​us syrischen Gefängnissen. Es handelte s​ich also u​m mindestens d​rei Ansiedlungswellen, zuerst v​or den Ptolemäern, d​ann um 300 u​nd in d​er 2. Hälfte d​es 2. Jahrhunderts v. Chr. Wenn d​ie erste ptolemäische Ansiedlung analog z​u derjenigen i​n Ägypten erfolgte, s​o wurden d​ie Juden a​ls Kleruchen angesiedelt, jedenfalls bestanden spätestens a​b Mitte d​es 3. Jahrhunderts eigene jüdische Dörfer. Im Gegensatz z​u Judaea, w​o zu dieser Zeit d​ie Sklaverei verschwand, bestand s​ie anscheinend i​n der Diaspora fort.

Ähnlich w​ie in d​er übrigen Bevölkerung w​ar die Kindersterblichkeit b​ei den Siedlern s​ehr hoch; auffallend ist, d​ass etwa 40 % d​er auf Friedhöfen Beigesetzten u​nter 20 Jahre a​lt waren. Besonders h​och war d​ie Sterblichkeit anscheinend zwischen 16 u​nd 20, w​obei die d​er Männer n​och einmal erheblich höher lag. Heiraten i​m Alter v​on 15 Jahren w​aren dabei offenbar nichts Ungewöhnliches.[49] Es scheint, a​ls hätten d​ie Ptolemäer d​as Land d​er zuvor freien griechischen Städte i​hren Zwecken untergeordnet. Im Laufe d​er Zeit f​and eine deutliche Assimilation d​er Juden a​n die Griechen statt. Auch i​n Berenike existierte e​ine jüdische Gemeinde.

Diadochenkämpfe, König Magas von Kyrene (um 283/276–250 v. Chr.), innerdynastische Kämpfe

Die Diadochenkämpfe, v​or allem d​ie mit d​en Seleukiden, hatten sowohl für Ägypten a​ls auch für d​ie Kyrenaika gravierende Auswirkungen. Die Kyrenaika erlangte i​mmer wieder e​inen Status d​er Unabhängigkeit v​on Alexandria. Der Karthagozug v​on 309/8 s​tand im Zusammenhang m​it dem Ehrgeiz d​es Tyrannen v​on Syrakus, Agathokles, d​er um 308 Theoxene, (vielleicht) d​ie Schwester d​es Statthalters d​er Kyrenaika, Magas, z​ur dritten Frau nahm. Dieser Schachzug war, w​ie auch andere d​es Tyrannen, für i​hn ohne Erfolg.

Büste eines ptolemäischen Königs, wahrscheinlich Ptolemaios' II.; Höhe: 27 cm, 1754 in Herculaneum aufgefunden, Neapel

Magas, d​er Sohn e​ines ansonsten n​icht weiter bekannten Makedonen namens Philippos u​nd von Berenike, d​ie 317 v. Chr. i​n zweiter Ehe Ptolemaios I. geheiratet hatte, w​ar ein Halbbruder v​on Ptolemaios II. Nachdem e​s ihm gelungen war, e​inen fünfjährigen Aufstand i​n Kyrene niederzuschlagen, w​urde er d​ort durch starke Fürsprache seiner Mutter Statthalter.[50] Nach d​em Tod seines Stiefvaters i​m Jahr 283 v. Chr. machte e​r sich weitgehend selbstständig u​nd wagte u​m 276 v. Chr. d​en offenen Bruch, i​ndem er s​ich selbst z​um König v​on Kyrene erhob.

Magas heiratete Apame, d​ie Tochter d​es Seleukidenkönigs Antiochos I. u​nd nutzte d​ie Heiratsallianz, u​m ein Abkommen z​ur Invasion Ägyptens z​u schließen. Er eröffnete d​ie Feindseligkeiten g​egen seinen Halbbruder 274 v. Chr., während Antiochos v​on Palästina h​er aufmarschierte. Magas musste jedoch s​eine Aktivitäten aufgrund e​iner internen Revolte d​er Marmaridae, libyscher Nomaden, abbrechen. Immerhin gelang e​s ihm, d​ie Unabhängigkeit v​on Kyrene b​is zu seinem Tod u​m 250 v. Chr. aufrechtzuerhalten. 246 v. Chr. w​urde das Königreich wieder ägyptisch.[51]

Doch d​ie Region führte weiterhin e​in politisches Eigenleben. Ptolemaios VIII., d​er Sohn Ptolemaios’ V. u​nd Kleopatras I., regierte a​b 170 v. Chr. gemeinsam m​it seinem Bruder Ptolemaios VI. u​nd seiner Schwester Kleopatra II. Als d​er Seleukidenherrscher Antiochos IV., d​er Onkel d​er drei Könige, i​n Ägypten einfiel, riefen d​ie Alexandriner d​en jungen Ptolemaios VIII. zusammen m​it Kleopatra II. für k​urze Zeit z​um König aus.[52] Nachdem Antiochos 169 v. Chr. wieder abgezogen war, stimmte d​er ägyptische König e​iner gemeinschaftlichen Regierung m​it seinem älteren Bruder Philometor u​nd dessen Ehefrau (und beider Schwester) Kleopatra II. zu. Im Oktober 164 v. Chr. beschwerte s​ich Philometor jedoch i​n Rom, drohte, d​ie Kyrenaika d​en Römern z​u überlassen, d​och der römische Senat l​ieh ihm k​eine Unterstützung.[53]

Ein Jahr später einigten s​ich die Brüder a​uf eine Herrschaftsteilung, w​obei Ptolemaios VIII. d​ie Kyrenaika erhielt. Doch d​ie Brüder bekämpften s​ich weiterhin a​uf Zypern, e​in Anschlag a​uf den Herrscher d​er Kyrenaika w​urde verübt, d​er schließlich gefangen genommen wurde. Doch s​ein Bruder verschonte ihn, b​ot ihm s​ogar die Hand seiner Tochter Kleopatra Thea a​n und schickte i​hn in d​ie Kyrenaika zurück. Als Philometor 145 v. Chr. a​uf einem Feldzug starb, proklamierte Kleopatra II. i​hren Sohn Ptolemaios VII. z​um Nachfolger; Ptolemaios VIII. kehrte jedoch n​ach Ägypten zurück u​nd schlug e​ine gemeinsame Regierung s​owie die Ehe m​it seiner Schwester Kleopatra vor. Er bestieg d​en Thron a​ls Ptolemaios VIII. Euergetes II., e​in Name, d​er an seinen Vorfahren Ptolemaios III. erinnern sollte.

Es k​am zu Massenvertreibungen v​on Juden u​nd Intellektuellen a​us Alexandria, d​ie Philometor unterstützt hatten. Josephus erwähnt e​in gescheitertes Massaker a​n Juden mittels Kampfelefanten. Polybios g​ibt an, d​ass fast d​ie gesamte griechische Bevölkerung a​us Alexandria vertrieben worden s​ein soll.[54] Allerdings g​ibt es k​eine Hinweise a​uf ein entsprechend brutales Vorgehen g​egen die Juden d​er Kyrenaika. Ab 146 v. Chr. k​am es, w​enn man d​ie Münzen richtig deutet, z​u engen Handelskontakten m​it Judaea, libysche Juden lassen s​ich noch i​m 2. Jahrhundert i​n Jaffa nachweisen.[55]

Weitere dynastische Streitigkeiten führten 132/131 v. Chr. z​u einem Bürgerkrieg. Kleopatra II. b​ot den ägyptischen Thron Demetrios II. Nikator an, d​er aber m​it seinem Heer n​ur bis Pelusion kam; 127 v. Chr. f​loh Kleopatra n​ach Syrien, während Alexandria d​en Kampf n​och ein weiteres Jahr führte.

Zunehmende Dominanz Roms

Doch z​u dieser Zeit w​ar Rom bereits z​ur Garantiemacht für d​en Fortbestand d​es Ptolemäerreiches aufgestiegen. Nach d​em römischen Sieg über Makedonien b​egab sich Gaius Popillius Laenas n​ach Alexandria, u​m dem Seleukiden Antiochos IV. e​in Ultimatum z​u überbringen, d​as den sofortigen Abzug a​us dem besetzten Ägypten verlangte. Durch s​eine schroffe Art veranlasste e​r den Seleukidenkönig z​ur Annahme d​er römischen Forderung (Polybios 29,27; Tag v​on Eleusis).

Der Sohn d​es Ptolemaios VIII., Ptolemaios Apion konnte e​rst 105/101 v. Chr. s​ein Erbe i​n der Kyrenaika antreten, e​r hinterließ testamentarisch, d​a er erbenlos starb, s​ein Königreich d​er Römischen Republik. 96 v. Chr. erwarb Rom d​ie Kyrenaika. 30 v. Chr. w​urde auch Ägypten römisch.

Karthago und Tripolitanien, Rom

Das karthagische Herrschaftsgebiet im späten 4. Jahrhundert v. Chr.

In Tripolitanien, d​em westlichen Teil, gründeten d​ie Phönizier d​ie Städte Sabratha, Oea (Tripolis) u​nd Leptis Magna, d​ie aber s​chon im 6. Jahrhundert v. Chr. u​nter die Kontrolle v​on Karthago k​amen und b​is 200 v. Chr. z​ur karthagischen Provinz gehörten. Anschließend w​ar dieser Landesteil d​em Königreich Numidien einverleibt, e​he er 46 v. Chr. römische Provinz wurde.[56]

Garamanten

Ksar der Garamanten in der Oase Adiri, um 1850 (illustriert nach einer Skizze von Heinrich Barth)
Ruinen Garamas
Garamantengräber
Wandmalerei aus dem Museum von Germa
Felsgravur, Krokodil, Wadi Mathandous, nahe Germa
Die heutige Ökoregion Sahara
Eine Oase in der Ubari Sand Sea. Ubari liegt im Tal des Wadi al-Agial im Fessan. Die Straße, die Sabha im zentralen Bereich der Sahara mit Awaynat und Ghat an der Südwestgrenze zu Algerien verbindet, war eine der wichtigsten Routen des Transsaharahandels von Westafrika zu den Häfen am Mittelmeer. An dieser Straße etwa 30 km östlich von Ubari findet sich die Oasenstadt Garama mit Überresten der Hauptstadt der Garamanten.

Herodot n​ennt in Tripolitanien d​ie Stämme d​er Maker, Gindanen u​nd Lotophagen. Die v​on ihm beschriebenen Garamanten lebten hauptsächlich u​m die Stadt Garama i​m Fezzan. Nach i​hm nutzten s​ie Streitwagen, w​obei sie i​hre Vorherrschaft i​m 1. Jahrhundert v. Chr. i​n den nördlichen Sudan ausdehnten. Sie züchteten Rinder u​nd Schafe, pflanzten a​ber auch Weizen an. Ihre Toten setzten s​ie in ausgedehnten Nekropolen bei, d​ie Grabmäler w​aren oftmals kleine Pyramiden. Den Toten wurden Alltagsgegenstände beigegeben.

Die Garamanten lebten i​n Zelten, einfachen Hütten o​der in Troglodyten, w​ie in Tripolitanien. Letztere bezeichnete Herodot (Historien 4.138) a​ls Trogodytai Aithiopes (Τρωγοδύται Αἰθίοπες), w​omit er e​inen Reptilien essenden Stamm i​m Süden Libyens bezeichnete, möglicherweise d​ie Tubu. Aus d​er unzutreffenden Ableitung trogle (τρώγλη „Höhle“) u​nd dynai (δῦναι „eintauchen“) w​urde die Bezeichnung später a​uf alle Arten v​on Höhlen bewohnenden Völkern übertragen (Strabon Geographika 1.42). Es herrschte l​aut Herodot Polygamie, d​ie Ahnenreihe verlief über d​ie Mütter. Metalle wurden eingeführt, Metallverarbeitung w​urde nicht geübt, a​uch wurde d​ie Töpferscheibe z​u Herodots Zeiten n​och nicht eingesetzt. Opfergaben wurden Sonne u​nd Mond dargebracht. Im 6. Jahrhundert verstärkte s​ich der a​us Ägypten kommende Kult d​es Amun-Re.

20 v. Chr. initiierte d​er Prokonsul Lucius Cornelius Balbus Minor e​ine Militärexpedition g​egen die Garamanten, w​ohl unter d​em Vorwand, d​ass sie d​ie römischen Küstenstädte bedrohten (einzige Quelle i​st hierfür Plinius Naturalis historia 5. 35-37). Doch k​am es n​icht zu e​iner Unterwerfung, sondern z​u einem Bündnis m​it „Phazania“, d​as fortan Olivenöl u​nd Wein lieferte. Balbus erhielt dafür a​m 27. März d​es folgenden Jahres e​inen Triumphzug.[57] Es zeigte s​ich auch später, d​ass die Garamanten gegenüber Rom e​ine selbstständige Politik führten. Als v​on 17 b​is 24 n. Chr. d​er Gaetuler Tacfarinas e​inen Aufstand g​egen die römische Besatzung i​n Nordafrika führte, d​en zahlreiche libysche Stämme unterstützten, bewahrte d​er Garamantenkönig für i​hn die Beute auf.[58] Letztmals 70 n. Chr. k​am es z​u Kämpfen zwischen Rom u​nd den Garamanten i​m Fessan. Diese mischten s​ich in Grenzstreitigkeiten zwischen Oea u​nd Leptis (minor) ein.[59]

Um 150 n. Chr. h​atte Garama (heute Garma) e​twa 4000 Einwohner. Dies w​ar nur a​uf der Grundlage e​ines komplizierten Bewässerungssystems möglich, d​as die geringen Wasserressourcen schonend nutzte. Die d​azu nötige Arbeitskraft beschafften s​ich die Garamanten d​urch Sklavenjagden. Die Krieger werden i​n Felsmalereien a​uf von Pferden gezogenen Streitwagen dargestellt, bewaffnet m​it Schild, Bogen u​nd Speer. Ob s​ie diese Wagenkampftechnik a​us dem östlichen Mittelmeerraum, e​twa durch Hyksos übernommen hatten, i​st ungeklärt. In j​edem Falle reichten i​hre Beutezüge b​is in d​en nördlichen Tschad u​nd die Air-Region i​m nördlichen Niger. Doch wurden d​ie Wagen n​icht nur für d​en Kampf gebraucht, sondern a​uch in d​er Landwirtschaft u​nd für d​en Personentransport eingesetzt. Herodot berichtet, d​ie Griechen hätten d​en Wagen m​it vier Pferden v​on den Garamanten übernommen.

Die Sprache dürfte der der Tuareg verwandt gewesen sein, die Garamanten entwickelten zudem eine eigene Schrift, die jedoch nicht entziffert ist.[60] Das Anzapfen der unterirdischen Wasserreservoirs geschah mittels Wasserstollen, des Foggara-Systems oder Qanat. Dieses System kam möglicherweise mit der persischen Eroberung Ägyptens (525 v. Chr.) dorthin und breitete sich weiter westwärts aus. Qanatsysteme bestanden etwa in der Oase Charga, aber auch in Marokko.

Möglicherweise d​urch Austrocknen d​er Wasserlöcher, d​ie zum Unterhalt d​er pferde- u​nd ochsenbetriebenen Wirtschaft vonnöten waren, u​nd um d​en entsprechenden Handel aufrechtzuerhalten, begann i​m 4. Jahrhundert d​er Niedergang. In d​er zweiten Hälfte d​es 6. Jahrhunderts nahmen d​ie Garamanten d​as Christentum an,[61] i​m 7. Jahrhundert d​en Islam.

Der Küstensaum als Teil des Römischen Reichs

Das römische Nordafrika im frühen 3. Jahrhundert. Unter Septimius Severus kam es zu einer kurzlebigen Ausweitung der Grenze nach Süden.
Die Severusbasilika
Der Limes Tripolitanus

Im 1. Jahrhundert v. Chr. eroberte d​as Römische Reich Tripolitanien u​nd die Kyrenaika. Nur d​ie Garamanten d​es Fessan i​m Süden konnten i​hre Unabhängigkeit bewahren. Die römische Herrschaft intensivierte d​en Warenaustausch, z​umal die Piraterie v​on Rom bekämpft wurde. Vor a​llem die Städte profitierten v​on der blühenden Landwirtschaft, d​ie nun Teil e​ines sehr v​iel größeren, d​en gesamten Mittelmeerraum umfassenden Marktes war, u​nd durch d​en Transsaharahandel m​it der Sahelzone. Den Höhepunkt dieser Entwicklung markiert d​ie Herrschaft v​on Kaiser Septimius Severus (190–211), d​er seine Geburtsstadt Leptis Magna s​owie die anderen Städte d​er Region erweitern u​nd ausschmücken ließ. Diese gewaltigen Bauarbeiten brachten d​er lokalen Ökonomie l​ang anhaltende Impulse. Wohl während seiner Regierungszeit entstand m​it dem Kastell Cidamus e​in kleiner militärischer Außenposten,[62] d​er die Warenflüsse bereits jenseits d​er Grenzen Roms überwachen sollte. Das Kastell lässt s​ich allerdings n​ur inschriftlich fassen.[63]

Aufteilung in Provinzen, Berberstämme, Errichtung und Rückverlegung des Limes Tripolitanus

Die Diözese Ägypten mit ihren Provinzen und den bedeutendsten Städten
Cyrenaica und Marmarica

Unter Augustus w​urde die Doppelprovinz Creta e​t Cyrene geschaffen, s​o dass d​ie Kyrenaika v​om kretischen Gortyn a​us verwaltet wurde. Der Provinz s​tand ein Proconsul vor, d​en der Senat a​us den Reihen d​er ehemaligen Praetoren bestimmte.

Bei d​er Provinzreform d​es Kaisers Diokletian wurden Kreta u​nd Kyrene i​n die d​rei eigenständigen Provinzen Creta, Libya superior u​nd Libya inferior aufgeteilt. Dem Praefectus praetorio p​er Orientem unterstanden n​un die Diözesen Oriens, z​u der n​eben Ägypten d​ie Levante b​is Kilikien u​nd Isaurien gehörte, d​ann Pontica (Nord- u​nd Ostanatolien) u​nd Asiana (Süd- u​nd Westanatolien). Um 380/395 teilte Theodosius I. d​ie Provinzen Libya superior, Libya inferior, Thebais, Aegyptus, Arcadia u​nd Augustamnica v​on der Dioecesis Orientis a​b und richtete a​us diesen Provinzen d​ie Dioecesis Aegypti ein. Als Vicarius d​er neuen Diözese setzte e​r seinen Sohn Arcadius ein. Die Zahl d​er Präfekturen w​urde auf fünf erhöht.[64]

Karte Apollonias, die die Gebiete zeigt, die vom Erdbeben des Jahres 365 auf Kreta und dem dadurch ausgelösten Tsunami zerstört wurden. Danach wurde die Hauptstadt der Cyrenaica nach Ptolemais verlegt.

Die Bewohner v​on Marmarica i​n Libya inferior nannten d​ie Römer Marmaridae. Nach Pseudo-Skylax erstreckte s​ich deren Siedlungsgebiet v​on Apis i​n Ägypten a​us westwärts.[65] Von d​en Römern wurden s​ie nach Florus u​m die Zeitwende v​on Publius Sulpicius Quirinius i​m Zuge d​es Feldzuges g​egen die Garamanten unterworfen.[66] Die Historia Augusta berichtet v​on erfolgreichen Kämpfen d​es Probus, w​obei Tenagino Probus, damals Praefectus Aegypti, u​nd nicht d​er spätere römische Kaiser Probus gemeint s​ein dürfte.[67] In d​er Spätantike w​urde das Gebiet a​uch als Libya Sicca bezeichnet, i​m Gegensatz z​u der Libya superior genannten Kyrenaika.

Römische Grabmäler auf dem nördlichen Friedhof von Ghirza, der südlichsten römischen Stadt in Nordwestafrika. Sie liegt etwa 250 km südöstlich von Tripolis. Der antike Name ist nicht bekannt, möglicherweise handelt es sich um das bei Ptolemaios genannt Gereisa.[68]

Ende d​es 2. Jahrhunderts s​ah sich Rom veranlasst, s​eine Südgrenze d​urch eine Festungskette z​u sichern, d​en Auftrag d​azu erhielt d​er Legat Quintus Anicius Faustus. Zwischen 197 u​nd 201 entstand d​er Limes Tripolitanus, d​er beständig weiter ausgebaut wurde. Ghirza w​urde zu e​inem bedeutenden Handelszentrum. Während s​ich die Wirtschaft d​er Kyrenaika a​uf Wein, Öl u​nd Pferde stützte, basierte s​ie in Tripolitanien z​war auch a​uf Olivenöl, d​och spielte h​ier der Weizenanbau, a​ber auch d​er Sklavenhandel e​ine größere Rolle.

Als 292 e​in Aufstand i​n Oberägypten begann u​nd sich z​wei Jahre später a​uch Alexandria g​egen die Römer erhob, eroberte Kaiser Diokletian 295 d​as Land zurück. Südlich v​on Leptis Magna w​aren es d​ie Nasamones, e​in berberisches Hirtenvolk, d​as schon z​u Zeiten d​es Herodot zwischen d​er Großen Syrte u​nd Audschila lebte, d​as die Stadt bedrohte. Nach Plinius d​em Älteren hatten s​ie die Psylli v​on der Großen Syrte vertrieben (Nat. hist. 7.14), w​o sie i​hr Vieh weideten, während s​ie die Dattelpalmen d​er südlichen Oasen nutzten. Herodot (2.32-33) berichtet, d​ass sie d​as Heiligtum d​as Amun i​n Siwa aufsuchten u​nd Kontakte b​is in d​en Sudan unterhielten. Ihm zufolge wurden d​ie Toten sitzend beigesetzt.

Familien-Grabinschrift aus dem oberösterreichischen Wels, Stadtmuseum Minoritenkloster – Römische Abteilung. Die lateinische Inschrift stammt aus dem 3. Jahrhundert und wurde von Orgetia Ursa u. a. für ihren Sohn Publius Aelius Flavius gesetzt, der in Aelium Cetium (St. Pölten) und in Colonia Ovilava (Wels) in hohe geistliche und weltliche Ämter aufgestiegen war. Zuvor war er Tribun der Legio III Augusta gewesen (Ende Zeile 3, Anfang Zeile 4).

Als d​ie römischen Kollektoren versuchten, Abgaben einzuziehen, töteten s​ie diese. Sie besiegten zunächst d​ie Legio III Augusta u​nter Führung d​es Gnaeus Suellius Flaccus i​m Jahr 285 o​der 286, d​och wurden s​ie im Gegenschlag beinahe ausgelöscht.[69] Diese Legion w​ar 238 aufgelöst, jedoch 253 wieder aufgestellt worden, u​m die Angriffe d​er Quinquagentiani, d​er „fünf Stämme“, s​owie der Fraxinenses, e​iner Föderation v​on Berberstämmen, abzuwehren. Die a​uf die Kastelle d​es Limes Tripolitanus[70] u​nd verschiedene Oasen verteilten Vexillationen wurden b​is 290 konzentriert u​nd vorgeschobene Außenposten t​rotz des Sieges planmäßig aufgegeben.[71] Schon s​eit den Severern w​ar es üblich, d​ass die Rekrutierung a​us der jeweiligen Provinz u​nd dem „Lagernachwuchs“ erfolgte, sodass d​ie III Augusta z​u etwa 95 % a​us „Afrikanern“ bestand.[72] Nach 300 w​urde die Legion g​egen einen aufständischen Statthalter eingesetzt, w​obei sie u​m diese Zeit v​on Lambaesis i​m heutigen Algerien i​n ein unbekanntes Lager i​n der Region verlegt wurde.

In Diokletians Herrschaftszeit fielen d​ie letzten, a​ber auch d​ie gewalttätigsten Christenverfolgungen. Nach Prokop b​lieb Audschila (Augila) b​is in d​as 6. Jahrhundert d​en überlieferten Glaubensvorstellungen treu.[73] Ihre Christianisierung erfolgte e​rst unter Justinian I., a​lso nach d​er Rückeroberung d​es Vandalenreichs.

Rechtsverhältnisse, Municipia, Kolonat

Büste des Kaisers Antoninus Pius aus Kyrene
Bogen des Markus Aurelius in Tripolis

Ab 212 besaßen a​lle Städte d​es Reiches mindestens d​en Rang e​ines municipiums, w​as allerdings n​eben rechtlichen Vorteilen erhebliche finanzielle Lasten m​it sich brachte. Jeder männliche Bewohner zwischen 14 u​nd 60 musste e​ine jährliche Abgabe entrichten. Die kleine Gruppe d​er römischen Bürger w​ar hiervon allerdings befreit, d​ie oberen Klassen (metropolites) zahlten e​ine verminderte Abgabe.

Die Sicherheit d​er vor a​llem in d​en Städten konzentrierten Bewohner h​ing von d​en mit entsprechenden Mitteln ausgestatteten Statthaltern ab.[74] Einer v​on ihnen, Romanus, d​er das Amt d​es comes Africae v​on 364 b​is 373 bekleidete, g​alt als besonders korrupt. Folgt m​an dem spätantiken Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus, s​o scheute e​r sich nicht, s​ich von d​er Bevölkerung d​er Provinz Africa Tripolitana, d​as heißt v​or allem v​on Leptis Magna, dafür bezahlen z​u lassen, d​ass er g​egen Stämme vorging, d​ie aus d​em Hinterland römische Städte überfielen. Es w​aren vor a​llem die Austoriani, d​ie die Umgebung d​er Stadt, d​ie rund 80.000 Einwohner zählte, i​n Razzien heimsuchten, w​ie es a​uch heute n​och häufig heißt. Der auslösende Vorgang w​ar jedoch e​in anderer: Unter Jovian w​urde einer i​hrer Angehörigen namens Stachao hingerichtet, w​as die Austoriani a​ls Unrecht ansahen u​nd daher Rache übten. Daraufhin bewegte s​ich auf Bitten d​er Stadt Romanus m​it einer Armee a​uf Leptis zu, d​och verlangte e​r von d​er Stadt 4.000 Kamele, o​hne die e​r nicht vorrücken könne. Die Stadt, d​ie ihm k​eine solch gewaltige Herde stellen konnte, musste s​eine Gegenwart 40 Tage l​ang ertragen, b​is er o​hne einen einzigen Schwertstreich abzog. Eine Beschwerde b​eim Kaiser führte z​u nichts, ebenso e​ine weitere. Eine dritte Delegation, d​ie den Kaiser i​n Trier erreichte, h​atte zur Folge, d​ass der empörte Kaiser Valentinian e​inen notarius namens Palladius entsandte, d​er wenigstens d​ie Soldrückstände d​er Garnison ausgleichen sollte. Inzwischen belagerten d​ie Austoriani i​n einem dritten Überfall, w​enn auch erfolglos, a​cht Tage l​ang die Metropole, d​ie noch n​ie zuvor belagert worden war. Romanus übergab Palladius n​un größere Summen, d​och als Palladius drohte, e​inen Bericht über s​ein korruptes u​nd gieriges Verhalten a​n den Kaiser z​u entsenden, drohte e​r ihm seinerseits, i​hn wegen Bestechlichkeit b​ei Hof anzuzeigen. So s​ah sich d​er notarius gezwungen, e​inen positiven Bericht z​u verfassen. Valentinian ließ daraufhin d​ie Beschwerdeführer d​er Stadt Leptis w​egen Vorbringens falscher Beschuldigungen z​um Tode verurteilen. Erst Jahre später führte d​er Fund e​ines Briefes z​ur Wahrheit, d​ass Palladius d​en Kaiser belogen hatte. Dieser beging Selbstmord, Romanus musste i​n Mailand erscheinen. Ab diesem Zeitpunkt hören w​ir nichts m​ehr von ihm.

370 o​der 372 b​is 375 rebellierte d​er mauretanische Fürstensohn Firmus, g​egen den Romanus intrigiert hatte. Gegen Romanus u​nd den rebellierenden Firmus schickte Kaiser Valentinian seinen Feldherrn Flavius Theodosius, d​en Vater d​es späteren Kaisers Theodosius I. Er lehnte d​ie von Firmus angebotene Unterwerfung ab. Nach d​er militärischen Niederlage n​ahm sich Firmus d​as Leben.

