Convair B-36
Die Convair B-36 „Peacemaker“ war ein US-amerikanischer Langstreckenbomber mit sechs Kolbenmotoren, der bei späteren Varianten noch mit vier zusätzlichen Strahltriebwerken ausgerüstet wurde. Er war der größte jemals von der US Air Force geflogene Bomber.
Convair B-36 „Peacemaker“ | |
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Convair B-36J „Peacemaker“ der U.S. Air Force | |
Typ: | Strategischer Bomber |
Entwurfsland: | |
Hersteller: | Consolidated Vultee Aircraft Corporation |
Erstflug: | 8. August 1946 |
Indienststellung: | 1949 |
Produktionszeit: | 1947 bis 1954 |
Stückzahl: | 385[1] |
Seine Entwicklung bei Consolidated begann während des Zweiten Weltkrieges, um von Nordamerika aus nach der befürchteten Invasion Großbritanniens durch deutsche Truppen Ziele in Europa angreifen zu können. Der Typ bildete in der Frühphase des Kalten Krieges das Rückgrat des Strategic Air Command und wurde in dieser Rolle ab 1955 durch die ausschließlich strahlgetriebene Boeing B-52 ersetzt.
Geschichte
Die Entwicklung der Maschine begann 1941 mit einer geplanten Reichweite von 16.000 Kilometern bei 4,54 Tonnen Bombenzuladung. Für den Fall, dass auf dem europäischen Kriegsschauplatz Großbritannien verloren ginge, war ein „Superbomber“ mit Reichweite USA–Europa–USA notwendig. Die Maschinen sollten daher von der Ostküste der Vereinigten Staaten starten, ihre Bombenlast über Zielen in Europa abwerfen und dann in die USA zurückkehren. Dabei sollte Island als Zwischenstation dienen. Ab Mai 1940 war dieses zunächst von britischen Truppen besetzt, die im Juli 1941 von US-Truppen weitgehend ersetzt wurden. Vor dem Hintergrund des aufziehenden Kalten Krieges wurde das Projekt auch nach der Kapitulation der Achsenmächte fortgesetzt. Der Erstflug fand am 8. August 1946 in Fort Worth statt. Das Flugzeug wurde von 1947 bis 1954 in Serie gebaut. Am 26. Juni 1948 waren die ersten B-36 bei der 7th Bombardement Group einsatzbereit. Die letzte B-36 wurde am 12. Februar 1959 außer Dienst gestellt und durch die Boeing B-52 abgelöst. Der letzte Flug einer B-36 erfolgte am 30. April 1959, als die B-36J mit der Seriennummer 52 - 2220 ins National Museum of the United States Air Force überführt wurde. Die B-36 konnte nach Anpassungen im Bombenschacht zwei Exemplare der schwersten konventionellen Bombe, der T-12 „Cloudmaker“, mit je 20 Tonnen Gewicht mitführen.
Die ersten Serien der B-36 hatten reinen Propellerantrieb. Die sechs Pratt-&-Whitney-R-4360-Triebwerke mit Druckpropeller waren hinten in den Tragflächen angebracht und leisteten zusammen zuerst 18.000 PS, später 22.500 PS. Diese Anordnung der Triebwerke verhinderte Turbulenzen, die den Luftstrom über den Tragflächen gestört hätten, erschwerte aber gleichzeitig die Kühlung der Motoren. Ab der B-36D-Serie wurden zusätzlich vier Strahltriebwerke vom Typ General Electric J47 in Zwillingsgondeln außen an den Tragflächen angebracht, um die Startgeschwindigkeit, die Flughöhe und die Fluggeschwindigkeit im Zielgebiet steigern zu können. Im normalen Flug blieben die Turbinen meist abgeschaltet, um Treibstoff zu sparen. Alle existierenden B-36B wurden ebenfalls mit den Strahltriebwerken nachgerüstet. So erhielt die B-36 den Spitznamen „six turnin’ and four burnin’ “ (sechs drehen und vier brennen).
Die B-36 hatte zu Beginn große Probleme mit Triebwerksbränden und anderen Fehlfunktionen. Besonders aus der United States Navy kam heftige Kritik am Projekt. Als eigenes Projekt entwarf die Navy den Flugzeugträger USS United States, der als mobiler Stützpunkt für Atombomber dienen sollte. Letztendlich setzte sich die Air Force durch und bekam die B-36. Daraus entwickelte sich der Aufstand der Admirale.
Von 1950 bis 1951 entwickelte Convair aus der B-36 den achtstrahligen Langstreckenbomber B-60 als Konkurrenzentwurf zur Boeing B-52. Ab 1942 wurde parallel zur B-36 eine als C-99 bezeichnete Transportflugzeugvariante entwickelt, die das Tragwerk einschließlich der Triebwerke des Bombers verwendete.