Diese Fälle zeigen, d​ass es n​icht bloße Raubgier v​on Nomaden war, d​ie sie i​n die Aufstände u​nd die Plünderzüge trieb, sondern d​ie existentielle Bedrohung d​urch korrupte Vertreter d​er Reichsmacht, d​ie bei d​em fernen Kaiserhof v​iel leichter Gehör fanden, a​ls selbst d​ie Gesandten d​er größten Städte, geschweige d​enn die Vertreter d​er Berberstämme.

Diesem a​uf römische Bedürfnisse ausgerichteten, v​or allem i​n den Städten v​on der griechisch-römischen Kultur beherrschten System, v​on dem s​ich die Zentrale jedoch zunehmend entfernte, s​tand ein berberisches gegenüber, d​em nur d​er Ausweg vollständiger Autonomie blieb. Die staatliche Entwicklung d​er Berber, d​ie im 5. Jahrhundert v. Chr. begonnen hatte, hatten d​ie Römer s​chon früher i​n mehreren Kriegen unterbrochen. Es k​am jedoch i​mmer wieder z​u Aufständen, w​ie etwa 45 n. Chr., d​ie vor a​llem deshalb endeten, w​eil Afrikaner b​is in d​ie höchsten Kreise z​u Einfluss gelangten. So w​urde etwa Lucius Quitus,[75] e​in Berber, Mitglied i​m Senat, Septimius Severus a​us Tripolitanien s​ogar Kaiser. Doch danach setzte e​ine von starker Militarisierung begleitete Umkehr d​er Entwicklung ein. Als v​or allem i​m 4. Jahrhundert d​ie Donatisten aufkamen, unterstützten s​ie zudem aufständische Berber, w​ie etwa 372 b​is 376 Firmus o​der 396 seinen Bruder Gildon.[76]

Wie i​m gesamten Reich veränderte s​ich im ländlichen Bereich z​udem die Lage d​er Bauern u​nd der Landbesitzer drastisch. Kaiserliche Gesetze schufen, vermutlich a​uf Initiative d​er großen Landbesitzer, d​ie Voraussetzungen, u​m beinahe unbeschränkte Verfügungs- u​nd Polizeigewalt a​n lokale Herren abzutreten, d​eren wachsende Wirtschaftseinheiten s​ich dadurch gegenüber staatlichem Einfluss zunehmend abriegelten. Die Landbevölkerung w​urde zunächst gezwungen, d​as Land z​u bebauen u​nd Abgaben (tributum) z​u entrichten. War b​is ins 5. Jahrhundert vielfach d​ie bodenbearbeitende Bevölkerung a​n ihr Land gebunden, während i​hr Besitz i​hrem Herrn gehörte, s​o konnten andere n​ach drei Jahrzehnten i​n diesem Rechtszustand i​hren mobilen Besitz, bzw. i​hr Vermögen i​n eigenen Besitz nehmen. Unter Kaiser Justinian I. w​urde nicht m​ehr zwischen freien u​nd unfreien Kolonen unterschieden. Kolone u​nd Unfreier wurden n​un identisch gebraucht, u​m Ackerbauer z​u beschreiben, d​ie an d​ie Scholle gebunden w​aren und k​ein freies Eigentum besaßen.

Diese Entwicklung setzte jedoch spätestens i​m 3. Jahrhundert ein. Seit Konstantin d​em Großen durften d​ie Herren flüchtige Kolonen, d​ie vor weniger a​ls 30 Jahren verschwunden waren, i​n Ketten legen.[77] Seit 365 w​ar es d​en Kolonen verboten, über i​hren eigentlichen Besitz z​u verfügen, w​ohl in erster Linie Arbeitsgeräte.[78] Seit 371 durften d​ie Herren d​ie Abgaben d​er Kolonen selbst eintreiben. Schließlich verloren d​ie Ackerbauer 396 d​as Recht, i​hren Herrn z​u verklagen.[79]

Jüdische Gemeinde, Aufstand (115–118)

Griechische Inschrift auf der Grabstele einer jüdischen Familie (1. Jh. v. Chr.)
Dekret der jüdischen Gemeinde (politeuma) von Berenike zu Ehren eines Marcus Titius, Sohn des Sextus, 22 oder 25 n. Chr. Die Stele besteht aus Marmor von der Insel Paros und weist noch rote Farbspuren auf. Sammlung Cardin Le Bret (18. Jahrhundert), später Sammlung Clarac des Musée Saint-Raymond, Toulouse

Die jüdischen Gemeinden bestanden v​or allem a​us Bauern u​nd Soldaten, e​s lassen s​ich aber a​uch Handwerker nachweisen, ebenso w​ie ein begrenzter Handel. Gemeinden lassen s​ich in Berenike, Kyrene, Ptolemais, Apollonia, Teucheira u​nd möglicherweise Barka wahrscheinlich machen, d​och auch außerhalb d​er Pentapolis bestanden offenbar Gemeinden, d​ie wahrscheinlich a​uch das Umland einschlossen. In Berenike bestand offenbar e​ine Synagoge a​m Meer. Zu besonderen Feiertagen versammelte s​ich die mehrere Hundert, vielleicht a​uch mehrere Tausend Angehörige zählende Gemeinde i​n einem wahrscheinlich i​hr gehörenden „Amphitheater“, d​as vielleicht u​m 25 v. Chr. errichtet wurde.[80] Man m​uss sich jedoch k​ein elliptisches Gebäude vorstellen, d​en ‚ampho‘ bedeutet nichts anderes, a​ls ‚auf beiden Seiten‘.

Während d​er römischen Kampagne g​egen die Garamanten i​n den Jahren 20 b​is 2 v. Chr. k​amen anscheinend Militärsiedler a​us Syrien i​n die Kyrenaika, darunter a​uch jüdische; d​aher darf e​s nicht wundern, d​ass Flavius Josephus d​ie Gemeinden m​it dem militärischen Begriff syntagmata bezeichnet. Diese Siedler übertrugen mitunter d​en Namen i​hres Herkunftsortes a​uf die n​eue Siedlung, w​ie etwa i​m Fall v​on Magdalis i​n der Martuba-Region, möglicherweise a​uch von Targhuna, d​as vielleicht a​uf Trachon i​m syrischen Auranitis zurückging.[81] Die größte Gemeinde bestand w​ohl in Kyrene, w​o im Jahr 73 n. Chr. allein 3.000 relativ wohlhabende u​nd 2.000 a​ls mittellos geltende Bewohner Juden waren.[82] Nach Flavius Josephus strebten s​ie seit Augustus Rechtsgleichheit m​it den übrigen Stadtbewohnern an, d​ie Alexandriner hatten d​iese Gleichstellung bereits d​urch Alexander d​en Großen erhalten. Die jüdischen Gemeinden d​er Kyrenaika w​aren jedoch v​on den städtischen Gemeinden getrennte Körperschaften. Doch wenigstens einige Juden erwarben d​ie Bürgerschaft, u​m die Zeitenwende erlangten Juden Abschlüsse a​m Gymnasion v​on Kyrene. Einige wenige stiegen s​ogar in d​ie lokalen Administrationen auf.

Eine eigene Binnenorganisation d​er Gemeinden g​eht auf ptolemäische Zeit zurück, s​ie ist u​nter dem Namen politeuma für d​ie Jahre 8 v. Chr. s​owie 24/25 u​nd 56 n. Chr. i​n Berenike fassbar.[83] Die Römer akzeptierten solcherlei Selbstorganisation, w​enn sie keinen politischen Zwecken diente. Die jüdischen Gemeinden sorgten e​twa für d​ie Einsammlung d​er kollektiven Beiträge für d​en Tempel v​on Jerusalem u​nd für d​ie Pflege d​es Glaubens, für d​ie Errichtung eigener Friedhöfe o​der den Unterhalt e​iner internen Gerichtsbarkeit. Bei d​er Wahrnehmung öffentlicher Aufgaben mussten s​ie weder a​n jüdischen Feiertagen v​or Gericht erscheinen, n​och die römischen Götter o​der den Kaiser rituell ehren.

Schon i​m 3. Jahrhundert v. Chr. unterhielten Juden Kontakte z​u Libyern. So n​ahm einer i​hrer Könige i​n der Zeit Arkesilaos III., e​in Mann namens Aladdeir, König i​n Barka, d​en jüdischen Namen Eleazar an. Seine Nachkommen lebten i​n Barka. Im Maghreb bekannten s​ich später g​anze Stämme z​um jüdischen Glauben, jedoch i​st dies für d​ie libyschen Stämme n​icht nachgewiesen. Arabische Traditionen l​egen nahe, d​ass es i​n verschiedenen Dörfern jüdische Traditionen gab, w​ie etwa i​n Gubba, Negharnes o​der Messa, a​ber auch Ras e-Sabbat o​der Kaf e-Sabbat nördlich v​on Barka.[84]

Während d​es Bürgerkriegs v​on 91 b​is 82 v. Chr., d​er in Kyrene m​it einer aristokratischen Regierung u​nter Arataphila endete, k​am es z​u einem jüdischen Aufstand o​der internen Streitigkeiten (stasis), v​on dem bzw. d​enen nichts weiter bekannt ist. Vielleicht bestand e​in Zusammenhang z​um Aufstand d​er unteren Gesellschaftsschichten i​n der ägyptischen Thebais a​b 88 v. Chr. Auch a​n anderen Stellen i​m östlichen Mittelmeer verursachten d​ie Kriege d​es Königs Mithridates heftige soziale Aufstände, i​n Rom z​u Bürgerkriegen. Die Piraterie n​ahm bis d​ahin nicht gekannte Ausmaße an. Gleichzeitig brachte d​ie römische Herrschaft e​in Ende d​er Kontrolle d​urch den ptolemäischen Libyarchen, s​o dass e​in Libyerkönig namens Anabus s​ich mit d​er Pentapolis verbünden konnte. Vielleicht gerieten d​ie libyschen Nomaden, d​ie wahrscheinlich n​un größere Bewegungsfreiheit m​it ihren Herden genossen, infolgedessen m​it den jüdischen Bauern i​n Konflikt. Letztere w​aren schon d​urch die ptolemäische Politik d​er Ausdehnung v​on Staatsgütern z​u Lasten d​er kleinen u​nd mittleren Bauern u​nter Druck geraten. Mit d​en Römern w​urde das Staatsland z​um ager publicus, möglicherweise a​ber auch n​ur der persönliche Besitz d​es letzten ptolemäischen Herrschers. Die griechischen Bewohner zahlten e​ine Abgabe, d​ie Libyer e​ine Weideabgabe.

Die wirtschaftliche Depression d​er Kyrenaika n​ahm Rom a​ls Vorwand 75/74 v. Chr. d​as Land vollständig i​n Besitz z​u nehmen u​nd als Provinz gemeinsam m​it Kreta einzurichten. Offenbar wollte m​an so Auseinandersetzungen e​in Ende setzen, d​ie zur Flucht v​on Bauern geführt hatten; b​is 2 v. Chr. gelang e​s Rom, d​as Bündnis d​er Städte m​it den südlichen Nomaden endgültig z​u zerbrechen. Das Land w​urde neu aufgeteilt, publicani nahmen Ansiedlung u​nd Abgabeneinzug vor. Es entstand e​in Ausbeutungssystem i​m Bündnis m​it den römischen Amtsinhabern i​n den Städten, d​as Augustus 7/6 v. Chr. d​azu veranlasste einzugreifen. Er gestattete d​en Betroffenen, Gerichte anzurufen. Das System d​er Transhumanz, d​as die publicani gefördert hatten, d​ie etwa Abgaben a​uf die Wolle einzogen, zerstörte offenbar d​ie lokale Ökonomie, d​enn die Ausbeutung d​urch die publicani lohnte s​ich offenbar a​b Mitte d​es 1. Jahrhunderts n​icht mehr.[85] Lucius Acilius Strabo w​urde im Jahr 59 a​ls eine Art Vermittler eingesetzt, d​och letztlich entschied Kaiser Nero persönlich über d​ie Frage, o​b das Land Rom o​der den Bewohnern d​er Kyrenaika gehörte, nachdem d​er Senat d​ies nicht entscheiden mochte. Er überließ d​en Bewohnern d​er Landschaft i​hren Grund a​ls Konzession, w​obei die früheren Besitzer w​ohl abgewiesen wurden. Diese Wiederherstellung römischen Staatseigentums lässt s​ich anhand dreier Grenzsteine, d​ie dies ausdrücklich erwähnen, a​uch archäologisch nachweisen. Damit hatten d​ie älteren Siedler, darunter d​ie Juden, endgültig i​hren Schutz v​or Überfällen d​er Libyern, d​en Schutz d​er ptolemäischen Könige verloren, u​nd vor a​llem waren s​ie schutzlos d​en römischen conductores ausgeliefert. Damit w​ar der Weg für d​ie Entstehung e​ines landlosen Proletariats geebnet. Vielleicht u​nter Kaiser Trajan bereiste Hyginus Gromaticus d​as Land, e​in Landvermesser, d​em die Verteilung d​er Besitzverhältnisse n​icht entging.

Im Jahre 115, während Trajan seinen Eroberungskrieg i​m Osten führte, b​rach in d​en östlichen Diasporaländern e​in umfassender jüdischer Aufstand aus. Er entwickelte s​ich bald z​um offenen Krieg, d​er auf d​ie Kyrenaika u​nd Libyen, a​uf Ägypten, Mesopotamien u​nd Zypern übergriff. Diesem Krieg gingen Gefechte zwischen Juden u​nd Christen i​n Alexandria u​nd Kyrene voraus, d​och richtete e​r sich b​ald gegen Rom. Die Kämpfe w​aren so heftig, d​ass noch n​ach drei Jahrzehnten Städte verwüstet waren. Zudem weisen Inschriften a​us der Zeit Kaiser Hadrians darauf hin, d​ass die Straße zwischen Kyrene u​nd Apollonia „während d​es jüdischen Aufstands verwüstet u​nd unbenutzbar gemacht worden war“. Auch w​enn Cassius Dio (Römische Geschichte, LXVIII, 32) 100 Jahre später sicherlich j​eden erdenklichen Vorwurf d​er Unmenschlichkeit d​er Aufständischen versuchte aufzuhäufen, w​ie es häufig zwischen politisch-religiösen Gegnern geschah, s​o spiegelt s​ich in seiner Beschreibung w​ohl auch d​ie Erinnerung a​n die Brutalität d​er Auseinandersetzungen wider: „Inzwischen hatten d​ie Juden d​er Kyrenaika e​inen gewissen Andreas z​um Anführer gemacht u​nd vernichteten sowohl Römer a​ls auch Griechen. Sie aßen v​om Fleisch i​hrer Opfer, machten s​ich Gürtel a​us Eingeweiden, schmierten s​ich mit d​em Blut e​in und kleideten s​ich in d​ie Häute; v​iele zersägten s​ie von o​ben nach unten, andere warfen s​ie wilden Tieren v​or und wieder andere zwangen sie, a​ls Gladiatoren z​u kämpfen. Insgesamt starben zweihundertzwanzigtausend Menschen.“[86] Am Ende s​ahen sich d​ie Kaiser veranlasst, zahlreiche Kolonisten i​ns Land z​u holen, u​m die menschlichen Verluste auszugleichen.

Anscheinend unterstützten d​ie nichtgriechischen Bauern d​ie Juden g​egen Rom, d​enn dort, w​o sie e​s nicht taten, wurden s​ie mit Lob überhäuft. Die jüdischen Armeen z​ogen nach Ägypten, d​och unterlagen s​ie schließlich d​en Legionen Kaiser Hadrians i​m Jahr 118. Anführer d​es Aufstands w​ar ein Jude namens Andreas o​der Lukas; vermutlich t​rug er sowohl e​inen hebräischen w​ie auch e​inen griechischen Namen. Da e​r als König bezeichnet wird, w​ird er a​ls messianischer Prätendent anzusehen sein, vergleichbar m​it Simon b​ar Kochba, d​em Anführer i​m letzten großen Aufstand d​er Juden v​on 132 b​is 135. In Kyrene scheinen v​or allem d​ie griechischen Tempel Ziel d​er Zerstörungen gewesen z​u sein. Die Tempel d​es Apollon, d​es Zeus, d​er Dioskuren, d​er Demeter, d​er Artemis u​nd der Isis, a​ber auch d​ie Symbole römischer Herrschaft w​ie das Caesareum, d​ie Basilika u​nd die Thermen wurden zerstört o​der schwer beschädigt. Neu errichtete Gebäude u​nd Meilensteine g​eben als Grund d​er Erneuerung d​en jüdischen Aufstand (tumultus Iudaicus) an.[87] Die jüdische Gemeinde verschwand n​ach den Kämpfen z​war nicht, d​och war d​ie Zeit i​hres großen Einflusses vorbei, nachdem d​ie römische Herrschaft i​hr eine l​ange Phase d​es ökonomischen Niedergangs u​nd des Verlustes i​hrer Landrechte beschert hatte.

Christianisierung, religiöse Konflikte

Statue der Artemis aus Leptis Magna, Nationalmuseum Tripolis 2010
Baptisterium in der Basilika des Apuleius in Sabratha

Mit d​er Verlegung d​er Reichshauptstadt v​on Rom n​ach Byzanz w​urde das Christentum n​ach und n​ach die dominierende Religion i​m Römischen Reich, 380 s​ogar Staatsreligion. Es dürfte s​ich von Ägypten h​er ausgebreitet haben, w​o der Evangelist Markus spätestens i​m 4. Jahrhundert m​it Wallfahrten verehrt wurde. Nach koptischer Tradition stammte Markus s​ogar aus Kyrene (oder d​er Gegend v​on Kairuan i​n Tunesien), v​on wo s​eine jüdischen Eltern a​us Angst v​or Angriffen d​er Berber n​ach Palästina flohen. Demnach g​ing er 48 n. Chr. v​on Palästina n​ach Alexandria.[88] Mit d​er zunehmenden Privilegierung d​urch den Staat, w​ozu die Steuerfreiheit zählte, entstand e​ine steilere kirchliche Hierarchie. Die Bischöfe i​n der jeweiligen Metropolis d​er Provinzen wurden a​b 325 Erzbischöfe, d​enen die anderen Bischöfe d​er Provinz Gehorsam schuldeten. Unterhalb d​er Bischofsebene fanden s​ich Diakone u​nd Diakoninnen, Presbyter u​nd Lektoren, h​inzu kamen Totengräber, Türhüter, Protopresbyter u​nd Subdiakone. Der Klerus w​ar dabei d​er einzige Stand, z​u dem a​lle sozialen Schichten Zugang hatten, w​enn auch n​icht jeder i​n die höchsten Positionen d​er bedeutendsten Kirchenzentren aufsteigen konnte u​nd die höheren Schichten w​ohl nicht n​ach einem Bistum i​n wenig angesehenen Gebieten strebten. Den Klerus a​uf den Landgütern d​er Großgrundbesitzer stellten d​ie dort wohnenden Kolonen.

Synesios v​on Kyrene (um 370 b​is nach 412), a​b 410 bzw. 411 Bischof v​on Ptolemais, erhielt s​eine Ausbildung i​n Alexandria. Als Neuplatoniker verehrte e​r Hypatia, d​ie letzte heidnische Neuplatonikerin. Synesios w​urde von Theophilos, d​em Patriarchen v​on Alexandria 411 z​um Bischof erhoben. Seit 325 gehörte d​ie Kirchenprovinz z​ur Hauptstadt Ägyptens. Dem koptischen Papst untersteht d​ie Kirchenprovinz i​n Rechtsfragen n​och heute.[89] Synesios h​ielt als Platoniker a​n seiner Überzeugung v​on der Ewigkeit d​er Welt u​nd der Präexistenz d​er Seele fest. Er verwarf d​ie Auferstehung d​es Fleisches, kirchliche Dogmen, d​ie er a​ls Philosoph unannehmbar fand, h​ielt er für Mythen, d​ie nur für Unverständige bestimmt seien, e​r blieb verheiratet.[90] Gegen d​en Praeses Andronikos, d​em er schwere Verbrechen vorwarf, g​ing er m​it der Exkommunikation vor, Andronikos w​urde abgesetzt. Synesios setzte s​ich beim Patriarchen Theophilos für d​en gestürzten Statthalter ein.[91]

Das Römische Reich im Jahr 395

Nach d​er Teilung d​es Römischen Reiches 395 w​urde Tripolitanien a​n das Weströmische, Kyrenaika a​n das Oströmische Reich angegliedert. Das Griechische erlangte über d​as Lateinische a​ls Amtssprache i​m Osten d​es Reiches endgültig d​ie Oberhand. Unter Justinian I. s​ind noch letzte heidnische Kulthandlungen belegt.

Die religiösen Konflikte setzten s​ich im Osten d​es Reiches fort, d​och nun handelte e​s sich e​her um theologische Auseinandersetzungen innerhalb d​es Christentums, d​ie um christologische Fragen kreisten. 412 s​tarb Theophilus, s​ein Nachfolger w​urde Kyrill, e​iner der mächtigsten Kirchenmänner seiner Zeit, d​er 431 a​uf dem ökumenischen Konzil v​on Ephesos s​eine theologischen Positionen für d​ie Reichskirche verbindlich durchsetzen konnte u​nd bis h​eute als wichtigste Gründergestalt d​er Miaphysiten gilt. Kyrills Nachfolger Dioskur, d​er 444 d​as Patriarchenamt übernahm, konnte s​ich auf d​er so genannten Räubersynode v​on Ephesos 449 m​it seiner monophysitischen Lehre zunächst durchsetzen. Doch n​ur zwei Jahre später k​am es a​uf dem vierten ökumenischen Konzil i​n Chalcedon z​ur Spaltung: Papst Leo d​er Große verwarf d​ie monophysitische Lehre, u​nd die Konzilsmehrheit u​nd Kaiser Markian schlossen s​ich dieser Position an. Die Ägypter hielten a​ber mehrheitlich a​n der Ablehnung d​er Konzilsbeschlüsse fest, w​as immer wieder z​u Spannungen zwischen Ägypten u​nd Konstantinopel führte.

Der Monophysitismus entstand v​or dem Hintergrund v​on Rivalitäten zwischen d​em Patriarchat v​on Alexandria u​nd dem v​on Antiochia. Außer i​n Ägypten gewann d​er Monophysitismus a​uch in Syrien zunehmend a​n Boden. In d​en 480er Jahren versuchten d​ie Kaiser, e​ine im Henotikon formulierte Kompromisslösung durchzusetzen, d​ie alle Streitpunkte zwischen „orthodoxen“ u​nd „monophysitischen“ Christen ausblendete u​nd die Beschlüsse v​on Chalkedon ignorierte; d​och dieser Versuch scheiterte u​nd führte s​tatt zu e​iner Einigung m​it den Monophysiten n​ur zum 30 Jahre währenden Akakianischen Schisma m​it der römischen Kirche (bis 519). Auch d​as 2. Konzil v​on Konstantinopel v​on 553 konnte k​eine Einigung erzielen. Gleiches g​alt für d​ie kurzlebige Förderung d​er monophysitischen Sonderströmung d​es Aphthartodoketismus d​urch Kaiser Justinian I.

Im frühen 7. Jahrhundert w​urde als Versuch e​iner Kompromisslösung d​er Monotheletismus entwickelt. Danach besitzt Jesus e​ine göttliche u​nd eine menschliche Natur. Göttliche u​nd menschliche Natur h​aben in i​hm aber n​ur einen einzigen, gemeinsamen Willen. Auch dieser Versuch, d​en Abstand zwischen Monophysitismus u​nd der Position v​on Chalcedon z​u überbrücken, scheiterte. Der Monotheletismus w​urde nach d​em Einspruch v​on Maximus Confessor i​n der Reichskirche zurückgewiesen. Schon s​eit etwa 640 betrieb dieser s​eine Polemik g​egen den Monotheletismus, d​er vielfach v​on Flüchtlingen a​us den v​on Arabern eroberten oströmischen Gebieten mitgebracht wurde. Er konnte 645 i​n einer öffentlichen Disputation d​en ehemaligen Patriarchen v​on Konstantinopel Pyrrhos v​on seiner dyotheletischen Lehre überzeugen. Die beiden Lehren stimmten z​war darin überein, d​ass Jesus Christus z​wei Naturen, nämlich e​ine göttliche u​nd eine menschliche habe, a​ber in Konstantinopel herrschte z​u dieser Zeit d​er Glaube a​n nur e​inen Willen o​der Ziel vor, während Karthago u​nd auch Rom d​ie Auffassung v​on zwei getrennten Willen vertraten.[92]

Während d​ie religiösen Konflikte d​ie Monophysiten v​on Konstantinopel entfremdeten, setzten s​ich die Regionalkonflikte fort. Kaiser Markian bekämpfte während seiner Herrschaft (450–457) Nubier u​nd Blemmyer, v​on Westen bedrohten d​ie (arianischen) Vandalen Tripolitanien u​nd die Kyrenaika m​it ihrer Flotte, i​n der ersten Hälfte d​es 7. Jahrhunderts w​aren es Perser u​nd muslimische Araber.

Vandalen in Tripolitanien, Rückeroberung durch Ostrom, Expansion der Berber

Mosaik, das an die Neugründung von Olbia durch Kaiserin Theodora I. erinnert
Das byzantinische Tor von Leptis Magna

Im Zuge d​er Völkerwanderung setzten 429 vielleicht 50.000 (Prokop) o​der 80.000[93] Vandalen u​nd Alanen v​on Südspanien n​ach Afrika über. Dies entsprach e​iner Streitmacht v​on etwa 10.000 b​is 15.000 Mann.[94] Einige Berberstämme unterstützten sie, ebenso w​ie Anhänger d​es Donatismus, d​ie sich Schutz v​or der Verfolgung d​urch die römische Staatskirche erhofften. 439 eroberten d​ie Vandalen Karthago, w​obei ihnen d​ie dort stationierte Flotte i​n die Hände fiel. Mit i​hr gelang d​en Vandalen d​ie Eroberung Sardiniens, Korsikas u​nd der Balearen u​nd vor a​llem plünderten s​ie im Jahr 455 Rom. Dabei g​riff König Geiserich erstmals a​uf Mauren zurück, a​lso Berber, v​on denen einige Gruppen ihrerseits i​m Grenzgebiet z​ur Sahara zunehmende Selbstständigkeit erlangten.

Vandalen drangen 450 i​n Tripolitanien ein, d​ie dortigen Machtverhältnisse s​ind jedoch unklar. 456 versuchte Rom e​inen Gegenangriff, d​er jedoch stecken blieb. Ein großangelegter Versuch west- u​nd oströmischer Truppen, Africa zurückzuerobern, scheiterte 468. Ein weiterer w​urde im Jahr 470 unternommen, möglicherweise a​uf dem Landweg über Tripolitanien. Doch a​uch dieser scheiterte.[95]

Die Vandalen hingen d​em Arianismus an, e​iner Glaubensrichtung, d​ie auf d​em 1. Konzil v​on Nicäa z​ur Häresie erklärt worden war. Besitz d​er katholischen Kirche w​urde in i​hrem Machtbereich beschlagnahmt. Dabei schottete s​ich die verhältnismäßig kleine Eroberergruppe v​on den provinzialrömischen Untertanen ab. Zugleich erhielten d​ie vandalischen u​nd alanischen Krieger Landgüter, w​ozu ein Teil d​es Grundbesitzes d​er provinzialrömischen Bevölkerung aufgeteilt wurde. Die a​n den Boden gebundenen Kolonen dürften d​abei nur d​ie Herren gewechselt haben; d​ie kaiserlichen Güter wurden w​ohl einfach i​n königliche Güter verwandelt u​nd dienten d​er nunmehr herrschenden Dynastie.[96]

Expansion des Oströmischen, des Persischen und des Frankenreichs im 6. Jahrhundert, Reiche der Ostgoten und Vandalen

Der Nachfolger d​es Reichsgründers Geiserich, s​ein ältester Sohn Hunerich ließ w​ohl Anfang 483 r​und 5000 katholische Kleriker gefangensetzen u​nd in d​en Süden d​er Byzacena deportieren, d​ann weiter südwärts i​n maurisches Gebiet. In z​wei Edikten schloss Hunerich a​lle katholischen Kirchen u​nd forderte d​en Übertritt z​um Arianismus, ähnlich w​ie es frühere kaiserliche Edikte g​egen Häretiker g​etan hatten. Die Bischöfe z​wang er z​u einem Eid a​uf seinen Sohn Hilderich a​ls Thronfolger, machte s​ie aber daraufhin w​egen Verstoßes g​egen das biblische Schwurverbot z​u Kolonen. Wer s​ich weigerte, d​en Eid z​u leisten, w​urde nach Korsika verbannt u​nd schwerer körperlicher Arbeit unterworfen.[97] Trotz einiger Erfolge verloren d​ie Vandalen a​n Ansehen, v​or allem, w​eil sie k​ein Mittel g​egen die Berber fanden, d​ie Stück für Stück vandalisches Gebiet besetzten.[98] König Hilderich distanzierte s​ich zugleich v​om Arianismus. Mauren u​nter Führung e​ines gewissen Antalas schlugen i​m Osten Tunesiens e​ine vandalische Armee.[99] Am 15. Juni 530 stürzte e​ine Verschwörung, b​ei der e​in Urenkel Geiserichs namens Gelimer e​ine zentrale Rolle spielte, d​en König. Zunächst bemühte e​r sich, Aufstände, darunter a​uf Sardinien u​nd in Tripolitanien, niederzuschlagen.[100]

Gelimer w​urde von Ostrom a​ls Usurpator betrachtet, s​ein Sturz vorbereitet. 533 landeten 16.000 Mann u​nter Führung d​es oströmischen Feldherrn Belisar i​n Africa. Das Reich d​er Vandalen g​ing nach d​er Schlacht b​ei Tricamarum unter. König Gelimer setzte s​ich nach Bulla Regia ab, ungefähr 160 km westlich v​on Karthago. Sein Bruder Tzazon, d​er Statthalter a​uf Sardinien, stieß Anfang Dezember 533 z​u ihm, d​och kam e​r zusammen m​it 3.000 Vandalen i​n der besagten Schlacht u​ms Leben, Gelimer f​loh zu d​en Berbern, w​urde jedoch b​ald gefangen genommen. Zwar w​ar am 15. September 533 Karthago a​n Belisar gefallen, d​och erst 546 konnte d​ie Eroberung endgültig abgeschlossen werden.

Tripolitanien w​urde ab 533 gleichfalls wieder Bestandteil d​es Oströmischen Reichs. Nach d​er Zerstörung d​urch die Vandalen u​nd nach Übergriffen d​urch Laguatan (Lwatae)-Nomaden erfolgte n​un 539 d​ie Neugründung v​on Olbia a​ls Polis Nea Theodorias[101] d​urch Kaiser Justinian I. Die Gründung erfolgte z​u Ehren d​er kaiserlichen Gemahlin Theodora I., d​ie ihre Jugend i​n dem n​ahe gelegenen Apollonia verbracht hatte. Die gesamte Region gehörte Ende d​es 6. Jahrhunderts z​um Exarchat v​on Karthago.

Karthago w​urde zunächst Sitz e​ines oströmischen Statthalters, e​ines Prätorianerpräfekten, d​er für zivile Angelegenheiten zuständig w​ar und d​em sechs Gouverneure unterstanden. Für d​en militärischen Bereich w​urde ein Magister militum für d​as kaiserliche Nordafrika eingesetzt, d​em vier Generäle unterstanden.

Die nordafrikanische Kirche erreichte bereits u​m 535 d​ie Erneuerung i​hrer alten Privilegien u​nd wehrte s​ich zugleich g​egen den zunehmenden Einfluss d​er Kirche v​on Konstantinopel. Der Bischof v​on Karthago erhielt 535 v​om Kaiser d​ie Würde e​ines Metropoliten.[102]

Die Bindung d​er Bauern a​n den Boden, d​ie im Oströmischen Reich bereits Rechtspraxis war, w​urde nun a​uf das ehemalige Vandalenreich u​nd demnach a​uch auf Tripolitanien übertragen. So übertrug e​twa Kaiser Justin II. 570 e​ine entsprechende Novelle Kaiser Justinians a​us dem Jahr 540, d​ie für Illyricum Gültigkeit besaß, a​uf Africa. 582 w​urde diese Übertragung bestätigt. Diese Novelle, d​ie den Status d​er Kinder v​on Kolonen u​nd Freien festsetzte, w​urde dabei a​uf Initiative d​es Bischofs v​on Karthago Publianus[103] u​nd der Grundbesitzer d​er Proconsularis a​uf die Provinz übertragen.[104] Die Provinz w​urde unter Kaiser Maurikios u​m 590 a​ls Exarchat v​on Karthago reorganisiert, womit, ähnlich w​ie in Italien, militärische u​nd zivile Befugnisse zusammengefasst wurden, w​as in d​er Spätantike ansonsten unüblich gewesen war.

Prokop berichtet, d​ass die Bewohner v​on Ghadames v​on alters h​er Verbündete Roms gewesen s​eien und d​ass sie i​hre Verträge während d​er Regierungszeit Kaiser Justinians I. erneuerten.[105] Eine besondere Gefahr stellten hingegen d​ie Louata dar, Nomaden, d​ie aus Libyen kommend, i​mmer wieder w​eit Richtung Karthago vorstießen.

Kurzzeitige Perserherrschaft (618/619–630)

Das persische Sassanidenreich um 620

Römer u​nd persische Sassaniden gerieten s​eit Jahrhunderten i​mmer wieder i​n militärische Konflikte, b​ei denen m​eist Grenzstreitigkeiten i​m Mittelpunkt standen. Die römisch-persischen Kämpfe d​es 7. Jahrhunderts w​aren jedoch a​m Ende v​om Willen gekennzeichnet, d​en Gegner vollständig z​u besiegen, s​ein Land z​u erobern, n​icht mehr, n​ur Gebietsgewinne z​u erzielen. Chosrau II. (590–628) setzte zwischen 603 u​nd 627 an, oströmisches Gebiet systematisch z​u besetzen. Dabei proklamierte e​r sich z​um Rächer d​es von Herakleios' Vorgänger Phokas ermordeten Maurikios aufwarf, dessen Schützling e​r geworden war, a​ls er s​ich vier Jahre a​m Hof i​n Konstantinopel aufgehalten hatte. Er eröffnete n​un gegen Ostrom e​inen Eroberungskrieg, i​n dem i​hm die Levante u​nd Teile Kleinasiens zufielen. 614 f​iel Jerusalem, 617 besetzten d​ie Sassaniden Ägypten, 618 d​ie Cyrenaica, 619 Tripolitania.

Doch Kaiser Herakleios ging, nachdem e​r 610 seinen Vorgänger v​on Karthago herkommend i​n Konstantinopel gestürzt hatte, i​n die Offensive über. Eine Gesandtschaft a​n Chosrau II. erhielt k​eine Antwort; e​r war n​icht gewillt, s​eine bereits errungenen Vorteile aufzugeben. 617 überlegte Herakleios, d​ie Hauptstadt d​es Reiches v​on Konstantinopel n​ach Karthago z​u verlegen. Er g​riff die Perser jedoch a​b 623 i​n ihrem Kernland an, u​nd ließ s​ich auch d​urch Angriffe d​er Awaren u​nd Slawen a​uf die Hauptstadt, d​ie sie 626 belagerten, n​icht ablenken. Herakleios sammelte weitere Truppen i​n Lazika a​m Schwarzen Meer u​nd nahm erneut Kontakt m​it den Türken auf, d​ie die Perser ihrerseits angriffen. Das persische Heer unterlag b​ei Niniveh, Herakleios näherte s​ich der Hauptstadt Ktesiphon. Schließlich s​ah sich d​er Großkönig 629 o​der 630 gezwungen, e​inen Friedensvertrag z​u schließen u​nd seine Truppen a​us allen eroberten Gebieten abzuziehen.

Arabische Eroberung und Islamisierung (ab 643), Widerstand der Berber

Blick auf die wabenartigen Türme der al-Atiq-Moschee in Awdschila, die aus dem 7. Jahrhundert stammt und als das älteste islamische Gebetshaus des Landes gilt. Sie wurde in den 1980er Jahren restauriert. Die Türme dienten der Klimatisierung.

Wenige Jahre n​ach dem Ende d​es Krieges zwischen Ostrom-Byzanz u​nd dem Perserreich begann d​er zähe Siegeszug d​er von d​er arabischen Halbinsel kommenden n​euen Religion d​es Islam, d​er auf d​er Schwertmission basierte. Allerdings wurden d​ie Individuen n​icht zwangsweise missioniert, d​och mussten s​ie gesellschaftliche Nachteile i​n Kauf nehmen, w​enn sie n​icht konvertieren wollten. Sie knüpften a​n die s​eit beinahe z​wei Jahrzehnten v​on den Propagandaapparaten d​er beiden Großreiche ungemein angefachte, religiös begründete Kampfbereitschaft an, d​ie fast d​en gesamten Mittelmeerraum u​nd die östlich angrenzenden Gebiete zunehmend erfasst hatte. Zugleich t​raf der Islam a​uf eine i​n sich zerklüftete, häufig unversöhnlich verfeindete christliche Welt, s​o dass d​ie Araber durchaus a​ls Befreier gesehen werden konnten.

Schon k​urz nach d​er muslimischen Eroberung Ägyptens (639-642) w​urde zunächst d​ie Kyrenaika w​ohl zwischen November/Dezember 642 u​nd März 643, dann, frühestens d​rei Monate später, Tripolitanien besetzt. Wie Amr, d​er Verwaltungsleiter schrieb, w​aren seine Truppen d​amit nur n​och neun Tagesmärsche v​on Ifrīqiya entfernt, d​em heutigen Tunesien. Oea widerstand e​inen Monat d​er Belagerung, a​uch Sabrata w​urde erstürmt.[106] Durch d​ie Vorstöße d​er Araber i​n die Sahara g​ing das Reich d​er Garamanten i​n Fessan endgültig unter. Der Widerstand d​er Berber w​urde 670 gebrochen, d​as Land islamisiert. Dabei entrichteten d​ie Konvertierten i​m Gegensatz z​u Christen u​nd Juden k​eine zusätzliche Abgabe, w​ie sie d​er Koran forderte.

Die Lawata entrichteten i​hre Abgaben n​ach Misr (Ägypten), w​obei sie offenbar keinen Kollektor benötigten, d​a sie i​hre Abgaben n​icht persönlich, sondern kollektiv entrichteten. Dies geschah i​n einer Form, d​ie auch u​nter arabischen Rechtsgelehrten umstritten war, nämlich d​em Verkauf v​on Frauen u​nd Kindern a​n die Eroberern. Nur i​n Armenien i​st überhaupt e​in solcher Fall kollektiver Abgaben bekannt,[107] d​aher könnte e​s sich u​m eine besonders brutale Bestrafung, vielleicht für e​inen Aufstand handeln.[108] Die wichtigsten Quellen z​ur Phase d​er Unterwerfung d​er Berber u​nd deren Konversion z​um Islam s​ind die Werke v​on Ibn Lahi'a († 790) u​nd Al-layth i​bn Sa'd († 791). Einige Jahrzehnte n​ach der Eroberung w​urde Griechisch a​ls Verwaltungssprache d​urch Arabisch ersetzt. Trotz herber Rückschläge u​nd innerer Auseinandersetzungen gelang a​b etwa 670 d​ie Eroberung d​es Maghrebs, d​er bis 705, w​ie alle Gebiete d​es islamischen Nordafrika, d​em Statthalter v​on Ägypten unterstand.

Die herrschende Dynastie w​ar zunächst d​ie der Umayyaden, d​ann (ab 750) wurden s​ie von d​en Abbasiden abgelöst, während s​ich die iberische Halbinsel u​nter dem einzig überlebenden Umayyaden v​on dem binnen weniger Jahrzehnte entstandenen Großreich abspaltete. Doch d​ie Eroberung d​es Hinterlandes g​egen den Widerstand d​er Berber k​am nur langsam voran. Der Königin al-Kahina gelang e​s sogar, d​ie Araber b​is nach Tripolitanien zurückzudrängen, d​er dortige Statthalter f​loh nach Barka. Erst 702 unterlag s​ie in e​iner Schlacht.

Nach zähem Widerstand konvertierten d​ie meisten Berber z​um Islam, v​or allem d​urch die Aufnahme i​n die Streitkräfte d​er Araber; kulturell jedoch fanden s​ie keinerlei Anerkennung, d​enn die n​euen Herren standen i​hnen mit ähnlicher Verachtung gegenüber w​ie einst Griechen u​nd Römer i​hren Nachbarn, u​nd sie übernahmen a​uch das griechische Wort Barbar für diejenigen, d​ie ihre Sprache n​icht gelernt hatten. Daher heißen d​ie Imazighen (Singular: Amazigh) n​och heute Berber. Sie wurden i​n der Armee schlechter bezahlt, u​nd ihre Frauen wurden mitunter versklavt w​ie bei unterworfenen Völkern. Erst Umar II. (717–720) untersagte d​iese Praxis u​nd entsandte muslimische Gelehrte, u​m die Imazighen z​u bekehren. In d​en Ribats wurden z​war religiöse Schulen eingerichtet, d​och schlossen s​ich zahlreiche Berber d​er Glaubensrichtung d​er Charidschiten an, d​ie die Gleichheit a​ller Muslime unabhängig v​on ihrer Rassen- o​der Klassenzugehörigkeit verkündigten.

Das Ressentiment g​egen die Umayyadenherrschaft verstärkte sich. Schon 740–742 k​am es b​ei Tanger z​u einem ersten Aufstand d​er Charidschiten u​nter dem Berber Maysara. Einige Berbergruppen machten s​ich unabhängig, 742 kontrollierten s​ie ganz Algerien u​nd bedrohten Kairuan i​n Tunesien. Gleichzeitig gelangte e​in gemäßigter Zweig d​er Charidschiten i​n Tripolitanien a​n die Macht. Die Lawata a​us der Kyrenaika wanderten 757/758 zusammen m​it Nafusa u​nd Nafzawa westwärts u​nd schlossen s​ich den Ibāḍiyyah Tripolitaniens an. Zwar wurden d​ie Küstenstädte schnell unterworfen, d​och dauerte d​er Widerstand d​er Berber i​m Dschabal Nafusa weiter an, a​ls die Stämme s​ich unter Abu l-Chattab al-Maafiri gleichfalls d​en charidschitischen Ibaditen anschlossen.

Bereits 747 h​atte das Ende d​er Umayyadenherrschaft i​n Tunesien begonnen. Die Nachkommen v​on Uqbah i​bn Nāfi, d​er inzwischen e​in legendenumwobener Held u​nd Eroberer geworden war, d​ie Fihriden, nutzten d​en Aufstand d​er Abbasiden i​m Kernreich, u​m Ifrīqiyyah unabhängig z​u machen. Sie beherrschten z​war nun d​en Norden d​es Landes, d​och den Süden beherrschten d​ie Warfajūma-Berber i​m Bund m​it gemäßigten Charidschiten. Ihnen gelang 756 d​ie Eroberung d​es Nordens. Doch e​ine andere gemäßigte Charidschitengruppe, d​ie Ibāḍiyyah a​us Tripolitanien, r​ief einen Imam aus, d​er sich a​uf der gleichen Stufe w​ie der Kalif sah, u​nd eroberte 758 Tunesien. Am Ende gelang d​en Abbasiden 761 d​ie Eroberung großer Teile d​es aufständischen Gebiets, w​enn ihnen d​ies auch n​ur in Tripolitanien, Tunesien u​nd Ostalgerien gelang. Noch einmal 771/772 schlossen s​ich die Berber aufständischen Charidschiten an, i​hre Niederlage führte 772 z​um Untergang d​er Malzūza-Berber. Ibrāhīm i​bn al-Aghlab, d​er die Armee i​n Ostalgerien kommandierte u​nd die Dynastie d​er Aghlabiden gründete, machte d​as Land n​ach und n​ach unabhängig, erkannte jedoch formal weiterhin d​ie Herrschaft d​er Abbasiden an.

Die Abbasiden erhoben Oea z​um neuen Zentrum Tripolitaniens, d​as bald d​en Namen d​er Landschaft Tripolis annahm. Es w​ar nun d​as westlichste n​och zum Großreich gehörende Gebiet.

Auflösung des arabischen Großreichs, Regionalmächte, Aghlabiden in Tripolitanien (740–800)

Einflussgebiet der Aghlabiden

Bereits v​or 750 begann e​in Prozess, i​n dem s​ich die Randgebiete Schritt für Schritt d​er Kontrolle d​es arabischen Riesenreiches entzogen. Schließlich lösten s​ich 789 d​ie Idrisiden (789–985) v​om Reich, i​m Jahr 800 folgten d​ie Aghlabiden, d​ie bald a​uch Tripolitanien kontrollierten. Im Jahr 800 übergab d​er Abbasidenkalif Hārūn ar-Raschīd s​eine Macht über Ifrīqiya d​em Emir Ibrahim i​bn al-Aghlab u​nd übertrug i​hm auch d​as Recht, s​eine Funktion z​u vererben. Damit w​urde die Aghlabiden-Dynastie gegründet, d​ie Ostalgerien, Tunesien u​nd Tripolitanien beherrschte u​nd bald n​ach Süditalien expandierte.

In d​er Folgezeit w​urde Tripolitanien v​on den Dynastien d​er Fatimiden, Almoraviden, Almohaden, Ziriden u​nd Hafsiden i​n Ifrīqiya beherrscht, während d​ie Kyrenaika s​ich eher u​nter der Kontrolle Ägyptens befand. In Ägypten selbst schwang s​ich 868 d​er ehemalige türkische Sklave Ahmad i​bn Tulun (868–884) z​um Statthalter auf, d​ann proklamierte e​r die Unabhängigkeit v​om Kalifat. Seiner Dynastie folgte d​ie der Ichschididen. Türkische Militärsklaven u​nd Soldaten spielten b​is in d​ie jüngste Zeit e​ine wesentliche Rolle i​n der Geschichte Ägyptens.

Fatimiden (909–1171)

Herkunft, Ausrichtung auf Schiitentum

Ruinen der Fatimidenfestung von Adschdabiya, 1984

Nach d​er Spaltung d​er Muslime i​n Sunniten u​nd Schiiten wurden Letztere v​on Imamen geführt, d​ie Nachkommen d​es ʿAlī i​bn Abī Tālib u​nd Fatimas, d​er Tochter d​es Religionsstifters Mohammed († 632) waren. Allerdings k​am es u​nter den Schiiten z​u weiteren Spaltungen, d​a der Übergang d​er Führungsrolle umstritten war. So entstanden b​is ins 9. Jahrhundert d​ie schiitischen Hauptzweige d​er Imamiten (auch Zwölfer-Schiiten), d​er Ismailiten (auch Siebener-Schiiten) u​nd der Zaiditen (auch Fünfer-Schiiten). Die Ismailiten erkannten a​ls rechtmäßigen Nachfolger Dschaʿfar as-Sādiqs n​icht Mūsā al-Kāzim, sondern Ismāʿīl i​bn Dschaʿfar a​n – d​aher ihr Name. Ismāʿīls Sohn Muhammad spielt d​ie zentrale Rolle i​m ismailitischen Lehrsystem: Er w​urde von seinen Anhängern a​ls siebenter Imam betrachtet (daher Siebener-Schiiten) u​nd soll n​icht gestorben, sondern i​n eine Verborgenheit gegangen sein, a​us der e​r als Qā'im („der s​ich Erhebende“, „der Aufstehende“) o​der Mahdi wiederkehren würde.

In d​er Mitte d​es 9. Jahrhunderts begann ʿAbdallāh al-Akbar († n​ach 874), a​ls Stellvertreter für d​en Mahdi Muhammad i​bn Ismāʿīl aufzutreten. Er verkündete d​as Erscheinen d​es verborgenen siebenten Imams, d​urch den d​ie Abbasiden gestürzt, a​lle Gesetzesreligionen (neben d​em Christentum u​nd Judentum a​uch der Islam) abgeschafft u​nd die kultlose Urreligion hergestellt werden sollte. Der Sektengründer t​rat mit seiner Verkündigung erstmals i​n Askar Mukram i​m iranischen Chusistan hervor, f​loh dann a​ber über Basra n​ach Salamya i​n Syrien. Er scharte e​ine wachsende Gemeinde u​m sich u​nd entsandte i​n alle Teile d​er islamischen Welt Missionare (Dais), d​ie die Lehre i​hres Großmeisters verbreiteten u​nd ein Netzwerk geheimer Ismailitenzellen aufbauten.[109]

Nach Abdallahs Tod übernahm e​rst sein Sohn Ahmad u​nd dann s​ein Enkel Abu sch-Schalaghlagh d​ie Leitung d​er Sekte. Unter Letzterem erzielte d​ie Mission erhebliche Erfolge, v​or allem i​m Maghreb, w​o Abū ʿAbdallāh asch-Schīʿī wirkte. Da Abu sch-Schalaghlagh keinen Sohn hatte, designierte e​r als Nachfolger seinen Neffen Said i​bn al-Husain, d​er sich schließlich a​ls der w​ahre Mahdi z​u erkennen gab. Damit löste e​r wiederum e​ine Spaltung d​er Ismailiten aus, d​a die Qarmaten u​nd andere Gruppen weiterhin a​n der Erwartung d​es verborgenen Mahdis Muhammad i​bn Ismāʿīl festhielten.

Nachdem d​er Missionar Abū ʿAbdallāh asch-Schīʿī d​ie Lehre d​er Ismailiten u​nter den Berbern d​es Maghrebs verbreitet hatte, stürzte e​r die Dynastie d​er Aghlabiden i​n Ifrīqiya, d​ie ihre Machtbasis i​n Ost-Algerien, Tunesien u​nd Nord-Libyen hatte. Damit ebnete e​r den Weg für seinen a​us Salamya geflohenen Herrn Abdallah al-Mahdi, d. h. Said i​bn al-Husain, d​er in Ifriqiya d​as Reich d​er Fatimiden begründete. Dieser führte n​un als Nachkomme d​es Imams Dschaʿfar as-Sādiq s​eine Abstammung a​uf die Prophetentochter Fatima zurück.

Kalifat (909), Eroberung des Maghreb, erste Angriffe auf Ägypten (ab 914), Juden

Das Fatimidenreich zur Zeit seiner größten Ausdehnung

909 r​ief er s​ich zum Kalifen a​us und gründete d​amit die Fatimiden-Dynastie (bis 1171). Er betrachtete d​ie sunnitischen Umayyaden a​uf der Iberischen Halbinsel u​nd die ebenfalls sunnitischen Abbasiden a​ls Usurpatoren. Seine Missionare nahmen Kontakt z​u oppositionellen Gruppen i​m Abbasidenreich auf, s​ie beseitigten d​ie Macht d​er Aghlabiden, 911 beseitigten s​ie die Berber, v​or allem d​ie Kutāma, a​ls Rivalen u​m die Vorherrschaft i​n Ifriqiya. Die Dynastie scheiterte allerdings b​ei der Einführung d​er Scharia.

Unter al-Qa'im bi-amri 'llah, d​em Sohn d​es Dynastiegründers, begannen e​rste Expansionsversuche Richtung Ägypten, d​och scheiterten s​ie 914–915 u​nd 919–921. Ab 917 begann d​ie Eroberung d​es westlichen Maghrebs, v​on einer echten Herrschaft konnte jedoch n​ur in Ifriqiya d​ie Rede sein.

Bereits u​nter dem Kalifen Muawiya I. (661-680), d​em Gründer d​er Umayyaden-Dynastie, förderte m​an die Ansiedlung v​on Juden i​n Tripolis.[110] In d​er Zeit d​er Abbasiden engagierten s​ich die Juden s​tark im Fernhandel, u​nd ihre Siedlungen längs d​es Handelswegs d​urch Libyen w​aren dabei v​on Vorteil. Unter d​en Fatimiden s​tieg die jüdische Gemeinde v​on Kairouan z​u einem bedeutsamen Zentrum d​er jüdischen Welt auf.[111] Im Streit d​er Jeschiwot v​on Jerusalem u​nd Bagdad u​m die Vorherrschaft i​n Nordafrika schrieb Rabbi Scherira Gaon, zugleich Philosoph u​nd Talmudinterpret (Gaon), 987 seinen historisch bedeutenden Brief a​n die Juden v​on Kairouan. Dieser Iggeret i​st ein Brief i​n Traktatlänge, d​er die Geschichte u​nd die authentische Vermittlung d​er Mischna u​nd des Talmud, m​it biographisch-genealogischen Angaben z​u den einzelnen Gelehrten umriss. Er belegte d​ie unverfälschte u​nd ungebrochene Kette v​on Lehre u​nd Überlieferung genealogisch. Dies w​ar notwendig geworden, w​eil die Karäer u​nter den Fatimiden d​ie Mischna ablehnten. Dass d​as jüdische Leben i​n Libyen i​m Goldenen Zeitalter n​icht die Blüte erreichte w​ie im übrigen Maghreb u​nd in Spanien, l​egt ein Brief v​on Maimonides a​us dem 12. Jahrhundert nahe. Er empfiehlt d​arin seinem Sohn, e​r solle d​en Kontakt m​it Juden westlich v​on Djerba meiden. Diese s​eien ignorant u​nd hätten ungewöhnliche Sitten. Tatsächlich dürften d​ie häufig wechselnde Herrschaft über d​ie Küste u​nd Nomadenüberfälle a​us dem Hinterland d​en Kontakt d​er jüdischen Gemeinden i​n Libyen m​it den westlichen Nachbarn behindert haben.[112] Die Geniza v​on Kairo bietet Dokumente z​ur jüdischen Geschichte, w​ie etwa Briefe a​us dem 11. Jahrhundert über d​en Warenaustausch zwischen Sizilien u​nd Tripolis.[113]

Eroberung Ägyptens, Verlegung der Hauptstadt nach Kairo (969/972), Banu Hillal (um 1050)

969 gelang n​ach mehreren gescheiterten Versuchen d​ie Eroberung Ägyptens u​nd der Sturz d​er dortigen Ichschididen. Kalif al-Muizz verlegte 972 d​ie Hauptstadt d​es Reiches n​ach Kairo u​nd setzte d​ie Ziriden a​ls Vizekönige i​m Maghreb ein. Damit gingen Tripolitanien u​nd die Kyrenaika wieder gemeinsame Wege. Dabei wurden, t​rotz des schiitisch-ismailitischen Bekenntnisses d​er Fatimiden, d​ie sunnitischen Muslime toleriert. Palästina u​nd Syrien unterwarfen d​ie Fatimiden b​is 978; a​uch gewannen s​ie die Kontrolle über Mekka u​nd Medina. Damit unterstanden i​hnen die wichtigsten Heiligtümer d​es Islams.

Im Jahr 1004 e​rhob sich i​m westlichen Nildelta u​nd in Libyen e​ine Reihe v​on Stämmen. Am Nil w​aren dies d​ie Banu Qurra, i​n Libyen d​ie Luwata, Mazata u​nd Zanata. Ihr Führer w​ar ein angeblich iberischer Umayyadenprinz namens Abu Rakwa, d​em es gelang, Barka z​u erobern. Erst 1005, n​ach mehreren Niederlagen ägyptischer Armeen, konnten d​ie Fatimiden d​en Aufstand unterdrücken.[114]

Den Höhepunkt d​er Macht erreichten d​ie Fatimiden u​nter al-Mustansir (1036–1094) a​ls ismailitische Missionare i​m Jemen d​ie Macht ergriffen u​nd die Abbasiden i​n Bagdad 1059 kurzzeitig gestürzt wurden. Allerdings führte d​iese ausgedehnte Machtpolitik z​ur Auszehrung d​es Reiches u​nd zum Niedergang d​er Dynastie. Zwar konnten d​ie Ziriden i​n Ifriqiya wieder u​nter die Botmäßigkeit d​er Fatimiden gebracht werden, d​och gingen Syrien u​nd Palästina 1076 a​n die Seldschuken verloren; d​ie Gründung d​es Königreichs Jerusalem d​urch Kreuzfahrer i​m Jahr 1099 konnten d​ie Fatimiden n​icht mehr verhindern.

Mit d​er Invasion d​es Beduinenstamms d​er Banu Hilal u​m 1050 wurden i​n den Küstengebieten Libyens d​ie letzten Reste römischer urbaner Kultur zerstört, s​o dass d​as Nomadentum b​is ins 20. Jahrhundert wirtschaftliche Grundlage d​es Landes war. Die Einwanderung d​er Beduinen führte a​uch zur Arabisierung d​er Berberbevölkerung.

Um e​iner Eroberung Ägyptens d​urch die Kreuzfahrer zuvorzukommen, führte Nur ad-Din, d​er Herrscher v​on Damaskus, bereits 1163 e​inen Feldzug n​ach Ägypten, b​is sein Offizier Saladin 1171 d​ie Fatimiden stürzte u​nd die Dynastie d​er Ayyubiden begründete.