Zwischen 1948 und 1959 war die B-36 bei insgesamt sechs Bomber- und vier Aufklärungsgeschwadern des Strategic Air Command in Dienst. Dies waren die 6th, 7th, 11th, 42nd, 92nd und 95th Bombardment Wings (Heavy) und die 5th, 28th, 72nd und 99th Strategic Reconnaissance Wings (Heavy).[2]
Produktion
Die B-36 wurde 1944 in 100 Exemplaren bestellt. Der damalige Stückpreis lag bei 2.541.138 USD. Zum Vergleich: Die B-29 wurde 1944 für 605.360 USD beschafft. Zudem stieg der Preis in der Serienproduktion signifikant an, wie die untenstehende Tabelle zeigt.
Abnahme der B-36 durch die USAF:[3]
Version | 1947 | 1948 | 1949 | 1950 | 1951 | 1952 | 1953 | 1954 | SUMME | Preis |
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XB-36 | 1 | 1 | ||||||||
YB-36 | 1 | 1 | ||||||||
YB-36A | 1 | 1 | 2.541.138 USD | |||||||
B-36A | 20 | 1 | 21 | 2.541.138 USD | ||||||
B-36B | 18 | 41 | 3 | 62 | 2.541.138 USD | |||||
B-36D | 14 | 12 | 26 | 4.138.125 USD | ||||||
B-36F | 33 | 1 | 34 | 4.138.125 USD | ||||||
B-36H | 7 | 49 | 27 | 83 | 4.149.446 USD | |||||
B-36J | 10 | 23 | 33 | 3.640.214 USD | ||||||
RB-36D | 14 | 10 | 24 | 4.138.125 USD | ||||||
RB-36E | (9) | (13) | (22) | (Umbau) | ||||||
RB-36F | 24 | 24 | 4.133.876 USD | |||||||
RB-36H | 47 | 26 | 73 | 4.149.446 USD | ||||||
SUMME | 1 | 39 | 43 | 31 | 86 | 97 | 63 | 23 | 383 | |
B-36G/YB-60 | 2 | 2 |
Im Zeitraum von November 1950 bis Februar 1952 wurden von den 62 B-36B insgesamt 59 in B-36D umgebaut. Die 22 RB-36E entstanden zwischen Juli 1950 und Juli 1951 aus 21 B-36A und der YB-36. Der Umbau von 1 RB-36F in GRB-36F erfolgte im Jahre 1951, von 10 RB-36D in GRB-36D im Zeitraum Dezember 1953 bis März 1955. Die zum Testträger für ein geplantes „Atomtriebwerk“ umgebaute XB-36H, flog von 1955 bis 1957 unter der Bezeichnung NB-36H. 24 Bomber und 7 Aufklärer gingen durch Unfälle verloren. Das Flugzeug wurde in den Jahren 1957 bis 1959 aus dem Dienst genommen.[4]
Versionen
- XB-36
- Prototyp, angetrieben von sechs R-4360-25-Motoren mit je 3000 PS, 1 Exemplar gebaut, später mit Raupenfahrwerk (mit umlaufendem Band, keine Gleiskette) getestet.
- YB-36
- Prototyp mit veränderter Frontpartie und erhöhtem Cockpit, 1 Exemplar gebaut, später zur YB-36A umgebaut.
- YB-36A
- Ursprüngliche YB-36 mit vierrädrigem Hauptfahrwerk, später zur RB-36E umgebaut.
- B-36A
- Serienvariante, unbewaffnet zu Trainingszwecken, 22 gebaut, 21 zu RB-36E umgebaut.
- B-36B
- Bewaffnete Serienvariante mit sechs R-4360-41-Motoren mit je 3500 PS, 73 gebaut, später zu RB-36D und B-36D umgebaut.
- RB-36B
- Bezeichnung für 39 B-36B, die zeitweise mit Kameras als Aufklärer ausgerüstet waren.
- YB-36C
- Projekt für eine Version mit sechs je 4300 PS leistenden R-4360-51-Motoren mit Frontpropellern, nicht gebaut.
- B-36C
- Geplante Produktionsvariante der YB-36C, Bestellung in B-36B umgewandelt
- B-36D
- Wie B-36B, mit zusätzlichen vier J47-GE-19-Triebwerken, 22 gebaut und 64 Umbauten aus B-36B.
- RB-36D
- Strategische Aufklärungsvariante der B-36D mit Kamerainstallation in den Bombenschächten, 17 gebaut und 7 Umbauten aus B-36B.
- RB-36E
- Die YB-36A und 21 B-36As umgebaut auf den Standard der RB-36D.
- B-36F
- Wie B-36D aber mit sechs je 3800 PS leistenden R-4360-53-Motoren und vier J47-GE-19-Triebwerken, 34 gebaut.
- RB-36F
- Strategische Aufklärungsvariante der B-36F mit zusätzlicher Treibstoffkapazität, 24 gebaut.