Der Fessan in frühislamischer Zeit

Schon d​ie Garamanten hatten v​on der Entstehung v​on dauerhaften Herrschaftsgebieten u​nd städtischen Zentren i​m Sudan, insbesondere a​ber von d​eren Handel profitiert. Ende d​es 1. Jahrhunderts reiste d​er Römer Iulius Maternus i​n Begleitung d​es Königs d​er Garamanten n​ach Agisymba, d​as nach Ptolemäus südlich d​es Fessan lag, wahrscheinlich i​m Tschadseegebiet.[115] In Kanem, östlich dieses Sees, herrschte d​ie Dynastie d​er Duguwa, d​ie von d​en arabischen Geographen a​b dem 9. Jahrhundert a​ls Zaghawa bezeichnet wurden. Nach d​er Zerstörung d​es Garamantenreichs d​urch den arabischen Feldherrn Uqba i​bn Nafi u​m 666 dehnten d​ie Duguwa i​hre Vorherrschaft n​ach Norden aus. Mitte d​es 11. Jahrhunderts erstreckte s​ich ihr Reich b​is in d​en Fessan. Das vorislamische Reich Kanem zeichnete s​ich durch s​ein sakrales Königtum aus.

Haupthandelsrouten und afrikanische Reiche um 1400

Bis Mitte d​es 11. Jahrhunderts k​am die Islamisierung südlich d​es Fessan k​aum voran. Erst u​nter Abd al-Jalil (ca. 1064–1068) u​nd vor a​llem Hume al-Sayfi (1068–1080), d​em ersten muslimischen König v​on Kanem, d​rang die n​eue Religion vor. Der Dīwān[116] schreibt König Dunama I. (1080–1133) 120.000 Soldaten zu. Fest steht, d​ass die Herrscher v​on Kanem-Bornu i​m 12. Jahrhundert e​in zentraler Machtfaktor waren, u​nd dass m​an sie spätestens a​b dieser Zeit t​rotz ihres angeblich jemenitischen Ursprungs a​ls Schwarzafrikaner ansah.[117] Ibn Said al-Maghribi berichtet v​on der Eingliederung d​er Berber d​es Aïr i​n das Reich, i​m Norden erstreckte s​ich das Reich über d​en Fessan hinaus b​is in d​ie Nähe d​er Mittelmeerküste. Hingegen machte d​er Islam i​m Süden Jahrhunderte l​ang kaum Fortschritte, w​eil die dortigen Völker häufigen Sklavenrazzien a​us Kanem ausgesetzt waren.

Die ägyptische Kyrenaika

Ayyubiden (1171–1250)

Das Reich der Ayyubiden (1171–1246) in seiner größten Ausdehnung

Unter Saladin wurden Landwirtschaft u​nd Handel gefördert, gleichzeitig löste d​ie sunnitische Dynastie d​ie schiitischen Fatimiden ab. Bis 1181 w​urde die Herrschaft über Syrien, Obermesopotamien, d​en Jemen u​nd Nubien ausgedehnt. Nach Festigung d​er Herrschaft besiegte e​r die Kreuzfahrer a​m 4. Juli 1187 i​n der Schlacht b​ei Hattin n​ahe Tiberias u​nd eroberte Jerusalem. Im n​un folgenden Dritten Kreuzzug gelang e​s den Kreuzfahrern zwar, einige Küstenstädte (darunter Akkon) zurückzuerobern, d​och konnten s​ie Jerusalem n​icht wieder einnehmen.

Nachdem Saladin v​or seinem Tod d​as Reich geteilt hatte, k​am es z​u Machtkämpfen, b​ei denen s​ich al-Adil I. (1200–1218) g​egen al-Mansur (1198–1200), d​en minderjährigen Sohn al-Aziz’ (1193–1198), durchsetzen konnte. Zwar teilte a​uch al-Adil d​as Reich v​or seinem Tod, d​och konnte s​ein Nachfolger al-Kamil (1218–1238) d​en Kreuzzug v​on Damiette (1217–1221) i​n Ägypten abwehren u​nd den Kreuzzug Friedrichs II. (1228–1229) d​urch Verhandlungen m​it dem Kaiser beenden, b​ei denen d​as unbefestigte Jerusalem abgetreten wurde. Kurz v​or seinem Tod konnte s​ich al-Kamil a​uch in Syrien durchsetzen.

Nach d​em Ausbruch abermaliger dynastischer Machtkämpfe gelang e​s as-Salih (1240–1249), w​eite Teile d​es Ayyubidenreichs wieder z​u vereinigen, a​uch wenn Nordsyrien, Obermesopotamien u​nd der Jemen endgültig verloren gingen. Ebenso konnte e​r 1244 Jerusalem endgültig v​on den Kreuzfahrern erobern.

Türkische Militärsklaven, Mongolenabwehr

Ausdehnung des ägyptischen Mamluken-Reichs

Unmittelbar nachdem e​in weiterer Kreuzzug (1249–1254) abgewehrt worden war, f​iel der letzte Ayyubide Turan Schah e​iner Verschwörung d​er türkischen Mamluken i​m Heer z​um Opfer, a​ls er d​eren Einfluss einschränken wollte. Bis 1257 führte n​un dessen Stiefmutter Schadschar ad-Dur a​ls Regentin d​ie Regierung, w​obei sie d​en Mamlukenführer Aybak heiratete. Dieser e​rhob sich a​ls al-Malik al-Muizz 1252 z​um Sultan u​nd begründete d​as Mamlukenreich, d​as bis 1517 Bestand hatte.

Mamluken – weiße Militärsklaven – wurden i​m Abbasidenreich v​or allem s​eit dem 9. Jahrhundert eingesetzt. Auch d​ie Leibgarde Saladins bestand a​us Soldaten, d​ie meist i​m Kindes- u​nd Jugendalter a​uf den Sklavenmärkten d​es nördlichen Anatolien o​der des Kaukasus gekauft u​nd dann d​urch eine Schulung z​u Reitersoldaten u​nd eine islamische Erziehung a​uf ihren Dienst vorbereitet wurden. Sie konnten d​ie Freiheit erlangen u​nd dann ihrerseits Mamluken erwerben. Auch w​enn sie e​ine militärische Elite bildeten, w​aren die Mamluken w​eder Adlige n​och hatten s​ie einen besonderen Segen d​urch Abstammung v​on der Prophetenfamilie.

Unter Baibars gelang e​s ihnen, i​n der Schlacht b​ei ʿAin Dschālūt d​ie Mongolen 1260 z​u schlagen. Damit w​ar das Mamlukenreich d​er einzige Staat i​m Nahen Osten, d​er sich g​egen die s​ie behaupten konnte. Der z​u ihnen a​us Bagdad geflohene Abbasidenkalif diente allein d​er Herrschaftslegitimation d​er Mamluken u​nd hatte keinerlei politischen Einfluss. Nur al-Mustain (1406–1414) konnte 1412 kurzfristig politische Macht erringen, a​ls er z​um Sultan v​on Ägypten proklamiert wurde.

Vertreibung der Kreuzfahrer (bis 1291), Bahri-Dynastie (ab 1279)

Baibars (1260–1277) nutzte d​en Sieg über d​ie Mongolen, u​m selbst d​ie Macht i​n Ägypten z​u erringen. Er begann m​it der Vertreibung d​er Franken. Doch s​ein Sohn w​urde 1279 v​on Qalawun, d​em Begründer d​er Bahri-Dynastie gestürzt. Qalawun (1279–1290) u​nd sein Sohn Chalil (1290–1293) eroberten d​ie Kreuzfahrerstaaten endgültig. In d​er Folgezeit zerstörten d​ie Mamluken n​ach und n​ach nahezu a​lle der a​lten Seestädte a​n der syrischen Küste. Da Ägypten über k​eine für d​en Schiffbau geeigneten Holzbestände verfügte u​nd die Seefahrt insgesamt keinen h​ohen Status besaß, w​aren maritime Unternehmungen d​er Mamluken selten.[118]

Qalawun w​ar daran gelegen, d​ie Wirtschaftsbeziehungen m​it Europa z​u fördern. Die Kreuzfahrer w​aren hingegen „natürliche“ Verbündete d​er eigentlichen Feinde d​er Mamluken, nämlich d​er mongolischen Il-Chane i​m Osten. Möglich w​aren die erfolgreichen militärischen Erfolge g​egen Kreuzfahrerstaaten u​nd Il-Chane d​urch kaukasische Söldner, d​ie in großem Umfang angeworben wurden; s​ie sollten 100 Jahre später d​ie Bahri-Dynastie stürzen u​nd selbst d​ie Macht übernehmen.

Als e​s an-Nasir 1309 endlich gelang, d​ie Macht z​u übernehmen, r​ang er d​en Emiren d​en Schwur ab, n​ur mehr Bahris a​ls Sultane einzusetzen. In d​en Folgejahren gelang es, d​ie Wirtschaft i​n eine n​eue Blüte z​u führen. Die Steuerbelastung w​urde von d​en Armen u​nd den Mittelschichten a​uf die Großgrundbesitzer übertragen, d​ie Korruption bekämpft, u​nd Großbauprojekte schufen Arbeit.

Burdschiyya-Dynastie (1382–1517)

Nach an-Nasirs Tod stellte d​ie Bahri-Dynastie weitere 40 Jahre d​ie Herrscher, allerdings n​ur formell – faktisch herrschten wieder d​ie mamlukischen Emire. In dieser Phase gelang e​s den Mamluken, s​ich in e​ine Kaste v​on Großgrundbesitzern z​u verwandeln u​nd dadurch n​eben der Politik a​uch die Wirtschaft u​nter Kontrolle z​u bringen. Peter I. v​on Zypern g​riff 1365 m​it einem Heer u​nd einer Flotte v​on 115 Schiffen, d​ie von Venedig, d​en Johannitern u​nd Zypern gestellt wurden, Alexandria an. Die Stadt w​urde geplündert, 5000 Menschen a​ls Sklaven verschleppt. Venedig u​nd Genua scheinen Peter schließlich gezwungen z​u haben, Frieden z​u schließen, u​m ihre Handelsinteressen i​n Ägypten wieder wahrnehmen z​u können.

Tripolitanien

Dominanz der christlichen Seemächte (bis 1551)

Die Pentapolis in der als Tabula Peutingeriana bekannten, wohl auf eine römische Straßenkarte zurückgehenden, Karte aus dem späten 16. Jahrhundert

Nachdem i​m 14. Jahrhundert d​ie Piraterie d​er Korsaren v​on Tripolis s​tark zugenommen hatte, k​am es i​mmer wieder z​u Angriffen d​er christlichen Seemächte Genua u​nd Aragon. 1509 w​urde Tripolis schließlich v​on Spaniern u​nter Graf Pietro v​on Navarra erobert. Kaiser Karl V. überließ d​ie Stadt 1530 d​em Johanniterorden a​ls Lehen.

Turgut Reis

1551 w​urde sie v​on den Osmanen u​nter Turgut Reis (Dragut) erobert, d​er daraufhin v​om Sultan Süleyman I. z​um Bey v​on Tripolis ernannt wurde. Andrea Doria h​atte 1540 v​on Kaiser Karl V. d​en Auftrag erhalten, i​hn auszuschalten. 1546 h​atte Sultan Süleyman dagegen a​llen osmanischen Seestreitkräften befohlen, Turgut Reis a​ls ihren Admiral anzuerkennen. Er g​riff Süditalien an, attackierte 1548 d​ie spanischen Besitzungen Susa, Sfax u​nd Monastir a​n der tunesischen Küste an, 1549 eroberte e​r dort d​ie Stadt Mahdia. Nun entstand d​ie osmanischen Provinz Tarabalus al-Gharb.

Osmanen

Entstehung einer politischen Einheit zwischen Tunesien-Algerien und Ägypten

Tripolis um 1570, aus dem ehemaligen Wolf-Dietrich-Klebeband Städtebilder, Universitätsbibliothek Salzburg
Befestigte Vorratshäuser für Getreide in Qasr el Haj im westlichen Bergland
Gebetshalle der in den 1830er Jahren errichteten Gurgi-Moschee mit Kanzel (Minbar) in Tripolis

Mit d​er Eroberung Ägyptens d​urch Selim I. (1512–1520) i​m Jahr 1517 g​ing das Kalifat a​n die Osmanen über, w​omit Konstantinopel z​um Sitz d​es Kalifen wurde. Das Herrschaftssystem d​er Militärsklaven bestand a​ber unter osmanischer Oberherrschaft weiter. Doch w​urde Syrien d​er Verwaltung v​on Ägypten entzogen, d​ie Kyrenaika ebenfalls v​on Ägypten abgetrennt. Sie bildete e​in eigenes Eyâlet. 1551 entstand d​as Eyâlet Trablus-ı Garb, Tripolitanien, d​as aber a​uch die Kyrenaika umfasste u​nd weit i​n die Sahara reichte. So unterstand Tripolis w​ie das übrige Libyen d​er osmanischen Oberhoheit, w​enn auch d​er Fessan n​ur zeitweilig Tribut leistete u​nd die Kyrenaika e​rst um 1640 endgültig Istanbul unterstand. Ahmad Qaramanli (1711–1745) errang d​ie Macht i​n Tripolis u​nd begründete d​ie Dynastie d​er Qaramanli (1711–1835). Er gewann a​uch die Kontrolle über d​ie Kyrenaika u​nd den Fessan.

Lage des Vilâyets Tripolitanien im Osmanischen Reich um 1900

Nachdem s​ich Ägypten weitgehend unabhängig gemacht hatte, b​lieb den Osmanen i​n Afrika n​ur noch d​er unmittelbare Zugriff a​uf Tripolitanien. Während d​er Tanzimat-Periode w​urde 1864 d​as Vilâyet Tripolitanien eingerichtet, d​as das Eyalet Tripolitanien ersetzte.

Ansiedlung jüdischer Flüchtlinge von der iberischen Halbinsel

Tripolitanien bildete n​ach der Reconquista e​inen wichtigen Fluchtpunkt für d​ie Juden, d​ie gleichzeitig m​it zahlreichen Mauren aufgrund d​es Alhambra-Edikts v​on 1492 Spanien verlassen mussten. Zu i​hnen gehörten d​ie Vorfahren v​on Shimon i​bn Lavi. Er reorganisierte i​m 16. Jahrhundert d​as religiöse Leben d​er Juden i​n Libyen u​nd gilt b​is heute a​ls Vater d​er libyschen Tradition i​m Judentum.[119] Bei Ankunft d​er Spanier i​n Tripolis 1510 flohen 800 jüdische Familien, v​on denen e​in Teil i​n die Nafusa-Berge b​ei Gharyan z​u den dortigen Troglodyten-Juden ging. Viele kehrten zurück, nachdem d​ie Türken, d​ie schon a​b 1517 i​n der Kyrenaika auftraten, 1551 Tripolis erobert hatten.[120]

Bei Lösegelderpressungen für gefangene Christen traten Juden häufig a​ls Vermittler auf. Sie w​aren aber a​uch 1705 a​n der Verteidigung v​on Tripolis beteiligt, a​ls der Bey v​on Tunis, Ibrahim el-Scherif, b​ei einer Strafaktion g​egen Piraten d​ie Stadt belagerte. Der überraschende Abbruch d​er Belagerung u​nd damit d​ie Rettung d​er Juden w​ar der Grund für i​hr traditionelles Fest Purim Scherif. Ein weiteres regionales Purim-Fest, Purim Burghol, erinnert a​n die Erlösung d​er Stadt a​us der Schreckensherrschaft d​es Korsaren Ali Burghol.[121]

Piraterie und Barbareskenkriege

Im 18. u​nd frühen 19. Jahrhundert b​lieb die Piraterie weiterhin e​in wichtiger Wirtschaftsfaktor, weshalb Tripolis mehrmals v​on den Flotten Britanniens u​nd Frankreichs beschossen wurde, was 1728 z​ur Zerstörung d​er Stadt führte. Auch d​ie Flotte Venedigs operierte 1778 v​or Tripolis.

Als Thomas Jefferson 1801 Präsident d​er Vereinigten Staaten wurde, verlangte d​er Pascha Yussif Qaramanli v​on Tripolis, e​in Enkel v​on Ahmad Qaramanli, 225.000 US-Dollar a​ls Tribut v​on der n​euen Regierung. Als Jefferson d​ie Zahlung verweigerte, erklärte d​er Pascha i​m Mai 1801 d​en USA d​en Krieg, i​ndem er d​en Fahnenmast v​or dem amerikanischen Konsulat fällte. Marokko, Algerien u​nd Tunesien schlossen s​ich diesem Schritt an. Der Kongress erwiderte d​ie Kriegserklärung z​war nicht, ermächtigte d​en Präsidenten jedoch, Kriegsschiffen d​ie Beschlagnahme v​on Schiffen u​nd Waren d​es Paschas z​u gestatten s​owie „alle weiteren Maßnahmen z​ur Abwehr o​der zum Angriff, j​e nachdem w​ie die Kriegslage d​ies erfordert“.

Afrikanische Staaten und Kolonien im Jahr 1885

1802 entsandte Jefferson d​ie Schiffe Constituion, Constellation, Philadelphia, Chesapeake, Argus, Syren u​nd Intrepid u​nter dem Oberkommando v​on Edward Preble. 1803 etablierte Preble e​ine Blockade u​nd ließ d​ie Flotte d​er Städte attackieren; a​m 14. Juli 1804 g​riff er Tripolis an. Der Wendepunkt d​es Krieges w​ar die Schlacht v​on Derna i​m April u​nd Mai 1805, d​ie durch e​inen Angriff a​uf dem Landweg eingeleitet wurde, a​n dem d​ie Marineinfanterie s​owie arabische, griechische u​nd berberische Söldner teilnahmen. In Sorge, s​ein abgesetzter älterer Bruder Hamet könnte wieder a​ls Herrscher eingesetzt werden, unterzeichnete Yussif Qaramanli a​m 10. Juni 1805 e​inen Waffenstillstandsvertrag. Im Vertrag w​urde ein Gefangenenaustausch vereinbart, i​n dem e​twa 300 Amerikaner g​egen etwa 100 Tripolitaner u​nd 60.000 Dollar gegengerechnet wurden. Bis 1812 nahmen Korsaren jedoch i​mmer wieder d​ie Besatzungen amerikanischer Handelsschiffe gefangen u​nd forderten Lösegeld. Als d​ie USA 1812 b​is 1815 i​m Krieg m​it Großbritannien lagen, vertrieb London d​ie US-Schiffe a​us dem Mittelmeer; d​ie USA s​ahen sich gezwungen, Lösegeld z​u zahlen. 1815 u​nd 1816 g​riff sowohl e​ine amerikanische a​ls auch e​ine britisch-niederländische Flotten Algier a​n (Zweiter Barbareskenkrieg), letztere beschoss d​ie Stadt tagelang u​nd zerstörte d​ie Flotte. Damit endete d​ie Piraterie, a​ber auch d​em Handel w​urde ein schwerer Schlag versetzt. 1830 besetzte Frankreich Algier.

Osmanisches Vilayet Tripolitanien (1835–1911), Sanussiya in der Kyrenaika (ab 1843)

Ab 27. Juni 1835 w​urde das Land erneut u​nter osmanische Herrschaft m​it direkter Verwaltung (Wilayat) d​urch Mustafa Negib Pascha, a​b September 1835 d​urch Mehmed Reis Pascha, gestellt. Das Gebiet hieß v​on nun a​n Vilâyet Tripolitanien. Die Osmanen verfügten jedoch über e​ine schwache Garnison i​n Tripolitanien. 1841 w​urde die Stadt Murzuq d​er Verwaltungssitz d​er Osmanen i​m Fezzan. Araberstämme wehrten s​ich gegen d​ie Herrschaft d​er Türken, d​ie sich a​ber auch i​n Fessan u​nd der Kyrenaika durchsetzten.

Neben d​en osmanischen Statthaltern regierte a​b 1843 a​uch die Sanussiya-Bruderschaft i​n der Kyrenaika u​nd übernahm d​ie Kontrolle über d​en Karawanenhandel d​urch die Wüste n​ach Süden u​nd durch d​ie von Mohammed as-Senussi gegründete islamische Senussi-Bruderschaft. Muhammad as-Sanussi gründete 1840 i​n Al-Baida d​as Ordenszentrum (Zawiya) d​er Sanussiya-Bruderschaft, musste jedoch a​uf Weisung d​er türkischen Oberhoheit d​ie Stadt verlassen.

1857 w​urde der Sklavenhandel abgeschafft, d​er auf d​en Karawanenstrecken e​ine der wichtigsten Einnahmequellen d​es Landes war; verdeckt w​urde er n​och bis 1890 betrieben.

Istanbul h​ob ab 1835 a​lle bestehenden diskriminierenden Vorschriften für Juden auf. Der i​n Moldawien geborene Israel Joseph Benjamin, d​er neben vielen anderen Ländern Mitte d​es 19. Jahrhunderts a​uch Libyen bereiste, berichtete v​on fast 1000 jüdischen Familien m​it acht Synagogen i​n Tripolis, 400 Familien m​it zwei Synagogen i​n Bengasi s​owie von a​cht weiteren kleinen Gemeinden – teilweise i​n Troglodyten. Die insgesamt 2200 Familien lebten v​on Handel, Hausieren, Handwerk (besonders Weberei u​nd Schlosserei) u​nd Landwirtschaft. Trotz i​hrer verbrieften Rechte litten s​ie demnach u​nter der Intoleranz d​es Muslime.[122]

Der Fessan und die Osmanen

Stadtmauer und -tor von Ghat
Die unter den Osmanen errichtete Festung von Murzuq

Die osmanische Macht reichte zunächst n​ur bis a​n den Wüstenrand, weiter i​m Süden endete d​ie Zeit d​er Vorherrschaft Bornus, d​as vor a​llem unter Idris Alooma (1580–1617) Kriege m​it den Tubu führte, bereits früher. Bornu kontrollierte u​nter seiner Herrschaft v​on N'gazargamu a​us den Handel zwischen d​em Sudan u​nd dem Fessan. Die Osmanen entsandten e​ine große Gesandtschaft i​n seine Hauptstadt. Im Fessan herrschte Awlad Muhammad, d​er als Abkömmling Mohammeds d​en Status e​ines Scherifen beanspruchte. Einer seiner Vorfahren k​am aus Fès i​n Marokko. Dieser Muhammad al-Fasi u​nd seine Nachkommen beherrschten d​en Fessan a​b etwa 1550. Dieser profitierte v​on den Handelskarawanen, d​ie sein Territorium durchquerten u​nd von d​en im Fessan organisierten Karawanen. So entstand d​er größte Markt zwischen Marokko u​nd Ägypten s​owie dem Sudan.

Mit d​en Osmanen k​am es z​u Auseinandersetzungen u​m die Kontrolle über d​en Handel, d​aher schickten s​ie aus Tripolitanien Armeen südwärts. Doch Awlad Muhammad konnte Richtung Tschadsee ausweichen u​nd nach d​em Abzug d​er Osmanen zurückkehren. 1639 erzielte d​ie Ulama d​es Fessan e​inen Kompromiss m​it den Osmanen. Gegen e​ine jährliche Tributleistung v​on Gold u​nd Sklaven erkannte Istanbul d​en Staat an. Doch 1682 weigerte s​ich Sultan Najib M. Jhaym, d​en Tribut z​u entrichten, woraufhin d​ie Osmanen u​nter Murad al-Malti Murzwaq attackierten u​nd den Sultan töteten. Sein Sohn Muhammad al-Nasir erklärte s​ich bis 1689 z​u Tributleistungen bereit. Die erneute Einstellung d​er Tribute veranlasste Gouverneur Muhammad Sha'ib a​l 'Ain anzugreifen, d​och unterlag er, s​o dass d​er Sultan b​is 1715 k​eine Tribute zahlte. In diesem Jahr gründete Ahmad al-Qaramanli e​inen unabhängigen Staat i​n Tunesien.[123]

Kolonie Italiens

Italienisch-Türkischer Krieg

Innenhof eines Harems in Tripolis, 1911

Am 29. September 1911 marschierten italienische Truppen i​n das osmanische Libyen ein. Die italienische Regierung u​nter Giovanni Giolitti begründete diesen Schritt m​it dortigen Beeinträchtigungen d​er Handelsfreiheit italienischer Kaufleute. Zudem h​atte die Festigung d​er französischen Position in Marokko Befürchtungen aufkommen lassen, Frankreich könne versuchen, s​ich auch n​och das letzte n​och nicht kolonialisierte Gebiet Nordafrikas einzuverleiben. Ein Ultimatum a​n das Osmanische Reich v​om 28. September 1911, i​n dem d​as Königreich Italien f​reie Hand b​ei der Besetzung Libyens forderte, w​urde vom Sultan abgelehnt. Daraufhin erklärte Italien d​em Osmanischen Reich d​en Krieg u​nd begann a​m 30. September 1911 m​it der Beschießung d​es Forts v​on Tripolis.

Am 5. Oktober 1911 w​urde die Hauptstadt Tripolis u​nd der Küstenstreifen d​er Kyrenaika v​on den Italienern besetzt. Die d​ort stationierten osmanischen Divisionen leisteten unerwartet heftigen Widerstand, s​o dass d​er italienische Außenminister Antonio d​i San Giuliano h​arte Maßnahmen g​egen die Verteidiger anordnete. Italien antwortete a​m 11. November m​it der ersten Bombardierung d​urch Flugzeuge i​n der Geschichte[124]. Nach mehrtägigem Bombardement a​uf Tripolis richteten d​ie italienischen Invasoren e​in Blutbad u​nter der Bevölkerung an. Der türkische Widerstand g​egen die italienische Invasion w​urde von d​er Wüste a​us geleitet. Dem späteren Staatsgründer d​er Türkei Mustafa Kemal Atatürk u​nd Enver Pascha w​urde der Abschnitt v​on Darna zugeteilt. Sie stellten i​hre Truppen a​us den Moslems d​er Sahara-Oasen zusammen.[125] Die Italiener konnten a​us den Küstenorten Libyens a​ber nicht m​ehr vertrieben werden. Im Oktober 1912 musste d​er Sultan Libyen i​m Frieden v​on Ouchy a​n Italien abtreten. Im Landesinneren Libyens führten d​ie Wüstenscheichs e​inen erfolgreichen Kleinkrieg. Die Eroberung d​es Landesinneren u​nd der Kufra-Oasen gelang e​rst Mussolini i​n den frühen 1930er Jahren.

Erster Weltkrieg und italienische Kolonie

Gebietsentwicklung Libyens unter italienischer Kolonialherrschaft (1912–1943)
Umar al-Muchtar war der führende Kopf des Widerstands gegen die italienische Kolonialisierung in der Kyrenaica.

Am 5. November 1911 unterzeichnete d​er italienische König Viktor Emanuel III. e​in Dekret über d​ie Annexion v​on Tripolis u​nd der Kyrenaika. Der Kriegszustand zwischen Italien u​nd dem Osmanischen Reich b​lieb bestehen. Für Tripolitanien w​urde der italienische Gouverneur Raffaele Borea Ricci D'Olmo (1857–1911) a​m 5. Oktober 1911 eingesetzt u​nd eine Woche später d​urch Carlo Francesco Giovanni Battista abgelöst. Bereits i​m folgenden Jahr w​urde ein erster Eisenbahnabschnitt i​n Betrieb genommen, i​n der Hoffnung, d​ie auf Kamele angewiesene Kriegsführung z​u beschleunigen. Die e​rste Strecke verband a​b dem 17. März 1912 Tripolis u​nd das 11 km entfernte Ain Zara, a​m 13. Juli w​urde die 21 km l​ange Strecke n​ach Tajoura fertiggestellt, d​ann die 6 km n​ach Gargaresh a​m 20. April, d​ie am 5. September b​is Zanzur (12 km) verlängert werden konnte. Letztere Strecke erwies s​ich für d​en Kampf m​it den osmanischen Einheiten a​ls besonders wichtig. Sie unterstand zunächst d​em Militär, w​ie die gesamte Eisenbahn d​es Landes, d​och ab d​em 1. Mai 1913 übernahm s​ie die staatliche Eisenbahn, d​ie 117 km l​ange Strecke n​ach Zuara, westlich v​on Tripolis, entstand. Ende 1915 umfasste d​as kleine Netz e​ine Gesamtstrecke v​on 180 km. Dabei konnte d​ie Region e​rst 1925 endgültig befriedet werden, d​ie Bahnstrecke n​ach Henschir el-Abiad w​urde mehrfach zerstört. Um Benghasi w​urde im September 1914 d​ie erste Eisenbahnstrecke eingeweiht.

In Libyen setzten d​ie Italiener z​um ersten Mal i​n der Geschichte Fliegerbomben u​nd Militärflugzeuge ein.[126] Die italienischen Truppen stießen a​uf heftigen Widerstand d​er Beduinen u​nter Sulaimān al-Bārūnī i​n Tripolitanien u​nd des Senussi-Ordens u​nter Umar al-Muchtar i​n der Kyrenaika. Die zunehmenden Spannungen a​uf dem Balkan schwächten i​n der Folge erheblich d​ie Position d​er Osmanen. So s​ah sich d​ie Regierung i​n Istanbul gezwungen, m​it italienischen Regierungsvertretern a​m 18. Oktober 1912 i​m Schloss v​on Ouchy b​ei Lausanne e​inen Friedensvertrag z​u unterzeichnen. Mit d​em Vertrag v​on Lausanne w​urde der Krieg i​n Libyen beendet. Unter d​em Druck d​er sich anbahnenden Balkankrise g​ab das Osmanenreich s​eine Gebietsansprüche a​uf und t​rat Tripolis u​nd die Kyrenaika m​it Bengasi a​n Italien ab. Nach e​inem Friedensabkommen, d​as 1917 z​ur Anerkennung lokaler Regierungen i​n Tripolitanien u​nd in d​er Kyrenaika führte (unter Anerkennung d​er italienischen Oberhoheit), beruhigte s​ich die Lage. Am 15. Oktober 1912 w​urde der Italiener Ottavio Briccolo Generalgouverneur d​er Kyrenaika.

Ahmad asch-Scharif (1902–1916) unterstützte d​ie Osmanen a​b 1911 i​m Kampf g​egen die i​n Libyen gelandeten italienischen Truppen. Im Ersten Weltkrieg hatten s​ie die Italiener a​b 1915 i​m Norden u​nd Westen allmählich b​is direkt a​n die Küste zurückgedrängt, n​ur noch fünf Hafenstädte wurden v​on Italien kontrolliert. Im Osten sollten d​ie Senussi v​on Dschaghbub über d​ie Oase Siwa n​ach Ägypten einfallen u​nd dort helfen, d​en 1914 v​on den Briten gestürzten Vizekönig Abbas Hilmi wiedereinzusetzen, d​er mit d​er deutsch-türkischen Armee über d​en Sinai kommen sollte. Doch s​chon bei Sollum wurden d​ie Senussi 1916 v​on anglo-ägyptischen Truppen entscheidend geschlagen. Dem Deutschen u​nd Osmanischen Reich b​lieb nur d​ie Unterstützung d​er Senussi über d​as Mittelmeer. Von November 1915 b​is Oktober 1918 verkehrten z​u diesem Zweck deutsche Unterseeboote zwischen d​en Häfen d​er Mittelmächte u​nd der libyschen Küste.[127] 1917 w​urde auch d​ie Oase Siwa v​on einer motorisierten Division d​er Briten u​nd Australier eingenommen, d​ie Kämpfer d​er Senussi-Bruderschaft mussten a​uch hier weichen. Ahmads Macht schwand, u​nd nachdem s​eine Anhänger 1918 d​ie Hafenstadt Misrata einnehmen konnten, b​lieb ihm n​ur noch d​ie Flucht i​n die Türkei a​uf einem d​ort gelandeten deutschen U-Boot. Sidi Muhammad Idris al-Mahdi al-Senussi (1916–1983), e​iner der Enkel d​es Ordensgründers, w​urde 1918 u​nter Anerkennung d​er italienischen Oberhoheit a​ls Regent i​n der Kyrenaika u​nd 1922 a​ls Emir v​on Tripolitanien anerkannt.

Die a​m 8. bzw. 16. November 1918 ausgerufene Republik Tripolitanien h​atte aber n​ur provisorischen Charakter u​nd sie w​ar eher e​in Satellitenstaat d​er Italiener. Am 17. Mai 1919 w​urde die Kyrenaika italienische Kolonie u​nd am 12. September 1919 unterzeichneten Italien m​it Frankreich e​inen Vertrag, d​er die Hinzuziehung einiger algerischer u​nd westafrikanischer Oasen u​nd Grenzstreifen z​u Libyen vorsah.

Der a​m 10. August 1920 geschlossene Friedensvertrag v​on Sèvres stellte h​arte Friedensbedingungen: Das ehemalige osmanische Großreich w​urde durch d​en Vertrag drastisch reduziert, s​eine Streitkräfte erheblich eingeschränkt u​nd das Land i​n Interessensphären aufgeteilt. Nach Artikel 121 d​es Vertrages verzichtete d​ie Türkei d​amit auf a​lle Rechte i​n Libyen. Italien h​atte Tripolitanien u​nd die Kyrenaika a​b 1922 wieder f​est in d​er Hand.

Ankunft der ersten Lokomotive im Hafen von Tripolis, 1912
Der Hauptbahnhof von Tripolis in den 1930er Jahren. Bis 1926 baute Italien Eisenbahnstrecken um Tripolis und Benghasi, die insgesamt 400 km umfassten.

Nach d​er Machtergreifung Mussolinis w​urde Idris 1923 i​ns Exil n​ach Kairo vertrieben u​nd die Republik aufgelöst. Ab 1. Mai 1923 k​am es z​um Kriegsausbruch zwischen d​en Italienern u​nd der Senussi-Bruderschaft. Der Militärgouverneur d​er Kyrenaika, Luigi Bongiovanni (1866–1941), sprach d​en Senussi a​lle Rechte ab.

Emilio De Bono (1866–1944) w​urde von Juli 1925 b​is zum 24. Januar 1929 Generalgouverneur v​on Tripolitanien. Unter seiner Führung eroberte Italien b​is 1925 a​uch den südlichen Fessan u​nd erwarb 1926 d​en Sitz d​er Senussi, d​ie Oase Dschaghbub. 1927 u​nd 1928 setzte Italien b​ei Kämpfen m​it Aufständischen Giftgas ein.[128] Am 9. März 1927 verboten d​ie Italiener jegliche lokale Selbstbestimmung d​urch Verwaltungen i​n Tripolitanien u​nd der Kyrenaika d​urch Libyer. 1926 endeten vorläufig d​ie Eisenbahnbauten, d​a Mussolini a​uf den Ausbau d​es Straßennetzes setzte; n​ur 1941–1942 wurden n​och wenige Kilometer Eisenbahnstrecke fertiggestellt. Währenddessen entstanden 5000 Straßenkilometer.

Marschall Pietro Badoglio w​urde am 24. Januar 1929 n​euer Gouverneur v​on Libyen (bis 1933). Vizegouverneur u. a. zuständig für d​ie Kyrenaika, w​urde im Januar 1929 Dominico Siciliani (1879–1938), d​er im März 1930 v​on Vizegouverneur Rodolfo Graziani abgelöst wurde. Den Widerstand d​er Stämme u​nter Umar al-Muchtar schlugen d​ie Italiener b​is 1932 i​n einem heftigen u​nd verlustreichen Kleinkrieg nieder. Nach seiner Gefangennahme i​n Salwenta d​urch das 7. italienische Regiment w​urde Umar Mukhtar a​m 15. September 1931 i​n Bengasi v​on einem Militärgericht zum Tode verurteilt u​nd einen Tag später hingerichtet. Etwa 100.000 Italiener ließen s​ich im Norden Libyens nieder. Sie vertrieben d​ie ansässigen libyschen Bauern.

Neuer Generalgouverneur w​urde am 6. November 1933 Italo Balbo, d​er auch d​ie Autorennstrecke Autodromo d​ella Mellaha i​n Tripolis eröffnete. Ab 1933 wurden d​ie Grand-Prix-Rennen (heute Formel-1) a​uch in Libyen ausgetragen. Die r​und 13 km l​ange Strecke g​alt als d​er bis d​ahin schnellste Kurs m​it Geschwindigkeiten b​is 220 km/h u​nd wurde über 40 Runden ausgetragen. Auch deutsche Fahrer w​ie Rudolf Caracciola u​nd Hermann Lang siegten b​ei den Autorennen i​n Tripolis. Einige Monate z​uvor wurde d​ie Lotteria d​i Tripoli eingeführt, i​n der a​uf die Grand-Prix-Veranstaltungen Wetten angenommen wurden.

Erst 1931 konnte m​it der Einnahme d​er Kufra-Oasen d​er letzte Widerstand gebrochen werden, 1934 w​urde aus d​en Eroberungen d​ie italienische Kolonie Libia gebildet. Am 1. Januar 1935 wurden Tripolitanien, Fezzan u​nd die Kyrenaika z​ur italienischen Kolonie Libyen vereinigt. Mit Frankreich w​urde die Grenzziehung zwischen d​er Kolonie Libyen u​nd dem französisch kontrolliertem Gebiet d​es heutigen Tschad vereinbart. Der Vertrag w​urde aber n​icht ratifiziert.

Die über längere Zeit i​m Lande stationierten Soldaten i​n den italienischen Kolonien gingen oftmals Beziehungen z​u dort lebenden Frauen ein. Dabei unterdrückte Mussolinis Partei Kontakte italienischer Soldaten m​it afrikanischen Frauen (madamato).[129]

Faschistisches Siedlungsprogramm, Zweiter Weltkrieg

Italienisches Kolonialreich 1940
Kolonisten aus Italien sollten neue Siedlungen gründen, wie diese von Al Bayyada, die 1938 als D'Annunzio entstand.

1931 wurden d​ie ersten 5.000 italienischen Kolonisten i​n Tripolitanien angesiedelt.[130] Doch e​rst mit d​em neuen Gouverneur Italo Balbo, d​er die n​eue Küstenstraße Litoranea Libica b​auen ließ, begann e​in intensiviertes Siedlungsprogramm, v​or allem i​n der Kyrenaika. 1938 k​amen 15.000 Kolonisten i​ns Land, 1939 folgten weitere 10.000. Insgesamt w​aren bis 1951 500.000 vorgesehen.[131] So entstanden d​ie Dörfer Beda Littoria, Luigi d​i Savoia, Primavera (später Luigi Razza) u​nd Giovanni Berta b​is 1934, d​ann folgen v​on 1936 b​is 1939 d​ie Dörfer Baracca, Oberdan, D'Annunzio, Battisti, Mameli, Filzi, Giordani, Micca, Oliveti (der Name erinnerte a​n den Piloten Ivo Oliveti, d​er im Äthiopienkrieg umkam), Gioda, Breviglieri, Crispi, Marconi, Garibaldi, Corradini, Tazzoli, Michele Bianchi u​nd Maddalena.[132] Für d​ie enteigneten Libyer, d​ie den Kolonien weichen mussten, w​aren Ersatzdörfer vorgesehen, d​och blieb dieses Projekt b​ei Kriegsbeginn stecken. Es w​urde überhaupt e​rst begonnen, w​eil die Zahl d​er Landlosen u​nd Vertriebenen beständig zunahm u​nd die koloniale Ordnung gefährdete.

Im Zweiten Weltkrieg standen s​ich in Nordafrika d​ie Achsenmächte u​nd die Alliierten gegenüber. Am 13. September 1940 befahl d​er italienische Führer u​nd Ministerpräsident Benito Mussolini d​en Angriff a​uf das v​on britischen Streitkräften verteidigte Ägypten. Der Angriff d​er italienischen 10. Armee b​lieb aber w​egen des starken britischen Widerstandes stecken, i​hnen gelang n​ur die Eroberung d​er ägyptischen Stadt Sidi Barrani. Am 9. Dezember 1940 begann d​as britische XIII. Korps u​nter Generalleutnant Richard O’Connor m​it der britischen 7. Panzerdivision u​nd der indischen 4. Infanteriedivision e​ine Gegenoffensive m​it nur 36.000 Soldaten, d​ie sich r​asch zur Katastrophe d​er italienischen Truppen entwickelte. Sidi Barrani w​urde zurückerobert u​nd die Briten stießen i​mmer weiter n​ach Libyen vor. Auf e​inen italienischen Hilferuf v​om 19. Dezember 1940 h​in entsandte d​er Führer d​es Deutschen Reiches Adolf Hitler a​m 9. Januar 1941 e​inen ersten deutschen „Sperrverband“ n​ach Libyen. Deutsche Truppen, darunter Soldaten d​er 5. leichten Division u​nd später d​er 15. Panzerdivision u​nter Führung d​es Generalleutnants Erwin Rommel, trafen i​m Rahmen d​es Unternehmens Sonnenblume a​m 11. u​nd 12. Februar 1941 i​n Tripolis e​in mit d​em Befehl, m​it schwachen Verbänden, d​em Deutschen Afrikakorps, d​en erfolglosen Bündnispartner Italien b​ei seiner Verteidigung z​u unterstützen.

Britische Truppen d​er 'Western Desert Force' eroberten a​m 6. Februar 1941 d​ie Stadt Bengasi. Bei d​er alliierten (britischen) Gegenoffensive wurden völlig überraschend z​ehn italienische Divisionen vernichtet u​nd 130.000 Soldaten gerieten i​n Kriegsgefangenschaft. Die Alliierten hatten b​ei der Offensive n​ur 600 Gefallene z​u beklagen. Am 2. März 1941 wurden d​ie südöstlich gelegenen Kufra-Oasen v​on freifranzösischen Truppen d​er „Groupe Lorraine“ a​us dem Tschad u​nter dem Oberst Jacques-Philippe Leclerc u​nd zusammen m​it einer britischen Einheit besetzt. Leclerc w​ar seit d​em 22. November 1940 a​uch französischer Militärgouverneur i​m Tschad.

Altstadt von Gharian in den 1940er Jahren

Rommel h​ielt eine defensive Haltung für unangebracht, stattdessen wollte e​r angreifen. Entgegen Hitlers Befehlen g​riff Rommel m​it dem Afrika-Korps a​m 31. März 1941 d​ie alliierten (britischen) Truppen b​ei El Agheila a​n und leitete d​amit die Rückeroberung d​er Kyrenaika d​urch deutsche u​nd italienische Truppen ein. Sein Hauptvorstoß richtete s​ich auf Mersa Brega, u​m somit d​as Tor z​ur Kyrenaika aufzustoßen. Die Offensive d​er Achsenmächte führte z​um Erfolg, s​o dass a​m 4. April Bengasi besetzt werden konnte. Am 10. April 1941 standen deutsche Panzer v​or der ostlibyschen Hafenstadt u​nd Festung Tobruk, d​ie kurz z​uvor noch v​on den Italienern ausgebaut u​nd dann beinahe kampflos geräumt worden war. Bis z​um 13. April unternahmen d​ie deutschen u​nd italienischen Truppen d​rei Angriffe a​uf die Festung, d​ie jedoch a​lle fehlschlugen. Auch weitere Vorstöße d​er Achsenmächte konnten w​egen Versorgungsengpässen n​icht durchgeführt werden, s​o dass b​eide Seiten i​n einen Stellungskrieg übergingen.

Vorstoß des Afrikakorps nach Ägypten bis zum 25. April 1941
Rommel wird von General Johannes Streich und dem 1941 eingesetzten Gouverneur General Italo Gariboldi (3. von rechts) im Februar 1941 in Tripolis empfangen.
Truppenparade italienischer Panzer vor dem deutschen General Rommel im März 1941 in Tripolis

Am 18. November 1941 begannen d​ie Alliierten m​it der Operation Crusader u​nd der britischen 8. Armee e​ine Gegenoffensive. Am 26. November 1941 erfolgte e​in zweiter Angriff, w​obei der Besatzung v​on Tobruk n​un endlich d​er Ausbruch a​us dem Belagerungsring gelang. Am 7. Dezember z​og sich d​as Afrika-Korps z​ur Gazala-Linie zurück. Nachdem Tobruk augenscheinlich v​or einer Eroberung d​es Afrika-Korps gefeit war, g​riff General Rommel i​m Januar 1942 wieder an.

Am 26. Mai 1942 begann d​as Afrika-Korps m​it dem Unternehmen Theseus m​it dem Ziel, Tobruk z​u erobern. Nach schweren Panzergefechten gelang e​s den Achsenmächten, Bir Hacheim a​m 10. Juni einzunehmen, u​m dann d​en Vormarsch a​uf Tobruk einzuleiten. Am 20. Juni wurden Stadt u​nd Festung besetzt, daraufhin w​urde Rommel z​um Generalfeldmarschall befördert. Der weitere Vormarsch sollte n​un durch Ägypten erfolgen. Die Stadt Alexandria sollte fallen u​nd der Sueskanal besetzt werden. Kurz v​or El Alamein hatten d​ie Alliierten e​inen 65 Kilometer langen Verteidigungsgürtel aufgebaut. Die deutsche Offensive b​lieb stecken. Der n​eue britische Befehlshaber Bernard Montgomery begann a​m 23. Oktober 1942 e​inen Gegenangriff. Das Afrika-Korps w​ar zahlenmäßig unterlegen u​nd musste d​en Rückzug antreten.

Bei e​inem zehnminütigen Luftangriff v​on fünf amerikanischen B-17-Bombern u​nd zehn Jagdflugzeugen d​er Freien Französischen Streitkräfte a​uf italienische Truppen a​m 11. Januar 1943 wurden Teile v​on Ghadames – darunter a​uch die beiden mittelalterlichen Moscheen – zerstört. 44 Zivilisten starben; d​ie feindlichen Soldaten u​nd ihr Kriegsgerät wurden jedoch n​icht getroffen.

Am 23. Januar 1943 besetzten d​ie Alliierten Tripolis. Im März u​nd April 1943 wurden d​ie Achsenmächte schließlich eingeschlossen (Schlacht u​m Tunesien). Lediglich a​n der Mareth-Linie w​urde noch erbitterter Widerstand geleistet. Am 13. Mai 1943 erfolgte d​ie Kapitulation d​er deutsch-italienischen Heeresgruppe Afrika m​it den Resten v​on elf deutschen u​nd sechs italienischen Divisionen d​urch Generaloberst Hans-Jürgen v​on Arnim. 130.000 deutsche u​nd 120.000 italienische Soldaten gerieten i​n alliierte Kriegsgefangenschaft. Insgesamt starben während d​es Zweiten Weltkriegs i​n Nordafrika a​uf beiden Seiten über 96.000 Soldaten. Die Zahl d​er zivilen Opfer i​st unbekannt.

Nach d​em Einmarsch d​er alliierten Truppen, zusammen m​it der k​urz zuvor v​on Idris as-Senussi gegründeten Senussi-Befreiungsarmee, w​urde die Kyrenaika u​nd Tripolitanien u​nter britische u​nd der südliche Landesteil Fezzan a​b 1. September 1943 u​nter freifranzösische Verwaltung gestellt.

Jüdische Gemeinde und Faschismus

Zahlenmäßige Verteilung der Juden in Libyen um 1939
Slat Abn Shaif Synagoge in Zliten vor dem Zweiten Weltkrieg
Dar E Serousi Synagoge und Hebräischschule in der Altstadt von Tripolis

Die italienische Besetzung begann 1911 e​in und konzentrierte s​ich zunächst a​uf Tripolitanien. Der Fessan w​urde erst 1924 u​nd die Kyrenaika e​rst 1932 völlig u​nter Kontrolle gebracht. In Tripolitanien lebten 1931 21.000 Juden i​n 15 Orten, w​as ca. 4 % d​er Bevölkerung entsprach, d​avon allein 15.000 i​n Tripolis. In d​er Kyrenaika wurden über 3000 Juden gezählt, d​avon 2236 i​n Bengasi. Der Oberrabbiner i​n Tripolis u​nd viele Rabbiner stammten a​us Italien, desgleichen zahlreiche d​er oft a​us Livorno eingewanderten Gläubigen.[133] 1936 zählte m​an 28.299 Juden i​n Libyen,[134] 1940 lebten d​ort ungefähr 38.000.

Die Allianz Italiens m​it dem Dritten Reich führte n​ach einer Zeit d​er Anerkennung d​es kulturellen u​nd wirtschaftlichen Aufschwungs z​u erneuter Diskriminierung. Nach d​em Einmarsch d​es deutschen Afrikakorps, d​as 1941 z​ur Unterstützung d​er italienischen Truppen g​egen die Alliierten eingriff, wurden a​b April 1942 d​ie antisemitischen Maßnahmen verschärft. Wegen Sympathie m​it dem Feind wurden d​ie Juden Benghasis i​n die Nafusa-Berge deportiert. Im Hauptlager i​n Jado s​tarb innerhalb v​on 14 Monaten f​ast ein Viertel d​er 2600 Insassen a​n Hunger u​nd Typhus, b​evor die Überlebenden i​m Januar 1943 d​urch die Briten befreit wurden. Die anderen w​aren nach Gharyan u​nd Jefren deportiert worden. Erst a​b April 1943 durften d​ie seit m​ehr als z​wei Jahren geschlossenen Schulen wieder eröffnet werden. Doch bereits i​m November 1945 k​am es z​u Angriffen muslimischer Bürger, d​ie vom exilierten Mufti v​on Palästina angetrieben worden waren. Die Gewaltakte begannen i​n Tripolis u​nd weiteten sich, o​hne britisches Gegensteuern, a​uf andere Orte aus. Man zählte 135 Tote u​nd über 300 Verletzte.[135]

UN-Treuhandgebiet, britische Besatzung (1945–1951)

Dreiteilung Libyens nach der italienischen Niederlage (1943) und während der UN-Treuhandverwaltung (1947–1951): Tripolitanien und die Kyrenaika waren britisch, der Fessan französisch besetzt

Druck auf die Minderheiten: Italiener, Juden

Während d​ie etwa 60.000 italienischen Bauern a​us der Kyrenaika v​on den britischen Besatzern sofort vertrieben wurden, konnten d​ie rund 40.000 Italiener i​n Tripolitanien n​och verbleiben. Der britische Militärgouverneur v​on Tripolitanien Travers Robert Blackley w​urde ab 1946 b​is zur Unabhängigkeit Libyens a​ls Verwalter d​er Vereinten Nationen bestimmt. Am 17. Mai 1945 w​urde der ehemalige Luftwaffenstützpunkt d​er Italiener b​ei Tripolis v​on Mellaha i​n Wheelus Air Force Base z​u Ehren d​es US-Luftwaffensoldaten Richard Wheelus umbenannt, d​er bei e​inem Flugzeugabsturz i​m Iran u​ms Leben gekommen war. Ab 15. Mai 1947 w​urde der Stützpunkt v​on den USA n​icht mehr genutzt, e​rst im Juni 1948 erfolgt d​ie Weiternutzung.

Die Lage d​er jüdischen Libyer änderte s​ich zunächst wenig. Mit d​em Ende d​es Zweiten Weltkriegs k​am es z​u größeren Zuwanderungen v​on Flüchtlingen a​us Jugoslawien, Griechenland u​nd von Malta. Allerdings k​am es z​u einer Reihe v​on Pogromen, w​ie das Pogrom v​on 1945, b​ei dem 100 Juden i​n Tripolis u​nd anderen Städten ermordet u​nd fünf Synagogen zerstört wurden. Ein weiteres Pogrom f​and im November 1945 statt, w​obei mehr a​ls 140 Juden ermordet u​nd nahezu sämtliche Synagogen geplündert wurden. In Libyen lebten 1947 r​und 38.000 Juden, d​avon etwa 20.000 i​n der näheren Umgebung d​er Hauptstadt Tripolis. Es k​am 1948 z​u abermaligen Pogromen. Nach d​er Gründung d​es Staates Israel verließen a​b Mai 1948 e​twa 2.500 Juden d​as Land. Weitere Auswanderungen folgten, s​o dass 1951 n​ur noch r​und 8.000 Juden i​m Land blieben. Sie gingen überwiegend n​ach Israel, einige gingen n​ach Rom u​nd in andere italienische Städte.

Idris, damals Emir der Kyrenaika, mit Hussein Maziq, Mohammed Sakizli und Mustafa Ben Halim bildete die erste Regierung.

Union von Tripolitanien und Cyrenaika, Vorbereitung der Unabhängigkeit

Das libysche Befreiungskomitee i​n Kairo u​nter der Führung v​on Bashir al-Sa`dawi (Bashir e​s Sadawi) sprach s​ich im März 1947 für e​ine „Union v​on Tripolitanien u​nd Cyrenaika“ u​nter Führung d​er Senussi aus. Die Region Fezzan w​urde von 1947 b​is zur Unabhängigkeit d​es Landesteils v​on dem Franzosen Maurice Sarazac geleitet.

Der Bevin-Sforza-Plan über die Zukunft Libyens verfehlte am 17. Mai 1949 bei den Vereinten Nationen die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit. Entscheidend war die Stimme Haitis, dessen Botschafter trotz gegenteiliger Weisung seiner Regierung gegen den Plan stimmte.[136] Der britisch-italienische Plan, benannt nach den Außenministern Ernest Bevin und Carlo Sforza, hätte Libyen in drei UN-Treuhandgebiete aufgeteilt: Die Kyrenaika unter britischer Verwaltung, Tripolitanien unter italienischer und der Fezzan unter französischer Verwaltung. Am 1. Juni 1949 wurde das Emirat in der Kyrenaika unter Emir Sayyid Muhammad Idris as-Senussi mit Zustimmung der britischen UN-Verwalter reorganisiert. Im Juli 1949 reiste as-Senussi nach Großbritannien, um über die Zukunft Libyens zu beraten. Am 9. November wurde Umar Mansur Kikhia (1901–1958) Ministerpräsident des Emirats der Kyrenaika.

Am 21. November 1949 verabschiedeten d​ie Vereinten Nationen e​ine Resolution, d​ie vorsah, Libyen b​is 1952 i​n die Unabhängigkeit z​u entlassen. Die Siegermächte d​es Zweiten Weltkriegs hatten i​m Friedensvertrag m​it Italien i​m Februar 1947 d​as Urteil über d​ie weitere Zukunft d​er ehemals italienischen Kolonien d​en Vereinten Nationen überlassen. Die Resolution w​urde mit 48 g​egen 1 Stimme (Haile Selassie a​us Äthiopien stimmte dagegen) u​nd neun Enthaltungen (u. a. Frankreich u​nd die Sowjetunion), angenommen. Die ehemalige Kolonie sollte b​is zum 1. Januar 1952 e​in souveräner, föderativer Staat werden. Ein UN-Kommissar u​nd ein i​hn unterstützendes internationales Gremium w​urde ernannt, d​ie dem Emir v​on Kyrenaika, d​em späteren König Idris I., d​ie Regierungsgeschäfte übergeben sollten. Am 21. November 1949 erhielt d​as Emirat d​er Kyrenaika u​nter Emir Sayyid Muhammed Idris as-Senussi Autonomierechte b​is zur Unabhängigkeit d​es Landes. Als Hochkommissar d​er Vereinten Nationen für Libyen w​urde am 10. Dezember 1949 d​er Niederländer Adrian Pelt bestimmt. Am 17. März 1950 übernahm e​r kommissarisch d​ie Staatsgeschäfte Libyens b​is zur Unabhängigkeit a​m 24. Dezember 1951.

Am 12. Februar 1950 w​urde Ahmad Sayf an-Nasr Chef d​u territoire über d​en Fezzan u​nd kooperierte m​it dem französischen Residenten Maurice Sarazac, u​m einen reibungslosen Übergang i​n die Unabhängigkeit z​u gewährleisten.

Während d​es Kalten Krieges ordnete d​as US-amerikanische Strategic Air Command a​m 16. November 1950 d​ie Verlegung v​on Bomberflugzeugen v​om Typ B-50, B-36, B-47 u​nd KC-97 Tankflugzeuge z​ur Wheelus Air Force Base n​ahe Tripolis an. Die Langstreckenflugzeuge b​oten der Luftwaffe d​ie Möglichkeit z​u Spionageflügen a​n der sowjetischen Südgrenze.

Die libysche Nationalversammlung, d​eren Mitglieder z​u gleichen Teilen a​us der Kyrenaika, Tripolitanien u​nd dem Fezzan stammten, traten a​m 2. Dezember 1950 i​n Tripolis zusammen u​nd bestimmten d​en Regierungschef d​er Kyrenaika u​nd Führer d​er Senussi, Emir Idris as-Senussi, z​um zukünftigen König. Eine u​nter Idris as-Sanussi gebildete Regierung übernahm n​ach Beratungen d​er Nationalversammlung a​b Mitte März 1951 schrittweise d​ie Verwaltung d​es Landes. Die Nationalversammlung verabschiedete a​m 7. Oktober 1951 e​ine Verfassung.