- GRB-36F
- Eine im Rahmen des FICON-Programms zum Trägerflugzeug für eine GRF-84F Thunderstreak umgebaute RB-36F.
- YB-36G
- Projekt einer reinen Jet-Variante mit gepfeilten Tragflächen, unter der Bezeichnung YB-60 realisiert.
- B-36H
- Wie B-36F mit verbessertem Cockpit und Ausrüstung, 83 gebaut.
- NB-36H
- Eine B-36H mit experimenteller Atomreaktorinstallation, verändertem Cockpit und Frontbereich.
- RB-36H
- Strategische Aufklärungsvariante der B-36H, 73 gebaut.
- B-36J
- Höhenvariante mit verstärktem Fahrwerk, vergrößerter Treibstoffkapazität, auf Heckkanonen reduzierter Abwehrbewaffnung und reduzierter Besatzung, 33 gebaut.
Bilder
- XB-36, Prototyp
- B-36B im Flug
- XB-36 mit Kettenfahrwerk
- RB-36D
- RB-36H
- NB-36H, Testträger für Atomreaktor
- B-36H (Aufnahme aus den 1940er-Jahren)
- GRB-36F als Trägerflugzeug für YRF-84F-Jäger
Zwischenfälle
Vom Erstflug 1946 bis zum Betriebsende 1959 kam es mit Convair B-36 zu 32 Totalschäden von Flugzeugen. Bei 16 davon kamen 173 Menschen ums Leben.[5] Beispiele:
- Am 14. Februar 1950 verlor eine B-36 der 436th Bombardement Squadron (7th Bomb Wing, 8th Air Force) nahe Vancouver Island in Kanada eine Atombombe vom Typ Mk IV. Die Bombe stürzte ins Meer, es kam jedoch zu keiner Detonation.[6] Angeblich war die Atombombe aber nur eine Attrappe.[7]
- Am 22. Mai 1957 warf eine B-36 nahe der Kirtland Air Force Base in New Mexico eine Wasserstoffbombe vom Typ Mk. 17 ohne Zünder aus 520 Metern Höhe ab. Es explodierte nur die für die initiale Zündung notwendige konventionelle Sprengladung, die Explosion hinterließ einen Krater von 3,6 Metern Tiefe. Der Waffensystemoffizier hatte versehentlich den Auslösemechanismus betätigt.
Technische Daten
Kenngröße | Daten der B-36J[8] |
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Besatzung | 15 |
Länge | 49,40 m |
Spannweite | 70,10 m |
Höhe | 14,22 m |
Flügelfläche | 443,32 m² |
Flügelstreckung | 11,1 |
Leermasse | 77.580 kg |
max. Startmasse | 185.973 kg |
Reisegeschwindigkeit | 230 mph (ca. 400 km/h) |
Höchstgeschwindigkeit | 435 mph (ca. 700 km/h) |
Dienstgipfelhöhe | 45.700 ft (ca. 13.900 m) |
Reichweite | 10.000 mi (ca. 16.000 km) |
Triebwerke |
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Bewaffnung |
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Literatur
- Don Pyeatt, Dennis Jenkins: Cold War Peacemaker. The Story of Cowtown and Convair B-36. Specialty Press, North Branch MN 2010, ISBN 978-1-58007-127-7 (englisch).
Weblinks
Einzelnachweise
- Dennis R. Jenkins: Magnesium Overcast – The Story of the Convair B-36, Specialty Press, 3. Auflage 2005, S. 234
- Bill Yenne: Convair B-36 Peacemaker (Warplane Classic). In: International Air Power Review. Volume 13, 2004, S. 150 f.
- Statistical Digest of the USAF 1947. S. 115; 1948II, S. 16; 1949, S. 164, 1951, S. 158, 1952, S. 158; 1953, S. 185; 1954, S. 70; 1955, S. 89; 1958, S. 83 f., Size Knaack, Marcelle: Encyclopedia of US Air Force Aircraft and Missile Systems. Volume 2, Washington D.C., 1978, S. 3 ff.
- Statistical Digest of the USAF 1950 bis 1960, Tabelle "USAF Aircraft Gains and Losses"; Jacobsen, Meyers K.: Convair B-36. A Comprehensive History of America's "Big Stick", Atglen, PA 1997, S. 98, S. 344 ff., S. 384
- Liste von Unfällen mit Convair B-36, Aviation Safety Network WikiBase (englisch), abgerufen am 26. Juli 2018.
- U.S. Nuclear Weapons in Canada. Dundom Group, 1999, ISBN 1-55002-329-2, S. 111.
- spiegel.de
- Convair B-36J Peacemaker. In: U.S. Air Force Fact Sheet. National Museum of the USAF, 28. Mai 2015, abgerufen am 20. August 2021 (englisch).