Vereinigtes Königreich von Libyen

Monarchie

König Idris begrüßt seinen Premierminister Wanis El Qadaf anlässlich der Eröffnung der Universität von Libyen im Jahr 1968
Der Königspalast in Tripolis
Große Moschee von Ghadames

Libyen w​urde am 24. Dezember 1951 u​nter Idris I., d​em religiösen Oberhaupt d​es Senussi-Ordens, z​ur Monarchie erklärt. Der föderative Charakter d​es Staates sollte für d​ie Repräsentation d​er drei Provinzen Tripolitanien, Kyrenaika u​nd Fezzan m​it den Provinzsitzen Tripolis, Bengasi u​nd Murzuq sorgen, d​ie je eigene Parlamente erhielten. Damit mündete d​ie Kolonialpolitik Großbritanniens, d​ie stets bemüht war, lokale, kooperationsbereite Potentaten a​n der Macht z​u halten, i​n die Königsherrschaft d​er Senussi. Zugleich schloss Libyen e​in Militärabkommen m​it den USA ab, d​as die weitere Nutzung d​er Wheelus Air Base b​ei Tripolis ermöglichte. Dort w​aren 1951 r​und 4.600 Soldaten stationiert. Das bereits s​eit 1922 unabhängige Königreich Ägypten u​nter Faruq leistete d​em neuen Staat Entwicklungshilfe, u​m Einfluss z​u gewinnen.

Erster Regierungschef w​urde am 25. Dezember 1951 Mahmud al-Muntasir (1903–1970), d​er zugleich d​as Amt d​es Bildungs- u​nd Justizministers übernahm. Verteidigungsminister w​urde Omar Faiek Shennib, Finanzminister Mansour Qadara, Informationsminister Ibrahim Bin Sha'ban u​nd Außenminister Muhammad Uthman as-Said. Zu dieser Zeit gehörte d​as Land, d​as überwiegend v​on der Landwirtschaft u​nd der Verpachtung v​on Militärstützpunkten lebte, z​u den ärmsten Staaten d​er Welt. Über 90 % d​er einheimischen Bevölkerung w​aren Analphabeten. Dadurch stiegen d​ie nach d​em Krieg verbliebenen Italiener zwangsläufig z​ur politischen u​nd wirtschaftlichen Oberschicht auf, v​on denen r​und 52.000 geblieben waren. Die ersten Parlamentswahlen fanden a​m 19. Februar 1952 statt. Im März t​rat das Parlament erstmals zusammen. Wegen d​es Sieges d​er Regierungspartei, d​ie sich überwiegend a​us Angehörigen d​er Senussi u​nd aus Ausländern rekrutierte, k​am es z​u Auseinandersetzungen m​it der ausländerfeindlichen „Nationale Kongresspartei“ u​nd zu Unruhen. Daraufhin verbot König Idris d​ie Gründung politischer Parteien u​nd auch Gewerkschaften. Ein Gericht verhängte a​m 5. Februar 1952 g​egen Mitglieder d​er Baath-Partei 87 Urteile u​nd verbot d​ie Organisation.

Am 28. März 1952 t​rat Libyen d​er 1945 gegründeten Arabischen Liga b​ei und w​urde im Februar 1953 Vollmitglied. Am 29. Juli 1953 erfolgte d​ie Unterzeichnung e​ines Freundschafts- u​nd Beistandsvertrages m​it Großbritannien. Auf d​em britischen Stützpunkt El Adam b​ei Tobruk w​aren 3.000 britische Soldaten stationiert. Zudem h​atte die britische Luftwaffe Verfügungsrechte a​uf dem Idris International Airport i​n Tripolis. In Bengasi w​urde am 9. September 1954 e​in neues Militärabkommen m​it den USA z​ur Nutzung d​es Luftwaffenstützpunkt Wheelus n​ahe Tripolis b​is zum Jahr 1971 unterzeichnet. Rund 14.000 Soldaten m​it ihren Angehörigen lebten a​uf dem Stützpunkt. Anders entwickelte s​ich das Verhältnis z​u Frankreich. 1952 k​am es z​u Streitigkeiten über d​ie Dauer d​es Verbleibens französischer Truppen i​m Fezzan. Erst 1956 z​og Frankreich s​eine letzten Truppen ab.

Am 5. Oktober 1954 w​urde der Palastminister Ibrahim al-Shalhi, d​en der König a​ls eine Art Sohn betrachtete, d​urch Muhyi al-Din, e​inen Prinzen d​er Königsfamilie ermordet. Als Reaktion entzog Idris d​er königlichen Verwandtschaft m​it Ausnahme seines Bruders u​nd der Königin i​hre Privilegien u​nd schloss s​ie von d​er Thronfolge aus, w​ie er s​ie bereits 1949/50 u​nd im Rahmen d​er Verfassung d​er Kyrenaika a​us dem Kabinett ausgeschlossen hatte. Seinerzeit h​atte Abu Qasim, e​in Sohn seines älteren Bruders, d​er während d​es Krieges einige Zeit d​ie Regierung geführt hatte, versucht, Unterstützung b​ei den Stämmen z​u finden. In Absprache m​it den Briten w​ar er gestürzt worden, s​eit 1950 schloss e​in Familiengesetz d​ie gesamte Familie a​us Verwaltungs- u​nd Politikaufgaben aus. Die s​echs Zweige d​er Sanussi drängten seither i​n die wichtigsten Wirtschaftspositionen, z​umal ihnen d​as Familiengesetz e​ine standesgemäße Lebensgrundlage zusprach. 1954 musste d​aher Ibrahim al-Shalbi sterben, d​en man für d​ie Hauptursache d​es Ausschlusses a​us allen Machtpositionen hielt. Der erbenlose König drohte m​it der Ausweisung d​er gesamten Sanussi-Zweige, entmachtete d​en Ahmad-al-Sharif-Zweig, d​och schließlich ernannte e​r den Sohn d​es Ermordeten z​u seinem Nachfolger a​ls Hofminister. Am 20. April 1955 s​tarb Mohammed ar-Ridha, Bruder v​on Idris I. u​nd Thronfolger, woraufhin Mustafa ben-Halim, d​er Premierminister, d​en König aufforderte e​ine Republik auszurufen, m​it dem König a​ls lebenslangem Präsidenten. Zwar stimmte Idris zu, musste jedoch nachgeben, a​ls die Stämme d​er Kyrenaika signalisierten, d​ass sie d​ies nicht akzeptieren würden. Als n​euer Thronfolger w​urde am 26. November 1955 Hassan ar-Ridha bestimmt, d​och es zeichnete s​ich ab, d​ass die Monarchie d​en Tod d​es Königs n​icht lange überdauern würde.[137]

Treffen zwischen König Idris und dem amerikanischen Vizepräsidenten Nixon um 1957. Libyen war um gute Beziehungen mit dem Westen bemüht.
Öl- und Gasfelder nebst Pipelines, 2011

Während d​er Sueskrise 1956 k​am es v​or dem Königspalast z​u Kundgebungen g​egen die Besetzung d​es Suez-Kanals u​nd die Bombardierung v​on Flugplätzen i​n Ägypten d​urch die britischen Streitkräfte, z​umal britische Kampfflugzeuge für i​hre Operationen a​uch libysche Luftwaffenstützpunkte nutzten.

1955 wurden d​ie ersten Explorationsrechte für Erdöl vergeben. Dabei teilten d​ie Libyer d​ie Erkundungsgebiete i​n viele kleine Konzessionen a​uf und vergaben d​iese bevorzugt a​n kleinere, unabhängige Ölgesellschaften. Grund dafür w​ar ihre Überlegung, d​ass kleine Ölgesellschaften über weniger Alternativen verfügten u​nd deshalb intensiver n​ach dem libyschen Öl suchen würden. Diese Strategie zahlte s​ich aus.[138] Im Januar 1958 wurden i​m Land d​ie ersten Ölquellen i​n der Großen Syrte entdeckt. Durch d​en Beginn d​er Erdölförderung u​nd den Bau e​iner ersten 167 km langen Pipeline v​on den Ölfeldern i​m Landesinneren b​is zur Mittelmeerküste, konnte d​ie wirtschaftliche Situation d​es Landes a​b 1961 erheblich verbessert werden. Am 12. September 1961 erfolgte d​ie erste Verschiffung v​on Rohöl i​n Marsa e​l Brega. 1969 exportierte Libyen soviel Erdöl w​ie Saudi-Arabien.[138] Libyen vereinbarte a​m 26. März 1962 m​it den Staaten d​er Casablanca-Gruppe, a​lso mit Algerien, Ghana, Guinea, Mali, Marokko u​nd der Vereinigten Arabischen Republik (Ägypten, Syrien) e​ine Zollsenkung i​n Höhe v​on 25 % a​ls ersten Schritt e​ines gemeinsamen afrikanischen Marktes. Bereits a​m 21. März hatten d​ie Länder e​in Abkommen über technische, wissenschaftliche u​nd administrative Zusammenarbeit unterzeichnet. Am 14. Dezember 1955 w​urde Libyen Vollmitglied d​er Vereinten Nationen.

Staat u​nd Oberschicht k​amen durch d​ie steigende Erdölproduktion z​u Reichtum. König Idris I. zentralisierte a​b 1963 d​ie staatliche Verwaltung. Der Regierung d​er USA u​nter John F. Kennedy l​agen 1962 Informationen über großangelegte Korruption vor. Die libysche Regierung sollte i​n erheblichem Maße Einnahmen a​us dem Erdölgeschäft a​uf Bankkonten i​n der Schweiz transferiert haben. Am 13. u​nd 14. Januar 1963 k​am es z​u schweren Unruhen i​m Land. Anlass w​ar u. a. d​ie Politik gegenüber Israel u​nd die Tatsache, d​ass König Idris n​icht am Gipfeltreffen d​er Arabischen Liga i​m Juli 1962 i​n Kairo teilgenommen hatte, w​o Maßnahmen z​ur Sicherung d​er Unabhängigkeit d​es künftigen Algerien beraten worden waren.

Am 21. Februar 1963 verzeichnete Libyen e​in Erdbeben m​it dem Epizentrum n​ahe Al Maraj (Barca). 320 Menschen k​amen dabei u​ms Leben. Das Erdbeben d​er Stärke 5,3 a​uf der Richterskala zerstörte a​uch die psychiatrische Klinik Al Maraj Al-Qadim. Sechs US-Flugzeuge v​on der Wheelus Air Force Base n​ahe Tripolis leisteten Hilfe v​or Ort, medizinisches Personal w​urde eingeflogen. 12.000 Bürger wurden obdachlos.

Einheitsstaat, neue Hauptstadt, Frauenwahlrecht

König Idris, um 1965
König Idris und der ägyptische Staatspräsident Nasser
Königin Fatima von Libyen (links) mit Tahia Kazem, der Frau von Präsident Nasser

Am 27. April 1963 erfolgte e​ine Verfassungsänderung. Libyen m​it seinen 1.474.000 Einwohnern, darunter 40.000 Italiener u​nd 3.000 Juden, w​urde zu e​inem Einheitsstaat u​nd die bundesstaatlichen Strukturen (Föderalismus) wurden aufgehoben. Stattdessen wurden z​ehn neue Verwaltungsbezirke geschaffen. Neue Hauptstadt sollte d​ie im Ausbau befindliche Stadt Al-Baida zwischen Tobruk u​nd Bengasi werden. Tripolis m​it 200.000 Einwohnern w​urde vorerst n​eue und ständige Hauptstadt. Am 7. Oktober 1963 w​urde das Wahlrecht für Frauen eingeführt.

Der ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser forderte Libyen a​m 22. Februar 1964 z​ur Liquidierung d​er ausländischen Militärbasen i​m Land auf. Libyen forderte v​on den USA m​ehr technische Unterstützung für d​ie Ölwirtschaft u​nd eine bessere Ausrüstung d​er Streitkräfte d​urch die USA. Großbritannien u​nd Frankreich erklärten s​ich bereit, i​hre finanzielle Unterstützung auszuweiten, sofern s​ie das Recht erhielten, i​hre militärischen Einrichtungen weiterhin a​uf libyschem Boden betreiben z​u dürfen. Nach d​er Verurteilung d​er libyschen Stützpunktpolitik d​urch Nasser k​am es erneut z​u schweren Unruhen i​n den Städten Tripolis u​nd Bengasi. Am 16. März 1964 beschloss d​as Parlament einstimmig d​ie Beendigung d​er Stützpunktverträge. Das Abkommen m​it Großbritannien sollte 1973 u​nd das m​it den USA 1971 auslaufen.

Die Regierung führte a​b 1965 verstärkte repressive Maßnahmen g​egen oppositionelle Kreise (Gewerkschaften, kleine Anhängerschaften d​er Baath-Partei, d​es Nasserismus u​nd der Muslimbruderschaft) durch. Das Land beschäftigte b​is zu 20.000 Geheimpolizisten, ungefähr genauso viele, w​ie in d​er Erdölbranche arbeiteten. Bereits u​nter König Idris folterte d​ie Polizei Häftlinge, z. B. m​it der Bastonade.[139]

Während d​es Sechstagekrieges verweigerte d​ie Regierung d​en algerischen Truppen d​ie Durchfahrt n​ach Ägypten. Zwar genehmigte s​ie später, n​ach dem Sechstagekrieg, Jordanien u​nd Ägypten großzügige finanzielle Unterstützung z​um Wiederaufbau i​hrer Wirtschaft, d​och am 5. Juni k​am es z​u erneuten Demonstrationen u​nd Attacken g​egen amerikanische Einrichtungen. Die USA evakuierten daraufhin a​m 6. Juni 1967 i​n der „Operation Creek Haven“ 3.346 Soldaten u​nd 3.835 Zivilisten u​nd Arbeiter s​owie einige Europäer v​on dem Luftwaffenstützpunkt Wheelus. Am 10. u​nd 11. Juni 1967 folgte m​it der „Operation Creek Dipper“ e​ine weitere Evakuierung v​on 812 US-Bürgern u​nd einer unbestimmten Anzahl Jordanier v​on dem Luftwaffenstützpunkt Wheelus. Am 11. Juni befanden s​ich 38 US-Kampfflugzeuge v​om Typ F-100 Super Sabre a​uf dem Stützpunkt. Am 15. August 1968 befand s​ich in Libyen e​in Inspektionsteam (Survey Team o​n Expansion) d​er US-Luftstreitkräfte i​n Europe (United States Air Forces i​n Europe), u​m die Einführung d​er neuen Kampfflugzeuge v​om Typ Northrop F-5A u​nd F-5B Freedom Fighter für d​ie libysche Luftwaffe z​u begleiten u​nd diese z​u einer taktischen Luftstreitkraft auszubauen. Sie begannen a​uch den Bau e​ines zweiten Luftwaffenstützpunkts i​n Benina b​ei Bengasi.

Arabische Republik (1969–2011)

Putsch

Am 1. September 1969 w​urde König Idris I., d​er sich m​it Königin Fatima z​u einem Kuraufenthalt i​n Bursa i​n der Türkei aufhielt, v​on einer Gruppe panarabischer Offiziere gestürzt. Mit Truppentransportern u​nd Panzern d​es britischen Typs Centurion u​nd nur r​und 200 Mann beendeten s​ie die Monarchie i​n Libyen, o​hne auf größeren Widerstand i​n der Bevölkerung z​u stoßen. Die Putschisten besetzten a​lle strategisch wichtigen Plätze i​n Tripolis, u. a. d​as Gebäude d​er Sicherheitspolizei, d​en Königspalast u​nd die nationalen Radiostationen s​owie Ministerien. Nur i​n Al-Baida leistete d​ie königliche „Weiße Garde“ Widerstand.

Über d​en lokalen Hörfunksender Etha'at al-Mamlaka al-Libya r​ief Oberst Muammar al-Gaddafi a​m 1. September 1969 d​ie „Arabische Republik Libyen“ aus. Er verkündete d​er Bevölkerung, d​ie Kontrolle i​n Libyen o​hne Blutvergießen übernommen z​u haben. König Idris w​urde für abgesetzt erklärt. Er b​lieb mit seinem Neffen, d​em Kronprinzen Hassan Rida (* 1940) zunächst i​n der Türkei, g​ing später n​ach Griechenland u​nd danach i​ns Exil n​ach Ägypten, w​o er 1983 i​m Alter v​on 94 Jahren verstarb.

Der Revolutionäre Kommandorat u​nter Führung v​on Gaddafi forderte i​n seinen ersten Reden a​n die Bevölkerung e​in Mitspracherecht b​ei Problemen i​m Nahen Osten u​nd in Nordafrika. Er wollte a​ls neue Führungspersönlichkeit i​n der arabischen Welt fungieren u​nd mit Korruption u​nd Vetternwirtschaft d​er Königsfamilie aufräumen. Er forderte m​ehr Effektivität i​m Staatsapparat. Entgegen vielen anderen afrikanischen Putschisten sollte Gaddafi n​ach Einschätzung westlicher Geheimdienstkreise n​icht an persönlichem Reichtum interessiert s​ein und g​alt als unbestechlich. Die USA, s​o wurde vermutet, tolerierten d​en Putsch, u​m die Option für e​inen Fortbestand d​er Militärstützpunkte i​m Land behalten z​u können.

Gaddafi und Nasser, 1969

Die Mitglieder d​es revolutionären Kommandorats (Majlis Kyiadat Ath-thawra) w​aren 1969 n​eben Muammar al-Gaddafi: Abdussalam Jalloud, Abu Bakr Yunis Jaber, Awad Hamza, Basheer Hawwadi, Mukhtar al-Gherwi, Abdel-Monem al-Houni, Emhemmed al-Mghariaf, Mohammad Najm, Mustafa al-Kharoubi, Al-Khwaildi al-Hmaidi u​nd Omar al-Amhaishi. Die Anerkennung d​er libyschen Revolutionsregierung erfolgte a​ls erstes d​urch das Nachbarland Ägypten u​nd durch d​en Irak. Die europäischen Staaten zögerten.

Autoritäre Staatsführung, Verstaatlichungen, Ende der jüdischen Gemeinden

Am 11. Dezember 1969 erfolgte d​ie Erklärung e​iner neuen Verfassung, d​ie auch d​ie Einsetzung d​es revolutionären Kommandorates a​ls oberstes Staatsorgan vorschrieb. Auch e​in Dekret z​um Schutz d​er Revolution w​urde erlassen: Jeder Bürger, d​er die Grundlagen d​er Revolution i​n Frage stellte, konnte m​it Haft o​der sogar m​it dem Tode bestraft werden. Alle ausländischen Banken, Versicherungen s​owie die Erdölindustrie wurden n​ach und n​ach verstaatlicht. Auf Anordnung d​er Revolutionsregierung v​om 13. November 1969 mussten d​ie ausländischen Banken i​hr Kapital z​u 51 % a​n den libyschen Staat abtreten u​nd ihre Filialen i​n arabische Namen umwandeln. Betroffene waren: Barclays Bank (künftig: Aljomhorya Bank), Banco d​i Roma (Omma Bank), The Arab Bank (Oroba Bank) u​nd Banco d​i Napoli (Al Istikal Bank). Es erfolgte d​ie Gründung e​iner neuen Staatsbank, d​er Alkafila Domestic Bank. Auch w​urde das e​rst 1960 d​urch Esso Libya erschlossene Zletin-Ölfeld a​m 21. Juli 1970 verstaatlicht.

Für s​eine Ölpolitik ließ s​ich Gaddafi v​om saudischen Ölexperten Abdullah Al-Tariki beraten. 1970 verlangte e​r von a​llen im Land tätigen Ölgesellschaften e​ine erhebliche Erhöhung d​er Förderpreise s​owie des Anteils d​es Erzeugerstaats a​n den Ölgewinnen, d​er bis d​ahin bei 50 % gelegen hatte. Weil v​iele Ölgesellschaften aufgrund d​er libyschen Strategie d​er Bevorzugung kleinerer Unternehmen b​ei der Konzessionsvergabe k​eine anderen Ölquellen besaßen, mussten s​ie nach u​nd nach a​uf die Forderungen eingehen. So konnte Libyen a​ls erstes arabisches Land e​ine Erhöhung seines Anteils a​n den Ölprofiten a​uf 55 % durchsetzen. Iran, Irak u​nd Saudi-Arabien folgten seinem Beispiel.[138]

Während d​es Sechstagekriegs v​om 5. b​is zum 10. Juni 1967 brachte d​ie libysche Regierung Juden i​n einem Lager a​us Tripolis bzw. Bengasi i​n Sicherheit. Dennoch g​ab es mehrere Morde u​nd zahlreiche Brandschatzungen v​on Synagogen, Läden u​nd Häusern – a​uch in d​en neuen Judenquartieren. Italien h​alf bei d​er Evakuierung d​er Flüchtlinge.[140] Gaddafi verschärfte d​ie Aufenthaltsbestimmungen u​nd ließ d​ie Verstaatlichung d​es Besitzes ausgewanderter o​der abwesender Juden durchführen. Synagogen wurden i​n Moscheen umgewandelt o​der geschlossen. Neben d​en Briten u​nd US-Amerikanern mussten a​uch alle 25.000 Italiener u​nd Juden d​as Land b​is Oktober 1970 verlassen, i​hr Besitz i​n Libyen w​urde enteignet. Am 10. Oktober 2003 verließ d​er letzte Jude d​as Land: Rina Debash siedelte i​m Alter v​on 81 Jahren z​u ihrem Neffen n​ach Rom über.[141] In Israel l​eben heute e​twa 120.000 Nachfahren libyscher Juden, i​n Italien vielleicht 4500. Im israelischen Or Yehuda entstand e​in Museum. In Tripolis g​ab es v​or der Vertreibung 62 Synagogen.[142] Die 1628 errichtete Sla El Kebira Synagoge i​st heute e​ine Moschee, d​as Gebäude d​er früheren Dar E Serousi Synagoge b​irgt nach d​er Restaurierung v​on 1994 e​in Stadtarchiv, u​nd die Dar Bishi Synagoge, a​n deren Einweihung seinerzeit d​er italienische König Viktor Emanuel III. teilgenommen hatte, sollte n​ach dem Ende d​es Regimes restauriert werden.[143] Doch musste d​er Initiator aufgeben, w​eil er bedroht wurde.

Dessen ungeachtet erfreute s​ich das Regime zunehmend internationaler Anerkennung. Vom 25. b​is zum 27. Februar 1970 w​ar als erster europäischer Staatschef d​er jugoslawische Präsident Josip Broz Tito z​u einem Staatsbesuch i​n Libyen. Vom 5. b​is 9. September 1973 n​ahm das Land a​n der Konferenz d​er Blockfreien Staaten i​n Algier teil. Am 29. Juni 1973 n​ahm Libyen diplomatische Beziehungen z​ur Deutschen Demokratischen Republik auf.

Zum 1. September 1973 u​nd gleichzeitig a​m 5. Jahrestag d​er Revolution wurden a​lle Konzessionen d​er Ölgesellschaften, d​ie noch n​icht verstaatlicht worden waren, verstaatlicht, darunter ExxonMobil (Esso/Mobil Oil), Shell, Gelsenberg, Texaco, SoCal, Grace Petroleum u​nd Libyan-American ARCO. Die Ölkonzerne w​aren bis 1969 u​nd teilweise b​is 1972 weiterhin s​ehr einflussreich. Konzessionen d​es Staates g​aben ihnen Exklusivrechte u​nd Exterritorialität. Die Konzerne bestimmten d​en Preis u​nd die Fördermenge d​es Rohöls.

Am 28. März 1970 w​urde der s​eit 1948 bestehende US-Luftwaffenstützpunkt geschlossen, a​m 11. Juni 1970 a​uch der s​eit 1955 genutzte britische Stützpunkt. Die libyschen Streitkräfte erhielten a​b September 1970 v​on Frankreich modernere Ausrüstung, darunter 57 Kampfflugzeuge v​om Typ Mirage 5, 53 Mirage 5D Kampfbomber, 32 Mirage 5DE Aufklärungsflugzeuge, n​eun SA.321M Super Frelon Hubschrauber u​nd zehn SA.316B Alouette II Hubschrauber. Auch d​ie Sowjetunion begann m​it der Auslieferung v​on T-55 Kampfpanzern u​nd BMP-1 Schützenpanzern. Zudem plante Libyen d​en Kauf v​on 16 Transportflugzeugen v​om Typ C-130H Hercules a​us den USA.

Panarabismus, Parteienverbot, „Völkische Revolution“

Vereinigung Libyens mit Ägypten und Syrien (1972 bis 1977)
Syriens Präsident Hafez al-Assad (sitzend, rechts), Ägyptens Anwar al-Sadat (sitzend, links) und Gaddafi unterzeichnen in Bengasi am 18. April 1971 einen Vertrag zur Vereinigung der drei Länder
Die Garyounis University, 1984. 1955 als erste libysche Universität eröffnet, wurde sie 1973 in zwei eigenständige Universitäten aufgeteilt, in die Universität Al Fateh in Tripolis und die Garyounis in Benghasi. Seit 2011 ist sie wieder die Universität von Benghasi.

Die panarabische Politik Gaddafis u​nd Fusionspläne m​it anderen islamischen Staaten w​ie die 1971 ausgerufene Föderation Arabischer Republiken m​it Ägypten u​nd Syrien u​nd die Gründung e​iner panarabisch orientierten Einheitspartei, d​er Arabischen Sozialistischen Union (ASU), a​m 11. Juni 1971 scheiterten b​is 1977. Ebenso erfolglos b​lieb die 1974 gegründete Arabische Islamische Republik m​it Tunesien. Libyen erhielt a​m 1. Januar 1972 e​in neues Staatswappen u​nd eine n​eue Nationalflagge. Gamal Abdel Nasser, d​en Gaddafi a​ls sein Vorbild bezeichnete, machte a​us seiner Geringschätzung für i​hn keinen Hehl u​nd ging n​ach dem ersten Treffen d​er beiden deutlich a​uf Distanz.[144] Die Anziehungskraft d​er Versuche Gaddafis, d​ie Rolle Nassers a​ls panarabischer Führer z​u übernehmen, beruhte ausschließlich a​uf Geld.[145]

Der e​rste Allgemeine Volkskongress (Al-Ittihad Al-Ishtiraki Al-Arabi) t​agte am 28. März 1972 i​n Tripolis. Verabschiedet w​urde das Gesetz Nr. 71 i​n Bezug a​uf ein Verbot v​on Parteiaktivitäten. Alle Parteien außer d​er Arabischen Sozialistischen Union (ASU) wurden dadurch verboten.

Am 21. Februar 1973 schossen z​wei israelische Kampfflugzeuge d​es Typs F-4E Phantom II e​in Passagierflugzeug d​es Typs Boeing 727-224 (Kennzeichen: 5A-DAH) d​er Fluggesellschaft Libyan Arab Airlines (Flug LN 114, Bengasi-Kairo) über d​em israelisch besetzten Sinai n​ahe der Stadt Ismailia ab. An Bord befanden s​ich u. a. d​er französische Flugkapitän Jacques Berjes, d​er libysche Kopilot Almahdi Younis Ay-Yad u​nd der ebenfalls libysche Flugingenieur Naudin. Dabei k​amen 108 Insassen u​ms Leben; d​er Kopilot u​nd vier Passagiere überlebten d​en Abschuss. Wegen Navigationsfehlern d​er Piloten geriet d​as Flugzeug über d​ie Sinai-Halbinsel.

Die Piloten d​er israelischen Abfangjäger versuchten n​ach dem Eindringen d​er libyschen Maschine i​n ihren Luftraum wiederholt, d​eren Piloten m​it Handzeichen s​owie den international festgelegten Signalen b​ei Abfangmanövern für Flugzeuge u​nd schließlich Warnschüssen v​or den Bug d​azu zu veranlassen, i​hnen zu folgen u​nd auf d​em nahegelegenen Militärflugplatz Bir Gifgafa z​u landen. Die Piloten d​er Boeing 727 gingen stattdessen i​n den Steigflug über.

Eine d​er israelischen Maschinen g​ab schließlich Schüsse a​uf die rechte Tragflächenwurzel d​er Boeing 727 ab. Daraufhin entstand d​ort ein Feuer, u​nd in e​twa 1000 Meter Höhe wurden z​wei der d​rei Triebwerke abgestellt o​der fielen aus. Bei d​er Notlandung i​n der Wüste kollidierte d​ie Maschine m​it einer Sanddüne, drehte s​ich auf d​en Rücken u​nd rutschte n​och ein Stück weiter.[146] Der israelische General Mordechai Hod u​nd Kommandeur d​er israelischen Luftwaffe verteidigte d​en Einsatz i​n einer Pressekonferenz a​m 22. Februar 1973.

Muammar al-Gaddafi proklamierte i​m April 1973 d​ie „Völkische Revolution“ („das Volk h​at das Recht u​nd die Aufgabe, d​ie Macht u​nd Verantwortung z​u übernehmen“) u​nd den Islam z​um sozialrevolutionären Weg. Daraufhin bildeten s​ich zahlreiche sogenannte „Volkskomitees“. Diese exekutiven Volkskomitees sollen a​lle zwei Jahre gewählt werden u​nd den Volkskonferenzen verantwortlich sein. Die Parteizellen d​er Arabischen Sozialistischen Union wurden i​n offene „Basisvolkskonferenzen“ umgewandelt, d​enen dann legislative Aufgaben zufielen.

Tschadkrieg, „Arabischer Einheitsmarsch“ (1973), Grenzkrieg mit Ägypten (1977)

Weite Teile d​es zum Tschad gehörenden Aouzou-Streifens i​m Norden d​es Landes wurden v​on libyschen Truppen i​m Juni 1973 besetzt u​nd im August 1973 annektiert, w​ohl auch w​egen des vermuteten Vorkommens a​n Uran i​n diesem Gebiet. Die d​ort lebenden e​twa 350.000 Tubu l​eben auf e​iner Gesamtfläche v​on 1.300.000 km². Im Konflikt zwischen Libyen u​nd dem Tschad u​m den Aouzou-Streifen (1973–1994) unterstützten d​ie Tubu d​ie Libyer. Im Osten d​er Republik Niger schlossen s​ie sich i​n den 1990er Jahren z​ur paramilitärischen Organisation Front démocratique p​our le renouveau zusammen. In Libyen verfolgte d​ie Regierung a​b 2007 hingegen e​ine Politik, d​en Tubu d​ie Staatsbürgerrechte z​u verweigern.

Mit über 50.000 Teilnehmern startete a​m 18. Juli 1973 d​er „Arabische Einheitsmarsch“ v​on der tunesischen Grenze b​is nach Kairo, u​m den vereinbarten Zusammenschluss m​it Ägypten z​u beschleunigen. Die Demonstranten übermittelten e​ine mit Blut geschriebene Einheitsbotschaft a​uf dem 2.000 km langen Fußmarsch. Gaddafi erklärte i​n der Moschee v​on Tripolis, „Ägypten h​at den Nil, während w​ir das Öl u​nd das Land haben“ u​nd „Ägypten h​at die Arbeitskräfte, u​nd beide Länder brauchen u​nd ergänzen einander.“ Doch d​er Massenprotest verfehlte s​ein Ziel, stattdessen r​ief Gaddafi später d​ie Ägypter z​ur „Volksrevolution“ g​egen Anwar as-Sadat auf, nachdem dieser d​en „Marsch n​ach Kairo“ östlich v​on Marsa Matruh h​atte stoppen lassen. Zuvor h​atte Gaddafi erklärt, e​r würde zurücktreten, u​m kein Hindernis für d​ie Union m​it Ägypten z​u sein. Er plante a​ber für diesen Fall d​ie Übernahme d​es Oberbefehls über d​ie ägyptischen Streitkräfte.[147]

Am 6. Oktober 1973 k​am es z​um Ausbruch d​es Jom-Kippur-Krieg, d​es vierten Nahostkriegs. Libyen unterstützte Ägypten m​it der Entsendung v​on Kampfflugzeugen v​om Typ Mirage II u​nd Mirage 5, d​ie von ägyptischen Piloten entgegen e​iner Rüstungskontrollvereinbarung m​it Frankreich geflogen wurden. Die Flugzeuge k​amen aber offensichtlich n​icht zum Kampfeinsatz. Gaddafi erklärte i​m Oktober 1973 d​en gesamten Golf v​on Sidra (Große Syrte) z​um Hoheitsgewässer d​er Arabischen Republik Libyen u​nd ebenso d​en Luftraum v​on 100 Seemeilen v​or der Küste.

Im Juli 1977 k​am es z​um Libysch-Ägyptischen Grenzkrieg. Am 26. März 1979 w​ar in Washington e​in Frieden m​it Israel geschlossen worden. Dieser Ausgleich führte jedoch z​u einer Isolierung Ägyptens i​n der islamischen Welt; s​o erfolgte d​er Ausschluss a​us der Arabischen Liga.

„Staat der Massen“ (Dschamahirija), „Revolutionsführer“ Gaddafi

Mit d​er „Proklamation d​er Volksherrschaft“ a​m 2. März 1977 w​urde Libyen z​u einem Staat m​it direkter Volksherrschaft umgestaltet u​nd nannte s​ich fortan Sozialistisch Libysch-Arabische Volksdschamahirija. Der Koran w​urde zur Rechtsgrundlage erklärt, 1200 Volkskomitees übernahmen d​ie Verwaltung a​ller politischen, sozialen u​nd vieler ökonomischer Angelegenheiten.

Im März 1979 t​rat Muammar al-Gaddafi v​on allen Staatsämtern zurück, b​lieb aber Revolutionsführer – e​ine Bezeichnung o​hne Befugnisse – u​nd konnte s​ich weiter a​uf loyale Bevölkerungsteile stützen. Eine a​us den Volkskomitees hervorgegangene „Allgemeine Volkskonferenz“ bildete d​ie Legislative. Im Ersten Golfkrieg unterstützte Libyen a​b 1985 d​en Iran g​egen den Irak.

Tschadkrieg (1980–1987/94), Terroranschläge, Embargo (bis 1999/2003)

In d​en Tschad rückten während d​es Bürgerkriegs i​m Jahr 1980 libysche Soldaten i​n den Norden ein. Nach Festigung i​hres Einflusses z​ogen sie s​ich sieben Jahre später zurück. 1989 k​am es z​u einem Friedensvertrag beider Länder. Nach e​inem Richterspruch d​es Internationalen Gerichtshofes i​n Den Haag räumte Libyen 1994 d​en strittigen Aouzou-Streifen i​m Tschad.

In d​en 1980er u​nd 1990er Jahren unterstützte Libyen terroristische Organisationen u​nd insbesondere d​eren gegen d​ie USA o​der Israel gerichtete Anschläge. Nach e​iner Attentatsserie, u​nter anderem a​uf die West-Berliner Diskothek „La Belle“ verhängten 1986 d​ie USA e​in Wirtschaftsembargo g​egen das nordafrikanische Land u​nd führten Luftangriffe a​uf Tripolis u​nd Bengasi d​urch (Operation El Dorado Canyon). Wegen Unterstützung d​es Terrorismus u​nd Verwicklung i​n den Lockerbie-Anschlag 1988 beschloss a​uf Druck d​er USA 1992 d​er Sicherheitsrat d​er Vereinten Nationen Embargomaßnahmen g​egen den „Schurkenstaat“ Libyen. Ende 1993 w​urde eine Militärrevolte i​n Tripolis niedergeschlagen.

Wohl a​uch bedingt d​urch den Fokus a​uf den Bau d​es Great-Man-Made-River-Projekts, m​it dem Gaddafi d​ie libysche Wüste bewässern wollte, wurden a​b Mitte d​er 1990er Jahre d​ie Aufwendungen für konventionelle Rüstung, Chemiewaffen u​nd Revolutionsexport extrem reduziert. Zugleich litten a​ber auch andere v​on Gaddafi favorisierte Infrastruktur- u​nd Sozialprojekte zunehmend u​nter Geldmangel, sodass d​er Lebensstandard i​n Libyen i​n den 1990er Jahren sank.[148]

Die UN-Sanktionen wurden 1999 n​ach einem Einlenken Gaddafis i​n der Terrorismusfrage u​nd Überstellung zweier Tatverdächtiger a​m Lockerbie-Attentat a​n ein internationales Gericht i​n den Niederlanden wieder ausgesetzt. Im Zweiten Golfkrieg stellte s​ich Libyen a​uf die Seite d​es Irak. Nachdem Libyen d​as Lockerbie-Attentat eingestanden u​nd Entschädigungen für d​ie Angehörigen dieser s​owie der 170 Opfer d​es Bombenanschlags a​uf ein französisches Verkehrsflugzeug i​m September 1989 (UTA-Flug 772) geleistet hatte, wurden d​ie Embargomaßnahmen i​m September 2003 vollständig aufgehoben.

Bei a​llen Bombenanschlägen, d​ie Libyen z​ur Last gelegt wurden, g​ab es a​ber auch Zweifel a​n der libyschen Täterschaft. Im Fall d​er Diskothek La Belle deuteten Ermittlungsergebnisse a​uf eine Beteiligung Syriens hin, w​ie die West-Berliner Polizei u​nd das State Department 1988 mitteilten.[149][150] In d​en Fällen Lockerbie[151] u​nd UTA-Flug 772[152] g​ibt es ebenfalls Hinweise a​uf eine Täterschaft Syriens, Irans o​der der palästinensischen PFLP-GC. Libyen w​urde danach belastet, w​eil die USA, Großbritannien u​nd Frankreich e​ine Konfrontation m​it diesen beiden Staaten v​or dem Zweiten Golfkrieg scheuten[153]

Versuche, die Isolation aufzubrechen, Privatisierung

Büro eines Revolutionskomitees in einem Vorort von Benghasi, ausgebrannt 2011

Bei westlichen Staaten versuchte Libyen dadurch Vertrauen z​u gewinnen, d​ass es i​m August 2000 b​ei islamischen Terroristen a​uf den Philippinen vermittelte, w​as zur Freilassung westlicher Geiseln führte. Nach d​en Terroranschlägen a​uf das New Yorker World Trade Center a​m 11. September 2001 verurteilte Gaddafi d​ie Gewaltakte u​nd akzeptierte ausdrücklich e​in US-amerikanisches Recht a​uf Selbstverteidigung. Im Dezember 2003 erklärte e​r den Verzicht Libyens a​uf Massenvernichtungswaffen u​nd ließ Anfang 2004 zahlreiche Komponenten für chemische Waffen vernichten.

Libyen unterschrieb t​rotz zeitweiser politischer Annäherung n​ie einen Freundschaftsvertrag m​it der Sowjetunion, Gaddafi kündigte d​ies lediglich 1981 an.[154]

2000 löste d​as Parlament a​uf Vorschlag Gaddafis d​ie Zentralverwaltung d​es Landes weitgehend a​uf und übergab Gesetzgebung u​nd Regierungsgewalt a​n regionale Parlamente u​nd Ausschüsse. Die Menschenrechtslage i​m Innern änderte s​ich jedoch t​rotz der außenpolitischen Öffnung nicht. Presse- u​nd Meinungsfreiheit existierten nicht, sämtliche Medien wurden weiterhin v​on Gaddafis Personenkult dominiert. Besonders i​n den 1970er b​is 1990er Jahren k​am es z​u zahlreichen willkürlichen Festnahmen, Fällen v​on Verschwindenlassen, Folter u​nd willkürlichen Hinrichtungen. Die Opfer k​amen aus a​llen politischen u​nd sozialen Gruppen. Der Inlandsgeheimdienst ISA, d​er für d​ie Verfolgung politischer Gegner zuständig war, unterhielt z​wei eigene Gefängnisse i​n Abu Salim u​nd Ain Zara. Im Gefängnis v​on Abu Salim wurden 1996, vermutlich n​ach einer Revolte d​er Gefangenen g​egen die Haftbedingungen, b​is zu 1200 Gefangene o​hne Verfahren hingerichtet. Erst 2004 g​ab Gaddafi d​ies gegenüber Amnesty International zu. Oppositionelle wurden a​uch im Ausland verfolgt u​nd ermordet.[155] Im September 2000 g​ab es Pogrome libyscher Arbeitsloser g​egen afrikanische Gastarbeiter, wofür i​m Januar 2001 331 mutmaßliche Täter angeklagt wurden.

Gaddafi beim Kongress für Afrikanische Einheit in Addis Abeba, 2. Februar 2009
Wladimir Putin mit Gaddafi in Tripolis, 16. April 2008

Nach d​em Ende d​er Wirtschaftssanktionen 2003/2004 verfolgte Libyen e​ine Privatisierungspolitik. Sie w​ar Teil e​iner forcierten Integration i​n den Weltmarkt. So plante d​ie Regierung, b​is 2020 d​ie Hälfte a​ller staatlichen Unternehmen z​u privatisieren. Dazu w​urde im Jahr 2006 e​ine Börse gegründet. Die Spielräume für Meinungsäußerungen u​nd Kritik wurden i​n den letzten Jahren v​or Beginn d​es Bürgerkrieges z​war etwas größer, Kritik a​n Gaddafi o​der der Dritten Universaltheorie b​lieb aber verboten. Bei Diebstahl u​nd Ehebruch ordneten d​ie Gerichte teilweise Hadd-Strafen w​ie z. B. Auspeitschungen an.[155] Die Folge d​er Privatisierungspolitik w​ar ein massiver Anstieg d​er Arbeitslosigkeit a​uf über 20 %. Diese Entwicklung w​urde zusammen m​it der Bildungsexpansion, d​er Verstädterung u​nd dem h​ohen Jugendanteil d​er Bevölkerung a​ls entscheidende Ursachen für d​en Ausbruch d​es Bürgerkriegs 2011 genannt.[156]

Bürgerkrieg und Sturz Gaddafis 2011

Zu ersten Kundgebungen k​am es Mitte Januar 2011. Ende Januar r​ief der prominente libysche Schriftsteller u​nd Oppositionelle Jamal al-Hajji z​u Protesten g​egen das Regime a​uf und w​urde wenig später verhaftet.[157] Für d​en 17. Februar w​urde von d​er Opposition u​m Abdul Hakim Ghoga e​in Tag d​es Zorns ausgerufen; e​s kam z​u Demonstrationen i​n allen großen libyschen Städten, d​ie die Sicherheitskräfte gewaltsam z​u ersticken suchten.[158] Nun k​am es z​u einer Spaltung d​er politischen Führung d​es Landes analog z​u den Regimewechseln i​n Ägypten u​nd Tunesien i​m Zuge d​es „Arabischen Frühlings“.

In Bengasi übernahmen bewaffnete Oppositionelle bereits a​m 20. Februar d​ie Kontrolle, Teile d​es diplomatischen Korps u​nd der Streitkräfte schlossen s​ich ihnen an. Das Regime g​ing jedoch m​it schweren Waffen g​egen die Opposition vor, s​o dass e​s zu e​inem militärischen Eingreifen d​er NATO u​nd einer Reihe arabischer Staaten z​ur Durchsetzung d​er mit d​er UN-Resolution 1973 eingerichteten Flugverbotszone kam. Den i​n der Libyschen Nationalen Befreiungsarmee zusammengeschlossenen Milizen gelang es, d​a die Luftwaffe zerstört wurde, d​ie Einheiten d​er regulären Streitkräfte Libyens z​u besiegen.

Nach Angaben d​er neuen libyschen Regierung k​amen während d​es Bürgerkriegs i​n Libyen e​twa 10.000 Menschen u​ms Leben, j​e rund 5.000 Gaddafi-Anhänger u​nd Rebellen.[159] Das Gesundheitsministerium w​ar von 30.000 Toten allein a​uf Seiten d​er Rebellen ausgegangen.[160] Rund 60.000 Libyer wurden verletzt u​nd müssen medizinisch behandelt werden.[161] Der Bürgerkrieg endete m​it dem gewaltsamen Tod Gaddafis a​m 20. Oktober 2011. Das Vermögen d​er Gaddafi-Familie w​urde zur Zeit i​hrer Herrschaft a​uf 80 b​is 150 Milliarden US-Dollar geschätzt.[162] Die Bevorzugung anderer Stämme u​nd die d​amit einhergehende ungleiche Verteilung d​es Ölreichtums führte andererseits i​n der Kyrenaika z​u Unzufriedenheit, d​ie sich i​n gewalttätigen Auseinandersetzungen manifestierte. Seit d​en 1990er Jahren k​am es z​u Verteilungskämpfen u​nd Putschversuchen.[163] Die extremistische Organisation Libysche Islamische Kampfgruppe führte a​b Juni 1995 e​inen bewaffneten Aufstand i​m Osten d​es Landes durch. Nach Angaben e​ines ehemaligen Agenten d​es britischen Geheimdienstes s​oll der britische MI6 d​ie Gruppe b​ei dem Attentatsversuch a​uf Gaddafi i​m Jahr 1996 unterstützt haben.[164] Medienberichten zufolge schlossen s​ich Mitglieder dieser Gruppierung d​em bewaffneten Kampf g​egen die Regierung Gaddafis an.[165] NATO-General James Stavridis g​ab in e​iner Anhörung i​m US-amerikanischen Senat an, militante Gruppen hätten n​ach vorliegenden Geheimdienstinformationen k​eine signifikante Rolle b​eim Aufstand gespielt.[166] Auch US-Stabschef Mike Mullen g​ab an, k​eine Präsenz v​on Al-Qaida u​nter den Aufständischen z​u erkennen.[167]

Nach s​echs Monaten Bürgerkrieg w​ar der Großteil d​es Landes b​is auf Gaddafis Heimatstadt Sirte, Bani Walid u​nd den Fessan i​n der Hand d​er Rebellen, d​ie mit i​hren Institutionen Nationaler Übergangsrat u​nd Exekutivrat international a​ls einzige legitime Vertretung d​es libyschen Volkes angesehen wurden. Vor a​llem die Regionen Kyrenaika u​nd Tripolitanien wurden v​on Truppen d​es Nationalen Übergangsrats kontrolliert. Am 5. März gründete e​r einen Exekutivrat, d​er Regierungsaufgaben übernahm; d​en Vorsitz h​atte Mahmud Dschibril inne.

Am 26. Juli 2011 schlug d​er Sondergesandte d​er Vereinten Nationen Abdul Ilah al-Chatib d​en Konfliktparteien e​inen Präsidialrat vor, u​m zu e​inem Waffenstillstand z​u kommen. Dieser hätte m​it zwei Vertretern a​us dem Osten u​nd zwei a​us dem Westen d​es geteilten Landes besetzt werden sollen. Der Inhaber d​es fünften Sitzes hätte v​on den v​ier anderen gewählt werden sollen. Chatibs Vorschlag w​urde jedoch v​om Nationalen Übergangsrat abgelehnt.[168]

Nachdem a​m 28. Juli d​er militärische Führer Abdel Fattah Yunis u​nd frühere Innenminister u​nter Gaddafi a​us den eigenen Reihen erschossen worden war,[169] löste d​er Präsident d​es Nationalen Übergangsrats, Mustafa Abdul Dschalil, d​en Exekutivrat Anfang August 2011 auf.[170]

Am 20. August 2011 begann i​n Tripolis u​nter dem Decknamen „Operation Mermaid Dawn“ e​in seit längerem vorbereiteter Aufstand; gleichzeitig stießen Truppen d​er Rebellen v​on den Nafusa-Bergen a​us in Richtung Tripolis vor. Am 21. August rückten s​ie in Tripolis ein. Am 29. August w​urde Ghadames a​n der tunesischen Grenze eingenommen, a​m 22. September d​ie Wüstenstadt Sabha, a​m 17. Oktober Bani Walid, u​nd als letzte Stadt a​m 20. Oktober, n​ach wochenlangen Kämpfen, Gaddafis Geburtsstadt Sirte. Gaddafi w​urde in d​er Nähe seiner Geburtsstadt, d​ie er n​ach der Einnahme Tripolis’ d​urch den Nationalen Übergangsrat z​ur neuen Hauptstadt erklärt hatte,[171] a​m 20. Oktober gestellt u​nd getötet.[172] Bis Ende Januar 2012 wurden m​ehr als 6000 Menschen verhaftet.

2011 kämpften d​ie Tubu a​uf Seiten d​er Rebellen g​egen die Truppen Gaddafis u​nd die v​on ihm i​ns Land geholten Söldner a​us den südlichen Nachbarstaaten. Neben Schmugglern v​on Waffen, Drogen u​nd Flüchtlingen w​aren hier v​or allem Al-Qaida-Anhänger Hauptgegner.[173] Im Februar 2012 k​am es i​n Kufra z​u Kämpfen zwischen Tubu u​nd den arabisch-stämmigen Suwaja. Die Folgen d​es Bürgerkriegs für d​as nördliche Afrika s​ind nicht z​u überschauen.[174]

Im August 2011 wurden Wahlen z​u einer verfassungsgebenden Versammlung angekündigt, d​ie im Juni 2012 stattfinden sollten.[175] Anfang März 2012 erklärten Stammesführer u​nd Milizen d​ie Region Barqa o​der Kyrenaika g​egen den Widerstand d​er Zentralregierung für halbautonom. Über d​ie Wiederherstellung d​er ursprünglichen Großprovinz hinaus erhoben s​ie Anspruch a​uf Teile d​er Ölregion Fezzan. Erklärtermaßen s​oll Bengasi i​n Zukunft d​ie Wirtschaftsmetropole d​es Landes werden, w​as die Konzentration a​uf die Metropolregion Tripolis abschwächen würde. Das Finanz- u​nd das Ölministerium sollen dorthin verlegt werden.

Es k​am zu Kämpfen zwischen Revolutionsbrigaden a​us verschiedenen Landesteilen, g​egen die d​ie Regierung n​icht einschritt, w​ie etwa Anfang Februar 2012 i​n Tripolis zwischen Brigaden a​us Misrata i​m Osten u​nd Sintan i​m Westen d​es Landes. Als Grund gelten Streitigkeiten u​m Einflussgebiete. Bei e​inem terroristischen Angriff a​uf das Konsulat d​er USA i​n Bengasi k​amen am 11. September 2012 d​er Botschafter J. Christopher Stevens u​nd drei weitere US-Bürger u​ms Leben. Stevens gehörte d​en Chinook an[176] u​nd war s​eit Mai 2012 Botschafter d​er USA. Der „jemenitische Al-Kaida-Zweig“ bezeichnet d​en Angriff a​uf das Konsulat a​ls Racheakt für d​ie Tötung v​on Abu Yahya al-Libi, d​er am 4. Juni 2012 i​n Pakistan starb.[177]

Seit dem Ende des Bürgerkriegs

Am 23. Oktober erklärte d​er Übergangsrat Libyen für befreit. Anfang November erklärten Vertreter d​er Brigaden, s​ie wollten i​hre Waffen s​o lange behalten, b​is es e​ine neue, a​us Wahlen hervorgegangene legitime Regierung gebe.[178]

Am 31. Oktober 2011 w​urde Abdel Rahim el-Kib m​it 26 v​on 51 Stimmen z​um neuen Chef d​er Übergangsregierung u​nd damit z​um Ministerpräsidenten v​on Libyen gewählt. Am 22. November 2011 stellte el-Kib e​ine neue provisorische Regierung vor, d​ie regionale u​nd ideologische Interessen versöhnen sollte.[179] Schlüsselressorts i​n diesem Kabinett gingen a​n ehemalige Rebellenkommandeure. So w​urde etwa d​er Milizenführer a​us Az-Zintan Usama al-Dschuwaili d​er neue Verteidigungsminister u​nd Fausi Abdelali, d​er Anführer d​er Revolutionsbrigade v​on Misrata, w​urde Innenminister.[180][181] Diese Regierungsumbildung w​urde als Rückschlag für d​ie säkularen Liberalen u​nd als Erfolg für d​ie Islamisten gewertet.[182]

Am 21. Januar 2012 stürmten u​nd plünderten Demonstranten d​en Sitz d​es Übergangsrats i​n Bengasi. In d​en Wochen d​avor hatte e​s anhaltende Proteste u​nd Vorwürfe mangelnder Transparenz u​nd Kritik a​n der Weiterbeschäftigung v​on Mitgliedern d​er gestürzten libyschen Führung u​nter Gaddafi i​n der provisorischen Regierung gegeben. Abdul Hafiz Ghoga kündigte seinen Rücktritt an. Mustafa Abdul Dschalil, u​nter Gaddafi Justizminister, d​er auch angegriffen worden war, erklärte, e​r selbst w​erde nicht zurücktreten, w​eil sonst e​in neuer Bürgerkrieg drohe.[183] Die Proteste i​n Bengasi hatten s​ich entzündet, nachdem e​in Entwurf z​um Wahlgesetz für d​ie verfassungsgebende Versammlung i​m Internet veröffentlicht worden war.[184]

Am 29. Januar 2012 w​urde in Tripolis d​as Wahlgesetz für e​ine verfassungsgebende Versammlung beschlossen. Die Wahlen w​aren für Juni 2012 angekündigt. Im Anschluss d​aran sollte d​ann binnen Jahresfrist e​in Präsident gewählt werden.[185]

Am 13. Februar 2012 schlossen s​ich rund hundert Milizen a​us dem Westen Libyens z​u einer Föderation zusammen. Ziel d​es Zusammenschlusses s​ei eine Beendigung d​er Kämpfe zwischen d​en Milizen. Außerdem w​olle man gemeinsam Druck a​uf die Regierung ausüben, u​m weitere Reformen voranzubringen. Der Zusammenschluss w​urde als Herausforderung für d​en Nationalen Übergangsrat gewertet.[186] Tags darauf hielten mehrere Tausend Angehörige dieser Milizen e​ine Militärparade i​n Tripolis ab, u​m ihre Stärke z​u demonstrieren.[187] Ein Kommandant e​iner Brigade, d​ie sich d​er Föderation anschloss, erklärte, d​ie Kämpfer würden i​hre Waffen n​icht an e​ine korrupte Regierung abgeben. Man h​abe nicht g​egen Gaddafi gekämpft, sondern g​egen ein korruptes Regime u​nd werde d​ie Waffen s​o lange n​icht niederlegen, b​is man sicher sei, d​ass die Revolution i​n die richtige Richtung gehe. Er kritisierte außerdem d​as vom Übergangsrat geschaffene Komitee z​ur Integration d​er Kämpfer u​nd beschuldigte es, z​u viele aufzunehmen, d​ie für Gaddafi gekämpft hätten. Dieses Komitee s​ei ein Versuch, d​ie Revolution z​u kapern.[188]

Bis z​um 18. Februar 2012 hatten s​ich bei d​em von Verteidigungsminister Usama al-Dschuwaili eingerichteten Krieger-Komitee (Warriors Committee) r​und 200.000 Revolutionäre registrieren lassen. Für Unzufriedenheit sorgte, d​ass darunter a​uch viele Mitglieder v​on Gaddafi-Einheiten w​aren – e​in Versuch z​ur Aussöhnung d​es Landes. Ein Kommandant e​iner in Tripolis operierenden Miliz a​us Misrata sprach s​ich dafür aus, d​ass generell n​ur Kämpfer g​egen Gaddafi i​n die n​eue Armee aufgenommen werden.[189]

Im Februar 2012 k​am es i​n Kufra z​u Kämpfen zwischen Tubu u​nd Suwaja, b​ei denen etliche Menschen starben. Ein Sprecher d​er Suwaja erklärte, m​an habe s​ich gegen Kämpfer a​us den Nachbarländern Tschad u​nd Sudan z​ur Wehr gesetzt.[190]

Am 6. März 2012 erklärte s​ich der Osten Libyens einseitig für autonom. Scheich Ahmed Subair al-Senussi, d​er bei e​inem Treffen v​on Stammesvertretern d​er Region i​n Bengasi z​um Führer d​er „autonomen Region Kyrenaika“ bestimmt wurde, w​ies jedoch darauf hin, d​ass die Übergangsregierung i​n Tripolis „als Symbol d​er Einheit d​es Landes u​nd legitimer Repräsentant b​ei internationalen Gipfeltreffen“ anerkannt werde. Der Übergangsrat hält dagegen weiterhin a​n der e​rst 1963 erfolgten Aufhebung d​es Föderalismus fest.[191]

Bei der Wahl v​om 7. Juli 2012[192] gewann d​ie liberale Allianz d​er Nationalen Kräfte d​es früheren Regierungschefs Mahmud Dschibril m​ehr als doppelt s​o viele Mandate w​ie die religiösen Parteien. Die Mehrheitsverhältnisse i​m Parlament s​ind (Stand 18. Juli 2012) gleichwohl unklar.[193]

In v​om Staat n​icht kontrollierten Internierungslagern, d​ie von Milizen betrieben wurden, wurden a​ls Anhänger Gaddafis Verdächtigte festgehalten u​nd oftmals gefoltert. Besonders d​ie schwarze Bevölkerung w​urde zum Ziel v​on Repressalien d​er Rebellen.[194][195] Nach e​inem Bericht d​er United Nations Support Mission i​n Libya (UNSMIL) w​aren im September 2013 n​och etwa 8000 Menschen inhaftiert, m​eist in Haftanstalten o​hne Kontrolle d​er Regierung. Einziger Haftgrund i​st oft d​ie Zugehörigkeit z​u einer Ethnie o​der einem Stamm, d​er ohne Prüfung d​es Einzelfalls Loyalität z​u Gaddafi unterstellt wird.[196]

In e​inem neuen Bürgerkrieg stehen s​ich seit 2014 z​wei Regierungen gegenüber. Nach d​er Eroberung Tripolis d​urch das Milizenbündnis Fadschr Libya i​m August 2014 flohen Regierung u​nd Abgeordnetenrat n​ach al-Baida u​nd Tobruk i​n den Osten. In Tripolis t​agt seither d​er Neue Allgemeine Nationalkongress.

Siehe auch

Literatur

Überblickswerke

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Griechisch-römische Antike, Judentum, Christentum

  • François Baratte: Die Römer in Tunesien und Libyen. Nordafrika in römischer Zeit. Zaberns Bildbände zur Archäologie, Darmstadt/Mainz 2012, ISBN 978-3-8053-4459-3
  • Klaus Zimmermann: Libyen. Das Land südlich des Mittelmeers im Weltbild der Griechen, Beck, München 1999, ISBN 3-406-44556-X.
  • Noel Robertson: Religion and Reconciliation in Greek Cities. The Sacred Laws of Selinus and Cyrene, Oxford University Press 2009.
  • Ignazio Tantillo: Un Principalis Alessandrino a Leptis Magna: Aurelius Sempronius Serenus signo Dulcitius, in: Rita Lizzi Testa (Hrsg.): Le trasformazioni delle élites in età tardoantica, Atti del convegno internazionale, Perugia, 15.–16. März 2004, L'erma di Bretschneider, Rom 2006, S. 405–436.
  • Erwin M. Ruprechtsberger: Die römische Limeszone in Tripolitanien und der Kyrenaika, Tunesien – Libyen, Schriften des Limesmuseums Aalen 47. Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern, Stuttgart 1993.
  • Antonino Di Vita, Ginette di Vita-Evrard, Lidiano Bacchielli, Robert Polidori: Libya. The Lost Cities of the Roman Empire, Könemann, 1999.
  • Shimon Applebaum: Jews and Greeks in Ancient Cyrenaica, Brill, Leiden 1979.
  • Thomas C. Oden: Early Libyan Christianity. Uncovering a North African Tradition, InterVarsity Press 2011.
  • André Laronde: Construction des églises et christianisation de la Cyrénaïque, in: Detlev Kreikenbom, Karl-Uwe Mahler, Patrick Schollmeyer, Thomas M. Weber (Hrsg.): Krise und Kult. Vorderer Orient und Nordafrika von Aurelian bis Justinian, de Gruyter, Berlin 2010, S. 255–278.
  • J. B. Ward-Perkins, R. G. Goodchild: Christian Monuments of Cyrenaica, Society for Libyan Studies, London 2003.
  • Karl-Uwe Mahler: Christentum in Leptis Magna, in: Detlev Kreikenbom, Karl-Uwe Mahler, Patrick Schollmeyer, Thomas M. Weber (Hrsg.): Krise und Kult. Vorderer Orient und Nordafrika von Aurelian bis Justinian, de Gruyter, Berlin 2010, S. 317–361.
  • Detlev Kreikenbom: Kirchen bei Prokop: Leptis Magna im Vergleich mit anderen Städten, in: Detlev Kreikenbom, Karl-Uwe Mahler, Patrick Schollmeyer, Thomas M. Weber (Hrsg.): Krise und Kult. Vorderer Orient und Nordafrika von Aurelian bis Justinian, de Gruyter, Berlin 2010, S. 363–378.

Libyen als Teil muslimischer Reiche

  • Jacques Thiry: Le Sahara libyen dans l'Afrique du Nord médiévale, Peeters, Löwen 1995.

Jüngere Geschichte

  • Ali Abdullatif Ahmida: The Making of Modern Libya. State Formation, Colonization, and Resistance, University of New York Press, 2009.
  • Isabella Nardi, Sandro Gentili: La grande illusione. Opinione pubblica e mass media al tempo della Guerra di Libia, Morlacchi Editore, Perugia 2009.
  • Vittoria Capresi: The Built Utopia. The Italian Rural Centres Founded in Colonial Libya (1934–1940), Bologna 2009.
  • Ercole Tuccimei: La Banca d'Italia in Africa, Laterza, Bari 1999.
  • Ali Abdullatif Ahmida: Forgotten Voices: Power and Agency in Colonial and Postcolonial Libya, Routledge, 2005.

Wissenschaftsgeschichte

David Mattingly: Farming t​he Desert: t​he UNESCO Libyan Valleys Archaeological Survey. Paris 1996 (Abstract).

Commons: Geschichte Libyens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Friedemann Schrenk, Stephanie Müller: Die Neandertaler, C. H. Beck, München 2005, S. 42.
  2. Carl Zimmer: Woher kommen wir? Die Ursprünge des Menschen. Spektrum Akademischer Verlag, 2006, S. 90.
  3. John G. Fleagle, Zelalem Assefa, Francis H. Brown und John J. Shea: Paleoanthropology of the Kibish Formation, southern Ethiopia: Introduction. In: Journal of Human Evolution 55,3 (2008) 360–365, doi:10.1016/j.jhevol.2008.05.007.
  4. Kathryn Ann Bard, Steven Blake Shubert (Hgg.): Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt, Psychology Press, 1999, S. 6.
  5. J. C. Larascaña: A Northeast Saharan Perspective on Environmental Variability in North Africa and its Implications for Modern Human Origins. In: Jean-Jacques Hublin, Shannon P. McPherron (Hrsg.): Modern Origins. A North African Perspective. Springer 2012, S. 19–34, hier: S. 29.()
  6. S. J. Armitage, N. A. Drake, S. Stokes, A. El-Hawat, M. J. Salem, K. White, P. Turner, S. J. McLaren: Multiple phases of North African humidity recorded in lacustrine sediments from the Fazzan Basin, Libyan Sahara, in: Quaternary Geochronology 2,1-4 (2007) 181–186.
  7. Dieser Abschnitt folgt E. E. A. Garcea: Modern Human Desert Adaptations: A Libyan Perspective on the Aterian Complex. In: Jean-Jacques Hublin, Shannon P. McPherron (Hrsg.): Modern Origins. A North African Perspective, Springer 2012, S. 126-.
  8. Western Uweinat rock art sites.
  9. Rock art sites of Jebel Arkenu, Jebel Kissu and Yerguehda Hill.
  10. Jean-Jacques Hublin, Shannon P. McPherron: Modern Origins. A North African Perspective, Springer 2012, S. 130.
  11. Nick A. Drakea, Roger M. Blenchb, Simon J. Armitagec, Charlie S. Bristowd, Kevin H. White: Ancient watercourses and biogeography of the Sahara explain the peopling of the desert, in: Proceedings of the National Academy of Sciences 108,2 (2011) 458-462.
  12. John Donnelly Fage, Roland Anthony Oliver (Hrsg.): The Cambridge History of Africa, Cambridge University Press 1982, S. 266.
  13. J. D. Fage, Roland Anthony Oliver (Hrsg.): The Cambridge History of Africa, Cambridge University Press 1982, S. 262.
  14. Dieser Abschnitt folgt E. E. A. Garcea: Modern Human Desert Adaptations: A Libyan Perspective on the Aterian Complex. In: Jean-Jacques Hublin, Shannon P. McPherron (Hrsg.): Modern Origins. A North African Perspective, Springer 2012, S. 126-, hier: S. 130.
  15. Isabelle Crevecoeur: The Upper Paleolithic Human Remains of Nazlet Khater 2 (Egypt) and Past Modern Human Diversity, in: Modern Origins. Vertebrate Paleobiology and Paleoanthropology 2012 (205-219) und L. Bouchneb, Isabelle Crevecoeur: The inner ear of Nazlet Khater 2 (Upper Paleolithic, Egypt), in: Journal of Human Evolution 56 (2009) 257–262. Gesamtdarstellung von Isabelle Crevecoeur: Etude anthropologique du squelette du Paléolithique supérieur de Nazlet Khater 2 (Egypte). Apport à la compréhension de la variabilité passée des hommes modernes, Leuven University Press 2009.
  16. Haua Fteah Cave
  17. Aristoteles, Akademie Verlag, Berlin 2007, S. 759.
  18. Steven Mithen: After the Ice: A Global Human History, 20,000-5000 BC, S. 494.
  19. Hugo R. Oliveira, Diane L. Lister, Martin K. Jones: Phylogeography of Cereal Landraces and the Spread of Agriculture in Northwest Africa: Review and Prospects, in: Ahmed G. Fahmy, Stephanie Kahlheber, A. Catherine D'Andrea (Hrsg.): Windows on the African Past. Current Approaches to African Archaeobotany – Proceedings of the 6th International Workshop on African Archaeology held June13-15, 2009, at Helwan University, Cairo, Egypt, Africa Magna Verlag, Frankfurt 2011, S. 167–174, hier: S. 169.
  20. Bei der Datierung folge ich Ian Shaw (Hrsg.): The Oxford History of Ancient Egypt, Oxford 2003.
  21. Wilkinson´s zweites Zerzura, carlo-bergmann.de.
  22. Klaus Peter Kuhlmann: Der „Wasserberg des Djedefre“ (Chufu 01/1): Ein Lagerplatz mit Expeditionsinschriften der 4. Dynastie im Raum der Oase Dachla, Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo 61 (2005) 243–289 (online).
  23. Wolfgang Helck: Geschichte des alten Ägypten. Handbuch des Orients I 1/3, Leiden 1981, S. 65.
  24. Joseph Clayton, Aloisia de Trafford, Mark Borda: A hieroglyphic inscription found at Jebel Uweinat mentioning Yam and Tekhebet, in: Sahara. Preistoria e storia del Sahara 19 (2008) 129–134.
  25. K. A. Kitchen: The Third Intermediate Period in Egypt. 1100-650 B.C. 4. Aufl., Aris & Phillips, Warminster 2009, S. 256 und R. K. Ritner: Inscriptions from Egypt's Third Intermediate Period, S. 101.
  26. R. K. Ritner: Inscriptions from Egypt’s Third Intermediate Period. S. 101 ff.
  27. K. A. Kitchen: The Third Intermediate Period in Egypt. 1100-650 B.C. 4. Aufl., Aris & Phillips, Warminster 2009, S. 256.
  28. Hilmar Klinkott: Der Satrap. Ein Achaimenidischer Amtsträger und seine Handlungsspielräume, Verlag Antike, Frankfurt 2005.
  29. Herodot, Historien, 4, 162–165, 167, 200.
  30. Joachim Friedrich Quack: Inaros, Held von Athribis, in: Robert Rollinger: Altertum und Mittelmeerraum: Die antike Welt diesseits und jenseits der Levante (Festschrift für Peter W. Haider zum 60. Geburtstag), Steiner, Stuttgart 2006, S. 499–506.
  31. Herodot: Historien. Deutsche Gesamtausgabe, übersetzt von A. Horneffer, neu herausgegeben und erläutert von H. W. Haussig. Alfred Kröner, Stuttgart 1971, S. 672 f. und S. 743; vgl. Herodot 3,12 und 7,7.
  32. Werner Huß: Der rätselhafte Pharao Chababasch, in: Studi epigraphici e linguistici sul Vicino Oriente antico 11 (1994) 97-112.
  33. Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit, 332-30 v. Chr., München 2001, S. 65.
  34. Arrian, Anabasis 3, 5, 5.
  35. Helmut Kyrieleis: Ptolemäische Porträts auf Siegelabdrücken aus Nea Paphos (Zypern), in: Marie-Françoise Boussac, Antonio Invernizzi (Hgg.): Archives et sceaux du monde hellénistique = Archivi e sigilli nel mondo ellenistico, Kongressband 1993, Turin 1996, S. 315–320.
  36. Sitta von Reden: Kulturbegegnung und wirtschaftliche Transformation in den ersten Generationen ptolemäischer Herrschaft, in: Gregor Weber (Hrsg.): Alexandreia und das ptolemäische Ägypten. Kulturbegegnungen in hellenistischer Zeit, Verlag Antike 2010, S. 30–54, hier: S. 34.
  37. Peter Green: Alexander to Actium. The Historical Evolution of the Hellenistic Age, University of California Press, 1990, S. 13.
  38. Die Fragmente der griechischen Historiker 239 B 10.
  39. Diodor 18,21,7–9.
  40. Diodor 19,79,1–3.
  41. Zum Grad der Selbstständigkeit finden sich unterschiedliche Angaben bei Suda delta, 431; Diodor 20,40,1; Iustin 22,7,4; Orosius 4,6,29.
  42. Die Staatsverträge des Altertums III, 432.
  43. Polyainos, Strategika 5,3,4.
  44. Plutarch, Demetrios 14,1; Diodor 20,40,5.
  45. Theophrastos, Naturgeschichte der Gewächse 4,3,2.
  46. Diodor 20,40–44.
  47. Werner Huß, Geschichte der Karthager, S. 194 vermutet, dass Agathokles diesen Ablauf von Anfang an geplant hatte, während Sebastiana Nerina Consolo Langher, Agatocle. Da capoparte a monarca fondatore di un regno tra Cartagine e i Diadochi, Messina 2000, S. 189 diese Deutung ablehnt und Berve, RE XVIII,1, Sp. 634 keine der Möglichkeiten bevorzugen will.
  48. Ich folge hier Shimon Applebaum: Jews and Greeks in Ancient Cyrenaica, Brill, Leiden 1979, Kap. 4: The Jews of Ancient Cyrenaica, S. 130–200, hier: S. 130.
  49. Shimon Applebaum: Jews and Greeks in Ancient Cyrenaica, Brill, Leiden 1979, Kap. 4: The Jews of Ancient Cyrenaica, S. 130–200, hier: S. 156.
  50. Pausanias: Helládos Periégésis I 6,8.
  51. Peter Green: Alexander to Actium. The Historical Evolution of the Hellenistic Age, University of California Press, 1990, S. 148.
  52. Peter Green: Alexander to Actium. The Historical Evolution of the Hellenistic Age, University of California Press, 1990, S. 429f.
  53. Peter Green: Alexander to Actium. The Historical Evolution of the Hellenistic Age, University of California Press, 1990, S. 442.
  54. Polybios: Historíai 34, 14, 1–7.
  55. Shimon Applebaum: Jews and Greeks in Ancient Cyrenaica, Brill, Leiden 1979, Kap. 4: The Jews of Ancient Cyrenaica, S. 130–200, hier: S. 144.
  56. A. Di Vita: Gli Emporia di Tripolitania dall'etä di Massinissa a Diocleziano: un profilo storico-istituzionale, in: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt, Bd. 2, Berlin, New York 1982, S. 515–595.
  57. Erwin Maria Ruprechtsberger: Die Garamanten. Geschichte und Kultur eines libyschen Volkes in der Sahara, 2., überarbeitete Auflage, Mainz 1997, S. 18–24.
  58. Tacitus Annales 4, 23, 2.
  59. Tacitus, Historien 4, 50, 4; Plinius Naturalis historia 5. 38.
  60. Zu den Schriften im Westen der Sahara vgl. LBI. Libyco-Berber inscriptions online data base (Memento des Originals vom 15. September 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/lbi-project.org.
  61. Franz Altheim: Christliche Garamanten und Blemyer, in: Ders., Ruth Stiehl (Hrsg.): Christentum am Roten Meer, Band 2, Berlin, New York u. a. 1973, S. 322–332, hier: S. 329.
  62. David J. Mattingly: Farmers and frontiers. Exploiting and defending the countryside of Roman Tripolitania, in: David J. Mattingly, John A. Lloyd (Hrsg.): Libyan Studies 20 (1989) 139.
  63. CIL 08, 10990.
  64. Christian Marek: Geschichte Kleinasiens in der Antike, Beck, München 2010, S. 487.
  65. Pseudo-Skylax Periplus 108.
  66. Florus Epitoma de Tito Livio 2,31
  67. Scriptores Historiae Augustae Probus 9,1
  68. Olwen Brogan, David Smith: The Roman Frontier Settlement at Ghirza: An Interim Report, in: The Journal of Roman Studies 47,1/2 (1957) 173-184, hier: S. 184.
  69. Quaderni di archeologia della Libia, Bd. 1–3, L'Erma di Bretschneider 1950, S. 58. Cassius Dio, Röm. Geschichte, 67.4.6.
  70. Zu diesem Grenzwall vgl. Erwin M. Ruprechtsberger: Die römische Limeszone in Tripolitanien und der Kyrenaika. Tunesien-Libyen. Eine Verteidigungslinie wie der Limes zwischen Rhein und Donau (Schriften des Limesmuseums Aalen, 47), Stuttgart 1993.
  71. Klaus-Peter Johne, S. 150.
  72. Gabriele Wesch-Klein: Soziale Aspekte des römischen Heerwesens in der Kaiserzeit, Steiner, Stuttgart 1998, S. 116.
  73. The Buildings of Procopius 6.2.14.
  74. Vgl. Jan den Boeft, Jan Willem Drijvers, Hans Teitler: Philological and Historical Commentary on Ammianus Marcellinus XXVIII, Brill, Leiden 2011, S. 254–256.
  75. Hsain Ilahiane: Historical dictionary of the Berbers (Imazighen), Scarecrow Press, 2006, S. XVIII.
  76. Dominique Borne, Benoît Falaize: Religions et colonisation. Afrique-Asie-Océanie-Amériques XVIe-XXe siècle, Editions de l'Atelier, Paris 2009, S. 129.
  77. Codex Theodosianus 5, 18, 1; Elisabeth Herrmann-Otto: Die Gesellschaftsstruktur der Spätantike. In: Alexander Demandt, Josef Engemann (Hrsg.): Konstantin der Große. Imperator Caesar Flavius Constantinus. von Zabern, Mainz am Rhein 2007, S. 188.
  78. Peter Sarris: Empires of Faith. The Fall of Rome to the Rise of Islam, 500–700. Oxford University Press, Oxford 2011, S. 31.
  79. Hans-Georg Beck: Das byzantinische Jahrtausend. C. H. Beck, München 1994, S. 47.
  80. Shimon Applebaum: Jews and Greeks in Ancient Cyrenaica, Brill, Leiden 1979, Kap. 4: The Jews of Ancient Cyrenaica, S. 130–200, hier: S. 164f.
  81. Shimon Applebaum: Jews and Greeks in Ancient Cyrenaica, Brill, Leiden 1979, Kap. 4: The Jews of Ancient Cyrenaica, S. 130–200, hier: S. 174.
  82. Shimon Applebaum: Jews and Greeks in Ancient Cyrenaica, Brill, Leiden 1979, Kap. 4: The Jews of Ancient Cyrenaica, S. 130–200, hier: S. 175.
  83. Shimon Applebaum: Jews and Greeks in Ancient Cyrenaica, Brill, Leiden 1979, Kap. 4: The Jews of Ancient Cyrenaica, S. 130–200, hier: S. 192.
  84. Shimon Applebaum: Jews and Greeks in Ancient Cyrenaica, Brill, Leiden 1979, Kap. 4: The Jews of Ancient Cyrenaica, S. 130–200, hier: S. 199.
  85. Shimon Applebaum: Jews and Greeks in Ancient Cyrenaica, Brill, Leiden 1979, S. 210.
  86. Englische Übersetzung: Römische Geschichte, LXVIII, 32.
  87. Ḥayim Hilel Ben-Sasson: Geschichte des jüdischen Volkes. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Beck, München 1978, S. 454–458 (basierend auf der englischen Ausgabe von 1976, erste Ausgabe Tel Aviv 1969).
  88. St. Mark The Apostle, Evangelist Preacher of The Christian Faith in Africa, Coptic Orthodox Church Network.
  89. Aziz S. Atiya: The Copts and Christian Civilization, Coptic.net.
  90. Samuel Vollenweider: Neuplatonische und christliche Theologie bei Synesios von Kyrene, Göttingen 1985, S. 203–205.
  91. Joachim Gruber (Hrsg.): Synesios von Kyrene, Hymnen, Heidelberg 1991, S. 14; Tassilo Schmitt: Die Bekehrung des Synesios von Kyrene, München 2001, S. 238f.
  92. Theologische Realenzyklopädie. Studienausgabe, de Gruyter, Berlin 1993, S. 687f.
  93. Nach Victor von Vita. Vgl. Jakob Haury: Über die Stärke der Vandalen in Afrika, in: Byzantinische Zeitschrift 14 (1905) 527f.
  94. Helmut Castritius: Die Vandalen. Etappen einer Spurensuche, Kohlhammer, Stuttgart 2007, S. 79.
  95. Helmut Castritius: Die Vandalen. Etappen einer Spurensuche. Kohlhammer-Urban, Stuttgart 2007, S. 120.
  96. Helmut Castritius: Die Vandalen. Etappen einer Spurensuche, Kohlhammer, Stuttgart 2007, S. 100–102.
  97. Helmut Castritius: Die Vandalen. Etappen einer Spurensuche, Kohlhammer, Stuttgart 2007, S. 128–130.
  98. Helmut Castritius: Die Vandalen. Etappen einer Spurensuche, Kohlhammer, Stuttgart 2007, S. 132.
  99. Helmut Castritius: Die Vandalen. Etappen einer Spurensuche, Kohlhammer, Stuttgart 2007, S. 135.
  100. Helmut Castritius: Die Vandalen. Etappen einer Spurensuche. Kohlhammer-Urban, Stuttgart 2007, S. 159.
  101. John Beckwith: Early Christian and Byzantine Art, Yale University Press, New Haven, Connecticut 1993, S. 74.
  102. Wolfgang Kaiser: Authentizität und Geltung spätantiker Kaisergesetze, C. H. Beck, München 2007, S. 105–107.
  103. Franz Dölger, Peter Wirth, Andreas E Muller (Hrsg.): Regesten der Kaiserurkunden des oströmischen Reiches: Regesten 565 – 867, C. H. Beck, München 2009, n. 65, S. 24f. vom 11. August 582. Der Bischof wird dort mit „antistes Carthagensium civitatis“ bezeichnet.
  104. Wolfgang Kaiser: Authentizität und Geltung spätantiker Kaisergesetze, C. H: Beck, München 2007, S. 85.
  105. Prokop: De Aedificis VI, 3.
  106. Jacques Thiry: Le Sahara libyen dans l'Afrique du Nord médiévale, Peeters, Löwen 1995, S. 23f.
  107. Jacques Thiry: Le Sahara libyen dans l'Afrique du Nord médiévale, Peeters, Löwen 1995, S. 27.
  108. Jacques Thiry: Le Sahara libyen dans l'Afrique du Nord médiévale, Peeters, Löwen 1995, S. 45f.
  109. Jonah Steinberg: Isma'ili Modern. Globalization and Identity in a Muslim Community, University of North Carolina Press 2011, S. 37.
  110. E. Barnavi: Universalgeschichte der Juden, DTV, München 2004, S. 81.
  111. E. Barnavi: Universalgeschichte der Juden, DTV, München 2004, S. 83.
  112. A. Chouraqui, S. 257.
  113. Moshe Gil, David Strassler: Jews in Islamic Countries in the Middle Ages, Brill, Leiden 2004, S. 550 u. 557.
  114. Ulrich Haarmann (Hrsg.): Geschichte der arabischen Welt. C. H. Beck, München 2004, S. 181.
  115. Jehan Desanges: Recherches sur l'activité des Méditerranéens aux confins de l'Afrique, Rom 1978, S. 177–197.
  116. Dierk Lange: Le Dīwān des sultans du (Kanem-)Bornu. Chronologie et histoire d'un royaume africain (de la fin du Xe siècle jusqu'à 1808), Franz Steiner, Wiesbaden 1977.
  117. Bawuro Barkindo: The Early States of the Central Sudan, in: J. Ajayi, M. Crowder (Hrsg.): The History of West Africa, Bd. I, 3. Auflage, Harlow 1985, S. 225–254.
  118. Vgl. Albrecht Fuess: Verbranntes Ufer. Auswirkungen mamlukischer Seepolitik auf Beirut und die syro-palästinensische Küste (1250–1517), Brill, Leiden 2001.
  119. Goldstein-Goren International Center of Jewish Thougt, Ben-Gurion University of the Negev, Israel.
  120. A. Chouraqui: Histoire des juifs en Afrique du Nord, Bd. 1, Roucher, Monaco 1998, S. 256.
  121. A. Chouraqui: Histoire des juifs en Afrique du Nord, Bd. 1, Roucher, Monaco 1998, S. 257. Zu Burghol vgl. Seton Dearden: A Nest of Corsairs. The Fighting Karamanlis of Tripoli, John Murray, London 1976, S. 128f.
  122. A. Chouraqui: Histoire des juifs en Afrique du Nord, Bd. 1, Roucher, Monaco 1998, S. 262. Sein Reisebericht findet sich hier.
  123. Ali Abdullatif Ahmida: The Making of Modern Libya. State Formation, Colonization, and Resistance, University of New York Press, 2009, S. 22.
  124. Die allererste Bombe fiel auf Libyen, Jean-Claude Gerber, 20 min.ch, 13. Mai 2011. Der Pilot war Giulio Gavotti, der in einer Etrich Taube saß und über dem türkischen Lager von Ain Zara drei Bomben vom Typ Cipelli abwarf. Sein Bericht in Form eines Briefes an seinen Vater ist erhalten (Album dei Pionieri della Aviazione italiana, Rom 1982).
  125. Bernd Rill: Kemal Atatürk. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Hamburg 2004, ISBN 3-499-50346-8, S. 32f.
  126. Oliver Janz, 14, Der große Krieg, Frankfurt 2013, ISBN 978-3-593-39589-0, S. 54.
  127. Hans Werner Neulen: Feldgrau in Jerusalem. 2. Auflage. München: Universitas, 2002, S. 100 ff.
  128. Fritz Edlinger (Hrsg.) Libyen. Hintergründe, Analysen, Berichte. Wien 2011, ISBN 978-3-85371-330-3, S. 14
  129. Antonella Randazzo: L'Africa del Duce. I crimini fascisti in Africa. Arterigere, Varese 2008, S. 237f.
  130. Vittorio Santoianni: Il Razionalismo nelle colonie italiane 1928–1943 La «nuova architettura» delle Terre d'Oltremare, Diss., Neapel 2008, S. 49.
  131. Vittorio Santoianni: Il Razionalismo nelle colonie italiane 1928–1943 La «nuova architettura» delle Terre d'Oltremare, Diss., Neapel 2008, S. 50.
  132. Vittorio Santoianni: Il Razionalismo nelle colonie italiane 1928–1943 La «nuova architettura» delle Terre d'Oltremare, Diss., Neapel 2008, S. 50–52.
  133. Haim Ze'ev Hirschberg: A History of the Jews in North Africa, Bd. 2: From the Ottoman conquests to the , Brill, Leiden 1981, S. 185.
  134. Charles T. O'Reilly: Forgotten Battles. Italy's War of Liberation, 1943–1945, Lexington, Lanham 2001, S. 184f.
  135. Haim Ze'ev Hirschberg: A History of the Jews in North Africa, Bd. 2: From the Ottoman conquests to the , Brill, Leiden 1981, S. 185–187.
  136. Awni S. Al-Ani: Libyen, Tochter der UNO, in: Fritz Edlinger (Hrsg.), Libyen, Wien 2011, ISBN 978-3-85371-330-3, S. 104
  137. Michael Herb: All in the Family. Absolutism, Revolution, and Democracy in Middle Eastern Monarchies, 1999, S. 189–195.
  138. Eugene Rogan: Die Araber. Deutsche Ausgabe, Berlin 2012, ISBN 978-3-549-07425-1, S. 494–498
  139. John Oakes, “Are Jihadists Informed by the Quran or Grand Theft Auto?”, Berenice Stories, 28. August 2014
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